Steckbriefe | PDF 11,2 MB
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Gewässerunterhaltung im Naturschutzgebiet Beispiel: Alb im NSG Albtal Landkreis Karlsruhe, Baden-Württemberg Situation: Das Albtal wurde 1994 auf einer Länge von 14 km zusammen mit verschiedenen Seitentälern unter Schutz gestellt. Ein Gewässerentwicklungskonzept für die Alb wurde 1999 von der Gewässerdirektion Nördlicher Oberrhein (GwD) erstellt. Fotos: Harald Miksch, GwD Nördl. Oberrhein Ziele der Schutzgebietsverordnung: - • • • • Erhalt der Talaue als offener Landschaftsraum Erhalt der Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten Erhalt der historischen Wässerwiesenanlagen Erhalt der historischen Kulturlandschaft Ziele der Gewässerentwicklung: • • • • Förderung der Gewässerdynamik Förderung bzw. Anlage eines Uferstreifens mit Schwarzerlen Zulassen der Sukzession Herstellen der Längsdurchgängigkeit der Alb Konflikt: Das Leitbild für die Alb besagt, dass entlang des Gewässers Ufergehölze stehen und der Talboden bewaldet ist. Dies steht im Widerspruch zum Erhalt des offenen Landschaftsraums. Um dieses Ziel des Naturschutzes zu erreichen, müssen Schwarzerlen, die als Querriegel im Tal stehen, ausgelichtet werden. Auch der Erhalt der Wässerwiesenanlagen kann mit dem Ziel der Herstellung der Durchgängigkeit im Widerspruch stehen. Ergebnis für die Gewässerunterhaltung: Die gewünschte Sukzession und die Förderung des Uferbewuchses hat in Abstimmung mit dem Naturschutz (BNL) zu erfolgen. Im Schutz- und Pflegeplan für das NSG sind aber auch die Belange der Gewässerentwicklung und Eigendynamik zu berücksichtigen. Für den Erhalt bzw. die Beseitigung der alten Wässerwiesenwehre sollte ein Arbeitskreis aus Vertretern der BNL und der GwD gebildet werden, um für dieses spezielle Problem eine Lösung zu erarbeiten. E:\GfGmbH\Projekte Schutzgebiete\CD PDF\Doc\bspalb-neuefotos.doc Gewässerunterhaltung im NATURA 2000-Gebiet Beispiel: Alte Elz Landkreise Emmendingen, Ortenaukreis, Baden-Württemberg Situation: Für die Alte Elz ist ein Gewässerentwicklungskonzept erstellt worden. In einigen Abschnitten bestehen Restriktionen mit Vorgaben aus bestehenden Naturschutz- und NATURA 2000Gebieten. Die Alte Elz; Foto: GwD Offenburg Brachvogel; Foto: K. Bittner Ziele der Schutzgebietsverordnung: • • • Erhalt der Elzwiesen als Lebensraum für bedrohte Tierarten, u.a. für die Gemeine Flussmuschel (Unio crassus) und für verschiedene Falter, Libellen und Zugvögel Erhalt der § 24a-Biotope Erhalt des NATURA-Gebiets für den Brachvogel Ziele der Gewässerentwicklung: • • • • • Erhalt vorhandener Wässerungsanlagen Strukturvielfalt im Gewässerbett fördern Förderung einer standortgerechten Bestockung in Teilabschnitten Instandsetzung aufgegebener Gräben und Wässerungsflächen Gewässerentwicklung an ausgewiesenen Gewässerstrecken fördern Konflikt: Aufgrund des definierten Schutzziels zum Erhalt verschiedener Arten können notwendige Entwicklungsmaßnahmen an der Alten Elz nicht in gewünschtem Umfang geplant bzw. durchgeführt werden. Dies betrifft insbesondere die Entwicklung eines Ufergehölzstreifens, der aus Gründen des Brachvogelschutzes nicht möglich ist. Ergebnis für die Gewässerunterhaltung: • • • • • Räumung aufgrund des Flussmuschelvorkommens nur sehr restriktiv Gehölzentwicklung