Tischfußball – Kneipenspiel oder Leistungssport?
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Tischfußball – Kneipenspiel oder Leistungssport?
Georg-August-Universität Göttingen Institut für Sportwissenschaften Tischfußball – Kneipenspiel oder Leistungssport? Eine qualitative Untersuchung des Drehstangen-Tischfußballs in Deutschland aus sportwissenschaftlicher Sicht 12-Wochen-Abschlussarbeit zur Erlangung des akademischen Grades „Bachelor of Arts“ an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen Gutachter: Dr. Arne Göring Dr. Axel Bauer vorgelegt am …………………………………......…............. Freitag, 13.05.2011 von ……………………………………..........…………….…....... Daniel Sallach aus …………………………...………………....….…........... 24601 Wankendorf Zunächst möchte ich all denjenigen danken, die mich bei der Anfertigung dieser Bachelorarbeit unterstützt haben. Besonders meiner Freundin Eliane Engels, die immer für mich da ist, auch wenn ich selbst mal nicht bei mir bin. Und vielleicht noch Matthias Janßen, dem ich es hauptsächlich verdanke, die meiste Zeit meines Studiums mit Kickern verbracht zu haben. Aber vor allem meinen Eltern und Geschwistern, die ich sehr liebe. I Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ...................................................................................................................... I Abkürzungsverzeichnis ........................................................................................................... III Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................ IV Tabellenverzeichnis ................................................................................................................ IV 1 Einleitung .......................................................................................................................... 1 2 Die Grundlagen des Tischfußballs .................................................................................. 3 2.1 Definition und Spielverlauf ............................................................................................ 4 2.2 Die Geschichte des Tischfußballs................................................................................... 5 2.3 Präsentation verschiedener Tischfußballmodelle ......................................................... 10 3 Tischfußball in Deutschland.......................................................................................... 16 3.1 Der Deutsche Tischfußballbund e.V. ........................................................................... 19 3.2 Stützpunktvereine und Leistungszentren...................................................................... 22 3.3 Tischpartnerschaften und Tischkommission ................................................................ 23 3.4 Aktuelle Entwicklungen – Gemeinsam Richtung Sport............................................... 24 4 Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen für eine Sportanerkennung..... 27 4.1 Probleme einer aktuellen umfassenden Definition des Sportbegriffs .......................... 27 4.2 Tischfußball aus sportwissenschaftlicher Sicht............................................................ 31 4.3 5 4.2.1 Koordinative Fähigkeiten im Tischfußball....................................................... 32 4.2.2 Konditionelle Fähigkeiten im Tischfußball...................................................... 36 Rechtliche Grundlagen – Förderung des Sports durch Tischfußball............................ 39 Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler ...... 44 5.1 Methodik – Das problemzentrierte Interview............................................................... 45 5.2 Ergebnisse der Interviewerhebungen............................................................................ 48 5.3 5.2.1 Tischfussball aus der Sicht von Amateurspielern............................................. 48 5.2.2 Tischfussball aus der Sicht von Profispielern................................................... 50 Diskussion der erhobenen Daten .................................................................................. 53 II 6 Zusammenfassung .......................................................................................................... 56 7 Fazit und Ausblick.......................................................................................................... 58 8 Literaturverzeichnis ....................................................................................................... 59 8.1 Wissenschaftliche Werke ............................................................................................. 59 8.2 Regelwerke & Rechtspapiere ....................................................................................... 62 8.3 Internetquellen .............................................................................................................. 63 III Abkürzungsverzeichnis AO Abgabenordnung AZ Aktenzeichen BFH Bundesfinanzhof BstBl Bundessteuerblatt DOSB Deutscher Olympischer Sportbund DRV Deutscher Ruderverband DTFB Deutscher Tischfußballbund e.V. DTFL Deutsche Tischfußballliga DYP Draw Your Partner ETU Europäische Tischfußball Union FG Finanzgericht HFG Hessisches Finanzgericht ITSF International Table Soccer Federation KstG Körperschaftsteuergesetz P4P Players 4 Players Tischfußballvereinigung e.V. PZI Problemzentriertes Interview TFBÖ Tischfußballbund Österreich USTSA United States Table Soccer Association WCS World Championship Series WM Weltmeisterschaft WTSA World Table Soccer Association IV Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Tischfußballmodell Kicker ................................................................................. 11 Abbildung 2: Tischfußballmodell Saarland-Kicker ................................................................. 11 Abbildung 3: Tischfußballmodell Löwen Soccer ..................................................................... 12 Abbildung 4: Tischfußballmodell Tornado.............................................................................. 12 Abbildung 5: Tischfußballmodell Fireball............................................................................... 13 Abbildung 6: Kickerszene aus dem Spielfilm Absolute Giganten ........................................... 16 Abbildung 7: Struktur des Deutschen Tischfußballbund e.V................................................... 20 Abbildung 8: Struktur der Deutschen Tischfußballliga............................................................ 21 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Offizielle Anordnung der Spielfiguren...................................................................... 5 Einleitung 1 1 Einleitung „Und diesmal geht´s nach unseren Regeln. Damit meine ich Fliegender Wechsel während des gesamten Spiels und Torwarttor zählt doppelt!“ (Walter in Absolute Giganten Spielfilm, Deutschland 1998, 54. Minute) Ein geselliger Abend mit Freunden, ein kühles Bier, gute Laune, Tischfußball. Für viele Menschen in Deutschland gehört das Spiel mit den Stangen ebenso ins gewohnte Erscheinungsbild einer Kneipe, wie Billardtische oder Dartscheiben. Aber Tischfußball ist nicht nur in Deutschland eine beliebte Freizeitbeschäftigung, sondern fasziniert weltweit Millionen von Menschen und ist überall auf der Welt bekannt (vgl. DTFB 2010, S. 3). Allein in den USA bewegen wöchentlich zirka 1,9 Millionen Menschen die Stangen und Figuren dieses Spielgerätes.1 Sei es in Jugendzentren, Universitätsgebäuden oder Pflegeheimen – Tischfußball ist eine Tätigkeit, die, unabhängig von individuellen Voraussetzungen, unterschiedlichste Bevölkerungsgruppen anspricht. Ob jung oder alt, dick oder dünn, Frau oder Mann – für alle stellt der Tischfußball eine Möglichkeit der Begegnung und des sozialen Austausches dar. Auch Rollstuhlfahrer oder Übergewichtige werden dabei nicht ausgeschlossen. Beim Tischfußball bestehen für alle die gleichen Gewinnchancen. Durch die ungebundene räumliche Nähe wird überdies unabhängig von ethnische, religiöser oder sozialer Herkunft die Möglichkeit zur Kommunikation und eines interkulturellen Austausches eröffnet.2 Die grundlegenden Spielregeln sind einfach zu erlernen oder erklären sich weitgehend von selbst. Die Material- und Platzkosten für ein Tischfußballgerät sind zudem vergleichsweise günstig, sodass der Tischfußball neben Billard oder Dart einen beliebten Zeitvertreib vieler Kneipengäste in Deutschland darstellt. Abgesehen von diesen kneipenverbundenen Spielformen hat sich jedoch in Deutschland, als auch weltweit, eine organisierte Spielform des Tischfußballs entwickelt. Viele deutsche Spieler organisieren sich dabei bundesweit in Vereinen und Verbänden, die in regulären Regional-, Landes- und Bundesligen um den Klassenerhalt kämpfen. Daneben werden auch offizielle Turniere und Meisterschaften veranstaltet, deren teilweise enormen Preisgelder mit Beteiligung vieler internationaler Tischfußballspieler ausgespielt werden. Zusätzlich werden 1 Vgl. http://www.foosballtable.in/index.php/home-foosball-table-india/foosball-history (Zugriff am 15.03.2011). 2 Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=16&Itemid=32 (Zugriff am 10.05.2011). Einleitung 2 unter einem Tischfußballweltverband auch offizielle Weltmeisterschaften ausgetragen, auf denen sich die besten Tischfußballspieler in stundenlangen Turnieren messen. Diese organisierten, leistungsorientierten Formen des Tischfußballs sind jedoch vielen Freizeitspielern in Deutschland weitgehend unbekannt. Tischfußball bedeutet gemeinhin einen geselligen Abend mit Freunden zu verbringen, bei dem neben Bier und Gespräch dieses Kneipenspiel zelebriert wird. Im Gegensatz dazu deklarieren Vereins- und Ligaspielern den Tischfußball als Leistungssport, der sowohl spezielle körperliche, als auch psychische Fähigkeiten verlange. Welche spezifischen Ansprüche der Tischfußball aus sportwissenschaftlicher Sicht erfordert und inwiefern ein Sportbezug von unterschiedlichen Spielergruppen vertreten wird, soll in dieser Arbeit untersucht werden. Dabei wird zunächst grundlegend der Tischfußball und sein Spielverlauf definiert sowie ein Einblick in die weltweite geschichtliche Entwicklung des Tischfußballs gegeben. Ergänzend dazu werden einige nennenswerte Tischfußballmodelle präsentiert. Darauf aufbauend werden sowohl die deutsche Geschichte des Tischfußballs, als auch die derzeitigen Strukturen und Entwicklungen des organisierten Tischfußballs in Deutschland dargestellt. Den dritten Abschnitt dieser Arbeit bildet die Analyse des Tischfußballs unter institutionellen Aspekten, die ausgehend von der Problematik einer aktuellen umfassenden Definition von Sport, Tischfußball aus sportwissenschaftlicher und rechtlicher Sichtweise betrachtet. Dabei soll speziell auf die Voraussetzungen eingegangen werden, die für die offizielle Anerkennung einer Sportart in Deutschland erforderlich sind. Anschließend wird mit Hilfe einer qualitativen Untersuchung der Sportbezug unterschiedlicher Spielergruppen beim Tischfußball erforscht und analysiert. Aufgrund eines mangelhaften Bestandes fachwissenschaftlicher Literatur bezüglich des Themenbereiches Tischfußball sowie der Aktualität tischfußballspezifischer Entwicklungen wurden zwangsläufig für die Anfertigung dieser Arbeit vermehrt internationale Computernetzwerke als Informationsquellen herangezogen. Dementsprechend handelt es sich um eine weitgehend explorative Datenanalyse. Der Einfachheit halber wurden alle gruppenspezifischen Bezeichnungen nur in der männlichen Form verschriftlicht, schließen aber selbstverständlich auch die weibliche Form mit ein. Die Grundlagen des Tischfußballs 3 2 Die Grundlagen des Tischfußballs “Someone took foosball, the tavern game, and turned it into a big money professional sport.” (Johnny Lott in The complete book of foosball 1980, S. 4) Tischfußball ist wie Tischtennis eine verkleinerte, aber um so schnellere Spielform ihrer Großmodelle. Umgangsprachig auch als Kickern bezeichnet, wird Tischfußball häufig zum Zeitvertreib oder zur Unterhaltung in Kneipen, Jugendclubs, Schulen oder Universitäten gespielt. Darüber hinaus werden auch nationale und internationale Turniere organisiert und sogar Weltmeisterschaften im Tischfußball veranstaltet.3 Nach üblicher Spielform treten beim Tischfußball ein bis zwei Spieler pro Mannschaft gegeneinander an. Im Verlaufe des Spiels bewegen die beiden konkurrierenden Mannschaften mit Hilfe spezieller Spielfiguren (Puppen) einen Miniaturspielball innerhalb eines Spielgerätes. Die Spielfiguren sind dabei an seitlichen Drehhebeln befestigt und können horizontal bewegt oder vertikal rotiert werden. Das Ziel besteht darin das gegnerische Tor zu treffen, um einen Punkt zu erzielen. Dabei wird der Ball durch die Spielfiguren sowohl geschossen, als auch abgewehrt (vgl. Benesch 1992, S. 16). Eine weitverbreitete Spieltechnik ermöglicht eine präzise Kontrolle des Spielballs, indem dieser zwischen Tischplatte und dem Fuß der Spielfigur eingeklemmt wird. Diese Technik wird als Soccern bezeichnet. Die Klemmpositionen, hinter bzw. vor der Spielfigur, sind Ausgangspunkte für eine Vielzahl unterschiedlicher Schüsse.4 Um eine Grundlage für weitere tischfußballspezifische Ausführungen zu schaffen soll im folgenden Kapitel der grundlegende Spielverlauf des Tischfußballs näher erläutert werden. Zu diesem Zweck erfolgt sowohl eine Beschreibung des Spielgerätes, als auch einiger elementarer Regeln und Spielverläufe. Anschließend werden Einblicke geschaffen in die ungewöhnliche Geschichte des Tischfußballs und darauf aufbauend einige relevante Tischfußballmodelle präsentiert. 3 Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=16&Itemid=32 (Zugriff am 05.04.2011). 4 Vgl. http://www.sport2007.at/varianten/tischfussball.html (Zugriff am 10.04.2011). Die Grundlagen des Tischfußballs 4 2.1 Definition und Spielverlauf Zu Beginn des Spiels wird der Spielball durch ein seitliches Einwurfloch auf das Spielfeld eingeworfen. Alternativ kann auch eine Ballauflage in der Spielfeldmitte oder in einem der Torräume erfolgen. Die anstoßende Seite wird zuvor per Münzwurf entschieden. Ziel des Spiels ist es durch Bewegung und Rotation der geführten Spielstangen ein Tor bei der gegnerischen Mannschaft zu erzielen. Nach einem erfolgreichen Torschuss erhält das gegnerische Team, wie zum Anstoß beim Fußball, den Ball. Darüber hinaus existieren im Tischfußball inoffiziell viele Regelvarianten, die meist bei einer unprofessionellen Spielweise zur Anwendung kommen. Große Unterschiede bestehen dabei bezüglich der Bedienung der Spielstangen. Einige Variationen erlauben die dauerhafte Rotation aller Spielfiguren während des gesamten Spiels, andere nur die Überdrehung des Torwartes nach erfolgreichem Torschuss. Die meisten Regeln untersagen jedoch das sogenannte Kurbeln, bei dem die Spielstangen pausenlos um mehr als 360 Grad rotiert werden. Basierend auf der üblichen Ballanzahl gebührenpflichtiger Spielgeräte von elf Bällen wird gewöhnlich bis zu einem Spielstand von sechs Toren gespielt. Bei offiziellen Turnieren liegt die spielentscheidende Toranzahl regelkonform je nach Spielmodus bei fünf, zehn oder elf Toren.5 Nach dem offiziellen Regelwerk besteht eine Tischfußballpartie generell aus drei Gewinnsätzen. Jedes Spiel wird dabei bis zu dem Spielstand einer Mannschaft von fünf Punkten gespielt. Das letzte Spiel muss allerdings mit einer Tordifferenz von zwei Punkten gewonnen werden. Das Erzielen des achten Tores führt automatisch zum Sieg (vgl. ITSF 2007, S. 6) Tischfußballmodelle unterschieden sich abhängig vom Hersteller häufig in ihrer Größe und ihren Spieleigenschaften. Das typische Format offizieller Turniertische beträgt jedoch eine Länge von ca. 140 cm und eine Breite von ca. 75 cm. Offizielle Spielgeräte umfassen in der Regel acht horizontal befestigte Metallstangen, an denen abwechselnd verschiedenfarbige Spielfiguren montiert sind. Die Spielfiguren selbst können aus Kunststoff, Metall oder Holz bestehen. Um während des Spiels ein stabile Spielfeldfixierung zu gewährleisten, beträgt das Gesamtgewicht offizieller Turniertische teilweise über 100 kg (vgl. DTFB 2009, S. 2). Nach offiziellem Reglement ist die Anordnung der Spielfiguren folgendermaßen festgelegt: 5 Vgl. http://www.foosballtable.in/index.php/home-foosball-table-india/foosball-history (Zugriff am 13.04.2011). Die Grundlagen des Tischfußballs 5 Tabelle 1: Offizielle Anordnung der Spielfiguren Reihe 1 Torwart 1 Puppe Reihe 2 Verteidigung 2 Puppen Reihe 3 Gegnerischer Sturm 3 Puppen Reihe 4 Mittelfeld 5 Puppen Reihe 5 Gegnerisches Mittelfeld 5 Puppen Reihe 6 Sturm 3 Puppen Reihe 