Diagnostik metabolischer Myopathien
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Diagnostik metabolischer Myopathien
Juni 2005 56. Jahrgang DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN OFFIZIELLES ORGAN DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR SPORTMEDIZIN UND PRÄVENTION (DEUTSCHER SPORTÄRZTEBUND) E. V. FORTBILDUNGSORGAN DES VERBANDES ÖSTERREICHISCHER SPORTÄRZTE http://www.zeitschrift-sportmedizin.de gelistet in: Science Citation Index Expanded Research Alert Focus On: Sports Science & Medicine Journal Citation Reports (Science Edition) Rupturen des vorderen Kreuzbandes bei weiblichen Athleten: Teil 1: Epidemiologie, Verletzungsmechanismen und Ursachen Seite 150 Teil 2: Präventionsstrategien und Präventionsprogramme Verlagsgesellschaft mbH Seite 157 Intensitätssteuerung im Gesundheitssport Seite 165 Sauerstoffaufnahme und Hämodynamik Seite 171 Verletzungen und Prävention bei Frauen Standards der Sportmedizin • Diagnostik metabolischer Myopathien 6/2005 Seite 179 Verlagsgesellschaft mbH · Postfach 18 31 · 48257 Greven Postvertriebsstück, Deutsche Post AG, H 6394 „Entgelt bezahlt“ Inhalt Eine Ruptur des vorderen Kreuzbandes hat nicht selten langfristige Auswirkungen auf das Kniegelenk; Kreuzbandrupturen stehen an der Tagesordnung einer jeden orthopädischen Praxis. Editorial Behindertenleistungssport und Paralympics A. Schmid 149 ÜBERSICHTEN Im ersten Teil der zwei aufeinanderfolgenden Übersichtsbeiträge zu diesem Thema gehen Petersen und Mitarbeiter auf die Verletzungsmechanismen und Ursachen ein. Die Autoren stellen auch die Frage, ob und inwieweit anatomische und hormonelle Anlagen für die scheinbar höhere Verletzungsquote bei Frauen verantwortlich sein können (S. 150). In Teil 2 werden die präventiven Maßnahmen und Strategien vorgestellt, mit deren Hilfe Verletzungen am Kniegelenk reduziert werden können (S. 157). Welches Krafttrainingsprogramm für früh- und postmenopausale Frauen optimal ist, prüfen Kemmler und Mitarbeiter in ihrer Studie. Die Autoren testen bei sporttrainierten Frauen die Auswirkungen eines Trainingsplans mit Lastvorgabe. Dem steht eine Gruppe gegenüber, die die Gewichte selbst bestimmt (S. 165). Rupturen des vorderen Kreuzbandes bei weiblichen Athleten. Teil 1: Epidemiologie, Verletzungsmechanismen und Ursachen 150 Petersen W, Rosenbaum D, Raschke M Rupturen des vorderen Kreuzbandes bei weiblichen Athleten. Teil 2: Präventionsstrategien und Präventionsprogramme 157 Petersen W , Zantop T, Rosenbaum D, Raschke M ORIGINALIA Trainingssteuerung im Gesundheitssport: Lastvorgabe versus Intensitätswahl im präventivsportlichen Krafttraining Kemmler W, Lauber D, Weineck J, Mayhew JL, Engelke K, Kalender WA Abschätzung von Herzzeit- und Schlagvolumen unter ansteigender Belastung anhand des Verlaufs der Sauerstoffleistungskurve: Anwendung der nichtinvasiven Stringer-Methoder an KHK-Patienten und Ausdauertrainierten Auracher M, Meyer T, Kindermann W 165 171 STANDARDS IN DER SPORTMEDIZIN Diagnostik metabolischer Myopathien Dehnert C, Bärtsch P 179 AKTUELLES Jodversorgung der Sportler (Service der CMA) Wagner G 178 DGSP AKTUELL Die Arbeitsgruppe um Auracher verwendet eine nichtinvasive Berechnungsmethode des Herzzeitvolumens bei Belastung und erfragt in ihrer Studie die Aussagekraft der in der Spiroergometrie gewonnenen hämodynamischen Parameter bei Patienten (S. 171). Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Wichtige Anschriften I Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen Juli bis Oktober 2005 II Impressum DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 148 147 Impressum Impressum Herausgeber Schriftleitung Verein zur Förderung der Sportmedizin Hannover e. V. (Prof. Dr. Dieter Böning, Prof. Dr. Klaus Michael Braumann, Dr. Hans-Jürgen Schnell) Prof. Dr. J. M. Steinacker (HSL), Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin, Med. Klinik, Universitätsklinikum, 89070 Ulm, e-mail: [email protected]; Prof. Dr. W. Kindermann, Saarbrücken; Prof. Dr. D. Kohn, Homburg/Saar. Redaktionsanschrift Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin Universitätsklinikum Ulm 89070 Ulm Tel. (0731) 500 26961, Fax (0731) 500 21579 e-mail: [email protected] Verlag WWF Verlagsgesellschaft mbH Am Eggenkamp 37-39, 48268 Greven Postfach 1831, 48257 Greven Tel. (02571) 9376-30, Fax (02571) 9376-55 ISDN (02571) 9376-45 e-mail: [email protected] Geschäftsführer Manfred Wessels Wissenschaftlicher Beirat H.-J. Appell, Köln; K.-H. Arndt, Erfurt; N. Bachl, Wien; G. Badtke, Potsdam; P. Bärtsch, Heidelberg; D. Clasing, Münster; H.-H. Dickhuth, Freiburg; M. Engelhardt, Bielfeld; E. Ernst, Exeter, U. K.; B. Friedmann, Heidelberg; M. Halle, München; E. Hille, Hamburg; W. Hollmann, Köln; T. Horstmann, Tübingen; A. Imhoff, München; J. Jerosch, Neuss; D. Jeschke, München; P. Jokl, New Haven/USA; M. Kellmann, Bochum; J. Kelm, Homburg/Saar; M. Kjaer, Kopenhagen/Dänemark; H. G. Knuttgen, Boston/USA; P. Komi, Jyväskylä/ Finnland; J. Krug, Leipzig; H. Löllgen, Remscheid; A. Niess, Tübingen; F. Pabst, Bad Krozingen; W. Pfeifer, Kaiserslautern; P. Renström, Göteborg/Schweden; H. Rieckert, Kiel; G. Rompe, Heidelberg; P. Schmid, Bad Schallerbach/Österreich; W. Schmidt, Bayreuth; D. Schmidtbleicher, Frankfurt/M.; K. Steinbrück, Stuttgart; A. Urhausen, Luxemburg. Redaktion: Eva Krawinkel M.A., Dr. Urte Künstlinger Titelblatt: Dipl. -Designer Tinos Otto Webmaster: Dipl.-Sportwiss. Andrea Kahnert e-mail: [email protected] Die Zeitschrift erscheint 11 x jährlich. Bezugsgebühr für Postbezieher jährlich € 60,00 ermäßigter Preis für Studenten € 40,00. Bestellungen werden vom Verlag entgegengenommen. Die Kündigungsfrist für Abonnements beträgt 3 Monate zum Ende des Kalenderjahres. Auflage: 15.500 ISSN: 0344-5930 Alle in der Dtsch Z Sportmed veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeiten wurden einem sorgfältigen Gutachterverfahren unterzogen. Schriftleitung und Herausgeber übernehmen keine Verantwortung oder Garantie für die dargestellten Ergebnisse und Meinungen, insbesondere für die Anwendung von Therapieverfahren (Indikation, Kontraindikationen, Medikamente, Dosierungen), für die jeder Arzt/Nutzer selbst verantwortlich bleibt. http://www.zeitschrift-sportmedizin.de Editorial Behindertenleistungssport und Paralympics In den letzten Jahren hat im Behindertenleistungssport eine umfangreiche Leistungsentwicklung stattgefunden. Im Zuge dieser Entwicklung hat auch die sportmedizinische Betreuung an Bedeutung gewonnen, die von der Sportmedizin noch nicht in allen Facetten wahrgenommen wird. Die vielfältigen Aufgaben des medizinischen Teams in der Betreuung von leistungsorientierten Sportlern mit einer Behinderung lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: • Feststellung der Eignung und Erhaltung der Gesundheit i.S. der Gesundheitsfürsorge • Erkennen und Behandlung von Funktionsstörungen, Sportverletzungen bzw. -schäden • Abwendung bleibender Sportschäden • Feststellung sportartspezifischer leistungsphysiologischer Parameter, Unterstützung des Trainingsprozesses • Klassifizierung • Anti-Doping-Maßnahmen • Sportmedizinische Betreuung im Wettkampf Die erhöhten Trainings- und Wettkampfbelastungen beinhalten aus orthopädischer und traumatologischer Sicht die Gefahr, dass gesundheitsgefährdende Belastungen, insbesondere im Hinblick auf die vorbestehende Behinderung, auf den Körper einwirken. Die Behandlung dieser Erkrankungen, Verletzungen und Überlastungsschäden erfordert ein detailliertes behinderungsspezifisches Wissen der betreuenden Ärzte. Viel wichtiger noch als die Behandlung ist dabei aber die Prävention durch Förderung sinnvoller Sportarten, individuelle Beratung und trainingsbegleitende Maßnahmen. Erfreulicherweise zeigt die Dokumentation und Auswertung aller Verletzungen und Erkrankungen bei den zurückliegenden Paralympics seit Barcelona 1992 - vielleicht entgegen der allgemeinen Erwartung -, dass keine über das normale Risiko in der jeweiligen Sportart bei nichtbehinderten Athleten hinausgehenden Verletzungen oder Überlastungsschäden aufgetreten sind (3). Ein weiterer wichtiger Aspekt der sportmedizinischen Betreuung richtet sich auf die Gewinnung leistungsphysiologischer Daten, um so zur Optimierung der Leistungsfähigkeit und zur Verbesserung der Wettkampfresultate behinderter Sportler beizutragen. Bei der Auswahl und Interpretation der leistungsdiagnostischen Verfahren und Befunde müssen die verantwortlichen Ärzte in enger Zusammenarbeit mit den Trainern die Anforderungen der betriebenen Sportart und die Veränderungen durch die vorliegende Behinderung berücksichtigen (1). Zwischen behinderten Sportlern ist ein Wettkampf mit einem fairen und sinnvollen Leistungsvergleich in der Regel nur durch unterschiedliche Startklassen möglich. Die so genannte Klassifizierung berücksichtigt die Einschränkung der Leistungsfähigkeit durch die vorliegende Behinderung in der jeweiligen Sportart. Sie erfolgt in der Regel durch Ärzte oder Physiotherapeuten. Um das Interesse von Medien und Zuschauern zu wecken und die Mindestzahl an Teilnehmern bei Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) rückläufiger Anzahl an Sportlern (besonders Frauen und Sportlern mit Schwerstbehinderung) zu erreichen, können sich Sportler mit verschiedensten Behinderungen und Restfunktionen durch die Vergabe von unterschiedlichen Punkten oder Prozenten (Prozentsystem) gemeinsam im sportlichen Wettkampf messen. Die kontinuierliche Weiterentwicklung der unter- PD Dr. med. Andreas Schmid, Abt. Prävenund Rehabilitative Sportmedizin, Freischiedlichen Klassifizie- tive burg, Verbandsarzt Ski Nordisch im Deutrungssysteme im Sinne schen Behindertensportverband (DBS) und des Sportmedizinischen Ausder „fairen Beteiligung Mitglied schusses des DBS möglichst vieler Behinderter“ ist nicht möglich ohne wissenschaftliche Unterstützung aus Sportmedizin und Sportwissenschaft (2). Eine entscheidende Aufgabe aller Verantwortlichen im Behindertenleistungssport ist die Rekrutierung von Nachwuchssportlern. Hier ist der Behindertensport auf die Mithilfe aller Ärzte, die Menschen mit einer Behinderung betreuen, angewiesen. Häufig ist es für Menschen nach einer akut eingetretenen Behinderung schwierig, den Zugang zur sportlichen Betätigung zu finden, nicht zuletzt weil sie sich aufgrund ihrer psychischen oder physischen Situation gehemmt fühlen. Dies mag einer der Gründe sein, weshalb gerade Frauen mit einer Behinderung im Leistungssport deutlich unterrepräsentiert sind. Vielfältige Maßnahmen müssen hier ergriffen werden, um dieses Missverhältnis zu beheben. Abschließend lassen die bisherigen Erfahrungen den Schluss zu, dass bei suffizienter sportmedizinischer und trainingswissenschaftlicher Betreuung ein unkalkulierbares Risiko für die behinderten Sportler nicht vorliegt. Wenn alle physischen, psychischen und sozialen Faktoren mitbewertet werden, ist der entsprechend auf die Behinderung angepasste Hochleistungssport ärztlich nicht nur vertretbar, sondern sehr förderungswürdig. Für die praktizierenden Sportmediziner bietet die Arbeit ein weites, interessantes und natürlich auch verantwortungsvolles Aufgabenfeld. Alle wissenschaftlich interessierten Personen und Abteilungen sind eingeladen, die vielfältigen offenen Fragestellungen des Behindertenleistungssports im Hinblick auf die Gesundheit, aber auch Leistungsentwicklung der Sportler zu bearbeiten. PD Dr. Andreas Schmid 1. 2. 3. Schmid A: Standards der Sportmedizin: Rollstuhlergometrie. Dtsch Z Sportmed 5 (2002) 153-154. Strohkendel H: Implications of sports classification systems for persons with disabilities and consequences for science and research, in: Doll-Tepper G, Kröner M, Sonnenschein W (Hrsg.): Proceedings of International VISTA ´99 Conference. New Horizons in Sports for Athletes with a Disability. Vol 1. Meyer & Meyer, Aachen, 2001, 281-301. Zimmer M: Behindertensport, in: Klümper A (Hrsg): Sport-Traumatologie; Handbuch der Sportarten und ihre typischen Verletzungen. Ecomed Landsberg, 1998, 1-24. DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 149 Übersichten Kreuzbandruptur. Teil 1: Epidemiologie und Ursachen Wolf Petersen1, Dieter Rosenbaum2, Michael Raschke1 Rupturen des vorderen Kreuzbandes bei weiblichen Athleten. Teil 1: Epidemiologie, Verletzungsmechanismen und Ursachen Anterior Cruciate Ligament Ruptures in Female Athletes. Part 1: Epidemiology, Injury Mechanisms, and Causes 1 2 Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Münster Funktionsbereich Bewegungsanalytik, Klinik für Allgemeine Orthopädie, Universitätsklinikum Münster Zusammenfassung Summary Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass Kreuzbandrupturen im Ballsport bei weiblichen Sportlern etwa 2,4 bis 9,5 mal häufiger vorkommen als bei Männern. Ungefähr 70 % der Verletzungen entstehen ohne direkte Beteiligung eines Mitspielers (sogenannte Nicht-KontaktSituationen), und verschiedene Studien haben gezeigt, dass Kreuzbandrisse im Ballsport am häufigsten bei der Landung nach einem Sprung und während schneller Richtungswechsel entstehen. Videoanalysen ergaben, dass sich das Kniegelenk zur Zeit der Verletzung am häufigsten in leichter Beugung, in Valgus- und Außenrotationsstellung befindet. In dieser Knieposition ist die Spannung im vorderen Kreuzband am höchsten, und die muskulären Agonisten des vorderen Kreuzbandes, die ischiokruralen Muskeln, haben einen ungünstigen Hebelarm, um das Tibiaplateau zu sichern. Eine plötzliche Anspannung dieses Muskels kann bei diesen Kraftverhältnissen der Hebelarme zur Ruptur des vorderen Kreuzbandes führen. Es gibt einerseits Hinweise, dass Unterschiede in der Koordination von Bewegungen und der neuromuskulären Kontrolle die unterschiedliche Inzidenz von Kreuzbandverletzungen bei Männern und Frauen erklären können. Frauen landen nach einem Sprung aufrechter mit einem nur wenig gebeugten Kniegelenk. In dieser Position ist das vordere Kreuzband nur schlecht durch die ischiokrurale Muskulatur geschützt. Zusätzlich sind Frauen häufig quadrizepsdominant. Andererseits gibt es Hinweise, dass die Bandlaxizität und die muskulotendinöse Steifigkeit durch geschlechtspezifische hormonelle Unterschiede beeinflusst werden. Schlüsselwörter: Verletzungsmechanismen, Nicht-KontaktVerletzungen, Präventionsprogramme, Ballsport, Vorderes Kreuzband Einleitung Die Ruptur des vorderen Kreuzbandes ist eine ernste Kniegelenksverletzung. Aufgrund der Instabilität kommt es bei Patienten häufig zu Meniskus- und Knorpelschäden und sekundär zu degenerativen Veränderungen des Kniegelenkes. Aus diesem Grunde sollte ein insuffizientes vorderes Kreuzband beim aktiven Patienten durch ein autologes Sehnentransplantat ersetzt werden. Kreuzbandersatzplastiken erfordern jedoch lange Rehabilitationsphasen, die mit einem langen Trainingsausfall verbunden sind. Der durchschnittliche Aktivitätsgrad der Patienten kann durch eine Kreuzbandersatzplastik zwar signifikant 150 Rupture of the anterior cruciate ligament (ACL) is a serious knee injury that prohibits the athlete from competition and training. High risk sports for anterior cruciate ligament rupture are European team handball, basketball and soccer. Approximately 70 % of ACL injuries occur without direct contact to another player (non-contact situations). Various studies have shown that the most frequent situations are landing from a jump, stopping and plant and cut maneuvers. Video analysis of ACL ruptures have demonstrated that the knee joint was in slight flexion, valgus and external rotation. In this position, the ACL bears high loads and the muscular agonists of the ACL – the hamstrings muscles – have a poor lever arm to pull the tibia backwards. This causes a sudden contraction of the quadriceps muscles. A number of epidemiological studies has shown that the rate of ACL ruptures in female athletes is 2.4 to 9.5 times higher than in male athletes. It is unclear if hormonal or anatomical differences between males and females contribute to the different rate of ACL injuries. There is evidence that gender specific differences in coordination and neuromuscular control may be an explanation for the high incidence of ACL injuries in female athletes. Female athletes tend to be more upright with a slightly flexed knee when cutting and landing. The muscle mechanics in this position favors the quadriceps while denying a favorable position for the hamstrings to counteract the quadriceps. Woman also have greater quadriceps activation. Therefore, when cutting, women place their knee in a position that favors a quadriceps-induced anterior drawer maneuver, placing the knee in a position of increased risk for ACL injury. Key words: Injury mechanisms, non-contact injuries, prevention program, ball sports, anterior cruciate ligament (ACL) gesteigert werden, dennoch bedeutet eine Kreuzbandverletzung für den betroffenen Sportler immer wieder das Ende einer Wettkampfkarriere bedeuten (15). Für ein Wettkampfteam kann der Ausfall von einem oder mehreren Spielern Ranglistenplätze, häufig sogar auch den Klassenerhalt kosten. Daher muss die Verhinderung von Kreuzbandverletzungen oberstes Ziel von Trainern, Physiotherapeuten und Sportärzten sein. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Inzidenz von Kreuzbandrupturen bei weiblichen Athleten im Ballsport deutlich höher ist als bei Männern. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Studien durchgeführt, um Ursachen für die Geschlechtsunterschiede in der Inzidenz DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Kreuzbandruptur. Teil 1: Epidemiologie und Ursachen von Kreuzbandverletzungen zu identifizieren – mit dem Ziel, aus diesen Erkenntnissen Präventionsstrategien zu entwickeln. Ziel dieses Beitrages ist es, einen Literaturüberblick über Epidemiologie und Ursachen von Kreuzbandverletzungen im Ballsport zu geben. Im zweiten Teil werden die bisher bekannten Präventionsprogramme vorgestellt und diskutiert (63). Epidemiologie In den USA werden jedes Jahr etwa 75 000 Kreuzbandrupturen registriert (19). Diese Zahl entspricht einer Inzidenz von einer Verletzung auf 3 500 Einwohner. Etwa 70 % der Kreuzbandrupturen ereignen sich beim Sport in einem Lebensalter zwischen 15-45 Jahren. Für diesen Anteil der Bevölkerung liegt die Inzidenz bei etwa einer Verletzung auf 1 750 Einwohner (15); für die Altersklasse zwischen 15-25 Jahren liegt die Inzidenz bei 1/1 000. Übersichten Eine amerikanische Studie an High School-Basketballspielern hat gezeigt, dass weibliche Spielerinnen ein 3,79fach höheres Risiko für das Erleiden einer Kreuzbandruptur haben als Männer. Bei norwegischen Handballspielerinnen war die Inzidenz von Kreuzbandverletzungen um den Faktor 5 im Vergleich zu männlichen Spielern erhöht (45). Strand et al. (58) ermittelten unter norwegischen Handballspielerinnen 0,82 Kreuzbandverletzungen auf 1 000 Spielstunden wobei 2/3 dieser Verletzungen Nicht-Kontakt-Verletzungen waren. Nicht nur die Kreuzbandverletzungsrate ist bei weiblichen Sportlern erhöht. Wedderkopp et al. (61) ermittelten bei dänischen Handballspielerinnen Verletzungsraten zwischen 40,7 und 54,8 auf 1 000 Spielstunden. Rückraumspielerinnen hatten die höchste Verletzungsrate (61). Untersuchungen an deutschen Herrenmannschaften haben eine Verletzungsrate von 2,5 auf 1 000 Spielstunden ergeben (55). Anatomische Risikofaktoren Abbildung 1: Typische Verletzungssituation für das vordere Kreuzband im Handball. Das Kniegelenk befindet sich zur Zeit der Verletzung in nur leichter Beugung, und Valgusposition. Der Unterschenkel ist außenrotiert. In dieser Knieposition ist die Spannung im vorderen Kreuzband am höchsten, und die muskulären Agonisten des vorderen Kreuzbandes, die ischiokruralen Muskeln, haben einen ungünstigen Hebelarm, um das Tibiaplateau zu sichern. Die Zeichnungen wurden nach Videoanalysen angefertigt Am häufigsten kommen Kreuzbandrupturen in Sportarten mit Sprüngen und plötzlichen Drehbewegungen vor. Sportarten mit einer hohen Inzidenz sind Ballsportarten wie Handball, Basketball und Fußball. Ungefähr 70 % der Verletzungen entstehen jedoch ohne direkte Beteiligung eines Mitspielers in so genannten Nicht-Kontakt-Situationen (59). Zahlreiche retrospektive Untersuchungen ergaben erste Hinweise, dass Kreuzbandverletzungen im Fußball, Basketball und Handball bei weiblichen Spielern häufiger vorkommen als bei männlichen. Dieses Phänomen wurde von Lindenfeld et al. (38) erstmals prospektiv untersucht. Bei jugendlichen Fußballspielern war die Verletzungsrate weiblicher Spieler dreimal höher als die der männlichen Spieler (38). Auch nach Berichten der amerikanischen College-Sport-Vereinigung (NCAA) kommen Kreuzbandrupturen bei weiblichen Fußballspielern 2,4 mal häufiger und bei weiblichen Basketballspielern 4,2 mal häufiger vor (2). Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Es gibt eine Vielzahl anatomischer Unterschiede an der unteren Extremität zwischen Männern und Frauen, die die geschlechtsspezifische Inzidenz an Kreuzbandrupturen erklären könnten. Bei Frauen ist die femorale Anteversion höher als bei Männern, und die Muskulatur ist schwächer entwickelt. Der Q-Winkel ist erhöht, und Frauen neigen zum Genu valgum (29). Kontrovers wird im Schrifttum der Einfluss der Weite der Fossa interkondylaris auf die Entstehung von Kreuzbandverletzungen diskutiert. So soll die Weite der Fossa interkondylaris bei Patienten mit beidseitiger Kreuzbandruptur geringer sein als in einem Vergleichskollektiv mit einseitiger Kreuzbandruptur (53). Verschiedene Autoren haben beschrieben, dass die Weite der Fossa interkondylaris bei Frauen geringer ist als bei männlichen Athleten (43, 53). Der genaue Mechanismus, der bei enger Fossa interkondylaris zur Kreuzbandverletzung führt, ist unklar. Nach Angaben von Muneta et al. (43) soll bei enger Fossa interkondylaris ein Impingement am vorderen Rand der Fossa die Entstehung von Kreuzbandrupturen begünstigen; nach Angaben von Shelbourne (53) bedingt der kleinere Durchmesser der Fossa interkondylaris einen kleineren Kreuzbanddurchmesser und damit auch eine geringere Reißfestigkeit. Die Weite der Fossa interkondylaris korreliert mit dem frontalen Durchmesser der Femurkondylen und ist abhängig von der Körpergröße. Aus diesem Grunde ist sie bei weiblichen Sportlern geringer als bei Männern. Da Basketballspielerinnen gewöhnlich größer als Fußballspielerinnen sind, müsste sich dieses Verhältnis auch in der Inzidenz von Kreuzbandrupturen widerspiegeln. Derartige Beobachtungen sind bisher allerdings nicht gemacht worden. Prospektive Studien zur Klärung der Beziehung von Kreuzbandrupturen und der Weite der Fossa interkondylaris fehlen jedoch. Aus diesem Grunde kann aus den anatomischen Daten zur Zeit keine Empfehlung hinsichtlich der Prävention ausgesprochen werden. DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 151 Übersichten Kreuzbandruptur. Teil 1: Epidemiologie und Ursachen Hormonelle Risikofaktoren Die Frage, ob die weiblichen Sexualhormone einen Einfluss auf die unterschiedlichen Verletzungsraten haben, wird im Schrifttum kontrovers diskutiert. Es ist lange bekannt, dass weibliche Geschlechtshormone Einfluss auf die Eigenschaften von Bindegewebe haben. An einem Rattenmodell konnte gezeigt werden, dass hohe Östrogenlevel die Kollagenmenge und den Fibrillendurchmesser signifikant reduzieren (23). Auch im Zellkulturmodell konnte durch hohe Östrogenkonzentrationen eine Reduktion der Kollagensynthese und Fibroblastenproliferation erzielt werden (39). Der Nachweis von Östrogen- und Progesteronrezeptoren auf Kreuzbandzellen führte zu der Vermutung, dass Struktur und biomechanische Eigenschaften des vorderen Kreuzbandes unmittelbar von den Sexualhormonen beeinflusst werden (39). Auch Rezeptoren für Relaxin konnten auf Kreuzbandzellen nachgewiesen werden. Im Tiermodell (Kaninchen) konnte die Zugfestigkeit des vorderen Kreuzbandes durch sehr hohe Östrogengaben signifikant reduziert werden (56). Durch die Gabe physiologischer Östrogendosen (vergleichbar mit den Schwankungen während des weiblichen Zyklus) konnten die biomechanischen Bandeigenschaften jedoch nicht beeinflusst werden (7). Auch die Untersuchungen am Menschen kamen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Karageanes et al. (33) untersuchten die Laxizität des vorderen Kreuzbandes mit dem KT 1 000 Arthrometer an 26 adoleszenten weiblichen Athleten (14-18 Jahre) und kamen zu dem Ergebnis, dass der Menstruationszyklus die Kreuzbandlaxizität nicht beeinflusst. Romani et al. (51) testeten die Kniegelenksstabilität an 20 weiblichen Probanden (18-40 Jahre) mit dem KT 2 000 Arthrometer und bestimmten gleichzeitig die Hormonkonzentration im Serum. In dieser Studie bestand eine signifikante Korrelation zwischen der Östrogen- und Progesteronkonzentration und der Kreuzbandlaxizität. Heitz