Jugend und Gewalt.p65

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Jugend und Gewalt.p65
JUGEND UND GEWALT
D IE M EDIENLISTE :
F ILME & V IDEOS
Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung, Amt für Jugend Hamburg
Liebe Leserin, lieber Leser,
das Thema „Jugend und Gewalt“ ist seit Anfang der 90er Jahre ein „Dauerbrenner“ der öffentlichen Diskussion, von den Medien mal seriös, mal bloß spekulativ abgehandelt, immer geeignet, Emotionen und Ängste zu schüren und
darüber die tatsächlichen Realitäten jugendlicher Lebenswelten zu vernachlässigen.
Inzwischen liegen umfangreiche aktuelle Untersuchungen zu dem Thema vor,
gibt es eine Fülle von Erklärungsansätzen zur Jugendgewalt und eine Fülle von
vielversprechenden Ansätzen, mit gewaltbereiten oder bereits gewalttätig gewordenen Jugendlichen zu arbeiten.
Die vorliegende Medienliste möchte einen Baustein für den qualifizierten Umgang mit dem Themenkomplex „Jugend und Gewalt“ liefern und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der pädagogischen Praxis eine praktische und
praxisnahe Handreichung sein.
Filme sind für Jugendliche ein überaus attraktives Medium und der ideale Auslöser für spannende und aufschlussreiche Diskussionen. Filme bewegen ihre
Zuschauer, bieten ihnen die Möglichkeit, in die Welt der Protagonisten einzutauchen, in ihre Haut zu schlüpfen, sich mit den Lebenslagen, Themen und
Problemen anderer auseinanderzusetzen, Beziehungen und Zusammenhänge
zur eigenen Lebenswelt herzustellen und vielleicht auch zu veränderten Sichtweisen und Haltungen zu kommen. Jugendliche verfügen oftmals über erstaunliche Medienerfahrungen und Kenntnisse, kennen sich aus in der Welt der
spektakulär inszenierten Bilder, schnellen Schnitte und rasanten Montagen.
Ihr Interesse, ihre Faszination an Filmen lässt sie ins Gespräch kommen – auch
und gerade zum Thema „Gewalt“, mit dem viele von ihnen ja auf ganz unterschiedliche Weise bereits selbst Erfahrungen gemacht haben.
Wir hoffen, Ihnen mit der Medienliste eine anregende und hilfreiche Materialsammlung an die Hand zu geben, die Sie in Ihrer konkreten praktischen Arbeit
unterstützen kann, ihr vielleicht auch neue Impulse gibt, ganz sicher aber den
Dialog mit Jugendlichen fördert.
Wir würden uns über Ihre Rückmeldungen freuen und sind neugierig auf Ihre
Erfahrungen, Ihre Anregungen und Hinweise, die in eine weitere Auflage einfließen werden.
Hinweise und praktische Tips im
Umgang mit Gewalt sowie Adressen von Anlaufstellen für Opfer
und Täter finden Sie in der Broschüre „Gewalt – voll daneben.
Wie ich mich und andere vor
Übergriffen schützen kann“, die in
Einzelexemplaren kostenlos im Jugendinformationszentrum (JIZ) angefordert werden kann.
. . . und Gewalt
1
Inhaltsverzeichnis:
Seite
Gewalt von Jugendlichen – Gewalt gegen Kinder und Jugendliche .............................. 4
Filme zum Thema von A bis Z: ................................................................................................ 6-42
American History X .......................................................................................................................................................... 6
Asphalt-Haie ....................................................................................................................................................................... 6
Ausgerastet .......................................................................................................................................................................... 7
Bastard out of Carolina .............................................................................................................................................. 7
Benny’s Video .................................................................................................................................................................... 7
Der Blade Runner – Director’s Cut ....................................................................................................................... 8
Blauäugig/Blue Eyed ................................................................................................................................................... 8
Boyz’n the Hood – Jungs im Viertel ................................................................................................................... 8
Die brennende Schnecke ............................................................................................................................................ 8
Butcher Boy – Der Schlächterbursche ................................................................................................................ 9
Central Station ................................................................................................................................................................... 9
Childmurders – Kindermorde ................................................................................................................................ 10
Der Club der toten Dichter ...................................................................................................................................... 10
Colors – Farben der Gewalt ................................................................................................................................... 10
Dangerous Minds – Wilde Gedanken ........................................................................................................... 11
Der Dieb ............................................................................................................................................................................. 11
... denn sie wissen nicht, was sie tun ............................................................................................................... 11
Do the Right Thing ...................................................................................................................................................... 12
23 – Nichts ist so wie es scheint ........................................................................................................................ 12
Einfach nur Liebe ........................................................................................................................................................... 12
187 – Eine tödliche Zahl ......................................................................................................................................... 13
71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls ..................................................................................... ........ 13
Es beginnt heute ........................................................................................................................................................... 13
Das Fest ............................................................................................................................................................................... 14
Freiheit ist ein Paradies ............................................................................................................................................. 14
Fun – Mordsspaß ......................................................................................................................................................... 14
Funny Games ................................................................................................................................................................... 15
Ganesh ................................................................................................................................................................................ 15
Der Gejagte ...................................................................................................................................................................... 15
Gestohlene Kinder ........................................................................................................................................................ 16
Good Will Hunting – Der gute Will Hunting .............................................................................................. 16
Gridlock’d – Voll drauf .............................................................................................................................................. 16
Die Halbstarken ............................................................................................................................................................. 17
Das Handbuch des jungen Giftmischers ....................................................................................................... 17
Happiness .......................................................................................................................................................................... 17
Hass ....................................................................................................................................................................................... 18
Heavenly Creatures – Himmlische Kreaturen .............................................................................................. 18
Heimliche Freunde ........................................................................................................................................................ 19
Der Herr der Fliegen .................................................................................................................................................... 19
Herr der Gezeiten .......................................................................................................................................................... 19
Hollow Reed – Lautlose Schreie ......................................................................................................................... 20
How are the Kids? – Liouba (6 Jahre) oder Das Recht auf Liebe .............................................. 20
Ich bin dein Krieger ..................................................................................................................................................... 20
Im Namen des Vaters ................................................................................................................................................ 21
Ist es leicht, jung zu sein? ....................................................................................................................................... 21
Jim Carroll – In den Straßen von New York ............................................................................................... 21
Der junge Törless .......................................................................................................................................................... 22
Kahlschlag ......................................................................................................................................................................... 22
Kalifornia ............................................................................................................................................................................ 22
Kids ........................................................................................................................................................................................ 22
Kinderspiele ...................................................................................................................................................................... 23
Klassenfeind ..................................................................................................................................................................... 23
Kleine Brüder ................................................................................................................................................................... 23
Die kleine Diebin .......................................................................................................................................................... 24
2
Jugend . . .
Der kleine Gangster .................................................................................................................................................... 24
Kleine Vera ........................................................................................................................................................................ 24
Der Krieg der Knöpfe (F) .......................................................................................................................................... 24
Der Krieg der Knöpfe (GB) .................................................................................................................................... 25
Ein kurzer Film über das Töten ............................................................................................................................. 25
Kurz und schmerzlos ................................................................................................................................................... 25
Lärm und Wut ................................................................................................................................................................. 26
La vie de Jésus ............................................................................................................................................................... 26
Lazarus ................................................................................................................................................................................. 26
Léolo ..................................................................................................................................................................................... 27
Die letzte Kriegerin ....................................................................................................................................................... 27
Liebe das Leben ............................................................................................................................................................ 27
Der Lockvogel ................................................................................................................................................................. 28
Luna Park ........................................................................................................................................................................... 28
Mach’s gut Caro ............................................................................................................................................................ 28
Marco Terzi gibt nicht auf/ Für immer Mery ............................................................................................... 29
Das Märchenland ......................................................................................................................................................... 29
Mein Freund Joe ............................................................................................................................................................ 29
Menace II Society ......................................................................................................................................................... 30
Morgen in Alabama ................................................................................................................................................... 30
Nacht der Wölfe ............................................................................................................................................................ 30
Nackt ..................................................................................................................................................................................... 31
Natural Born Killers ..................................................................................................................................................... 31
Pianese Nunzio – Er wird erst 14 Jahre alt ................................................................................................. 31
Rosie ..................................................................................................................................................................................... 32
Roula – Dunkle Geheimnisse ............................................................................................................................... 32
Schpaaa .............................................................................................................................................................................. 32
Sie küssten und sie schlugen ihn ...................................................................................................................... 33
Der siebente Kontinent .............................................................................................................................................. 33
Sister my Sister ................................................................................................................................................................ 33
Sleepers ............................................................................................................................................................................... 34
Stau – jetzt geht’s los ................................................................................................................................................ 34
Stummer Schrei ............................................................................................................................................................... 34
SubUrbia ............................................................................................................................................................................. 34
Svens Geheimnis ........................................................................................................................................................... 35
Der Taschendieb ............................................................................................................................................................ 35
This Boy’s Life ................................................................................................................................................................. 35
Trainspotting – Neue Helden ............................................................................................................................... 36
Uhrwerk Orange ............................................................................................................................................................. 36
Ultra – Blutiger Sonntag .......................................................................................................................................... 37
Die Vergessenen ........................................................................................................................................................... 37
24/7 ...................................................................................................................................................................................... 37
Voll auf der Rolle ......................................................................................................................................................... 38
Warum? ................................................................................................................................................................................ 38
The War Zone .................................................................................................................................................................. 38
Welcome to Sarajevo ................................................................................................................................................. 39
Wer zum Teufel ist Juliette? .................................................................................................................................... 39
West Side Story .............................................................................................................................................................. 39
Wild Angel ......................................................................................................................................................................... 40
Willkommen im Tollhaus .......................................................................................................................................... 40
Wir, Kinder des 20. Jahrhunderts ....................................................................................................................... 40
Wo der Elefant sitzt ...................................................................................................................................................... 41
Wo ich zu Hause bin ................................................................................................................................................. 41
Zur Hölle, Mrs. Love .................................................................................................................................................... 42
Heavenly Creatures
. . . und Gewalt
Anhang:
Allgemeine Hinweise zur Nutzung ..................................................................................................................... 43
Allgemeine Hinweise zur Verleihsituation ..................................................................................................... 44
Regionale Verleihstellen für Hamburg ............................................................................................................ 44
Verleihanschriften .......................................................................................................................................................... 44
3
Gewalt von Jugendlichen –
Gewalt gegen Kinder und Jugendliche
In dieser Broschüre finden Sie in alphabetischer Reihenfolge zahlreiche
Spielfilme zum genannten Themenkomplex (zu den wenigen Ausnahmen siehe Hinweise am Ende dieser
Vorbemerkungen), die als Film oder/
und Video zum Drucklegungstermin
auf dem Filmmarkt erhältlich waren.
Entgegen ersten Absichten wurde auf
eine inhaltliche Anordnung nach einzelnen Aspekten der Gesamtthematik
verzichtet (z. B. Mord und Totschlag,
Drogensucht, neofaschistische Gewalt,
Selbstmord oder sexueller Missbrauch), die zwar eine gewisse Arbeitserleichterung bei der Zusammenstellung von Reihen bieten würde, jedoch die Gefahr birgt, die Vielschichtigkeit des Themas und die unterschiedlichen Ursachen, Ausprägungen
und Darstellungsformen von Gewalt
von bzw. unter/gegen Kinder(n) und
Jugendliche(n) unzulässig auf wenige Aspekte zu reduzieren oder willkürlich in eine Schublade zu stecken.
Beispielsweise wäre die ‘idealtypische’
Geschichte eines jungen Menschen
aus einer westlichen Gesellschaft
überhaupt nicht mehr einzuordnen,
der aus sozial schwierigen Verhältnissen stammt, in seiner Kindheit vernachlässigt und häufig geschlagen,
möglicherweise sogar sexuell missbraucht wurde, in der Schule Verhaltensauffälligkeiten zeigte und seine
Konflikte vorzugsweise mit Gewalt zu
lösen suchte, vorübergehend Drogen
nahm, unbestätigten Gerüchten nach
mit der rechtsradikalen Szene sympathisierte, und sich nach der schließlich verworfenen Überlegung, Selbstmord zu begehen oder lieber jemanden umzulegen, dafür entschied, mit
geklautem Geld Filme über die mediale Vermittlung von Gewalt zu drehen. Es spielen bei der Entstehung von
Gewalt jedenfalls immer mehrere Faktoren eine Rolle – neben der persönlichen Biographie auch die Umwelt
4
(strukturelle Gewalt; siehe hierzu auch
einige Quereinstiege) und die gesellschaftlichen Verhältnisse, wie einige
Beispiele aus der Dritten Welt besonders eindrucksvoll belegen.
Die Broschüre möchte Anregungen
und Hilfestellung für die praktische
Arbeit und den Einsatz der Filme geben. Andererseits sollten die Erwartungen an die Wirkung dieser Filme, die
in der Regel mit einer präventiven
Motivation gegen Gewalt verknüpft
sein werden, und an das uneingeschränkte Interesse des Publikums für
diese Filme nicht zu hoch gesteckt
oder allein von der pädagogischen
Absicht geleitet sein. Mitunter lässt sich
ein Einstieg in die Thematik mit einem
Film besser leisten, in dem es gar keine unmittelbaren Gewalttaten von/
gegenüber Jugendliche(n) gibt, also
weder Blut fließt noch die Darstellung
von Gewalt genrespezifisch erfolgt.
Aus diesem Grund wurden – stellvertretend für eine Vielzahl von weiteren
Filmen – auch einige „Quereinstiege“
in die Liste aufgenommen, die sich
zumindest teilweise schon in der praktischen Arbeit zu diesem Thema als
geeignet erwiesen haben.
Beispielsweise ermöglicht der Kultfilm
DER BLADE RUNNER eine Auseinandersetzung über das Wesen des Menschen und die Achtung vor dem Leben, in welcher Form auch immer es
sich präsentiert. Der Einsatz von Gewalt ist manchmal eng verbunden mit
dem Einwirken von struktureller Gewalt, der Kinder und Jugendliche ausgesetzt sind, sei es etwa durch lebensfeindliche Wohngegenden oder durch
mangelnde Zukunftsperspektiven.
Diese Form von Gewalt wird sich in
Ländern der Dritten Welt anders darstellen (CENTRAL STATION) als in den
ehemaligen Ostblockstaaten nach
dem Zusammenbruch ganzer Weltbilder und Wertesysteme oder als in
westeuropäischen Ländern. Unter die-
sem Aspekt ist es auch eine mögliche Form der Gewaltprävention, Jugendliche nach ihren Lebensperspektiven zu befragen oder im Film aufzuzeigen, mit welchen Strukturen und
Konfliktpunkten der Gesellschaft sie
sich auseinandersetzen müssen, wie
das beispielsweise in Jan Troells DAS
MÄRCHENLAND geschieht.
Als Quereinstiege ebenfalls denkbar,
aber hier nicht aufgenommen wurden
Filmklassiker, in denen Jugendliche
gegen die auferzwungene Ordnung
des Internatslebens rebellieren, wie in
BETRAGEN UNGENÜGEND von Jean
Vigo, IF von Lindsay Anderson oder
IM NAMEN DES VATERS von Marco
Belloccio. Im Gegensatz dazu findet
sich der Film DER CLUB DER TOTEN
DICHTER von Peter Weir in der Aufstellung, zum einen, weil sich Jugendliche auch heute noch stark mit den
darin geschilderten Problemen identifizieren können, zum anderen, weil
hier ein Schüler in auswegloser Situation Hand an sich legt und Selbstmord verübt.
Es liegt auf der Hand, dass nicht alle
Filme für Jugendliche gleich sehenswert und geeignet sind (unabhängig
vom angegebenen Alter; FSK-Altersfreigaben bitte unbedingt beachten),
sondern ihren Platz eher in der Multiplikatorenarbeit oder in der Fortbildung für Erwachsene finden.
Die allgegenwärtige Gewaltdiskussion
sollte nicht darüber hinwegtäuschen,
dass das Thema zwar besonders aktuell, aber keineswegs allein auf die
Gegenwart bezogen ist, wie zahlreiche Filmklassiker deutlich machen, die
ggf. reizvolle Vergleiche ermöglichen.
Ausgespart blieb allerdings der umfangreiche Themenkomplex der Auseinandersetzung mit Krieg und Nationalsozialismus (obwohl es hier eine
ganze Reihe von für Jugendliche besonders sehenswerten Filmen gibt, wie
Jugend . . .
z. B. DER KRIEG IST AUS, IWANS KINDHEIT oder KOMM UND SIEH‘) sowie
seine Folgen speziell für Kinder und
Jugendliche.
Ausgespart bleiben auch die vielen,
oftmals spektakulären Filme zur allgemeinen Gewaltdiskussion, in denen
Jugendliche nicht im unmittelbaren
Sinn als Täter oder Opfer gezeigt werden, wie beispielsweise DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER, MANN BEISST
HUND, HENRY – PORTRAIT OF A SERIAL KILLER, BONNIE UND CLYDE, TAXI
DRIVER, THE WILD BUNCH, WILD AT
HEART, THELMA & LOUISE oder DER
TOTMACHER.
Und dann finden Sie noch eine ganze Reihe von Filmen nicht in dieser
Aufstellung, die wenigstens an dieser Stelle erwähnt werden sollen:
Da sind zum einen die durchaus geeigneten Filme zum Thema, deren Verleih jedoch abgelaufen ist, die auch
nicht mehr im nichtkommerziellen Angebot oder auf Video erhältlich sind.
Dazu zählen RUMBLEFISH und DIE
OUTSIDER (Francis Ford Coppola), THE
WANDERERS (Philipp Kaufmann) oder
DAS GESETZ DER GEWALT von Edward
James Olmos und TÖDLICHE BLUTSPUREN von Paul Morrissey, die in
Deutschland überhaupt nur auf Video
herausgekommen und inzwischen
nicht mehr lieferbar sind. Dazu zählt
auch TEE IM HAREM DES ARCHIMEDES,
einer der ersten Filme über die Situation der „beurs“, der arabischen Einwanderer in Frankreich. Dieser Film aus
den 80er Jahren ist aber noch im
Landesmedienzentrum Hamburg und
in einigen kirchlichen Medienzentralen, Landesfilmdiensten und Landesbildstellen ausserhalb von Hamburg
als Video erhältlich. Manche Filme
sind offenbar schon wenige Jahre
nach Filmstart wieder vollständig vom
Markt verschwunden. Beispielsweise
ROMPER STOMPER von Geoffrey
Wright, ein umstrittener, aber eigentlich wichtiger Film über Skinheads in
Australien, in dem sich eine als Kind
missbrauchte junge Frau mit Hilfe ihrer neonazistischen Freunde auf grausame Weise an ihrem Vater rächt.
. . . und Gewalt
Zum anderen sind manche guten Filme leider nur auf Festivals gelaufen.
Besonders erwähnenswert – und bedauerlich, dass sich weder Verleiher
noch das Fernsehen in Deutschland
für diesen Film eingesetzt haben – ist
LE FILS DU RÉQUIN (DER SOHN DES
HAIFISCHS) von Agnès Merlet, gedreht
nach einem authentischen Fall in
Frankreich, bei dem zwei Brüder vor
der gewalttätigen Mutter (!) fliehen,
langsam verwahrlosen, von der Dorfgemeinschaft zunehmend nur noch
als Bedrohung empfunden werden
und schließlich selbst zur Gewalt greifen, um sich Gehör zu verschaffen. Ein
Le fils du réquin (Agnès Merlet)
weiteres Beispiel dafür, dass hervorragende Filme zum Thema hierzulande
manchmal nur auf Festivals zu sehen
sind, gibt Alan Clarke, der 1990 verstorbene ‘Vater’ des inzwischen überaus erfolgreichen „British Cinema“. Er
näherte sich mit DIANE behutsam dem
Thema des sexuellen Missbrauchs, als
es noch nicht in aller Munde war, und
präsentierte schon 1982 mit MADE IN
BRITAIN einen jugendlichen Skinhead
(Tim Roth in seiner ersten Filmrolle)
als rebellierende Hauptfigur, die als
Produkt einer so intoleranten wie
gleichgültigen Gesellschaft beschrieben wurde. Dieser Sachverhalt lässt
sich nicht allein mit den Gesetzen des
Marktes erklären, der mitunter weit
schlechteren Filmen zu zweifelhaftem
Ruhm und Defizit verholfen hat. Im
Einzelfall mag das auch mit Berührungsängsten zu tun haben. Weder
im Kino noch im Fernsehen bisher zu
sehen waren beispielsweise zum Thema Kindesmisshandlung BASTARD
OUT OF CAROLINA von der nicht gerade unbekannten Schauspielerin und
Regisseurin Anjelica Huston aus dem
Jahr 1996 (kurz vor Redaktionsschluss
doch noch als Verleihvideo herausgekommen!) oder die beeindruckende britische TV-Produktion NO CHILD
OF MINE von Peter Kosminsky, in der
nach einem authentischen Fall ein
junges Mädchen nicht nur von der
Mutter misshandelt, von ihrem Stiefvater missbraucht und vom Vater auf
den Strich geschickt wird, sondern
später obendrein von einem Sozialarbeiter missbraucht wird, der ihr eigentlich helfen sollte. Dafür zeigt der
Film aber auch die mühsame Wiedereingliederung des Mädchens in
ein halbwegs normales Leben und
macht Hoffnung, dass selbst solche
extremen Traumata mit entsprechender Hilfe überwunden werden können.
