SVM-2_Resources_Capabilities
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Organization + Strategic Management Strategisches Veränderungsmanagement Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel Universität Hamburg Sommersemester 2009 Strategie I: Resources and Capabilities 1 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 Organization + Strategic Management 1. Strategie und Strategisches Management 2 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 1. Strategie Organization + Strategic Management Strategie legt den Entwicklungspfad des Unternehmens fest. h Auch der Strategiebegriff wird inflationär gebraucht. h Was heißt „Unternehmensstrategie“ bzw. „Strategisches Management“? h Was beinhaltet „Strategie“ und wir wird sie handlungswirksam? 3 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 2. Strategieentwicklung als Komplexitätsreduktion Organization + Strategic Management Komplexität und Dynamik verhindern die (lineare) Berechenbarkeit von Umweltentwicklungen. h 2008: Von Globalisierung und Deregulierung zu Staatsinterventionen? h Hyperwettbewerb: Wettbewerbsdynamik und zunehmende Konkurrenz h Technologiebrüche h Kürze Produktlebenszyklen h Ausdifferenzierung der Kundenbedürfnisse h Kapitalwettbewerb (Börsen und Banken) h Arbeitsmarkt- und Umweltsituation h Rohstoffmarktentwicklung h etc. 4 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 3. Strategischen Managements (1) Organization + Strategic Management Strategie beantworten die zentralen Fragen der Unternehmensentwicklung. h Strategien treffen Entscheidung bezüglich der Fragen: „Where to compete?“ und „How to compete?“ (Robert Grant). h Strategy is a pattern of resource allocation that enables firms to maintain or improve their performance. (Jay Barney) h Strategien beantworten drei grundsätzliche Fragen: „In welchen Geschäftsfeldern wollen wir tätig sein?, „Wie wollen wir den Wettbewerb in diesen Geschäftsfeldern bestreiten? Und „Was soll unsere längerfristige Kompetenzbasis sein?“ (Horst Steinmann/Georg Schreyögg) 5 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 3. Strategischen Managements (2) Organization + Strategic Management Unternehmerisches Lernen, Flexibilität und Kreativität sind wesentliche Bestandteile strategischen Agierens. h Eine Strategie ist mehr als das, was ein Unternehmen zu tun plant. h Eine Strategie umfaßt auch das, was das Unternehmen tatsächlich macht. h Deshalb sind unternehmerisches Lernen, Flexibilität und Kreativität besonders wichtig. (Henry Mintzberg) h Dynamische Märkte: „Strategy as simple rules“ (Kathleen Eisenhardt) h Einfache Grundregeln, die Freiraum für strategisches Agieren der Mitarbeiter lassen. h „Expoitation vs. Exploration“ (James March) 6 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 3. Strategischen Managements (3) Organization + Strategic Management Strategisches Management dient zur Positionierung des Unternehmens in der Organisationsumwelt. Zusammenfassend finden sich folgende Aspekte in Definitionen zum Strategischen Management: h Unternehmerische Vision h Unternehmensweites strategisches Denken und Wissen (Ziele, Geschäftsmodell, finanzielle Parameter, Zusammenhänge, Kompetenzen, Märkte etc.) h Partizipation der Führungskräfte an der Strategieerstellung (Akzeptanz für die Umsetzung) h Aufbau, Nutzung und Entwicklung notwendiger organisationaler Kompetenzen h Anpassung der Organisation, des Personals, der Führungssysteme und des Controlling an strategische Ziele durch Veränderungsmanagement (Change Management) h Organisationales Lernen und Wissen wird zum Schlüssel der Unternehmensentwicklung. 7 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 3. Strategischen Managements (4) Organization + Strategic Management Strategie verknüpft die Potenziale des Unternehmens mit denen der externen Umwelt (Grant 2008). The Industry Environment The Firm Goals and Values Resources and Capabilities Structure and Systems Strategy Competitors Customers Suppliers 8 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 3. Strategischen Managements (5) Organization + Strategic Management Strategisches Management ist als organisationaler Lernprozess verstehbar. Entwicklung des Umfelds Umgang mit strategischen Entscheidungen in der Vergangenheit Umfeldreflexion (Chancen/Gefahren) Synthese: Strategie Selbstreflexion (Stärken/Schwächen) Veränderung Lernen Entwicklung Entwicklung des Unternehmens 9 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 3. Strategischen Managements (5) Organization + Strategic Management Aus der Corporate Strategy resultiert die Branchenentscheidung. Business Strategie legt innerhalb der Branche das Wettbewerbsverhalten fest. RATE OF RETURN ABOVE COST OF CAPITAL How do we make money? INDUSTRY ATTRACTIVENESS Which industries should we be in? CORPORATE STRATEGY COMPETITIVE ADVANTAGE How should we compete? BUSINESS STRATEGY 10 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 3. Strategischen Managements (6) Organization + Strategic Management Werttreiber verknüpfen operative Aktivitäten mit dem Ziel der langfristigen Gewinnmaximierung. Komplexitätsreduktion führt zu Steuerungsphantasie. Sales Targets Margin Development Cost/Sales ROCE Return on Capital Employed Shareholder Value Creation Inventory Turnover Capital Turnover Economic Profit CEO COGS/ Sales Capacity Utilization Cash Turnover Corporate/ Divisional Functional • • • • • • • • • • • • • Order Size Customer Mix Sales/Account Chustomer Churn Rate Deficit Rates Cost per Delivery Maintenance Cost New Product Development Time Indirect/Direct Labor Customer Complaints Downtime Accounts Payable Time Accounts Receivable Time Departments/ Teams COGS-Cost of Goods Sold 11 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 3. Strategischen Managements (7) Organization + Strategic Management Der Institutionalisierungsgrad des Strategischen Managements kann unterschiedliche Ausprägungen aufweisen. h Strategisches Management als besonderer, periodisch wiederkehrender und strukturierter Führungsprozess (z.B. spezifische Strategieklausuren). h Koppelung strategisches Management mit operativen Management: Dominanz der operativen Planung und Ergänzung durch formulierte strategische Absichten. h Strategisches Management über einzelne Projekte oder besondere Probleme (Strategisches Management by Exception). h Muddeling-through Æ kein formalisiertes strategisches Management. 