Voleurs de feu - Gymnasium Horkesgath

Transcription

Voleurs de feu - Gymnasium Horkesgath
Voleurs de feu
Feuerdiebe
Concours de traduction
Rimbaud 2004
Gedichtübersetzungen
Impressum
Herausgeber:
Stadt Krefeld
Der Oberbürgermeister
Volkshochschule
Mitherausgeber:
Gymnasium Horkesgath
Ricarda-Huch Gymnasium
Maria-Sibylla-Merian Gymnasium
Titelbild: „Portrait d‘Arthur Rimbaud“
par Georg Cadora
Layout: Olaf Meurer
Koordinierung: Olaf Meurer und Pierre Sommet
Das Schülerprojekt „Voleurs de feu - Feuerdiebe“ wird mit der freundlichen Unterstützung der Fördervereine folgender Krefelder Schulen durchgeführt:
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Gymnasium Horkesgath,
Ricarda-Huch-Gymnasium
Maria-Sibylla-Merian Gymnasium
auf den Spuren von Prometheus...
Voleurs de feu - Feuerdiebe...
Dreiundvierzig Schülerinnen und Schüler aus drei Krefelder Gymnasien haben sich auf den
abenteuerlichen Weg gemacht, den Göttern der Gedichtkunst das Feuer zu entreißen, um es
Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, in Form flammender Übersetzungen zu überbringen.
Begleiten Sie unsere jungen Abenteurer in die Welt der Poesie, folgen Sie ihnen auf den nicht unumstrittenen Wegen der Gedichtübersetzung, auf den verworrenen Pfaden des Gedichtschreibens. Wer selbst schon den Großmeistern nacheiferte, selbst schon Gedichte verfasste, wird ihre Mühen, aber auch ihren Stolz nachempfinden können.
Pierre ALBERT-BIROT hat dem Werdegang junger Dichter ein paar Zeilen gewidmet (die vollständige
„Rezeptur“ finden Sie auf Seite 11 der Anthologie...) :
Aux jeunes poètes
Poème genre didactique
An die jungen Dichter
Ein Gedicht didaktischer Art
Pour faire un poème
Pardonnez-moi ce pléonasme
Il suffit de ce promener
Quelque fois sans bouger
Um ein Gedicht zu verfassen,
Entschuldigt mir meinen Pleonasmus,
Reicht es schon manchmal spazieren zu gehen
Ohne sich tatsächlich fortzubewegen
Regarder dehors et dedans
Avec toutes les cellules
De votre vous
Hinausschauen und nach innen sehen
Mit allen Sinnen
Eures Ichs
Et voici que vous êtes riche...
Und dabei merkt ihr, wie reich ihr seid...
« Et voici que vous êtes riche… / Und dabei merkt ihr, wie reich ihr seid...» … reich an Worten, reich an Bildern, reich an
Ideen…
Vielleicht finden Sie in unserer abwechslungsreichen Anthologie den einen oder anderen Klassiker aus Ihrer eigenen Französisch-Karriere wieder... oder eine Neuentdeckung führt Sie weiter in die Welt der französischen Lyrik hinein… oder Sie folgen gar den Empfehlungen von ALBERT-BIROT und PEREC und greifen selbst zur Feder ...
Eine feurige Reise durch Freud und Leid des 19. und 20. Jahrhunderts wünschen Ihnen die Schülerinnen und
Schüler des Gymnasiums Horkesgath, des Ricarda-Huch-Gymnasiums und des Maria-Sibylla-Merian Gymnasiums,
in Zusammenarbeit mit ihren Lehrern:Richard Strautmann, Bernd Schumacher und Olaf Meurer und Pierre Sommet, Fachbereichleiter Fremdsprachen an der VHS Krefeld.
Olaf Meurer
SOMMAIRE
Adélaïde Dufrénoy (1765-1825)
L’amour
1
Victor Hugo (1802-1885) :
Demain dès l‘aube
La cabane du pêcheur
2
2
Charles Baudelaire (1821-1867) :
A une passante
La musique
Enivrez-vous
3
3
4
Léon Valade (1841-1883) :
Port de mer
Nuit de Paris
5
5
Stéphane Mallarmé (1842-1898) :
Renouveau
6
Paul Verlaine (1844-1896) :
Chanson d‘automne
Poème sans titre
Il pleure dans mon coeur
Gaspard Hauser chante
7
7
8
8
Arthur Rimbaud (1854-1891) :
Le dormeur du val
Ma bohème
Sensation
9
10
10
Edmond Haraucourt (1854-1941) :
Seul, „Rondel de l‘adieu“
11
Paul Fort (1872 - 1960) :
Complainte du petit cheval blanc
La ronde autour du monde
12
12
Pierre Albert-Birot (1876 - 1967) :
Aux jeunes poètes
13
GuillaumeApollinaire (1880-1918) :
Le pont Mirabeau
Automne malade
Un cigare qui fume
14
15
15
Paul Eluard (1895-1952) :
Air vif
Un sourire
16
16
Louis Aragon (1897-1982) :
Il n‘y a pas d‘amour heureux
17
SOMMAIRE
Francis Ponge (1899-1988) :
L‘allumette
La bougie
18
18
Maurice Carême (1899-1978) :
Les machines
19
Jacques Prévert (1900-1977) :
Le cancre
Le cheval rouge
Barbara
Page d‘écriture
Je suis comme je suis
Pour toi, mon amour
L‘automne
Il pleut
Le temps perdu
Déjeuner du matin
20
20
21
22
23
24
24
25
25
26
Andrée Clair (1916 - 1982) :
Amie lointaine
27
Georges Perec (1936 - 1982) :
Déménager
28
Jean-Luc Moreau (1937) :
Si…
29
Denis Emorine (1956) :
Métaphore
30
Georges Brassens (1921 - 1981) :
La mauvaise réputation
31
Georges Moustaki (1934) :
La solitude
32
Francis Cabrel (1953) :
Répondez-moi
La corrida
33
34/35
Galerie d‘honneur des 43 voleurs de feu…
36
Pour toi mon amour...
Robert Doisneau - Le Baiser de l'Hôtel de Ville, Paris, 1950
Adélaïde Dufrénoy (1765-1825)
Madame Adélaïde-Gillette Billet Dufrénoy ist die Ehre zuteil, unseren Reigen der
Gedichtübersetzungen zu eröffnen. Als Frau in einem eher von Männern beherrschten Métier (man
vergleiche die Übermacht männlchicher Vertreter auch in der Auswahl der Schülerinnen und Schüler
der vorliegenden Anthologie…) macht sie Ende des 18. Jahrhunderts mit einem Gedicht über die
Wirrungen der Liebe auf sich aufmerksam...
L‘amour
Passer ses jours à désirer,
Sans trop savoir ce qu'on désire ;
Au même instant rire et pleurer,
Sans raison de pleurer et sans raison de rire ;
Redouter le matin et le soir souhaiter
D'avoir toujours droit de se plaindre,
Craindre quand on doit se flatter,
Et se flatter quand on doit craindre ;
Adorer, haïr son tourment ;
À la fois s'effrayer, se jouer des entraves ;
Glisser légèrement sur les affaires graves,
Pour traiter un rien gravement,
Se montrer tour à tour dissimulé, sincère,
Timide, audacieux, crédule, méfiant ;
Trembler en tout sacrifiant,
De n'en point encore assez faire ;
Soupçonner les amis qu'on devrait estimer ;
Être le jour, la nuit, en guerre avec soi-même ;
Voilà ce qu'on se plaint de sentir quand on aime,
Et de ne plus sentir quand on cesse d'aimer.
Die Liebe
Seine Tage damit verbringen zu ersehnen,
Ohne genau zu wissen, was man ersehnt;
Im selben Augenblick lachen und weinen,
Ohne Grund zum Weinen und ohne Grund zum Lachen;
Den Morgen fürchten und den Abend erwünschen
Immer das Recht haben sich zu beklagen,
Fürchten wenn man sich schmeicheln soll,
Und sich schmeicheln wenn man fürchten soll,
Lieben, hassen seine Qual;
Gleichzeitig sich erschrecken, Hindernisse meistern;
Über ernste Sachen einfach hinweggehen,
Um eine Kleinigkeit ernst zu behandeln,
Sich abwechselnd heuchlerisch, aufrichtig, schüchtern,
Wagemutig, vertrauensselig, misstrauisch zeigen;
Dabei zittern, alles preiszugeben,
Und doch nicht genug zu geben;
Den Freunden argwöhnen, die man schätzen sollte;
Am Tag, in der Nacht, im Krieg mit sich selbst sein,
Das ist es, was man zu fühlen beklagt, wenn man liebt,
Und was man zu fühlen vermisst, wenn man aufhört zu
lieben.
Iris Krönauer 12 MSM
Calligramme d‘Apollinaire
Seite 1
Victor Hugo (1802-1885)
Dichter, Begründer des „drame romantique“, Romanautor, Politiker... HUGO hat ein gigantisches Werk
geschaffen, das die Intensität seines persönlichen Engagements ebenso widerspiegelt wie die ästhetische
Vielfalt seiner Epoche. Ihm gelingt es , mal in der Person des militanten Dichters und Visionärs
(Châtiments), mal als eher ängstlicher, lyrischer Philosoph (Les Contemplations), das Theater und die Lyrik aus formellen
Zwängen zu befreien und dem Leben anzunähern...
Demain, dès l'aube…
Morgen, sobald der Morgen graut
Demain, dès l'aube, à l'heure où blanchit la campagne,
Je partirai. Vois-tu, je sais que tu m'attends.
J'irai par la forêt, j'irai par la montagne.
Je ne puis demeurer loin de toi plus longtemps.
Morgen, sobald der Morgen graut, in der Stunde, wo das Land weiß wird,
werde ich aufbrechen.
Siehst Du, ich weiß, dass Du mich erwartest.
Ich werde durch den Wald gehen, ich werde durch die Berge gehen.
Ich kann nicht länger ohne Dich sein.
Je marcherai les yeux fixés sur mes pensées,
Sans rien voir au dehors, sans entendre aucun bruit,
Seul, inconnu, le dos courbé, les mains croisées,
Triste, et le jour pour moi sera comme la nuit.
Je ne regarderai ni l'or du soir qui tombe,
Ni les voiles au loin descendant vers Harfleur,
Et quand j'arriverai, je mettrai sur ta tombe
Un bouquet de houx vert et de bruyère en fleur.
Ich werde, meine Augen ganz auf meine Gedanken gerichtet, wandern
ohne Draußen etwas zu sehen, ohne jeglichen Lärm zu hören,
alleine, unbekannt, mit gebeugtem Rücken, die Hände überkreuzt,
traurig und der Tag wird für mich wie die Nacht sein.
Ich werde weder das Gold des Sonnenuntergangs, noch die Segel in der Ferne,
die nach Harfleur runterkommen, sehen, und wenn ich ankomme,
dann werde ich auf Dein Grab einen Strauß von grünen Stechpalmen und
blühendem Heidekraut legen.
Franziska Josteit 12 R-H-G
Die Fischerhütte
Es ist Nacht.
Die Hütte ist kümmerlich, aber beschützend.
Die Behausung ist voller Dunkelheit, aber man spürt etwas, das durch die
Abenddämmerung scheint.
Die Netze des Fischers hängen an der Wand.
Auf dem Grund, in einer Ecke, wo ein bescheiden Geschirr
Auf den Brettern einer Truhe verschwommen funkelt, erkennt man
Ein großes Bett mit langen Vorhängen.
La Cabane du pêcheur
Ganz nah bedeckt eine Matratze eine alte Sitzbank.
Fünf kleine Kinder, Nest der Seelen, schlummern.
Il fait nuit. La cabane est pauvre, mais bien close.
Der hohe Kamin, in dem einige Flammen wachen,
Le logis est plein d’ombre, et l’on sent quelque chose
lässt die dunkle Decke rot glühen.
Qui rayonne à travers ce crépuscule obscur.
Und an der Stirnseite des Bettes kniet eine Frau,
Des filets de pêcheur sont accrochés au mur.
betend, nachdenkend, erblassend.
Au fond, dans l’encoignure où quelque humble vaisselle
Das ist die Mutter. Sie ist allein.
Aux planches d’un bahut vaguement étincelle,
Und draußen weißer Meeresschaum,
On distingue un grand lit aux longs rideaux tombants.
wirft der beängstigend finstere
Tout près, un matelas s’étend sur de vieux bancs,
Ozean seine tiefschwarzen Schluchzer dem Himmel dem Wind, den Felsen,
Et cinq petits enfants, nid d’âmes, y sommeillent.
der Nacht, dem Nebel entgegen.
La haute cheminée où quelques flammes veillent
Rougit le plafond sombre, et, le front sur le lit,
Katrin Leuchten 12 MSM
Une femme à genoux prie, et songe, et pâlit,
C’est la mère. Elle est seule. Et dehors, blanc d’écume,
Au ciel, aux vents, aux rocs, à la nuit, à la brume,
Le sinistre océan jette son noir sanglot.
