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Jean Sibelius zum 50. Todestag · Voces Intimae · Streichquartett d-moll op. 56 Skandinavische Sehnsucht · 18. 22.09.2007 Kullervo · Finlandia · Suite für Orchester op. 11 · Alla marcia · Scherzino op. 58 Nr. 2 Reverie op. 58 Nr. 1 · Sinfonie Nr. 7 C-Dur op. 105 · Rakastava · Romanze A-Dur op. 24 Nr. 2 · Konzert für Violine und Orchester d-moll op. 47 · So klingt nur Dortmund 2,50 E Konzerthaus Dortmund · Jean Sibelius zum 50. Todestag. So klingt nur Dortmund. Abo: Jean Sibelius zum 50. Todestag – Festival-Pass I Wir bitten um Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung nicht gestattet sind. Gefördert durch die Finnische Botschaft BErlin 4I5 Jean Sibelius zum 50. Todestag – Meta4 Quartet Dienstag, 18.09.2007 · 20.00 Dauer: ca. 1 Stunde 45 Minuten inklusive Pause Meta4 Quartet Antti Tikkanen Violine · Minna Pensola Violine Atte Kilpeläinen Viola · Tomas Djupsjöbacka Violoncello Jean Sibelius (1865 –1957) Fugue for Martin Wegelius Jouni Kaipainen (1956 – ) Streichquartett Nr. 5 op. 70 Andante Sostenuto, semplice – Allegro con impeto e spiritoso Adagio misterioso sospirando – meno Adagio – Tempo primo -Pause- Jean Sibelius Streichquartett d-moll op. 56 »Voces Intimae« Andante. Allegro molto moderato Vivace Adagio di molto Allegro (ma pesante) Allegro Einführung mit Intendant Benedikt Stampa um 19.15 Uhr im Komponistenfoyer Gefördert durch Kunststiftung NRW 6I7 Programm Jean Sibelius zum 50. Todestag – Klavierabend Antti Siirala · Mittwoch, 19.09.2007 · 19.00 Dauer: ca. 2 Stunden inklusive Pause Antti Siirala Klavier Ludwig van Beethoven (1770 –1827) Sonate für Klavier Nr. 30 E-Dur op. 109 Vivace ma non troppo: Adagio espressivo Prestissimo Gesangvoll, mit innigster Empfindung Kaija Saariaho (1952 – ) Ballade Jean Sibelius (1865 –1957) Reverie op. 58 Nr. 1 Scherzino op. 58 Nr. 2 Romanze A-Dur op. 24 Nr. 2 »Finlandia« Sinfonische Dichtung für Orchester op. 26 (Transkription für Klavier von Jean Sibelius) Andante sostenuto – Allegro moderato – Allegro -Pause- Frédéric Chopin 24 Préludes op. 28 Prélude Nr. 1 C-Dur Prélude Nr. 2 a-moll Prélude Nr. 3 G-Dur Prélude Nr. 4 e-moll Prélude Nr. 5 D-Dur Prélude Nr. 6 h-moll Prélude Nr. 7 A-Dur Prélude Nr. 8 fis-moll Prélude Nr. 9 E-Dur Prélude Nr. 10 cis-moll Prélude Nr. 11 H-Dur Prélude Nr. 12 gis-moll Prélude Nr. 13 Fis-Dur Prélude Nr. 14 es-moll Prélude Nr. 15 Des-Dur (»Regentropfen-Prélude«) Prélude Nr. 16 b-moll Prélude Nr. 17 As-Dur Prélude Nr. 18 f-moll Prélude Nr. 19 Es-Dur Prélude Nr. 20 c-moll Prélude Nr. 21 B-Dur Prélude Nr. 22 g-moll Prélude Nr. 23 F-Dur Prélude Nr. 24 d-moll Einführung mit Ulrich Schardt um 18.15 Uhr im Komponistenfoyer Nach dem Konzert: »meet the artist!« im Backstage-Bereich (Durchgang bei den Garderoben) Gefördert durch Kunststiftung NRW, RWE Energy AG und Werner Richard – Dr. Carl Dörken Stiftung 8I9 Programm Jean Sibelius zum 50. Todestag – Saisoneröffnung Jean Sibelius »Kullervo« · Donnerstag, 20.09.2007 · 20.00 Dauer: ca. 2 Stunden 15 Minuten inklusive Pause Tampere Philharmonic Orchestra · Estnischer Nationaler Männerchor (RAM) Monika Groop Mezzo-Sopran · Tommi Hakala Bariton · John Storgårds Dirigent Jean Sibelius (1865 –1957) Sinfonie Nr. 7 C-Dur op. 105 [ohne Satzangabe] -Pause- Jean Sibelius »Kullervo« Sinfonische Dichtung für Mezzo-Sopran, Bariton, Männerchor und Orchester op. 7 Einleitung. Allegro moderato Kullervon nuoruus (Kullervos Jugend). Grave Kullervo ja hanen sisarensa (Kullervo und seine Schwester). Allegro vivace Kullervon sotaanlahto (Kullervo zieht in den Kampf). Alla marcia [Allegro molto] – Vivace – Presto Kullervon kuolema (Kullervos Tod). Andante Einführung mit Intendant Benedikt Stampa um 19.15 Uhr im Komponistenfoyer Gefördert durch Kunststiftung NRW und Signal Iduna Gruppe 10 I 11 Programm Jean Sibelius zum 50. Todestag – Estnischer Nationaler Männerchor (RAM) · Freitag, 21.09.2007 · 20.00 Dauer: ca. 2 Stunden inklusive Pause Estnischer Nationaler Männerchor (RAM) Mihhail Gerts Chorleitung · Andres Uibo Orgel Jean Sibelius (1865 – 1957) Rudolf Tobias (1873 – 1918) Choralvorspiel für Orgel ›Nun ruhen alle Wälder‹ »Eks teie tea« (»Wisset ihr nicht«) für Männerchor und Orgel (Bearbeitung für Orgel von Vardo Rumessen) -Pause- Veljo Tormis »Kullervo sõnum« (»Kullervo’s Message«) für Männerchor Intrada für Orgel op. 111a »Muistse mere laulud« (»Songs of the Ancient Sea«) für Männerchor »Suur’ olet Herra« (»Du bist mächtig, Herr«) für Männerchor und Orgel op. 113 Nr. 11 Erkki-Sven Tüür (1959 – ) »Spectrum« I – III für Orgel »Saarella palaa« (»Auf der Insel brennt ein Feuer«) für Männerchor op. 18 Nr. 4 Andres Uibo (1956 – ) »Rakastava« (»Der Liebende«) op. 14 Solotenor Lembit Tolga Aus: »Apocalypsis Symphony« für Große Orgel Nr. 1 »Then I saw…« (nach Offenbarung 21, 1) Nr. 4 »New Jerusalem« (nach Offenbarung 21, 10) Einojuhani Rautavaara (1928 – ) Arvo Pärt (1935 – ) Aus: »Elämän Kirja« (»Ein Lebensbuch«) Elf Lieder für Männerchor und Solisten Nr. 1 ›Lapsuus‹ (›Kindheit‹) Nr. 2 ›Taiteilijän elämääni‹ (›Ma Bohème‹) Solotenor Lembit Tolga Nr. 8 ›Uinti‹ (›Le Bain‹) Nr. 11 ›Laulu itsestäni‹ (›Song of Myself‹) Solotenor Lembit Tolga »Ikos« für Männerchor und Orgel Eduard Tubin (1905 – 1982) »Ave Maria« für Männerchor und Orgel Veljo Tormis »Laulja« (»Der Sänger«) Ode für Männerchor, Orgel und Schlagwerk Gefördert durch Kunststiftung NRW 12 I 13 Programm Jean Sibelius zum 50. Todestag – »Solange man träumt, ist alles kein Traum...« · Samstag, 22.09.2007 · 16.00 Jean Sibelius zum 50. Todestag – Gewandhausorchester Leipzig · Samstag, 22.09.2007 · 20.00 Dauer: ca. 2 Stunden inklusive Pause Dauer: ca. 2 Stunden 15 Minuten inklusive Pause Manfred Eisner Lesung · Erich Schwarz Lesung · Sami Väänänen Klavier Gewandhausorchester Leipzig Julian Rachlin Violine · Herbert Blomstedt Dirigent Eine poetisch-musikalische Reise durch Finnland Die Berliner Schauspieler Manfred Eisner und Erich Schwarz alias »Lesart Widerhall« gehen auf eine kurzweilige literarische Reise durch Finnland. Die finnische Literatur spiegelt die reiche Mythen- und Sagenwelt, aber auch die schöne und raue Natur des Landes wider. Musikalisch wird die Lesung umrahmt von typisch finnischer Musik: Tangos, Schlagern und Jazz. Einrtitt frei für Sibelius -Festival -Pass-Inhaber Jean Sibelius (1865 –1957) »Tapiola« Sinfonische Dichtung op. 112 Konzert für Violine und Orchester d-moll op. 47 Allegro moderato Adagio di molto Allegro ma non tanto -Pause- Ludwig van Beethoven (1770 –1827) Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica« Allegro con brio Marcia funebre. Adagio assai Scherzo. Allegro vivace Finale. Allegro molto Nach dem Konzert: Herbert Blomstedt signiert das Buch »Herbert Blomstedt. Eine Annäherung in Wort und Bild« zu Ehren seines 80. Geburtstags Gefördert durch Kunststiftung NRW und National-Bank Als Komponist in jungen Jahren 14 I 15 Programm 16 I 17 »Lass vom Pathos des Lebens nicht ab.