Auch LA CLASSE DE NEIGE von Claude
Miller, für den sich immerhin ein Verleih nach der Vorführung auf dem
Filmfest München interessierte, wurde
bisher weder gestartet noch im Fernsehen gesendet. Der überbesorgte Vater eines Jungen, der deshalb beinahe nicht an einem Schneeausflug mit
der Schulklasse teilnehmen darf, entpuppt sich darin selbst als Kinderschänder,
gerade als es dem als Außenseiter gemiedenen Sohn gelingt, Anschluss an die
Gleichaltrigen zu finden.
Und schließlich fehlen in der Aufstellung auch reine Fernsehfilmproduktionen der 80er und 90er Jahre, zum
Beispiel DANN EBEN MIT GEWALT von
Rainer Hofmann, zahlreiche Filme von
Bernd Schadewald, darunter ANGST
und SCHICKSALSSPIEL, weitere Filme
von Michael Haneke, insbesondere
die ORF-Produktion NACHRUF FÜR
EINEN MÖRDER, die ebenfalls schon/
nur im Fernsehen gelaufenen deutschen Filme ABSPRUNG von Hanno
Brühl, GAME OVER von Igor Zaritzki,
KINDER OHNE GNADE von Claudia
Prietzel und DER PAKT – WENN KINDER TÖTEN VON Miguel Alexandre.
5
Weiterhin lassen sich hier erwähnen
einige nur auf Festivals gelaufene
internationale Fernsehproduktionen
wie der kanadische TV-Film LITTLE
CRIMINALS von Stephen Surjik (1995)
oder die britische TV-Produktion KING
GIRL von Sam Miller und sicher so
manche andere, die an dieser Stelle
einfach vergessen, übersehen oder
nicht gesehen wurden.
Dafür finden Sie in der Aufstellung
aber eine Hand voll brandaktueller
Filme zum Thema, die in Deutschland
zum großen Teil erstmals auf der
Berlinale 1999 oder auf dem Filmfest
München gelaufen sind, und bei denen noch Hoffnung besteht, dass sie
hierzulande vielleicht einen Verleih
finden oder wenigstens ins Fernsehen
kommen mögen.
Die vorliegende Übersicht umfasst
überwiegend lange Spielfilme, in
einigen wenigen Fällen besonders
geeignete Dokumentarfilme. Seiner
grundlegenden Bedeutung nach
wurde mit LIOUBA ODER DAS
RECHT AUF LIEBE auch ein einziger
Kurzfilm aufgenommen. Wer in
dieser Richtung weitere Filme sucht,
ist mit den einschlägigen Angaben
in der Spielfilmliste und der Kurzfilmliste – zu beziehen über das
Münchner Institut Jugend Film
Fernsehen (JFF) und das Gemeinschaftswerk der Evangelischen
Publizistik – oder der ebenfalls
vom JFF herausgegebenen und im
KoPäd Verlag erschienenen Publikation „Gewalt – Eine Gesellschaft
unter Druck“ gut beraten.
Hinweise bzw. Adressen zu den angegebenen Verleihern finden Sie
im Anhang.
Einige Filme wurden vom Empfehlungsausschuss Medien (EAM) für
den Einsatz in der außerschulischen Jugendarbeit und der Erwachsenenbildung besonders empfohlen und sind auch für Unterrichtszwecke geeignet. Das sagt
nichts über die Qualität der anderen Filme aus, die manchmal dem
EAM (noch) nicht vorgelegen haben.
6
Filme zum Thema von A bis Z:
American History X
American
History X
AsphaltHaie
USA 1998,118 Min.
Regie: Tony Kaye
Drehbuch: David McKenna
Darsteller: Edward Norton,
Edward Furlong, Beverly D’Angelo,
Jennifer Lien, Fairuza Balk u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Kinowelt (35 mm)
(Pixote, a lei do
mais fraco)
Nach der Ermordung seines Vaters
durch Schwarze gerät Derek in ein
Netz aus Rassismus, Hass und Wut
und schließt sich einer neofaschistischen Gruppierung an. Er landet nach
dem brutalen Mord an zwei Schwarzen im Gefängnis. Jahre später geläutert entlassen, versucht er seinen
jüngeren Bruder Danny, der inzwischen in seine Fußstapfen getreten ist,
vor dem gleichen Schicksal zu bewahren und ihn von der Sinnlosigkeit
hasserfüllten Verhaltens zu überzeugen. – Spannendes Thema mit etwas
dick aufgetragener pädagogischer
Botschaft, dafür aber mit guten Darstellern.
Brasilien 1980, 127 Min.
Regie: Hector Babenco
Drehbuch: Hector Babenco, Jorge
Duran, nach einem Roman von José
Lazeiro
Darsteller: Fernando Ramos da Silva,
Marilia Pera, Jorge Juliao, Gilberto
Moura, José Nilson dos Santos u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Columbia TriStar (35 mm)
Pixote ist ein zehnjähriges Straßenkind aus den Slums von Saõ Paulo.
Um in die Gesellschaft ‘reintegriert’ zu
werden, kommt Pixote in eine Reformschule, in der jedoch Gruppenvergewaltigung und Misshandlung an der
Tagesordnung sind und Schulleitung
und Polizei sich gegenseitig im Sadismus gegen die Kinder übertrumpfen. Nach dem gewaltsamen Tod eines Freundes bricht Pixote aus der
Schule aus, gründet mit Freunden eine
Jugend . . .
Bande, hält sich mit Raubzügen über
Wasser und wird schließlich selbst gewalttätig. – Ein sozialkritischer Spielfilm
mit Thriller-Qualitäten über die Situation von Straßenkindern in der Dritten
Welt, hier am Beispiel Brasilien.
Ausgerastet
Deutschland 1996, 90 Min.
Regie: Hanno Brühl
Drehbuch: Franz Manfred Liersch
Darsteller: Katharina Schüttler,
Steffen Schröder, Roman Knitza,
Stefanie Schimanski, Peter Kremer u. a.
FSK: ab 12 J.
Empfohlen vom EAM
Verleih: KJF (Video)
Nach einem Streit mit ihrem Freund
Dennis verlässt die 17-jährige Anne
die Disco und fährt alleine nach Hause. Aus der Zeitung erfährt sie am
nächsten Morgen, dass vor jener Disco, in der sie Dennis mit seinem
Freund Raf und der flippigen Nicole
zurückgelassen hat, ein Junge brutal
gefoltert und getötet wurde. Die Ermittlungen der Polizei deuten auf zwei
Männer und eine Frau. Anne beschleicht ein schrecklicher Verdacht,
doch Dennis streitet alles ab. Nur ihrem Tagebuch kann Anne ihre Verzweiflung anvertrauen, das ihr Vater
nach einem Streit in die Hände bekommt. Am nächsten Tag wird Dennis
verhaftet. – Die lakonische Inszenierung unterstreicht die Lebensgefühle
der Jugendlichen und zeigt, wie sich
Frustration in Provokationen und Gewalt entlädt.
Ausgerastet
Bastard out of Carolina
(TV-Titel: Schutzlos – Schatten über Carolina)
USA 1996, 93 Min.
Regie: Anjelica Huston
Drehbuch: Anne Meredith,
nach dem Roman von Dorothy Allison
Darsteller: Jennifer Jason Leigh,
Ron Eldard, Jena Malone, Glenne
Headly, Lyle Lovett, Christina Ricci u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: VMP (Video)
Im South Carolina der 50er Jahre lastet das Stigma der Unehelichkeit hart
auf dem kleinen Mädchen Bone, das
im Laufe ihrer Kindheit tatsächlich bis
auf die „Knochen“ geschunden wird.
Benny’s Video
Österreich/Schweiz 1992, 105 Min.
Buch und Regie: Michael Haneke
Darsteller: Arno Frisch, Angela Winkler,
Ulrich Mühe, Ingrid Stassner,
Stephanie Brehme u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Absolut Medien (Video)
Ein etwa 13-jähriger Wiener Gymnasiast lebt in einer fast hermetischen,
bürgerlichen Wohlstandswelt aus
. . . und Gewalt
Der erste Stiefvater stirbt bald, und
der zweite vergreift sich an dem Kind
mit Prügeln und Vergewaltigungen,
ohne dass die Mutter wirklich etwas
dagegen unternimmt. Denn auch sie
ist eine geschundene Frau, und Bone
läuft als Erwachsene Gefahr, den
Mangel an Liebe in die dritte Generation weiterzutragen. – Beeindrukkendes und differenziert ausgelegtes
Drama über Kindesmissbrauch und
wie sich weibliche Opferrollen über
Generationen hinweg wiederholen
können.
Benny’s Video
Fernsehen, Video und Musik. Halb
aus Mutwillen, halb aus Neugier tötet er ein gleichaltriges Mädchen; die
Videokamera läuft mit. Ohne Anzeichen innerer Erregung beseitigt er die
Spuren seiner Tat, findet später in
seinen Eltern sogar tüchtige Verbündete, die am liebsten einfach wieder
zur Tagesordnung übergehen würden. – D e r Film zu den Themen
‘Wirklichkeit aus zweiter Hand’ und
‘emotionale Verwahrlosung’.
7
Der Blade
Runner – DC
(Blade Runner – DC)
USA 1982/93, 117 Min.
Regie: Ridley Scott
Drehbuch: Hampton Fancher,
David Peoples
Darsteller: Harrison Ford, Rutger Hauer,
Sean Young, Edward James Olmos,
Daryl Hannah u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Warner (35 mm), Warner Home
(Video)
Los Angeles im Jahr 2019: Wegen der
Überbevölkerung versucht man, die
Menschen zum Auswandern auf andere Planeten zu bewegen, die von
Replikanten urbar gemacht wurden.
Als einige dieser künstlichen Menschen ein Raumschiff kapern und zur
Erde zurückkehren, sollen sie durch
Spezialdetektiv Deckard, einem ‘Blade
Runner’, eliminiert werden. Doch dieser verliebt sich in eine Replikantin
und entdeckt, dass auch die anderen humane Qualitäten aufweisen. –
Das zum Kultfilm avancierte Werk
bietet einen sinnvollen Quereinstieg,
weil es Fragen nach dem Wert und
dem Wesen des Menschen aufwirft.
Blauäugig/
Blue Eyed
Deutschland 1996, 93 Min.
Regie: Bertram Verhaag
Dokumentarfilm!
FSK: ab 12 J.
Verleih: Verleih der Filmemacher (16 mm),
DENKmal Film (Video)
In zahlreichen Workshops setzt die
amerikanische Psychologin Jane Elliott
die (überwiegend weißen) Teilnehmer
einer polarisierenden, diskriminierenden Behandlung aus, wie sie bei8
spielsweise Schwarze in den USA und
andere Minderheiten überall auf der
Welt täglich erleben. Wie diesen gelingt es auch den (freiwilligen) Teilnehmern nicht, die ihnen zugedachte Rolle (gewaltfrei) zu durchbrechen.
– Sinnvoll als Quereinstieg, weil der
Film den Prozess der schleichenden
Entmenschlichung dokumentiert und
für solche Prozesse sensibilisiert, ohne
allerdings zu hinterfragen, ob es nicht
auch ‘würdevollere’ Wege der Erkenntnis gäbe.
Boyz’n the
Hood –
Jungs im
Viertel
(Boyz’n the Hood)
USA 1991, 112 Min.
Buch und Regie: John Singleton
Darsteller: Cuba Gooding jr., Ice Cube,
Morris Chestnut, Tyra Ferell u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: TCF (35 mm), BJF (16 mm),
Columbia TriStar (Video)
Vier Teenager in den Schwarzenghettos von Los Angeles versuchen in einem Milieu von Kriminalität, Drogen
und Gewalt zu überleben. Nur einer
von ihnen namens Tre erhält durch
die Fürsorge seines Vaters die Chance, aus dem Teufelskreis von Gewalt
und Kriminalität auszubrechen. Als
einer der Freunde, der kurz zuvor Familienvater geworden ist, bei einem
Streit mit einer Jugendgang erschossen wird, wollen ihn die anderen rächen. Nur Tre scheut vor der letzten
Konsequenz zurück. – Die Spirale der
Gewalt erstmals ganz aus der Perspektive von schwarzen Jugendlichen.
Boyz’n the Hood
Die
brennende
Schnecke
Deutschland 1995, 82 Min.
Buch und Regie: Thomas Stiller
Darsteller: Max Haas, Barbara Auer,
Sebastian Koch, Jonas Kipp,
Michael Huml u. a.
FSK: nicht vorgelegen; empfohlen ab 16 J.
Verleih: Thomas Stiller (Berlin) (16 mm)
Die brennende Schnecke
Jugend . . .
Ein 14-jähriger Junge entwickelt sich
zum verschlossenen Einzelgänger. Die
Mutter fühlt sich überfordert und ist
selbst auf der Suche nach Liebe. Er
schließt sich einer brutalen Gang an,
dessen Anführer ihn mit quälerischen
Mutproben schikaniert und nicht akzeptiert. Als die Mutter einen neuen
Freund präsentiert, kommt es zum
Eklat. – Der durch sein brutales Ende
umstrittene Film beschreibt sehr differenziert die langsame Selbstentfremdung und Gefühlsverrohung eines Jugendlichen.
Central Station
Butcher Boy Central
Station
– Der
Schlächter- (Central do Brasil)
bursche
(Butcher Boy)
USA 1997, 110 Min.
Regie: Neil Jordan
Drehbuch: Neil Jordan, Patrick McCabe,
nach dem Roman von Patrick McCabe
Darsteller: Stephen Rea, Fiona Shaw,
Eamonn Owens, Alan Boyle,
Sinead O’Connor u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Warner (35 mm), Warner Home
(Video)
Ein Junge, dessen Vater Alkoholiker
und dessen Mutter nervenkrank ist,
wird in einer Kleinstadt im konservativen Irland der 60er Jahre zum Außenseiter gestempelt. Er wehrt sich
zunächst mit phantasievollen Streichen, schließlich mit offener Gewalt,
als sich auch noch der einzige Freund
von ihm abwendet. – Ironisch gebrochenes Portrait über das Zerbrechen
einer Kindheit aus der Sicht des Protagonisten mit vielen tragikomischen
Elementen.
. . . und Gewalt
Brasilien/Frankreich 1997, 110 Min.
Regie: Walter Salles
Drehbuch: João Emanuel Carneiro,
Marcos Bernstein, nach einer Idee
von Walter Salles
Darsteller: Fernanda Montenegro,
Marilia Pêra, Vinicius de Oliveira,
Sôia Lira, Othon Bastos u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Buena Vista (35 mm)
Dora, eine ältere ehemalige Schullehrerin, verdient sich ihren Lebensunterhalt mit Briefeschreiben im Hauptbahnhof von Rio de Janeiro. Täglich
konfrontiert mit dem Elend der Leute,
ist sie abgestumpft und hartherzig
geworden. Als eine ihrer Kundinnen
vor ihren Augen stirbt, beschließt sie,
sich des verwaisten Sohnes anzunehmen und ihn auf der Suche nach
seinem verschollenen Vater im Nordosten des Landes zu begleiten. –
Quereinstieg zur alltäglichen Gewalt
in einem Land der Dritten Welt:
Familienstrukturen, Straßenkinder als
Freiwild und als unfreiwillige Organspender.
Butcher Boy
9
Childmurders – Kindermorde
(Gyerekgyilkossagok)
Ungarn/Deutschland 1992, 82 Min., s/w
Buch und Regie: Ildikó Szabó
Darsteller: Barnabás Tóth,
Mária Balogh, Péter Andorai,
Ilona Kállay, Eszter Csákányi u. a.
FSK: nicht vorgelegen, empfohlen ab 16 J.
Verleih: MFA (35 mm)
Ein zwölfjähriger Junge aus ärmlichen
Verhältnissen bringt seine Klassenkameradin um, weil sie eine schwangere
Zigeunerin, die ihr Kind durch eine
Fehlgeburt verlor, denunzierte, worauf
diese Selbstmord beging. Die Zigeunerin war der einzige Mensch, den der
Junge liebte. Der ermittelnde Polizist
versucht das Vertrauen des Jungen zu
gewinnen, bis dieser bereit ist, ein
Geständnis abzulegen. – Ein emotional bewegender Film, der an die Tradition des ungarischen Filmschaffens
anknüpft und sich parteiisch der Gefühlswelt des Jungen nähert.
Childmurders – Kindermorde
Colors –
Farben der
Gewalt
(Colors)
Der Club der toten Dichter
Der Club der toten Dichter
(Dead Poets Society)
USA 1989, 128 Min.
Regie: Peter Weir
Drehbuch: Tom Schulmann
Darsteller: Robin Williams,
Robert Sean Leonard, Ethan Hawke,
Gale Hansen, Josh Charles u. a.
FSK: ab 12 J.
Empfohlen vom EAM
Verleih: Buena Vista (35 mm),
BJF (16 mm), Buena Vista (DVD)
Der neue Lehrer eines elitären und
konservativen College im Neuengland der späten 50er Jahre fordert
seine Schüler mit unkonventionellen
Lehrmethoden zur Selbstverwirkli10
chung auf. Er stellt die Poesie als Sinnbild geistiger Freiheit gegen den unkritischen Gehorsam und das konformistische Denken der Erwachsenen.
Sein Erziehungsstil gerät jedoch bald
in Konflikt mit den verstaubten Strukturen und den Lehrvorstellungen der
Schule. Es kommt zum offenen Eklat,
als einer seiner besten Schüler Selbstmord verübt. – Gelungener ‘Schulfilm’
mit aktuell gebliebenen Bezügen zu
Generationskonflikten, Identitätsfindung, Lebensperspektiven und der
Frage, warum manche Jugendliche
Gewalt gegen sich selbst anwenden.
USA 1987, 121 Min.
Regie: Dennis Hopper
Drehbuch: Michael Schiffer
Darsteller: Sean Penn, Robert Duvall,
Maria Conchita Alonso, Randy Brooks,
Grand Bush u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Columbia TriStar (Video)
Zwei Polizisten einer Spezialeinheit im
Kampf gegen das Bandenwesen in
Los Angeles geraten bei ihren Bestrebungen, die Straßen wieder sicherer
zu machen, in einen blutigen Kleinkrieg von Jugendlichen-Gangs um
Marktanteile im Handel mit der Droge Crack. – Um Realismus bemühter
Film über amerikanische Straßengangs, der jedoch das soziale Umfeld der Jugendlichen zugunsten von
Actionszenen und wilden Verfolgungsjagden etwas vernachlässigt.
Jugend . . .
Dangerous Der Dieb
Minds – Wilde (Vor)
Gedanken
(Dangerous Minds)
USA 1995, 100 Min.
Regie: John N. Smith
Darsteller: Michelle Pfeiffer,
George Dzundza, Courtney B. Vance,
Robin Bartlett, Beatrice Winde u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Buena Vista (35 mm), als Video
nicht mehr lieferbar!
Weil sie dringend einen Job braucht,
übernimmt die ehemalige Marinesoldatin Lou Anne Johnson eine Stelle
als Lehrerin in einer heruntergekommenen Schule. Ihre Schüler aus den
Armenvierteln der Stadt entpuppen
sich als wahre Monster, die zuerst alles daran setzen, ihre Lehrerin wieder
loszuwerden. Es gelingt ihr schließlich,
den Schülern mit unkonventionellen
Unterrichtsmethoden zu imponieren
und ihr Vertrauen zu gewinnen. Doch
dann passieren unvorhergesehene
Dinge, und die ganze Anstrengung
scheint umsonst. – Geschöntes Erfolgskonzept zur Begegnung der
Gewalt an Schulen mit authentischem
Background, hoffnungsvoller Botschaft und Jugendliche besonders ansprechendem Soundtrack.