Seite 2
Charles Baudelaire (1821-1867)
…begeisterter Edgar Allan Poe Leser und Übersetzer, als Kunstkritiker macht er mit Denkanstößen zur
Entwicklung des Fortschritts (Ecrits sur l‘art, 1855) auf sich aufmerksam. Seine meisterlichen „Les fleurs
du mal“ erregen aufgrund ihrer, zur damaligen Zeit, anzüglichen und unmoralischen Passagen großes Aufsehen….
La musique
La musique souvent me prend comme une mer
Vers ma pâle étoile,
Sous un plafond de brume ou dans un vaste éther,
Je mets à la voile ;
La poitrine en avant et les poumons gonflés
Comme de la toile,
J'escalade le dos des flots amoncelés
Que la nuit me voile ;
Je sens vibrer en moi toutes les passions
D'un vaisseau qui souffre ;
Le bon vent,A la tempête et ses convulsions
Sur l'immense gouffre
Me bercent.
D'autres fois, calme plat, grand miroir
De mon désespoir !
Charles Baudelaire- A une Passante
La rue assourdissante autour de moi hurlait.
longue, mince, en grand deuil, douleur majestueuse,
Une femme passa, d' une main fastueuse
soulevant, balançant le feston et l' ourlet;
Agile et noble, avec sa jambe de statue.
Moi, je buvais crispé comme un extravagant,
dans son oeil, ciel livide où germe l`ouragan,
la douceur qui fascine et le plaisir qui tue.
Die Musik
Die Musik reißt mich mit wie das Meer
In Richtung meines blassen Sterns,
Unter eine Decke aus Nebel oder eine ausgedehnte Leere,
Ich fange an zu schweben;
Luft holend hebt sich die Brust
Wie ein Segeltuch,
Ich erklimme die vielen Wellenrücken
So wie mich die Nacht verhüllt;
Ich fühle in mir alle Leidenschaften vibrieren
Bis in das Innerste eines leidenden Körpers;
Der sanfte Wind, der Sturm und sein Toben
Über dem riesigen Abgrund
Wiegen sie mich.
Ein anderes Mal, Windstille, großer Spiegel
Meiner Verzweiflung!
Katharina Schmitten 12 MSM
An eine Vorübergehende
Die betäubend lärmende Straße toste um mich her.
Lang, dünn, in großer Trauer, majestätischer Schmerz,
Eine Frau ging vorüber, mit erhabener Hand
hob sie, balancierte Saum und Borte des Kleid's
Un éclair... puis la nuit!-Fugitive beauté
Dont le regard m' a fait soudainement renaître,
Ne te verrai-je plus que dans l'éternité?
Beweglich und edel, ihr Bein, dem einer Statue gleich.
Ich selbst trank verkrampft wie ein Narr,
Aus ihres Auges fahlem Himmel, aus dem erhebt sich der
Orkan,
Die Süße die betört und die Lust die tötet.
Ailleurs, bien loin d`ici! Trop tard! Jamais peut-être!
Car j' ignore où tu fuis, tu ne sais pas où je vais,
O toi que j' eusse aimée, ô toi qui le savais!
Ein Lichtstrahl... dann die Nacht! Flüchtige Schönheit,
deren Blick mich plötzlich wiedergebar,
sehe ich dich niemals mehr, erst in der Ewigkeit?
Fort, weit weg von hier! Zu spät! Vielleicht nie!
Da ich nicht weiß wohin du gingst, kennst du nicht meinen Weg.
Oh du die ich geliebt hätte , oh du die es wüsste!
Esther Reimer R-H-G
Seite 3
Charles Baudelaire (1821-1867)
Enivrez-vous
Il faut toujours être ivre.
Tout est là : c’est l’unique question.
Pour ne pas sentir l’horrible fardeau du temps
qui brise vos épaules
et vous penche vers la terre,
il faut vous enivrer sans trêve.
Mais de quoi ?
De vin, de poésie, ou de vertu, à votre guise.
Mais enivrez-vous.
Et si quelquefois,
sur les marches d’un palais,
sur l’herbe verte d’un fossé,
dans la solitude morne de votre chambre
vous vous réveillez,
l’ivresse déjà diminuée ou disparue,
demandez au vent,
à la vague, à l’étoile, à l’oiseau, à l’horloge,
à tout ce qui fuit,
à tout ce qui gémit,
à tout ce qui roule,
à tout ce qui chante,
à tout ce qui parle,
demandez quelle heure il est.
Et le vent, la vague, l’oiseau, l’horloge,
vous répondront :
Il est l’heure de s’enivrer !
Pour ne pas être les esclaves martyrisés du Temps,
enivrez-vous,
enivrez-vous sans cesse !
De vin, de poésie ou de vertu,
à votre guise.
Betrinkt euch
Man sollte immer betrunken sein.
Alles ist darin: Das ist die einzige Frage.
Um nicht die schreckliche Bürde der Zeit zu spüren
die auf euren Schultern lastet
und euch zu Boden drückt,
solltet ihr euch unaufhörlich berauschen.
Aber womit?
Mit Wein, Poesie, oder mit Tugend, ganz nach eurem
Geschmack.
Aber betrinkt euch.
Und wenn ihr manchmal,
auf den Stufen eines Palastes ,
im grünen Gras eines Grabens,
in der düsteren Einsamkeit eures Zimmers
erwacht,
der Rausch bereits weniger geworden oder verschwunden,
fragt den Wind,
die Welle, den Stern, den Vogel, die Uhr,
fragt alles das flieht,
alles das stöhnt,
alles das fährt,
alles das singt,
alles das spricht,
fragt wie spät es ist.
Und der Wind, die Welle, der Vogel, die Uhr,
werden euch antworten:
Es ist Zeit sich zu betrinken!
Um nicht länger die gequälten Sklaven der Zeit zu sein,
betrinkt euch,
betrinkt euch ohne Unterlass!
Mit Wein, Poesie oder Tugend,
ganz nach eurem Geschmack.
Sophie Wiefels 13 MSM
Seite 4
Léon Valade (1841-1883)
...Dichter und Verfasser von Theaterkomödien, engagiert sich in der Parnasse-Bewegung, einer Gruppe
französischer Schriftsteller, die zwischen 1860 und 1880 den Stil französischer Poesie prägen. Losgelöst
von der romantischen Gefühlsdichtung sind sie bemüht, ihre objektiveren und unpersönlicheren Betrachtungen in perfekte Reim– und Versform zu bringen...
Port de mer
Ceux dont un désir âpre a fouetté sans trêve
La vie, - aventuriers, conquérants ou bandits, Dont l'action tenta les courages hardis
Et que n'engourdit point l'oisiveté du rêve
Ceux-là, je les envie ! Ils ont, de grève en grève,
Poursuivant le mirage heureux des paradis,
Trouvé dans leurs projets chaque jour agrandis,
Sans y penser, la fin de leur carrière brève.
Et moi, que longuement ronge un regret amer,
Habitant sédentaire et vieux d'un port de mer,
Je m'en vais, regardant les vagues balancées,
Sur les quais encombrés d'un confus appareil,
Parmi les agrès noirs qui fument au soleil,
Pour aspirer l'odeur des grandes traversées.
Nuit de Paris
Seehafen
Diejenigen, deren Leben ein rauer Wunsch vorangetrieben hat
- Abenteurer, Eroberer oder Banditen, Deren Taten den kühnen Mut herausforderten
Und die niemals erstarrten im Müßiggang des Traumes.
Diejenigen - dort beneide ich! Sie haben, von Strand zu Strand,
dem Ruf der glücklichen Illusion des Paradies folgend ,
in jeden Tag wachsenden Unternehmungen,
Ohne daran zu denken, das Ende ihrer knappen Karriere gefunden.
Und ich, den schon lange bitteres Leid quält,
Sesshafter Einwohner eines alten Seehafens,
Ich gehe fort, während ich die
schaukelnden Wellen betrachte,
über verstopfte, beladene Kaimauern,
Durch schwarze Takelage hindurch,
die in der Sonne dampft,
um den Geruch der großen Reisen aufzusaugen.
Regina Pesch 12 MSM
À Jean Richepin.
Le ciel des nuits d'été fait à Paris dormant
Un dais de velours bleu piqué de blanches nues,
Et les aspects nouveaux des ruelles connues
Flottent dans un magique et pâle enchantement.
L'angle, plus effilé, des noires avenues
Invite le regard, lointain vague et charmant.
Les derniers Philistins, qui marchent pesamment,
Ont fait trêve aux éclats de leurs voix saugrenues.
Les yeux d'or de la Nuit, par eux effarouchés,
Brillent mieux, à présent que les voilà couchés...
- C'est l'heure unique et douce où vaguent, de fortune,
Glissant d'un pas léger sur le pavé chanceux,
Les poètes, les fous, les buveurs, - et tous ceux
Dont le cerveau fêlé loge un rayon de lune.
Die Nacht von Paris
Jean Richepin gewidmet
Der Himmel der Sommernächte zieht über das schlafende Paris
Einen Baldachin aus Samt, blau durchlöchert von weißen Wolken.
Und der neue Anblick bekannter Gassen
Verschwimmt in einer magischen und blassen Verzauberung.
Die Tiefe der schwarzen Alleen, immer schmaler zulaufend,
Lädt den Blick ein, fern, undeutlich charmant.
Die letzten Spießbürger, die schwerfällig spazieren gehen,
Haben endlich die Ausbrüche ihrer lächerlichen Stimmen eingestellt.
Die Goldaugen der Nacht, durch das Geplapper verschreckt,
Leuchten hübscher, jetzt wo sie sich schlafen gelegt haben...
- Dies ist die einzige und süße Stunde,
Wo Dichter, Narren, Trinker und all diejenigen,
Deren verwirrter Geist einen Mondstrahl aufnehmen kann,
Vom Glück getrieben,
-leichten Schrittes über die schicksalhafte Straße eilendHerumschweifen.
Melanie Hamm 12 MSM
Seite 5
Stéphane Mallarmé (1842-1898)
...beginnt früh unter dem Einfluss von Gautier, Baudelaire und Poe, eigene Gedichte zu verfassen. Englischlehrer vom Beruf her, begeistert er sich für die Welt der Sprache. Im Laufe seiner literarischen Karriere
widmet er sich Studien und Experimenten zum Charakter, zur Natur von Sprache, angetrieben vom
Wunsch, der Sprache, die ihm durch alltäglichen Gebrauch verkommen scheint, ihre ursprüngliche Reinheit
und Größe wiederzugeben...
Renouveau
Le printemps maladif a chassé tristement
L’hiver, saison de l’art serein, l’hiver lucide,
Et dans mon être à qui le sang morne préside
L’impuissance s’étire en un long bâillement
Des crépuscules blancs tiédissent sur mon crâne
Qu’un cercle de fer serre ainsi qu’un vieux tombeau
Et, triste, j’erre après un rêve vague et beau
Par les champs où la sève immense se pavane,
Puis je tombe énervé de parfums d’arbres, las,
Et creusant de ma face une fosse à mon rêve,
Mordant la terre chaude où poussent les lilas,
J’attends, en m’abîmant, que mon ennui s’élève …
Cependant l’azur rit sur la haie et l’éveil
De tant d’oiseaux en fleur gazouillant au soleil.
Wiedergeburt
Der Frühling, kränkelnd und traurig hat
Die Zeit der klaren Kunst hinweggefegt –
Den Winter, den scharfsinnig und reinen.
Tief in mir das trübe Blut sich regt,
Meine Trägheit in einem Gähnen wird erscheinen.
Die weiße Dämmerung, der Morgen, erwärmet wohl mein müdes Haupt
Wie ein Feuerzirkel würd’ erhellen das Jahrtausendalte Steingrab.
So such ich meinen Weg, erschöpft und traurig, Tag um Tag
Nach einem undeutlich schönen Traum durch Feld soweit das Auge schaut.
Dann, überwältigt vom Duft der Bäume sink‘ betäubt ich nieder;
Versunken in einer Welt des Traumes lieg ich dort;
Figuren in die warme Erde malend, durchkämmend den Flieder
Warte ich bis sich die Lustlosigkeit in mir hebt.
Doch der strahlend blaue Himmel lacht belebend mir entgegen;
Ein erweckend klarer Chor von Gezwitscher über dem Blumenfelde schwebt.
Christina Schmiedel 12 MSM
Seite 6
Paul Verlaine (1844-1896)
...beginnt seine Dichter-Karriere in Paris mit Beiträgen zur Parnasse-Bewegung (siehe Léon Valade).
Seine gemeinsame Vagabundenzeit mit Rimbaud endet in einem Drama in Brüssel, als Verlaine seinen
Freund mit einem Pistolenschuss verletzt. Der „Prince des poètes“ stirbt in Elend, aber gefeiert als einer
der großen Dichter Frankreichs...
Chanson d'automne
Les sanglots longs
Des violons
De l'automne
Blessent mon coeur
D'une langueur
Monotone.
Tout suffocant
Et blême, quand
Sonne l'heure,
Je me souviens
Des jours anciens
Et je pleure
Et je m'en vais
Au vent mauvais
Qui m'emporte
Deçà, delà,
Pareil à la
Feuille morte.