« Als Jean Sibelius am 20. September 1957 starb, war dies für das finnische Volk ein nationales Ereignis. Zigtausende von Menschen säumten die Straßen, als die finnische Regierung ihn mit einem Staatsbegräbnis ehrte, und abends wurden in allen Fenstern Lichter entzündet. Natürlich, Sibelius ist der Nationalkomponist Finnlands, der Komponist der »Finlandia« oder der »Karelia«-Suite, der sich mit der finnischen Unabhängigkeitsbewegung identifizierte und zu ihrer Symbolfigur wurde – und doch wird es ihm nicht gerecht, ihn auf diese Rolle zu reduzieren, weder musikalisch noch persönlich. Das nationale Element beschreibt nur eine Facette eines Menschen, der viele Seiten hatte, sich selbst immer wieder neu erfand und der Mitwelt bis heute Rätsel aufgibt. Eine »Zeitinsel« für Jean Sibelius – der passende Ort für einen Komponisten, für den man nur schwer einen Platz finden kann. Absolute Musik – sieben Sinfonien und ein Violinkonzert Für Sibelius selbst waren die Sinfonien als absolute Musik wahrscheinlich der wertvollste Teil seines Komponierens, ein Feld, auf dem er allein an der Musik gemessen werden wollte, ohne irgendwelche subjektiven Assoziationen an nordische Weiten oder Unendlichkeiten. Sein Ringen mit der Gattung Sinfonie hat Ähnlichkeit mit demjenigen Brahms’, der sich stets durch das übermächtige Vorbild Beethoven gelähmt fühlte. Auch für Sibelius hatte Beethoven eine außerordentliche Bedeutung, besonders seit er in frühen Berliner Studentenjahren die Sinfonien und die späten Klaviersonaten in den legendären Interpretationen Hans von Bülows gehört hatte. Mit der »Eroica« hatten Bülow und die Philharmoniker die Saison 1889/90 eröffnet und für den jungen Finnen war dies womöglich das erste Konzerterlebnis von internationalem Niveau. 1899 veröffentlichte Sibelius seine erste Sinfonie, 1924 die Siebte, fast alle unterzog er in der Zwischenzeit in Bruckner’scher Manier zahlreichen Umarbeitungen. Seine Einstellung zur Sinfonie zeigt sich deutlich in der Abgrenzung zum anderen großen Sinfoniker der Zeit, zu Gustav Mahler, mit dem Sibelius oft verglichen wurde. Den Brüchen in Mahlers Musik setzte Sibelius differenzierte Entwicklungen entgegen, die oft die Übergänge zwischen einzelnen Sätzen kaum noch erkennen ließen und schließlich in der Komprimierung der Siebten in einem einzigen Satz mündeten, dessen C-Dur-Schlusspunkt keine Fortsetzung erlaubte, wie der englische Kritiker Cecil Gray schrieb, ein »Quod erat demonstrandum«. 18 I 19 Der Wille zur Komposition absoluter Musik liegt dem Violinkonzert ebenso zugrunde wie den Sinfonien, doch spielte hier natürlich auch der (wenn auch gescheiterte) Violinvirtuose Sibelius mit, der dem Reigen der romantischen Virtuosenkonzerte seinen eigenen Beitrag hinzufügen wollte. Nicht zuletzt durch die zweitrangigen Solisten der ersten Aufführungen, wurde das Konzert zunächst verhalten aufgenommen. Erst in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts erlangte es durch Jascha Heifetz seine heutige Berühmtheit und gehört heute zum Repertoire vieler großer Virtuosen. Der Kammermusiker und »erbärmliche Pianist« Zwar hatte die Kammermusik in den frühen Jahren ihren festen Platz in Sibelius’ musikalischem Leben, doch wandte er sich bald dem Gebiet der Sinfonik zu, das seinem Naturell eher entsprach. Als er sich 1909 wieder auf das Feld der Kammermusik begab, geschah dies nicht unter allzu glücklichen Vorzeichen: Sibelius, der sich während der Komposition weitgehend in London aufhielt, litt an einem bösartigen Tumor am Kehlkopf, der herausoperiert werden musste. In der Folge war er zum kompletten Verzicht auf Tabak und Alkohol gezwungen, was ihn enorme Anstrengung kostete; man kann kaum umhin, Sibelius als Alkoholiker zu bezeichnen. Als »Ersatzdroge« verlegte er sich auf das Tagebuchschreiben und hinterließ in der Folgezeit wertvolle Dokumente für die Forschung, wenn diese auch nicht immer ganz zuverlässig sind. In einem mühevollen Prozess brachte er in dieser düsteren Zeit sein großartiges Streichquartett d-moll op. 56 »Voces intimae« zustande, dessen Beiname sich auf eine Stelle im zentralen Adagio bezieht. Unvermittelt sind hier, deutlich zu hören, drei aufeinander folgende e-mollAkkorde im dreifachen pianissimo in das umgebende Es-Dur eingefügt, über die sein Schüler Nils-Eric Ringbom schrieb, dass sie »unwillkürlich das Gefühl erwecken, als werde mit ihnen ein Schlüssel im Schloß gedreht, um unseren Sinnen eine Welt von transzendentaler Herrlichkeit zu erschließen«. Während dieses letzte Streichquartett eine seltene Ausnahme in Sibelius’ Schaffen darstellt, blieb er dem Klavier Zeit seiner kompositorischen Aktivität verbunden. Zwar bezeichnete ihn Martin Wegelius, sein ehemaliger Lehrer aus Helsinki, als »erbärmlichen Pianisten« und lag damit wohl nicht ganz falsch, doch konnte Sibelius immerhin so gut improvisieren, dass er seinen Freund Ferruccio Busoni dabei an Einfallsreichtum übertroffen haben soll. Die Improvisation am Klavier war oft der Ausgangspunkt für seine großen sinfonischen Werke, obwohl er Werke in seinen Klavierkompositionen weitgehend kleinen Formen verhaftet blieb wie den »Préludes« von Chopin, die Sibelius sehr schätzte. Während die »Zehn Stücke für Klavier« op. 24 in der Zeit zwischen 1894 und 1904 entstanden und erst anschließend zusammengefasst wurden, komponierte Sibelius die »Zehn Klavierstücke« op. 58 in der Entstehungszeit der »Voces intimae« als geschlossene Gruppe. Neben den reinen Klavierkompositionen fertigte Sibelius von vielen seiner Orchesterkompositionen (nie jedoch von den Sinfonien) Klavierbearbeitungen an, dem Geist der Zeit entsprechend. Auch hierbei blieb er im Rahmen seiner eigenen pianistischen Fähigkeiten; nur in einem Fall konnte er sich nicht einer Ausnahme enthalten: Seine Bearbeitung der »Finlandia« gibt dem Interpreten Gelegenheit, im Lob seines Vaterlandes die eigene Virtuosität zu präsentieren. Der Sinfonische Dichter – von »Kullervo« bis »Tapiola« 1891 war das Jahr der Hochzeit von Jean Sibelius und Aino Järnefelt (1871– 1957), die ihm Zeit seines Lebens eine treue Begleiterin durch Höhen und Tiefen war und mit der er das gemeinsame Heim »Ainola« (»Ainos Reich«) bei Helsinki aufbaute. Im gleichen Jahr war die Runen-Sängerin Larin Paraske aus Karelien zu Gast in Porvoo bei Helsinki gewesen und Sibelius hatte sie mit großer Begeisterung Lieder aus dem finnischen Nationalepos »Kalevala« singen hören. Teilweise als Zitate, teils als Stilzitate klingen ihre monotonen Melodien in Sibelius’ op. 7 durch, für das er sich die »Kullervo«-Sage aus dem »Kalevala« wählte, eine Geschichte, die an Blutrünstigkeit, Dramatik und sadistischer Phantasie der griechischen Mythologie in nichts nachsteht. Hier eine Kurzversion: Kullervos Familie wird vom Bruder seines Vaters, Untamo, getötet, Kullervo in die Sklaverei verkauft. Später erfährt er, dass seine Eltern doch überlebt haben, kehrt zu ihnen zurück und hört von der Existenz seiner Schwester, die aber verschwunden ist. Als er vom Vater geschickt wird, um Steuern zu zahlen, begegnet er einem Mädchen; sie verlieben sich und schlafen miteinander. Nachdem das Mädchen von ihrer Verwandtschaft erfahren hat (es ist die verschollene Schwester), begeht es Selbstmord. Kullervo nimmt Rache an Untamo, findet dann seine Eltern ebenfalls ermordet vor und stürzt sich schließlich in sein Schwert. Spätestens mit der umjubelten Aufführung des »Kullervo« am 28. April 1892 war Sibelius’ Position als Nationalkomponist festgeschrieben, obwohl ihm selbst dies bald darauf zuviel zu werden schien und er das Werk nach drei Aufführungen für den Rest seines Lebens zurückzog. In seiner letzten Sinfonischen Dichtung »Tapiola« ist die Programmatik eher allgemein; 20 I 21 Werke in einem Stimmungsbild wird hier das Reich des Waldgottes Tapio heraufbeschworen. Sibelius selbst ließ diesem letzten großen Werk, das 1926 uraufgeführt wurde und heute zu seinen bedeutendsten Kompositionen gerechnet wird, durch den Verlag einige Worte in deutscher Sprache beigeben: »Da dehnen sich des Nordlands düst’re Wälder Uralt-geheimnisvoll in wilden Träumen, In ihnen wohnt der Wälder großer Gott, Waldgeister weben heimlich in dem Dunkel.