Klasse 1: Bildnerisches Gestalten – Ostergeschichten in
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Klasse 1: Bildnerisches Gestalten – Ostergeschichten in
KULTUR MACHT SCHULE Dokumentation der kulturellen Schulentwicklung an der Grundschule Birkach, Schuljahr 2011-12 Gefördert durch den Qualitätsentwicklungsfonds der Stadt Stuttgart Grundschule Birkach & Stuttgarter Jugendhausgesellschaft Warum hat diese Form von Unterricht von „Kultur macht Schule“ ihrem Kind gut getan? „Die erste Antwort, die Sie wahrscheinlich nicht hören wollen: Es ist mal ne echte Alternative zur Schule - besser als Mathe und Deutsch.“ Karin Schumacher, Mutter, Grundschule Birkach 1 Inhaltsverzeichnis Vorwort 3 Klasse 1 Bildnerisches Gestalten – Waldgestalten 5 Klasse 2 Märchenreise und Masken gestalten 6 Klasse 3 Tanzprojekt „Bilder einer Ausstellung“ und Graffiti 13 Klasse 4 CIRCUS CIRCULI – Mitmach Circus 16 Kultur macht Schule ein Projekt der Schulentwicklung - hat sich für die Lehrer 2011-12 was geändert? 18 Interview Gabriele Homolka, Lehrerin 19 Eltern der Schule Vier Interviews 21 2 Vorwort KULTUR MACHT SCHULE - das zweite Jahr Auf dem Prüfstand befand sich im zweiten Jahr der Schulentwicklung das Angebot, das die Schule zusammen mit der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft im ersten Jahr schon durchgeführt hatte. Infrage gestellt wurde grundsätzlich keines der künstlerischen Module von Kultur macht Schule. Es ging im zweiten Jahr eher um den Feinschliff - um zeitliche Abänderungen und darum, das Programm auf die Klassen und die individuellen Vorstellungen und Wünsche der LehrerInnen abzustimmen. Interessant war zu sehen, mit welcher Selbstverständlichkeit diese Anpassung und Veränderung von seitens der Künstler vorgenommen wurde. Ebenso war zu beobachten, dass das Kollegium aus der Erfahrung des ersten Jahres heraus motiviert war, freier zu arbeiten und seine Ideen zu entwickeln. Auch wollten die Lehrer die Chance des vorletzten Jahres der Förderung nutzen und ein möglichst breites Angebot mit ihren Schülern ausprobieren und ihr eigenes Repertoire dadurch nochmals erweitern. So z.B. beim Tanzprojekt, das mit „Bilder einer Ausstellung“ auch die Bildende Kunst mit einbezogen hat und mit einem Graffitikünstler kooperierte. Das Bildnerische Gestalten für die Schüler aus der 1. Klasse war Teil einer grossen Ausstellung „Wald gestalten“ der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft (stjg). Die Holzskulpturen wurden im Rahmen eines Skulpturenpfads durch Birkach, dann im Wald in Degerloch gemeinsam mit Objekten anderer Einrichtungen, und wiederum in Birkach im Nikolaus -Cusanus-Haus und auf dem Weg dorthin ausgestellt. Das Märchenerzählen erfuhr eine breite Form der Einbindung in den Unterricht und erlebte durch eine Märchenralley und einem Märchenfestmahl gestaltet von Lehrerinnen und Eltern - einen krönenden Abschluss. Dieses Jahr wurden von der Prozessbegleitung Eltern befragt. Einig waren sich alle, dass ihre Kinder stolz waren auf ihre Werke und künstlerischen Ergebnisse, dass sie sehr gerne in diesen Zeiten in die Schule gegangen waren und dass sie aufgrund der Erfahrungen vom Vorjahr Mut hatten, sich zu zeigen. Es war bspw. für sonst eher schüchterne Kinder keine Frage, bei einer grossen Tanzaufführung mitzumachen, die sie im Vorjahr auf dem Sommerfest als noch Drittklässler angesehen hatten. Gedanken hatten sich einige Eltern aus den vierten Klassen gemacht, ob ihre Kinder genug für die Klassenarbeiten in Mathe und Deutsch und letztendlich für die weiterführenden Schulen lernen würden, wenn Unterrichtsstunden für Kultur macht Schule zur Verfügung gestellt würden. 3 Bei der Auswertung des Jahres 2011-12 in der Gesamtlehrerkonferenz kam auf die Frage, was das Projekt denn dem Kollegium bringen würde eine interessante Antwort: „Wir lernen uns neu kennen indem wir zusammen sitzen und gemeinsam kreative Ideen und kreativen Unterricht entwickeln.“ (Saalmüller) Das ist ein Satz, der das zweite Jahr treffend beschreibt - das Schulentwicklungsprojekt „Kultur macht Schule“ hat dieses Jahr das Laufen gelernt und der Focus liegt auch auf der Schulentwicklung, nicht nur auf dem Erleben der Kinder und dem Ergebnis. Was macht Kultur macht Schule dieses Jahr einzigartig: Das Kollegium der Grundschule Birkach, das vielen in zusätzlichen Sitzungen Kultur macht Schule diskutiert und plant, die Künstler und künstlerischen LeiterInnen, die sich immer wieder auf den Weg machen nach Birkach zu intensiven Vor- und Nachtbereitungen zusätzlihc zu ihrer Arbeit mit den Schülern und Schülerinnen, Fred Kalinowski, der mit der Motorsäge selbst Hand anlegt, um die Kunst der Kinder sichtbar zu machen und die Vorbereitungsgruppe um Wolfgang Merkle, die die Grundhaltung „Alles ist möglich“ hat und pädagogisch Neues sucht, Verbesserung will und schafft, die Mitarbeiter des Birkacher Jugendhauses, die seit dem Start Teil von Kultur macht Schule sind und mit Interesse die Entwicklung der Kinder verfolgen und nicht zuletzt die Eltern, die ihre Kinder begleiten und mithelfen. Der Dank gilt auch dieses Jahr wieder der Stadt Stuttgart und Herrn Benda, die das Projekt fördern! Alle sind gespannt auf das dritte Jahr. Sabine Altenburger, Prozessbegleitung KULTUR MACHT SCHULE 4 Klasse 1 Bildnerisches Gestalten Waldgestalten - Wald-Gestalten in Kooperation mit dem Museumspädagogischen Dienst Stuttgart mupädi vom 16.4.-22.5.2012 im Wald und im Atelier des mupädi Ausstellungen: • „Skulpturenpfad Waldgestalten ‚12“, vom 24.6.-11.7.2012 in Birkach und Schönberg • Im Rahmen von „Wald-Gestalten“, Künstlerische Aktivität und Ökologie verbinden vom 12.7.-29.9.2012 im Wald Stuttgart Degerloch, Haus des Waldes • und in der Schule und auf dem Weg zwischen Schule und NikolausCusanus Haus (Altenheim) Birkach Außerdem: Workshop für Lehrer: 19.3.2012, 14-16 Uhr, Atelier mupädi zum Thema mit Naturmaterialien gestalten Wald gestalten - Wald-Gestalten lautete das diesjährige Thema der Erstklässler. Diesmal konnten die künstlerischen Arbeiten besonders vielen Menschen zugängig gemacht werden, da die Arbeiten im Rahmen zweier Ausstellungen, ausserdem auf und um den Schulhof zu sehen waren. Die Aussicht, an der grossen Ausstellung Wald-Gestalten der stjg teilzunehmen beeinflusste diesmal die Themenwahl. Die Lehrerinnen entschieden sich, mit ihren ersten Klassen mit Naturmaterialien im Wald und im Atelier des Mupädis zu arbeiten und sich an der Ausstellung an der Waldau (Stuttgart-Degerloch) zu beteiligen. Ziel dieser Ausstellung und der Arbeit mit den ersten Klassen war es, künstlerische Aktivität und Ökologie zu verbinden. Die Kinder sollten in ihren Aktivitäten eine intensive Beziehung zum Ort im Wald aufbauen, an dem ihre Objekte entstehen. Die Erfahrung von Geschenken der Natur wie Energie, Ruhe und Wachstum“ (Einladung zu Wald-Gestalten) 5 zeigen den Kindern, wie wichtig Achtsamkeit in der Natur ist. Ziel der Arbeit