7 Gegnerische Verteidigung 2 Puppen Reihe 8 Gegnerischer Torwart 1 Puppe Tischfußball kann sowohl von zwei Personen (Einzel), als auch von vier Personen (Doppel) gespielt werden. Beim Doppel treten zwei Mannschaften á zwei Spielern gegeneinander an. In dieser Aufstellung kontrolliert ein Spieler für gewöhnlich die beiden Verteidigungsreihen, während der Mannschaftskamerad die Mittel- und Stürmerreihe bedient. Bei inoffiziellen Spielen sind auch größere Spieleranzahlen pro Team oder ungleiche Mannschaftsverhältnisse gebräuchlich.6 2.2 Die Geschichte des Tischfußballs Über den Ursprung des Tischfußballspiels gibt es verschiedene Theorien. Unverkennbar sind jedoch die Ähnlichkeiten zum Fußball. Daher wird allgemein angenommen, dass diese aufgetischte Miniaturversion auf der Grundlage des Fußballs entwickelt wurde, der seit Ende des 19. Jahrhunderts in Europa einen großen Beliebtheitsgrad besaß (vgl. Lee 2002, S. 3). Die meisten Tischfußballhistoriker sind sich dementsprechend darüber einig, dass die ersten Tischfußballspielformen vermutlich in Frankreich oder Deutschland zwischen 1880 und 1890 erschienen (vgl. Lott & Brainard 1980, S. 1). Dennoch existieren keine eindeutigen Beweise für die Ursprünge des Tischfußballs, sodass im Laufe der Zeit zahlreiche Entstehungstheorien entwickelt worden sind. So wurde der Tischfußball laut einer gängigen Theorie erfunden, um verwundete Soldaten bei ihrer Genesung in den Lazaretten zu unterstützen (vgl. Kesting & Plaschke 2009, S. 28). Tatsächlich werden heutzutage Tischfußballgeräte in Krankenhäusern 6 Vgl. http://www.foosballtable.in/index.php/home-foosball-table-india/foosball-history (Zugriff am 13.04.2011). Die Grundlagen des Tischfußballs 6 oder Rehabilitationseinrichtungen erfolgreich zur Schulung und Rückgewinnung der HandAugen-Koordination eingesetzt. Dennoch mangelt es dieser Entstehungsgeschichte an historischen Belegen.7 Nach einer Version der renommierten spanischen Tageszeitung El Pais soll der 17-jährige Alejandro Finisterre (1919 – 2007) den Tischfußball erfunden haben. Sein Spiel sollte es den Kindern in Montserrat, Katalonien ermöglichen, selbst bei Regenwetter Fußball spielen zu können. Das Patent auf diese Erfindung, das Finisterre angeblich im Jahre 1937 beim Patentamt in Barcelona anmeldete, soll jedoch in den Unruhen des spanischen Bürgerkrieges verloren gegangen sein (vgl. Kesting & Plaschke 2009, S. 26f). Die meiste einschlägige Literatur verweist jedoch auf den Franzosen Lucien Rosengart (1881 – 1976) als Erfinder des ersten Tischfußballmodells (vgl. Kesting & Plaschke 2009, S. 26). Rosengart war als Ingenieur bei der Firma Citroën tätig und verantwortlich für diverse fortschrittliche Entwicklungen in der Automobilbranche wie beispielsweise den Sicherheitsgurt oder den Frontantrieb. Neben diesen zukunftsweisenden Erfindungen soll Rosengart auch Pläne für einen Tischfußballtisch, namens Superfoot, entworfen haben. Gravierender Unterschied zu heutigen Modellen war jedoch, dass sich die Spielfiguren nur um die eigene Achse drehen konnten und dabei auf ihren Positionen verharrten (vgl. Eidenschink 2006, S. 8). Ein Spielgerät mit Drehstangen, das den heutigen Modellen weitestgehend gleicht, meldete erstmals der Engländer Harold Searles Thornton im Jahre 1922 beim Patentamt an. Seine Erfindung enthielt alle notwendigen Elemente für ein Tischfußballspiel. Sogar die Anordnung der Figuren entsprach der heutigen Aufstellung. Ursprung hierfür war vermutlich das bevorzugte Spielsystem damaliger Fußballmannschaften, das für Thorntons Tischfußballmodell übernommen wurde (vgl. Eidenschink 2006, S. 8). In Deutschland präsentierte der Berliner Fritz Möhring mit seinem Tischfußballmodell Knall den Ball erstmalig im Jahre 1934 eine deutsche Tischfußballmodellvariante. Seine Erfindung erhielt damals jedoch nur wenig Aufmerksamkeit.8 Deutlich erfolgreicher war die Schweizer Firma Kicker, die ihr gleichnamiges Tischfußballmodell europaweit exportierte. Ihre Produkte erfreuten sich in der Schweiz, Belgien und Deutschland einer so großen Beliebtheit, dass sich der Firmenname Kicker fortan als Synonym für den Tischfußball im deutschsprachigen Raum durchsetzte (vgl. Lott & Brainard 1980, S. 2). 7 8 Vgl. http://www.kneipensportler.de/tischfussball/history.php (Zugriff am 13.04.2011). Vgl. http://www.kneipensportler.de/tischfussball/history.php (Zugriff am 13.04.2011). Die Grundlagen des Tischfußballs 7 Mit dieser Entwicklung erhielt der Tischfußball Mitte der 50er-Jahre Einzug in viele Wirtshäuser und Kneipen. Neben Fernsehgeräten und Billardtischen entschieden sich viele Gastwirte für das vergleichsweise kostengünstige und handliche Spiel mit den Stangen. Die enorme Fußballeuphorie belegte den Tischfußball zudem positiv und die Spielbegeisterung griff schnell um sich. Für viele leidenschaftliche Spieler wurde aus dem Kneipenspiel bald mehr als eine Nebenbeschäftigung und es entstanden die ersten Organisationsstrukturen (vgl. Eidenschink 2006, S. 9). Bereits im Jahre 1950 wurde in Belgien die erste Tischfußballliga gegründet, deren Vorbild bald weitere europäische Länder folgten. 1976 schlossen sich die einzelnen europäischen Ligen zu einer Europäischen Tischfußball Union (ETU) zusammen und trugen jährlich einen European Cup aus (vgl. Kesting & Plaschke 2009, S. 28). Ein großes Problem für die europäischen Spieler stellte dabei jedoch die Einigung auf ein einheitliches Spielgerät dar. Da landesspezifisch diverse Unterschiede bei den jeweiligen Tischmodellen bestanden und jede Nation ihr individuelles Turniermodell bevorzugte, variierten die Form der Spielfiguren, die Größe der Griffe oder die Beschaffenheit der Spielbälle stark voneinander. Dieser Umstand erschwerte den Aufbau internationaler Wettkämpfe in Europa, führte durch eine geringe Teilnehmeranzahl zu einem relativ niedrigen Preisgeldniveau und somit zu einer geringeren Attraktivität europäischer Turnierserien. Um sehr viel höhere Gewinnsummen wurde demgegenüber in den USA gespielt.9 In den Vereinigten Staaten tauchte der Tischfußball erstmals mit der Jahrhundertwende um 1900 auf. Von seinen ursprünglich europäischen Wurzeln zeugt aber noch heute das deutsche Lehnwort foosball, das in Nordamerika die gebräuchlichste Bezeichnung für Tischfußball ist (vgl. Lott & Brainard 1980, S. 1). In den USA blieb der foosball allerdings lange Zeit weitgehend unbeachtet. Die existierenden Kickertische standen hauptsächlich als reine Spielautomaten in öffentlichen Spielhallen und zeichneten sich durch größtenteils unstabile Konstruktionen aus, die keine hohen physischen Materialbelastungen auf Turnieren zuließen (vgl. Lee 2002, S. 5). Erst 1973 entwickelte der Kneipenbesitzer E. Lee Peppard ein Kickermodell, das durch den Einsatz solider Metallstangen im Gegensatz zu den bisherigen Modellen den Turnieranforderungen standhalten konnte (vgl. Lott & Brainard 1980, S. 6). Dieser qualitativ hochwertige Tournament Soccer erlaubte erstmals kontrollierte Spieltechniken und etablierte sich Ende der 70er-Jahre in den USA schnell als Standardspieltisch (vgl. Lee 2002, S. 5). Peppard, der in den Vereinigten Staaten heute als der 9 Vgl. http://www.foosballtable.in/index.php/home-foosball-table-india/foosball-history (Zugriff am 13.04.2011). Die Grundlagen des Tischfußballs 8 Vater des modernen professionellen Tischfußballs gilt, erkannte das große Interesse am wettbewerbsorientierten Tischfußballspiel und begann gutdotierte Turniere zu organisieren. Als Werbeveranstaltungen für sein Wirtshaus veranstaltete Lee 1973 ein Tischfußballturnier, auf dem sein neuentwickeltes Turniermodell präsentierte wurde. Das Preisgeld dieses Wettbewerbes betrug insgesamt 5.000 Dollar (vgl. Lott & Brainard 1980, S. 6). Diese unscheinbare Veranstaltung stieß auf eine unerwartet hohe Nachfrage und sollte zu einem großen Erfolg werden, der die Popularität des Tischfußballs nachträglich dramatisch steigerte. Innerhalb nur eines Jahres entwickelte sich Peppards 5.000-Dollar-Wettbewerb zu einem nationalen Tischfußballturnier, das Hunderte Spieler aus ganz Nordamerika anzog. Das Preisgeld hatte sich mittlerweile auf 50.000 Dollar verzehnfacht und die Veranstaltung die offizielle Bezeichnung Tournament Soccer International Table Soccer Championship erhalten, hinter der abermals das Konzept Lee Peppards stand. Das Finale im offenen Doppel der Herren wurde nach einem hart umkämpften Turniertag bis fünf Uhr morgens des Folgetages ausgetragen. Ausgehend von diesem legendären Turnier gründete sich kurze Zeit später die World Table Soccer Association (WTSA), die ein offizielles Regelwerk, Kleidungsvorschriften und Verhaltensregeln für den Turnierbetrieb des nordamerikanischen Tischfußballs festlegte (vgl. Lott & Brainard 1980, S. 7f). Über zehn Jahre lang wurden daraufhin in den Vereinigten Staaten Turniere und Wettkämpfe mit ansehnlichen Gewinnsummen ausgetragen. Hervorzuheben ist dabei die Quarter Million Dollar Professional Soccer Tour aus dem Jahre 1975. Bei dieser Turnierserie wurde über den Zeitraum von 32 Wochen wöchentlich eine andere Stadt als Austragungsort eines Turniers gewählt. Ein sehr hohes Preisgeld bot das Tournament Soccer Spectacular von 1977, bei dem unter den teilnehmenden Spielern insgesamt 500.000 Dollar ausgespielt wurden. Manche Spieler kündigten für derartige Turnierserien sogar ihre Arbeit, folgten den Turnieren per Auto und lebten in diesem Zeitraum von ihren wöchentlichen Gewinnen (vgl. Lott & Brainard 1980, S. 9f). Einen Höhepunkt dieser Entwicklung aber fand sich in der Million-Dollar-Tour. Diese umfangreiche Turnierserie, die, von 1978 bis 1979, ganze 18 Monate umfasste, bot ein Preisgeld von insgesamt einer Million Dollar und lockte erstmals auch europäische Profispieler in die USA (vgl. Lott & Brainard 1980, S. 14). Nur ein Jahr später wurde daraufhin eine zweite, zwölfmonatige Million-Dollar-Tour veranstaltet, die neben Turnieren in Nordamerika auch Wettkämpfe in sieben europäischen Staaten einbezog. Höhepunkt dieser Tour war die World-Championship-Finalrunde, bei der alleine ein Preisgeld von 250.000 Dollar auf dem Spiel stand (vgl. Lott & Brainard 1980, S. 19). Der Tischfußball erlangte in dieser Zeit weltweit Popularität, sodass sich Spieler aus der ganzen Welt auf Die Grundlagen des Tischfußballs 9 hochdotierten Wettkämpfen begegneten. Als Folge dieser erfolgreichen Turnierserien erschien 1981 der Tischfußball auch in den amerikanischen Kinosälen. Durch den Spielfilm Long Shot wurde dabei mit gut fotografierten Turnierszenen das Wettkampfgeschehen in den USA veranschaulicht.10 Einen gewaltigen Rückgang dieser beeindruckenden Entwicklung erlebte der Tischfußball Mitte der 80er-Jahre. Die ersten Videospiele eroberten in dieser Zeit den Spielmarkt und schon bald hatten Spiele wie Pac-Man und Space Invaders den Tischfußball weitgehend aus den öffentlichen Spielhallen verdrängt. Nur noch eine kleine Gruppe Sympathisanten führten in der Folgezeit das Turnierspiel am Holztisch fort. Erst mit der Gründung der United States Table Soccer Association (USTSA) im Jahre 1988 erlebte der professionelle Tischfußball in den Vereinigten Staaten eine Neubelebung. Der Verband spielte auf einem einheitlichen offiziellen Turniertisch und konnte sich schnell auf ganz Nordamerika ausweiten. Seine Mitgliederzahl wuchs rasant auf über 20.000 aktive Spieler und der Tischfußball fand allmählich wieder Einzug in Spielhallen, Bars, universitäre Gebäude und Sozialzentren (vgl. Lee 2002, S. 4). Dennoch mangelte es an einer überstaatlichen internationalen Organisation, die den separaten Tischfußballverbänden weltweit eine einheitliche Organisationsstruktur verlieh und internationale Wettkämpfe koordinierte. Aus diesem Grund erarbeiteten Belgien, China, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und die USA gemeinsam einheitliche Statuten für einen weltweiten Dachverband. Am 16. August 2002 wurde daraufhin der internationale Tischfußballverband ITSF (International Table Soccer Federation) gegründet und am 26. August 2002 nach französischem Recht als gemeinnützige Organisation deklariert.11 Heute ist die ITSF der weltweite Dachverband von 64 Mitgliedsnationen mit einer Mitgliederzahl von insgesamt rund einer Million aktiven Tischfußballspielern (Stand 2011).12 Die Hauptziele der ITSF bestehen in der Förderung und Entwicklung der internationalen Strukturen des Tischfußballs. In diesem Zusammenhang wurde im Januar 2006 das offizielle Regelwerk der ITSF verabschiedet, das seitdem auf internationalen Turnieren Anwendung findet (vgl. Kesting & Platschke 2009, S. 37). Darüber hinaus verfolgt die ITSF das Ziel den Tischfußball weltweit populärer zu machen und als anerkannte Sportart zu etablieren (vgl. Kesting & Plaschke 2009, S. 29). Durch die Zusammenarbeit mit Medien und Sponsoren 10 Vgl. http://www.kneipensportler.de/tischfussball/history.php (Zugriff am 13.04.2011). Vgl. http://www.table-soccer.org/itsf/history_and_goals.php (Zugriff am 21.03.2011). 12 Vgl. http://www.table-soccer.org/members/ (Zugriff am 10.05.2011) 11 Die Grundlagen des Tischfußballs 10 fördert die ITSF Sportethik und den Gedanken des Fairplay.13 Im Jahre 2008 wurden von der ITSF fünf Tischfußballmodelle als offizielle ITSF-Turniertische für internationale Turniere zugelassen. Seitdem werden auf den ITSF-zertifizierten Modellen auch die offiziellen Weltmeisterschaften (World Cup) ausgetragen.14 Die Tischfußballweltmeisterschaften sollten ursprünglich im Vierjahresrhythmus, parallel zu den FIFA Weltmeisterschaften, stattfinden, werden aber seit Januar 2009 jährlich durchgeführt. Die erste offizielle Weltmeisterschaft des ITSF wurde am 25. Mai 2006 in Hamburg, Deutschland, ausgetragen.15 Die offiziellen Turniermodelle der ITSF sowie des DTFB sollen im folgenden Kapitel genauer präsentiert werden. Ergänzend wird dabei ein Überblick der Entwicklung des Tischfußballspielgerätes allgemein und speziell in Deutschland geschaffen. 2.3 Präsentation verschiedener Tischfußballmodelle Angefangen bei Thorntons englischem Urtischmodell wurden die Tischfußballgeräte im Verlauf des letzten Jahrhunderts stetig modifiziert und weiterentwickelt. Heutzutage werden auf der ganzen Welt diverse Tischfußballmodelle hergestellt, die sich jeweils durch länderspezifische Spieleigenschaften oder Besonderheiten auszeichnen. Selbst auf nationaler Ebene sind in vielen Ländern aufgrund verschiedener Herstellerfirmen die regionalen Unterschiede der Tischfußballmodelle beachtlich (vgl. Eidenschink 2006, S. 10). So besteht auch in Deutschland eine große Vielfalt unterschiedlicher Kickertische, deren Erscheinungsbild und Spieleigenschaften sich im Laufe der Zeit stark gewandelt haben. In den 70er- und 80er-Jahren wurde in Deutschland vor allem auf dem damals weit verbreiteten Schweizer Modell Kicker, des gleichnamigen Genfer Herstellers gespielt. Die original Kicker-Tische gehören allerdings heutzutage zu den Auslaufmodellen (vgl. Kesting & Plaschke 2009, S. 83). 13 Vgl. http://www.table-soccer.org/itsf/ (Zugriff am 08.05.2011). Vgl. http://www.kneipensportler.de/tischfussball/history.php (Zugriff am 15.03.2011). 15 Vgl. http://www.foosballtable.in/index.php/home-foosball-table-india/foosball-history (Zugriff am 13.04.2011). 14 Die Grundlagen des Tischfußballs 11 Abbildung 1: Tischfußballmodell Original Kicker Quelle: http://forum.tischfussball-online.com/topic5272.html Im Saarland kommt dagegen im Freizeit- und Turnierbetrieb seit über 40 Jahren das Tischmodell der Firma Paulus & Paulus GbR zum Einsatz. Dieser traditionelle Kickertisch, namens Hansberg oder einfach Saarland-Kicker, wird aufgrund der überaus traditionsreichen und aktiven saarländischen Tischfußballszene auch heute noch im Saarland vorwiegend bespielt.16 Abbildung 2: Tischfußballmodell Saarland-Kicker Quelle: http://www.kneipensportler.de/tischfussball/kickertische.php#hansberg In weiten Teilen der Bundesrepublik ist heute jedoch oftmals das Modell Löwen-Soccer, des deutschen Herstellers Leonhart anzutreffen (vgl. Kesting & Plaschke 2009, S. 85). Dieser Turniertisch wurde in den 80er- und 90er-Jahren vor allem durch die landesweiten Turnierserien der Marke NSM-Löwen bekannt. 