20 Jahre Raketenartilleriebataillon 150
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20 Jahre Raketenartilleriebataillon 150
SCHILLkaserne.de Die nachstehende Broschüre 20 Jahre Raketenartilleriebataillon 150 wurde freundlicherweise durch Herrn Klaus-Peter Schönenberg zur Verfügung gestellt. Herr Schönenberg war Angehöriger der 5. Batterie (Sgt) von 1966 bis 1974. Kleinerer Buchstabensalat ist trotz Korrekturlesens der Texterkennungssoftware anzulasten. Schillkaserne.de bittet übersehene Fehler zu entschuldigen. Zum Geleit Das Raketenartilleriebataillon 150 kann mit Stolz und großer Genugtuung auf seine 20-jährige Geschichte zurückblicken. Zwei Jahrzehnte ständig hoher Einsatzbereitschaft für die Erhaltung des Friedens in unserem Land verlangten von allen Berufs- und Zeitsoldaten sowie den Wehrpflichtigen, von denen bisher viele Tausend in den Reihen des Bataillons gedient haben, jahrein-jahraus immer wieder Höchstleistungen, um vor allem den strengen Forderungen der NATO gerecht zu werden. Auf den Einsatzwillen und die Verläßlichkeit aller konnte besonders in entscheidender Stunde gebaut werden. Ihnen allen gilt meine volle Anerkennung. Mit großer Freude begrüße ich zum Jubiläum des Bataillons die ehemaligen Kameraden. Ihnen und den zur Zeit aktiven Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften habe ich für ihren steten, aufopfernden Dienst von ganzem Her zen zu danken. In diesen Dank schließe ich die Kameraden unseres Ist USAFAD voll mit ein. Mein Dank gilt aber ganz besonders auch den zivilen Mitbürgern unserer Garnisonsstadt Wesel und unseren Patengemeinden Hamminkeln, Brünen und Flüren. Sie haben nicht nur die traditionell guten Verbindungen des Batail lons zur zivilen Umwelt herstellen helfen, sondern vor allem den Berufs- und Zeitsoldaten immer wieder die Gelegenheit gegeben, hier am Niederrhein schnell heimisch zu werden. Es ist mir eine große Genugtuung, daß unsere alten Kameraden des I.R. 2 an diesen Tagen bei uns sind. Wenn wir nicht auch weiterhin unsere gemeinsame soldatische Tradition pflegen, geraten wir außer Kurs. Uns allen wünsche ich frohe Festtage. Erleben Sie, meine Kameraden, diese Tage in dem Gefühl, der besten Sache zu dienen, nämlich dem Schutz und der Freiheit Ihrer Mitbürger. Ihnen liebe Mitbürger, rufe ich zu: Vergeßt nicht, daß unser Friede, unsere Freiheit und unser Gemeinwohl vom Willen und der Bereitschaft aller zur Verteidigung unseres Vaterlandes abhängt. Halten Sie auch künftig zu uns. Seien wir unserem Herrgott dankbar, daß er unserem Volk in den vergangenen 36 Jahren den Frieden bewahrt hat. Unser gemeinsames Bemühen muß es bleiben, diesen Frieden mit unserer wichtigen Waffe auch künftig zu sichern. Ulrich Dinkelaker Oberstleutnant und Bataillonskommandeur 2 Gruß der Stadt Wesel 20 Jahre Raketen-Artillerie-Bataillon 150, ein Jubiläum, das weit über den militärischen Bereich hinausgreift und auch die Bevölkerung unserer Stadt mit einbezieht. Wesel als traditionsreiche Festungs- und Garnisonsstadt konnte im Jahre 1965 mit einem großen Zapfenstreich das Raketen-Artillerie-Bataillon 150 und die weiteren in der Schill-Kaserne untergebrachten Einheiten begrüßen. Die traditionelle Verbundenheit zwischen Zivilbevölkerung und Soldaten hat sich bis auf den heutigen Tag bewährt. Die Soldaten als Bürger in Uniform sind auch voll integrierte Bürger der Stadt Wesel. Das 20-jährige Bestehen des Raketen-Artillerie-Bataillons 150 wird mit dazu beitragen, die Verbindungen zwischen Bundeswehr und Bevölkerung noch enger zu knüpfen, so daß das Verständnis für die Aufgaben der Bundeswehr in der gesamten Bevölkerung sich fortentwickeln wird. Wir wünschen dem Raketen-Artillerie-Bataillon 150 eine erfolgreiche Veranstaltung und den Gästen einen angenehmen Aufenthalt