Herbstlied
Das Schluchzen
Der Geigen
Des Herbstes
Verletzt mein Herz
Mit einer Sehnsucht
Monoton
Alles erstickend
Und bleich, wenn
Die Stunde schlägt, Erinnere ich mich
Der vergangenen Tage
Und ich weine ,
Und ich gehe weg
Getrieben vom Wind
Der mich davonträgt
Hierhin, dorthin
Gleich einem
Toten Blatt
Gereon Gollan 12 HG
Poème sans titre
Le ciel est, par-dessus le toit,
Si bleu, si calme !
Un arbre, par-dessus le toit,
Berce sa palme.
La cloche, dans le ciel qu'on voit,
Doucement tinte.
Un oiseau sur l'arbre qu'on voit
Chante sa plainte.
Gedicht ohne Namen
Der Himmel ist, über dem Dach
So schön, so ruhig!
Ein Baum, über dem Dach,
Wiegt seine Blätter
Die Glocke, im Himmel, die man sieht
Läutet leise
Ein Vogel auf dem Baum, den man sieht
Singt sein Klagelied
Mon Dieu, mon Dieu, la vie est là
Simple et tranquille.
Cette paisible rumeur-là
Vient de la ville.
Mein Gott, mein Gott, das Leben ist da,
einfach und ruhig
Dieses friedlich Gerücht
Kommt aus der Stadt
Qu'as-tu fait, ô toi que voilà
Pleurant sans cesse,
Dis, qu'as-tu fait, toi que voilà,
De ta jeunesse ?
Was hast du gemacht? Oh du, da drüben
Der ohne Unterlass weint
Sag, was hast du gemacht, du da drüben
Mit deiner Jugend?
Sina Hoevel 12 MSM
Seite 7
Paul Verlaine (1844-1896)
Es weint in meinem Herzen
Es weint in meinem Herzen
Wie es über der Stadt regnet
Was ist das für eine Sprache
Die mein Herz durchbohrt
Oh sanftes Geräusch des Regens
Auf Boden und Dächern!
Für mein Herz welches leidet
Oh Gesang des Regens!
Es regnet ohne Grund
In meinem Herzen, das mich entmutigt
Der Schmerz ist besonders schlimm
Da es keinen Grund für diese Trauer gibt
Es ist die schlimmste Pein
Nicht zu wissen warum
Ohne Liebe ohne Hass
Mein Herz solchen Kummer empfindet
Franziska Müller 12 R-H-G
Gaspard Hauser chante:
Je suis venu, calme orphelin
Riche de mes seuls yeux tranquilles,
Vers les hommes des grandes villes :
Ils ne m'ont pas trouvé malin.
A vingt ans un trouble nouveau,
Sous le nom d'amoureuses flammes,
M'a fait trouver belles les femmes :
Elles ne m'ont pas trouvé beau.
Bien que sans patrie et sans roi
Et très brave ne l'étant guère,
J'ai voulu mourir à la guerre :
La mort n'a pas voulu de moi.
Suis-je né trop tôt ou trop tard ?
Qu'est-ce que je fais en ce monde ?
Ô vous tous, ma peine est profonde :
Priez pour le pauvre Gaspard.
Il pleure dans mon coeur
Il pleure dans mon coeur
Comme il pleut sur la ville ;
Quelle est cette langueur
Qui pénètre mon coeur ?
Ô bruit doux de la pluie
Par terre et sur les toits !
Pour un coeur qui s'ennuie,
Ô le chant de la pluie !
Il pleure sans raison
Dans ce coeur qui s'écoeure.
Quoi ! nulle trahison ?...
Ce deuil est sans raison.
C'est bien la pire peine
De ne savoir pourquoi
Sans amour et sans haine
Mon coeur a tant de peine !
Kaspar Hauser
Ich kam, ein ruhiges Waisenkind
Wortlos, ohne jede Vorahnung.
Zu Richtung der Menschen, die in Städten hausen,
die mich für nichts besonderes hielten.
Mit zwanzig Jahren kamen neuen Probleme
Wie andere wollt ich nach der Liebe gehen,
die mich die schönen Frauen entdecken ließ.
Mich jedoch fanden die Damen nicht grad hübsch.
Wenngleich ohne Vaterland und König
Ohne jemals tapfer gegolten zu haben
Im Krieg wollt ich sterben.
Doch der Tod hat mich nicht gewollt.
Wurde ich zu früh oder zu spät geboren ?
Was tue ich hier auf Erden?
Oh mein Elend wird immer größer,
Betet für mich den armen Gaspard.
Pedram Rastegar 12 MSM
Seite 8
Arthur Rimbaud (1854-1891)
...beginnt mit 16 Jahren seine Dichter-Karriere und vollendet sein Werk im Laufe der folgenden vier
Jahre. Sein Werk ist geprägt von seinem abenteuerlichen Leben und den intensiven persönlichen Erfahrungen dieser Zeit. Mit seinen Bemühungen eine neue, ausdrucksstärkere Sprache zu finden beeinflusst
er entscheidend die Dichtung des zwanzigsten Jahrhunderts...
Le dormeur du val
C'est un trou de verdure où chante une rivière,
Accrochant follement aux herbes des haillons
D'argent ; où le soleil, de la montagne fière,
Luit : c'est un petit val qui mousse de rayons.
Un soldat jeune, bouche ouverte, tête nue,
Et la nuque baignant dans le frais cresson bleu,
Dort ; il est étendu dans l'herbe, sous la nue,
Pâle dans son lit vert où la lumière pleut.
Les pieds dans les glaïeuls, il dort. Souriant comme
Sourirait un enfant malade, il fait un somme :
Nature, berce-le chaudement : il a froid.
Les parfums ne font pas frissonner sa narine ;
Il dort dans le soleil, la main sur sa poitrine,
Tranquille. Il a deux trous rouges au côté droit.
Der Schläfer im Tal
In einer grünen Senke singt ein Flüsschen
Und umsäumt ungestüm die silbernen Gräser,
Die Sonne scheint vom stolzen Berg herunter.
Dies ist ein kleines Tal, das von Strahlen überschäumt
Ein junger Soldat, der Mund offen, der Kopf unbedeckt
Der Nacken in der blauen Kresse liegend,
schläft; er liegt ausgestreckt unter dem Himmel im Gras;
Bleich liegt er n seinem grünen Bett,
Wo ihn das Licht bedeckt.
Die Füße in Gladiolen, er schläftLächelnd, wie ein krankes Kind, das lacht, schlummert er
Natur, halt ihn warm: er friert
Die Düfte lassen seine Nase nicht erbeben,
Er schläft in der Sonne, die Hand auf seiner Brust:
Still. Er hat zwei rote Löcher an seiner rechten Seite
Interprétation artistique: Etienne Szabo
Hans Alves / Martha Jarosz 12 HG
Seite 9
Arthur Rimbaud (1854-1891)
Ma Bohème
Je m'en allais, les poings dans mes poches crevées;
Mon paletot aussi devenait idéal ;
J'allais sous le ciel, Muse ! et j'étais ton féal;
Oh! là! là! que d'amours splendides j'ai rêvées!
Mon unique culotte avait un large trou.
- Petit-Poucet rêveur, j'égrenais dans ma course
Des rimes. Mon auberge était à la Grande-Ourse.
- Mes étoiles au ciel avaient un doux frou-frou
Et je les écoutais, assis au bord des routes,
Ces bons soirs de septembre où je sentais des gouttes
De rosée à mon front, comme un vin de vigueur;
Où, rimant au milieu des ombres fantastiques,
Comme des lyres, je tirais les élastiques,
De mes souliers blessés, un pied près de mon cœur!
Meine Bohème
Fort ging ich, die Hände in meinen zerrissenen Hosentaschen
Auch meine Jacke fand ich jetzt ideal.
Ich wandelte unter dem Himmel, Muse! Und ich war dein Verbündeter;
Oh la la! nur herrliche Lieben von denen ich träumte!
Meine ganze Hose ist ein einziges Loch
- Verträumter Däumling, während meiner Reise murmelte ich
Reime
Vor mich hin. Meine Herberge suchte ich beim Großen Bären,
Meine Sterne am Himmel verbreiteten ein süßes Rauschen.
Und ich hörte ihnen zu, wie ich so am Wegrand saß,
Diese schönen Septemberabende wo ich die Tropfen
des Taus auf meiner Stirn fühlte, wie ein Wein der Lebenskraft;
Wo, reimend mitten in fantastischem Schatten
wie die Lyra, ich die Saiten schlage,
von meinen aufgescheuerten Schuhen, ein Fuß nah am Herzen!
Sina Hoevel 12 MSM
Sensation
Par les soirs bleus d'été, j'irai dans les sentiers,
Picoté par les blés, fouler l'herbe menue :
Rêveur, j'en sentirai la fraîcheur à mes pieds.
Je laisserai le vent baigner ma tête nue.
Je ne parlerai pas, je ne penserai rien :
Mais l'amour infini me montera dans l'âme,
Et j'irai loin, bien loin, comme un bohémien,
Par la Nature, - heureux comme avec une femme.
Empfindung
An blauen Sommerabenden werde ich auf Feldwegen gehen,
Hälmchen zertretend laufe ich auf frischem Gras;
Und träumerisch werde ich die Frische an meinen Füßen spüren.
Ich werde meinen bloßen Kopf im Winde baden lassen.
Ich werde nicht sprechen, ich werde an nichts denken;
Doch wird die Liebe grenzenlos meine Seele durchdringen;
Und ich werde weit gehen, ziemlich weit, wie ein Zigeuner.
Durch die Natur - so glücklich wie mit einer Frau.
Kirstin Müller 13 Montessori - Schule
Seite 10
Edmond Haraucourt (1857– 1941)
...Verfasser dramatischer, tragischer Gedichte; mit seinem „Rondel de l‘adieu“ macht er sich einen Namen
im Kreise renommierter Dichter seiner Zeit. Zum Ende seiner Karriere wird er mit der Leitung des
„Musée Cluny“ in Paris beauftragt...
Seul, « Rondel de l’adieu »
Partir c'est mourir un peu,
C'est mourir à ce que l'on aime :
On laisse un peu de soi-même
En toute heure et dans tout lieu.
C'est toujours le deuil d'un vœu,
Le dernier vers d'un poème ;
Partir, c'est mourir à ce que l'on aime.
Et l'on part et c'est un jeu
Et jusqu'à l'adieu suprême
C'est son âme que l'on sème,
Que l'on sème en chaque adieu :
Partir, c'est mourir un peu.
Einsam, „Karussell des Abschieds“
Fortgehen, das heißt ein wenig sterben,
Das heißt sterben für das, was man liebt:
Man lässt ein wenig von sich selbst zurück
Zu jeder Zeit und an jedem Ort.
Es ist immer Trauer und Wunsch zugleich,
Der letzte Vers eines Gedichtes;
Fortgehen, das heißt sterben für das, was man liebt.
Und Aufbrechen, das ist ein Spiel
Und bis zum letzten Abschied
Nouvelle Chance, « Rondel de la vie »
Partir, c’est une nouvelle chance,
C’est épanouir à ce que l’on aime,
On découvre un peu plus de soi-même,
Pour une nouvelle vie tant d’espérance.
Ist es seine Seele, die man fallen lässt,
Die man bei jedem Abschied verliert:
Fortgehen, das heißt ein wenig sterben.
Tanja Berens 12 MSM
C’est faire de nouvelles connaissances,
Le premier vers d’un poème,
C’est épanouir à ce que l’on aime,
C’est le bonjour de l’indépendance,
Il n’y a pas d’adieu suprême,
On revoit toujours tous ceux que l’on aime,
En racontant à tous ses nouvelles expériences,
Partir, c’est une nouvelle chance,
Die Schülerinnen empfanden die Darstellung des Abschieds als zu pessimistisch,
zu einseitig. Spontan entstand daraus die
hier abgedruckte Variante: der Abschied
als „Nouvelle Chance“...
Hoevel/Schmitten/Berens 12 MSM
Seite 11
Paul Fort (1872 - 1960)
...gründet bereits mit siebzehn Jahren das „théâtre d‘Art“, der Dichtkunst und dem Symbolismus verschrieben. 1897 erscheint seine Balladensammlung, in der er, inspiriert von geschichtlichen Ereignissen,
klassische Themen der Dichtkunst behandelt. Seine lebendige, bildhafte Sprache inspiriert Brassens zu
Vertonungen seiner Gedichte in Chansons...
Complainte du petit cheval blanc
Le petit cheval dans le mauvais temps, qu'il avait donc du courage !
C'était un petit cheval blanc, tous derrière et lui devant.
Il n'y avait jamais de beau temps dans ce pauvre paysage.
Il n'y avait jamais de printemps, ni derrière ni devant.
Mais toujours il était content, menant les gars du village,
A travers la pluie noire des champs, tous derrière et lui devant.
Sa voiture allait poursuivant sa belle petite queue sauvage.
C'est alors qu'il était content, eux derrière et lui devant.
Mais un jour, dans le mauvais temps, un jour qu'il était si sage,
Il est mort par un éclair blanc, tous derrière et lui devant.
Il est mort sans voir le beau temps, qu'il avait donc du courage !
Il est mort sans voir le printemps ni derrière ni devant.
Klagelied des kleinen weißen Pferdes
Welche Energie hatte das Pferdchen bei schlechtem Wetter.
Es war ein kleines weißes Pferdchen,
alle hinten und es vorneweg.
Schönes Wetter gab es nie in diesem armseligen Landstrich.