im Wald ist war aber auch, sich von den in der Natur vorkommenden Formen und Materialien für das eigene Gestalten anregen zu lassen, Neues zu entdecken, sich inspirieren zu lassen von einem Ort und dort gemeinsam etwas zu formen und gestalten mit vorhandenen Materialien. Gleichzeitig wollten sich die Lehrerinnen die Arbeit im Atelier des mupädi nicht entgehen lassen und so wurde folgendes Programm beschlossen und realisiert: An drei Tagen gingen die drei Klassen zum Gestalten in den Wald. Ein Teil der Kinder entwickelte spielerisch die Waldgestalten - ein Teil, der gerne im Wald die Bewegungsfreiheit genoss, wurde angeregt durch die Mitarbeiterinnen immer mehr in den Ästen, Bäumen, Geländeformationen zu sehen und ihm Gestalt zu geben. Es entstanden Webrahmen aus Natur, Mandalas aus gefundenen Materialien, Tiere aus Wurzeln und Erde, Naturwebrahmen zwischen Ästen, Iglus und Häuser. Ausserdem durften die Kinder Naturmaterialien sammeln, die sie für die Arbeit im Atelier nutzen wollten. Wichtig war in diesem Zusammenhang zu lernen, was man mitnehmen darf und was man auf keinen Fall sammeln kann, um den Wald nicht in seinem Gleichgewicht zu stören - z.B. das Moos. 6 Trotz Kälte und schlechtem Wetter hielten alle Kinder durch und transportierten mit ihren Lehrerinnen die gefundenen Schätze zum Bus des mupädi, der die Materialien ins Atelier brachte. Im Atelier entwickelten die Kinder Ideen für ihre Holzstelen. Immer zwei Kinder, die sich durch ein Zufallsprinzip zusammenfanden, gestalteten ein naturbelassenes Brett mit Sägen, Stecheisen, Klüpfel, Feilen Raspeln und Feile. Die gesammelten Materialien aus dem Wald wurden mit Holzdübeln als Nasen, Arme, Finger etc. montiert. Alle Kinder kamen kräftig ins Schwitzen und es bereitete ihnen augenscheinlich Freude mit nicht ganz ungefährlichen Werkzeugen unter großem Körpereinsatz ein so großes Werkstück zu bearbeiten. Dann wurden aus reinen Naturmaterialien Farben angerührt: Kohle wurde zerstoßen, Siena-Erde gemischt mit Terpentin und Leinöl und gezielt auf die WaldGestalten angebracht. Zum Teil hatten die Kinder mit ihren Lehrerinnen schon in der Schule versucht aus gesammeltem Naturmaterial Farbe herzustellen. Sie hatten schon Erfahrungen gesammelt, welche Materialien starke Farben entstehen lassen und welche Zutaten nur eine schwache Strahlkraft ergeben. Entstanden sind 30 ausdrucksstarke und sehr unterschiedliche Wesen. Über diese Wesen wurde in den Klassen fabuliert - daher auch die einfallsreichen und treffenden Namen der Kunstwerke. 7 Fred Kalinowski hat die Stelen dann beim mupädi abgeholt und zusammen mit einem Mitarbeiter Ständer gesägt, um die Stelen stabil in den Gärten der Familien und in den Läden in Birkach aufstellen zu können. So entstand ein Skulpturenpfad durch Birkach und Schönberg, dem man spazierend und beim Einkauf in den Läden folgen konnte. Ein Plakat mit nummeriertem Rundgang wurde gedruckt, sodass man wusste, wo welche Stelen zu finden waren, wie sie heißen und wer sie gefertigt hatte. Im Rahmen des Verkaufsoffenen Sonntags wurde der Skulpturenpfad eröffnet. Eltern haben später im Interview und im Gespräch mit den Lehrern erzählt, wie stolz die Kinder waren, wenn sie von Nachbarn und Bekannten auf ihre Arbeiten angesprochen wurden, die sowohl in den Gärten als auch in den Läden durch ihren Ausdruck und ihre Beschaffenheit schnell ins Auge fielen. Anschließend waren die 30 Stelen und die im Wald hergestellten Kunstwerke Teil der grossen Ausstellung im Wald auf der Waldau in Stuttgart-Degerloch. Die Stuttgarter Jugendhausgesellschaft machte eine grosse Ausstellung mit Kindern und Jugendlichen aus Partnereinrichtungen und aus Einrichtungen der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft. Alle teilnehmenden Gruppen bestückten eine große Fläche rund um den Wald um das Haus des Waldes in Stuttgart. Eröffnet wurde diese Ausstellung mit einer Führung, begleitet von Laurence Schneider als Märchenerzählerin, die Baummärchen an verschiedenen Ausstellungsorten zum Besten gab und baumgroßen Waldfeen, die wundersam auftauchten und geheimnisvoll wieder verschwanden. Zum Abschluss des Waldspaziergangs trafen sich alle am Haus des Waldes - dort gab es ein großes Obstbuffet mit allen Früchten, die man sich nur vorstellen kann und nochmals Märchen. Diese Ausstellung wurde in Kooperation mit Partnereinrichtungen der stjg, der GFF Stuttgart, Herrn Rilling und dem Haus des Waldes gemacht. Zum Schulfest kamen die Stelen dann auf den Schulhof und ins Schulhaus. Auch der Weg zum Nikolaus-Cusanus-Haus in der Nachbarschaft der Schule wurde mit Wald-Gestalten bestückt. Der mupädi bot dem gesamten Kollegium zur Vorbereitung einen zweistündigen Workshop an, um Naturmaterialien zu experimentieren. Klassen 1 a,b,c Lehrerinnen: Susanne Gesche, Gabriele Homolka, Verena Schreiber und Kollegium mupädi: Simone Henke, Edi Keller (Leitung), Menja Stevenson und 8 Praktikantinnen Stjg: Fred Kalinowski; Prozessbegleitung: Sabine Altenburger Einzelne Statements von Eltern: • tolles Projekt mit beeindruckenden Kunstwerken der Kinder • brachte Kindern nicht nur die Natur näher, sondern gab ihnen auch die Möglichkeit z. T. mit ungewohnten Materialien und Werkzeigen zu arbeiten • für Kinder besonders schön, dass die Kunstwerke in diesem grossen Rahmen gewürdigt wurden (Flyer, Ausstellung an verschiedenen Orten, Zeitungsbericht) echte Künstler mit eigener Ausstellung. Nina Fetten Ich fand das Projekt sehr gelungen war sowohl Aufbau als auch Durchführung, sowie verwendete Materialien waren durchdacht, schülernah, Phantasie anregend und haben den Kindern die Möglichkeit gegeben, den Wald als „Kunstfundgrube“ ganz neu zu entdecken. Auch wie die Arbeiten im Ort präsentiert wurden, mal allein stehend, mal in der Gruppe. Alles sehr schön. Und vor allem die Freude in den Augen, wenn Fanny berichtet hat, wie sie zusammen gesägt, gehobelt, Farben hergestellt haben. Anette Rust Infomaterial: Fortbildung zum Projekt „Wald“, 19.03.2012 beim mupädi Konzept / Kurzbeschreibung: Die Fortbildung dient der Vorbereitung aller beteiligten Pädagogen (GS Birkach und mupädi) auf die Projektbetreuung (erster Termin:16. April 2012). Ausgangspunkt für unsere Überlegungen und für die praktische Arbeit sind folgende im Wald zu findende Realisationsmedien: 1. Waldmaterialien: Äste, Zweige, Zapfen, Holzschwarten, Holzkohle, Steine, Schneckenhäuser …, ergänzt um einige (möglichst) wenige 9 2. Künstlerische Materialien: Erdpigment, Holzleim, Schnur, Leinöl, Terpentinöl … Die Materialien werden auf ihre Möglichkeiten und ihre Tauglichkeit hin erprobt. Besonders intensiv werden die Gestaltungsmöglichkeiten der Stelen aus Holzschwarten untersucht. Bei der Auswahl der notwendigen bzw. in Frage kommenden Werkzeuge sind entscheidende Kriterien - die altersspezifischen Fertigkeiten der Kinder die Vorerfahrungen der Kinder Fragen der Sicherheit, der Verletzungsgefahr Eine verantwortungsvolle