et al. (24) konnten ebenfalls zeigen, dass bei jungen Frauen (Alter 21-32) die Kreuzbandlaxizität während der Ovulations- und Lutealphase steigt, wenn die Östrogenkonzentration am höchsten ist. Einerseits könnte eine erhöhte Bandlaxizität protektiv auf das Kreuzband wirken, da es eher zur Elongation als zur Ruptur kommt. Andererseits könnte die propriozeptive Rückkopplung über die im Kreuzband vorhandenen Nocizeptoren durch die erhöhte Laxizität negativ beeinflusst werden. Angaben im Schrifttum zur Beantwortung der Frage, ob es zu bestimmten Zeiten des weiblichen Zyklus’ gehäuft zu Kreuzbandrupturen kommt, sind ebenfalls widersprüchlich. Myklebust et al. (45) berichten, dass während des Östrogenanstieges in der Mitte des weiblichen Zyklus’ signifikant weniger Kreuzbandverletzungen auftreten als in anderen Phasen. Im Gegensatz dazu beobachteten Wojtys et al. (62) zwischen dem 10. und 14. Zyklustag eine signifikante Zunahme der Kreuzbandverletzungen. Über den Einfluss oraler Kontrazeptiva auf Kreuzbandverletzungen gibt es keine Angaben. Möller-Nielsen et al. (42) konnten jedoch zeigen, dass die In- 152 zidenz allgemeiner Kniedistorsionen durch die Einnahme oraler Kontrazeptiva signifikant reduziert werden konnte. Es ist unklar, ob dieser Effekt durch eine Beeinflussung des Bindegewebes oder durch eine hormonelle Beeinflussung des neuromuskulären Systems bedingt ist. Verletzungsmechanismen Videoanalysen von Kreuzbandverletzungen im Basketball haben Aufschluss über die Verletzungsmechanismen gebracht (11, 59). Nach diesen Studien entstehen Verletzungen des vorderen Kreuzbandes überwiegend ohne direkte Einwirkung des Gegners; 72 %-95 % der Kreuzbandrupturen entstehen in so genannten Nicht-Kontakt-Situationen (11, 44, 45). Nach Angaben von Teitz (59) sind die gefährlichsten Spielsituationen: 1. das Landen nach einem Sprung 2. das plötzliche Abstoppen 3. plötzliche Drehbewegungen. In dieser Studie wurden Videobänder aus verschiedenen Ballsportarten mit weiblichen und männlichen Athleten analysiert. Eine norwegische Studie an Handballspielerinnen identifizierte zwei Hauptmechanismen: 1. Plötzliche Drehbewegungen (plant and cut maneuver, 12 von 20 Verletzungen) 2. Das einbeinige Landen nach einem Sprung (4 von 20 Verletzungen) (48). Die Körperhaltung zum Zeitpunkt der Verletzung war in beiden Studien aufrecht mit leicht flektiertem Knie- und Hüftgelenk (5°-25° Knieflexion; Abb. 1). Das Bein wurde mit 80-100 % des belastet. Der Unterschenkel war in den meisten Fällen außen- oder innenrotiert und in Valgusposition, eine Stellung in der das vordere Kreuzband maximal gespannt ist. Außerdem kann es zu einem Impingement von vorderem Kreuzband und lateralem Femurcondylus kommen. Die meisten Sportler berichteten, dass die Schuhsohle zum Zeitpunkt der Verletzung am Boden fixiert und eine Drehung des Fußes nicht möglich war. Der Körperschwerpunkt war in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle hinter dem Zentrum des Kniegelenkes und der Fuß wurde flach aufgesetzt (59). Auch im Skisport ist die Inzidenz von Rupturen des vorderen Kreuzbandes (VKB) bei weiblichen Athletinnen um den Faktor 3,1 erhöht (18). Hier entsteht der Großteil der VKB-Verletzungen in einer Situation, in der das Kniegelenk stark flektiert ist, sich der Körperschwerpunkt hinter dem Knie befindet und der Unterschenkel innenrotiert ist (Abb. 2). Dieser Mechanismus ist im Schrifttum auch als „Phantomfußmechanismus“ bekannt (18). In dieser Position bewirkt eine Kontraktion des M. quadrizeps femoris hohe Spannungen im vorderen Kreuzband, und die ischiokruralen Muskeln haben einen DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Kreuzbandruptur. Teil 1: Epidemiologie und Ursachen ungünstigen Hebelarm, um das vordere Kreuzband zu schützen. Außerdem muss in dieser Position die Hüfte gebeugt werden, um das Gleichgewicht zu halten; dabei kommt es zur starken Anspannung des M. quadrizeps. Colby et al. (13) konnten mittels Oberflächen-EMG zeigen, dass diese Bewegungen mit einer starken Quadrizepsaktivierung verbunden sind. Die Aktivität der ischiokruralen Muskeln war dagegen gering (13). Diese Mechanismen können als Erklärung für die hohe Inzidenz an Kreuzbandrupturen bei weiblichen Ballspielern dienen. Bewegungsanalysen haben gezeigt, dass Frauen nach einem Sprung aufrechter landen als Männer mit einem weniger gebeugten Knie- und Hüftgelenk (16), ferner halten weibliche Sportler das Knie vermehrt in Valgusposition. Auch bei Drehbewegungen haben Frauen eine aufrechtere Körperhaltung. Die Muskelmechanik begünstigt in dieser Position den M. quadrizeps. Zusätzlich ist der Hebelarm der ischiokruralen Muskulatur, die den Tibiakopf nach vorne sichert, verkürzt. Frauen erreichen bei der Landung nach einem Sprung einen durchschnittlichen Kniebeugewinkel von 17°; Männer erreichen einen Kniebeugewinkel von durchschnittlich 31° (37). Nach dem Bodenkontakt beim Landen erreichen Frauen den maximalen Kniebeugewinkel deutlich schneller als Männer. Auf diese Weise werden die Kräfte nach einem Sprung bei weiblichen Sportlern abrupter absorbiert als bei Männern (37). Chappell et al. (12) untersuchten das Sprungverhalten weiblicher und männlicher Sportler bei Stop-Sprüngen mittels Videoanalyse und Kraftmessplatte. Auch diese Untersuchungen zeigten, dass Frauen mit geringerem Kniebeugewinkel und in größerer Valgusstellung landen als Männer. In dieser Position kam es zu höheren vorderen Scherkräften, die das vordere Kreuzband unter Stress setzen können. Die Rolle der Quadrizepsmuskulatur Grood et al. (20) haben an Kniegelenken von Körperspendern gezeigt, dass eine Anspannung der Ansatzsehne des M. quadrizeps in allen Stellungen des Gelenkes zu einer Anspannung von Fasern des vorderen Kreuzbandes führt. Die Kräfte im vorderen Kreuzband nahmen mit abnehmender Beugung zu. Die Kräfte, die durch den M. quadrizeps im Kreuzband erzeugt werden, sind abhängig von der resultierenden Kraft, die den Tibiakopf nach vorn zieht. Diese Resultierende ist wiederum abhängig vom Winkel zwischen Patellarsehne und Tibiaschaft (34). Mit abnehmender Beugung soll sich die Resultierende, die den Tibiakopf nach vorne zieht, erhöhen (34). Auf diese Weise können bei einer exzentrischen Quadrizepskraft von 6 000 N Kräfte bis zu 2 000 N im vorderen Kreuzband entstehen (34). Diese Kräfte sind hoch genug, um ein vorderes Kreuzband zu zerreißen (20). De Morat et al. (14) simulierten an 13 Kniegelenken von Körperspendern eine Quadrizepskraft von 4 500 N in 20° Knieflexion. In 6 Kniegelenken kam es zur makroskopisch sichtbaren Ruptur des vorderen Kreuzbandes. In den übrigen Gelenken kam es zur Elongation. Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Übersichten Renström et al. (50) konnten zeigen, dass der Zug des M. quadrizeps femoris die Spannung im vorderen Kreuzband bei Kniewinkeln zwischen 0° und 45° deutlich steigerte. Abbildung 2: Schematische Darstellung des typiDiese Befunde schen Kreuzbandverletzungsmechanismus’ im Skistehen in Ein- sport. Nachgezeichnet nach (18) klang mit Kraftmessungen im vorderen Kreuzband (40). Experimentell konnte durch Zug am Ligamentum patellae (200 N) bereits bei 50° Flexion eine messbare Kraft im vorderen Kreuzband erzeugt werden (40). Mit zunehmender Streckung erhöht sich die im Band gemessene Kraft bis auf circa 207 N in voller Streckung (40). Diese Befunde konnten durch Spannungsmessungen über ein arthroskopisch implantiertes Messgerät bestätigt werden (10). Passive Kniebewegungen bewirkten nur eine geringe Spannungszunahme im vorderen Kreuzband. Bei Kontraktion des M. quadrizeps femoris kam es zwischen 10° und 48°-Flexion zu sehr hohen Spannungen. Bewegungsanalysen haben gezeigt, dass sich dass Kniegelenk während des Aufsetzen des Fußes bei den so genannten Risikomanövern (Landen nach einem Sprung, plötzliches Abstoppen, plötzliche Drehbewegungen) in einem durchschnittlichen Beugewinkel von 22° befindet (13). In dieser Gelenkstellung wird das vordere Kreuzband maximal belastet. Hinzu kommt, dass es sich beim Landen nach einem Sprung oder auch bei Richtungswechseln um eine exzentrische Quadrizepsaktionen handelt. Verschiedene Autoren konnten zeigen, dass bei exzentrischen Kontraktionen höhere Kräfte entstehen als bei konzentrischen (17). Protektiver Effekt der ischiokruralen Muskulatur Die ischiokruralen Muskeln sind zweigelenkige Muskeln; sie extendieren die Hüfte und flektieren das Knie. Bei fixiertem Fuß sichern die ischiokruralen Muskeln den Tibiakopf gegen die Verschiebung nach vorn und gelten als Antagonisten zum M. quadrizeps (Abb. 1). Die vektorielle Zerlegung der auf die Tibia wirkenden Kräfte zeigt, dass die ischiokrurale Muskulatur mit zunehmender Streckung ihre Wirksamkeit verliert, den Tibiakopf zu sichern. Außerdem wird die Kraftentfaltung der ischiokruralen Muskeln durch die Stellung des Hüftgelenkes beeinflusst. Bei gestrecktem Hüftgelenk werden sie weniger vorgedehnt und damit passiv insuffizient. Propriozeption, neuromuskuläre Kontrolle und funktionelle Stabilität Bei Tätigkeiten des täglichen Lebens entstehen im Kniegelenk Kräfte des ein- bis zweifachen Körpergewichtes. DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 153 Übersichten Kreuzbandruptur. Teil 1: Epidemiologie und Ursachen Im Sport werden Kräfte des 5-fachen Körpergewichtes erreicht. Biomechanische Studien haben gezeigt, dass der Bandapparat diese Kräfte allein nicht halten kann (1, 6, 19, 20). In der Sagittalebene kann die ischiokrurale Muskulatur ein Abweichen der Tibia nach vorn verhindern (vordere Schublade). Der M. quadrizeps wirkt dieser Kraft entgegen. Die Fähigkeit das Gelenk über das Zusammenspiel beider Muskelgruppen mit den passiven Stabilisatoren zu stabilisieren, wird als funktionelle Stabilität bezeichnet. Muskelaktivierung kann bewusst oder unbewusst erfolgen (36). Um ein Band zu schützen und somit eine Verletzung zu verhindern, ist neben Kraft und Wirkungsgrad auch die Zeit, in der ein Muskel seine Kraft entfaltet, von entscheidender Bedeutung. Die Zeit zwischen Stimulus (Unfall) und Aktionspotential wird als Muskelreaktionszeit oder Latenzzeit bezeichnet (36). Der Begriff „neuromuskuläre Kontrolle“ bezeichnet die unbewusste Aktivierung von dynamischen Stabilisatoren eines Gelenkes auf mechanische Stimuli. Propriozeption (afferente Informationen über die Stellung des Gelenkes) ist die sensorische Quelle für Informationen, die die neuromuskuläre Kontrolle eines Gelenkes ermöglichen (36). Propriozeptive Informationen werden von verschiedenen Mechanorezeptoren gemeldet, die in Muskeln, Gelenken (Bändern und Kapsel) und in der Haut vorkommen (Abb. 3). Das vordere Kreuzband selbst enthält im Verankerungsbereich an Femur und Tibia sowie im subsynovialen Bindegewebe zahlreiche Mechanorezeptoren (22). Die Propriozeption in den Kreuzbändern hat für die Kinematik des Kniegelenkes große mechanische Bedeutung (3, 4, 5, 30, 31, 32). Patienten mit einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes haben deutliche Schwierigkeiten, die Stellung ihres Kniegelenkes wahrzunehmen (8). Es gibt zahlreiche Hinweise, dass die Propriozeptoren im vorderen Kreuzband als Sensoren für die Gelenkstellung dienen und auf diese Weise den Tonus und die Aktivität der stabilisierenden Muskeln steuern (60). Durch elektrische Stimulation des vorderen Kreuzbandes während einer Arthroskopie konnten z.B. EMG-Signale im M. biceps femoris und im M. semitendinosus erzeugt werden (60). Beide Muskeln gehören zur ischiokruralen Muskulatur und wirken agonistisch zum vorderen Kreuzband, indem sie die Tibia nach hinten ziehen. Diese Befunde stehen in Einklang mit Beobachtungen von Beard et al. (8), nach denen es beim Auslösen der „vorderen Schublade“ zur Anspannung der ischiokruralen Muskulatur kommt. Bei Patienten mit rupturiertem vorderen Kreuzband bleibt dieser Reflex aus. Auf welcher Ebene dieser Kreuzbandreflex verschaltet ist, ist bisher unklar. Ein Teil der Informationen wird gleich auf spinaler Ebene weiterverarbeitet, ein weiterer Teil gelangt in das Zentralnervensystem, wo die Informationen überwiegend im Kleinhirn weiterverarbeitet werden. Hier werden außerdem Informationen des visuellen und vestibulären Systems gesammelt. Die motorische Kontrolle erfolgt auf drei Ebenen: Spinale Reflexe, Hirnstamm-Kontrolle und kognitive Programme (36). Die Reflexaktivierung von afferenten α- oder γ-Moto- 154 neuronen durch Propriozeptoren spielt eine große Rolle für die neuromuskuläre Kontrolle. γ-Motoneurone kontrollieren über die Muskelspindelorgane die Steifheit des Muskels (36). Als Muskelsteifheit (Stiffness) wird das Verhältnis von Kraft zur Längenänderung bezeichnet (36). Je steifer ein Muskel, desto mehr Energie einer destabilisierenden Kraft kann er absorbieren. Da steifere Muskeln eine Last schneller auf die Spindelorgane übertragen können, wird auf diese Weise auch die elektromechanische Verzögerung reduziert. Durch Voraktivierung kann die Steifigkeit schon vor Einsetzen eines destabilisierenden Auslösers helfen, das Knie zu schützen. Geschlechtsspezifische neuromuskuläre, propriozeptive und kinematische Unterschiede Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Muskelkraft sind im Wesentlichen auf Unterschiede in der Muskelmasse zurückzuführen (9). Je mehr Kraft ein Muskel entfalten kann, desto besser kann er das entsprechende Gelenk schützen. Weiterhin gibt es Hinweise, dass auch effektivere kontraktile Eigenschaften die geschlechtsspezifischen Kraftunterschiede bedingen (35). Rozzi et al. (52) haben gezeigt, dass weibliche Sportler eine höhere Gelenklaxizität als männliche Sportler aufweisen und gleichzeitig einen schlechteren Gelenkstellungssinn besitzen. Diese Arbeitsgruppe zog aus diesen Befunden die Schlussfolgerung, dass eine hohe Gelenklaxizität verminderte propriozeptive Eigenschaften bedingt und das Knie auf diese Weise nicht vor schädigenden Kräften geschützt werden kann (52). Auch die Aktivierung der das Kniegelenk stabilisierenden Muskeln weist geschlechts-spezifische Unterschiede auf. Weibliche Sportler scheinen sich hinsichtlich der Aktivierungsmuster der Kniegelenksmuskulatur von männlichen Sportlern zu unterscheiden. Huston und Woitys (27) beobachteten, dass weibliche Hochleistungssportler bei einer experimentellen vorderen tibialen Translation (Verletzungsreiz) mit einer Aktivierung des M. quadrizeps antworteten (Quadrizeps-Dominanz). Bei männlichen Sportlern sowie untrainierten Kontrollpersonen (weiblich und männlich) kam es zu einer Aktivierung der ischiokruralen Muskulatur. Hewett et al. (25) konnten zeigen, dass männliche Athleten die Knieflexoren beim Landen nach einem Sprung im Vergleich zu weiblichen Athleten signifikant schneller aktivieren. Biomechanische Analysen haben ergeben, dass auf diese Weise sehr hohe Bodenreaktionskräfte entstehen (25). Die Befunde zu den geschlechtsspezifischen Unterschieden der neuromuskulären und propriozeptiven Funktionen dienten der Entwicklung von Präventionsstrategien zur Verhinderung von Kreuzbandverletzungen. Durch ein spezielles Sprungtraining konnte die muskuläre Dysbalance zwischen M. quadrizeps und ischiokruraler Muskulatur beseitigt und die Aktivität der ischiokruralen Muskulatur gesteigert werden (25). DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Kreuzbandruptur. Teil 1: Epidemiologie und Ursachen Verschiedene Studien haben gezeigt, dass eine schnelle Aktivierung der ischiokruralen Muskulatur auf einen Verletzungsreiz einen wichtigen Beitrag zur funktionellen Sicherung des Kniegelenkes leistet (1, 6, 21, 28, 57). Zusammenfassung Geschlechtsspezifische neuromuskuläre Unterschiede sowie geschlechtsspezifische Bewegungsmuster in Risikosituationen sind wesentliche Faktoren für die hohe Inzidenz von Rupturen des vorderen Kreuzbandes beim weiblichen Tabelle: Fazit für die Praxis • Kreuzbandrupturen kommen im Ballsport bei weiblichen Sportlern etwa 2,4 bis 9,5 mal häufiger vor als bei Männern. • 70 % der Verletzungen entstehen in Nicht-Kontakt-Situationen • Verletzungssituation: Landung nach einem Sprung und während schneller Richtungswechsel. • Stellung des Kniegelenkes: Leichte Beugung, in Valgus- und Außenrotationsstellung, Körperschwerpunkt hinter dem Kniegelenk • Kontraktion des M. quadrizeps kann zur Ruptur des vorderen Kreuzbandes • Frauen landen nach einem Sprung aufrechter mit einem nur wenig gebeugten Kniegelenk. • Frauen sind häufig quadrizepsdominant. Andererseits gibt es Hinweise, dass die Bandlaxizität und die muskulotendinöse Steifigkeit durch geschlechtspezifische hormonelle Unterschiede beeinflusst werden Athleten. Inwieweit diese Unterschiede durch anatomische oder hormonelle Faktoren bedingt sind, ist unklar. Wahrscheinlich spielt beides eine Rolle. Die praktische Relevanz dieser Befunde liegt darin, dass durch eine systematische Modifikation dieser Bewegungsmuster Ansätze zur Prävention von Kreuzbandverletzungen gegeben sind. Literatur 1. Aune AK, Ekeland A, Nordsletten L: Effect of quadrizceps or hamstring contraction on the anterior shear force to anterior cruciate ligament failure: An in vivo study in the rat. Acta Orthop Scand 66 (1995) 261-265. 2. Arendt E, Dick R: Knee injury pattern among men and women in collegiate basketball and soccer: NCAA data and review of literature. Am J Sports Med 23 (1995) 695-701. 3. Barrack RL, Skinner HB, Brunet ME, Cook SD: Joint laxity and proprioception in the knee. 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Part 2: Prevention Strategies and Prevention Programs 1 2 Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Münster Funktionsbereich Bewegungsanalytik, Klinik für Allgemeine Orthopädie, Universitätsklinikum Münster Zusammenfassung Summary In den letzten Jahren wurden verschiedene Präventionsstrategien zur Verhinderung von Kreuzbandverletzungen entwickelt. Dabei verfolgen die einzelnen Präventionsprogramme unterschiedliche Ansätze: 1. Aufklärung und Modifikation von gefährdenden Bewegungen (z.B. Henning Program, Vermont ACL Prevention Program). Dabei werden die Sportler über die Risikobewegungen aufgeklärt, und es wird trainiert, wie diese Situationen vermieden werden können. 2. Propriozeptionstraining (z.B. das Caraffa-Programm). Bei italienischen Profi-Fußballern konnte die Anzahl der Kreuzbandverletzungen mit einem Propriozeptionstraining auf dem Balancebrett signifikant reduziert werden. Eine schwedische Studie an heranwachsenden weiblichen Fußballspielerinnen konnte diesen Effekt nicht zeigen. 3. Gezieltes Sprungtraining (z.B. „Cincinatti-Sportsmetric-Program“). Bei diesem Präventionsansatz erfolgt ein zeitlich gestaffeltes Sprungund Krafttraining. 4. Kombinationsprogramme. Diese Programme vereinigen Elemente aus allen vorherigen drei genannten Präventionsansätzen. Ein einheitliches Präventionsprogramm gibt es bisher nicht. Möglicherweise ist der Präventionseffekt bei einer Kombination der unterschiedlichen Programme am größten. Female athletes tend to be more upright with a slightly flexed knee when cutting and landing. The muscle mechanics in this position favour the quadriceps while denying a favourable position for the hamstrings to counteract the quadriceps. Additionally, women also have greater quadriceps activation. Various studies have shown that specific training programs can significantly reduce the incidence of ACL injuries: 1. Information about injury mechanism (eg. Henning Program, Vermont ACL Prevention Program). The athletes are trained how to prevent situations which put them at risk for injury. 2. Proprioception (eg. Caraffa Program). In male professional soccer players, Caraffa showed that incorporation of proprioceptive skills such as balance board exercises into pre-season conditioning program is able to significantly reduce the ACL injury rate. 3. Jump training (e.g. the Cincinatti Sportsmetric Program). This program includes a temporary staggered jump training. 4. Combination Programs. These programs include elements of all three of the above programs. A universal prevention strategy is not known at the moment, but there is evidence that a combination of different strategies maximizes the effect. Schlüsselwörter: Verletzungsmechanismen, Nicht-KontaktVerletzungen, Präventionsprogramme, Ballsport, Vorderes Kreuzband Key words: Injury mechanism, Non-contact injury, Preventionprograms, Ball sport, Anterior cruciate ligament Einleitung Das vordere Kreuzband ist bei einer Knieverletzung die am häufigsten betroffene Bandstruktur (20). Die Inzidenz der Kreuzbandruptur wird auf 1:3 500 in der Allgemeinbevölkerung geschätzt (7, 25). Diese Zunahme ist eine Folge des erhöhten Freizeitangebotes und des erhöhten Aktivitätsbewusstseins unserer Gesellschaft. Insbesondere Ballsportarten erfreuen sich großer Beliebtheit. Aufgrund der spieltypischen Sprung- und Abbremsbewegungen kommen Kreuzbandrupturen im Ballsport vergleichsweise häufig vor. Da das vordere Kreuzband eine wichtige Funktion für die Kinematik des Kniegelenkes hat, bedeutet eine Kreuzbandruptur ernste Konsequenzen für den betroffenen Sportler. Eine chronische Instabilität kann die sportliche Leistungsfähigkeit unmittelbar beinträchtigen. Langfristig führen rezidivierende Subluxationsereignisse zu Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Meniskus- und Knorpelschäden (7). Die Inzidenz der Osteoarthrose ist bei Sportlerinnen mit einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes deutlich erhöht (24). Lohmander et al. (24) untersuchten 103 Fußballspielerinnen 12 Jahre nach einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes. 82 % dieser Spielerinnen wiesen nach dieser Zeit radiologische Arthrosezeichen am verletzten Knie auf (24). Eine operative Rekonstruktion hatte in dieser Studie keinen Einfluss auf die Inzidenz der Arthrose. Offensichtlich haben Meniskusund Knorpelverletzungen, die bei dem initialen Kniegelenkstrauma entstehen einen Einfluss auf die Entstehung der Osteoarthrose (Abb. 1). Diese Faktoren können durch eine Kreuzbandersatzplastik nicht beeinflusst werden. Mit dieser Operation kann nur die Instabilität behandelt werden. Andererseits sind Kreuzbandplastiken technisch anspruchsvolle Operationen. Operationsfehler wie z.B. eine falsche Platzierung der Bohrkanäle kann die Mechanik des Kniegelenkes nachhaltig negativ beeinflussen. DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 157 Übersichten Kreuzbandruptur. Teil 2: Prävention Aus diesem Grunde sollte die Prävention von Kreuzbandrupturen höchste Priorität bei Sportlern, Trainern und Physiotherapeuten haben. In den letzten Jahren wurden verschiedene Strategien zur Prävention von Kreuzbandrupturen entwickelt. Für die geringe Beachtung dieser Präventionsprogramme in Deutschland können verschiedene Gründe ursächlich sein. Einerseits sind Präventionsmaßnahmen zeitaufwändig. Daher ist die Bereitschaft der Trainer und Spieler, kostbare Trainingszeit dafür zu opfern, oftmals gering. Andererseits wurde der überwiegende Teil der Präventionsstrategien erst in den letzten Jahren entwickelt und ist vielen Trainern, Sportärzten und Physiotherapeuten nicht bekannt, da sie noch nicht Gegenstand der Ausbildungsstrategien zur Erlangung der Trainerlizenz sind. Eine Metaanalyse, in der unterschiedliche Präventionsmaßnahmen zur Verhinderung von Kniegelenksverletzungen verglichen werden, kommt zu dem Ergebnis, dass eine wissenschaftliche Evidenz hinsichtlich der Effektivität bisher nur für Präventionstrainingsprogramme vorliegt (36). Auch wenn sich die Verwendung von Orthesen im Leistungssport einer großen Beliebtheit erfreut, sind die Angaben hinsichtlich des prophylaktischen Effektes von Kniegelenksorthesen widersprüchlich. Daher ist es Ziel dieses Beitrages, einen Literaturüberblick über aktuelle Präventionstrainingsprogramme zur Verhinderung von Kreuzbandrupturen zu geben. Allgemeine Trainingsmodifikationen zur Verletzungsprävention Bereits Anfang der 80er Jahre wurde von Ekstrand et al. (8) ein Trainingsprogamm zur Verletzungsprävention vorgestellt. Das Programm wurde in einer randomisierten Studie an 12 männlichen Senioren-Fußballteams in Schweden getestet. Das komplexe Programm bestand aus verschiedenen Komponenten: 1. Korrektur falscher Trainingsabläufe 2. Verbesserung der Ausrüstung 3. Prophylaktisches Tapen der Sprunggelenke von verletzten Spielern 4. Kontrollierte Rehabilitation verletzter Spieler 5. Ausschluss von Spielern mit einer schweren Instabilität 6. Aufklärung über Verletzungsmechanismen und Animation zum fair play 7. Aufklärung der Mannschaftsärzte und Physiotherapeuten. Mit diesem Präventionsprogramm konnten die Verletzungen in der Interventionsgruppe um 75 % verringert werden. Ein Effekt auf die Inzidenz von Knieverletzungen oder sogar von Kreuzbandverletzungen konnte mit diesem Ansatz jedoch nicht festgestellt werden (8). Heidt et al. (15) haben