Es gab niemals Frühling,
weder hinten, noch vorne.
Aber es war trotzdem stets guter Dinge, während es die Dorfjungen durch den
schwarzen Regen der Felder führte,
alle hinter ihm und es vorne weg.
Sein Wagen folgte seinem schönen kleinen, wilden Schweif,
in solchen Augenblicken war es zufrieden.
Sie hinten und es vorne.
Eines Tages jedoch, bei schlechtem Wetter, an einem Tage,
an dem es so sehr brav war, starb es durch einen Blitz.
Alle hinten und es ganz vorne.
Es ist gestorben ohne jemals schönes Wetter gesehen zu haben,
was hatte es doch Mut. Es starb ohne den Frühling zu sehen,
weder hinten noch vorn.
Franziska Josteit R-H-G
Seite 12
Le ronde autour du monde
Si toutes les filles du monde voulaient
s’donner la main,
tout autour de la mer, elles pourraient
faire une ronde.
Si tous les gars du monde voulaient bien
êtr’marins,
ils f’raient avec leurs barques un joli pont
sur l’onde.
Alors on pourraient faire une ronde autour du monde,
Si tous les gens du monde voulaient s’donner la main.
Ein Kreis rund um die Welt
Wenn sich alle Mädchen rund um das
Meer die Hände reichten, könnten sie
einen Kreis bilden ,
Wenn alle Jungen der Welt gern
Matrosen wären, könnten sie mit ihren
Schiffen eine hübsche Brücke über die
Meere bauen.
So könnten wir die Welt rundherum einkreisen, wenn sich alle Menschen die
Hände reichten.
Caroline Ries 12 R-H-G
Pierre Albert-Birot (1876 - 1967)
...Dichtkunst, Malerei, Bildhauerei, Theater, Prosa, Kino - Albert-Birot hat sich in sämtlichen
Künsten versucht. Diese bunte Erfahrungspalette, in Verbindung mit seiner kontinuierlichen
Schaffenskraft und seinem Drang nach Unabhängigkeit mag wohl der Grund für die Originalität
seiner Werke sein...
Aux jeunes poètes
Poème genre didactique
Pour faire un poème
Pardonnez-moi ce pléonasme
Il suffit de ce promener
Quelque fois sans bouger
Regarder dehors et dedans
Avec toutes les cellules
De votre vous
Et voici que vous êtes riche
Mais n'en dites rien à personne
Pour aujourd'hui
Ne faites pas le nouveau-riche
Apprenez les bonnes manières
Car la fortune est peu de chose
à qui ne sait pas s'en servir
Vous voici fécondés
Travaillez façonnez polissez assemblez
Tous ces immatériels matériaux
Maintenant
Que vous avez reçu le monde en vous
Portez le monde qui va naître
Obéissez
Parfois aux lois des autres
Parfois aux vôtres
Parfois encore et surtout
à la Loi
Qui n'est ni des autres ni de vous
Et vous serez aimés
Des mots des sons des rythmes
Qui s'ordonneront pour vous plaire
Soyez triple comme un Dieu
Ou plutôt comme une mère
Et naîtra le poème
Mais j'aurais dû tout simplement vous dire:
Copier copier
Religieusement
La vérité que vous êtes
Et vous ferez un poème
à condition que vous soyez poète
An die jungen Dichter
Ein Gedicht didaktischer Art
Um ein Gedicht zu verfassen
Entschuldigt mir meinen Pleonasmus
Reicht es schon manchmal spazieren zu gehen
Ohne sich tatsächlich fortzubewegen
Hinausschauen und nach innen sehen
Mit allen Sinnen
Eures Ichs
Und dabei merkt ihr, wie reich ihr seid
Aber erzählt niemandem
heute davon
Macht nicht auf „neureich“
Eignet euch gute Manieren an
Denn das Glück bedeutet recht wenig
Für den der sich nicht seiner zu bedienen weiß
lasst euch inspirieren
Arbeitet modelliert poliert fügt zusammen
All diese immateriellen Materialien
Jetzt
Dass ihr die Welt in euch tragt
Tragt sie aus damit ihr sie gebären könnt
Beugt euch
Mal den Gesetzen der einen
Mal den Gesetzen der anderen
Mal noch oder gerade besonders
Dem Gesetz
Das weder von euch noch von anderen stammt
Und ihr werdet geliebt werden
Für eure Worte Töne Rhythmen
Die sich arrangieren werden um euch zu gefallen
Seid dreifach wie ein Gott
Oder wenigstens wie eine Mutter
Und so wird euer Gedicht entstehen
Aber ich hätte auch ganz einfach sagen können:
Kopieren nachahmen
in mystischer Weise
Die Wahrheit die ihr seid
Und ihr werdet ein Gedicht schaffen
Unter der Bedingung dass ihr Dichter seid
Mareen Welters / Sarah Paßmann 12 MSM
Seite 13
Guillaume Apollinaire (1880-1914)
…,polnisch-italienischen Ursprungs, verbringt seine Kindheit mit seiner Mutter an der Côte-d‘Azur, um anschließend in zahlreichen Reisen als Hauslehrer Eindrücke zu sammeln, die seine frühen Werke prägen. Zurück in Paris verkehrt er in Kreisen der „avant-garde“, schließt Freundschaft mit großen Malern, sieht sich als
Wortführer der Moderne und kündigt den „surréalisme“ an. Während seines Engagements im ersten Weltkrieg wird er schwer verwundet und stirbt 1918 an den Folgen der Spanischen Grippe.
Le Pont Mirabeau
Sous le pont Mirabeau coule la Seine
Et nos amours
Faut-il qu'il m'en souvienne
La joie venait toujours après la peine
Vienne la nuit sonne l'heure
Les jours s'en vont je demeure
Les mains dans les mains restons face à face
Tandis que sous
Le pont de nos bras passe
Des éternels regards l'onde si lasse
Vienne la nuit sonne l'heure
Les jours s'en vont je demeure
L'amour s'en va comme cette eau courante
L'amour s'en va
Comme la vie est lente
Et comme l'Espérance est violente
Vienne la nuit sonne l'heure
Les jours s'en vont je demeure
Passent les jours et passent les semaines
Ni temps passé
Ni les amours reviennent
Sous le pont Mirabeau coule la Seine
Vienne la nuit sonne l'heure
Les jours s'en vont je demeure
Die Mirabeau Brücke
Unter der Mirabeau Brücke fließt die Seine
Und unsere Liebschaften
Muss ich mich daran erinnern,
dass die Freude immer erst nach dem Schmerz folgt
Ob die Nacht kommt, ob die Stunde schlägt
Die Tage vergehen, ich bleibe
Die Hände in den Händen bleiben wir Angesicht zu
Angesicht
Während unter
Der Brücke unserer Arme
eine Welle der ewigen Blicke erschöpft.
Ob die Nacht kommt, wenn die Stunde schlägt
Die Tage vergehen, ich bleibe
Die Liebe vergeht wie dieses fließende Wasser
Die Liebe vergeht
Gleich wie das Leben langsam
Und die Hoffnung verletzend ist.
Ob die Nacht kommt, wenn die Stunde schlägt
Die Tage vergehen, ich bleibe
Tage vergehen, Wochen vergehen
Weder vergangene Zeit
Noch die Liebschaften kommen wieder
Und unter der Brücke Mirabeau fließt die Seine
Ob die Nacht kommt, wenn die Stunde schlägt
Die Tage vergehen, ich bleibe.
Florian Stoelk 13 HG
Seite 14
Guillaume Apollinaire (1880-1914)
Kranker Herbst
Kranker und geliebter Herbst
Du wirst sterben wenn der Wind in den Rosen weht
Wenn Schnee liegt
In den Obstgärten
Armer Herbst
Stirb in weißer Farbe und in Reichtum
Von Schnee und Früchten
Am Himmel
Gleiten die Raubvögel
Über albernen Nixen mit grünen Haaren und
Zwergen
Automne malade et adoré
Tu mourras quand l'ouragan soufflera
dans les roseraies
Quand il aura neigé
Dans les vergers
Pauvre automne
Meurs en blancheur et en richesse
De neige et de fruits mûrs
Au fond du ciel
Des éperviers planent
Sur les nixes nicettes aux cheveux verts et
naines
Qui n'ont jamais aimé
Am Waldrand in der Ferne
Röhrten Hirsche
Und wie ich diese Jahreszeit und ihre Geräusche liebe
Die Früchte fallen ohne gepflückt zu werden
Der Wind und der Wald weinen
Alle ihre Tränen im Herbst Blatt an Blatt
Die Blätter
Die man in die Hand nimmt
Ein Zug
Der fährt
Das Leben
vergeht
Aux lisières lointaines
Les cerfs ont bramé
Magda Trzeciak 11 HG
e
Automne malade
Et que j'aime ô saison que j'aime tes rumeurs
Les fruits tombant sans qu'on les cueille
Le vent et la forêt qui pleurent
Toutes leurs larmes en automne feuille à feuille
Les feuilles
Qu'on foule
Un train
Qui roule
La vie
S'écoule
m
u
f
i
u
q
un cigare
Calligrammes d‘Apollinaire
Seite 15
Paul Eluard (1895-1952)
…, zunächst surrealistischen Strömungen verbunden, gilt als engagierter Dichter seiner Zeit
(Au rendez-vous allemand 1944).
Sein lyrisches Gesamtwerk ist stark beeinflusst von den Menschen, die sein Leben teilten, und führt ihn
zu einer Verherrlichung der Welt mit dem Idealbild der gemeinsam erlebten Liebe.
Air Vif
Lebendige Melodie
J'ai regardé devant moi
Dans la foule je t'ai vue
Parmi les blés je t'ai vue
Sous un arbre je t'ai vue
Ich blickte vor mich
In der Menge sah ich dich
Mitten im Getreide sah ich dich
Unter einem Baum sah ich dich
Au bout de tous mes voyages
Au fond de tous mes tourments
Au tournant de tous les rires
Sortant de l'eau et du feu
L'été l'hiver je t'ai vue
Dans ma maison je t'ai vue
Entre mes bras je t'ai vue
Dans mes rêves je t'ai vue
Am Ende all meiner Reisen
Am Ende all meiner Qualen
Am Wendepunkt des Lachen
Herauskommend aus dem Wasser und dem Feuer
Im Sommer, im Winter sah ich dich
Bei mir zu Hause sah ich dich
In meinen Armen sah ich dich
In meinen Träumen sah ich dich
Ich werde dich nicht mehr verlassen.
Je ne te quitterai plus
Marie-Christin Jaenichen 12 MSM
Et un sourire
La nuit n‘est jamais complète
Il y a toujours puisque je le dis
Puisque je l‘affirme
Au bout du chagrin une fenêtre ouverte
Une fenêtre éclairée
Il y a toujours un rêve qui veille
Désir à combler faim à satisfaire
Un cœur généreux
Une main tendue une main ouverte
Des yeux attentifs
Une vie là à se partager
Und ein Lächeln
Die Nacht ist nie vollkommen
Es gibt immer, weil ich es sage
Weil ich es behaupte
Am Ende des Leids ein offenes Fenster
Ein erleuchtetes Fenster
Es gibt immer einen Traum der wacht
Wunsch, Verlangen zu befriedigen
Ein großzügiges Herz
Eine ausgestreckte Hand, eine geöffnete Hand
Aufmerksame Augen
Ein Leben, das Leben welches man sich teilt
Britta Streicher 11 HG
Seite 16
Louis Aragon (1897-1982)
...surrealistischer Dichter, Romancier, Schriftsteller - politisch aktiv in der kommunistischen Partei, verfasst er ein umfangreiches, engagiertes Werk , das seinen eigenen Erfahrungen in einer schwierigen, ereignisreichen Epoche eng verbunden ist. „Il n‘y a pas d‘amour heureux“ verdankt seine Berühmtheit unter
anderem der musikalischen Umsetzung von Jean Ferrat.