Betreuung der Kinder muss gewährleistet sein. Edi Keller mupädi Der Museumspädagogische Dienst (mupädi) macht Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit der Stuttgarter Museumslandschaft vertraut und bringt ihnen die Exponate der Sammlungen und Ausstellungen sowie deren kultur- und naturgeschichtliche Entstehungszusammenhänge nahe. Unterstützt vom mupädi wachsen die Teilnehmenden in den eigenständigen und selbstbestimmten Umgang mit der Kulturinstitution Museum hinein. Nach der Devise "Gestalten, erleben - sehen lernen, Kunst verstehen" verbinden die "Ästhetischen Projekte" des Museumspädagogischen Diensts (mupädi) in der mupädi-Werkstatt die schöpferische Arbeit der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit der Kunstbetrachtung im Museum. Ziel ist es über die eigenen Erfahrungen bei der kreativen Aktion einen intensiven Zugang zur Kunst zu schaffen. Klasse 2 Märchenreise Mit Laurence Schneider (Wort-Welten-Werkstatt) und Stuttgarter Jugendhausgesellschaft GmbH (stjg) und mupädi (Museumspädagogischer Dienst Stuttgart) vom 26.- 30. März 2012 Auch in diesem Jahr durften die Zweitklässler wieder tief in die Märchenwelt eintauchen. Die Märchenerzählerin Laurence Schneider - immer fantasievoll kostümiert -erzählte unbekannte Märchen zu verschiedenen Themen. Aufmerksam und entspannt hörten die Kinder zu, während sie auf den Sitzkissen und Polstern des orientalischen Märchenzeltes saßen und in der Pause mit Tee und Obst bewirtet wurden. So kam zum sinnlichen Hörerlebnis noch eine sinnliche Gaumenfreude. 10 Dann entwickelten und erzählten sie gemeinsam Märchen unter der motivierenden Anleitung von Laurence Schneider. Erstaunlich war immer wieder, dass die Kinder die literarischen Bauformen des Märchens im Verlaufe dieser Woche gut erkennen und in ihren Erzählungen wiedergeben können, dass Kinder, die sich erst nicht trauen, etwas zu erzählen von selbst den Weg fanden, etwas zum gemeinsamen Märchen beizusteuern, wenn man sie nicht drängte oder gar verpflichtete. Das sich Zurücknehmen und nur zuhören, d.h. sich ganz auf etwas Erzähltes einzulassen sowie auf das zu achten, was nur und ausschließlich im eigenen Inneren geschieht, ist vielleicht eine der wertvollsten Erfahrung, die Kinder während der Märchenwoche gemacht haben. Das Märchenzelt, wurde von der Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft (stjg) diesmal nicht im Foyer, sondern in einem abgeschlossenen Raum im Jugendhaus Birkach aufgebaut. Damit war es wirklich ruhig um das Zelt herum. Den Kindern wurde das Zuhören damit erleichtert. Nach den anderthalb Stunden Zuhören und Erzählen stellten die Kinder mit den Mitarbeitern des Mupädi und den Lehrerinnen in den Klassenzimmern Masken her. Erst wurde ein Rohling aus Ton geformt. Bei dieser Arbeit mit den Händen und mit dem 11 geschmeidigen Material sollten die Kinder die Märchen mit ihren tief berührenden Themen und Bildern im Inneren nachklingen lassen können. Auf den Ton wurde dann an den folgenden Tagen Maskenpapier modelliert. So konnte jedes Kind eine individuelle Maske herstellen und mit nach Hause nehmen. Zum Abschluss der Märchenwoche machten die Lehrerinnen mit den Kindern eine Märchen-Ralley. Die Eltern bereiteten ihnen ein Märchenmahl mit leckeren Speisen und festlichem Ambiente, was allseits grosse Begeisterung hervorrief. Im Vorfeld hatten die Lehrerinnen sich im Unterricht mit Märchen beschäftigt. Es wurde vorgelesen, dazu gemalt, geschrieben und eine Märchen-Rechen-Ralley für den Mathematikunterricht entwickelt. Klassen 2 a, b, mit je 25 SchülerInnen Lehrerinnen: Esther Kleindienst, Friederike Meyer und Kollegium Wort Welten Werkstatt: Laurence Schneider mupädi:, Katazyna Bojanovska, Simone Henke, Edi Keller (Leitung) Stjg: Fred Kalinowski Prozessbegleitung: Sabine Altenburger Wort-Welten-Werkstatt Laurence Schneider studierte Romanistik, Komparatistik sowie Textgestaltung in Tübingen. Sie arbeitete in verschiedenen Unternehmen in PR und Marketing, bis sie sich 2001 als Märchenerzählerin, freie Dozentin und Trauerbegleiterin selbständig Klasse 3 Tanzprojekt „Bilder einer Ausstellung“ 12 Inspriert von Modest Mussorgski Mit Merima Spahic Assistenz: Chi-Thien Nguyen, Kai Blumenstein Schnuppertreffen: 14.5.2012 Vom 2.-20.7.2012 Schüleraufführung: 29.7.2012. Aufführung öffentlich 219.7.2012 im Rahmen des Schulfestes In diesem Jahr war die gemeinsame Vorerfahrung sehr hilfreich: Beide Seiten wussten, wie die Arbeit aussieht und dass eine Aufführung mit so vielen Kindern in der grossen Turnhalle glücken kann. Es gab die Bereitschaft klassenübergreifend zu arbeiten, auch wenn das zusätzliche täglich variierende Unterrichtspläne erforderte. Geeinigt hatte man sich auf das Thema „Bilder einer Ausstellung“ - dabei ging es aber nicht darum die Bilder, die Modest Mussorgski in Erinnerung an den Maler und Zeichner Victor Hartmann als Programmmusik entwickelte hatte. Man wollte wie Mussorgski Bilder als Inspiration für den Tanz nutzen und zwar Bilder, die die Schüler selbst gemalt hatten. Ziel war es vom Bildnerischen Gestalten in die Darstellende Kunst zu kommen. Folgende Bilder sollten von allen Kindern gezeichnet und gemalt werden. Am Schnuppertag sollten sich die Kinder dann frei entscheiden, welches ihrer Bilder sie umsetzten wollten. Das waren die drei Themenvorgaben • • • Ein von der Graffiti-Kunst inspiriertes Bild (Stichwort „Keith Haring“) Vogel- Bilder frei nach Picasso Und als drittes sollten sie nach einem Musikstück von Modest Mussorgski ein Bild malen in Wachs-Kratz-Technik und dies als Vorlage für den Tanz nutzen. Hinzugezogen wurde ein Graffiti Künstler aus Stuttgart: Ahmet Ozcelik sprüht seit 15 Jahren Graffitis und arbeitet in verschiedenen Projekten mit Kindern und Jugendlichen, u.a. hate er ein Projekt an der Carl Benz-Schule mit Verena Lattke (jetzt Lehrerin an der GS-Birkach) gemacht. Dort hat er mit Kindern ein Schullogo entworfen und gesprayt. 