Erfolg im Blick
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Erfolg im Blick
papergram 3 › 2007 G R A P H I C PA P E R Erfolg im Blick: Einmaleins für Zeitungsmacher Japaner lesen mehr Magazine im Reigen Das Geheimnis weißen Papiers sca papergram no 3 › 2007 4 4 Papergram. Das internationale Magazin für die Medienbranche und grafische Industrie. Herausgegeben von SCA Forest Products AB, Box 846, 851 23 Sundsvall. Telefon: +46-60-19 40 00. Telefax: +46-60-19 40 90. Chefredakteurin und Herausgeberin (nach schwedischem Recht für den Inhalt verantwortlich): Anne-Sofie Cadeskog Projekt- und Redaktionsleitung: Luise Steinberger ([email protected]) 14 Grafikdesign: Mellerstedt Design Repro und Druck: Prinfo Accidenstryckeriet, Sundsvall Titelfoto: Olle Melkerhed Papergram wird auf GraphoCote 80 g gedruckt, der Umschlag auf Reprint 150 g. Das Papier ist FSC-zertifiziert. Inhalt › 3/2007 22 Einmaleins für Zeitungsmacher 4 Anzeigen, Vertrieb, Exponierung, Inhalt, Zielgruppe und Markt – das sind die Grundpfeiler, die ein erfolgreiches Magazin tragen. Papergram checkt Erfolgsfaktoren 10 Papier als Herzenssache Die Familie Kessler versorgt Kolumbiens große Druckereien und Verlage seit mehr als 70 Jahren mit Papier 12 Trends 13 Kolumne Ole Munk über die komplexe Aufgabe, eine Zeitung zu verändern 14 Lektüre im Rundlauf Lesezirkel sind ein beliebtes Mittel, um beim Abonnement von Zeitschriften die Kosten zu begrenzen. Weder Internet noch Multimedia haben dem Konzept bisher etwas anhaben können 18 Leseboom in Japan In keinem Land der Welt wird so viel Gedrucktes konsumiert wie in Japan 22 Modell für die Lichtverbreitung Neue Forschung lässt eine bessere Interpretation der optischen Eigenschaften von Papier zu 24Renaissance für Antiquitäten Zahlreiche neue Magazine greifen den derzeitigen Antiquitätentrend in der Einrichtungsbranche auf 27 SCA info 28Elch-Fakten zur Jagd Immer neue Informationen rund um Europas größtes Tier sca papergram no 3 › 2007 Das Material in dieser Zeitschrift ist von der Redaktion bestellt, durchgesehen und abgenommen. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Redaktion oder SCA die Meinungen der Autoren in jedem Fall teilen. Zitieren Sie uns gerne, aber geben Sie bitte die Quelle an. Möchten Sie ein eigenes Gratisexemplar von Papergram, oder möchten Sie die Zeitschrift für einen Kollegen bestellen? Schicken oder faxen Sie Namen, Adresse und eventuell den Namen Ihres Unternehmens an: Birgitta Ulfsparre, SCA Graphic Sundsvall AB, Box 846, 851 23 Sundsvall. Telefon: +46-60-19 43 92. Telefax: +46-60-15 24 50. E-post: [email protected] SCA Forest Products produziert Druckpapier für Zeitungen, Zeitschriften und Kataloge sowie Zellstoff, Schnittholzwaren und Biobrennstoffe aus der Forstwirtschaft. SCA Forest Products verwaltet auch den großen Waldbesitz der SCA, versorgt die schwedischen Industriebetriebe des Konzerns mit Holzrohstoffen und bietet den Geschäftseinheiten der SCA wirtschaftliche Transportlösungen an. Der Umsatz des Unternehmens beläuft sich auf 1,95 Milliarden Euro, die Mitarbeiterzahl auf 4 000. Die Forstwirtschaft der SCA ist gemäß FSC (Forest Stewardship Council) zertifiziert. SCA › info Umweltspitze – weltweit In einem Ranking der umweltverträglichsten Unternehmen der Welt erlangte SCA eine absolute Spitzenplatzierung: Rang Numero Zwei Die britische Tageszeitung The Independent führte das werden. Der Schlüssel für die Topplatzierung war jedoch ein hoher Recyclinggrad. Auf Platz eins steht der Windkraftproduzent Vestas und Rang drei nimmt die niederländische Bank ABN Amro ein. Das unabhängige Institut Eiris untersucht das Verhalten von Unternehmen in über 40 Ethik-bezogenen Bereichen, darunter Management, Umwelt und Menschenrechte. Eiris untersucht sämtliche auf dem FTSE All World Developed Index verzeichneten Unternehmen, das heißt fast alle Börsenunternehmen der entwickelten Welt. Kunden sind Unternehmen, die Hilfe bei der Umsetzung ihrer eigenen ethischen Regeln bei Investitionen brauchen, sowie Organisationen, die in ethisch oder umweltmäßig nachhaltige Unternehmen investieren wollen. S Umweltranking in Zusammenarbeit mit dem Institut Eiris (Ethical Investment Research Services) durch. Zugrunde lagen eine Reihe objektiver Kriterien wie etwa Managementsysteme, Abfallmanagement, Wasserverbrauch und Maßnahmen, die zur Bekämpfung des Klimawandels ergriffen wurden. Eiris arbeitet als Umweltratgeber für Unternehmen und Finanzinstitute. Stephanie Maier, Strategiechef für die Forschungsentwicklung bei Eiris, sagte zum Independent: „Wir gingen von unseren Erkenntnissen über fast 3 000 Unternehmen aus und wählten eine Reihe Kriterien, die wir zu Grunde legen, wenn wir die Umweltverträglichkeit von Unternehmen bewerten. Mit diesem Ranking wollten wir die weltweit führenden Unternehmen aufzeigen. Die Kriterien, darunter der Klimawandel, spiegeln die Themen, die für Investoren am wichtigsten sind.“ Für SCA sprachen die umfassende Umweltzertifizierung gemäß den strengen Regeln des FSC (Forest Stewardship Council) und die Verwendung eines großen Anteils rückgewonnener Fasern in den Tissueprodukten des Unternehmens. Weitere von der Jury benannte Faktoren sind die Tatsache, dass SCA eine deutliche Policy gegen illegalen Einschlag von Holz verfolgt, dass das Unternehmen Emissionen in Wasser vermeidet und dass endliche Ressourcen wie Öl und Kohle soweit möglich durch Kohlendioxid-neutrale Brennstoffe wie etwa Holzabfälle ersetzt Jan Johansson neuer Vorstandsvorsitzender D e r Au fs ichts rat d e r SCA Der Umwelt zuliebe – GraphoVerde SCA Graphic Laakirchen lanciert ein neues SC-Papier: GraphoVerde wurde ganz mit Rücksicht auf die Umwelt entwickelt. Das Papier, das 50 Prozent RecyclingAnteil enthält, bietet ausgezeichnetes Glanzniveau und sehr gute Laufeigenschaften in der Druckpresse. Die neue Rezeptur ermöglicht, die gewünschte Papierqualität mit geringerem Energieeinsatz herzustellen und trägt damit zur Balance zwischen Qualität und Umwelt bei. Aus Rücksicht auf die Umwelt wird SCA Graphic Laakirchen auch die Verbreitung des neuen Papiers begrenzen. Um die bei Straßentransporten entstehenden Kohlendioxidmengen nieder zu halten plant das Unternehmen, GraphoVerde vorrangig in Zentraleuropa zu vermarkten. Weitere Informationen erhalten Sie bei ihrem SCA Verkaufsbüro. S S ernannte am 3. September Jan Johansson zum neuen Vorstandsvorsitzenden und Konzernchef. Johansson tritt die Nachfolge von Jan Åström an, der SCA mit unmittelbarer Wirkung verlässt. Aufsichtsratsvorsitzender Sverker Martin-Löf betont, der Führungwechsel sei notwendig, weil SCA nach der Umstrukturierung in eine mehr verbraucherorientiertes Unternehmen nun in eine neue Phase eintrete: „Der Aufsichtsrat sieht große Möglichkeiten für unser Unternehmen, in Märkten mit Priorität wie Osteuropa, Asien und Lateinamerika die Profitabilität zu steigern und das Wachstum zu beschleunigen. Und da sind die richtigen Führungsqualitäten gefragt. Wir haben eine Person mit Zukunftsvision und nachweislich starken Führungsqualitäten gesucht. Jan Johansson besitzt diese Eigenschaften.“ Johansson, derzeit Geschäftsführer des Grubenunternehmens Boliden, tritt sein Amt so rasch wie möglich an, spätestens jedoch Anfang Dezember. sca papergram no 3 › 2007 Erfolgsrezepte Für den Start einer erfolgreichen Zeitung oder Zeitschrift braucht es eine gute Idee – doch das ist in der heutigen kom plizierten Wettbewerbslage nicht genug. Wer die Nase vorn haben will, muss in Sachen Anzeigen, Vertrieb und Exponierung ebenso firm sein wie bei Themen, Zielgruppe und Markt von Henrik Emilson foto Olle Melkerhed sca papergram no 3 › 2007 Jede Woche veröffentlicht die ameri- kanische Zeitschrift People die wichtigsten Nachrichten über die wichtigsten Prominenten. Der Name der Zeitschrift ist Programm: Es geht um Menschen. Um bekannte Menschen, die Gewöhnliches und um Durchschnittsmenschen, die Ungewöhnliches tun. Auch wenn nur wenige offen zugeben, dass sie die Zeitschrift lesen, hat diese doch eine Auflage von mehr als 3,7 Millionen Exemplaren; etwa 1,5 Millionen davon werden im Handel verkauft. Insgesamt erreicht People an die 36 Millionen Menschen oder jeden fünften Amerikaner. People baut auf jenen Grundelementen auf, aus denen jede erfolgreiche Zeitschrift besteht: Anzeigen, Vertrieb/Exponierung, Thema, Zielgruppe und Markt. Hinzu kommt die so genannte „Medienkonvergenz“, das heißt, die lgsrezepte Nummer eins: Anzeigen Was ist nach