Aragon - Il n' y a pas d' amour heureux
Rien n' est jamais acquis à l' homme Ni sa force
Ni sa faiblesse ni son coeur Et quand il croit
ouvrir ses bras son ombre est celle d' une croix
Et quand il croit serrer son bonheur il le broie
Sa vie est un étrange et douloureux divorce
Il n' y a pas d' amour heureux
Sa vie Elle ressemble à ces soldats sans armes
Qu' on avait habillés pour un autre destin
A quoi peut leur servir de se lever matin
Eux qu' on retrouve au soir désoeuvrés incertains
Dites ces mots ma vie et retenez vos larmes
Il n' y a pas d' amour heureux
Mon bel amour mon cher amour ma déchirure
Je te porte en moi comme un oiseau blessé
Et ceux-là sans savoir nous regardent passer
Répétant après moi les mots que j' ai tressés
Et qui pour tes grands yeux tout aussitôt moururent
Il n' y a pas d' amour heureux
Le temps d' apprendre à vivre il est déjà trop tard
Que pleurent dans la nuit nos coeurs à l' unisson
Ce qu' il faut de malheur pour la moindre chanson
Ce qu' il faut de regrets pour payer un frisson
Ce qu' il faut de sanglots pour un air de guitare
Il n' y a pas d' amour heureux
Il n' y a pas d' amour qui ne soit à douleur
Il n' y a pas d' amour dont on ne soit pas meurtri
Il n`y a pas d' amour dont on ne soit flétri
Et pas plus que de toi l' amour de la patrie
Il n' y a pas n' amour qui ne vive de pleurs
Il n' y a pas d' amour heureux
Mais c' est notre amour à tous deux
Es gibt keine glückliche Liebe
Nichts ist je dem Menschen sicher Weder seine Kraft
Noch seine Schwäche noch sein Herz Und wenn er denkt
seine Arme zu öffnen so bildet sein Schatten ein Kreuz
Und wenn er glaubt, sein Glück fest zu ergreifen zermalmt er es
Sein Leben ist ein seltsames, schmerzhaftes Scheiden
Es gibt keine glückliche Liebe
Sein Leben Es ähnelt diesen Soldaten ohne Waffen
Die man gekleidet hat für ein anderes Geschick
Was nützt es ihnen am Morgen aufzustehen
Jene die man am Abend wieder findet schwankend untätig
Sagt diese Worte Mein Leben Und unterdrückt eure Tränen
Es gibt keine glückliche Liebe
Meine schöne Liebe meine teure Liebe mein Riss
Ich trage dich in mir wie einen verletzten Vogel
Und jene die uns ohne es zu wissen vorüber gehen sehen
wiederholen hinter mir die Worte die ich flocht
jene die für deine großen Augen alle sogleich starben
Es gibt keine glückliche Liebe
Die Zeit Leben zu lernen es ist schon zu spät
Dass unsere Herzen bei Nacht im Gleichklang weinen mögen
wieviel des Unglücks es bedarf für das kleinste Lied
wieviel der Reue es bedarf um zu erschaudern
wieviel des Schluchzens es bedarf für eine Melodie der Gitarre
Es gibt keine glückliche Liebe
Es gibt keine Liebe die nicht schmerzt
Es gibt keine Liebe von der man nicht verwundet würde
Es gibt keine Liebe von der man nicht gebrandmarkt würde
Und nicht mehr als von dir Liebe zum Vaterland
Es gibt keine Liebe, die nicht vom Weinen lebt
Es gibt keine glückliche Liebe
doch es ist unser beider Liebe
Esther Reimer 12 R-H-G
Seite 17
Francis Ponge (1899-1988)
…, stets bemüht um das Lebendige und das Edle der Dinge, schafft ein Werk von Prosa-Gedichten, in
dem er für die OBJEKTE Partei ergreift, sie in ihrer Existenz, in ihrer Natur zelebriert und zu Leben
erweckt. Die Verbindung von Lexik und Objekt in seinen Gedichten eröffnet dem Leser neue Sichtweisen...
Das Zündholz
L’allumette
Le feu faisait un corps à l'allumette.
Un corps vivant, avec ses gestes,
son exaltation, sa courte histoire.
Les gaz émanés d'elle flambaient,
lui donnaient ailes et robes, un corps même:
une forme mouvante,
émouvante.
Ce fut rapide.
La tête seulement a pouvoir de s'enflammer, au contact d'une
réalité dure,
-- et l'on entend alors comme le pistolet du starter.
Mais, dès qu'elle a pris,
la flamme
-- en ligne droite, vite et la voile penchée comme un
bateau de Frégate -parcourt le petit bout de bois,
Qu'à peine a-t-elle viré de bord
finalement elle laisse
aussi noir qu'un curé.
Ein Leib aus Flammen umspielt das Zündholz.
Ein Leib so lebhaft, in seinen Bewegungen,
seinem ausdrucksvollen Tanz, seiner kurzen Geschichte.
Entweichend die Gase, lodernd
verleihen sie ihm Flügel, ein Gewand, einen Körper selbst:
eine Erscheinung, bewegt,
bewegend.
Geschwind, (so geschwind erfolgte es).
Nur der Kopf allein verfügt über die Macht der Entflammbarkeit,
in Berührung einer ehernen Realität
-- und man vernimmt ihn eines Startschusses
gleich
Doch sobald, erfüllt mit Leben, die Flamme
das Holz ergreift
-- einer geraden Linie folgend, eilends mit geneigtem Segel, einem Wettsegler ähnlich -den Parcours aus Holz bestreitet,
hinterlässt sie letztendlich,
kaum dass sie erweckt ward,
eine Spur so schwarz wie die Soutane eines Priesters.
La bougie
«La nuit parfois ravive une plante singulière dont la
lueur décompose les chambres meublées en massifs
d'ombres.
Sa feuille d'or tient impassible au creux d'une colonnette
d'albâtre par un pédoncule très noir.
Les papillons miteux l'assaillent de préférence à la
lune trop haute, qui vaporise les bois. Mais brûlés aussitôt
ou vannés dans la bagarre, tous frémissent aux
bords d'une frénésie voisine de la stupeur.
Cependant la bougie, par le
vacillement des clartés
sur le livre au brusque dégagement des fumées originales
encourage le lecteur, -- puis
s'incline sur son
assiette et se noie dans son
aliment. »
Christina Schmiedel 12 MSM
Die Kerze
Manchmal erweckt die Nacht eine einzigartige Pflanze,
deren Schimmer die in massiven Schatten eingerichteten Zimmer
unterteilt
Ihr goldenes Blatt unbewegt
von einem schwarzen Stiel im Inneren der Alabastersäule gehalten.
Die schäbigen Nachtfalter attackieren mit Vorliebe den hohen
Mond,
der die Wälder mit seinem Licht besprüht.
Aber sofort verbrannt, oder geschwungen in der Balgerei,
alle erbeben am Rande einer Raserei
Und beinahe erstarren.
Doch die Kerze,
ermuntert den Leser
Vom ersten Flackern in Klarheit
auf dem Buche bis zur plötzlichen Befreiung
des originellen Rauches, — daraufhin verbeugt sie sich
auf ihrem Teller
und ertrinkt in ihrer wächsernen Substanz.
Anne Meeske 12 MSM
Seite 18
Maurice Carême (1899-1988)
…, französischsprachiger Belgier, setzte sich aktiv für humane und soziale Fragen ein, verarbeitete in
seinen Gedichten seine Erfahrungen als Grundschullehrer . Einfache Sprache in Verbindung mit Ausdrucksstärke und Spontaneität verhalfen seinen Werken, die Einzug in den Kanon von Schulen in vielen
Ländern fanden, zu ihrem Ruhm...
Maschinen
Zunächst hatten die Maschinen lachend begonnen
wie kleine Kinder,
die die Menschen aller Kontinente
unterhalten wollten.
Dann wuchsen sie weiter und weiter,
so wurden sie zunächst wie Jugendliche,
schließlich wie Erwachsene, bestens
ausgerüstet mit Werkzeugen.
Und schließlich im Schutz der Stille
Und im Schutz der traurigen Gleichgültigkeit
derer, die sie benutzten
wurden sie allmählich
zu den schweren Giganten,
die uns in ihren Fangnetzen zerdrücken.
Stephanie Balters 12 MSM
Les machines
Les machines avaient commencé
Par rire comme des enfants
Qui semblaient vouloir amuser
Les gens de tous les continents.
Puis elles avaient tant grandi
Qu'elles étaient devenues
Des adolescents, puis des hommes
Précieusement munis d'outils.
Enfin, se fiant au silence
Et à la morne indifférence
De ceux qui en usaient,
Elles se mirent lentement
A devenir ces lourds géants
Qui nous broient dans leurs rets.
Seite 19
Jacques Prévert (1900-1977)
...beginnt frühzeitig Gedichte zu schreiben, wird in den 30ern jedoch eher durch seine Mitarbeit an berühmten Filmen bekannt, der Durchbruch erfolgt mit der Veröffentlichung seiner gesammelten Gedichte
„Paroles“1945. Die Gedichte des Mitte des Jahrhunderts wohl einflussreichsten Dichters Frankreichs
zeichnen sich durch Einfachheit und Zugänglichkeit bei gleichzeitig ausdrucksstarken Bildern und poetischer Sprache aus - weitere Werke von Jacques Prévert in : Gedichte und Chansons, zweisprachige
Ausgabe, erschienen bei rororo...
Le Cancre
Il dit non avec la tête
mais il dit oui avec le coeur
il dit oui à ce qu'il aime
il dit non au professeur
il est debout
on le questionne
et tous les problèmes sont posés
soudain le fou rire le prend
et il efface tout
les chiffres et les mots
les dates et les noms
les phrases et les pièges
et malgré les menaces du maître
sous les huées des enfants prodiges
avec les craies de toutes les couleurs
sur le tableau noir du malheur
il dessine le visage du bonheur
Der schlechte Schüler
Er sagt nein mit dem Kopf
doch er sagt ja mit dem Herz
er sagt ja zu denen die er liebt
er sagt nein zu den Lehrern
er ist aufgestanden
man befragt ihn
und alle Aufgaben sind gestellt
plötzlich fängt er an zu lachen
und er streicht alles
die Zahlen und Wörter
die Daten und Namen
die Sätze und die schwierigen Aufgaben
und trotz der Drohungen seines Lehrers
und den schreien der Wunderkinder
mit Kreidestücken aller Farben
auf der schwarzen Tafel des Unglücks
malt er das Gesicht der Freude
Naisse Schweitzer 9 HG
Seite 20
Le cheval rouge
Dans les manèges du mensonge
Le cheval rouge de ton sourire
Tourne
Et je suis là debout planté
Avec le triste fouet de la réalité
Et je n'ai rien à dire
Ton sourire est aussi vrai
Que mes quatre vérités.
Das rote Pferd
Im Karussell des Truges
Dreht sich das rote Pferd deines Lächelns
Und ich stehe angewurzelt da
Mit der traurigen Peitsche der Realität
Ich habe nichts zu sagen
Dein Lächeln ist genauso wahr
Wie meine unverblümte Offenheit…
Niklas Greeven HG
Jacques Prévert (1900-1977)
Barbara
Rappelle-toi Barbara
Il pleuvait sans cesse sur Brest ce jour-là
Et tu marchais souriante
Epanouie ravie ruisselante
Sous la pluie
Rappelle-toi Barbara
Il pleuvait sans cesse sur Brest
Et je t'ai croisée rue de Siam
Tu souriais
Et moi je souriais de même
Rappelle-toi Barbara
Toi que je ne connaissais pas
Toi qui ne me connaissais pas
Rappelle-toi
Rappelle-toi quand même ce jour-là
N'oublie pas
Un homme sous un porche s'abritait
Et il a crié ton nom
Barbara
Et tu as couru vers lui sous la pluie
Ruisselante ravie épanouie
Et tu t'es jetée dans ses bras
Rappelle-toi cela Barbara
Et ne m'en veux pas si je te tutoie
Je dis tu à tous ceux que j'aime
Même si je ne les ai vus qu'une seule fois
Je dis tu à tous ceux qui s'aiment
Même si je ne les connais pas
Rappelle-toi Barbara
N'oublie pas
Cette pluie sage et heureuse
Sur ton visage heureux
Sur cette ville heureuse
Cette pluie sur la mer
Sur l'arsenal
Sur le bateau d'Ouessant
Oh Barbara
Quelle connerie la guerre
Qu'es-tu devenue maintenant
Sous cette pluie de fer
De feu d'acier de sang
Et celui qui te serrait dans ses bras
Amoureusement
Est-il mort disparu ou bien encore vivant
Oh Barbara
Il pleut sans cesse sur Brest
Comme il pleuvait avant
Mais ce n'est plus pareil et tout est abîmé
C'est une pluie de deuil terrible et désolée
Ce n'est même plus l'orage
De fer d'acier de sang
Tout simplement des nuages
Qui crèvent comme des chiens
Des chiens qui disparaissent
Au fil de l'eau sur Brest
Et vont pourrir au loin
Au loin très loin de Brest
Dont il ne reste rien
Barbara
Erinnere dich Barbara
Es regnete unaufhörlich in Brest an diesem Tag
Und du gingst lächelnd
Strahlend, erfreut , triefend
Durch den Regen
Erinnere dich Barbara
Es regnete unaufhörlich in Brest
Ich bin dir in der Rue de Siam begegnet
Du lächeltest
Und ich lächelte ebenfalls
Erinnere dich Barbara
Du, die ich nicht kannte
Du, die mich nicht kannte
Erinnere dich
Erinnere dich so wie an diesem Tag
Vergiss nicht
Ein Mann in der Toreinfahrt untergestellt
Und er hat deinen Namen geschrieen
Barbara
Und du bist durch den Regen auf ihn zugelaufen
Triefend, erfreut, strahlend
Und du bist ihm in die Arme gefallen
Erinnere dich daran Barbara
Und sei nicht böse, weil ich dich duze
Ich sage du zu allen, die ich liebe
Auch wenn ich sie kein einziges Mal gesehen habe
Ich sage du zu allen, die sich lieben
Auch wenn ich sie nicht kenne
Erinnere dich Barbara
Vergiss nicht
Dieser weise und glückliche Regen
Auf deinem glücklichen Gesicht
Auf dieser glücklichen Stadt
Dieser Regen auf dem Meer
Über der Werft
Über dem Schiff nach Ouessant
Oh Barbara
Welch ein Unsinn der Krieg
Was ist jetzt aus die geworden
Unter diesem Regen aus Eisen
Aus Feuer aus Stahl aus Blut
Und aus dem der dich in seinen Armen gehalten hat
Verliebt
Ist er tot, verschollen oder noch am Leben
Oh Barbara
Es regnet unaufhörlich über Brest
Wie es vorher geregnet hat
Aber es ist nicht mehr gleich und alles ist kaputte
Das ist ein trauriger und schrecklich betrübter Regen
Das ist nicht ein mal mehr der Sturm
Aus Eisen aus Stahl aus Blut
Einfach nur Wolken
Die wie Hunde krepieren
Hunde die verschwinden
Mit dem Regen über Brest
Und weit weg ihr Leben verlieren werden
Weit sehr weit weg von Brest
Von dem nichts bleibt.