an 300 weiblichen Fußballspielerinnen den Effekt eines 7-wöchigen Präventionsprogrammes in der Vorsaison getestet. Dieses Programm setzt sich aus folgenden Komponenten zusammen: 158 Abbildung 1: Vordere Kreuzband-Verletzungs-Kaskade 1. Sportspezifisches kardiovaskuläres Konditionstraining 2. Plyometrische Übungen 3. Krafttraining 4. Flexibilitätsübungen. Mit diesem 7-wöchigen Programm verletzten sich nur 14 % der Spielerinnen der Interventionsgruppe und 33,7 % der Kontrollgruppe. Ein weiteres komplexes Präventionsprogramm für den Fußballsport wurde erst kürzlich von Junge et al. (21) für jugendliche Spieler im Amateurbereich vorgestellt. Dieses Programm beinhaltet folgende Aspekte: 1. Regelmäßiges Aufwärmen und kontrolliertes Abkühlen 2. Tapen von instabilen Sprunggelenken 3. Adäquate Rehabilitation verletzter Spieler 4. Aufklärung über Verletzungsmechanismen und Motivation zum fair play. Außerdem enthält dieses Programm im Gegensatz zu den vorher genannten Programmen Übungen zur Stabilisierung des Sprung- und Kniegelenkes und zur Verbesserung von Koordination, Reaktionszeit und Ausdauer. Mit diesem Programm konnten in der Interventionsgruppe 21 % weniger Verletzungen als in der Kontrollgruppe erzielt werden. Von diesen unspezifischen Präventionsprogrammen müssen spezifische Programme unterschieden werden, die speziell für die Verhinderung von Kniegelenksverletzungen entwickelt wurden (4, 13, 17, 27, 29). Dabei kann man die einzelnen Strategien und Programme aufgrund ihrer unterschiedlichen Ansätze unterscheiden (Tab. 1): 1. Aufklärung über Verletzungsmechanismen und Modifikation gefährdender Bewegungsmuster (13) 2. Programme zur Verbesserung der Propriozeption (4) 3. Neuromuskuläres Training zur Optimierung der inter- und intramuskulären Koordination (17) 4. Kombinationsprogramme (27, 29). Ziel des zweiten Teils unseres Beitrages ist es, einen Literaturüberblick über Präventionstrategien zur Verhinderung von Kniegelenksverletzungen im Ballsport zu geben. DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Rupturen des vorderen Kreuzbandes. Teil 2 Übersichten Tabelle 1: Übersicht über spezifische “Knieverletzungs-Präventionsprogramme” Name des Programmes und Autor Prinzip Probanden Sportart Ergebnisse Weitere Informationen Henningprogramm (Grifis 2000) Aufklärung und Bewegungsmodifikation 2 weibliche Basketballteams Basketball Reduktion von VKB Rupturen um 89% Dean Griffis 240 South Forest View Ct. Wichita, KS 67235, USA Vermont ACL Prevention Program Ettlinger et al. (1995) Aufklärung und Bewegungsmodifikation 4700 Skilehrer/innen und Pistenpatrols Alpin-Ski Reduktion schwerer Knieverletungen um 62% Vermont Safety Research PO Box 85 Underhill Center, VT 0590, USA Caraffa-Programm (Caraffa et al. 1996) Propriozeptionstraining 300 männliche Profifußballspieler Fußball Trainingsgruppe 10 VKB Rupturen Kontrollgruppe 70 VKB Rupturen A Caraffa Orthopaedic Clinic S. Maria Hosptal University of Perugia I-05106 Terni, Italy Södermann-Studie (Södermann et a. 2000) Propriozeptionstraining 121 jugendliche weibliche Athleten, Kontrollgruppe 100 jugendliche weibliche Athleten Fußball kein signifikannter Unterschied hinsichtlich der Verletzungshäufigkeit zwischen beiden Gruppen. Cincinatti Sportsmetric Program (Hewett et al. 1999) Sprungtraining mit Dehnübngen 1263 weibliche Probanden (Fußball, Volleyball, Basketball) Fußball, Basket ball, Volleyball Trainingsgruppe 2 VKB Rupturen Kontrollgruppe 10 VKB Rupturen Cincinatti Sportsmetric Research and Education Foundation 311 Straght Street Cincinatti, OH 45219 Norwegisches HandballPräventionsprogramm (Myklebust et al. 2003) Aufklärung und Bewegungsmodifikation, Propriozeptionstraining und Sprungtraining 52-60 weibliche Handballmanschaften Handball NichtPräventionssaison: 29 VKB Rupturen 1. Präventionssaison: 23 VKB Rupturen, 2. Präventionssaison: 17 VKB Rupturen www.ostrc.no Deutsches Handball Präventionsprogramm (Petersen et al. 2005) Aufklärung und Bewegungsmodifikation, Propriozeptionstraining und Sprungtraining Weibliche Athleten Handball Trainingsgruppe 1 VKB Ruptur Kontrollgruppe 5 VKB Rupturen www.klinikum.unimuenster.de/institute/u hchir/ PEP Programm Aufklärung und Bewegungsmodifikation, Propriozeptionstraining Weibliche Athleten, (833 Athleten in der Kontrollgruppe und 561 Athleten in der Interventionsgruppe) Fußball Interventionsgruppe : 7 VKB-Rupturen (Verletzungsrate 0.15), Kontrollgruppe 19 VKB Rupturen (0.28) Mrs. Holly Silvers (PT) [email protected] Aufklärung über Verletzungsmechanismen und Modifikation gefährdender Bewegungsmuster Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass Kreuzbandrupturen (VKB) im Ballsport bei weiblichen Sportlern etwa 2,4 bis 9,5 mal häufiger vorkommen als bei Männern (11). Als Grund für diese hohe Inzidenz werden im Schrifttum vor allem geschlechtsspezifische Unterschiede bei sportspezifischen Bewegungen gesehen (18). Kreuzbandrisse entstehen im Ballsport am häufigsten bei der Landung nach einem Sprung und während schneller Richtungswechsel entstehen (28, 34). Videoanalysen ergaben, dass sich das Kniegelenk zur Zeit der Verletzung am häufigsten in leichter Beugung, in Valgus- und Außenrotationsstellung befindet (34). In dieser KnieposiJahrgang 56, Nr. 6 (2005) tion ist die Spannung im vorderen Kreuzband sehr hoch und die muskulären Agonisten des vorderen Kreuzbandes, die ischiokruralen Muskeln, haben einen ungünstigen Hebelarm, um das Tibiaplateau zu sichern. Außerdem soll es zu einem Impingement am lateralen Femurcondylus kommen (28). Der Körperschwerpunkt liegt zum Zeitpunkt der Verletzung hinter dem Kniegelenk. In dieser Situation muss die Hüfte schnell flektiert werden, um den Körperschwerpunkt nach vorne zu bringen. Bei dieser Bewegung kommt es zur schnellen Kontraktion des M. quadrizeps, dem muskulären Antagonisten des vorderen Kreuzbandes. Eine plötzliche Anspannung dieses Muskels kann bei diesen Kraftverhältnissen der Hebelarme zur Ruptur des vorderen Kreuzbandes führen. Bewegungsanalysen haben gezeigt, dass weibliche Athleten nach einem Sprung in einer aufrechteren Position landen als Männer mit einem weniger gebeugten Knie- DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 159 Übersichten Kreuzbandruptur. Teil 2: Prävention und Hüftgelenk. Außerdem halten weibliche Sportler das Knie vermehrt in Valgus-Position. Auch bei Drehbewegungen haben Frauen eine aufrechtere Körperhaltung. Frauen erreichen nach dem Landen nach einem Sprung einen durchschnittlichen Kniebeugewinkel von 17°; Männer hingegen einen Kniebeugewinkel von durchschnittlich 31° (23). Nach dem Bodenkontakt beim Landen erreichen Frauen den maximalen Kniebeugewinkel deutlich schneller als Männer. Auf diese Weise werden die Kräfte nach einem Sprung bei weiblichen Sportlern abrupter absorbiert als bei Männern (23). Videonanalysen haben gezeigt, dass sich das Kniegelenk bei der Entstehung einer Kreuzbandruptur in nur geringer Beugestellung befindet, der Körperschwerpunkt liegt hinter dem Knie, der Unterschenkel ist außenrotiert und das Knie befindet sich im Valgus. Die Muskelmechanik begünstigt in dieser Position den M. quadrizeps. Zusätzlich ist der Hebelarm der ischiokruralen Muskulatur, die den Tibiakopf nach vorne sichert, verkürzt. Aus diesen Beobachtungen und Befunden ergaben sich Hinweise auf Strategien zur Prävention von Knieverletzungen bei weiblichen Sportlern. Lephardt et al. (23) konnten mittels Bewegungsanalysen zeigen, dass diese „gefährlichen“ Bewegungsmuster durch geeignete Übungen unter Anleitung verändert werden können. Nach Angaben von Cowling et al. (6) reichen verbale Instruktionen, um den Kniebeugewinkel bei der Landung signifikant zu erhöhen. Dieser Ansatz zur Prävention von Kniegelenksverletzungen wurde erstmals jedoch von Henning beschrieben. Das „Henning Program“ wurde zur Verhinderung von Kreuzbandverletzungen im Basketball entwickelt. Es zielt darauf ab, Bewegungsmuster zu modifizieren und auf diese Weise verletzungsanfällige Gelenkstellungen zu vermeiden. Das sogenannte „plant and cut“-Manöver soll als runde Bewegung in Einzelschritten durchgeführt werden. Bei der Landung nach einem Sprung soll das Knie gebeugt und nicht gestreckt sein, das Abstoppen soll nicht mit geradem Knie, sondern durch mehrere kleine Schritte erfolgen. Diese Präventionsstrategien sollen den Sportlern durch einen Videofilm nähergebracht werden. Henning hat dieses Programm an 2 Basketballmannschaften getestet. In Team A sind in den 2 Jahren, bevor das Präventionstraining begonnen wurde, 5 VKB-Rupturen aufgetreten. In Team B sind in den letzten 2 Jahren 9 Rupturen des vorderen Kreuzbandes aufgetreten. Nach Einführung des „Henning Programs“ sank die Prävalenz in Team A auf 2 VKB-Rupturen in 8 Jahren und in Team B auf eine VKB-Ruptur in 3 Jahren (13). Leider wurden diese Ergebnisse nur in Form eines Abstracts und nicht als Originalartikel publiziert. Außerdem ist das Studiendesign aufgrund der geringen Probandenzahl unzureichend und erlaubt daher keine endgültigen Aussagen. Die von Henning beschriebenen Präventionsansätze wurden später jedoch in verschiedenen Präventionsansätzen aufgegriffen (17, 27, 29). 160 Ein weitere Studie aus dem Skisport zeigt, dass Aufklärung über die Verletzungsmechanismen präventiv wirken kann. Jede fünfte alpine Rennläuferin erleidet eine VKB-Ruptur, und die Inzidenz von VKB-Rupturen ist bei weiblichen Athletinnen im Skisport um den Faktor 3,1 erhöht. Der Großteil der VKB-Verletzungen entsteht im Skisport in einer Situation, in der das Kniegelenk stark flektiert ist, sich der Körperschwerpunkt hinter dem Knie befindet und der Unterschenkel innenrotiert ist. Dieser Mechanismus ist im Schrifttum auch als „Phantomfußmechanismus“ bekannt (9). Aufgrund dieser Daten wurde das „Vermont ACL Prevention Program“ entwickelt. Bei diesem Programm werden die Probanden mit Videos konfrontiert, die typische VKB-Verletzungssituationen im Skisport zeigen. Diese Videos sollen die Probanden zur Entwicklung eigener Präventionsansätze stimulieren (9). Die Videos sollen helfen, gefährliche Situationen zu erkennen und eine Antwort auf den Verletzungsreiz in Beinahe-Verletzungs-Situationen zu entwickeln. In der Saison 1993/94 nahmen 4 700 Skilehrer/innen und „PistenPatrols“ in den USA an diesem Programm teil. Durch dieses Programm konnten ernste Kniegelenksverletzungen um 62 % reduziert werden (9). Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass erste Hinweise dafür bestehen, dass durch Aufklärung über Verletzungsmechanismen und die Modifikation gefährdender Bewegungsmuster Kniegelenksverletzungen verhindert werden können. Propriozeptionstraining Propriozeption (afferente Informationen über die Stellung des Gelenkes) ist die sensorische Quelle für Informationen, die die neuromuskuläre Kontrolle eines Gelenkes ermöglichen (22). Propriozeptive Informationen werden von verschiedenen Mechanorezeptoren gemeldet, die in Muskeln, Gelenken (Bändern und Kapsel) und in der Haut vorkommen. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Inzidenz von Sprunggelenksverletzungen durch „propriozeptive“ Übungen auf einem Balancebrett deutlich gesenkt werden kann (2, 37, 38). Die Angaben im Schrifttum hinsichtlich des Effektes von Propriozeptionsübungen auf die Inzidenz von Kreuzbandverletzungen sind jedoch widersprüchlich. Caraffa et al. (4) konnten an 300 professionellen männlichen Fußballspielern zeigen, dass Übungen auf einem Balancebrett die Rate an Kreuzbandrupturen signifikant senken kann. In der Trainingsgruppe (n=300) kam es zu 10 Kreuzbandrupturen, in der Kontrollgruppe (n=300) kam es zu 70 Kreuzbandrupturen. Diese Studie ist die einzige Studie, die zeigt, dass Propriozeptionsübungen am Kniegelenk wirksam sind und auch bei männlichen Spielern nützlich sind. Wedderkopp et al. (39) haben ein Interventionsprogramm unter Verwendung von Balancebrettern an jugendlichen weiblichen Handballspielerinnen untersucht. Zusätzlich wurden Kräftigungsübungen durchgeführt. In dieser Studie konnten 78 % der Verletzungen mit dem Programm verhindert werden. Um den Effekt der Balanceübungen hinsichtlich DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Kreuzbandruptur. Teil 2: Prävention Übersichten Tabelle 2: Das Deutsche Handball-Verletzungs-Präventionstraining Propriozeptionsübungen 1. Stufe (1. Woche) Einbeinstand und handballspezifische Wurfübungen (auf achsengerechte Ausrichtung des Kniegelenkes achten, Knie in leichter Beugung, keine Außenrotation), evtl. Übungen mit geschlossenen Augen 2. Stufe (2. Woche) Rundes Wackelbrett: Erst beidbeining, dann einbeinig, gegensätzliche Bewegungen von Stand- und Spielbein, Leichte Wurfübungen mit Partner Sprungübungen Saltomatte: Sprünge auf der Matte (erst beidbeinig, dann einbeinig), später mit handballspezifischen Wurfübungen. Körperkontrolle durch den Trainer: Landen auf dem Vorfuß, Knie über den Zehen 3.Stufe (3. Woche) Rundes Wackelbrett, längliches Wackelbrett: Einbeinig (abwechselnd links und rechts) und Wurfübungen mit Partner Saltomatte: Sprünge vom Boden auf die Matte (erst beidbeinig, dann einbeinig), später mit handballspezifischen Wurfübungen. 4.Stufe (4. Woche) Rundes Wackelbrett, längliches Wackelbrett: Einbeinig (abwechselnd links und rechts) und Wurfübungen mit Partner Saltomatte: Sprünge vom Kasten auf die Matte (erst beidbeinig, dann einbeinig), später mit handballspezifischen Wurfübungen. 5.Stufe (5. Woche) Rundes Wackelbrett, längliches Wackelbrett: Einbeinig und Wurfübungen mit Partner, zusätzlich Übungen bei denen der Spieler durch seinen Partner aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Saltomatte: Sprünge vom Kasten auf die Matte (erst beidbeinig, dann einbeinig), später mit handballspezifischen Wurfübungen. 6.Stufe (6. Woche) Rundes Wackelbrett, längliches Wackelbrett: Einbeinig (abwechselnd links und rechts), geschlossenen Augen und Wurfübungen mit Partner Saltomatte: Sprünge vom Kasten auf die Matte, handballspezifische Wurfübungen, geschlossene Augen. des präventiven Trainingseffektes zu evaluieren, verglichen Wedderkopp et al. (40) in einer Folgestudie zwei verschiedene Präventionsprogamme miteinander (16 Handballmannschaften mit weiblichen Spielern). In einer Gruppe wurden standardisierte Kräftigungsübungen mit Balanceübungen kombiniert. In der Kontrollgruppe wurden nur Kräftigungsübungen durchgeführt. Die allgemeine Verletzungsinzidenz betrug in der Balancebrettgruppe 2,4 Verletzungen/1 000 Spielstunden und in der Kontrollgruppe 6,9 Verletzungen/1 000 Spielstunden. Aufgrund der Probandenzahl konnten keine Aussagen zur Inzidenz von Kniegelenksverletzungen gemacht werden. Zu einem gegenteiligen Ergebnis kamen Söderman et al. (30). Diese Arbeitsgruppe hat ein Balancebretttraining an 121 jugendlichen weiblichen Fußballspielerinnen getestet (30). Einhundert weitere Spielerinnen dienten als Kontrollgruppe. Beide Gruppen wurden über eine Spielsaison beobachtet. Zum Ende der Saison bestand kein signifikannter Unterschied hinsichtlich der Verletzungshäufigkeit zwischen beiden Gruppen. Die Rate schwerer Verletzungen war in der Interventionsgruppe sogar deutlich höher (8 versus 1). Vier von 5 Rupturen des vorderen Kreuzbandes kamen in der Interventionsgruppe vor. Nur unter Spielerinnen, die innerhalb der letzten drei Monate vor Studienbeginn eine Verletzung erlitten, kam es zu signifikant weniger Verletzungen in der Interventionsgruppe. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die derzeitige Datenlage für den Einsatz von Balancebrettern spricht. Die allgemeine Verletzungsinzidenz und die Rate von Verletzungen des oberen Sprunggelenkes (OSG) kann mit einem Balancebretttraining reduziert werden. Ob das Training auf Balancebrettern jedoch einen Effekt auf Kniegelenksverletzungen hat, ist nicht eindeutig gesichert und bedarf weiterer Forschung. Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Sprungübungen (neuromuskuläres Training) Auch die Aktivierung der das Kniegelenk stabilisierenden Muskeln weist geschlechtsspezifische Unterschiede auf. Weibliche Sportler scheinen sich hinsichtlich der Aktivierungsmuster der Kniegelenksmuskulatur von männlichen Sportlern zu unterscheiden. Huston und Woitys (18) beobachteten, dass weibliche Hochleistungssportler bei einer experimentellen vorderen tibialen Translation (Verletzungsreiz) mit einer Aktivierung des M. quadrizeps antworteten (Quadrizeps-Dominanz). Bei männlichen Sportlern sowie untrainierten Kontrollpersonen (weibl. und männl.) kam es zu einer Aktivierung der ischiokruralen Muskulatur. Hewett et al. (16) konnten zeigen, dass männliche Athleten die Knieflexoren beim Landen nach einem Sprung im Vergleich zu weiblichen Athleten signifikant schneller aktivieren. Biomechanische Analysen haben ergeben, dass auf diese Weise sehr hohe Bodenreaktionskräfte entstehen (16). Durch ein spezielles Sprungtraining konnte die muskuläre Dysbalance zwischen M. quadrizeps und ischiokruraler Muskulatur jedoch beseitigt und die Aktivität der ischiokruralen Muskulatur gesteigert werden (16). Verschiedene Studien haben gezeigt, dass eine schnelle Aktivierung der ischiocruralen Muskulatur auf einen Verletzungsreiz einen wichtigen Beitrag zur funktionellen Sicherung des Kniegelenkes leistet (1, 3, 14, 31). Diese Ergebnisse dienten Hewett et al. (16) zur Etablierung eines spezifischen Sprungtraining-Programmes zur Verbesserung der neuromuskulären Kontrolle des Kniegelenkes. Dieses Programm wurde als „Cincinatti Sportsmetric Training Program“ an 1 263 Probanden (Fußball, Volleyball, Basketball) getestet (17). DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 161 Übersichten Kreuzbandruptur. Teil 2: Prävention Wichtig ist bei diesem Programm die Bewegungskontrolle, um gefährdende Bewegungsmuster zu eliminieren. Die Bewegungskontrolle richtet sich nach den von Henning (1990) angegebenen Prinzipien. Das Programm dauert 6 Wochen und wird in der Vorsaison 3x pro Woche durchgeführt. Es besteht aus verschiedenen Sprungübungen, deren Kom– plexität sich zunehmend steigert. Vor den Sprungübungen wurden für 15-20 Min. Dehnübungen durchgeführt. In dieser Studie erlitten in der Trainingsgruppe nur 2 Spielerinnen eine ernste Verletzung im Gegensatz zu 10 Spielerinnen in der Kontrollgruppe. Die relative Verletzungsinzidenz betrug in der Interventionsgruppe 0,12 und in der Kontrollgruppe 0,43. Hewetts Arbeiten (16, 17) zeigen, dass gezielte Sprungübungen die Balance von Beuge- und Streckmuskeln verbessern. Wichtig scheinen auch bei diesen Übungen die von Henning postulierten Grundsätze zur Verletzungsprävention zu sein. Kombinationsprogramme Die positiven Erfahrungen mit den einzelnen Präventionsmaßnahmen haben nahegelegt, diese miteinander zu kombinieren (Tab. 1). Ein Merkmal dieser Programme ist, dass sie durch die Integration sportartspezifischer Übungen auf einzelne Abbildung 2: Typische Propriozeptionsübung auf weichem Balacebrett. Diese Balancebretter sind im Handel erhältlich Sportarten zugeschnitten sind. Bislang wurden solche Programme für den Handball- und Fußballsport entwickelt. Handball Myklebust et al. (27) haben ein solches Programm in Norwegen etabliert und im Rahmen einer prospektiven Studie an weiblichen Handballmannschaften getestet. Das Programm beinhaltet ein nach seiner Schwierigkeit gestaffeltes Balance- und Sprungtraining. Die Balanceübungen werden auf Balancebrettern oder Airex-Matten mit oder ohne Partner sowie mit und ohne Ball durchgeführt. Bei den Sprungübungen erfolgt die Landung teilweise auf einer Matte, um einen Unsicherheitsfaktor zu erzeugen. Bei den Übungen soll die Stellung der unteren Extremität nach den von Henning angegebenen Prinzipien kontrolliert werden. Das Programm wurde über 3 Wettkampfperioden an 153 Athletinnen getestet. In der Saison, in der das Präventionstraining nicht durchgeführt wurde, ereigneten sich 29 Rupturen des vorderen Kreuzbandes; in der ersten Interventionssaison ereigneten sich 23 VKB-Rupturen, der zweiten Interventionssaison kamen nur 17 VKB-Rupturen vor. Eine 162 weitere wichtige Beobachtung dieser Studie war, dass die Compliance bei Trainern und Spielern kontinuierlich über den Studienzeitraum abnahm (27). Ein ähnliches Präventionsprogramm wurde parallel von unserer Arbeitsgruppe entwickelt (29). Dieses Präventionsprogramm setzt sich aus folgenden Komponenten zusammen (Tab. 2): 1. Aufklärung: Es erfolgt eine Aufklärung der Mannschaft über die Verletzungsmechanismen an der unteren Extremität im Ballsport 2. Propriozeptionstraining: Das Propriozeptionstraining beinhaltet Übungen auf einem käuflich erwerblichen Balancebrett (Abb. 2). Innerhalb der 8-wöchigen Vorbereitungsphase erfolgt ein in seiner Schwierigkeit gestaffeltes Trainingsprogramm (Tab. 2). Anfangs wurden Übungen im beidbeinigen Stand durchgeführt, später einbeinig und unter Verwendung eines Wackelbrettes. Frühzeitig erfolgte der Einsatz des Balles in Form einfacher Wurfübungen mit dem Partner. Der höchste Schwierigkeitsgrad beinhaltet Übungen mit Abbildung 3: Typische Sprungübung geschlossenen Augen mit vom Kasten auf eine WeichbodenmatDas Knie soll bei der Landung geund ohne Ball sowie Übun- te. beugt sein, der Athlet soll auf dem gen, bei denen der Partner Vorfuß landen mit dem Knie über dem den Übenden aus dem Fuß Gleichgewicht bringt. 3. Koordinations- und Sprungtraining (Abb. 3): Beim Koordinations- und Sprungtraining steht die Bewegungskontrolle bei Sprung im Vordergrund. Diese erfolgt durch den Physiotherapeuten, Trainer und später durch den Übungspartner. Dabei soll darauf geachtet werden, dass sich der Körperschwerpunkt beim Landen nicht hinter dem Fuß befindet („Knie-über-dem-Zeh-Position“). Beim Landen sollte der Fuß nicht flach, sondern mit dem Vorfuß zuerst aufgesetzt werden (Tab. 2). Eine weiche Matte soll die Übungen erschweren und propriozeptive Fähigkeiten bei der Landung trainieren (Abb. 3). Dieses Programm wurde in Form eines kleinen Heftes zusammengefasst und unter den Spielerinnen verteilt. In der Vorbereitungsphase wird das Trainingsprogramm in seiner vollen Intensität 3x pro Woche für 10 Minuten durchgeführt. In der Spielphase wurden nur Propriozeptionsübungen (1-2x 5 Min/Woche) weitergeführt. Es ist sinnvoll, die Übungen in ein Zirkeltraining einzubauen. Wichtig ist außerdem, dass die trainierten Gelenke während des Trainings keine passive Unterstützung durch Tapeverbände, Orthesen oder Schuhmaterial bekommen. Im prospektiven Vergleich traten in der nicht präventiv trainierten Kontrollgruppe 5 Kreuzband- DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Kreuzbandruptur. Teil 2: Prävention rupturen auf; in der Präventionsgruppe kam es nur zu einer VKB-Ruptur. Auch die Häufigkeit mittelschwerer und leichter Verletzungen der unteren Extremität war in der Präventionstrainingsgruppe geringer als in der nicht trainierten Gruppe (29). Fußball Im Rahmen des „Santa Monica ACL Prevention Projects“ wurde das Prevent Injury Enhance Performance (PEP) entwickelt. Das Programm ist eine 15-minütige Trainingssitzung, die das traditionelle Aufwärmen ersetzen soll. Auf diese Weise soll keine wertvolle Trainingszeit verschenkt werden. Die Ziele dieses Präventionstrainings sind: voranzutreiben. Weitere Studien sind notwendig, um die bestehenden Präventionsprogramme zu verbessern und Strategien für weitere Ballsportarten zu entwickeln. Es ist notwendig, dass in Zukunft der Präventionsforschung in Deutschland ein höherer Stellenwert eingeräumt wird und entsprechende Forschungsprojekte von öffentlicher oder privater Hand gefördert werden. Literatur 1. 2. 1. Vermeidung von verletzungsgefährdenden Positionen 2. Steigerung der Flexibilität 3. Steigerung der Kraft 4. Sprungübungen 5. Propriozeptionsübungen. Die Ergebnisse wurden auf dem “Specialty day” der “American Orthopaedic Society for Sports Medicine” (AOSSM) auf dem amerikanischen Orthopäden Kongress 2004 in San Franzisco vorgetragen. 