13 Im Gespräch mit Ahmet Ozcelik wurde folgende Vorgehensweise entwickelt: • Alle drei Klassen nehmen einzeln Teil an einer Einführung in die Kunst, ein Graffiti zu entwerfen mit ihrem Namen und eine Skizze anzufertigen. Zeitrahmen: 2 Unterrichtsstunden pro Klasse. • Außerdem realisieren die Klassen gemeinsam mit Ozcelik an der Außenfassade ein großes Graffiti. Dieses Graffiti entwirft Ozcelik und es überdeckt einen von Unbekannten, illegal nachts angebrachten nicht gut gestalteten Sprayerschriftzug. • Inga Saalmüller arbeitet mit den Schülern im Musikunterricht zu Mussorgski. • Alle Klassen malen Bilder zu Musik und dem Thema Vögel Am Schnuppertag gab es dann eine Überraschung: Erwartet hatten manche aus der Vorbereitungsgruppe, dass hauptsächlich die Mädchen sich für die Vögelgruppe entscheiden und die Jungs eher in die Graffiti-Gruppe gehen würden Doch die Erwartungen wurden nicht erfüllt - es gab keine geschlechterspezifische Wahl. Die Präferenzen tendierten zur Mussorgski Gruppe - die sich ab den Proben die CrazyGroup nannte und zur Vögel-Bilder-Gruppe. Den Roboter Tanz nach den Graffiti 14 Zeichnungen und Bildern wählten zum einen nicht schwerpunktmäßig Jungs und auch nicht, wie befürchtet die Mehrheit. An acht Vormittagen tanzten die Kinder mit Merima Spahic und ihren Assistenten und entwickelten in allen drei Gruppen eigene Choreografien zu ihren Bildern und der Musikauswahl, die Merima Spahic mitgebracht hatte. In diesem Jahr waren die Jungs ganz vorne dabei und identifizierten sich sehr stark mit dem Tanz. Unterstützt wurde die Arbeit durch Chi-Thien Nguyen, Kai Blumenstein, die als Breakdancer/Tänzer auch dieses Jahr, an der Seite von Merima Spahic Vorbild für die Jungen der Klassen waren. Entstanden ist eine Aufführung, die drei unterschiedliche Choreografien zu den Bildern der Kinder zeigten. Mit von der Partie war Achmet Ozcelik, der live zeichnete und das Entstandene auf die Bühne projezierte, um die Verbindung von bildnerischem Arbeiten und Tanz auch auf der Bühne zu zeigen. Jede Gruppe zeigte zu Beginn ihre Bilder auf der Bühne, sodass die Zuschauer ebenfalls ins Thema eingeführt waren. Auch dieses Jahr gab es ausgewählte Kostüme, die die Tanzlehrerin aus verschiedenen Einrichtungen ausgeliehen hatte. Den Abschluss der Tanzproduktion bildete eine grosse Gesamtchoreografie, bei der alle drei Klassen zusammen auf der Bühne tanzten und das Publikum mitnahmen in eine Arbeit, die die Kinder über sich hinauswachsen ließ. Alle Beteiligten traffen sich zum Abschluss nochmals, um Fotos und Film der Abschlussaufführung anzusehen und sich ihre eigene Leistung nochmals ins Bewusstsein zu bringen. Auch das wurde wie die Aufführungen ein Fest. 15 Klassen 3 a, b, c 62 SchülerInnen Lehrerinnen: Bärbel Dupper, Verena Lattke, Inga Saalmüller und Kollegium Leitung Tanz: Merima Spahic Assistenz: Chi-Thien Nguyen, Graffiti: Ahmet Ozcelik Stjg: Fred Kalinowski Prozessbegleitung: Sabine Altenburger Statement aus der Gesamtlehrerkonferenz/Auswertungstreffen für Schuljahr 2011-12 Brigitta Landsbeck (Jugendhaus Birkach): Die Kinder holen sich nachmittags den CD Player und entwickeln ihre eigenen Choreografien, seit in der 3. Klasse drei Wochen lang getanzt wurde. Merima Spahic freiberuflich tätig, staatlich anerkannte Sport- und Gymnastiklehrerin, Bewegungsförderung, Tanzkultur, Pädagogik Seit 2002 choreografisch- künstlerische, als auch pädagogische Arbeit in Schulen, Vereinen, Firmen und sozialen Einrichtungen im Rahmen von Schulkooperationen, Projektarbeit, Ferienbetreuung und Personal Training. Klasse 4 CIRCUS CIRCULI – Mitmach Circus Kinder und Jugendzirkus für Stuttgart und die Region Vom 17.4.-27.4. 2012, Aufführungen am 26.4. und 27.4. in der Alfred-Wais-Halle, Birkach Im April zog zum zweiten Mal die Crew des Circus Circuli in die Alfred-Wais-Halle ein, die mit ihrer Nähe zum Jugendhaus Birkach, der Schule und dem großen Nebenraum einen guten Ort für die Zirkuswochen bietet. Am ersten Tag durften die Kinder alle CircusDisziplinen kennen lernen und sich für eine entscheiden: Trampolin, Laufkugel, Zauberei, Fakire, Seillaufen, Leiterakrobatik, Löwen-Dompteur, Trapez und Clown standen zur Auswahl. In den folgenden Tagen wechselte sich die Arbeit in der Halle unter den jeweiligen Trainern der einzelnen Disziplinen ab mit einem Kreativ-Angebot, das das Jugendhaus Birkach mit seinen Mitarbeitern bestritt und dem wiederum von Circus Circuli Trainer und Lehrern angeleiteten Erlernen von Jonglage und Einradfahren. An einem Außerdem gab es für alle Kinder noch eine Schulstunde über die Geschichte des Circus mit 16 vielfältigem Anschauungsmaterial, gehalten vom Organisator des Circus, Fred Kalinowski. Krönender Abschluss waren die beiden Aufführungen für die Öffentlichkeit und die Schüler der Schule. Fast zwei Stunden konnten die Zuschauer das liebevoll gestaltete Programm sich ansehen mit artistischen Leitungen und witzigen spielerischen Einlagen Der Enthusiasmus und Durchhaltevermögen der Kinder, die künstlerische Zusammenführung am Ende der Woche für die beiden Aufführung, der kompetente, zugewandt -freundliche Umgang der Trainer mit den Kindern, das Zusammenwirken von Kollegium, Jugendhaus, Circus Circuli machte diese Wochen wieder zu einem besonderen Highlight des Schuljahres. Klasse 4 a, b,c Lehrerinnen: Sabine Adam, Annika Jung, Wolfgang Merkle, Claudia Rabeneick, Brigitte Schnorr, und Kollegium Zirkusdirektor CIRCUS CIRCULI: Karl-Heinz Ramminger und Trainerteam CIRCUS CIRCULI der Stjg: Fred Kalinowski Jugendhaus: Barbara Rehm, Brigitta Landsbeck, Prozessbegleitung: Sabine Altenburger 17 Der CIRCUS CIRCULI bringt Kinder und Jugendliche in Bewegung, regt ihre Kreativität an, fördert und fordert soziale Kompetenzen. Der Mitmachzirkus wirkt als ganzheitliches Angebot, bei dem die Teilnehmer ihre Fähigkeiten zur Darstellung und Präsentation, ihre Geschicklichkeit und Motorik, ihre Kreativität und Phantasie, und nicht zuletzt ihre Kooperations- und Kommunikationsfähigkeiten weiterentwickeln und verbessern können. Der Schwerpunkt liegt auf artistischen Anforderungen, in denen sich Jungen und Mädchen gleichermaßen erproben können. CIRCUS CIRCULI bietet an verschiedenen Schulen in Stuttgart ganzjährige Kooperationen an, organisiert Ferienprogramme an unterschiedlichen Standorten und tourt durch die Stadtteile Stuttgarts und ermöglicht Kindern und Jugendlichen einen Einblick in die fantastische und bunte Welt des Zirkus. Kultur macht Schule ist ein Projekt der Schulentwicklung. Hat sich für die Lehrer 2011-12 was geändert? Aussagen von Lehrern und Kulturpartner aus dem Protokoll der Gesamtauswertung 2011-12 V. Lattke: Es gab viel Austausch mit den Kindern über soziale Themen – was heißt es, einen Fehler zu machen und von den anderen ausgelacht zu werden. Was bedeutet das, wenn ich jetzt lache, morgen aber selbst etwas nicht kann. Das fand ich sehr wertvoll in der Zeit. M. Balzert: Das Projekt bricht die Klassenverbände auf. Die Kinder lernen sich in anderen, neuen Zusammenhängen kennen. I. Saalmüller: Die Kollegen lernen sich neu kennen, dadurch, dass wir zusammenarbeiten – anders als in den bisherigen Projekten. W. Merkle: Wir haben viel mehr Austausch, kreative Gespräche vor und nach den künstlerischen Unterrichtseinheiten. Wir haben den Vorteil, dass wir jemanden holen, der künstlerisch mit den Kindern arbeiten kann – einen Spezialisten sozusagen – aber wir dürfen trotzdem mitreden, was geschieht. B. Schnorr: Wir bekommen Zeit, die Kinder anders wahrzunehmen, wenn wir nicht direkt selbst agieren. F. Kalinowski: Ich finde den Zusammenhalt und die Zusammenarbeit ist etwas Besonderes. Ich hoffe, dass wir eine Schlussdokumentation haben werden – in welcher Form auch immer - für alle Beteiligten, die dieses außerordentliche Schulentwicklungsprojekt festhält. 