in Wesel. Wesel, im Juli 1981 Wilhelm Schneider Bürgermeister Günter Faßbender Stadtdirektor 3 Glückwunsch Das Raketenartilleriebataillon 150 wurde vor 20 Jahren als erstes Lenkraketenartilleriebataillon des Heeres aufgestellt und zunächst mit dem Waffensystem SERGEANT, seit 1978 mit dem Waffensystem LANCE ausgerüstet. Als artilleristische Schwerpunktwaffe in der Hand des Kommandierenden Generals des I. Korps hat das Bataillon seit seiner Indienststellung vielfach den hohen Grad seiner Einsatzbereitschaft bewiesen. Die große Zahl jährlich sich wiederholender Teste und Übungen verlangt von Berufs- und Zeitsoldaten und von den Wehrpflichtigen dieses Verbandes große Verläßlichkeit, präzises Können und Mitdenken in allen Lagen. In der traditionsreichen Garnisonsstadt Wesel ist das Bataillon heimisch geworden. Die vielfältigen und guten Kontakte zur zivilen Umwelt konnten nur dank der Aufgeschlossenheit und Gastfreundschaft der Bürger Wesels und seiner Nachbarorte geknüpft und eng gestaltet werden. Ich beglückwünsche das Bataillon zu seinem Jubiläum und wünsche ihm weiterhin Erfolg bei seinem wichtigen Beitrag zum Schutz unserer freiheitlichen Ordnung und zur Sicherung des Friedens in unserem Land. Gottfried Ewert Generalmajor und Stellvertretender Kommandierender General und Kommandeur der Korpstruppen I. Korps 5 6 Grußwort Die alte Garnisonsstadt WESEL hat in diesen Tagen besonderen Anlaß zur Freude. Das Raketenartilleriebataillon 150 kann auf eine 20-jährige Geschichte zurückblicken. Das Jubiläum, welches mit großem Programm begangen wird, bietet Gelegenheit zu kurzem Rückblick und Ausblick auf die Zukunft. Dieser Tag fällt in die Zeit des 25-jährigen Bestehens der Bundeswehr. Die jungen deutschen Streitkräfte haben seit dem Beginn ihres Wiederaufbaus im Rahmen des Verteidigungsbündnisses des freien Westens, der NATO, dazu beigetragen, uns den Frieden zu sichern. Der Frieden schien in den vergangenen Jahren zur Selbstverständlichkeit geworden zu sein. Gerade die jüngsten Entwicklungen zeigen jedoch, daß er nicht ungefährdet ist. Freiheit und Frieden gibt es nicht umsonst. Sie leben vom Willen unseres Volkes zur Selbst behauptung und auch vom Dienst der Soldaten, die diesen in den zurückliegenden Jahrzehnten treu und gewissenhaft geleistet haben. Als Kommandeur im Verteidigungskreis 322 WESEL und Standortältester WESEL kann ich feststellen, daß die Bundeswehr in unserer niederrheinischen Heimat ihren anerkannten Platz in der Gesellschaft gefunden hat. Sie wird vom Vertrauen der großen Mehrheit der Bevölkerung getragen. Die Bevölkerung kann sich auf ihre Soldaten verlassen. Der Integrationsprozeß zwischen der militärischen Verteidigung und der zivilen Verteidigung hin zur Gesamtverteidigung - das VKK als Dienststelle des Territorialheeres sieht hier seine Hauptaufgabe - ist in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt vorangekommen und nach meiner Einschätzung gerade im Verteidigungskreis WESEL mit den Kreisen KLEVE und WESEL und den Kommunen bereits gut entwickelt. Dennoch gibt es viel zu tun. Lassen Sie uns alle daran weiterarbeiten, damit Friede und Freiheit unserem Vaterland erhalten bleiben. Joachim Wohlfeld Oberstleutnant und Standortältester 7 20 Jahre Ein Bataillon macht Geschichte(n) Raketenwerfer SERGEANT vor dem Abfeuern 20 Jahre! Übergabe des Schlüssels der Schillkaserne durch den Verteidigungsminister v. Hassel an den Kommandeur Major Kühne am 23. Juli 1965 Na und, wird mancher ältere Mitbürger stirnrunzelnd fragen. Was ist das schon? 20 Jahre - Ehepartner werden verständnisvoll nicken und in Gedanken den Weg ihrer Familie zurückverfolgen. Lassen Sie uns daher als „Kinder" des Bataillons ein wenig aus der „Schule plaudern" und die Geschichte, aber auch „Geschichten" dieses Verbandes aufzeigen. Wie zumeist, so waren auch beim „Taufakt" des Raketenartilleriebataillons im Oktober 1959 nur wenige zugegen. 