61 Mannschaften mit 1 394 weiblichen Athleten nahmen im Jahre 2002 an der Studie teil (833 Athleten in der Kontrollgruppe und 561 Athleten in der Interventionsgruppe). In der Interventionsgruppe kam es zu 7 Rupturen des vorderen Kreuzbandes (Verletzungsrate 0,15) im Gegensatz zu 19 in der Kontrollgruppe (0,28). Die unterschiedlichen Verletzungsraten erreichten in der zweiten Saisonhälfte ein signifikantes Niveau. Schlussfolgerungen und Ausblick Es bestehen Hinweise, dass Verletzungen des Kniegelenkes beim weiblichen Athleten durch geeignete Modifikationen des Trainings verhindert werden können. Dabei sollten diese Trainingsinhalte in das normale Aufwärmtraining integriert und möglichst mit sportartspezifischen Übungen kombiniert werden. Ein Präventionsprogramm sollte folgende Punkte berücksichtigen: 1. Aufklärung über Verletzungsmechanismen 2. Sprungübungen zur Kraftsteigerung und Bewegungskorrektur 3. Propriozeptionsübungen. Daneben sollte das Training allgemeine Ausdauer, Kraft und Flexibilität garantieren. Es wäre wünschenswert, dass diese Prinzipien auch von deutschen Sportlern, Trainern und Sportärzten beachtet werden. Der Schwerpunkt der präventiven Forschungsinteressen scheint zum derzeitigen Zeitpunkt im Skandinavischen Raum sowie in Amerika zu liegen. Eine enge Zusammenarbeit von Klinikern, Bewegungsanalytikern, Trainern und Sportlern kann dazu beitragen, den Stellenwert von präventiven Strategien in Deutschland Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Übersichten 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 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Mitglied des Weltverbandes für Sportmedizin (FIMS) Geschäftsstelle Landesverbände Frau U. Landmann, Hugstetter Str. 55, 79106 Freiburg, Tel. (0761) 270-7456, Fax: 2024881 o. 270-7470, e-mail: [email protected] http://www.dgsp.de Sportärztebund Baden: Langgewann 91, 69121 Heidelberg, Tel. (06221) 439109, Fax: 408119, e-mail: [email protected] Südbaden: Hugstetter Str. 55, 79106 Freiburg, Tel. (0761) 2 70 74 -54/73, Fax: -70, e-mail: [email protected] Präsidium Bayerischer Sportärzteverband: Präsident: Univ.-Prof. Dr. H.-H. Dickhuth, Abt. Rehab. u. Präv. Sportmedizin, Med. Universitätsklinik, Hugstetter Str. 55, 79106 Freiburg, Tel. (0761) 270-7450, -7451, Fax: 270-7470, e-mail: dickhuth @msm1.ukl.uni-freiburg.de Vizepräsidenten: Prof. Dr. K. Völker, Inst. für Sportmed., Uniklinikum Münster, Horstmarer Landweg 39, 48149 Münster, Tel. (0251) 833-5391, Fax: 5387, e-mail: [email protected] Dr. B. Tschirdewahn, Plankentalstr. 32, 88422 Bad Buchau, Tel.: (07582) 8356, Fax: 934310 Dr. D. Schnell, Otto-Willach-Straße 2, 53809 Ruppichteroth, Fax: (02295) 9099073 Prof. Dr. H. Löllgen, Med. Klinik, Kardiologie Klinikum Remscheid GmbH, Burgerstr. 211, 42859 Remscheid, Tel.: (02191) 134000, Fax: 134009, e-mail: h.loellgen@ sana-klinikum-remscheid.de Prof. Dr. P. Bärtsch, Ruprecht-Karls-Universität, Med. Klinik und Poliklinik, Innere Medizin VII/Sportmedizin, Hospitalstr. 3, 69115 Heidelberg, Tel. (06221) 568100, Fax: 565972, e-mail: [email protected] Georg-Brauchle-Ring 93, 80992 München, Tel. (089)183503, Fax: 183596, e-mail: [email protected] Berliner Sportärztebund: Forckenbeckstr. 21, 14199 Berlin, Tel (030) 823 -20 56, Fax: - 88 70, e-mail: [email protected] Landesverband Brandenburg: Universität Potsdam, Inst. f. Sportmed. u. Präv., Am Neuen Palais 10, Postfach 601553, 14415 Potsdam, Tel. (0331) 977-1768, Fax: 977-1296 Sportärztebund Bremen: Bremerhavener Heerstr. 24, 28717 Bremen, Tel. (0421) 693960, Fax: 630473, e-mail: [email protected] Sportärztebund Hamburg: Universität Hamburg, Inst. f. Sport- und Bewegungsmedizin, Mollerstr. 10, 20148 Hamburg, Tel. (040) 42838-3599, Fax: 42838-2646, e-mail: [email protected] Sportärzteverband Hessen: Orthopäd. Uniklinik und Poliklinik Friedrichsheim, Marienburgstr. 2, 60528 Frankfurt, Tel. (069) 67058661, Fax: 67058680 e-mail:[email protected] (vormals Deutscher Sportärztebund) Sportärztebund Rheinland-Pfalz: Roonstr. 10, 67655 Kaiserslautern, Tel. (0631) 16079, Fax: 25021 oder 3115536 e-mail: sportaerztebund-rheinland-pfalz.de Sportärzteverband Saar: Institut für Sport- und Präventivmedizin, Universität des Saarlandes, Gebäude 39.1, 66041 Saarbrücken, Tel. (0681) 3 02-37 50 od. -3739, Fax: 3 02-42 96 Sächsischer Sportärztebund: MEDICA-Klinik für Rehabilitation und Sportmedizin, Käthe-Kollwitz-Str. 10, 04109 Leipzig, Tel.: (0341) 251 8703, Fax: 251 8704 e-mail: [email protected] Landesverband Sachsen-Anhalt: Dr. Jörg Franke, Orthopäd. Universitätsklinik, Leipziger Str. 44, 39120 Magdeburg, Tel. (0391) 6714011, e-mail: [email protected] Sportärzteverband Schleswig-Holstein: Inst. f. Sport- u. Sportwiss., Olshausenstr. 40, 24098 Kiel, Tel. (0431) 880-3775, Fax: - 3777 Thüringer Sportärztebund: Inst. für Sportmed., Universität Jena, Wöllnitzer Str. 42, 07749 Jena, Tel.: 03641/945650, Fax: 945652, e-mail: [email protected] Sportärztebund Westfalen: Krankenhaus für Sportverletzte Hellersen, Paulmannshöher Str. 17, 58515 Lüdenscheid, Tel. (0 23 51) 9 45 22 15, Fax: 9 45 2213, e-mail: [email protected] Sportärzteschaft Württemberg: Geschäftsstelle, Schloßhof 2, 88339 Bad Waldsee, Tel. (07524) 4012-0, Fax: 4012-11 Sportärztebund Mecklenburg-Vorpommern: Generalsekretär: Dr. Dirk Lümkemann, Geschäftsstelle DGSP (s.o.), Tel. (040) 45060802, Fax: 45060803, e-mail: [email protected] Trotzenburger Weg 15, 18057 Rostock, Tel. (0381 ) 497 5610, Fax: 497 5699 Ehrenpräsident: Postfach110565, 30860 Laatzen, Tel. (0511) 8208-2363, Fax: 8208-2362 e-mail: [email protected] Prof. Dr. Dr. W. Hollmann, DSHS Köln, CarlDiem-Weg 6, 50933 Köln, Tel. (0221) 4982514 Sportärztebund Niedersachsen: Sportärztebund Nordrhein: Sportmed Service GmbH: Jens Hudemann, Silcherstr. 5, 72076 Tübingen, Tel. (07071) 2986463, www.sportmed-service.de Carl-Diem-Weg 6, 50933 Köln, Tel. (0221) 49 3785 o. 49 825110, Fax: 49 3207, e-mail: [email protected] Schriftleitung der OM: Dr. D. Schnell, Otto-Willach-Str. 2, 53809 Ruppichteroth, Fax: (02295) 9099073 Lokale Redaktion: Dr. U. Künstlinger, Max-Cohen-Str. 30, 53121 Bonn, Tel.: 0228-622249, Fax: 611503, e-mail: [email protected] Alle Adressen und Veranstaltungshinweise sind ständig abrufbar über www.zeitschrift-sportmedizin.de Redaktionsschluss für die Ankündigung autorisierter Veranstaltungen: 7-8/05 (kein Innenteil), 9/05 (1.9.05) Partner der DGSP: METZLER B.Metzler seel. Sohn & Co. Jahrgang 56 Nr. 6 (2005) DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN I DGSP aktuell Termine Datum Anrechenbare Stunden Verband Ort/Leitung Thema Adresse 2.7.-3.7. Bayern Regensburg Dr. F. Möckel Sportmed. Laktat-Leistungsdiagnostik in der Rehabilitation, Prävention und im Sport - Teil 2 Dr. Frank Möckel Im Gewerbepark D50, 93059 Regensburg Tel.: 0941/464-180, Fax: 464-1827 E-mail: [email protected] Leibesüb.: 4 Sportmed.: 8 2.7.-31.7. S-Hol Damp Prof. Dr. J. Haasters 35. Gesamtseminar zum Erwerb der Zusatzbezeichnung Sportmedizin Akademie Damp GmbH, Lehrinstitut f. Phys. Therap., 24349 Damp Tel.: 04352/80-8306 Leibesüb.: 120 Sportmed.: 120 6.7.-10.7. Bayern Bad Endorf Prof. Dr. Rosemeyer Dr. Hämel, Dr. Kugler Dr. Krüger-Franke 9. Workshop Sportmedizin Verletzungen Kniegelenk, Sprung-, Schultergelenk und Wirbelsäule im Sport VFOS e.V., Dr. Kugler Schleißheimer Str. 130, 80797 München Fax: 089/12739316 Leibesüb.: 20 Sportmed.: 20 8.7.-10.7. Nieders. Melle M. Trienen Dr. St. Ueing Anti-Aging und Sport Inst. für Sportmedizin und Prävention Schüchtermann-Klinik Ulmenallee 11, 49214 Bad Rothenfelde Tel.: 05424/641182, Fax: 641184 e-mail: [email protected] Leibesüb.: 9 Sportmed.: 8 9.7.-10.7. Hessen Frankfurt Dr. K. Pöttgen 4. Symposium für Trainer, Ärzte, Physiotherapeuten und med. Personal im Rahmen des Opel Ironman Germany Triathlon Dr. Klaus Pöttgen Hobrechtstr. 26, 64285 Darmstadt Tel.: 06151/292253, Fax: 273480 e-mail: [email protected] Leibesüb.: 8 Sportmed.: 6 10.7.-17.7. Bayern San Cassiano Prof. Dr. A. Imhoff Moderne Bergsportarten in Theorie und Praxis Frau Arndt, Sportorthopädie Conollystr. 32, 80809 München Tel.: 089/28924462 Leibesüb.: 30 Sportmed.: 22 16.7.-17.7. Bayern Regensburg Dr. F. Möckel Sportmed. Laktat-Leistungsdiagnostik in der Rehabilitation, Prävention und im Sport - Teil 1 Dr. Frank Möckel Im Gewerbepark D50, 93059 Regensburg Tel.: 0941/464-180, Fax: 464-1827 E-mail: [email protected] Leibesüb.: 2 Sportmed.: 10 22.7.-24.7. Hessen Kultwitz Dr. W. Hühn Tauchmedizinisches Wochenendseminar Dr. W. Hühn, HBO Zentrum Mittelhessen Frankfurter Str. 90, 35578 Wetzlar Tel.: 06441/97240, Fax: 97242 Leibesüb.: 9 Sportmed.: 4 23.7. Württ Bad Buchau PD Dr. M. Huonker Degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparates Ausreichend Bewegung und richtige Ernährung Therapiezentrum Federsee, PD Dr. Huonker Schlossplatz 2, 88422 Bad Buchau Tel.: 07582/800-1349, Fax: 800-1368 e-mail: [email protected] Leibesüb.: 3 Sportmed.: 4 27.7.-29.7. Württ München Internationale Konferenz zur FIFA WM 2006 Visions of Football, ICM und Allianz-Arena, München Tel.: 089/621711 15, Fax: 089/621 711 20 Leibesüb.: 3 Sportmed.: 3 31.7.-7.8. Bayern Hohlwegen/Österreich Dr. P. Lenhart Dr. H. Pabst Dr. E. Dasinger Sommersportkurs Golf, Tennis, Bergsport, Tape-Kurs, Notfälle im Sport, Kraft- und Ausdauertraining Dr. H. Pabst Rosenstr. 3, 82205 Gilching Tel.: 08105/277851, Fax: 773694 e-mail: [email protected] Leibesüb.: 28 Sportmed.: 28 13.8. S-Hol Neustadt Prof. Dr. P. Dufek Segeln Klinik f. Orthop. Rehabilitation, Frau S. Drews Am Kiebitzberg 10, 23730 Neustadt Tel.: 04361/543921, Fax: 543990 e-mail: [email protected] Leibesüb.: 4 Sportmed.: 4 20.8.-26.8. Baden Sustenpass Prof. P. Bärtsch Höhenmedizinischer Intensivkurs II (Sommer) Leif Anderson, AMS medical services GmbH Dachauer Str. 37, 80335 München Tel.: 089/54558267, Fax: 89220214 e-mail: [email protected] Leibesüb.: 24 Sportmed.: 20 20.8.-26.8. Österr. SpÄ Velden am Wörhersee Prof. Dr. K. Suckert Dr. K. Suckert 61. Int. Fortbildungskurs für Sportmedizin Die Rolle der Sportmedizin für die Gesundheit Prof. Dr. Hörtnagel, Inst. für Sport- u. Kreislaufmed. Anichenstr. 35, A-6020 Innsbruck e-mail: [email protected] Leibesüb.: 15 Sportmed.: 15 20.8.-27.8. Hessen Rieden am Forggensee Dr. I. Tusk Prof. Dr. D. Böhmer PD Dr. M. Engelhardt 9. Sportmed. Sommerseminar, Theorie und Praxis der Sportmedizin bei Luft-, See-, und Bergsportarten, Zertifizierungspunkte 21 www.sportmedizin-seminare.de Dr. Ingo Tusk Am Tiergarten 26, 60316 Frankfurt Tel.: 069/4908-5833, Fax: 4908-4509 e-mail: [email protected] Leibesüb.: 30 Sportmed.: 23 II DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Termine Datum DGSP aktuell Ort/Leitung Thema 20.8.-28.8. Thür Klink/ Müritz Prof. R.-A. Venbrocks 9. Elle-Sommersporttage Klinik f. Orthopädie, Friedr.-Schiller-Universität Sporttraumatologie, Rehabilitation, Ernährung Sekret. Prof. Venbrocks, Frau Rothe Segeln, Tauchen, Tennis, Fitness Klosterlausnitzer Str., 97607 Eisenberg Tel.: 036691/81010, Fax: 81013 Leibesüb.: 54 Sportmed.: 18 27.8.-28.8. Westf Lüdenscheid Dr. Jakob (Wochenendkurs 9) Sportmed. Wochenende in Hellersen Belastung und Leistungsfähigkeit bei Sportspielen und in techn. Disziplinen der Leichtath. Infos s. www.sportaerztebund-westfalen.de Sportkrankenhaus Hellersen, Sporttraumatologie Paulmannshöher Str. 17, 58515 Lüdenscheid Tel.: 02351/945-2281, Fax: 945-2283 e-mail: [email protected] Leibesüb.: 7,7 Sportmed.: 7,5 30.7.-28.8. S-Hol Damp Prof. Dr. J. Haasters 36. Gesamtseminar zum Erwerb der Zusatzbezeichnung Sportmedizin Akademie Damp GmbH, Lehrinstitut f. Phys. Therap., 24349 Damp Tel.: 04352/80-8306 Leibesüb.: 120 Sportmed.: 120 31.8.-4.9.05 Sachsen Leipzig Prof. Dr. M. Busse Blockausbildung zur Zusatzbezeichnung Sportmedizin, Theorie und Praxis der Sportmedizin, Block 3, Teil B Sekretariat des Instituts für Sportmedizin Marschnerstr. 29, 04109 Leipzig Tel.: 0341/9731660 Leibesüb.: 0 Sportmed.: 40 2.9.-4.9. Nieders Wilhelmshausen Dr. U. Hillmer-Vogel Dr. B. Schnell Sportmed. Aspekte des Wassersports Kanu und Rudern Dr. U. Hillmer-Vogel, Inst. für Sportwissenschaft Sprangerweg 2, 37075 Gießen Tel.: 0551/395692, Fax: 35404 Leibesüb: 10 Sportmed.: 8 2.9.-4.9. Berlin Rostock-Warnemünde PD Dr. H. Mellerowicz Dr. F. Hartmann 7. Sportmed. Seminar Wassersport Internist. und orthopäd. Aspekte, Verletzungsrisiken und -prophylaxe, Segeln, Surfen, Tauchen, Beach-Volleyball Berliner Sportärztebund, Sabine Groß Forckenbeckstr. 21, 14199 Berlin Tel.: 030/8232056, Fax: 8238870 e-mail: [email protected] Leibesüb.: 12 Sportmed.: 12 3.9.-4.9. Berlin Berlin Dr. Ulrich Kiwus Teil 2 der 2-teiligen Weiterbildung für Ärzte in ambulanten Herzgruppen gem. Curriculum der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauf-Erkr. BGPR., Sabine Groß Forckenbeckstr. 21, 14199 Berlin Tel.: 030/8232056, Fax: 8238870 www.sport-berlin.de/bgpr Leibesüb.: Sportmed.: 14 3.9.-4.9. Nieders Norden-Norddeich Dr. T. Drüke Wassersport Martina Hoffmann-Klein Badestr. 15, 26506 Norden-Norddeich Tel.: 04931/985-501, Fax: 985-674 e-mail: [email protected] Leibesüb.: 7 Sportmed.: 7 3.9-7.9. Nrh Köln, DSHS Prof. Dr. K. Weber 2. Kölner Wochenlehrgang Sportspiele und Wassersport in der sportärztlichen Praxis (Wochenkurs V) Institut für Sportspiele, Frau Kehrig, DSHS Köln Carl-Diem-Weg 6, 50933 Köln Tel.: 0221/4982-4330, Fax: 4995-637 e-mail: [email protected] Leibesüb.: ca. 20 Sportmed.: ca 20 4.9.-10.9. Hessen Riva/Gardasee Prof. Dr. H. Stürz Dr. J. Keemss Dr. E. Basad 22. Sportmed. Wochenkurs am Gardasee Aspekte und Grenzen des Leistungssports Frau Ruppel, Sekretariat Orthop. Uniklinik Paul-Meimbergstr. 3, 35385 Gießen Tel.: 0641/9942913, Fax: 9942969 e-mail: [email protected] Leibesüb.: 25 Sportmed.: 25 7.9.-11.9.05 Sachsen Leipzig Prof. Dr. M. Busse Blockausbildung zur Zusatzbezeichnung Sportmedizin, Theorie und Praxis der Sportmedizin, Block 4, Teil A Sekretariat des Instituts für Sportmedizin Marschnerstr. 29, 04109 Leipzig Tel.: 0341/9731660 Leibesüb.: 40 Sportmed.: 0 8.9.-11.9. Rhl-Pf Liederbach Dr. W. Hauck Dr. B. van den Wyenbergh Mountainbiken - sportmed. Aspekte in Theorie und Praxis Sportärztebund Rheinland-Pfalz e.V. Medicusstr. 40, 67655 Kaiserslautern Tel.: 0631/16079, Fax: 25021 oder 3115536 e-mail: [email protected] Leibesüb.: Sportmed.: 9.9.-10.9. Westf Paderborn Prof. Dr. H. Liesen Dr. Herwegen Arzt im Gesundheits- und Fitnesszentrum Teil 1 (Fortbildung) Infos s. www.sportaerztebund-westfalen.de Sportmed. Inst., Weiterbildungsakademie Universität Warburger Str. 100, 33098 Paderborn Tel.: 05251/603180 Fax: 603188 9.9.-11.9. Hessen Gießen Prof. A. Schnettler Dr. A. Bitschnau Sporttraumatologie, Leistungsdiagnostik Sporternährung und Flugsport in Theorie und Praxis Univ.-Prof. Dr. Dr. Schnettler, Abt. Unfallchirurgie Leibesüb.: 11 Universität, Rudolf-Buchheimstr. 7, 35385 Gießen Sportmed.: 11 Tel.: 0641/9944601, Fax: 9944609 e-mail: [email protected] 9.9.-11.9. Hessen Wiesbaden Dr. M. Weiß, D., I. Tusk Dr. Chr. Meister Sportmed. Aspekte beim Mountainbiken rund um Wiesbaden Constanze Rübig Rüdesheimerstr. 14, 65195 Wiesbaden Tel.: 0611/446097 e-mail: [email protected] Leibesüb.: 8 Sportmed.: 9 10.9.-11.9. Nrh Hennef Dr. D. Schnell Dr. H.-J. Schnell 287. Hennef-Kurs Ernährung und Substitution im Sport (Wochenendkurs 13) Dr. D. Schnell, e-mail: [email protected] Otto-Willach-Str. 2, 53809 Ruppichteroth Fax: 02295/9099073 Leibesüb.: 7,5 Sportmed.: 7,5 Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Adresse Anrechenbare Stunden Verband III DGSP aktuell Termine Datum Anrechenbare Stunden Verband Ort/Leitung Thema Adresse 11.9.-18.9. Nieders Wildalpen/Steiermark Dr. Dr. H.-W. Buhmann Prof. Dr. C.D. Reimers Erlebnissportarten Wildwasserkanu, Bergsteigen Prof. Dr. C.D. Reimers, Postfach 1165 Hufelandstr. 15, 1477 Arnsdorf Tel.: 035200/263511, Fax: 263513 e-mail: [email protected] Leibesüb.: 23 Sportmed.: 23 14.9.-17.9. DGSP/HH Hamburg Prof. Dr. K.-M. Braumann Prof. Dr. H.-H. Dickhuth 39. Deutscher Kongress für Sportmedizin und Prävention Bewegung ist Leben Comed GmbH, Tel.: 0221/801100-0 online über www.dgsp-kongresse.de Leibesüb.: Sportmed.: 17.9.-18.9. Bayern Regensburg Dr. T. Braun Sportmedizinische, algesiologische und praktische Aspekte des Taekwondo Frau S. Albinski, Praxisklinik Dr. Braun Neunburger Str. 22, 92444 Rötz Tel.: 09976/1206, Fax: 1556 Leibesüb.: 8 Sportmed.: 8 17.9.-18.9. Nrh Köln, DSHS Prof. Dr. K. Weber 42. Kölner Wochenendlehrgang Leichtathletik und Kraftsport in der sportärztlichen Praxis (Wochenendkurs 11) Institut für Sportspiele, Frau Kehrig, DSHS Köln Carl-Diem-Weg 6, 50933 Köln Tel.: 0221/4982-4320, Fax: 4995-637 e-mail: [email protected] Leibesüb.: ca.8 Sportmed.: ca.8 19.9.-23.9. Westf Bochum 12. Ruhrsportwoche - Wochenkurs 2 Prof. Wittenberg, Prof. Heck Kanu- und Rudersport, Tauchen, Dr. Rubenthaler, Dr. Borowski Aquafitness, Gymnastik Frau B. Weiner, St. Josef Hospital Im Schlosspark 12, 45699 Herten Tel.: 02366/153813, Fax: 153899 Leibesüb.: 20 Sportmed.: 20 21.9.-25.9. Hessen Frankfurt Dr. I. Tusk Prof. Dr. D. Böhmer PD Dr. M. Engelhardt Internistische Grundlagen der sportmed. Betreuung gesunder und chron. kranker Menschen, Grundkurs III Petra Kreyssel, Tel.: 06103/802322, Fax: 802327 e-mail: [email protected] Leibesüb.: 20 Sportmed.: 20 23.9.-24.9. Westf Paderborn Prof. Dr. H. Liesen Dr. Herwegen Arzt im Gesundheits- und Fitnesszentrum Teil 2 (Fortbildung) Infos s. www.sportaerztebund-westfalen.de Sportmed. Inst., Weiterbildungsakademie Universität Warburger Str. 100, 33098 Paderborn Tel.: 05251/603180 Fax: 603188 23.9.-24.9. Bayern Schönau am Königssee Dr. L. Weh Mountainbiking - Sportmedizinische Aspekte Klinikum Berchtesgadener Land Malterhöh 1, 83471 Schönau am Königssee Tel.: 08652/931500, e-mail: [email protected] 23.9.-25.9. Sachsen Bad Schandau Dr. Bottesi Therapeutisches Klettern, Physiotherapie Herr Krüger Tel.: 0162-2573863, Fax: 0351/4568548 Leibesüb.: 8 Sportmed.: 9 30.9.-7.10. Bayern Berchtesgaden Dr. G. Mayer Dr. H. Langhof Dr. J. Lecheler Sportmedizin Kurs C Grundlagen der orthopädischen und und pädiatrischen Sportmedizin Mannschaftssport, Sport zur Rehabilitation Frau Oberpeilsteiner, Asthmazentrum Berchtesgaden Tel.: 08652/6000-141, Fax: 6000-273 Leibesüb.: 28 Sportmed.: 32 30.9.-3.10. Bayern Oberstdorf Prof. Dr. Puhl Dr. P. Kruijer Allgäuer Herbstsporttage Bergwandern, Bergsteigen, Mountainbike www.herbstsporttage.de Dr. P. Kruijer, Tel.: 08322/96810 Ludwigstr. 2, 87561 Oberstdorf e-mail: [email protected] Leibesüb.: 15 Sportmed.: 12 1.10. Meckl.-Vorp. Bad Doberan Prof. Dr. K. Kraft Doz. Dr. P. Luck Dr. P. Kupatz Chronobiologische und reflexmed. Aspekte im Sport Dr. P. Kupatz, Orthopäd. Abteilung Reha-Fachklinik „Moorbad“ Schwaaner Chaussee 2, 18209 Bad Doberan Tel.: 038203/93604, Fax: 93650 Leibesüb.: 4 Sportmed.: 4 3.10.-7.10. Bayern Bad Griesbach Dr. H. Philippi Dr. J. Kosel Die Bedeutung der Konzentrationsfähigkeit demonstriert am theoret. und Prakt. Beispiel ausgewählter Sportarten Frau Huber, Asklepiosklinik St Wolfgang Ludwigpromenade 6, 94086 Bad Griesbach Tel.: 08532/980-104, Fax: 980-101 Leibesüb.: 20 Sportmed.: 20 6.10.-9.10. Baden Insel Reichenau Dr. H. Klausmann Int. Sportmed. Symposium 2005 Aktiv mit Arthrose, Golf-Training-Wettkampf Dr. Heinz Klausmann Marcairestr. 19, 78467 Konstanz Tel.: 07531/60169, e-mail: [email protected] Leibesüb.: 16 Sportmed.: 16 7.10.-8.10. Bayern Bayreuth Dr. R. Wittke Laktat-Leistungsdiagnostik Workshop für Anfänger (Teil 1) nach den Richtlinien der DGSP Dr. R. Wittke, www.sportmedizin-wittke.de Hohenzollernring 74, 95444 Bayreuth Fax: 0921/ 560480 Leibesüb.: 4 Sportmed.: 8 7.10.-9.10. Bayern GTÜM Regensburg Dr. U. Braumandl Taucherarzt - Lehrgang 1 Dipl. Medical Examiner of Divers www.hbo-regensburg.de Institut für Überdruckmedizin Im Gewerbepark A45, 93059 Regensburg Tel.: 0941/466140, Fax: 4661422 Leibesüb.: 0 Sportmed.: 8 8.10. Thür Gotha/Boxberg PD Dr. B. Hochheim Dr. E. Greiner Rheuma und Sport Helios Kliniken, Orthopäd. Klinik, Frau Tschander Nordhäuser Str. 74, 99089 Erfurt Tel.: 0361/781-4701, Fax: 781-4702 e-mail: [email protected] Leibesüb.: 3 Sportmed.: 3 IV DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Termine Datum Verband DGSP aktuell Anrechenbare Stunden Ort/Leitung Thema Adresse 14.10.-16.10. Saar Weiskirchen Dr. K. Steinbach Sportverletzungen der oberen Extremitäten Dr. Steinbach, Hochwaldkliniken, Orthopädie 66707 Weiskirchen Tel.: 06876/17-3001, Fax: 17-3010 Leibesüb.: ca.13 Sportmed: ca.7 15.10. Ulm Prof. Dr. Wodick Sinn und Unsinn von Nahrungsergänzungspräparaten im Leistungssport Prof. Dr. Wodick Reinhard-Wiedemeier-Str. 95, 89081 Ulm Leibesüb.: Sportmed.: 15.10.-16.10. Württ Ulm Prof. Dr. Steinacker Laktatseminar Block I Prof. Dr. Steinacker, Abt. Sport- und Rehamedizin Uniklinik, Steinhövelstr. 9, 89070 Ulm Tel.: 0731/50026966 Leibesüb.: Sportmed.: 15.10.-16.10. Bayern Regensburg Dr. F. Möckel Sportmed. Laktat-Leistungsdiagnostik in der Rehabilitation, Prävention und im Sport - Teil 2 Dr. Frank Möckel Im Gewerbepark D50, 93059 Regensburg Tel.: 0941/464-180, Fax: 464-1827 E-mail: [email protected] Leibesüb.: 4 Sportmed.: 8 21.10.-22.10. Bayern Bayreuth Dr. R. Wittke Laktat-Leistungsdiagnostik Workshop für Fortgeschrittene (Teil 2) nach den Richtlinien der DGSP Dr. R. Wittke, www.sportmedizin-wittke.de Hohenzollernring 74, 95444 Bayreuth Fax: 0921/ 560480 Leibesüb.: 4 Sportmed.: 8 21.10.-23.10. Brdbg Potsdam Prof. Dr. G. Badtke Rückenschule nach dem Konzept der Potsdamer Körperschule Universität Potsdam, Inst. f. Sportmed. u. Präv. Am Neuen Palais 10, 14469 Potsdam Tel.: 0331/977-1692, Fax: 977-1296 e-mail: [email protected] Leibesüb.: 12 Sportmed.: 12 22.10.-23.10. Bayern Gilching Dr. P. Lenhart Dr. H. Pabst Sportwochenende 2 Gymnastik, Ballspielarten Dr. H. Pabst, Rosenstr. 3, 82205 Gilching Tel.: 08105/277851, Fax: 773694 e-mail: [email protected] Leibesüb.: 11 Sportmed.: 4 24.-28.10. Berlin Dr. J. Wismach 18. Sportmed. Herbstkurs Spezielle Themen der Leibesübungen (Sportpraxis) Berliner Sportärztebund, Sabine Groß Forckenbeckstr. 21, 14199 Berlin Tel.: 030/8232056, Fax: 8238870 e-mail: [email protected] Leibesüb.: 25 Sportmed.: / Württ Berlin Visions of football Internationale Konferenz zur FIFA WM 2006 vom 27.-29. Juli 2005, Internationales Kongresszentrum München (ICM) Anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 will der Deutsche Fußballverband zusammen mit dem Bayerischen Kultusministerium eine Konferenz veranstalten, auf der Sportler und Trainer, Mediziner und Fußballbegeisterte mit Vertretern aus Politik und dem Mediengeschäft zusammenarbeiten. Neben dem Eventcharakter, der unter anderem durch einen festlichen Gala-Abend im neu erbauten WM-Stadion gegeben ist, hat die Veranstaltung einen hohen wissenschaftlich fachlichen Anspruch. Das Besondere der Tagung liegt darin, dass viele international anerkannte Wissenschaftler und prominente Persönlichkeiten aus dem Fußballsport zugesagt haben. In 5 Themenmodulen werden zentrale Fragen rund um den Fußball aus Gesellschaft, Medien, Business, Training und Medizin diskutiert. Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Zu den wichtigsten sportmedizinischen Topics gehören die Vorträge von Prof. Dr. Wilfried Kindermann, Universität des Saarlandes, und Dr. Bert Mandelbaum, Chirurg und Mannschaftsarzt der USA-Fußballmannschaft, zur medizinischen Betreuung im Spitzen- und Breitensport. Prof. Dr. Jiri Dvorak von der Sportmedizinischen Kommission der FIFA, wird über die Verletzungen im Fußball referieren. Podiumsdiskussionen geben den Teilnehmern die Möglichkeiten, sich auszutauschen und die Experten im persönlichen Kontakt zu erleben. Konferenzgebühren (mit Abendprogramm an Tag 1 und 2, ohne Unterkunft) 3-Tages-Ticket: 1250 Euro 1-Tages-Ticket: 499 Euro DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Mitglieder der DGSP erhalten Sonderkonditionen für die Eintrittskarten. Eine Anerkennung für 6 Stunden Sportmedizin und 6 CME-Punkte wurde beantragt. Weitere Informationen Über den Programmablauf informiert das Internet unter www.visions-of-football.com. Online-Anmeldungen und Akkreditierungen sind möglich. V DGSP aktuell Personalia Prof. Dr. Robert Bruce 1916-2004 Ausschreibung Friedrich-TrendelenburgPreis für Präventivmedizin Im vergangenen Jahr verstarb Prof. Dr. Robert Bruce mit 87 Jahren. Den Sportärzten ist Robert Bruce wohl am besten bekannt durch das nach ihm benannte Bruce-Protokoll für die Laufbandergometrie. Diese hat sich weitgehend durchgesetzt und gilt als Standard in der Laufbandergometrie für Patienten und z.T. auch für Sportler. Bruce war ein anerkannter Kardiologe, der 1949 die Laufbandergometrie zur Beurteilung kardiopulmonaler Erkrankungen eingeführt hat. Anzumerken ist, das Knipping dies bereits jahrzehnte früher in Deutshland mit der Fahrradergometrie getan hat. Später ermittelte Bruce dann Referenzwerte für die Laufbandergometrie, die in den USA sehr populär wurden. Nach seiner Tätigkeit in Rochester wurde er Leiter der Kardiologie in Seattle an der Washington University. Dort hat er das Seattle Heart Watch Programm gestartet, welches für die Langzeitbeobachtung kardiovaskulärer Erkrankungen und die Prävention eine große Bedeutung erlangte. Daten von 10.000 Personen, auch im Belastungsversuch, wurden dabei erfasst und ausgewertet. Erwähnt werden sollte auch, dass er schon sehr früh auf die Bedeutung des Belastungshochdrucks hingewiesen hat. Bruce gilt somit als einer der Pioniere der Belastungsuntersuchung. H. Löllgen, Remscheid GOTS wählt Dr. Georg Huber zum Sportarzt des Jahres Auf ihrem Jubiläumskongress (20. Jahrestagung) vom 16.