Failaka Island: Eine Insel vor der Küste Kuwaits und seine

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Failaka Island: Eine Insel vor der Küste Kuwaits und seine
Failaka Island: Eine Insel vor der Küste Kuwaits und seine Wasserversorgung
Matthias Bertram, Burgdorf, Juli 2011
Hintergründe und Geschichte
Es war ein paar Jahre nach der Ölkrise von 1973. Die Einnahmen der Länder, die sich in der
OPEC, Organisation of Petroleum Exporting Countries, zusammengeschlossen hatten,
waren erheblich gestiegen. Die Exploration nach Erdöl wurde weltweit vorangetrieben,
weitere Vorkommen entdeckt und erschlossen. In Europa begann man selbst in der Nordsee
intensiv nach Öl und Gas zu suchen, um die Abhängigkeit von den Opec Ländern zu
reduzieren. Auch Kuwait, eines der Emirate am arabischen Golf profitierte davon und nutzte
einen Teil der Einnahmen, um die Infrastruktur und die Wasserversorgung des Landes
auszubauen. Im Land lebten knapp eine Million Menschen, ca. die Hälfte davon waren
Ausländer, die als Gastarbeiter im Lande arbeiteten. Die Lebenshaltungskosten waren
gering, Benzin kostet ca. 10 Pfennig pro Liter, telefonieren im Lande war kostenlos,
Telefonverbindungen nach Europa waren schwer möglich, man musste Stunden warten, bis
vielleicht eine Verbindung zustande kam.
Die Wasserversorgung wurde zum Teil aus den wenigen Brunnen gespeist, deren Wasser
meist einen recht hohen Salzgehalt hatte. Zusätzlich war seit einiger Zeit eine
Meerwasserentsalzungsanlage in Betrieb, die es nun erlaubte auch entlegene Teile des
kleinen Emirates an ein Trinkwassernetz anzuschließen. Dies war auch für die Insel Failaka
geplant, die etwa fünfundzwanzig Kilometer nord-östlich von Kuwait in unmittelbarer Nähe
des Shat Al-Arabs mit der Insel Bubiyan lag.
Failaka war eines der Gebiete der Dilmun-Kultur (ca. 2000 bis 3000 v. Chr.), einer
Seefahrerkultur-, die, mit Bahrain als Zentrum, als so etwas wie eine fünfte große Hochkultur
des alten Orients gelten kann; neben Sumer, Ägypten, Babylon und dem Industal.
Archäologische Grabungen auf der Insel bestätigten dies ebenso wie die Anwesenheit von
griechischen Seefahrern im vierten Jahrhundert vor Christus. Niarchos, der Admiral
Alexander des Grossen, war mit einer Garnison auf der Insel stationiert. Ein Ort mit dem
griechischen Namen Ikaros existierte zur Zeit des Ptolemäischen Reiches und bildete eine
vorgeschobene griechische Kolonie. Bei den Ausgrabungen gefundene Münzen zeigen,
dass die Insel ein wichtiger Handelsort war, der Verbindungen mit dem Irak, Persien, dem
Mittelmeer, der Levante, dem Industal und Indien hielt.
Nachdem die Perser die Insel im vierten Jahrhundert n. Chr. besiedelt hatten und wenige
Jahrhunderte später die Region islamisiert wurde, kam Failaka in den Einflussbereich der
Kalifen von Damaskus, Baghdad und der Persern, bis sich in der frühern Neuzeit die
Portugiesen mit einer Handelsniederlassung für einige Zeit auf der Insel ansiedelten.
Der Reisende und Kartograph Niebuhr bereist die
Gegend im Jahre 1761 und gibt 1772 eine Karte mit
den Namen Failaka und Koueit /Gran heraus. Erstmals
taucht der Name der Insel 1482 auf einer Karte nach
Claudius Ptolemäus auf.
Mit der Einwanderung beduinischer Stämme von der
arabischen Halbinsel kam in der Mitte des 18.
Jahrhundert auch die Familie Al-Sabah nach Kuwait.
Die Al-Sabah stellen bis heute die Herrscher Kuwaits.
Nachdem später das Osmanische Reich und dann
Großbritannien die Oberhoheit hatten, wurde Kuwait
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mit Failaka 1961 als erbliches Emirat vollständig selbstständig. Britische Truppen blieben zur
Absicherung der Grenzen stationiert. Insbesondere mit dem Irak kam es immer mal wieder
zu Auseinandersetzungen und Grenzstreitigkeiten. In 1973 kam es bei der Annektierung von
Grenzgebieten durch den Irak zu Schießereien, bei denen es Tote gab.
Failaka: Frühe Entwicklungsplanung
Bereits kurz nach der Unabhängigkeit hatte die Kuwaitische Regierung im Jahre 1965 eine
Studie zur Stadtentwicklung Kuwaits vorgelegt (nachstehende Abbildungen).
Auszug aus: The Kuwait Urbanisation (Das Original Dokument wurde 2008 Sabah Al-Reyes,
PACE, Pan Arab Consulting, Kuwait geschenkt)
In dieser Dokumentation wurden bereits sehr weitgehende Gedanken zur Entwicklung der
Insel diskutiert und dargelegt.
Schon früher hatte ein sogenannter Tourismus Experte, wie in der Kuwait Times am 29.
Dez. 1961 zu lesen war, den zuständigen Behörden gesagt:
„You have this wonderful sun; why don’t you sell it to Europe?“
Man träumte bereits davon die Insel zu einem internationalen Urlaubsziel für die Zeit der
europäischen Wintermonate auszubauen: Hier die ersten Vorstellungen zur Entwicklung:
„…the beaches and the beach sweeps of Failaka are so beautiful and clean that they
compare very favorably with the most famous beaches of the world. The remoteness and the
isolation of the island and yet its proximity to Kuwait make of it an enviable place worthy of
serious contemplation as an international winter resort, rest and recreation area. Access to
Failaka can be made by reliable helicopter and ferryboat service. …“
Einige Jahre später beschloss die Regierung von Kuwait, Failaka mit einer Offshore-Pipeline
an das Wassernetz des Festlandes anzubinden. Die Insel, flach, ohne wesentliche
Erhebungen, ist vierzehn Kilometer lang und zwischen drei und acht Kilometer breit. Sie
hatte zwar geringe eigene Süßwasserreserven, soll aber, so sehen es die Planungen vor, zu
einer Ferieninsel ausgebaut werden, wie dies in den Planungen von 1965 schon einmal
angedacht war. Bis dahin lebten höchsten zweitausend Menschen auf der Insel, die sich im
Wesentlichen von Fischfang, Handel und Landwirtschaft für den eigenen Bedarf ernährten.
Vor nicht langer Zeit war das Tauchen nach Perlen eine weitere Einnahmequelle. Die Küsten
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von Kuwait, Irak und Persien liegen in Reichweite. Neue Siedlungen im Süden der Insel, eine
Starkstromversorgung über Offshore-Kabel und eine beständige ausreichende
Wasserversorgung über eine Pipeline wurden geplant (siehe Abbildung). Die erforderlichen
Pipeline und Seekabeln mussten die zwischen dem Festland und der Insel verlaufende
Hochseeschifffahrtsrinne queren. Kuwaits Hafen Shuwaik liegt nordwestlich in unmittelbarer
Nähe der Stadt Kuwait auf dem Festland.