8 Man - das bedeutete eine Handvoll Offiziere und Unteroffiziere - traf sich zwanglos an der Raketenschule in Eschweiler, um dort zunächst eine Vorausbildung durchzuführen, die Stabs- und Versorgungsbatterie aufzustellen und sich vor allem an den Gedanken zu gewöhnen, nunmehr ein „Raketenartillerist" zu sein. Die „Spezialisten" lockte dabei ein 6-monatiger Aufenthalt in FORT SILL/Oklahoma, Ende 1962 / Anfang 1963, der durch ein erstes Scharfschießen im Februar 1963 seinen krönenden Abschluß fand. „Rakete" - ein Wort, das auch heute noch die Phantasie beflügelt. Nüchtern besehen: Das Waffensystem SERGEANT - eine taktische Rakete mittlerer Reichweite - die zunächst an der US-Artillerieschule in FT. SILL, dann auf den HEBRIDEN in Schottland und zuletzt auf dem Raketenschießplatz NAMFI auf KRETA noch manchen Tropfen Schweiß fordern sollte. Am 1. Oktober 1961 war „Niederkunft", stolzer Vater - sprich Kommandeur - des noch ein wenig hilflosen Kindes wurde Major Kühne. 9 10 Da weiterer „Nachwuchs" geplant und damit die bisherige „Wohnung" im Lager Donnerberg, ESCHWEILER, zu klein war, entschloß man sich zu einem Zwischenumzug nach WARENDORF, um dort die 2., 3. und 4. Batterie in der ehemaligen Remonteschule am Kalvarienberg aufzustellen. Daß schon damals ein „uneheliches Kind" - nämlich die 6. Batterie als Begleitbatterie in HILDESHEIM existierte, soll dem Vernehmen nach nur dem Kommandeur bekannt gewesen sein, der zu jener Zeit dort wohnte. Von März bis Juli 1965 überschlugen sich dann die Ereignisse. Die Raketen artilleristen bezogen zunächst ihre endgültigen Stellungen - wenn auch ein weniverwundert - in den „Kanonenbergen" der Gemeinde HAMMINKELN bereits und immer noch) nördlich von WESEL. Die alten Hasen unter uns werden den herzlichen (nicht gerade trockenen) Empfang der Gemeinde HAMMINKELN - die Schill-Kaserne gehörte bis 1975 dorthin - nicht vergessen. Am 12. März 1965 war „Schüleraustausch".* Das „First US Army Artillery Detachment" nahm seinen Platz in der Familie ein, um von diesem Zeitpunkt an gemeinsam mit den deutschen Geschwistern aus dem bekannten „Blechnapf" zu essen. Am 26. März 1965 wurde die historische Beziehung zwischen den Bürgern von WESEL und den Soldaten der alten Garnisonsstadt neu belebt. Mit klingendem Spiel rückte das Bataillon zum Berliner Tor ab, um sich der Bevölkerung beim „Großen Zapfenstreich" vorzustellen. Nach der Übernahme seiner Truppenfahne am 24. April 1965 und der ersten Rekrutenvereidigung am 16. Juni 1965 war es dann soweit! „Großer Bahnhof" für den damaligen Verteidigungsminister Kai Uwe von Hassel, der „Haus und Hof" mit dem Kasernenschlüssel an Major Kühne übergab und zugleich die Namensgebung der Kaserne vornahm. Daß bei der „Generalprobe" der damalige Kommandierende General auf der Stelle hüpfend beobachtet wurde, hatte weniger mit Nervosit ät zu tun, als vielmehr mit der Tatsache, daß „man" höchstpersönlich die „Stabilität der Basis", sprich Rednerpodest, überprüfen wollte. SCHILL-KASERNE, so nennt sich diese Truppenunterkunft seitdem und fordert damit auch heutige Generationen zur Standhaftigkeit und zur Bereitschaft, Verantwortung zu tragen, auf. Dieser ersten Verknüpfung mit der Tradition von WESEL folgten bald weitere Schritte. 1969 verpflichtete sich das Bataillon, die Traditionspflege des Grena dierregiment „König Friedrich der Große" (3. Ostpr.) Nr. 4 zu übernehmen. 