die wetterau - FB 11

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die wetterau - FB 11
Die wetterau
Erstellt von Dorina Wenzel
Die Wetterau
Geographische Lage und Nutzung
Die Wetterau bezeichnet ein Landschaftsgebiet in
Hessen. Dieses erstreckt sich im Westen bis zum
Taunus und im Osten bis zu den Ausläufern des
Vogelsberges. Im nördlichen Teil reicht die Wetterau
bis an das Gebiet der „Wetterauer-Schwelle“ – der
Lahn-Main-Wasserscheide. Südlich endet die
Wetterau an der Wasserscheide zwischen Nidder und
Main – die sogenannte Hohe Straße.
Die Wetterau als naturräumliche Fläche und der
Wetteraukreis sind flächenmäßig nicht identisch. Dort,
wo der Wetteraukreis im Norden durch den
Kreis Gießen begrenzt wird, ragt das Landschaftsgebiet Wetterau noch weit in diesen hinein. Südlich
reicht die Wetterau bis in den Main-Kinzig-Kreis.
Karte Wetterau, skizzenhaft
Geographisch wird also der Wetteraukreis im Norden
von der Stadt Gießen und im Süden von den
nördlichsten Teilen der Stadt Frankfurt begrenzt.
Das Naturgebiet Wetterau hat eine
Nord-Süd-Ausdehnung von etwa 40 Kilometer und
eine Ost-West-Ausdehnung von circa 20 Kilometer.
Gerade mal 10 Prozent der etwa 700 Quadratkilometer großen Fläche dieser flachwelligen
Landschaft sind bewaldet, der Großteil besteht
neben Ansiedlungen aus Auen, Wiesen und
Ackerflächen. Die in der Teritärzeit eingesunkene
Erdkruste besteht überwiegend aus Löß, einem sehr
feinen roten Schluff, der im Laufe der Zeit zu dicken
Schichten abgelagert wurde. Über viele Millionen
Jahre entstand aus diesem vielschichtigen
Untergrund einer der fruchtbarsten Böden
Deutschlands.
Löß ist für die Feldbestellung eine sehr gute
Komponente, denn die Lößkörner bilden geradezu
ein Mittelmaß, nicht zu klein, aber auch nicht zu fein.
Dadurch können Pflanzen diesem Boden leicht
Mineralien entziehen. Zugleich besitzt der Boden
eine ausgezeichnete Wasserspeicherfähigkeit und
ist durch seine optimale Körnung stets gut belüftet.
Durch das milde Klima, die fruchtbaren Böden und
die Vielzahl an Gewässern ist die Wetterau schon
seit Jahrtausenden ein vom Mensch landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Die Wetterau zählt somit
zu einer der ältesten Kulturlandschaften Europas.
Flüsse in der Wetterau, skizzenhaft
Im Wetteraukreis lebten im Jahr 2009 298.093 Menschen.
Die Landwirtschaft und der Ackerbau sind auch heute noch stark in diesem
Gebiet vertreten. Rund 4000 Menschen arbeiten im landwirtschaftlichen
Sektor. Trotz Rückläufigkeit der Landwirtschaft ist der Versorgungsgrad in
der Wetterau immer noch hoch. So wurden beispielsweise im Jahr 2007
185.236 Tonnen Getreide geerntet. Aber auch Kartoffeln, Zuckerrüben,
Silomais und Winterraps gehören zu den angebauten Fruchtarten.
Nicht nur der Ackerbau macht die Wetterau zu einer landwirtschaftlichen
einzigartigen Fläche, auch die Rosen aus dem deutschen Rosenhof in
Steinfurth und die Ockstädter Kirschen sind weit über die Region hinaus
bekannt. Auf Grund ihres fruchtbaren Bodens wird die Wetterau auch als
Kornkammer Hessens bezeichnet.
Die Römische Vorgeschichte der Wetterau
Archäologische Funde aus den Zeiten der Kelten und Römer bestätigen die frühgeschichtliche
Besiedlung dieser Gegend. Die Römer erkannten die Fruchtbarkeit des Wetterauer Bodens und
eroberten deshalb dieses Gebiet.
Der Grenzwall Limes diente nicht nur dem Schutz und der Abgrenzung gegen die Germanen,
sondern grenzte auch ein landwirtschaftliches Territorium ab. In einem nach Norden ausgerichteten
Bogen schloss der Limes die Wetterau als römisches Gebiet ein.
In der Nähe der heutigen Ortschaft Pohlheim-Grüningen befand sich der nördlichste Punkt des
Grenzwalls. Auf westlicher Seite in südlicher Richtung des Limes-Verlaufes wurden die heutigen
Gemeinden Ober-Mörlen und Butzbach in das römische Gebiet der Wetterau mit einbezogen.
Östliche römische Ansiedlungen waren u. a. die heutigen Ortschaften Hungen-Inheiden, Echzell und
Altenstadt.
