Ist_Hybridtechnologie_bei_Flurfoerderzeugen_sinnvoll

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Ist_Hybridtechnologie_bei_Flurfoerderzeugen_sinnvoll
58 Statement Pro & Contra
Ist Hybridtechnologie
bei Flurförderzeugen sinnvoll?
Pro:
„Hybridisierung ist kein Selbstzweck!“
Christian Baerwolff, Leiter Marketing
bei der Still GmbH in Hamburg:
senkt werden. Dieser geringere Energieverbrauch bedeutet Schonung von Ressourcen
bei gleichzeitiger Reduzierung der Umweltbelastung durch geringeren CO2-Ausstoß.
Dies ist ein weiterer wichtiger Beitrag von
Still zum nachhaltigen Umgang mit der Umwelt. Durch die geringeren Verbrauchskosten und eine nur geringfügig höhere Mehrinvestition gegenüber einem heutigen Standardfahrzeug rechnet sich der Einsatz der
Still-Hybridstapler RX 70 3,0 und 3,5 Tonnen für den Kunden bereits nach weniger
als 2 000 Betriebsstunden. Die ersten serienmäßig produzierten Hybridstapler aus
der Baureihe RX 70 wurden bereits auf der
diesjährigen CeMAT in Hannover an unsere Kunden übergeben.“
© canstockphoto.de
„Unser dieselelektrischer Gabelstapler
RX 70 mit seiner Kombination aus Verbrennungsmotor, Generator und elektrischem Fahrmotor bietet beste Voraussetzungen für eine Hybridisierung und nutzt zudem die Vorzüge des Einsatzes elektrischer
Maschinen im vollen Umfang aus. Mit der
Verfügbarkeit bezahlbarer Speichermodule
(Hochleistungskondensatoren) sind heute
die technischen Voraussetzungen gegeben,
„geschenkte“ Energie, die beim Abbremsen
des Staplers aus der Bewegungsenergie zu-
rückgewonnen wird, zu speichern und beim
nächsten Beschleunigungsvorgang nutzbringend wieder einzusetzen. Dadurch wird bei
gleicher Umschlagleistung die Verwendung
kleinerer Verbrennungsmotoren möglich,
die einen niedrigeren Kraftstoffverbrauch
aufweisen. Zudem fallen diese Motoren mit
einer Leistung von 30 kW unter die Schwelle der Motoren, die von der neuen, ab 2013
geltenden, Abgasverordnung 97/68/EG Stufe
3b betroffen sind und benötigen daher keine
teuren Systeme zur Abgasnachbehandlung.
Der RX 70 setzte mit dem weltweit geringsten Kraftstoffverbrauch seiner Klasse
neue Maßstäbe. Infolge der Hybridisierung
kann der Kraftstoffverbrauch je nach Einsatzfall um weitere bis zu 20 Prozent ge-
Contra:
„Elektrostapler sind schon heute die beste, einfachste und effizienteste Lösung!“
Andreas Krause, Dipl.-Ing., Technischer
Direktor Werkstatt, Service, Garantie
und Engineering bei der Clark Europe
GmbH in Mülheim an der Ruhr:
„Wir sehen den Trend ganz klar im Bereich der Elektrostapler und fokussieren unsere Anstrengungen auch in diese Richtung,
da Elektrostapler aus unserer Sicht schon
heute die beste, einfachste und effizienteste
Lösung sind. Unserer Meinung nach wird
vieles aus marketingtechnischer Sicht „Hybrid“ genannt, was es de facto oft nicht ist.
Wie unterschiedlich die Sichtweisen auch zu
„echten“ Hybriden sein mögen: Zwei Systeme bedeuten immer auch doppelte Kosten
und zwar im Bereich der Komponenten sowie bei Wartung und Service. Komplizierte
6.2011
Systeme verlangen hoch qualifiziertes und
entsprechend ausgebildetes Personal. Gerade Hybridsysteme arbeiten mit höheren
Spannungen, um die Leistungen übertragen zu können. Im Umkehrschluss bewegt
man sich somit in anderen Schutzklassen
und muss höhere Sicherheitsvorgaben berücksichtigen. Das beeinflusst automatisch
den Verrechnungssatz im Service und wirkt
sich somit erheblich auf die Total Cost of
Ownership aus. In den VDI- Nachrichten
vom 18. Februar 2011 war ein interessanter
Vergleich zwischen einem Hybrid-Fahrzeug
von Toyota (Toyota Auris HSD 1.8 VVT-i)
und einem Golf Diesel (VW Golf BlueMotion 1.6 TDI). Bei den Leistungsdaten schneiden beide gleich ab. Bei Stadtfahrten, wo der
Toyota-Hybrid eigentlich klar im Vorteil
sein sollte, verbrauchte das Hybridfahrzeug
nur 0,1 Liter weniger als der Golf-Diesel. Die
größten Unterschiede zeigen sich allerdings
bei der Autobahnfahrt: Dort werden beim
Auris Hybrid bis zu 9,0 l/100 km gemessen,
während sich der Golf BlueMotion TDI mit
rund 6,0 l zufrieden gibt. Sicherlich ist eine
Gabelstapler-Anwendung im Fahrbereich
im weitesten Sinne dem Stadtverkehr mit
immer wiederkehrenden Beschleunigungsund Abbremsvorgängen gleichzusetzen. Ein
Hauptnachteil im Vergleich zum Pkw sehe
ich ganz klar aber in der Hydraulikfunktion.
Beim Heben der Last werden wie bei einer
Autobahnfahrt hohe Motorleistungen gefordert. Dies lässt den Rückschluss zu, dass
sich der Kraftstoffverbrauch bei intensiven
Gabelstapler-Einsätzen auch nicht signifikant reduzieren lassen wird. Vielleicht ist dies
auch der Grund dafür, dass alle Hersteller von
Hybridgabelstaplern zwar eine Reduzierung
des Kraftstoffverbrauches versprechen, aber
zum Vergleich einen definierten Fahrzyklus
zum Beispiel nach VDI 2198 nicht wagen.“