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CI_05_07_S1-3_L wentraut.qxd 04.05.2007 16:17 Seite 1 +++ CARA Invest – Der Branchendienst des Pflegemarktes +++ CAR€ Invest PFLEGE MACHT MARKT Nr. 5 Mai 2007 1. J a h r g a n g w w w.v i n c e n t z . n e t Bedarfsplanung: Achterbahnfahrt Themen: Tarifstreit: Der Dritte Weg Wettbewerbsdruck durch starres Lohnsystem Überangebot oder Unterversorgung – welches Szenario dem stationären Pflegemarkt bis 2040 „blüht“, weiß niemand exakt vorherzusagen. Den Blick in die Kristallkugel wagt dennoch die aktuelle Studie von Avivre Consult. D ie Zukunft ist nichts für schwache Nerven. Die Ausschläge des Pendels werden von Betreibern wie Investoren höchste Flexibilität erfordern. Bei der Nachfrageentwicklung im stationären Pflegebereich ist mit erheblichen Schwankungen zu rechnen, die von veritablen Überkapazitäten bis zu einem Neubaubedarf von ca. 25.000 Betten pro Jahr reichen (siehe Grafik). Insgesamt wird der Bedarf an stationären Pflegeplätzen und damit auch an neuen Pflegeeinrichtungen steigen. Auf der Grundlage des im Februar veröffentlichten Pflegeberichts des Statistischen Bundesamtes wurde die Ethikdiskussion: Wert durch Werte Unternehmenserfolg ist mehr als Geld und Zahlen Zahl der Betagten und Höchstbetagten übernommen und mit der derzeitigen Pflegewahrscheinlichkeit der einzelnen Alterskohorten zusammengeführt. Die erste Auffälligkeit, die sich dabei zeigt, ist der sinkende Bedarf an zusätzlichen Pflegeheimplätzen von 2014 bis 2019. Diese Nachfragelücke ist auf den Geburtenausfall während der Weltwirtschaftskrise um 1932 zurückzuführen. Die Alterskohorte mit der zweithöchsten Pflegewahrscheinlichkeit stellen die 82- bis 87-Jährigen. Durch den Einschnitt in der Lesen Sie weiter auf Seite 2 Seite 4 Seite 6 Tagungsbericht: Viele Wege – ein Ziel Die Wohlfahrtsverbände auf dem Sprung nach Europa Seite 8 US-Pflegemarkt: Gestutzte Flügel Die Höhenflüge der Vorjahre Seite 12 sind vorbei >> Aufgeschnappt: In dieser Ausgabe: Akteure: „Geld ist nicht das Problem – Unternehmen: Dr. Udo Krolzik Evang. Johanneswerk Prof. Ulrich Hemel Universität Regensburg Jérôme Vignon EU-Kommission der Flaschenhals sind gute Betreiber.“ Thomas Greiner beim 5. Sozialkongress in Magdeburg CARA Invest • >> CI_05_07_S1-3_L wentraut.qxd 04.05.2007 16:17 Seite 2 2 • CARA Invest • 05/07 +++ CARA Invest – Strategie +++ Geburtenrate 1932 sind diese Jahrgänge jedoch nur sehr schwach vertreten. Noch drastischer ist das Bild, das sich in den Jahren 2024 bis 2032 zeigt: Hier kommt es aufgrund einer negativen Bedarfsentwicklung zu rechnerischen Überkapazitäten. Aufgrund von Geburtenausfällen Ende des Zweiten Weltkriegs fehlen in dieser Phase die Jahrgänge, die stationäre Pflegeangebote generell in Anspruch nehmen. Babyboomer stoppen Abwärtstrend Ab 2032 ist wieder ein starker Anstieg des zusätzlichen Bedarfs auf bis zu 30.000 Betten pro Jahr zu verzeichnen. Der Grund dafür ist bei den Babyboomern (in Deutschland nur in der Zeit von 1955 bis 1965) zu suchen, die in das Alter der Pflegebedürftigkeit kommen. Wenn die Pflegewahrscheinlichkeit sich in der heutigen Form fortsetzt, wird der Pillenknick, der sich in Deutschland ab 1965 in rückläufigen Geburtenraten niederschlägt, erst gegen Ende des Jahrzehnts 2040 zu einem (dann aber drastisch) sinkenden Bedarf führen. Kapitalbedarf durchbricht 2037 die 5 Mrd.-Grenze In Phasen mit besonders hoher Nachfrage werden bis zu 8 Mrd. € / Jahr benötigt, um den Neubau und den Ersatzbedarf von Pflegeplätzen zu refinanzieren. Für Alles nur heiße Luft? Die Engländer kommen – oder auch nicht. So zumindest der Eindruck beim Zahlenabgleich, den Frank Löwentraut zwischen avisierten und tatsächlich abgewickelten Käufen britischer Finanzinvestoren von deutschen Pflegeeinrichtungen für 2006 vornimmt. Von 1,2 Mrd. € Deals, die auf dem Einkaufszettel der Briten standen, wurden nach seiner Einschätzung nur klägliche 30 Mio. realisiert. Der Grund findet sich in den überzogenen Preisvorstellungen der Verkäufer, die dem Testat der ausländischen Banken bei genauer Prüfung nicht standhielten. So wurden die benötigten Fremdmittel zur Finanzierung zusammengestrichen und es platzte in den meisten Fällen die Übernahmeblase. Es besteht allerdings Hoffnung für die abgabewilligen Betreiber, in absehbarer Zeit doch noch zum Zug zu kommen, denn das Geschäft zieht spürbar an. Nicht nur die Angelsachsen scheinen zurückzukommen. Auch israelische und Schweizer Fonds sollen interessiert sein, sich am deutschen Pflegemarkt einzukaufen. Löwentraut hat in 2007 nach eigenen Angaben bereits Transaktionen in Höhe von 475Mio.€ abgewickelt. Auch andere Berater sprechen von Belebung, die die Preise weiter nach oben treiben sollte. Nachdem die deutschen Fonds ebenfalls noch immer fleißig Anlagegelder für das Marktsegment einsammeln, dürfte dieses Jahr und auch für 2008 genügend „Schmieröl“ in der Pipeline sein. den Mittelwert wurde ein durchschnittlicher Kaufpreis von 83.000 € / Bett (2006) zugrunde gelegt. Die Sanierung der ca. 300.000 nicht mehr marktgerechten Betten wurde in den Ersatzbedarf eingerechnet, in dem 2 % des Gesamtbestandes als Ersatzbau als konservative Schätzung angenommen wurden (Basis: Lebensdauer einer Einrichtung 50 Jahre, durchschnittliche Inflationsrate 1,8 %). Sollte die Heimmindestbauverordnung im Bestandsschutz geändert und damit die Nutzungsdauer auf 33 Jahre verringert werden, steigt der Kapitalbedarf durch gestiegene Ersatz- baumittel auf insgesamt 84,6 Mrd. € bis 2030 und auf 139,5 Mrd. € bis 2040 bei gleich bleibendem Bedarf und den heute gültigen Rahmenbedingungen von Pflegewahrscheinlichkeit und Verweildauer. Verweildauer nimmt weiter ab Allerdings ist bereits absehbar, dass sich eben diese Rahmenbedingungen ändern werden, so dass der tatsächliche Bedarf an neuen Pflegeplätzen nach unten revidiert werden muss. Die durchschnittliche Verweildauer in einer stationären Pflegeeinrichtung ist in den vergangenen Pflegeplatzbedarf in Tsd. 30 25 20 15 10 5 0 -5 -10 -15 2040 2039 2038 2037 2036 2035 2034 2033 2032 2031 2030 2029 2028 2027 2026 2025 2024 2023 2022 2021 2020 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 Quelle: Löwentraut Research & Valuations GmbH Der erste Nachfragerückgang wird 2014 - 2019 spürbar. Von 2026 - 2034 sind hohe Leerstände zu erwarten, für die sich Betreiber strategisch rüsten sollten. CI_05_07_S1-3_L wentraut.qxd 07.05.2007 10:19 Seite 3 05/07 • CARA Invest • +++ CARA Invest – Strategie +++ Kapitalbedarf in Mrd. A 8,00 7,00 6,00 5,00 4,00 3,00 2,00 1,00 0,00 2040 2039 2038 2037 2036 2035 2034 2033 2032 2031 2030 2029 2028 2027 2026 2025 2024 2023 2022 2021 2020 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 Quelle: Löwentraut Research & Valuations GmbH Während sich der Kapitalbedarf für Neueinrichtung von Pflegeplätzen bis 2027 zwischen 2 - 3 Mrd. € bewegt, steigen die Kosten nach kurzem Einknicken ab dem Jahr 2034 sprunghaft an. Jahren stetig gesunken. So verbrachten Pflegebedürftige Ende der 90er-Jahre noch durchschnittlich über 700 Tage in den Einrichtungen. Heute sind es nur noch unter 300 Tage, Tendenz weiter sinkend auf wahrscheinlich unter 200 Tage ab 