die energieeffiziente Stadt Delitzsch
Transcription
die energieeffiziente Stadt Delitzsch
Energiemanagement und Nachhaltigkeit Tagung „Energieeffizientes Sachsen“ 27.2.2012 Dresden Innovative integrierte Klimaschutzkonzepte: die energieeffiziente Stadt Delitzsch Prof. Dr. T. Bruckner Vattenfall Europe Professur für Energiemanagement und Nachhaltigkeit „Energieeffiziente Stadt Delitzsch“ Institut für Infrastruktur und Ressourcenmanagement Universität „EnergieeffizienteLeipzig Stadt Delitzsch“ Innovative Klimaschutzkonzepte Herausforderungen ► Das 2°C Ziel der Europäischen Union ► Klimaschutz und liberalisierte Energiemärkte Elemente innovativer Klimaschutzkonzepte ► Kernelemente ► Technologische Dimension ► Sozio-ökonomische Dimension Klimaschutzkonzepte für Mitteldeutschland ► Demographie ► Infrastruktur ► Exemplarische Umsetzung Notwendige Emissionsreduktion (national) 6 5 15 Jahre ohne Klimaschutz (IS 92a) 4 Energiebezogene CO2 Emissionen [Gt C/yr] 3 6 2 5 1 0 0 4 50 100 150 200 3 EU Klimaschutzziel: 2 ► Maximale Veränderung der globalen Mitteltemperatur 2°C 1 0 0 ► Reduktion der Treibhausgasemissionen der Industriestaaten um 80 % bis 2050 (bezogen auf 1990) 150 200 „Energieeffiziente Stadt Delitzsch“ „Energieeffiziente Stadt Delitzsch“ 50 100 Jahr nach 1995 Quelle: Schellnhuber und Bruckner, 1998 Nationale und internationale Klimaschutzinitiativen ► KfW-CO2-Gebäudesanierungsprogramm ► Energieeinsparverordnung ► Gesetz für die Erhaltung, die Modernisierung und den Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK-Gesetz) ► Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ► Europäischer Emissionshandel (Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz) Source: Passivhaus-Institut Kommunale Klimaschutzinitiativen „Cities (including towns) currently use over two-thirds of the world’s energy and account for more than 70 % of global CO2 emissions” (IEA, 2008). Bild: pixelio.de „Energieeffiziente Stadt Delitzsch“ Vielfältige Förderprogramme/Wettbewerbe „Energieeffiziente Stadt Delitzsch“ zur Schaffung kommunaler Klimaschutzkonzepte Traditionelle Energieversorgungskonzepte Bürgerschaft Stadtrat Stadtverwaltung Wohnungsbaugesellschaften „Energieeffiziente Stadt Delitzsch“ „Energieeffiziente Stadt Delitzsch“ Stadtwerke Klimaschutz und liberalisierte Energiemärkte Überregionaler Strom- und Gasmarkt Bürgerschaft Stadtverwaltung Wohnungsbaugesellschaften Stadtwerke Nationale Klimaschutzinitiativen Independent Producers Beispielhafte Interaktion der Akteure Wärmebedarf Wärmenachfrager Strombedarf KraftWärmeKopplung KraftWärmeKopplung Unabhängige Erzeuger Stadtwerke Klimapolitische Rahmenbedingungen Stromnachfrager Interagierende Akteure Liberalisierung Klimaschutz unabhängige Erzeuger Energienachfrager Stadtwerke externe Konkurrenten (Gas, Strom) Klimaschutzinitiativen beeinflussen Energieversorger direkt - technische Vorschriften - Fördermaßnahmen (KWK) - Emissionsabgaben indirekt - über den Markt (Förderung von Konkurrenten) - über das Energieversorgungsnetzwerk (Maßnahmen zur Senkung der Energienachfrage) Innovative Klimaschutzkonzepte Überregionaler Strom- und Gasmarkt Akteursorientierte Integration Bürgerschaft Stadtverwaltung Wohnungsbaugesellschaften Stadtwerke Nationale Klimaschutzinitiativen Independent Producers Technologische Dimension Detaillierte Analyse des