18 Interviews: Kultur macht Schule Gabriele Homolka, Lehrerin Birkach, im Gespräch mit Sabine Altenburger Birkach 12.6.2012 Sabine Altenburger (S.A.) Sie haben schon ein Jahr Kultur macht Schule hinter sich. Letztes Jahr Sie die Märchenreise in Ihrer Klasse, dieses Jahr waren sie beim Wald - gestalten dabei. Was sind ihre Erfahrungen? Gabriele Homolka: Dass das Märchenprojekt wohl das schwierigste ist, weil man nicht in das Miteinander kam. Weil viel zu viel nicht gemeinsam geplant war. Wir haben von außen aufgenommen, was geplant war und das war einfach zu viel. Weil man sich als Lehrerin nicht mehr auf das verlässt, was man vielleicht selber auch denkt. Im Hinblick auf das Märchenprojekt ist ja das Schönste das Zuhören. Ich glaube das Miteinander ist wichtig, mir sind manchmal z.B. auch die Gruppen zu groß -. Denn letztlich muss ich mit der Person von aussen den Alltag gestalten und nicht mit den Kolleginnen und den anderen aus dem Team. Manchmal finde ich es auch schön, man sitzt zusammen und hat einfach mal Zeit miteinander zu sprechen. Und da denke ich muss der mupädi sehr sehr viel arbeiten, die haben natürlich sehr viele Projekte laufen, da ist die Frage, ob die sich die Zeit nehmen können? Wir (Mitarbeiterin von mupädi und G.H.) haben dann kurzfristig am Telefon uns z.B. gefragt, wie kommen denn die Gruppen zusammen? Dann haben wir gesprochen über ein alliatorisches Verfahren, da bestimmt der Zufall wer mit wem arbeitet – die Teams haben dann super funktioniert. Das ist wichtig, dass man so was bedenkt, dass nicht immer die beste Freundin und der beste Klassenkamerad mit einem zusammen arbeitet. Und das ist in einem solchen Projekt ja auch schön, wir bringen die Kinder in einem solchen Projekt weiter in ihren sozialen Fähigkeiten. Das Miteinander ist ja eine ganz tolle Begleiterscheinung von dem, was man inhaltlich mit den Kindern tut. Das fand ich ganz toll. Wenn das Projekt dann mal angelaufen ist von der Wesensgestaltung, dann braucht man keine langen Gespräche mehr. Das lebt dann wirklich vom Material her und deckt sich mit den Inhalten vom Menuk – sich anregen lassen und Ausprobieren. S.A.: Was hat sich an ihrer Lehrerrolle verändert? Was ziehen Sie heraus G.H.: Was für mich wichtig war, war die Baustelle Menuk-Curriculum– seit ich hier arbeite sage ich: Das stimmt nicht mehr. Bin ich jetzt wirklich innovativ? Für mich ist dieses olle Ding jetzt durch - als Ergebnis der Arbeit im Atelier des mupädi wo man natürlich ganz andere Bedingungen hat als im Klassenzimmer. Jetzt ist deutlich, wie wichtig das ist: Eine anregende Umgebung zu schaffen und die Kinder kommen zu lassen und dann zu begleiten. Und dann aber auch zu reflektieren – Lerntagebuch, Reflexionsphasen einzubauen. Und jetzt natürlich auch dieses Präsentieren, was noch kommt. Und das sind die Kompetenzen, die für die Kinder wichtig sind. S.A.: Sie meinen das Bildnerische Gestalten bei Kultur macht Schule? G.H.: Ja, ich hab mal Ottmar Alt Zitate mitgebracht in die Klasse und da haben wir lange uns drüber unterhalten. Eines heisst „Schöpfe aus deiner Phantasie.“ Und das ist jetzt wie so ein Mut-mach-Wort. Trau dich was. Und jetzt nehmen wir die immer wieder mit rein ins 19 Boot. Schöpfe was aus Dir, überleg Dir mal was. Das ist wichtig für die Entwicklung vom Selbstbewusstsein der Kinder - ich kann mir einfach was zutrauen. Ich hab so ein Holzbrett und hab eine Figur daraus gemacht. Das hat nochmals ein Kind gesagt: Ich war so begeistert, was da rauskam aus dem Brett. Und das Reflektieren würde ich jetzt von vornherein machen. Am Anfang hab ich mich zurückgehalten. Auch dass sie das Anrühren der Farbpigmente selbst erfahren war mir ganz wichtig, auch zu erfahren, was funktioniert und was funktioniert nicht. Da haben wir drei Doppelstunden eingesetzt. Wer eben zu grob gepulvert hatte, hatte dann auf seinem Brett auch nur Brösel. Und die Erfahrung ist so wichtig - das nächste Mal mache ich es dann anders! Das macht nichts aus, wenn es beim ersten Mal nicht klappt, dann machen wir es noch mal! S.A.: Ist das der Unterschied zwischen der Arbeit der Experten vom mupädi und Ihrer Arbeit? G.H.: Die hatten das mit dem Ausprobieren ja gar nicht eingeblendet gehabt. Die haben das einfach gezeigt, wie man Farbe anrührt. Dafür ist die Zeit zu kurz. Da muss ja was rauskommen. Ich denke, deshalb hatten wir im ersten Jahr so viel Druck. Deshalb war das im ersten Jahr so überfrachtet: Da muss was rauskommen, da muss was passieren - von beiden Seiten. Ich denke da ja immer auch noch: Was kostet so was? Ich bin da auch immer ein bißchen ein Schwob. Und auch die Äußerungen der Eltern brannten mir im Nacken. Die vielen Projekte werden von den Eltern nicht nur ganz positiv gesehen. Was kommt denn da auch unter dem Strich raus ?….Und ich muss sagen, im Hinblick darauf waren die zwei Jahre wirklich sehr erfolgreich - nicht nur von den sozialen Komponenten her - ich hatte übrigens auch sehr gute Mütter an den Tagen im Atelier dabei!. S.A.: Was würden Sie gern behalten von den drei Jahren? G.H.: Ich denke die Werkstatt, das Atelier, das hat einen ganz grossen Aufforderungscharakter. Und wir haben auch den Herrn Keller, den Experten. Das nehmen die Kinder auch noch mal anders auf, wenn ein Schulexterner erklärt, wie so ein Stechbeitel funktioniert und wie man den ansetzt. Die Kinder sind noch mal anders aufmerksam. Das kann man nicht im Schulhaus, auch nicht mit einem Werkraum so machen. Diese externen Lernorte finde ich sehr bereichernd für die Kinder. S.A.: Was gefällt Ihnen besser? Die Klasse wie beim Zirkus einem grossen Experten-Team übergeben, oder wie in beiden Projekten, die Sie jetzt erlebt haben, das Thema mitentwickeln und Seite an Seite mit den Experten zu arbeiten? G.H.: Also der Zirkus ist ein äusserst erprobtes und erfolgreiches Modell. Da bin ich gern dabei und lerne. Wir könnten das gar nicht - Akrobatik anleiten. Der Zirkus hat sich absolut bewährt und steht. Ich finde es schon schön, wenn man in ein Miteinander kommen kann, einfach um auch selber zu lernen. Das ist ein Gewinn. Und wir als Lehrer kennen eben die Kinder, was haben die für Bedürfnisse, wie arbeiten sie, was wäre gut - das ist gut, wenn man das mit einbringen kann - das ist fürs Gelingen auch wichtig. Jede Gruppe ist anders. 