« Der Nationalkomponist – »Finlandia« Wer einmal Finnland besucht hat, ist überwältigt von der Verehrung, die Sibelius dort entgegen gebracht wird. Sein Status als Nationalheld wird allenfalls von Carl Gustav Emil Mannerheim (1867–1951) erreicht, dem General, der Finnland in die Unabhängigkeit von Russland geführt hat; die Sibelius-Begeisterung übertrifft bei weitem das Maß an Verehrung, das einem klassischen Komponisten normalerweise entgegen gebracht wird. Allein aus der Musik heraus lässt sich diese nationale Vereinnahmung kaum erklären, dafür war Sibelius das nationale Element in seinen Werken selbst nicht wichtig genug. Vielleicht war es aber gerade diese Tatsache, die ihn zur Identifikationsfigur für die Finnen machte. Wie so häufig, gab es auch in Finnland nicht »die Finnen« sondern es gab eine finnlandschwedische Oberschicht, zu der Sibelius qua Geburt gehörte, es gab das finnische Volk selbst, das hinsichtlich Bildung und sozialem Status eher die Unterschicht bildete, es gab eine große Zahl von Deutschen und Deutschstämmigen und natürlich auch Russen (Finnland war von 1809 bis 1917 autonomes Großfürstentum Russlands). Unter allen Gruppen gab es wiederum zahlreiche Untergruppen und Interessengemeinschaften. Die Russen brauchten zum Erhalt ihrer Macht nicht viel mehr beizutragen, als die anderen Gruppen möglichst geschickt gegen einander auszuspielen. Sibelius, der keine differenzierte politische Festlegung betrieb, taugte gerade dadurch zur Identifikationsfigur für alle »Fennomanen« und trug wesentlich zu ihrer Einigung bei. Sein größter Nationalerfolg war für ihn politisch nicht ungefährlich, obwohl »Finlandia«, 1899 komponiert, eigentlich eher als Zufallstreffer zu bezeichnen ist. Ursprünglich entstand das Werk als letzter Satz einer Serie von Begleitmusiken zu verschiedenen Tableaus; erst bei späteren Aufführungen ohne Begleitprogramm stellte sich ein gewisser Erfolg ein. Sibelius selbst war eher überrascht angesichts »dieser, wenn man sie mit meinen anderen Werken vergleicht, unbedeutenden Komposition«. 22 I 23 Einige Monate später, im März 1900, erhielt Sibelius einen Brief seines späteren Freundes Axel Carpelan, der ihn um eine Ouvertüre mit dem Titel »Finlandia« als Gegengewicht zur »Rossija« von Anton Rubinstein bat. Sibelius komponierte zwar nichts Neues, aber er taufte das besagte Finale der Tableaumusik um und legte damit den Grundstein für seinen größten patriotischen Erfolg. Später fertigte er zahlreiche Arrangements des Werkes an, unter denen die Männerchorfassung der abschließenden Hymne zwar nicht die offizielle Nationalhymne Finnlands ist, aber mindestens ebenso hoch geschätzt wird. Nationale Männerchöre – Finnland und Estland Die wuchtigen Männerchöre im »Kullervo« kamen nicht von ungefähr; der Gesang in Männerchören hatte schon zu Sibelius’ Zeit in Finnland eine reiche Tradition und war gerade deshalb so wertvoll für die Finnen, weil es sich eben um eine finnische Tradition handelte und nicht um einen »Import« aus Schweden oder Russland. Der archaische Klang passte hervorragend in die angestrebte Nationalmusik und entwickelte sich zu einem politischen Instrument der pro-finnischen Bewegung. Eine ähnliche Bedeutung wie Sibelius für die finnische Musik haben Rudolf Tobias (1873 –1918) und Eduard Tubin (1905 –1982) für diejenige des estnischen Nachbarlandes. Dabei sind ihre musikalischen Hintergründe allerdings sehr unterschiedlich; während Tubin dem volkstümlichen Handwerkermilieu eines estnischen Dorfes entstammte und von klein auf der volkstümlichen Musik verbunden war, war Tobias’ Herkunft ausgesprochen religiös geprägt, sodass er sich früh der Kirchenmusik zuwandte und auf der Orgel ausgebildet wurde. Die enge Verwandtschaft der estnischen und der finnischen Kultur dokumentiert einen Umstand, der im deutschen Bewusstsein immer wieder vernachlässigt wird: Finnland gehört nicht zu Skandinavien! Zwar war es natürlich auf Grund der Zeitläufe starken schwedischen Einflüssen ausgesetzt und noch heute ist für 5,5% der Finnen Schwedisch die Muttersprache. Kulturell aber bildet Finnland einen weit stärkeren Verbund mit dem benachbarten Estland; beide Länder vereint die finno-ugrische sprachliche Insellage, die den gemeinen Mitteleuropäer chancenlos dastehen lässt. Seit dem Fall des eisernen Vorhangs wachsen die beiden Länder wieder zusammen, es gibt sogar viele Berufspendler zwischen Helsinki und Tallinn. Während der Zeit vom Zweiten Weltkrieg bis zum Zerfall der Sowjetunion schloss sich Finnland trotz eines gewissen Sonderstatus’ kulturell enger an den Westen an, Komponisten wie Einojuhani Rautavaara (geb. 1928) waren westeuropäischen Chorsängern wohlbekannt für Werke ihre originellen Werke. In Estland dagegen wuchsen Arvo Pärt (geb. 1935), Erkki-Sven Tüür (geb.1959), Veljo Tormis (geb. 1930) oder der Organist Andres Uibo (geb. 1959) mit dem sowjetischen Bildungssystem auf. Außer Pärt, der bereits 1980 nach Deutschland emigrierte, kamen sie erst nach dem Zerfall der Sowjetunion zu voller Bekanntheit auch im Westen und sind heute wichtige Mitwirkende des internationalen Musiklebens. Sibelius’ Erben Das finnische Musikleben ist von immenser Vielfalt und immens hohem Niveau, das gewiss nie ohne die Vorreiterrolle einer Identifikationsfigur wie Sibelius erreicht worden wäre. 1939 wurde die von Martin Wegelius gegründete Musikhochschule in Helsinki umbenannt in »Sibelius-Akademie«; heute ist sie die größte Musikhochschule nicht nur Finnlands, sondern auch der skandinavischen Länder. Wenn ein Land, das in der Größe Deutschland ähnelt, aber nur etwa 5,3 Millionen Einwohner hat, über 30 professionelle Sinfonieorchester mit einem flächendeckend sehr hohen Niveau unterhält und kontinuierlich Musiker der internationalen Spitzenklasse und viel versprechenden musikalischen Nachwuchs hervorbringt (und zu einer der beiden Kategorien zählen eigentlich alle finnischen Musiker der »Zeitinsel«!); wenn ein so kleines Land auch in der Pop- und Rockszene immer wieder Stars produziert, sich kollektiv für den Tango begeistert und seine modernen Komponisten der zeitgenössischen Weltelite angehören – dann muss es dort einen musikalischen Geist geben, der beflügelt. Fest auf dem Boden einer (relativ jungen) Tradition verankert, finden in Finnland junge Künstler Raum, sich auszuprobieren, ausgestattet mit viel Experimentierfreude und, wo nötig, Sinn für das Skurrile. Vokalensembles wie Rajaton, die Leningrad Cowboys, der brüllende Männerchor Huutaja oder die Band Apocalyptica, in der vier Cellisten Heavy Metal auf hohem Niveau spielen – sie alle sind Finnen. Unter den klassischen Komponisten unserer Zeit ist vor allem die Gruppe »Ears open!« zu nennen, die sich in den 70er Jahren an der Sibelius-Akademie gründete. Neben Kaija Saariaho und Jouni Kaipainen gehören zu den tragenden Mitgliedern auch Komponisten wie Magnus Lindberg oder Kalevi Aho, die bis heute in losem Verbund zusammen gehören, obwohl sie künstlerisch ganz unterschiedliche Wege gehen. Kaija Saariaho, die seit 1982 in Paris lebt, gehört zu den bedeutenden OpernkomponistInnen der Gegenwart, was Werke anderer Gattungen ebenso wenig ausschließt wie die enge Zusammenarbeit mit einzelnen Künstlern wie Esa-Pekka Salonen, Anssi Kartunen oder Emanuel Ax. 24 I 25 Für ihn entstand die »Ballade« für Klavier, über die Saariaho selbst schrieb: »In diesem kurzen Stück wollte ich Musik schreiben mit einer Melodie, die aus der Struktur erwächst und schließlich wieder in ihr verschwindet; ein Werk, das allmählich gleitet von einer komplexen, vielschichtigen Struktur in einzelne Linien und wieder zurück. Warum Ballade? Manny hat speziell nach einem Stück mit diesem Titel gefragt, und ich habe es im Juli 2005 für ihn geschrieben.