16 Vgl. http://www.kneipensportler.de/tischfussball/kickertische.php (Zugriff am 22.02.2011). Die Grundlagen des Tischfußballs 12 Abbildung 3: Tischfußballmodell Löwen Soccer Quelle: http://www.kneipensportler.de/tischfussball/kickertische.php#loewen Neben diesen drei anfänglichen Tischmodellen wurden in Deutschland im Laufe der Zeit durch eine Vielzahl von Herstellerfirmen weitere, verschiedenartige Tischkicker produziert und vertrieben. Mit dem Erfolg des Tischfußballs in den USA begannen auch amerikanische Unternehmen eigene Kickertische anzufertigen. Dabei standen den Herstellern bei der Entwicklung eines optimalen Tischfußballmodells oft Profispielern unterstützend zur Seite (vgl. Lott & Brainard 1980, S. 21). Von diesem Einfluss inspiriert, wurde von der Firma Valley-Dynamo-International in den 80er-Jahren das richtungsweisende Turniermodell Tornado hervorgebracht. Der Tornado, dessen Mannschaften im Gegensatz zu den meisten europäischen Tischfußballmodellen aus jeweils 13 Spielfiguren bestanden, gilt noch heute aufgrund seines exakten Spielverhalten unter Profispielern als eines der beliebtesten Modelle. Abbildung 4: Tischfußballmodell Tornado Quelle: http://www.tornadofoosball.com/Foosball_Tables.html Die Grundlagen des Tischfußballs 13 Auch heutzutage wird diese Entwicklung fortgeführt und bestehende Turniermodelle stetig modifiziert und optimiert oder gar neuartige Tischfußballmodelle entwickelt. Vor allem durch das Interesse der Werbeindustrie am Tischfußball in den letzten Jahren entstand ein lukrativer Markt für Herstellerfirmen.17 Ein eindrucksvolles Beispiel für die derzeit dynamische Entwicklung im Tischfußball ist das Modell Fireball der Müller & Mann GbR aus Deutschland. Konzipiert wurde der Fireball von zwei deutschen Spitzenspielern im Jahre 2006 mit dem Ziel alle Spielstile optimal zu unterstützen. Durch die Produktionsauslagerung nach China entstand so ein hochqualitatives und preisgünstiges Turniermodell, das seit 2010 als ITSF-recognized-table zu den weltweit hochqualifiziertesten Tischfußballmodellen zählt. Abbildung 5: Tischfußballmodell Fireball Quelle: http://www.kneipensportler.de/tischfussball/kickertische.php#tornado Diese große Anzahl unterschiedlicher Tischfußballmodelle auf der ganzen Welt erschwert jedoch eine Vergleichbarkeit und Chancengleichheit der Spieler auf nationaler sowie internationaler Ebene. Um eine Vergleichbarkeit der internationalen Spieler auf weltweiter Ebene zu gewährleisten, hat es sich der Weltverband ITSF zur Aufgabe gesetzt, ein weltweit standardisiertes Regelwerk auf der Grundlage offizieller Turniertische zu schaffen.18 Zu diesem Zweck wurden von der ITSF im Jahre 2008 fünf Tischfußballhersteller als offizielle Partner für internationale Turniere ausgewählt. Die ITSF-zertifizierten Tischfußballmodelle dieser fünf Firmen wurden zunächst für die höchstrangigen internationalen Turniere verwendet.19 Als World Championships Series (WCS) bezeichnet, wird dabei eine Turnierserie, bei der pro Jahr Turniere stattfinden, die jeweils auf einem der ITSF- 17 Vgl. http://dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=14&Itemid=30 (Zugriff am 10.04.2011). Vgl. http://www.kneipensportler.de/tischfussball/vereine.php (Zugriff am 13.04.2011). 19 Vgl. http://www.kneipensportler.de/tischfussball/vereine.php (Zugriff am 01.04.2011). 18 Die Grundlagen des Tischfußballs 14 zertifizierten Tischmodelle ausgetragen werden. Den Abschluss dieser Turnierserie stellte die Weltmeisterschaft der ITSF dar, die auf allen fünf offiziellen Tischen gleichzeitig ausgetragen wurde. (vgl. ITSF 2010, S. 4) Die fünf offiziellen Turniertische des ITSF sind aktuell der World Champion der Firma Garlando aus Österreich und Italien, der Tornado der Firma Valley-Dynamo-International aus den USA, der Bonzini ITSF B90 der Firma Babyfoot-Bonzini aus Frankreich, der Roberto Sport Pro Winner der Firma Roberto Sport aus Italien20, sowie der Leo Professional der Firma Leonhart aus Deutschland.21 Darüber hinaus werden bei nachrangigen internationalen Wettkämpfen die Modelle Deutscher Meister, Eurosoccer, Fireball, Goldstar, Jupiter, Kicker, Leonhart, Löwen-Soccer, Rosengart, SardiSport und Warrior genutzt.22 In Deutschland sind seit 2011 für den nationalen Turnierbetrieb insgesamt neun Tischmodelle zugelassen. Die ursprüngliche Anzahl von zwei offiziellen Turniertischen wurde aufgrund der hohen Anzahl qualitativer Hersteller für Tischfußballgeräte in Deutschland auf neun erhöht. Die anerkannten Turniermodelle sind der Bonzini ITSF B90 der Firma Bonzini Babyfoot aus Frankreich, der Leo Tournament und der Leo.Soccer Tournament der Firma Leonhart, der Lettner Coupé und der Lettner Evolution der Firma Lettner, der Tecball Tournament und der Tecball ML Porfessional der Firma Lehmacher sowie der Ullrich-Kicker Pro-Sport und der Ullrich-Kicker Tournament der Firma Ullrich-Sport. Als Gründungsmitglied des ITSF unterstützt der DTFB damit den vielseitigen Spielmodus des Weltverbandes. Gleichzeitig bemüht sich der deutsche Bundesverband um eine zielführende und faire Zusammenarbeit mit allen nationalen Tischherstellern (vgl. DTFB 2011, S. 3). Da jedoch jedes Tischfußballmodell bestimmte Charaktereigenschaften besitzt, sind engagierte Tischfußballspieler danach bestrebt, möglichst viele unterschiedliche Tische zu beherrschen. Um weltweit erfolgreich zu sein, müssen sich Spitzenspieler jedoch auf allen Modellen behaupten können (vgl. Taylor 2009, S. 137). Vergleichbar mit den weltweit unterschiedlichen Tischmodellen sind auch die jeweiligen Bezeichnungen für den Tischfußball, teilweise auch innerhalb Deutschlands, sehr heterogen. Regional haben sich dabei im Laufe der Jahre verschiedene Sonderbezeichnungen 20 Vgl. http://www.kickertisch.org/tischkicker-kicktertische.html (Zugriff am 10.04.2011). Vgl. http://www.table-soccer.org/partners/leonhart.php (Zugriff am 27.04.2011). 22 Vgl. http://www.foosballtable.in/index.php/home-foosball-table-india/foosball-history (Zugriff am 10.04.2011). 21 Die Grundlagen des Tischfußballs 15 herausgebildet, die außerhalb des jeweiligen Sprachgebietes eher unbekannt sind.23 Neben dem, im deutschsprachigen Raum weit verbreiteten, Kickern wird in Norddeutschland auch der Begriff Klackball verwendet. In Süddeutschland hingegen, vor allem in der Pfalz, wird der Tischfußball herkömmlich als Hackersche bezeichnet und im westlichen Saarland hat sich der Name Knack eingebürgert. Eine regionale Ausnahme bei der Namensgebung stellt die Region Hannover dar, in der Tischfußball als Krökeln bezeichnet wird. Dieses Synonym leitet sich von der ursprünglichen hannoveranerischen Bezeichnung Krökel für eine Eisenstange ab und ist nur in dieser Region gebräuchlich. In der Schweiz wird der Tischfußball gewöhnlich mit Töggeli oder Tschütteli bezeichnet und die Österreicher kennen das Spiel generell unter dem Begriff Wuzln, während im Bundesland Kärnten der slawische Ursprung Ballankan bevorzugt wird. Im englischsprachigen Raum wird allgemein von table soccer oder table football gesprochen, wobei in den USA und Kanada eher das deutschstämmige Wort foosball benutzt wird (vgl. Kesting & Plaschke 2009, S. 17). Zur Vereinheitlichung dieser regionsabhängigen Namenvielfalt bei der Außendarstellung des Tischfußballs wurde vom DTFB die offizielle Bezeichnung Drehstangen-Tischfußball geschaffen. Gleichzeitig wird der Drehstangen-Tischfußball durch diese Bezeichnung als eigenständiger Bereich von anderen Tischfußballspielen wie Tipp-Kick oder Subbuteo abgegrenzt. Welche Aufgaben und Ziele der DTFB im Einzelnen verfolgt und wie durch diesen der Tischfußball in Deutschland generell organisiert wird, soll im folgenden Kapitel näher erläutert werden. 23 Vgl. http://www.kickertische.org/sonstiges.html (Zugriff am 22.04.2011). Tischfußball in Deutschland 16 3 Tischfußball in Deutschland „Wir kommen ursprünglich aus der Konsumentenecke der Gastronomie, werfen Geld in einen Automaten und wollen etwas dafür haben. Diese Denke macht den Vereinsaufbau schwierig.“ (Klaus Gottesleben, Präsident des DTFB e.V.) Die Ursprünge des deutschen Tischfußballs sind in Spielhallen, Wirtshäusern und Lokalen zu finden. Ein Ausschnitt dieser kneipenverbundenen Tischfußballszene wurde 1998 in dem deutschen Spielfilm Absolute Giganten von Sebastian Schipper porträtiert. Der Film widmet etwa zwölf seiner 78 Minuten Spielzeit einem Kickerduell zwischen den drei Protagonisten und den fiktiven lokalen Kickergrößen der Stadt Hamburg. Durch eher ungewöhnliche Kameraeinstellungen, die Schipper auch im Spielgerät selbst stattfinden lässt, und stark überzeichnete Spielercharaktere gelingt es dem Regisseur die Atmosphäre eines solchen Kneipen-Tischfußballspiels authentisch darzustellen.24 Abbildung 6: Kickerszene aus dem Spielfilm Absolute Giganten Quelle: http://www.fanartisch.de/?s=absolute+giganten&submit=Los Der Film skizziert dabei ein grobes Spielgeschehen, bei dem mit teilweise unfairen Spielmethoden um einen hohen Geldbetrag gespielt wird. Eine ähnliche Form des Tischfußballs, die überwiegend in verrauchten Eckkneipen oder Jugendclubs ausgetragen wurde, beschreibt auch Scharr (2006) in Vom Kneipenmief zum Szenetrend. Meist in 24 Vgl. http://www.fanartisch.de/news/kickern-absolute-giganten/ (Zugriff am 24.03.2011). Tischfußball in Deutschland 17 geschlossenen Gesellschaften gespielt, fand dabei nur Zutritt und Anerkennung, wer das Spiel schon zumindest einigermaßen beherrschte (vgl. Scharr 2006, S. 121). Cineastisch unterstreicht der Film die draufgängerische, geradezu rücksichtslose Spielweise mancher Kneipenkickerspieler, die von Hesse & Höfer auch als Rock ´n´ Roll-Faktor eines rustikalen Kneipen-Kickers beschrieben wird (Hesse & Höfer 2006, S. 117). Auf diese Weise wird ein eher unsportliches Bild der Tischfußballkneipenszene in Deutschland präsentiert. Mit Beginn der 60er-Jahre entwickelte sich jedoch die ursprüngliche Funktion des Tischfußballs als Unterhaltungsmedium in der verruchten Kneipe (Hofmann 2006, S. 12) zunehmend in eine leistungsorientierte Richtung. Durch die steigende Motivation der Spieler veränderten sich auch die Taktik, Technik und das Spielgerät selbst (vgl. Molkenthin & Tekook 1993, S. 6). Die deutschen Tischfußballspieler organisierten sich zunächst in voneinander unabhängigen Vereinen, die sich jedoch innerhalb weniger Jahre zu überregionalen Landesverbänden zusammenschlossen. Regionale Schwerpunkte dieser Entwicklung lagen dabei hauptsächlich in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland. Der erste landesweite Vergleich der deutschen Tischfußballspieler fand im Jahre 1967 in der Stadt Braunlage im Harz statt. Auf Initiative der Bild-Zeitung wurde hierfür ein als Deutsche Meisterschaft betiteltes Turnier veranstaltet. Unerwarteterweise erschienen zu diesem bundesweiten Turnier scharenweise tischfußballbegeisterter Jugendlicher aus allen Teilen Deutschlands, die erstmals das Ausmaß bereits bestehender deutscher Tischfußballvereine und aktiver Spieler erkennen ließen. Um eine Organisationsstruktur für diese Vereine zu schaffen, wurde 1969 zur Gründung eines bundesweiten Dachverbandes aufgerufen. Noch im selben Jahr entstand der Deutsche Tischfußballbund (DTFB). Daraufhin wurden in Deutschland regelmäßig Tischfußballmeisterschaften veranstaltet. Am Ende der Saison trafen sich fortan die beiden besten Teams der jeweiligen Landesverbände, um einen deutschen Mannschaftsmeister zu ermitteln. Ein großes Problem dabei bestand jedoch in der Ungleichheit regional bevorzugter Tischfußballmodelle. Um eine Chancengleichheit auf den überregionalen Turnieren des DTFB zu gewährleisten, hatte daher jedes Team die Möglichkeit einen eigenen Tisch mitzubringen. Die erste derartige bundesweite Meisterschaft wurde im Jahre 1978 ausgetragen. Darüber hinaus wurde eine Bundesliga installiert, bei der nur auf dem Original Kicker gespielt wurde.25 Aufgrund zahlreicher deutscher Herstellerfirmen für Tischfußballgeräte wurden in Deutschland lange Zeit verschiedenartige Tischfußballmodelle entwickelt und angeboten. 25 Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=14&Itemid=30 (Zugriff unter am 15.04.2011). Tischfußball in Deutschland 18 Darüber hinaus war es jahrzehntelang üblich, dass jeder Tisch-Hersteller zu Werbezwecken eigene Meisterschaften veranstaltete.26 Diese Wettkämpfe wurden jedoch unabhängig von den bundesweiten Meisterschaften des DTFB organisiert, sodass durchaus gleichzeitig mehrere aktuelle „Deutsche Meister“ im Tischfußball existierten. Aus diesem Grund wurden in den 80er- und 90er-Jahren auch die jährlichen Abschlussturniere der Löwen-Turnierserien als „Deutsche Meisterschaft“ tituliert. Organisiert wurden diese überregionalen Turnierserien von dem Spielautomatenhersteller NSM-Löwen, deren Abschlussturnier im mittelrheinischen Bingen, dem Hauptsitz der Firma, ausgetragen wurde. Die Löwen-Turnierserien zogen auch viele gute Spieler aus den Nachbarländern an und waren maßgeblich an der Tischfußballentwicklung in Deutschland beteiligt.27 Im Jahre 2000 beschloss jedoch der Hersteller Löwen diese Veranstaltungen einzustellen. In Spielerkreisen bestand allerdings ein großes Interesse weiterhin überregionale Turnierserien zu veranstalten. Aus diesem Grund gründeten daher nur kurze Zeit später, am 08. April 2001, einige engagierte Spieler den eingetragenen Verein Players 4 Players Tischfußballvereinigung (P4P). Auf ehrenamtlicher Basis und in Eigenregie organisierten die Gründungsmitglieder anschließend eigene Turniere von Spielern für Spieler. Das Konzept der P4P besteht dabei in großen und gutdotierten Turnieren für viele Spieler, die in verschiedene Spielmodi und Spielerklassen unterteilt werden.28 Heutzutage werden von der P4P jährlich zirka zehn derartiger Tischfußballturniere in Deutschland organisiert. Finanzgrundlage des Vereins bilden die Jahresbeiträge der rund 800 Mitglieder (Stand 2005)29, sowie die Einnahmen aus Startgeldern, Spenden und Sponsorengeldern. Überschüsse werden wieder vollständig in Form von Preisgeldern an die Spieler „zurückgezahlt“. Die „Deutsche Meisterschaft“ der P4P stellt den alljährlichen Höhepunkt der Turnierserien dar, bei dem unter den Teilnehmern insgesamt rund 30.000 Euro an Preisgeld ausgespielt wird.30 Mit P4P und DTFB existieren in Deutschland somit zwei große Verbände, die jährlich „Deutsche Meisterschaften“ veranstalten und unabhängig voneinander „Deutsche Meistertitel“ verleihen. Beide Verbände verfolgen jedoch durch ihre Turnierveranstaltungen unterschiedliche Interessen. Die P4P sieht ihre Stärke in der Organisation von großen Turnieren31 und verfolgt das Ziel den Tischfußball in Deutschland allgemein, insbesondere 26 Vgl. http://www.zweifuenfdrei.de/artikel_interviews/articles/visionen-der-vereinheitlichung.html (Zugriff am 22.04.2011). 27 Vgl. http://www.kickertisch.org/kickern-geschichte.html (Zugriff am 22.04.2011). 28 Nähere Informationen unter http://www.players4players.de/Turniere.171.0.html (Zugriff am 07.05.2011). 29 Vgl. http://www.players4players.de/Historie.117.0.html (Zugriff am 11.05.2011) 30 Vgl. http://www.players4players.de/Historie.117.0.html (Zugriff am 22.04.2011). 31 Vgl. http://www.zweifuenfdrei.de/artikel_interviews/articles/unsere-staerke-sind-grosse-turniere.html (Zugriff am 22.04.2011). Tischfußball in Deutschland 19 durch die Veranstaltung von spielerorientierten, gutdotierten Turnierserien zu fördern.32 Der DTFB ist dagegen, als nationaler Dachverband, um die Organisation und den Aufbau von Vereins- und Ligastrukturen bemüht, mit der Absicht seine Mitglieder in der Öffentlichkeit zu repräsentieren.33 Das Hauptziel des Verbandes liegt dabei in der formalen Anerkennung des Tischfußballs als Sport durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Diese verschiedenartigen Zielvorstellungen sind unter anderem Ursache bestehender Diskrepanzen im deutschen Tischfußball.34 Um einen präziseren Einblick in die Vereins- und Ligastrukturen des organisierten Tischfußballs in Deutschland zu erhalten, soll im folgenden Kapitel die Verbandsstruktur des DTFB dargestellt werden. Dabei werden zunächst die Struktur und die Aufgabenfelder des Dachverbandes erläutert. Zudem werden Zielsetzungen und Konzepte des DTFB thematisiert um weiterführend auf aktuelle Entwicklungen innerhalb des Verbandes sowie des Tischfußballs in Deutschland generell einzugehen. 3.1 Der Deutsche Tischfußballbund e.V. Der Deutsche Tischfußballbund ist ein eingetragener Verein und der Bundesverband für den organisierten Tischfußball in Deutschland. Als Dachverband der deutschen Landestischfußballverbände vertritt der DTFB die gemeinschaftlichen Interessen seiner Mitglieder gegenüber der Öffentlichkeit (vgl. DTFB 2007, S. 6). Gegründet wurde der DTFB in Verbindung mit der dritten deutschen Tischfußballmeisterschaft am 20. Juni 1969 in der Mannheimer Carl Diem-Halle.35 Als Mitbegründer des ITSF zählt der DTFB seit 2002 als vollwertiges Mitglied zum Weltverband des Tischfußballs. Der Vereinszweck des DTFB besteht laut §2 seiner Satzung darin, „die Förderung des Tischfußballsports im Rahmen der Leibesübungen nach besten Kräften zu pflegen, zu fördern und seinen ideellen Charakter zu wahren.