12 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 3. Strategischen Managements (8) Organization + Strategic Management Wilson (1994) benennt Kernprobleme der Strategieentwicklung. h Stabstelle dominieren Strategieentwicklungsprozess h Strategieentwicklung (Methoden, Techniken) dominiert Stabstelle h Planungssysteme sind nicht mit Umsetzung verknüpft h Modethemen wichtiger als Kerngeschäft h Planungsprozess ohne echte strategische Option h Planung ignoriert organisatorische und kulturelle Rahmenbedingungen h Isolierte Prognosen als ungeeignete Planungsbasis 13 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 3. Strategischen Managements (9) Organization + Strategic Management Mintzberg: Strategic Planning isn‘t Strategic Thinking: One is Analysis, and the Other is Synthesis. Folgende Probleme sind mit einem "technischen" strategischen Planungsansatz verbunden: h Glaube an die Formalisierbarkeit des Strategischen Managements. h Mangelnde Flexibilität und rigide Grundhaltungen. h Illusion der Steuer- und Kontrollierbarkeit. h Glaube an die Vorhersagbarkeit der Zukunft. h Trennung von Strategischem und Operativem Management. h Motivations-, Akzeptanz- und Durchsetzungsprobleme. 14 Vgl. Mintzberg (1994): The Rise and Fall of Strategic Planning. New York. © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 3. Strategischen Managements (10) Organization + Strategic Management Komplexität und Dynamik verhindern die (lineare) Berechenbarkeit von Umweltentwicklungen. geplante Strategie nicht realisierte Strategie Realisierte Strategie aufgetauchte (ungeplante) Strategie h h h Erfolgreiche Strategien Æ selten Resultat rationaler, bewusster Planung. Rational geplante Strategien oftmals nicht realisiert. Keine strategische Planung – d.h. Auseinandersetzung mit Märkten und eigenen Kompetenzen und Visionen – schlechteste Lösung! h Eisenhardt/Sull (HBR 2001): Strategy as Simple Rules Vorgabe weniger verbindlicher strategischer Regeln und einer gemeinsam geteilten Vision, aber viel Freiraum und Flexibilität für marktnahe Einheiten, um Chancen zu nützen. 15 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 4. Strategiepraxis (1) Organization + Strategic Management Von der Vision werden strategische Ziele abgeleitet und als Maßnahmenpakete formuliert. Zielvereinbarungen transformieren diese bis auf Mitarbeiterebene. Vision ze n Ko el i sp i e bStrategisches n r Oberziel Input Vision Input Strategische Ziele Input Markt / Kunde Produkt / Service bereichsspezifische Ziele Personalkonzept und kultureller Wandel Soll - Ist - Vergleich SWGMaßnahmen Funktionalstrategien OP Input Masterplan Open House PSP 23 Maßnahmen Entwicklung, Produktion, Vertrieb, Einkauf, Personal und Qualität Zielvereinbarungskaskade Zielvereinbarungen Input Output 16 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 4. Strategiepraxis (2) Organization + Strategic Management In der Vergangenheit wurden von Investoren hohe (langfristig unrealistische) Zielrenditen gefordert. ze n Ko ie p is e b rn l unternehmerische Zielsetzung Strategisches Oberziel Ergebnis / Wirtschaftlichkeit Zielrendite 15 % Sicherung /Ausbau der Marktführerschaft und Stärkung der Wettbewerbsposition durch Produktführerschaft geschäftsspezifische Ziele (externe Orientierung) Erhöhung von funktionsEffizienz und spezifische Ziele Effektivität der (interne Erfolgsfaktoren "Mensch" Orientierung) und "Organisation" (Strukturen und Prozesse) 17 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 4. Strategiepraxis (3) Organization + Strategic Management Um die Zielrenditen zu erreichen müssen strategische Ziele formuliert und Maßnahmen zur Realisierung beschlossen werden. l Ziele I Strategische ie ze n Ko sp i be n r Î Konzentration auf den europäischen PRODUKT-Markt mit einem Volumen von rd. 250.000 E/J im Normaljahr Ö Angebot von PRODUKT, Dienst- und Serviceleistungen mit überlegenem segmentspezifischen Kundennutzen zu wettbewerbsfähigen Preisen Ö Nach Einführung der Neuprodukte jährlich Ø 1 % MA-Zuwachs; Ziel 33 % in Westeuropa, wobei die Wirtschaftlichkeit eindeutig Priorität vor Marktanteil hat Î Î Weitere Marktchancen sind über die Erarbeitung / Umsetzung von Regionalstrategien zu erschließen Markt / Kunde Ö Produkt / Service Ö Ö Î Produktführerschaft durch Innovation und Qualität mit Fokus auf Reduzierung Lebenszykluskosten. Kundenbetreuung auf Basis Wettbewerbsniveau ª Ziel: Kostenführerschaft bei Life Cyle Costs Realisierung eines Preispremiums von Ø 2 % gegenüber dem stärksten Wettbewerber ª ¬ Ziel: Herstellkostendifferenz zu Wettbewerb maximal in Höhe des Preispremiums Realisierung der Kostenziele bei Neuprodukten: -28 % (PROD) und - 30 % (PROD) Interne Kooperationen (z.B. KOMPONENTEN, Funktionsgruppen) 18 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 4. Strategiepraxis (4) Organization + Strategic Management Veränderungen werden auf hard fact- (z.B. Geschäftsprozessoptimierung) und auf soft fact-Ebene (Verhaltens- & Denkstrukturen) formuliert. l e i Strategische Ziele II sp i be n Ö Erreichen eines Global Sourcing Anteils von 36 % (vor Euro-Szenario) er z n o Reduzierung Vertriebskosten in zentralen Vertriebsbereichen und MLCs um 25 % K Ö pro PRODUKT im Rahmen der geplanten 35 %igen Vertriebsleistungssteigerung bis ´98 (Realisierung der in den Produktkostenzielen ausgewiesenen VTK-Raten) bereichsspezifische Ziele Personalkonzept und kultureller Wandel Ö Umsetzung der Betriebsvereinbarung ORT vom 20.01.JAHR (u.a. Senkung Faktorkosten Personal, Flexibilisierung der Arbeitszeit) Î Optimierung von Strukturen und Prozessen mit Durchführung und Umsetzung des Projektes GPO (rd. -20 % indirekte Arbeitskosten) Ö Ö Ö Leistungsorientierte Personalpolitik (u.a. Vergütung) Nachhaltige Veränderung der Verhaltens- und Denkstrukturen Optimierung der Führungsorganisation und des Führungsverhaltens 19 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 4. Strategiepraxis (5) Organization + Strategic Management Mit Hilfe des Maßnahmenkatalogs werden Veränderungen formuliert, um die geforderte Zielrendite zu erwirtschaften. OP Operative Planung l PSP pie is Periodische nb Strategische r e nz Planung Ko Ergebnis / Wirtschaftlichkeit Zielrendite 15% Sicherung /Ausbau derMarktführerschaft und Stärkung der Wettbewerbsposition durchProduktführerschaft 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Segmentierung LCC-Management Regionalstrategien Strategie LKW Türkei Großflottenfahrzeuge Gebrauchtfahrzeuge Systemlösungen Telematik Technologie- und Innovationsstrategie Kooperation intern Kooperation extern Qualität Erhöhung von Effizienzund Effektivitätder Erfolgsfaktoren "Mensch" und "Organisation" (Strukturen und Prozesse) 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 Masterplan Open House Auslaufstrategie Funktionalstrategien Ganzheitliche Wettbewerberanalyse OPEN House-Veränderungsprozess Lifecycle-Management Personal- & Managementressourcen zusätzliche Maßnahmen Zielrendite GPO KVP Faktorkosten Personal ET-Management 20 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 