« Anders als Saariaho gehört Jouni Kaipainen zu den wenigen finnischen Komponisten, die ihre Ausbildung ausschließlich in Helsinki erhielten und bis heute dem Heimatland eng verbunden geblieben sind. Sein Œuvre umfasst sowohl Sinfonien großen Ausmaßes als auch filigran gearbeitete kammermusikalische Werke. Bei Kaipainen findet sich eine ähnliche Abgrenzung wie bei Sibelius’ Sinfonien und Sinfonischen Dichtungen: Einerseits gibt es Kompositionen mit deskriptiven Titeln wie das Klarinettenkonzert »Carpe diem!«, andererseits absolute Musik wie das 5. Streichquartett op. 70, das Kaipainen 2004 für das Kammermusikfestival im finnischen Kuhmo komponiert hat. Immer wieder finden sich in der finnischen Musik Anspielungen, Rückbezüge oder Hommagen an Sibelius. Ohne ihn wäre ein derart aktives und hochrangiges Musikleben sicher nie zustande kommen, sodass sich auch auf diesem Feld bestätigt, was sein Komponistenkollege Ralph Vaughan Williams ihm zum 85. Geburtstag schrieb: »Sie haben ein Licht entzündet, das nie verlöschen wird.« Werke 26 I 27 Meta4 Quartet Meta4, gegründet 2001, gilt als eines der besten Streichquartette Finnlands. Sein internationaler Durchbruch begann 2004 in Moskau mit dem Gewinn des »Dmitri-Schostakowitsch-Wettbewerbs« und des Sonderpreises der Jury für die beste Schostakowitsch-Interpretation. 2007 gewann Meta4 den »Joseph-Haydn-Wettbewerb« in Wien. Meta4 ist u.a. in Wien (Mozart Saal), Madrid (Auditorio Nacional) und New York (Carnegie Hall) aufgetreten. In Finnland spielten sie bei den Helsinki Festspielen, den Turku und Mänttä Musikfestspielen sowie der Kuhmo Kammermusik. Wichtigste Lehrer des Quartetts sind Hatto Beyerle und Johannes Meissl. Die vier haben auch an der Europäischen Kammermusikakademie (ECMA) studiert. Antti Tikkanen spielt auf einer Stradivari-Violine von 1690, sie ist im Besitz der Sibelius-Akademie und versichert mit Unterstützung der Firma Pohjola. Minna Pensolas Anselmo Bellosio-Violine aus dem Jahre 1770 ist im Besitz der Sysmä Bank. Atte Kilpeläinens Instrument ist eine GuidantusAltviola (1737), im Besitz des Kunstfonds der OKO-Bank. Tomas Djupsjöbackas Postiglione-Cello von 1857 ist eine Leihgabe des Geigenbauers Ilkka Wainio. 2007 tritt Meta4 unter anderem auf in Mailand (Sala Verdi), Dortmund (Konzerthaus), London (Wigmore Hall) und Stockholm (Konserthuset). Antti Siirala Beim Leeds-Wettbewerb 2003 überzeugte der junge finnische Pianist die Jury und das Publikum (Beethoven-Klavierkonzert Nr. 4) und gewann den Ersten Preis, die Goldmedaille und den Publikumspreis. Mit diesem wichtigen Wettbewerbsgewinn hat Siirala ein ansehnliches Kleeblatt an Ersten Preisen: Er gewann auch die Internationalen Wettbewerbe von Dublin 2003, London 2000 und den 10. Beethoven-Wettbewerb in Wien – als jüngster Preisträger in dessen Geschichte. Sein Debütkonzert im Dezember 2004 in Brüssel geriet zu einem unvergleichlichen Erfolg, da er wegen kurzfristiger Erkrankung des Dirigenten die Leitung des Orchesters vom Klavier aus übernahm. Umgehend wurde er für Konzerte mit dem Orchester und ein Recital im Palais des Beaux Arts wieder eingeladen. Als Einspringer für den erkrankten Emanuel Ax gab er 2005 ein gefeiertes Recital-Debüt in der Kölner Philharmonie. Einspringen war 2006/07 ein Markenzeichen für ihn: für Hélène Grimaud beim SWR-Sinfonieorchester Freiburg/Baden-Baden unter Gielen (Brahms-Klavierkonzert Nr. 2), für Ivo Pogorelich beim »Schumannfest Düsseldorf«, Michail Pletnev beim »Maggio Musicale« oder für Yefim Bronfman bei den Bamberger Symphonikern unter Herbert Blomstedt (Brahms- 28 I 29 Klavierkonzert Nr. 1): Überall wurde er von Presse und Publikum gefeiert. Blomstedt lud ihn noch in derselben Saison zum »Baltic Sea Festival« ein und die Bamberger für vier Konzerte mit seinem Landsmann Pietari Inkinen (November 2007). Highlights der Saison 2007/08 sind Konzerte mit dem Residentie Orkest Den Haag unter Neeme Järvi, Tourneen in die USA und Asien, auf denen er mit dem New Jersey Symphony Orchestra, dem Singapore Symphony Orchestra unter Lan Shui, dem New Japan Philharmonic Orchestra unter Michael Boder und dem Yomiuri Nippon Symphony Orchestra unter Hugh Wolff spielen wird. Dirigenten, die mit Siirala zusammenarbeiten, sind u.a. Paavo Berglund, Herbert Blomstedt, Stéphane Denève, Thierry Fischer, Mikko Franck, Michael Gielen, Kristjan Järvi, Neeme Järvi, Fabio Luisi, Sakari Oramo, Eiji Oue, Yutaka Sado, Esa-Pekka Salonen, Jukka-Pekka Saraste, Osmo Vänskä und Hugh Wolff. Er spielte und spielt u.a. mit folgenden Orchestern: Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, HRSinfonieorchester Frankfurt, SWR Sinfonieorchester Freiburg und Baden-Baden, WDR Sinfonieorchester Köln, Wiener Symphoniker, Tonkünstlerorchester Wien, Orchestre National de Belgique, City of Birmingham Symphony, BBC Symphony London, Irish National Symphony, Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino, Schwedisches Nationalorchester und Rundfunksinfonieorchester, Sinfonia Varsovia, St. Petersburger Symphoniker, Detroit Symphony, New Jersey Symphony. Meilensteine waren die Recitale beim »Klavier-Festival Ruhr«, »Schumannfest Düsseldorf«, bei den »Europäische Wochen« Passau und den Festivals in Bozen, Bath und Kilkenny sowie in der Kölner Philharmonie, im KONZERTHAUS DORTMUND (wo er seit 2006/07 einer der acht Künstler der Reihe »Junge Wilde« ist), in Hannover Homburg/Saar, Leverkusen, Wuppertal, bei der Reihe »Internationale Pianisten« in Mainz, in der Londoner Wigmore Hall, im Concertgebouw Amsterdam, im Metropolitan Museum in New York, der Tonhalle Zürich, in Brüssel, Aix-les-Bains, Porto, Mailand, Imola, und Detroit. Seine CD mit Schubert-Transkriptionen (Naxos) erhielt hervorragende Besprechungen und wurde vom »Gramophone Magazine« (»Editor’s Choice Award«) ausgezeichnet. Die aktuelle CD mit Werken von Brahms (Ondine) erhielt sechs von sechs möglichen Punkten in der Kategorie »Interpretation« bei »Piano News« und wurde vom »Gramophone Magazine« als »Editor’s Choice« ausgewählt. Sein Repertoire umfasst neben deutscher Klassik und Romantik auch zeitgenössische Werke. Er brachte Erstaufführungen von Walter Gieseler, Kuldar Sink and Uljas Pulkkis und 2003 das neue Klavierkonzert von Kalevi Aho zur Uraufführung. Kaja Saariahos erstes Klavierwerk »Ballade« ist Teil seines aktuellen Recitalprogramms. In der vergangenen Saison vollendete Antti Siirala seinen Zyklus aller Beethoven-Klaviersolowerke an der Sibelius Academy in Helsinki. Biografien Tampere Philharmonic Orchestra Monica Groop Das aus 97 Musikern bestehende Tampere Philharmonic Orchestra gehört zu den führenden Sinfonieorchestern Skandinaviens und feierte im Jahre 2005 sein 75-jähriges Jubiläum. Im August 2006 übernahm der finnische Dirigent John Storgårds den Posten des Chefdirigenten, während sein Vorgänger, der Este Eri Klas, Ehrendirigent wurde. Als »Composer-inResidence« wirkt Jouni Kaipainen. Mit der 1990 eingeweihten Tampere Hall, einem exzellenten Konzertsaal mit angeschlossenem Kongresszentrum, betrat das Orchester im wahrsten Sinne des Wortes eine schöne neue Welt. Die verbesserte Architektur und der Konzertsaal mit seinen 1800 Plätzen boten dem Ensemble Raum zur künstlerischen Weiterentwicklung. In der Wintersaison gibt es freitags eine Reihe mit Sinfoniekonzerten, während der Sonntagnachmittag einmal im Monat der Kammermusik vorbehalten ist. Außerdem tritt das Orchester bei Opern- und Ballettinszenierungen auf und spielt