Ets Slama Frères (Speiseölproduktion) - Friedrich
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Ets Slama Frères (Speiseölproduktion) - Friedrich
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Erfahrungsbericht Auslandspraktikum & Abschluss-/Studienarbeit Persönliche Angaben Studiengang an der FAU: Gasteinrichtung: Chemical Engineering – Nachhaltige chemische Technologien Ets Slama Freres Gastland: Tunesien Art des Aufenthaltes (z.B. Praktikum Praktikum) Aufenthaltszeitraum Sommersemester 2014 (WS, SS oder Jahr): 1. Vorbereitung (Planung, Organisation und Bewerbung) Das Praktikum wurde von IAESTE organisiert. Hierfür muss man sich zunächst bei seiner lokalen IAESTE Gruppe allgemein für ein Praktikum und später auf ein spezielles Angebot bewerben. Wenn man von IAESTE akzeptiert wird, muss man eine ausführlichere Bewerbung abgeben, welche dann an den Arbeitgeber im Gastland weitergeleitet wird. Falls auch dieser einen akzeptiert, erhält man von IAESTE Deutschland die Zulassungspapiere. Diese beinhalten nehmen Formblättern zum Arbeitsvertrag und –versicherung auch hilfreiche Informationen über das Gastland. In meinem Fall musste ich nur noch den Flug buchen, da alles anderen (z.B. Unterkunft) von IAESTE Tunesien übernommen wurde. Im Allgemeinen wird man von IAESTE sehr gut durch die organisatorischen Angelegenheiten geleitet. 2. Anreise (Flug, Bahn), Visum, Anmeldeformalitäten vor Ort Die Anreise erfolgte mit einem Direktflug von München. Dieser dauert lediglich zwei Stunden und kostete mich ungefähr 300 €. Ein Visum ist für europäische Gäste, zumindest für die Dauer von sechs Wochen, nicht nötig. Man muss auch keine Angaben dazu machen, dass man zum Arbeiten in das Land kommt. Neu ab Oktober ist jedoch, dass man bei der Ausreise aus Tunesien 30 TND (ca. 15 €) zahlen muss. 3. Unterkunft (Wohnheim, privat) Die Unterbringung der Praktikanten erfolgt in La Goulette, einem Vorort von Tunis direkt am Meer. Hier wohnen alle internationalen Gäste in einem großen Wohnhaus der Universität in Wohngemeinschaften maximal zu sechst zusammen. Vor allem während den Monaten Juli und August sind nahezu alle Betten belegt, wobei pro Raum in der Regel zwei Betten zu finden sind. Man fühlt sich daher eher an ein Hostel, als an ein Wohnhaus erinnert. Vorteilhaft daran ist, dass man immer jemanden findet, mit dem man was unternehmen oder einfach nur zum Strand gehen kann. Außerdem liegt die wöchentliche Miete bei lediglich 23 TND (ca. 10 €). Nachteilig ist jedoch, dass die Sauberkeit und der allgemeine Zustand der Wohnungen auf Grund der hohen Fluktuation nicht sehr hoch sind. La Goulette ist an sich ein netter Ort mit vielen Kaffees und Restaurants. Allerdings leidet Tunesien unter einem Müllproblem, wovon La Goulette leider nicht verschont wird. 1 4. Praktikum/ Abschlussarbeit (Beschreibung der Tätigkeit) Das Unternehmen Ets Slama Frères, bei welchem ich mein Praktikum absolviert habe, gehört zur Slama Group, welche eine der größten tunesischen Speiseölproduzenten ist. In der Fabrik in Oued Ellil werden Mais-, Soja- und Palmöl hergestellt. Aus den Nebenprodukten werden Seifen und Fette für weitere Lebensmittel erzeugt. Innerhalb des Herstellungsverfahrens werden die Öle in mehreren Schritten chemisch aufbereitet. Man unterscheidet zwischen der physikalischen Raffination (Palm- und Olivenöl) und der chemischen Raffination (Soja- und Sonnenblumenöl). Ich habe mich ausschließlich mit der letzteren Variante beschäftigt. Dieser Prozess teilt sich wiederum in