2010. Die sehr starke Absenkung der Verweildauer und damit Bedarfsverringerung wird teilweise aufgefangen, weil die Personen, die Pflegebedürftige zuhause versorgen, aufgrund ihres vorangeschrittenen Alters diese Aufgabe an Pflegeeinrichtungen abgeben müssen. Die sich abzeichnende reduzierte Refinanzierung der Pflegekosten durch die Pflegeversi- cherung wird zu der sinkenden Verweildauer beitragen, insbesondere aufgrund gestiegener Kosten für die Selbstzahler. Der finanzielle Anreiz, Angehörige noch länger zuhause zu versorgen, steigt. Teilweise werden auch das durch den Geburtenrückgang fehlende Töchter-Potential für die Häusliche Pflege und die steigende Anzahl von Ein-Personen-Haushalten eine Bedarfsverringerung kompensieren können. Medizinischer Fortschritt nicht berechenbar Nicht vorhersehbar und daher auch nicht kalkulierbar ist der medizinische Bedarfsentwicklung und Finanzbedarf Alle Zahlen beziehen sich auf 2005 Bis 2030 Bis 2040 Zusätzlicher Bedarf an Pflegeplätzen (rechnerisch) 252.000 334.00 2.100 2.780 an Einrichtungen (mit durchschnittlich 120 Plätzen) Fortschritt, gerade in der Behandlung von Dementen. Dieser Umstand könnte einen erheblichen Effekt haben, insbesondere da heute 70 % der Bewohnerinnen und Bewohner in stationären Pflegeeinrichtungen dementiell verändert sind. Eine realistische Einschätzung der zusätzlich benötigten Plätze dürfte unter den genannten Voraussetzungen bei 175.000 bis 200.000 liegen – immer noch eine enorm hohe Zahl. Geht man von einer durchschnittlichen Kapazität von 120 Plätzen pro Pflegeheim aus, sind dies bei einem Bedarf von ca. 175.000 Betten ca. 1.460 Einrichtungen, die in nur 23 Jahren erbaut werden müssen, mit einem geschätzten Kapitalbedarf von ca. 14,5 18 Mrd. € bezogen auf 83.000 € pro Bett. Dies bedeutet, dass rechnerisch 63 Einrichtungen bis 2030 pro Jahr gebaut werden müssen. Wird der Ersatzbau mit 2 % des Bestandes berücksichtigt, so kämen nochmals 123 Einrichtungen mit je 120 CI Betten pro Jahr hinzu. Frank Löwentraut, Geschäftsführer www.avivre-consult.com Neubaumittel basierend auf 83.000 € pro Platz 20,9 Mrd. € Neubau- und Ersatzbaumittel kumuliert 64,8 Mrd. € 27,7 Mrd. € Quelle: Löwentraut Research & Valuations GmbH 334.000 neue Pflegeplätze bis 2040 – und wer trägt die Kosten? 3 CI_05_07_S4-5 Beck_G pel.qxd 07.05.2007 11:04 Seite 4 4 • CARA Invest • 05/07 +++ CARA Invest - Finanzierung +++ Personalkosten Dritter Weg – ein Holzweg? Die Personalkosten gemeinnütziger Träger werden von den Kunden zunehmend hinterfragt. Die private Konkurrenz wirbt ganz bewusst über den Preis bei den chronisch klammen kommunalen Kostenträgern, gemeinnützige Anbieter geraten zunehmend unter Druck – wo ist der Ausweg? G efährden Tariflöhne die Wohlfahrtspflege? Ideologisch unvoreingenommen lässt sich diese einfache Frage kaum eindeutig beantworten. Mit einem „Ja“ würden die Arbeitgeber eingestehen, dass die ganze Branche wegen zu hoher Personalkosten wirtschaftlich ins Hintertreffen gerät und damit ihre Existenz aufs Spiel setzt. „Nein“ hieße, als Arbeitnehmer die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen zu ignorieren nach dem Motto: „Sollen die sozialen Arbeitgeber doch schauen, wo sie das Geld herkriegen“. Es ist zu befürchten, dass der auf Konsens mit den Mitarbeitern ausgerichtete „Dritte Weg“ der Wohlfahrtsorganisationen entweder in den finanziellen Ruin führt oder in die Konfrontation mit dem Pflegepersonal. Personalkosten sind nur einer von vielen Produktions- und Kostenfaktoren – je höher der Technologisierungsgrad, desto unbedeutender. So zeigen sich hochautomatisierte Industrien relativ unempfindlich gegen Lohnerhöhungen. Lohnkostendilemma Bei 10 % Lohnkostenanteil schlägt sich ein Lohnzuwachs von 3 % in der Gesamtbilanz im Promillebereich nieder. Anders ist die Situation in der personalintensiven Sozialwirtschaft mit einem Personalkostenanteil von 70 - 80 %. Hier erhöht sich die Unternehmenslast schlagartig um 2 % – und das bei äußerst knapp kalkulierten „Gewinn“-Margen. Allzu lange wähnten sich die kirchlichen Monopolisten auf diesem Gebiet dennoch auf sicherem Terrain, weil sie zum einen Dienstleistungen anbieten, die überwiegend nur von qualifiziertem Personal erbracht werden müssen, und zum anderen die Kunden nicht mobil sind, so dass Zur Person: Martin Beck • geboren 1950 in Tübingen, verheiratet, vier erwachsene Kinder • Großhandelskaufmann, Studium der Betriebswirtschaft an der Fachhochschule Nürtingen • 1964 bis 1982 Lehrling, kaufmännischer Angestellter, Prokurist, Geschäftsführer in mittelständischen Unternehmen • 1983 - 1988 Diakonisches Werk Württemberg e.V., Stuttgart: Geschäftsführer Betriebswirtschaft • 1986 - 2003 BSU Wirtschaftsberatungsgesellschaft für soziale Unternehmen und Einrichtungen mbH, Stuttgart: Gründer, Geschäftsführer und Geschäftsführender Gesellschafter • 2002 - 2005 Unternehmensgruppe Schreyer, Metzingen, Vorsitzender der Geschäftsführung • seit 2005 selbstständig tätig als Unternehmensberater, Autor, Aufsichtsrat und Hochschullehrer der Arbeitsplatz nicht ohne weiteres verlagert werden könnte. Qualität braucht Qualifikation Soziale Arbeit kann nur von Menschen erbracht werden. Ohne Qualifikation keine Qualität. Qualität hat ihren Preis – und der muss mindestens so hoch sein, dass er seinen Bezieher ernährt und die damit finanzierte Leistung gesellschaftliche Anerkennung findet. Soweit die volkswirtschaftliche Theorie. In der betriebswirtschaftlichen Realität des Jahres 2007 ist die Preisfindung ein Konglomerat von unterschiedlichen Anforderungen, die der Gesetzgeber, die Kirche, die Verbandssatzung einerseits von außen vorgeben, und die durch die Tarifsituation, das Gewinnstreben der Unternehmen und die Lohnerwartung der Mitarbeiter andererseits diametral beeinflusst werden. „Böser“ Wettbewerb? Der Wettbewerb ist politisch gewollt und wird letztlich und dauerhaft von allen Parteien getragen, wie die Leistungsgesetze im Gesundheits- und Sozialwesen zeigen. Dieser Wettbewerb erzeugt ein Überangebot, das den Druck zur Wirtschaftlichkeit erhöht. Stellt sich die Frage nach der Täter- / Opferrolle. In der Vergangenheit galt für Diakonie und Caritas die apodiktische Formel: Teuer ist gut! Wer eine vergleichbare Dienstleistung zu einem niedrigeren Preis anbot, CI_05_07_S4-5 Beck_G pel.qxd 07.05.2007 11:04 Seite 5 05/07 • CARA Invest • +++ CARA Invest - Finanzierung +++ konnte diese per se nur mit schlechterer Qualität liefern. Spätestens mit der Abschaffung des Selbstkostendeckungsprinzips hat sich diese Argumentation überlebt. Tatsache ist, der Markt akzeptiert die traditionellen Tarife als Kalkulationsgrundlage nicht mehr. Umgekehrt zeigt der aktuelle Tarifstreit bei der Diakonie, dass die organisierte Arbeitnehmerschaft nicht bereit ist, das Terrain kampflos zu räumen. Erstmals wird mit einem Streikaufruf an den Grundfesten des kirchlichen Sonderweges gerüttelt. Es wird mit volkswirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Argumenten gegen betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten aufbegehrt. Dabei liegen die Defizite und der Lerneffekt nicht allein auf Seiten der Mitarbeiter. Denn auch in den Führungsetagen der gemeinnützigen Sozialriesen befasst man sich nach Jahrzehnten der fröhlichen Selbstbedienung jetzt erstmals mit Kostenanalyse und -management. Alle Kostenarten gehören auf den Prüfstand – und hier ist eben der Personalkostenanteil der größte Brocken. Wer ein Sozialunternehmen daran hindert, kaufmännisch zu handeln, tut den Arbeitnehmern keinen Gefallen! Griff in die Kaffeekasse zu wenig Mit der Portokasse oder der Kaffeeumlage lässt sich ein Unternehmen nicht nachhaltig stabilisieren oder gar retten. Es ist existenzbedrohend für einen Betrieb, wenn die von aussen beinflussten oder regulierten Preise nachgeben, aber die Kostenfaktoren nicht variabel sind oder – noch schlimmer – ohne jede Einflussmöglichkeit steigen. Hier stoßen die sozialromantischen Vorstellungen der Vorkämpfer eines beamtenähnlichen Vergütungssystems nach dem Alimentationsprinzip in der unternehmerischen Sozialwirtschaft hart mit der Realität CI zusammen. Auszug aus dem Vortrag „Geht die Wohlfahrtspflege an ihren Personalkosten kaputt?