4. Strategiepraxis (6) Organization + Strategic Management Über Funktionalstrategien erfolgt der Zielvereinbarungsprozess bei dem Individualziele für Mitarbeiter aus den strategischen Zielen abgeleitet werden. ze n Ko ie p is E e b n rn l t w i c k l u n g Funktionalstrategien P r o d u k t i o n E i n k a u f V e r t r i e b P e r s o n a l Q u a l i t ä t Zielvereinbarungen ZV ZV ZV ZV ZV 21 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 Organization + Strategic Management 2. Resource-based View 22 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 5. Resource-based View (1) Organization + Strategic Management Der Resource-based View (RbV) ist der dominierende theoretische Ansatz im Strategischen Management. h Die Kernfrage für Wirtschaftsunternehmen lautet: Worauf basiert mein Wettbewerbsvorteil bzw. Unternehmenserfolg? h Was trägt langfristig zum Unterschied zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Unternehmen bei? h Wonach sollen Unternehmen bei der Entwicklung ihrer Strategie streben? 23 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 5. Resource-based View (2) Organization + Strategic Management Einzigartige Kompetenzen bilden die Grundlage für Wettbewerbserfolg. Network Design & Funktionalität Standardisierung Patente Kosten Logistik Thema Finanzressourcen Geschäftsmodell Modularität Standort Komplexität 24 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 5. Resource-based View (3) Organization + Strategic Management Ende der 1980er Jahre erfolge der Paradigmenwechsel vom Market-based zum Resource-based View. Structure / Resource Marketbased View Resourcebased View Auswahl attraktiver Branchen Überlegene organisationale (Kern-) Kompetenzen Conduct Performance Positionierung innerhalb der Branche (Generic Strategies) Renten aus Positionierung in attraktiven Branchen Aufbau und Nutzung überlegener (Kern-) Kompetenzen Renten durch überlegene (Kern-) Kompetenzen 25 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 5. Resource-based View (4) Organization + Strategic Management Empirische Daten bestätigen die Gültigkeit der Prämissen des Resource-based View. What determines interfirm differences in profitability? PERCENTAGE OF VARIANCE IN FIRM‘S RETURN ON ASSETS (ROA) EXPLAINED BY: INDUSTRY EFFECTS Schmalensee (1985) Rumelt (1991) McGahan/Porter (1997) Hawawini et al. (2003) 19.6 % 4.0 % 18.7 % 8.1 % MbV FIRM-SPECIFIC EFFECTS 0.6 % 44.2 % 31.7 % 35.8 % UNEXPLAINED VARIANCE 80.4 44.8 48.4 52.0 % % % % RbV 26 Quelle: Grant (2005): Contemporary Strategy Analysis, S. 103. © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 5. Resource-based View (5) Organization + Strategic Management Unter dem Resource-based View finden sich eine Reihe derivativer Konzepte. h Kernaussage des Resource-based View: Ressourcenausstattung determiniert Wettbewerbsfähigkeit (Protagonisten: Penrose 1959, Wernerfelt 1984, Barney 1991, Grant 1991, Barney 2001, Cool et al. 2002, Helfat/Peteraf 2003 etc.). h Kernkompetenzansatz (Prahalad/Hamel 1990, Krüger/Homp 1997, Burmann/Freiling, Hülsmann 2006): Die Bündelung von Ressourcen in organisationalen Lernprozessen schafft Kernkompetenzen, die letztlich Grundlage für dauerhafte Wettbewerbsvorteile sind. h Knowledge-based View: Bedeutung von "Wissen" zur Bündelung von unterschiedlichen Ressourcen und Fähigkeiten (Protagonisten: Kogut/Zander 1992, Grant 1996, Eisenhardt/Santos 2002, Foss 2005 etc.). h Routinen-Konzept: Hinter Kompetenzen liegen Routinen, wodurch kollektive Leistungserstellung möglich wird (Nelson/Winter 1982, Pentland/Rueter 1994, Feldman/Pentland 2005; Burns/Flam 1987, March et al. 2000). h Dynamic Capabilities-Konzept: Organisationale Lernfähigkeit ermöglicht Anpassung organisationaler Kompetenzen an veränderte Umweltanforderungen angepasst werden können (Teece et al. 1997, Eisenhardt/Martin 2000, Zollo/Winter 2002, Schreyögg/Kliesch-Eberl 2007, Teece 2007). 27 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 5. Resource-based View (6) Organization + Strategic Management Kernaussage des Resource-based View: Überlegene Ressourcen-kombinationen sind Grundlage für Wettbewerbsstärke. h Schon 1959 wurde von Edith Penrose die Bedeutung unternehmensinterner Ressourcen zur Erringung von Wettbewerbsvorteilen beschrieben. h Ein weiterer Meilenstein des RbV war ein SMJ-Beitrag von Birger Wernerfelt 1984, der jedoch in den ersten fünf Jahren nach der Publikationen weitgehend unbeachtet blieb. h Erst mit der Popularisierung des Kernkompetenzkonzepts (Prahalad/Hamel in HBR) errang der RbV 1990 den Durchbruch und löste den Market-based View (Porter) ab. h 1991 erschienen von Barney (JoM) und Grant (CMR) „bahnbrechende“ RbVBeiträge (wenngleich auch hier Vorläufer – z.B. Barney 1986 über Unternehmenskultur – identifizierbar sind). Aktuell fassen Cool/Costa/Dierickx (2002) den Stand der Forschung zusammen. 28 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 5. Resource-based View (7) Organization + Strategic Management Ressourcen erfüllen die VRIN-Kriterien. Als Ressourcen werden jene Produktionsfaktoren verstanden, die h wertvoll (Valuable) Æ Strategieumsetzung h rar (Rare) Æ nicht für andere Unternehmen zugänglich h nicht imitierbar (Inperfectly imitable/inimitable) Æ durch Imitationsbarrieren geschützt h und nicht-substituierbar sind (Non-substainable) Æ nicht anders ersetzbar h und folglich die VRIN-Kritierien erfüllen. 29 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 5. Resource-based View (8) Organization + Strategic Management Strategische Wert resultiert aus der Schwierigkeit, Ressourcen/Kompetenzen zu identifizieren, auf Faktormärkten zu erwerben oder intern zu entwickeln. h Kausale Ambiguität: 1. Kausalitäten zwischen Ressourcen, organisationalen Kompetenzen und Wettbewerbsvorteilen sind nicht nachvollziehbar. 2. Wirkung organisationaler Kompetenzen ist identifizierbar, nicht aber deren Konstitution (wofür soziale Komplexität und Tacitness verantwortlich sind). h Soziale Komplexität: Spezifische Verhaltensweisen von Personen oder Gruppen/Teams bei der Leistungserstellung sind nicht mehr auf einzelne Aktivitäten oder individuelle Wissensbestände rückführbar (wofür Tacitness verantwortlich ist). h Tacitness: Teile des Regelsystems operativer organisationaler Kompetenzen sowie Dynamic Capabilities sind Gegenstand der Tiefenstruktur der Organisation und von impliziter bzw. latenter Qualität (wofür die Pfadabhängigkeit der Regelsystementwicklung verantwortlich ist). h Pfadabhängigkeit: Die organisationalen Kompetenzen zugrundeliegenden Regelsysteme sind historisch gewachsen und einzigartig – unternehmensspezifisch – geformt und strategiespezifisch wertvoll. 