-19.6.2005 in München wählte die “Gesellschaft für Orthopädisch-traumatologische Sportmedizin” (GOTS) mit Dr. Georg Huber erstmals einen Internisten zum „Sportarzt des Jahres“. Mit diesem Preis werden Ärzte gewürdigt, die über viele Jahre vorbildliches Engagement als Verbandsärzte gezeigt haben. Huber wurde 1943 in Villingen geboren, wohnt seit Urzeiten in Bad Dürkheim und arbeitet „zum eigenen Vergnügen“ als Oberarzt in der Abteilung Rehabilitative und Präventive Medizin der Universitätsklinik Freiburg. Sein Ziehvater war Prof. Joseph Keul, der ihm 1972 in München erstmals die Betreuung einiger Sportler anvertraute. Seit dieser Zeit ist Huber aus dem Olympiateam nicht wegzudenken. Bei den Olympischen Spielen 1980 in Lake Placid richtete Georg Huber erstmals eine zentrale Apotheke für die deutschen Sportler ein. Um die Ausstattung in Athen mit insgesamt 80 Tonnen Gewicht und 242 verschiedenen Medi- VI kamenten und Verbandsmaterial sowie vielem technischen Gerät hätten viele Kliniken die Olympia-Ärzte beneidet. Er arbeitet und „wurschtelt“ im Stillen, ist aber doch jederzeit für jeden erreichbar. Auch wenn er als der Mediziner des Radsports gilt -1978 erstmals als Radsportarzt eingesetzt, seit 1982 als leitender Verbandsarzt und Koordinator im Radsportbund - hat er auch für viele andere Sportarten ein Herz. Als Rennarzt für die Firma Porsche betreute er die 24 Stunden von Le Mans, in der Motorradszene ist er aktiv. Im Behindertensport führte er 1992 die Anti-Doping-Regeln ein und ist auch heute noch der medizinische Chef für die Überwachung dieser Regeln. Huber ist für die Leistungsmedizin im alpinen Skisport zuständig und betreut den Sport in Baden-Württemberg. Seine medizinischen Schwerpunkte liegen in Die Stiftung „Präventivmedizinische Forschung“ vergibt 2005 wieder einen mit 4000,- Euro dotierten Förderpreis für eine Forschungsarbeit aus dem Bereich der Präventivmedizin. Der Förderpreis ist nach dem Gründer der Stiftung Prof. Dr. med. Friedrich Trendelenburg benannt, der bis zu seinem Ruhestand Direktor der Abteilung für Pneumologie an der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes in Homburg/ Saar war. Eingereicht werden können Arbeiten, die nicht schon von anderer Seite mit einem Preis ausgezeichnet wurden. Ferner muss es sich um eine wissenschaftliche Originalarbeit handeln, die in den letzten zwei Jahren vor Vergabe des Preises entstanden ist. Neben Ärztinnen und Ärzten können auch andere Personen, die sich in ihrer Berustätigkeit mit Fragen der Prävention von Krankheiten befassen, Arbeiten einreichen. Als Beurteilungskriterien der Preiswürdigkeit der eingereichten Arbeiten gelten: Bedeutung und Umsetzbarkeit präventivmedizinischer Maßnahmen unter besonderer Berücksichtigung von Arbeiten aus dem pneumononologischen Bereich, Originalität, Innovationswert, Durchführbarkeit und sonstige präventivmed. Aspekte. Bewerbungen bis 31.10.05 an den Vorsitzenden der Stiftung, Dr. H. Brach, Ltd. Med. Direktor a.D., Mülhauser Str. 30, 66115 Saarbrücken Tel.: 0681/792951 der Kardiologie und Arbeitsmedizin, aber als Internist mit Ausbildungen in Neuraltherapie, Röntgen und Chirurgie verfügt er über einen unerschöpflichen Erfahrungsschatz in der Betreuung von Hochleistungssportlern. U.K. (Quelle: GOTS-Informationen, A. Müller, Medien- und Kommunikationsberatung, Neu-Isenburg) DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Informationen QTc-Verlängerung durch nichtkardiale Arzneimittel: Erhöhtes Risiko für plötzlichen Herztod AkdÄ Newsletter 2005-080 DGSP aktuell Domperidon jedoch, das als vermeintlich sicherere Variante zu Cisaprid diskutiert wurde, zeigte bei alleiniger Gabe ein fast vierfach erhöhtes Risiko. Literatur: 1. Der plötzliche Herztod gehört zu den häufigsten kardialen Todesursachen in zivilisierten Ländern, wobei vermutlich in den meisten Fällen ventrikuläre Arrhythmien ursächlich zugrunde liegen. Lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen, z.B. Torsade-de-PointesArrhythmien, können durch Arzneimittel induziert werden. Für die individuelle Risikoabschätzung kann das QTc-Intervall im EKG herangezogen werden. Die AkdÄ hat darüber vor kurzem in der AVP zusammenfassend berichtet (1). Das QTc-Intervall selbst ist allerdings nur ein eingeschränkt nutzbarer Surrogatmarker, der über das tatsächliche Risiko nicht unbedingt etwas aussagen muss. Im European Heart Journal wurden nun Ergebnisse einer niederländischen Fall-Kontroll-Studie publiziert, die erstmals das erhöhte Risiko eines plötzlichen Herztodes bei Einnahme QTcverlängernder nicht kardialer Arzneimittel quantitativ ermittelt hat (2). Aus einer großen longitudinalen Bevölkerungsstudie ("Integrated Primary Care Information Project, IPCI") wurden Daten von 775 Todesfällen mit der Diagnose "plötzlicher Herztod" mit Daten von insgesamt 6297 zufälligen Kontrollen verglichen, die in Alter (im Mittel 72 Jahre), Geschlecht und Todesdatum übereinstimmten. Ziel der Studie war es, den Zusammenhang zwischen nicht kardialen Arzneimitteln, die das QTcIntervall verlängern (gemäß einer Liste der Georgetown University (3)) und plötzlichem Herztod zu untersuchen. Zu den untersuchten Wirkstoffen gehörten sehr häufig verordnete Substanzen wie z. B. Cisaprid, Domperidon, Erythromycin, Clarithromycin, Chlorpromazin und Haloperidol. In Abhängigkeit von der Einnahme wurden Fälle und Kontrollen in die drei Gruppen "gegenwärtige Einnahme", "frühere Einnahme" und "keine Einnahme" eingeteilt. Es zeigte sich, dass die gegenwärtige Einnahme nicht kardialer, QTc-verlänJahrgang 56, Nr. 6 (2005) gernder Arzneimittel mit einem signifikant fast auf das dreifache erhöhten Risiko für einen plötzlichen Herztod verbunden ist (adjustierte OR 2,7; 95 % CI 1,6 bis 4,7). Einnahme der entsprechenden Arzneimittel in der Vergangenheit bzw. fehlende Einnahme war nicht mit einem erhöhten Risiko verbunden. Das Risiko war erhöht bei Einnahme von Wirkstoffen für gastrointestinale und psychiatrische Indikationen (insbesondere bei höheren Dosierungen), nicht jedoch bei den untersuchten Antibiotika. Das höchste Risiko fand sich bei mit dem Antipsychotikum Haloperidol sowie mit dem Prokinetikum Domperidon behandelten Patienten. Das Risiko scheint für Frauen höher als für Männer zu sein, sowie höher bei älteren im Vergleich zu jüngeren Patienten. Das Risiko war außerdem höher in der frühen Phase nach Beginn einer Medikation, d. h. in den ersten 90 Tagen der Medikation. Die Autoren berechnen, dass in den Niederlanden pro Jahr etwa 320 Fälle eines plötzlichen Herztodes aufgrund der Verwendung von QTc-verlängernden nicht kardialen Arzneimitteln zu verzeichnen sind. Dies entspricht Hochrechnungen auf etwa 15.000 Fälle jährlich in Europa und den USA. Damit steigt die Häufigkeit eines plötzlichen Herztodes von normalerweise vorkommenden ein bis zwei Fällen auf drei Fälle pro 1000 für mit solchen Arzneimitteln behandelte Personen im Jahr. Selbstverständlich müssen die möglichen therapeutischen Vorteile der entsprechenden Arzneimittel aber gegen dieses Risiko abgewogen werden. Besonders interessant scheinen die Befunde zu Cisaprid, für das in der vorliegenden Studie kein erhöhtes Risiko gefunden wurde und bei dem im Jahr 2000 wegen schwerer Herzrhythmusstörungen das Ruhen der Zulassung angeordnet wurde. Das spezielle Risiko von Cisaprid dürfte wohl eher durch Arzneimittelinteraktionen verursacht sein (gleichzeitige Einnahme von CYP3A4-Inhibitoren). DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 2. 3. Thürmann P, Ehrenthal K, Haen E: Arzneimittel-induzierte Torsade-de-Pointes-Arrhythmien. Arzneiverordnung in der Praxis 2004, 31: 66-67. http://www.akdae.de/25/Achiv /20043.pdf Straus SM, Sturkenboom MC, Bleumink GS, Dieleman JP, van der Lei J, de Grraeff PA, Kingma JH, Stricker BH: Non-cardiac QTc-prolonging drugs and the risk of sudden cardiac death. Eur Heart J 2005, epub ahead of print 11.05.2005 (PMID 15888497) http://www.qtdrugs.org/medical-pros/ drug-lists/drug-lists.htm Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (www.akdae.de) Prof. Dr. med. H. Berthold Herbert-Lewin-Platz 1 10623 Berlin Gelegenheitsanzeige VERSCHIEDENES Studienplatz Medizin Studienberatung und NC-Seminare. Unser Ziel: Ohne ZVS schnell ins Studium (Medizin, Zahnmedizin, Tiermedizin, Psychologie). Vorbereitung für Auswahlgespräche. Info und Anmeldung: Verein der NC-Studenten e.V. (VNC) Argelanderstraße 50 · 53115 Bonn Tel. (02 28) 21 53 04, Fax 21 59 00 VII DGSP aktuell Kongressbericht 1. Nationaler Präventionskongress Kardiovaskuläre Epidemiologie und Prävention 3.-4. Juni 2005, Essen Prävention ist eines der zentralen Themen in der heutigen Gesundheitsdebatte. Vor diesem Hintergrund war die Initiative der Essener Universitätsklinik und der regionalen Gesundheitswirtschaftsinitiative MedEconRuhr zu begrüßen, auf dem 1. kardiovaskulären Präventionskongress Ärzte und andere Interessierte umfassend und ohne Teilnahmegebühr über aktuelle Ergebnisse in Aufklärung, Früherkennung und Therapie von Herz-Kreislauferkrankungen zu informieren. Den Festvortag hielt W.B. Kannel (Boston), der seit 1949 der Framingham-Studie angeschlossen ist, von 1966-1979 ihr Direktor war und somit ein echter Pionier der Prävention war. Laut Framingham-Studie sind 50 % aller kardiovaskulären Erkrankungen der Frau unerkannt, bei Männern 33 %. Das Risiko einer kardiovaskulären Erkrankung verdoppelt sich, wenn ein Elternteil eine entsprechende Erkrankung aufwies und steigt weiter mit der Zahl der Risikofaktoren. Eine möglichst tägliche körperliche Belastung von geringer Intensität und mind. 30 min Dauer vermag hingegen das Risiko signifikant zu senken. Rauchen hingegen verdoppelte das Risiko. Diabetes scheint vor allem für Frauen einen hohen Risikofaktor darzustellen. Als Vorstadium des Diabetes sollte dabei auch besonderes Augenmerk auf das Metabolische Syndrom gelegt werden. Einen weiteren Risikofaktor stellt Übergewicht dar, das Lipidstoffwechsel, Blutdruck, Harnsäure und Kohlenhydrattoleranz negativ beeinflusst. Als neuere Riskofaktoren gelten Proteinurie, Fibrinogen, Entzündungsfaktoren, PNP und Aldosteron. Medikamentös lässt sich das Risikoprofil durch Statine (Fettstoffwechsel), Antidiabetika und Blutdruckkontrolle (geringerer Einfluss) positiv beeinflussen. R. Erbel (Essen) stellte als Mitorganisator des Kongresses in seiner Begrüßungsansprache die Bedeutung von allgemeinen Präventionsprogrammen für die Bevölkerung heraus. So konnte VIII durch öffentliche Aktivität in Finnland die Zahl der Todesfälle durch HerzKreislauferkrankungen in 10 Jahren mehr als halbiert werden und durchschnittliche systolische Blutdruck- sowie Cholesterinwerte deutlich gesenkt werden. In mehreren Großstudien wurde auch hier in Deutschland die Bedeutung der verschiedenen Risikofaktoren erarbeitet. So belegt die Heinz-Nixdorf-Recall-Studie (A. Stang et al., Halle-Wittenberg), dass in Deutschland mehr als 20 % der Männer und Frauen einen BMI > 30 aufweisen. Ein Metabolisches Syndrom (nach ENCAP-Definition) lag bei 39,2 % der an der Studie teilnehmenden Männer und 25,4 % der Frauen vor. Am häufigsten war dabei die Kombination von erhöhtem Taillenumfang, Bluthochdruck und hohem Nüchternblutzucker, wobei der erhöhte Blutdruck bei den Männern in allen Kombinationen am meisten vertreten war, bei den Frauen der zu hohe Taillenumfang. Je intensiver die Ausprägung des Metabolischen Syndroms gemäß dieser Kriterien war, desto stärkere Gefäßveränderungen (Kalkablagerungen) ließen sich bereits nachweisen. Wie Questor (Bad Oyenhausen) belegte, besteht eine Komorbidität für Bluthochdruck und Diabetes. Auch dabei spielt das zunehmende Übergewicht eine Rolle. Seit 1955 ist die DiabetesPrävalenz in Deutschland von 0,3 % bis auf 5,6 % angestiegen, für 2010 wird mit 10 % gerechnet. 7 % der Bevölkerung weisen bereits erhöhte NüchternBlutzuckerwerte auf, 16,4 % eine gestörte Glukosetoleranz. Ein normaler Glukosestoffwechsel fand sich lediglich bei 60 %. Dabei sind auch zunehmend jüngere Menschen betroffen. Heute leiden bereits 13 000-19 000 Kinder- und Jugendliche unter 19 Jahren an einem Typ I-Diabetes. Nach 8-15 Jahren Erkrankung haben Diabetiker ein ähnliches Mortalitätsrisiko wie ein Nichtdiabetiker nach einem Herzinfarkt. 75 % aller Diabetiker zeigen Herz- oder Ge- fäßveränderungen, 75 % aller Infarktpatientenhaben eine Stoffwechselstörung. Das Infarktrisiko steigt um 30% mit Zunahme des Nüchtern-Blutzuckers über 110 mg/dl und um 60 % bei einem postprandialen Blutzucker über 140 mg/dl. G. Assmann (Münster) berichtete über Ergebnisse der PROCAM-Studie, die 1979 startete und zur Zeit 40 000 Personen im Alter von 18-65 Jahren umfasst. Mittlerweile wurden mehr als 50 mögliche Risikofaktoren abgetestet. Das höchste Risiko für einen Herzinfarkt stellt das Alter dar, vor einem erhöhten LDL-Cholesterin, Rauchen, niedrigem HDL-Cholesterin, erhöhtem systolischen Blutdruck, Diabetes und familiärer Disposition. Durch einen Schnelltest, der die wichtigsten Fragen zur Person und ihrem Lebenswandel enthält, zusammen mit einem Gesundheitstest, der u.a. die Cholesterinwerte (LDL und HDL) erfasst, lassen sich Risikopatienten mit hoher Sicherheit herausfiltern. In Spezialtests kann das Risikoprofil zusätzlich über Biomarker, MRT- und PET-Imaging sowie die Bestimmung klinisch relevanter Risikogene erweitert werden. Es sind bereits spezielle Haplotypen bekannt, die mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko einhergehen. Lassen sich diese nachweisen, müssen die beeinflussbaren Risikofaktoren besonders aufmerksam kontrolliert werden. Im Rahmen der Augsburger MONICA-Studie wurden von 1984 bis 2002 die Daten von 13 427 Personen erfasst. Während die Morbidität durch Herzinfarkt in den Jahren zunahm, konnte die Mortalität im gleichen Zeitraum gesenkt werden. H. Löwel (Neuherberg) stellte die Bedeutung einer ST-Hebung im EKG heraus, die das Risiko für einen Infarkt deutlich erhöhe. In der vorgestellten Studie stellten sich Hypertonie und Fettstoffwechselstörungen als die Hauptrisikofaktoren für einen Infarkt vor Diabetes und Rauchen heraus. Auffällig sei, dass diese Risikofaktoren in den seltensten Fällen bereits therapiert würden. Erst nach einem Infarkt setzt die Therapie ein. Wenn man bedenkt, dass nur jeder Zweite den ersten Infarkt überlebt, ist das für viele zu spät. U.K. DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Intensitätssteuerung im Gesundheitssport Originalia Kemmler W1, Lauber D2, Weineck J2, Mayhew JL3, Engelke K1, Kalender WA1 Trainingssteuerung im Gesundheitssport. Lastvorgabe versus subjektive Intensitätswahl im präventivsportlichen Krafttraining Training Management in Fitness Sports. Prescribed Load versus subjectively-perceived intensity in preventive athletic strength training 1 Osteoporoseforschungszentrum, Institut für Medizinische Physik, Friedrich-Alexander Universität ErlangenNürnberg 2 Institut für Sport und Sportwissenschaft, Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg 3 Truman State University, Kirksville, Missouri, USA Zusammenfassung Summary Wir untersuchten den Effekt eines jeweils 12-wöchigen Krafttrainings mit Lastvorgabe vs. eines Trainings mit subjektiver Intensitätswahl auf die dynamische Maximalkraft (1-RM) bei postmenopausalen Frauen mit Trainingserfahrung im Cross-over-Design. Ausgehend von Maximalkrafttests wurde im Lastvorgabeprotokoll der Wiederholungszahl in Anlehnung an vorliegende Formeln eine konkrete Last zugeordnet, die eine Ausbelastung der Teilnehmerinnen bewirken sollte. Beim subjektiven Belastungsprotokoll sollten die Teilnehmer eine Last wählen, die der vorgegebenen Wiederholungszahl unter Ausbelastung entsprechend war. Nach randomisierter Aufteilung der Trainingsgruppen führten die Gruppen die entsprechenden Trainingsformen durch. Es folgte eine 5wöchige Übergangsphase mit „sanftem Krafttraining“ für beide Gruppen. Nach der 2. Eingangsmessung des 1-RM wechselte Gruppe 1 zum subjektiven Belastungsprotokoll über, Gruppe 2 führte ein Training mit Lastvorgabe durch. Nach Analyse der Maximalkraft ausgewählter Übungen konnten signifikante Zwischengruppenunterschiede zwischen den Protokollen für die Übung Brustdrücken (Lastvorgabe, δ-1-RM: +6,3 ± 4,1% vs. subjektive Intensitätswahl, δ-1-RM: +2,2 ± 2,6 %, p<0,001) erfasst werden, während sich bei den verbleibenden Übungen eine tendenzielle Überlegenheit des Lastvorgabeprotokolls zeigte. Obwohl die Intensitätssteuerung über die Lastvorgabe mit höherem Aufwand verbunden ist, sollte ihr Einsatz innerhalb des breiten- und gesundheitssportlichen Krafttrainings zumindest in Betracht gezogen werden. The purpose of this study was to examine the effect on fatigue of a regulation of resistance training by load prescription using predictive formulas versus by a perceived exertion protocol in well-trained early postmenopausal women. Two groups of altogether 49 subjects were randomly assigned to begin either with 12 weeks of the load prescription or 12 weeks of the perceived exertion protocol. After another 5 weeks of regenerational resistance exercise, the subgroup performing the load prescription protocol during the first 12 weeks crossed over to the 12week perceived exertion protocol and vice versa. One repetition maximum (1-RM) values of leg press, bench press, rowing, and leg adduction were measured at baseline and after each period. The load prescription protocol resulted in significant increases for all four strength measurements ranging between 3.2 % and 6.3 % 1-RM changes were lower (2.0 % to 4.6 %) in the perceived exertion protocol, however all changes were significant. Although the results of the load prescription protocol were superior for all exercises, significant differences (p<0.001) could be assessed for bench press only. However, taking into account that problems due to data management could be easily solved by suitable software which includes predictive formulas for the transformation of 1RM-tests to submaximal training loads, we think load prescription protocols should be used more frequently in resistance training for fitness and prevention. Schlüsselwörter: Krafttraining, Gesundheitssport, Trainingssteuerung, Intensität, subjektives Belastungsempfinden Key words: resistance training, prevention, exercise prescription, self-selected resistance training intensity, predictive formulas Einleitung Krafttraining ist selbstverständlicher und akzeptierter Bestandteil eines gesundheitsorientierten Trainings. Dabei sollte sich, zumindest nach erfolgter trainingsinduzierter Adaptation, das Training nicht nur auf die Entwicklung der Kraftausdauer beschränken, da sich viele Endpunkte wesentlich besser über ein Training im intensiven bis hochintensiven Belastungsbereich realisieren lassen. So ist z.B. im Bereich der Frakturprophylaxe sowohl im Hinblick auf die Sturzhäufigkeit (17) als auch auf die Knochenfestigkeit (15), insbesondere die Maximalkraft zentraler Prädiktor beider Größen. Während bei untrainierten Personen die (MaxiJahrgang 56, Nr. 6 (2005) mal)Kraft vergleichsweise leicht und durch unspezifische Methoden verbessert werden kann (27), muss bei Personen mit weitgehend abgeschlossener Adaptation eine durchdachtere Steuerung der Trainingsvariablen und Belastungsnormativa (7) stattfinden. Dabei stellt sich für das zentrale Belastungsnormativum „Reizintensität“ besonders bei trainierten Personen die Frage der konkreten Vorgabe. Grundsätzlich existieren zwei Möglichkeiten (28) zur Intensitätsvorgabe: a. eine direkte Vorgabe der Last [N bzw. kg, pounds] als prozentuale Ableitung des 1-Wiederholungsmaximums (1-RM) wie im Leistungssport allgemein üblich (19, 21) oder DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 165 Originalia Intensitätssteuerung im Gesundheitssport b. eine subjektive Wahl der Last bei Vorgabe des Belastungsempfindens/Ausbelastungsgrades (3, 5, 9, 25), jeweils bei vorgegebener Wiederholungszahl. Tabelle 1: Anthropometrische Größen, Energieaufnahme und Maximalkraft (1-RM) der Testgruppen TG1 und TG2 zu Beginn der Untersuchung. 1 = Die Berechnung der Kraft [N] erfolgte aus der Berechnung der Masse [kg]. N.s.=nicht signifikant, p<0,05 Parameter TG 1 TG 2 p (n = 26) (n = 23) Alter [Jahre] Größe [cm] Gewicht [kg] Körperfett [%] Lean Body Mass [kg] Energiezufuhr [kJ/d] Beinpresse [N]1 Brustdrücken [N] Rudern [N] Beinadduktion [N] 56,8 ± 3,1 163,9 ± 6,4 66,7 ± 8,3 35,8 ± 5,3 41,7 ± 3,5 7 796 ± 1 191 1 694± 203 452 ± 54 450 ± 49 425 ± 73 56,9 ± 3,1 164,4 ± 6,6 67,4 ± 8,5 35,7 ± 5,5 42,7 ± 3,5 7 821 ± 1 087 1 762 ± 195 464 ± 51 455 ± 50 439 ± 72 n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. Obwohl sich in der einschlägigen deutschen Fachliteratur regelmäßig Forderungen nach Maximalkrafttests als Bezugswertbasis für die weitere Trainingsplanung finden (6, 29), ist die Durchführung von Maximal- oder Submaximalkrafttests und deren Transformierung in Rahmentrainingspläne im gesundheitssportlichen Krafttraining in Deutschland, im Gegensatz zu den USA, kaum üblich. Als Grund für diese Zurückhaltung kommen neben unterschiedlichen Gründen wie erhöhte Verletzungsgefahr, mangelnde Compliance, messtechnische Probleme, Probleme der Transformierbarkeit der Maximalkraftwerte in die Wiederholungsbereiche (8, 10) vor allem der erhöhte messtechnische und rechnerische Aufwand – also die Berechnung der Last für die jeweilige Übung und der jeweiligen Trainingseinheit unter Berücksichtigung der Trainingsperiodisierung und des Leistungszuwachses - in Frage. Grundsätzlich sollte sich die Entscheidung, welche Methode der Intensitätssteuerung angewandt werden soll, jedoch primär an deren Effektivität orientieren. Unseres Wissens existiert derzeit aber keine Untersuchung, die beide Protokolle hinsichtlich ihres Effekts auf die Entwicklung der Maximalkraft bei Frauen in mittlerem-hohen Alter untersucht. In dieser Untersuchung gehen wir deshalb der Frage nach, ob die direkte Vorgabe der Trainingslast in kg (Gruppe Lastvorgabe = TG1) zu deutlicheren Auslenkungen der Maximalkraft führt als eine subjektive Wahl (Gruppe subjektive Vorgabe = TG2) der Belastungsintensität bei Vorgabe des Belastungsempfindens/Ausbelastungsgrades. Material und Methoden Die Untersuchung wurde als randomisierte Cross-overStudie geplant. Insgesamt nahmen 67 Teilnehmerinnen (56,8 ± 3,1 Jahre) der Trainingsgruppe der „Erlanger Fitness und Osteoporose-Präventions-Studie“ (EFOPS; 16) an der vorliegenden Untersuchung teil. Gemäß dem EFOPS-Protokoll zeigten sich die Teilnehmerinnen als eine homogene Gruppe gesunder, initial untrainierter, frühpostmenopausaler Frauen ohne Medikation mit Auswirkung auf Knochen oder Muskel. Alle Teilnehmerinnen ga- 166 ben ihre schriftliche Einwilligung (Ethikantrag Nr. 905, Universität Erlangen). Der Start der vorliegenden Untersuchung erfolgte 27 Monate nach dem Studienstart der EFOPS-Studie. Die Teilnehmerinnen wurden zu Beginn der vorliegenden Studie über eine Gruppen-Randomisierung zwei Studiengruppen (TG 1 und TG 2) zugewiesen. Tabelle 1 zeigt, dass beide Gruppen bezüglich beeinflussender Parameter keine Unterschiede aufweisen. Trotzdem nutzten wir zur Sicherstellung weitgehendster Vergleichbarkeit der Studienprotokolle ein Cross-over-Design, in dem die Testgruppen beide Phasen durchliefen, so dass die jeweiligen Individuen ihre eigene Kontrolle darstellen (Tab. 2). Mögliche Sequenzeffekte wurden mittels Vergleich beider Trainingsperioden/Gruppe überprüft (Abb. 1). TG 1 führte während Phase 1 zunächst ein Training mit Vorgaben der Last [kg] aus, während TG 2 ein Belastungsprotokoll mit subjektiver Belastungswahl, jeweils unter Ausbelastung, durchführte. Nach 5-wöchiger Test- und Übergangsphase, erfolgte ein Wechsel der Trainingsprotokolle während Phase 2, so dass TG 2 mit Lastvorgabe und TG 1 mit subjektiver Intensitätswahl trainierte. Trainingsprotokoll Eine genaue Beschreibung des EFOPS-Protokolls wurde schon an anderer Stelle gegeben (16) so dass wir uns hier auf die Krafttrainingssequenz beschränken. Das Trainingsprogramm setzte sich aus zwei gemeinsamen Trainingseinheiten (TE)/Woche von 60-70 Min. sowie 2 HeimTE von ca. 25 Min. Dauer zusammen. Das gemeinsame Tabelle 2: Studiendesign, TG=Testgruppe Zeit Phase 1 Übergangsphase (Woche 1-12) (Woche 13-17) Phase 2 (Woche 18-29) TG 1 (n=26): Lastvorgabe Tests, regeneratives Training Subjektive Intensitätswahl TG 2 (n=23): Subjektive Intensitätswahl Tests, regeneratives Training Lastvorgabe Training gliederte sich in eine TE/Woche an Kraftgeräten (Technogym, Gambettola, Italy) sowie eine TE/Woche mit Kurzhanteln und Handgeräten. Folgende Übungen wurden durchgeführt: horizontale Beinpresse, Beinextension, Beinbeugen, Beinadduktion und -abduktion, Rudern, Latissimus-Ziehen, Rumpfextension, Brustdrücken, Rumpfflexion, Schulterheben (alles an Kraftgeräten), breitbeiniges Kniebeugen, Kurzhantelrudern und Brustdrücken mit der Kurzhantel. Die Last konnte sehr genau