“ Der DTFB besteht aus zwölf Landesverbänden mit 279 Tischfußballvereinen und insgesamt 5.666 aktiven Mitgliedern (DTFB 2010, S. 7). Zu den Hauptaufgaben des Dachverbandes gehört die Organisation des deutschen Tischfußballbetriebes durch Ausrichtung von Meisterschaften und Länderkämpfen (vgl. DTFB 2007, S. 4). Darüber 32 Vgl. http://www.tfboe.org/phpBB2/viewtopic.php?f=2&t=1250&sid=9784c7e4ba019845f99bf6f7a70a1fb2 (Zugriff am 24.04.2011). 33 Vgl. http://www.kneipensportler.de/tischfussball/vereine.php (Zugriff am 22.04.2011). 34 Für weitere Erläuterungen dieses Themas siehe: „Standardisierungskonflikte im Tischfußball“, Heynen 2010 35 Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=14&Itemid=30 (Zugriff am 22.04.2011). Tischfußball in Deutschland 20 hinaus ist der DTFB in Zusammenarbeit mit der ITFS auch an der Organisation internationaler Wettkämpfe beteiligt. Alle Vorstandsmitglieder des DTFB werden für zwei Jahre gewählt und arbeiten auf ehrenamtlicher Basis (DTFB 2010, S. 6). Erster Vorsitzender ist derzeit Klaus Gottesleben. Abbildung 7: Struktur des Deutschen Tischfußballbund e.V. Quelle: http://dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=14&Itemid=30 An der Spitze der rund 300 deutschen Tischfußballvereine stehen die nationalen Ligen. Vertreten sind die ersten beiden Herren-Bundesligen mit jeweils 24 Vereinen, die FrauenBundesliga mit 16 Vereinen sowie die seit 2011 bestehenden Senioren-Bundesliga mit 12 Vereinen und die Junioren-Bundesliga mit 24 Vereinen.36 Seit 2011 werden diese Bundesligen organisatorisch aus dem DTFB ausgegliedert. Mit diesem Beschluss folgt der deutsche Tischfußballbund e. V. dem Vorbild vieler etablierter Sportarten und passt sich den zeitgemäßen Strukturen an. Als eigenständige nationale Ligaorganisation leitet fortwährend die Deutsche Tischfußballliga (DTFL) sämtliche Tischfußball-Bundesligen in Deutschland. 36 Vgl. http://dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=636:mitgliederversammlung-beschliesstgruendung-der-dtfl&catid=1&Itemid=26 (Zugriff am 22.04.2011). Tischfußball in Deutschland 21 Die DTFL agiert als Unterorganisation des DTFB mit eigenen Ordnungen und ist zuständig für alle organisatorischen Angelegenheiten der Bundesligen. Durch die Autonomie der DTFL im Bundesligaspielbetrieb wird so die erforderliche Flexibilität erreicht, um die Entwicklung der Bundesligen weiter zu fördern. Auf diese Weise steht auch den teilnehmenden Vereinen eine größere Möglichkeit der Mitgestaltung offen. Abbildung 8: Struktur der Deutschen Tischfußballliga Quelle: http://dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=636:mitgliederversammlungbeschliesst-gruendung-der-dtfl&catid=1&Itemid=26 Entsprechend der DTFL ist auch die bundesweite Tischfußball-Rangliste des DTFB (DTFB-Rangliste) in Herren-, Damen-, Junioren- und Damen-Riegen unterteilt. Die Ermittlung der Ranglistenpunkte setzt sich dabei aus sogenannten Challenger-Turnieren zusammen, die deutschlandweit gespielt werden. Während der Saison besteht für jeden Tischfußballverein des DTFB die Möglichkeit, sich bei den zuständigen Landesverbänden für die Austragung eines Challenger-Turniers zu bewerben.37 Neben diesen Challenger-Turnieren fließen auch die Ergebnisse aller internationalen Weltranglistenturniere, die auf deutschem Boden ausgetragen werden, in die DTFB-Rangliste ein. Am Ende der Saison qualifizieren sich die jeweiligen Ranglistenbesten für die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften.38 Die Sieger der Deutschen Meisterschaften qualifizieren sich wiederum für die TischfußballWeltmeisterschaften unter Leitung der ITSF (vgl. DTFB 2010, S. 11). Mit rund 50 Turnieren, die in den Jahren 2009 und 2010 in die nationalen Ranglisten einflossen, ist die DTFBRanglistentour in Deutschland eine der größten nationalen Turnierserien weltweit (vgl. DTFB 2010, S. 13). Unabhängig von der DTFB-Rangliste wird in Deutschland von der P4P zusätzlich eine eigene Rangliste geführt.39 37 Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=679:vereinheitlichung-derchallenger-turniere-&catid=1&Itemid=26 (Zugriff am 22.04.2011). 38 Vgl. http://dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=211&Itemid=109 (Zugriff am 22.04.2011). 39 Vgl. http://www.ntfv.de/dcms/index.php?option=com_content&view=article&id=129:erklaerungen-zu-denverschiedenen-ranglisten&catid=1:aktuelle-nachrichten&Itemid=66 (Zugriff am 22.04.2011). Tischfußball in Deutschland 22 3.2 Stützpunktvereine und Leistungszentren Als junge und dynamische Organisation ist der DTFB darin bestrebt den Tischfußball in der Öffentlichkeit positiv zu präsentieren und versteht sich als „kompetenter Dienstleister für den Sport in Deutschland“ (DTFB 2010, S. 3). In diesem Zusammenhang verfolgt des DTFB sportlichen Prinzipien40 und steht für „Zusammenwirken und Gemeinschaft, für Demokratie, Gleichberechtigung, Fairness und Freiwilligkeit“. Darüber hinaus wird im Sinne des Olympischen Gedankens die Förderung von internationaler Begegnung und Freundschaft angestrebt (vgl. DTFB 2011, S. 4). Gleichzeitig wird vom DTFB insbesondere das Ziel verfolgt die Entwicklung eines kinder- und jungendorientierten Sports zu fördern (vgl. DTFB 2010, S. 15). Zu diesem Zweck wurde vom DTFB das Konzept Stützpunktvereine Jugend entwickelt, das eine bundesweite, vernetzte Jugendarbeit realisieren soll.41 Diese Stützpunktvereine „zeichnen sich durch eine besonders sorgfältig konzipierte und qualitativ hochwertige, auf das Klientel zugeschnittene Arbeit aus“ (DTFB 2010, S. 5). Durch eine Einteilung der Spieler in homogene Altersgruppen soll hierbei ein altersgerechtes Training und ein regelmäßiger Leistungsvergleich gewährleistet werden. Das Hauptziel der Stützpunktvereine besteht jedoch darin, durch den Erwerb von tischfußballspezifischen motorischen Fähigkeiten, aber auch zahlreichen sozialen Schlüsselqualifikationen, die gesamte Identitätsentwicklung junger Menschen zu fördern. Um diese Entwicklung qualifiziert zu unterstützen, werden vom DTFB seit 2009 Jugendleiter ausgebildet (vgl. DTFB 2010, S. 3f). Ein weiteres Konzept des DTFB zur Förderung des Tischfußballsports in Deutschland ist die Installation von Bundesleistungszentren. Diese speziellen Trainingsräume sollen leistungsorientierten Spielern optimale Trainingsbedingungen ermöglichen und beste Voraussetzungen für Wettkampfvorbereitungen bieten. Für eine bundesweite Vernetzung strebt der DTFB die Installation von mindestens einem Leistungszentrum pro Bundesland an. Die Leistungszentren werden dabei nach bestimmten Kriterien des DTFB ausgerichtet und von den jeweiligen Landesverbänden und den zuständigen Vereinen betrieben (DTFB 2010, S. 14). Auch die deutsche Tischfußball-Nationalmannschaft trainiert unter Betreuung des DTFB in diesen Leistungszentren. Seit Januar 2009 besteht das Team aus einer separaten Herren- und Damenmannschaft, die auf internationalen Wettkämpfen und der jährlich 40 Bezüglich „Soziabilität im Sport“ vgl. Heinemann 1983, S. 212. Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=373&Itemid=125 (Zugriff am 24.04.2011). 41 Tischfußball in Deutschland 23 stattfindenden Weltmeisterschaft antreten.42 Sowohl in der Herren-, als auch in der Damenund Senioren-Weltrangliste ist Deutschland derzeit Tabellenerster (Stand 2011).43 3.3 Tischpartnerschaften und Tischkommission Ein erklärtes Ziel des DTFB ist die Anerkennung des Tischfußballs in Deutschland als Sportart. Grundvoraussetzungen für die Sportanerkennung sind jedoch einheitliche Rahmenbedingungen des deutschen Tischfußballs.44 Aus diesem Grund verfolgt der DTFB, neben der Förderung der Jugendarbeit und der Optimierung der Trainingsbedingungen für Profispieler, das grundlegende Ziel einheitliche Spielsysteme und Spielgeräte zu schaffen. Um den Einsatz von homogenem Material im offiziellen Tischfußballturnierbetrieb in Deutschland zu gewährleisten, wurden daher von dem DTFB die Konzepte der Tischpartnerschaft und der Tischkommission entwickelt. Das Konzept der Tischpartnerschaft wurde vom DTFB erstmals im Jahre 2006 entworfen. Mit einer offiziellen Norm für Turniertische wurden dabei verbindliche Leistungskriterien festgelegt, auf deren Basis die Hersteller das Material für Bundesligen und Meisterschaften produzierten sollten.45 Auf der Grundlage dieser Tischnorm wurde daraufhin im Jahre 2008 mit den Herstellern Lehmacher und Leonhart eine Tischpartnerschaft eingegangen. Auf diese Weise standen für den offiziellen Turnierbetrieb in Deutschland einheitliche Tischmodelle zur Verfügung, die auf bundesweiten Wettkämpfen eine präzisere Vergleichbarkeit der Teilnehmer ermöglichten. Die einheitlichen Maße und Spieleigenschaften der genormten Tische führten zusätzlich zu besseren Trainings- und Turnierbedingungen, da sich die Spieler ohne größere Umstellungen auf verschiedene Tischmodelle untereinander messen konnten.46 Aufgrund der steigenden Anzahl von Tischherstellern und den schnell wachsenden Strukturen des deutschen Tischfußballs, wurde das bestehende Tischpartnerschaftsmodell am 1. März 2011 nochmals modifiziert. Eine grundsätzliche Modifikation bestand dabei in der Angleichung des Partnerschaftsmodells des DTFB an den Multi-Table-Spielmodus des ITSF.47 Neben den Tischfußballmodellen der Firmen Lehmacher und Leonhart wurden daher 42 Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=28&Itemid=48 (Zugriff am 22.04.2011). 43 Vgl. http://www.table-soccer.org/rankings/ (Zugriff am 22.04.2011). 44 Vgl. http://www.zweifuenfdrei.de/artikel_interviews/articles/visionen-der-vereinheitlichung.html (Zugriff am 24.04.2011). 45 Vgl. http://www.kickerbau.org/kickerbau-masze-dtfbnorm.html (Zugriff am 30.03.2011). 46 Vgl. http://www.kickerbau.org/kickerbau-masze-dtfbnorm.html (Zugriff am 30.3.2011). 47 Nach dem Multi-Table-Spielmodus der ITSF sind für internationale Turniere offiziell fünf Tischmodelle zugelassen. Nähere Informationen unter: http://www.table-soccer.org/partners/ (Zugriff am 11.05.2011) Tischfußball in Deutschland 24 noch sieben weitere Turniertische für den Ligabetrieb in Deutschland offiziell zugelassen.48 Mit diesem aktuellen Modell soll allen teilnehmenden Vereinen die Möglichkeit eröffnet werden, im nationalen Ligabetrieb das gleiche Material zu nutzen, welches auch im regionalen Ligabetrieb eingesetzt wird. Zu diesem Zweck wählt jeder Verein einen der zertifizierten Turniermodelle als Heimtisch aus, auf dem alle Heimspiele dieses Vereins während der kompletten Ligasaison bestritten werden (vgl. DTFL 2011, S. 2). Die meistgewählten Tischmodelle in der nationalen Turniersaison werden anschließend auch auf den Deutschen Meisterschaften zur Verfügung gestellt. Für die absolute Mehrzahl der Vereine besteht somit die Möglichkeit im bundesweiten Turnierbetrieb das gewohnte Tischmaterial zu nutzen.49 Der DTFB fördert mit diesem modifizierten Tischpartnerschaftsmodell verstärkt die Zusammenarbeit zwischen Verbänden, Vereinen und Herstellern, um auf diese Weise die Standardisierung des Tischfußballs in Deutschland zu beschleunigen. (vgl. DTFB 2011, S.5). Neben dem Tischpartnerschaftsmodell ist für die Gewährleistung optimaler Materialbedingungen vom DTFB eine Tischkommission eingerichtet worden. Als Bindeglied zwischen Tischfußballspieler und den offiziellen Herstellerfirmen befasst sich die Tischkommission des DTFB mit der Weiterentwicklung turnierfähiger Tischfussballmodelle. Die Kommission selbst besteht aus vier aktiven Bundesligaspielern, die konstruktive Verbesserungsvorschläge, Wünsche oder Ideen anderer Spieler sammeln. Ausgehend von diesen Innovationen werden Lösungen erarbeitet und mit den Tischpartnern über Materialerneuerungen diskutiert. Vorgenommene Änderungen des Spielmaterials werden von den Mitgliedern der Tischkommission vor dem produktiven Einsatz abgenommen und mit dem DTFB abgestimmt. Auf diese Weise wird eine spielerorientierte und praxisbezogene Zusammenarbeit von aktiven Spielern und Herstellerfirmen ermöglicht.50 3.4 Aktuelle Entwicklungen – Gemeinsam Richtung Sport Trotz vielseitiger Konzepte des DTFB eine Vereinheitlichung der bestehenden Strukturen im deutschen Tischfußball zu erreichen, wurde eine Einigung von DTFB und P4P bislang sehr zurückhaltend behandelt. Überraschenderweise trafen sich jedoch am 13. November 2010 die Vorstände der P4P und des DTFB in Wiesbaden zu einem konstruktiven Gespräch. Grund dieses Treffens waren die Verhandlungen über ein zukünftiges Miteinander auf dem Weg des 48 Vgl. http://dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=39&Itemid=59 (Zugriff am 23.3.2011). Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=39&Itemid=59 (Zugriff am 15.01.2011). 50 Vgl. http://dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=212&Itemid=110 (Zugriff am 17.03.2011). 49 Tischfußball in Deutschland 25 Tischfußballs zu einer anerkannten Sportart. In Anbetracht der derzeitigen Entwicklungen des deutschen Tischfußballs war das Thema der Verhandlung eine Vereinheitlichung des Tischfußballturnierbetriebes in Deutschland. Ein gemeinsames Bestreben bestand dabei darin, den Tischfußball in Deutschland populärer zu machen und seine Außendarstellung zu verbessern.51 Ziel war es dementsprechend die hemmende Heterogenität zu Gunsten eines einheitlichen und transparenten Sports aufzulösen (vgl. DTFB 2011, S. 4). Nach einer mehrstündigen Diskussion wurden schließlich eine Reihe erfolgreicher Einigungen für eine beginnende Zusammenarbeit der beiden Verbände beschlossen. Um ein bundesweit einheitliches Turniersystem zu fördern, wurde sich auf eine Annäherung der Regelwerke sowie der bevorzugten Tischmodelle nach dem Vorbild des ITSF geeinigt.52 Darüber hinaus wurde beschlossen eine gemeinsame deutsche Nationalmannschaft aufzustellen. Dieses Team wird sowohl aus Spielern der P4P als auch der DTFB bestehen und Deutschland künftig auf internationalen Wettkämpfen vertreten. Betreut wird die Nationalmannschaft dabei durch den DTFB. Für eine positive Präsentation in den Medien wurde der Entschluss gefasst, Mitte des Jahres 2011 ein gemeinsames Wohltätigkeitsturnier zu organisieren, das sowohl Profi- als auch Amateurspieler ansprechen soll. Im Rahmen des Jugendbereiches wurde ebenfalls eine Zusammenarbeit vereinbart und dem DTFB die Unterstützung der P4P bei der Förderung der Jugendarbeit zugesichert.53 Um den Tischfußball in Deutschland weiter voranzutreiben und bekannter zu machen, wurde als erste gemeinsame Handlung von P4P und DTFB im Jahre 2011 eine nationale Breitensport-Turnierserie organisiert. Diese Veranstaltung trägt den Titel Tischfußball DYPTour und wird über den Zeitraum eines Jahres stattfinden.54 Vor allem Hobby- und Freizeitspieler, die bisher noch keinen Einblick in die organisierten Tischfußballstrukturen in Deutschland erhielten, sollen durch diese Veranstaltung angesprochen werden.55 Die DYPTour wird landesweit in Form von kleinen lokalen Turnieren veranstaltet und ist somit vergleichbar mit den erfolgreichen Löwen-Turnierserien aus den 90er-Jahren. Aus den Ergebnissen der einzelnen Lokalturnieren wird eine separate, bundesweite Rangliste 51 Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=670:dtfb-und-p4p-gemeinsamrichtung-sport&catid=1&Itemid=26 (Zugriff am 24.04.2011). 52 Vgl. http://www.zweifuenfdrei.de/artikel_interviews/articles/unsere-staerke-sind-grosse-turniere.html (Zugriff am 15.04.2011). 53 Vgl. http://www.tfboe.org/phpBB2/viewtopic.php?f=2&t=1250&sid=9784c7e4ba019845f99bf6f7a70a1fb2 (Zugriff am 24.04.2011). 54 Weitere Informationen unter http://www.dyp-tour.de/ (Zugriff am 26.04.2011). 55 Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=670:dtfb-und-p4p-gemeinsamrichtung-sport&catid=1&Itemid=26 (Zugriff am 25.04.2011). Tischfußball in Deutschland 26 generiert.56 Die 160 besten Spieler dieser Rangliste qualifizieren sich anschließend für die Finalrunde, in der neben Reisen und Turniertischen auch ein beachtliches Preisgeld ausgespielt wird. Bei dem Spielmodus DYP (Draw Your Partner) werden nach einem Zufallsprinzip zwei Doppelpartner zusammengelost, sodass für jeden Spieler die gleichen Gewinnchancen bestehen.57 Für die Zukunft sind regelmäßige Austauschrunden zwischen P4P und dem DTFB geplant, um ein weiteres gemeinsames Vorgehen zu koordinieren und mögliche Zielkonflikte zu verhindern. Überdies steht das Ziel der Anerkennung des Tischfußballs als Sport weiterhin im Mittelpunkt der Bestrebungen und wird von allen Beteiligten mitgetragen und unterstützt.58 56 Vgl. http://www.tfboe.org/phpBB2/viewtopic.php?f=2&t=1250&sid=9784c7e4ba019845f99bf6f7a70a1fb2 (Zugriff am 25.04.2011). 57 Weitere Informationen zum Turniermodus unter http://www.dyp-tour.de/39.html (Zugriff am 08.05.2011). 