In einer internationalen Ausschreibung gewann das Joint Venture „Northern Offshore“ den
Wettbewerb um die Pipeline. Der Auftrag für die Seekabel ging an Japaner, der für ca.
zweitausend Housing Units an Koreaner.
Collage zum Lageplan des Projektes Water Supply to Failaka Island
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Northern Offshore
Die „Northern Offshore“ mit den Firmen Philipp Holzmann, Preussag, Ludwig Freytag und
Bohlen& Doyen hatte sich gebildet, nachdem man gemeinsam mit der Lay Barge „Baas
Bobus“ den Landanschlussteil der Ekofisk Gasleitung (36 Zoll) für die norwegische Statoil
von der Insel Juist durch das Wattenmeer zum Festland erfolgreich gebaut hatte. Das dabei
gewonnene Know How sollte nun vom Head Office in Oldenburg weltweit vermarktet werden.
Das Failaka Projekt war der erste Folgeauftrag. Philipp Holzmann stieg aus internen
Gründen vor Baubeginn aus diesem Projekt aus, stellte aber später den Projektleiter zur
Verfügung, der auch das Ekofisk Projekt geleitet hatte. So ging die technische Federführung
des Projektes auf die Preussag AG über.
Matthias Bertram, ein junger Bauingenieur, hatte nach seinem Studium an der RWTH
Aachen bei der Preussag in Hannover angefangen. Für ein Jahr hatte er, gemeinsam mit
Blohm
&
Voss,
AEG
und
Mannesmann
an
einem
aus
Mitteln
des
Bundesforschungsministeriums geförderten Studienprojekt zur Erforschung von Techniken
zur Pipelineverlegung in tiefem Wasser gearbeitet. Pipelineverlegung mit größeren
Durchmessern war zu der Zeit kaum über 100 Meter möglich. Ziel war es, im Rahmen der
Studie Technologien (Verlegen, Schweißen, Coaten, Isolieren) zu entwickeln, die eine
sichere Verlegung von Pipelines bis in mindestens tausend Meter Tiefe ermöglichen sollten.
Ausgerüstet mit zumindest einigem theoretischen Wissen, sollte er als Assistent des
Projektleiters im Projekt für ca. vier Monate mitarbeiten und sich zunächst um die Kontrolle
der vom Kunden vorgegebenen Offshoretrasse kümmern.
Man hatte ihm zugesagt seinen Arbeitsvertrag spätestens beim Abflug in Frankfurt, von Ingo,
dem mitreisenden Maschinenbauingenieur, zu erhalten. Der Job interessierte ihn, so flog er
los, obwohl der zugesagte Vertrag beim Abflug nicht vorhanden war.
Der erste Eindruck vom Land waren die unzähligen Feuer in der Wüste, die beim
Landeanflug in einer Nacht im September 1976 zu sehen waren. Das bei der Ölförderung
anfallende Gas wurde abgefackelt; man hatte keine Verwendung dafür. Eine Überraschung
war die Hitze und die Schwüle, die die Reisenden beim Aussteigen am Flughafen in Kuwait,
einige Kilometer südlich der Stadt gelegen, traf. Rainer, der Projektkaufmann, der zuvor ein
paar Jahre in Jeddah, Saudi gearbeitet hatte, holte sie mit einem amerikanischen Buick ab.
Es ging in die „Villa“, ein Haus in der Stadt im District Abdullah Al Salem im Bereich der
Second Ring Road, welches für die angenommene Dauer des Projektes angemietet war.
Den Namen „Villa“ hatte das Haus erhalten, nachdem die Leitung des Joint Ventures den
Mietpreis erfahren hatte. Zweitausend kuwaitische Dinar im Monat (etwa achttausend Mark).
Da das Projekt in vier bis sechs Monaten abgewickelt sein sollte, waren die Kosten
akzeptiert worden. Die Villa diente als Unterkunft für den Großteil der Projektleitung.
Zusätzlich waren zwei indische Angestellte für Küche und Haushalt tätig.
Das Leben in Kuwait
Da es mit der Baumassnahme am Anfang einige Verzögerungen gab, blieb in der
Anfangszeit an den Wochenenden, Freitag und Samstag, Zeit sich die Stadt und das Land
anzusehen.
Sehenswert waren der alte enge Souk mit den Obsthändlern und den Kulis, die für ihre
kuwaitischen Herrschaften die Einkäufe in einem großen Sack/Korb auf dem Rücken
hinterher schleppen. Der alte Goldsouk war großartig und es war erstaunlich, was in diesen
alten Gassen und Geschäften an Werten auslag.
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Sehenswert war die alte Dhowwerft, in der noch die Dhows hergestellt wurden, wie sie schon
seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden in der Region auf den Meeren fahren. Moderne
Moscheen und Häuser waren im Bau.
Dhowwerft, Moschee und Emirs Palace
Riesige frische Shrimps konnte man direkt von den Fischern am Strand kaufen. In lokalen
Supermärkten gab es noch die alten Lehm-Backöfen, in denen das traditionelle Fladenbrot
gebacken und ofenfrisch verkauft wurde.
Im Souk von Kuwait 1976
Später kam es vor, dass Mitarbeiter etwas größere Mengen Säfte, Hefe und Zucker
einkauften, um einige Eigenversorgung mit Alkoholika aufzubauen. Alkohol im Lande war
streng verboten. Es bedurfte sehr guter Kontakte zu den Zollbeamten am Flughafen um z. B.
eine Flasche Whiskey in Land zu schmuggeln. Entsprechend hoch war der Preis auf dem
Schwarzmarkt. Auch in den wenigen Hotels in der Stadt (Hilton, Sheraton, Messilah Beach)
gab es keinerlei Alkohol. Zu Silvesterabend 1977, der im Hilton verbracht wurde, wurde Cola
getrunken. Die eingeschmuggelte Flasche Whisky blieb unter dem Tisch.
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Die Stadt selbst bot, neben dem Souk, den Wassertürmen und dem Palast des Emirs recht
wenige Sehenswürdigkeiten.
An manchen der vielen extrem heißen Tagen bot es sich an, zum Baden Richtung Mina
Saud an der Grenze nach Saudi bzw. in der ehemaligen Neutralen Zone zwischen Saudi und
Kuwait zu fahren. Hier war der Sandstrand sauber, während man weiter nördlich in Höhe der
Ölverladestelle von Mina Al-Ahmadi auf einen Strand traf, der teilweise mit Ölklumpen
durchsetzt war. Ahmadi ist das Zentrum der Ölindustrie in Kuwait mit dem Sitz der
Ölgesellschaften.