Ansicht von Experten der wichtigste Erfolgsfaktor für eine neue Zeitung? „Anzeigeneinnahmen. Ohne die ist alles sinnlos“, antwortet Colin Walsh, britischer Berater mehrerer Zeitschriftenverlage und -vertriebe sowie Vorsitzender der Organisation „the Publishing in Cambridge Association“. Um überhaupt in das Stadium zu gelangen, in dem Anzeigen verkaufbar sind, ist laut Walsh eine gründliche Marktanalyse vonnöten: Wer wird die Zeitung lesen wollen; ist sie in ihrem Genre einzigartig, und wer könnte daran interessiert sein, im Blatt zu annoncieren? „Die Marktanalyse muss auch das Internet einschließen. Denn es gibt Zeitungen mit Homepage, aber auch Homepages ohne zugehörige Zeitung, die sich auf das gleiche Gebiet konzentrieren. Weil im Internet so vieles gratis ist, reicht es nicht, sich auf Abonnenten zu verlassen“, meint Colin Walsh. Guy Consterdine, britischer Medien analyst und Berater, hat mehrere Studien über die Wirkung von Anzeigen in Zeitungen erstellt. In seiner jüngsten Studie How Magazine Advertising Works (Wie Anzeigen in Magazinen funktionieren) von 2005 betont er, wie wichtig es ist, dass die Herausgeber ihre Zielgruppe kennen. „Bei der Identifikation eines Lesers mit einer Zeitschrift geht es nicht allein darum, dass der Leser aus dem Blatt Informationen bezieht. Wenn es der Zeitschrift gelingt, bei ihm wirklich eine ganz bestimmte Saite anzuschlagen, dann kann dies das Selbstbild des Lesers stärken. Daraus erwächst ein besonderes Verhältnis, ein Vertrauen“, erklärt Consterdine. Eine enge Beziehung zwischen Leser und Zeitschrift nutze auch dem Anzeigenverkauf, glaubt er: Alles, was der Leser an seiner Zeitschrift sympathisch finde, beeinflusse seine Wahrnehmung der Anzeigen. Vertrieb und Exponierung Insbesondere im Tageszeitungssegment haben hohe Vertriebskosten zur Herausgabe von immer mehr Gratiszeitungen geführt. Zugleich kontrollieren Vertriebe und Zeitschriftenhändler, welche Publikationen in den Regalen exponiert werden und wie das geschieht. Um die Plätze herrscht sca papergram no 3 › 2007 S Präsenz auf mehreren Kanälen neben der Printausgabe. Und außerdem hat People noch einen weiteren Trumpf im Ärmel, einen Trumpf, der zum mittlerweile mehr als 30 Jahre währenden Erfolg beigetragen hat. Doch dazu später. sca papergram no 3 › 2007 Zeit für den Start Wenn alle genannten Details bedacht sind – Zielgruppe definiert, Themen gewählt, Anzeigenkunden gefunden, Vertrieb und Exponierung geklärt – ist es dann an der Zeit, sich an die Startlinie zu begeben? Noch nicht; eine wichtige Komponente fehlt noch. Und genau sie ist der Trumpf in Peoples Ärmel. Dieser Trumpf heißt: guter Journalismus. Denn obgleich die Zeitschrift als leichte Unterhaltung angesehen wird, mit Betonung auf Promi-Klatsch, ist sie doch enorm gut geschrieben und recherchiert. Viele Redaktionen nutzen People, um ihre eigenen Informationen über Promis zu überprüfen. „Gleich nach den Anzeigenkunden sind gute Autoren das Wichtigste. Sie imponieren nicht nur den Lesern, sondern auch den Anzeigenkunden. Mit bekannten Namen kann eine neue Zeitschrift unmittelbar Autorität gewinnen“, sagt Colin Walsh. S Ein Muss: Medienkonvergenz Zeitung gelesen wird heute im Internet, auf der Arbeit, via Laptop oder Handy. Oder wir nehmen uns in der Bahn eine Gratiszeitung. Das ist – um einen abgenutzten Ausdruck zu verwenden – Multimedia. Medienkonvergenz bedeutet, dass Kommunikation eben über verschiedene Kanäle geschieht – so bietet eine Tageszeitung neben der Print- eine Internetausgabe und einen Newsletter an, ist per E-Mail und im Handy zu lesen. Bei der Planung von Kampagnen haben Anzeigenkunden ihre Konzepte deshalb auf mehrere Kanäle ausgeweitet. „Die Herausgeber von Zeitungen müssen deutlich machen, wo ihre Publikation inmitten dieser umfassenden Mixtur angesiedelt ist. Sie müssen das Einzigartige definieren, das die Zeitung bieten kann“, erklärt Guy Consterdine. Zeitung und Internet, betont er, funktionierten oft bestens im Zusammenspiel: Jemand liest in der Zeitung seines Vertrauens einen Artikel über eine Ware, eine Dienstleistung oder ein Reiseziel. Daraufhin sucht er im Internet weiter – und bucht oder kauft vielleicht sogar postwendend. S Thema, Zielgruppe und Markt Wie findet man ein relevantes Thema? Marktanalysen liefern Antworten auf die Frage, ob für die geplante Zeitung Bedarf besteht. Ein erster Schritt in der Inhaltsplanung kann es sein, ganz einfach über verschiedene potenzielle Lesergruppen nachzudenken, die im Angebot des Zeitschriftenregals bisher nicht bedacht werden. RedTee und Psychologies Magazine (siehe Kasten) fanden Leser-Nischen – Golf spielende Damen beziehungsweise allgemein an Psychologie Interessierte. „Einmal habe ich eine Zeitung mit dem Namen Pregnancy Plus lanciert – 750 000 Geburten pro Jahr in Großbritannien ergeben einen großen Markt. Aber es gibt natürlich ähnliche Titel“, sagt Colin Walsh und betont, wie wichtig es sei, wirklich eine eigene Nische zu finden, besonders innerhalb eines Bereiches, der bereits „besetzt“ ist. Pregnancy Plus kooperierte daher mit der größten Wohlfahrtsorganisation Großbritanniens, dem „National Childbirth Trust“, der im ganzen Land über Schwangerschaft, Geburt und Kinder aufklärt. Auf diese Weise konnte die Zeitschrift ihre Zielgruppe effektiv erreichen. Zwei Zielgruppen scheinen heute besonders im Trend zu liegen: Umwelt- interessierte und „die graue Masse“. Mit Al Gores Film Eine unbequeme Wahrheit, mit Fernsehbeiträgen und Artikeln, dem G8-Gipfel und den Live Earth-Konzerten des vergangenen Sommers nahm die Beunruhigung über Klimaveränderungen zu, gewannen Umweltfragen an Bedeutung. Und die „graue Masse“ – da- mit ist die „Baby-Boom“-Generation gemeint, die demnächst in Rente geht und mit genügend Geld, viel Freizeit und bei guter Gesundheit ein aktives Pensionärsdasein zu führen gedenkt. Diese Generation stellt Ansprüche – doch nur wenige Zeitschriften spiegeln bislang ihre Situation. „Gleich nach den Anzeigenkunden sind gute Autoren das Wichtigste“ Colin Walsh S beinharte Konkurrenz. „Reden Sie mit den Zeitungshändlern. Wenn die Ihnen sagen, für noch ein Computermagazin ist kein Platz, dann sollten Sie kein neues Computermagazin herausgeben“, sagt Colin Walsh. In Großbritannien, betont er, müssten Herausgeber immer häufiger für die gewünschte Exponierung ihrer Zeitschrift im Händlerregal bezahlen; etwa so, wie Verlage Buchhändler für eine gute Platzierung im Schaufenster vergüten. Walsh rät daher, mit den Händlern frühzeitig die Art und Weise der Exponierung zu diskutieren. sca papergram no 3 › 2007 Erfolgreiche Vorbilder Zwei in ihrem jeweiligen Genre erfolgreiche Zeitschriften sind die schwedische Golfzeitschrift für Frauen, RedTee, und die französische Psychologiezeitschrift Psychologies Magazine. Beide nutzen die gleichen Kniffe wie der erfolgreichste Magazinmacher der 1990er-Jahre, Tyler Brûlé Der junge Magazin-Macher Tyler Brûlé ist ein lebender Mythos der Medienwelt. Während einer Reportage über die „Ärzte ohne Grenzen“ in Afghanistan wurde der damals 26-jährige freischaffende Journalist überfallen und von Kugeln in beiden Armen getroffen. Im Krankenhaus legte er den Grundstein für seine Zeitschrift Wallpaper, eine der erfolgreichsten und einflussreichsten Publikationen der 1990er-Jahre. In Bahn brechendem Design vermittelte sie internationales Flair und behandelte Themen aus Architektur, Design und Mode auf neue Art. 1997 verkaufte Tyler Brûlé Wallpaper für mehr als eine Million Pfund Sterling. Nun ist er mit seiner neuen Kreation Monocle erneut in der Zeitschriftenszene aktiv. Die erste Ausgabe erschien in diesem Jahr; Schwerpunkte sind Umweltanalysen, Business, Kultur „Unser Markenzeichen macht den tiefsten Wunsch von Frauen lebendig: den Wunsch, glücklich zu sein“ Patricia Berthomier-Massip und Design. Ob Monocle ebenso erfolgreich sein wird wie Wallpaper, wird die Zukunft zeigen. Eines steht jedenfalls außer Zweifel: Mehrere Kniffe, derer sich Brûlé bedient, sind handwerklich beispielhaft. Zielgruppe mit Wissensdurst Wallpaper wandte sich an eine Zielgruppe, die danach gedürstet hatte, Design in all seinen Erscheinungsformen endlich mit dem gebührenden Ernst sca papergram no 3 › 2007 behandelt zu sehen. Auch die Gründerinnen von RedTee entdeckten brach liegendes Terrain: Zum einen ist Schweden das Land mit den weltweit meisten Golf spielenden Frauen per capita; zum anderen hatten diese Golferinnen bis dato keine eigene Zeitung. Und schon war RedTee konzipiert – Europas erste Zeitschrift für golfende Frauen. Noch ehe die erste Printausgabe auf dem Markt war, hatte man zudem eine Homepage ins Netz gestellt, auf der allmählich die ersten Bestellungen für Abonnements eingingen. „Bald hatten wir an die 3 000 Abonnentinnen – damit konnten wir den Druck der ersten Ausgabe finanzieren“, erinnert sich Chefredakteurin Bonnie Roupé. In Ermangelung irgendwelcher Erfahrungen aus dem Zeitungsbusiness berechnete sie das Budget auf ihre eigene Weise: „Ich schaute mir an, was es braucht, um eine rentable Zeitschrift zu machen, und überlegte, wie wir uns das Endprodukt wünschen. Dann rechnete ich einfach rückwärts und erhielt so die Summe der Kosten. Wir passten dann den Arbeitsprozess entsprechend an.