58 Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=670:dtfb-und-p4p-gemeinsamrichtung-sport&catid=1&Itemid=26 (Zugriff am 24.04.2011). Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung 27 4 Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen für eine Sportanerkennung „Tischfussball ist Hochgeschwindigkeitsschach!“ (Jim Stevens, ehemaliger Tischfußballspieler und heutiger Sportkommentator) Auf nationalen und internationalen Turnieren treten Spieler gegeneinander an, die sich gewöhnlich mit einem intensiven Training auf diese Wettkämpfe vorbereiten. Dabei werden stundenlang präzise Schuss- und Passtechniken einstudiert und auf diese Weise die HandAugen-Koordination der Spieler optimiert. Neben einer ausgeprägte Geschicklichkeit als wesentliches Leistungsmerkmal professioneller Spieler (vgl. Benesch 1992, S. 19), erfordert Tischfußball jedoch auch ein hohes Maß an weiteren motorischen Fähigkeiten (vgl. DTFB 2007, S. 4). Aus diesem Grund bestehen generell große Leistungsunterschiede zwischen Amateur- und Profispielern. „Normale Kneipenspieler bzw. Hobbyspieler haben selbst gegen (Trainings-)Neulinge keine realistische Chance. Angesichts der schnellen und präzisen Schusstechnik und dem Umstand, dass Hobbyspielern meist weder diese Techniken noch strategische Taktiken bekannt sind, sind Zufallstore die einzige Möglichkeit ein Match zu gewinnen.“ (DTFB 2007, S. 9) Die erforderlichen motorischen Fähigkeiten können sich Spieler größtenteils nur durch ein regelmäßiges spezielles Training aneignen. Tischfußball erfüllt somit ein wesentliches Merkmal sportlicher Leistung (vgl. Röthig & Prohl 2003, S. 606). Darüber hinaus sind auch neben internationalen - ausgeprägte nationale Organisationsstrukturen des Tischfußballs in Deutschland existent. Um die Frage Ist Tischfußball Sport? zu erörtern, soll dieses Thema aus verschiedenen institutionellen Perspektiven betrachten werden. Einleitend werden daher die generelle Problematik einer aktuellen umfassenden Sportdefinition sowie die erforderlichen Kriterien für die offizielle Anerkennung einer Sportart in Deutschland dargelegt. Anschließend sollen die motorischen Fähigkeiten, die speziell im Tischfußball erforderlich sind, aus sportwissenschaftlicher Sicht erläutert werden. Zusätzlich wird die Diskussion um die Anerkennung des Tischfußballs als Sportart vor einem rechtliche Hintergrund dargestellt. 4.1 Probleme einer aktuellen umfassenden Definition des Sportbegriffs Der Begriff Sport tauchte erstmals Anfang des 19. Jahrhunderts in England auf. Ausgehend vom lateinischen Wortstamm deportare = sich vergnügen schließt diese Bezeichnung Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung 28 zunächst ein weites Feld von Aktivitäten ein (vgl. Röthig & Prohl 2003, S. 493). Erst in den folgenden 50 Jahren wurde der Sportbegriff weiter differenziert und stand für eine gewisse Anzahl bewegungskultureller Aktivitäten, welche in Deutschland zuvor unter Begriffen wie Gymnastik oder Leibesübungen zusammengefasst worden waren. (vgl. Eisenberg 2003, S. 32f) Ähnlich wie das deutsche Turnen, das letztendlich die Ausbildung eines aristokratischen „Idealmenschen“ (Begov 1982, S. 157) anstrebte, hatte der englische Sport ursprünglich „einen ständischen, klassenspezifischen Charakter“ (Krüger 2005, S. 19). Einen Sport zu betreiben war zunächst nur dem englischen Adel bzw. englischen Gentlemen vorbehalten, die besonders dem Jagen, Reiten oder Spielen aus reinem Vergnügen nachgingen. Auch an englischen Privatschulen wurde Sport mit einem erzieherischen Hintergrund betrieben und in diesem Zusammenhang 1845, basierend auf dem Rugby, die ersten Fußballregeln verfasst (vgl. Krüger 2005, S. 19f). Im Zuge der Industrialisierung wurde der Sport immer stärker auch der Mittel- und Arbeiterklasse zugänglich. So entstanden in England neben den Clubs auch nationale Sportverbände, die Wettkämpfe und Meisterschaften organisierten (vgl. Krüger 2005, S. 38). Zusätzlich zu diesem spielerischen Wettkampfgedanken des Sports (vgl. Eisenberg 2003, S. 32), entwickelte sich über die formale Regelung der Spiele und Wettkämpfe auch ein bestimmter Sportsgeist. Sport sollte demnach im Sinne eines Ethos des Sports „gentlemenlike und fair“ betrieben werden (Krüger 2005, S. 38). Von der volkstümlichen deutschen Turnbewegung wurde dieser wettkampforientierte englische Sportscharakter allerdings nur widerwillig angenommen. Lange Zeit bestand in Deutschland ein angespanntes Verhältnis zwischen Turnen und Sport. Da die deutsche Turnerschaft, die grundsätzlich sportähnliche Leibesübungen praktizierte, nicht bereit war Wettkämpfe nach dem englischen Vorbild zu organisieren, begann der deutsche Adel die englischen GentlemenSportarten eigenständig zu betreiben. Bei diesen Begegnungen wurde jedoch anfangs Arbeitern und Handwerkern die Teilnahme verweigert. Erst 1883 gründete sich mit dem Deutschen Ruderverband (DRV) der erste nationale Sportverband in Deutschland. Schnell entstanden daraufhin zahlreiche andere Sportverbände, die Mitglieder aus allen Bevölkerungsschichten aufnahmen. Das Fußballspiel, als Paradebeispiel Deutschlands, zog die Masse der Bevölkerung in seinen Bann und wurde sowohl in Turnvereinen, als auch in Sportklubs ausgeübt, bevor sich eigene Fußballvereine gründeten (vgl. Krüger 2005, S. 42ff). Allmählich überwog selbst in den starren deutschen Turnsystemen der sportspezifische Charakter, sodass mit der Zeit die Bewegungskultur in Deutschland allgemein einen Prozess der „Versportlichung“ erfuhr (Bernett 1984, S. 153). Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung 29 In diesem Zusammenhang wurde jedoch der Begriff Sport zwangsläufig immer stärker ausgedehnt und erweitert, sodass bald auch strukturell fremde Handlungen als Sport bezeichnet wurden (vgl. Seven 2006, S. 47). Durch die internationale Verwendung dieser Bezeichnung in vielen Sprachen und für viele unterschiedliche Tätigkeiten verlor der Begriff Sport seine Präzision. Heute stellt die Bezeichnung Sport daher „einen Sammelbegriff für tendenziell beliebige Ausprägungen der menschlichen Körperkultur“ dar (Eisenberg 2003, S. 33). Auch in der einschlägigen Literatur ist nur eine sehr ungenaue Definition von Sport zu finden. Röthig & Prohl beispielsweise bleiben dem Leser ihres sportwissenschaftlichen Lexikons mit folgender Begründung eine genaue Begriffsbestimmung des Sports schuldig: „Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich Sport zu einem umgangssprachlichen, weltweit gebrauchten Begriff entwickelt. Eine präzise oder gar eindeutige begriffliche Abgrenzung lässt sich deshalb nicht vornehmen.“ (Röthig & Prohl 2003, S. 493) Weniger denn je bildet heute das „Massenphänomen Sport“ (Eisenberg 2003, S. 33) aufgrund seiner vielfältigen Formen und Inhalte sowie verschiedenster Interessenslagen und Bedürfnisse sportinteressierter Menschen ein geschlossenes Ganzes (vgl. Krüger 2005, S. 207). Dennoch wird der Sport als universelles Phänomen auch weiterhin eine wichtige Rolle in der Gesellschaft spielen (Guttmann 2004, S. 8). „Welche Formen und Inhalte es sein werden, darüber entscheiden aber nicht zuletzt die Sporttreibenden selbst.“ (Krüger 2005, S. 213) Welche Formen und Inhalte darüber hinaus auch in Deutschland als Sportart anerkannt und gefördert werden, darüber entscheidet jedoch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB). Diese regierungsunabhängige Dachorganisation entstand 2006 durch den Zusammenschluss von Deutschen Sportbund und dem Nationalen Olympischen Komitee und leitet heute bundesweit den organisierten Sport.59 Zu den Mitgliedern des DOSB gehören Sport- und Spitzenverbände, die den Sport in Deutschland gestalten und organisieren. Um jedoch als Mitglied in die Sportfamilie des DOSB aufgenommen werden zu können, müssen von einer Sportart gewisse Aufnahmevoraussetzungen erfüllt werden. Die Hauptkriterien für die Aufnahme einer Sportart sind dabei laut Aufnahmeordnung60 des DOSB: - Die Ausübung der Sportart muss eine eigene, sportartbestimmende motorische Aktivität eines jeden zum Ziel haben, der sie betreibt. 59 60 Vgl. http://www.dosb.de/de/organisation/philosophie/kurzportraet-des-dosb/ (Zugriff am 07.05.2011). Vgl. http://www.dosb.de/de/organisation/philosophie/sportdefinition/ (Zugriff am 15.01.2011). Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung - 30 Die Ausübung der eigenmotorischen Aktivitäten muss Selbstzweck der Betätigung sein. - Die Sportart muss die Einhaltung ethischer Werte wie z.B. Fairplay, Chancengleichheit, Unverletzlichkeit der Person und Partnerschaft durch Regeln und/oder ein System von Wettkampf- und Klasseneinteilungen gewährleisten.61 Die Mitgliedsverbände des DOSB sollten darüber hinaus ein Sportangebot bieten, das grundsätzlich eine bewegungs- und körperorientierten ganzheitlichen Entwicklung der Persönlichkeit ermöglicht. Die Erhaltung der Gesundheit in physischer, psychischer und sozialer Hinsicht ist ebenso ein Aufnahmekriterium wie eine Jugendarbeit in erheblichem Maße. Außerdem ist für die Aufnahme in den DOSB eine Mitgliederzahl von mindestens 10.000 Verbandsmitgliedern erforderlich.62 Mit rund 27,5 Millionen Mitgliedschaften in 91.000 Turn- und Sportvereinen stellt der DOSB die größte Sportfamilie Deutschlands dar.63 Die deutschen Spitzensportler nehmen seit vielen Jahren führende Positionen im Weltsport an. Bei Olympischen Sommer- und Winterspielen sowie Welt- und Europameisterschaften der einzelnen Sportarten „präsentieren sich die deutschen Sportlerinnen und Sportler als erfolgreiche und sympathische Botschafter ihres Landes.“ 64 Gründe für diese Erfolge sind nicht zuletzt die gute Betreuung der Sportler in Vereinen, Verbänden und Leistungszentren. Zu den Mitgliedern des DOSB zählen unter anderem die Deutsche Billard-Union, der Deutsche Dart-Verband e.V., der Deutsche Minigolfsport Verband sowie der Deutsche Schachbund.65 Den vielseitigen Ausprägungsformen des Sports entsprechend wird aktuell auch das Forschungsinteresse der Sportwissenschaft immer stärker auf dem Bereich der Bewegungskultur erweitert (vgl. Röthig & Prohl 2003, S. 555). Generell befasst sich die Sportwissenschaft jedoch auf theoretischer Ebene mit Problemen und Erscheinungsformen des Sportes. Die Trainingswissenschaft untersucht dabei als Teilbereich der Sportwissenschaft unter anderem die Struktur- und Gesetzmäßigkeiten sportlicher Leistungen und die Einflüsse der Trainingstätigkeit auf die motorische Leistungsfähigkeit (vgl. Schnabel & Harre 2008, S. 25). Die inneren und äußeren Funktionsprozesse motorischer Handlungen sind hingegen Forschungsgebiet der sportbezogene Bewegungswissenschaft (vgl. Wollny 2007, S. 27). In 61 Vgl. http://www.dosb.de/de/organisation/philosophie/sportdefinition/ (Zugriff am 09.05.2011). Vgl. http://www.zweifuenfdrei.de/artikel_interviews/articles/visionen-der-vereinheitlichung.html (Zugriff am 15.01.2011). 63 Vgl. http://www.dosb.de/de/organisation/philosophie/kurzportraet-des-dosb/ (Zugrff am 07.05.2011) 64 Http://www.dosb.de/de/organisation/philosophie/botschafter/ (Zugriff am 07.05.2011). 65 Vgl. http://www.dosb.de/de/organisation/mitgliedsorganisationen/spitzenverbaende/ (Zugriff am 07.05.2011). 62 Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung 31 den Gegenstandsbereich der Motorik können dabei neben der Bewegungssteuerung und kontrolle auch emotionale, motivationale und kognitive Prozesse einbezogen werden (vgl. Singer & Bös 1994, S. 17). Eine grundsätzliche Differenzierung der motorischen Basisfähigkeiten wird von Gundlach (1968) vorgenommen, der diese in konditionelle und koordinative Fähigkeiten gliedert. Als konditionelle Fähigkeiten gelten nach Röthig & Prohl (2003, S. 300) „die überwiegend energetisch determinierten motorischen Eigenschaften, die Voraussetzungen zum Vollzug körperlicher Tätigkeiten und insbesondere sportlicher Bewegungshandlungen sind“. Dabei werden in der Trainingslehre drei Komponenten unterschieden: Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit (vgl. Schnabel & Harre 2008, S. 155). Als koordinative Fähigkeiten sind im Gegensatz dazu die „überwiegend von den informationsaufnehmenden und informationsverarbeitenden Prozessen determinierten Bedingungen zur Realisierung (sportlicher) Bewegungshandlungen“ zu bezeichnen (Röthig & Prohl 2003, S. 308). Dabei bestimmen die koordinativen Fähigkeiten durch Bewegungssteuerung und Bewegungsregelung die sportliche Leistung (vgl. Meinel & Schnabel 1998, S. 206). Für die Differenzierung der koordinativen Fähigkeiten sind unterschiedliche Konzepte entwickelt worden. In der deutschen Sportwissenschaft besitzt heute die Hierarchische Ordnung koordinativer Fähigkeiten nach Hirtz (1981) den größten Verbreitungsgrad (vgl. Wollny 2007, S. 47). Hirtz unterteilt dabei, ausgehend von alltäglichen arbeits- und sporttypischen Lebenssituationen, die koordinativen Fähigkeiten in sieben Teilkonstrukte. Darüber hinaus wurden von zahlreichen Autoren noch weitere beachtenswerte Strukturmodelle zur Unterteilung der koordinativen Fähigkeiten entworfen (vgl. Wollny 2007, S. 47). Mit dem Wissen über die heute Problematik einer eindeutigen Definition des Begriffs Sport soll im folgenden Kapitel der Tischfußball anhand von sportwissenschaftlichen Kriterien untersucht werden. Zu diesem Zweck werden auf der Grundlage sportwissenschaftlicher Erkenntnisse tischfußballspezifische Bewegungsmuster, Techniken und Trainingsmethoden analysiert. Neben der Darstellung der erforderlichen motorischen Fähigkeiten sollen auch kognitive und emotionale Prozesse Beachtung finden. 4.2 Tischfußball aus sportwissenschaftlicher Sicht Erfolgreiche Tischfußballspieler zeichnen sich durch eine Reihe unterschiedlicher sportspezifischer Kompetenzen aus. Dabei werden insbesondere an die koordinativen Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung 32 Fähigkeiten der Spieler hohe Ansprüche gestellt (vgl. DTFB 2010, S. 16). Für Schuss- und Passtechniken sind komplexe Bewegungsabläufe erforderlich, die gleichzeitig präzise, feinmotorische sowie schnelle, kraftvolle Bewegungen beinhalten. Die teilweise hohen Geschwindigkeiten des Balles erfordern extrem kurze Reaktionszeiten der Spieler. Zusätzlich müssen sich Tischfußballspieler blitzartig auf variable Spielsituationen einstellen und in Sekundenschnelle von Offensive auf Defensive umschalten (vgl. DTFB 2009, S. 4f). Hinzukommend sind Turnierspieler dauerhaft hohen Belastungen ausgesetzt, die eine enorme Kraftausdauerleitung und ein hohes Maß an Konzentration erfordern. So zeichnen sich erfolgreiche Tischfußballspieler durch ein hohes Maß sowohl an koordinativen, als auch an konditionellen Fähigkeiten aus. Für eine genauere Beschreibung werden im Folgenden diese beiden Schwerpunkte tischfußballspezifischer motorischer Fähigkeiten separat untersucht. Für die differenzierte Darstellung der koordinativen Fähigkeiten soll dabei das hierarchische Strukturmodell von Roth (1982) Anwendung finden, das speziell für die Analyse des Tischfußballs am geeignetsten scheint. 4.2.1 Koordinative Fähigkeiten im Tischfußball In seinem hierarchischen Modell der koordinativen Fähigkeiten grenzt Roth die koordinativen Leistungsfaktoren auf der Grundlage neurophysiologischer, psychologischer und empirischer Befunde voneinander ab. Übergeordnete Kriterien sind dabei die Fähigkeit zur Koordination unter Zeitdruck (1.) und die Fähigkeit zur Koordination unter Präzisionsanforderungen (2.) (vgl. Roth 1982, S. 52). Diese Differenzierung entspricht verschiedenen koordinationstheoretischen Grundannahmen (vgl. Wollny 2007, Lektionen 4 und 6) und ist zudem adäquat zu den Hauptanforderungskriterien der tischfußballspezifischen Spielpraxis. Auf der nächsttieferen Stufe seines hierarchischen Strukturmodells unterscheidet Roth vier koordinative Basiskomponenten (a – d) voneinander: - die Fähigkeit zur schnellen motorischen Steuerung - die Fähigkeit zur schnellen motorischen Anpassung und Umstellung - die Fähigkeit zur präzisen motorischen Steuerung - die Fähigkeit zur präzisen motorischen Anpassung und Umstellung (Roth 1982, S. 53) Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung Diese faktorenanalytische Einteilung der koordinativen Fähigkeiten 33 unter den Anforderungscharakteristika schnell bzw. präzise ist, wie im Folgenden dargestellt, ebenfalls sehr gut auf den Tischfußball übertragbar. 