11 12 Sichtbares Zeichen hierfür ist das vor den Toren der Kaserne gelegene Ehren mal, welches am 3. Mai 1969 in Anwesenheit des Prinzen Louis Ferdinand zu Preußen enthüllt wurde. Nachdem am 10. Juni 1968 die erste scharfe Rakete auf Kreta abgefeuert worden war und Major Dierolf das Bataillon am 1.10.1970 übernommen hatte, kehrten zunächst ein paar Jahre der Ruhe ein. Pardon, um Mißverständnissen vorzubeugen, mit „Ruhe" ist in diesem Fall das Fehlen herausragender Ereignisse gemeint. Damit jedoch niemand behaupten konnte, das Bataillon sei „auf den Hund" gekommen, führte man ab 1971 für lange Zeit ein Gastgeschenk der Stadt Wesel, nämlich einen Esel, als Maskottchen mit. Diese „Konsolidierungsphase" sollte jedoch schnell zu Ende sein! Bereits bei seinem Nachfolger, Oberstleutnant Lammer, war das Bataillon 1977 soweit, daß das Waffensystem SERGEANT „ausgemustert" und durch das neue System LANCE ersetzt werden „mußte". Zwar war die Rakete jetzt kleiner und nicht mehr so „publikumswirksam", dafür war das System jedoch insgesamt nur noch wenig störanfällig und beweglicher im Einsatz. Das erste LANCE-Schießen am 6. September 1978 stellte dieses unter Beweis und belohnt seitdem die WESELER Artilleristen mit ein wenig mehr Freizeit in KRETA, als sie es bis dahin gewohnt waren. Ende 1980 mußte sich das Bataillon einem „chirurgischen Eingriff" unterziehen, um das Gesicht der Heeresstruktur 4 zu erhalten. Seitdem besteht es aus 6 Batterien, von denen eine im Frieden der Artillerieschule „behilflich" ist und umfaßt mit der dem Bataillon unterstellten Nachschubausbildungskompanie 18/I eine Personalstärke von über 1000 Soldaten. Es steht damit an der Spitze aller Verbände der Artillerie. Da wir gerade von „Spitze" reden. Wußten Sie, daß das Bataillon neben etwa 10000 weiteren Soldaten folgende „Spitzenleute" ausgebildet hat: Den Interpreten Udo Lindenberg, Bundesligaspieler Bella, Raschid und Scholz sowie den bisherigen Trainer des 1. FC Nürnberg, Heese, um nur einige zu nennen. Darüber hinaus präsentiert sich das Bataillon der Öffentlichkeit jährlich bei etwa 30 Besuchen und Vorführungen, es war bei'„Radio Luxemburg", „Radio Moskau" und „letztlich" im „STERN" vertreten. Doch damit genug des „Rückblicks". Das Bataillon ist 20 Jahre alt und dabei jung geblieben. Möge es auch in den nächsten 20 Jahren die Kraft aufbringen, junge Soldaten für die Ideale zu motivieren, die unseren Staat tragen und die den Frieden bis jetzt ermöglichten. Auf diese gemeinsame Zukunft mit dem Motto der Artillerie! Zu - gleich! 13 14 15 16 17 18 Die Kommandeure des Bataillons Albrecht Kühne Günter Kube Werner Dierolf Armin Lammer 1.10.61 - 31.03.66 1.10.70 - 30.09.73 1.04.66 - 30.09.70 1.10.73 - 27.09.78 19 20 21 22 23 In dem Vierteljahrhundert ihres Bestehens hat die Bundeswehr Soldaten in Millionenhöhe ausgebildet und als Reservisten entlassen. Die meisten gingen dahin zurück, woher sie gekommen waren. Viele, vor allem Zeit- und Berufssoldaten, blieben am Ort ihrer Garnison. Andere veränderten sich auf Grund familiärer, beruflicher oder sonstiger Ambitionen. Und dann? Als Reservisten geben sich in der Öffentlichkeit aus eigenem Antrieb die wenigsten zu erkennen. Vor allem ehemalige Wehrpflichtige betrachten ihre Dienstzeit bei der Bundeswehr im Nachhinein als eine Episode, die sie je nach Einstellung und Erleben positiv, negativ oder unbeeindruckt bewerten. Fest steht jedoch: die Reservisten sind unter uns. Und eines haben alle gemeinsam: wenn über den »Bund« gesprochen, diskutiert, gestritten wird, sind sie mit von der Partie. Sie argumentieren auf Grund eigener Erfahrung und wirken somit meinungsbildend. 