“ Viele Zeitungen schreiben in den ersten Jahren rote Zahlen; RedTee erwirtschaftete von Anfang an Gewinn. Nische finden Klas Hertzberg, stellvertretender Geschäftsführer des Verlages Anemona Nemorosa, der RedTee herausgibt, erklärt den Erfolg mit der extremen Nische, die RedTee bedient. „Da muss die Auflage nicht so groß sein; das Wichtigste ist eine starke Verankerung in der Zielgruppe. RedTee hat eine Auflage von 22 000 Exemplaren, verglichen mit den großen „Von dieser Art Leser gibt es vielleicht nicht Millionen, aber durchaus Hunderttausende“ Tyler Brûlé Tyler Brûlé rief das Design-Magazin Wallpaper ins Leben. Sein jüngstes Projekt heißt Monocle Frauenmagazinen ist das nichts. Aber unsere Zielgruppe ist extrem spezifisch und verfügt außerdem über Geld. Für ein Auto in der Preislage um 70 000 Euro gibt es in Schweden nur eine begrenzte Zielgruppe. Und genau die erreichen wir.“ So wie Tyler Brûlé in Monocle mit verschiedenen Marken zusammenarbeitet, etwa mit Skeppshult-Fahrrädern und Porter-Taschen, geht auch RedTee Kooperationen mit anderen Unternehmen ein. Auf diese Weise stärkt man gegenseitig die Marken. „So kann zum Beispiel der Fondsverwalter Carnegie die Zeitschrift an seine Kundinnen schicken. Im Gegenzug bekommt Carnegie vier bis sechs Seiten in unserer Zeitschrift“, erklärt Klas Hertzberg. mier-Massip. Der WiedererkennungsFaktor ist hoch und das Vertrauen der Leser groß. Das Markenzeichen des Magazins ist stark, was die Macher gleichzeitig anspornt, sich hohe Ziele zu stecken. „Unser Markenzeichen macht den tiefsten Wunsch von Frauen lebendig: den Wunsch, glücklich zu sein“, erklärt Berthomier-Massip. Internet-Expansion Psychologies hat auch eine starke Position im Internet. Die Homepage verzeichnete 2006 an die elf Millionen Besucher. Und neue Netzwerke und Kooperationen mit anderen Sites kommen ständig hinzu. Zudem hat die Printausgabe Ableger in sieben Ländern; die jüngste nationale Version ist eine chinesische, entstanden im letzten Jahr. Die Gesamtauflage liegt weltweit bei 850 000 Exemplaren. Mit ihren exakt definierten Zielgruppen und Kooperationen sind Monocle, RedTee und Psychologies Magazine Paradebeispiele für Magazine, die mit ihren Lesern gute Verbindungen aufbauen und zugleich ihre Marke über die Printausgabe hinaus verwalten. S Populär-Psychologie Monocle hat derzeit eine Auflage von 60 000 bis 70 000 Exemplaren. Die Zielgruppe ist genau definiert, aber den- noch relativ groß. Sie umfasst „normale Verbraucher, die Billigflüge buchen, bei H&M oder Zara einkaufen und eine etwas andere Art der Auslandsberichterstattung wünschen“. Und, wie Tyler Brûlé es formuliert hat: „Von dieser Art Menschen gibt es vielleicht nicht Millionen, aber durchaus Hunderttausende.“ Das französische Psychologies Magazine hat seine Zielgruppe ebenfalls klar definiert: Frauen mit Interesse an Psychologie. Auch dieser Markt ist groß – dem Interesse entsprechend. Als erfolgreichste Zeitschrift Frankreichs konnte Psychologies Magazine die Auflage in den vergangenen neun Jahren um mehr als 300 Prozent steigern. Die stellvertretende Geschäftsführerin des Verlages, Patricia Berthomier-Massip, nennt als wichtigsten Grund für den Anstieg von monatlich 84 000 auf 300 000 Exemplare eine Konzept-Änderung: Aus einem vorwiegend an Fachleute gerichteten Blatt wurde eine populärwissenschaftliche Zeitschrift mit Prominenten auf dem Cover. „Psychologies ist die einzige Zeitschrift, deren Thema das Leben der Leser selbst ist“, sagt Patricia Bertho- sca papergram no 3 › 2007 Herzensangelegenheit John Kessler, Veteran in der lateinamerikanischen Zeitungsbranche, übertreibt nicht, wenn er sagt, sein Herz hängt am Geschäft. Seit mehr als 70 Jahren versorgt seine Familie die Druckereien und Verlage Kolumbiens mit Druckpapieren von Erico Oller Westerberg foto Oscar Sabetta Jeden Morgen gegen sieben, wenn John Kessler in seinem praktischen Stadtjeep von zu Hause aufbricht, versucht er, sich nicht über den Verkehr zu ärgern. Die Fahrt durch die Innenstadt von Bogotá dauert 40 Minuten. Und obgleich er weiß, dass viele Telefonate zu führen und eilige Dinge zu erledigen sind, fährt er nicht sofort ins Büro. Zunächst steht noch Wichtigeres an. „Jeden Werktag von acht bis neun fahre ich in die Herzklinik zur Reha. Diese Zeit ist heilig. Wenn mir daran gelegen ist, weiter arbeiten zu können, dann muss ich auf meine Gesundheit achten und Prioritäten setzen“, erklärt John Kessler. Mit 65 Jahren hat er sich erstaunlich gut von den schweren Herzbeschwerden erholt, die ihn vor neun Jahren ereilten. „Der Stress hat einen Preis, aber ich will nicht klagen. Ich liebe diese Branche und habe das Papier im Blut.“ 10 sca papergram no 3 › 2007 Strapaziöse Transporte Mindestens einmal pro Woche läuft ein Schiff mit Papier den Hafen von Cartagena oder Santa Marta an. Danach folgen drei Tage und Nächte LKW-Transport auf beschwerlichen Wegen über die Pass- „Es kommt schon mal vor, dass sich ein Fahrer unterwegs verliebt und ein paar Tage bei seiner neuen Liebsten verweilt. Da laufen die Telefone heiß“ daher müssen wir um unsere Marktanteile kämpfen“, erklärt John Kessler. „Meine Konkurrenten verkaufen keine Exportware, sondern den Überschuss ihrer Heimatmärkte. Je nachdem, wie die Lage in den USA gerade aussieht, können sie die Preise spürbar drücken. Es ist schwierig, langfristig und kontinuierlich zu wirtschaften, wenn der Markt ständig Berg- und Talbahn fährt. Das ist ein ewiger Kampf.“ Großkunden in Bogotá Schwarze Wolken ziehen derzeit in Gestalt eines möglichen Freihandelsabkommens zwischen den USA und Kolumbien am Horizont auf. Infolge eines solchen Abkommens würden Zölle verschwinden; für amerikanische Waren wäre mit Preissenkungen um 15 Prozent zu rechnen. Noch aber kann John Kessler die fünf größten Zeitschriftenverlage in der Hauptstadt Bogotá zu seinen Kunden zählen. Die meisten Wochenzeitungen und Magazine werden auf GraphoCote und GraphoLux von SCA gedruckt. „Wer nicht am billigsten ist, der muss am besten sein“, meint John Kessler. Er straßen der Anden in die Hauptstadt. Bogotá, mit rund acht Millionen Einwohnern, liegt auf einem Hochplateau, 2600 Meter über dem Meeresspiegel und etwa 100 Kilometer im Landesinneren. Tatsächlich ist der Transport von der kolumbianischen Küste nach Bogotá teurer als die gesamte Verschiffung des Papiers von der Fabrik in Schweden bis zum kolumbianischen Hafen. Und ob die Lieferung pünktlich erfolgt, das hängt von Faktoren wie dem Wetter, der Straßenlage und nicht zuletzt der Gefühlswelt des Fahrers ab. „Es kommt schon mal vor, dass sich ein Fahrer unterwegs verliebt und ein paar Tage bei seiner neuen Liebsten verweilt. Da laufen die Telefone heiß. Die Kunden fragen, wo das Papier bleibt, während ich versuche, die Turteltäubchen zu orten.“ John Kessler lacht. Sein Vater war Deutscher, seine Mutter Engländerin; aber Kessler hat einen typisch lateinamerikanischen Humor. „Herzensangelegenheiten können mir Herzbeschwerden machen“, sagt er. „Verlieben sich schwedische LKW-Fahrer auch so leicht?