und Neuanpflanzungen von Ufergehölzen abschnittsweise wegen des Brachvogelschutzes nicht möglich, besser ökologische Flutungen durchführen Einbringen von Totholz, Sturzbäumen für die Strukturvielfalt des Gewässers Evtl. Abflachen der Ufer Gassenartiges Mähen von Wasserpflanzen E:\GfGmbH\Projekte Schutzgebiete\CD PDF\Doc\BspElz.doc Gewässerunterhaltung im Naturschutzgebiet Beispiel: Feuerbach im NSG Unteres Feuerbachtal Stadt Stuttgart, Baden-Württemberg Situation: Talzug mit einem in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts in Trapezform als Betonrinne ausgebauten Bachkanal oberhalb des Taltiefpunktes. Völlig von der Dynamik abgehängte Talaue. „Neuer“ Feuerbach; Foto: U. Kreh, Archiv BNL Stuttgart Feuerbachkanal; Foto: C. Bischoff, Archiv BNL Stuttgart Ziele der Schutzgebietsverordnung: - Sicherung, Erhaltung sowie standort- und naturgemäße Entwicklung des Tales mit dem Bach und der Aue und vor allem feuchtigkeitsliebenden Arten, ... mit den umliegenden Wiesen [...], Wassergräben, Quellen [...] und deren Wechselbeziehungen als Lebensräume standorttypischer Arten untereinander und zum Wald und der Bachaue. Verbotstatbestände (Veränderung Bodengestalt, Pflanzen entfernen usw.) gelten nicht für Unterhaltung und Instandsetzung von Gewässern sowie Maßnahmen zur Renaturierung des Feuerbaches. Ziele der Gewässerentwicklung: • Erhalt der Funktionsfähigkeit der Abflussrinne im Hochwasserfall. Konflikt: Der Kanal muss aus wasserwirtschaftlichen Gründen zur Bewältigung starker Hochwasserabflüsse aus dem stark versiegelten Einzugsgebiet des Feuerbaches erhalten bleiben. Die Schutzgebietsverordnung sieht eine Wiederanbindung der Aue an das Gewässersystem vor. Dazu ist eine naturnahe Entwicklung mit angemessenem Wasserspiegelniveau notwendig. Ergebnis für die Gewässerunterhaltung: In der Talaue wurde ein völlig neues Fließgewässer angelegt, der Kanal bleibt bestehen und wird zur Aufrechterhaltung seiner Funktionsfähigkeit wie bisher unterhalten. E:\GfGmbH\Projekte Schutzgebiete\CD PDF\Doc\BspFeuerbach.doc Gewässerunterhaltung im Naturschutzgebiet Beispiel: Köpferbach im NSG Köpfertal Stadt Heilbronn, Baden-Württemberg Situation: Stadtnahes Tal des Köpferbaches, der im 19. Jahrhundert zwischen Sandsteinmauern eingefasst wurde. Angrenzend Gartengebiete. Köpferbach, renaturierter Abschnitt ohne Unterhaltung; Foto: J. Schedler Köpferbach, „kanalisierte“ Laufstrecke; Foto: J. Schedler, Archiv BNL Stuttgart Ziele der Schutzgebietsverordnung: Schutzzweck ist der Schutz des Köpfertales mit mehreren Feuchtgebieten und natumahem Schluchtwald, sowie einer Felsklinge aus faunistischen und vegetationskundlichen Gründen. - Ziele der Gewässerentwicklung: Entwicklung des zum Teil verbauten Köpferbaches zu einem naturnahen Mittelgebirgsbach, Erhaltung von Steilufern und Seitengewässern, Neuanlage von Gewässerarmen und Seitengewässern. Konflikt: Kein Konflikt. Ergebnis für die Gewässerunterhaltung: Renaturierung von Fischteichen, Beseitigung der angrenzenden Gärten. Der Bach wurde streckenweise renaturiert, die Ufermauern entfernt und seiner naturnahen Entwicklung überlassen. E:\GfGmbH\Projekte Schutzgebiete\CD PDF\Doc\BspKöpferbach.doc Gewässerunterhaltung im Biosphärenreservat/Naturpark und NATURA 2000-Gebiet Beispiel: Moosalbe Landkreis