Ricke, Charlotte / Thomas, Michaela 12 HG
Seite 21
Jacques Prévert (1900-1977)
Unterrichtsstunde
Zwei und zwei ergeben vier
vier und vier ergeben acht
acht und acht ergeben sechzehn...
Wiederholt! Sagt der Lehrer
zwei und zwei ergeben vier
vier und vier ergeben acht
acht und acht ergeben sechzehn.
Aber da ist der Wundervogel
der am Himmel vorbeifliegt
das Kind sieht ihn
das Kind hört ihn
das Kind ruft ihn:
Rette mich
spiel mit mir
Vogel!
Also fliegt der Vogel herab
und spielt mit dem Kind
zwei und zwei ergeben vier...
Wiederholt! Sagt der Lehrer
und das Kind spielt
der Vogel spielt mit ihm...
vier und vier ergeben acht
acht und acht ergeben sechzehn
und sechzehn und sechzehn was ergeben sie?
Sechzehn und sechzehn ergeben nichts
und auf keinen fall zweiunddreißig
auf jeden fall
gehen sie davon
und das Kind hat den Vogel
in seinem Pult versteckt
und alle Kinder
hören sein Lied
und alle Kinder
hören die Musik
und acht und acht ihrerseits verschwinden
und vier und vier und zwei und zwei
laufen weg
und eins und eins ergeben weder eins noch zwei
und einer nach dem anderen gehen gleichermaßen davon
und der Wundervogel spielt
und das Kind singt
und der Lehrer schreit:
Wann werdet ihr mit dem Blödsinn aufhören!
Aber all die anderen Kinder
hören seine Musik
und die Wände der Klasse
stürzen in Ruhe ein
und die Fensterscheiben werden wieder zu Sand
die Tinte wird wieder zu Wasser
die Pulte werden wieder zu Bäumen
die Kreide wird wieder zur Felswand
der Federhalter wird wieder zum Vogel.
Letitia Verona 12 HG
Seite 22
Page d’écriture
Deux et deux quatre
Quatre et quatre huit
Huit et huit font seize...
Répétez ! dit le maître.
Deux et deux quatre
Quatre et quatre huit
Huit et huit font seize...
Mais voilà l'oiseau-lyre
Qui passe dans le ciel.
L'enfant le voit
L'enfant l'entend
L'enfant l'appelle :
Sauve-moi
Joue avec moi
Oiseau !
Alors l'oiseau descend
Et joue avec l'enfant.
Deux et deux quatre...
Huit et huit font seize
Et seize et seize qu'est-ce qu'ils font ?
Ils ne font rien seize et seize
Et surtout pas trente-deux
De toute façon
Et ils s'en vont.
Et l'enfant a caché l'oiseau
Dans son pupitre
Et tous les enfants
Entendent sa chanson
Et tous les enfants
Entendent sa musique
Et huit et huit à leur tour s'en vont
Et quatre et quatre et deux et deux
A leur tour fichent le camp
Et un et un ne font ni une ni deux
Un et un s'en vont également.
Et l'oiseau-lyre joue
Et l'enfant chante
Et le professeur crie :
Quand vous aurez fini de faire le pitre !
Mais tous les autres enfants
Ecoutent la musique
Et les murs de la classe
S'écroulent tranquillement.
Et les vitres redeviennent sable
L'encre redevient eau
Les pupitres redeviennent arbres
La craie redevient falaise
Le porte-plume redevient oiseau.
Jacques Prévert (1900-1977)
Je suis comme je suis
Je suis comme je suis
Je suis faite comme ça
Quand J' ai envie de rire
Je ris aux éclats
J' aime celui qui m' aime
Est-ce ma faute à moi
si ce n' est pas le même
Que j' aime chaque fois
Je suis comme je suis
Je suis faite comme ça
Que voulez-vous de plus
Que voulez-vous de moi
Je suis faite pour plaire
Et n' y puis rien changer
Mes talons sont trop hauts
Ma taille trop cambrée
Mes seins beaucoup trop durs
Et mes yeux trop cernés
Et puis après
Qu` est-ce que ça peut vous faire
Je suis comme je suis
Je plais à qui je plais
Qu' est-ce que ça peut vous faire
ce qui m' est arrivé
Oui j' ai aimé quelqu' un
Oui quelqu' un m' a aimée
Comme les enfants s' aiment
Simplement savent aimer
Aimer aimer...
Pourquoi me questionner
Je suis là pour vous plaire
Et n'y puis rien changer.
Ich bin wie ich bin
Ich bin wie ich bin
Ich bin so gemacht
Wenn ich Lust hab' zu lachen
dann lache ich schallend
Ich liebe den der mich liebt
Schiebt ihr denn die Schuld auf mich
dass der den ich liebe
nicht immer der selbe ist
Ich bin wie ich bin
Ich bin so gemacht
Was wollt ihr denn noch
Was wollt ihr von mir
Ich bin da zu gefallen
Und kann nichts dran machen
Ist mein Absatz zu hoch
Mein Hohlkreuz zu stark
Meine Brust viel zu hart
Die Augen zu dick geschminkt
Und überhaupt
was kann euch das machen
Ich bin wie ich bin
gefalle dem der mich mag
Was kann euch das machen
Was mir passiert ist
Ja ich habe jemanden geliebt
Ja jemand hat mich geliebt
So wie Kinder sich lieben
Einfach lieben können
Lieben lieben ..
Warum mich befragen
Ich bin da zu gefallen
und kann nichts dran machen
Esther Reimer 12 R-H-G
Seite 23
Jacques Prévert (1900-1977)
Pour toi mon amour
Je suis allé au marché aux oiseaux
Et j'ai acheté des oiseaux
Pour toi
Mon amour
Je suis allé au marché aux fleurs
Et j'ai acheté des fleurs
Pour toi
Mon amour
Je suis allé au marché à la ferraille
Et j'ai acheté des chaînes
De lourdes chaînes
Pour toi
Mon amour
Et puis je suis allé au marché aux esclaves
Et je t'ai cherchée
Mais je ne t'ai pas trouvée
Mon amour.
Für Dich meine Liebe
Ich ging auf den Vogelmarkt
Und ich kaufte Vögel
Für dich
Meine Liebe
Ich ging auf den Blumenmarkt
Und ich kaufte Blumen
Für dich
Meine Liebe
Ich ging zum Schrottplatz
Und ich kaufte Ketten
Schwere Ketten
Für dich
Meine Liebe
Und nun ging ich auf den Sklavenmarkt
Und suchte dich
Aber ich fand dich nicht
Meine Liebe
Franziska Müller 12 R-H-G
L'automne
Un cheval s'écroule au milieu d'une allée
Les feuilles tombent sur lui
Notre amour frissonne
Et le soleil aussi.
Herbst
Ein Pferd bricht in Mitten der Straße zusammen
Die Blätter fallen darauf herab
Unsere Liebe schaudert
Und so auch die Sonne
Christian Rohlfing HG
Seite 24
Jacques Prévert (1900-1977)
Es regnet
Il pleut
Il Pleut il pleut
Il fait beau
Il fait du soleil
Il est tôt
Il se fait tard
Il
Il
Il
Es regnet es regnet
Es ist schön
Die Sonne scheint
Es ist früh
Es wird spät
Es
Es
Es
Immer es
Immer es, das regnet und das schneit
Immer es, das scheint
Immer es
Warum nicht sie
Nie sie
Doch auch sie
Häufig ist sie schön!
Annika Hezner 11 HG
Toujours il
Toujours il qui pleut et qui neige
Toujours il qui fait du soleil
Toujours il
Pourquoi pas elle
Jamais elle
Pourtant elle aussi
Souvent se fait belle!
Die verlorene Zeit
Le temps perdu
Devant la porte de l'usine
le travailleur soudain s'arrête
le beau temps l'a tiré par la veste
et comme il se retourne
et regarde le soleil
tout rouge tout rond
souriant dans son ciel de plomb
il cligne de l'oeil
familièrement
Dis donc camarade Soleil
tu ne trouves pas
que c'est plutôt con
de donner une journée pareille
à un patron ?
Vor dem Tor der Fabrik
bleibt der Arbeiter plötzlich stehen
das schöne Wetter hat ihn an der Jacke gezogen
und wie er sich umdreht
und die Sonne ansieht
ganz rot ganz rund
lächelnd in ihren blaugrauen Himmel
zwinkert er
vertraulich
Sag mal Kamerad Sonne
findest du nicht
dass es eigentlich blöd ist
so einen Tag
einem Chef zu schenken?
Nathalie Grubic 10 HG
Seite 25
Jacques Prévert (1900-1977)
Déjeuner du matin
Il a mis le café
Dans la tasse
Il a mis le lait
Dans la tasse de café
Il a mis le sucre
Dans le café au lait
Avec la petite cuiller
Il a tourné
Il a bu le café au lait
Et il a reposé la tasse
Sans me parler
Il a allumé
Une cigarette
Il a fait des ronds
Avec la fumée
Il a mis les cendres
Dans le cendrier
Sans me parler
Sans me regarder
Il s’est levé
Il a mis
Son chapeau sur sa tête
Il a mis
Son manteau de pluie
Parce qu’il pleuvait
Et il est parti
Sous la pluie
Sans une parole
Sans me regarder
Et moi j’ai pris
Ma tête dans ma main
Et j’ai pleuré.
Frühstück am Morgen
Er goss den Kaffee
in die Tasse
Er goss die Milch
in die Tasse voll Kaffee
Er streute Zucker
in die Tasse voll Milchkaffee
Rührte mit dem kleinen Löffel um
Trank den Milchkaffee
Dann hat er die Tasse abgestellt
Ohne mit mir zu sprechen
Er zündete sich
eine Zigarette an
Formte Kringel
mit dem Rauch
Aschte
im Aschenbecher ab
Ohne mit mir zu sprechen
Ohne mich anzuschauen
Er stand auf
Setzte
seinen Hut auf
Zog
den Regenmantel an
Weil es regnete
Er ist gegangen
Durch den Regen
Ohne ein Wort
Ohne einen Blick
Ich legte
den Kopf in meine Hände
Und weinte.
Ries, Caroline 12 R-H-G
Seite 26
Andrée Clair (1916-1982)
...ihre Geschichten und Gedichte sind von ihren Erlebnissen in Afrika geprägt. Zunächst arbeitet sie in
verschiedenen Ländern des schwarzen Kontinents als Lehrerin, anschließend als Beraterin für soziale
und kulturelle Fragen im Kabinett des Präsidenten von Nigeria, bis sie, im Rahmen politischer Unruhen,
zur Rückkehr nach Frankreich gezwungen wird...
Amie lointaine
Amie lointaine
je prends
pour parler de toi
les mots
que chaque jour je dis
pour les amies
de mon pays
Amie lointaine
tu prends
pour parler de moi
les mots
que chaque jour tu dis
pour les amies
de ton pays
Amie
Amie lointaine
nos peaux
n’ont pas
la même couleur
et nos yeux
nos cheveux
ne se ressemblent pas
Mais
nos cœurs
nos cœurs lointains
se ressemblent
et battent très fort
ensemble.
Entfernte Freundin
Entfernte Freundin
ich wähle,
um mit dir zu sprechen,
die Worte,
die ich jeden Tag
zu den Freundinnen
in meinem Land sage
Entfernte Freundin
du wählst,
um mit mir zu sprechen,
die Worte,
die du jeden Tag
zu den Freundinnen
in deinem Land sagst
Freundin
Entfernte Freundin
unsere Haut
hat nicht
die gleiche Farbe
und unsere Augen
unsere Haare
gleichen sich nicht
Aber
unsere Herzen
unsere entfernten Herzen
gleichen sich
und schlagen sehr stark
in Einklang.
Britta Klein 13 MSM
Seite 27
Georges Perec (1936 - 1982)
...Romancier, engagiertes Mitglied der Gruppe OuLiPo (OUvroir de LIttérature POtentielle), bekannt
für seinen virtuosen Roman „La disparition“, in dem Perec vollständig auf den Buchstaben „e“ verzichtet. Gezeichnet vom Krieg, Tod des Vaters an der Front, Deportation seiner Mutter, schafft er sich in
Sprache und Literatur seine Welt. Die Suche nach seiner Identität und die Revolte gegen die Gesellschaft durchziehen sein Werk...
Umziehen
Eine Wohnung verlassen. Die Orte ausräumen. Verduften.
Den Platz säubern.
Den Fußboden reinigen.