regelmäßig bei der »Tampere Biennale für zeitgenössische Musik«. Charakteristisch für das Tampere Philharmonic Orchestra sind auch die Bildungsprojekte und andere Veranstaltungen für junge Menschen; so gründete es als erstes finnisches Orchester einen Club für junge Zuhörer. In den letzten Jahren hat das Orchester unter Dirigenten wie Eri Klas, John Storgårds, Tuomas Ollila und Leif Segerstam vor allem für Ondine eingespielt. Bislang erschienen 40 CDs, die auch international erhältlich sind. In jüngerer Zeit spielte das Tampere Philharmonic Orchestra vor allem Werke von Jouni Kaipainen, Einar Englund, Peteris Vasks, John Corigliano, Alma Mahler, Leo Brouwer, Robert Schumann und Jean Sibelius ein. Viele Aufnahmen wurden ausgezeichnet besprochen und erhielten mehrere Preise, darunter den »Cannes Classical Special Award« für die beste CD des Jahres 2004 und fünf weitere »Cannes Classical Awards«. Das Tampere Philharmonic Orchestra unternahm Tourneen durch Skandinavien, Estland, Deutschland, die Niederlande, Spanien und die Vereinigten Staaten. Seinen Ruf als professionelles Orchester erarbeitete sich das 1930 gegründete und seit 1947 von der Stadt Tampere unterhaltene Ensemble zunächst in den 37 Jahren, in denen es von Eero Kosonen dirigiert wurde. Seither hat es sich vor allem unter Paavo Rautio, der es von 1974 – 1987 führte und auch eine USA-Tournee mit dem Ensemble unternahm, durch seine Interpretationen finnischer Musik ausgezeichnet. Von 1990–94 führte Leonid Grin als Künstlerischer Leiter regelmäßige Aufnahmeaktivitäten ein, während Tuomas Hannikainen von 1994 – 98 als Künstlerischer Leiter mit seiner kühnen, bahnbrechenden Programmgestaltung Aufsehen erregte. Die Karriere der finnischen Mezzo-Sopranistin gründet auf ihrem breit gefächerten und wagemutigen Repertoire. 1987 gab sie ihr Debüt als Charlotte in Massenets »Werther« an der Finnish National Opera und 1991 ihr Londoner Debüt in Covent Garden in Haitinks hochgelobtem »Ring«-Zyklus. Sie war u.a. in folgenden Rollen zu sehen: Cherubino in »Le Nozze di Figaro« (Covent Garden; Bayerische Staatsoper), Charlotte in »Werther« (Königliche Oper Stockholm), Mélisande in Peter Sellars’ »Pelléas et Mélisande« (Los Angeles Opera/Esa-Pekka Salonen) und Carmen (Königliche Oper Stockholm). Unter Dirigenten wie Zubin Mehta, Seiji Ozawa, Christoph Eschenbach, Herbert Blomstedt, Marek Janowski, Neeme Järvi, Kent Nagano, Esa-Pekka Salonen, Daniel Harding und Sir Georg Solti ist sie mit Orchestern wie dem Boston Symphony, Chicago Symphony, Cincinnati Symphony, San Francisco Symphony, dem London Philharmonic Orchestra, BBC Symphony, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Staatskapelle Dresden, Gewandhausorchester Leipzig, NDR Sinfonieorchester, Orchestre National de France, dem Rotterdam Philharmonic, Wiener Philharmonikern und der Accademia di Santa Cecilia aufgetreten. Als Solistin sang sie u.a. in der New Yorker Carnegie Hall, der Londoner Wigmore Hall und dem Wiener Musikverein. Sie singt regelmäßig mit den Pianisten András Schiff, Rudolf Jansen und Roger Vignoles. International wurde Monica Groop als Interpretin von Barockmusik bekannt, u.a. mit Dirigenten wie Franz Brüggen, Gottfried von der Goltz, Philippe Herreweghe, Christopher Hogwood, Ton Koopman, Trevor Pinnock, Helmuth Rilling und Bruno Weil. 2005/06 sang sie in der Live-CD-Einspielung von Sibelius’ »Kullervo« (London Symphony Orchestra/Sir Colin Davis) am Lincoln Center New York. Die DVD von Saariahos Oper »L’amour de loin« (2006), in der sie den Pilger singt, bekam den Jurypreis des »BBC Music Magazine« und wurde von »Gramophone« zur DVD des Monats gewählt. 2005 trat sie mit den Wiener Philharmonikern unter Seiji Ozawa im Wiener Musikverein und im Vatikan auf und sang in Köln und Berlin mit dem Deutschen Symphonie Orchester unter Kent Nagano. 2006/07 sang sie mit András Schiff bei den »Ittinger Pfingstkonzerten« und mit Rudolf Jansen beim »Festival van Vlaanderen«. 2006 gab sie mit der Londoner Royal Opera in Genf »Cosí fan tutte«, sang mit den Münchner Philharmonikern und mit den Wiener Symphonikern. Beim »Savonlinna Opera Festival« 2007 stellte sie eine neue Auftragsarbeit des finnischen Komponisten Olli Kortekangas vor, wurde dort zur »Künstlerin des Jahres 2007« gewählt und trat bei den Glyndebourne- und Aix-en-Provence-Festivals auf. Sie hat über 50 CDs eingespielt. 2006 erschien die fünfte Folge von Grieg-Liedern mit dem Pianisten Roger Vignoles (BIS). Die Solo-CD »Flamme d’amour« bietet Opernarien französischer Komponisten. Bei Finlandia veröffentlichte sie 1998 Alt-Kantaten von Bach und 2001 »Arie amorose« mit Barockarien. Außerdem spielt sie für Sony, Decca, Chandos, Harmonia Mundi, CPO, Accent und Ondine ein. 30 I 31 Biografien Tommi Hakala Tommi Hakala, »BBC Singer of the World« 2003, studierte an der Sibelius-Akademie in Helsinki und in Karlsruhe, bevor er in Deutschland und seiner Heimat Finnland eine Karriere als Bariton begann. Er ist regelmäßig an der Finnish National Opera und beim Savonlinna Opera Festival zu Gast, war Ensemblemitglied an der Oper Nürnberg (1998–2001) und an der Oper Leipzig (2001–04) und arbeitet heute international als freier Künstler. In jüngerer Zeit trat er als Gast bei mehreren Konzerten in Europa und den USA auf, sang Wolfram in »Tannhäuser« in Savonlinna, Valentin in »Faust« in Valencia, trat in Turku erstmals als »Don Giovanni« auf und debütierte an der Vlaamse Opera und in Bern (2006/07) als Danilo in »Die lustige Witwe«. Nach seinen hoch gelobten Debüts in »Le nozze di Figaro« in San Francisco und Faust an der New Yorker Metropolitan Opera, beide 2006, wird Tommi Hakala für eine weitere »Figaro« Inszenierung nach Atlanta reisen und 2008 an der Met Massenets »Manon Lescaut« geben. Weitere Projekte sind »Don Giovanni« an der Vlaamse Opera, Isän Tyttö (Vaters Tochter) in Savonlinna, »Carmen« in Helsinki (2007) und ein weiteres Rollendebüt als »Eugen Onegin« in Tel Aviv (2008). Sein Konzertrepertoire umfasst u.a. Brittens »War Requiem«, Mahlers Achte Sinfonie mit Esa-Pekka Salonen, Mendelssohns »Paulus«, Orffs »Carmina Burana«, Schrekers »Der ferne Klang«, Schumanns »Szenen aus Goethes Faust«, Sibelius’ »Kullervo« mit dem Boston Symphony Orchestra, Vaughan Williams’ »Five Mystical Songs / Sea Symphony« mit dem Gewandhaus Leipzig und Zemlinskys »Lyrische Symphonie«. Folgende Einspielungen liegen von Tommi Hakala vor: »Kuningas lähtee ranskaan« (»Der König geht nach Frankreich«) von Aulis Sallinen, 2005 eingespielt mit dem Helsinki Philharmonic Orchestra, Orchesterlieder von Jean Sibelius mit der Lahti Sinfonia, die CD »Great Baritone Arias« und »Tule, armaani«. Hakala wurde mit dem Ersten Preis beim International Merikanto Singing Competition 2001 ausgezeichnet und war Stipendiat der »Martti Talvela Foundation« und der »Richard-Wagner-Stiftung«. John Storgårds John Storgårds ist einer der vielseitigsten und interessantesten finnischen Dirigenten seiner Generation. Seit seinem Dirigierdebüt 1989 hat er sich vor allem einen Namen als Interpret von neuen und selten gespielten Werken, die abseits des Mainstream-Repertoires liegen, gemacht. 