Kaiserslautern, Rheinland-Pfalz Situation: In der Moosalbe südlich von Trippstadt wächst eine sehr seltene Wasserpflanze, das Spatelige Laichkraut. Dieses Laichkraut gibt es auf der ganzen Welt nur noch an vier Standorten. Der Abschnitt des Baches, das untere Hüttental, befindet sich im Biosphärenreservat „Naturpark Pfälzerwald“ und wurde in die FFH-Kulisse aufgenommen. Das Spatelige Laichkraut; Fotos: P. Wolff Die Moosalbe im Unteren Hüttental Ziele der Schutzgebietsverordnung: Erhalt der biologischen Vielfalt und Sicherung der nachhaltigen Entwicklung im Biosphärenreservat „Naturpark Pfälzerwald“. Schutz des Spateligen Laichkrauts. Ziele der Gewässerentwicklung: - Als Voraussetzung für die Gewässerentwicklung in Rheinland-Pfalz („Aktion Blau“) ist die Aufgabe von traditionellen Zielen der Gewässerunterhaltung in der freien Landschaft zu nennen. Hier: • Keine Gewässerräumung, insbesondere keine Sohlenräumung zur Vorfluterhaltung für land- und forstwirtschaftliche Entwässerungssysteme • Kein Beschneiden, Fällen oder Auf-den-Stock-Setzen von Ufergehölzen Konflikt: Gegen Veränderungen der Fließgeschwindigkeit ist die Pflanze sehr empfindlich. Eine Uferbepflanzung wirkt sich wegen des Schattenwurfs auf das Laichkraut schädlich aus. Ergebnis für die Gewässerunterhaltung: Wegen der Einzigartigkeit dieser Pflanze hat man dem Schutz ihres Lebensraums in diesem Fall Vorrang vor der naturnahen Gewässerentwicklung gegeben. Die Aufrechterhaltung des derzeitigen Zustands gewährleistet die günstigen Standortbedingungen für die Pflanze. Zur Zeit werden im entsprechenden Gewässerabschnitt keine Unterhaltungsmaßnahmen durchgeführt. Ein auf die speziellen Bedürfnisse des Laichkrauts abgestimmter Pflegeplan soll demnächst aufgestellt werden. E:\GfGmbH\Projekte Schutzgebiete\CD PDF\Doc\BspMoosalbe.doc Gewässerunterhaltung in Naturschutzgebieten Beispiel: Bruchbach/Otterbach Landkreis Südliche Weinstraße/Landkreis Germersheim, Rheinland-Pfalz Situation: Entlang der entwässernden Gräben und Bäche im NSG Bruchbach-Otterbachniederung hat sich eine bundesweit bedeutende Libellenzönose etabliert. Die dortige Vielfalt an Libellenarten konnte sich nur entwickeln, weil regelmäßige Eingriffe an den Gewässern erfolgten und somit Pioniergesellschaften wie Berlen- und Wasserkressebestände auf Dauer bestehen bleiben. Auf diese Wasserpflanzenbestände sind Libellenarten wie die vom Aussterben bedrohte Helm-Azurjungfer (Coenagrion mercuriale) und die Vogel-Azurjungfer (Coenagrion ornatum) zur Eiablage und Larvalentwicklung angewiesen. Der Bruchbach südlich von Freckenfeld Helm-Azurjungfern (Coenagrion mercuriale); Fotos: M. Kitt Ziele der Schutzgebietsverordnung: Das Gebiet soll als Lebensraum seltener in ihrem Bestand bedrohter wildlebender Tierarten und als Standort wildwachsender Pflanzenarten sowie aus wissenschaftlichen Gründen erhalten bleiben. Ziele der Gewässerentwicklung: Als Voraussetzung für die Gewässerentwicklung in Rheinland-Pfalz („Aktion Blau“) ist die Aufgabe von traditionellen Zielen der Gewässerunterhaltung in der freien Landschaft zu nennen, wie z. B. • keine Gewässerräumung, insbesondere keine Sohlenräumung zur Vorfluterhaltung für land- und forstwirtschaftliche Entwässerungssysteme • kein Beschneiden, Fällen oder Auf-den-Stock-Setzen von