220 000 scheiden jährlich aus der Bundeswehr aus. Deren Anschriften sind in den Karteikästen der Kreiswehrersatzämter gespeichert. Diese, wie jede Garnisonstadt, profitiert nicht unerheblich von der Verbindung zwischen der militärischen und der zivilen Welt. Ein wesentliches Element dabei ist der Reservist. Das Reservoir an sachkundigen Mitbürgern zu nutzen war die Triebfeder für 27 ehemalige Bun deswehr-Soldaten, als sie 1960 in Bonn den »Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr« in das Vereinsregister eintragen ließen. Das Parlament vor allem, aber auch die Streitkräfte, begrüßten diese Initiative sehr, weil es galt, alle positiv gestimmten Kräfte zu nutzen, um der Bevölkerung die Notwendigkeit von Streitkräften zur Sicherung von Freiheit und Frieden zu erklären. Was heute selbstverständlich ist, erforderte damals viel Bekennermut. Mittlerweile hat der Reservistenverband rund 80 000 Mitglieder in 1 500 Ortskameradschaften über die Bundesrepublik verteilt. Der Verband versteht sich als Partner der Aktiven. Da er einen Teil der Reservistenarbeit von der Bundeswehr übernommen hat und somit gewissermaßen öffentliche Aufgaben wahr 24 nimmt, erhält er Mittel aus dem Bundeshaus halt. Dadurch ist er in der Lage, neben dem Einsatz der Beitragsgelder seiner Mitglieder, mit den ehrenamtlichen Vorständen und Mitarbeitern und mit Hilfe von über 100 Geschäftsstellen im gesamten Bundesgebiet praktische Reservistenarbeit zu organisieren. Das heißt: Der Verband ist behilflich bei der Planung, Vorbereitung und Durchführung von Ver anstaltungen, bei denen Reservisten militärisch informiert und in Übung gehalten werden. Dazu gehören zum Beispiel Schießen, Märsche, Unterricht und militärsportliche Wettkämpfe. Der Erwerb des Reservisten-Leistungs-Abzeichens »RLA« gilt.als besonderer Anreiz. Diese Ausbil dung erfolgt außerhalb von Pflichtwehrübungen. Dazu kommen Wettkämpfe und Kontakte mit internationalen Organisationen der Reserveoffiziere und -Unteroffiziere im NATO-Rah- men bzw. auf europäischer Ebene. Hier bietet sich ein attraktives Feld für junge sportliche Offiziere und Unteroffiziere, um bei Wettkämpfen im In- und Ausland ihre Kräfte zu messen. Beziehungen zu Einheiten der Bundeswehr und zu Stationierungs-Streitkräften der NATO-Partner werden intensiv gepflegt. Es gibt Arbeitskreise einzelner Dienstgradgruppen und verschiedener Waffengattungen, die sich mit speziellen Themen beschäftigen. Fine wichtige Aufgabe erfüllt der Reservisten verband auf dem Gebiet der Verteidigungspolitik. Jeder Reservist wird mit diesem Thema kon frontiert: im Freundes- oder Familienkreis, am Arbeitsplatz, in der Universität oder in der Kneipe nebenan. Was jedoch häufig fehlt, sind ak tuelle Informationen. Diese vermittelt der Verband in Seminaren, Schulungen und nicht zuletzt durch sein vielbeachtetes Verbandsorgan »loyal«. Wenn Sie Reservist der Bundeswehr sind und uns noch nicht kennen, laden wir Sie gerne ein. Die Anschrift unserer Geschäftsstelle lautet: Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V. Kreisgeschäftsstelle Wesel Tel. 0281/52518 Friedenstr. 84 (Reitzenstein-Kaserne) 4230 Wesel 25 26 Festprogramm 10. Juli 17.00 - 18.00 Uhr Feierl. Appell zum 20-jährigen Jubiläum dabei Patenschaftsübernahme zum 50th (BR) Msl Rgt RA MENDEN auf dem Großen Markt in WESEL 18.00 - 19.00 Uhr Platzkonzert Großer Markt, WESEL 20.00 Uhr Ehemaligentreffen mit Jahrestreffen des Traditionsverbandes im Festzelt, SCHILL-KASERNE 11. Juli 8.45 Uhr Ökumenische Morgenandacht im Festzelt, SCHILL-KASERNE 9.30 Uhr Kranzniederlegung durch Trad. Verband vor Ehrenmal G.R. „König Friedrich der Große" (3. Ostpr.) Nr. 4 / I.R. 2 SCHILL-KASERNE 9.45 Uhr Übergabe der „SCHILL-Plakette" Am Eingang der Kaserne 10.00 - 17.00 Uhr Tag der Garnison Waffenschau, Vorführungen SCHILL-KASERNE 11.00 - 17.00 Uhr Treffen des Traditionsverbandes Offizierheim SCHILL-KASERNE 20.00 Uhr Festabend / Ball im Festzelt SCHILL-KASERNE (geladene Gäste) 12. Juli 10.00 Uhr Frühschoppen, Ausklang Festzelt SCHILL-KASERNE 27 30 Wesel als Garnisonsstadt Aus „Geschichtliches Wesel" von Volkmar Braun, Rheinland-Verlag GmbH, Bonn. Schon zu Zeiten der