“ S Vom Vater zum Sohn Seit mehr als sieben Jahrzehnten beliefert die Familie Kessler große Druckereien und Verlage in Kolumbien mit Papier. John übernahm das Geschäft vor 32 Jahren. Als Agent für das schwedische Handelshaus Elof Hansson, das auf den Vertrieb von Papier und Forstprodukten spezialisiert ist, sowie als Agent für SCA in Lateinamerika hat Kessler die alleinigen Rechte am Verkauf von SCADruckpapieren auf dem kolumbianischen Markt. „Meine Tochter ist auch schon in der Firma engagiert. Allerdings hat sie sich im Moment etwas zurückgezogen, um sich um ihre Kinder zu kümmern“, berichtet Kessler. Das Berufsleben hat seine Höhen und Tiefen auf einem extrem Preis-anfälligen Markt. John Kessler darf nie ruhen. Mit einem jährlichen Liefervolumen um die 8 000 Tonnen versucht er die Führungsposition zurückzuerobern, die er und SCA vor 17 Jahren an verschiedene amerikanische Konkurrenten abgeben mussten. „Bei Qualität und Kundenservice liegen wir vorne. Aber auf diesem Markt hier entscheidet der Preis, und verteidigt seine Marktanteile mit intensivster Kundenbetreuung. „Ich bin eine Art Notarzt, stehe immer bereit, um bei Bedarf einzuspringen. Die Logistik ist ein ständiges Problem, denn die Kunden erwarten Just in time-Lieferungen. Da kann man auf Dauer schon Herzprobleme bekommen“, sagt er lächelnd. t Papier John Kessler, SCA-Agent in Lateinamerika, verkauft grafische Papiere an große Verlage und Druckereien unter anderem in seinem Heimatland Kolumbien. Er führt die Geschäfte des Familienunternehmens seit 32 Jahren. Gegründet wurde die Agentur Kessler vor mehr als 70 Jahren von John Kesslers Vater sca papergram no 3 › 2007 11 tRENDS von Luise Steinberger Schneller ausdrucken ILLUSTRATION : Daniel Egnéus S Zwei israelische Wissenschaftler am College of Judea and Samaria haben eine Drucktechnik entwickelt, mit der man bis zu 1 000 Seiten pro Minute ausdrucken kann; Textseiten können sozusagen simultan ausgedruckt werden. Diese Kombination von LCD-Technik und konventionellem Druck erweitert die Möglichkeiten des Druckerkopfes bei Druckern. Anregungen lieferten platte Computer- und Fernsehschirme. Die dort verwendete CTR-Technologie, mit der das Bild auf den Schirm „gescannt“ wird, ist dem Ausdrucken auf einem Drucker ähnlich. Mit LCD-Technologie wird das gesamte Schirmbild gleichzeitig verändert. Die Wissenschaftler überführten diese Technologie auf die Drucktechnik, wobei das Problem vor allem in einer neuen Art der Versorgung des Druckerkopfes mit Tinte bestand. Druckerköpfe sind nach dem Matrix-Prinzip aufgebaut; das Bild ist in kleine Punkte unterteilt. Die Tinte wird in Mikrobehältern bereitgestellt, die unabhängig voneinander arbeiten. Daher können verschiedene Bildsegmente separat gedruckt werden. So kann die Matrix um viele Behälter erweitert werden, bis der Druckerkopf das gesamte Druckbild umfasst. Die Wissenschaftler haben bisher eine Matrix in der Größe zwölf mal zwölf Zentimeter mit 57 600 Behältern entwickelt, die als Modell dient. (Quelle: AGI-news) FSC-Unterstützung für Korkeichen Ein Weinbauer aus Oregon, USA, der seine Flaschen mit FSC-zerti- fizierten Korken aus Spanien verschließt, ist jetzt als erster Weinproduzent nach FSC zertifiziert worden. Viele Weinbauern haben aus Umweltgründen auf Kunststoffkorken oder Schraubverschlüsse umgestellt; nun stehen die Korkeichengebiete in Spanien, Frankreich, Portugal, Marokko, Italien und Tunesien vor wirtschaftlichen Problemen, und die Artenvielfalt der Bäume ist bedroht. Um dem entgegenzuwirken, zertifiziert der FSC Korken, die in ökologischem Anbau hergestellt werden. Der FSC ist eine unabhängige Naturschutzorganisation, die Regeln zur S Zertifizierung nachhaltiger Waldwirtschaft erarbeitet. (Quelle: FSC Deutschland) 12 sca papergram no 3 › 2007 KOLUMNE Müll-Polizei In London ist die Vermüllung durch Gratis- Veränderung erwünscht? zeitungen zum Problem geworden. Einige Eine Zeitung zu machen ist etwas geldern gedroht, falls diese nicht rasch für anderes als Raketen zu bauen, sagte kürzlich ein Medienanalyst. Wie wahr. Eine Zeitung ist so viel komplexer. Überlegen Sie einmal: Aufgabe einer Rakete ist es, Dinge auf schnellstmögliche, sicherste und effizienteste Art von A nach B zu katapultieren. Nicht sonderlich kompliziert, oder? Vergleichen Sie das mit einer Zeitung. Den Lesern Neuigkeiten vermitteln? Klar, aber auch: Debatten auslösen, Geschäfte anschieben, Unterhaltung und Entspannung bieten, Hintergründe erklären, zu neuen Ideen inspirieren und Selbstverwirklichung befördern. Und als wäre das noch die Sammlung des Altpapiers sorgen. Einen Teil der Schuld tragen Zeitungsverteiler, die es nicht kümmert, ob die Zeitungen die Leser erreichen; stattdessen legen sie sie in Packen irgendwo ab. Um der Sünder habhaft zu werden, hat das Audit Bureau of Circulations (ABC), dessen Aufgabe es eigentlich ist, Statistik über Auflagen zu führen, nun eine Telefonnummer für Müll-Tipps eingerichtet. Dort können Bürger nonchalante Zeitungsverteiler anschwärzen. Die Statistikagentur handelt dabei auch in eigenem Interesse: Schließlich richten sich die Annoncenpreise nach den Auflagen – wenn große Zeitungsbündel ungelesen in Gebüschen herumliegen, verändert werden: Es gilt, Artikel zu kürzen, Anzeigen anderen Maßstäben anzupassen, Bildbehandlung und Formsprache zu verändern, Rhythmus und Tempoveränderungen stärker zu berücksichtigen... Veränderungschancen Wer aber zum Tabloid wechselt, der will wahrscheinlich gerade nicht alles beim Alten belassen. Jetzt besteht die Chance, ein jüngeres Publikum zu erreichen, die Zeitung lebendiger zu machen. Zugleich sollen sich auch die treuen Leser willkommen fühlen. Ja, manchmal wünschte man, man wäre Raketenbauer… S Verwaltungen haben Verlagen gar mit Buß- wird das Bild verzerrt und die von ABC für S Glaubwürdigkeit. Schnelleres Waldwachstum durch Autoabgase Ü b e r rasch e n d hab e n mehrere europäische Forschergruppen nachgewiesen, dass Bäume aus dem Stickstoff von Autoabgasen zehn Mal mehr Kohlenstoff binden als bei gezielter Stickstoffdüngung. Durch viele Autoabgase wächst der Wald also schneller. „Das Paradox ist, dass die Verschmutzung der Atmosphäre durch Übersäuerung dem Treibhauseffekt entgegenwirkt – die Menge des Kohlendioxids, das aus der Atmosphäre gebunden wird, nimmt zu“, sagt Anders Lindroth, Wissenschaftler an der Universität Lund. Die Forscher betonen jedoch, dass das Phänomen weiter untersucht werden müsse. Über den generell schädlichen Einfluss des Verkehrs auf die Umwelt sind sich die S Klimaforscher einig. (Quelle: DN) Die Schrumpfung der Zeitungsseite bedeutet, dass alle Möbel plötzlich in einem halb so großen Zimmer Platz finden müssen nicht genug, erwartet jeder Leser von einer Zeitung etwas anderes. Neue Persönlichkeit So mancher sieht seine Zeitung als guten Freund. Und jetzt stellen Sie sich vor, Sie werden gebeten, die Persönlichkeit des guten Freundes von jemandem zu verändern. Dann verstehen Sie, wie pikant es sein kann, eine Tageszeitung auf das Tabloid format umzustellen. Viele mögen dieses Format, weil es praktisch ist. Einfacher zu hand haben am Frühstückstisch, in Bus und Bahn, im Park und im Bad. Aber die Schrumpfung der Zeitungsseite bedeutet, dass alle Möbel plötzlich in einem halb so großen Zimmer Platz finden müssen. Beim traditionellen Großformat kann man einen Artikel mit 1 000 Worten unterbringen und dennoch Platz genug für anderes Material haben. Die gleiche Textlänge füllt eine ganze Tabloidseite. Und viele Leser mögen es nicht, wenn auf einer Seite nur ein einziger Text zu finden ist. Auch wenn also der Inhalt der Zeitung gleich bleiben soll, muss alles OLE MUNK Foto Privat Annonceure feilgebotene Statistik verliert an O L E M U NK , Grafiker, Designberater und Illustrateur, wohnt im dänischen Espergaerde und hat am Institut für visuelle Kommunikation der Königlichen Kunstakademie in Kopenhagen Architektur studier t. Von 1976 bis 1985 illustrierte er die Comicfigur Felix. Er arbeitete als Reporter und Grafik-Chef bei der dänischen Tageszeitung Politiken. Er war von 1997 bis 1999 Vorstandsmitglied des Vereins für Nachrichtengrafik in Skandinavien und ist seit 1995 Geschäftsführer von Ribergaard & Munk Graphic Design. Munk hat am Re-Design von mehr als 50 Tageszeitungen mitgearbeitet. Acht seiner Designkonzepte wurden preisgekrönt. sca papergram no 3 › 2007 13 Lesezirkel sind ein Jahrhunderte altes Phänomen, Zeitschrift dem bislang kein Internet etwas anhaben konnte. Wer steckt hinter diesem Prinzip des „Mietens“ von Zeitschriften? Und wer liest Nachrichten, die oft schon mehrere Monate auf dem Buckel haben? Ein Situationsbericht von Kerstin Engelhard foto Suse Walczak 14 sca papergram no 3 › 2007 eitschrift, Es ist der zehnte Juli, nachts um 23.30. Ich habe einen Freund in die Notaufnahme des Hamburger Universitäts-Krankenhauses begleitet, sitze im Wartezimmer und habe viel Zeit. Der Raum mit dem Flair einer Vorstadtbahnhofshalle bietet jede Menge Lektüre. Den Spiegel vom März. Angelzeitschriften und Hörbuchkataloge. Da fallen mir die schlichten blau-grau-melierten Einbände ins Auge, die so gar nicht zum bunten