“, den Prof. Martin Beck anlässlich des Tags der Sozialwirtschaft in Nürtingen am 20. April gehalten hat. Weitere Informationen: www.prof-beck.net Nachweis auf der ALTENPFLEGE 2007: Die Pflegebranche boomt F achbesucher und Aussteller der diesjährigen Altenpflege + ProPflege 2007 in Nürnberg unterstrichen den wahrgenommenen Trend: Die Pflegebranche boomt wie seit Jahren nicht. Fast jeder vierte der 952 befragten Fachbesucher (22,5 %) auf Europas größter Pflegemesse beurteilte die Branchenkonjunktur derzeit als „stark steigend” (vgl. Altenpflege + ProPflege 2005 in Nürnberg: 15 %), als generell „steigend” 59,1 % (43 %). Der Umfrage zufolge, die die unabhängige Marktforschungsgesellschaft Gelszus durchgeführt hatte, erwarten die höchsten Steigerungswerte die Fachbesucher aus den Wirtschaftszweigen „Sozialstation” (62 %), Alten- und Pflegeheime (59,8 %), Ambulante Pflegedienste (59 %) und Altenwohnheime (58,2 %). Die Fachbesucher aus dem Segment Krankenhaus hingegen befürchten zu 20 % eine leichte Abschwächung für ihre Branche, die aus den (Pflege-)Schulen sogar zu 26,9 %. Beurteilung der aktuellen Branchenkonjunktur - Aussteller März 2007 (2005) 2007 Starkes Anziehen 14 % (5 %) Leichtes Anziehen 53 % (35 %) Gleichbleibend 20 % (32 %) 2005 n= 604 Keine Leichte Deutliche Abschwächung Abschwächung Angabe 8 % (7 %) 4 % (17 %) 1 % (4 %) Optimismus bei den Ausstellern Und auch mehr als 67 % (40 %) der Aussteller beurteilen die Konjunktur für den Pflege- und Betreuungmarkt als „steigend”. Von den insgesamt 604 befragten Ausstellern freuen sich diejenigen aus den Angebotssegmenten Pflege, Therapie, Raumeinrichtungen, Bekleidung / Textil sowie Dienstleistungen / Facility Management über eine derzeit sogar stark steigende Branchenkonjunktur am stärksten (bis zu 20 % der befragten Aussteller der jeweiligen Marktsegmente). Einen generell steigenden Trend sehen darüber hinaus die Branchen Gebäudetechnik (81,1 %), Küche / Hauswirtschaft (77,4 %) und Ernährung (72 %). Eine leichte Abschwächung hingegen befürchten 1,4 % der Aussteller aus dem Segment Organisation und Verwaltung. Bemerkenswert: Die Aussteller aus dem Ausland schätzen generell die steigende Konjunktur noch stärker ein als die CI inländischen ( 75,4 % vs. 67,2 %). Gp. 5 CI_05_07_S6-7_Hemel_Kongress.qxd 04.05.2007 15:44 Seite 6 6 • CARA Invest • 05/07 +++ CARA Invest - Strategie +++ Ethik in der Sozialwirtschaft Mehrwert durch Werte Der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein - Unternehmen können nicht ohne einen wertegeprägten gesellschaftlichen Kontext existieren. Deshalb ist dem wirtschaftlichen Imperativ der Wertschöpfung das ethische Gebot der Wertschätzung gleichzusetzen. Prof. Ulrich Hemel sieht darin den strategischen Vorteil der freigemeinnützigen Anbieter von Sozialleistungen. Zur Person: Professor Dr. Dr. Ulrich Hemel • Jahrgang 1956, ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Strategie und Wert Beratungs- und BeteiligungsGmbH sowie Vorstandsvorsitzender der Stiftung des vom Bistum Hildesheim getragenen Forschungsinstituts für Philosophie in Hannover • 1983 Promotion • 1988 Habilitation im Fach Religionspädagogik • von 1991 bis 1996 Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group, dann bei der Paul Hartmann AG, von 2001 bis 2004 als Vorstandsvorsitzender • seit 1996 außerplanmäßiger Professor für Religionspädagogik an der Katholisch-Theologischen Fakultät Regensburg • von 2005 bis 2007 Vorsitzender der Geschäftsführung der Süddekor GmbH und der 2D Holding GmbH D ie Sozialwirtschaft unterliegt zwar ebenso wie alle anderen Wirtschaftszweige zweckrationalen Maßstäben. Sie ist aber deshalb kein autonomer Bereich menschlichen Handelns. Dieses wird trotz der fortschreitenden Erosion alter Bindungen wie Familie, Tradition und Religion und gerade in der Selbstverwirklichung und Individualisierung durch das Interesse an Fairness und Gerechtigkeit geprägt. Unsicherheit verursacht für Controller allerdings, dass die Wertschöpfung durch Wertschätzung häufig nicht direkt messbar ist. An dieser Unsicherheit setzt der Theologe und Wirtschaftler Prof. Ulrich Hemel an. Ethik jenseits der Monetik Für ihn verstellt die zweckrationale Logik des Profits als „Maßnahme zur Imageverbesserung“ den Blick auf die tiefere Bedeutung der Ethik. Gemeinsame Werte sind für ihn „mehr als ihr unmittelbarer Nutzen“. Ohne gesellschaftliches Vertrauen könne auf Dauer kein Unternehmen existieren. Dieses Vertrauen wird wiederum von den Menschen geprägt, die für das Unternehmen stehen. Mit ihrer persönlichen Arbeitsleistung stärken oder zerstören sie die Marke. Falls Zweifel daran wachsen, also Vertrauen erodiert, führt dies auch zum Verlust von Marktanteilen. Die Glaubwürdigkeitslücke ist schwer zu schließen. Die Identifikation des Mitarbeiters mit dem Unternehmen ist der Dreh- und Angelpunkt des wirtschaftlichen Erfolgs. Geld ist nicht so wichtig Interessanterweise geht es den Arbeitnehmern, anders als die meisten Arbeitgeber annehmen, erstrangig nicht um Geld. „Gutes Einkommen“ und „interessante Arbeit“ rangieren am Ende der Wunschskala. Wichtiger ist den Menschen das Eingehen auf ihre privaten Sorgen und die genauen Kenntnisse über Unternehmensziele. Schlussfolgerung: Motivation über aktive Kommunikation funktioniert besser als finanzielle Anreize. Ganz oben steht „die Anerkennung gut geleisteter Arbeit“. Die entscheidende Variable ist die empfundene Autonomie im Alltag, die mit starker individueller Gestaltung einhergeht. Arbeitsleistung beruht demgemäß weniger auf direkter Anweisung, als auf der Strukturierung gemeinsamer Überzeugungen. Diese Erkenntnis ist für Hemel eine echte Herausforderung für das Mangement. Aber der Einsatz lohnt. Er gibt zu bedenken: Die Identität, die Marke ist nicht durch Werbekampagnen beliebig auswechselbar. Mitarbeiter müssen „passen“ Besser investiert das Unternehmen in eine sorgfältige Auswahl der passenden CI_05_07_S6-7_Hemel_Kongress.qxd 04.05.2007 15:44 Seite 7 05/07 • CARA Invest • 7 +++ CARA Invest - Strategie +++ Knick in der Optik: Unterschiedliche Werteskala Was erwarten Arbeitnehmer: Was glauben Arbeitgeber: 1. Anerkennung ihrer