Fahrten in die meist unmittelbar an den Strand anschließende Wüste hatten einen
besonderen Reiz, wenn gegen November erste Tropfen Regen fielen und die gelbe Wüste
nach kurzer Zeit einen feinen grünen Schleier zeigte. Der jährliche Niederschlag in Kuwait
lag je nach Region bei Werten bis zu 100 mm. Angewehte Samenkörner fingen an zu
keimen, gingen aber genauso schnell wieder ein und wurden von der Hitze verbrannt und
vom Sand der Wüstenstürme zugeweht. Starke Sandstürme fegten gelegentlich über das
Land, diedie Sicht bis auf wenige Meter beschränkten. Dies war die Zeit, in der auch viele
der reichen Kuwaitis die Stadt verließen und in die Wüste zogen, ihr traditionelles
Beduinenzelt aufschlugen und dort für kurze Zeit mit ihren Familien lebten. Statt wie früher
mit Kamelen, kamen Sie nun mit den Geländewagen dorthin; Die Lebensmittel kamen aus
dem Supermarkt. Ansonsten musste man bei den Touren im Land auch in Nähe der
asphaltierten Strassen acht geben, dass man nicht mit den frei herumlaufenden Kamelen
kollidierte.
Interessant waren Reisen in den Bereich des Shat Al-Arab mit der Insel Bubiyan.
Interessant, was die Topografie, die Landschaft und die Menschen anging; aber nicht ganz
ungefährlich, da dieser Grenzbereich zum Irak unter strenger militärischer Kontrolle beider
Länder stand. Im Dez. 1976 war Matthias mit, Rainer und Sandy, seiner Freundin, die aus
Jeddah zu Besuch war, in der Region unterwegs. An einem Seitenarm des Shat Al-Arab,
westlich gegenüber von Bubiyan, trafen Sie einige Fischer, mit denen Sie ins Gespräch
kamen. Sie wurden eingeladen, den am Feuer gegrillten Fisch mit ihnen zu teilen, man
sprach in freundschaftlicher Atmosphäre über dieses und jenes, über Kuwait und
Deutschland, über die Arbeiten für die man im Lande war. Später stellte sich einer der
Kuwaits als Mann des lokalen Geheimdienstes vor und wollte sehr genau und detailliert
wissen, was man in dieser Region des Landes mache, weshalb man in dieses Sperrgebiet
gefahren sei, etc. Die freundschaftliche Atmosphäre war vorbei, Matthias, Rainer und Sandy
waren froh ohne größere Probleme abreisen zu können.
Eine interessante Abwechslung konnten die Touren mit dem Speedboat, ausgerüstet mit
Johnson Außenborder, sein. Angeschafft, um ein schnelles Erreichen der Lay Barge für den
Kunden und den Lloyds Inspektor zu ermöglichen, konnte es an den Wochenenden
gelegentlich genutzt werden, um kleine Touren zu machen oder auch zu einem Tauchgang
raus zu fahren. Eine dieser Fahrten endete einmal fast mit einem leeren Tank irgendwo im
Grenzbereich zwischen Irak und Iran:
Jim Noon, der Lloyds Inspektor, Kurt, der Schweißfachmann der Northern Offshore und
Matthias waren unterwegs vom Hafen Ras Al Arad in Salmiyah zur Lay Barge Baas Kobus,
die vor dem Landing Point Failaka vor Anker lag. Einer der Seeleute von der Barge steuerte
das Boot.
Die Sichtverhältnisse waren katastrophal, selbst kreuzende Seeschiffe in der vielbefahrenen
Schifffahrstrinne konnten erst im letzten Augenblick erkannt werden. Also galt es exakt nach
Kompass zu fahren. Matthias, der mit den Verhältnissen am besten vertraut war, gab vor,
strikt auf der 35 Grad Position zu fahren. Immer wieder konnte er feststellen, dass der
Steuermann eher auf einer 30 Grad Position fuhr. Auf den ersten Blick keine große
Abweichung, aber nach ca. 25 Kilometer bei schlechten Sichtverhältnissen keine Kleinigkeit.
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So kam es, dass nach der erwarteten Fahrzeit weder die Insel, geschweige denn die Barge
in Sicht war. Die Fahrt wurde fortgesetzt in der Hoffung in Kürze die Insel zu sehen. Nun
steuerte Matthias selbst und versuchte mögliche vorherige Abweichungen in der Richtung zu
kompensieren. Weiterhin keine Chance; im dichten Sandsturm war nichts zu erkennen. Da
mittlerweile der Tank mehr als zur Hälfte leer war, entschloss man sich die Rückreise
anzutreten.
Die Besatzung einer kreuzenden Dhow, wurde sicherheitshalber noch nach der Richtung
Kuwait gefragt. Einige Zeit später tauchte eine kleine unbewohnte Insel aus dem Sandsturm
auf. Offensichtlich die Insel Mischan, die einige Kilometer nördlich von Failaka liegt. Damit
war ein wesentlicher Orientierungspunkt zurück und die Barge wurde bald erreicht. Dort
hatte man schon mit dem Office auf dem Festland Kontakt aufgenommen und das Boot mit
der Besatzung verlustig gemeldet.
Was war passiert: Dadurch, dass bei dieser schlechten Sicht nicht ganz genau in der
vorgegebenen Richtung gefahren worden war, war das Boot nach 25 Kilometer weit vom Ziel
abgekommen und zwischen den Inseln Failaka und Mischan oder gar etwas nördlich davon
hinaus in offene Meer Richtung Al-Fao geraten, ohne die Inseln erkennen zu können.
Vermessung der Offshore Trasse
Da die Ankunft der Lay Barge in Kuwait sich etwas verzögerte, war Zeit, die vom Kunden
vorgegebene Trasse ein wenig näher in Augenschein zu nehmen. Von einem japanischen
Consultant war eine Studie zur Auswahl einer möglichen Seetrasse erstellt worden, an Hand
der die erforderlichen Längen an Rohrleitungen ermittelt, bestellt und verschifft worden
waren.
Der Kunde, das MEW, Ministry of Electricity and Water, hatte sich bei der
Vertragsunterzeichnung zusichern lassen, dass die ausführende Firma die vorliegende
Studie überprüfen würde und eventuelle Fehlmengen nicht separat in Rechnung stellen
würde.
Die vorgeschlagene Offshoretrasse, ca. 25 km lang, verlief von Salmiyah, einem südlichen
Vorort von Kuwait City zum Nordwesten der Insel, ziemlich genau 35 Grad Nordost folgend.
Geologisch teilte sich die Trasse in zwei Hälften:
Von Salmiyah abgehend, ging es durch den Strandbereich in die vorgelagerten,
abgestorbenen Korallenriffe bis in die Schifffahrtsrinne mit einer Tiefe von ca. 30 Meter.
Nach wenigen Kilometern stieg die Trasse wieder an und auf der zweiten Hälfte waren die
Korallenbänke mit meterhohen Schlickablagerungen überdeckt. Unterschiede von bis zu
zwei Metern zwischen Ebbe und Flut legten zeitweise die Landanschlussbereiche der
Pipeline trocken. Eine vor etlichen Jahren angefertigte Collage (Abbildung Seite 3) zeigt grob
die Lage und die wesentlichen Punkte der Trasse.