20 S.A,: Was war das Highlight? G.H.: Im letzten Jahr war das Highlight die Erzählerin und das Märchenzelt zu erleben. Und das Lernziel: Man kann aus nichts eine Geschichte machen und man kann mit Sprache spielen. Die Kinder hatten danach dann den Mut - wir haben die Erzählkisten danach doch noch gebaut und die immer wieder geöffnet an Geburtstagen - und es hatte niemand Hemmungen seine zwei, drei Sätze in die gemeinsame Geschichte mit einzubringen. Und ich finde, das kann man nur lernen, wenn man so ein Vorbild hat. Und deshalb finde ich diese Professionalität wichtig, dass die mit rein kommt in den Unterricht. Und dieses Jahr die Werkstatt mit den neuen Techniken. Die Kinder hatten keine Erfahrung mit dem Werkzeug, dem Material. Das hatte einen ganz hohen Aufforderungscharakter. so zu arbeiten wie ein Holzbildhauer, das hat sie sehr stolz gemacht - und auch das Ergebnis, was da rauskommt. S.A.: Wie sah Ihre zusätzliche Arbeitsbelastung aus? G.H.: Ich habe grundsätzlich nie Probleme mit Arbeiten - ja, für mich ist es, wenn ich Spass dran hab, spielt die Zeit keine Rolle., Ich habe z.B. tagelang Erde getrocknet, das mach ich nebenher. Die Arbeit am Kind: das heisst, ich habe 20 Stunden plus. Ich war letztes Mal so unzufrieden, weil wir nicht in ein Miteinander gekommen sind, und da wird’s dann mühsam. S.A.: Würden Sie sich weniger Projekte wünschen, seit Sie Kultur macht Schule hier haben? G.H.: Nein, ich finde alle Projekte gewinnbringend, wir müssen sie nur besser verteilen. . Mein großer Traum ist wirklich in Lernwerkstätten zu lernen. Und wir haben letztes Jahr einen grossen Schritt gemacht, dass wir die Methode aufgebrochen haben - und wirklich mit Erfolg. Ich hab den Schreibschriftlehrgang z.B. freigegeben:“ Ich bin mein eigener Chef“ heisst das Projekt. Längerfristig ist das wichtig, dass die Kinder lernen, in die eigene Lernverantwortung zu gehen. Und ich sehe es an meinen eigenen Kindern, was bringt dann wirklich den Erfolg? Der kommt dann, wenn die Kinder das Lernen zum Eigenen machen. Interviews mit Eltern Im Rahmen des Sommerfestes am 21, Juli 2012 Interview 1 Karin Schumacher, Mutter von Steffen, Klasse 4 a von Brigitte Schnorr, im Gespräch mit Sabine Altenburger S. A.: Ihr Kind hat das Projekt jetzt schon zwei Mal gemachtes hat in der 3. Klasse getanzt und in der 4. Zirkus gemacht. Was hat ihr Kind ihnen erzählt, was war am Schönsten? K. Schumacher: Was am Schönsten war, das ist ne gute Frage? Er fand das ganze Projekt an sich klasse, und das was er dort gemacht hat. Er hat sich dann auch gleich das rausgesucht, was für ihn toll war. Er war beim Zirkusprojekt Löwendompteur, das war genau sein Ding. Er war der Chef und konnte seine sechs Löwen durch die Gegend scheuchen. Das war genau das, was er machen wollte, das fand er super. Hat ihm auch viel Spaß gemacht. Er ist jetzt nicht so der sportive. Das heisst die ganzen akrobatischen Sachen war nicht so seins. Aber es hat ja jedes Kind so seine Lücke gefunden, wo es genau so machen konnte, was ihm gefallen hat. Und diese Vielfältigkeit war schön. 21 S. A.: Hat er auch erzählt aus dem Tanzprojekt ? K. Schumacher: Ja, das fand er auch super. Er ist mit den Leuten so gut klar gekommen, mit dem jungen Mann. Das ist für die Jungs auch ganz wichtig, dass da eben auch Jungen tanzen. S. A.: Woher kommt das? Warum hat diese Form von Unterricht ihrem Kind gut getan? K. Schumacher: Die erste Antwort, die Sie wahrscheinlich nicht hören wollen: Es ist mal ne echte Alternative zur Schule - besser als Mathe und Deutsch. Und es sind einfach schöne Sachen, er bewegt sich gerne, ein gemeinschaftliches Projekt, wo sie nachher was zeigen können. Und wo sie -Erfolg haben und Applaus kriegen - da ist man ja auch nachher stolz. S. A.: Haben Sie als Mutter eine Veränderung beobachtet? K. Schumacher: Nicht wirklich, aber mein Sohn ist auch eher der dickfellige. Als tolles Happening hat ihm das gut getan. S. A.: Gibt es auch Kritik? Würden Sie sich wünschen, dass etwas anders gemacht wird? Sie treffen mich etwas unvermittelt. In der Mail stand, wenn ihr was zu den Projekten sagen wollt, könnt ihr das bei der Frau Altenburger machen - und mir war nicht klar, dass es sich nur um Kultur macht Schule handelt, sonst hätte ich da vielleicht mehr rumgehört wie gesagt, mein Sohn findet das alles klasse. S. A.: Haben sie eine Fantasie für die dritte Runde? Was wünschen sie sich da. K. Schumacher: Da bin ich wunschlos glücklich.... Aber wenn ich was zu den Projekten an sich was sagen darf… Es gibt das Kulturprojekt, das Europaprojekt, das Naturprojekt, die Fahrradprüfung, dann gab es noch das Fahrradprojekt und noch das Schullandheim. Und das ist alles nach Ostern gelaufen. Und da muss ich sagen - und das geht auch anderen Eltern so - jedes Projekt einzeln: schön und gut und wünschenswert, aber in der Summe und gerade noch bei den 4ern jetzt, wo eben auch noch das Schullandheim und noch die Fahrradprüfung und noch die Gewaltgeschichte noch dazukommt - also wenn die nach Ostern 50% Unterricht gehabt haben, ist das schon viel. Und da muss ich dann sagen, da ist das ja ganz schön, wenn mein Sohn tanzt, aber wenn er dann die Basics von Mathe nicht beherrscht, dann hab ich da irgendwo auch ein bisschen ein Problem damit. Da wär ich froh, wenn das ein bisschen entzerrt werden könnte. S. A.: Haben Sie etwas an ihrem Kind gemerkt? K. Schumacher: Nein, der findet das toll - nach dem Fahrradfahren gibt es keine Hausaufgaben. Aber ich finde, das wertet jedes einzelne Projekt auch ab - weil man denkt: Ach Gott, schon wieder ein Projekt und das finde ich dann schade, weil es als einzelnes Projekt zu schön ist. 22 Interview 2 Karin Haun, Mutter von Amelie, Klasse 3 a Frau Lattke Monika Koch, Mutter von Pascal, Klasse 3 a Frau Lattke Sabine Altenburger ( S. A.):Was hat ihr Kind von Kultur macht Schule berichtet, was hat ihm gut getan? Karin Haun (K.H.): Amelie tanzt eh schon sehr gern, hat auch schon seit drei Jahren Ballett gemacht und macht Jazzdance seit zwei Jahren und sie war am Anfang sehr kritisch und hat gesagt:“ Des ist blöd.“ Aber das hat sich dann ganz schnell gewandelt, schon am zweiten Tag war sie total begeistert, hat immer begeistert erzählt und war mit großem Eifer dabei und war ganz aufgeregt vor der Aufführung und ist in der Zeit, in der getanzt wurde noch viel lieber in die Schule gegangen. Was fand sie denn blöd? K.Haun: Nur wirklich ganz am Anfang… ich glaub das war anders als das, was sie gekannt hat. Sie musste sich darauf einlassen und dann war’s gut. Monika Koch (M.Koch): Am Anfang hat er gar nichts erzählt, und Tanzen, ja klar als Junge findet man das blöd - da gibt’s viele Jungen, die es blöd finden - das gehört auch dazu. Am Sommerfest von der Klasse haben sie auch einen Tanz aufgeführt, da hat er eigentlich nicht mitgemacht. Da hatte ich auch schon meine Bedenken, dass er wieder nicht mit macht, aber er hat heute super mitgemacht. Blöd fand er eigentlich nur, dass er das weiße Jackett anhaben sollte und die Mädchen das schwarze bekamen. Aber sonst war er -ganz entgegen meiner Vermutung -engagiert, fand’s toll und war stolz, dass er da mitgemacht hat. Ihr Kind ist ja auch das zweite Jahr bei Kultur macht Schule dabei. Was haben Sie letztes Jahr bei ihrem Kind beobachtet? M. Koch: Märchen fand er auch toll, da kam er dann ganz entspannt heim und hat schon von den Märchen erzählt, vor allem seiner großen Schwester - mir nicht so viel (lacht). Ich hatte einen sehr guten Eindruck und was man so von den anderen Eltern hört - nur positiv. K. Haun: Also die Amelie hat jetzt im Nachhinein interessanterweise gesagt: Ach das war mit dem Zelt, das war nicht so toll, . Ich