30 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 5. Resource-based View (9) Organization + Strategic Management Organisationale Kompetenzen (Organizational Capabilities) nehmen eine Schlüsselstellung zur Erringung von Wettbewerbsvorteilen ein (Grant). Competitive Advantage Industry Key Success Factors Strategy Organizational Capabilities = Routines Resources Tangible Intangible Human Financial Physical Technology Reputation Culture Skills/Know-how Capacity for communication and collaboration Motivation 31 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 5. Resource-based View (10) Organization + Strategic Management Kompetenzen basieren auf organisationalen Routinen, die unterschiedlichste Ressourcen integrieren um Leistungen zu erbringen. success? markets & clients capabilities organizational routines: bundling and use of resources strategy & business model: to make a difference! competitors’ capabilities resources labor market, financial market, suppliers … 32 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 5. Resource-based View (11) Organization + Strategic Management Überlegene Ressourcen führen nicht immer zu überlegenen Kompetenzen. WINNING TEAMS 19982003 Valencia (Sp) EXPENDITURES ON KEY PLAYERS, 1998-2003 Pablo Aimar ($20.4m), Ruben Baraja ($12m) Real Madrid (Sp) Zinedine Zidane ($68m), Luis Figo ($55m), Ronaldo ($43m), Nicolas Anelka ($36m), David Beckham ($26m), Deportivo La Coruna (Sp) Sergio Gonzales ($16m), Alberto Luque ($15m) Juventus (It) Gianluigi Buffon ($49m), Pavel Nedved ($38m), Lilian Thuram ($33m), David Trezeguet ($21m), Marco de Viao ($10m) AC Milan (It) Rui Costa ($42m), Alessandro Nesta ($30m), Andriy Shevchenko ($24m), Andrea Pirlo ($16m), Kaka ($9m) Parma (It) Hidetoshi Nakata ($30m), Sdrian Mutu ($9m) Manchester United (Eng) Rio Ferdinand ($45m), Juan Veron ($42m), Ruud van Nistelrooy ($30m), Cristiano Ronaldo ($18m), Fabien Bartez ($12m), Diego Forlan ($10m), Kleberson ($9m), Mikael Silvestre ($6m) Arsenal (Eng) Sylvain Wiltord ($20m), Thierry Henry ($16m), Dennis Bergkamp ($12m), Nwankwo Kanu ($7m), Gilberto Silva ($7m), Patrick Vieira ($6m) Liverpool (Eng) Emile Heskey ($16m), El Hadji Diouf ($15m), Dietmar Hamann ($12m), Chris Kerkland ($8m), Harry Kewell ($8m), Salif Diao ($8m) HIGHEST EXPENDITURES ON NEW PLAYERS (Top 3 in Spain, Italy & England) 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Barcelona Chelsea Lazio Manchester Udt. Inter Milan Juventus AC Milan Arsenal Real Betis Note: Spain, Italy & England only. 33 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 5. Resource-based View (12) Organization + Strategic Management Vielschichtig ist der Entwicklungspfad organisationaler Kompetenzen. h Linking strategy to Human Resource Management: Modeling and developing individual competencies & Knowledge Management (e.g. lessons learned, best practice transfer etc.) h Incubating Capabilities: Greenfield development in seperate organisational units (General Motors and Saturn; DaimlerChrysler and Smart) h Change Management to transform values and behaviours (General Electric) h Mergers-and-Acquisitions (Microsoft and Navision) h Product sequencing (Hyundai) h Strategic Alliances (LOT and Star Alliance) 34 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 5. Resource-based View (13) Organization + Strategic Management Organisationale Lernprozesse steuern den Aufbau organisationaler Kompetenzen. Product Sequencing to Build Capabilities: Hyundai Capabilities •Assembly •Production engineering •Local marketing SKD Products CK D Ford Cortina 1968 •Auto styling &design •Casting & forging •Chassis design •Tooling •Body production •Export mktg. Pony 1970 •Hydrodynamics •Thermodynamics •Fuel engineering •Emission control •Lubrication •FWD •Kinetics& vibration engineering •Ceramics •CAD/CAM •Electronic control •Assembly systems control •Large-scale systems design •Advanced integration component •Global logistics handling •Lifecycle engineering Excel 1974 ‘Alpha’ engine 1985 Accent Avante Sonanta 1994-95 35 Grant 2005 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 Organization + Strategic Management 3. Knowledge-based View 36 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 6. Knowledge-based View (1) Organization + Strategic Management Wissen ist der Treibstoff der Knowledge Economy. h Ressourcen, Routinen, Geschäftsmodelle oder Organisationskulturen sind wissensbasiert. h Was ist die „kleinste Einheit“ einer Kompetenz? h Wie können Unternehmen Wissen entwickeln und nutzen/transferieren? 37 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 6. Knowledge-based View (2) Organization + Strategic Management Seit Ende der 1990er Jahren wird die überragende Bedeutung von Wissen (als Ressource) und Lernen im Knowledge-based View Rechnung getragen. h Ressourcen, Kernkompetenzen, organisationale Routinen und Regeln sind im Kern bzw. zur Gänze wissensbasiert. h Der Knowledge-based View (Hayek 1945, Polanyi 1966; Kogut/Zander 1992, Grant 1996, Spender 1996; zusammenfassend Foss 2005, Eisenhardt/Santos 2002) trägt dieser Erkenntnis Rechnung und Konzepte zu Wissensmanagement boomen seit etwa Mitte der 1990er Jahre. h Vor allem Fragen der Generierung, des Transfers, der Speicherung sowie der Bewertung von Wissen kommt große Aufmerksamkeit zu. h Außerdem werden verschiedene Wissensarten – z.B. individuelles vs. kollektives Wissen bzw. explizites, narratives/diskursives und tazites (tacit) Wissen – unterschieden, da daran unterschiedliche Wissensmanagementaktivitäten gebunden sind. h Mit dem Knowledge-based View gehen auch Fragen des organisationalen Lernens (Veränderung der Wissensbasis) und der Schaffung von neuem Wissen (Innovationen) einher, was u.a. im Ansatz zu Dynamic Capabilities thematisiert wird (vgl. Eisenhardt/Santos 2002) 38 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 6. Knowledge-based View (3) Organization + Strategic Management March's Unterscheidung zwischen "Exploration" und "Exploitation" findet sich auch in Wissensmanagement-Aktivitäten wieder. Knowledge Generation (“Exploration”) Knowledge Application (“Exploitation”) Knowledge Creation • Research Knowledge Acquisition • • • • Training Recruitment Intellectual property licensing Benchmarking Knowledge Integration • New product development • Operations Knowledge Sharing • Strategic planning • Communities of practice Knowledge Replication • Best practices transfer • On-the-job training Knowledge Storage & Organization • Databases • Standard operating practices Knowledge Measurement • Intellectual capital accounting • Competency modeling Knowledge Identification • Project reviews • Competency modeling 39 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 6. Knowledge-based View (4) Organization + Strategic