Römer, um Christi Geburt, bildete die Mündung der Lippe in den Rhein eine strategisch wichtige Schnittstelle und war eine der wenigen Übersetzstellen römischer Legionen bei Feldzügen gegen germanische Stämme. Das Ende des 8. Jhd. erstmals erwähnte „Wesele" erhielt schon 1241 Stadtrechte und wurde damit befestigt. Durch seine Lage am Haupthandelsweg Italien-Niederlande und am Lippe-Handelsweg wuchs Wesel vor allem im 15. Jhd. als wichtigste Hansestadt am unteren Niederrhein. Im 16. Jhd. nimmt Wesel während des Spanisch-Niederländischen Glaubenskrieges viele Tausend verfolgte Flüchtlinge auf und führt seitdem den ehrenden Beinamen „VESALIA HOSPITALIS". Zur Erinnerung erhielt Wesel am 24. Februar 1578 zwei Ehrenbecher, die als 'Geusenbecher' bezeichnet werden. 1614 wird die Stadt von spanischen Truppen besetzt und weiter zur Festung ausgebaut. Sie wurden vertrieben durch die Niederländer. Im Jahre 1666 wird Wesel brandenburgisch und als vorgeschobener Posten am Rhein zu einer der stärksten Festungen der damaligen Zeit. Noch heute zeugen Teile der Zitadelle sowie das Berliner- und Klever-Tor trotz totaler Zerstörung Ende des 2. Weltkrieges von dieser Zeit. 31 Zitadelle Als die Preußen während des Siebenjährigen Krieges (1756 - 1763) die Festung räumten und sie französischen und österreichischen Truppen über ließen, und als schließlich 1806 die Stadt dem Kaiserreich Napoleons zufiel, verstärkten die Franzosen auch das linke Rheinufer bei Büderich um zwei starke Forts. Traurige Berühmtheit erfuhr die Stadt, als am 16. September 1809 die elf Schill'schen Offiziere von einem französischen Militärgericht auf Befehl Napoleons zum Tode verurteilt und vor den Toren der Stadt in der Nähe der heutigen Niederrheinhalle standrechtlich erschossen wurden. 1814 rückten die Preußen wiederum in Wesel ein, die Stärke der in Wesel stationierten Truppen betrug etwa 4000 - 5000 Mann. Damit wurde das Bild dieser Stadt durch die Garnison geprägt. Als nördlicher Eckpfeiler der Festungslinie Koblenz-Köln-Wesel wuchs die Stadt an der Westgrenze Preußens im 19. Jhd. zu einer der größten preußischen Garnisonen auf. Die Fahne berühmter, hier stationierter preußischer Regimenter, wurden vor 10 Jahren dem Raketenartilleriebataillon 150 zur Verwahrung anvertraut. 1921 entmilitarisiert, in den 30er Jahren wieder Garnison, war Wesel während d es 2. Weltkrieges Verschiebebahnhof für viele Wehrmachttruppenteile. Die Stadt blieb bis Anfang 1945 fast unzerstört. 32 Das Ende dieses Krieges brachte auch Wesel den Untergang (16. Febr. 1945). Ein von hunderttausenden Bomben der alliierten Angreifer erzeugtes Inferno ließ von den 3.149 Wohngebäuden noch ganze 60 unbeschädigt. Über 700 Einwohner Wesels fanden den Tod. Die Stadt war das Opfer der alliierten Pläne geworden, die ihre Zerstörung als Vorbereitung zum Rhein-Übergang einer viertel Million alliierter Soldaten am 23./24. März verlangten. 1964 bezog das Verteidigungskommando 322 und die Standortverwaltung die Reitzenstein-Kaserne in der Friedenstraße (Nähe Bahnhof). 20 Jahre nach Kriegsende, im März 1965, wurde im Norden der Stadt eine neue Kaserne fertiggestellt. Auf damals Hamminkelner Boden, in den „Kanonenbergen" des Ortsteils Blumenkamp, öffnete sie im März 1965 ihre Tore dem aus Warendorf verlegten Raketenartilleriebataillon 150. Am 23.7.1965 erhielt die Kaserne durch den damaligen Verteidigungsminister Kai Uwe von Hassel den Namen SCHILL-KASERNE! 33 Großer Zapfenstreich am 30. Juni 1978 vor dem „Berliner Tor" Mit der Kommunalen Neuordnung wurde Wesel wieder Garnisonsstadt. 