hatte damals auch das Gefühl, dass es ihr Freude bereitet und so in der Nachschau hat sie gesagt: So toll war das nicht. Ich denke, dass das Tanzen jetzt einfach für sie eine Steigerung war. Und zu dem Märchenprojekt, da kann ich jetzt dieses Jahr natürlich nichts sagen. Ich hab nur letztes Jahr die Rückmeldung von den Lehrerinnen gekriegt, das da wohl nicht alles so funktioniert hat und die Lehrerinnen viel machen mussten und sehr eingebunden waren und sich so ein bisschen verlassen vorkamen. Also das scheint letztes Jahr nicht so geklappt zu haben, wie man sich das gewünscht hätte. Natürlich ist das Projekt auch erst angelaufen, vielleicht war das dieses Jahr schon ganz anders, aber das hab ich noch sehr gut im Ohr, dass das für die Lehrer zusätzlicher Stress war und dass sie zusätzlich Dinge leisten mussten, die so nicht geplant waren. S. A. Haben Sie den Eindruck, das Projekt wird über die Schule hinaus wahrgenommen K. Haun: Ich hab es in der Zeitung gelesen, was z.B. die erste Klasse gemacht hat. M. Koch: Also ich bin hier ja nicht so stadtbekannt, dass mich da jeder anspricht, aber was 23 ich da so gesehen hab im Nikolaus Cusanus Haus, fand ich auch toll, was doch Kinder so unter Anleitung so machen können… K. Haun: Ach und die Ostereier, letztes Jahr in den Läden, die hab ich natürlich auch angeschaut. Aber das kommt doch auf die Leute an, wie bewusst sie so was wahrnehmen. S.A. Gab es was, was ihnen nicht gefallen hat Beide: Nö, kann ich nichts sagen. S. A. Es geht ja jetzt ins nächste Jahr, ihre Kinder machen nun Zirkus. Was wünschen Sie sich denn für ihr Kind? M. Koch: Dass sie was ausprobieren können. Und nicht dass sie denken, ich mach jetzt einen auf Clown und dann klappt das doch nicht. Ich weiß nicht, wie das ausgewählt wird, ob das die Kinder selber tun, oder ob die Sportlehrerin sagt, der ist nicht so sportlich, den tun wir lieber…- ich weiß nicht… K. Haun: Ich bin überzeugt, dass sie wieder viel Freude haben werden. Den Ansatz, dass sie sich ausprobieren können, finde ich wichtig. S. A. Gibt es auch Kritik? K. Haun: Es sind schon sehr viele Projekte, ich stell mir das auch für die Lehrer sehr anstrengend vor. Und dass ja trotz allem der Leistungsanspruch da ist, der ist ja nicht weg, dadurch dass man Projekte macht… M. Koch: Und die Eltern, viele sind berufstätig, und beim Wasserprojekt sind Eltern immer freitags da…. S.A.: Haben sie den Eindruck, dass die Projekte kein Unterricht sind? K. Haun: Unterricht ist ja alles wo man was lernt - es ist halt kein Mathe- oder Deutschunterricht. Doch die Ansprüche an die Kinder, die nachher und auch schon an der Grundschule gestellt werden, sind da. Es werden eben Diktate oder die Mathearbeiten geschrieben….Die Leistung wird ja trotzdem verlangt, die wird ja nicht abgeschafft. Natürlich ist es Unterricht. M. Koch: Wenn man aber wie zum Beispiel beim Wasserprojekt viel Experimente macht, dann lernen sie das viel intensiver, nicht nur so oberflächlich Interview 3 Sandra Sdahl, Mutter von Sean, Klasse 3b Saalmüller, Séan und Kevin, Klasse 1b im Gespräch mit Sabine Altenburger S. A.: Mich interessiert, was ihre Kinder von Kultur macht Schule berichtet haben? S. Sdahl: Sie fragen heute nur für dieses Kulturprojekt? S. A.: Ja. 24 S.Sdahl: Aha, also beide Kinder sind sehr begeistert zurück gekommen. Der Grosse hat ja gestern die Aufführung gehabt und gestern die Schüleraufführung und es war für ihn ein besonderes Momentum, weil er jemand ist, der ein bisschen ruhiger und zurückhaltender ist und er sich sehr gefreut hat auf der Bühne aufzutreten. Und ich glaube, das hat ihm auch gut getan. Ja mal was anderes machen zu können - er ist sehr verkopft und da muss man sich halt bewegen und den Körper einsetzten und das hat ihm gut getan. Und der Kleinere - der Jüngere muss ich sagen - der war sowieso sehr begeistert. Die Figur die er gemacht hat, die stand ja dann bei uns. Und ich habe das ja im mupädi drei Mal mit begleitet - und mir ging es selbst so dass ich in dieses Schaffen einfach rein gekommen bin und es war ne toll e Sache. Auch die Nachbarn bei uns…er ist dann immer gewachsen: „Ich hab das mit Freunden zusammen gemacht!“ So eine grosse Figur ist eben auch sichtbar. S. A.: Haben sich beide Kinder verändert? S. Sdahl: Ob sie sich verändert haben, kann ich noch nicht sagen… beim Älteren, der hatte ja gerade erst Aufführung, der Jüngere ist jemand, der sowieso sehr begeisterungsfähig ist. Was ich aber sagen kann, ist dass beide stolz sind, dass sie da dabei sein durften. Und mitmachen konnten, und dass da auch was raus gekommen ist, für andere sichtbar - egal ob das eine Figur oder eine Tanzaufführung ist. Sie haben auch von sich aus darüber gesprochen- sie erzählen nicht unbedingt so viel von der Schule - sind zwei Jungs. S. A.: Was meinen Sie, kann man als Kind bei Kultur macht Schule lernen? S. Sdahl: Wenn man mit dem Erstklassprojekt startet, so sind zwei Dinge glaube ich sehr gut gelaufen: Sie mussten sich auf einen Partner einstellen - mit jemand gemeinsam arbeiten, mit dem sie gut konnten, oder eben auch nicht so gut konnten. Bei uns in der Klasse hat man sich an der Hand gegriffen und musste mit dem arbeiten, den man da an der Hand hatte. Also lernen mit jemand anders zusammen zu arbeiten - sie mussten sich einigen auf die Farben und wie sie die Figur bearbeiten wollen. Das war ein Prozess, wo man sich intensiver mit jemand auseinander setzten musste wie in so einer allgemeinen schulischen Situation, weil man was Gemeinsames geschaffen hat. Und was ich bei anderen beobachtet habe - für unsere Kinder trifft das nicht so zu - es haben nicht alle Kinder die Möglichkeit, mit solchen Materialien zu arbeiten und einfach einen Raum zu haben, wo sie mal was mit den Händen schaffen und gestalten können. Das ist schon ne tolle Sache. Bei unserem großen Sohn ist das noch mal ne andere Sache gewesen - da ist die Gruppe noch größer und die Verständigung noch anspruchsvoller. Das ist immer ne gute Sache, wenn man schauen muss, wo man gemeinsam hinkommt. Da lernt man sich, sich in ne Gruppe zu integrieren. S. A.: Ihr älterer Sohn hat der was erzählt von „Märchen erzählen?“ S. Sdahl: Der hat sich fallen lassen, richtig in dieses Märchenprojekt hinein. Der war da mit voller Begeisterung dabei. Das war auch schulisch gut gestaltet. Die haben parallel zu den Märchen auch in Mathematik ein Heft gehabt, das im Prinzip Mathematik in Form von einem Märchen beschrieben hat. Da hat man Mathematik gemacht, das kleine Einmaleins, das war ne fortlaufende Geschichte, in der man weiter kam, wenn man richtig gerechnet hatte, wenn nicht, musste man einen anderen Weg nehmen und weiterrechnen.... 