Rest der Zeitschriften passen. Diskret ist der Titel auf dem Einband vermerkt – Gala, Stern, Neues Blatt. Sie alle haben einen gemeinsamen Nenner – den Lesezirkel. Die Heftchen kommen von einem Abonnenten und wandern weiter zum nächsten. Beim Blättern verfliegt die Zeit. Die Frau im Trend vom 18. Juni schildert die „Bittere Trennung im Brautkleid – das Ende einer Chaos-Ehe“. Da mir das Schicksal der Protagonisten weitestgehend unbekannt ist, haben die Nachrichten einen durchaus hohen Aktualitätswert. Die neuesten Enthüllungen über den Volkswagen-Konzern hingegen lesen sich in etwa so spannend wie ein Krimi von hinten nach vorn. Denn wer will sich informieren ohne das Gefühl, am Puls der Zeit zu sein? Ahnen aus dem 17. Jahrhundert Die Suche nach der Wurzel der Lesezirkel-Idee führt mich in den JahreszeitenVerlag zum Leserkreis Daheim. Der marktführende Lesezirkel streut seine Filialen bundesweit. Geschäftsführer Joachim Herbst berichtet über eine früh erkannte Marktlücke. „Der erste Lesezirkel entstand im 17. Jahrhundert“, sagt er. Genauer gesagt schrieb man das Jahr 1610, als ein bayerischer Postmeister handgeschriebene Zeitungen aus Nürnberg und Frankfurt, später sogar aus Rom und Venedig, kommen ließ und sie an die obersten 16 der Stadt – Ratsherren, Geistliche und Advokaten – vermietete. Daraus entstand ein florierendes Geschäft. Mittlerweile gibt es in Deutschland 150 Lesezirkel-Unternehmen, die pro Woche 195 000 neue Mappen herausgeben. Tendenz: stagnierend. Im digitalen Zeitalter, in dem Auflagen innerhalb weniger Jahre um ein Drittel einbrechen, nimmt sich das freilich trotzdem wie ein erfolgreiches Standhalten von David gegen Goliath aus. „Im Vergleich zu den USA ist es in Deutschland relativ teuer, eine Zeitschrift zu abonnieren“ Joachim Herbst Lieferung an einen Friseurladen. Regina Herrmann hält ein Schwätzchen sca papergram no 3 › 2007 15 S Zeitschrift, du musst wandern… Besonders freut sich Regina Herrmann, wenn sie einem Haustier eine Freude machen kann. Sie hat immer Hunde- und Katzenfutter im Auto „Im Vergleich zu den USA ist es in Deutschland relativ teuer, eine Zeitschrift zu abonnieren“, erklärt Herbst. Gleichwohl sei ungeklärt, warum das Phänomen nicht auf weitere Länder übergegriffen habe. „In Österreich und in den Niederlanden gibt es einige Lesezirkel, in der Schweiz ist einer geplant. Weitere Kreise hat es aber bisher nicht gezogen.“ Lieferung frei Haus Arztpraxen, Anwaltskanzleien, Cafés und Friseurläden, aber auch Privatpersonen ziehen den Kreisverkehr der Einbahnstraße vor. Die Zeitschriften sind frei zusammengestellt oder werden im Standardpaket geliefert, aus erster, zweiter oder dritter Hand – je nach Umfang des Portemonnaies und dem Wunsch nach Aktualität. Für die Verlage ist der Lesezirkel eine kostengünstige Möglichkeit zur Erweiterung ihres Wirkungskreises. „Daher bekommen wir die Zeitschriften zu guten Konditionen“, erklärt Herbst. Aufwändiger ist der Versand. Allein für 16 sca papergram no 3 › 2007 „Die Mappe“ entpuppt sich als gewöhnliche Plastiktüte. Untergrenze: fünf Magazine den Leserkreis Daheim sind täglich 160 Lieferanten unterwegs, klingeln an den Türen, übergeben eine Plastiktüte mit mindestens fünf Zeitschriften – darunter tut es das Unternehmen nicht – und nehmen eine ebensolche Tüte in Empfang. Ob ich bei einer Tour mitfahren könne, frage ich? Selbstverständlich, gerne. Halb acht Uhr morgens, vor dem Lager der Leserkreis-Filiale Hamburg. „Regina Herrmann“, stellt sich die Zustellerin vor. Die vitale 60-Jährige ist bereits seit über drei Stunden wach, hat die Abrechnung vom Vortag abgeschlossen und den Lieferwagen neu beladen. Die Mappen, in denen die Zeitschriften geliefert werden, entpuppen sich als schlichte Plastiktüten. Frau Herrmann führt mich zu einem dunkelblauen VW Caddy. Die Zustellerin legt ihr Privathandy aufs Armaturenbrett. Eine grün-weiß linierte Liste liegt daneben. Achtzig Adressen müssen angefahren werden. Während der Fahrt kommt Regina Herrmann ins Erzählen. Ein Knochenjob sei das, nicht zu vergleichen mit ihrer früheren Arbeit als Buchhändlerin, die sie vor 27 Jahren aber bewusst beendete: „Der Vorteil an dieser Arbeit ist die Freiheit. Der Lohn wird pro Kunde und Kilometer bemessen. Wie ich die Route wähle, ob ich mich zwischendurch mit den Kunden verplaudere, alles liegt bei mir.“ Wir biegen ab auf den Autobahnzubringer in Richtung der Vororte, in den Speckgürtel der Stadt. Persönlicher Kontakt Heute teilen wir uns die Arbeit. „Also… siehst du den Eingang unter der Wendeltreppe? Im ersten Stock ist der Gynäkologe Steinfatt, da muss man die Zeitschriften im Wartezimmer zusammensuchen. Dann daneben zu Brüske, zweiten Blick bemerkte man ein totale innere Auflösung, und sie sagte, es tut mir leid, für die Mappe habe ich heute gar keine Zeit. Mein Mann hat sich gerade mit der Jagdflinte erschossen!“ Lange Arbeitstage Über Kilometern, Stockwerken und Anekdoten verfliegt die Zeit. Es ist drei Uhr, als wir uns verabschieden. Regina Herr- mann fährt weiter zum „Dorfhopping“, das noch etwa drei Stunden andauern wird. Sofern die Orte irgendwie erreichbar sind, werden sie beliefert. Ich nehme den Zug zurück in die Hansestadt. Was bleibt, sind Momentaufnahmen aus dem Leben verschiedenster Leute, schmerzende Muskeln und nicht zuletzt Planung – für eine Zeitschriftenkombination, die für mich die beste ist. S dem Urologen. Hinter dem Tresen lehnt die Mappe an der Heizung – die kannst du einfach austauschen. Im Parterre gibt es Dr. Gewiss. Da holt die Sprechstundenhilfe die Mappen aus dem Wandschrank.“ Diesmal ist die Tüte prall gefüllt, mit Ausgaben vergangener Wochen. Auf den ersten Blick wirken sie ganz in Ordnung. Aber Frau Herrmann verweist auf die feinen Knickstellen quer über dem makellosen Konterfei einer verschwendungssüchtigen Prinzessin. „Das ist völlig zerlesen“, urteilt die versierte Zustellerin, „so was geben wir ins Altpapier.“ Die erste private Kundin wartet in einem der gehobenen Wohngebiete. Die Tüte hängt unter dem Carport. Doch Elke Bing kommt aus dem Garten gelaufen, als sie den blauen Caddy parken sieht. Die beiden Frauen kennen sich seit mittlerweile zehn Jahren. „Heute keine Ingwerplätzchen?“ Die gepflegte 66-Jährige bedauert. Sie hat keine Zeit zum Backen gehabt, hat um elf einen Termin bei der Kosmetikerin. „Wollt ihr vielleicht ein Eis?“ Aber wir müssen weiter. „Einige meiner Adressaten kenne ich noch von der Anfangszeit her“, sinniert Frau Herrmann. „Manchmal sieht man, wie die Leute altern, man merkt, dass die Wohnung langsam muffig riecht. Dann hänge ich schon mal schnell die Wäsche auf oder löse ein Rezept in der Apotheke ein.“ Die Fahrt gerät ins Stocken, wenn sie Pastete für eine zahnlose Katze oder das Brötchen für „ihr“ Schaf Dolly auf einem Bio-Hof in Bargteheide kauft. Aber das ist ihre private Zeit. „Auf der Liste gibt es Namen von Leuten, die hab ich in 27 Jahren noch nie gesehen!“ Die Mappe liegt unter der Kellertreppe oder auf dem Dachboden – ein Zeitschriften-Abo als persönliche Rückzugsmöglichkeit. Manchmal bekommt auch Frau Herrmann tieferen Einblick, als ihr lieb ist. Eine Kundin sei immer sehr gestylt gewesen, duftete über die ganze Straße, erzählt sie. Jahrelang hing die Mappe jede Woche pünktlich an der Türklinke – doch eines Tages fehlte sie. „Ich klingelte. Da öffnete mir diese Frau, bewahrte eine unglaubliche Contenance, nur auf den „Heute keine Ingwerplätzchen – Wollt ihr vielleicht ein Eis?