350 Jahre Garnisonsgeschichte ließen die Soldaten der Bundeswehr von Anbeginn freundliche Aufnahme finden. Als Mitbürger begegnet man ihnen mit großem Selbstverständnis. Seit seinem Einzug in die Schill-Kaserne ist das Raketenartilleriebataillon 150 bemüht, nicht nur gute Kontakte zur zivilen Umwelt zu halten, sondern auch zu helfen und die Tore der Kaserne einer interessierten Öffentlichkeit wo immer dies geht zu öffnen. 34 Patenschaften Schon beim Einzug des Raketenartilleriebataillon 150 in die Schill-Kaserne bewies die Bevölkerung der Weseler Umgebung ihre Aufgeschlossenheit gegenüber den Soldaten durch die Übernahme von Patenschaften. Das Einbeziehen des „Staatsbürgers in Uniform" in die Lebensgemeinschaft der Gemeinden erleichtert besonders den Wehrpflichtigen und den jungen Unteroffizieren ihren nicht immer leichten Dienst. Zeit- und Berufssoldaten, die mehr als andere Berufsgruppen von häufigen Versetzungen betroffen sind, können sich schneller am Dienstort einleben und neue Freunde gewinnen. Folgende Patenschaften verdeutlichen dies: 2. Batterie und Gemeinde FLÜREN, ab 1973 Bürgerschützenverein 4. Batterie und Gemeinde HAMMINKELN 6. Batterie und Gemeinde BRÜNEN. Weitere Patenschaften sind geplant. Als selbstverständlich pflegt das Bataillon enge Beziehungen zu unseren NATO-Verbündeten. Seit dem 4. Februar 1975 besteht ein Patenschaftsverhältnis zum Ist US Army Field Artillery Detachment. Der nunmehr gegründeten Patenschaft mit dem 50th British Missile Regiment, Royal Artillery, in MENDEN gingen langjährige, freundschaftliche Kontakte voraus. Wir danken an dieser Stelle besonders unseren Patengemeinden für ihre Treue zu uns Soldaten und für die vielfältige Unterstützung und Hilfe, die uns durch sie in den vergangenen Jahren zuteil wurde. 35 36 Unsere Gemeinde Wußten Sie schon, daß: . . .. wir ca. 1.400 Mitbürger in der Schill-Kaserne haben? . . . . der Fahrzeugpark des Raketenartilleriebataillon 150 ca. 300 Kraftfahrzeuge umfaßt, die jährlich ca. 1.400.000 km zurücklegen? . . . . in unserer Kaserne auch an Wochenenden und Feiertagen weit über 100 Soldaten rund um die Uhr ihren Dienst leisten? . . . . die 3./lnstBtl 110 mit ihrer hochtechnisierten Ausrüstung für die Instandsetzung modernster Waffensysteme (z.B. LANCE, ROLAND) zahlreiche „Meister in Uniform" in ihren Reihen hat, die den Meisterbrief während ihrer Dienstzeit erworben haben? . . . . die 4./NschBtl 110 die Versorgung bis nach Kanada über ihre Datenverarbeitungsanlage sicherstellt und diesen „Service" täglich 24 Stunden leistet? . . . . die Nachschubausbildungskompanie 18/1 und der Ausbildungszug der 4. Bttr im Jahr mehr als 600 Fahrschüler auf Schwerfahrzeugen ausbilden und ihnen den LKW-Führerschein „verpassen"? . . . . sich hier in Wesel etwa 90 US-Soldaten für Ihre Sicherheit mitverantwortlich fühlen und daß diese mit 120 Angehörigen hier wohnen? . . . . die Standortverwaltung Wesel zur Wahrung der Einsatzbereitschaft der hier stationierten Einheiten 415 Einwohnern von Wesel und Umgebung einen Arbeitsplatz sichert? . . . . den mittelständischen Betrieben im Kreis Wesel mehr als 3 Mill. DM an Aufträgen (z.B. Bauvorhaben, Verpflegung, Instandsetzung) zufließen? . . . . das Kreiswehrersatzamt in Wesel ca. 6.000 junge Männer jährlich mustert? 37 SCHILL Ein Name als Vermächtnis Magna voluisse magnum Großes gewollt zu haben, ist groß. (Virgil) Schill-Kaserne. Diese Namensgebung, aber auch die Verbundenheit als Soldat, verpflichtet uns in besonderer Weise, der Ereignisse zu gedenken, die Wesel als „Schillstadt" bekannt werden ließen. . Eingebettet ist die Geschichte des Schill'schen Freikorps in die Freiheitsbewegung Preußens nach dem „Frieden zu Tilsit" am 9. Juli 1807, der Unterwerfung Friedrich Wilhelm III unter Napoleon. Am 28. April 1809 verließ der Husarenmajor Schill, neben Gneisenau und Blücher einer der populärsten Offiziere damaliger Zeit, mit seinem Regiment Berlin, um „die Fesseln zu brechen und das deutsche Vaterland zu