Russland/Frankreich 1997, 110 Min.
Buch und Regie: Pavel Chukhrai
Darsteller: Vladimir Mashkov, Ekaterina
Rednikova, Misha Philiptschuk u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Arthaus (35 mm)
Sanya hat seinen Vater nie gesehen;
er starb 1946 kurz vor seiner Geburt
an den Folgen des Krieges. Als Sanya
sechs Jahre alt ist, begegnet seine
Mutter auf einer Zugfahrt dem jungen Offizier Tolya. Die drei ziehen zusammen, doch bald stellt sich heraus,
dass Tolya nur ein Dieb ist, der die
Abwesenheit seiner Mitbewohner für
seine Beutezüge nutzt. Tolya wird
gefasst und für Jahre nach Sibirien
verbannt. Als Sanya ihn nach dem
Tod seiner Mutter wiederfindet, ermordet er ihn aus grenzenloser Enttäuschung über das Desinteresse seines
Ziehvaters. – Poetisch-pessimistische
KOLYA-Version, in der es um das Erbe
der ‘Väter’ und ihre Rolle bei der Entstehung von Gewalt geht.
... denn sie wissen
nicht, was sie tun
Der Dieb
(Rebel without a Cause)
USA 1955, 106 Min.
Regie: Nicholas Ray
Drehbuch: Stewart Stern
Darsteller: James Dean, Natalie Wood,
Dennis Hopper, Sal Mineo, Jim Backus
u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Warner, Knipp-Film (35 mm),
Warner (16 mm), Warner Home (Video)
Dangerous Minds
. . . und Gewalt
Amerikanische Teenager der 50er Jahre rebellieren gegen die satte Selbstzufriedenheit ihrer gutbürgerlichen
Elternhäuser, die ihnen nur als abschreckendes Beispiel zukünftigen Lebens dienen. Selbst noch ohne eigene Orientierung im Leben, organisieren sie sich in einer Motorradgang
und reagieren ihre Aggressionen gegen die ältere Generation in gefährlichen Spielen ab, die für einen der
Halbwüchsigen tödlich enden. – Filmklassiker mit James Dean, der zum
Prototyp der aufbegehrenden Generation wurde und mit dem Film den
Durchbruch zum Weltstar schaffte.
11
Do the
Right Thing
USA 1989, 119 Min., OmU
Buch und Regie: Spike Lee
Darsteller: Spike Lee, Danny Aiello,
Ossie Davis, Ruby Dee, Rosie Perez u.
a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: UIP (35 und 16 mm)
Eine Studie der Gewalt: Die angestauten Aggressionen in einem schwarzen
Viertel von Brooklyn entladen sich am
Ende eines heißen Tages gegen den
einzigen Weißen dort, einen PizzeriaBesitzer. Ein junger Schwarzer war zuvor bei einer Schlägerei mit der Polizei getötet worden. Aus Rache plündern die anderen den Laden und
stecken ihn in Brand. – Ein Film über
Rassenhass und Vorurteile zwischen
Schwarzen und Weißen.
23 – Nichts
ist so wie es
scheint
Deutschland 1998, 99 Min.
Buch und Regie: Hans-Christian Schmid
Darsteller: August Diehl, Fabian Busch,
Dieter Landuris, Jan-Gregor Kremp,
Stephan Kampwirth u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Buena Vista (35 mm)
Hannover im Jahr 1986. In einer Zeit
zunehmender Verunsicherung lässt
der 19-jährige Karl die verlogene Welt
der Erwachsenen hinter sich und begibt sich auf die Suche nach den Hintergründen politischer Mechanismen.
Als ‘Hacker’ taucht er ab in eine Welt
aus Industriespionage, Drogen und
nächtelangen Reisen durch die Datennetze. Seine Freunde verkaufen die
geknackten Datenbanken an die Rus12
Do the Right Thing
sen. Karl wird zu einer Marionette im
Machtspiel von Presse, Verfassungsschutz und Geheimdiensten und bezahlt seine Naivität mit dem Leben.
– Interessanter Quereinstieg durch
seinen authentischen Hintergrund und
das Wechselspiel von gesellschaftlichen Einflüssen und Selbstzerstörungstendenzen eines Jugendlichen.
23 – Nichts ist so wie es scheint
Einfach nur
Liebe
Deutschland 1993, 95 Min.
Buch und Regie: Peter Timm
Darsteller: Benno Fürmann,
Regula Grauwiller, Uwe Ochsenknecht,
Steffen Wink, Moritz Bleibtreu u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Jugendfilm (35 mm)
Der 16-jähriger Schüler Mamba ist
neu hinzugezogen. Erfolgreich wehrt
er sich gegen den Terror eines brutalen Mitschülers und seiner Gang, der
von den anderen Schülern „Schutzgelder“ erpresst. Bei der Einstudierung
einer Inszenierung von „Romeo und
Julia“ im Deutschunterricht verliebt
sich Mamba ausgerechnet in die
Freundin des Gangleaders und löst
damit einen tödlichen Konflikt aus,
der das Theaterdrama im Schulalltag
widerspiegelt. – Mit Klischees überladene, aber temporeiche Geschichte
zum Thema „Gewalt in der Schule“.
Jugend . . .
187 – Eine
tödliche
Zahl
(187)
USA 1997, 123 Min.
Regie: Kevin Reynolds
Drehbuch: Scott Yagemann
Darsteller: Samuel L. Jackson,
Kelly Rowan, John Heard,
Clifton G. Gonzales,
Karina Arroyave u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Concorde (35 mm und Video)
71 Fragmente einer
Chronologie des Zufalls
Österreich/Deutschland 1994, 96 Min.
Buch und Regie: Michael Haneke
Darsteller: Lukas Miko, Otto Grünmandl,
Anne Bennent, Udo Samel,
Gabriel Cosmin Urdes u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Sputnik (35 mm),
Absolut Medien (Video)
Kurz vor Weihnachten 1993 tötete ein
19-jähriger Student in einer Bank
ohne ersichtlichen Grund bei einem
Amoklauf mehrere ihm fremde Menschen und schließlich sich selbst. Der
Film greift diese authentische Begebenheit auf und wirft in 71 szenischen
Fragmenten Schlaglichter auf die vorangegangenen Lebensumstände des
Täters und der Opfer. Ohne dabei eindeutige Erklärungen für die Tat zu
geben, sind sich diese in ihrer Beziehungslosigkeit und Kommunikationsarmut doch ähnlich. – Anspruchsvoller Film, der die Entstehung von Gewalt nicht als Psychogramm eines
jugendlichen Täters, sondern als
mögliche Reaktion auf gesellschaftliche Entwicklungen zeigt.
Nachdem der engagierte New Yorker
Lehrer Trevor Garfield von einem
Schüler aus Rache niedergestochen
wurde, versucht er ein Jahr später in
Los Angeles einen Neuanfang. Doch
auch dort gilt er nur als Störenfried
und wird von Gangs mit Gewalt bedroht. In die Enge getrieben und von
der Schuldirektion zur strikten Zurückhaltung ermahnt, gibt Garfield seine
idealistische Haltung auf und geht
zum Gegenangriff über. – Ein umstrittener Film über die Gewalt an amerikanischen Ghetto-Schulen.
Es beginnt heute
Es beginnt heute
(Ça commence aujourd’hui)
Frankreich 1998, 117 Min.
Regie: Bertrand Tavernier
Drehbuch: Dominique Sampiero,
Tiffany Tavernier, Bertrand Tavernier
Darsteller: Philippe Torreton,
Maria Pitarresi, Nadia Kaci,
Lambert Marchal, Françoise Bette u. a.
FSK: nicht vorgelegen, empfohlen ab 12 J.
Verleih: Arsenal (35 mm)
187 – Eine tödliche Zahl
. . . und Gewalt
Hohe Arbeitslosigkeit vieler Eltern mit
den typischen Folgen von der Flucht
in den Alkohol bis zur Verwahrlosung
und Misshandlung der Kinder, chronischer Geldmangel, Ignoranz der So-
zialbehörden und Politiker, mitunter
auch Inkompetenz der Vorgesetzten,
das sind die Probleme, mit denen der
junge Direktor eines französischen
Vorschulkindergartens in einem Bergarbeiterort täglich konfrontiert wird.
Trotz seines Engagements kann er in
einer der Familien einen tödlichen
Eklat nicht verhindern. – Packendes
Sozialdrama über strukturelle Gewalt
in einer sich auflösenden Gesellschaft,
ihre Auswirkungen insbesondere auf
Kleinkinder und das schwierige Unterfangen, diesen Kindern dennoch
eine Chance für das Leben zu geben.
13
Das Fest
(Festen)
Dänemark 1997, 106 Min.
Regie: Thomas Vinterberg
Drehbuch: Thomas Vinterberg,
Mogens Rukov
Darsteller: Ulrich Thomsen,
Henning Moritzen, Thomas Bo Larsen,
Paprika Steen, Birthe Neumann u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Arthaus (35 mm)
Zum 60. Geburtstag des Hoteliers Helge hat sich die ganze Familie im romantischen Landgasthof des Jubilars
versammelt. Erwartungsvoll setzen sich
Verwandte und Freunde um die feierliche Tafel, als die idyllische Familienfeier eine dramatische Wendung
erfährt. Helges ältester Sohn Christian beschuldigt in seiner Rede den
Das Fest
Vater, seine Zwillingsschwester in den
Selbstmord getrieben und die Geschwister in der Kindheit sexuell missbraucht zu haben. – Ein auch formal
bestechender Film um Schuld und
Sühne nach jahrelangem Kindesmissbrauch und den Umgang mit diesem
Thema in der Familie.
Freiheit ist ein Paradies
14
Fun – Mordsspaß
Freiheit ist
ein Paradies
Fun –
Mordsspaß
(S.E.R. – Swoboda
eto raj)
(Fun)
UdSSR 1989, 75 Min.
Buch und Regie: Sergej Bodrow
Darsteller: Wolodja Kosyrew,
Aleksandr Burejew, Swetlana Gajtan,
Vitautas Tomkus, Valeri Epifanow u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Filmverlag der Autoren (35 mm),
BJF, studio 16 (16 mm)
USA 1994, 103 Min., teilweise s/w
Regie: Rafael Zielinski
Drehbuch: James Bosley,
nach seinem Drama
Darsteller: Alicia Witt, Renée Humphrey,
William R. Moses, Leslie Hope,
Ania Suli u. a.
FSK: ab 12 J.
Empfohlen vom EAM
Verleih: Senator (35 mm), AFM (16 mm)
Der 13-jährige Sascha lebt in einem
Heim für schwer erziehbare Kinder in
Alma Ata, Kasachstan. Seine Mutter
ist tot, der ihm unbekannte Vater irgendwo im Gefängnis. Als er durch
Zufall die Adresse des Gefängnisses
ganz weit im Norden erfährt, läuft der
Junge davon und macht sich auf die
wochenlange beschwerliche Reise zu
seinem Vater. Eine Nacht lang dürfen
sich die beiden sehen und sich Mut
für ein Leben in Freiheit machen, bevor der Junge von der Polizei wieder
zurück ins Heim gebracht wird. – Eindrucksvolles Road-Movie über eine
verlorene Kindheit, abwesende Väter
und Gulag-Erfahrungen aus der Sicht
eines russischen Jungen.
In einer öden Vorstadt von Los Angeles lernen sich zwei weibliche Teenager kennen und schließen rasch
Freundschaft. Sie verbringen den Tag
miteinander, ärgern andere Leute,
vergnügen sich und töten schließlich
ohne ersichtlichen Grund, aus ‘Spaߒ,
wie sie es selbst erklären, eine alte
Frau. Nach ihrer Verurteilung bemühen sich eine Sozialarbeiterin und ein
Journalist herauszufinden, warum
Hillary und Bonnie den Mord begingen, ohne irgendwelche Anzeichen
von Reue zu zeigen. – Auch in filmästhetischer Hinsicht bemerkenswerter
und für das Thema besonders geeigneter Film und einer der seltenen Fälle, in denen Mädchen die Täter sind.
Jugend . . .
Funny
Games
Österreich 1997, 103 Min.
Buch und Regie: Michael Haneke
Darsteller: Susanne Lothar, Ulrich Mühe,
Arno Frisch, Frank Gierung u. a.
FSK: ab 18 J.
Verleih: Concorde (35 mm),
Arthaus (Video)
zurück zu seiner ihm unbekannten
Tante. In der neuen Heimat findet er
zunächst nur schwer Freunde. Als das
Haus seiner Tante einem Freizeitpark
weichen soll, beschließt er, für dessen
Erhalt zu kämpfen und besinnt sich
dabei seiner indischen Wurzeln. Wie
Ghandi leistet er gewaltlosen Widerstand. – Einer der wenigen Filme, in
denen Konflikte nicht mit Gewalt ausgetragen werden und die auch für die
Arbeit mit jüngeren Kindern geeignet
sind.
Zwei zunächst sehr höflich und zuvorkommend wirkende junge Männer
terrorisieren ohne ersichtlichen Grund
eine dreiköpfige Familie in einem abgelegenen Wochenendhaus am See.
Am nächsten Morgen ist die ganze
Familie abgemetzelt, die Täter machen
sich auf den Weg zu den nächsten
Opfern. – Ein umstrittener Film über
die Rolle der Gewalt in den Medien,
der bewusst mit den Genre-Erwartungen der Zuschauer spielt.
Ganesh
Der Gejagte
(Affliction)
USA 1997, 114 Min.
Buch und Regie: Paul Schrader,
nach dem Roman von Russell Banks
Darsteller: Nick Nolte, Willem Dafoe,
Sissy Spacek, James Coburn,
Mary Beth Hurt u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Kinowelt (35 mm),
Arthaus (Video)
Ein im Leben gescheiterter Polizist, der
von seiner Frau verlassen wurde und
auch zur Tochter keine wirkliche Beziehung aufbauen kann, sieht sich bei
seinen Recherchen über einen angeblichen Mord mit seiner Kindheit konfrontiert. Diese war durch seinen alkoholsüchtigen und tyrannischen Vater
geprägt, der seine Frau und die Kinder ständig drangsalierte. Es kommt
zu einer letzten Auseinandersetzung,
die für den Vater tödlich endet. – Der
beklommen machende Film verdeutlicht wie kaum ein anderer Film zuvor, wie männliche Gewalt durch negative Verhaltensmuster der Väter an
die nachfolgenden Generationen weitergegeben wird.
Funny Games
Ganesh
Kanada 1993, 104 Min.
Regie: Gilles Walker
Drehbuch: Jefferson Lewis, nach dem
Jugendbuch von Malcolm Bosse
Darsteller: Ryan Reynolds,
Glenne Headly, David Fox, Joe Roncetty,
Paul Anka u. a.
FSK: ab 6 J.
Empfohlen vom EAM
Verleih: BJF/KJF (16 mm)
Ein 15-jähriger kanadischer Junge,
der in Indien aufwuchs, kehrt nach
dem Tod seiner Eltern nach Kanada
. . . und Gewalt
Der Gejagte
15
Gestohlene
Kinder
(Il ladro di bambini)
Italien/Frankreich/Schweiz 1992, 110 Min.
Regie: Gianni Amelio
Drehbuch: Sandro Petraglia,
Stefano Rulli, Gianni Amelio
Darsteller: Enrico Lo Verso,
Valentina Scalici, Giuseppe Ieracitano,
Florence Darel, Marina Golovine u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Arthaus (35 mm), BJF (16 mm),
Arthaus (Video)
Gestohlene Kinder
Ein junger Karabiniere soll ein elfjähriges Mädchen, deren Mutter sie
zur Prostitution gezwungen hatte, und
ihren neunjährigen Bruder von Mailand nach Civitavecchia in ein Kinderheim bringen. Unwillig und verschlossen folgen die Geschwister dem Polizisten. Doch dort will man die Kinder
nicht aufnehmen, weil man die unschuldige kleine Prostituierte als Risiko betrachtet. Auf ihrer dreitägigen
Odyssee durch ganz Italien schöpfen
die Kinder Vertrauen zu dem Polizisten und nehmen ihn als Ersatzvater
an. Doch dessen Vorgesetzte interpretieren sein fürsorgliches Verhalten als
Entführung. – Quereinstieg zum Nachdenken darüber, wie die Gesellschaft
manchmal auf missbrauchte Kinder
reagiert.
16
Gridlock’d –
Good Will
Voll drauf
Hunting –
(Gridlock’d)
Der gute
Will Hunting
(Good Will Hunting)
USA 1997, 126 Min.
Regie: Gus van Sant
Drehbuch: Matt Damon, Ben Affleck
Darsteller: Matt Damon, Robin Williams,
Ben Affleck, Minnie Driver,
Stellan Skarsgård u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Scotia (35 mm), BMG (Video)
Ein jugendlicher Raufbold aus ärmlichen Verhältnissen, der sich mit Gelegenheitsarbeiten durchschlägt und
eine Gang anführt, entpuppt sich als
Mathematikgenie. Doch er kann sein
Talent nicht nutzen, ist auch beziehungsunfähig und steht kurz vor der
Einweisung ins Gefängnis. Erst durch
einen Psychologen findet er zu sich
und lernt, die prägenden Erfahrungen
der Kindheit zu überwinden. – Eine
brillante Auseinandersetzung um konträre Erziehungsstile, Männerbilder,
Vertrauen und Gewalt.
USA 1996, 91 Min.
Buch und Regie: Vondie Curtis Hall
Darsteller: Tim Roth, Tupac Shakur,
Thandie Newton, John Sayles,
Vondie Curtis Hall u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Universal Pictures (35 mm und
Video)
Ein weißer und ein schwarzer Musiker aus Detroit beschließen, sich in ein
Drogenentzugsprogramm zu begeben, nachdem die Leadsängerin ihres Trios wegen einer Überdosis ins
Koma gefallen ist. Damit beginnt eine
turbulente Odyssee durch die anonyme und abweisende Welt der Behörden. Als sich wegen eines ermordeten Drogenhändlers auch noch zwei
Killer und die Polizei an ihre Fersen
heften, wird die mit absurden Hindernissen gespickte Aufnahme in das
Entzugsprogramm für die beiden zur
wirklichen Überlebensfrage. – Ironisch
überspitzte Darstellung von JunkieAlltag und Drogenmissbrauch als eine
Form der Gewalt gegen sich selbst.
Good Will Hunting
Jugend . . .
Das Handbuch des jungen
Giftmischers
(The Young Poisoner’s Handbook)
Gridlock’d – Voll drauf
Die
Halbstarken
Großbritannien/Frankreich/Deutschland
1994, 99 Min.
Regie: Benjamin Ross
Drehbuch: Jeff Rawle, Benjamin Ross
Darsteller: Tobias Arnold,
Hugh O’Connor, Ruth Sheen,
Anthony Sher, Charlotte Coleman u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Kinowelt (35 mm),
Arthaus (Video)
Ein 14-jähriger, introvertierter Schüler
träumt davon, ein berühmter Toxikologe zu werden. Um die Wirkungswei-
se giftiger Substanzen zu studieren,
probiert er sie an den Menschen seiner Umgebung aus, die ihm im Weg
stehen: zunächst ein Rivale um ein
Mädchen, dann die ungeliebte und
ungerechte Stiefmutter. Als diese stirbt,
wird er in eine Heilanstalt eingewiesen, nach Jahren aber als geheilt entlassen. Doch an seinem neuen Arbeitsplatz sterben bald seine Kollegen
auf mysteriöse Weise. – Mit schwarzem Humor erzählte Geschichte eines
jugendlichen Serienmörders nach einer wahren Begebenheit.
BR Deutschland 1956, 97 Min.