Die Kastelle
Wie die archäologischen Ausgrabungen beweisen,
bauten die Römer zahlreiche Kastelle, Kleinkastelle,
Wachtürme und viele weitere Anlagen in der
Wetterau. 120 römische Militärlager mit einer
Besatzung von mehr als 8500 Mann befanden sich
in der Wetterau. Die dort erbauten Kastelle lassen
sich in vier Gruppen einteilen: Alen- bzw.
Reiterkastelle, Kohortenkastelle, Numeruskastelle
und Kleinkastelle.
Alenkastelle oder auch Reiterkastelle genannt,
wurden für eine Reitertruppe von 500 Mann oder
einer doppelten Ala von 1000 Mann errichtet.
In einem Kohortenkastell fand eine etwa
480-1000 Mann starke Infanteriekohorte Platz.
Limesverlauf und Kastelle in der Wetterau, skizzenhaft
Kastelle mit einer Besatzung von etwa 150 Mann wurden als
Numeruskastelle bezeichnet. Hier kamen Aufklärungseinheiten
der Römer unter. Klein-Kastelle hatten lediglich eine
Besatzungsstärke von 12-80 Mann und wurden meist an
Grenzübergänge von Handelswegen gebaut, um diese zu
kontrollieren.
Große Alenkastelle befanden sich in den heutigen Orten Echzell
und später auch in Butzbach. Das in der heutigen Stadt
Butzbach errichtete Kohortenkastell Hunneburg wurde im Laufe
der Zeit zu einem großen Alenkastell aufgestockt, da dort einer
der wenigen wichtigen Grenzübergänge verlief. Es galt aber
auch z. B. eine der wichtigsten Straßen von Mainz nach
Friedberg bis hin nach Butzbach zu sichern. Das Kastell war ca.
4 Hektar groß und somit um einiges größer als die auf Initiative
Kaiser Wilhelms II. in den Jahren 1897 bis 1907 als
Freilichtmuseum und Forschungsinstitut wieder aufgebaute
Saalburg. Sie liegt im Taunus am Rande der Wetterau und gilt
als das weltweit einzige vollständig rekonstruierte Limeskastell.
Ausschnitt Limesverlauf
und Kastelle in der Wetterau, skizzenhaft
In Echzell befand sich mit einer Fläche von 5,2 Hektar einer der größten Wehrbauten der Römer in
der Wetterau. Hier verliefen wichtige Straßen, z. B. zum nördlichen Kastell Arnsburg, zum Kastell
Inheiden, nach Friedberg und in südliche Richtung an die Nidder. Nördlich des heutigen Echzell
befanden sich zwei weitere Kohortenkastelle, die dazu dienten, den nördlichen Raum des römischen
Gebietes und den dort befindlichen Limes zu sichern. Das Kohortenkastell in der Nähe des heutigen
Arnsburg war mit etwa 500 Mann (teilweise beritten) besetzt und lag vermutlich ca. 1,8 Kilometer von
einem Grenzübergang am Limes entfernt. In Arnsburg konnten vorbeiziehende Truppen das letzte
Mal Vorräte oder Ausrüstung ergänzen, bevor sie dann in das feindliche Germanien zogen.
Arnsburg war Schnittpunkt mehrerer Straßen und lag auf einer Anhöhe, die es vereinfachte, die
Wetterau weit zu überblicken. Unweit der heutigen Ortschaft Inheiden, südöstlich von Arnsburg, lag
ein Numeruskastell in etwa 500 Meter Entfernung zum Limes. Es war wesentlich kleiner, da hier nur
eine Truppe von 150 Mann (Hilfs- bzw. Aufklärungseinheiten) stationiert war.
Ein weiteres Numeruskastell befand sich im Osten der Wetterau nahe der heutigen Gemeinde
Altenstadt. Das Kastell hatte die Aufgabe einen vorrömischen Weg entlang der Nidder in Richtung
Vogelsberg (nach Fulda) zu sperren.
Weitere Kohortenkastelle befanden sich in der
Nähe heutiger Ortschaften südlich von Butzbach bei
Obermörlen-Langenhain, nördlich von Altenstadt bei
Ober-Florstadt, bei Marköbel und Rückingen sowie
bei Großkrotzenburg.
Das Kastell bei Großkrotzenburg sicherte die
Grenze des römischen Gebietes am Main und die
dort befindliche römische Mainbrücke. Klein-Kastelle
befanden sich an wichtigen Handelswegen bzw.
Grenzübergängen, z. B. in der Nähe der heutigen
Ortschaften Pohlheim-Holzheim und
Limeshain-Rommelhausen.