Inventarisieren aufräumen ablegen sortieren
Beseitigen hinausschmeißen verkaufen
Verschrotten
Abbrennen
Herunterbewegen aufbrechen abmachen
losmachen aufgeben abtrennen
Abschalten lösen schneiden herauskommen
abbauen zusammenklappen abhauen
Fahren
Einpacken abfahren einschnüren
anbinden stapeln sammeln
aufstapeln binden einhüllen
abschirmen abdecken umschließen
festziehen
Abtransportieren tragen hochheben
Auskehren
Zuschließen
Abfahren
Friederike Trapp / Sarah Schütz 13 MSM
Déménager
Quitter un appartement. Vider les lieux. Décamper.
Faire place nette.
Débarrasser le plancher.
Inventorier ranger classer trier
Éliminer jeter fourguer
Casser
Brûler
Descendre desceller déclouer
décoller dévisser décrocher
Débrancher détacher couper tirer
démonter plier couper
Rouler
Empaqueter emballer sangler
nouer empiler rassembler
Entasser ficeler envelopper
protéger recouvrir entourer
serrer
Enlever porter soulever
Balayer
Fermer
Partir.
Georges Perec
Umziehen in 22 Zeilen ???
- erschreckend komprimiert wirkt seine Schilderung auf jeden, der das Großprojekt „Umzug“ schon
einmal selbst miterlebt hat, aber irgendwie scheint PEREC doch alles mitbekommen zu haben…
Inspiriert von der besonderen Art seines Gedichtes machten sich die
Schülerinnen und Schüler an die Arbeit und schafften eigene Werke im
Stile Perecs zu Themen wie:
- aimer
- journée à l‘école etc.
und wie sieht es mit der eigenen Inspiration aus ?
Seite 28
Jean-Luc Moreau (1937)
...schreibt in den verschiedensten Genre: Gedichte, Abhandlungen, Vorworte, Übersetzungen aus
dem Russische, Finnischen, Rumänischen. Ausgezeichnet mit zahlreichen Literaturpreisen...
Si
Si la sardine avait des ailes,
Si Gaston s´appelait Gisèle,
Si l´on pleurait lorsque l´on rit,
Si le pape habitait Paris,
Si l´on mourait avant de naître,
Si la porte était la fenêtre,
Si l´agneau dévorait le loup,
Si les Normands parlaient zoulou,
Si la Mer Noire était la Manche,
Et la Mer Rouge la Mer Blanche,
Si le monde était à l´envers,
Je marcherais les pieds en l´air,
Le jour je garderais la chambre,
J´irais à la plage en décembre,
Deux et un ne feraient plus trois…
Quel ennui ce monde à l´endroit !
Wenn...
Wenn die Sardine Flügel besäße,
Wenn Gaston Gisèle hieße,
Wenn man anstatt zu lachen weinen würde,
Wenn der Papst in Paris hausen würde,
Wenn man stirbt bevor man geboren wird,
Wenn die Tür ein Fenster wäre,
Wenn ein Lamm ein Fuchs verschlingen könnte,
Wenn die Normanen Zulu sprächen,
Wenn das Schwarze Meer der Ärmelkanal wäre
Und das Rote Meer das Weiße,
Wenn die Welt Kopf stehen würde...
Würde ich mit den Füßen durch die Lüfte spazieren,
Ich würde im Dezember den Strand besuchen,
Tagsüber jedoch würde ich über mein Zimmer wachen
Zwei und eins gäben nicht mehr drei...
Wie langweilig wäre eine Welt in der alles richtig ist.
Margarete Drag 12 HG
Seite 29
Denis Emorine (1956)
...zeitgenössischer Dichter und Schriftsteller, verfasst Gedichte, schreibt Novellen und Theaterstücke. In Deutschland bisher wenig bekannt...
Métaphore
Longtemps j’avais erré dans la campagne, yeux tournés vers un ciel impassible, lèvres ouvertes à la mesure
du vent, idées à la dérive… Echevelées, les hautes herbes tendaient leurs bras dans ma direction, essayant
vainement de m’encercler. Pourquoi ? Je les chassais d’un froncement de sourcil, les foulais aux pieds sans
y penser vraiment. J’aurai pourtant dû me douter que rien n’est jamais écrit en vain, que l’innocence
n’existe que sur une page vierge et que le moindre signe s’inscrit d’abord contre soi.
Lorsque j’ai poussé la porte de la vieille maison éventrée, j’aurais pourtant dû m’en souvenir… Elle était
là, sur le seuil, derrière moi. Je me suis retourné brusquement. J’aurais pourtant dû me rappeler qu’on ne
l’invoque jamais en vain, qu’on ne prononce pas son nom – fût-ce à mi-voix – sans se compromettre. C’était bien Elle, en effet. Ses yeux verts étincelaient. Sans ciller, nous nous dévisagions en silence. Je l’ai
empoignée à la gorge, battant l’air de mes bras. Aussitôt Elle se déroba mais je l’entendais ricaner dans
mon dos.
Lorsque je revins à moi, j’étais étendu sur les dalles. Son haleine m’était montée littéralement à la tête.
Mes cheveux en étaient tout imprégnés. Pour un peu, je serais bien resté ainsi, sur le dos, les bras en croix
mais je me suis relevé promptement ; j’ai épousseté mes vêtements. Sous aucun prétexte, il ne faut effleurer son nom, même à la faveur du mystère supposé de l’écriture sinon vous êtes marqué de son sceau irrévocablement. Et vous n’aurez jamais assez de toute votre existence pour expier un tel moment d’abandon.
Metapher
Lange Zeit bin ich auf dem Land umhergeirrt, die Augen zu einem gefühllosen Himmel gewandt, die Lippen offen, wie der Wind es wollte, die Ideen schweifend. Das zerzauste Unkraut streckte seine Arme nach
mir aus, versuchte vergeblich, mich zu umzingeln. Warum? Ich verjagte es mit einem Runzeln der Augenbraue, trat es nieder, ohne es überhaupt wahrzunehmen. Ich hätte jedoch wissen müssen, dass nichts vergeblich geschrieben ist, dass es Unschuld nur auf einem weißen Blatt Papier gibt und dass das geringste
Zeichen gegen sich selbst spricht.
Als ich jedoch die Tür des ausgeweideten Hauses aufstieß, hätte ich mich dessen erinnern müssen. Sie war
da, auf der Türschwelle, hinter mir. Plötzlich drehte ich mich um. Ich hätte daran denken müssen, dass
man sie nie vergeblich anruft, dass man ihren Namen – und sei’s mit halber Stimme – nie nennt, ohne sich
schuldig zu machen. Sie war es wirklich. Ihre Augen funkelten grün. Unverwandt blickten wir uns
schweigend an. Ich packte sie an der Gurgel, ruderte mit den Armen durch die Luft. Sie entwand sich mir
augenblicklich, und ich hörte sie in meinem Rücken kichern.
Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf den Fliesen. Ihr Atem war mir buchstäblich zu Kopf gestiegen.
Meine Haare waren ganz davon durchtränkt. Beinahe wäre ich so liegen geblieben, auf dem Rücken, die
Arme seitlich ausgestreckt, aber ich bin sofort aufgestanden, habe meine Kleider ausgeklopft. Unter keinem
Vorwand darf man ihren Namen erwähnen, auch nicht wegen des vermuteten Wunders der Schrift, sonst
ist man unwiderruflich von ihrem Siegel gezeichnet. Und das ganze Leben reicht nicht, um den einen Augenblick der Nachlässigkeit zu büßen.
Tobias Schiele 12 MSM
Seite 30
Georges Brassens (1921-1981)
… Auteur-Compositeur-Interprète, beginnt seine musikalisch-literarische Karriere 1942 mit der
Veröffentlichung eines Gedichtbandes, bevor er mit der Aufnahme seiner ersten CD den Grundstein
für seinen unaufhaltsam wachsenden Erfolg als großer Poète-Chansonnier legt...
La mauvaise réputation
Der Schlechte Ruf
Au village, sans prétention,
J’ai mauvaise réputation
Qu’je m’démène ou je reste coi
Je pass’ pour un je-ne-sais-quoi !
Je ne fais pourtant de tort à personne
En suivant mon chemin de petit bonhomme.
Mais les brav’s gens n’aiment pas que
L’on suive une autre route qu’eux,
Non les brav’s gens n’aiment pas que
L’on suive une autre route qu’eux
Tout le monde médit de moi,
Sauf les muets, ça va de soi.
Im Dorf, darf da mach ich mir nichts vor
Habe ich einen schlechten Ruf
Ob ich mich anstrenge oder bleibe wie ich bin
Gelte ich als ein ich weiß nicht was.
Ich habe niemandem Unrecht getan
Wenn ich dem Weg eines einfachen Mannes folge
Aber die braven Leute mögen es nicht, wenn
Man einem anderen Weg als ihrem folgt,
Nein die braven Leute mögen es nicht, wenn
Man nicht ihrem Wege folgt.
Jeder lästert über mich,
Bis auf die Stummen, selbstverständlich.
Le jour de Quatorze juillet
Je reste dans mon lit douillet,
La musique qui marche au pas,
Cela ne me regarde pas.
Je ne fais pourtant de tort à personne,
En n’écoutant pas le clairon qui sonne.
Mais les brav’s gens n’aiment pas que
L’on suive une autre route qu’eux,
Non les brav’s gens n’aiment pas que
L’on suive une autre route qu’eux
Tout le monde me montre du doigt
Sauf les manchots, ça va de soi.
Am Tag des 14. Juli,
Bleibe ich in meinem Federbett,
Die Musik, die im Gleichschritt vorüber marschiert
Spricht mich nicht an.
Ich habe niemandem Unrecht getan,
nicht dem Signalhorn, welches erklingt, zuhörend.
Aber die braven Leute mögen es nicht, wenn
Man einem anderen Weg als ihrem folgt,
Nein die braven Leute mögen es nicht, wenn
Man nicht ihrem Wege folgt.
Jeder zeigt mit dem Finger auf mich,
Bis auf die Einarmigen, selbstverständlich.
Quand j’croise un voleur malchanceux,
Poursuivi par un cul-terreux;
J’lance la patte et pourquoi le taire,
Le cul-terreux s’retrouv’ par terre
Je ne fais pourtant de tort à personne
En laissant courir les voleurs de pommes.
Mais les brav’s gens n’aiment pas que
L’on suive une autre route qu’eux
Non les brav’s gens n’aiment pas que
L’on suive une autre route qu’eux,
Tout le monde se rue sur moi,
Sauf les culs-de-jatte, ça va de soi.
Als ich dem Weg eines Diebes kreuzte, der Pech gehabt hatte
Und von einem Bauern verfolgt wurde
Machte ich das Bein lang und warum es verschweigen.
Der Bauer findet sich auf der Erde wieder.
Ich habe niemandem Unrecht getan.
Ich lasse die Apfeldiebe fliehen.
Aber die braven Leute mögen es nicht, wenn
Man einem anderen Weg als ihrem folgt,
Nein die braven Leute mögen es nicht, wenn
Man nicht ihrem Wege folgt.
Jeder stürzt sich auf mich
Bis auf die Beinlosen, selbstverständlich.
Pas besoin d’être Jérémie,
Pour d’viner l’ sort qui m’est promis,
S’ils trouv’nt une corde à leur goût,
Ils me la passeront au cou,
Je ne fais pourtant de tort à personne,
En suivant les ch’mins qui n’ mènent pas à Rome,
Mais les brav’s gens n’aiment pas que
L’on suive une autre route qu’eux,
Non les brav’s gens n’aiment pas que
L’on suive une autre route qu’eux,
Tout l’ monde viendra me voir pendu,
Sauf les aveugles, bien entendu.
Man muss nicht Jeremia sein,
um das Schicksal zu erraten, das mir bevorsteht.
Wenn sie ein Seil nach ihrem Geschmack finden
Werden sie es um meinen Hals wickeln.
Ich habe niemandem Unrecht getan
Wenn ich dem Weg folge, der nicht nach Rom führt.
Aber die braven Leute mögen es nicht, wenn
Man einem anderen Weg als ihrem folgt,
Nein die braven Leute mögen es nicht, wenn
Man nicht ihrem Wege folgt.
Die ganze Welt wird kommen, um mich hängen zu sehen,
bis auf die Blinden, versteht sich von selbst.
Lukas Antczak HG
Seite 31
Georges Moustaki (1934)
… Auteur-Compositeur-Interprète, schreibt zunächst Chansons für sämtliche Größen seiner Zeit
(u.a. Piaf, Reggiani, Dalida, Barbara), bevor er selbst mit seinem Welterfolg „Le Métèque“ an die
Öffentlichkeit tritt. Er komponiert, schreibt, malt, zeichnet, dichtet; seine Werke spiegeln die Erfahrungen seiner zahlreichen Reisen wider...
Solitude
Pour avoir si souvent dormi
Avec ma solitude
Je m'en suis fait presqu'une amie
Une douce habitude
Elle ne me quitte pas d'un pas
Fidèle comme une ombre
Elle m'a suivi ça et là
Aux quatre coins du monde
Non, je ne suis jamais seul
Avec ma solitude
Quand elle est au creux de mon lit
Elle prend toute la place
Et nous passons de longues nuits
Tous les deux face à face
Je ne sais vraiment pas jusqu'où
Ira cette complice
Faudra-t-il que j'y prenne goût
Ou que je réagisse?