“ Elke Bing Elke Bing in Ahrensburg bei Hamburg bezieht seit langem Lesezirkel. Regina Herrmann kennt sie seit zehn Jahren sca papergram no 3 › 2007 17 瀆 兔 益 Leserekord: Japan Von rechts nach links, von unten nach oben, oder umgekehrt – fürs Lesen gibt es im sonst so durchorganisierten Japan keine Regeln. Den Konsum von Printmedien hat diese relative Unordnung nicht behindert. Nirgendwo auf der Welt wird so viel gelesen wie in Japan. Ein Schlaglicht von Japan-Kenner Jon Thunqvist von Jon Thunqvist foto Corbis, Scanpix Nur wenige Menschen verbringen so viel Zeit in öffentlichen Verkehrsmitteln wie die Japaner. Zwei Stunden Fahrt bis zum Arbeitsplatz sind in den Ballungsräumen von Tokio und Osaka keine Seltenheit. Gedrängt wie die Ölsardinen, die Zeitung doppelt gefaltet, nehmen die Japaner ihre zweite Tagesdosis Medien ein – die erste haben sie bereits zusammen mit dem Morgenreis vor dem Fernseher geschluckt. Und bis der Tag sich dem Ende zuneigt, werden weitere Dosen fällig. Statistisch gesehen gehört Japan beim Tageszeitungskonsum zur Welt spitze. Ein Durchschnittshaushalt hält zwei Abonnements. Jeder Zeitungsverlag mit Selbstachtung bringt eine Morgen- und eine Abendausgabe heraus. Es ist daher kaum verwunderlich, dass japanische Tageszeitungen die höchsten Auflagen der Welt erreichen. Am größten, mit einer Auflage von 14 Millionen pro Tag, ist Yomiuri Shim- 18 sca papergram no 3 › 2007 bun, gefolgt von der liberaleren Asahi Shimbun mit knapp zehn Millionen Auflage. Neben diesen Giganten weisen auch etliche Regional- und Lokalzeitungen Auflagenzahlen auf, die europäische Zeitungsbosse vor Neid erblassen lassen. Neben der Tageszeitung konsumiert der Durchschnittsjapaner diverse Spezialpublikationen vor allem der Wochenpresse. Es gibt aber auch vier bis fünf Sport-Tageszeitungen, die Artikel über Baseball oder Sumoringen mit Bildern leicht bekleideter Mädchen kombinieren – ein höchst beliebter Mix bei all jenen Millionen Pendlern, die nach einem Arbeitstag oder einem Abend unter Freunden heim in ihren Vorort fahren. Presseclubs Auch wenn Japan in Sachen Zeitungslesen am größten, besten und schönsten ist, gibt es einen vernachlässigten 兔 Bereich: Die Gratisblätter, die jedem U-Bahnzug von New York bis Madrid ihren Müll-Stempel aufdrücken, haben den Weg nach Japan noch nicht gefunden. Vielleicht liegt das just am Müll-Faktor – die Japaner lieben ihre Bahnhöfe in ordentlichem Zustand. Ein weiterer Grund könnte sein, dass Tageszeitungsabonnements seit jeher relativ billig sind – verglichen mit Deutschland oder Schweden zahlt man die Hälfte. Und der Inhalt? Ja, es gibt intelligente Leitartikel, anregende Debatten, sachkundige Kommentare über alles von Karaoke bis hin zur Lage in Nahost. Ein imposantes Netz fleißiger Korrespondenten verleiht den Zeitungen Breite und Tiefe. Dennoch sind, journalistisch gesehen, Verbesserungen möglich. Vieles ist uninspiriert und platt, nicht namentlich genannte Quellen sind eher Regel als Ausnahme, und die Nachrichten-Jagd wird meist im Rudel betrieben. Mit ihrem System der Presseclubs hat die japanische Medienindustrie die verhasste Medienhatz mehr oder weniger institutionalisiert. Die Presseclubs – kisha club auf S Neben Tageszeitungen mit allgemeinem Inhalt gibt es eine Handvoll täglicher Sportzeitungen mit Fokus auf Baseball und Sumoringen (Fotomontage) sca papergram no 3 › 2007 19 瀆 Japanische Journalisten vermeiden Berichte über unangenehme Fakten – die Alternative wäre der Ausschluss aus dem Presseclub, der Grundlage ihrer Arbeit ist Japanisch – werden regelmäßig diskutiert, manchmal abgeschafft, nur um kurz darauf wieder aufzuerstehen. Kurz gesagt beinhaltet das System, dass jedes Ministerium, jede Behörde und jede Organisation – bis hin zu größeren Unternehmen – einen eigenen Club für jene Journalisten unterhält, die über just besagte Institution schreiben. Die Grenze zwischen Objekt und Subjekt des journalistischen Prozesses ist somit vielfach schwer zu ziehen. Nicht selten Satoshi Kamata – Japans Günter Wallraff Ungerechtigkeiten irritieren ihn, 20 sca papergram no 3 › 2007 (Japan auf der Überholspur) beschreibt er Stress, Krankheiten und Überstundenarbeit in einer Industrie, die zuvor nahezu unisono für ihre Konzepte der totalen Qualitätskontrolle und Just in time-Lieferungen gelobt worden war. Satoshi Kamatas Reportage zeichnete ein anderes Bild und trug dazu bei, die Diskussion über karoshi – den Tod durch Überarbeitung – ernsthaft anzuschieben. Sein Name wird heute von japanischen Journalisten mit größtem Respekt genannt. Nicht zuletzt, weil er seine Karriere aufs Spiel setzte, indem er sich auf die Seite der Schwachen stellte. S und der Wunsch, den Japanern zu zeigen, wie es wirklich um ihr Land steht, treibt ihn an. Der freie Journalist Satoshi Kamata ist der Günter Wallraff von Japan. Wallraff trat in den 1970erund 1980er-Jahren verkleidet auf, um Insider-Informationen beispielsweise aus der Boulevardpresse und über die Arbeitsbedingungen von Gastarbeitern zu sammeln. Satoshi Kamata begann seine Karriere auf die gleiche Weise. Fast ein Jahr lang stand er in einer Fabrik des Autoherstellers Toyota am Band. Im Reportagebuch Japan in the Passing Lane 瀆益庖 gibt es einen gesonderten Raum für Journalisten; dort hat jeder seinen eigenen Briefkasten, und dorthin kommen die Potentaten, um sich zu äußern. S „Wilde“ Wochenzeitungen Selbstredend ist dieses System einem unabhängigen Journalismus kaum förderlich. Noch schlimmer aber: Es führt zur Selbstzensur. Die Journalisten vermeiden Berichte über unangenehme Fakten – die Alternative wäre der Ausschluss aus dem Presseclub, der ja Grundlage ihrer Arbeit ist. Eine Lösung dieses Problems bieten die Wochenzeitungen. Deren Journalisten gelten für die Presseclubs als nicht „fein“ genug; und wer nicht Mitglied eines Clubs ist, der kann auch nicht ausgeschlossen werden. Eben deshalb sind erste Andeutungen über Skandale stets zwischen Paparazzi-Fotos und Bikinibräuten in den Wochenblättern zu finden. Beim Betrachten japanischer Bestechungsaffären oder Korruptionsskandale der Nachkriegszeit fällt auf, dass stets die Wochenpresse den Deckel lüpfte. Ist die Story dann erst einmal ins Rollen gekommen, haken die Tageszeitungen, die oft über wesentlich mehr Ressourcen verfügen, nach und bringen Ordnung in die Details. So war es beim Lockheed-Skandal, der Premierminister Kakuei Tanaka in den 1970er-Jahren zu Fall brachte; so war es auch ein Jahrzehnt später beim Recruit-Skandal, der die Regierung Takeshita zum Rücktritt zwang. Und so wird es wieder sein, wenn Minister oder Unternehmensführungen bei Ungereimtheiten erwischt werden. Ergo: Wer etwas als Erster wissen möchte, der lese eine japanische Wochenzeitung. Manga – Markt für Milliarden Mit über zwei Milliarden ver- S kauften Exemplaren ist die japanische Comic-Industrie gigantisch, und in den letzten Jahren haben Comics wie Dragonball und One Piece auch den Weg nach Europa gefunden. Laut dem japanischen Exportrat JETRO werden Manga, Comics und Anime, Zeichentrickfilme, für die Exporteinnahmen in Zukunft ebenso wichtig sein wie die Autoindustrie. Die Geschichte der Manga reicht mindestens bis ins 18. Jahrhundert zurück. Bildrollen waren die Vorläufer der Comics. Durch das Drehen der Rollen gelangte man zum nächsten Bild; nach und nach konnte man so die gesamte Geschichte betrachten. Manga werden heute auf billigem Papier gedruckt. Die Bücher sind oft so dick wie Telefonbücher, und wenn man einen neugierigen Blick über die Schulter eines japanischen Pendlers wirft, wird man sich wundern, wie gewalttätig und pornografisch der Inhalt sein kann. Aber man sollte nicht alle Comics über einen Kamm scheren. Es gibt auch Manga zu friedfertigen Themen wie Essen oder Segeln. Und selbstverständlich sind sowohl Shakespeares gesammelte Werke als auch die Bibel in MangaForm erhältlich. Mit mehr als 4 000 Zeichnern und einem nahezu unersättlichen Publikum ist Manga eine Industrie, die in Zukunft viel Papier verwenden dürfte. Versuche, die Comics per Mobiltelefon zu übermitteln, waren wenig erfolgreich; die „Telefonbücher“ sind nach wie vor angesagt. Zum Glück sind Altpapiersammlungen in Japan ebenfalls in – der Recyclinggrad liegt bei über 80 Prozent. sca papergram no 3 › 2007 21 Neue Forschung zur Weiße von Papier Der korrekte Datenaustausch zwischen Papierund Druckindustrie bei der Interpretation der optischen Eigenschaften von Papier war lange ein Problem. Per Edström, technischer Physiker an der Mittuniversität in Härnösand in Mittelschweden, ist einer Lösung auf der Spur: Er hat ein neues Messmodell entwickelt von Mats Wigardt foto Bo Fernström 22 sca papergram no 3 › 2007 Seit mehr als 70 Jahren nutzt die Papierindustrie zur Interpretation der optischen Eigenschaften von Papier ein Modell, das von einem idealisierten Wirklichkeitsbild ausgeht. Die Druckindustrie verwendet ein anderes Messmodell, das ihren Bedürfnissen angepasst ist. Daraus sind beim Austausch von Daten zwischen der Papier- und der Druckindustrie Probleme und bei vielen Papierprodukten unerwünschte Qualitätsvariationen entstanden. „Die neue Interpretationsmethode erleichtert die Kommunikation zwischen Papier- und Druckindustrie“, erklärt Anders From vom Forschungs- und Entwicklungs- zentrum der SCA in Sundsvall. „Mit diesem Modell können wir besser verstehen, wie der Aufbau des Papiers dessen optische Eigenschaften beeinflusst, das heißt, wie es sich verhält, wenn man es unter verschiedenen Lichtbedingungen betrachtet. Daraus können wir schlussfolgern, wie wir die Herstellung steuern müssen, um ein besseres Papier zu erzeugen.