Arbeitsleistung 1. Gutes Einkommen 2. Kenntnisse der Unternehmensziele 2. Gute Arbeitsbedingungen 3. Eingehen auf private Sorgen 3. Wohlergehen der Firma 4. Gutes Einkommen 4. Gesicherter Arbeitsplatz 5. Interessante Arbeit 5. Interessante Arbeit ¹>À]ÊÜiÊÜÀÊÌ 1-,ÊL>Õi] ë>ÀiÊÜÀÊÛiÊ<iÌ] i`ÊÕ`Ê iÀÛitº Quelle: Gesellschaft für betriebliche Weiterbildung, Berlin Mitarbeiter und sorgt sich um deren Verbleib. Ein positives Betriebsklima erhöht die Identifikation und senkt Fluktuation und Krankheitskosten. Gemeinsame Werte und Überzeugungen senken die Kosten externer Kontrolle nachhaltig. „Der Porsche des Heimleiters ist ein Tabubruch“ Das Augenmerk müsse dabei unternehmenseits darauf gerichtet sein, das Selbstbild mit Werten zu füllen und Identität zu leben. „So wird der Porsche des Heimleiters schnell zum Tabubruch“ konkretisiert der Berater Vorbildfunktion der Unternehmensführung. Glaubwürdigkeit speise sich aus der Konsequenz des Handelns – Sanktionen eingeschlos- sen. Damit hebt sich auch der scheinbare Widerspruch zwischen wirtschaftlicher und sozialer Verantwortung auf, der den Dritten Weg in der derzeitigen Tarifdiskussion beschwert. Leistungswerte wie Professionalität und Wertschöpfung schließen Fairness, Gerechtigkeit und Wertschätzung im internen wie externen Geschäftsgebahren keineswegs aus, sondern bedingen und fördern sich wechselweise. Die Schärfung der Wahrnehmung des Werteprofils ist kein einmaliger Vorgang, sondern ein ständig fließender Prozess, um das Leitziel der Integrität zu erreichen, unter dem Motto: „Tue das, was du CI sagst, sage das, was du tust.“ Zusammenfassung des Vortrags von Prof. Ulrich Hemel beim 5. Kongress der Sozialwirtschaft am 26.04.2007 in Magdeburg. Hart und weich: Wertvolle Mischung für den Arbeitserfolg Leistungswerte Menschliche Werte 1. Professionalität 1. Fairness, Gerechtigkeit 2. Wertschöpfung 2. Wertschätzung 3. Strategie 3. Glaubwürdigkeit 4. Kommunikation 4. Kommunikation 5. Pers. Verantwortung 5. Pers. Verantwortung Quelle: Strategie und Wert GmbH, Laichingen 7xxxx_Vincentz_CareInvest_Anz.in1 1 ºÊ`iÀÊ`iÀiÊ1-,Ê `ÕL>ÕÜiÃiÊÃÌÊÕÃiÀÊiÕiÃÊ *yÊi}i iÊÃV ÊÊÈÊ>ÌiÊ LiâÕ}ÃviÀÌ}° >ÃÊÛÀ}iÃÌiÌiÊâi«ÌÊ>ÕÃÊÛÀ }iviÀÌ}ÌiÊ`ÕiÊ >ÌÊ>iÊÃvÀÌ }iv>i°Ê1-,Ê}>À>ÌiÀÌÊiiÊ «iÌÌiÊ£ääiÌÌi*yÊi}iiÀV ÌÕ}Ê >ÕvÊ{°äääÊÔÊiÃV ÃÃyÊBV i]ÊiÌ Ã«ÀiV i`Ê`iÊ}iÃiÌâV iÊ6ÀÃV ÀvÌiÊ Õ`Ê6iÀÀ`Õ}iÊÊÃÊÕÀâiÀÊ<iÌ]ÊâÕÊ iÀÃÌii°Ê1`Ê`>ÃÊÃV ØÃÃiviÀÌ}ÊÕ`Ê âÕÊiÃÌ«Àið Ê -ÊiÊÜÀÊÃV ÊL>`ÊÌÊ`iÀÊ ii}Õ}ë>Õ}ÊLi}i° ÕvÊÜ>ÃÊÜ>ÀÌiÊÜÀÊV ¶» 1-,ÊLÊEÊ °Ê ÀÃL>V iÀÊ-ÌÀ>~iÊUÊxÇxÎÇÊ7ÃÃi7ÃÃiÀ v /iiv\ äÓÇ{ÓÊxx£xä >Ý\Ê äÓÇ{ÓÊxx£{{ >\ vJiÕÃLiÀ}°`i ÌiÀiÌ\ ÜÜÜ°iÕÃLiÀ}°`i i`iÀ>ÃÃÕ}iÊÊ>LÕÀ}]Ê "ÌÌLÀÕ]Ê,iÃiVÊ iV>À®]Ê >LiÃiÌ>L>ÕÊ>i->>i®° 07.05.2007 08:31:38 CI_05_07_S8-9_Kongress.qxd 04.05.2007 15:51 Seite 8 8 • CARA Invest • 05/07 +++ CARA Invest - Veranstaltungsbericht +++ Sozial-Europa Viele Wege – ein Ziel Der europäische Sozialmarkt ist im Umbruch: eine entfesselte Dienstleistungsfreiheit steht der notwendigen Verpflichtung zum sozialen Schutz der Bürger gegenüber. Die Wohlfahrtsverbände fürchten die Asymmetrie zwischen einer europaweit agierenden, ungezügelten Wirtschaft und den national geprägten Sozialsystemen. Neue Modelle grenzüberschreitender Sozialarbeit sind insbesonders im Pflegebereich gefragt. „Europa sozial managen“ war Leitthema des 5. Sozialkongresses in Magdeburg. „W ir haben gelernt“. Äußerst zerknirscht gibt sich EU-Sozialdirektor Jérôme Vignon in Vertretung seines Chefs, EU-Kommissar Vladimir Spidla, gegenüber den Vertretern der deutschen Wohl- Ev. Johanneswerk, Bielefeld Das Evangelische Johanneswerk e.V., gegründet 1951, ist einer der größten diakonischen Träger Europas mit Sitz in Bielefeld. Rund 6.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in mehr als 70 Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen und europäischen Ländern tätig. Das Johanneswerk betreibt u.a. 30 stationäre Einrichtungen der Altenhilfe und 460 Altenwohnungen in Nordrhein-Westfalen. Hier werden mehr als 3.000 ältere Menschen von rund 2.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut. Diese Einrichtungen des Ev. Johanneswerks sind zusammengefasst in 16 Regionen in Nordrhein-Westfalen. Die drei Geschäftsbereiche „Soziale Arbeit und Gesundheit“, „Finanzen“ und „Personal“ übernehmen die zentrale Steuerung. Regionalgeschäftsführungen verantworten nach Zielabsprachen die Arbeit in der Region. fahrtsverbände bei seinem Referat. Aber dort sitzt das Misstrauen tief. Nur mit Mühe und mit massiver Intervention der Bundesregierung war es den Sozialverbänden gelungen, ihren Bereich aus der EU-Dienstleistungsrichtlinie zumindest vorläufig auszuklammern. So wird die artige Verbeugung Vignons, Europas Erfolg hänge „...ganz wesentlich davon ab, ob Sie, die Sozialwirtschaft, Ihren Auftrag erfüllen können!“ eher als Lippenbekenntnis gewertet und nicht als Garantie für die Beibehaltung des Status quo und Sicherung deutscher Standards gesehen. Flickenteppich nationaler Sozialgesetze Nicht zu Unrecht verweist er allerdings darauf, dass das Ungleichgewicht zwischen Wirtschaft und Sozialem auf europäischer Ebene mit der fehlenden Kompetenz der EU, oder positiv umschrieben, mit dem Subsidiaritätsprinzip in denMitgliedsländern zu tun hat: die Sozialunion, ein Flickenteppich von Zuständigkeiten, zäh verteidigter Tarifautonomie und grundverschiedenener Sozialsysteme. Also besser „Finger weg“? Vignon ermuntert die Wohlfahrtsverbände dennoch, die Entwicklung eines sozialen Europas aktiv mitzugestalten, denn von einer funktionierenden Sozialwirtschaft hänge die Integrationskraft der Gemein- schaft ab. Hier sehen sich die großen Sozialverbände der Pflegebranche gefordert. Im EU-Binnenmarkt beschäftigen sie 1,43 Mio. Mitarbeiter und generieren 60 Mrd. € Umsatz. Für Dr. Udo Krolzik, den Vorstandsvorsitzenden des Evangelischen Johanneswerks in Bielefeld, sind diese ersten Gehversuche gemeinnütziger Träger aber noch viel zu zaghaft. Den Grund dafür vemutet er in der engen Anbindung der Unternehmen an den deutsche Sozialstaat und dessen Systemfremdheit im europäischen Umfeld. Selbstkritisch verweist er auch auf die Schwächen der Sozialriesen, die noch immer „mehr verwalten als unternehmen.“ Kein Platz für Soziales im Europa der Reichen? Die Kernargumente für die zögerliche Öffnung ortet Krolzik in der fehlenden Zuständigkeit mangels Sozialunion. Das Thema wäre deshalb aus Sicht der Expansionsbremser zeitlich noch „weit weg“ und die Sozialverbände hätten auch „keine Kompetenz, in einem Europa der Reichen aktiv zu werden“. Die Verbände sollten sich dem Dialogangebot, das in Artikel 34 der EU-Verfassung fixiert ist, nicht verschließen, auch wenn dort große Teile der Pflegewirtschaft dem freien Dienstleistungsmarkt zugeordnet werden. Hier trete zum Beispiel das Diskriminierungsverbot ein- CI_05_07_S8-9_Kongress.qxd 04.05.2007 15:51 Seite 9 05/07 • CARA Invest • +++ CARA Invest - Veranstaltungsbericht +++ deutig mit dem Tendenzschutz kirchlicher Einrichtungen in Konflikt. Durch die Niederlassungsfreiheit sei die private Konkurrenz längst grenzüberschreitend im deutschen Pflegemarkt tätig. So bietet der französische LVL Medical Konzern bereits seit einigen Jahren seine ambulanten Pflegedienste vorrangig in Nordrhein-Westfalen an. Struktureller Vorteil bei Caritas und Diakonie Umgekehrt sieht der JohanneswerkChef die strategischen Vorteile der kirchlichen Organisationen in ihrer kulturellen und strukturellen Vernetzung: „Unsere Antworten sind international.