Wenigen Kilometern vom Landing Point Salmiyah befanden sich starke Kluftformationen im
Korallenfels. Diese hatten die Japaner beim Festlegen der Trasse schon veranlasst eine
Richtungsänderung und eine Alternativtrasse in diesem Bereich auszuarbeiten und
vorzuschlagen. Die eigenen Untersuchungen zeigten bald, dass auch die vorgeschlagene
Alternative keine ausreichende Sicherheit für die Pipeline garantieren konnte. Es schien
dringend nötig eine andere Alternative zu finden, die eine größere Sicherheit versprach. Die
Gewährleistungszeit sollte immerhin dreißig Jahre betragen; keine kurze Zeit.
Zu den Problemen mit dem Trassenverlauf kamen neue Erkenntnisse, die -zusammen mit
den vorhandenen Strömungsgeschwindigkeiten-, die Sicherheit der Leitung infolge des
Einwirkens von Drag & Lift Forces erheblich gefährden konnten. Ein Überprüfen der
kritischen Trassenpunkte allein mit Echolot war dazu bei weitem nicht ausreichend. Ein
Messprogramm mit Side Scan Sonar, Echolot, Strömungsmessungen und vereinzelter
Baugrunderkundung gerade im Schlickbereich vor der Insel- wurde nötig.
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Der Auftrag hierzu wurde von der Preussag Meerestechnik für das Joint Venture kurzfristig in
Angriff genommen. Als Basis für diese Arbeiten diente ein eigens installiertes Decca
Trisponder Vermessungssystem, mit Festpunkten in Salmiyah, der Insel, dem
Vermessungsboot NO 21 bzw. später der Lay Barge.
Matthias, der für diese Arbeiten verantwortlich zeichnete, war nun wochenlang mit den drei
Kollegen von Preussag Meerestechnik auf der Northern Offshore 21, dem für die
Messzwecke umgestalteten Boot und auf der Baas Kobus unterwegs. Eine total spannende
ingenieurtechnische Aufgabe, auch wenn Matthias manchmal, nicht nur bei schwerer See,
heftig mit Seekrankheit zu kämpfen hatte.
Nachstehende Bilder zeigen einige Fotos der durchgeführten Arbeiten im Rahmen der
Vermessung und der Geophysik:
Installation Decca Trisponder in Salmiyah und Calibration Check Landing Point Failaka
Vermessungsgeräte Track Recorder und Side Scan Sonar Record
Sondierungen und Baugrunduntersuchungen
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Aussetzen von Bojen, Side Scan Sonar und Baustellenschild
Die Ergebnisse der zusätzlichen Untersuchungen zeigten, dass es möglich sein würde, eine
Trasse mit geringen Abweichungen zur ursprünglich vorgeschlagenen zu wählen, die ein
Umfahren der kritischen Punkte ermöglichte und trotzdem keine wesentliche Verlängerung
der Verlegestrecke mit sich brachte. Allerdings würde eine genaue Positionieren der Pipeline
gerade in diesem kritischen Korallenbereichbereich unbedingt erforderlich werden und
mögliche Freespans zwischen den einzelnen Auflagepunkten der Pipeline genau beobachtet
werden.
Diese Freespans könnten bei bestimmten Strömungsverhältnissen sehr schnell kritisch
werden. An ein Eingraben der Leitung im Bereich der Schifffahrtsrinne und des Korallenfels
war nicht zu denken. Dies war auch nie vorgesehen gewesen. Das Risiko, dass einmal eines
der Hochseeschiffe auf seiner Fahrt in oder aus dem Hafen Shuwaik im Bereich der Pipeline
seine Anker auswerfen müsste, wurde vom Bauherrn in Kauf genommen, bzw. dem sollte
mit entsprechende Seefahrtsregeln /Ankerverboten begegnet werden.
Längere Aufenthalte an Bord der Lay Barge waren gerade bei der Seevermessung und der
Routenfestlegung nötig. Zu Zeiten von starkem Seegang ein besondere Erfahrung. Es kam
vor, dass man vom Rauschen des Meeres nachts wach wurde und den Eindruck hatte,
Wasser würde irgendwo in der Kajüte rein laufen. Bei einer, der teils sehr starken Seegänge
passierte es später, dass die NO 21, die längsseits der Baas Kobus festgemacht worden
war, nachts absoff. Die Hochwässer und Stürme konnten so stark werden, dass zeitweise
die Uferstrassen in Kuwait und auch der Pipeyard mit dem Siteoffice überflutet wurden.
Einer der Mitarbeiter kam so am 7. April 1977 mit seinem PKW vor dem Siteoffice auf die
Titelseite der Arab Times.
Titelseite der Arab Times
Vermessung bei 50 Grad Celsius im Schatten
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Nicht alle Mitarbeiter hielten die spezielle, eintönige Situation an Bord der Baas Kobus
längere Zeit aus. Der Koch der Baas Kobus pflegte zu sagen, dass es erst dann schlimm
werde, wenn einer der Besatzung eine Banane an einer Leine hinter sich herziehe. Das wäre
dann der Zeitpunkt für einen Heimaturlaub. So weit ist es dann doch nicht gekommen.
Die Vermessungsarbeiten für den Onshoreteil der Leitung waren weniger herausfordernd,
was die Technik anging. Die Vermessung auf der Insel war allerdings wegen der
Wetterverhältnisse manchmal nicht so ganz ohne. So kam es, dass Matthias eines Tages
die, kurz vor einem von drei jährlichen Heimflügen, noch schnell den Trassenverlauf auf der
Insel überprüfen wollte. Keine große Sache, nur ca. gut ein Kilometer Strecke. Er hatte
nachts auf der schon vor Failaka liegenden Barge übernachtet, ließ sich auf der Insel
absetzen und es war abgesprochen, dass ein lokaler Vermessungshelfer mit einer Fähre auf
die Insel komme, um ihm zu assistieren. Wie sich schnell herausstellte war der Helfer nicht
vom Festland abgefahren und Matthias stand mit seinen Vermessungsgeräten allein auf der
Insel. Mit lokalen Leuten, die nichts von der Vermessung verstanden, nie einen
Vermessungsstab oder eine Nivellierlatte gehalten hatten, versuchte er sich zu behelfen. Ein
kaum mögliches Unterfangen. Nach wenigen Stunden stand die Sonne senkrecht am
Himmel über der baumlosen Insel. Temperaturen von ca. 50 Grad Celsius im Schatten, aber
kein Schatten zu sehen. Matthias befürchtete ernsthaft zusammenzubrechen und raffte sich
auf, an einem der lokalen Häuser auf der Insel zu klopfen und um „Mayya / Wasser“ zu
bitten. Die Hausherrin brachte ihm eine Schüssel mit Wasser vor die Haustür. So konnten
Kleinigkeiten überlebenswichtig werden und eine große Dankbarkeit auslösen. „Shoukran /
Danke“. Letztlich wurde die Arbeit doch noch abgeschlossen, bevor das Boot ihn gegen
Abend wieder zur Barge zurückholte.