Ufergehölzen Konflikt: Die regelmäßige Entkrautung und Entfernung der Ufergehölze sichert den Bestand der Pioniergesellschaften und damit die Libellenpopulation, da beide Libellenarten ein weitgehend besonntes Gewässer benötigen. Insbesondere die Entfernung der Ufergehölze steht im Widerspruch zu den Zielen der Gewässerentwicklung. Ergebnis für die Gewässerunterhaltung: Es wird eine Gewässerrandpflege in Form einer Mahd durchgeführt. Punktuelle Räumungen von Anlandungen sowie Entkrautungen auf Teilstrecken schaffen die nötigen Pionierstandorte wie den Aufrechten Merk (Berula erecta) und den Knotenblütigen Sellerie (Apium nodiflorum) als wichtige Eiablagepflanzen. Keine Gehölzbepflanzung. E:\GfGmbH\Projekte Schutzgebiete\CD PDF\Doc\BspOtterbach.doc Gewässerunterhaltung in NATURA 2000-Gebiet Beispiel: Renchflutkanal Landkreis Ortenau, Baden-Württemberg Situation: Der Renchflutkanal ist eine Hochwasserentlastungskanal im Regelprofil führt über weite Strecken nur das Hochwasser ab. Das Mittel- und Niedrigwasser fließt in der Alten Rench. Renchflutkanal; Foto: GwD Offenburg Gemeine Flussmuschel; Foto: GwD Offenburg Ziele der Schutzgebietsverordnung: • • • Erhalt des Lebensraums für bedrohte Tierarten kleine Flussmuschel (Unio crassus) und für die Libellenart Helm-Azurjungfer (Coenagrion mercuriale) Erhalt der Magerrasen an den Hochwasserdämmen NATURA 2000-Gebiet erhalten und entwickeln Ziele der Gewässerentwicklung: • • • • Strukturvielfalt innerhalb des Gewässerbettes fördern Lebensraumbedingungen der bedrohten Arten optimieren Beseitigung von Wanderhindernissen/Herstellen der Durchgängigkeit Ökologische Verbesserung des Mündungsbereichs der Rench in den Rhein Konflikt: Aufgrund des definierten Hochwasserschutzes bedarf es regelmäßiger Unterhaltungsarbeiten; Mahd der Vorland- und Dammflächen, Räumung des Vorlandes und des Mittelwasserbettes. Ergebnis für die Gewässerunterhaltung: • • • • • • Abschnittsweise und halbseitiges Räumen des Vorlandes und des Mittelwasserbettes Räumung aufgrund des Flussmuschelvorkommens nur sehr restriktiv Berücksichtigung des Flussmuschelvorkommen bei anstehenden Räumungen Bisambekämpfung gegen Muschelfraß Gehölzentwicklung nur bis max. 2 m (Erlen und Weiden direkt am Uferrand) Extensive Mahd der Vorländer und der Hochwasserdämme E:\GfGmbH\Projekte Schutzgebiete\CD PDF\Doc\BspRenchflut.doc Gewässerunterhaltung in Biotop § 24a, NSG und NATURA 2000 Beispiel: Rhein, Hochwasserdämme Landkreis Breisgau- Hochschwarzwald und Ortenau, Baden-Württemberg Situation: Rückwärtige Rheinhochwasserdämme im Bereich der ehemaligen Rheinaue zwischen Breisach und Helmlingen; die alten Tulladämme sind aufgrund ihrer Artenzusammensetzung (Magerrasen) über weite Strecken als § 24a-Biotope ausgewiesen. Streckenweise liegen sie in NATURA 2000- und Naturschutzgebieten. Rheinhochwasserdämme; Foto: GwD Offenburg Kleines Knabenkraut (Orchidee); Foto: GwD Offenburg Ziele der Schutzgebietsverordnung: • • Erhalt des Lebensraumes für geschützte Tier- und Pflanzenarten, v. a. Orchideenarten wie Bienen- und Hummelragwurz, Knabenkraut (Orchis morio) Erhalt der Magerrasen an den Hochwasserdämmen Ziele der Gewässerentwicklung: • Die Funktionsfähigkeit des Hochwasserdammes muss durch die Art der Unterhaltung sichergestellt werden. Dies