“ Es geht Wolfgang Teske, Diakonisches Werk: Wir dürfen die EU nicht nur als Bedrohung sehen um den Wettbewerb des „best-practice“ mit einer multikulturellen Pflege auf der Grundlage einer mehrstufigen europäischen Ausbildungsordnung. Diese soll fachliche Standards unter Einbeziehung der ethisch-spirituellen Dimension sowie der sozialen Verantwortung der Kirchen sichern. Der Austausch von Ideen und Mitarbeitern funktioniere bei der Diakonie länderübergreifend bereits in der Arbeit mit Demenzkranken. Der Süden lockt, der Osten braucht´s Doch der Blick dürfe sich nicht auf Einkommensschwache verengen, wie die positiven Beispiele von Einrichtungen im Altenpflegebereich zum Beispiel in spanischen Ferienregionen deutlich machen. Insbesondere das Johanneswerk Bielefeld ist dort neben einer Einrichtung in Griechenland und den Niederlanden mit drei Häusern stark engagiert (siehe Kasten). Hürden auf dem Weg ins Auslandsgeschäft speziell in Spanien bilden für Projektleiterin Anja Zimmermann die unterschiedlichen Sozialgesetze der jeweiligen Provinzen zur Betriebsaufnahme und die arbeitsrechtlichen Besonderheiten, wie zum Beispiel übertarifliche Reallöhne. Die Wahl der Rechtsform dagegen darf nicht nur unter den Erfordernissen des Gastlandes betrachtet werden. Steuerliche Aspekte mit Auswirkung auf den inländschen Status der Gemeinnützigkeit stellen ebenfalls Barrieren dar. Die Diakonie Neuendettelsau kooperiert über ihre eigenständige Tochter, die SoCase GmbH, in Tschechien mit der Sleska Diakonie, deren 30 Pflegeeinrichtungen vor allem im nordböhmischen Raum angesiedelt sind. Hier werden über den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds auch EU-Entwicklungsgelder angezapft. In Polen ist die Caritas mit dem aus der Vorwendezeit fortdauernden Grabenkrieg zwischen Kirche und Staat konfrontiert. So gestalten sich Public-Private-Partnership Projekte mit kommunalen Trägern sehr schwierig. Der Herr ist mein Hirte... Europaaktivitäten des Ev. Johanneswerk Griechenland: • Altenarbeit, Aufbau und Betreiben des Alten- und Pflegeheims Haus Koroneos in Athen in Zusammenarbeit mit der deutschen Gemeinde. Niederlande • Europaprojekt: Kooperation für ein gemeinsames grenzüberschreitendes Betreuungsprojekt in den Ortschaften Dinxperlo-Suderwick. Spanien • Seniorenresidenzen: Zusammenarbeit auf Augenhöhe Residencia Costa Tropical in Andalusien, Almuñécar Residencia Montebello in La Nucìa, Costa Blanca, in der Nähe von Alicante, Residencia Villa Augusto in Guardamar del Seguente an der Costa Blanca. In allen Erfahrungsberichten wiederholt sich eine Aussage: Letztlich entBandemer vom Institut für Arbeit und scheidet die interkulturelle Kompetenz Technik aus Gelsenkirchen warnt: „Der über Erfolg oder Mißerfolg. Das Personal vor Ort muss einerseits auf Augenhöhe deutsche Markt ist zu klein, wenn wir eingebunden sein - was umgekehrt unter nicht dabei sind, hinken wir hinterher.“ „Beachtung der Kleiderordnung“ eine Noch deutlicher bringt Krolzik die HerFührungskraft voraussetzt, die im deutausforderung auf den Punkt: schen Mutterhaus ein gutes Standing „Die Freigemeinnützigen haben eine hat. Zum anderen kann das Auslandseneuropäische Zukunft oder sie haben gar CI gagement „nicht mit links“ so nebenbei keine Zukunft.“ angegangen werden. Es gilt „Pflöcke einzuschlagen und KontrolImpressum le auszuüben.“ Der immense Zeit- und Gültige Anzeigenpreisliste: Nr.1 vom 1.1.2007 CARA Invest PFLEGE MACHT MARKT Arbeitsaufwand sei nur Vertrieb: Dirk Gödeke (Ltg.) , [email protected] www.vincentz.net durch eine große OrgaTel. +49 (0)511/9910-020 • Fax +49(0)511/9910-029 Redaktion: nisation im HinterBezugsbedingungen: Hans-Edmund Glatzl (hg) grund leistbar, warnt Der exklusive Branchen-Informationsdienst (verantw. Redakteur, v.i.S.d.P.) CARa Invest erscheint 14tägig, 24 Ausgaben pro Tel. +49 (0)511/9910-190 Dr. Wolfgang Teske , Jahr. Einzelpreis: 19 a. Abonnement: 38 a mtl. [email protected] Vizepräsident und Vor(= 456 a pro Jahr) zzgl. MwSt, im Inland Lieferung Britta Rollert (br) frei Haus. Die Abonnementgebühren schließen die stand des Diakoni Tel. +49 (0)511/9910-191 vollständige und unentgeltliche Nutzung des [email protected] schen Werkes in Stuttgleitenden Internetangebots CARa Invest-web mit Redaktionsassistenz: ein. Bei vorzeitiger Abbestellung anteilige Rückergart. Martina Hardeck Tel. +49 (0)511/9910-195 Wachsen oder weichen Wollen die Freigemeinnützigen im Konzert weiter mitspielen, führt an dieser Entwicklung kein Weg vorbei, wie Stephan von Redaktionsfax: +49 (0)511/9910-196 Herstellung/Layout: Katharina Frantz, Andrea Hübener-Fietje (Ltg.) Anzeigen: Dr. Thomas Veitschegger (Ltg.), [email protected] Tel. +49 (0)511/9910-150, Fax: +49 (0)511/9910-159, stattung. Bei höherer Gewalt keine Erfüllungspflicht. Verlag: Vincentz Network GmbH & Co.KG, Plathnerstr. 4c • 30175 Hannover Tel. +49 (0)511/9910-000 Verlagsleiter: Holger Göpel, [email protected] Gerichtsstand und Erfüllungsort: Hannover Druck: BWH GmbH © Vincentz Network GmbH & Co. KG 9 CI_05_2007 S.10-11 HPS Schmidt.qxd 04.05.2007 15:53 Seite 10 10 • CARA Invest • 05/07 +++ CARA Invest - Börsen & Finanzen +++ CAR€-Foxx 2008 Allzeithoch im Dax!? Die Aktienmärkte steigen weiter an. Das gleiche gilt für die Kurse der CAR€ Invest Unternehmen. Der Markt traut ihnen damit viel zu. Dies zeigt auch das Bewertungstableau, das ab dieser Ausgabe veröffentlicht wird. Die Tage von Maternus als börsennotiertes Unternehmen sind dagegen gezählt. D ie Aktienmärkte klettern weiter nach oben. Seit der letzten CAR€ Invest gewannen die beiden Indices Dax und MDax 2 bzw. 1 % an Wert. Die Landesbank Baden-Württem berg (LBBW) hob als erste Bank in Deutschland das Kursziel für den Dax auf 12-Monatssicht auf über 8.000 Punkte. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis weitere Banken folgen werden. Zum Jahreswechsel lagen die größten Optimisten noch bei 7.500 Punkten. Das Allzeithoch des Dax im März 2000 betrug 8.136 Punkte. Ursächlich für die positive Entwicklung – seit Jahresanfang gewann der Dax 12 % – waren zum einen Fusionen. Die Fusionswelle, ausgelöst vor allem von Private-Equity-Fonds ergreift alle Branchen und half in den letzten Wochen durch die bevorstehende Übernahme von ABN Amro vor allem den Banken. Zum anderen haben mittlerweile nahezu alle Institute ihre Wirtschaftsprognosen für 2007/08 mehr oder weniger deutlich angehoben, so dass die Aussichten auf (deutlicher) steigende Gewinne der Unternehmen auch nach dem bereits sehr guten Jahr 2006 weiter in Takt sind. Maternus im „Aus“!? Die Aktien der im näheren Fokus befindlichen Pflegeheimbetreiber entwi- Die aktuelle Kursentwicklung der börsennotierten Player Brookdale ($) Sunrise ($) Care UK (Pence) CURANUM (€) Maternus-Kliniken (€) Marseille-Kliniken Dow Jones Euro Stoxx 50 Dax – 10 % +/– 19.4.07 +/– 12/06 0% 10 % +/– 12/05 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % Quelle: Deutsche