Pipelineverlegung nach Failaka
Die zusätzlichen Vermessungsarbeiten hatten zwar Zeit gekostet, führten aber ihrerseits
nicht zu einer Verlängerung der Bauzeit, da es zunächst noch Probleme an anderer Stelle
gab. Es hatte sich herausgestellt, noch unmittelbar vor dem Abflug von Matthias aus
Deutschland, dass die Barge mit ihren wesentlichen Komponenten zur Verlegung nicht für
die speziellen Bedürfnisse des Projektes ausgelegt waren. Einer der Mitarbeiter hatte
schlicht die Maßeinheit kp/cm² mit psi (pound per square inch) verwechselt und diese Werte
an das externe Konstruktionsbüro weitergegeben. Dies hätte dazu geführt, dass die
Materialbelastungen bis in den Bereich der Streckgrenze des Stahls gegangen wären.
Damit wäre eine sichere Verlegung unter keinen Umständen gewährleistet gewesen. Der
Stinger, die Ablaufvorrichtung des Rohres am Heck der Barge, musste komplett neu gebaut
werden. Mit dem Stinger wird gewährleistet, dass im Oberbogen -beim Ablauf des Rohres
von der Barge- vorgegebene Spannungen nicht überschritten werden. Zusätzlich war ein
neuer leistungsstärkerer Tensioner auf der Barge zu installieren, um sicherzustellen, dass
dieser mit seiner Zugkraft die Einhaltung eines Mindestradius im Unterbogen des am
Meeresboden abzulegenden Rohrstranges einhielt. Die Umbauarbeiten mussten vor Ort auf
der Baustelle durchgeführt werden, da die fehlerhaften Berechnungen erst bemerkt wurden,
als die Geräte schon auf dem Weg nach Kuwait waren.
Während diese Umbauarbeiten noch liefen, wurde am Strand von Kuwait, südlich der
bekannten, damals gerade fertig gestellten Wassertürme von Kuwait der Pipeyard errichtet.
Die zu verlegenden nahtlosen 10“ Rohre mit 12 m Baulängen und einer Wandstärke von 14
mm (in der Muffe 17 mm) waren bei Mannesmann in Düsseldorf hergestellt, werkseitig mit
einem internen Zementlining und einem äußeren PE-Coating als Korrosionsschutz versehen
worden. Zusätzlich erhielten Sie in Düsseldorf ein äußeres Betoncoating von 30 mm Stärke
als Auftriebsicherung. Um die Korrosionssicherheit zu verstärken armierte man den äußeren
Beton nicht mit dem im Offshore-Geschäft üblichen Chicken Wire, sondern mit einer
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Kunststoffarmierung und brachte ihn nicht im Spritzbetonverfahren auf, sondern in einer
Schalung. Die Rohre wurden per See von Düsseldorf zum Seehafen in Holland, von dort
nach Kuwait und vom Hafen Kuwait mit Bargen und Tugboats an den Pipeyard der Northern
Offshore zur Zwischenlagerung und Weiterbearbeitung gebracht.
Ankunft der Hochseeschiffe mit der Rohrladung
Bevor die Hochseeschiffe im Hafen Kuwaits entladen werden durften, waren die
Zollformalitäten an Bord der Schiffe zu erledigen.
Einen dieser Einsätze wird Matthias nie vergessen: Mit der Waddenzee, dem 500 PS
Tugboat des holländischen Subunternehmers der Northern Offshore, seinem Kapitän Andres
Attema und Rainer fuhr er vom Pipeyard zum Hafen Shuwaik bei Kuwait City. Das
Hochseeschiff lag draußen vor dem Hafen auf Reede. Dort angekommen, wurde eine
Strickleiter vom Hochseeschiff runtergeworfen, um sie von der Waddenzee an Bord des
Hochseeschiffes zu holen. Der Höhenunterschied von der Waddenzee zum Deck des
Ozeanriesen mag sicher um die 25 bis 30 Meter gewesen sein. Rainer klettert als Erster los
und hangelt sich an der frei flatternden Hängeleiter nach oben. Bloß keine Schwäche zeigen:
Matthias klettert als nächster. Je höher er kommt desto mehr befällt ihn ein mulmiges Gefühl.
Er hat echte Sorge, dass er die Kontrolle verliert. Die Konsequenzen wären nicht so schön
gewesen. Endlich, geschafft. Er wird es nie wieder machen.
Die Rohre wurden verladen und am Pipeyard der Northern Offshore gestapelt. Kurz darauf
meldete sich Mr. Kalotti, ein palästinensischer Bauingenieur, der als Projektleiter des
Kunden MEW arbeitete. Kalotti und damit der Kunde lehnte die Abnahme der Rohre ab!
Begründung: Zum Einen sei die vertragliche äußere Betonüberdeckung nicht 30 mm,
sondern nur 28 bis 29 mm und zum Anderen zeigten sich Risse in der Betonhülle. Über Tage
liefen Besprechungen mit dem Kunden und Versuche am Pipeyard, um den Kunden mit
entsprechenden Tests zu überzeugen. Der Subunternehmer aus Duisburg, Firma König, der
den Betonmantel aufgebracht hat, war vor Ort und fürchtete bei Ablehnung um die Existenz
seiner Firma in Deutschland.
Es gab Versuche die Risse mit Chemikalien zu sanieren, es wurden Biegeteste durchgeführt,
um die Belastungsfähigkeit zu demonstrieren. Es hilft nichts, am Ende war nicht nur der
Kunde überzeugt, dass die Rohre mit diesem Beton nicht zu verlegen wären, sondern auch
die Projektleitung der Northern Offshore selbst. Der Kunde verlangte nun, wie ursprünglich
von ihm ausgeschrieben, das Aufbringen eine Spritzbetons mit eingelegtem Chicken Wire,
wie dies in der Offshoretechnik üblich ist und von der Northern Offshore auch bei dem
Vorgängerprojekt Ekofisk Leitung bemacht wurde. Hierzu war es zunächst nötig ca. 25 km
äußeren Betonmantel von den Rohren zu entfernen, ohne dabei die PE
Korrosionsschutzschicht zu verletzen. Es wurde eine Schneidemaschine entwickelt, die den
Betonmantel von zwei gegenüberliegenden Seiten anschnitt, um ihn so in zwei Schalen
entfernen zu können. Diese Rohre wurden wieder verladen, nach Sharjah, am anderen Ende
des arabischen Golfs geschifft, um dort in einem Pipeyard der Firma Bredero Price nach
dem gewünschten Verfahren betoniert und dann wieder nach Kuwait gebracht zu werden.
Vom Argepartner Freytag wurde zur Überwachung der Arbeiten in Sharjah eigens ein
Betonspezialist aus Kanada abgestellt.
Tests mit dem „König“ Beton am Pipeyard
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Kaum waren die ersten Rohre aus Sharjah am Pipeyard in Kuwait, wurden diese erneut vom
Kunden abgelehnt. Erneut bemängelte er eine Rissbildung und eine nicht immer
ausreichende Stärke des Betonmantels. Bei der Stärke des Betons war Mr. Kalotti bereit
einzulenken, nicht bei den Rissen. Dieser neue Beton war tatsächlich in keiner Weise auf
den Rigs des Pipeyards zu rollen bzw. im Tensioner zu halten, ohne dass die Risse sich
weiter öffneten, den Chicken Wire blank legten bzw. die Betonstruktur sich komplett auflöste.