32 I 33 Mit Beginn dieser Saison hat John Storgårds die Position des Chefdirigenten des Philharmonischen Orchesters in Tampere/Finnland übernommen. Außerdem behält er seine Positionen als ständiger Gastdirigent beim Helsinki Philharmonic Orchestra sowie als Künstlerischer Leiter des Kammerorchesters Lappland bei. Auch in dieser Saison zeigen die weltweiten Einladungen zu Gastorchestern, dass John Storgårds Engagement und Vielseitigkeit in der Musikwelt zunehmend Beachtung finden – so dirigiert er mit dem Dänischen Nationalorchester die Uraufführung von Benjamin Koppels Saxophonkonzert, mit dem BBC Symphony Orchestra die Uraufführung eines Werkes für Chor und Orchester von Michael Nyman, mit dem jungen Klarinettisten Kari Kriikku folgt außerdem die Uraufführung des Zweiten Klarinettenkonzertes von Jukka Tiensu. Mit dem MDR Sinfonieorchester Leipzig, Isabelle van Keulen und Michael Collins präsentiert John Storgårds die deutsche Erstaufführung des Doppelkonzertes für Viola und Klarinette von Erki-Sven Tüür. 2005 gab John Storgårds sein eindrucksvolles »BBC Proms«-Debüt mit dem BBC Symphony Orchestra. Des Weiteren hat er in den letzten Jahren mit dem Nationalorchester Belgien, den Rundfunkorchestern von Finnland und Schweden, dem Royal Stockholm Philharmonic sowie in Deutschland mit dem hr-Sinfonieorchester, den Stuttgarter Philharmonikern, der Deutschen Kammerphilharmonie und dem Ensemble Modern zusammen gearbeitet. Außerhalb Europas gastierte er beim New Zealand Symphony Orchestra sowie beim St. Paul Chamber Orchestra in den USA. Im Opernbereich gab John Storgårds 1999 an der Finnischen Nationaloper sein Debüt mit Haydns »Orlando Paladino« sowie 2000 mit Mozarts »Zauberflöte« beim Opernfestival in Savonlinna. 2005 dirigierte er Strauss’ »Arabella« an der Finnischen Nationaloper. John Storgårds hat einige CDs für das Label Ondine eingespielt. Die meisten Aufnahmen präsentieren ihn als Geiger, einige aber auch als Dirigent. Die Aufnahme von Peteris Vasks‘ Violinkonzert »Distant Light« und die Sinfonie Nr. 2 wurden mit dem »Classical Disque of the Year«-Preis 2004 in Cannes ausgezeichnet. Weitere Aufnahmen beinhalten Werke von Kaija Saariaho, John Corigliano sowie das kürzlich mit Frank Peter Zimmermann eingespielte Violinkonzert von Busoni. John Storgårds wurde 1963 in Finnland geboren und begann schon recht frühzeitig mit dem Geigenspiel. Er studierte bei Esther Raitio und Jouko Ignatius an der Sibelius-Akademie in Helsinki, und später mit Chaim Taub in Israel. Das Dirigierstudium nahm er dann ebenfalls an der Sibelius-Akademie von 1993 bis 1997 auf, und zwar bei Jorma Panula und Eri Klas. Im Jahre 2002 wurde John Storgårds mit dem »Staatlichen Preis für Musik« ausgezeichnet. Biografien 34 I 35 Biografien Estnischer Nationaler Männerchor (RAM) Der Estnische Nationale Männerchor (RAM) ist gegenwärtig der einzige professionelle Vollzeitmännerchor weltweit. Der Chor wurde 1944 von dem legendären estnischen Chordirigenten Gustav Ernesaks gegründet. Seitdem hat RAM mehr als 5500 Konzerte in Estland, der ehemaligen Sowjetunion, in vielen westeuropäischen Ländern sowie in Israel, Kanada und den USA gegeben. In den ersten Jahren widmete sich der Chor dem à-cappella-Repertoire. Heutzutage wird das Ensemble insbesondere für seine Interpretation großer chorsinfonischer Werke gerühmt, welche mit den führenden Orchestern und Dirigenten aufgeführt werden. Das Repertoire des RAM (Eesti Rahvusmeeskoor) umfasst derzeit 25 oratorische Werke, die überwiegend in ausländischen Projekten und Tourneen zur Aufführung kommen. Im a-cappella-Repertoire erweitert der Chor sein Verständnis für verschiedene Epochen und Stile sowie für Werke anderer Kulturräume. Zahlreiche neue Aspekte sind durch den früheren Chefdirigenten Ants Soots eingebracht worden, der italienische, britische und lateinamerikanische Programme wie auch die armenische Liturgie »Patarag« aufführte, und der selbstverständlich immer wieder estnische Musik gefördert hat. RAM hat mit führenden Chordirigenten wir Robert Sund aus Schweden, Josep Prats aus Spanien, Chifuru Matsubara aus Japan, Roman Toi aus Kanada und mit den Esten Kuno Areng, Ants Üleoja, Toomas Siitan, Jaan-Eik Tulve und Mihkel Kütson zusammengearbeitet. Diese Zusammenarbeit wird ergänzt durch die Zusammenarbeit mit Orchesterdirigenten wie Neeme Järvi, Paavo Järvi, Kristjan Järvi, Eri Klas, Gennadij Roschdestwenski, Riccardo Muti, Paavo Berglund, Leif Segerstam, Esa-Pekka Salonen, Jukka-Pekka Saraste, Saulius Sondeckis, Leo Krämer, Christoph Spering, Gintaras Rinkevicius, Arvo Volmer, Paul Mägi, Jüri Alperten, Vello Pähn, Tõnu Kaljuste und anderen mehr. Von den großen chorsinfonischen Werken ist Schostakowitschs 13. Sinfonie »Babi Jar« die am häufigsten aufgeführte (u.a. mit Detroit Symphony, Tampere Philharmonic, Jerusalem Symphony, Los Angeles Philharmonic und Bochumer Symphoniker), gefolgt von Sibelius’ »Kullervo« (u.a. mit hr-Sinfonieorchester, Royal Stockholm Philharmonic, Minnesota Symphony, Tampere Philharmonic, Orchestre National du Capitole de Toulouse, Hamburger Symphoniker und dem Los Angeles Philharmonic), Cherubinis Requiem and Strawinskys »Oedipus Rex«. In den letzten Jahren hat der Estnische Nationale Männerchor 12 CDs eingespielt. 36 I 37 Der Chor beabsichtigt, alle wichtigen Werke für Männerchor und Orchester aufzunehmen. Die neueste Veröffentlichung beinhaltet alle Werke für Männerchor von Veljo Tormis. Das drei CDs umfassende Projekt wurde 2000 begonnen. Der Estnische Nationale Männerchor gibt gegenwärtig etwa 80–90 Konzerte jährlich, von denen etwa 25 symphonische Werke enthalten. Das Repertoire einer Saison enthält etwa 200 Werke, von denen jedes Jahr ein Viertel neu ins Programm aufgenommen werden. Die CD »Sibelius Cantatas« (Virgin Classics, 2003) des Estnischen Nationalen Männerchores unter seinem Ehrendirigenten Ants Soots sowie mit dem Ellerhein Mädchenchor und mit dem Estnischen Nationalen Symphonieorchester unter der Leitung von Paavo Järvi erhielt in der Kategorie »Best Choral Performance« den »Grammy« 2004. Die Künstlerische Leitung von RAM liegt in den Händen des lettischen Dirigenten Kaspars Putninš. Ständiger Dirigent und stellvertretender Chefdirigent ist Mihhail Gerts. Mihhail Gerts Mihhail Gerts gehört zu den hervorragendsten jungen estnischen Dirigenten. Er wurde 1984 geboren und absolvierte seine Studien in den Fächern Klavier (Prof. Ivari Ilja) und Dirigieren (Prof. Paul Mägi) an der estnischen Akademie für Musik und Theater in Tallinn. Derzeit bereitet er sich bei Prof. Paul Mägi auf seinen Master-Abschluss im Fach Dirigieren vor. Als Pianist hat Mihhail Gerts bei zahlreichen Wettbewerben erfolgreich teilgenommen, u.a. gewann er im Jahr 2000 im russischen Volhov den Zweiten Preis. Mihhail Gerts war Dirigent des Symphonieorchester des Tallinner Musikgymnasiums und des Tallinn 21 Kammerchores, dem 2003 in Budapest das goldene Diplom und der Zweiten Preis des »Musica Mundi Chorwettbewerbs« verliehen wurde. Er wurde als herausragendster junger Dirigent ausgezeichnet. 2004 gewann Mihhail Gerts den Zweiten Preis im Dirigentenwettbewerb der estnischen Jugendchöre. Besondere Aufmerksamkeit wurde ihm durch den Preis des Estnischen Nationalen Männerchors RAM zuteil, der ihn als besten Wettbewerbsteilnehmer auszeichnete. 2005 nahm Mihhail Gerts an Neeme Järvis Sommerakademie teil, wo er mit so herausragenden Persönlichkeiten wie Neeme und Paavo Järvi sowie Jorma Panula zusammen arbeitete. Im selben Jahr wurde er zum Dirigenten und stellvertretenden Chefdirigenten des Estnischen Nationalen Männerchors RAM ernannt. Biografien Andres Uibo LesArt Widerhall Andres Uibo graduierte 1976 im Alter von 20 Jahren als Pianist an der Musikoberschule Tallinn unter Leelo Kõlar und 1981 am damaligen Staatlichen Konservatorium Tallinn (heute Estnische Musik- und Theaterakademie) als Dirigent und Organist (unter Prof. Hugo Lepnum). 