Vereinigungskirche

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Vereinigungskirche
Vereinigungskirche
Im „idea Spektrum“ heißt es in der Nummer Dez. 79: „Zu
den gefährlichsten, weil einflußreichsten Jugendsekten zählt in
Deutschland die sogenannte Vereinigungskirche (VK), die von
dem 59jährigen Koreaner Sun Myung Mun (andere Schreibweise
Sun Myung Moon) gegründet und hierzulande 1969 aktiv wurde... Wer die Schicksale junger Menschen kennt, die in diese
Gruppen eintreten, von der Verzweiflung ihrer Eltern weiß, der
wird sich mit Verharmlosungen nicht zufriedengeben. Denn zum
Wesen Muns - inzwischen vielfacher Dollarmillionär - gehört es,
von seinen Anhängern (in Wirklichkeit psychische Sklaven) absoluten Gehorsam zu verlangen.“
Dieses Zitat stammt ursprünglich aus dem Buch „Herr über
tausend Puppen“ von J. I. Yamamoto (Oncken-Verlag).
Der Koreaner Mun ist in vielfältiger Weise in meinen Gesichtskreis getreten. Ein Arzt rief mich an und fragte, wie er seinen Sohn
von dieser Gruppe lösen könne. Eine Mutter schrieb mich an, ihr
Sohn sei bei den Munies (so nennen sich die Anhänger Muns)
gelandet und verkaufe auf den Straßen mein Taschenbuch „Koreas Beter“. Ich wunderte mich, daß mein Koreabuch in großen
Mengen bestellt wurde, so daß ich eine weitere Auflage wagte.
Vollends hellhörig wurde ich, als ein gläubiger Bruder aus Zürich
mir ebenfalls mitteilte, daß die Munies mein Koreabuch empfohlen haben. In deren Magazin „Die neue Hoffnung“ vom Dez. 78
stehen noch mehr alarmierende Nachrichten. Dr. Han in Seoul, in
dessen Kirche ich einige Vorträge hatte, soll Mitglied der VK geworden sein, nachdem er die göttlichen Prinzipien geprüft habe.
Diese Aussage ist nicht mehr nachprüfbar, weil Dr. Han wahrscheinlich schon gestorben ist oder so hochbetagt ist, daß er nicht
mehr antworten kann. Ich werde ihn nochmals anschreiben.
Ich kam nicht zur Ruhe. Leser der 1. Aufl. dieses Buches schrieben mich an, es fehle ein Beitrag über die VK. Es wird also Zeit,
daß ich für meinen Freundeskreis einiges von dem gesammelten
Material weitergebe.
Biographisches
Mun wurde 1920 in Nordkorea geboren. Als er zehnjährig war,
traten seine Eltern der presbyterianischen Kirche bei. Als kleiner Junge war Mun schon sehr willensstark und selbstbewußt. An
Ostern 1936 soll der Sechzehnjährige eine Offenbarung gehabt
haben, in der Jesus ihm auftrug, an seiner Stelle die vor 2000
Jahren begonnene Mission zu vollenden.
Mit 26 Jahren wurde Mun von den Kommunisten wegen „Zerrüttung der sozialen Ordnung“ verhaftet. Seine zweite Verhaftung
sei wegen Bigamie erfolgt. Koreaner berichteten, daß die gegenwärtige Frau die vierte sei.
Drei Jahre befand sich Mun in einem Arbeitslager. Dort lernte er die kommunistischen Methoden der Gehirnwäsche kennen,
eine Methode, die er später erfolgreich beherrschte und anwandte. 1950 wurde er von den UNO -Trupp en befreit. Vier Jahre danach gründete er in Seoul die Unification Church (Vereinigungskirche).
Nach seiner ersten Tätigkeit in Seoul und Pusan fing er an, Missionare auszubilden, die zunächst nach Japan, dann nach Amerika
ausgesandt wurden. Heute wird gesagt, diese Sendboten würden
in 120 Ländern arbeiten.
Die Finanzen
Mun ist hochintelligent und ein Organisationsgenie. Er hat
durch vielseitige Aktionen ein beträchliches Vermögen angesammelt, das 1980 schon auf 75 Millionen Dollar geschätzt wurde.