Die Leistungen der Firma Bredero Price wurden zwar zum größten Teil nicht vergütet,
trotzdem blieb der Schaden und es kam zu weiteren Zeitverzögerungen.
Bredero Price Beton am Yard und im Tensioner; Aufbringen GFK Coating am Pipeyard
Um das Problem insgesamt zu lösen entschied man sich, den Betonmantel zusätzlich mit
drei Lagen glasfaserverstärktem Kunststoffgewebe zu ummanteln, so die erforderliche
Stärke zu erzielen und die Rissbildungen bzw. das Auflösen des Betons zu unterbinden. Mit
einer Wickelmaschine wurden vor Ort am Pipeyard nun ca. 25 km Rohre umwickelt. Erste
Versuche mit dem so umwickelten Rohr mit einer nun extrem glatten Oberfläche zeigten,
dass es allen Belastungen am Pipeyard und dem Transport auf die Barge gewachsen war.
Aber: Ein erster Verlegeversuch zeigte, dass der Tensioner nicht in der Lage war in dieses
glatte Rohr die erforderliche Zugkraft von mindestens zwanzig Tonnen einzuleiten. Das Rohr
rutschte durch, es fehlte die nötige Rauhigkeit. Dieses Problem wurde so gelöst, dass in die
letzte aufgetragene Epoxidharzschicht Sand eingestreut und damit die nötige Rauhigkeit
erzielt wurde. Die Rohre wurden vom MEW abgenommen, endlich konnte das Verlegen
beginnen.
Pull-in Landing Point Failaka
Noch während die Diskussionen und Arbeiten im Zusammenhang mit dem Beton liefen
wurde die Baas Kobus ca. 500 m vor der Küste Failakas in Position gebracht. Neben dem
Kapitän war zur Verstärkung der Offshore Mannschaft, Walter Adler, ein deutschstämmiger
Amerikaner und alter Haudegen, eingetroffen, der für alle verlegetechnischen Aspekte
verantwortlich zeichnet.
Walter hatte eine interessante Vergangenheit; er berichtete: Im zweiten Weltkrieg war er
U-Bootfahrer gewesen und in La Rochelle in franz. Krieggefangenschaft geraten. Als blinder
Passagier hatte er später versucht, von dort auf einen Frachter in die Karibik zu kommen. Als
er entdeckt wurde, wurde er unterwegs in Haiti abgesetzt und ins Gefängnis gesteckt. Hier
lernte er Leute von François Duvalier, der kurz darauf Präsident von Haiti (Papa Doc) wird.
Walter ist Teil seiner ersten Regierung und Berater (Minister?) für die Landwirtschaft. Später
geht er nach Amerika, heuert bei dem Offshore Contractor Brown & Root an und ist weltweit
in diesem Sektor tätig.
File.68925e0b3e27ec5ad9dda5ca7364324a.doc Bericht von M. Bertram, GWE German Water & Energy Engineering Solutions, [email protected]
1210.06.2012
Graben und Landfall Failaka
Die flache Westküste Failakas ist komplett mit Schlamm /Mud bedeckt, der in
unterschiedlicher Tiefe von Korallenfels unterlegt ist. Direkt an der Küste wurde im Auftrag
der Regierung vor einiger Zeit Sand angespült. Da die Lay Barge nicht bis in unmittelbare
Nähe des Landing Points heran kann, wurde mit einem kleinen Ponton, der mit vier Anker
ausgerüstet ist, ein ca. 500 m langer Graben durch den Sand / Schlamm und den
Korallenfels gebaggert.
Die Aufgabe ist es jetzt den Rohrstrang von der Verlegebarge Richtung Insel zu bringen.
Größere Winden, die dies von der Insel aus hätten leisten können, waren nicht verfügbar,
also bedient man sich der Winden, die auf der Lay Barge installiert waren. Am Landing Point
der Insel wird ein Toter Mann eingegraben, der als Widerlager und zur Befestigung einer
Umlenkrolle für den Einzug des Rohrstanges dient.
Die werksseitig zwölf Meter langen Rohre waren am Pipeyard zu Rohrsträngen von ca. 50 m
zusammengeschweißt und mit einer Transportbarge zur Baas Kobus gebracht worden. Dort
wurden sie auf die Verlegerampe gezogen, in der Schweißstation zu einem durchgehenden
Rohrstrang verbunden, der Nahtbereich geröntgt, geschallt, Korrosionsschutz aufgebracht
und der Nahtbereich mit einem schnellbindenden Epoxy-Sand Gemisch aufgefüllt. Der
Rohrstrang konnte dann um eine weitere Länge von fünfzig Meter -mit der Lay Barge
eigenen Winde- über die Umlenkrolle am Toten Mann Richtung Insel durch den
ausgehobenen Graben verholt werden.
Vorher war es nötig einen entsprechenden Zugkopf für den Rohrstrang anzubringen und die
Leitung so mit Schwimmkörpern zu belegen, dass diese schwimmend eingezogen werden
konnte. Ein erster Anfang des Verlegevorgangs war gemacht. Im flachen Velegeteil vor der
Insel Failaka waren keine besonderen Schwierigkeiten zu erwarten.
Schweißstationen am Pipeyard
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1310.06.2012
Pull-In Failaka Island
Während der Verlegevorgang im flachen Teil ablief, liefen auf der anderen Seite der Trasse,
in Salmiyah, die Vorbereitungen am dortigen Landing Point der Trasse.
Graben zum Landing Point Salmiyah
Im Gegensatz zur Insel war der unmittelbare Strandbereich in Salmiyah sandig und wurde
teilweise auch als Badestrand der männlichen Jugend benutzt.
Entsprechende Sicherungsmaßnahmen waren während der Bauzeit zu gewährleisten.
Mit einem O&K Bagger RH14 wurde zunächst von der Landseite aus –soweit ins Wasser wie
es irgend möglich war- der Graben ausgehoben. Die Verlängerung des Grabens ins etwas
tiefere Wasser, sollte dann von der Wasserseite aus mit dem Bagger auf einem lokal
angemieteten Ponton geschehen. Hierzu wurden der Ponton mit drei neuen und einer
gebrauchten Doppeltrommelwinde ausgerüstet, die dem Fixieren des Pontons durch Anker
dienten.
Um von der Wasserseite möglichst weit an Land zu kommen, wurde der Ponton mit dem
Bagger bei Hochwasser nachts gegen drei/vier Uhr in Position gebracht. Die Waddenzee
musste etwas weiter draußen vor Anker gehen, da sie schon zu großen Tiefgang hatte. Ein
kleineres lokales Boot bugsierte den Ponton die letzten Meter und legte die Anker aus. Die
Ebbe war schon im Anmarsch, als Andres und Matthias die lokalen Helfer auf dem Ponton
noch einmal einwiesen, wie die Winden zu bedienen und die Seile immer straff zu halten
seien.
Beide waren dabei, dies am Beispiel der gebrauchten Winde (backbord, heckseitig)
vorzuführen, als der Bagger mit den Arbeiten begann und der Baggerfahrer die Schaufel
zum ersten Aushub in den Korallenfels schlug. Wie zu erwarten, ging der Zug über die Seile
in die Anker. Die gebrauchte Winde hielt dem Zug nicht stand, die Kurbel schlug zurück und
schleuderte Matthias beiseite.