bedeutet eine regelmäßige Mahd. Konflikt: • • Dammunterhaltung: Mahdtermine (Mahdzeitpunkt und –häufigkeit) wurden durch die technische Entwicklung verändert. Dadurch werden die Lebensbedingungen der Pflanzengesellschaften nachteilig beeinflusst. Dammsanierung (Auffüllung, Übererdung) Ergebnis für die Gewässerunterhaltung: • • Festlegung verbindlicher Mahdtermine zur Erhaltung der Magerrasen Förderung der Vegetationsentwicklung durch Pflegeplan mit unterschiedlichen Mahdterminen (seit 1990) E:\GfGmbH\Projekte Schutzgebiete\CD PDF\Doc\BspRheindamm.doc Gewässerunterhaltung im Naturdenkmal / NATURA 2000-Gebiet / 24a-Biotop Beispiel: Rotabschnitt bei Fichtenberg Landkreis Schwäbisch Hall, Baden-Württemberg Situation: Ein naturnaher Gewässerabschnitt der Rot wurde 1985 als Naturdenkmal ausgewiesen, um dem Gewässer weiterhin eine natürliche Entwicklungsmöglichkeit zu bieten. Zwischenzeitlich ist die Fichtenberger Rot NATURA 2000-Gebiet und nach § 24a NatSchG geschützt. Ebenso wurde 2001 ein Gewässerentwicklungskonzept erstellt. Geschützter Rotabschnitt; Foto: H. Wiedemann Schutzziel Uferabbrüche erhalten; Foto: H. Wiedemann Ziele der Schutzgebietsverordnung: • • • Erhalt des weitgehend natürlichen Rotabschnittes mit seinen Uferabbrüchen und Mäandern als Lebensraum für bedrohte Tierarten - u. a. für Eisvögel und Uferschwalben Erhalt des § 24a-Biotops Erhalt des NATURA-Gebiets für die gefährdeten Arten Bachneunauge, Strömer und Groppe Ziele der Gewässerentwicklung: • • • • Natürliche Entwicklung des Gewässers sicherstellen und ermöglichen Erhaltung der Steilabbrüche mit den darin enthaltenen Lebensräumen Strukturvielfalt im Gewässerbett fördern Erhaltung der standortgerechten Bestockung Konflikt: Aufgrund des definierten Schutzziels zum Erhalt verschiedener Arten können von den Anliegern geforderte Ufersicherungsmaßnahmen nicht realisiert werden. Damit verbunden sind Landverluste durch Erosion für die angrenzenden Grundstückseigentümer. Ergebnis für die Gewässerunterhaltung: Die Gewässerunterhaltung beschränkt sich im wesentlichen auf eine Pflege der Ufergehölze und eine Freihaltung des Abflusses. Vorrangig ist ein Erwerb von Gewässerrandstreifen durch das Land oder die Gemeinde anzustreben, um eine natürliche Gewässerentwicklung zu ermöglichen. E:\GfGmbH\Projekte Schutzgebiete\CD PDF\Doc\BspRot.doc Gewässerunterhaltung im Landschaftsschutzgebiet und Natura 2000Gebiet Beispiel: Seenbach Landkreis Gießen und Vogelsbergkreis, Hessen Situation: Der Seenbach durchfließt als Basaltbach die naturräumlichen Haupteinheiten „Hoher Vogelsberg“, „Unterer Vogelsberg“ und „Vorderer Vogelsberg“ und ist dem Gewässersystem der Lahn zuzuordnen. Das Projektgebiet umfasst einen Teil des Oberlaufes sowie des Mittellaufes mit insgesamt heterogener Gewässerstruktur. Im überwiegend landwirtschaftlich genutzten Einzugsgebiet stocken auch gewässerbegleitende teilweise naturnahe Erlenwälder. Bedingt durch die Grundwasserförderung im Vogelsberg für die Trinkwasserversorgung insbesondere des Rhein-Main-Gebietes fallen einzelne Bachabschnitte in der Sommerzeit mitunter trocken. Fotos: A. Schwarzer Ziele der Schutzgebietsverordnung (vorläufig): - Erhalt und Entwicklung der FFH-Lebensraumtypen: Erlen-Eschenwälder und Weichholzauen, Pfeifengraswiesen, mageren