Angelegt ist das Geld in Aktien, Grundstücken, Gebäuden, Restaurants, Zeitungen. Die Sekte kaufte in New York ein 42stöckiges Hotel, das zum Weltmissionszentrum werden sollte. Ein Teil
des Geldes kommt aus Korea, wo Mun eine Waffenfabrik, ein
Titanwerk und andere Liegenschaften und Unternehmen besitzt.
Beachtliche Einnahmen hat die VK durch „Fundraising“, dem
Straßenverkauf von Schriften, Kerzen, Blumen, Schokolade usw.
Diesen Weg ist auch mein Koreabuch gegangen. Natürlich wird
es von Mun umgedeutet. Ein Vorgang, den ich auch bei Dr. Cho
erlebt habe. Anhänger dieses Extremisten waren oder sind der
Meinung, daß die Arbeit und Riesengemeinde von Dr. Cho aus
der Korea-Erweckung gewachsen sei. Das ist so wenig wahr wie
die Meinung der Munies, daß ihre Kirche etwas mit der koreanischen Erweckung zu tun hat.
Eine lästerliche Bibelauslegung
Gottes Plan mit der Menschheit zerbrach nach Muns Meinung
an der Unzucht Evas mit dem Satan. Kain sei die Frucht aus dieser
Verbindung. Mun ist nicht der erste, der solche Ungeheuerlichkeiten aussprach. Bei den sogenannten Ophiten, einer gnostischen
Irrlehre im 2. Jahrhundert, wurde das schon angenommen. Dann
hat auch William Branham, ein Extremist der letzten Jahrzehnte,
das ebenfalls behauptet. Ich besitze eine gedruckte Predigt von
Branham, in der diese lästerliche Phantasterei steht.
Biblische Tatsachen werden so umgedeutet, daß eine Glorifizierung Muns dabei herauskommt. So sagt er: „Adam hat versagt.
Auch Christus konnte seinen Auftrag nicht erfüllen.“ Er habe
zwei Fehler gemacht, er hätte sich nicht kreuzigen lassen dürfen,
sondern hätte heiraten und sündlose Kinder zeugen müssen.
Mun behauptet nun, Christus habe ihn an seiner Stelle eingesetzt, eine göttliche Familie zu gründen, sündlose Kinder zu zeugen und damit die Erbsünde von der Menschheit zu nehmen. Als
Mun 1960 seine jetzige Frau heiratete, wurde dieses Ereignis als
die „Hochzeit des Lammes“ proklamiert.
Der Herrscherwahn
Die „Göttlichen Prinzipien“, die Mun durch Offenbarungen erhalten haben will, zeigen den Anspruch Muns auf seine religiöse
und politische Führerrolle. Pfarrer Haack erwähnt in „Jugendreligionen“ Seite 22 und 28 entscheidende Punkte:
„An diesem Tag (Geburt Muns) wurde einem Menschen das
Leben geschenkt, dem der göttliche Auftrag bestimmt war, die
Welt zu erneuern.“
Der geistliche Größenwahn dieses Sektenführers wird in einer
anderen Passage noch deutlicher:
„Mun wurde zum unumschränkten Sieger von Himmel und
Erde. Die gesamte geistige Welt beugte sich am Tag des Sieges
vor ihm... Satan ergab sich ihm an jenem Tag völlig, denn Sun
Myung Mun hatte sich zu einem reinen und vollkommenen Sohn
Gottes emporgekämpft.“
Mun hat nicht nur ein Messiasbewußtsein, sondern auch die
Vorstellung, daß er außer den Weltreligionen auch die Weltwirtschaft und die Weltpolitik einheitlich gestalten und umformen
soll. In diesem Sinn sagte Mun: „Wir können die Welt der Religionen in einem Arm halten und die Welt der Politik im anderen.“
Die letzte Hybris ist dann der Satz: „Die ganze Welt ist in meiner
Hand, und ich werde sie erobern und unterwerfen.“
Übrigens sind diese Sätze ein Hinweis auf den kommenden An-
tichristen, der einmal alle Weltmacht in seiner Hand vereinigt und
alle Religionen durch seinen falschen Propheten zu einer Einheit
verschmelzen will.