1992 – 94 ermöglichte ihm ein Stipendium der Stadt Lübeck ein Studium an der dortigen Musikhochschule unter Prof. Hans Gebhard. Seit 1981 ist Andres Uibo Konzertorganist des St. Nikolai Kirche (estnisch: Niguliste) in Tallinn. Die Kirche ist heute Museum und Konzertsaal. 1987 gründete Andres Uibo das Internationale Orgelfestival in Tallinn, welches heute eines der größten seiner Art in der Welt ist und dessen Künstlerischer Leiter er seitdem ist. Über die Jahre sind Spielorte in ganz Estland hinzugekommen, die die reichhaltige Orgellandschaft mit den besten Instrumenten ins Festivalprogramm einbeziehen. Seit 1980 hat Andres Uibo mehr als 2000 Konzerte in Estland, Lettland, Litauen sowie in fast allen Orgelzentren der ehemaligen Sowjetunion als auch in Belgien, Deutschland, Finnland, Italien, Japan, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Polen, Schweden und der Schweiz gegeben. Er ist ein erfahrener Interpret estnischer Orgelmusik und hat oft estnische Komponisten im Ausland präsentiert und uraufgeführt. Zahlreiche Rundfunkproduktionen sowie mehr als 25 CDs für verschiedene Labels dokumentieren das umfangreiche Schaffen von Andres Uibo. Zunehmend ist Andres Uibo auch als Komponist tätig, der als Inspirationsquellen Johann Sebastian Bach, Arvo Pärt und Erkki-Sven Tüür nennt. Dur-Molltonale Traditionen stehen gleichberechtigt neben zeitgenössischen Techniken. In der Art seiner kraftvollen Orgelbehandlung setzt Andres Uibo die Tradition klassischer und zeitgenössischer estnischer Organisten/Komponisten wie Rudolf Tobias, Peeter Süda, Artur Kapp, Edgar Arro und Hugo Lepnum fort. Seit 1984 ist Andres Uibo Professor an der Estnischen Musik- und Theaterakademie und zusätzlich ist er seit 1997 Produzent beim staatlichen Konzertinstitut Eesti Kontsert, dem größten Veranstalter Estlands. Darüber hinaus ist Andres Uibo seit 1998 Künstlerischer Leiter der Musiktage in Suure-Jaani, die der Komponistendynastie der Kapp-Familie gewidmet sind. 2001– 04 war Andres Uibo Präsident der Internationalen Artur-Kapp-Gesellschaft, seit 1996 Mitglied des Estnischen Musikrates und seit 1999 Vizepräsident der Gesellschaft der Estnischen Orgelfreunde. Er ist Jurymitglied nationaler und internationaler Wettbewerbe. LesArt Widerhall, gegründet 2005, sind die zwei Schauspieler, Vorleser und Wortspieler Erich Schwarz und Manfred Eisner. Zusammen mit verschiedenen Musikern stellen sie Lyrik und Prosa aus aller Welt vor. Der gebürtige Dortmunder Erich Schwarz arbeitete an Theatern in Bielefeld, Mannheim, Lübeck, Köln und bis 1993 an den Staatlichen Schauspielbühnen in Berlin. Seit 1994 gab er Gastspiele an verschiedenen Bühnen in Deutschland und der Schweiz. Er wirkte an ca. 250 Film- und Fernsehproduktionen wie »Papa ante Portas«, »Ödipussi«, »Hitlerjunge Salomon«, »Tatort«, »Polizeiruf 110«, »Der Alte« und »Praxis Bülowbogen« mit. Manfred Eisner wurde in Berlin geboren und hat seit ca. 20 Jahren Theaterengagements hauptsächlich in Berlin. 1999 führte ihn ein Musicalengagement nach Dortmund. Er wirkte in ca. 20 Filmen wie »Helicops«, »Praxis Bülowbogen« und »Im Namen des Gesetzes« und an verschiedenen Hörspiel- und Literatur-CDs mit. Beide haben Literaturlesungen in deutschen Rundfunkanstalten, für die Botschaften Polens, Luxemburgs, Österreichs, der Niederlande, Belgiens und für das Finnland-Institut Berlin, die finnische Botschaft in Berlin, die Akademie der Künste, die Freie Universität Berlin, die Humbodt - Universität und viele andere Kultureinrichtungen durchgeführt. Im KONZERTHAUS DORTMUND begibt sich das Duo LesArt Widerhall mit dem Programm »Solange man träumt, ist alles kein Traum« auf eine poetisch-musikalische Reise durch Finnland. Die reiche Mythen- und Sagenwelt Finnlands und die schöne, raue, nordische Naturlandschaft spiegelt sich in der Lyrik und Kurzprosa von Autoren wie Nummi, Saarikoski, Tabermann, Södergran, Tynni, Andersson, Kailas, Eino und anderen wider, musikalisch begleitet von dem finnischen Pianisten Sami Väänänen. 38 I 39 Biografien Gewandhausorchester Leipzig Das Gewandhausorchester Leipzig ist das älteste bürgerliche Konzertorchester der Welt. Keimzelle des Orchesters war die 1743 von 16 Kaufleuten gegründete Konzertgesellschaft »Großes Concert«. Mit dem Umzug in das Messehaus der Tuchwarenhändler im Jahre 1781 erhielt das Ensemble den Namen Gewandhausorchester. 1884 bezog man das durch den Verkauf von StiftungsAnteilen errichtete neue Konzerthaus, das 1944 von Luftangriffen zerstört wurde. 1981 wurde das neue Gewandhaus am Augustusplatz eingeweiht. Wenige andere Klangkörper waren an der Entwicklung der symphonischen Musiktradition so beteiligt wie das Gewandhausorchester. Es spielte beispielsweise noch zu Lebzeiten des Komponisten sämtliche Beethoven-Symphonien, der weltweit erste Bruckner-Zyklus ist dem Orchester zu verdanken, ebenso der erste Schostakowitsch-Zyklus in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. Das Gewandhausorchester zeichnet sich durch ein selten großes Repertoire-Spektrum und eine ungewöhnlich hohe Aufführungsdichte aus, was auch an seinem großen Aufgabenfeld liegt: Konzertorchester, Opernorchester der Leipziger Oper und Kammerorchester, das gemeinsam mit den weltberühmten Thomanern die Kantaten in der Thomaskirche gestaltet. Mit weit über 200 Aufführungen in diesen drei Spielstätten und auf Tournee ist das Gewandhausorchester das musikalische Zentrum der Stadt Leipzig und ihr wichtigster musikalischer Botschafter. Einige der bedeutendsten Gewandhauskapellmeister waren Felix Mendelssohn Bartholdy, Arthur Nikisch, Wilhelm Furtwängler und Bruno Walter. Kurt Masur (bis 1996) und Herbert Blomstedt (1998 – 2005) sind die Ehrendirigenten des Gewandhausorchesters. Herbert Blomstedt In den USA als Sohn schwedischer Eltern geboren, erhielt Blomstedt seine erste musikalische Ausbildung am Königlichen Konservatorium in Stockholm und an der Universität Uppsala. Später studierte er Dirigieren an der Juilliard School of Music in New York, zeitgenössische Musik in Darmstadt sowie Renaissance- und Barockmusik an der Schola Cantorum in Basel und arbeitete unter Igor Markevich in Salzburg und Leonard Bernstein in Tanglewood. 1954 debütierte er als Dirigent mit dem Stockholmer Philharmonischen Orchester und leitete später als Chefdirigent bedeutende skandinavische Orchester wie das Oslo Philharmonic Orchestra und das Dänische und Schwedische Radio-Sinfonieorchester, letzteres bis 1983. Von 1975 bis 1985 war er Chefdirigent der Staatskapelle Dresden, mit der er neben verschiedenen europäischen 40 I 41 Ländern auch die USA und Japan bereiste. Als Gastdirigent arbeitete Herbert Blomstedt u. a. mit den Berliner und Münchner Philharmonikern, den Wiener und Bamberger Symphonikern, dem Royal Concertgebouw Orchestra, dem London Philharmonic, dem Chicago, Boston und Cleveland Symphony Orchestra, dem New York und Los Angeles Philharmonic, dem Israel Philharmonic Orchestra sowie dem NHK Symphony Orchestra, dessen Ehrendirigent er ist. Nach einer Serie erfolgreicher Konzerte mit dem San Francisco Symphony Orchestra wurde Herbert Blomstedt ab der Saison 1985/86 zum »Music Director« des renommierten Orchesters berufen. Die gemeinsamen Konzertreisen zu den musikalischen Metropolen Europas, darunter Edinburgh, Salzburg, München und Luzern, wurden von Publikum und Presse gleichermaßen gefeiert. Nach zehn Jahren beendete Herbert Blomstedt seine erfolgreiche Tätigkeit in San Francisco, kehrt aber als Ehrendirigent alljährlich dorthin zurück. Von 1996 bis 1998 wirkte er als Chefdirigent des NDR-Sinfonieorchesters in Hamburg. Von Beginn der Spielzeit 1998/99 bis zum Ende der Saison 2004/ 05 leitete Herbert Blomstedt als 18. Gewandhauskapellmeister das Gewandhausorchester Leipzig, dem er ebenfalls als Ehrendirigent weiterhin verbunden bleibt. Diese Auszeichnung verliehen ihm im Jahr 2006 drei weitere Orchester – neben dem Dänischen und Schwedischen Radio-Sinfonieorchester auch die Bamberger Symphoniker, die er seit 1982 regelmäßig dirigiert. Neben seinen Verpflichtungen bei diesen Orchestern führen ihn zahlreiche Gastdirigate zu den renommierten Klangkörpern weltweit. Herbert Blomstedt nahm mit der Staatskapelle Dresden über 130 Werke auf Schallplatte auf, darunter alle Sinfonien von Beethoven und Schubert, sowie mit dem Dänischen Radio-Sinfonieorchester sämtliche Orchesterwerke von Carl Nielsen. 