Regie: Georg Tressler
Drehbuch: Will Tremper, Georg Tressler,
nach einer Erzählung von Will Tremper
Darsteller: Horst Buchholz, Karin Baal,
Christian Doermer, Joe Herbst,
Viktoria von Ballasko u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Stiftung Deutsche Kinemathek
(35 mm), AFM (Video)
Ein halbwüchsiger Rowdy im Berlin
der 50er Jahre entflieht dem dumpfen Elternhaus und entwickelt sich aus
Geltungssucht und unter dem Einfluss
eines skrupellosen Mädchens zum
Anführer einer kriminellen Bande, in
die er auch seinen jüngeren Bruder
mit hineinzieht. Als er sich weigert,
nach einem Überfall einen Zeugen zu
töten, wird er von seiner Freundin angeschossen, kommt dadurch zur Besinnung und stellt sich der Polizei. –
Wie man damals gestrauchelte Jugendliche zur Besinnung bringen
wollte, ist ein aufschlussreiches Zeitdokument und auch heute noch sehenswert.
. . . und Gewalt
Happiness
Happiness
USA 1998, 134 Min.
Buch und Regie: Todd Solondz
Darsteller: Jane Adams, Elizabeth Ashley,
Dylan Baker, Lara Flynn Boyle,
Ben Gazzara u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Filmwelt-Prokino (35 mm)
Drei erwachsene Schwestern (und ihre
jeweiligen Partner) auf der individuell ganz unterschiedlichen Suche nach
dem Glück im Leben und im Schei-
tern an den eigenen Ansprüchen. Die
älteste Schwester glaubt das Glück in
ihrer eigenen Familie längst gefunden zu haben, bis sich ihr als Psychiater arbeitender Mann als Kinderschänder entpuppt. – Ein provokativer und greller, aber auch humorvoller und einfühlsamer Film über
menschliche Sehnsüchte und Abgründe und über die Fassaden des Glücks,
aber auch über die frappierende
Doppelmoral eines biederen Familienvaters, der sich an den Freunden
seines Sohnes vergreift.
17
Hass
Hass
(La Haine)
Frankreich 1994, 95 Min., s/w
Buch und Regie: Mathieu Kassovitz
Darsteller: Vincent Cassel,
Hubert Koundé, Said Taghmaoui,
François Levantal, Solo Dicko u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Concorde (35 mm),
Arthaus (Video)
Vinz, Hubert und Said wohnen in einem tristen Vorort von Paris, der wie
viele andere auf dem Reißbrett entstanden ist und den Jugendlichen
kaum Platz zum Leben lässt. Ihr
Freund Abdel wurde bei einer Demonstration von einer Polizeikugel getroffen und liegt im Sterben. Sie sind voller Wut und Hass, aber auch die Polizei geht nicht gerade zimperlich mit
den Jugendlichen um. Einer von ihnen hat bei den Krawallen eine Polizeipistole erbeutet. Der Teufelskreis
von Gewalt und Gegengewalt beginnt
18
sich erneut zu drehen. – Diskussionswerter, fast dokumentarisch wirkender
Film, der sich „gegen die Polizei“ richtet und eindeutig Partei für die Jugendlichen in den Pariser Vorstädten
ergreift.
Heavenly Creatures
Heavenly Creatures –
Himmlische Kreaturen
(Heavenly Creatures)
Neuseeland/Deutschland 1994, 109 Min.
Buch und Regie: Peter Jackson
Darsteller: Melanie Lynskey,
Kate Winslet, Sarah Peirse, Diana Kent,
Clive Merrison u. a.
FSK: ab 16 J.
Empfohlen vom EAM
Verleih: Senator (35 mm), BMG (Video)
Anfang der 50er Jahre freunden sich
in einer neuseeländischen Kleinstadt
zwei 14-jährige Mädchen an, die sich
weder im Elternhaus noch in der Schule gefordert und verstanden fühlen.
Die beiden fliehen in eine Traumwelt
und reagieren aggressiv auf jede
Form von Störung ihrer intensiven
Beziehung. Als die Eltern sie trennen
wollen, entlädt sich ihr Hass in einem
kaltblütig geplanten Mord. – Subtile
und auch filmisch stimmig umgesetzte
Rekonstruktion eines authentischen
Ereignisses nach den Aufzeichnungen
der Mädchen.
Jugend . . .
Heimliche
Freunde
Der Herr der
Fliegen
(Lawn Dogs)
(Lord of the Flies)
Großbritannien 1997, 95 Min.
Regie: John Duigan
Drehbuch: Naomi Wallace
Darsteller: Mischa Barton, Sam Rockwell,
Kathleen Quinlan, Christopher McDonald,
Bruce McGill u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Arthaus (35 mm)
USA 1988, 90 Min.
Regie: Harry Hook
Drehbuch: Sara Schiff,
nach dem Roman von William Golding
Darsteller: Paul Balthazar Getty,
Chris Furrh, Daniel Pipoly, Gary Rule,
Badge Dale u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Jugendfilm (35 mm)
Ein modernes Märchen über zwei ungleiche Außenseiter in einem piekfeinen, langweiligen Villenvorort, in dem
nur rollenkonformes Verhalten angesagt ist. Die ungewöhnliche Freundschaft eines zehnjährigen Mädchens
zu einem 21-jährigen Hilfsarbeiter,
der in einer Höhle haust, wird diesem
beinahe zum Verhängnis. Nur das
entschiedene Eingreifen des Mädchens und magische Zauberkräfte
können ihn noch vor der Wut der
Bürger retten. – Bezauberndes Lehrstück über Freundschaft, aber auch zur
Genese von Intoleranz, Ausgrenzung
und Gewalt.
Nach einem Flugzeugabsturz strandet
eine Gruppe von acht- bis zwölfjährigen Militärschulkadetten auf einer
einsamen Insel im Pazifik und ist gezwungen, das Leben neu zu organisieren. Doch bald löst sich die Ordnung auf, und die Gruppe spaltet sich
in zwei Lager. Der erbitterte Kampf gegeneinander endet für einige von
ihnen tödlich. – Der zivilisationskritische und diskussionswürdige Versuch,
die Defekte der Gesellschaft auf die
(angeblichen) Defekte der menschlichen Natur zurückzuführen. Siehe hierzu ggf. auch die parabelhaftere und
nicht so vordergründig-abenteuerliche
Erstverfilmung von Peter Brook aus
dem Jahr 1963, die jedoch nicht mehr
im Verleih ist.
Heimliche Freunde
. . . und Gewalt
Herr der Gezeiten
Herr der
Gezeiten
(The Prince of Tides)
USA 1991, 131 Min.
Regie: Barbra Streisand
Drehbuch: Becky Johnston, Pat Conroy,
nach dem Roman von Pat Conroy
Darsteller: Barbra Streisand, Nick Nolte,
Jeroen Krabbé, Blythe Danner,
Kate Nelligan u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Columbia TriStar (35 mm und
Video)
Die Familie als Trauma und Lebenslüge: Ein arbeitsloser Lehrer aus den
Südstaaten der USA steckt in einer
maroden Ehe; das Leben beginnt ihm
zu entgleiten. Als seine Zwillingsschwester einen wiederholten Selbstmordversuch begeht, reist er zu ihr
nach New York. Die mehrmonatige
Reise wird zur unvermuteten Wiederbegegnung mit der verdrängten, gewalttätigen Kindheit. Gemeinsam mit
der Psychotherapeutin seiner Schwester gelingt es ihm, die Familientragödie aufzuarbeiten, in deren Würgegriff die Geschwister standen. – Eher
ein Film für Erwachsene, der gleichwohl deutlich macht, wie ein durch
Gewalt entstandenes Kindheitstrauma
das ganze weitere Leben bestimmt,
gerade wenn darüber nicht gesprochen werden darf.
19
Ich bin dein
Krieger
(Jag år din Krigare)
Schweden/Dänemark 1997, 95 Min.,
OmU
Buch und Regie: Stefan Jarl
Darsteller: Ron Milldoff, John Belindo,
Viggo Lundberg, Jan Malmsjö,
Mikael Persbrandt u. a.
FSK: ab 12 J.
Empfohlen vom EAM
Verleih: KJF (Video)
Hollow Reed
Hollow Reed How are the
Kids?
– Lautlose
Schreie
Belgien 1990, 52 Min.
Verleih: KFW (16 mm und Video)
(Hollow Reed)
Großbritannien 1995, 104 Min.
Regie: Angela Pope
Drehbuch: Paula Milne
Darsteller: Martin Donovan,
Joely Richardson, Ian Hart,
Jason Flemyng, Sam Bould u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Senator (35 mm), BMG (Video)
Hannah hat sich von ihrem Mann
Martyn getrennt, nachdem dieser sich
als Homosexueller outete. Der gemeinsame Sohn Oliver verbleibt bei
der Mutter, die eine neue Partnerschaft eingeht und zunächst nicht
merkt, dass ihr Sohn vom Stiefvater
körperlich misshandelt wird. Martyn
dagegen ist besorgt, weil Oliver immer verschlossener wird, stößt mit
seinem Verdacht aber auf taube Ohren, weil er wegen seiner Beziehung
zu einem Mann einen schädlichen
Einfluss auf seinen Sohn haben soll.
– Psychothriller, der beispielhaft zeigt,
wie auch Mütter manchmal die Misshandlung ihrer Kinder nicht wahrnehmen wollen, weil sie dadurch in eine
Loyalitätsfalle geraten.
20
Liouba (6 J.) oder:
Das Recht auf Liebe
Regie: Rolan Bykov, UdSSR 1990,
11 Min.
Liouba
„Wie geht es den Kindern?“ – so lautet der Serientitel für sechs Kurzfilme
von je sieben bis elf Minuten Dauer,
die ein Manifest international renommierter Regisseure für die vielfach
missachteten Rechte der Kinder darstellen. Der interessanteste in diesem
Zusammenhang ist der Kurzfilm von
Rolan Bykov, der auf eindringliche
Weise zeigt, wie ein kleines Mädchen
die von der trinkenden und schlagenden Mutter erfahrenen Aggressionen
im Rollenspiel mit ihren Stofftieren
reproduziert und bis zur tödlichen
Konsequenz fortsetzt.
Der 13-jährige Kim begegnet eines
Abends wie in einem Traum einem
alten Indianer, von dem er den Auftrag erhält, die Natur zu beschützen.
Kim entschließt sich daraufhin, im
Wald zu bleiben und von dem zu
leben, was die Natur ihm bietet. Von
nun an ist er vollauf damit beschäftigt, die Schäden wieder gutzumachen, die andere an der Natur verursachten. Mit seinem Engagement
stößt er aber auf erbitterten Widerstand bei den Erwachsenen. Sogar
Treibjagden werden gegen ihn organisiert. Doch er gibt nicht auf und wird
zu einem kämpferischen Helden. –
Tiefmoralischer Film über einen Jugendlichen, der sich gegen strukturelle
Gewalt in der Gesellschaft konsequent
zur Wehr setzt, wobei auch Machtmissbrauch und die Rechtfertigung
von Gewalt in letzter Konsequenz thematisiert werden.
Ich bin dein Krieger
Jugend . . .
Ist es leicht, jung zu sein?
(Vai vegli but jaunam?)
Im Namen des Vaters
Im Namen
des Vaters
UdSSR 1986, 84 Min., Farbe und s/w,
OmU (35 mm) bzw. Voice over
Regie: Juris Podnieks
Drehbuch: Juris Podnieks,
Abrams Klezkins, A. Klockis, J. Margolins
Dokumentarfilm
FSK: ab 12 J.
Verleih: BJF, Verleih d. Filmemacher (16 mm)
Nach einem Rockkonzert demolieren
etwa 150 lettische Jugendliche zwei
Eisenbahnwaggons. Sieben der Be-
teiligten werden von den Ordnungshütern wahllos herausgegriffen, vor
Gericht gestellt und zu unverhältnismäßig hohen Freiheitsstrafen verurteilt, um damit ein abschreckendes
Beispiel in den beginnenden Zeiten
von Glasnost und Perestroika zu setzen. In sieben differenzierten Portraits
enthüllen sich die Motive der Jugendlichen, aber auch ihre Ideale und
Lebensperspektiven.
(In the Name of the
Father)
Irland/Großbritannien/USA 1993, 127 Min.
Regie: Jim Sheridan
Drehbuch: Terry George, nach der
Autobiografie von Gerry Conlon
Darsteller: Daniel Day-Lewis, Pete
Postlethwaite, Emma Thompson,
John Lynch, Mark Sheppard u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: UIP (35 und 16 mm)
In dem Politthriller nach der Autobiografie von Gerry Conlon geht es um
einen authentischen britischen Justizskandal auf dem Höhepunkt des blutigen IRA-Konflikts Mitte der 70er Jahre. Vier junge Iren werden mit ihren
Familienangehörigen beschuldigt, einen Bombenanschlag auf ein Londoner Pub verübt zu haben, durch Folter ‘geständig’ gemacht und teils zu
lebenslangen Haftstrafen verurteilt.
Erst im Gefängnis kommen sich der
Hauptverdächtige und sein Vater näher und nehmen mit Unterstützung
einer Rechtsanwältin den Kampf gegen das Fehlurteil auf. – Mitreißende
Rekonstruktion eines gewaltigen Justizirrtums in Großbritannien, dem eine ganze Familie samt Kindern durch
Willkürakte der Staatsgewalt zum Opfer fällt.
. . . und Gewalt
Jim Carroll – In den
Straßen von New York
Jim Carroll
(The Basketball Diaries)
USA 1994, 102 Min.
Regie: Scott Kalvert
Drehbuch: Bryan Goluboff,
nach dem autobiografischen Buch
von Jim Carroll
Darsteller: Leonardo DiCaprio,
James Madio, Patrick McGaw,
Mark Wahlberg, Lorraine Bracco,
Ernie Hudson u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Nil (35 mm), VCL (Video)
Drei rebellische Freunde in einer katholischen Eliteschule in New York gelten als vielversprechende Talente in
ihrer Basketballmannschaft, bis sie
nach dem Tod eines an Leukämie er-
krankten Mitspielers plötzlich den
‘Verlockungen’ der Straße erliegen
und heroinsüchtig werden. Nur einem
von ihnen, dem später berühmt gewordenen Schriftsteller und Musiker
Jim Carroll, gelingt es, aus dem Teufelskreis von Selbstzerstörung, Gewalt
und Kriminalität auszubrechen. –
Leonardo DiCaprio in einem beklemmenden und atmosphärisch dichten
Film mit hoher Suggestionskraft, der
trotz einiger Traumsequenzen hart an
der Realität inszeniert ist, der sein Thema, seine Figuren und seine Zielgruppe ernst nimmt und weder falsche
Vorbilder anbietet, noch Identifikationsfiguren liefert.
21
Der junge
Törless
BR Deutschland/Frankreich 1965, 87
Min., s/w
Buch und Regie: Volker Schlöndorff,
nach dem Roman von Robert Musil
Darsteller: Mathieu Carrière,
Bernd Tischer, Marian Seidowsky,
Alfred Dietz, Barbara Steele u. a.
FSK: ab 18 J.
Verleih: Filmkundliches Archiv (16 mm)
In einem Jungeninternat entwickeln
sich unter den aus wohlhabenden
Familien stammenden Zöglingen
Machthierarchien und Abhängigkeitsverhältnisse, die in der Misshandlung
eines Außenseiters jüdischer Herkunft
gipfeln. Der junge Törless beobachtet das Treiben aus der Distanz, nicht
ohne Mitgefühl, dennoch schuldhaft
in die Exzesse seiner Kameraden verstrickt. – Kongeniale Robert-MusilAdaption mit deutschem Geschichtsbezug durch die beobachtende Neutralität des Protagonisten, der damit
zum Mitläufer wird.
Kahlschlag
Deutschland 1993, 105 Min.
Regie: Hanno Brühl
Drehbuch: Dieter Bongartz
Darsteller: Björn Jung,
Natascha Bonnermann, Willi Herren,
Miriam Rosenstiel, Roman Rien u. a.
FSK: ab 12 J.
Empfohlen vom EAM
Verleih: BJF, KJF (16 mm)
Der 16-jährige Robin hat sich den
Kopf geschoren und seine Jeans gegen die Uniform der Skins getauscht.
Was anfangs nur als Provokation gegenüber abweisenden Eltern, Lehrern
und Mitschülern gedacht war, entwikkelt sich zur Überzeugung, als Robin
von jungen Türken überfallen wird. Er
haut von zu Hause ab und schließt
22
sich einer rechtsextremen Vereinigung
an. Als diese jedoch bei einem ihrer
Überfälle ein junges türkisches Mädchen verletzt, das Robin an seine
Schwester erinnert, will er aussteigen.
Nur sind damit seine neuen ‘Kameraden’ ganz und gar nicht einverstanden. – Einer der ersten wichtigen Filme zum Thema Neofaschismus, der
in seiner pädagogischen Absicht aber
etwas konstruiert wirkt.
teilen, suchen sie per Aushang in der
Uni nach Mitfahrern. Eher zufällig
meldet sich ein anderes Pärchen, ein
Ex-Sträfling mit dubioser Vergangenheit und seine hysterische Freundin.
Dort, wo die vier auftauchen, werden
plötzlich reihenweise Leute umgebracht. – Ein spekulativer Film über die
Gewalt und die Faszination, die Gewaltverbrecher und Serienkiller auf
manche Menschen ausüben.
Kids
Kalifornia
Kalifornia
USA 1993, 118 Min.
Regie: Dominic Sena
Drehbuch: Tim Metcalfe
Darsteller: Brad Pitt, Juliette Lewis,
David Duchovny, Michelle Forbes,
Sierra Pecheur u. a.
FSK: ab 18 J.
Verleih: Concorde (35 mm und Video)
Ein angehender Kriminologe und
Doktorand, der seine Dissertation
über berüchtigte Serienkiller schreibt,
begibt sich mit seiner Freundin, einer
Fotografin, auf Spurensuche vor Ort
nach Kalifornien. Um Benzinkosten zu
USA 1994, 91 Min.
Regie: Larry Clark
Drehbuch: Harmony Korine
Darsteller: Leo Fitzpatrick, Justin Pierce,
Chloe Sevigny, Yakira Peguero,
Billy Valdes u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Senator (35 mm), BMG (Video)
Sie stehlen, brechen ein und denken
nur an Sex. Sie nehmen Drogen,
schlagen einen Mann zusammen und
übertreffen sich gegenseitig in ihrer
vulgären Sprache. Sie durchstreifen
die Hauptstraßen von New York und
dealen am Washington Square,
gleich neben dem Kinderspielplatz.
Doch sie sind keine Schwerverbrecher,
keine Schläger, sondern ganz normale Kids, bis eines der Mädchen erfährt,
dass sie HIV-positiv ist. – Ein umstrittener Film über die New Yorker KidsSzene.
Kahlschlag
Jugend . . .
Kinderspiele
Deutschland 1992, 111 Min.
Regie: Wolfgang Becker
Drehbuch: Horst Johann Sczerba,
Wolfgang Becker
Darsteller: Jonas Kipp, Oliver Bröcker,
Burghart Klaußner, Angelika Bartsch,
Matthias Friedrich u. a.
FSK: ab 16 J.
Empfohlen vom EAM
Verleih: Senator (16 mm),
Philip Bober (Video)
Vor dem atmosphärisch dicht rekonstruierten, gesellschaftlichen Hintergrund der 50er Jahre handelt der Film
vom Leidensweg eines elfjährigen
Jungen, der den Schlägen des jähzornigen Vaters ebenso schutzlos
ausgeliefert ist, wie der abweisenden
Haltung der Mutter, die mit dem kleineren Bruder die Familie verlässt, um
mit einem anderen Mann eine neue
Existenz zu gründen. – Der Film zeigt
beispielhaft und realistisch, wie Gewalt gegen Kinder in Verbindung mit
einem Mangel an Liebe und Fürsorge einen Kreislauf in Gang setzt, in
dem aus Opfern selbst wieder Täter
werden.
Klassenfeind
BR Deutschland 1982, 125 Min.
Buch und Regie: Peter Stein, nach
einem Bühnenstück von Nigel Williams
Darsteller: Greger Hansen, Stefan Reck,
Jean-Paul Raths, Udo Samel,
Ernst Stötzner, Michael Maassen u. a.
FSK: ab 16 J.
Empfohlen vom EAM
Verleih: Filmverlag der Autoren (35 und
16 mm)
Sechs gewalttätige Problemschüler in
einer trostlosen Betonschule in Berlin-Kreuzberg warten in ihrem Klassenzimmer auf einen neuen Lehrer,
der jedoch nicht kommt. Aus Frustration und Langeweile schlägt ihr Anführer schließlich vor, abwechselnd
selbst Lehrer zu spielen. Das Rollenspiel fordert seinen Blutzoll, bringt
. . . und Gewalt
Kleine Brüder
aber auch den Hass, die Ängste und
Sehnsüchte der Jugendlichen deutlich
zum Vorschein. – Die Verfilmung einer Inszenierung der Berliner Schaubühne.