Börse, NASDAQ, HPS© Hartmut Schmidt, Aktienanalyst und Unternehmensberater, Schwerpunkt stationäre Gesundheit ckelten sich seit der letzten CAR€ Invest zufriedenstellend. Die Aktien von CURANUM und Marseille-Kliniken gewannen jeweils 4 %, die der Maternus-Kliniken 6 % an Wert, zurückzuführen auf die vom Markt als „gut“ aufgefassten Zahlen 2006 (CURANUM) und positive Erwartungen für die Zahlen der ersten neun Monate 2006/07 (Marseille-Kliniken – die Veröffentlichung steht Anfang Mai 2007 an). Für die Maternus-Kliniken in der heutigen Struktur sind dagegen die Tage als börsennotiertes Unternehmen gezählt. Denn mit CURA hat sie seit 26. April einen neuen 71,8 %-Großaktionär, der auch Dietmar Meng) stellte. gleich den CEO (D Die Eingliederung der Maternus-Kliniken in die CURA ist damit nur eine Frage der Zeit. Da zum einen nicht zu erwarten ist, dass CURA die freien Aktien von der Börse kaufen wird und die Maternus-Kliniken-Aktie fundamental keinen Wert mehr hat, ist der Kursanstieg von 10 % seit dem 26.4. als Werk von Leichenfledderern zu sehen. Die fundamentale Wertlosigkeit der Aktie erklärt sich daraus, das das Eigenkapital nach den Bilanzbereinigungen 2006 und einem Verlust von 31 Mio. € CI_05_2007 S.10-11 HPS Schmidt.qxd 07.05.2007 09:59 Seite 11 05/07 • CARA Invest • +++ CARA Invest - Börsen & Finanzen +++ aufgezehrt ist, die Verlustphase nicht beendet ist (EBT Q1/07 - 1,2 Mio. €) und der Investitionsbedarf in den Häusern nicht unerheblich ist. Kurse Hohe Bewertung 30.4.07 +/– 12/05 16,20 4% 14 % 31 % Maternus-Kliniken (A) 1,93 6% 61 % –7% CURANUM (A) 8,00 4% 16 % 25 % 795,50 7% 22 % 58 % 38,46 –5% 25 % 14 % 44,25 –4% –8% 48 % Sunrise ($) Brookdale ($) Quelle: Deutsche Börse, NASDAQ, Homepage CARE UK, HPS© Marktdaten Der Kursanstieg von Maternus ist Leichenfledderei Dax MDax Euro Stoxx 50 Dow Jones 30.4.07 +/– 19.4.07 +/– 12/06 +/– 12/05 7.408,87 2% 12 % 37 % 10.740,99 1% 14 % 47 % 4.392,34 1% 7% 23 % 13.090,30 2% 5% 22 % 4,14 % 0% 5% 25 % 1,36 0% 3% 15 % Bund 10J der Zukunft sehr viel zu. Das Bewertungstableau zeigt, dass der Markt derzeit das (Pflege-) Bett mit rund 100.000 € (EV/Bett) bewertet, den Umsatz mit dem 2,8- bis 5,5-Fachen, das EBITDAR (operatives Ergebnis vor Abschreibungen und Mieten / Pachten) mit dem 10,6- bis 64,6-Fachen, das Eigenkapital mit dem 2,3- bis 6,4-Fachen (PBV), das EAT mit dem 14,5- bis 44,1-Fachen (P/E - Maternus und Brookdale schreiben keine Gewinne) und den Cash Flow mit dem 10,6- bis 122,3-Fachen (P/CF). Der Unternehmensgesamtwert EV ist dabei als Summe aus dem Wert des Eigenkapitals (Marktkapitalisierung) plus Fremdkapital errechnet. Angesichts der zunehmenden Bedeutung für die gesamte Branche (Bewer- +/– 12/06 Marseille-Kliniken (A) Care UK (Pence) Da das (Ertrags-)Wachstum der CAR€ Invest-Unternehmen hinter dem Kursanstieg herhinkt, stieg ihre Bewertung in den letzten Jahren kontinuierlich an. Der Markt traut ihnen damit in +/– 19.4.07 Euro/US-$ Quelle: Deutsche Börse, Handelsblatt, HPS© Die Indices Dax, MDax, Euro Stoxx 50 und Dow Jones repräsentieren die größten Unternehmen in Deutschland (Dax, MDax), Europa (Euro Stoxx) bzw. der USA (Dow Jones). tungsbenchmark!) wird die Bewertungstabelle ab dieser Ausgabe fester Bestandteil der CI CAR€ Invest. MDax auf dem Weg nach oben Quelle: Deutsche Börse, HPS© Bewertungstableau CARA InvestUnternehmen Marseille-Kliniken (A) Aktien Mktkap. EV EV/Bett EV/Umsatz Mio. Mio. W * Mio.W * Tsd. W * X 12,2 197 866 101 3,9 EV/EBITDAR X 12,4 PBV X 2,5 P/E X 14,5 P/CF X 13,6 Maternus-Kliniken (A) 21,0 40 430 111 4,1 21,8 2,3 – 15,6 12,1 CURANUM (A) 29,7 238 780 96 3,6 10,8 6,1 25,6 14,8 Care UK (Pence) 50,6 402 517 k.A. 2,8 10,6 6,4 44,1 10,6 Sunrise ($) 50,4 1.936 101,3 4.483 7.198 140 5,5 2,5 – 120,0 122,3 Brookdale ($) 64,6 Quelle: Deutsche Börse, HPS© Anmerkung: Die Zahlen sind auf Basis der letzten (auf das Gesamtjahr) hochgerechneten veröffentlichten Zahlen ermittelt. Eine Bewertung von Sunrise ist nicht möglich, da das Unternehmen aufgrund von bilanziellen Problemen seit mehr als einem Jahr keine Zahlen mehr veröffentlichte. * Landeswährung (A, U-$, £) 11 CI_05_2007_S.12-13 Internationales.qxd 07.05.2007 10:28 Seite 4 12 • CARA Invest • 05/07 +++ CARA Invest - Markt International +++ Pflegemarkt USA Gebremster Höhenflug Das Finanzvolumen für Firmenübernahmen im Pflegebereich hat sich mit 22,5 Mrd. US-$ fast verdreifacht. Dennoch ist der EBITDA-Rückgang, der 2005 begann, noch nicht gestoppt. Der „Senior Care Acquisition Report“ geht den Gründen dafür nach. D ie amerikanische „Think big“– Philosophie spiegelte sich 2006 eindrucksvoll am Pflegemarkt wider. Auch wenn nach dem Rekordjahr 2005 die Superlative weniger werden, bleibt der Markt stark. Der Vorstoß von Einkäufern aus Kanada, Australien und dem mittleren Osten, aber auch US-amerikanischer REITS und Privat Equity Fonds, hielten die Verkaufspreise auf höchstem Niveau: der Anteil an zum Verkauf stehenden niedrigpreisigen Einrichtungen ist weiter rückläufig. 2006 verringerte sich der Prozentsatz dieser Einrichtungen (unter 75.000 $ / Pflegebett) um 12 %. Dagegen erzielten 38 % der verkauften Einrichtungen Preise über 150.000 $ / Bett. Eine weiter anziehende Nachfrage, weniger Druck auf die Deckelung von Pflegekosten sowie das verstärkte Auftreten von Einkäufern aus dem Eckdaten – Pflegemarkt USA • 9 Mio. Amerikaner sind auf Pflege angewiesen (davon sind 60 % über 65 Jahre) • Prognose der US-Regierung: bis 2020 12 Mio. Pflegebedürftige • gesetzliche Krankenversicherung für Menschen über 65 erstattet üblicherweise keine Pflegekosten • 3 % der US-Amerikaner haben eine private Pflegeversicherung Finanzmarkt machten es möglich. Diese Käufer, die Erträge aus anderen Immobiliengeschäften im Pflegemarkt reinvestieren, um die Steuerrelevanz von Einnahmen zu verschieben, kurbelten die Preise weiter an. Außerdem konkurrieren in Bieterwettstreiten nun immer häufiger Einkäufer mit Betreiberfirmen, die sie im Fall des Erwerbs für das Management ihrer Einrichtung engagieren. Was befeuert den Wettbewerb? Der Markt für „Assisted Linving“ und „Independent Living“ (siehe Kasten) war 2005 durch ein ungewöhnlich reiches Angebot an Premium-Einrichtungen bzw. -Portfolios gekennzeichnet. Das warf für Investoren die Frage auf, ob ein so reich gedeckter Tisch auch im nächsten Jahr bereit stehen würde. Das Angebot gut eingeführter Einrichtungen blieb stabil – trotz eines kleinen Preisknicks: 2006 wurden im Durchschnitt 113.000 $ / Bett gezahlt, 2005 waren es noch 126.000 $ / Bett. Das so viele High-End-Einrichtungen auf den Markt kamen, ging auch auf die Verlockung hoher Preise zurück, die Eigentümer für eine einmalige Gelegenheit hielten. Auf Seiten der Investoren wurden Rekordsummen mobilisiert, um diese Angebote abzugreifen. Dabei verbreiterte sich die Preisspanne zwischen höchstem und niedrigstem Marktpreis für ein Objekt: Die Differenz betrug 2006 320.000 $ (2004: 225.000 $). Die Anzahl öffentlich angekündigter Übernahmen im Altenpflegebereich stieg 2006 im Vergleich zum Vorjahr um 13 % auf 146. Dabei handelte es sich allerdings hauptsächlich um Transaktionen unter 10 Mio.