Management Für Neuerungsideen bedarf es einer Offenheit gegenüber der Unternehmensumwelt. Knowledge Creation Metadialog als Workshop-Serie Unternehmensexterne Personen (Künstler, Architekten, Soziologen etc.) entwerfen Szenarien der Welt in 20 Jahren (mehrere Workshops) Endbericht bekommt Alessi F&EAbteilung als Anregung für Produktentwicklung. Knowledge Acquisition Top-down Kulturwandel durch die Einstellung von “Selling”-Mitarbeitern ohne Banking-Background Verkaufswissen bedeutsamer als Finanzproduktwissen Verkaufskultur (statt Bankenkultur) 40 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 6. Knowledge-based View (5) Organization + Strategic Management Wissens- und Erfahrungsaustausch trägt zur exploitation der bestehenden Kompetenzen bei. Knowledge Sharing Dislozierte Mitarbeitergruppen, die Vor-Ort bei Banken arbeiten; kein face-to-face Wissensaustausch zwischen Gruppen Einrichtung von Communities of practices Vertrauen, Kennenlernen, Storytelling zum Erfahrungsaustausch Knowledge Storage Daten und Informationen sind in vielen Datenbanken verteilt; kein Überblick Unternehmens-Wiki: Organisation der Datenbanken und Wissensspeicher Evolutionäre Entwicklungsmöglichkeit 41 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 6. Knowledge-based View (6) Organization + Strategic Management Wettbewerbsrelevant sind vor allem narrative/diskursive bzw. impliziten Wissensbestände der Organisation. Individuelles Wissen Organisationales Wissen Explizites Wissen Individuelles dokumentierbares Wissen (Explizites Expertenwissen, dokumentierbare Erfahrungen etc.) Explizites Wissen Dokumentierte Wissensbestände der Organisation (Berichte, Patente, Informationen in IT-Systemen etc.) Narratives/diskursives Wissen Individuelles erzählbares Wissen (Lessons-learned, indiv. Stories etc.) Narratives/diskursives Wissen Nicht dokumentierte, aber in „Stories“ eingebundene Erfahrungen Implizites Wissen (Tacit Knowledge) Individuelles nicht-dokumentierbares Wissen (nicht-dokumentierbare Erfahrungen) Implizites Wissen (Tacit Knowledge) Regelsysteme & Organisationskultur (Denkmodelle, Werthaltungen, Normen, Wahrnehmungsstrukturen) 42 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 6. Knowledge-based View (7) Organization + Strategic Management Kodifizierungsstrategie (Hansen et al. 1999) Personalisierungsstrategie (Hansen et al. 1999) Wissensmanagementstrategien Ein unmittelbarer Transfer von implizitem Wissen in explizites ist nicht möglich. Wissensart Transfermodi explizites Wissen Übertragung Aspekte gesammelter Erfahrungen sind als explizites Wissen übertragbar. narratives Wissen Erfahrungsaustausch Aspekte organisationaler Routinen sind als Lessons-learned austauschbar. implizites Wissen Routinisierung 43 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 6. Knowledge-based View (8) Organization + Strategic Management Letztlich sind auch Strategie und Geschäftsmodell wissensbasiert. Wissen über … eigene Kompetenzen und Wissensbestände Märkte und Kundenerwartungen Konkurrenten und deren Angebote Technologische Möglichkeiten und Trends Aufnahme und Interpretation (schwacher) Signale aus der Umwelt eigene Wahrnehmungsmuster und “blinde Flecken” Lern- und Entwicklungsfähigkeit der Organisationskultur … 44 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 Organization + Strategic Management 4. Organisationale Routinen und Replikation 45 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 7. Organisationale Routinen (1) Organization + Strategic Management Organisationen bestehen aus organisationalen Routinen. h Wir sehen zwar Menschen, Büros, Logos, Produkte; „die Organisation“ bleibt uns aber weitgehend verborgen. h Was ist das „organisationale“ and Organisationen? h Welcher Vorteil können Unternehmen aus „organisationalen Routinen“ und dem darin verankerten Wissen gewinnen? 46 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 7. Organisationale Routinen (2) Organization + Strategic Management Organisationalen Routinen werden als „Gene“ von Organisationen bezeichnet. h Organisationale Kompetenzen beruhen auf organisationalen Routinen (u.a. Grant 2005). h Das Konzept organisationaler Routinen wurde maßgeblich von Nelson/Winter (1982) – "Evolutionary Economics" – geprägt. h Ausgangspunkt dazu ist die Abwendung zur klassischen Gleichgewichtslehre in der VWL. Mit der Betonung von Schumpeter‘s Konzept der „schöpferischen Zerstörung“ prägen sie die „Austrian School“ in der Strategie- und Organisationsforschung. h Organisationale Routinen werden als kollektive Grundbausteine – "Gene" – von Organisationen betrachtet. Pentland/Rueter (1994) sprechen von „Grammatik“ zur Regelung kollektiven Handels. h Organisationale Routinen bündeln individuelles Wissen und individuelle Aktivitäten um kollektive Leistungen zu erstellen. Sie sind Grundlage "organisationaler Intelligenz". 47 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 7. Organisationale Routinen (3) Organization + Strategic Management Feldman/Pentland (2003) zeigen das Zusammenspiel aus individueller Akteur, Organisationskultur und –struktur. Quelle: Feldman/Pentland 2003 Performative Aspects: Beobachtbare Ausführung organisationaler Routinen Ostensive Aspects: Kollektive Wahrnehmung, wie Routinen ablaufen sollen Artifacts: Strukturen, Standard Operating Procedures etc. Erweiterung I: Ostensive Aspects Æ stabilisiert durch kollektive Erwartungen und soziale Sanktionsmechanismen (formale Kontrolle bei Artifacts) Æ daher schwierig zu verändern! Erweiterung II: Ostensive Aspects entsprechen dem Arrow Core im Konzept von Winter/Szulanski (2001) 48 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 7. Organisationale Routinen (4) Organization + Strategic Management Ostensive aspects liefern die Grundvorstellung, wie eine Routine auszusehen hat und die Praktiken der Akteure realisieren fortwährend diese Grundidee. Vorlesungsroutine Agency: performative aspects Individuelle Praktiken Vortragender: vortragen, erklären, fragen Studierende: zuhören, fragen, diskutieren … Continuous recreation of organizational routines Structure: ostensive aspects of routines & social sanctions Artifacts: formal foundation & sanctions Kollektives Grundverständnis Vortragender & Studierende: wie hat eine Vorlesung abzulaufen, wer nimmt welche Rollen ein … Formeller Regelrahmen Verträge, Zulassungen, Noten, Organisationsstruktur, Studium ... 