1. Fähigkeit zur Koordination unter Zeitdruck Ein Hauptbeanspruchungsmerkmal eines professionellen Tischfußballspielers ist die Fähigkeit zur Koordination unter Zeitdruck. Dieser Zeitdruck entsteht einerseits durch die geringe Größe des Spielgerätes und andererseits durch die hohen Ballgeschwindigkeiten, die allgemein zu einem vergleichbar schnellen Spielcharakter führen. Darüber hinaus sind nach dem offiziellen Regelwerk der ITSF (Book of Rules) bestimmte Zeitlimits für den Ballbesitz definiert. Der maximale Zeitraum für den Besitz des Balls an einer Spielstange ist infolgedessen auf 15 Sekunden begrenzt. Die beiden Verteidigungsstangen werden dabei als eine Stange bewertet. Eine Ausnahme stellt die Fünferreihe dar, für die ein Ballbesitz von maximal zehn Sekunden vorgeschrieben ist (vgl. ITSF 2007, S. 18). In Ballbesitz ist eine Spielerreihe sobald sich der Ball in Reichweite einer ihrer Spielfiguren befindet. Durch dieses Reglement steht der ballführenden Mannschaft nur ein sehr begrenzter Zeitrahmen zur Durchführung ihres Angriffes zur Verfügung. Vergleichbar mit der 24-Sekunden-Regel aus dem Basketballsport führt diese Zeitlimitierung des Angriffspiels zu einer Beschleunigung des Spielverlaufs. 2. Fähigkeit zur Koordination unter Präzisionsanforderungen Aufgrund der vergleichsweise geringen Spielfeldgröße von knapp einem Quadratmeter, dem Miniaturspielball und den nur wenige Zentimeter bemessenden Spielfiguren ist beim Tischfußball ein hohes Maß an Spielpräzision gefordert. Der Durchmesser genormter Spielbälle beträgt nur 34,5 mm (vgl. Molkenthin & Tekook 1993, S. 11). Bei der SoccerKlemmtechnik, die auf professioneller Ebene üblicherweise zum Einsatz kommt, wird der Ball unter dem Fuß der Spielfigur eingeklemmt und kann auf diese Weise kontrolliert bewegt werden. Der Kontaktpunkt zwischen dem Ball und der Spielfigur umfasst dabei nur wenige Quadratmillimeter um Schuss- oder Passbewegungen auszuführen. Folglich sind für tischfußballspezifische Techniken eine enorme Feinmotorik und eine enorm präzise Bewegungssteuerung im Millimeterbereich erforderlich. Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung 34 a) Fähigkeit zur schnellen motorischen Steuerung Für das Erzielen eines Tores oder für das Passspiel durch die Mittelreihe werden im Tischfußball häufig schnelle und präzise Bewegungsausführungen benötigt. Generell führt die direkte Kraftübertragung auf das Spielgerät zu schnellen Bewegungen und einer starken Beschleunigung des Balls. Durch die effektive Hebelwirkung der Spielfiguren und die nahezu unelastische Konsistenz der Spielbälle erreichen Profispieler Ballgeschwindigkeiten von über 50 km/h (vgl. DTFB 2009, S. 6). Um den Ball erfolgreich an den beiden Verteidigungsreihen vorbei in das gegnerische Tor zu schießen, wird für gewöhnlich versucht eine maximale Beschleunigung des Balles und eine schnelle Veränderung der Abschussposition zu erreichen. Der Ball wird dabei auf professionellem Niveau meist von einer Spielpuppe der Dreierreihe geführt und anschließend in einen ausgewählten Bereich des Tores geschossen. Die hierbei erforderlichen Torschusstechniken sind daher, neben der maximalen Ballbeschleunigung, geprägt von einer optimalen Ballkontrolle und einer schnellstmöglichen Ballführung. Auf professioneller Ebene kommen daher fast ausschließlich nur zwei Techniken zur Anwendung, die diese Anforderungen erfüllen. Ebenso sind bei dem Blocken und Abfangen der Mittelfeldpässe sowie der Torschüsse eine schnelle motorische Steuerung und blitzschnelle Reaktionen der Abwehrspieler erforderlich. Zur Optimierung der Kraftübertragung auf die Spielstangen werden im Profibereich daher häufig Hilfsmittel wie Handschuhe oder Griffgummis eingesetzt, die durch ihre raue Oberfläche den Reibungseffekt zwischen Hand und Spielgriff erhöhen (vgl. Petschek-Sommer 2006, S. 10). b) Fähigkeit zur schnellen motorischen Anpassung und Umstellung Ein Tischfußballspiel ist charakterisiert durch einen ständigen Wechsel von Angriffs- und Verteidigungssituationen. Ballverluste führen unmittelbar zur Bedrohung durch die Gegenseite, die theoretisch von jeder Position aus einen Torschussversuch ausführen kann. Diese plötzlichen, schnellen Wechsel der Spielsituation verlangen auch entsprechend schnelle Umstellungen und Anpassungen der involvierten Tischfußballspieler. Dabei muss sich ein Spieler in Abwehrhaltung einerseits auf die Position des Balls und dessen mögliche Schussbahnen konzentrieren. Andererseits auch auf die Positionierung der Spielfiguren des gegnerischen und des eigenen Teampartners achten, entweder mögliche gegnerische Pässe abzufangen oder in Zusammenarbeit mit dem Mannschaftskamerad den Großteil des Torraumes abzudecken. In Angriffshaltung dagegen wird versucht so viele Schussbahnen wie möglich auf das gegnerische Tor offen zu halten. Dabei ist es üblich, dass der Sturmspieler die Puppen der Fünferreihe waagerecht stellt, damit der Ball beim Schuss nicht geblockt wird. Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung 35 Gleichzeitig wird die Dreierreihe für mögliche Anspiele aus dem Verteidigungsraum in einer 45° Position zur Tischebene an der Seitenbande positioniert. Aufgrund der hohen Ballgeschwindigkeit und der schnellen Ballführung professioneller Spieler ist es für einen Abwehrspieler aussichtslos zu versuchen einen Schuss oder Pass durch eine Reaktionsbewegung zu blocken. Stattdessen ist es vor allem für den Verteidigungsspieler erforderlich, das Spiel des Gegners zu antizipieren und durch gezieltes Abwehrverhalten den Gegner zu bestimmten Schüssen zu verleiten, die er dann versucht zu blocken. Der angreifende Spieler wiederum muss sich auf dieses Abwehrverhalten einstellen und seine Schüsse den Bewegungen der gegnerischen Verteidigung anpassen. Ebenso können im Mittelfeld gegnerische Pässe durch eine ständige Anpassung und Umstellung der eigenen Spielweise vereitelt werden. Entsprechend versuchen viele Spieler ihre Gegner durch Passund Bewegungstäuschungen oder überraschende Spielzüge zu verwirren. Spielwitz und Erfahrung sind dabei ausschlaggebend (vgl. DTFB 2009, S. 7f). c) Fähigkeit zur präzisen motorischen Steuerung Die Mittelreihe spielt beim Tischfußball eine entscheidende Rolle. Die Mittelfeld-Spielstange genormter Tischmodelle ist mit jeweils fünf Spielfiguren besetzt. Diese sind in regelmäßigen Abständen von nur wenigen Zentimetern zueinander befestigt und verhindern allein durch diese Aufstellung einen Großteil der Passwege zur Stürmerreihe des Gegners. Zusätzlich wird auf professioneller Ebene versucht die bestehenden Lücken zwischen den Abwehrspielern durch schnelle, unregelmäßige Gleitbewegungen der Mittelfeldstange (sog. Hönnchen) weiter zu minimieren. Bei dieser Technik ist neben einer ausdauernden Kraftübertragung auf das Spielgerät eine präzise motorische Steuerung dieser notwendig, da ein Anschlagen der Seitenbanden mit einer Spielfigur aufgrund der Beeinflussung des Spielgerätes mit einem Foul geahndet wird (vgl. ITSF 2007, S. 13). Im Gegenzug erhöhen sich durch dieses Spielverhalten auch die Anforderungen an den gegnerischen Spieler, der versucht einen Pass von der Mittelreihe zum Sturm zu spielen. Diese Aufgabe erfordert jedoch eine äußerst präzise motorische Steuerung des Passspiels, um dabei nicht von der gegnerischen Abwehr geblockt zu werden (vgl. DTFB 2009, S. 6). Erschwerend kommt dazu, dass ein derartiger Pass auf die Stürmerreihe nach offiziellen Regeln nur während der Ballbewegung ausgeführt werden darf, nachdem mindestens zwei Spielfiguren der Fünferreihe den Ball berührt haben (vgl. ITSF-Regelwerk 2007, S. 17). Eine weitere enorme Präzisionsanforderung besteht für den angreifenden Spieler, der versucht den Ball durch die wenigen und minimalen Lücken der gegnerischen Verteidigung in das gegnerische Tor zu schießen. Um statt eines Torschusses Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung 36 einen Pass zum Mitspieler auszuführen ist neben einer präzisen Ballführung auch eine präzise Abstimmung der optimalen Schussstärke erforderlich, damit der Ball statt von den Gegnern allein vom Mitspieler gestoppt werden kann. d) Fähigkeit zur präzisen motorischen Anpassung und Umstellung Für die Spiele der Deutschen Tischfußballbundesliga stehen seit 2011 neun offizielle Tischmodelle zur Verfügung. Diese Tische werden nach festgelegten Normen, jedoch von unterschiedlichen Herstellern produziert. Infolgedessen zeichnen sich auch die offiziellen Turniertische durch eine Reihe herstellerspezifische Spieleigenschaften aus. Jeder Tischfußballligaverein in Deutschland wählt für seine Heimspiele einen dieser Tische aus. Dementsprechend besteht die Herausforderung für die Bundesligaspieler darin auf jedem dieser Modelle spielen zu können und sich auf den jeweiligen Heimtisch anzupassen und umzustellen. Viele Vereine beherbergen daher mehrere offizielle Bundesligatischmodelle um sich im Laufe der Saison auf die Modelle der gegnerischen Mannschaften vorzubereiten. 4.2.2 Konditionelle Fähigkeiten im Tischfußball Neben einer Reihe koordinativer Fähigkeiten erfordert der Tischfußball auch spezielle konditionelle Fähigkeiten der Spieler. Unter dem Begriff Kondition werden dabei die primär energetischen Komponenten Kraft-, Ausdauer und Schnelligkeitsfähigkeit zusammengefasst (vgl. Schnabel & Harre 2008, S. 155). Diese drei konditionellen Fähigkeiten wirken in der sportlichen Praxis niemals isoliert (vgl. Schnabel & Harre 2008, S. 156), sollen aber für die folgende Analyse konditioneller Anforderungen im Tischfußball separat voneinander betrachtet werden. Kraftfähigkeit „Die Kraftfähigkeit drückt sich darin aus, Bewegungswiederstände durch Muskelkontraktion überwinden bzw. äußeren Kräften entgegenwirken zu können.“ (Schnabel & Harre 2008, S. 155) Eine Partie Tischfußball erfordert, ins Besondere auf professionellem Niveau, einen enormen Kraftaufwand. Vor allem im Turnier- und Bundesligabereich wird auch eine hohe Kraftausdauerfähigkeit der Spieler benötigt. In besonderem Maße werden die speziellen Kraftanforderungen in Betrachtung des Abwehrverhaltens im Mittelfeld professioneller Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung 37 Spieler verdeutlicht. Die übliche Technik besteht dabei darin die eigene Fünferstange schnellstmöglich hin und her zu bewegen, um die Passwege des Gegners zu minimieren. Diese Technik führt jedoch über einen längeren Zeitraum zu einer enormen körperlichen Belastung. Das Gewicht einer Mittelstange beträgt bis zu zwei Kilogramm. Um dieses Gewicht zu bewegen ist daher von einem defensiv agierenden Spieler eine Arbeit von zirka acht Joule erforderlich. Angenommen es ist dem Spieler möglich, die Stange fünf mal in der Sekunde hin und her zu bewegen, so wird diese Bewegung bei einem maximalen Zeitkontingent für den Ballbesitz des gegnerischen Mittelfeldes von zehn Sekunden bis zu 50 mal ausgeführt. Die geleistete Arbeit beträgt folglich innerhalb von zehn Sekunden bis zu 400 Joule. Diese Leistung ist vergleichbar mit der Arbeit, die erforderlich ist um einen zehn Kilogramm schweres Gewicht um vier Meter anzuheben. Für eine zusätzliche Kraftbelastung muss darüber hinaus berücksichtigt werden, dass die Stange in kürzester Zeit abgebremst und beschleunigt wird, um ein Anschlagen an den Banden zu verhindern (vgl. DTFB 2009, S. 6). Ausdauerfähigkeit „Die Ausdauerfähigkeit sichert die vielfache Wiederholung von Bewegungshandlungen bzw. den zuverlässigen Dauerbetrieb mit optimaler Intensität und weitgehend stabiler Bewegungstechnik.“ (Schnabel & Harre 2008, S. 156) Die hohen Ausdauerbelastungen professioneller Tischfußballspieler werden insbesondere im Bundesligabetrieb deutlich. Hin- und Rückrunde eines Bundesligaspieltages werden üblicherweise an demselben Wochenende durchgeführt. Dabei werden nach den offiziellen Wettkampfregeln 30 Sätze gespielt. Die durchschnittliche Spielzeit einer Partie beträgt dabei zirka zehn Minuten, kann aber auch eine weitaus längere Spielzeit in Anspruch nehmen. Diese Sätze werden von mehreren Spielern bestritten. Insgesamt stehen jedoch an einem Wochenende pro Spieler zirka acht Spiele á 30 Sätze gegen unterschiedliche Mannschaften aus. Die Dauer eines gesamten Spieltages kann dabei bis zu acht Stunden betragen und stellt eine enorme Belastung für die Spieler dar (DTFB 2009, S. 7). Die bereits beschriebene Abwehrtechnik der Mittelreihe (s. Kraftfähigkeit) kommt in diesem Zusammenhang in verschiedenen Situationen nur eines Spiels hunderte mal zur Anwendung. Aufgrund der hohen Einsatzhäufigkeit dieser Technik, wird eine enorme Kraftausdauerfähigkeit der Spieler benötigt (vgl. DTFB 2009, S. 5f). Insbesondere bei mehrtägigen Turnierveranstaltungen sind die Spieler einer hohen Kraftausdauerbelastung ausgesetzt. Zusätzlich stellen auch psychische Komponenten derartiger Wettkämpfe eine hohe Belastung für die Turnierteilnehmer dar. Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung 38 Turnierspieler können während intensiver Wettkampftage bis zu drei Kilogramm Körpergewicht verlieren (vgl. Frolik 2006, S. 28). Schnelligkeitsfähigkeit „Schnelligkeit ist die Fähigkeit, Bewegungen und Handlungen mit sehr hoher Geschwindigkeit auszuführen.“ (Schnabel & Harre 2008, S. 155) Der Spielball erreicht beim Tischfußball, wie bereits beschrieben, Geschwindigkeiten von über 50 km/h. Dabei überquert der Ball das gesamte Spielfeld in weniger als 0,1 Sekunden (vgl. DTFB 2009, S. 5). Aus diesen beachtlichen Geschwindigkeiten ergeben sich hohe Anforderungen an die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeiten der Spieler. Um stark beschleunigte Bälle mit Hilfe der Spielfigur stoppen zu können, sind präzise und dynamische Handlungen der Tischfußballspieler erforderlich. Für das menschliche Auge nahezu unsichtbar, sind Schüsse und Pässe meist nur durch Antizipation der Ballbewegungen zu kontrollieren. Um abgefälschte Bälle, die sich unkontrolliert über das Spielfeld bewegen, abfangen zu können, müssen die Spieler darüber hinaus über blitzschnelle Reaktionen verfügen. Neben der Ballannahme setzen auch der Torschuss und die Torabwehr teilweise sehr schnelle Bewegungen der Spieler voraus. Ein angreifender Stürmer versucht dabei seinen Schuss mit einer schnellstmöglichen Bewegung in eine der Torecken abzugeben. Für einen verteidigender Torwart, der auf der Grundlage reaktionsschneller Bewegungen agiert, besthet die Aufgabe folglich darin, die Verteidigungsfiguren so schnell wie möglich zwischen Ball und Tor zu bewegen. Neben diesen motorischen Voraussetzungen stellt auch die Ausprägung spezieller kognitiver Fähigkeiten eine bedeutende Eigenschaft erfolgreicher Tischfußballspieler dar. Insbesondere sind eine dauerhafte Konzentration und eine solide mentale Stärke entscheidende Faktoren auf einem professionellen Spielniveau. Dabei stehen Profispieler in einer Turniersituation vor der schwierigen Aufgabe trotz höchster innerer Anspannungen ruhig und gewissenhaft zu agieren sowie trainierte Bewegungsabläufe konstant und präzise anzuwenden. Die hierfür erforderliche Routine und Spielkontrolle entwickelt sich meist erst durch ein jahrelanges, regelmäßiges Training und die nötige Spielpraxis. Des weiteren zeichnet sich Tischfußball auch durch verschiedene Spieltaktiken und Teamspiel aus. Ein gut koordiniertes Stellungsspiel beider Teammitglieder und ein abgestimmtes Passspiel sind effektive Spielmethoden im Doppel. Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung 39 Demzufolge gibt es im Tischfußball sehr hohe Leistungsunterschiede zwischen Spielern der untersten und der obersten Spielklassen. Sogar die Mehrzahl der professionellen Spieler ist dabei als Amateur66 eingestuft. Um jedoch selbst in dieser Leistungsgruppe erfolgreich zu sein, ist aber zweifellos ein mehrjähriges Training erforderlich (vgl. DTFB 2009, S. 9). Professioneller Tischfußball der Elite-Spieler beispielsweise kann aufgrund maximaler Leistungssteigerung, zielorientierten Trainingsmethoden, weitgehender Abstinenz gegenüber leistungsreduzierender Substanzen und eines klar geregelten Wettkampfprinzips aus sportwissenschaftlicher Sicht als Leistungssport bewertet werden (vgl. Röthig & Prohl 2003, S. 343). Die allgemeinen physischen und psychischen sowie motorischen Anforderungen an Tischfußballspieler sprechen jedoch auch generell für die Bewertung von Tischfußball als Sport. D darüber hinaus ist der DTFB darin bestrebt, „den Gemeinschaftsgeist und die Sportkameradschaft durch freiwillige Unterordnung unter die geschriebenen und ungeschriebenen sportlichen Gesetze zu fördern“ (DTFB 2007, S. 4). Auch wenn der Tischfußball aus sportwissenschaftlicher Sicht vielfältige sportspezifische Anforderungen bietet, sind für eine offizielle Anerkennung dieser sportlichen Qualifikationen des Tischfußballs bestimmte bürokratische Hürden zu überwinden. Zu diesem Zweck sollen im folgenden Kapitel sowohl die jahrzehntelangen Gerichtsverhandlungen, als auch aktuelle Entwicklungen des Tischfußballs in Deutschland näher erläutert werden. 