$. Im Dutzend teurer Sind Pflegeeinrichtungen einzeln oder im Paket günstiger zu erstehen? „Economies of Scale“ (Kostenvorteile durch Kapazitätsgröße) begünstigen den Einkauf en bloc. Finanzmarkt-Käufer sind das Einkaufen im großen Stil gewohnt. In 2005 und 2006 kamen Premium-Einrichtungen ohnehin fast nur gebündelt auf den Markt. Der Preisunterschied fällt deutlich aus: Für ein „Pflegeheim-Paket“ wurden durchschnittlich 60.000 $ / Bett mehr gezahlt als bei Einzelofferten. Die Analysten von „The Seniocare Investor“ sehen eine Fortsetzung dieses Trends, solange genügend hochwertige Portfolios gehandelt werden. Regionen, in denen für den Verkauf von Pflegeeinrichtungen besonders hohe Preise erzielt werden, sind der Nordosten und der Südosten der USA. Preisbeflügelnde Faktoren Folgende Faktoren haben zu signifikanten Unterschieden beim Kaufpreis geführt: • Größe der Einrichtung Die klare Mehrheit der verkauften Pflegeeinrichtungen wies eine Kapazität von 100 Pflegebetten auf. Laut Analys- CI_05_2007_S.12-13 Internationales.qxd 07.05.2007 10:28 Seite 5 05/07 • CARA Invest • +++ CARA Invest - Markt International +++ Entwicklung EBITDA 2002-2006 Hier wird ein höherer Preis erzielt (+ 36.400$ / Einheit) als bei Einrichtungen, die sich für eine wohnliche „Monokultur“ entschieden haben. Allerdings verschwimmen die Grenzen zwischen beiden Wohnformen zusehends. die Erwartung eines steigenden Bruttobetriebseinkommens, Reinvestitionen und die Erwartung, dass Käufer tiefer in die Tasche greifen werden, zurück. In der Tat gab es 2006 sehr wenige Transaktionen (5 %) mit einem GIM unter 2. Am anderen Ende der Skala manifestiert sich die Steigerung: 63 % der Verkäufe erzielten Multiplikatoren von 3,1 oder mehr. Besonders Transaktionen aus dem Bereich „Independent Living“ spiegeln sich darin wieder. • Alter der Marktveteranen profitieren von Neulingen Immobilie Das EBITDA hat sich im Durchschnitt seit 2005 verschlechtert – das allerdings auf sehr hohem Niveau. tenmeinung sei dies der Punkt, bei dem sich das Kaufinteresse einpendeln wird. In die Spitzenklasse der Verkaufspreise schafften es Einrichtungen mit 50 - 99 Pflegebetten. Die meisten neuerbauten Einrichtungen für betreutes Wohnen fallen in diese Kategorie. Beinahe auf ihrem hohen Preisniveau bewegen sich auch zunehmend Einrichtungen mit 150 und mehr Betten. • Spektrum der Einrichtung In den letzten beiden Jahren wurden für reine „Betreutes Wohnen“-Einrichtungen durchschnittlich höhere Preise erzielt (138.200 $ / Bett) als für Pflegeheime, die außerdem über eine Dementenoder Alzheimerabteilung (121.9oo $ / Bett) verfügten. Ein anderes Bild bietet sich bei Einrichtungen, die „Assisted Living“ und „Independent Living“ kombinieren: Das Alter der Immobilie ist aufgrund des starken Marktes weniger wichtig als der Cash-Flow. Die deutlichste Schwelle liegt bei einem Alter von 15 Jahren: ältere Einrichtungen erzielen Preise unter 100.000 $ / Bett. Ein Viertel der verkauften Pflegeeinrichtungen ist vor maximal fünf Jahren erbaut worden (2005: 18%). Multiplikator klettert weiter Die Preisexplosion 2005 beendete die Phase der konstanten BruttoeinnahmenMultiplikatoren (Gross Income Multiple = GIM): der Sprung über 50 Basispunkte ergab einen Multiplikator von 3,2. Im Jahr 2006 fiel das Wachstum moderater aus: über 40 Basispunkte kletterte der Wert nach oben, daraus ergab sich ein Multiplikator von 3,6. Analysten führen dies auf Das Verhältnis zwischen Betriebsaufwand und Umsatzerlös fällt mit 68,9 % schwach aus. Dieser Trend wird laut den Analysten anhalten. Die Belegungsquote sank von 90 % (2205) auf 85 % (2006). Viele der verkauften Einrichtungen befanden sich in Umbruchssituationen. Eine Theorie geht davon aus, dass der Bau weiterer Pflegeeinrichtungen in erster Linie den etablierten Marktteilnehmern zugute kommt: Die Unterkunftskosten der neuen Einrichtungen seien aufgrund von gestiegenen Baukosten so hoch, dass bestehende Einrichtungen ihre Preise nach oben korrigieren und so ihre Umsatzrendite weiter verbessern können. The Senior Care Acquisition Report 2007, 12th Edition, March 2007 Print or PDF:595 $ www.seniorcareinvestor.com Teil 2 der Studie: in CAR€ Invest Nr. 6 Häufigkeit des Auftretens bestimmter „Gross Income Multiples“ Independent / Assisted Living • Independent Living (IL) Wohnform für Ältere, die keinen eigenen Haushalt mehr führen möchten, geringer Pflegegrad, optional Mittagstisch und weitere Serviceleistungen • Assisted Living (AL) Pflegegrad höher als beim IL, aber geringer als beim Pflegeheim Unterstützung bei Aktivitäten des täglichen Lebens (Baden, Anziehen, Hauswirtschaftliche Arbeiten), meist individuell abgestimmt 42 % der Altenpflegeheim-Verkäufe erzielten 2006 einen Bruttoeinnahmen-Multiplikator von mindestens 1. 2005 wurden so gute Werte nur bei 26 % der Verkäufe erreicht. 13 CI_05_2007_S14-16.qxd 04.05.2007 15:55 Seite 14 14 • CARA Invest • 05/07 +++ CARA Invest - Branchentreff +++ Gastkommentar: DIE HEUSCHRECKE Alles Rendite oder was? Als Heuschrecke ist man ein Händler, der mit Geld spekuliert. Der persönliche Erfolg zeigt sich einzig in der Höhe der Gewinne, von denen auch die Bezahlung einer Heuschrecke abhängt. Stolz ist man und froh, wenn man eine möglichst hohe, mindestens zweistellige Rendite erwirtschaftet hat. Laien mögen sich fragen, warum es nicht reicht, die Marge für festverzinsliche Wertpapiere nur um ein paar Prozent zu übertreffen. Die Erklärung ist einfach: Unser Geschäft ist riskant. Wir handeln mit dem Risiko. Die hohe Rendite muss diejenigen Investitionen kompensieren, bei denen wir unser eingesetztes Kapital verlieren. Das ist inzwischen hinreichend bekannt und irritiert niemanden mehr. Oder hätte ich sagen müssen fast niemanden? Denn wenn es darum geht, in Sozialimmobilien zu investieren, scheint allein das Wort "Rendite" etwas Anrüchiges zu haben. Eine Organisation behauptet sogar, dass Sozialimmobilien keine Renditeobjekte seien. Das ist schon eine widersprüchliche Behauptung, denn Immobilien, die keine Renditeobjekte sind, gibt es nicht - sonst würde sie ja niemand kaufen. Eigenkapitalrendite versus Projektrendite Was die verehrten Damen und Herren von der „Sozialfront“ meinen, ist dass man bei diesen Sozialimmobilien keine zweistelligen Renditen erzielen kann, die für uns üblich sind. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Vielen in der Sozialbranche ist nicht bekannt, dass es immer zwei Renditeformen gibt. Wenn ein Investor ein Objekt erwirbt, bezahlt er selten den Gesamtkaufpreis aus seiner eigenen Tasche, sondern holt sich einen Teil von einer Bank. Sein Eigenkapital setzt er zu einem möglichst kleinen Teil ein. Genau dieses Eigenkapital muss die hohen Renditen erwirtschaften. Zurzeit müssen für das Fremdkapital von der Bank nur geringe Zinsen bezahlt werden, wodurch der Fremdkapitaleinsatz recht hoch gehalten werden kann: Dadurch entstehen traumhafte Renditen für das eingesetzte Eigenkapital. Nehmen wir ein Beispiel: Ich kaufe eine Pflegeimmobilie mit einer Rendite von 8 %, dass heißt, ich kaufe das Objekt zum ca. 12,5-fachen Preis der derzeitigen Miete. Ich hole mir 90 % des Kaufpreises von einer Bank, bei der die Zinstilgung durchschnittlich jährlich 5 % der geliehenen Summe beträgt. Auf die 10 % des eingesetzten Kaufpreises, sprich mein eingesetztes Eigenkapital, entsteht so eine Traumrendite von ca. 35 %. Für die allgemeine, sogenannte Projektrendite gilt: Solange die Sozialimmobilie eine risikoreiche Investition ist, muss die Rendite überdurchschnittlich hoch sein, um den Investor für seine Risikobereitschaft zu belohnen. Sollte sich eines Tages das Ausfallrisiko für Sozialimmobilien minimieren, wie es zum Beispiel in Schweden der Fall ist, werden die Renditen auf ein niedrigeres Niveau sinken. Nikolaos Tavridis, axion consult Cura kauft Maternus-Aktienmehrheit Mit Wirkung zum 26. April hat Cura insgesamt rund 71,8 % der Aktien der MATERNUS-Kliniken erworben. Die Maternus-Aktie verzeichnete daraufhin am Folgetag eine Wertsteigerung von 11,43 %. Insgesamt erwirtschaftete der MATERNUS-Konzern in 2006 einen Jahresfehlbetrag vor Steuern in Höhe von 30,6 Mio. €. www.maternus.de Kursana plant drei neue Häuser im Norden Im Sommer 2009 will Kursana eine vollstationäre Pflegeeinrichtung in Hamburg-Billstedt eröffnen. Der Baubeginn ist für Frühjahr 2008 angesetzt. Auf dem Gelände eines ehemaligen Einkaufszentrums entstehen 125 Pflegeplätze (davon 24 Plätze für demenziell Erkrankte). Der Pachtvertrag zwischen dem Errichter Hamburger Immobilien und Bauträger (HIBA) und Kursana ist bereits unterschrieben. Weitere Projekte der beiden Partner im Hamburger Umland: Im Sommer bzw. Herbst 2007 beginnen die Bauarbeiten für eine Einrichtung im holsteinischen Oststeinbek sowie in Buchholz in der Nordheide. www.kursana.de IMMAC Immobilienfonds platziert Beteiligungsangebot Für einen Kaufpreis, der dem 12,46-fachen der anfänglichen Jahrespacht entspricht (71.748 A / Pflegebett) erwarb IMMAC zwei gut eingeführte Pflegeheime in Hessen, für die es nun ein Beteiligungsangebot gibt. Die Einrichtungen in Schlüchtern und Haiger bieten zusammen 260 Pflegeplätze. Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt 25,3 Mio. €, Anleger beteiligen sich mit knapp 10 Mio. A an den Objekten. Die Mindestbeteiligungssumme beträgt 20.000 A. www.immac.de Ventas macht Sunrise-Kauf perfekt Die US-amerikanische Ventas Inc. hat die Übernahme des Sunrise Senior Living Real Estate Investment Trust nach monatelangem Bieterwettstreit und rechtlichen Komplikationen nun unter Dach und Fach gebracht. Dazu besserte das Unternehmen sein Angebot auf 1,2 Mrd. Cdn $ in bar sowie die Übernahme aller ausstehenden Verbindlichkeiten auf. Insgesamt wird das Transaktionsvolumen auf 1,96 Mrd. Cdn $ für 77 Altenpflege-Einrichtungen für Privatzahler geschätzt. www.ventasreit.com CI_05_2007_S14-16.qxd 04.05.2007 15:55 Seite 15 05/07 • CARA Invest • +++ CARA Invest - Branchentreff +++ Personalienticker +++ Wer? +++ Wo? +++ Was? +++ Warum? +++ • Evrett Benton wurde zum Chairman des • Dietmar Meng (37) wurde zum Vor- • Dr. Jörg Blattmann (50), Kaufmänni- Vorstandes in der Assisted Living Federation of America (ALFA) gewählt. Damit tritt er die Nachfolge von Steven Vick, CEO of Signature Senior Living, an, dessen Amtsperiode Ende März auslief. Benton ist CEO des Pflegeanbieters Five Star Quality Care. standsvorsitzenden der MATERNUSKliniken AG bestellt. Der Ernennung ging der Erwerb von insgesamt 71,8 % der Aktien durch die CURA Seniorenzentrum GmbH voraus. Dem Vorstand der MATERNUS-Kliniken AG gehören außerdem Oliver Mathes (40) und Johannes Assfalg (54) an. scher Direktor der Uniklinik Köln, wird zum 1.8.2007 in die Geschäftsführung der Johanniter GmbH, Berlin eintreten. Zur Johanniter GmbH zählen bundesweit 14 Krankenhäuser sowie 60 Altenpflegeeinrichtungen und Tageskliniken mit rund 6.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von nahezu 500 Mio. A. • Der Geschäftsführer der Corpus Immo- • Wolfgang Düsterberg (60) tritt sein biliengruppe, Dr. Michael Albertz, hat das Unternehmen Mitte April verlassen - laut Unternehmensaussagen in freundschaftlichem Einvernehmen. Zuvor war Albertz im Vorstand der WCM Beteiligungs- und Grundbesitz AG und im Bau-Verein zu Hamburg tätig. Amt als Vorstandsvorsitzender der apetito AG, Rheine ab, um als Vorsitzender in den Aufsichtsrat zu wechseln. Sein Amtsnachfolger wird Andreas Ruff (46), derzeit Vorstand Endverbrauchermärkte und Strategisches Marketing. • Sunrise Senior Living (USA) suspendierte seinen Finanzvorstand Bradley B. Rush. Ein firmeninternes Prüfungskommitee kam zu dem Schluss, die Transaktionen von Rush gingen nicht mit den Grundsätzen der Firma konform. Julia A. Pangelinan, Chief Accounting Officer, wurde zusätzlich mit der Interims-Position des Finanzvorstandes betraut. Register Themen im nächsten Heft: Personen: Analyse: A: Albertz, Michael 15; Assfalg, Johannes 15; B: Beck, Martin 4f.; Benton, Schlüsselfaktoren für SozialimmobilienBewertung Evrett 15; Blattmann, Jörg 15; D: Düsterberg, Wolfgang 15; G: Greiner, Thomas 1; H: Hemel, Ulrich 6f.; K: Krolzik, Udo 8f.; L: Löwentraut, Frank 1ff.; M: Mathes, Oliver 15; Meng, Dietmar 10, 15; P: Pangelinan, Julia A. 15; R: Ruff, Andreas 15; Rush, Bradley B. 15; S: Schmidt, Hartmut 10f.; Spidla, Vladimir 8; T: Tavridis, Nikolaos 14; Teske, Wolfgang 8; V: Vick, Steven 15; Vignon, Jérôme 8f.; von Bandemer, Stephan 8; Z: Zimmermann, Anja 8 Projektentwicklung: Firmen: Balance zwischen Wertschöpfung und Risiko A: ABN Amro 10; Apetito 15; Assisted Living Federation of America 15; Avivre Consult 1ff.; B: Brookdale 11; C: Care UK 11; Caritas 8; Corpus Immobiliengruppe 15; Cura 10f., 14, 15; Curanum 10f.; D: Diakonie Neuendettelsau 8; Diakonische Werke Stuttgart 8; E: Evangelisches Johanneswerk 8f.; G: Gelszus Marktforschungsgesellschaft 5; H: Hamburger Immobilien und Bauträ- Veranstaltungs-Bericht: ger (HIBA) 14; HPS Research 10f.; I: Immac Immobilienfonds 14; Institut Finanzierungsformen in der Sozialwirtschaft für Arbeit und Technik 8; J: Johanniter 15; K: Kursana 14; L: Landesbank Baden-Württemberg 10; Löwentraut Research & Valuations GmbH 2f.; LVL Medical Konzern 8; M: Marseille-Kliniken 10f.; Maternus-Kliniken 10f., 15; S: Signature Senior Living 15; Sleska Diakonie 8; SoCase GmbH 8; Stategieund Wert Beratungs- und Beteiligungs GmbH 6f.; Sunrise 11, 14, 15; T: The CARA Invest Nr. 6 erscheint am 29. Mai Seniocare Investor 12f.; V: Ventas Inc. 14 Tagesaktuelle Meldungen: www.pflegemachtmarkt.de 15 Zuverlässig wissen, was wird Wer heute lediglich annimmt, dass er zu wissen glaubt, was vielleicht werden könnte, hat sicher keine Zukunft! 2006 erweitert: Die erste repräsentative Studie für die professionelle Altenpflege. Was denkt, was will die Generation 50+? Vorsprung durch Wissen. Ohne Information keine Strategie, ohne Strategie keine Zukunft. Wer Verantwortung trägt hat Anspruch auf die besten Informationen. Ihr Konzept für die künftige Ausrichtung Ihrer Einrichtung muss auf hieb- und stichfesten Prognosen aufgebaut sein. Wir liefern sie Ihnen: Die Studie „Deutscher Altenpflege-Monitor 2006“ basiert auf einer exklusiven repräsentativen Befragung der Generation 50+, also Ihrer Kunden von morgen. Sie ermöglicht es Ihnen, Ihr Angebot am Bedarf auszurichten und so am Markt mit einem klaren Wettbewerbsvorteil aufzutreten. 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