Diese Planungen und Ansprüche finden ihren Ausdruck in den
„One World Crusades“, Eine-Welt-Kreuzzüge. Die Veranstaltungen bei den Großeinsätzen werden musikalisch umrahmt von einer „One World Band“.
Der okkulte Hintergrund
Wer den Weg Muns verfolgt, kommt aus dem Staunen nicht
heraus. Wenn man von all seinen Irrlehren und seiner Gefährlichkeit absieht, so hat dieser Mann Übermenschliches geleistet. Er
hat viele Tochterorganisationen gegründet. Eine geballte Ladung
Energie, ein Koordinierungstalent, die verschiedensten Strömungen und Kräftefelder zu erfassen und in seine Ziele einzubauen, ein Unmaß Arbeit zu bewältigen kennzeichnen die Aktionen
dieses Sektenführers. Es wird berichtet, daß er zu Beginn seiner
Laufbahn mit zwei Stunden Schlaf auskam. Die Machtfülle dieses Demagogen kann kaum noch als menschliche Begabung und
Leistung angesehen werden.
Wo liegt der Schlüssel zu dem Verständnis dieser Arbeitskraft
und der großen Erfolge?
Es ist ein Problem, das sich durch fast alle Psychosekten und
Psychogruppen hindurchzieht, und das von den Berichterstattern
zu wenig erkannt und dargestellt wird. Mun lebt anscheinend
aus der Machtfülle dessen, den er unter seinen Füßen zu haben
glaubt.
Leisten wir uns einen kurzen Seitenblick auf die „kleinen
Muns“. Bei dem „wiedergekommenen Petrus“ Stößel, dem Gründer des „Lichtkreises Christi“, sprach Pfarrer Haack von einer
Seitenlinie des Spiritismus. Bei der Ausräumung des okkulten
Nestes „Divine Light“ in Winterthur berichtete die Polizei, daß
die Anhänger des Swami Omkarananda Magie, Gift und Bomben zur Bekämpfung der Gegner einsetzten. Die Polizei meldete:
„Die Sektenanhänger haben versucht, mit Zauberei gegen ihre
Feinde vorzugehen. Sie ließen dazu Magier aus Indien, England
und der Bundesrepublik in die Schweiz kommen.“
Es wurde nach dem Schlüssel oder dem Geheimnis der übernatürlich anmutenden Kraft Muns gefragt. Es ist eine Inspiration
nicht von oben, sondern von unten. Sein Erlebnis, das er mit 16
Jahren hatte, war keine Offenbarung Christi, sondern Satans. Ein
Hinweis dazu ist die mehrfache Andeutung, daß er mit kosmischen Kräften gerungen und den Sieg davongetragen habe. Wer
in diesem Zustrom von unten steht, wird zu großen Aktionen befähigt.
Wie gewinnt nun Mun bei dieser Ausrüstung die Jugend, die
nach dem Sinn ihres Daseins fragt? Zunächst einmal ist es Muns
starke Führernatur, die schnell zu einem Leitbild für Jugendliche
wird, die in den seelischen Schwankungen der Pubertätszeit mit
ihren Problemen nicht fertig werden.
Zum anderen hat Mun einen hervorragenden Köder: die Frühehe seiner Anhänger. Es besteht unter den Jugendlichen aber keine Partnerwahl. „Die göttlichen Eltern“ suchen aus, wer zusammenpaßt. Manchmal wissen die Brautpaare nicht, wer der oder
die Auserkorene ist. Die Mun-Regie holt die jungen Leute aus
verschiedenen Städten oder gar Ländern zusammen. Dann gibt
es eine Massenhochzeit, die einen starken Werbeeffekt hat. Im
Jahr 1979 sollen es 1800 Paare gewesen sein. Im Jahr 1983 war
eine Fernsehübertragung aus Seoul mit 6000 Brautpaaren. Es war
für Außenstehende ein faszinierendes Bild. Alle komplett gleich
gekleidet. Auf dem Podium Mun im pomphaften Ornat wie ein
Bischof, neben ihm die Gemahlin. Ich fragte mich nur, wie lange
Mun brauchte, um 6000 Paare zusammenzustellen.