gesteuert werden. Innerhalb der EFOPS-Studie wechselten sich nach einem 8-monatigen, einführenden Trainingszeitraum periodisierte 3-monatige Trainingsphasen mit hoher Belastungsintensität (65-92,5 % 1-RM) mit 4- bis 6-wöchigen Trainingsphasen niedrigerer Reizintensität und regenerativer Ausrichtung (50-60 % 1-RM) ab. Basis der Trainingsplanung waren regelmäßig (jeweils vor und nach den hochintensiven Trainingsphasen) durchgeführte Maximal- und Submaximalkrafttests. DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Intensitätssteuerung im Gesundheitssport In der vorliegenden Arbeit wurden mit Ausnahme der Intensitätsvorgabe sämtliche Trainingsparameter und Belastungsnormative der beiden Trainingsprotokolle identisch gestaltet. Das Trainingsprotokoll wurden linear periodisiert (Abb. 2). Die Pause zwischen den Sätzen bzw. Originalia Messungen Anwesenheit und Compliance wurden anhand der Anwesenheitslisten und retrospektiver Analyse der Trainingspläne ermittelt. Teilnehmer mit einer Anwesenheit von <20 TE (von möglichen 24 TE) innerhalb Phase 1 bzw. 2 wurden von der Analyse ausgeschlossen. Unmittelbar vor und nach Phase 1 und 2 wurden nach 10minütiger aerober Erwärmung die Maximalkrafttests (1-RM-Test) gemäß dem Protokoll von Kraemer et al. (18) durchgeführt. Jeweils 3-4 Personen mit vergleichbarer Leistungsfähigkeit führten unter Leitung eines Untersuchers die Tests in gleichbleibender Reihenfolge und unter vergleichbaren Rahmenbedingungen durch. Die letzten 2 Tage vor dem Test wurde kein Training durchgeführt, anstrengende körperliche Betätigung hatte ebenfalls zu unterbleiben. Innerhalb dieser Arbeit stellen wir die Ergebnisse der Übungen Beinpresse, Brustdrücken, Rudern und Beinadduktion vor. Die Reproduzierbarkeit Abbildung 1: Entwicklung der Maximalkraft über die Trainingsphasen. Während den ersten 12 Trainingswochen unserer 1-RM-Tests wurde so(Phase 1) führt Testgruppe 1 das Lastvorgabeprotokoll, Testgruppe 2 die subjektive Intensitätswahl durch. Nach 5-wöchiger Übergangsphase mit identischem Training, führte Testgruppe 1 die subjektive Intensitätswahl, Test- wohl nach 6 Monaten (CV≤5,9 %) gruppe 2 das Lastvorgabeprotokoll durch. **: Zwischengruppenunterschied zwischen Gruppe 1 (Lastvorgabe) und als auch nach 26 Monaten Gruppe 2 (subjektive Belastungswahl) nach erster Belastungsphase (CV≤3,8 %) überprüft. Übungen betrug 120-150 Sek. Die Vorgabe der BeweStatistik gungsgeschwindigkeit war moderat (ca. 2 Sek. konzenZur Berechnung der Mittelwerte und Standardabweitrisch – 1 Sek. statisch – 2 Sek. exzentrisch). chungen, der prozentualen Veränderungen im Verlauf (δInnerhalb des subjektiven Intensitätsprotokolls wurde Werte) sowie anderer statistischer Kennzahlen wurde das wie auch im Lastvorgabeprotokoll die Wiederholungszahl Computerprogramm SPSS (Version 12.0) benutzt. In Abjeweils vorgegeben. Die Teilnehmer sollten eine Last hängigkeit von der Werteverteilung erfolgte die Berechwählen, die der Wiederholungszahl unter Ausbelastung („letztmögliche, technisch korrekte Wiederholung“) angemessen war. Für die Berechnung der Trainingslast und zugeordneter Wiederholungszahlen entschieden wir uns nach Anwendung verschiedener Prognoseformeln (30) für die Formeln von O’Conner (24). Innerhalb des Lastvorgabe-Protokolls erfolgte eine Abfrage der Realisierung dieser Vorgabe (zu leicht vs. adäquat vs. zu schwer) bei den 4 Testübungen. Im Gegensatz zu allen anderen Trainingsphasen wurde in dieser Arbeit aus Gründen der Vergleichbarkeit beider Protokolle eine Ausbelastung (Durchführung der Serie bis zur letztmöglichen, technisch einwandfrei geleisteten Wiederholung) der Teilnehmerinnen angestrebt und vorgegeben. Zwischen den beiden Trainingsphasen erfolgte eine 5Abbildung 2: Periodisierungsstrategie des Gerätetrainings. Eine vergleichbawöchige Test- und Übergangsphase (Tab. 2) mit Feiertares Protokoll wurde für die freien Übungen durchgeführt. Die Belastungsintensität orientiert sich am Lastvorgabeprotokoll. Bel.-Intensität: gen sowie regenerativem und „sanftem“ Krafttraining (2) Belastungsintensität. Bel.-Umfang: Belastungsumfang. WDH/TE: Wiederhoim Kraftausdauerbereich. lungen je Trainingseinheit. 1-RM: Einwiederholungs-Maximum Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 167 Originalia Intensitätssteuerung im Gesundheitssport nung der Signifikanz mittels T-Test für abhängige oder unabhängige Stichproben. Bei fehlender Voraussetzung für den T-Test wurde der Wilcoxon- respektive der Whitney-Mann U-Test angewendet. Die Verteilung der Werte wurde mittels Kolmogorow-Smirnov-Test, die Varianzhomogenität mittels Levene-Test überprüft. Zusätzlich wurden die gruppenspezifischen Veränderungen je Phase mittels zweifaktorieller Varianzanalyse mit Messwiederholung auf Zwischengruppenunterschiede überprüft. Beide statistischen Verfahren zeigten bezogen auf die Irrtumswahrscheinlichkeit vergleichbare Ergebnisse. Eine Irrtumswahrscheinlich unter 5 % (p < 0,05) wird als statistisch signifikant erachtet. Ergebnisse Keine der Teilnehmerinnen verließ während der ca. 7monatigen Studiendauer die Untersuchung. Insgesamt 49 Frauen erfüllten das Einschlusskriterium von ≥20 TE/Trainingsphase und wurden in die Datenberechnung eingeschlossen. Während des Interventionszeitraumes traten bei keinem Belastungsprotokoll oder Krafttest Verletzungen oder Beschwerden auf. Zusammenfassend wurde die vorgegebene Last in den 4 Testübungen in ca. 81 % der Vorgaben von den Teilnehmerinnen als adäquat beurteilt, 11 % der Vorgaben wurden als zu leicht eingestuft, in 8 % der Fälle konnten nicht alle Wiederholungen mit der vorgegebenen Last bewältigt werden. Tabelle 1 zeigt anthropometrische Variablen und die Maximalkraft unserer Testübungen vor Interventionsbeginn. Für keinen der aufgeführten Parameter zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen. Abbildung 1 stellt die Entwicklung des 1-RM der beiden Subgruppen über den gesamten Testzeitraum dar. Abbildung 3 zeigt die durchschnittlichen (Phase 1 und 2), über beide Gruppen erfassten Werte der Testübungen für beide Trainingsprotokolle. Beide Methodenvarianten zeigen eine signifikante Verbesserung des 1-RM-Wertes aller 4 Übungen. Bei Vergleich der Effektivität beider Programme auf der Basis der prozentualen Veränderung zeigen sich für die Übungen Beinpresse, Rudern und Beinadduktion tendenzielle (p= 0,30 bis p= 0,055), für die Übung Brustdrücken eine signifikante Überlegenheit (p< 0,001) der Lastvorgabe gegenüber einer subjektiven Intensitätswahl. Diskussion Die vorliegende Studie verfolgte das Ziel, den Effekt von zwei unterschiedlichen Strategien der Intensitätssteuerung auf die Maximalkraft im Rahmen gesundheitsorientierten Sporttreibens zu determinieren. Um eine möglichst uneingeschränkte Aussagekraft und Relevanz unserer Untersuchung zu gewährleisten, gestalteten wir unsere methodische Vorgehensweise sehr sorgfältig: 168 1. Die Einteilung der Gruppen erfolgte randomisiert und es wurde eine Kreuzung (cross-over) der Gruppen durchgeführt, was die uneingeschränkte Vergleichbarkeit beider Gruppen (Tab. 1) bzw. Belastungsprotokolle sichern sollte. 2. Teilnehmerinnen mit potenziellen Störfaktoren bezüglich Ernährung, Medikation, Erkrankungen und LifeStyle-Veränderungen wurden nicht in die EFOPS-Studie eingeschlossen bzw. bei Eintreten des Störfaktors nach Einschluss von der Analyse ausgeschlossen. 3. Die Teilnehmerinnen durchliefen im bisherigen Interventionszeitraum (27 Monate) bereits 4 hochintensive Trainingsphasen zwischen 65 und 92,5 % 1-RM unter Lastvorgabe. Somit kann davon ausgegangen werden, dass die Teilnehmerinnen den vorgegebenen Wiederholungszahlen durchaus eine angemessene Last zuordnen konnten. Nur diese Fähigkeit gewährleistet u.E. nach einen realistischen Vergleich beider Protokolle. 4. Für das Lastvorgabeprotokoll belegt die vergleichsweise geringe Anzahl von Vorgaben, die entweder nicht technisch einwandfrei bewältigt werden konnte (8 %) oder als zu leicht eingeschätzt wurde (11 %), die hohe Validität der beschriebenen Vorgehensweise. 5. Nur Teilnehmerinnen mit hoher Anwesenheitsrate gingen in die Analyse ein. 6. Das vorliegende Ergebnis wurde durch zwei unabhängige Testverfahren überprüft und bestätigt (s. Methodik). Neben den Stärken soll auch auf eine Limitation der Untersuchung hingewiesen werden. So war die Übergangsphase zwischen den Belastungsphasen zu kurz gewählt, um die Veränderungen des 1-RM komplett „auszuwaschen“. Obgleich wir keine signifikanten Sequenzeffekte erfassten, könnte dieser Faktor gleichwohl einen Erklärungsbeitrag für unser Ergebnis liefern. Der Hintergrund dieser Studie war pragmatisch. Unter der Prämisse, dass die Methode der Intensitätsregelung durch Lastvorgabe mit höherem organisatorischen Aufwand und einem möglicherweise erhöhten Verletzungsrisiko verknüpft wird, muss sie der einfachen Methode der subjektiven Vorgabe, zumindest was die Steigerung der Maximalkraft betrifft, überlegen sein, um Anwendung im Breiten- und Gesundheitssport zu finden. Die Entscheidung, ob die Methode der Lastvorgabe der Methode der subjektiven Intensitätswahl tatsächlich überlegen ist, fällt mittels unserer Daten sehr schwer. Zunächst imponieren beide Intensitätsvorgaben mit signifikant positivem Einfluss auf die Entwicklung der Maximalkraft und sind somit also grundsätzlich geeignet, bei gut trainierten Kollektiven die Maximalkraft zu steigern. Ein Vergleich beider Protokolle zeigt, dass die Methode der Lastvorgabe zwar für alle Testübungen tendenziell höhere 1-RM-Zuwächse erzielt, Zwischengruppenunterschiede aber nur für eine Übung statistisch signifikant (dort allerdings p<0,001) abgesichert werden können. DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Intensitätssteuerung im Gesundheitssport Originalia Nach retrospektiver Analyse der Trainingstagebücher kommen u.E. nach zwei Gründe für die tendenziell – signifikant geringeren Verbesserungen des 1-RM in der Gruppe mit subjektiver Belastungswahl in Betracht: 1. Unsere Teilnehmerinnen konnten trotz einschlägiger Abbildung 3: Kumulierte Werte (1-RM) der Testübungen für die Lastvorgabe vs. subjektive Intensitätswahl. Die SterVorerfahrung der Wiederho- ne über den Standardabweichungen repräsentieren das Signifikanzniveau der Veränderung des 1-RM je Gruppe, die lungszahl besonders im er- Sterne zwischen den Balken (Übung Bankdrücken ) markieren Zwischengruppenunterschiede. n=49 sten Trainingssatz oft nicht die angemessene (hohe) Last zuordnen. 2. Die Teilnehmerinnen wählten die Last im höheren InBetrachtet man zunächst c. und d. so kann eine Inditensitätsbereich zurückhaltender, wohl deswegen, weil vidualisierung von Rahmentrainingsplänen für einzelne wenige Wiederholungen bei hoher Intensität als beanSportler für den i.d.R. im Gruppenrahmen stattfindenden spruchender empfunden wurden als viele WiederhoBreiten- und Gesundheitssport über geeignete Softlungen bei geringer Intensität (5, 9). warelösungen ökonomisch bewerkstelligt werden. Trotz einiger Bedenken zur Durchführung sportmotoZusammenfassend kann aber festgehalten werden, rischer Tests im Kraftbereich z.B. Verletzungsgefahr (4, dass die Methode der subjektiven Intensitätswahl beim 10), unbrauchbare Bezugswerte (4), messtechnische/orgatrainierten Individuum mit entsprechender Erfahrung als nisatorische Schwierigkeiten (4), Testcompliance (14) halgeeignet erscheint positiven Einfluss auf die Entwicklung ten wir die Durchführung dieser Art von Trainingskonder Maximalkraft zu nehmen. Dieses Ergebnis steht in trollen abgesehen von dem nötigen zeitlichen Aufwand gewissem Gegensatz zu Ergebnissen bei Untrainierten. (Ausnahme: in das Training integrierte X-RM-Tests) bei Glass et al. zeigen für Personen ohne Vorerfahrung adäquater Vorbereitung und Compliance der Teilnehmer sowohl für das Ausdauer- (11) als auch für das aufgrund unserer bisherigen Erfahrungen für weitgehend Krafttraining (12), dass die Belastungsintensität ohne unproblematisch. Als zentrales methodisches Problem der Intensitätsrevorhergehende Tests respektive Erfahrungswerte deutlich gelung durch Lastvorgabe wird die Transferierbarkeit der unter dem fokussierten Bereich gewählt wird. Besonders durch die 1-RM erhobenen Maximallast in die Wiederbeim Krafttraining lag die selbstgewählte holungsbereiche diskutiert (Punkt b.). So weisen einige Belastungsintensität in einem Intensitätsbereich, der für Autoren (4, 13, 20) zumeist im Zusammenhang mit Prodas angestrebte Trainingsziel unterschwellig war. Wir gnoseformeln zur Bestimmung des 1-RM aus X-RM-Tests folgern daraus, dass die subjektive Intensitätswahl für darauf hin, dass das Verhältnis zwischen Last und Wieun- oder wenig trainierte Personen, besonders unter der derholungszahl zwischen den unterschiedlichen ÜbunPrämisse submaximaler Ausbelastung durch Angabe der gen respektive Körperregionen nicht immer konstant ist. Belastungsempfindung, ein sich selbst steuerndes System Auffälligerweise weicht immer die Übung „Beinpresse“ ohne Erfahrungswert darstellt und somit für die mit deutlich höheren Wiederholungszahlen von den übriBelastungssteuerung dieses Kollektivs nicht geeignet gen Trainigsinhalten ab. Wood et al. (30) kommen in eierscheint. nem Kollektiv älterer Männer bzw. früh-postmenopausaObwohl unsere Ergebnisse für Individuen mit erhebliler Frauen indes zu einem vergleichbaren Verhältnis zwicher Trainingsvorerfahrung keine uneingeschränkte schen den Übungen. Somit könnte eine einzelne Empfehlung zulässt, erscheint die Methode der Berechnungsformel in Abhängigkeit vom fokussierten Lastvorgabe zumindest tendenziell als besser geeignet, Kollektiv (1, 8), die Last in einigen Übungen nicht mit die Maximalkraft zu steigern. Auf der anderen Seite ist es hinreichender Präzision prognostizieren. Es existiert jefraglich, ob diese lediglich „tendenzielle Überlegenheit“ doch eine große Anzahl von Algorithmen (19, 22, 26), den unbestritten höheren Aufwand dieser Methode rechtwelche sich spezifisch auf Geräte oder Gerätegruppen, die fertigt: Bewegungsgeschwindigkeit sowie unterschiedliche Kollektive (Alter, Geschlecht, Trainingszustand) beziehen a. regelmäßige Durchführung geeigneter sportmotoriund das 1-RM durch submaximale Tests mit ausreichenscher 1-RM bzw. X-RM-Tests der Genauigkeit berechnen (23, 26, 30). Umgekehrt kann b. eine darauf basierende verlässliche Herleitung der über diese Formeln, ausgehend vom 1-RM-Bezugswert, Bezugswerte für alle Trainingsinhalte die Last in den Wiederholungsbereichen mit hinreichenc. die Ableitung individueller Trainingspläne d. die rechnerische Berücksichtigung der der Genauigkeit berechnet werden. Macht man sich die Leistungszuwächse über die Trainingsphase. Mühe der Überprüfung der Eignung dieser Formeln für Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 169 Originalia Intensitätssteuerung im Gesundheitssport das eigene Kollektiv bzw. die fokussierten Übungen (30), so sollte sich angesichts der Vielzahl der vorliegenden Forschungsergebnisse eine adäquate Formel finden lassen. Zusammenfassend ist die Intensitätssteuerung durch Lastvorgabe derjenigen durch subjektive Intensitätswahl leicht überlegen. Diese Einschätzung beschränkt sich allerdings auf Kollektive mit zumindest fortgeschrittener Trainingserfahrung, die in der Lage sind, einer vorgegebenen Wiederholungszahl eine entsprechende Last zuzuordnen. Insgesamt stellt die Methode der Lastvorgabe zumindest jedoch eine sinnvolle und machbare Alternative zur subjektiven Intensitätswahl dar. Literatur 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. Braith RW, Graves JE, Leggett SH, Pollock ML: Effect of training on the relationship between maximal and submaximal strength. 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Korrespondenzadresse: PD Dr. Wolfgang Kemmler Osteoporoseforschungszentrum Friedrich-Alexander Universität Erlangen Henkestrasse 91 91054 Erlangen E-mail: [email protected] DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Sauerstoffaufnahme und Hämodynamik Originalia Auracher M, Meyer T, Kindermann W Abschätzung von Herzzeit- und Schlagvolumen unter ansteigender Belastung anhand des Verlaufs der Sauerstoffleistungskurve: Anwendung der nichtinvasiven StringerMethode an KHK-Patienten und Ausdauertrainierten Estimation of cardiac output and stroke volume during incremental exercise from the course of oxygen uptake: application of the non-invasive Stringer method in CADpatients and endurance-trained subjects Institut für Sport- und Präventivmedizin, Universität des Saarlandes, Saarbrücken Zusammenfassung Summary Die Arbeitsgruppe von Stringer entwickelte 1997 auf der Basis von Rechtsherzkatheter-Untersuchungen eine Methode zur Bestimmung des Herzminutenvolumens (HMV) aus spiroergometrischen Daten. Das FickPrinzip findet Anwendung unter der Annahme einer vorhersagbaren arteriovenösen Sauerstoffdifferenz. Eine Überprüfung der Plausibilität dieser Methode erfolgte an 35 gesunden Ausdauertrainierten (AT) und 24 Patienten mit koronarer Herzerkrankung (KHK), die einen ausbelastenden fahrradergometrischen Stufentest mit simultaner Spiroergometrie absolvierten. In beiden Gruppen wurde ein linearer HMVSchätzung-Anstieg errechnet, während das Schlagvolumen (SVSchätzung) initial einen signifikanten Anstieg zeigte und dann konstant blieb. Bei 100W hatten die AT ein signifikant höheres SVSchätzung (160±22 vs. 102±17 ml; p<0,0001) und HMVSchätzung (18,4±1,0 vs. 11,5±1,1 l*min-1; p<0,0001) als die KHK-Patienten. Die Ergebnisse zeigen eine hohe Übereinstimmung mit invasiven Messungen aus der Literatur. Die Stringer-Methode liefert somit plausible Resultate für SV und HMV und kann nach Verifizierung durch Validitätsstudien eine kostengünstige und risikoarme Alternative für die Bestimmung wichtiger Kennwerte der zentralen Hämodynamik sein. Schlüsselwörter: Herzminutenvolumen, Schlagvolumen, Spiroergometrie, Atemgase Einleitung Das Verhalten von Herzminutenvolumen und Schlagvolumen unter Belastung bestimmt maßgeblich die kardiozirkulatorische Leistungsfähigkeit und ist daher ein wichtiger Parameter sowohl in der Kardiologie als auch in der Leistungsphysiologie. Für die Bestimmung dieser Parameter ist die Rechtsherzkatheter-Untersuchung der GoldStandard. Da diese jedoch invasiv und aufwändig ist, erscheint eine nichtinvasive Bestimmungsmethode auf der Basis der spiroergometrisch bestimmten VO2, der mittels einer Konstanten berechneten arteriovenösen Sauerstoffdifferenz (avDO2) sowie der Belastungsherzfrequenz, wie sie von Stringer et al. (30) vorgestellt wurde, attraktiv. EiJahrgang 56, Nr. 6 (2005) Based on data from right heart catheterizations, Stringer et al. proposed in 1997 a method to calculate the cardiac output (CO) from gas exchange measurements. The Fick principle was applied with the assumption of a predictable peripheral arterio-venous oxygen difference. To check if this method leads to plausible results, 35 healthy endurance-trained subjects (ET) and 24 patients suffering from coronary artery disease (CAD) performed a maximal incremental exercise test on a cycle ergometer with simultaneous gas exchange measurements. CO increased linearly in both groups while the stroke volume (SV) showed a plateau after an initial increase. At the 100 W stage, ET reached a significantly higher SV (160±22 vs. 102±17 ml; p<0.0001) and CO (18.4±1.0 vs. 11.5±1.1 l*min-1; p<0.0001) than CAD. Our results are in agreement with invasive measurements reported in the literature. Thus, the Stringer method leads to plausible results for SV and CO and can, therefore, be regarded as a simple, low-risk and cheap alternative for the determination of relevant central hemodynamic parameters. Key words: cardiac output, stroke volume, spiroergometry, gas exchange ne exakte Erfassung der Beziehung zwischen VO2 und der Leistung sowie der VO2peak ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung, da diese Parameter wesentliche Determinanten der Stringer-Methode zur Bestimmung des HMV und des SV darstellen. Inzwischen findet der Algorithmus, auf dem die Methode basiert, auch Anwendung in der Software verschiedener Spiroergometrie-Programme. Da die Methode ursprünglich auf einer Datenbasis von nur n=5 Personen entwickelt wurde, bedarf sie der Bestätigung in größeren Kollektiven. Dies stößt jedoch wegen der notwendigen Rechtsherz-Katheterisierungen an Gesunden und Patienten auf ethische Probleme wegen der fehlenden medizinischen Indikation. Daher wurde zur Prüfung der Plausibilität eine umfangreiche Querschnitt- DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 171 Originalia Sauerstoffaufnahme und Hämodynamik untersuchung an gesunden und vorerkrankten Personen mit großem Leistungsspektrum durchgeführt. Die kalkulierten hämodynamischen Parameter wurden anschließend mit publizierten Ergebnissen anderer Arbeitsgruppen verglichen, die invasive oder alternative nichtinvasive Bestimmungsmethoden einsetzten. Der Einschluss von gesunden Personen sowie Patienten mit koronarer Herzkrankheit ermöglicht zudem einen Vergleich der Blutlaktat-Konzentration (Lamax; Bestimmung enzymatisch aus dem kapillären Blut; Lamax entspricht dem höchsten Wert der Entnahmezeitpunkte: 1, 3, 5 Min. nach Belastungsende) und des maximalen Respiratorischen Quotienten (RQmax). Die AT musste mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllen: HFmax≥ 200 - Lebensalter; Lamax ≥ 8 mmol*l-1; RQmax ≥ 1,05. Da für KHK-Patienten de facto keine publizierten Ausbelastungskriterien exis- Tabelle 1: Anthropometrische und ergometrische Daten. VO2peak = maximale Sauerstoffaufnahme, HRmax = maximale Herzfrequenz, Lamax = maximale periphere Laktatkonzentration, RQmax = maximaler Respiratorischer Quotient. MW ± SD. Signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen (p<0,01) für alle Variablen Alter [Jahre] Größe [m] Gewicht [kg] VO2peak [l*min-1] VO2peak [ml*min-1*kg-2/3] HFmax [min-1] Lamax [mmol*l-1] RQmax AT n=35 23,0 ± 7,0 1,79 ± 0,05 70,9 ± 5,9 4,60 ± 0,38 94,4 ± 14,7 191 ± 11 11,74 ± 2,55 1,05 ± 0,04 KHK n=24 65,3 ± 7,4 1,73 ± 0,06 78,0 ± 9,3 1,92 ± 0,34 37,1 ± 5,9 128 ± 19 5,53 ± 1,43 0,99 ± 0,04 belastungsinduzierten hämodynamischen Reaktion zwischen diesen beiden Gruppen und somit eine erste Abschätzung, ob die Methode für diagnostische Zwecke eingesetzt werden kann. Material und Methoden tieren, wurde die Ausbelastung durch versierte Untersucher beurteilt, und die erreichten Werte entsprechend dokumentiert. Simultan wurden während des Belastungstests mit einem offenen Spiroergometrie-System (MetaMax I, Cortex, Leipzig) die Atemgase gemessen und in Intervallen von 10 Sekunden aufgezeichnet. Probanden Messungen und Berechnungen 59 Personen wurden nach Information über Untersuchungsdesign und eventuelle Risiken für diese Studie rekrutiert. 