mehrere Teilschritte auf. Der Letzte umfasst die Entfernung von Geruchsstoffen in einem sogenannten „Deoderizer“. Hierin wird das Öl in mehreren Stufen (Trays) zur Entfernung von störenden Geruchsstoffen bis zu einer bestimmten Temperatur aufgeheizt und anschließend wieder abgekühlt. Für diesen Vorgang werden unterschiedliche Wärmeübertrager verwendet (z.B. ein Thermosiphon). Meine Aufgabe bestand zunächst darin, die Fläche dieser Bauteile in Abhängigkeit der Prozessparameter und der auftretenden thermodynamischen Vorgänge (Kondensation bei Thermosiphon) durch geeignete theoretische Beziehungen zu beschreiben. Anschließend sollte ich mit Hilfe gegebener Daten verschiedene Fälle „simulieren“. Fehlende Größen sollte ich entweder abschätzen oder durch Messmethoden ermitteln. Nachdem ich diese Aufgabe erledigt hatte, habe ich bei Ölanalysen in der Qualitätssicherung teilgenommen. Hierbei wurden mit unterschiedlichsten Geräten unter anderem die Farbe, der Feuchtegehalt und das Oxidationsverhalten der Öle nach den einzelnen Prozessschritten getestet. Die Prüfung des Geschmacks erfolgt durch probieren der jeweiligen Probe. Außerdem habe ich eine detaillierte Einführung in die Abfüllungsanlage auf dem Fabrikgelände erhalten (Inbetriebnahme 2005). In dieser wird ausgehend von einem kleinen Plastikkörper die spätere Ölflasche ausgeblasen, das Öl eingefüllt, die Flasche verschlossen und ettikiert sowie datiert. 5. Betreuung an der Gasteinrichtung Die Atmosphäre am Arbeitsplatz war sehr gut. Die meisten Kollegen sprachen zwar kein oder nur gebrochenes Englisch, trotzdem hat die Verständigung mit diesen in der Regel geklappt. Mein Chef, welcher gut Englisch sprechen konnte, hat mir ausführlich alle Bereiche der Anlage gezeigt und mir die wichtigsten Details dazu erklärt. Auch bei Fragen während des Praktikums konnte ich mich jederzeit an ihn wenden und ihn um Rat beten. 6. Ausstattung der Gasteinrichtung (eigener Arbeitsplatz, Kantine) Die Ausstattung des Unternehmens war leider nicht so gut. Mein Arbeitsplatz war im Besprechungszimmer, wo teilweise trotz meiner Anwesenheit Meetings abgehalten wurden. Außerdem hatte ich keinen Computer, weshalb ich meinen Laptop mitbringen musste. Eine Kantine gab es auch nicht. Das Unternehmen hatte mir allerdings angeboten, dass mich der firmeneigene Fahrer in den Ort bringt, damit ich mir dort einen Snack kaufen kann. In der Regel brachte ich jedoch mein eigenes Essen mit. 7. Alltag & Freizeit (Sehenswertes, Kulinarisches, Geld-Abheben, Handy, Jobs) 2 IAESTE Tunesien organisiert vor allem in den Monaten Juli und August jedes Wochenende Ausflüge, da die Mitarbeiter zu dieser Zeit selbst Semesterferien haben. Nachdem ich größtenteils im September vor Ort war, musste ich mich selbst darum kümmern. Das ist aber kein Problem, da man immer jemanden findet, der einen begleitet, die Tunesier einem in der Regel versuchen weiterzuhelfen und man dank der Großraumtaxis überall schnell für wenig Geld hinkommt. So machten wir an den Wochenenden auf eigene Faust Ausflüge nach Korbous (10 TND pro Person), Hammamet (9,60 TND pro Person) und den Süden Tunesiens. Außerdem gibt es mit Karthago, Sidi Bou Said und Tunis auch in der unmittelbaren Nähe zum Wohnort viele Sehenswürdigkeiten. Die traditionelle tunesische Küche ist leider nicht so einfach zu finden. In La Goulette wird hauptsächlich Pizza und Sandwich verkauft. Außerdem gibt es sehr viele Fischrestaurants. In Tunis selbst kann man allerdings, mit der Hilfe von tunesischen IAESTE