Erst später stellte man fest was passiert war: Der Sicherungsschnapper an der gebrauchten
Winde hatte nicht reagiert, da er fest gerostet war. Trotz Anweisung war die Winde nicht
ordnungsgemäß überholt worden.
Unmittelbar nach dem Unfall brach ein wenig Chaos auf dem Ponton aus. Der Einzige der
die Übersicht bewahrte war Andres Attema. Matthias, benommen, aber bei Bewusstsein, lag
stark blutend aus zwei großen klaffenden Wunden am rechten Arm am Boden des Pontons.
Er hörte wie die Kollegen befürchteten, dass er verbluten würde und über Funk mit dem Site
Office Verbindung aufnahmen, um einen Arzt zu organisieren. Die Mannschaft auf der Lay
Barge vor Failaka saß gerade beim Frühstück, als dieser hektische Funkverkehr über den
Lautsprecher lief. Die einzigen Gedanken, die Matthias im Kopf hatte waren: Oh Gott, hier
soll ich sterben? Ich will hier nicht sterben. Andres hatte mittlerweile den Arm abgebunden,
um den Blutverlust zu stoppen. Obwohl der Strand nur max. 200 Meter vom Ponton entfernt
war, war es nicht möglich den Schwerverletzten durch das ein bis eineinhalb Meter tiefe
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1410.06.2012
Wasser mit dem scharfen Korallenfels als Untergrund ans Festland zu tragen. Also wurde er
auf die Matraze eines lokalen Arbeiters gelegt und auf das kleine Beiboot geschafft, welches
ebenfalls schon drohte trocken zu fallen. In etwas tieferem Wasser umgebettet auf die
Waddenzee, ging es Richtung Hafen Ras Al Arad. Hier warteten die Kollegen Rainer und
Hartwig mit einem Pkw. Ein Notarzt war zwar angefordert worden, der aber war nicht da und
man konnte nicht warten. Sie legten den Verletzten auf den Rücksitz des Pkw und brachten
ihn in das Krankenhaus im Raum Salmiyah. Die Ärzte waren schon informiert, sodass
unverzüglich mit der Operation begonnen wurde. Neben den Verletzungen am Arm, durch
die Wunde in der Armbeuge war eine der Hauptschlagadern freigelegt, aber -Gott sei Danknicht beschädigt worden, behandelten die Arzte das gebrochene Nasenbein und den
bebrochenen Mittelfinger der linken Hand. Die medizinische Versorgung im Krankenhaus
war ausgezeichnet. Sicherheitshalber hatten die Kollegen noch einen syrischen Arzt, der in
Deutschland studiert hatte, gebeten, gelegentlich nach ihm zu schauen. Besonders gefreut
hatte Matthias dann der Besuch von Mohammed und Hanoun, zwei Kurden aus dem Irak,
die als Vorarbeiter und Kranfahrer am Pipeyard arbeiteten und zu denen er ein
freundschaftliches Verhältnis hatte.
Der Heilungsprozess verlief so gut, dass er nach ca. zehn Tagen transportfähig war und zur
weiteren Behandlung nach Deutschland gebracht wurde. Auf dem Weg dorthin wurde noch
ein kurzer Abstecher an den Strand von Salmiyah gemacht, um den Kollegen auf dem
Baggerponton zuzuwinken. (Abbildung ).
Insgesamt konnte man sagen: Glück gehabt! Diesen 23. August des Jahres 1977 sollte
Matthias zukünftig als seinen zweiten Geburtstag ansehen und ihn gelegentlich feiern.
Baggerarbeiten für den Graben am Landing Point Salmiyah
Nun gingen die Verlegearbeiten ohne Matthias weiter, ein Kollege aus Deutschland kam, um
einen Teil seiner Arbeiten zu übernehmen.
Die Planungen liefen so, dass er, nach ein paar Tagen im Head Office in Oldenburg und in
Hannover, spätestens Mitte Oktober wieder vor Ort in Kuwait sein sollte. Die Kollegen in
Kuwait hatten mittlerweile die Pipeline im flachen Teil vor Failaka verlegt und den
Landanschluss Salmiyah hergestellt. Sie waren dabei mit der Barge den Weg in den tiefen
Teil der Trasse im Bereich der Schifffahrtsrinne anzusteuern.
Zwei Tage vor der Abreise rief der Projektleiter aus Kuwait an: Während schwerer See sei
der Rohrstrang, bevor er gesichert und kontrolliert abgelassen werden konnte, gebrochen
und unverschlossen auf den Meeresboden abgesoffen. Zu allem Unglück sei bei der Aktion
auch der Katamaranteil der Baas Kobus, in dem die Stromversorgung der Lay Barge
untergebracht war, mit gesunken. Schlimme Nachrichten. Menschen waren –Gott sein Dank-
File.68925e0b3e27ec5ad9dda5ca7364324a.doc Bericht von M. Bertram, GWE German Water & Energy Engineering Solutions, [email protected]
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nicht zu schaden gekommen. Nach am gleichen Tag fliegen Matthias und sein technischer
Vorgesetzter bei der Preussag nach Kuwait.
Erste Aufgabe in dem ganzen Chaos musste es sein, den von Salmiyah aus verlegten
Rohrstrang, der mit Meerwasser vollgelaufen war, zu sichern und zu hoffen, dass der Kunde
bereit wäre, ihn noch zu akzeptieren. Mit einem lokalen kuwaitisch–amerikanischen
Tauchunternehmen (Adel Al-Hamad Sub Sea Services Kuwait), welches auch im Auftrag des
Kunden die Qualität des verlegten Offshore Rohrstranges überprüfte, wurde die
wasserseitige Bruchstelle des Rohrstranges in etwa fünfzehn Meter Tiefe mit einem
Stopfen, der abgeschiebert werden konnte, verschlossen. Es galt vom landseitigen Ende
solange Frischwasser in den Rohrstrang zu pumpen, bis das Salzwasser mit Sicherheit aus
der Leitung verdrängt war.
An eine weitere Verlegung mit der Baas Kobus war nicht zu denken. Ein 500 Tonnen
Offshorekran musste im arabischen Golf gefunden werden, um die Bergung des gesunkenen
Katamarans vorzunehmen, der ansonsten evtl. den Verkehr in der Schifffahrtsrinne hätte
behindern können.
Für die Verlegung der restlichen zehn bis zwölf Kilometer wurden Verhandlungen mit dem
amerikanischen Contractor McDermott geführt. Der war zu dieser Zeit in einem Einsatz in
den Emiraten und erklärt sich bereit für einen Tagessatz von 40.000,-$ /ca. 100.000,-DM mit
seiner Barge McDermott DB 9 die Verlegung in der Schiffahrtsrinne zu übernehmen. Die
Bargebesatzung (ca. 60 Mann) arbeitete rund um die Uhr in zwei Zwölf-Stunden-Schichten.