“ Die günstige Entwicklung ist in gewisser Weise Per Edströms Heimweh zu danken. Nach Grundstudien in technischer Physik in Uppsala zog es den jungen Wissenschaftler zurück nach Hause. Er vermisste die nordschwedische Natur. Verschiedene Sprachen Ein noch größeres Problem war jedoch, dass Papierindustrie und Druckereien verschiedene optische Eigenschaften auf verschiedene Weise maßen und somit nicht die gleiche Sprache sprachen. Wenn Druckereien Papier einer bestimmten Weiße bestellen, bekommen sie nicht immer genau die gewünschte Nuance. Außerdem kommt es vor, dass sich die Farbnuancen im Druck vom Original auf dem Computerbildschirm unterscheiden. „Eigentlich ist das Modell nicht falsch. Aber das Messsystem und die Interpretation sind idealisiert“, sagt Per Edström. aus. „Alles, was man braucht, ist ein Programm und ein Klick mit der Maus. Effektivere Produktion und weniger Farbfehler sind das Ergebnis.“ Alltagsprobleme gelöst Während seiner gesamten Arbeit hatte Per Edström engen Kontakt mit SCA, M-real und Stora Enso. Sein Prinzip war es, von Problemstellungen aus dem Alltag der Industrie auszugehen. Und noch ehe die Doktorarbeit Ende Mai vorgestellt wurde, waren die Ergebnisse in mehreren internationalen Zeitschriften publiziert worden. „Per Edströms Forschung erleichtert es, die Bedeutung einzelner Komponenten bei der Herstellung von Papier zu verstehen“, summiert Anders From. S Lichtverbreitungsmodell Nach der Ankunft daheim meldete sich ein neu berufener Professor für „Systemanalyse und mathematische Modellierung“ bei ihm und schlug zwei Forschungsprojekte mit Koppelung zur Papierindustrie vor. „Rein zufällig entschied ich mich dafür, Modelle für die Lichtverbreitung in Papier und die Farbwiedergabe zu studieren. Erst nach einiger Zeit begriff ich, welche Bedeutung das für die Papier- und Druckindustrie hat“, erzählt Per Edström. Seit den 1930er-Jahren wird allgemein ein gutes und einfaches Modell, KubelkaMunk genannt, zur Interpretation von Messungen von Lichtreflexionen auf der Papieroberfläche verwendet. Dieses Modell basiert auf Mess ergebnissen mit Instrumenten, die eine indirekte Messmethode verwenden, etwa so wie die Geschwindigkeitskameras der Polizei. „Allerdings baut das Modell der Papierindustrie auf Idealverhältnissen auf“, erklärt Per Edström. „In der Realität kommt es leicht zu Komplikationen.“ So ging man früher davon aus, dass verschiedene Papiereigenschaften, wie Lichtverbreitung und Farbabsorption, voneinander unabhängig seien. In Wirklichkeit beeinflussen diese Eigenschaften einander aber in hohem Maße. „Diese Erkenntnis ist für die Papierindustrie enorm wichtig“, sagt Per Edström. „Die Prozesssteuerung geht ja davon aus, dass das Resultat bei jeder Papierrolle exakt gleich wird. Und in der Druckerei möchte man auch sicher gehen, dass die Farbmi- schung auf jedem Bogen Papier dieselbe Farbnuance erzeugt.“ „Rein zufällig entschied ich mich dafür, Modelle für die Lichtverbreitung in Papier und die Farbwiedergabe zu studieren. Erst nach einiger Zeit begriff ich, welche Bedeutung das für die Papier- und Druckindustrie hat“ Per Edström Er vergleicht mit einer Situation, die entsteht, wenn zwei Personen mit unterschiedlicher Muttersprache in einer dritten Sprache kommunizieren. Man versteht einander im Großen und Ganzen, aber Nuancen können verloren gehen und es entstehen leicht Missverständnisse. Ergebnis der Promotion von Per Edström war ein im Grunde recht kompliziertes Interpretationsmodell. Er versichert jedoch, dass es in der Anwendung einfach sei. Alte Messausrüstung kann weiterverwendet werden. Lediglich die Interpretation der Messwerte ist verfeinert worden. Jetzt geht man von einem objektiven Wirklichkeitsbild In Kürze: • Per Edström promovierte am 29. Mai 2007 mit der Doktorarbeit Mathematical Modeling and Numerical Tools for Simulation and Design of Light Scattering in Paper and Print • Sein Computerprogramm kann auch zum Studium des Treibhauseffektes und im Bereich der medizinischen Tomographie große Bedeutung erlangen • Orientierungslauf ist neben der Forschung Per Edströms große Leidenschaft sca papergram no 3 › 2007 23 Alte Möbel in Antiquitäten liegen im Trend. Zeitschriften über alte Möbel und Einrichtungsgegenstände sind oft so genannte „OneShots“. Sie präsentieren Rokoko, Barock oder Art Deco einem erstaunlich breiten interessierten Publikum von Imke Janoschek foto Bo Fernström, Bo Mellerstedt 24 sca papergram no 3 › 2007 neuen Magazinen Mehr ältere Formen Im Kielwasser des Antiquitäten-Trends kommen nun schwere Samtvorhänge, Plüschsofas und massenweise so genannte „New antiques“ auf den Markt − Möbel, die von alten Vorlagen inspiriert sind. Die einst „weißen“ Einrichtungsreportagen nehmen bunte und vor allem altmodische Formen an. Ausdrücke wie „eine Wohnung personalisieren“, also individuellen Stil zeigen – am besten mit Möbeln und Sammlerobjekten, die nicht so leicht erhältlich sind –, sind in. Im Trend liegt da natürlich auch ein Interesse für „echte Ware“, sprich richtige Antiquitäten. Fernsehprogramme, bei denen Reporter im Lande herumreisen und den Wert der Kleinode von Zuschauern schätzen, erfreuen sich stetig wachsender Beliebtheit. Das Interesse an Kunst- und Antikauktionen ist enorm und wird durch die günstige Konjunkturlage in den meisten europäischen Ländern noch verstärkt. Wir richten uns individuell ein, der Preis spielt keine Rolle. In den Zeitungsregalen stehen Einrichtungstitel dicht an dicht; nun kommen neue hinzu, in Schweden mit Namen wie Hem & Antik (Heim und Antiquitäten). „Es geht natürlich darum, das beliebte Themengebiet Einrichtung zu variieren. Die Einrichtungsbranche in Schweden wächst enorm, und jetzt suchen alle überall nach neuen Nischen“, „Die Leute waren das minimalistische Konzept mit zwei weißen Sofas in einem weißen Zimmer ganz einfach leid“ Angela Linforth sagt Ulrika Falk, Chefredakteurin von Hem & Antik. Ihr selbst kam die Idee vor drei Jahren. Das Konzept entwarf sie in einer Mittagspause gemeinsam mit ihrer Kollegin Linda Grahn. „Der Verlagsleiter gab uns nach der Präsentation unserer Idee sofort grünes Licht“, erzählt Ulrika Falk. „Da es im Verlag schon eine Einrichtungszeitschrift (Allt i hemmet) mit funktionierender Redaktion gab, waren die Startkosten extrem niedrig und das Risiko kalkulierbar.“ Foto Homes & Antiques lebiger geworden; die Mode wechselt heute fast ebenso rasch wie in der Bekleidungsbranche. Vor geraumer Zeit noch war altes, ererbtes Mobiliar verpönt. Weiß sollten unsere Wohnungen sein – also mehr oder weniger leer. Nur einige wenige ausgewählte Stücke sollten als Einrichtung Dienst tun. Doch dann schlug plötzlich und unerwartet der Barock zu. Auf einmal war bisher Geächtetes wieder in: geschwungene Tischbeine, dunkle Hölzer, Kronleuchter und Tapeten mit Ornamenten. „Die Leute waren das minimalistische Konzept mit zwei weißen Sofas in einem weißen Zimmer ganz einfach leid“, sagt Angela Linforth, Chefredakteurin der britischen Zeitschrift Homes & Antiques (BBC-Verlag). Heute möchte man gemütlicher wohnen, modernes Design mit Altem, Ererbtem mischen. „Da geht es um Wurzeln, darum, eine eigene Geschichte zu schaffen“, sagt Riitta Lindegren, Chefredakteurin der seit 1994 erscheinenden finnischen Glorian Anttiikki. „Man kann diese Entwicklung in der gesamten westlichen Welt verfolgen.“ Funktionierende Einrichtungen Ausgangspunkt war, dass es Antiquitätenzeitschriften für den Durchschnittsbürger bislang nicht gab. „Die etablierten Fachzeitschriften wenden sich an bereits Eingeweihte und an Profis. Wir S Einrichtungstrends sind schnell sca papergram no 3 › 2007 25 machen eine Zeitschrift für Leute, die alte Sachen mögen. Wir möchten Antiquitäten in normale Einrichtungen integrieren und mischen Antikes mit Neuem. Jetzt finde ich schon, der Markt hat sich verändert. Auch die Fachzeitschriften präsentieren die Antiquitäten heute etwas zugänglicher“, sagt Ulrika Falk. Hem & Antik bringt in der Regel drei Reportagen, die jeweils ein modernes, funktionstaugliches Zuhause mit Antiquitäten präsentieren. Die beiden Schwesterzeitschriften Allt i Hemmet und Hem & Antik auseinander zu halten sei kein Problem, sagt Ulrika Falk. „In Hem & Antik können wir jene Kostbarkeiten zeigen, die in Allt i Hemmet unpassend „Da geht es um Wurzeln, darum, eine eigene Geschichte zu schaffen“ riita Lindegren wären. Hem & Antik ist wie das Dessert zu Allt i Hemmet.