befreien." Ob dieser Aufbruch auf „Ordre" oder mit Billigung des Königs erfolgte, ist heute umstritten, die Wahrheit bleibt wohl für immer im Dunkel der Geschichte. Nach einem glücklosen Gefecht in der Nähe von Dodendorf bei Magdeburg am 5. Mai gegen die Truppen des dortigen französischen Kommandanten Michaud, zog Schill durch Mecklenburg nach Pommern und ritt am 25. Mai 1809 in die Festung Stralsund ein, als dort die Franzosen den Einzug Napoleons in Wien feierten. Bei der Rückeroberung dieser Stadt am 31. Mai unter General Gratien wurde Major Schill durch Gewehrschüsse getötet, etwa 800 Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften wurden gefangen genommen, fielen oder waren verwundet. Schill's Haupt wurde vom Rumpf getrennt, sein Körper auf Befehl des französischen Kommandanten „comme un chien" - wie ein Hund - verscharrt. Teile seines Korps erhielten freien Abzug, etwa 500 Unteroffiziere und Mann schaften kamen in Braunschweig vor Kriegsgerichte und wurden zumeist nach Frankreich als Galeerensträflinge gebracht. 38 Die verbleibenden 11 Offiziere wurden am 16. September 1809 um 9.00 Uhr vor ein Militärgericht in Wesel gestellt, als „Räuber und Wegelagerer" verurteilt und gegen 13.00 Uhr auf den Lippewiesen vor dem Berliner Tor erschossen. Ihr letzter Ausruf soll gewesen sein: "Es lebe unser König, Preußen hoch." Quellen: Felix Richard: Das Schicksal der 11 Schill'schen Offiziere, Zweite Auflage 1964, Verlag H. Peitsch, Wesel Bildersaal Deutscher Geschichte von Adolf Bär und Paul Quensel, Union Verlag, Stuttgart, 1890 39 40 Tradition Übergabe des Ehrenmals und der Regimentsfahne am 4. Mai 1974 an den damaligen Kommandeur, Oberstleutnant Lammer. 41 42 WESEL wurde nach dem zweiten Weltkrieg Patenkreis der Stadt RASTENBURG. Diese alte ostpreußische Garnisonsstadt war Standort des „Grenadier Regiment König Friedrich der Große (3. Ostpreußisches) Nr. 4". Das Raketenartilleriebataillon 150 hat am 3. Mai 1969 die Traditionspflege dieses Verbandes übernommen. Das Regiment wurde am 1. Mai 1626 in Frankfurt an der Oder aufgestellt und trug als ersten Namen „Regiment zu Fuß Hillebrand von Kracht", den Namen des Obristen und ersten Kommandeurs. Im Laufe der nächsten 293 Jahre wechselte es mehrmals den Namen und hieß schließlich: Grenadierregiment „König Friedrich der Große" (3. Ostpreußisches) Nr. 4. Zum ersten Mal im 30-jährigen Krieg gegen Schweden und Polen eingesetzt, gehörte das Regiment zum Brandenburgischen Hilfscorps, als 1683 die Türken durch Ungarn bis Wien vordrangen. In den Freiheitskriegen und im Krieg gegen Frankreich 1870/71 tat es sich besonders hervor. Im ersten Weltkrieg kämpfte es an beiden Fronten und wurde in seinem letzten Standort Rastenburg, der Patenstadt Wesels, am 30. 4. 1919 aufgelöst. Das 2. (Preußische) Infanterieregiment der Reichswehr übernahm am 1. Januar 1921 die Tradition. Es wurde das Stammregiment der 11. Ostpreußischen Infanteriedivision. Im 2. Weltkrieg wurde dieses Regiment am 1. September 1939 beim Angriff auf Polen erstmalig eingesetzt. Es folgte 1940 der Frankreichfeldzug. Zur Vorbereitung des Rußlandfeldzuges verlegte es im März 1941 nach Ostpreußen zurück. Am 22. Juni 1941 überschritt es die deutsch-litauische Grenze ostwärts von Heydekrug, um bis zum 8. Mai 1945 ununterbrochen im Osten eingesetzt zu werden. Nach seiner Verschiffung von Kurland nach Schleswig- Holstein ging es in britische Kriegsgefangenschaft. Sichtbares Zeichen der Verbundenheit zwischen Bataillon und der Kameradschaft IR 2 ist die Nachbildung des Ehrenmals, die 1969 vor der Schill-Kaserne errichtet wurde. 43 44 45 46 198 Dienstjahre 1961 - 1981 Übriggeblieben seit den ersten Stunden des Bataillons. 47 48 49 ■ 50 Die „Richtung" stimmt Alltag im Bataillon Auf „Sicherung" 51 52 53 54 55 56