Von Seiten der Northern Offshore waren nur noch die Spezialarbeiten (X-Ray, Ultraschall,
Festlegen des Right of Way, Isolieren, Coaten, etc.) zu erledigen. Der Projektleiter betreute
die Tagschicht, Matthias die Nachtschicht. Die Verlegetechnik, ja selbst das Schweißen
wurde von der Mannschaft der DB 9 erledigt. Der Großteil der Besatzung der Barge waren
Philippinos, der Kapitän, sein Stellvertreter und die Verantwortlichen für Steuerung und
Logistik des Verlegevorgangs, Amerikaner.
Es gab noch ein paar kritische Situationen, so z.B. als der abgesoffene Rohrstrang
aufgenommen wurde und der für die Entleerung eingesetzte Molch zunächst festsaß oder
als beim Verlegen in der Schifffahrtsrinne eines der großen Seeschiffe die Barge und ihre
Verankerungssystem nicht zu erkennen schien und man Gefahr lief, dass die Ankerseile
zerschnitten würden und die DB 9 manövrierunfähig würde.
Letztlich ging dann alles gut und nach nicht einmal zwei Wochen konnte etwa auf halber
Strecke der Tie-In, die Verbindungsnaht der beiden Rohrstränge, in eine nächtlichen präzise
getimeten Aktion, geschweißt werden. Die beiden verschlossenen auf dem Seegrund
liegenden Rohrstränge wurden außenbords angehoben, mit auflaufendem Wasser wurde die
Stelle der Verbindungsnaht markiert, die beiden Stränge geschnitten, die Enden vorbereitet,
einseitig eine Muffe aufgeschweißt, um dann mit ablaufendem Wasser die Enden
zusammenzubringen und die letzte Naht zu legen, bevor der Strang vorsichtig seitlich
abgelegt wurde.
Verlegearbeiten mit der McDermott DB 9
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Ablegen der Rohrstanges über den Stinger;
Zusammenführen der Rohrstränge;
Aufnehmen der Strangenden
Taucherkontrolle nach dem Tie-In
In der Nacht auf Heiligabend 1977 wurde die Verbindung endlich hergestellt.
Damit waren aber die Sorgen noch nicht ganz zu Ende, auch wenn die Mitarbeiter meist
noch am 1. Weihnachtstag zu Ihren Familien flogen.
Nur wenige Tage verbrachte Matthias bei seiner Familie in Deutschland, dann flog er zurück.
Al-Hamad hatte in der Zwischenzeit die Qualität und die Lagerungsbedingungen der
verlegten Pipeline auf der ganzen Länge untersucht.
Gleich bei der Ankunft erhielt er einen Anruf von Bill, dem Cheftaucher von Al-Hamad, der
ihn bat gegen Abend in sein Büro zu kommen. Er erklärte, dass er ihm nun vertraulich einen
Film zeigen würde, den er morgen seinem Kunden übergeben werde.
Mit den Leuten von Al-Hamad hatte sich im Laufe der Zeit eine vertrauensvolle
Zusammenarbeit im Interesse des Projektes eingestellt. Man half sich aus, wenn es nötig
wurde. So hatte die Northern Offshore mit ihrem Trisponder Vermessungssystem und dem
Side Scan Sonar Al-Hammad dabei helfen können, deren im Meer verlorenen
Strömungsmesser zu lokalisieren.
Der Film, den man Matthias nun vorführte, zeigte deutlich, dass die Lagerungsbedingungen
auf dem Korallenriffboden von extrem feiner Struktur waren und eine Vielzahl von Freespans
vorlagen. Auch wenn die Leitung nur fünf oder zehn cm auf einer Länge von zwölf bis
fünfzehn Metern frei über dem Boden lag, konnte sie infolge der recht starken wechselnden
Strömungen (0,8 bis 1,0 m/s) in Eigenschwingungen geraten und war dann hoch gefährdet.
Auf dem Film war ein solches Schwingungsverhalten zu sehen. Al-Hamad zeigt diesen Film
vorab, damit die Northern Offshore, sich auf die kommenden Gespräche mit dem Kunden
vorbereiten konnte. Als Erstes beschloss man, die noch leere Leitung mit Frischwasser zu
fluten und so die Schwingungsanfälligkeit zu reduzieren. Berechnungen unter der Annahme
bestimmter Strömungsverhältnisse zeigten, dass eine Freespanlänge ab etwa zwölf Metern
kritisch werden könnte. Matthias beschloss alle Freespans mit einer Länge von mehr als
zehn Metern mit Jutesäcken, die mit meerwasserbeständigem Zement-Sand-Gemisch gefüllt
werden sollten, unterbauen zu lassen. Dieser Vorschlag wurde Mr. Kalotti vom MEW und
seinem Betonfachmann unterbreitet.
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Nach einigen Tagen, in denen Versuche mit diesem System am Pipeyard gefahren wurden,
war Kalotti überzeugt und stimmte zu. Die Freespans wurden von den Tauchern von AlHamad, wie besprochen, unter- und umbaut. Bedauerlicherweise kam es dabei zu einem
Tauchunfall, von dem gerade Bill, der Cheftaucher, ein Bär von einem Mann, Mormone aus
Salt Lake City, betroffen war. Bei den Tauchgängen zum unterbauen der Pipeline war er zu
lange unten geblieben. Nachdem sich zeigte, dass der Aufenthalt in der bordeigenen
Dekompressionskammer nicht ausreichte, wurde er nach Aberdeen /Schottland zur
Weiterbehandlung geflogen. Er hat wohl nie mehr im Leben als Taucher arbeiten können.
Nach dem Bau einer Pumpstation in Salmiyah, der Installation eines kathodischen
Korrosionsschutzsystems, dem Bau einer Molchschleuse in Failaka und erfolgreicher
abschließenden Druckprobe und Molchung der Pipeline, waren die Arbeiten abgeschlossen
und die Leitung konnte in Betrieb genommen werden.
Failaka: Mit Wasser versorgt
Failaka war nun, wie in der Studie aus 1965 zum ersten Mal angedacht, an das
Wasserversorgungssystem von Kuwait angeschlossen, mit einer Offshore-Pipeline, die in
allen Belangen so gut und technisch ausgereift war, wie wohl niemals vorher irgendwo auf
der Welt eine Offshore Pipeline. Dies war zumindest die Meinung des Kapitäns der Lay
Barge McDermott DB 9.
Die Japaner hatten die drei Starkstromkabel verlegt und die Koreaner einen Teil der Housing
Units im Süden der Insel gebaut.
So stand eigentlich nichts mehr den Träumen der frühen Planungsphase im Wege:
Es war Wasser im Überfluss vorhanden, die Stromversorgung gesichert, Häuser für die
Touristen gebaut, ein Hoovercraft sorgte für eine schnelle Verbindung von Ras Al-Arad in
den neuen kleinen Hafen von Failaka.
Einwohner von Failaka warten in Ras Al-Arad auf die Fähre zur Insel
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1810.06.2012
Häuser auf im Westen von Failaka, nahe der Ausgrabungsstätten
Nur die Touristen wollten zunächst noch nicht so, wie man sich das in den Planungen
vorgestellt hatte.
Matthias Bertram
Burgdorf, 9.8.2011
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