1987 schlossen er und das San Francisco Symphony Orchestra einen Exklusivvertrag mit der DECCA ab, der zu zahlreichen preisgekrönten und beispielhaften Aufnahmen führte, inklusive aller Sinfonien von Sibelius und Nielsen. Die Zusammenarbeit mit dem Gewandhausorchester wurde von verschiedenen Labels dokumentiert; bei DECCA erschienen die Vierte Sinfonie von Brahms, die Neunte Sinfonie von Bruckner, »Sinfonia serena« und »Die Harmonie der Welt« von Hindemith, die Klavierkonzerte von Mendelssohn und Werke von Richard Strauss. Des Weiteren sind die »High Mass« von Sven-David Sandström bei der Deutschen Grammophon sowie Mendelssohns »Elias« bei RCA Red Seal zu nennen. Das Label querstand veröffentlichte eine CD-Box mit Leipziger Konzertmitschnitten von 1998 –2005 mit Werken von Bruckner, Brahms, Beethoven, Nielsen, Hiller, Reger, Matthus und Mendelssohn sowie zuletzt die Sinfonien Nr. 8 (eine Live-Aufnahme der Abschlusskonzerte von Herbert Blomstedt beim Gewandhausorchester) und Nr. 7 von Anton Bruckner. Herbert Blomstedt ist ein gewähltes Mitglied der Königlich-Schwedischen Musikakademie und mehrfacher Ehrendoktor. 2003 erhielt er das »Große Verdienstkreuz des Verdienst ordens der Bundesrepublik Deutschland«. Am 11. Juli 2007 beging er seinen 80. Geburtstag. Biografien Julian Rachlin Julian Rachlin wurde 1974 in Litauen geboren und lebt seit 1978 in Österreich. Er studierte bei Boris Kuschnir und Pinchas Zukerman. 1988 wurde ihm die Auszeichnung »Young Musician of the Year« des Eurovisionswettbewerbs am Concertgebouw Amsterdam verliehen. Im Jahr 2000 wurde er Erster Preisträger der »Accademia Musicale Chigiana« in Siena/Italien. Daraufhin lud ihn Lorin Maazel als Solist zu den »Berliner Festwochen« mit dem Orchestre National de France ein sowie zu Konzertreisen durch Europa und Japan. Unter Riccardo Muti war er der jüngste Solist, mit dem die Wiener Philharmoniker jemals konzertierten. Rachlin konzertierte mit dem London Symphony, New York Philharmonic, Philadelphia Orchestra, Los Angeles Philharmonic, Pittsburgh Symphony, der Staatskapelle Dresden, dem Gewandhaus Leipzig, den Münchner Philharmonikern, dem Orchestra Philharmonica della Scala, dem Orchestre de Paris, dem Philharmonia Orchestra London, dem San Francisco Symphony Orchestra, den St. Petersburger Philharmonikern und dem NHK Symphony. Er hat mit Dirigenten wie Vladimir Ashkenazy, Herbert Blomstedt, Mariss Jansons, James Levine, Lorin Maazel, Sir Neville Marriner, Zubin Mehta, Yehudi Menuhin, Sir Roger Norrington, Krysztof Penderecki, André Previn, Mstislav Rostropovich, Esa-Pekka Salonen, Riccardo Muti und Wolfgang Sawallisch gespielt. 2006/07 spielte Rachlin mit dem Royal Philharmonic Orchestra unter Daniele Gatti und der Deutschen Kammerphilharmonie in Deutschland spielte mit dem Orchester des Bayerischen Rundfunks unter Mstislav Rostropovich, dem Leipziger Gewandhaus Orchester, dem New York Philharmonic, dem Philadelphia Orchestra, dem Budapest Festival Orchestra und dem Tonhalle-Orchester Zürich. Seit 2000 ist sein Bratschen-Repertoire fester Bestandteil seiner Auftritte. Als leidenschaftlicher Kammermusiker tritt er regelmäßig mit seinem Duopartner Itamar Golan sowie Mischa Maisky, Martha Argerich, Yefim Bronfman, Gidon Kremer, Yuri Bashmet, Leif Ove Andsnes, Lang Lang, Sarah Chang, Janine Jansen und Maxim Vengerov auf. Julian Rachlin tritt häufig bei europäischen Festivals auf wie Salzburg, Verbier, Schleswig-Holstein, den »BBC Proms«, Luzern und der »Salzburger Mozartwoche«. Nach seinem Auftritt beim »Dubrovnik-Festival« 2000 gründete er sein mittlerweile jährlich stattfindendes Festival »Julian Rachlin and Friends«. Von ihm liegen folgende CDs vor: Brahms- und Mozart-Violinkonzerte (Symphonieorchester des Bayerischen Rundfkunks, Mariss Jansons), das Sibelius-Violinkonzert und -Serenade (Pittsburgh Symphony Orchestra, Lorin Maazel), das Saint-Saëns- und Wieniawski-Konzerte (Israel Philharmonic, Zubin Mehta) sowie das Prokofiew-Konzert Nr. 1 und das Tschaikowsky-Konzert (Rundfunk-Symphonieorchester Moskau, Vladimir Fedoseyew). Bei der Deutschen Grammophon erscheint demnächst eine CD mit den Bach’schen Goldberg-Variationen (Streicherfassung mit Mischa Maisky und Nabuko Imai). Seit 1999 ist Rachlin Professor am Wiener Konservatorium. Er spielt die Violine »ex Carrodus« Guanerius del Gesù (1741), die ihm von der Österreichischen Nationalbank zur Verfügung gestellt wird. 42 I 43 Biografien Skandinavien im Konzerthaus Samtige Klarinette Martin Fröst gilt bei Kritikern als einer der besten Klarinettisten weltweit. Wenn man den weichen, biegsamen Ton des Schweden hört, der tausende Klangfarben hervorzaubern kann, weiß man auch, warum. Bei seinem zweiten Konzert im Konzerthaus spielt er Werke von Schumann, Brahms, Chausson und Poulenc. DA KLINGT RECHT GUT. Mi 17.10.07 · 19.00 Dr. Thorsten Mätzig 1 Dr. Erhard Schrameyer Rainer Beckschewe 4 Dr. Eva Kohler 5 Dr. Steffen P. Lorscheider Robert Jung Regine Holtermann Seelenvoller Bass Matti Salminen ist einer der großen Bässe der heutigen Zeit. Im Konzerthaus singt der Finne berühmte Arien von Mozart, Rossini, Verdi und Tschaikowsky. Seiner finnischen Heimat wird mit »Finlandia«, der wohl berühmtesten Komposition Sibelius’, und finnischen Tangos Tribut gezollt. Fr 09.11.07 · 20.00 1 2 3 4 5 6 7 8 9 auch Fachanwalt für Steuerrecht, auch Fachanwalt für Arbeitsrecht, auch Fachanwalt für Verwaltungsrecht, auch Fachanwalt für Familienrecht, auch Fachanwalt für Strafrecht, auch Fachanwalt für Erbrecht, auch Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht, auch Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht, auch Fachanwalt für Versicherungsrecht Kronenburgallee 5, 44139 Dortmund [email protected], www.spieker-jaeger.de Fax + 49.231.9 58 58 49- 48 Fon + 49.231.9 58 58 - 0 Parkmöglichkeiten in der Tiefgarage. gestaltung: vonboxberg.de Dr. Eberhard Jaeger, Notar a. D. Dr. Hans Dieter Meißner, Notar 1 Jochen Spieker, Notar Dirk Holtermann, Notar Lutz Duvernell, Notar 1 Hans Dieckhöfer, Notar 6 Dr. Christian Tilse, Notar 2 Dr. Jochen Berninghaus, WP, StB 1 Hans-Jürgen Palm, Notar 2 Dr. Detlef Götz, Notar Anja Berninghaus, Notarin 4 Markus Sträter 3/7 Dr. Achim Herbertz Manfred Ehlers 1/2 Dr. Carsten Jaeger 8 Guido Schwartz Frank Stiewe 1/9 Dr. Tido Park 1/5 Weiterhören Texte Kaja Engel Herausgeber KONZERTHAUS DORTMUND Geschäftsführer und Intendant Benedikt Stampa Redaktion Claudia Beißwanger · Franziska Graalmann Konzeption Kristina Erdmann Anzeigen Milena Ivkovic · T 0231-22 696 161 Druck Rhein-Ruhr Druck Sander · Dortmund Wir danken den beteiligten Künstleragenturen und Fotografen für die freundliche Unterstützung. Es war nicht in allen Fällen möglich, die Bildquellen ausfindig zu machen. Rechteinhaber bitte melden. Druckfehler und Änderungen von Programm und Mitwirkenden vorbehalten! 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