49 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 7. Organisationale Routinen (5) Organization + Strategic Management Formelle Regeln geben Anhaltspunkte. Die Organisationskultur (Landeskultur) entscheidet, wie der formelle Regelrahmen zu interpretieren und umzusetzen ist. Formelle Regeln Norditalien (z.B. Venezien) Süditalien (z.B. Sizilien) Interpretation (Ostensive aspects) Interpretation (Ostensive aspects) Rote Ampel: Stopp! Rote Ampel: Vorsicht! Parken: auf markierten Plätzen Parken: solange Platz ist 50 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 7. Organisationale Routinen (6) Organization + Strategic Management Organisationale Routinen bündeln Wissen und dienen auch als Grundlage für Replikationen. h Hohe Standardisierung aller Unternehmensprozesse und Leistungen ermöglicht den Einsatz wenig spezialisierter und daher "billiger" Arbeitskräfte (Kostenvorteil bei gleich bleibender Qualität). h Hohe Standardisierung eignet sich zur Übertragung der Regeln und Routinen – Replikation – in andere Märkte bei Beibehaltung der Leistungsqualität und Nutzung der Reputation. h Auch das Geschäftsmodell (via Franchise-System) fördert die schnelle Markteroberung (Markterschließungsroutinen). Grundlage dazu sind wiederum übertragbare organisationale Regeln und Routinen. Wiederum sind keine Spezialkenntnisse für potenzielle Betreiber notwendig. h Fazit: hohe "kollektive Intelligenz" (Routinen) bei gleichzeitig niedriger individueller "Intelligenz". 51 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 8. Replikation (1) Organization + Strategic Management „The normative advice that evolutionary economics derives […] is this: when successful, copy yourself before others copy you“ (Winter 1995:158). „Replication is about leveraging knowledge and is successful when ‚broadly equivalent‘ outcomes are realized by ‚similar means‘“ (Baden-Fuller/Winter 2005) Replikation als Strategie: rasches Wachstum erfolgreicher Geschäftsmodelle (McDonalds Approach) Exploration: Entwicklung eines Geschäftsmodells mit tragfähigem „Arrow core“ (Winter/Szulanski 2001) Exploitation: Replikation des Geschäftsmodells und Vermeidung von Wandel („copy exactly“; Jensen/Szulanski 2006) Replication Dilemma: Präzision der Replikation (Effizienz als Exploitation) vs. Anpassung und Lernen (Innovation als Exploration) 52 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 8. Replikation (2) Organization + Strategic Management Baden-Fuller/Winter (2005, 2007 und 2008) diskutieren in Working Papers die Rolle von Templates und Prinzipien zur Replikation. Precision vs. Adaptation Templates vs. Principles Peripheral Routines Arrow Core Peripheral Routines 53 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 8. Replikation (3) Organization + Strategic Management Templats Prinzipien Replikationsform Mit Replikation ist der schwierige Transfer von Wissen und Kompetenzen verknüpft. Akquisition Greenfield Markteintrittsform 54 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 8. Replikation (4) Organization + Strategic Management Template- und Principle-Strategie unterscheiden sich im Ansatz, welcher Teil von Routinen wie übertragen wird. template replicator replicated organization performative aspects performative aspects ostensive aspects ostensive aspects artifacts principles (principle strategy) e/o artifacts formal rules (template strategy) 55 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 8. Replikation (5) Organization + Strategic Management Entscheidend zur Weiterentwicklung ist das Ausmaß zugelassener Variation (Innovation) im Spannungsfeld zur Sicherung der Retention (Effizienz). Variation - scanning - recombination M ac ro -c oe vo l ut io n Micro-coevolution external stimuli and feedback p x e Internal selection - evaluation - legitimization n it o a r lo Retention - enactment - routinization ex p it o l n io t a Replication - knowledge sharing/transfer - adaptive variation - problem solving 56 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 8. Replikation (6) Organization + Strategic Management Die Analyse der Forschungsergebnisse lässt keinen Schluss zu, ob ein enger (Templates) oder breiter (Prinzipien) Entwicklungskorridor passend ist. Hoher Wettbewerbsdruck Æ Variation fördern um Innovationen zu generieren Prinzipien-Replikationsstrategie • Exploration betreiben, um Kompetenzvorsprung zu sichern (Innovation) • Wenige Prinzipien („simple rules“), um Wissensschaffung zu fördern • Breiter Entwicklungskorridor, um auf diskontinuierliche Effekte schnell zu reagieren aber • Breiter Entwicklungskorridor kann zu einer „negativen Vielfalt“ führen • Genaue Vorgaben („templates“), um bewährte Routinen beizubehalten • Exploitation betreiben, um Reputation als Isolationsmechanismus zu nutzen Hoher Wettbewerbsdruck Æ Variation unterdrücken um einzigartig zu bleiben Template-Replikationsstrategie 57 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 8. Replikation (7) Organization + Strategic Management Macro-coevolution Variation = Koppelung Replikator Replikat Retention = Entkoppelung Micro-coevolution Governance mechanisms Governance mechanisms steuern die Kopplung/Entkopplung der Replikate von der Systemumwelt und ermöglichen/verhindern dadurch eine Macro-coevolution. 58 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 8. Replikation (8) Organization + Strategic Management Mit einem Decoupling Approach wird die Coevolution der Replikate mit der Systemumwelt entkoppelt. Decoupling Approach Trennung micro coevolution von macro coevolution Trennung zwischen exploration und exploitation: strukturelle ambidexterity Spezialisierung: geringes background knowledge bei Replikaten Replikator verantwortlich für exploration aus Umweltbeobachtung: zentral und über Replikate sowie Beobachtung des Drifts der Replikate Vorgabe und schrittweise Verbreitung von Innovationen bei Replikaten (centralized evaluation) durch Replikator Geringes background knowledge bei Replikat Æ Decoupling Approach Template-Replikationsstrategie 59 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 8. Replikation (9) Organization + Strategic Management Im Coupling Approach wird eine Coevolution von Replikat mit der Systemumwelt innerhalb breit definierter Korridorgrenzen gefördert. Coupling Approach Verbindung micro coevolution und macro coevolution Integration von exploration und exploitation: kontextuelle ambidexterity Generalisierung: breites background knowledge (z.B. über Profession oder bei hoher Interaktionsdichte bei Leistungsspezifizierung/-erbringung) bei Replikat Replikate verantwortlich für exploration Replikator gibt strategischen Entwicklungskorridor vor und evaluiert Ergebnisse Evolutionäre Verbreitung von Innovation bei Replikaten (self evaluation) Hohes background knowledge bei Replikat Æ Coupling Approach Prinzipien-Replikationsstrategie 60 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 8. Replikation (10) Organization + Strategic Management Mit diesem konzeptionellen Beitrag wird eine Ausdifferenzierung zu Replikationsstrateigen