Ein solches Ereignis bewirkt natürlich eine Hochstimmung, die
das harte Training in den Schulungszentren oder Wohngemeinschaften für kurze Zeit vergessen läßt.
Im Grunde genommen ist diese Partnerwahl schon charakteristisch für die Unfreiheit, ja sogar Versklavung der jugendlichen
Anhänger. Sie können nicht mehr selber ihre Entscheidungen
treffen. Es wird über sie verfügt.
Dieser Verlust der ureigensten Persönlichkeitsrechte ist das
Ergebnis der Umfunktionierung nach den Methoden des „allgütigen Vaters“. Im Trainingslager herrscht eine suggestive Atmosphäre. Die Teilnehmer werden pausenlos bis zu 18 Stunden am
Tage körperlich und geistig in Anspruch genommen. Der Wille
wird geschwächt, das kritische Denken wird zerschlagen. Schmale Kost, lange Fastenzeiten, Schlafen auf hartem Lager oder auf
dem Boden unterstützen diesen Prozeß der Depersonalisation
(Entpersönlichung, Personzertrümmerung). Es ist ein Milieu, in
dem eine Hypnose oder Wachsuggestion ferner die Entwicklung
medialer Fähigkeiten möglich sind. Die kommunistische Gehirnwäsche, die Mun in der Zeit seiner Haft in Nordkorea kennenlernte, bringt nun ihre Früchte.
B 338 Mir ist ein seltsamer Fall einer extremen Seelsorge ge-
meldet worden. Eine junge Frau rief mich in großer Not an. Sie
berichtete: „Mein Vater hat von einem Gruppenleiter eine Gehirnwäsche erhalten. Nun zerschlägt er die Wohnungseinrichtung, reißt die Bilder von der Wand, verbrennt seine Bücher und
Kassetten, zertrümmert die Uhr, ein Erbstück seines Vaters. Wir
können ihn nicht stoppen. In seiner religiösen Raserei meint er,
damit einen Neuanfang in seinem Leben zu setzen, indem er alles
,Alte‘ vernichtet.“ Die Familie hatte keine andere Wahl, als den
Vater in eine psychiatrische Klinik einweisen zu lassen.
Solche Fälle von seelischen oder nervlichen Zusammenbrüchen bis hin zum Selbstmord werden von nahezu allen Psychogruppen gemeldet.
B 339 Ein Beispiel sei aus der Mun-Sekte gegeben. Ein junger
Mann ertrug nicht die Strapazen der rigorosen Exerzitien. Er
schied aus der Mun-Kirche aus und schrieb einen Abschiedsbrief,
in dem es heißt: „Der Grund für meinen Selbstmordversuch ist
der Satz von Vater (Mun): ,Wer aus der Familie geht, kann mitsamt seiner Verwandtschaft in seinem physischen Leben nicht
wieder hergestellt werden.‘“ Danach verübte dieses unglückliche
Opfer der Sekte Selbstmord im Juni 1978. (Berichtet von Pfarrer
Haack in „Jugendreligionen“, S. 33)
Die unvermeidlichen Prozesse
Die Eltern und die Sicherheitsorgane der westlichen Welt lehnen sich gegen diesen seelischen Terror auf. Mir sind viele Berichte über die Mun-Prozesse im Ausland und Inland zugestellt
worden.
Ein englischer Freund, John Ballantyne, der mich stets mit
allen wissenswerten Informationen aus England versorgt, sandte mir die „Daily Mail“ vom 1. 4. 81 mit allen folgenden Nummern, die über den Prozeß Muns berichten. Die Ausgabe vom
2. 4. 81 berichtete, daß 100 Parlamentsmitglieder eine Eingabe
an den Generalstaatsanwalt Sir Havers gemacht haben, um die
Mun-Bewegung zu überprüfen. Es entwickelte sich daraus ein
Mammutprozeß, dessen Kosten sich auf £ 750 000 (damals über
3 Millionen DM) beliefen. Mun verlor diesen Prozeß und mußte
danach tief in die Tasche greifen.
In Deutschland hatte die Mun-Kirche genauso wenig Erfolg.