Flachlandmähwiesen und feuchten Hochstaudenfluren sowie Erhalt und Entwicklung des Bachmuschelbestandes und der Groppenpopulation. Ziele der Gewässerentwicklung: • • Streckenweise Verbesserung der Gewässerstruktur Ufersicherung durch Ausweisung durchgehender Uferrandstreifen und Sicherung des Mindestabflusses Konflikt: Verbesserungsmaßnahmen für die Gewässerstruktur und zur Verhinderung des Austrocknens könnten die Substratverhältnisse im Bereich des Vorkommens der Gemeinen Flussmuschel (Unio crassus) weiter verschlechtern. Das gezielte Einbringen von Substrat und die ungesteuerte Sukzession im Uferrandstreifen könnten die Habitate der Groppe und der Bachmuschel beeinträchtigen. Ergebnis für die Gewässerunterhaltung: • • • • Verbesserung der Sohlstruktur in den Trockenfallstrecken durch punktuelle Anhebungen der Sohle Ankauf von gewässerbegleitenden Flächen und teilweise Verbreiterung der Gewässerparzelle Rückbau der Fischwanderhindernisse, so dass die Wirtsfische von Unio crassus das Gewässer durchgängig besiedeln können Erstellen eines mit dem Naturschutz abgestimmten Managementplanes für die Gewässerunterhaltung unter Einbeziehung einer dauerhaften wissenschaftlichen Betreuung. E:\GfGmbH\Projekte Schutzgebiete\CD PDF\Doc\BspSeenbach.doc Gewässerunterhaltung in Naturschutzgebieten Beispiel: Thürer Wiesen Landkreis Mayen-Koblenz, Rheinland-Pfalz Situation: Eine ca. 26 ha große Feuchtwiese mit durchfließendem Thürer/Krufter Bach. Hohe Überflutungshäufigkeit mit Schäden für die Unterlieger. Seit 1987 als Naturschutzgebiet innerhalb des Landschaftsschutzgebietes Rhein-Lahn-Eifel mit Schutzgebietsverordnung festgeschrieben. Nach Entfernen der Rasengittersteine zur Hochwasserretention und Auenentwicklung renaturiert. Landwirtschaftliche Nutzung im Umfeld und Entwässerung der Wiesen durch Dränagen. Thürer Bach; Foto: J. Groß Kiebitz; Foto: K. Bittner Ziele der Schutzgebietsverordnung: Das Gebiet soll als Lebensraum seltener in ihrem Bestand bedrohter wildlebender Tierarten sowie aus wissenschaftlichen Gründen erhalten bleiben. Erlaubt sind mit Einschränkungen die ordnungsgemäße landwirtschaftliche und jagdliche Nutzung, sowie die ordnungsgemäße Unterhaltung der Wege und Gewässer und vorhandenen Drainagen. Erhaltung und Verbesserung der ökologisch hochwertigen Vogellebensräume (mehrere bedrohte oder gefährdete Arten). Ziele der Gewässerentwicklung: Strukturelle Verbesserung des Gewässers (Aktion Blau). Konflikt: Aufgrund der häufigen Überstauung des Gebietes ist eine landwirtschaftliche Nutzung nur eingeschränkt möglich. Die Wiedervernässung und der Hochwasserrückhalt bei Starkregenereignissen steht im Vordergrund. Förderung der Auenentwicklung sowie der Arten- und Biotopvielfalt. Ergebnis für die Gewässerunterhaltung: Großräumiger Grunderwerb und kleinere Unterhaltungsmaßnahmen: Entfernen der Rasengittersteine und Anlegen von Vertiefungen, dadurch einsetzende Entwicklung des Baches. Erhalten der Feuchtwiesenbrache mit abschnittsweiser Mahd etwa 3-jährig, Erhaltung der bachbegleitenden Ufergehölze und Aufweitung auf 10 m Uferstreifen, Wiesen sollten jedoch gehölzfrei bleiben. Verbesserung der Gewässerstruktur von 7 auf etwa 2-3. Extensive Nutzung der Flächen mit Wiedervernässung. E:\GfGmbH\Projekte Schutzgebiete\CD PDF\Doc\BspThürer.doc