als Vorbereitung empirischer Forschung vorgenommen. Innovation vs. Effizienz Einfluss von hoher Marktdynamik auf Trade-off zwischen exploration und exploitation: Zulassen/Ausschließen von Variation Erläuterung von Vor-/Nachteilen einer Template-/PrinzipienReplikationsstrategie auf die Weiterentwicklung einer Replikationsstrategie Coupling vs. Decoupling Coupling/Decoupling Approaches als Analogie zu kontextueller/struktureller Ambidexterity im Umgang mit Umweltdynamik Das Ausmaß des background knowledge beeinflusst die Grenzziehung des Entwicklungskorridors (präzise oder grob definiert) und damit die Möglichkeiten der Form der Kopplung des Replikats mit der Systemumwelt 61 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 Organization + Strategic Management 8. Kernkompetenzen und -rigiditäten 62 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 9. Kernkompetenz-Ansatz (1) Organization + Strategic Management Kernkompetenzen sind Grundlage für Wettbewerbserfolg; Erfolg kann aber auch blind machen. h Der Begriff „Kernkompetenzen“ wird in der Wirtschaftspraxis vielfach unreflektiert verwendet; oftmals werden allgemeine Grundfähigkeiten darunter verstanden bzw. persönliche Eigenschaften als „Kernkompetenzen“ betrachtet. h Warum müssen „Kernkompetenzen“ selten sein, wenn aus ihnen ein Wettbewerbsvorteil resultiert? h Welche Gefahren verursachen „Kernkompetenzen“ für Organisationen? 63 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 9. Kernkompetenz-Ansatz (2) Organization + Strategic Management Prahalad/Hamel (1991) popularisierten im Kernkompetenzansatz „ressourcenorientiertes“ Denken. h Der bahnbrechende Beitrag zu Kernkompetenzen erschien 1990 in der Harvard Business Review von Prahalad/Hamel (1994 in Buchform). h Kernkompetenzen sollten demnach schwierig zu kopieren sein (vgl. VRIN-Kriterien) einen wesentlichen Beitrag zum wahrgenommenen Kundennutzen leisten den Zugang zu einer Vielzahl von Märkten ermöglichen. h Nachdem anfangs stärker technologische Kompetenzen im Mittelpunkt standen, wurde später organisationales Lernen und kollektives Wissen (Übergang zum KbV) herausgestellt. h Im wissenschaftlichen Diskurs wird der Kernkompetenz-Ansatz kaum thematisiert (hier dominieren RbV- bzw. KbV-Ansätze). Umso nachhaltiger ist hingegen seine Wirkung in der (strategischen) Managementpraxis. 64 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 9. Kernkompetenz-Ansatz (3) Organization + Strategic Management Kernkompetenzen sind Grundlage einzigartiger Wettbewerbsvorteile und Ergebnis organisationaler Lernprozesse. Kennzeichen von Kernkompetenzen: h Nicht-Imitierbarkeit und Nicht-Substituierbarkeit h Fähigkeit zur Nutzenstiftung am Markt h Herausragende strategische Relevanz h Ausbaufähigkeit und Anwendbarkeit auf einer Vielzahl an Märkten / Leistungen h Nachhaltige Differenzierung vom Wettbewerb h Nachhaltiger Kompetenzvorsprung + Kundennutzen Kernkompetenzen Relative Wettbewerbsstärke + (Haupterfolgsfaktoren) 65 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 9. Kernkompetenz-Ansatz (4) Organization + Strategic Management Kernkompetenzen (KK) sind tief in der Organisationskultur verankert, weshalb sie – selbst wenn sie identifizierbar sind – sich einer Imitation entziehen. KK: Netzoptimierung, Flugzeugeinsatz und Vertrieb Nutzen: Billige Tickets KK: Produktivitäts- und Qualitätsmanagementsystem Nutzen: Zuverlässigkeit und gutes Preis/Leistungsverhältnis KK: Modulare Fertigungstechnik Nutzen: Schnelligkeit und gutes Preis/Leistungsverhältnis KK: Finanzressourcen, Adaptions- & Integrationsfähigkeiten Nutzen: Integrierte Programme mit einheitlichen Standards + Kernkompetenzen Kundennutzen Relative Wettbewerbsstärke (HEF) + 66 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 9. Kernkompetenz-Ansatz (5) Organization + Strategic Management Nicht die Kernkompetenz selbst, sondern die dadurch erzeugten Produkte/Services erzeugen hohen Kundennutzen. KK: Produktivitäts- und Qualitätsmanagementsystem Nutzen: Zuverlässigkeit & gutes Preis/Leistungsverhältnis 67 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 9. Kernkompetenz-Ansatz (6) Organization + Strategic Management Kernkompetenzen sind das Ergebnis längerfristiger organisationaler Lernprozesse. Honda Technical Research Institute founded Competes in Isle of Man TT motorcycle races 1st motorcycle: 98cc, 2-cycle Dream D 1st gasoline-powered car to meet US Low Emission Vehicle Standard Portable generator Power products: ground tillers, marine engines, generators, pumps, chainsaws snowblowers 405cc motor cycle 1946 1950 1955 1995 2000 4 cycle engine 4-cylinder 750cc motorcycle 1960 The 50cc Supercub 1965 1970 Enters Formula 1 Grand Prix racing Civic GS (natural gas powered) 1980 1985 1990 Acura Car division N360 mini car Honda Civic First product: Model A clip-on engine for bicycles 1975 Civic Hybrid (dual gasoline/ electric) 1000cc Goldwing touring motor cycle Home cogeneration system Enters Indy car racing Honda FCX fuel cell car 68 Grant 2005 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 9. Kernkompetenz-Ansatz (7) Organization + Strategic Management Über organisationale Lernprozesse werden unterschiedliche Fähigkeiten und Ressourcen zu Kernkompetenzen gebündelt. Precision Mechanics Fine Optics 35mm SLR camera Plain-paper copier Compact fashion camera Color copier EOS autofocus camera Color laser copier Digital camera Laser copier Basic fax Video still camera Laser fax Mask aligners Inkjet printer Laser printer Excimer laser aligners Color video printer Stepper aligners Calculator Notebook computer MicroElectronics 69 Grant 2005 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 9. Kernkompetenz-Ansatz (8) Organization + Strategic Management Kernkompetenzen sind Grundlage für Wettbewerbsstärke. Erfolg kann dazu führen, alternative Entwicklungsoptionen zunehmend auszuschließen. Doppelbödigkeit von Kernkompetenzen: "Lock-in"-Situationen (Leonard-Barton) von "klassischer" zu "digitaler" Fotografie von der "Schreibmaschine" zur "Office-Technologie" turbulente Veränderungsprozesse begleiten die strategische Neuausrichtung 70 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 10. Kern-Rigiditäten (1) Organization + Strategic Management Kodak gilt als Paradebeispiel für Unternehmen mit hervorragenden Kernkompetenzen, die zu einer Lock-in-Situation geführt haben. 