35 von ihnen waren gesund und ausdauertrainiert (Gruppe „AT“). Die übrigen 24 (Gruppe „KHK“) waren ältere Patienten mit dokumentierter KHK (in der Regel angiografisch dokumentiert; in wenigen Fällen ohne angiografischen Befund, dann jedoch mit klinisch gesichertem Myokardinfarkt). In keinem Fall lag eine Herzinsuffizienz vor. Die anthropometrischen Daten beider Gruppen sind in Tabelle 1 dargestellt. Es wurden nur vollständig absolvierte Stufen (repräsentiert durch den Mittelwert der letzten 30 Sek.) zur Kalkulation der hämodynamischen Parameter HMV und SV herangezogen. Die höchste mittlere VO2 über ein Zeitintervall von 30 Sek. wurde als VO2peak gewertet, unabhängig davon, wieviel Zeit auf der jeweiligen Stufe verstrichen war. Jeweils ca. 15 Sek. vor dem Ende jeder Belastungsstufe bzw. vor dem Abbruch der Belastung wurde einige Sekunden lang die Herzfrequenz mit einem 6-Kanal-EKG aufgezeichnet. Die höchste aufgezeichnete Herzfrequenz wurde als HFmax betrachtet. HMV und SV wurden nach der nichtinvasiven Methode von Stringer et al. (30) aus der Aufzeichnung der VO2 und deren prozentualer Anteile an der VO2peak berechnet. Diese Berechnungen basieren auf der durch invasive Studien (30, 31, 33) gestützten Annahme, dass die arteriovenöse Sauerstoffdifferenz (avDO2) während eines Belastungstests linear ansteigt und sich somit in Form einer Geradengleichung darstellen und kalkulieren lässt. Die hämodynamischen Parameter wurden mit folgenden Formeln berechnet: Allgemeines Design Alle Probanden wurden vor den Belastungsuntersuchungen einer klinischen und laborchemischen Routineuntersuchung einschließlich Echokardiographie unterzogen. In diesem Rahmen wurde eine ärztliche Anamnese, eine körperliche Untersuchung, eine Bestimmung von Routinelaborwerten (Blutbild, Leberenzyme, CK, Elektrolyte, Harnstoff, Kreatinin, Blutfette, Glukose) aus dem venösen Blut sowie ein Ruhe-EKG durchgeführt. Belastungsprotokoll Die spiroergometrischen Tests wurden auf einem Fahrradergometer (Excalibur Supersport, Lode, Gronningen, Niederlande) in sitzender Position durchgeführt. Es wurde ein stufenförmiges Belastungsprotokoll gewählt mit einer Einstiegsstufe von 100 W bei den Ausdauertrainierten und 50 W bei den KHK-Patienten. Die Belastung wurde in dreiminütigen Intervallen um 50 W (AT) bzw. 25 W (KHK) gesteigert bis zur symptomlimitierten (KHK) Ausbelastung. Eine Überprüfung der Ausbelastung erfolgte anhand der maximalen Herzfrequenz (HFmax), der maximalen 172 avDO2 = 5,721 + (0,1047 * %VO2max) (Stringer et al. 1997) HMVSchätzung = VO2 * avDO2 Ficksches Prinzip SVSchätzung = HMVSchätzung * HF-1 Die Steigung der Sauerstoff-Leistungskurve wurde definiert als die Differenz zwischen der VO2 auf der 250 W- (Gesunde) bzw. 100 W-Stufe (KHK-Patienten) und der VO2 während der ersten Belastungsstufe, dividiert durch die ent- DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Sauerstoffaufnahme und Hämodynamik Originalia sprechende Leistungsdifferenz (∆VO2/∆P). Diese submaximalen Belastungsstufen wurden gewählt, um Störeinflüsse (z.B. Levelling-Off-Phänomen) auszuschließen. Statistische Methoden Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt als Mittelwerte und Standardabweichungen. Linearitätsprüfungen für die VO2-, HF- und HMVSchätzung-Kurven erfolgten für alle Einzelfälle mittels Pearson-Korrelationskoeffizient. Die Vergleiche der anthropometrischen und ergometrischen (Einzel-) Daten zwischen AT und KHK-Patienten wurden mit einem zweiseitigen T-Test für unabhängige Stichproben berechnet. Vergleiche zwischen Subgruppen wurden mit einem Mann-Whitney U-Test durchgeführt. Mit einer einfaktoriellen ANOVA wurden die SVSchätzung-Verläufe auf belastungsinduzierte Veränderungen (Ruhewert und fünf (AT) bzw. 3 (KHK) Stufen) überprüft sowie ein Vergleich der hämodynamischen Parameter auf der 100 W-Stufe (einzige identische Belastungsstufe beider Gruppen) durchgeführt. Das Signifikanzniveau für den α-Fehler wurde auf p<0,05 festgelegt. Ergebnisse In der Gruppe der Ausdauertrainierten wurden alle Tests wegen Ermüdung der Beinmuskulatur oder allgemeiner körperlicher Erschöpfung beendet. Anhaltspunkte für eine kardia- Abbildung 1: Herzfrequenz (HF) von Patienten mit koronarer Herzkrankheit (unterbrochene Linie) und Ausdauertrainierten (durchgezogene Linie) während ansteigender Belastung. MW ± SD le Einschränkung (Angina Pectoris, Atemnot) bestanden nicht. In der Gruppe der KHK-Patienten wurden als Abbruchgründe Ermüdung der Beinmuskulatur/allgemeine Erschöpfung (n=17), Atemnot (n=4) und Angina Pectoris (n=3) angegeben. Die Ausbelastungsparameter RQmax (p=0,19) und Lamax (p=0,08) der Patienten mit kardialer Symptomatik unterschieden sich nicht signifikant von denen der anderen Patienten, während die HFmax signifikant geringer war (p=0,04). Die ergometrischen und anthropometrischen Daten der AT sind typisch für eine Gruppe gesunder ausdauertrainierter Personen, während die KHK-Patienten im typiJahrgang 56, Nr. 6 (2005) Abbildung 2: Sauerstoffaufnahme (VO2) von Patienten mit koronarer Herzkrankheit (unterbrochene Linie) und Ausdauertrainierten (durchgezogene Linie) während ansteigender Belastung. MW ± SD. ++ = signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen (p<0,001) schen Leistungsbereich der Teilnehmer einer ambulanten Herzsportgruppe liegen (Tab. 1). Anhand der Ausbelastungskriterien konnte dokumentiert werden, dass beide Gruppen einen zufriedenstellenden Ausbelastungsgrad erreichten. Die HF (Abb. 1; Linearität AT: Korrelationskoeffizient r≥0,98, KHK: r≥0,95) und die VO2 (Abb. 2; Linearität AT: r≥0,98, KHK: r≥0,91) stieg bei beiden Gruppen während der Belastungstests linear an. Es ergab sich ebenfalls ein linearer Anstieg in beiden Gruppen für das nach der StringerMethode berechnete HMVSchätzung (Abb. 3; AT: r≥0,98, KHK: r≥0,92). Das SVSchätzung hingegen zeigte bei beiden Gruppen nach deutlichem initialem Anstieg eine Plateaubildung (Abb. 4; alle Belastungswerte signifikant höher als in Ruhe). Bei AT zeigte sich nach der zweiten Belastungsstufe ein leichter Abfall, der auf der 300 W-Stufe Signifikanz erreichte (p<0,05 vs. 100 und 150 W). Die SVSchätzung der KHKPatienten auf den einzelnen Belastungsstufen unterschieden sich nicht signifikant voneinander. Signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen konnten auf der 100 W-Stufe für VO2 (p=0,0002), SVSchätzung (p<0,0001) und HMVSchätzung (p<0,0001) nachgewiesen werden. Die Steigung der Sauerstoff-Leistungskurve (∆VO2/∆P) war jedoch ähnlich (AT: 11,0±1,1 ml*min-1*W-1; KHK-Patienten: 11,3±1,9 ml*min-1*W-1; p=0,45). Auch eine Einbeziehung der 125 W-Belastungsstufe der KHK-Gruppe (n=12) führte zu keiner Änderung der Ergebnisse. Keine Unterschiede konnten zwischen den Patienten mit Beta-Blockade (n=9; 11,6±2,4 ml*min-1*W-1) und jenen ohne Medikation (n=12; 11,1±1,5 ml*min-1*W-1; p=0,59) sowie zwischen den Patienten, die den Belastungstest aufgrund kardialer Symptome beenden mussten (n=5; 11,1±1,6 ml*min-1*W-1), und den symptomfreien Patienten (n=16; 11,3±2,0 ml*min-1*W-1; p=0,83) festgestellt werden. Die Einnahme eines β-Blockers hatte keinen signifikanten Einfluss auf das HMVSchätzung (p>0,09) und das SVSchätzung (p>0,07), resultierte jedoch auf der 100 und 125 W-Stufe in einer signifikant niedrigeren Herzfrequenz (jeweils p=0,008) im Vergleich zu den Patienten ohne β-Blocker-Medikation. DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 173 Originalia Sauerstoffaufnahme und Hämodynamik Abbildung 3: Herzminutenvolumen (HMV) von Patienten mit koronarer Herzkrankheit (unterbrochene Linie) und Ausdauertrainierten (durchgezogene Linie) während ansteigender Belastung. MW ± SD. ++ = signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen (p<0,001) Diskussion Vor wenigen Jahren beschrieb die Arbeitsgruppe um Stringer und Wasserman eine nichtinvasive Bestimmungsmethode zentraler hämodynamischer Parameter allein auf der Basis von Messungen der Atemgase während einer ansteigenden Belastung (30). In ihrer Original-Veröffentlichung wurde an 5 gesunden Probanden während eines Belastungstests die VO2 und simultan mittels einer Rechtsherzkatheter-Untersuchung (direkte Fick-Methode) das HMV und SV gemessen. Eine hohe Korrelation (r=0,97) zwischen dem berechneten und dem gemessenen HMV führte die Autoren zu der Schlussfolgerung, dass eine Abschätzung hämodynamischer Daten auf der Grundlage von spiroergometrischen Messungen möglich ist. Die seitens der Untersucher verwendeten Formeln ergeben sich aus der beobachteten geringen Variabilität der avDO2 für gegebene Prozentsätze der VO2peak und setzen dementsprechend eine präzise Bestimmung der VO2peak sowie submaximaler Sauerstoffaufnahmen voraus. Grundlage für die Kalkulation der hämodynamischen Parameter ist somit eine hinlänglich voraussagbare avDO2. Dieser Zusammenhang wurde durch weitere Arbeiten anderer Arbeitsgruppen (15, 31, 33) gestützt. Eine relativ geringe Variabilität der avDO2 für feststehende Prozentsätze der VO2peak wurde inzwischen auch für herzinsuffiziente Patienten berichtet (2). Vergleich mit invasiven Verfahren Die Anwendbarkeit der Stringer-Methode wird durch die Ergebnisse der vorliegenden umfangreichen Querschnittsuntersuchung an zwei definierten Populationen gestützt. Bei beiden wurde ein linearer Anstieg des HMVSchätzung errechnet. Einen solchen Verlauf bestätigen die Befunde von Rechtsherzkatheter-Untersuchungen. Verschiedene Autoren konnten einen linearen Anstieg während eines Belastungstests bei gesunden Personen (2, 9, 15, 17, 25, 26) und Herzpatienten (9) demonstrieren. Die absoluten 174 Werte korrespondieren ebenfalls gut mit den publizierten Ergebnissen Gesunder (4, 17, 26) und kardial Erkrankter (3, 9, 12, 14, 25). Bevegard et al. (4) ermittelten beispielsweise bei hoch trainierten Personen in Ruhe ein HMV von 7,9 l/min, während hier für die AT 7,4 l*min-1 berechnet wurden. Das HMVSchätzung der gesunden Probanden lag während der Belastung eher im oberen Bereich der Norm - ein Befund der sich durch den überdurchschnittlichen Ausdauertrainingszustand dieser Gruppe erklären lässt. Invasive Messungen bei Spitzensportlern (15) zeigen, dass ein ausdauertrainiertes Herz während Belastung vergleichsweise hohe Volumina auswirft. Ein nichtlinearer Verlauf ergab sich für das SVSchätzung, das nach einem belastungsinduzierten Anstieg konstant blieb bzw. unter hoher Belastung sogar eine leichte Verringerung aufwies (nur bei AT). In Übereinstimmung mit den Ergebnissen von Ekelund und Holmgren (9) wurde in der vorliegenden Studie eine relativ hohe interindividuelle Variabilität der belastungsinduzierten SVSchätzung-Reaktion (vgl. Standardabweichungen in Abb. 4) ermittelt. Darstellungen der Durchschnittswerte während ansteigender Belastungen in der Literatur bestätigen in der Regel das hier beobachtete Bild eines „Sättigungs“verlaufs (12, 14, 15, 17). Es fand sich zudem eine gute Übereinstimmung der berechneten Absolutwerte mit den Daten der zitierten Studien. Auf der 100 W-Stufe betrug das SVSchätzung der AT 160 ml und bei KHK 102 ml. Diese Werte korrespondieren gut mit den Ergebnissen von Lehmann et al. (17), die bei identischer Belastung bei Trainierten ein SV von 165 ml und bei KHK-Patienten ein SV von 99 ml ermittelten. Inwiefern jedoch die Methode pathologische Abweichungen in jedem Fall abbildet, kann bis dato nicht abschließend beurteilt werden. Die relativ hohen Belastungs-SVSchätzung der gesunden Probanden entsprechen den Ergebnissen an ausdauertrainierten Sportlern (15, 34). Vergleich mit nichtinvasiven Verfahren Auch verschiedene Rückatmungsmethoden genügen inzwischen wissenschaftlichen Anforderungen (6). Liu et al. (20) konnten eine hohe Übereinstimmung zwischen dem HMV, bestimmt mit einer Rückatmungsmethode (Acetylen), und dem HMV, bestimmt mittels Rechtsherzkatheter, zeigen (r=0,91). Mehrere Studien führten sowohl bei gesunden Personen (24, 32, 35) als auch bei Herzpatienten (29) zu vergleichbaren Ergebnissen mit der vorliegenden Untersuchung. Da sich allerdings Rückatmungsverfahren mit Acetylen und Kohlendioxid für die Patienten sehr unangenehm gestalten können, erscheint die Anwendung der spiroergometrischen Bestimmungsmethode vorteilhaft. Weitere Vergleiche wurden mit den Ergebnissen anderer nichtinvasiver Verfahren durchgeführt. Es bestand eine gute Übereinstimmung mit der Radionuklid-Ventrikulographie (1, 10, 11, 23), der Aorta-Dopplerechokardiographie (18, 19, 27) und der elektrischen Impedanzkardiographie (3, 5, 21). So ermittelten Pokan et al. (23) bei KHK-Patienten unmittelbar nach Myokard-Infarkt mit der Radionuklid-Ventrikulografie DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Sauerstoffaufnahme und Hämodynamik ein SVmax von 72 ml und ein HMVmax von 10,5 l*min-1. Die etwas höheren Werte der untersuchten KHK-Gruppe (SVmax/Schätzung= 94 ml; HMVmax/Schätzung= 11,9 l*min-1) erklären sich schlüssig durch die zum Untersuchungszeitpunkt geringere kardiale Erkrankungsschwere dieser Probanden. Originalia verringerten VO2-Anstieg unter Belastung auf (13, 16, 28). Um Vergleiche zwischen beiden Gruppen anstellen zu können, wäre eine Verwendung identischer Belastungsprotokolle von Vorteil gewesen. Dieses Vorgehen hätte jedoch eine erheblich längere Testdauer der AT und damit eventuell eine Beeinflussung der in dieser Untersuchung zentralen VO2peak-Bestimmung zur Folge gehabt. Es wurden daher Standard-Protokolle für die untersuchten Populationen verwendet, um eine vergleichbare Testdauer und damit eine möglichst präzise VO2peak-Bestimmung zu gewährleisten. Ferner wäre für die AT eine Belastung auf den niedrigen Belastungsstufen der KHK-Patienten sehr ungewohnt und hätte möglicherweise unökonomische Beinbewegungen mit einem unverhältnismäßig hohen VO2-Anstieg zur Folge gehabt. Methodische Limitationen Abbildung 4: Schlagvolumen (SV) von Patienten mit koronarer Herzkrankheit (unterbrochene Linie) und Ausdauertrainierten (durchgezogene Linie) während ansteigender Belastung. MW ± SD. ++ = signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen (p<0.001). * = signifikanter Unterschied im Vergleich zu 100 und 150 W (p<0,05) Vergleich der beiden Gruppen Hämodynamische Messungen ermöglichen unter verschiedenen Bedingungen eine Differenzierung zwischen herzkranken und gesunden Personen. Die mit der beschriebenen Methode gewonnenen Daten zeigen keine prinzipiellen Unterschiede der belastungsinduzierten kardialen Reaktion zwischen KHK und AT. Weder wies bei den Herzpatienten die HMVSchätzung-Kurve einen Verlust der Linearität auf, noch konnte eine strukturelle Abweichung des SVSchätzung-Verlaufs ermittelt werden. Nur ein Vergleich der absoluten Werte für HMVSchätzung, SVSchätzung und VO2 auf der 100 W-Stufe ermöglichte eine Differenzierung. Das höhere Alter der KHK-Patienten zeichnet sicherlich partiell für diese Unterschiede verantwortlich (24), während die erhaltene systolische Globalfunktion bei den KHK-Patienten einen ähnlichen Verlauf von HMVSchätzung und SVSchätzung bewirkt haben dürfte. Einige Autoren berichten bei herzinsuffizienten Patienten einen geringeren belastungsinduzierten Anstieg des HMV, für den eine eingeschränkte Myokardfunktion verantwortlich gemacht wird (13, 16, 22, 28). Es wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen für das Verhältnis zwischen Sauerstoffaufnahme und äußerer Leistung (Sauerstoffleistungskurve) dokumentiert. Offensichtlich ist der prinzipielle Verlauf dieser Kurve, nicht jedoch notwendigerweise die Absolutwerte auf einzelnen Stufen, über ein großes Spektrum der Ausdauerleistungsfähigkeit und vermutlich auch der koronaren Blutversorgung hinweg vergleichbar. Lediglich kardial stärker eingeschränkte Patienten weisen einen verzögerten (22) und Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Alle Abschätzungen hämodynamischer Parameter beruhen allein auf Messungen der Sauerstoffaufnahme, so dass außer der Herzfrequenz für die Berechnung des SV aus dem HMV keine weiteren objektiven Informationen einfließen. Insofern kann das Stringer-Verfahren bereits aus theoretischen Erwägungen keine über den Verlauf der Sauerstoffleistungskurve, der Herzfrequenzleistungskurve und den daraus errechenbaren Sauerstoffpuls hinaus gehende Aussage treffen. Die abgeschätzten hämodynamischen Parameter dienen vorrangig der besseren Illustration der kardiozirkulatorischen Belastungsreaktion, da sie für viele Untersucher anschaulicher sind als spiroergometrische Daten. Dies kommt auch in der vielfachen Implementierung der Stringer-Methode in Spiroergometrie-Softwares zum Ausdruck. Die Genauigkeit der VO2peak-Messungen ist maßgeblich von einem hohen Ausbelastungsgrad abhängig. Unsere Probanden/Patienten waren gut motiviert und wurden ausbelastet, wie ein Vergleich der Ausbelastungsdaten mit jenen vergleichbarer Populationen zeigt (8). Jene Probanden, die den Test aufgrund von Angina Pectoris beenden mussten, repräsentierten nur eine kleine Subgruppe und unterschieden sich bzgl. des Ausbelastungsgrades nur geringfügig von den anderen Patienten, so dass die Schlussfolgerung einer erst kurz vor oder simultan mit einer allgemeinen Erschöpfung aufgetretenen Ischämie gerechtfertig erscheint. Damit sind die Voraussetzungen für die Stringer-Berechnung erfüllt. Für die Zwecke der vorliegenden Untersuchung wurde ein linearer Anstieg der avDO2 während ansteigender Belastung ohne weitere invasive Messungen vorausgesetzt. Einzelne Autoren beobachteten bei Rechtsherzkatheter-Untersuchungen jedoch einen eher asymptotischen Anstieg (4, 9). Daher wurde ergänzend eine Modellrechnung durchgeführt, die einen solchen Verlauf simulierte. Es wurde dabei von einer auf der letzten Belastungsstufe nicht weiter ansteigenden avDO2 ausgegangen. Dies führte auf diesen Belastungsstufen zu geringfügig höheren Werten für SVSchätzung und HMVSchätzung. Die Veränderung der Ergebnisse war aber selbst für diese gewählte eher „extreme“ Variante gering, so dass die Anwendbarkeit der Methode nicht in Frage gestellt wird. DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 175 Originalia Sauerstoffaufnahme und Hämodynamik Die avDO2 steigt während eines Belastungstests nicht in jedem einzelnen Fall streng linear an. So ist bei gesunden Menschen das vermutlich durch eine Diffusionslimitierung in der Lunge bedingte Phänomen der „exercise induced hypoxemia“ (EIH) bekannt, die unter (nahezu) maximaler Belastung auftritt. Daher ist eine Anwendung der StringerMethode grundsätzlich nur möglich, wenn keine Beeinträchtigung der Lungenfunktion vorliegt, die den Verlauf der avDO2 beeinflussen könnte. Darüber hinaus müssen aus diesen Gründen auch bei Gesunden Messungen im Maximalbereich mit Vorsicht interpretiert werden. Idealerweise erfolgt ein Vergleich zwischen Gesunden und Patienten mittels in der Altersstruktur identischer Gruppen. Es wurde hier keine „gesunde“ ältere Vergleichsgruppe herangezogen, da bei dieser Population eine hohe Prävalenz von Gefäßerkrankungen vorliegt und somit der Ausschluss einer Schädigung der Koronargefäße nur mittels Linksherzkatheter-Untersuchung möglich gewesen wäre. lutwerte besaßen gute Übereinstimmung mit invasiv und nichtinvasiv gewonnenen Referenzwerten aus der Literatur. Eine Betrachtung der absoluten Werte für HMVSchätzung, SVSchätzung und VO2 auf der 100 W-Stufe ermöglichte eine Differenzierung zwischen AT und KHK. Die Stringer-Methode besitzt bei sorgfältiger Durchführung das Potenzial zu einem günstigen und risikoarmen Verfahren für die Abschätzung hämodynamischer Daten. Eine routinemäßige Erfassung kann während eines spiroergometrischen Belastungstests problemlos erfolgen und somit anschauliche Informationen in der Diagnostik einer Herzerkrankung oder der Evaluation von Therapiemaßnahmen liefern. Die notwendigen Messungen können jedoch keine über die Aussagekraft der Sauerstoffleistungskurve sowie den Sauerstoffpuls hinaus gehenden objektiven Daten liefern, die nicht auch durch eine gründliche Bewertung der spiroergometrischen Messwerte allein möglich wäre. Literatur Potential der Stringer-Methode Direkte Messungen des HMV und des SV werden durchgeführt, um den Schweregrad einer Herzerkrankung zu beurteilen und um die Wirkung verschiedener Therapiemaßnahmen zu überprüfen. Da RechtsherzkatheterUntersuchungen mit einem gewissen Risiko behaftet sind, beschränkt sich ihre Anwendung auf eine geringe Anzahl von Patienten. Folglich erscheint eine nichtinvasive Methode, wie sie von Stringer et al. (30) entwickelt wurde, attraktiv. Eine Berechnung des HMVSchätzung und SVSchätzung auf der Basis der VO2 kann im Rahmen eines Belastungstests mit vergleichsweise geringem Aufwand erfolgen. Möglicherweise findet die Methode größere Akzeptanz, wenn weitere Untersuchungen an verschiedenen Populationen zeigen können, dass sie zu plausiblen Ergebnissen führt. Allerdings besteht in solchen Untersuchungen zwangsläufig die auch in der vorliegenden Studie gemachte Einschränkung, dass die erhobenen objektiven Daten auf die Sauerstoffaufnahme und die Herzfrequenz beschränkt bleiben und nur Abschätzungen des HMV und SV möglich sind. Simultane Vergleiche mit Rechtsherzkatheter-Untersuchungen würden eine echte Validitätsprüfung der Methode ermöglichen, stoßen jedoch auf ethische Bedenken, soweit nicht eine Erkrankung der Lungenstrombahn und damit eine medizinische Indikation vorliegt. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. Schlussfolgerung Die nichtinvasive Bestimmung wichtiger hämodynamischer Parameter (HMV, SV) allein auf der Grundlage von spiroergometrischen Messungen nach der Stringer-Methode (30) führte zu plausiblen Ergebnissen. Eine Querschnittsuntersuchung mit 59 Personen lässt auf die Anwendbarkeit der Methode schließen. Patienten mit koronarer Herzkrankheit wiesen in der vorliegenden Untersuchung im Vergleich zu gesunden Personen keinen prinzipiell anderen Verlauf der belastungsinduzierten Reaktion von HMVSchätzung und SVSchätzung auf. Verläufe und Abso- 176 11. 12. 13. 14. Ades PA, Waldemann ML, Meyer WL, Brown KA, Poehlman ET, Pendlebury WW, Leslie KO, Gray PR, Lew RR, LeWinter MM: Skeletal muscle and cardiovascular adaptations to exercise conditioning in older coronary patients. Circulation 94 (1996) 323-330. Agostoni PG, Wasserman K, Perego GB, Guazzi M, Cattadori G, Palermo P, Lauri G, Marenzi G: Non-invasive measurement of stroke volume during exercise in heart failure patients. Clin Sci 98 (2000) 545551. 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Med Sci Sports Exerc 30 (1998) 643-648. 23. Pokan R, Hofmann P, Von Duvillard SP, Beaufort F, Schumacher M, Fruhwald FM, Zweiker R, Eber B, Gasser R, Brandt D, Smekal G, Klein W, Schmid P: Left ventricular function in response to the transition from aerobic to anaerobic metabolism. Med Sci Sports Exerc 29 (1997) 1040-1047. 24. Proctor CN,. Beck KC, Shen PH, Eickhoff TJ, Halliwill JR, Joyner MJ: Influence of age and gender on cardiac output-VO2 relationships during submaximal cycle ergometry. J Appl Physiol 84 (1998) 599-605. 25. Rost R, Dreisbach W: Zur wissenschaftlichen Begründung körperlichen Training als Mittel der Prävention und Rehabilitation bei älteren Menschen. II. Veränderungen im Bereich der zentralen Hämodynamik durch körperliches Training. Sportarzt und Sportmedizin 16 (1975) 32-35. Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Originalia 26. Rowell LB: Circulation. Med Sci Sports Exerc 1 (1969) 15-22. 27. 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Turley KR, Wilmore JH: Cardiovascular responses to treadmill and cycle ergometer exercise in children and adults. J Appl Physiol 83 (1997) 948-957. 33. Weber KT: Gas transport and the cardiopulmonary unit, in: KT Weber KT, Janicki JS (Hrsg): Cardiopulmonary exercise testing. Saunders, Philadelphia, 1986, 15-33. 34. Wernstedt P, Sjöstedt C, Ekman I, Du H, Thuomas KA, Areskog NH, Nylander E: Adaptation of cardiac morphology and function to endurance and strength training. Scand J Med Sci Sports 12 (2002) 17-25. 35. Wiebe CG, Gledhill N, Warburton DER, Jamnik VK, Ferguson S: Exercise cardiac function in endurance-trained males versus females. Clin J Sports Med 8 (1998) 272-279. DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Korresponenzadresse: Markus Auracher Institut für Sport und Präventivmedizin Universität des Saarlandes Campus, Geb. 39.1 66123 Saarbrücken E-mail: [email protected] 177 Aktuelles aus der Ernährung Die zentrale Rolle der Schilddrüsenhormone im Energiestoffwechsel verdeutlicht die hohe Bedeutung einer ausreichenden Jodzufuhr im Rahmen der Sportler-Ernährung. Denn für die Biosynthese der Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) ist ein adäquates alimentäres Jodangebot unabdingbar. Die Hauptfunktionen der Schilddrüsenhormone lassen sich wie folgt zusammenfassen: • Hormonelle Absicherung des Grundumsatzes mit leicht kalorigenem Effekt • Aktivierung der Proteinbiosynthese in Leber, Muskel, Gehirn und anderen Organen • Konsekutiv gesteigerter Energieumsatz im Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel • Initiierung einer anabolen Stoffwechsellage mit positiver Stickstoffbilanz • Stimulus für die Zelldifferenzierung Die WHO schlägt für Erwachsene eine Zufuhr von 2 µg Jodid pro kg Körpergewicht und Tag vor (3). Die “Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V”. sowie die entsprechenden Fachgesellschaften aus Österreich und der Schweiz empfehlen eine tägliche Zufuhr von 200µg Jodid (D-A-CH-Referenzwerte). Die Empfehlungen beziehen sich auf stoffwechselgesunde Erwachsene. Frauen benötigen in der Schwangerschaft und Stillzeit eine höhere Zufuhr, um einer subklinischen Hypothyreose der Mutter und des Feten bzw. Neugeborenen vorzubeugen. Versorgungsstatus und Risikogruppen In Deutschland besteht gemäß den WHO-Kriterien ein Jodmangel Grad I. Auch im internationalen Vergleich ist der Jodversorgungsstatus in Deutschland nicht ausreichend. Ein erhöhtes Risiko für einen Jodmangel besteht auch bei Personen, die sich lactovegetarisch oder streng vegan ernähren (1). Unter sportlich Aktiven ist eine marginale Jodversorgung überdurch- 178 schnittlich verbreitet. Bei über 70 % der Freizeit- und Leistungssportler liegt die Jodzufuhr unter den D-A-CH-Referenzwerten. Zudem korreliert die Höhe der Jodzufuhr – anders als bei der Zufuhr von Eisen oder Magnesium – nicht mit 275 Eisen Magnesium 250 Jod pothyreose, eine Eisenmangelanämie beeinflusst nachteilig den Jod- und Schilddrüsenhormonstoffwechsel. Die in Kohlarten, aber auch in Bohnen und Erdnüssen enthaltenen cyanogenen Glycoside können über deren Abbauprodukt Thiocyanat die Jodidaufnahme kompetitiv hemmen (1). 