Kleine
Brüder
(Petits Frères)
Frankreich 1998, 92 Min.
Buch und Regie: Jacques Doillon
Darsteller: Stéphanie Touly, Iliès
Sefraoui, Mustapha Goumane, Nassim
Izem, Rachid Mansouri u. a.
FSK: nicht vorgelegen, empfohlen ab 12 J.
Verleih: offen (Filmfest München 1999)
Nach einem heftigen Streit mit ihrem
gewalttätigen Stiefvater haut die 13jährige jüdische Talia von zuhause ab
und findet zusammen mit ihrem
Kampfhund Kim Unterschlupf in einem benachbarten Wohnsilo, das
überwiegend von Nordafrikanern und
Schwarzen bewohnt ist. Eine Gruppe
gleichaltriger Jungen will ihr helfen,
hat es aber nur auf den Hund abgesehen. Als dieser geklaut wird, setzt
sich Tania zur Wehr und erhält unerwartete Unterstützung von einem jungen Araber. – Eine authentisch wirkende Gangsterstory aus dem Milieu der
Straßenkids in den Vororten von Paris, die über die gängigen Klischees
der dortigen Gewalteskalation hinausweist und eine Utopie der Versöhnung und des Friedens entwirft.
Klassenfeind
23
Die kleine
Diebin
(La petite voleuse)
Frankreich 1988, 110 Min.
Regie: Claude Miller
Drehbuch: Claude Miller, Luc Beraud,
Annie Miller, nach einem Drehbuch von
François Truffaut und Claude de Givray
Darsteller: Charlotte Gainsbourg,
Didier Bezace, Simon de la Brosse,
Raoul Billerey, Chantal Banlier u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Tobis (35 mm)
Ein 16-jähriges Mädchen wächst ohne
Eltern bei ihren Verwandten auf. Den
Mangel an Liebe, der ihre Kindheit
begleitete, versucht sie mit Diebstählen auszugleichen. Im Erziehungsheim, in dem sie nach ihrer Verurteilung landet, muss sie sich gegen ihre
Mitbewohnerinnen behaupten. Als sie
schwanger wird, ist sie bereit, Verantwortung für sich zu übernehmen und
ihre Zukunft selbst zu gestalten. – Ein
hoffnungsvoller Film gegen das Klischee von der „Einbahnstraße kriminelle Laufbahn“.
als Geisel, der ihn zu seiner bis dahin unbekannten Schwester bringen
soll. Indem die drei Personen jeweils
von den Problemen des anderen erfahren, nähern sich die so unterschiedlichen Charaktere einander an.
Die Geschichte endet unausweichlich,
wenn auch nicht hoffnungslos, mit der
Überführung des Jungen in Polizeigewahrsam. – Thematisierung des
oftmals nur schmalen Grats zwischen
jugendlicher Rebellion und Gewaltanwendung in nicht intakten Familien.
Mit jugendlicher Unbekümmertheit
versucht eine aufmüpfige, 17-jährige
Jugendliche aus einer dumpfen russischen Kleinbürgerfamilie der Trostlosigkeit ihres Milieus zu entkommen.
Sie angelt sich einen hochnäsigen
Ingenieurssohn, der als zukünftiger
Schwiegersohn in Veras Familie einzieht und den permanenten Familienkrach anheizt, bis es zum blutigen
Eklat kommt. – Ein Film von erstaunlicher erzählerischer Kraft, der im Zeichen von Glasnost und Perestroika
einen bis dato nicht gekannten Blick
auf die russische Protestgeneration
wirft.
Kleine Vera
(Malenkaja Vera)
UdSSR 1988, 133 Min.
Regie: Wassilij Pitschul
Drehbuch: Maria Chmelik
Darsteller: Natalja Negoda,
Andrej Sokolow, Juri Nasarow,
Ljudmila Saizewa, Aleksandr AlexejewNegreba u. a.
FSK: ab 16 J.
Empfohlen vom EAM
Verleih: Filmverlag der Autoren,
Progress (35 mm), BJF, Filmothek der
Jugend NRW, studio 16 (16 mm)
Der Krieg der Knöpfe (1961!)
Der Krieg
der Knöpfe
Der kleine
Gangster
(La guerre des
buttons)
(Le petit criminel)
Frankreich 1990, 100 Min.
Buch und Regie: Jacques Doillon
Darsteller: Richard Anconina,
Gérald Thomassin, Clotilde Courau,
Jocelyne Perhirin, Cecile Reigher u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: TiMe (35 mm), Filmgalerie 451
(Video)
Frankreich 1961, 85 Min., s/w
Regie: Yves Robert
Drehbuch: Yves Robert, François Boyer,
nach einem Roman von Louis Pergaud
Darsteller: Pierre Trabaud, Jean Richard,
Michel Galabru, Martin Latique,
André Treton u. a.
FSK: ab 6 J.
Verleih: Progress (35 mm), BJF (16 mm)
Ein 15-jähriger, der das verlogene Familienleben satt hat, überfällt eine
Drogerie und nimmt einen Polizisten
Seit Generationen bekriegen sich die
Jungen der beiden Dörfer Longueverne und Velrans, ohne einen kon-
24
Kleine Vera
Jugend . . .
Ein kurzer
Film über
das Töten
Ein kurzer Film über das Töten
kreten Grund dafür zu kennen. Den
Jungen, die der gegnerischen Bande
in die Hände fallen, werden die Knöpfe, Hosenträger und Schnürsenkel
abgeschnitten, was sehr peinlich ist
und zu Hause viel Ärger einbringt. Der
Bandenkrieg eskaliert, bis die beiden
Anführer in ein Erziehungsheim kommen und künftig aufeinander angewiesen sind. – Filmklassiker über die
kleinen Anfänge und die Überwindung von Gewalt.
Der Krieg
der Knöpfe
(The War of the
Buttons)
Großbritannien/Frankreich 1994, 91 Min.
Regie: John Roberts
Drehbuch: Colin Welland, nach einem
Roman von Louis Pergaud und dem
Film „La Guerre des Buttons“
Darsteller: Liam Cunningham,
Gregg Fitzgerald, Colm Meaney,
John Coffey, Eveanna Ryan u. a.
FSK: ab 6 J.
Verleih: Warner Home (Video)
Neuverfilmung des gleichnamigen
Kinderfilm-Klassikers von Yves Robert
(1961), die den Rivalitätskampf der
Kinder aus zwei französischen Dörfern
in die irische Provinz der 70er Jahre
verlegt, wobei die parabelhaften Züge
der Vorlage zugunsten einer doch
eher nostalgischen Erinnerung an eine
abenteuerliche Kindheit verschwinden.
. . . und Gewalt
(Krotki film o
zabijaniu)
Polen 1987, 85 Min.
Regie: Krzysztof Kieslowski
Drehbuch: Krzysztof Piesiewicz,
Krzysztof Kieslowski
Darsteller: Miroslaw Baka,
Krzysztof Globisz, Jan Tesarz,
Krystyna Janda, Olgierd Lukaszewicz u. a.
FSK: ab 16 J.
Empfohlen vom EAM
Verleih: Filmverlag der Autoren, Progress
(35 mm), BJF, studio 16 (16 mm), KFW,
studio 16 (Video)
In der giftig-grauen Ödnis von Warschau bringt ein einsamer arbeitsloser junger Mann auf brutale Weise
einen Taxifahrer um. Obwohl ein
frischgebackener Strafverteidiger interveniert, wird der junge Mann zum
Tode durch den Strang verurteilt. Die
staatlich vollzogene Hinrichtung erfolgt auf ähnliche Weise und nicht
minder grausam wie das Tötungsdelikt des Verurteilten. – Eindringliches
Plädoyer gegen die Todesstrafe und
die Verfilmung des fünften Gebotes
im Rahmen des Dekalog-Filmzyklus.
Kurz und
schmerzlos
Deutschland 1998, 100 Min.
Buch und Regie: Fatih Akin
Darsteller: Mehmet Kurtulus,
Aleksandar Jovanovic,
Adam Bousdoukos, Regula Grauwiller,
Idil Üner u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Universal Pictures (35 mm)
Der Türke Gabriel, der Serbe Bobby
und der Grieche Costa sind eng befreundet. Früher bildeten die drei eine
Gang in Hamburg. Doch als Gabriel
aus dem Gefängnis entlassen wird,
will er erwachsen werden und ein normales Leben führen. Seine Freunde
verstehen ihn nicht. Bobby gar träumt
viel lieber von einer Karriere bei der
Mafia, wird aber bei seinem ersten
Deal getötet. Als Costa den toten
Freund rächen will, muss sich Gabriel
entscheiden, was ihm die Freundschaft
wert ist. – Selten: Ein deutscher! Film
mit gutem Gespür für die Alltagsrealitäten vieler „Youngsters“ im Gewand
eines Thrillers.
Kurz und schmerzlos
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Lärm und
Wut
La vie de
Jésus
(De bruit et du fureur)
Frankreich 1997, 96 Min., OmU
Buch und Regie: Bruno Dumont
Darsteller: David Douche,
Marjorie Cottreel, Geneviève Cottreel,
Kader Chaatouf, Sebastien Delbaere u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Peripher (35 mm)
Frankreich 1988, 95 Min.
Buch und Regie: Jean-Claude Brisseau
Darsteller: Vincent Gasperitsch,
François Negret, Bruno Cremer,
Fabienne Babe, Lisa Herédia u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Filmwelt-Prokino (35 mm),
VCL (Video)
Der 13-jährige Bruno lebt meist allein in einer seelenlosen Betonvorstadt von Paris. Sein einziger Freund
ist ein Kanarienvogel, der sich in seinen Träumen in einen Adler verwandelt, der einer geheimnisvollen Unbekannten gehört. Beim Nachhilfeunterricht begegnet Bruno einem gewalttätigen und kriminellen Halbwüchsigen, dessen Vater nach dem Motto
eines permanenten Krieges jeder gegen jeden lebt. Beide Jungen versuchen auf unterschiedliche Weise, mit
der sie umgebenden Gewalt fertig zu
werden. Der verträumte Bruno zieht
dabei den Kürzeren. – Brisseau war
Lehrer, bevor er diese „emotionale
Reflexion über die Probleme des Lebens“ in einer von Gewalt geprägten
Gesellschaft schuf.
La vie de Jésus
26
Arbeitslose Jugendliche vom Land,
ohne ausreichende Schulbildung,
mitten in der französischen Provinz.
Mangels geeigneter Lebensperspektiven verbummeln sie den größten Teil
ihrer Zeit, erfinden Mutproben und
fahren am liebsten mit ihren frisierten Mopeds herum. Nur einer von
ihnen hat eine feste Freundin. Als sich
ein Araber für diese interessiert,
kommt es zum Ausbruch von
Fremdenhass und Gewalt, was
schließlich auch das soziale Gefüge
in der Gruppe zerstört. – Mit der prägnanteste Film der letzten Kinojahre
zum Thema, der vielschichtig und mit
fast dokumentarischem Blick nicht die
spektakuläre, sondern die alltägliche
Lebenswelt einer „lost generation“
einfängt.
Lazarus
Lazarus
Polen 1994, 85 Min.
Regie: Waldemar Dziki
Drehbuch: Cezary Harasimowicz
Darsteller: Karin Austin,
William Armstrong, Musa Luvuno,
Ryzzard Filipski, Gary Wilmot u. a.
FSK: ab 12 J.
Empfohlen vom EAM
Verleih: KJF (Video)
Ein reiches, kinderloses englisches
Ehepaar möchte ein Kind adoptieren.
Da ihnen das offizielle Verfahren zu
lange dauert, beschließen sie, ein
Kind zu ‘kaufen’. Doch statt des erwarteten indischen Kleinkindes erhalten sie über einen dubiosen Händler
den zehnjährigen Lazar aus Mosambik. Sie wissen nicht, dass dessen Eltern im Bürgerkrieg grausam ermordet wurden und der Junge zum
Kämpfer ausgebildet wurde. Doch
dann beginnt Lazar die Konflikte in
seiner Umgebung so zu lösen, wie er
es gelernt hat. – Exemplarisch schildert der Film das Schicksal vieler tausend Kinder, die in ihren Heimatländern entführt und zu Soldaten erzogen werden.
Jugend . . .
Léolo
Kanada/Frankreich 1991, 107 Min.
Buch und Regie: Jean-Claude Lauzon
Darsteller: Maxime Collin, Ginette Reno,
Julien Guiomar, Yves Montmarquette,
Pierre Bourgault u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Filmwelt-Prokino (35 mm),
VCL (Video)
Der 14-jährige Léolo lebt mit seiner
Familie in einfachen und bedrückenden Verhältnissen in Montréal. Der
dicke Vater, die liebevoll übermächtige Mutter, die einfältigen Schwestern, der trotz seiner BodybuildingFigur innerlich schwache und ängstliche Bruder und der cholerische Großvater, der in der Badewanne knapp
einem spektakulären Mordversuch
seines Enkels entkommt, sie alle geben ihm Geborgenheit, engen ihn
aber zugleich lebensbedrohend ein.
Seine eigene Welt findet Léolo nur in
der Phantasie, in seinen Träumen und
schließlich in der Poesie. – Autobiographisch gefärbter, assoziativer Film
des früh verstorbenen Regisseurs Lauzon, den er als seine Selbsttherapie
gegen die Schrecken der Kindheit bezeichnete.
Die letzte
Kriegerin
Die letzte Kriegerin
brauch, Gewaltausbrüche und allgemeiner Werteverfall sind an der Tagesordnung. Beth, eine attraktive Frau
und Mutter von drei fast erwachsenen Kindern, bemüht sich in diesem
Milieu nach Kräften, ihre Familie zusammenzuhalten und neben ihrem
jähzornigen und gewalttätigen Mann
Jake zu bestehen. Ihre Geduld endet
erst, als die Tochter bei einem Saufgelage ihres Mannes vergewaltigt
wird. – Ein beeindruckender Film zum
Thema Gewalt in der Familie: über die
physische Macht der Männer, die Geduld der Frauen und Kinder, die zuerst und vor allem Opfer sind.
(Once were
Warriors)
Neuseeland 1994, 99 Min.
Regie: Lee Tamahori
Darsteller: Rena Owens,
Temuera Morrison, Anita Kerr-Bell,
Julian Arahanga u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Senator (35 mm), BMG (Video)
Viele der einst stolzen Maori-Ureinwohner von Neuseeland leben am
Rande der Gesellschaft. Alkoholmiss. . . und Gewalt
Liebe das Leben
Liebe das
Leben
(La vie revée des
anges)
Frankreich 1998, 113 Min.
Regie: Eric Zonca
Drehbuch: Eric Zonca, Roger Bohbot
Darsteller: Elodie Bouchez,
Natacha Régnier, Grégoire Colin,
Jo Prestia, Patrick Mercado u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Concorde (35 mm)
Die lebensfrohe Vagabundin Isa begegnet in Lille der einfachen Arbeiterin und Einzelgängerin Marie und
freundet sich mit ihr an. Trotz mancher Gemeinsamkeiten reagieren sie
sehr unterschiedlich auf eine als kalt
und eng empfundene Welt. Während
Isa neugierig auf ihre Umwelt reagiert,
verweigert sich Marie allem Äußeren,
flüchtet sich in eine Liebesbeziehung
mit einem reichen Lebemann und
hofft, damit ihrem sozialen Milieu zu
entkommen. Als der Mann sie sitzen
lässt, begeht Marie Selbstmord. – Beeindruckendes Erstlingswerk, das u. a.
den Zusammenhang von persönlicher
Verarbeitung von Wirklichkeit und
Selbstmordgefahr aufzeigt.
27
Der
Lockvogel
(L’appat)
Frankreich 1995, 113 Min.
Regie: Bertrand Tavernier
Drehbuch: Colo Tavernier O’Hagan,
Bertrand Tavernier, nach dem Werk
von Morgan Sportes
Darsteller: Marie Gillain, Olivier Sitruk,
Bruno Putzulu, Richard Berry,
Clotilde Courau u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: MFA (35 mm)
Um sich eine Existenz in Florida aufzubauen, begehen drei junge, sympathische Menschen aus Paris für das
benötigte Startkapital mehrere Raubmorde. Das Mädchen unter ihnen
dient dabei als Lockvogel. Alle drei
waren zuvor noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten, stammen teilweise aus wohlhabenden Familien.
Als die drei geschnappt werden, fehlt
ihnen jedes Unrechtsbewusstsein. –
Ein beklommen machender Film über
sozialen Werteverfall und Konsumverhalten bei Jugendlichen, der nach
wahren Begebenheiten erzählt ist.
Luna Park
Russland/Frankreich 1992, 110 Min.
Buch und Regie: Pawel Lungin
Darsteller: Andrej Gutin, Oleg Borissow,
Natalja Jegorowa, Nonna Mordjukowa,
Michail Golubowitsch u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Concorde (35 mm und Video)
Andrej führt eine faschistoide und
antisemitisch eingestellte Moskauer
Jugendbande an, es ist kurz vor dem
Zusammenbruch des kommunistischen Regimes. Mit Gewalt wollen sie
alles ‘Fremde’ aus dem Land vertreiben und haben es vor allem auf Juden, Homosexuelle, Intellektuelle und
Künstler abgesehen. Durch Zufall er-
fährt Andrej von seiner Mutter, dass
sein wirklicher Vater ein jüdischer
Künstler ist, durch den sich die Mutter um ihre Jugend und um ihre Karriere betrogen fühlt. Beide wollen
Rache nehmen, doch die Begegnung
mit dem Vater entwickelt sich für
Andrej anders als erwartet. – Eine
versöhnliche Vater-Sohn-Geschichte
vor dem Hintergrund eines krisengeschüttelten Landes.
Mach‘s
gut, Caro!
Deutschland 1998, 69 Min.
Regie: Michael Ridder,
Wilfried Brüning
Produktion: Hauptschule Urbeckerstraße, Hemer und Jugendamt der
Stadt Hemer; Preisträgerfilm beim
Filmfest Marl 1998
Darsteller: Sandra Joynsen,
Waldemar Schatz, Diana Kerr,
Sebastian Schneider u. a.
FSK: nicht vorgelegen (Schulfilmprojekt!), empfohlen ab 12 J.
Vertrieb: Michael Ridder, Münster,
Tel.: 0251/531 399 (Video)
Eine 16-jährige Schülerin, die als
besonders mutig und engagiert
gilt, übersiedelt in eine fremde
Stadt und wird dort von einer brutalen Jugendgang, von der sich
die ganze Schule terrorisieren lässt,
in den Selbstmord getrieben. – Das
Drehbuch beruht auf dem authentischen Fall eines Hamburger Schülers, der 1997 Selbstmord beging.
Trotz kleiner technischer/formaler
Schwächen ist dieser von Hauptschülern selbst gedrehte Film wirklich sehenswert und übertrifft in
puncto Intensität, Betroffenheit
und Glaubwürdigkeit mühelos etliche der professionell gedrehten
Spielfilme in dieser Broschüre. Vergleiche zum selben Vorfall auch
den Tatort-Krimi KINDER DER GEWALT von Ben Verbong (April 1999).
Der Lockvogel
28
Jugend . . .
Marco Terzi
gibt nicht
auf/Für
immer Mery
(Mery per sempre)
Italien 1989, 92 Min.
Regie: Marco Risi
Drehbuch: Sandro Petraglia,
Stefano Rulli, nach dem Roman von
Aurelio Grimaldi
Darsteller: Michele Placido, Claudio
Amendola, Alessandro Di Sanzo,
Roberto Mariano, Francesco Benigno u. a.
FSK: nicht vorgelegen, empfohlen ab 16 J.
Verleih: Arsenal (35 mm)
Ein Lehrer nimmt vorübergehend eine
Stelle in der Jugendstrafvollzugsanstalt von Palermo an. Nur mühsam
kann er das Vertrauen der desillusionierten Jugendlichen gewinnen, die
für ihre Zukunft keine Perspektive sehen. Es kommt zu Provokationen und
Schlägereien. Doch am Ende entscheidet sich der Lehrer, bei seinen Schülern zu bleiben, die ihn dringend
brauchen. – Jugendliche im Dunstkreis
der Mafia und die Versuche eines
Lehrers, ihnen eine Alternative zu dieser ‘Laufbahn’ zu eröffnen. Siehe hierzu nach Möglichkeit auch die nur im
Fernsehen ausgestrahlte Fortsetzung
RAGAZZI FUORI.