bestehenden Kraftwerkparks und des Wärmeversorgungssystems Räumlich und zeitlich hochaufgelöste Bestimmung des Wärmebedarfs Zeitlich hochaufgelöste Optimierung des Gesamtsystems Infrastrukturdaten (räumliche Dimension) Siedlungstyp - Infrastruktur - Kosten Gebäudetyp - Baujahr & Typ - Heizsystem Quelle: IWU Energienachfrage [MWh/h] Zeitlich hochaufgelöste Energienachfrage Wärmebedarf (Fernwärme) Nachfrage nach elektrischer Energie Tag Quelle: Bruckner et al., Energy — The International Journal (1997). Systemintegrierte Modellierung Heizkraftwerke Wind Stromnetz Fer nw ä rm e Solar Haushalte Biomassekraftwerk Nahwärme Wärmepumpen G Blockheizkraftwerke (BHKW) Sozio-ökonomische Dimension lokale Verortung Quelle: www.sociovision.de; www.microm.de ► Bestimmung des typischen (in der Regel begrenzt rationalen) Verhaltens verschiedener Lebensstilgruppen im Hinblick auf energietechnische Investitionsentscheidungen (durch eine bundesweite Befragung) ► Verkettung: „typisches Verhalten“ & räumlich referenzierte Lebensstildaten ► Berücksichtigung dieser Information bei der Erstellung von Quartierskonzepten Zusammenhang zwischen Lebensstil (Sinus-Milieu) und Wahl des Energieträgers 100% 80% N = 283 χ² = 30,194 df = 8 p < 0,0001 60% 40% EE 20% Fossil 0% Quelle: M. Gröger und T. Bruckner: Lebensstile und Investitionsverhalten im Wärmemarkt, 7. Internationale Energiewirtschaftstagung an der TU Wien, 2011. Heizungssysteme im Bestand k.A./weiß nicht Wärmepumpe Geothermie Holzpellets Solarthermie* Fernwärme KHK** Erdgaskessel Heizölkessel Nachtspeicherofen Kohleofen 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50% 55% Moderne Performer Bürgerliche Mitte * nur Warmwasserbereitung; ** Kleinheizkraftwerk Quelle: M. Gröger und T. Bruckner: Lebensstile und Investitionsverhalten im Wärmemarkt, 7. Internationale Energiewirtschaftstagung an der TU Wien, 2011. Agenten-basierte Hybrid-Modellierung Szenarienbasierte Beschreibung energierechtlicher und klimapolitischer Rahmenbedingungen lokale und nationale Klimainitiativen Agenten-basierte Modellierung der sozio-ökonomischen Akteursebene Nationaler Energiemarkt 1 Jahr Energiedienstleistungen Betriebsführung 1 Jahr Investition 1 Jahr Betriebsführung Investition Betriebsführung Investition Umwandlungsprozesse Zeitlich hochaufgelöste Modellierung des Energieversorgungssystems Zeitverlauf Quelle: T. Wittmann und T. Bruckner: Agenten-basierte Modellierung urbaner Energiesysteme, Wirtschaftsinformatik (2007). Proof of Concept: Diffusionskurven 40 35 Marktanteil in % 30 25 20 15 10 5 0 2005 „Energieeffiziente Stadt Delitzsch“ 2010 konventioneller Ölkessel konventioneller Gaskessel Gasbrennwertkessel (GBK) GBK + Solarthermie (WW) GBK + Solarthermie (WW+H) Gas Mikro - KWK Nahwärme Pelletkessel 2015 2020 2025 Stadt Delitzsch“ 2030 „Energieeffiziente Zeit in Jahren Quelle: T. Wittmann und T. Bruckner: Agenten-basierte Modellierung urbaner Energiesysteme, Wirtschaftsinformatik (2007). Modellierung der Interaktion der Akteure Räumliche Verteilung der Haushalte und Investitionen der privaten Haushalte Investitionen der Stadtwerke und der Wohnungsbaugesellschaften Energiebedarf der Nachfrager Energiebereitstellung durch die Versorger Quelle: UFZ/IIRM, eigene Darstellung Klimaschutzkonzepte für Mitteldeutschland „Cities (including towns) currently use over two-thirds of the