25 Das war ganz toll, das war bei Frau Tappermann. S. A.: Gibt es etwas, was bei ihrem Kind auf Kritik gestoßen ist? S. Sdahl: Nein… S. A.: Wenn es jetzt ins dritte Jahr geht was würden Sie sich da wünschen? S. Sdahl: Ach, eigentlich war es nur schade, dass wir erst 2 Wochen vorher von der Ausstellung im Haus des Waldes erfahren haben. Und wenn Elternbeteiligung erwünscht ist, wäre das früher besser. S. A.: Würden Sie organisatorisch etwas ändern? S. Sdahl: Das organisatorische muss man vielleicht im Rahmen von der gesamten Schule sehen. Da gibt’s immer Dinge, die gut sind und Dinge, die vielleicht ein bisschen unglücklich sind. Wir haben im Sommer ja auch viele schulische Projekte, wir haben die Natur-Projekte mit vier Tagen, wir haben das Europaprojekt mit zwei Tagen wir haben natürlich Bundesjugendspiele, d. h. wir haben relativ viele Sommerveranstaltungen. Was vielleicht ganz geschickt wäre, ich weiß nicht, ob das organisatorisch geht, aber, dass man sagt, das Märchen erzählen kann schon vor oder direkt nach den Herbstferien statt finden im ersten Schulhalbjahr. Dass das über das Jahr hin gesehen mehr verteilt ist. S. A.: Das machen wir dieses Jahr schon. S. Sdahl: Das wäre so das, was mir enfällt - ich weiss auch nicht wie das mit dem Erstklassprojekt ist, ob man da z.B. sagen könnte man macht das eine ganze Woche lang, sodass nicht immer die gleichen Tage belastet sind. Bei uns war das jetzt immer Montag und Freitag. Und wir haben eine Klassenlehrerin die ist eben freitags 5 Stunden im Haus und dadurch dass sie Teilzeit arbeitet deckt sie nicht alles ab. Und dann war einige Tage eben das Kultur macht Schule freitags, dann die Naturprojekte dann Europaprojekt freitags, dann Let’s putz freitags, und ich hab’s mal nachgerechnet, ich meine ihr wären ihr acht mal fünf Stunden komplett für die Projekte also nicht genommen worden, das will ich nicht sagen, aber in diese Projekte rein gesteckt worden, und das ist natürlich für eine Klassenlehrerin viel. Ich denke das ist was, wo man organisatorisch gucken muss, wie kann man’s entzerren. S. A.: Haben Sie den Eindruck, dass „Kultur macht Schule“ in Birkach wahrgenommen wird? S. Sdahl: Ja, absolut. Ich meine, wir haben ja auch immer die Ausstellungen in den Geschäften, erst mit den Ostereiern und mit den Figuren, und die sollen ja auch wieder zurückwandern - doch da bin ich eigentlich überzeugt, dass das wahrgenommen wird. Interview 4 Marie Jeanne Sulz von der 4 b, Elternvertreterin, Klasse von Wolfgang Merkle, Tochter Caroline im Gespräch mit Sabine Altenburger S. A. Was hat ihr Kind berichtet von Kultur macht Schule 26 M.. J. Sulz: Meine Tochter war sehr begeistert, ob das jetzt in der 3 b das Tanzprojekt oder dieses Jahr der Zirkus war. Das hat ihr so gut gefallen, dass sie jetzt ab dem ersten Ferientag nach Kirchheim-Teck ins Zirkuscamp geht und ja sie ist wirklich sehr begeistert gewesen. Sie ist kein Typ der gerne in Vereine geht. Deshalb ist das jetzt ganz gut, weil sie durch den Zirkus erlebt hat, dass man gemeinsam etwas ganz ganz anderes machen kann und dass es sehr sehr viel bringt. Und das Tanzprojekt war auch ein supererlebni, obwohl manche zu Beginn vielleicht nicht so begeistert waren. Auch meine Tochter geht vielleicht nicht so direkt auf etwas Unbekanntes los. Sie guckt vielleicht mal von der Ferne und macht vielleicht was. Aber wenn die Kinder so impliziert werden in das ganze, dass sie das sehr gerne machen, ist auch das, was ich von den anderen Eltern erfahren habe. Ich habe eine E-Mail verschickt, um zu fragen, was Eltern davon halten; es gibt eine Familie mit zwei Kindern an der Grundschule Birkach, in der 2. und in der 4. d.h. die haben alle Stufen jetzt erlebt von der ersten bis zur vierten Klasse und die sagen, dass es sehr viel bringt, weil man sehr viele Fähigkeiten bei den Kindern entdeckt, was sie im normalen Unterricht unentdeckt bleibt - irgend ein Talent oder etwas was den Kindern Spass macht. Mein Eindruck war es, dass die Kinder vor dem Auftritt keine Angst haben sie hoffen nur, dass alles klappt aber im Endeffekt war die grosse Aufregung nicht da. Das Team, das die Kinder betreut ist so auf die Kinder eingestellt, dass die Kinder die Angst überwinden. Für die ganze Klasse kann ich sagen, dass alle sehr begeistert sind. Es gab keine Stimme dagegen. Alle haben gesagt, dass das Projekt weitergehen soll. Auch welche, die Kinder in den kleineren Klassen haben, haben gesagt: Unbedingt weiter machen, das ist sehr sehr wichtig! S. A.: Haben sie an ihrem Kind eine Veränderung beobachtet? M.. J. Sulz: Diese Frage habe ich so mir noch nicht gestellt. Meine Tochter hat seit Mitte, Ende der dritten Klasse eine Veränderung durchgemacht, vom Verhalte und von der Art her, hat sie mehr Selbstvertrauen gewonnen. Sie war eher so das ganz schüchterne Kind in der ersten und zweiten klasse, das man nie gehört hat. Gut, von der Seite her gesehen, könnte Kultur macht Schule schon einen Einfluss gehabt haben. Weil das einfach ganz andere Erlebnisse sind. Es geht ja nicht nur darum gute Noten zu schreiben. Unbedingt sich auf Mathe und Deutsch zu fixieren. Nun, ich bin Französin und da war Schule nach Programm und nichts anderes. Daher kenn ich das sehr gut und kann das jetzt einfach nur unterstützen und finde das ganz toll. S. A.: Gab es auch negative Einschätzungen? M.. J.Sulz: Nein, gar nicht. Von mir nicht und von den anderen auch nicht, ich kenne eigentlich viele Familien aus der Kindergartenzeit. Ja, da war eine Familie letztes Jahr noch, die nun nicht mehr bei uns sind - die waren eher für Schule nach Programm. Sie sind der Meinung, dass ihnen das nicht so viel bringt, weil sie ihre Kinder unbedingt nach einem bestimmten Schema eine bestimmte Laufbahn laufen lassen wollen. Aber das war eine absolute Ausnahme. Das ist eine Meinung. Aber wir sind 22 Familien in der Klasse und alle sind positiv. S. A.: Gibt es einen Wunsch für die nächste Runde? M.. J.Sulz: Das ist eine gute Frage, Ich habe nur eine Tochter und für uns ist die Grundschule Birkach leider zu Ende. Mein Kind hat sich hier sehr sehr wohl gefühlt. Ich kann nur sagen, das allen Kindern, ganz gleich ob sie in den Noten gut sind oder schlecht, es bringt ihnen sehr sehr viel. Wir haben auch ein Beispiel bei uns in der Klasse; wir Eltern unterhalten uns immer wieder - da sind Kinder - ach, da weiss man, in der 27 Schule ist es nicht ganz so… und die haben sich so entfaltet - unglaublich, unglaublich. Heute beim Tanzprojekt haben wir gesehen, wie sich ein Kind, genau wie seine Schwester im letzten Jahr entwickelt hat, wie sie bei so einem Projekt aufgehen, weil sie etwas können, was andere weniger können. Und das ist für sie die Möglichkeit zu zeigen was sie können. Das ist alles nicht ohne Lerneffekt. Ich bin definitiv der Meinung, dass eine Ausbildung nicht nur intellektuell sein darf. Es gehört mehr dazu - es ist wichtig, wie ein Kind sich wahrnimmt und wie es sich selbst darstellt. S. A,: Haben Sie den Eindruck, dass Kultur macht Schule wahrgenommen wird ausserhalb der Schule? M.. J.Sulz: Ja, nicht nur unsere Nachbarn, auch beim Friseur - um das mal so zu sagen, weiß man das. Das stellt die Schule sehr gut dar! 28