1878-1929 1930-1959 1960-1979 1980-1989 1990-1999 2000ff. 71 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 10. Kern-Rigiditäten (2) Organization + Strategic Management Aus Core Competencies wurden Core Rigidities. Resources & Capabilities 1980’s Chemical Imaging Businesses Film •Organic Chemistry Cameras •Polymer technology Fine Chemicals •Optomechtronics •Thin-film coatings Brands Pharmaceuticals Diagnostics Global Distribution 1990’s DIVESTS: Eastman Chemical, Sterling Winthrop, Diagnostics Need to build digital imaging capability Digital Imaging Products (e.g. Photo CD System; Advantix cameras & film 72 Grant (2005) © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 10. Kern-Rigiditäten (3) Organization + Strategic Management Der Aktienkurs der letzten 10 Jahre spiegelt die Unsicherheit bezügliche der Unternehmensentwicklung wieder (Stand Nov. 2006: $ 25; Nov. 2008: $ 11). 73 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 10. Kern-Rigiditäten (4) Organization + Strategic Management Nach wie vor belasten hohe Restrukturierungskosten und sinkende Erträge im „traditionellen“ Bereich die Bilanzen. 74 Kodak: Annual Report 2005:5 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 10. Kern-Rigiditäten (5) Organization + Strategic Management Als Hoffnungsbereich kristallisiert sich die Graphic Communications Group heraus. Das Filmbusiness fällt weiter. D&FIS (Digitale und klassische Fotografie) 75 Kodak: Annual Report 2005:5 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 10. Kern-Rigiditäten (6) Organization + Strategic Management Das Wachstum basiert im Graphic Communications Business auf Akquisitionen, die Teil eines großen Transformationsprozesses sind. 76 Kodak: Annual Report 2005 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 Organization + Strategic Management 9. Dynamic Capabilities 77 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 11. Dynamic Capabilities (1) Organization + Strategic Management Die Lern- und Veränderungsfähigkeit von Organisationen resultiert aus Dynamic Capabilities. h Besonders in Krisenzeiten wird die Notwendigkeit sichtbar, dass Organisationen sich an neue Gegebenheiten anpassen. h Wodurch werden diese Anpassungsprozesse gesteuert? h Welche Entwicklungsoptionen bestehen für Organisationen? 78 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 11. Dynamic Capabilities (1) Organization + Strategic Management Dynamic Capabilities sind jene Fähigkeiten, die die Weiterentwicklung von Kompetenzen steuern und zur Generierung von Innovationen beitragen. h Das Dynamic Capabilities-Konzept wurde von Teece/Pisano/Shuen (1997) geprägt: - Positionen: Ressourcen- und Marktpositionen - Pfade: Strategische Handlungsoptionen (Pfadabhängigkeit) - Prozesse: Koordination & Integration (statisch); sowie Lernen & Rekonfiguration (dynamisch) h Eisenhardt/Martin (2000) zeigen die Abhängigkeit der Dynamic Capabilities (DC) von der Marktdynamik: - hoch dynamische Märkte: DC als „Simple Rules“ und viel Freiraum - moderat dynamische Märkte: DC als komplexe Regelsysteme h Dynamic Capabilities umfassen – Zollo/Winter (2002) folgend – „first-order“ und „second-order“ Dynamic Capabilities. Erste steuern bspw. F&E-, Post-Mergeroder Reegineeringprozesse. Second-order Dynamic Capabilities hingegen beinhalten Lernmechanismen. 79 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 11. Dynamic Capabilities (2) Organization + Strategic Management Unternehmen verfügen vielfach über mehrere und unterschiedliche Dynamic Capabilities. h Unternehmen können über Dynamic Capabilities – d.h. über routinenhafte Fähigkeiten für Innovation, Rekonfiguration oder Replikation – verfügen oder „Ad-hoc“ Anpassungen an Chancen oder Gefahren vornehmen (Winter 2003). h Schreyögg/Kliesch (2006) heben vor allem die reflexive Kapazität von Dynamic Capabilities hervor, um Notwendigkeiten der Adaption und Weiterentwicklung von Kompetenzen zu erkennen. h High-order Dynamic Capabilities balancieren und orchestrieren gegenläufige Entwicklungen von Innovation, Rekonfiguration und Replikation (Güttel/Konlechner 2009): - Strategieentwicklung und Monitoring - Konfliktregulierung und Integration - Verknüpfung von Exploration und Exploitation h Zahra et al. (2006) betonen die unternehmerischen Aktivitäten zur Weiterentwicklung. 80 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 11. Dynamic Capabilities (3) Organization + Strategic Management Teece (2007) unterscheidet als Teilroutinen der Dynamic Capabilities zwischen Sensing, Seizing und Reconfiguration. Sensing Opportunities or threads Reconfiguring Seizing 81 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 11. Dynamic Capabilities (4) Organization + Strategic Management Dynamic Capabilities sind jene Mechanismen, durch die Organisationen operative Routinen verändern. Antecedents Microfoundation of dynamic capabilities Reflexive capabilities “monitoring” Replication routines (exploitation) Constitution „learning mechanisms“ Reconfiguration routines Impact and performance Market dynamic Operative routines and performance Internal dynamics (entrepreneurial activities) Orchestration- and Balancing routines Innovation routines (exploration) 82 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 11. Dynamic Capabilities (5) Organization + Strategic Management Dynamic Capabilities steuern die Neuanpassung an veränderte Umweltbedingungen auf Basis bestehender Kernkompetenzen. Neue Wettbewerber Veränderte Steuergesetzgebung (Ende der Leasingfinanzprodukte) FinanzproduktKnow-how steuerschonende Leasingmodelle Exklusiver SteuerrechtKundenKnow-how zugang M.A.I.L. Maschinen-, Anlagen- und Immobilien-Leasing Neue Wettbewerber Veränderte Steuergesetzgebung (Ende der Verlustbeteiligungsfinanzprodukte) FinanzproduktKnow-how steuerschonende Verlustbeteiligung SteuerrechtKnow-how Exklusiver Kundenzugang FinanzproduktKnow-how steuerschonende Immobilienbeteiligung Exklusiver Kundenzugang SteuerrechtKnow-how Unternehmenszusammenschluss M.A.I.L. Finanzberatung GmbH 2008-Krise 83 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 11. Ressourcen- und Kompetenzbasis (1) Organization + Strategic Management Vor allem strategisch relevante Elemente der Ressourcen- und Kompetenzbasis sind Gegenstand strategischer Unternehmensanalysen. Dynamic Capabilities hoch Kernkompetenzen Organisationale Kompetenzen Strategische Relevanz Ressourcen nieder Produktionsfaktoren Organisationale Grundfähigkeiten singuläre kollektive Komponenten Elemente Routinen 84 Güttel 2006 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2 11. Ressourcen- und Kompetenzbasis (2) Organization + Strategic Management Organisationale Kompetenzen bündeln Ressourcen, Produktionsfaktoren und allgemeine Grundfähigkeiten mit dem Ziel, Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Dynamic Capabilities Adaption und Wandel Produktionsfaktoren, komplexe Ressourcen und Bündelung kollektive Grundfähigkeiten Organisationale Kompetenzen Wirkung Wettbewerbsstärke/schwäche 85 Güttel 2006 © Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel – 2009.4: SVM-2