Wachtürme Taunus-Wetterau-Limes,skizzenhaft
Wachtürme
Im ganzen Limesverlauf gab es rund 900 Wachtürme. Fünf davon wurden entlang des früheren
Taunus-Wetterau-Verlaufs des Limes rekonstruiert, u. a. 1967 der steinerne Wachturm bei
Pohlheim-Grüningen, der den fast nördlichsten Punkt bildete. Ein weiterer rekonstruierter Wachturm
steht in der Nähe von Butzbach auf dem Schrenzer Berg. Er hatte die Aufgabe, den dort entlang
laufenden Handelsweg in die Gießener Senke zu sichern. Da diese Stelle immer wieder von
Germanen angegriffen wurde, musste der Turm zu damaligen Zeiten des Öfteren neu aufgebaut
werden. Alle Türme wurden so gebaut, dass sie in Sichtweite zueinander standen.
Bei Pfaffenwiesenbach auf dem „Gaulskopf“ steht einer der höchsten rekonstruierten Wachtürme.
Von diesem Wachturm aus konnten die Römer den nördlichen und den südöstlichen Teil dieses
Limesabschnitts überblicken. Er stand in Sichtweite zu dem Wachturm auf dem Johannisberg in
Bad Nauheim. Auf diese Weise konnten die Römer mit Hilfe von Feuer und Rauch Nachrichten
übermitteln. Die damalige Hühnerstrasse – die heutige Bundesstraße 417 von Wiesbaden
nach Limburg – wurde durch einen Wachturm in der Nähe des Kastells Zugmantel gesichert.
So wurde der Bereich vor Germaneneinfällen aus dem Limburger Raum geschützt.
Eine der authentischsten Nachbildungen solcher Wachtürme steht bei Idstein-Dasbach.
Städte
Wichtige Städte in der Wetterau waren in der Römerzeit u. a. Butzbach, Friedberg und Nida (das
heutige Frankfurt-Heddernheim). Durch seine günstige geographische Lage erhielt Butzbach im
nördlichen Teil der Wetterau große Bedeutung. Der dort verlaufende Grenzübergang in das freie
Germanien wurde hier durch das Kastell Hunnenburg und das Kleinkastell Degerfeld gesichert. So
wuchs im Laufe der Zeit ein großes Kastelldorf im Schutze dieser beiden Stützpunkte heran.
Friedberg, im Zentrum der Wetterau gelegen, befand sich nach dem Bau des Limes in der Mitte des
römischen Gebietes. Hier befanden sich Militär und Versorgungslager.
Das Kastell wurde auf dem heutigen Friedberger Burggelände errichtet und war mit etwa 1000 Mann
besetzt, die für Patrouillen und Streifzüge im offenen Gebiet der Wetterau zuständig waren.
Später wurden dort „schnelle Eingreiftruppen“ stationiert, die zu Pferd schnell an jeden Punkt der
Wetterau gelangten konnten. In Friedberg liefen Römerstraßen von allen wichtigen nördlichen
Kastellen zusammen. Von Friedberg aus führte eine Straße in die Gebietshauptstadt Nida und von
dort aus weiter nach Mainz (das damalige Mogontiacum). Zur Zeit der Römer war Nida (das heutige
Frankfurt-Heddernheim) Civita-Hauptort. Dieses Gebiet der Bürgerschaft war sehr groß und bildete
nach der Aufteilung der Verwaltungsbezirke den Hauptort der Wetterau und machte Nida zu einer
Stadt.
In Nida lag der Knotenpunkt mehrerer Straßen.
Eine Straße führte nach Wiesbaden (das damalige
Aquae Mattiacorum), eine andere nach Mainz, eine
zur Saalburg, eine in die Stadt Friedberg und weitere
in die östlichen Teile der Wetterau.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die
Wetterau nicht nur landschaftlich reizvoll ist, sondern
dass ihr auf Grund des fruchtbaren Bodens eine
größere wirtschaftliche Bedeutung zukommt. Kelten
und Römer haben wertvolle historische Denkmäler
hinterlassen, die dem Gebiet einen hohen
Stellenwert in der deutschen Geschichte geben.
Quellenverzeichnis
Kartenmaterial
Dorina Wenzel, 2009
Internet
Stefan Dornbusch: http://www.taunus-wetterau-limes.de
Martin Kania / Sebastian Theby: http://www.hessen-limes.de
Wirtschaftsförderung Wetterau: http://www.wfg-wetterau.de
Wetteraukreis: http://www.wetteraukreis.de
Hessisches Statistisches Landesamtes: http://www.statistik-hessen.de
Hessischer Rundfunk: http://www.hr-online.de
Literatur
Stiftung Hessischer Naturschutz (Hg.) : Die Wetterau. Felder, Auen, Visionen.
Wardenburg/Tungeln: Verlag Herwig Klemp, 2001
Michael Keller / Herfried Münkler: Die Wetterau. Landschaft zwischen Tradition und Fortschritt.
Friedberg (Hessen): Verlag Carl Bindernagel GmbH, 1990