world’s energy and account for more than 70 % of global CO2 emissions” (IEA, 2008). ► Demographische Aspekte ► Infrastrukturfragen ► Exemplarische Umsetzung in Delitzsch Delitzsch: Stadt im demographischen Wandel Delitzsch ist eine schrumpfende Stadt: Bevölkerungsrückgang (1990-2008): -17 % Bevölkerungsentwicklung Delitzsch Stadtgebiet Delitzsch ist ein typischer Vertreter des Demographie-Typs 4 der Clusteranalyse der Bertelsmann-Stiftung. Delitzsch: Umstellung der Energieversorgung Bewohnten Wohnungen nach Heizungssystemen in Prozent 100% 90% Fernwärme 80% Strom 70% 60% Gas 50% Heizöl 40% Feste Brennstoffe 30% 20% 10% 0% 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Entwicklung der Heizungssysteme in Delitzsch Quelle: Institut für Energie, Leipzig Delitzsch: Senkung des Energiebedarfs Verbrauchssektoren [GWh] 800 - 20 % 700 167 600 - 3,6 % Verkehr 500 161 ► Strukturwandel (GHD und Industrie) ► Rückbau von Wohnungen ► Wärmedämmung ► Umstellung der Heizsysteme (Braunkohle Erdgas) ► KWK (Erdgas) - 28 % 400 GHD und Industrie 304 300 218 100 Private Haushalte - 23% 200 236 183 0 1990 2007 Entwicklung des Endenergieverbrauchs Quelle: Institut für Energie, Leipzig Delitzsch: Senkung der CO2-Emissionen ► Strukturwandel ► Effizienzsteigerung ► Braunkohle Erdgas ► Nutzung erneuerbarer Energien (Biomassekraftwerke) [t CO2] Veränderungen der CO2-Emissionen der Stadt Delitzsch 300.000 270.196 250.000 Verkehr 42.808 -3% 200.000 150.000 - 60 % GHD und Industrie 132.374 Vergleich mit dem EU 20-20-20 Ziel: ► Primärenergieeinsatz: - 24% ► Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung: 90% ► CO2-Emissionen: - 60% - 74 % 107.097 100.000 41.482 Private Haushalte - 67 % 50.000 95.014 34.485 31.130 0 1990 2007 Quelle: Institut für Energie, Leipzig erneuerte/zu erneuernde Heizungsanlagen pro Jahr Handlungsbedarf („Window of Opportunity“) 200 150 100 50 0 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 Errichtung/letzte Erneuerung nachfolgende Erneuerung nächste Erneuerung Erneuerungsbedarf für Gasheizungen pro Jahr Quelle: IIRM, eigene Erhebung und Darstellung Umsetzungsstrategie ► Exemplarische Implementierung eines akteursorientierten und interaktiven Energiemanagementsystems, das flexibel auf Veränderungen der Randbedingungen reagieren kann (Energiepreise, Förderprogramme, etc.). ► Systemintegrierte Modellierung der kommunalen Energieversorgung im Kontext liberalisierter Energiemärkte, steigender Klimaschutzanforderungen und gleichzeitig stattfindender demographischer Veränderungen. ► Modellierung der Co-Evolution der technischen und sozio-ökonomischen Aspekte des Lebensraumes Stadt. ► Entwicklung robuster und allgemein gültiger Strategien zur Steigerung der Energieeffizienz und der Infrastrukturanpassung in schrumpfenden Mittelstädten. ► Zielgruppenspezifische (z.B. lebensstilabhängige) Ansprache der Akteure durch innovative Energieeffizienzmanager. Aufgaben der Energieeffizienzmanager Überregionale Interaktion und Netzwerkbildung Wesentliche Elemente des Umsetzungskonzeptes akteursorientiert – quartiersbezogen – dienstleistungsbasiert: ► Explorative Ebene: Erstellung systemintegrierter Quartiersstrategien durch die Universität Leipzig und das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ ►Operative Ebene: Umsetzung der akteursbezogenen Strategien durch kommunale