Non, je ne suis jamais seul
Avec ma solitude
Par elle, j'ai autant appris
Que j'ai versé de larmes
Si parfois je la répudie
Jamais elle ne désarme
Et si je préfère l'amour
D'une autre courtisane
Elle sera à mon dernier jour
Ma dernière compagne
Non, je ne suis jamais seul
Avec ma solitude
Einsamkeit
So oft wie ich mit meiner Einsamkeit die Nacht
verbrachte,
ist sie mir fast zum Freund geworden.
Eine liebliche Gewohnheit,
die mir nie von der Seite weicht.
Treu wie ein Schatten,
verfolgte sie mich hier und da
von allen Seiten
Nein, allein bin ich niemals
mit meiner Einsamkeit
In meinem Bett
nimmt sie allen Platz ein
und zusammen verbringen wir lange Nächte
von Angesicht zu Angesicht
Ich weiß nicht wirklich wohin
diese Freundschaft gehen wird
Soll ich Geschmack daran finden
oder endlich reagieren?
Nein, allein bin ich niemals
Mit meiner Einsamkeit
Durch sie habe ich manches Mal
Tränen vergossen
Auch wenn ich sie oftmals verleugnet habe,
gab sie nie nach
Selbst wenn ich die Liebe einer anderen Buhlerin
bevorzuge,
wird sie an meinem letzten Tag mein letzter Begleiter sein.
Nein, allein bin ich niemals
Mit meiner Einsamkeit
Esra Nilkens 12 MSM
Seite 32
Francis Cabrel (1953)
… Auteur-Compositeur-Interprète, wächst mit seinen Geschwistern als Sohn italienisch-stämmiger
Eltern in Südfrankreich auf. Inspiriert von Dylan, Hendrix und Cohen entdeckt er die Welt der
Gitarren-Musik, schreibt schließlich eigene Lieder . Mit der Veröffentlichung seines ersten Albums
„Ma Ville“ im Jahre 1977 beginnt er seine erfolgreiche Karriere, unermüdlich besingt er seitdem Erfahrungen und Erlebnisse aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, vor kurzem erst erschien sein neuestes Werk: „Les beaux dégâts“...
Répondez-moi
Je vis dans une maison sans balcon, sans toiture
Où y'a même pas d'abeilles sur les pots de confiture
Y'a même pas d'oiseaux, même pas la nature
C'est même pas une maison
J'ai laissé en passant quelques mots sur le mur
Du couloir qui descend au parking des voitures
Quelques mots pour les grands
Même pas des injures
Si quelqu'un les entend
Répondez-moi
Répondez-moi
Mon coeur a peur de s'emmurer entre vos tours de glace
Condamné au bruit des camions qui passent
Lui qui rêvait de champs d'étoiles, de colliers de jonquilles
Pour accrocher aux épaules des filles
Mais le matin vous entraîne en courant dans vos habitudes
Et le soir, votre forêt d'antennes est branchée sur la solitude
Et que brille la lune pleine
Que souffle le vent du sud
Vous n'entendez pas
Et moi, je vois passer vos chiens superbes aux yeux de glace
Portés sur des coussins que des maîtres embrassent
Et pour s'effleurer la main, il faut des mots de passe
Pour s'effleurer la main
Répondez-moi
Répondez-moi
Mon coeur a peur de s'enliser en aussi peu d'espace
Condamné au bruit des camions qui passent
Lui qui rêvait de champs d'étoiles et de pluie de jonquilles
Pour s'abriter aux épaules des filles
Mais la dernière des fées cherche sa baguette magique
Mon ami, le ruisseau dort dans une bouteille en plastique
Les saisons se sont arrêtées aux pieds des arbres synthétiques
Il n'y a plus que moi
Et moi, je vis dans ma maison sans balcon, sans toiture
Où y'a même pas d'abeilles sur les pots de confiture
Y'a même pas d'oiseaux, même pas la nature
C'est même pas une maison...
Antwortet mir
Ich lebe in einem Haus ohne Balkon, ohne Dach
in dem es noch nicht einmal Bienen auf den Marmeladengläser gibt.
Weder Vögel – noch Natur existiert, es ist noch nicht einmal ein Haus.
Ich hinterließ einige Worte auf der Korridormauer
die zum Autoparkplatz herabführt, als ich an ihr vorbeiging,
einige Wörter für die Älteren - noch nicht einmal Beleidigungen, falls jemand
diese erwartet!
Antwortet mir
Antwortet mir
Mein Herz hat Angst zwischen euren eisernen Türmen eingemauert zu werden
Es verurteilt den Krach der Lastwagen zu hören, die an ihm vorbeifahren,
Ihm, der von den Sternenfeldern und dem Narzissenregen träumte
um sich an die Schultern der Mädchen anzulehnen ...
Aber im Laufe des Morgens werdet ihr von euren Gewohnheit mitgerissen
Und am Abend ist euer Antennenwald für die Einsamkeit eingeschaltet.
Dass der Vollmond schimmert oder dass der Südwind pfeift,
hört ihr einfach nicht.
Und ich muss mit ansehen, wie eure prächtigen Hunde mit eisernen Augen
auf Kissen, die die Herrchen umarmen, spazieren getragen werden.
Um mit euch reden zu können benötigt man ein Passwort
Und um mit euch sprechen zu können ...
Antwortet mir
Antwortet mir
Mein Herz hat Angst in so wenig Raum zu versickern
Es verurteilt den Krach der Lastwagen zu hören, die an ihm vorbeifahren,
Ihm, der von den Sternenfeldern und dem Narzissenregen träumte
um sich an die Schultern der Mädchen anzulehnen ...
Selbst die letzte Märchenfee sucht ihren Zauberstab.
Mein Freund, das Bächlein, muss in einer Plastikflasche schlafen.
Die Jahreszeiten werden an den Stämmen der künstlichen Bäumen angehalten.
Es gibt keinen mehr, der mich versteht.
Ich lebe in einem Haus ohne Balkon, ohne Dach,
in dem es noch nicht einmal Bienen auf den Marmeladengläser gibt.
Weder Vögel – noch Natur existiert, es ist noch nicht einmal ein Haus.
Jana Zimmermann 12 MSM
Seite 33
Francis Cabrel (1953)
Seite 34
Francis Cabrel (1953)
La corrida
Depuis le temps que je patiente
Dans cette chambre noire
J'entends qu'on s'amuse et qu'on chante
Au bout du couloir;
Quelqu'un a touché le verrou
Et j'ai plongé vers le grand jour
J'ai vu les fanfares, les barrières
Et les gens autour
Dans les premiers moments j'ai cru
Qu'il fallait seulement se défendre
Mais cette place est sans issue
Je commence à comprendre
Ils ont refermé derrière moi
Ils ont eu peur que je recule
Je vais bien finir par l'avoir
Cette danseuse ridicule...
Est-ce que ce monde est sérieux?
Andalousie je me souviens
Les prairies bordées de cactus
Je ne vais pas trembler devant
Ce pantin, ce minus!
Je vais l'attraper, lui et son chapeau
Les faire tourner comme un soleil
Ce soir la femme du torero
Dormira sur ses deux oreilles
Est-ce que ce monde est sérieux?
J'en ai poursuivi des fantômes
Presque touché leurs ballerines
Ils ont frappé fort dans mon cou
Pour que je m'incline
Ils sortent d'où ces acrobates
Avec leurs costumes de papier?
J'ai jamais appris à me battre
Contre des poupées
Sentir le sable sous ma tête
C'est fou comme ça peut faire du bien
J'ai prié pour que tout s'arrête
Andalousie je me souviens
Je les entends rire comme je râle
Je les vois danser comme je succombe
Je ne pensais pas qu'on puisse autant
S'amuser autour d'une tombe
Est-ce que ce monde est sérieux?...
Si, si hombre, hombre
Baila baila
Hay que bailar de nuevo
Y mataremos otros
Otras vidas, otros toros
Y mataremos otros
Venga, venga
Venga, venga a bailar
Der Stierkampf
Während der Zeit, in der ich mich
In dieser schwarzen Kammer gedulde
Höre ich, dass man sich amüsiert und singt
Am Ende des Flurs;
Irgendjemand berührte den Türriegel
Und ich stürzte dem großen Tag entgegen
Ich sah die Fanfaren, die Absperrungen
Und die Menschen um mich herum
In den ersten Momenten glaubte ich,
Dass es nur nötig ist, sich zu verteidigen
Aber dieser Ort hat keinen Ausgang
Ich beginne zu verstehen
Sie haben hinter mir wieder zugemacht
Sie haben Angst dass ich umdrehen könnte
Ich werde es gut beenden, indem ich sie kriege
Diese lächerliche Tänzerin
Ist diese Welt ernst zu nehmen?
Andalusien, ich erinnere mich,
Die Prärien von Kakteen gesäumt
Ich werde nicht zittern vor
Diesem Hampelmann, diesem Winzling!
Ich werde ihn anlocken, ihn und seine Kappe
Werde sie dazu bringen, wie eine Sonne zu kreisen
Heute Abend wird die Frau des Toreros
Auf dessen Ohren schlafen
Ist diese Welt ernst zu nehmen?
Ich wurde von Phantomen verfolgt
Berührte beinahe ihre Balletttänzerinnen
Sie schlugen heftig auf meinen Nacken
Damit ich zu Boden ginge
Woher kommen sie, diese Akrobaten
Mit ihren Kostümen aus Papier?
Ich habe nie gelernt mich mit Püppchen zu schlagen
Den Sand unter meinem Kopf zu spüren
Es ist verrückt wie das gut tun kann
Ich habe dafür gebetet, dass es aufhöre
Andalusien, ich erinnere mich
Ich höre sie lachen während ich brülle
Ich sehe sie tanzen während ich umkomme
Ich dachte nicht dass man sich so sehr
Amüsieren könne über einen Niedergang
Ist die Welt ernst zu nehmen?
Ist die Welt ernst zu nehmen?
Ja, ja Mann, Mann
Tanze, tanze
Man muss von neuem tanzen
und wir vernichten weitere
andere Leben, andere Stiere
und wir vernichten weitere
komm, komm zum tanzen
und wir vernichten weitere
Yasmine Schulenburg 12 MSM
Illustration: Jan Erik Parlow, Essen
Seite 35
Galerie d‘honneur des 43 voleurs de feu...
Maria - Sibylla - Merian Gymnasium :
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Balters, Stephanie
Berens, Tanja
Hamm, Melanie
Hoevel, Sina
Jaenichen, Marie-Christin
Klein, Britta
Krönauer, Iris
Leuchten, Katrin
Meeske, Anne
Nilkens, Esra
Paßmann., Sarah
Pesch, Regina
Rastegar, Pedram
Schiele, Tobias
Schmiedel, Christina
Schmitten, Katharina
Schulenburg, Yasmine
Schütz, Sarah
Trapp, Friederike
Welters, Mareen
Wiefels, Sophie
Zimmermann, Jana
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Les machines
Rondel de l‘adieu
Nuit de Paris
Ma bohème
Air vif
Amie lointaine
L‘amour
La cabane du pêcheur
La bougie
Solitude
Aux jeunes poètes
Port de mer
Gaspard Hauser chante
Métaphore
L‘allumette / Renouveau
La musique
La corrida
Déménager
Déménager
Aux jeunes poètes
Enivrez-vous
Répondez-moi
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Le dormeur du val
La mauvaise réputation
Si
Chanson d‘automne
Le cheval rouge
Le temps perdu
Il pleut
Le dormeur du val
Barbara
L‘automne
Le Cancre
Le pont Mirabeau
Et un sourire
Barbara
Automne malade
Page d‘écriture
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Je suis comme je suis / Le petit cheval
Il n‘y a pas d‘amour heureux / A une passante
Le ronde autour du monde / Déjeuner du matin
Pour toi, mon amour
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Sensation
Gymnasium Horkesgath :
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Alves, Hans
Antczak, Lucas
Drag, Magarete
Gollan, Gereon
Greeven, Niklas
Grubic, Nathalie
Hezner, Annika
Jarosz, Martha
Ricke, Charlotte
Rohlfing, Christian
Schweitzer, Naisse
Stoelk, Florian
Streicher, Britta
Thomas, Michaela
Trzeciak , Magda
Verona, Letitia
Ricarda - Huch Gymnasium::
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Josteit, Franziska
Reimer, Esther
Ries, Caroline
Müller, Franziska
Montessori - Gesamtschule:
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Seite 36
Müller, Kirstin
Pour favoriser les échanges, pourquoi pas…?
die deutsch-französische Schülerzeitung im Internet gibt es seit 1997, und sie ist lebendig wie immer:
http://www.gymsm.krefeld.schulen.net/Tricolore/tricolore.html
Lernort für Deutsch und Französisch als Fremdsprachen
Diskussionsforum und Erfahrungsraum
ein Projekt, das den Fremdsprachenunterricht in Deutschland verändert hat
A.-V. Wernsing / O. Meurer: Maria-Sibylla-Merian-Gymnasium, Krefeld
[email protected] / [email protected]
Jacques Prévert
à Paris
(photo de Robert Doisneau)
Seite 37