Marco Terzi gibt nicht auf
. . . und Gewalt
Mein Freund Joe
Mein
Das
Märchenland Freund Joe
(Sagolandet)
(My Friend Joe)
Schweden/BR Deutschland 1985-88,
185 Min.
Buch und Regie: Jan Troell
Dokumentarischer Filmessay!
FSK: nicht vorgelegen, empfohlen ab 12 J.
Verleih: Freunde der deutschen Kinemathek (16 mm)
Deutschland/Irland/Großbritannien
1995, 101 Min.
Regie: Chris Bould
Drehbuch: David Howar,
nach dem Roman „Jan, mein Freund“
von Peter Pohl
Darsteller: Schuyler Fisk, John Cleere,
Stephen McHattie, Joel Grey,
Stanley Townsend u. a.
FSK: ab 6 J.
Empfohlen vom EAM
Verleih: Beaufilm (35 mm), AV-Film, BJF,
Filmothek der Jugend NRW (16 mm),
Polyband, KFW (Video)
Der bekannte schwedische Filmemacher, der sich in mehreren seiner Filme auch mit der Situation gestrandeter und gewalttätiger Jugendlicher
auseinandergesetzt hatte, nahm die
Geburt seiner Tochter zum Anlass einer filmischen Reflexion über die Welt
(insbesondere die schwedische Gesellschaft), in der sein Kind groß werden wird. In seiner betont subjektiven
und parteilichen Analyse deckt er die
Widersprüche zwischen Anspruch und
Realität in der modernen Gesellschaft
auf und wendet sich gegen die rücksichtslose Vermarktung allen Lebens.
– Ein Quereinstieg in die wundersame Welt der Erwachsenen und in die
vielschichtige Thematik der strukturellen Gewalt, der auch Kinder ausgesetzt sind.
Die Geschichte eines Jungen, der von
seinen Schulfreunden als Angsthase
verspottet wird und erst durch einen
neuen Freund zu echtem Mut findet.
Dieser wagemutige Freund entpuppt
sich jedoch als Mädchen, das in einem Wanderzirkus gefährliche Kunststücke vollbringen muss. Sie wird von
ihrem ehrgeizigen und skrupellosen
Onkel bedroht, der gewaltsam die
Bedürfnisse des Mädchens unterdrückt. – Einer der besten Kinderfilme
der letzten Jahre, der auch die Gewalt
in der Familie thematisiert.
29
Menace II
Society
Nacht der
Wölfe
USA 1993, 97 Min.
Regie: Allen und Albert Hughes
Drehbuch: Tyger Williams
Darsteller: Tyrin Turner, Larenz Tate,
Arnold Johnson, Marilyn Coleman,
Jada Pinkett u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: TCF (35 mm), VMP, AVU (Video)
BR Deutschland 1981, 80 Min.
Regie: Rüdiger Nüchtern
Drehbuch: Rüdiger Nüchtern,
Karl-Heinz Meyer
Darsteller: Daniela Obermeier,
Karl-Heinz von Liebezeit, Fritz Gattinger,
Sabine Gundlach, Gabi Laszlo u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Filmverlag der Autoren (35 mm)
Die Geschichte eines schwarzen Jugendlichen, der nach dem Drogentod
der Eltern bei seinen Großeltern lebt.
Er schließt sich einer kriminellen und
extrem gewalttätigen Gang an, die
ihm bald zur Ersatzfamilie wird. Nach
der Inhaftierung seines väterlichen
Freundes kümmert er sich um dessen
Frau und Kind. Zusammen wollen sie
in einer anderen Stadt ein neues Leben anfangen. Doch es gelingt ihnen
nicht, dem Teufelskreis von Armut und
Gewalt zu entkommen. – Spannender Insider-Blick auf die Strukturen der
Gewalt in amerikanischen Schwarzenghettos.
Morgen in
Alabama
Nacht der Wölfe
Doch dieser gibt vor, als Einzeltäter
gehandelt zu haben. Ein halbes Jahr
nach seiner Entlassung tötet er mehrere Menschen und sich selbst bei
einem Anschlag. – Ein aktuell gebliebener Film über die RechtsradikalenSzene und ihre Attraktivität für Jugendliche.
In einem sozial problematischen Viertel der Münchner Vorstadt kommt es
zur Konfrontation zwischen einer Türkengang und der bayerischen Jugendgang „Revengers“, nachdem
eine Bäckerei von einem Türken übernommen wird, die in ihrem ‘Revier’
liegt. Es kommt zum tödlichen Eklat,
als Daniela, ein Revenger-Mädchen,
das sich von dem brutalen Machogehabe ihrer Kameraden zunehmend
abgestoßen fühlt, sich in einen Türkenjungen verliebt. – Einer der ersten
deutschen Filme zum Thema Jugendgangs und dem Rivalitätskampf zwischen türkischen und deutschen Jugendlichen.
BR Deutschland 1983, 125 Min.
Regie: Norbert Kückelmann
Drehbuch: Norbert Kückelmann,
Thomas Petz, Dagmar Kekule
Darsteller: Maximilian Schell,
Lena Stolze, Robert Aldini,
Wolfgang Kieling, Kathrin Ackermann u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Filmverlag der Autoren (35 mm),
BJF, studio 16 (16 mm)
Ein 18-jähriger schießt bei einer Wahlveranstaltung mit der Pistole in die
Luft. Er bekommt einen Pflichtverteidiger, der sich immer stärker für die
möglichen Hintergründe und die Person des Jugendlichen interessiert.
30
Morgen in Alabama
Jugend . . .
Nackt
(Naked)
Großbritannien 1993, 132 Min.
Buch und Regie: Mike Leigh
Darsteller: David Thewlis, Lesley Sharp,
Katrin Cartlidge, Greg Ruttwell,
Claire Skinner u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: MFA (35 mm), Arthaus (Video)
Ein Arbeitsloser aus Manchester sucht
scheinbar grundlos seine Exfreundin
in London auf und terrorisiert so lange deren Wohngemeinschaft, bis er
wieder auf der Straße landet. Auch
den anderen Menschen, denen er des
Nachts begegnet, tritt er nur mit Gewalt, Zynismus und Gefühlskälte entgegen. – Eine apokalyptische Vision
der britischen Gesellschaft und das
vielschichtige Portrait eines desillusionierten Antihelden, der weder sich
noch andere gelten lassen kann.
Pianese Nunzio – Er wird
erst 14 Jahre alt
(Pianese Nunzio, 14 anni a maggio)
Italien 1996, 110 Min.
Buch und Regie: Antonio Capuano
Darsteller: Fabrizio Bentivoglio,
Emanuele Gargiulo, Manuela Martinelli,
Tonino Taiuti, Rosaria de Cicco u. a.
FSK: nicht vorgelegen, empfohlen ab 12 J.
Verleih: MOP (35 mm)
Ein frühreifer Straßenjunge in Neapel,
dem Herzland der Camorra, hält sich
mit seiner schönen Stimme über Wasser, indem er bei den Hochzeiten der
Armen singt. Er schließt Freundschaft
mit dem neuen Priester, der sich öffentlich gegen das organisierte Verbrechen wendet, und zieht auf dessen Vorschlag hin in die Kirchenwohnung ein. Um den unliebsamen Geistlichen zum Schweigen zu bringen, bezichtigt die Camorra ihn (nicht ganz
Pianese Nunzio
zu Unrecht) des sexuellen Missbrauchs. Als der Junge nicht mitspielt
und sich weigert, den Priester zu belasten, ist auch sein Leben gefährdet.
– Italienspezifisches Drama über die
Versuche, Straßenkids eine Alternative zum organisierten Verbrechen zu
bieten, zugleich ein Lehrstück über
Macht und Ohnmacht.
Natural
Born Killers
USA 1994, 119 Min.
Regie: Oliver Stone
Drehbuch: David Veloz,
Richard Rutowski, Oliver Stone
Darsteller: Woody Harrelson,
Juliette Lewis, Robert Downey jr.,
Tommy Lee Jones, Tom Sizemore,
Edie McClurg u. a.
FSK: ab 18 J.
Verleih: Warner (35 mm und Video)
Der Versuch einer filmischen Beweisführung, dass es „geborene Killer“
nicht gibt. Ein verwahrloster junger
Mann und eine vom Vater sexuell
missbrauchte Frau entdecken ihre Liebe zueinander und begehen unter
reger ‘Anteilnahme’ der sensationsgierigen Medien auf ihrem Weg durch
die USA 52 Morde, bis sie gefasst
. . . und Gewalt
Natural Born Killers
werden. Die Anwesenheit eines Fernsehteams verhilft ihnen zu einem blutigen Ausbruch aus dem Gefängnis.
– Der kontrovers bewertete Film überrumpelt zwar gnadenlos mit seiner
eigentlich medienkritisch gedachten
Fülle an visuellen und dramaturgischen Einfällen, ist gerade in der bis
zur tödlichen Konsequenz vollzogenen Entwicklung seiner Hauptfiguren
von eindeutigen Opfern zu Tätern
aber sehens- und diskussionswert.
31
Rosie
Roula – Dunkle Geheimnisse
Belgien 1998, 97 Min.
Buch und Regie: Patrice Toye
Darsteller: Aranka Coppens, Sara de
Roo, Dirk Roofthooft, Frank Vercruysse,
Aadrian Van den Hoof u. a.
FSK: nicht vorgelegen, empfohlen ab 12 J.
Verleih: offen (Berlinale 1999)
Deutschland 1995, 95 Min.
Regie: Martin Enlen
Drehbuch: Martin Enlen,
Bernd Mollenhauer
Darsteller: Anica Dobra, Martin Umbach,
Ernst Jacobi, Tina Hamperl,
Birgit Thot Jensen u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Zorro (35 mm), Starlight (Video)
Die 13-jährige Rosie wächst ohne Vater auf, in tiefer Liebe zu ihrer Mutter,
die ihr Kind bereits mit 14 Jahren bekommen hat und Rosie mehr eine
Schwester als Mutter sein kann. Als
diese sich zu einem verwitweten Mann
hingezogen fühlt und sich gleichzeitig Rosies zwielichtiger Onkel in der
engen Wohnung einnistet, flüchtet
sich das Mädchen in eine Phantasiewelt, in der ihr der gleichaltrige Jimi
die einzige Zuflucht bietet. Nachdem
sie erfahren hat, wer ihr wirklicher
Vater ist, überredet Jimi sie zu einem
folgenschweren Entschluss, der ihr das
verlorene Glück zurückbringen soll, sie
aber in Jugendhaft bringt. – Ein Film
um dunkle Familiengeheimnisse und
„verbotene Liebe“, der ganz vom beeindruckenden Spiel seiner jungen
Darstellerin lebt.
Ein Kinderbuchautor, der mit seiner
kleinen Tochter Urlaub am Meer
macht, verliebt sich in die Mitarbeiterin des Reisebüros, die eine seltsame
Abhängigkeit von ihrem Vater zeigt.
Aus unerklärlichen Gründen verweigert die Frau eine Liebesbeziehung.
Nur mühsam gelingt es ihm, das Geheimnis ihrer Vergangenheit zu lüften, das auch seine eigene Tochter in
32
Gefahr bringt. – Einer der wenigen ins
Kino gelangten Filme über sexuellen
Missbrauch von Kindern, der sich vor
allem auf die spätere Beziehungsunfähigkeit und die Verdrängungsmechanismen der Opfer konzentriert.
Schpaaa
Norwegen 1998, 72 Min.
Regie: Erik Poppe
Drehbuch: Hans Petter Blad, Erik Poppe
Darsteller: Maikel Andressen Abou-Zelof,
Jalal Zahedjekta, Sharjil Arshed Vaseer,
Mickael Marmann, Seth Raknes u. a.
FSK: nicht vorgelegen, empfohlen ab 12 J.
Verleih: offen (Berlinale 1999)
Einige Tage im Leben einer norwegischen Straßengang, meist ausländi-
Rosie
Roula
Schpaaa
sche Jugendliche zwischen 11 und 15
Jahren, die in ihrer Umgebung wenig
integriert sind, in anonymen Großstadtsiedlungen leben, von der Familie kaum beachtet werden, sich mit
kriminellen Aktivitäten und Drogendeals über Wasser halten und auf
Anweisung erwachsener Gangster
auch schon mal jemanden zusammenschlagen. Ihre Freundschaft wird
durch die unkontrollierbaren Gewaltausbrüche eines Mitglieds auf eine
harte Probe gestellt. – Die aktuelle
Breitwand- und Dolby-Stereo-Variante des Filmklassikers STRASSENJUNGEN aus dem Jahr 1948, in dem Arne
Skouens das Leben ärmlicher Straßenkinder im Oslo der 30er Jahre nachzeichnete.
Jugend . . .
Sie küssten und sie
schlugen ihn
(Les quatre cents coups)
Frankreich 1959, 95 Min., s/w, OmU
Regie: François Truffaut
Drehbuch: François Truffaut,
Marcel Moussy
Darsteller: Jean-Pierre Léaud,
Claire Maurier, Guy Decomble,
Patrick Auffay, Robert Beauvais u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Filmkundliches Archiv (16 mm),
Arthaus (Video)
Der 13-jährige Antoine Doinel kommt
weder mit seinen Eltern noch mit der
Schule zurecht. So schwänzt er den
Unterricht, haut schließlich von zu
Sister my
Sister
Großbritannien 1994, Min.
Regie: Nancy Meckler
Drehbuch: Wendy Kesselman,
nach ihrem Bühnenstück „My Sister in
This House“
Darsteller: Julie Walters,
Joely Richardson, Jodhi May,
Sophie Thursfield, Kate Gartside u. a.
FSK: nicht vorgelegen, empfohlen ab 16 J.
Verleih: bisher nur auf Festivals und im
Fernsehen gelaufen
In den 30er Jahren versieht eine
Hausangestellte in Frankreich ihren
Dienst bei einer gutsituierten Dame
und ihrer Tochter. Auf ihr Fürbitten darf
sie nach dem Tod der Mutter ihre jüngere Schwester nachholen, die nun
ebenfalls als Hausangestellte arbeitet. Zwischen den Schwestern kommt
es zu einer immer enger werdenden
Beziehung, die sich an den rigiden
. . . und Gewalt
Hause ab und versucht, durch Diebstähle zu Geld zu kommen. Als er erwischt wird, lehnen die Eltern jegliche
Verantwortung ab und lassen ihn in
ein Erziehungsheim einweisen. Antoine kann von dort fliehen und schlägt
sich bis ans Meer durch. – Der teilweise autobiografische Film bildete
den Auftakt zu fünf weiteren Spielfilmen über die Biografie von Antoine
Doinel (gespielt von Jean-Pierre
Léaud) in den nächsten zwanzig Jahren. Ein beispielloser Versuch, die Entwicklung eines jungen Menschen filmisch umzusetzen.
Erwartungen des bürgerlichen Haushalts bricht, bis es zur blutigen Katastrophe kommt. – Frauen als amoklaufende Mörderinnen, nach einem
authentischen Fall, mit ähnlicher Konstellation wie in HEAVENLY CREATURES.
Der siebente Kontinent
Der siebente
Kontinent
Österreich 1989, 111 Min.
Buch und Regie: Michael Haneke
Darsteller: Birgit Doll, Dieter Berner,
Leni Tanzer, Udo Samel, Silvia Fenz u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Absolut Medien (Video)
Ein krisengeschütteltes gutbürgerliches
Ehepaar fühlt sich vom Leben und
von der Beziehung enttäuscht, begeht
Selbstmord und nimmt auch die gemeinsame Tochter mit in den Tod. –
Der erste Teil der Haneke-Trilogie zur
„emotionalen Vergletscherung des
Landes“ (siehe zur Fortsetzung der
Thematik auch die in den Verleih
gelangten Trilogie-Filme BENNYS VIDEO und 71 FRAGMENTE EINER CHRONOLOGIE DES ZUFALLS sowie FUNNY
GAMES).
Sister my Sister
33
Sleepers
USA 1996, 146 Min.
Buch und Regie: Barry Levinson,
nach dem gleichnamigen Roman
von Lorenzo Carcaterra
Darsteller: Kevin Bacon,
Robert De Niro, Dustin Hoffman,
Jason Patric, Brad Pitt u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Universal Pictures (35 mm und
Video)
Vier Freunde aus kleinbürgerlich-mafiosem Milieu werden in den 60er
Jahren nach einem dummen und folgenreichen Jungenstreich in eine Besserungsanstalt eingewiesen und dort
von sadistischen Aufsehern gequält
und sexuell missbraucht. Diese Erlebnisse prägen ihr weiteres Leben auch
als Erwachsene. Zwei von ihnen bringen später ihren Peiniger um und
werden von ihrem Freund, der es zum
Juristen gebracht hat, im einem Komplott bewusst angeklagt, um auf diese
Weise Rache an der Gesellschaft nehmen zu können, die solches Unrecht
zugelassen hat. – Thematisch vor allem interessant, weil sich hier die
Grenzen zwischen Täter und Opfer
verwischen und der Film die Frage
nach der Rechtfertigung von Gewalt
als Rache für erlittene Gewalt stellt.
Stau – jetzt
geht’s los
Deutschland 1992, 83 Min.
Buch und Regie: Thomas Heise
Dokumentarfilm!
FSK: ab 12 J.
Verleih: Unidoc (16 mm),
Medienwerkstatt Freiburg (Video)
Ein unkonventioneller Dokumentarfilm
über rechtsradikale Jugendliche aus
Halle-Neustadt im Osten von
Deutschland. Der Film porträtiert fünf
Jugendliche in ihren rechtsradikalen
Einstellungen, aber auch in ihren fa34
miliären Bindungen, ihrer Arbeitssituation und ihrem Freizeitverhalten
und lässt ihren Selbstdarstellungen
viel Raum, ohne sie gleich zu verurteilen und auszugrenzen.
Stau – jetzt geht’s los
Stummer
Schrei
(Silent Fall)
USA 1994, 101 Min.
Regie: Bruce Beresford
Drehbuch: Akiva Goldman
Darsteller: Richard Dreyfuss,
Linda Hamilton, John Lithgow,
J. T. Walsh, Ben Faulkner u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Warner (35 mm),
Warner Home (Video)
Ein autistisches Kind ist der einzige
Zeuge des Doppelmordes an seinen
Eltern. Mit viel Geduld versucht ein
ehemaliger Kinderpsychologe, der
sich nach dem Selbstmord eines Patienten aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte, dem traumatisierten
Kind die Erinnerungen an den Täter
zu entlocken und gerät dabei in einen Wettlauf mit der Zeit, als ein Kollege dasselbe Ziel mit Medikamenten zu erreichen sucht. – Autismus als
plotbildende Besonderheit für einen
weniger tiefschürfenden Thriller über
das Trauma eines Kindes, das durch
Kinderschändung und Mord entstand.
SubUrbia
USA 1996, 118 Min.
Regie: Richard Linklater
Buch: Eric Bogosian,
nach seinem Theaterstück
Darsteller: Jayce Bartok, Amie Carey,
Nicky Katt, Ajay Naidu, Parker Posey u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Concorde (35 mm),
Columbia TriStar (Video)
Am Rande einer amerikanischen
Kleinstadt trifft sich allabendlich eine
Clique junger Erwachsener an einer
Tankstelle, um mit Bier und endlosem
Gerede die Zeit totzuschlagen. Einer
aus ihrem Kreis ist inzwischen als
Rockstar berühmt geworden und will
nun seine ehemaligen Freunde besuchen. Aus der bitteren Erkenntnis heraus, dass sie es aus vielen Gründen
bisher nicht geschafft haben, ihre
Träume zu verwirklichen, reagiert die
Clique auf ihn mit Bewunderung, aber
auch mit Neid, Hass und Gewalt. –
Verpasste Lebenschancen und mangelnde Zukunftsperspektiven für die
Jugendlichen in Kombination mit
Fremdenhass und Neid auf die Erfolgreichen geben hier die explosive Mischung zum Einsatz von Gewalt gegen andere und gegen sich selbst.