Drei evangelische Pfarrer und eine Pfarrerin hatten auf einer
Konferenz vor der Vereinigungskirche gewarnt. Die Frankfurter
Sektenleitung hat daraufhin einen Zivilprozeß in Darmstadt angestrengt. Sie wollte unter Androhung einer Geldstrafe von DM
50 000,- die Pfarrer zwingen, ihre Äußerungen zu widerrufen,
die Mun-Sekte setze Menschen dem Psychoterror aus, sie treibe
Leute in den Selbstmord. Unter Berufung auf den Artikel 5 des
Grundgesetzes wiesen die Richter die Klage ab.
Die Frankfurter Mun-Kirche ging in die Berufung. Am 15. 3.
83 wurde das Urteil veröffentlicht. Der 6. Zivilsenat des Bundesgerichtes verwarf die Revision des 12. Zivilsenates des Oberlandesgerichtes Frankfurt mit dem Sitz in Darmstadt. Nach dem
Urteil der höchstrichterlichen Instanz darf von der Mun-Sekte
weiter behauptet werden, sie setze Menschen Psychoterror aus,
proklamiere ein faschistisches System, sei eine kriminelle Vereinigung, durch die junge Leute bis zum Selbstmord getrieben
werden.
Der Kampf wird damit nicht zu Ende sein. Psychosekten geben
nicht auf.
Weltweite Warnung
Die Tätigkeit der Mun-Sekte hat sich so zugespitzt, daß weltweit Warnungen veröffentlicht werden. Als Beispiel nenne ich
„Das Beste“ vom Sept. 1983. In Kanada kam das Buch von Josh
Freed heraus. „In den Fängen der Mun-Sekte.“ Das Buch wurde auch unter dem Titel „Fahrkarte zum Himmel“ verfilmt und
errang 1982 den höchsten kanadischen Filmpreis. Es würde zu
weit führen, wenn der Inhalt dieses erfolgreichen Buches wiedergegeben wer den sollte. Es sollen nur einige typische Hinweise
gegeben werden.
Ein Lehrer mit Namen Benji, Hochschulabsolvent, geriet in
den Sog der Munies, erhielt eine Gehirnwäsche und sah seit dieser Zeit seine Eltern und Freunde für Werkzeuge des Teufels an
und einen „Rattenfänger aus Korea“ für den neuen Messias.
Der Autor schildert die Mun-Bewegung mit folgenden Worten:
„Mun ist ein selbsternannter Prophet, der aus Politik, Philosophie
und Religion eine Mission ,zur Eroberung und Unterwerfung der
Welt‘ zusammengebastelt hat. Während er mit seiner ,heiligen
Frau und seinen 12 sündlosen Kindern‘ in Saus und Braus lebt,
fristen seine jugendlichen Anhänger ein spartanisches Dasein.
Die Mitglieder arbeiten bis zu 20 Stunden täglich und werden
durch Erschöpfung, Eiweißentzug und gesellschaftliche Isolierung zu ,wandelnden Toten‘ degradiert. Psychologen stellten fest,
die Munies seien durch diese physische und psychische Folter so
,gefühlskalt‘, daß bei manchen Frauen die Regel ausbleibe und
die Männer impotent würden und keinen Bartwuchs hätten. Das
eigene Denken wird den Munies durch monotones Litaneisingen
und pausenlose Vorträge zerschlagen. Sie werden zu willenlosen
Robotern, die das durchführen, was ihrem programmierten Gehirn eingetrichtert worden ist.
Da die Gerichte gewöhnlich den verzweifelten Eltern nicht behilflich sind, die Jugendlichen zurückzuholen, betreiben manche
„kidnapping“ und wenden List und Gewalt an, um ihre Söhne oder
Töchter zu „entführen“. So geschah es auch mit dem erwähnten
Lehrer Benji. Nach geglückter Entführung dauert es dann manch
mal bis zu einem Jahr, die psychischen Sklaven wieder zu deprogrammieren.
Ich hatte seelsorgerlich mit solchen Fällen zu tun. Es war aber
eine entmutigende Aufgabe, die mir erneut zeigte, daß eine echte,
anhaltende Befreiung nur durch Christus möglich ist.