Aar-Bote Mein Verein

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Aar-Bote Mein Verein
Mit freundlicher Genehmigung der Rhein Main Digital GmbH
Mein Verein: Der Turnverein Hahn konzentriert sich auf den Breitensport
02.03.2013 – HAHN, Von Hendrik Jung
Der vor 110 Jahren gegründete Turnverein aus Hahn ist kein Verein wie jeder andere. Das zeigt sich
schon an seiner Größe. Die Zahl der Mitglieder liegt derzeit bei 1400. Die schwankt jedoch, denn
jährlich verzeichnet der TV Hahn etwa 200 Ein- und Austritte.
Die Ursache für die positive Mitgliederentwicklung liegt in der vereinseigenen Jahnhalle begründet, die
im November 1999 unterhalb der Integrierten Gesamtschule Obere Aar errichtet wurde. „Danach
haben wir einen wahren Boom erlebt. Wir konnten viele neue Angebote machen, weil wir nicht mehr
auf andere Hallen angewiesen waren“, erläutert der Vereinsvorsitzende Thomas Rahn.
Finanziert wurde die Halle zum Großteil von der „öffentlichen Hand“: dem Rheingau-Taunus-Kreis, der
sie auch für den Schulsport nutzt, der Stadt Taunusstein sowie vom Land Hessen. Die letzte Rate des
Eigenanteils von 475 000 Euro wird nun dieses Jahres getilgt werden.
Noch mehr Bedarf
Und schon könnte man sich Gedanken über einen Erweiterungsbau machen. „Ab 17 Uhr können wir
von 100 Prozent Auslastung reden. Vorher gibt es immer noch mal Spielräume“, berichtet der 43jährige Vorsitzende. Also stoße der Verein an seine natürlichen Grenzen, was das Wachstum angeht.
Schließlich könne man nur so viele Mitglieder aufnehmen, wie in die Halle hinein gehen. Zwar seien
auf dem Grundstück noch ein paar Meter Platz. Doch derzeit sei der Verein nicht bereit, ein weiteres
Wagnis einzugehen.
Dabei hat es der Mitgliederentwicklung des Vereins immer gut getan, wenn mehr Platz zur Verfügung
gestanden hat. Das war schon 1930 beim Bau der alten Jahnhalle in der Jahnstraße so gewesen. Zu
einem großen Verlust bei den Mitgliederzahlen kam es hingegen 1954, als sich die Fußballabteilung
abspaltete und der TuS Hahn gegründet wurde.
Kaum Ligabetrieb
Aus heutiger Sicht ist man darüber gar nicht mal unglücklich. „Außer beim Basketball haben wir keinen
Ligabetrieb – und da bin ich froh drum. Denn das kostet viel Geld, da braucht man Sponsoren“,
erläutert Thomas Rahn.
Der TV Hahn sei ein traditioneller Turnverein, der sich explizit als Breitensportverein verstehe. Gerade
für die Turner könne man mit dem Schwingboden der neuen Jahnhalle exzellente Bedingungen
bieten. Dennoch habe man ein Problem mit den Aktiven in der Altersklasse zwischen 14 und 18
Jahren. Wegen der schulischen Belastungen hörten in dieser Zeit viele Jugendliche mit dem
Vereinssport auf. Erst als Erwachsene kämen sie dann wieder, um das umfangreiche Fitness-Angebot
des Vereins zu nutzen, schildert der Vorsitzende die aktuelle Situation.
Wie ein Sport-Center
„Das klassische Vereinsleben findet nur noch im kleinen Kreis statt. Für die meisten ist das wie ein
Sport-Center“, erläutert der stellvertretende Vorsitzende Andreas Gudd. „Da muss man sich auch
drauf einstellen und sagen: Wir wollen kundenorientiert sein und unser Angebot darauf ausrichten“,
fügt er hinzu. Regelmäßig informiere man sich deshalb im Internet über neue Fitness-Trends.
Allerdings müssen Übungsleiter für Sportarten wie Zumba, Drums Alive, T-Bo und Aroha eine
spezielle Lizenzierung erwerben, die sehr teuer sei. Dennoch hat man derzeit das an den Kriegstanz
der Maori angelehnte Aroha sowie das mit Elementen aus dem Kampfsport angereicherte T-Bo im
Programm. Außerdem hat man im vergangenen Jahr mit dem After-Work-Mountain-Biking ein neues
Angebot für das Sommerhalbjahr geschaffen. Das ist so gut angekommen, dass es in diesem Jahr
ausgebaut werden soll.
Einzigartig ist auch das Showtanz-Angebot von Tanztasia unter der Leitung von Beatrix SchreinerVolz, an dem mehr als fünf Dutzend Tänzerinnen und Tänzer aller Altersstufen beteiligt sind. „Wir sind
immer auf der Suche nach Leuten, die Fähigkeiten haben und etwas anbieten möchten. Im Idealfall
draußen, weil wir keine Hallenzeiten mehr freihaben“, betont Andreas Gudd.
Um die Betriebskosten von mehreren zehntausend Euro pro Jahr aufbringen zu können, müsse man
einfach sehen, dass das Angebot attraktiv bleibe. So habe man jährlich allein 40 000 Euro
Personalkosten, die ausschließlich über Mitgliedsbeiträge und ein paar Fördermittel finanziert werden.
„Wenn hier eine Glühbirne kaputt geht, wird unser Hausmeister angerufen. Im Sport- und
Jugendzentrum in Bleidenstadt wendet man sich an die Stadt“, verdeutlicht Thomas Rahn den
Unterschied, den der TV Hahn wegen seiner eigenen Halle zu anderen Vereinen hat.
So ist mit Ingo Ciesielski ein eigener Beisitzer für die Objektverwaltung im Vorstand vertreten. „Wir
führen mit sieben Leuten ein mittelständisches Unternehmen mit 55 bis 60 Angestellten, unseren
Übungsleitern“, betont der Vereinsvorsitzende. Er sei stolz, dass er sich auf seine Leute 100-prozentig
verlassen könne. Zum Glück verfüge man im Vorstand auch über das entsprechende Potenzial. So
hat etwa die für den Sportbetrieb verantwortliche Anke Loskant Sport studiert und Ingo Ciesielski ist
Bauingenieur. „Man kann seine Fähigkeiten recht flexibel und kreativ einsetzen und sich ein Stück weit
selbst verwirklichen“, verdeutlicht Thomas Rahn, was ihn daran reizt, sich im Vorstand zu engagieren.
Immer etwas zu tun
Bei einem Verein dieser Größe gebe es einfach jeden Tag etwas anderes zu tun. Sei es die
Objektverwaltung, die strategische Ausrichtung des Vereins oder die Frage, ob man nicht doch endlich
eine hauptamtliche Geschäftsstelle einrichten solle.
Schließlich sei eine Fluktuation von drei- bis vierhundert Mitgliedern im Jahr durch ehrenamtliche
Arbeit kaum noch vernünftig abzuwickeln. Auch im 110. Jahr seiner Geschichte gibt es für den TV
Hahn also noch eine Menge Möglichkeiten, sich weiter zu entwickeln.