SubUrbia
Jugend . . .
nicht zu sagen, dass sie von zwei
Jugendlichen überfallen und ausgeraubt worden ist. Die Täter zwingen
den Jungen, der sie erkannt hat, für
sie als Taschendieb zu arbeiten. Derart in die Zwickmühle getrieben, vertraut er sich der Großmutter an. Er findet schließlich selbst einen Weg, sich
gegen die Erpresser zu wehren, die
ihrerseits von ihrem Vater tyrannisiert
werden. – Erpressung und Gewalt von
Schülern gegenüber jüngeren Mitschülern: Ein Thema, das Schüler im
Gegensatz zu den Extremsituationen
in vielen anderen Filmen am ehesten
aus eigener Anschauung kennen
dürften.
Svens Geheimnis
Svens
Geheimnis
Der
This Boy’s
Taschendieb Life
Deutschland 1995, 88 Min.
Regie: Roland Suso Richter
Drehbuch: Klaus-Peter Wolf
Darsteller: Katharina Meinecke,
Richy Müller, Christopher Erbslöh,
Katharina Schüttler, Anna Schmidt u. a.
FSK: ab 12 J.
Empfohlen vom EAM
Verleih: KJF (Video)
(De Tasjesdief)
Ein zwölfjähriger Junge aus einem
gewalttätigen Elternhaus muss für seine Gang von seiner Mitschülerin, die
auf den Babystrich geht, eine hohe
Summe Schutzgeld eintreiben. Für das
Geld soll die Gang ihrer kleinen
Schwester den aufdringlichen Liebhaber der Mutter, aber auch rivalisierende Drogendealer vom Leib halten. Als
die neue und unerfahrene Klassenlehrerin von den desolaten Zuständen
an der Schule erfährt, versucht sie dem
System von Gewalt und Ausbeutung
die Stirn zu bieten. – Inhaltlich überfrachtete, aber von den jugendlichen
Darstellern glaubwürdig und eindringlich gespielte Studie über die
Gewalt an Schulen, die amerikanische
Verhältnisse in Deutschland suggeriert
und inkompetente Lehrer vorführt.
. . . und Gewalt
Niederlande 1995, 97 Min.
Buch und Regie: Maria Peters
Darsteller: Olivier Tuinier, Aus Greidanus,
Micha Hulshof, Ingeborg Iyt,
Den Boogaard u. a.
FSK: ab 6 J.
Empfohlen vom EAM
Verleih: Arsenal (35 mm),
BJF, KJF (16 mm), KFW (Video)
Ein zehnjähriger Junge muss seiner
Großmutter versprechen, den Eltern
Der Taschendieb
USA 1993, 115 Min.
Regie: Michael Caton-Jones
Drehbuch: Robert Getchell,
nach dem autobiograFischen Roman
von Tobias Wolff
Darsteller: Robert de Niro, Ellen Barkin,
Leonardo DiCaprio, Jonah Blechman,
Eliza Dushku u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Warner (35 mm und Video)
Wenn eine alleinstehende Mutter mit
Sohn in erster Linie deshalb eine neue
Beziehung eingeht, um das verlorene Familienglück wieder herzustellen,
kann das jeden Tag zur Hölle machen. Diese Erfahrung machen zumindest Toby und seine Mutter, die im
Amerika der 50er Jahre nach einer
neuen Existenz suchen. Als die Mutter den Versprechungen eines süßholzraspelnden Verehrers erliegt und
ihn schließlich heiratet, beginnen für
den Jungen harte Zeiten. Vom auf
Zucht und Ordnung fixierten Stiefvater wird er gedemütigt und gequält,
bis die Gewalt in der Familie zu eskalieren droht. – Ein beklemmender
Film über die Gewalt in der Familie und
männliche Erziehungsideale, die auf
Macht und Gewaltausübung beruhen.
35
Trainspotting – Neue Helden
Trainspotting
– Neue Helden
(Trainspotting)
Großbritannien 1995, 93 Min.
Regie: Danny Boyle
Drehbuch: John Hodge, nach dem
Roman von Irvine Welsh
Darsteller: Ewan McGregor,
Ewen Bremner, Jonny Lee Miller,
Robert Carlyle, Kelly MacDonald u. a.
FSK: ab 16 J.
Empfohlen vom EAM
Verleih: prokino plus/Central (35 mm),
BJF (16 mm), AFM, VPS (Video)
Die Lebensphilosophie der No-FutureGeneration als furioses Kinospektakel
mit drastischen Bildern: Mark Renton
liebt die Droge über alles. Er lässt sich
keinen Zug, keinen Schluck und keinen Schuss entgehen. Renton ist ganz
unten angekommen, und meistens ist
36
er high. Gemeinsam mit seinen exzentrischen ‘Freunden’ rast er durch Delirien und surreale Schattenwelten. Der
Ärger beginnt, als Renton aussteigen
will und sich von seinen Freunden
distanziert. – Ein ästhetisch beeindrukkender und inhaltlich überzeugender
Film zum Thema Drogenmissbrauch
(auch Aggression und Gewalt werden
hier als mögliche Droge dargestellt),
der nicht gleich mit dem pädagogischen Zeigefinger winkt, sondern vom
Lebensgefühl der Jugendlichen ausgeht.
Uhrwerk
Orange
(A Clockwork
Orange)
Großbritannien 1971, 137 Min.
Buch und Regie: Stanley Kubrick,
nach einem Roman von
Anthony Burgess
Darsteller: Malcolm McDowell,
Paul Farrell, Patrick Magee,
Michael Bates, Warren Clarke u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Warner (35 mm und Video)
Der 15-jährige Anführer einer Jugendbande und seine Freunde machen
sich einen Spaß daraus, des Nachts
mordend und vergewaltigend durch
die Gegend zu ziehen. Er wird gefasst
und verurteilt, aber vorzeitig aus dem
Gefängnis entlassen, weil er sich einer neuartigen Therapie unterzieht,
die in ihm unwiderstehliche Ekelgefühle bei jeder Darstellung von Gewalt auslöst. Nicht mehr fähig zur
Gegenwehr, wird er von seinen ehemaligen Opfern gepeinigt, die sich an
ihm rächen. – D e r, wenn auch umstrittene Kultfilm zum gesellschaftlichen Umgang mit der Gewalt.
Jugend . . .
Ultra –
Blutiger
Sonntag
(Ultra)
Italien 1990, 91Min.
Regie: Ricky Tognazzi
Drehbuch: Graziano Diana, Simona
Izzo, Giuseppe Manfridi
Darsteller: Claudio Amendola,
Ricky Memphis, Giuppi Izzo,
Fabrizio Vidale, Allessandro Tiberi u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Progress (35 mm)
Die beiden Anführer einer Gruppe
Hooligans des römischen Vereins
‘Lazio’ reisen mit ihrer Gang zu einem
Fussballspiel nach Turin und liefern
sich mit den dortigen Fans eine Straßenschlacht, in der die Lebensverhältnisse der jungen Leute sich ihre Ventile suchen. Aus Versehen ersticht einer von ihnen ein Mitglied der eigenen Bande. Doch anstatt seine Schuld
zu erkennen, stachelt er die anderen
auf, sich an den Turinern zu rächen.
Daraufhin distanziert sich der zweite
Anführer von ihm und der Gewalt. –
Ein besonderer Aspekt: Fussballfans
und ihre Affinität zur Gewalt.
Uhrwerk Orange
. . . und Gewalt
24/7
24/7
Die
Vergessenen
(Los Olvidados)
Mexiko 1951, 80 Min.
Buch und Regie: Luis Buñuel
Darsteller: Alfonso Mejia, Roberto Cobo,
Stella Inda, Miguel Inclán,
Alma Delia Fuentes u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: Filmkundliches Archiv (16 mm),
VCL (Video)
In den Großstadtslums von Mexiko
werden aus vernachlässigten Kindern
Straßenkinder und aus diesen Kleinkriminelle oder dahinvegetierende
Randexistenzen. – Buñuels Filmklassiker ist einer der ersten Filme, die das
Problem der sozialen Verelendung bei
Kindern realistisch im Spielfilm vermittelten und die These aufstellen, dass
sich die moralischen Verhältnisse nur
ändern können, wenn sich die sozialen Bedingungen verbessern lassen.
Großbritannien 1997, 97 Min., s/w
Regie: Shane Meadows
Drehbuch: Shane Meadows, Paul Fraser
Darsteller: Bob Hoskins, Jimmy Hynd,
Mat Hand, Danny Nussbaum,
Karl Collins u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Tobis (35 mm)
24 Stunden am Tag, sieben Tage die
Woche hängen vernachlässigte und
vom Leben enttäuschte Jugendliche
in einer britischen Stadt nur herum, bis
sich der unverbesserliche Idealist Alan
Darcy entschließt, sich um sie zu kümmern. Er gründet einen Boxclub, um
seine Schützlinge körperlich fit zu machen und ihnen wieder ein Stück Identität und Verantwortungsgefühl zu
geben. Doch dann holt ihn seine eigene Vergangenheit ein. – Ein Film,
der nicht nur an der dramatischen
Darstellung von Gewalt interessiert ist,
sondern Alternativen zum Leben auf
der Straße und zur Gewalt aufzeigen
möchte.
37
Voll auf der Warum?
(Proc?)
Rolle
The War
Zone
BR Deutschland 1985, 90 Min.
Regie: Claudia Schröder, Detlev Gumm,
Hans-Georg Ulrich, nach einer Inszenierung des GRIPS-Theaters Berlin
Drehbuch: Leonie Ossowski
Darsteller: Guntbert Warns,
Yalcon Güzeice, Ilona Schulz,
Rüdiger Wandel, Stefan Fredrich u. a.
FSK: ab 6 J.
Empfohlen vom EAM
Verleih: KJF (16 mm)
Großbritannien 1998, 96 Min.
Regie: Tim Roth
Drehbuch: Alexander Stuart,
nach seinem Roman
Darsteller: Ray Winstone, Tilda Swinton,
Lara Belmont, Freddie Cunliffe,
Aisling O‘Sullivan u. a.
FSK: nicht vorgelegen, empfohlen ab 16 J.
Verleih: Arsenal (35 mm)
Die Theatergruppe einer Schule probt
die Inszenierung von Leonie Ossowskis „Stern ohne Himmel“ über Jugendliche, die in den letzten Kriegstagen einen jüdischen Jungen in ihrem geheimen Vorratslager entdeckten. Doch die Schüler haben keinen
Bock auf den Stoff, bei den Proben
brechen die unter ihnen schwelenden
Konflikte auf. Zum Eklat kommt es, als
ein Türke die Rolle des Juden übernehmen soll und die Situation aus
Hass, Solidarität und Opportunismus
sich immer mehr der des Stückes nähert. – Eine für den Film inszenierte
Aufführung des zeitkritischen GRIPSTheaterstücks, das zu den wichtigsten
Produktionen der 80er Jahre im Bereich des Kinder- und Jugendtheaters
zählt.
Voll auf der Rolle
38
CSSR 1987, 91 Min.
Regie: Karel Smyczek
Drehbuch: Radek John, Karel Smyczek
Darsteller: Jirí Langmajer, Jan Potmésil,
Pavlina Mourková, Martin Dejdar,
Pavel Zvaric u. a.
FSK: ab 16 J.
Empfohlen vom EAM
Verleih: AV-Film, Filmothek der Jugend
NRW, Matthias (16 mm),
Matthias (Video)
Dokumentarischer Spielfilm über Anhänger des Fussballclubs Sparta Prag
auf der Fahrt zu einem Auswärtsspiel.
Unter Alkoholeinfluss terrorisieren sie
ohne klar erkennbaren Grund die
Fahrgäste und das Begleitpersonal
des Zuges. Erst an der Endstation
kann die Polizei eingreifen. Die Verhafteten werden nach einer Gerichtsverhandlung hart bestraft. – Der Film
stellt Fragen nach dem Warum statt
einfache Antworten zu geben.
The War Zone
Der langsame Zerfall einer scheinbar
intakten Familie, in der gerade ein
drittes Kind unterwegs ist, wird aus der
Sicht des 15-jährigen Bruders erzählt,
der dem tragischen Geheimnis des sexuellen Missbrauchs seiner Schwester
durch den Vater per Zufall auf die
Spur kommt. Mit ihm sind die Zuschauer lange Zeit im Unklaren gelassen, ob seine Vorwürfe berechtigt
sind oder nur einer pubertären Eifersucht und Abneigung gegenüber
dem Vater entspringen. – Kindesmissbrauch als elementare Zerstörung von
Menschen, nicht aus der entrüsteten
Distanz der Erwachsenen, sondern aus
der unmittelbaren Sicht von Jugendlichen in atmosphärisch dichten, mitunter etwas kunstvollen Bildern und
mit zahlreichen Schockelementen.
Jugend . . .
Welcome to
Sarajevo
Großbritannien 1997, 100 Min.
Regie: Michael Winterbottom
Drehbuch: Frank Cottrell Boyce,
nach dem Buch von Michael Nicholson
Darsteller: Stephen Dillane,
Woody Harrelson, Marisa Tomei,
Emira Nusevic, Kerry Fox u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Buena Vista (35 mm und
Video)
Auf der Jagd nach der heißesten Story
fährt der Journalist Michael Henderson mit seinem Team täglich durch die
Straßen der belagerten bosnischen
Stadt Sarajevo. Als sie ein Waisenhaus entdecken, dass unter fortwährendem Artilleriebeschuss liegt, startet der Journalist eine Kampagne, um
die Kinder aus der Stadt zu bringen.
Am Ende seines Aufenthaltes nimmt
er unter Lebensgefahr ein Mädchen
Welcome to Sarajevo
mit nach England. Doch dann kommt
die Nachricht, dass deren Mutter überlebt hat und das Kind zurückhaben
will. – Eindringliches Plädoyer gegen
Gewalt an Kindern in Kriegsgebieten
und für verantwortungsbewusste Eigeninitiative von Augenzeugen.
Wer zum Teufel ist
Juliette?
(Quien diablos es Yuliet?)
Mexiko 1997, 91 Min.
Buch und Regie: Carlos Marcovich
Darsteller: Yuliet Ortega, Fabiona Quiroz,
Salma Hayek, Francesco Clemente,
José Breuil u. a.
FSK: nicht vorgelegen, empfohlen ab 12 J.
Verleih: Pegasos (35 mm)
Semidokumentarischer Film über die
16-jährige Kubanerin Juliette, deren
Vater vor vielen Jahren in die USA
emigrierte in der Hoffnung, Frau und
Kind würden später nachkommen.
Doch die Mutter beging Selbstmord,
und Juliette wuchs bei ihrer Großmut. . . und Gewalt
ter auf. Wie viele andere Jugendliche
in Havanna auch arbeitet sie als Prostituierte für Touristen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Als in
Havanna ein Musikclip mit dem mexikanischen Modell Fabiola gedreht
wird, darf Juliette dabei mitwirken.
Fabiola wird ihr später helfen, den
Vater in Amerika zu finden. – Optimistisches Portrait einer jugendlichen
Prostituierten in Kuba, das sich als
Quereinstieg in die Problematik anbietet und die Situation vieler junger
Menschen in sozial ärmlichen Gesellschaften beleuchtet.
West Side
Story
USA 1960, 151 Min.
Regie: Robert Wise, Jerome Robbins
Drehbuch: Ernest Lehman, nach dem
Musical von R. E. Griffith und R. S. Prince
Darsteller: Natalie Wood, Russ Tamblyn,
Richard Beymer, George Chakiris,
Rita Moreno u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Warner (35 mm),
Warner Home (Video)
Vor dem Hintergrund von Feindbildern, Abwehrhaltungen und Integrationsproblemen bekämpfen sich in
diesem Filmklassiker zwei JugendGangs mitten in einem Armenviertel
von New York, auf der einen Seite
unterprivilegierte Weiße, auf der anderen Einwanderer aus Puerto Rico.
Dazwischen Tony, der Amerikaner,
und Maria, die Latina, die mit ihrer
Liebe in der hasserfüllten und blutigen Auseinandersetzung zwischen
den Halbstarken-Banden keine
Chance haben. – Gelungene MusicalVerfilmung mit der Musik von Leonard
Bernstein und der Übertragung des
„Romeo und Julia“-Themas auf einen
Bandenkrieg in New York.
39
Wild Angel
(Vildängel)
Schweden 1997, 96 Min., OmU
Buch und Regie: Christer Engberg
Darsteller: Matthias Barthelsson,
Nina Morin, Patrik Johansson,
Lotta Högberg, Martin Wikström u. a.
FSK: ab 12 J.
Empfohlen vom EAM
Verleih: KJF (Video)
Der 17-jährige Jim schwänzt die Schule, streunt herum, klaut und gilt als
schwer erziehbar. Er wird in einer Pflegefamilie im Norden Schwedens untergebracht und soll eine Kunst-Sonderschule besuchen. Dort versucht ein
engagierter Lehrer, mit seinen Schülern, die von der Gesellschaft längst
‘abgeschrieben’ wurden, ein Musical
zu inszenieren. Aber erst als die Jugendlichen nach vielen Anfangsschwierigkeiten die Inszenierung zu
ihrer eigenen Sache machen, gewinnt
die Bühnenshow an Profil. Gemeinsam will man es den Angepassten da
draußen zeigen. – Pädagogische
Aktionen als Prophylaxe zur Gewalt:
Ein Film, der Jugendlichen in ähnlichen Situationen Mut machen kann.
Willkommen
im Tollhaus
Wild Angel
schülern wird sie angefeindet und als
‘Wiener Dog’ beschimpft, von den
Erwachsenen ignoriert oder als Sündenbock abgestempelt. Auch ihre erste Liebe führt zu einer Enttäuschung,
und die Annäherungsversuche eines
Mitschülers enden im Chaos. Ungeachtet ihres unattraktiven Aussehens,
ihres tolpatschigen Verhaltens und
ihrer negativen Erfahrungen mit den
Erwachsenen verliert Dawn nicht den
Mut und kämpft weiter um Anerkennung. – Das beeindruckende Drama
im Gewand einer Komödie liefert das
realistisch wirkende Portrait einer pubertierenden Außenseiterin mit ihren
alltäglichen Nöten und den kleinen
Akten der Grausamkeit und Gewalt
unter Jugendlichen.
(Welcome to the
Dollhouse)
USA 1996, 88 Min.
Buch und Regie: Todd Solondz
Darsteller: Heather Matarazzo,
Brendam Sexton jr., Eric Mabius,
Matthew Faber, Angela Pietropinto u. a.
FSK: ab 12 J.
Verleih: Kinowelt (35 mm),
BJF, AFM (16 mm), Arthaus (Video)
Die elfjährige Dawn Wiener trifft in
ihrer Umgebung auf wenig Zuneigung und Gegenliebe. Von ihren Mit40
Willkommen im Tollhaus
Wir, Kinder
des 20. Jahrhunderts
(Nous, les enfants
du vingtième siècle)
Frankreich/Russland 1993, 84 Min.,
OmU
Regie: Vitali Kanewski
Dokumentarfilm!
FSK: nicht vorgelegen, empfohlen ab 12 J.
Verleih: Freunde der deutschen Kinemathek (35 mm)
Kinder auf den Straßen, in Gefängnissen und Besserungsanstalten von
St. Petersburg: harmlose Strauchdiebe, aber auch Einbrecher und sogar
Mörder. Der Wegfall von Zwängen
und Tabus der autoritären Gesellschaft hat ihre Hemmschwelle beträchtlich gesenkt. Auch ihre Eltern
haben jeden Halt im Leben verloren.
Niemand zeigt ihnen das Leben in
neuen Freiräumen. Sie sind Opfer der
Gesellschaft, aber dadurch nicht von
moralischer Verantwortung freigesprochen. – Einer der im Gefängnis interviewten Straftäter spielte 1990 die
Hauptrolle in Kanewskis Spielfilm
HALTE STILL, STIRB, ERWACHE.
Jugend . . .
Wo der
Elefant sitzt
(Where the Elephant
Sits)
USA 1997, 100 Min.
Buch und Regie: Mark Lowenthal
Darsteller: Mark Lowenthal, Elise Caitlin,
Tone Forrest, Carmen Lundy,
Michael Cummings u. a.
FSK: nicht vorgelegen, empfohlen ab 6 J.
Verleih: offen (Berlinale 1998)
Ein Mathematiklehrer, der jahrelang
als Zirkusclown herumreiste, nimmt
einen Job in einer Ghettoschule von
Los Angeles an und versucht dort,
seine von Gewalt und Drogen gezeichneten Schüler zu motivieren, von
denen maximal 20 Prozent noch eine
Zukunft haben werden. Als er wie die
meisten vor ihm bereits aufgeben will,
kommt ihm sinnbildlich ein Elefant zu
Hilfe, als Metapher für das, was ihm
fehlte: dickhäutig und sensibel zugleich sein zu können. – Der Preisträgerfilm der Kinderjury auf dem Kinderfilmfest Berlin 1998, bisher ohne
Chance auf einen weiteren Einsatz in
Deutschland.