225 Empfehlungen für eine gute Jodversorgung 200 Prozent der D.A.CH.Zufuhrempfehlung (Männer) Jodversorgung der Sportler Service der CMA 175 Eine gute Grundversorgung mit Jod kann über den regelmäßigen Verzehr von Mee100 resfisch (1-2 x wöchentlich) 75 sowie von Milch und Milch50 produkten erreicht werden, 25 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 4.500 5.000 wenn im Privathaushalt ergänzend ausschließlich JodAbbildung 1: Eisen-, Magnesium- und Jodzufuhr in Abhängigkeit von der täglichen Gesamtenergiezufuhr. Dargestellt als Anteil (%) salz verwendet wird und der D-A-CH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr von Männern beim Einkauf Brot, Fleisch, (2, 4, 5) Wurstwaren, Halbfertig- und der Höhe der Energieaufnahme (2, 4, 5). Fertiggerichte bevorzugt werden, die Somit werden die Jodverluste über den mit Jodsalz hergestellt wurden. Damit Schweiß mit durchschnittlich 10 µg pro lässt sich auch der Basisbedarf von Liter Schweiß nicht „automatisch“ Freizeit- undLeistungssportlernsichern. durch eine erhöhte, isokalorische Energieaufnahme des sportlich Aktiven ab- Literatur 1. BfR Wissenschaft: Verwendung von Mineralgedeckt (4). 150 125 Energiezufuhr in kcal/d Jodaufnahme Die Hauptquelle der Jodaufnahme ist die Nahrung, wobei der Jodgehalt der Lebensmittel und der Gesamtnahrung beträchtlich variiert und durch geochemische und kulturelle Bedingungen (Essgewohnheiten) sowie die Verwendung von jodiertem Speisesalz beeinflusst wird. Obgleich Seefische den höchsten Jodgehalt aufweisen (8 bis 1210 µg/ 100 g), tragen sie aufgrund des geringen Verzehrs nur wenig (9 %) zur Jodversorgung bei. Milch und Milchprodukte sind die Hauptquellen der Jodzufuhr (37 %), gefolgt von Fleisch und Fleischwaren (21 %) sowie Brot und Getreideprodukten (19 %; 1). Interaktionen verschiedener Nahrungsbestandteile, insbesondere Zink, Selen und Eisen, Umweltbelastungen wie Rauchen und Nitrat sowie cyanogene Glycoside in verschiedenen Lebensmitteln beeinflussen den Jodhaushalt. So verstärkt ein Selenmangel eine bereits durch Jodmangel vorhandene Hy- 2. 3. 4. 5. stoffen in Lebensmitteln – Toxikologische und ernährungsphysiologische Aspekte, Bundesanstalt für Risikobewertung (BfR),, Berlin, 2004, 201-224. van Erp-Baart AMJ, et al.: Nationwide survey on nutritional habits in elite athletes. Part II: Mineral and vitamin intake. Int J Sports Med 10 (1989) 1, 11-16. FAO/WHO: Chapter 12: Iodine, in: Human Vitamin and Mineral Requirements. Report of a jount FAO/WHO expert consultation Bangkok, Thailand, Food and Nutrition Division, FAO Rome, 2001, 181-194. Wagner G, Schröder U: Essen Trinken Gewinnen, pala-verlag, Darmstadt, 2004, 82-83. Wagner G: Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente: Risiken in der SportlerErnährung? VitaMinSpur (2000) 1, 112-116. Korrespondenzadresse: Günter Wagner und Uwe Schröder Institut für Sporternährung e.V. In der Aue 30-32 61231 Bad Nauheim E-mail: [email protected] DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Myopathien Standards der Sportmedizin C. Dehnert, P. Bärtsch Diagnostik metabolischer Myopathien Innere Medizin VII, Universitätsklinikum Heidelberg Zusammenfassung Unter metabolischen Myopathien werden Störungen des Kohlenhydrat, Fett- oder Purinstoffwechsels sowie mitochondriale Defekte zusammengefasst. Zur Diagnostik hat sich neben der Erhebung einer detaillierten Anamnese die Kombination dreier Funktionstests mit unterschiedlichen metabolischen Anforderungen bewährt: eine lokal anaerobe Belastung, eine rein aerobe Belastung und ein Ergometerstufentest bis zur Ausbelastung. In diesen Tests werden die Stoffwechselprodukte Laktat, Ammoniak und gegebenenfalls Pyruvat bestimmt. Charakteristischerweise bleibt bei Glykogenosen ein Laktatanstieg trotz hochintensiver Belastung aus. Beim Myoadenylatdeaminase-Mangel ist der Ammoniakanstieg bei intensiven Belastungen vermindert. Mitochondriopathien sind durch übermäßigen Laktatanstieg und erhöhte Laktat-Pyruvat-Quotienten bei leichter Belastung gekennzeichnet. Dadurch kann zwischen diesen Erkrankungsgruppen unterschieden werden. Zur zuverlässigen Identifizierung des zugrunde liegenden Enzymdefekts ist jedoch meist eine Muskelbiopsie erforderlich, in der gezielt nach den in Frage kommenden Enzymdefekten gesucht werden kann. Bei unauffälligem Untersuchungsergebnis kann eine relevante metabolische Myopathie ausgeschlossen werden. Einleitung Der Begriff „metabolische Myopathie“ bezeichnet Erkrankungen mit Stoffwechseldefekten der zellulären Energiegewinnung der Skelettmuskulatur und fasst Störungen des Kohlenhydrat-, Fett- und Purin-Stoffwechsels sowie Defekte der mitochondrialen Atmungskette zusammen. Die Energiegewinnung der Skelettmuskulatur erfolgt beim Gesunden hauptsächlich durch aerobe Glykolyse und Fettsäureutilisation. Proteine oder Ketonkörper haben normalerweise nur geringen Anteil, können aber bei Defekten der primären Stoffwechselwege zunehmende Bedeutung gewinnen. Alle Stoffwechselwege laufen im Skelettmuskel parallel ab. Der relative Anteil von Glykolyse und Fettsäureutilisation ist jedoch variabel und abhängig von der jeweiligen Ernährungssituation sowie Intensität und Dauer der Belastung. Diese Besonderheiten des Energiestoffwechsels können durch unterschiedliche Gewichtung einzelner Stoffwechselwege bei Funktionstests diagnostisch genutzt werden. Zur Abklärung metabolischer Myopathien hat sich die Kombination dreier verschiedener Tests bewährt: 1. eine lokal anaerobe Belastung, 2. eine minimale, rein aerobe Belastung und 3. eine ansteigende Ergometrie bis zur Ausbelastung. Die Beurteilung stützt sich auf das Verhalten der Stoffwechselprodukte Laktat, Ammoniak und gegebenenfalls Pyruvat in verschiedenen Belastungssituationen. Anamnese und Symptomatik Episodisch auftretende, belastungsabhängige Myalgien, unklare Minderung der Kraft- oder Ausdauerleistungsfähigkeit und belastungsinduzierte Paresen sollten differentialdiagnostisch an eine metabolische Myopathie denken lassen. Häufig ist dabei die muskuläre CK erhöht, oh- Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) ne dass dies durch vorangegangene ungewohnte oder exzessive Belastungen erklärt wäre. Bei persistierend erhöhter CK sollten die Isoenzyme inklusive Makro-CK bestimmt werden. Ferner können bei metabolischen Myopathien unabhängig ihrer Ätiologie Krämpfe, Faszikulationen, kardiale oder cerebrale Symptome sowie Myoglobinurien auftreten. Im Folgenden werden Funktionstests zur Diagnostik metabolischer Myopathien beschrieben. Die Klinik der verschiedenen Erkrankungsgruppen wird im jeweiligen Abschnitt nur kurz charakterisiert, zu Details wird auf gängige Lehrbücher verwiesen (6). Auf Lipidspeichermyopathien wird nicht weiter eingegangen. Belastungsabhängige Symptome treten hier erst nach längerer Belastung oder Fasten auf, Funktionstests sind deshalb nicht etabliert. Ihre Diagnostik basiert auf Laborbestimmungen (z.B. Aldolase, Carnitin, Triglyceride) oder Biopsien von Muskel und Leber (Carnitingehalt). Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels (Glykogenosen) Unter Glykogenosen werden Erkrankungen von Glykogen-Synthese oder Glykogen-Abbau subsummiert. Entsprechend der unterschiedlichen Enzymdefekte ist die Klinik sehr heterogen. Gemeinsam ist aber allen Glykogenosen mit muskulärer Beteiligung eine rasche Ermüdung in der Frühphase intensiver Belastungen. Am häufigsten ist die Glykogenose Typ V (McArdle). Durch Zunahme des Fettstoffwechsels können sich bei dieser Erkrankung die Beschwerden bei längeren Belastungen bessern oder verschwinden („Second-Wind-Phänomen“). Glukosegaben können zur Linderung der Beschwerden beitragen. Im Gegensatz dazu führen Glukosegaben beim Phosphofructokinase-Mangel zur Verschlechterung („Out-of-Wind-Phänomen“). Funktionstest der Wahl ist ein ansteigender Ergometertest mit Belastung großer Muskelgruppen bis zur Ausbelastung. Physiologischerweise steigt die Blutlaktatkonzentration mit zunehmender Belastung. Sie sollte bei Ausbelastung untrainierter Personen über 6 mmol/l bzw. trainierter Personen über 8 mmol/l liegen. Diese Werte können bei Heranwachsenden wegen reduzierter Laktatbildungsfähigkeit und bei Älteren wegen verminderter Ausbelastungsfähigkeit etwas niedriger ausfallen. Bei glykolytischen oder glykogenolytischen Störungen ist der Laktatanstieg dagegen deutlich vermindert (s. Tabelle). Analoges zeigt sich im Handgrip-Test (s. u.). Ein verminderter Laktatanstieg in diesen Untersuchungen kann aber auch durch neurologische Störungen oder mangelnde Mitarbeit verursacht sein. Im letzteren Fall ist der Test nicht verwertbar. Myoadenylatdeaminase-Mangel (MAD-Mangel) Die Myoadenylatdeaminase katalysiert die Reaktion von AMP zu IMP unter Abspaltung von Ammoniak. Beim MAD-Mangel bedingt eine Punktmutation auf Chromosom 1 eine Funktionseinschränkung des Enzyms, weswegen ein belastungsinduzierter Ammoniakanstieg fehlt. Allerdings findet man auch bei asymptomatischen Personen in 1-2 % einen MAD-Mangel in der Muskelbiopsie (6). Die Punktmutation ist noch häufiger, so dass die Bedeutung eines pathologischen Befundes immer im klinischen Zusammenhang beurteilt werden muss (5). Leitsymptome sind belastungsinduzierte Myalgien, Krämpfe und Muskelschwäche. Die Beschwerden werden meist durch intensive Belastung induziert oder verstärkt und bessern sich nach Belastungsabbruch wieder. Bei etwa der Hälfte findet man erhöhte CK-Werte. Die Diagnostik erfolgt durch anaerobe Belastung der Unterarmmuskulatur im Handgrip-Test. Hierzu existieren zahlreiche unterschiedliche Protokolle (4). Ursprünglich wurde die Blutzufuhr am Oberarm unterbunden und eine bis wenige Minuten mit der Hand gegen einen Wider- DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 179 Standards der Sportmedizin Myopathien stand gedrückt (Laktat-Ischämie-Test). Ischämiebedingungen können insbesondere bei Patienten mit Glykogenosen schwere Symptome auslösen. Der Test bringt aber auch ohne Ischämiebedingungen vergleichbare Ergebnisse (2), deshalb führen wir ein Protokoll unter nicht-ischämischen Bedingungen durch. Der Patient drückt für 10 Min. alle 2,5 Sek. maximal gegen einen Kraftaufnehmer, vor und unmittelbar nach dem Test werden Laktat und Ammoniak bestimmt und anschließend in Relation zur Kraftentwicklung gesetzt. Der Ergometerstufentest ist zur Diagnostik mitochondrialer Myopathien ungeeignet, da der beschleunigte Laktatanstieg eine Differenzierung zum Leistungsdefizit durch Trainingsmangel kaum zulässt. Auch die Bestimmung des Laktat-Pyruvat-Quotienten ist hier nicht hilfreich, da dieser bei hochintensiver Arbeit auch bei Gesunden deutlich erhöht sein kann (3). Tabelle: Interpretation der Ergebnisse von Funktionstests zur Abklärung metabolischer Myopathien. La = Laktat, NH3 = Ammoniak, La/Py = Laktat-Pyruvat-Quotient, = erhöht, ↔ = normal, = erniedrigt Handgrip-Test Ergometerbelastung AusbeMinimallastung belastung Häufig lassen sich durch sorgfältige Analyse von Symptomatik, Begleitsymptomatik, auslösenden Faktoren sowie Beginn und zeitlichem Verlauf der Beschwerden die Differentialdiagnosen deutlich einschränken. Durch Funktionstests können die Enzymdefekte metabolischer Myopathien zwar nur selten gesichert werden, häufig werden aber wertvolle Hinweise auf die zugrunde liegende metabolische Störung gewonnen und damit die Richtung der weiteren Diagnostik vorgegeben. Zur Diagnosesicherung ist meist eine Muskelbiopsie erforderlich, in der gezielt nach den in Frage kommenden Enzymdefekten gesucht werden kann. Bei negativen Testergebnissen kann eine relevante metabolische Myopathie ausgeschlossen werden. La Glykolytische oder glykogenolytische Störung MAD Mangel Mitochondriale Störung NH3 La/Py (↔) La La/Py La ↔ ↔() ↔ ↔() ↔ ↔ ↔ ↔() ↔() Ein fehlender oder verminderter Ammoniakanstieg bei normalem Anstieg von Laktat deutet auf einen Myoadenylatdeaminase-Mangel hin (s. Tabelle). Sind Laktat und Ammoniak vermindert, kommt neben neurologischen Störungen oder unzureichender Mitarbeit auch ein Verdünnungseffekt bei fehlerhafter Blutabnahme in Frage. Die Blutentnahme nach Belastung muss aus einer Vene erfolgen, die die arbeitende Unterarmmuskulatur drainiert (meist V. cubitalis). Zur korrekten Bestimmung der Ausgangswerte sollten vor der ersten Blutentnahme mind. 30 Min. völlige körperliche Ruhe eingehalten werden. Literatur 1. 2. 3. 4. 5. Mitochondriale Myopathien Defekte der mitochondrialen Atmungskette führen zu einer verminderten aeroben ATP-Produktion. Aufgrund ihres hohen Energiebedarfs sind Muskel- und Nervenzellen dabei bevorzugt von funktionellen Störungen betroffen. Die kompensatorische Steigerung der anaeroben Glykolyse führt bei etwa der Hälfte der Betroffenen bereits in Ruhe und bei einem Großteil unter Belastung zu erhöhten Laktatwerten und/oder Laktat-Pyruvat-Quotienten (7; s. Tabelle). Gemeinsames Leitsymptom von mitochondrialen Myopathien ist eine Belastungsintoleranz gegenüber Dauerbelastungen, ansonsten ist das klinische Bild sehr heterogen (6). Eine einheitliche Klassifikation wurde bisher nicht erreicht, da einzelne mitochondriale Defekte zu verschiedenen Syndromen führen können, einem Syndrom aber auch verschiedene mitochondriale Defekte zugrunde liegen können. Die Funktionsdiagnostik erfolgt durch eine Dauerbelastung über 15 Min. bei minimaler Intensität (z.B. 30 Watt). In 5-minütigen Abständen während und 10 Min. nach Belastung wird Laktat und bei Belastungsabbruch Pyruvat bestimmt. Bei gesunden Probanden erfolgt die Energiebereitstellung hierbei vollständig aerob ohne relevanten Laktatanstieg. Störungen der mitochondrialen Atmungskette führen dagegen bei einem Großteil der Patienten zu einem deutlichen Laktatanstieg (>2 mmol/l) und zu erhöhten Laktat-Pyruvat-Quotienten (7). Eine Belastung von 30 Watt kann aber bei leistungsschwachen Patienten bereits einen relevanten Anteil anaerober Glykolyse erfordern, weshalb diskutiert wird, die Belastung individuell anzupassen (1). Es empfiehlt sich in jedem Fall, einen pathologischen Anstieg von Laktat oder des LaktatPyruvat-Quotienten in Relation zur allgemeinen Leistungsfähigkeit zu beurteilen. 180 Fazit 6. 7. Hammaren E, Rafsten L, Kreuter M, Lindberg C: Modified exercise test in screening for mitochondrial myopathies - adjustment of workload in relation to muscle strength. Eur Neurol 51 (2004) 38-41. Kazemi-Esfarjani P, Skomorowska E, Jensen TD, Haller RG, Vissing J: A nonischemic forearm exercise test for McArdle disease. Ann Neurol 52 (2002) 153–159. Keul J, Doll E: Intermittent exercise: metabolites, PO2, and acid-base equilibrium in the blood. J Appl Physiol 34 (1973) 220-225. Livingstone C, Chinnery PF, Turnbull DM: The ischaemic lactate-ammonia test. Ann Clin Biochem 38 (2001) 304-310. Verzijl HTFM, van Engelen BGM, Luyten JAFM, Steenbergen GCH, van den Heuvel LPWJ, ter Laak HJ, Padberg GW, Wevers RA: Genetic characteristics of myoadenylate deaminase deficiency. Ann. Neurol 44 (1998) 140-143. Zierz S, Jerusalem F: Muskelerkrankungen. 3. Auflage. Georg Thieme, Stuttgart – New York, 2003. Zierz S, Meeßen S, Jerusalem F: Laktat- und Pyruvatblutspiegel in der Diagnostik mitochondrialer Myopathien. Nervenarzt 60 (1989) 545-548. Korrespondenzadresse: Dr. med. Christoph Dehnert Innere Medizin VII (Sportmedizin) Universitätsklinikum Heidelberg Im Neuenheimer Feld 410 69120 Heidelberg E-mail: [email protected] DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) Aus der Literatur Aktuelles Fußballspezifisches Ausdauertraining Verletzungen im Frauenfußball Die Laufleistung in einem Fußballspiel entspricht 10-12 km in einer Intensität von 80-90 % der maximalen Herzfrequenz bzw. 70-80 % der VO2 max, d.h. 90 % der benötigten Energie werden aerob bereitgestellt. Grund genug der Ausdauerentwicklung im Fußball einen großen Stellenwert zuzuschreiben. Allerdings wird befürchtet, dass dadurch gleichzeitig die Schnellkraft des Sportlers abnimmt. Bei jugendlichen Fußballspielern führte ein zweimal pro Woche zusätzlich zum normalen Training über 10 Wochen durchgeführtes Intervalltraining mit Ball (4 x 4 min Dribbeln mit 90-95 % der max. Herzfrequenz, unterbrochen von 3 min Eine aktuelle Studie aus den USA beleuchtet die Verletzungen im professionellen Frauenfußball. Demnach kommt es zu 1,93 Verletzungen/1 000 Spielstunden. Auch hier zeigte sich eine deutlich höhere Verletzungsgefahr im Match (12,63/1 000) als im Training (1,17/1 000). In 82 % handelte es sich um ein akutes Trauma, 16 % waren Überlastungserscheinungen. 60 % betrafen die untere Extremität. Am häufigsten verletzt waren bei weiterer Lokalisationseinschränkung das Knie (31,8 %) und der Kopf (10,9 %). Hoch ist im Frauenfußball das Risiko für eine Kreuzbandverletzung (4,6 %). Alle 10 000 Spielstunden kommt es zu einer derartigen Verletzung, berechnet man nur die Matches sogar 10 mal häufiger. Dabei ist eine Kontaktsituation mit dem Gegner nur in seltenen Fällen die Verletzungsursache. Andere Autoren konnten zeigen, dass ein neuromuskuläres Training vor der Saison die Verletzungshäufigkeit senkt. U.K. (Giza E et al: Injuries in women’s professional soccer. Br J Sports Med 39 (2005) 212-216) Joggen bei 70 % der max. Herzfrequenz) zu einer signifikanten Zunahme der VO2max von 9 % sowie gleichzeitiger Zunahme der Sprungkraft. Keine Veränderungen ergaben sich im BMI, der Laufökonomie und der Sprintfähigkeit über 10 m, so dass der Einsatz derartiger kurzer zusätzlicher Trainingseinheiten zur fußballspezifischen Ausdauerschulung empfohlen werden kann. U.K. (McMillan K et al.: Physiological adaptations to soccer specific endurance training in professional youth soccer players. Br J Sports Med 39 (2005) 273-277) Verletzungen im Fußball Weltweit gibt es 200 Millionen Lizenzspieler im Fußball. Bei Männern muss in 1 000 Spielstunden dabei mit 12-35 Verletzungen gerechnet werden, im Training sind es mit 1,5 bis 7,6/1000 Stunden deutlich weniger. Dies bestätigt auch eine aktuelle Studie an 310 schwedischen Fußballprofis, die insgesamt 93353 Stunden bei der Ausübung ihrer Sportart „beobachtet“ wurden, 11 552 Stunden im Match, 81801 Stunden im Training. Bei 240 Spielern kam es zu 765 Weichteilverletzungen und bei 238 Spielern zu 715 Verletzungen, die eine längere Spielpause nach sich zogen. Auf die Stundenzahl bezogen waren Verletzungen im Spiel deutlich häufiger als im Training. Besonders auffällig hier die hohe Zahl an akuten Verletzungen, die bereits in den Absolutwerten mit 470 gegenüber 481 fast die Zahl der Trainingsverletzungen erreichte. Deutlich häufiger im Training waren Überlastungsschäden. Dabei waren besonders häufig Leiste (27 %) und die untere Beinregion (23 %) betroffen. Besonders hoch war die Gefahr für Trainingsverletzungen in der Vorsaison (40 %). Noch höher war das Verletzungsrisiko während Jahrgang 56, Nr. 6 (2005) dieser Zeit, wenn man Überlastungsschäden (50 %) und Wiederverletzungen (51%) betrachtete. Während des Spiels waren 20 % der Verletzungen auf ein Foul des Gegners zurückzuführen. Besonders häufig kam es zu Prellungen (60 %) und Bänder- bzw. Gelenkverletzungen (25 %). Dabei wurden 36 % der Knie- und 29 % der Sprunggelenkverletzungen durch Gegnerkontakt ausgelöst. Nachdenklich stimmte auch, dass ein Viertel der Spieler mindestens eine Wiederholungsverletzung hatte. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl in der Prävention, dabei anscheinend vor allem in der Saisonvorbereitung, wie auch in der ausreichenden Rehabilitation von Verletzungen noch viel getan werden muss, um eine möglichst hohe Einsatzzeit von Fußballprofis zu erreichen. Auch das konsequente und frühe Ahnden von Fouls kann die Sicherheit des Spielers erhöhen. U.K. (Walden M, Hägglund M, Ekstrand J: Injuries in Swedish elite football – a prospective study on injury definitions, risk for injury and injury pattern during 2001. Scand J Med Sci Sports 15 (2005) 118-125 ) DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 181 Aktuelles Buchbesprechungen Buchbesprechungen Müller RK Doping – Methoden, Wirkungen, Kontrolle Verlag C.H. Beck, München, 2004, 128 Seiten, EUR 7,90, ISBN 3-406 50845-6 Das kurze, preiswerte Büchlein ist für den medizinischen Laien gedacht. Es gibt eine gut verständliche systematische Darlegung der Gesamtproblematik unter Einschluss der neuesten Entwicklungen (z.B. Gendoping). Die wirkliche Bedeutung des Dopings wird klargestellt. Die naive Vorstellung, dass alle dopen, und dass Doping stets leistungsverbessernd wirkt, kann der Leser nach dieser Lektüre nicht mehr haben. Besonders erfreulich ist, dass alle Fachwörter im Text sofort erklärt werden. Ein Nachteil ist nur das sehr kurze Sachverzeichnis (eine Seite), das bei einer Neuauflage ergänzt werden sollte. Dieter Böning, Berlin Meyer K Körperliche Bewegung dem Herzen zuliebe. Ein Ratgeber für Herzpatienten Steinkopff Verlag, Darmstadt, 2004, 4. überarbeitete und erweiterte Auflage, 145 Seiten, EUR 10,95, ISBN 37985-1410-0 Art, Dauer, Intensität und Häufigkeit der für Herzpatienten geeigneten Bewegungsformen werden in diesem Buch hervorragend beschrieben. Auf Besonderheiten für Postinfarkt-Patienten, Hypertoniker, Herzoperierte, Herzinsuffiziente sowie Patienten nach aortokoronarer Bypassoperation wird detailliert eingegangen. Dabei gilt: soviel Wissenschaft und Theorie wie notwendig, um den Patienten leicht verständlich die Hintergründe für bzw. die Wirkungen von körperlicher Aktivität bei Herzkreislauferkrankungen zu erklären und Überlastungen zu verhindern, soviel Praxis wie möglich, um eine optimale Durchführung der einzelnen Aktivitäten zu ermöglichen. Durch die jahrzehntelange Aktivität und Erfahrung der Autorin in der The- 182 matik ist dieses hervorragende Buch nicht nur für Herzpatienten und ihre Angehörigen, sondern auch für Ärzte, Sportwissenschafter und Übungsleiter wärmstens zu empfehlen. Das Buch sollte in keiner Fachbibliothek fehlen. Peter Schmid, Bad Schallerbach (A) Roskamm H, Neumann F.-J., Kalusche D, Bestehorn H.-P. (Hrsg.) Herzkrankheiten. Pathophysiologie, Diagnostik, Therapie Springer-Verlag, Berlin-HeidelbergNew York, 5. Auflage 2004, 1373 Seiten, 649 Abbildungen, 138 Tabellen, EUR 199,95, ISBN 3-540-40149-0 Neu herausgegeben in der 5. Auflage das Standardwerk der Kardiologie, der alte “Reindell-Roskamm”. Es ist komplett überarbeitet und auch im Umfang gekürzt worden, was den Darstellungen in den einzelnen Kapiteln durchaus zugute gekommen ist. Alle wichtigen Aspekte der Kardiologie sind in diesem Lehrbuch vertreten; neu hinzugekommen sind z.B. genetische Aspekte und nichtmedikamentöse Therapien der Rhythmologie. Herausragend sind die guten physiologischen Artikel, die die Grundlagen der Herzfunktion sowie die Funktion des normalen Herzens in Ruhe, unter Belastung und beim Sport didaktisch geschickt darstellen. In den klinischen Kapiteln fallen vor allem die vollständige und kritische Darstellung aller neuen diagnostischen und therapeutischen Verfahren und Methoden auf. Es finden sich aber auch wichtige Kapitel zur Bewegungstherapie und zur Prävention. Positiv fällt der sehr einheitliche Stil der Diktion auf, der für eine gründliche Überarbeitung spricht, die gute Gliederung des Textes der einzelnen Kapitel mit Heraushebung von klinisch wichtigen Tatsachen und das hervorragende Bildmaterial. Uneingeschränkt kann dieses Werk als Standardwerk der Kardiologie für alle Internisten und Sportmediziner empfohlen werden. Jürgen M. Steinacker, Ulm Weineck J Optimales Training 2004, Spitta Verlag, Balingen, gebunden, 14. Auflage, 770 Seiten, EUR 52,80, ISBN 3-934211-75-5 Erreicht ein Buch die 14. Auflage, so ist dies als Hinweis zu werten, dass Bedarf und Akzeptanz besteht. Der vorliegende Band umfasst unverändert alle Aspekte der Trainingswissenschaft, einschließlich sportmedizinischer Fragen. Neben allgemeinen Grundlagen werden die motorischen Hauptbeanspruchungsformen im Hinblick auf Training und Medizin diskutiert.Weitere Kapitel betreffen Fragen der Rehabilitation und Prävention sowie ausführliche Abschnitte über das Training im Kindes- und Jugendalter. Fragen der gesundheitsorientierten Sportangebote stehen heute stark im Vordergrund der Arbeit in Vereinen und in der sportärztlichen Praxis, so dass man sich hier eine etwas ausführlichere Darstellung gewünscht hätte. Steuerung von Intensität und Umfang eines Ausdauertrainings über telemetrische Herzfrequenz-Messung und auch Borg-Skala gehören mittlerweile zum Standard des Breiten- und Leistungssports. Hinweise auf eine effektive Trainingsgestaltung wären angesichts der großen Verbreitung dieser Methoden erwartet worden. Die Literatur ist sehr umfangreich, einige ältere Arbeiten könnten aber durch aktuelle ergänzt oder ersetzt werden. Neuere Literaturangaben sind selten zu finden, ebenso Abbildungen und Tabellen. Insgesamt ein sehr umfangreiches Werk, welches ein Nachschlagewerk für Interessierte mit Vorwissen darstellt. Zielgruppen sind Spitzensportler und Trainer. Der sportmedizinisch tätige Arzt wird zusätzlich die Standardwerke der Sportmedizin benötigen. Deborah Löllgen, Mainz, Herbert Löllgen, Remscheid DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)