Energieeffizienzmanager im Verbund mit der Stadtverwaltung Forschungsstelle Kommunale Energiewirtschaft: Mediator und Multiplikator KEM Kommunalentwicklung Mitteldeutschland und Leipziger Institut für Energie: Monitoring zur Sicherstellung der Übertragbarkeit BMBF-Wettbewerb „Energieeffiziente Stadt“ Gemeinsam auf dem Weg in die energieeffiziente urbane Moderne – Exemplarische Implementierung eines akteursorientierten Energiemanagementsystems in Delitzsch Kooperationspartner: ► Große Kreisstadt Delitzsch ► Technische Werke Delitzsch GmbH ► Vattenfall Europe Professur für Energiemanagement und Nachhaltigkeit, Institut für Infrastruktur und Ressourcenmanagement, Universität Leipzig ► Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ ► Forschungsstelle Kommunale Energiewirtschaft, Universität Leipzig „Energieeffiziente (getragen von der Verbundnetz Gas Stadt AG Delitzsch“ und den Stadtwerken Leipzig) ► KEM Kommunalentwicklung Mitteldeutschland „Energieeffiziente Stadt Delitzsch“ GmbH ► Leipziger Institut für Energie GmbH Energiemanagement und Nachhaltigkeit Kontakt Prof. Dr. Thomas Bruckner Vattenfall Europe Professur für Energiemanagement und Nachhaltigkeit Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Universität Leipzig Grimmaische Str. 12 D-04109 Leipzig Tel. 0341/97 33516 [email protected] „Energieeffiziente Stadt Delitzsch“ http://www.uni-leipzig.de/energiemanagement/ Quelle: Siemens AG „Energieeffiziente Stadt Delitzsch“ Ausgewählte Literatur Bruckner, T, H-M Groscurth, R Kümmel: Competition and Synergy between Energy Technologies in Municipal Energy Systems, Energy — The International Journal 22, 1005–1014 (1997). Bruckner, T, R Morrison, C Handley, M Patterson: High-Resolution Modeling of EnergyServices Supply Systems using deeco: Overview and Application to Policy Development, Annals of Operations Research 121, 151–180 (2003). Bruckner, T, R Morrison, T Wittmann: Public Policy Modeling of Distributed Energy Technologies: Strategies, Attributes, and Challenges, Ecological Economics 54, 328345 (2005). Wittmann, T, T Bruckner: Agenten-basierte Modellierung urbaner Energiesysteme, Wirtschaftsinformatik 5/2007, 352-360 (2007). Wittmann, T, R Morrison, J Richter, T Bruckner: A Bounded Rationality Model of Private Energy Investment Decisions, in: Proc. of the 29th IAEE International Conference: Securing Energy in Insecure Times, Potsdam (2006). Wittmann, T, T Bruckner: Agent-based Modeling of Urban Energy Supply Systems Facing Climate Protection Constraints, Proc. of the 5th World Bank Urban Research Symposium, “Cities and Climate Change”, Marseille (2009). Gröger, M, T Bruckner: Lebensstile und Investitionsverhalten im Wärmemarkt, 7. Internationale Energiewirtschaftstagung an der TU Wien, IEWT 2011 (2011). Proof of Concept: Diffusionskurven 40 35 Marktanteil in % 30 Technologieführer Etablierter Agent 25 Wohnungsbaugesellschaft 20 15 10 5 0 2005 „Energieeffiziente Stadt Delitzsch“ 2010 konventioneller Ölkessel konventioneller Gaskessel Gasbrennwertkessel (GBK) GBK + Solarthermie (WW) GBK + Solarthermie (WW+H) Gas Mikro - KWK Nahwärme Pelletkessel 2015 2020 2025 Stadt Delitzsch“ 2030 „Energieeffiziente Zeit in Jahren Quelle: T. Wittmann und T. Bruckner: Agenten-basierte Modellierung urbaner Energiesysteme, Wirtschaftsinformatik (2007). Einbettung der Energieeffizienzmanager