Wir, Kinder des 20. Jahrhunderts
. . . und Gewalt
Wo ich zu Hause bin
Wo der Elefant sitzt
(Where the Spirit Lives)
Kanada 1989, 97 Min.
Regie: Bruce Pittman
Drehbuch: Keith Ross Leckie
Darsteller: Michelle St. John,
Clayton Julian, Ron White,
Ann-Marie MacDonald, Heather Hess,
David Hemblen u. a.
FSK: ab 6 J.
Verleih: AV-Film, BJF, Filmothek der
Jugend NRW, KJF (16 mm)
Wie tausende anderer Indianerkinder
werden in den 40er Jahren in Kanada auch ein junges Mädchen mit ih-
rem Bruder gewaltsam aus einem Reservat entführt und zum Zwecke der
Umerziehung zu einer ‘weißen’ Identität in ein anglikanisches Internat
gebracht. Dort überlebt sie dank einer verständnisvollen Lehrerin. Als das
Mädchen erfährt, dass ihre totgesagten Eltern noch leben, flieht sie aus
dem Internat und macht sich auf die
Suche nach ihrer Familie. – Gewalt
gegen Kinder im Dienste angeblich
‘höherer’ Ideale und eines zweifelhaften Erziehungsziels; nicht nur ein historisches Ereignis.
Wo ich zu Hause bin
41
Zur Hölle,
Mrs. Love
(The Boy Who Cried
Bitch)
USA 1990, 105 Min.
Regie: Juan José Campanella
Drehbuch: Catherine May Levin
Darsteller: Harley Cross, Karen Young,
Moira Kelly, Adrien Brody,
Jesse Bradford u. a.
FSK: ab 16 J.
Verleih: AFM (35 mm und Video)
Der zwölfjährige Dan lebt mit seinen
beiden jüngeren Brüdern allein bei
Zur Hölle, Mrs. Love
42
der Mutter, die damit sichtlich überfordert ist und auch von der Gesellschaft alleine gelassen wird. Besonders Dan terrorisiert seine Mutter und
seine Umwelt, bis er als allgemeingefährlich eingestuft wird und in einer psychiatrischen Klinik landet. Doch
auch dort kann man ihm nicht helfen, treibt er weiter in die Isolation.
Seiner psychotischen Wutausbrüche
wegen schickt man ihn nach Hause
zurück. Dort kommt es zu einer letzten Konfrontation mit der Mutter, die
nur einer von beiden überleben wird.
– Beeindruckend und schockierend:
Die Eskalation von jugendlicher Aggression im Wechselspiel von familiären Konstellationen und gesellschaftlichen Reaktionen bis zur tödlichen Konsequenz.
Zusammengestellt von
Holger Twele
Holger Twele studierte Literatur- und
Theaterwissenschaften, Psychologie
und Philosophie und arbeitet freiberuflich als Filmpublizist. Redakteur und
Produzent der von der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) in
Zusammenarbeit mit Filmecho/Filmwoche herausgegebenen Publikation
KINOFENSTER; zahlreiche Kinoseminare für die BpB u. a. zum Themenbereich „Jugendliche und Gewalt“.
Ständiger Mitarbeiter des Bundesverbandes Jugend und Film e.V. (Publikationen); journalistische Beiträge u.a.
für die Kinder- und Jugendfilm-Korrespondenz und das Lexikon des Kinder- und Jugendfilms.
Jugend . . .
Allgemeine Hinweise zur Nutzung
Ästhetische, technische und organisatorische Voraussetzungen zum Einsatz
der Filme (von einem Preisvergleich
wird hier abgesehen, da sowohl die
Verleihmieten als auch die Konditionen und Nebenkosten einer Vorführung stark variieren):
Vorführmöglichkeiten für 35 mm-Filme in Schulen oder Jugendzentren
werden nur in den seltensten Fällen
bestehen. Hier bietet sich eine Kooperation mit ortsansässigen Kinobetreibern, mobilen 35 mm-Spielstellen
oder Kommunalen Kinos an.
Mit vertretbarem Aufwand lassen sich
an x-beliebigen Orten (sie müssen
allerdings verdunkelbar sein und akustisch annehmbar) Vorstellungen für
16 mm-Filme organisieren, zumal ein
entsprechender Projektor (noch) in
(fast) jeder Schule und jeder größeren Jugendeinrichtung vorhanden
sein dürfte oder bei verschiedenen
Institutionen kostengünstig ausgeliehen werden kann. Im Vergleich zur
Videopräsentation herkömmlicher
Technik mit VHS-Recorder und Fernseher bzw. Videobeamer entspricht
diese Projektionsart noch am ehesten
kinospezifischen Vorstellungen und
Erwartungen. 16 mm-Filme sind bei
einigen kommerziellen und vor allem
bei nichtkommerziellen Verleihern
(siehe Adressenteil) und in den
Medienstellen der verschiedenen öffentlichen Träger zu erhalten: Bundesverband Jugend und Film e.V. (Mitgliedschaft erforderlich), Kinder- und
Jugendfilmzentrum in Deutschland,
Katholisches Filmwerk, Landesbildstellen, Evangelische und katholische Medienzentralen u. a. Die jeweiligen Verleih- und Vorführbedingungen dieser kostengünstigen nichtkommerziellen Verleiher sind unbedingt zu beachten, zum Beispiel das
Verbot öffentlicher Werbung für die
Veranstaltung oder die Behandlung
. . . und Gewalt
der Filmspulen vor dem Rückversand.
16 mm-Verleiher verlangen in der
Regel den Abschluss einer Kopienversicherung, bieten diese teilweise
auch selbst an (bitte nachfragen).
Gerade in kleineren Gruppen bieten
sich das Medium VHS-Video (Vorführung auf dem Monitor oder per Videobeamer auf eine Leinwand) als
die oft preiswerteste und mit wenig
Zeitaufwand verbundene Methode
an. Dabei sollte jedoch niemals vergessen werden, dass bei dieser
Präsentationsform und durch das kleinere bzw. aufgerasterte Bild insbesondere bei der Monitorwiedergabe
oft wichtige Bildinformationen (Details, Farbgebung, Handlungen im
Bildhintergrund, Lichtführung, Kontrastverhalten und dergl.) verlorengehen oder nicht adäquat wahrgenommen werden können.
Das könnte sich in Zukunft mit der
neuen DVD-Technik in Verbindung
mit einem (zur Zeit noch sehr kostspieligen) High-End-Videobeamer ändern. Bei der Digital Versatile Disc,
kurz DVD genannt, liegt der Film in
digitaler Form auf einem doppelseitig bespielten Medium ähnlich wie bei
der Audio-CD vor und wird durch einen Laser abgetastet. Dabei ermöglicht die DVD nicht nur eine weit bessere Bildwiedergabe als ein Videoband und eine hervorragende Tonqualität, sondern auch die gleichzeitige Speicherung verschiedener
Sprachfassungen eines Films inklusive ausführlicher Hintergrundinformationen. Das Angebot an solchen Filmen ist zur Zeit noch klein, wird in den
nächsten Jahren aber schnell wachsen. Einige nichtkommerzielle Verleiher, wie der Bundesverband Jugend
und Film e.V., haben bereits damit
begonnen, diverse Filme auch auf
DVD anzubieten.
Rechtliche Voraussetzungen:
Generell und bei allen genannten
Präsentationsformen sind das Gesetz
zum Schutz der Jugend in der Öffentlichkeit (JÖSchG) und hier insbesondere die Altersfreigaben der im Auftrag der Länder tätigen Freiwilligen
Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK)
zu beachten. An dieser Stelle wird
noch einmal darauf hingewiesen,
dass einige der hier (aus inhaltlichen
Erwägungen) aufgeführten Filme nicht
unter 18 Jahren freigegeben worden
und daher für Jugendliche nicht geeignet sind.
Grundsätzlich müssen auch das Urheberrecht und die jeweiligen (je nach
Medium und Verwendungszweck unterschiedlichen) Verleihbedingungen
beachtet werden. Insbesondere beim
Abspielen von Videokassetten ist zu
unterscheiden, ob diese unter bestimmten Auflagen für eine öffentliche Wiedergabe (dazu zählen auch
Schulveranstaltungen) freigegeben
worden sind (z. B. die audiovisuellen
Medien aus den Landesmedienzentren, Landesbildstellen oder von nichtkommerziellen Verleihern) oder nur zu
privaten Zwecken im engen Freundesoder Bekanntenkreis gesichtet werden
dürfen (Filme aus Videotheken). Schulen (und vergleichbare Institutionen)
dürfen Spiel- und Dokumentarfilme
(nur darum geht es in dieser Broschüre) für den späteren Einsatz im Unterricht nicht mitschneiden, es sei
denn, sie wurden von den Sendeanstalten ausdrücklich zu generellem
Mitschnitt freigegeben, wie beispielsweise die Schulfunksendungen. Aufzeichnungen für den rein privaten
Gebrauch sind selbstverständlich nur
für diesen Zweck und nicht etwa für
öffentliche Aufführungen erlaubt. Öffentliche nichtgewerbliche Veranstaltungen sind grundsätzlich GEMApflichtig. Die jeweilige GEMA-Niederlassung sollte unbedingt vorher kontaktiert werden.
43
Allgemeine Hinweise
zur Verleihsituation:
Verleihanschriften . .
Bei den Verleihangaben wurden mit Ausnahme der einschlägigen Hamburger
Institutionen nur überregionale Bezugsquellen berücksichtigt. In anderen Bundesländern wird empfohlen, sich bei den
regionalen Verleihstellen der Landesfilmdienste, der Landeszentralen für politische
Bildung, der kirchlichen Medienzentralen
und der Stadt- und Kreisbildstellen zu
erkundigen, ob bestimmte Titel möglicherweise auch dort verfügbar sind. Viele der
genannten Filme sind schon im Fernsehen ausgestrahlt worden, manche waren
nur auf Festivals oder/und im Fernsehen
zu sehen. Dabei ist in jedem Fall zu beachten, dass für solche privaten Videoaufzeichnungen keine öffentlichen Aufführungsrechte bestehen.
Einzelne Filme fallen möglicherweise bald
aus dem angegebenen Verleihangebot
heraus, oder sie werden von anderen
Firmen übernommen, wie es in der Vorbereitungsphase für diese Publikation mit
dem ehemaligen Verleihangebot von
Pandora (35 mm) und Atlas (35 mm, 16
mm und Video) geschehen ist und in den
Angaben berücksichtigt wurde. Auf der
anderen Seite werden einige der 1998/
1999 im Kino neu angelaufenen und hier
erwähnten Filme erst später auch auf Video bzw. 16 mm erhältlich sein. Eine
Überprüfung der Daten vor einem geplanten Einsatz empfiehlt sich daher in
jedem Fall.
. . . (35 mm, 16 mm und Video) zu den
aufgelisteten Filmen. Weitere Verleiher für
die allgemeine Filmarbeit sind zum Beispiel der Spielfilmliste oder dem von Filmecho/Filmwoche ebenfalls jährlich neu
aufgelegten Verleihkatalog („Axtmann“Katalog) zu entnehmen.
Verleihdaten bei den Filmbeschreibungen
zu kommerziellen Videoanbietern, deren
Adressen hier nicht aufgeführt sind, geben Sie bitte bei einer Bestellung in Ihrer Videothek an, sofern der gewünschte
Titel dort nicht bereits erhältlich ist. Eine
Bestellung direkt beim Videoanbieter ist
in der Regel nur über eine Videothek
möglich. Ausnahmen bilden zum Beispiel
die nichtkommerziellen Verleiher wie Bundesverband Jugend und Film (BJF), Kinder- und Jugendfilmzentrum in Deutschland (KJF), Katholisches Filmwerk (KFW).
AFM Filmverleih GmbH
Ludgeristr. 16-18
47057 Duisburg
Tel.: 0203 – 378 7878 (35 mm)
Tel.: 0203 – 378 7882 (16 mm/Video)
Fax: 0203 – 378 7877
Arsenal Filmverleih
Neue Str. 15
72070 Tübingen
Tel.: 07071 – 92 960
Fax: 07071 – 929 611
Arthaus Filmverleih
Schwere-Reiter-Str. 35/14
80797 München
Tel.: 089 – 307 96-8910
Fax: 089 – 307 96-8950
AV-Film
Hanns-Braun-Str. 59
85375 Neufahrn
Tel.: 08165 – 5536
Fax: 08165 – 62 164
Beaufilm
(Verleih über Central Film)
Nikolaistr. 4
80802 München
Tel.: 089 – 333 448
Fax: 089 – 332 235
Regionale Verleihstellen für
Hamburg (16 mm und Video):
Amt für Öffentlichkeitsdienst der
Nordelbische
Medienzentrale
im
Nordelbischen Ev.-Luth.
Kirche
PädagogischMedienzentrale
Theologischen
Institut
Feldbrunnenstr. 29
Teilfeld 1
20459 Hamburg
20148 Hamburg
Tel. 040 - 36 00 19 53 /48
Tel.: 040
040- –36456
62450
Fax:
00 19
eMail:Nordelbische_Medienzentrale
Fax: 040 – 452 861
@t-online.de
Landesmedienzentrum Hamburg
Kieler Str. 171
22525 Hamburg
Tel.: 040 – 4280 152 90
Fax: 040 – 4280 155 05
Landesfilmdienst – Filmothek
Hamburg e.V.
Friedensallee 7
22765 Hamburg
Tel.: 040 – 390 5274
Fax: 040 – 390 5631
44
Überregionale Verleihstellen:
Bundesverband Jugend und Film e.V.
(BJF)
Kennedyalle 105 a
60596 Frankfurt am Main
Tel.: 069 – 631 2723
Fax: 060 – 631 2922
(Verleih nur an Mitglieder!)
Clubfilmothek:
Peterstr. 3
55116 Mainz
Tel.: 06131 – 287 88-20, 21, 22
Fax: 06131 – 287 8825
Buena Vista International
Kronstadter Str. 9
81677 München
Tel.: 089 – 99340-0
Fax: 089 – 99340-139
Central Film Vertriebs-GmbH
Uhlandstr. 179/180
10623 Berlin
Tel.: 030 – 8842 8570
Fax: 030 – 8842 8513
Jugend . . .
Columbia TriStar
Ickstattstr. 1
80469 München
Tel.: 089 – 230 37-0
Fax: 089 – 264 380
Concorde Filmverleih
Rosenheimerstr. 143 b
81671 München
Tel.: 089 – 450 610-0
Fax: 089 – 450 610-10
Kinowelt Filmverleih
Schwere-Reiter-Str. 35/14
80797 München
Tel.: 089 – 307 96-6
Fax: 089 – 307 96-7100
Peripher Filmverleih
Segitzdamm 2
10969 Berlin
Tel.: 030 – 614 2464
Fax: 030 – 615 9185
Progress Filmverleih
Burgstr. 27
10178 Berlin
Tel.: 030 – 2400 3400
Fax: 030 – 2400 3499
DENKmal Filmgesellschaft mbH
Schwindstr. 2
80798 München
Tel.: 089 – 526 601
Fax: 089 – 523 4742
Kinder- und Jugendfilmzentrum in
Deutschland (KJF)
Küppelstein 34
42857 Remscheid
Tel.: 02191 – 794 233
Fax: 02191 – 794 230
KJF-Medienverleih:
55020 Mainz
Tel.: 06131 – 287 88-20, 21, 22
Fax: 06131 – 287 8825
Filmverlag der Autoren (FdA)
Rambergstr. 5
80799 München
Tel.: 089 – 3817 0021
Fax: 089 – 3817 0020
Knipp-Film
Seestr. 60
82335 Berg
Tel.: 08151 – 510 91
Fax: 08151 – 510 31
Filmkundliches Archiv Schönecker
Berrenrather Str. 423
50937 Köln
Tel.: 0221 – 463 847
Fax. 0221 – 430 2956
Filmothek der Jugend NRW
Platz der Republik 1-3
41065 Mönchengladbach
Tel.: 02161 – 481 636
Fax: 02161 – 482 042
Matthias Film
Gänsheidestr. 67
70184 Stuttgart
Tel.: 0711 – 243 456
Fax: 0711 – 236 1254
Scotia Film
Possartst. 14
81679 München
Tel.: 089 – 413 090-0
Fax: 089 – 470 6320
Filmwelt-Prokino Vertriebsgemeinschaft
Ismaninger Str. 51
81675 München
Tel.: 089 – 277 7520
Fax: 089 – 277 75211
MFA
Föhringer Allee 17
85774 Unterföhring
Tel.: 089 – 958 438-0
Fax: 089 – 958 438-38
Freunde der Deutschen Kinemathek e.V.
Welserstr. 25
10777 Berlin
Tel.: 030 – 219 001 26
Fax: 030 – 218 4281
Medienwerkstatt Freiburg
Konradstr. 20
79100 Freiburg
Tel.: 0761 – 70 9757
Fax: 0761 – 70 1796
Senator Film
(Verleih über Central Filmverleih)
Kurfürstendamm 65
10707 Berlin
Tel.: 030 – 8809 1700
Fax: 030 – 8809 1790
Globus-Film
Hanns-Braun-Str. 59
85375 Neufahrn
Tel.: 08165 – 3086
Fax: 08165 – 621 84
MOP – Distribution im Filmhaus
Mainzer Str. 8
66111 Saarbrücken
Tel.: 0681 – 399 297
Fax: 0681 – 376 556
Jugendfilm-Verleih
Reichsstr. 15
14052 Berlin
Tel.: 030 – 300 6970
Fax: 030 – 300 69711
Nil Film
Bad Brunnthal 3
81675 München
Tel.: 089 – 998 05-800
Fax: 089 – 998 05-810
studio 16 im Filmverlag der Autoren
Rambergstr. 5
80799 München
Tel.: 089 – 3817 0017
Fax: 089 – 3817 0020
KFW – Katholisches Filmwerk
Postfach 111 152
60046 Frankfurt am Main
Tel.: 069 – 9714 36-0
Fax: 069 – 9714 36-13
Pegasos Filmverleih
Rotlintstr. 21
60316 Frankfurt am Main
Tel.: 069 – 9441 5071
Fax: 069 – 9441 5072
TiMe Filmverleih
Brüsseler Str. 89-93
50672 Köln
Tel.: 0221 – 9529 68-0
Fax: 0221 – 9529 68 99
. . . und Gewalt
Prokino Filmverleih
Widenmayerstr. 38
80538 München
Tel.: 089 – 2101 14-0
Fax: 089 – 2101 14-11
Sputnik-Filmverleih
Rosenthaler Str. 38
10178 Berlin
Tel.: 030 – 2836 530
Fax: 030 – 2836 533
Stiftung Deutsche Kinemathek
Heerstr. 18-20
14052 Berlin
Tel.: 030 – 300 903-0
Fax: 030 – 300 903-13
45
Tobis-Filmkunst
Pacelli-Allee 47
14195 Berlin
Tel.: 030 – 8390 07-0
Fax: 030 – 831 6325
TCF – Twentieth Century Fox
Hainerweg 37-53
60599 Frankfurt am Main
Tel.: 069 – 6090 20
Fax: 069 – 627 715
UIP
Hahnstr. 31-35
60528 Frankfurt am Main
Tel.: 069 – 6698 19-0
Fax: 069 – 6666 509
Unidoc Film
Erdmannstr. 11
10827 Berlin
Tel.: 030 – 7870 2379, 81
Fax: 030 – 7870 2380
Universal Pictures Germany GmbH
(ehemals PolyGram!)
Universal Haus
Kaiser-Wilhelm-Str. 93
20355 Hamburg
Tel.: 040 – 3087-06
Fax: 040 – 3087-2962
VG Verleih der Filmemacher
Schleißheimer Str. 426
Haus 33
80935 München
Tel.: 089 – 351 1015
Fax: 089 – 351 1063
Warner Bros. Film
Jarrestr. 4
22303 Hamburg
Tel.: 040 – 226 50-0
Fax: 040 – 226 50-259
Zorro-Film
Schwere-Reiter-Str. 35
80797 München
Tel.: 089 – 306 10 310
Fax: 089 – 306 10 314
SubUrbia
46
Jugend . . .