Job-Berater statt Buletten-Brater

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Job-Berater statt Buletten-Brater
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Job-Berater statt Buletten-Brater
UNIVATIV Unternehmensberatung ist aus dem WG-Büro in den Erfolg gewachsen
Von
Fabian Scheuermann
Der Schritt von der Hochschule in die bezahlte Arbeitswelt – für viele Studenten ist
das ein sehr großer. Laut den
Ergebnissen einer 2011 veröffentlichten Absolventenbefragung der Freien Universität
Berlin startet rund ein Drittel
der
Hochschulabsolventen
nicht mit einer regulären Erwerbstätigkeit, sondern mit
einem Praktikum ins Berufsleben – vierzig Prozent davon
unbezahlt.
„Die Idee eines sofortigen
Übergangs in ein Normalarbeitsverhältnis“, so heißt es
in der Studie, entspreche oft
„nicht der Realität“. Hier setzt
das Darmstädter Unternehmen
„univativ“ an, indem es fachlich versierte Studenten und
Absolventen an Unternehmen
vermittelt.
Und das geht so: Per Onlineformular bewerben sich Interessenten direkt bei univativ,
woraufhin sie – bei guter Bewerbung – zum Gespräch eingeladen werden. Wer als
kompetent befunden
im Team landet, wird
fortan täglich per EMail über neue Projekte und Jobangebote informiert.
Rund 6 000 Absolventen und Studenten
sind Teil dieses „Pools“, aus
dem Gruppen gebildet werden,
um für ein bestimmtes Unternehmen Leistungen zu erbringen. Ob „First Level IT-Support“ in Stuttgart oder „modellbasierte Softwareentwicklung“
in Ingolstadt: Vor allem im ITBereich hat univativ eine bunte
Palette an Stellen im Angebot.
Auch Daniel Bach ist Teil des
univativ-Pools. Er studiert an
der TU Darmstadt Wirtschaftsinformatik – eigentlich kein
Studiengang, den man mit
holprigen Berufsaussichten assoziiert. Doch Bach möchte
nicht nur praktisch arbeiten
und während des Studiums Erfahrungen sammeln – er will
dabei auch Geld verdienen.
„Als mir ein Freund von univativ erzählt hat, habe ich mich
gleich beworben“ sagt der Student. Denn ein
unbezahltes Praktikum zu machen oder
„als Kellner
zu jobben“,
so führt
er fort, mache für ihn „keinen
Sinn“. Nun arbeitet der 24-Jährige parallel zum Studium als
Werkstudent im Bereich Risikomanagement bei der Commerzbank in Frankfurt: univativ hatte ihn für die Stelle vorgeschlagen – die Übernahmewahrscheinlichkeit ist hoch.
Olaf Kempin ist schon seit
einer ganzen Weile kein Student mehr. Zusammen mit
zwei Kommilitonen gründete
er 1996 univativ als studentische Unternehmensberatung –
damals allerdings noch unter
anderem Namen. „Ich musste
während des Studiums schlicht
und ergreifend Geld verdienen“, erklärt Kempin seine
Motivation und ergänzt: „Aber
ich wollte in die Praxis reinschnuppern und keine Buletten braten.“ Als erstes Büro
diente die gemeinsame Studenten-WG, ihre ersten
Kunden gewannen die jungen Gründer „praktisch
ausschließlich
Unternehmensdaten
über persönliche Weiteremp- . univativ: 1996 als studentifehlung“, erin- sche Unternehmensberatung in
nert sich Kem- Darmstadt gegründet, hat das
pin.
Unternehmen mittlerweile 9 Niederlassungen mit über 600 MitMittlerweile
firmiert univa- arbeitern und einem selbst rekrutiv als GmbH & tierten „Pool“ an rund 6 000 StuCo. KG, über denten und Absolventen, der mit
1 000 studenti- Informatikern, Ingenieuren und
sche Bewerbun- Wirtschaftswissenschaftlern begen gehen mo- setzt ist. Aus diesem Pool werden
Projektteams für die Auftraggeber
natlich im Pergebildet.
sonalbüro der
. Olaf Kempin: Zusammen mit
Firma ein – und seinen Kollegen Martin Ilg und
über 200 große Henning Loof gründete Kempin
und mittelstän- univativ. Der Mittvierziger reist
dische Unter- leidenschaftlich gerne und lenkt
nehmen zählen heute die Geschicke der Firma in
zu den Kunden. den Bereichen Marketing, Vertrieb
Doch warum und IT.
bewerben sich . Mehr Infos: www.univativ.de
die Studenten
nicht
einfach
direkt bei den Unternehmen?
Kempin führt dies – und somit
auch den Erfolg seiner Firma –
darauf zurück, dass univativ
für die Unternehmen bereits
eine Vorauswahl an geeigneten Studenten trifft. Daniel
Bach jedenfalls ist zufrieden:
„Mir wurde so eine Tür geöffnet, die sonst erst mal zu geblieben wäre. Jetzt kann ich
bereits während des Studiums
richtige Projektarbeit machen
– und nicht nur ein
Praktikum.“
Olaf Kempin ist Mitgründer von univativ.
Fotos: Fotolia - LaCatrina,
Harald Kaster