Mitarbeitern, gute traditionelle Restaurants besuchen. Geld kann man am einfachsten mit Hilfe einer Kreditkarte (Mastercard oder VISA) bekommen. Hierfür stehen an fast jeder Straßenecke Geldautomaten zur Verfügung. Um besser für die tunesischen IAESTE Mitarbeiter erreichbar zu sein und auch mit den anderen anwesenden Praktikanten in Verbindung treten zu können, ist es ratsam, sich eine Sim-Karte eines tunesischen Mobilfunkanbieters zu besorgen. In der Regel kümmert sich IAESTE noch am Flughafen darum. Ich hatte eine Prepaid Sim-Karte von Ooredoo und habe in den sechs Wochen insgesamt 25 TND (ca. 12 €) gezahlt. 8. Finanzielles (Lebenshaltungskosten, Stipendien) Die Lebenshaltungskosten waren erwartungsgemäß geringer als in Europa. Allerdings sind importierte Artikel, wie beispielsweise Käse oder manches Obst, sehr teuer. Ich habe im Monat 330 TND (ca. 150 €) verdient. Die monatliche Miete beträgt ca. 100 TND (ca. 50 €). Es bleiben daher noch ca. 100 € für den restlichen Monat übrig, was für Lebensmittel knapp bemessen ist. Wenn man zusätzlich auch noch Ausflüge macht, muss man sein gespartes Geld verwenden. In Restaurants kosten ein Getränk und ein Hauptgericht zwischen 5 TND und 20 TND, was im Vergleich noch relativ günstig ist. Auch das Taxi fahren ist preiswert und zudem äußerst hilfreich, da man sonst nirgends hinkommt. Allerdings summieren sich auch diese Kosten mit der Zeit auf. Ich hatte ein Stipendium des Fond „Hochschule International“. Mit Hilfe von diesem konnte ich nahezu meine kompletten Kosten decken. 9. Interkulturelles (Was ist z.B. beim Umgang mit Kollegen im Gastland zu beachten?) Die Tunesier sind in der Regel Moslems. Die unterschiedlichen Glaubensrichtungen sind aber im Arbeitsalltag nicht spürbar. Man muss daher im Umgang mit seinen Kollegen im Vergleich zu einem europäischen Unternehmen nichts Besonderes beachten. Die Mitarbeiter waren immer sehr freundlich und äußerst hilfreich. Außerdem hatten sie große Freude daran, einem arabische Wörter beizubringen. Auch teilten sie gerne ihr mitgebrachtes Essen mit einem, damit man die tunesische Küche besser kennen lernt. Auch außerhalb des Unternehmens ist der Umgang untereinander sehr freundlich gewesen. Allerdings versuchen manche Tunesier (beispielsweise Taxifahrer oder 3 Händler) Europäer gerne mal zu betrügen. Wenn man hier allerdings etwas aufpasst, dann passiert auch nichts. 10. Fazit (beste und schlechteste Erfahrung) Alles in allem kann ich jedem einen Aufenthalt in Tunesien empfehlen. Durch das tägliche Leben in der mitunter chaotischen Stadt Tunis erhält man eine interessante Sicht auf ein sonst eher durch den Strandtourismus bekanntes Land. Auch das Praktikum war für mich sowohl fachlich als auch persönlich interessant. Neben meinen Einblicken in den Arbeitsalltag von Chemieingenieuren und die Auslegung von Wärmeübertragern, lernte ich einen Arbeitsalltag und -ablauf kennen, welcher sich von dem europäischen Standard unterschieden hat. Es muss jedoch erwähnt werden, dass viele andere Praktikanten mit ihrer Tätigkeit nicht zufrieden waren, da diese kaum etwas zu tun hatten bzw. die Aufgaben sehr fachfremd waren. Außerdem ist es sehr empfehlenswert Französisch oder Arabisch zu sprechen, wobei man auch mit englischen Sprachkenntnissen weiter kommt (ich selbst kann auch nur Englisch) 11. Wichtige Ansprechpartner und Links IAESTE Erlangen http://www.iaeste-erlangen.de/home.php IAESTE Tunesien Slama Frères http://www.nejmahuiles.com/index.php/fr/a-propos-de-nous/nejmahuile 4