“ Die britische Homes & Antiques gibt es seit Mitte der 1990er-Jahre. Die neue Chefredakteurin Angela Linforth ist bestrebt, Antiquitäten noch weiter hervorzuheben. „Ich möchte integrierter arbeiten und hoffe, dass wir in dieser Hinsicht schon ein Stück vorangekommen sind. Früher haben wir Einrichtung und Antiquitäten getrennt behandelt. Jetzt fließen beide Bereiche ineinander, genau wie auf dem Markt auch“, sagt sie. Der Einrichtungsmarkt sei für Zeitschriften derzeit ziemlich eng, findet Angela Linforth. Und auch die Antiquitätenhändler haben es nicht leicht. Die früher so beliebten „Brown victorian furniture“ (braune viktorianische Möbel) gehen heute gar nicht mehr. Der englische Geschmack befindet sich im Umbruch. Das Interesse an Handwerk und umweltfreundlichen Produkten ist groß. Antiquitäten haben da einen selbstverständlichen Platz. Antike 1970-er Die finnische Glorian Anttikki hat sich unter der Leitung von Riitta Lindegren von einer recht orthodoxen zu einer breiteren Antiquitätenzeitschrift gewandelt. Heute werden auch Möbel aus den 1970er-Jahren vorgestellt – das lockt jüngere Leser an. „Der Trend geht eindeutig dahin, Antiquitäten und moderne Einrichtung zu mischen“, sagt Europäische Antiquitätenzeitschriften, die Einrichtung und Antikes mischen: Fachzeitschriften Journalist Simon Hewitt liest: Antiques Trade Gazette, Großbritannien Art Newspaper, Großbritannien Journal des Arts, Frankreich Art & Auction, USA Glorian Anttikki, Finnland Chefredakteurin: Riitta Lindegren Verlag: Sanomamagazines Erscheint sieben Mal jährlich Preis: 8,90 Euro Auflage: 34 414 Exemplare 26 sca papergram no 3 › 2007 Homes & Antiques, Großbritannien Chefredakteurin: Angela Linforth Verlag BBC Magazines, Bristol Magazines Ltd. Erscheint 12 Mal jährlich Preis: zirka 3,40 Pfund (5 Euro) Auflage: 100 212 Exemplare Hem & Antik, Schweden Chefredakteurin: Ulrika Falk Verlag: Bonnier Tidskrifter Erscheint sechs Mal jährlich Preis: 49 SEK Auflage: geheim ArtNews, USA Art Chronika, Russland von Luise Steinberger S auch Simon Hewitt, britischer Journalist mit Sitz in Paris. Hewitt schreibt über Kunst und Antiquitäten in Europa unter anderem in der britischen Fachzeitschrift Antiques Trade Gazette und in der einflussreichen amerikanischen Art & Auction. Am stärksten, so Hewitt, sei der Antiquitätentrend derzeit in Russland ausgeprägt. Eine neue Oberklasse treibt den Markt dort an, besonders wenn es um moderne und zeitgenössische Kunst geht. Das hat natürlich eine Reihe neuer Kunstmagazine hervorgebracht, wie ArtChronika und The Desillusionist. Auch in Frankreich boomt vor allem der Kunstmarkt, und Paris hat kürzlich eine neue Gratiszeitschrift bekommen − Exporama rezensiert sämtliche Ausstellungen der Stadt. Simon Hewitt ist außerdem aufgefallen, dass ein gewinnträchtiger Antiquitätenbereich bisher an den Zeitungsmachern vorbeigegangen ist: der Schmuck. „Betrachtet man den Umsatz auf internationalen Kunst- und Antiquitätenmessen, dann liegt Schmuck nach der Kunst auf Platz zwei. Hier ist sehr viel Geld zu holen, gleichzeitig ist der Wissensdurst groß und den dekorativen Aspekt der Sache sollte man auch nicht vergessen. Als Verleger würde ich mir das mal genauer anschauen“, so Hewitts Tipp. „Auch die Fachzeitschriften präsentieren die Antiquitäten Ulrika Falk SCA sponsert Recyclingpreis Die Recyclingorganisation European Recovered Paper Council stiftet einen Preis zur Förderung von Maßnahmen, die Altpapiersammlung zu intensivieren Das European Recovered Paper Council (ERPC) hat sich zum Ziel gesetzt, den Recyclinggrad für Papier in Europa bis 2010 auf 66 Prozent zu steigern. Ein neu gestifteter Preis, den SCA sponsert, soll dem Nachdruck verleihen. „Recycling nimmt immer mehr Raum in unserem Alltag ein, und hierdurch kann die Gesellschaft initiativ sein für ein nachhaltiges Europa“, sagt Anders Hildeman, bei SCA verantwortlich für Lobbyingkontakte und Umweltfragen sowie Vorsitzender des ERPC. Der Preis wird an Organisationen vergeben, die mit innovativen und Kosten-effizienten Mitteln für Papier-Recycling arbeiten. Drei Kategorien werden gekürt: Industrie, lokale oder regionale Verwaltungen und Kampagnen, die Universitäten oder Verbände durchführen. Eine unabhängige Jury, der unter ande- rem Europaparlamentarier angehören, wählt die Preisträger, die ihre Auszeichnung am 28. November im Rahmen der European Paper Week in Brüssel entgegennehmen können. Anders Hildeman betont, wie wichtig gerade die Altpapiersammlung ist: „Sie trägt zum Klimaschutz bei, mindert die Notwendigkeit für Deponien und treibt die Entwicklung neuer ökologischer Papierprodukte voran. All dies sind Schlüsselbereiche der europäischen Umweltpolitik.“ Europa steht in Sachen Altpapier mit einem Recyclinggrad von 63,4 Prozent vergleichsweise gut da. Dennoch setzte die Industrie 2006 ein neues Ziel. Der neue Recyclinggrad, 66 Prozent, entspricht einer Menge von zwei Tonnen Altpapier das pro Sekunde gesammelt wird. S heute etwas zugänglicher“ sca › info – noch besser Nun sind die optischen Eigenschaften sagt Jan Knuts, Marketingleiter für den Produktbereich gestrichene Papier bei SCA Graphic Sundsvall. Das hochwertige LWC-Papier Grapho- Cote eignet sich für Zeitschriften und Printmaterial mit anspruchsvoller Farbwiedergabe und Bildreproduktion. GraphoCote wird aus chlorfreiem Zellstoff (TCF) hergestellt und die Produktion ist ISO 9001- und ISO 14001-, sowie FSC (Chain-of-Custody)-zertifiziert. S von GraphoCote noch besser – höhere Helligkeit und frischere Färbung. Das Papier besitzt gute Papier- und Druckopazität. Gute Rupffestigkeit macht es besonders für zügige Hochglanzfarben geeignet. Hohes Volumen und Steiffigkeit geben dem gedruckten und gebundenen Heft mehr Stabilität, bei gleichzeitig ausgezeichneten Laufeigenschaften. „Wir haben auf unsere Kunden gehört und ihre Verbesserungsvorschläge umgesetzt“, sca papergram no 3 › 2007 27 Wissenswertes über den König der Wälder Jeweils am ersten Montag im September beginnt in Nordschweden die Elchjagd. Einige hunderttausend Jäger legen auf etwa 100 000 Tiere an. Für viele Teilnehmer ist die Elchjagd wichtiger als Weihnachten und Mittsommer zusammen von Mats Wigardt illustration Per Matsson foto Centralstock Der Elch ist zweifellos der König der … Elche in Tempo 60 km/h galoppieren können – bei einer Schrittlänge von bis zu vier Metern. … Elche im Winter bis zu 3 000 Zweige äsen, oder acht bis zehn Kilo Pflanzenteile. Diese Kost resultiert in 14 bis 17 Haufen Losung täglich. Im Sommer frisst der Elch viel mehr. … Elchnahrung aus rund hundert Arten besteht, darunter Zweige, Sprösslinge und Rinde von Kiefern, Birken und anderen Laubbäumen. Hinzu kommen Gräser und Pilze. 28 sca papergram no 3 › 2007 … ein maßgeschneiderter Anzug aus Elchleder beim Herrenschneider My Moose in Stugun, zwischen Sollefteå und Östersund, gut 1000 Euro kostet. … es sieben verschiedene Elcharten gibt. Vier in Nordamerika – darunter der riesige Alaska-Elch, der bis zu einer Tonne auf die Waage bringt und eine Geweihbreite bis zu zwei Metern hat –, zwei in Asien und eine in Skandinavien. … das Elch-Warnschild, beliebte Trophäe deutscher Touristen, in den 1950erJahren von dem Designer Kåge Gustafsson entworfen wurde, der seit Kriegsende sämtliche schwedischen Straßenschilder entworfen hat. … Elch auf Latein alces alces heißt, auf Ungarisch jávorszarvas und auf Isländisch elgur. … die Künstlerin Katarina in Bollnäs die einzige mit dem Familiennamen Älg ist. … Elche das häufigste Motiv auf schwedischen Höhlenmalereien sind. … vieles von dem hier publizierten Wissen in der Bibel für Elchliebhaber Älskade Älgar! zu finden ist. Siehe außerdem auch: www.algar.se … es in der Losung von Elchen von Insekten wimmelt. Unter anderem leben dort 50 Arten von Käfern. … man im Moose Garden in Orrviken in der Provinz Jämtland Elche streicheln kann. Dort wird auch Papier aus Elchlosung hergestellt. … es in Schweden acht Apotheken mit dem Namen „Älg“ (Elch) gibt. … man im „Haus des Elches“ in Bjurholm, Västerbotten, Elchparfait kaufen kann. S schwedischen Wälder – trotz seines speziellen Aussehens, das der Schauspieler Ernst-Hugo Järegård einst „nicht schön, aber cool“ nannte. Über Europas größtes Tier gibt es viel Wissenswertes zu berichten, beispielsweise dass… … Elche 20 bis 25 Jahre alt werden. Der Bulle wird bis zu zwei Meter hoch, bei einem Normalgewicht von 300 bis 400 Kilo.