4.3 Rechtliche Grundlagen – Förderung des Sports durch Tischfußball Am 23. Juni 2010 wurde vom Hessischen Finanzgericht (HFG) eine bedeutungsvolle Entscheidung getroffen: Die Förderung des Drehstangen-Tischfußballs wird nach deutschem Steuerrecht als Förderung des Sports und damit als gemeinnützig anerkannt.67 Mit diesem Urteil ist der Drehstangen-Tischfußball in Deutschland dem Ziel, als Sportart anerkannt zu werden, einen Schritt näher gekommen. Die Diskussion um die Anerkennung des Tischfußballs als Sportart ist jedoch nicht neu. Seit rund 25 Jahren wird dieses Thema bereits in deutschen Gerichtsälen diskutiert. Doch wie kam es zu dieser Wende in der Rechtssprechung? Und was bedeutet dieses Urteil für den deutschen Tischfußballsport? Ausgangspunkt der aktuellen Debatte war die wiederholte Ablehnung des Antrags auf Anerkennung der Gemeinnützigkeit durch das Hessische Finanzamt im Jahre 2009. Zur Begründung führte das Finanzamt an, „nach der Definition, die der Bundesfinanzhof für den 66 Nach Einstufung des Players 4 Players e.V. werden die Spieler durch vier Abstufungen eingeteilt. Diese Abstufungen lauten: Neulinge, Amateur, Master und Elite. (vgl. DTFB 2007, S. 8f). 67 Vgl. www.jusletter-it.eu (Zugriff am 06.04.2011). Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung 40 gemeinnützigen Sport entwickelt habe, müsse Sport für eine körperliche Ertüchtigung geeignet sein und über das sonst übliche Maß an Aktivität erheblich hinausgehen. Dies sei beim Tischfußball nicht zu erkennen, was u.a. auch daran abzulesen sei, dass Tischfußball weder vom Landessportbund Hessen e.V., noch vom Deutschen Olympischen Sportbund e.V. als Sportart aufgenommen worden sei.“ (HFG, Urteil v. 23.6.2010, 4 K 501/9, S. 5) Bei diesem Urteil berief sich das HFA auf die vorherigen Entscheidungen des Finanzgerichtes (FG) Berlin vom 09.09.1985 (AZ.: VIII 137/84) und des Bundesfinanzhofes (BFH) vom 12.11.1986 (AZ.: I R 204/85) sowie des FG Köln vom 17.10.1994 (AZ.: 13 K 5388/94), die eine Bewertung des Tischfußballs als Sport ablehnten. Die Ursache für diese negativen Rechtssprechungen der einzelnen Finanzgerichte ist jedoch auf eine unangemessene Vereinheitlichung unterschiedlicher Tischfußballspiele zurückzuführen. So betraf das Urteil des Kölner FG fälschlicherweise das Tischfußballspiel Subbuteo, bei dem die Spielfiguren mit der Hand auf einem Spielfeld bewegt werden. Das BFH-Urteil von 1986 sowie das Urteil des FG Berlin von 1985 bezogen sich wiederum ausschließlich auf das Tischfußballspiel TippKick, bei dem der Spielball durch Antippen eines Knopfes auf den Spielfiguren über ein aufgetischtes Spielfeld bewegt wird (vgl. HFG, Urteil v. 23.6.2010, 4 K 501/09, S.5). Diese beiden Tischfußballspiele sind jedoch in keiner Weise mit dem Drehstangen-Tischfußball gleichzusetzen, bei dem auf international genormten Spieltischen die Spielfiguren an Stangen geführt werden (vgl. HFG, Urteil v. 23.6.2010, 4 K 501/09, S.6). Dennoch führte das Votum des HFA zu einer aussichtslos erscheinenden Pattsituation bezüglich der steuerrechtlichen Verwaltungsvorschriften: Die Finanzverwaltung lehnte den Antrag auf Anerkennung der Gemeinnützigkeit wegen der Förderung des Sports mit der Begründung ab, dass Tischfußball weder im Landessportbund Hessen e.V. noch vom Deutschen Olympischen Sportbund e.V. als Sportart aufgenommen worden sei. Gleichzeitig jedoch war nach den geltenden Aufnahmerichtlinien der deutschen Sportbünde der Nachweis über eine derartige Anerkennung Voraussetzung für die Aufnahme (vgl. HFG, Urteil v. 23.6.2010, 4 K 501/09, S. 6). Viele Tischfußballvereine in Deutschland verloren infolgedessen ihre bis dato vorläufige Bescheinigung der Gemeinnützigkeit, die 2005 ausgestellt worden war (vgl. HFG, Urteil v. 23.6.2010, 4 K 501/09, S. 4). Da eine Klage gegen steuerrechtliche Verwaltungsvorschriften formal nicht durchführbar ist, wurde vom Deutschen Tischfußballbund e.V. stattdessen die Klage auf Anerkennung der Gemeinnützigkeit bei dem Finanzgericht in Kassel eingereicht. Diese Klage bezog sich lediglich auf den Status des DTFB e.V. als bundesweiten Dachverband des DrehstangenTischfußballs. Als Begründung wurde dabei vorgebracht, „dass die Ausübung des Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung 41 Drehstangen-Tischfußballs (nach dem Regelwerk der ITSF) in jeder Hinsicht die Kriterien erfülle, die durch die Rechtssprechung zum Begriff Sport im Sinne des Gemeinnützigkeitsrechts entwickelt worden seien.“ (HFG, Urteil v. 23.6.2010, 4 K 501/09, S. 5) Diese Kriterien sind nach § 5 Abs. 1 Nr. 9 S. 1 KStG von einer Körperschaft erfüllt, wenn „sie nach ihrer Satzung und tatsächlichen Geschäftsführung ausschließlich und unmittelbar gemeinnützigen Zwecken dient.“ Gemäß § 52 Abs. 1 S. 1 AO des deutschen Steuerrechts verfolgt eine Körperschaft gemeinnützige Zwecke, „wenn ihre Tätigkeit darauf gerichtet ist, die Allgemeinheit auf materiellen, geistigen oder sittlichen Gebiet selbstlos zu fördern. Eine Förderung der Allgemeinheit setzt voraus, dass der Kreis der Personen, denen die Förderung zu Gute kommt, weder fest abgeschlossen ist noch dauernd nur klein sein kann.“ Dabei ist unter den Voraussetzungen des § 52 Abs. 1 AO „als Förderung der Allgemeinheit auch die Förderung des Sports anzuerkennen“ (§ 52 Abs. 2 Nr. 2 S. 1 AO). Sport umfasst nach der Auslegung des Begriffs im Rahmen der gesetzlichen Bestimmung des § 52 Abs. 2 Nr. 2 S. 1 AO „Betätigungen, die die allgemeine Definition des Sports erfüllen und die der körperlichen Ertüchtigung dienen. Erforderlich ist daher eine körperliche, über das ansonsten übliche Maß hinausgehende Aktivität, die durch äußerlich zu beobachtende Anstrengungen oder durch die einem persönlichen Können zurechenbare Kunstbewegungen gezeichnet ist.“ Ein wesentliches Merkmal des Begriffs Sport im Sinne des § 52 Abs. 2 Nr. 2 S. 1 AO ist die körperliche Ertüchtigung. (HFG, Urteil v. 23.6.2010, 4 K 501/09, S. 9) Auf Grundlage dieser Definition wurde vom HFG folgendes Urteil gefällt: „Legt man diese Umschreibung des Begriffs Sport zugrunde, so fällt auch der Drehstangen-Tischfußball, insbesondere soweit er – wie von dem Kläger gefördert wettkampfmäßig in Gestalt von Ligaspielen, Weltmeisterschaften und Turnieren betrieben wird, darunter. Wie sich aus den umfangreichen tatsächlichen Ausführungen des Klägers zu dieser Sportart ergibt und wie das Gericht auch aus eigener Anschauung weiß, stellt der Drehstangen-Tischfußball insbesondere in seiner Wettkampfsvariante eine über das ansonsten übliche Maß hinausgehende Aktivität dar. Darüber hinaus erfordert er auch, was die Betätigung der Drehstangen anbelangt, in hohem Maße einem persönlichen Können zurechenbare Kunstbewegungen.“ (HFG, Urteil v. 23.6.2010, 4 K 501/09, S. 9) Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung 42 Des Weiteren besteht der Zweck des DTFB e.V. nach § 2 seiner Satzung in der Förderung des Tischfußballsports, bei der die Gesundheit der Mitglieder durch Leibesübungen erhalten und gefördert werden soll. Ein Schwerpunkt dieser Förderung liegt bei der Jugendarbeit im Bereich des Sports. Der DTFB e.V. als Bundesverband des organisierten Tischfußballs vertritt nach § 3 der Vereinssatzung die Interessen seiner Mitglieder in der Öffentlichkeit und organisiert den bundesweiten Tischfußballbetrieb „wettkampfmäßig in Gestalt von Ligaspielen, Weltmeisterschaften und Turnieren“ (HFG, Urteil v. 23.6.2010, 4 K 501/09, S. 11). Des Weiteren nimmt der Verein „die Vertretung der deutschen Tischfußballspieler gegenüber ausländischen und internationalen (Sport-) Organisationen wahr“ (HFG, Urteil v. 23.6.2010, 4 K 501/09, S. 3). Der Sport umfasst nach dem Urteil des BFH vom 29.10.1997 I R 13/97 (BStBl. II 1998, 9) darüber hinaus „auch eine Vielzahl von Aktivitäten, die im geringeren Maß der körperlichen Ertüchtigung dienten, wie der Schießsport, das Segelfliegen, das Bogenschießen und Billard. So ist gemäß der Verfügung der Oberfinanzdirektion Hannover vom 25.07.1994 auch Dart Sport im Sinne des § 52 AO, wenn es wenn es nach den Regeln des Deutschen Dartverbandes e.V. wettkampfmäßig betrieben werde.“ Ergänzend wird darauf hingewiesen, dass der Tischfussball in anderen europäischen Ländern bereits als Sportart anerkannt ist (vgl. DTFB 2009, S. 11). Mit dem Urteil des FG Kassel vom 23.06.2010 ist diese Klage rechtskräftig geworden. Der Drehstangen-Tischfußball gilt somit im steuerrechtlichen Sinne als Sport und hat einen entsprechenden Anspruch auf die Anerkennung der Gemeinnützigkeit im Sinne der Abgabeordnung. Die Tätigkeit des DTFB e.V. ist dementsprechend durch die Förderung des Sports auch als Förderung der Allgemeinheit anzuerkennen (HFG, Urteil v. 23.6.2010, 4 K 501/09, S.8). Folglich kann der Deutsche Tischfußballbund e.V. durch dieses Rechtsurteil als erster offiziell anerkannt gemeinnütziger Tischfußballverein in Deutschland angesehen werden.68 Das entscheidende Kriterium für diese Entscheidung war dabei, dass sich Drehstangen-Tischfußballs zur körperlichen Ertüchtigung eigne. Im Gegensatz zu anderen Tischfußballspielen zeichnet sich der Drehstangen-Tischfußball durch spezielle physische und psychische Anforderungen zur körperlichen Ertüchtigung der Spieler aus. Der Spielverlauf setzt neben einem signifikant gesteigerten Kraft- und Bewegungsaufwand auch ein wesentlich höheres Konzentrations- und Reaktionsvermögen der Spieler voraus. Im Vergleich zu anderen anerkannten Sportarten, wie Dart oder Sportschießen, ist die Eignung zur körperlichen 68 Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=666:gemeinnuetzigkeit-anerkannt-revision-zurueckgenommen&catid=1&Itemid=26 (Zugriff am 14.01.2011). Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung 43 Ertüchtigung des Drehstagen-Tischfußballs deutlich erkennbar (vgl. HFG, Urteil v. 23.6.2010, 4 K 501/09, S.10). Bisherige Urteile, die ohne Differenzierung der unterschiedlichen Tischfußballvarianten gefällt wurden, stehen aus diesem Grund der Einordnung des Drehstangen-Tischfußballs als Sport nicht entgegen (vgl. DTFB 2009, S. 10). In Folge dieses rechtskräftigen Urteils wurde im November 2010 bei einer Konferenz auf bundesweiter Verwaltungsebene für eine Änderung der bisherigen steuerrechtlichen Verwaltungsvorschriften gestimmt. Für die Tischfußballvereine in Deutschland würde diese Änderung die Möglichkeit eröffnen, ebenfalls die Anerkennung der Gemeinnützigkeit zu beantragen. Da eine Anpassung der Verwaltungsvorschriften auf bundesweiter Ebene jedoch mit erheblichen bürokratischen Zwängen verbunden ist, wird dieser Prozess voraussichtlich noch einige Monate bis Jahre andauern.69 Dennoch kann eine derartige einheitliche Regelung der steuerlichen Anerkennung des Tischfußballs durchaus als ein Meilenstein für den Tischfußballsport in Deutschland gewertet werden. Über die offizielle Anerkennung des Tischfußballs als Sportart müssen jedoch letztendlich die Landessportbünde sowie der Deutsche Olympische Sportbund entscheiden. Aus diesem Grund strebt der DTFB e.V. auch weiterhin 69 die Förderung des Tischfußballs im Sinne des Sports Vgl. http://www.tfvh.de/index.php?option=com_content&view=article&id=320:was-bedeutet-die-nunanerkannte-gemeinnuetzigkeit-fuer-uns&catid=21&Itemid=107 (Zugriff am 22.3.2011). 70 Vgl. http://www.tischfussball.de/phorum/read.php?3,72563,72977,quote=1 (Zugriff am 8.3.2011). an.70 Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler 44 5 Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler “NUR Tischfussball, Sohn? – Das ist das tollste Spiel, das je erfunden wurde! Eddy Tischfuß hatte als Junge einen Traum. Den Traum das Spiel zu erfinden, das jeder Mann genießen kann – egal ob er außer Form oder besoffen ist.“ (Al Bundy, fiktive Filmfigur) Ein grundlegendes Problem bezüglich der Anerkennung des Tischfußball als Sportart ist die weitgehende Uneinigkeit der Tischfußballgeräte und -verbände in Deutschland. Das große Ziel des DTFB ist es daher diese unterschiedlichen Strukturen zu vereinheitlichen und zu organisieren. Neben dieser institutionellen Ausprägung des Tischfußballs im Rahmen des DTFB wird jedoch in Deutschland täglich auch unabhängig von organisierten Strukturen Tischfußball gespielt. Die meisten Menschen spielen Tischfußball dabei meist in Kneipen oder Gaststätten, gemäß seines ursprünglichen Unterhaltungszwecks, zum reinen Vergnügen. Diese unorganisierte Form des Tischfußballs als Kneipenspiel führt jedoch unweigerlich zu einem vorgeprägten Erscheinungsbild. Zu späten Abendstunden und zusätzlich häufig unter Alkoholeinfluss praktiziert, ist dem Tischfußball daher auf den ersten Blick kaum ein sportlicher Charakter abzugewinnen. Viele engagierte Tischfußballspieler des DTFB wehren sich jedoch gegen derartige Vorurteile und verweisen auf die vielseitigen sportspezifischen Anforderungen beim Tischfußball. Um die unterschiedlichen Sichtweisen dieser beiden Spielergruppen detaillierter zu erforschen, wurden im Rahmen dieser Arbeit qualitative Leitfadeninterviews mit Amateurund Profispielern durchgeführt.71 Dabei wurden Daten von insgesamt sechs Tischfußballspielern aus Göttingen erhoben. Die unterschiedlichen Standpunkte der beiden Untersuchungsgruppen wurden anschließend ausgewertet und miteinander verglichen. Während der Befragungen wurden Informationen über das tischfußballspezifische Fachwissen der Befragten sowie den persönlichen Bezug der Probanden zum Tischfußball erhoben. Darüber hinaus wurden auch sportspezifische Fragen behandelt, wie beispielsweise wichtige Kriterien für eine Sportdefinition oder der eigene Standpunkt in Bezug auf die Anerkennung des Tischfußballs als Sportart. Zusätzlich zum Interviewverfahren wurden im Zusammenhang mit dem explorativen Charakter dieser Arbeit qualitative Erhebungen in Form von teilnehmenden Beobachtungen bei Turnierveranstaltungen und in lokalen Kneipen durchgeführt. 71 Der verwendete Leitfaden sowie zwei vollständig transkribierte Interviews sind im Anhang einzusehen. Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler 45 Im Folgenden soll zunächst die angewendete qualitative Erhebungsmethode sowie der Feldzugang, das Sample und das Forschungsdesign näher erläutert werden. Nach einer Präsentation der ausgewerteten Forschungsergebnisse, sollen diese anschließend verglichen und diskutiert werden. 5.1 Methodik – Das problemzentrierte Interview Für die vorliegende qualitative Untersuchung wurde ein Forschungsdesign entwickelt, das auf der methodischen Grundlage des problemzentrierten Interviews (PZI) basiert. Das PZI ist eine leitfadenbasierte Erhebungsmethode der qualitativen Sozialforschung und wurde 1982 von Andreas Witzel eingeführt. Aufbauend auf dem theoriegenerierenden Verfahren der Grounded Theory (vgl. Strauss & Corbin 1996) wird das PZI auch als „gegenstandsverankerte Theorie“ (Schmidt-Grunert 1999, S. 29) bezeichnet. Dabei bezieht sich die Entwicklung einer Theorie sowohl auf einen erfassten Ausschnitt der sozialen Wirklichkeit, als auch auf ein theoretisches Vorverständnis (vgl. Schmidt-Grunert 1999, S. 29). Grundlegend kennzeichnen das PZI drei Prinzipien, die den gesamten Forschungsprozess gestalten: - die Problemzentrierung - die Gegenstandsorientierung - die Prozessorientierung (vgl. Witzel, 1982, S. 70f). Im Verlauf des problemzentrierten Interviews werden mit Hilfe eines Leitfadens offene, halbstrukturierte Fragen (vgl. Schmidt-Grunert 1999, S. 40) gestellt, die den Gesprächsverlauf mit Hinblick auf ein bestimmtes Problem thematisieren (vgl. Flick 2007, S. 210). Durch die Anwendung problembezogener Fragestellungen können unterschiedliche soziale Probleme, auf das Wesentliche fokussiert, aufgegriffen werden (Problemzentrierung) (vgl. SchmidtGrunert 1999, S. 41). Das Ziel der Befragung besteht darin die Probanden durch möglichst erzählgenerierende Fragen zur Produktion von umfangreichen autobiografischen Sequenzen anzuregen (Gegenstandsorientierung). Der Fragebogen dient dem Interviewer dabei hauptsächlich als Hilfestellung und roter Faden, um den Gesprächsverlauf auf die Problemstellung zurückzuführen (vgl. Witzel 1982, S. 90). Zusätzlich wird der Interviewer während der Interviewsituation vor die Aufgabe gestellt, anknüpfend an die Erzählungen der Befragten, den Leitfaden zu verändern (vgl. Schmidt-Grunert, 1999) und spontane Fragen (Ad-hoc-Fragen) zu formulieren (Prozessorientierung) (vgl. Gläser & Laudel 2009, S.121). Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler 46 Das Vorwissen des Interviewführenden wird in der Erhebungsphase offengelegt und begrenzt thematisch den Rahmen des Fragenkataloges. Die Methode des PZI versucht auf diese Weise den vermeintlichen Gegensatz zwischen Theoriegeleitetheit und Offenheit der Befragung aufzuheben (vgl. Witzel 2000, S. 2). Die möglichst freien Erzählungen der Befragten entsprechen weitgehend einem offenen Gespräch, sind dabei aber einschränkend auf eine bestimmte Problemstellung zentriert (vgl. SchmidtGrunert 1999, S. 41). Den Beginn des problemzentrierten Interviews bildet dabei eine vorformulierte, offene Einleitungsfrage, die das Gespräch sogleich auf den zentralen Problembereich konzentriert (vgl. Gläser & Laudel 2009, S.128). Unterstützt wird die Erhebung eines PZI durch die Tonträgeraufzeichnung des gesamten Interviews (vgl. Witzel, 2000, S. 4). Die Aufzeichnung der verbalen Äußerungen erfolgt dabei unter Einwilligung des Interviewpartners. Die Aufbereitung der Daten wird durch die nachträglich durchgeführte Verschriftung (Transkription) der Tonaufnahmen erreicht (vgl. Flick 2007, S. 379). Für jeden Interviewpartner wird mit Beginn der Kontaktaufnahme ein Memo angelegt, das spezifische Daten enthält und im weiteren Forschungsverlauf ergänzt wird. In einem Memo werden darüber hinaus auch skizziert die Standpunkte und Aussagen eines Interviewpartners zusammengefasst (vgl. Rosenthal 2005, S. 92f). Diese Informationen erlauben eine vorläufige globale Auswertung der Interviewdaten und ermöglichen entsprechend dem explorativen Anspruch dieser Arbeit einen Überblick über das Forschungsfeld. Ein weiteres Instrument des PZI stellt der Kurzfragebogen dar, der die Funktion erfüllt, Basisinformationen über den biographischen und sozialen Hintergrund der befragten Person zu erheben (vgl. SchmidtGrunert 1999, S. 42). Dieser wird dem Hauptfrageteil angefügt. Der verwendete Fragebogen dieser Arbeit gliedert sich in drei unterschiedliche Themenbereiche, die aufeinander aufbauen. Eine problemorientierte, offene Einleitungsfrage bezüglich der persönlichen Spielgewohnheiten der Probanden ermöglichte einen direkten Einstieg in den Themenbereich Tischfußball und einen auflockernden, erzählgenerierenden Interviewstart. Daran anschließend wurden verschiedene Fragen nach der persönlichen Beziehung der Probanden zum Tischfußball und möglichen Trainingszeiträumen und methoden gestellt. Der zweite Themenbereich wurde auf die sportlichen Bezüge und Kriterien des Tischfußballs ausgelegt. Neben Eigenschaften eines guten Tischfußballspielers wurden die Probanden ganz offen nach einer Einschätzung des Tischfußballs als Sport und der eigenen Position in der derzeitigen Diskussion um den Tischfußball befragt. Darüber hinaus bestand die Aufgabe für die Probanden darin, eine eigene Definition von Sport zu umschreiben. Der dritte Fragenteil behandelte die Regel- und Materialkunde sowie Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler 47 Organisationsstrukturen im deutschen Tischfußball und überprüfte das tischfußballspezifische Fachwissen der Probanden. Insbesondere durch diese Fragen konnte ein Rückschluss auf die präzise Einordnung der Probanden in Amateur- und Profispieler erfolgen. Der anschließende Kurzfragebogen enthielt geschossene Fragen über Alter, Beruf und Hobbys der Probanden und endete mit einer letzten offenen Frage, die einen entspannten Ausklang der Befragung ermöglichen sollte. Die Auswertung und Interpretation der geführten Interviews erfolgt auf Grundlage der transkribierten Gespräche, der Ergebnisse des Kurzfragebogens, des Postskriptum und der Memos. Theoretisches Wissen entsteht prinzipiell auf der Basis einer offenen und flexiblen Begriffsbildung, durch die gewährleistet wird, dass die Problemsicht des Interviewers nicht diejenige der Befragten überdeckt (vgl. Witzel 2000, S. 1). Ein gesellschaftlicher Bezug wird dabei auf der Grundlage des subjektiven Wissens und der Sichtweise der Interviewten erstellt (vgl. Flick 2007, S. 214). Zunächst soll jedoch die Auswahl der untersuchten Probanden (Sample) vorgestellt werden. Sample Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden insgesamt sechs Probanden mit Hilfe des PZI zu dem Thema Tischfußball befragt. Die interviewten Personen bestanden dabei aus drei Amateurspielern, die Tischfußball in Kneipen oder öffentlichen Gebäuden spielten und drei Profispielern, die sich durch die Mitgliedschaft in einem Tischfußballverein auszeichneten. Alle Profispieler waren Mitglieder des lokalen Tischfußballvereins Tischfußballfreunde ASC Göttingen. Für die Interviews dieser Spielergruppe wurden erfolgreiche Vereinsmitglieder ausgewählt, darunter ein P4P-Weltmeister. Als Amateurspieler wurden demgegenüber zufällig Probanden ausgewählt, die sich durch das Interesse am Tischfußball und einer nichtvorhandenen Vereinsteilnahme auszeichneten. Die Vertreter dieser Untersuchungsgruppe wurden hauptsächlich an öffentlichen Tischfußballtischen der Georg-August-Universität Göttingen ermittelt. Alle Probanden wurden im Vorfeld persönlich angesprochen und nach einem möglichen Interviewtermin befragt. Die weitere Terminabsprache fand daraufhin telefonisch oder per E-Mail statt. Die interviewten Probanden waren ausnahmslos Akademiker, die zur Zeit der Erhebung entweder als Studenten eingeschrieben waren oder ihr Studium bereits beendet hatten. Das durchschnittliche Alter der Befragten lag bei 26 Jahren. Alle Teilnehmer der Befragung waren männlich. Die persönlichen Daten der Probanden wurden im Rahmen dieser Arbeit anonymisiert. Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler 48 5.2 Ergebnisse der Interviewerhebungen Die Forschungsergebnisse akquirieren sich aus der Analyse der Interviewdaten, die für eine präzisere Auswertung transkribiert wurden. Um unterschiedliche Interpretationszugänge aus verschiedenen Perspektiven zu eröffnen, sollen die verschriftlichten Interviews nach den Vorgaben von Flick (2007, S. 372) „möglichst von innen heraus“ analysiert werden. Durch die Aufzeichnung und Aufbereitung der Forschungsdaten werden Ergebnisse gewonnen, „die an die Stelle der untersuchten Zusammenhänge treten“ und auf diese Weise eine „neue Realität im und durch den erstellten Text“ schaffen (Flick 2007, S. 372f). Anhand der subjektiven Interviewäußerungen kann so eine Reflexion auf gesellschaftliche Relevanzstrukturen erfolgen (vgl. Schmidt-Grunert 1999, S. 41). Für den gesamten Forschungsverlauf lässt sich sagen, dass alle interviewten Forschungsteilnehmer dem Forscher und dem Forschungsvorhaben gegenüber grundsätzlich positiv eingestellt waren. Auch auf spontane Interviewanfragen während eines lokalen Tischfußballturniers reagierten die Probanden sehr positiv. Zur Vollständigkeit sind zwei transkribierte Interviews im Anhang hinterlegt. Die Verschriftlichungen lehnen sich an die grundlegenden Transkriptionsregeln nach Flick (2007), paralinguistische Momente bleiben dabei weitgehend unbeachtet (vgl. Flick 2007, S. 379ff). Im Folgenden sollen die Untersuchungsergebnisse der Amateur- und Profispieler zunächst differenziert betrachtet werden, um in einer anschließenden Diskussion diese beiden unterschiedlichen Spielergruppen miteinander zu vergleichen. Aufgrund ungenügender Vergleichsdaten und der verwendeten explorativen und daher zwangsläufig oberflächlichen Forschungsmethode wird mit den gewonnenen Ergebnisse keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. 5.2.1 Tischfussball aus der Sicht von Amateurspielern Die Gruppe der Amateurspieler bestand aus insgesamt drei Probanden, die unabhängig voneinander interviewt wurden. Bei der Auswertung der gewonnenen Daten ergaben sich teilweise deutliche Übereinstimmungen der einzelnen Befragungen. So stellt für alle drei Amateurspieler der Spaß am Spiel den Hauptfaktor für die Ausübung von Tischfußball dar. „Der Spaß muss im Vordergrund stehen.“ Person 1, 00:15:04-3 Als eine häufige Spielsituation wurden in diesem Zusammenhang die gemeinsame Mittagspause unter Arbeitskollegen oder der abendliche Kneipenbesuch genannt. Dabei existierten in der Kneipe Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler 49 auch durchaus feste Rituale, nach denen beispielsweise die Gewinner einer Tischfußballpartie zu einem nächsten Spiel aufgefordert werden könnten. Insbesondere wurden als Gründe für die Ausübung des Tischfußballs jedoch gesellschaftliche Aspekte betont, bei denen vor allem ein Miteinander und das Gespräch mit Freunden im Vordergrund ständen. „Das ist halt für mich einen Abend mit jemanden in der Kneipe treffen. Das ist für mich Tischfußball.“ Person 1, 00:16:38-6 Häufig seien diese Treffen mit dem Konsum von Alkohol verbunden. „Wir zählen zwar die Punkte und gewonnene Spiele, aber ich möchte sagen, alles noch auf einem sehr spaßigen Level, also wir trinken dabei auch Bier.“ Person 1, 00:01:11-1 Darüber hinaus wurden von einem Probanden auch regelmäßige Spielzeiten beschrieben. So traf sich dieser wöchentlich mit Arbeitskollegen in einer Kneipe, um den Spaß am Tischfußballspiel auch nach der gemeinsamen Arbeitszeit fortzusetzen. Diese regelmäßigen Treffen hätten jedoch einen reinen Unterhaltungscharakter und es würde dabei nicht die Absicht verfolgt das eigene Spiel durch bestimmte Trainingsmethoden zu optimieren. Generell würden von keinem der befragten Amateurspieler bestimmte Trainingsmethoden verfolgt werden. Ein gezieltes Trainieren von Schuss- oder Passtechniken fände ebenfalls nicht statt. „Wir üben de facto gar nicht.“ Person 1, 00:04:46-3 Stattdessen würden neue Spielzüge oder Techniken nur gelegentlich und in Verbindung mit dem gemeinsamen Spiel ausprobiert werden. Dieses Üben durch Spielen verhindere jedoch meist die Anwendung neuartiger Bewegungsausführungen, sodass die Amateurspieler häufig an ihren altbewährten Techniken festhalten würden. Dennoch wurden vereinzelnd Spielzeiten von bis zu vier Stunden und regelmäßig stattfindende gemeinsame Spiele beschrieben. Ein weiterer Proband gab jedoch auch an zur Zeit nur sporadisch und generell phasenweise „mal mehr mal weniger“ Tischfußball zu spielen. Über die Bewertung des Tischfußballs als Sport bestand insgesamt eher eine geteilte Meinung. Für zwei der befragten Amateurspieler wären beim Tischfußball grundsätzlich sportliche Leistungskriterien vorhanden, die sie auf erforderliche sportspezifische Fähigkeiten wie Reaktionsschnelligkeit, Technik und Konzentration zurückführten. Darüber hinaus bestände beim Tischfußball auch eine enorme körperliche Aktivität, die sich durch erforderliche Kraftanwendungen auszeichne. „...ordentlich Power im Handgelenk, weil sonst kriegt man einfach nicht genug Speed dahinter.“ Person 1, 00:10:06-1 Dabei seien durchaus auch Überlastungsfolgen zu erkennen. „Also, wenn man so fünf, sechs Stunden gespielt hat, dann merkt man schon was am nächsten Tag im Handgelenk.“ Person 1, 00:17:57-3 Zusätzlich wurden auch der elementare soziale Aspekt (Teamcharakter) und der Nutzen als Ausgleich (Erholungscharakter) des Tischfußballs als Erfüllung sportlicher Kriterien Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler 50 angeben. Trotz fehlender spezifischer Regelanwendungen werde der sportliche Gedanke einer fairen Spielweise grundsätzlich über versucht schnelle einzuhalten. Reflexe, Erfolgreiche Kraft, Tischfußballspieler Technik und ein müssten ausgeprägtes Konzentrationsvermögen, aber auch über die Fähigkeit verfügen, die gegnerischen Bewegungen antizipieren zu können. Dabei wurde Tischfußball auch verglichen mit den Sportarten Schach oder Billard, bei denen ebenfalls vor allem „räumliches Denken“ erforderlich sei. Ein Proband sprach sich jedoch gegen die Bewertung des Tischfußballs als Sport aus, da Tischfußball für diesen nicht mehr als die Ansprüche eines „Gesellschaftsspiels“ oder einer „Freizeitaktivität“ erfülle. Seine Entscheidung begründete dieser vor allem damit, dass Tischfußball zwar diversen sportlichen Ansprüchen entspreche, aber laut konventioneller Darlegung nicht als Sportart gewertet werde. Als Antwort auf die Frage, was passiere, wenn der Ball das Spielfeld verlasse, wurden von den Probanden unterschiedliche Regeln erläutert. Danach werde der Ball entweder im Torraum oder durch das Einwurfloch wieder auf das Spielfeld befördert. Offizielle Regeln waren nicht bekannt. „Ich weiß nur, wie wir das spielen. ... Ich weiß nicht, ob das korrekt ist.“ Person 1, 00:07:14-0 Über die organisierten Strukturen des Tischfußballs in Deutschland konnten nur sehr wenig Informationen gegeben werden. „Ich weiß, es gibt eine Bundesliga und es gibt Vereine. Punkt.“ Person 1, 00:14:49-7 Für einen qualitativen Tisch nannten die befragten Amateurspieler Stabilität und ein ausreichendes Gewicht sowie geeignete Spielstangen und Figuren. Dabei wurden auch Eigenschaften als erfreulich erfunden, die ein schnelles Spiel begünstigten, da dieses als Spaßfaktor empfunden wurde. „...mal so einen Ball einfach mit totaler Urgewalt irgendwie über die Bande wäre auch wieder schön.“ Person 1, 00:13:52-1 Eine Anerkennung des Tischfußballs als Sportart wurde von den befragten Amateurspielern generell befürwortet „Kickern ist eigentlich schon ein Sport.“ Person 1, 00:08:19-5, gleichzeitig jedoch die Vermarktung des Tischfußballs mit seinen schnellen, unüberschaubaren Ballbewegungen problematisiert. Ein Proband würde Tischfußball generell nur als Freizeitaktivität betreiben, da sonst möglicherweise die Gefahr einer „Überkickerung“ bestehe. 5.2.2 Tischfussball aus der Sicht von Profispielern Für die Datenerhebung professioneller Tischfußballspieler wurden Interviews mit drei aktiven Vereinsmitgliedern des lokalen Tischfußballvereins durchgeführt. Die Befragungen der Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler 51 Profispieler ergaben ebenfalls in vielen Punkten übereinstimmende oder ergänzende Daten. Als eine häufige Spielsituation werden danach von allen drei Vereinsspielern die regelmäßigen Trainingszeiten im Tischfußballvereinsraum genannt. Dieser Vereinsraum biete dabei durch professionelle Tischmodelle und die Anwesenheit ambitionierter Spieler die nötigen Mittel um ein effektives Training durchzuführen. Ein Proband gab an, regelmäßig drei mal pro Woche mehrere Stunden lang in diesem Verein zu trainieren. Diese wöchentlichen Treffen fänden in der Regel ausschließlich unter Vereinsinternen statt. Ein Schwerpunkt des Trainings liege in einem Pass- und Schusstraining, bei dem mit einer hohen Anzahl von Wiederholungen verschiedene Techniken eingeübt würden. Meist allein oder mit einem Partner würden dabei gezielt einzelne Teilbewegungen oder Spielzüge trainiert und optimiert. Insbesondere diese einseitigen Trainingsmethoden erforderten von den Spielern ein hohes Maß an Durchhaltevermögen und Ehrgeiz. Gemeinsam mit anderen Vereinsmitgliedern könnten darüber hinaus auch Turniersituationen simuliert und eine vielseitige Verbesserung der eigenen Spielfähigkeiten erreicht werden. „...wo ich dann zum Einen häufig alleine trainiere. Bestimmte Schüsse immer wiederhole und, äh, mir dann, wenn es konkret um das Spielen geht aber eben auch Gegner suche bei uns aus dem Verein und, ähm, gegen die spiele.“ Person 2, 00:01:02-9 Das Erlernen unterschiedlicher Fähigkeiten würde im Tischfußball autodidaktisch erfolgen, aber auch mit Hilfe gegenseitiger Spielverbesserung durch Tipps und Ratschläge anderer erfahrener Spieler. „...wenn mal ein stärkerer Spieler mal da ist, dass ich dann auch gegen den spiele, um davon zu profitieren zu können und da neue Sachen zu lernen.“ Person 2, 00:01:40-0 Speziell vor anstehenden Wettkämpfen werde in der Turniervorbereitung intensiv trainiert. Darüber hinaus beschreibt ein Proband auch explizit ein Training am eigenen Heimtisch, das fast ausschließlich alleine und teilweise bis zu zwölf Stunden in der Woche betrieben werden würde. Nichtsdestotrotz nimmt auch für die befragten Profispieler der Spaßfaktor beim Tischfußball einen hohen Stellenwert ein. Ein Proband unterscheidet jedoch klar zwischen einem spaßorientierten Spiel in der Kneipe und einem effektivitätsorientierten Training im Rahmen des Vereins. „Ich spiele schon, äh, regelmäßig bei uns im Trainingsraum und gelegentlich mal in einer Kneipe, wenn es sich ergibt. Dann allerdings auch mit anderen Ansprüchen.“ Person 2, 00:02:09-1 Alkohol werde dabei meist nur in der Kneipe getrunken, im Vereinsraum hingegen nicht oder nur in geringem Maße. Bei der Definition des Sportbegriffes standen für alle Probanden physische Aspekte im Vordergrund. Der Wettkampfcharakter des Sports wurde aber ebenso thematisiert, wie auch die Möglichkeit durch Sport einen Ausgleich zum Alltagsleben zu bewirken. Bezogen auf die Frage, ob auch Tischfußball als Sport zu bezeichnen wäre, zeigte sich eine sehr homogene Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler 52 Sichtweise. Alle drei befragten Vereinsspieler werteten demnach den Tischfußball definitiv als Sport, ergänzten aber, dass diese Beurteilung einer differenzierten Betrachtung bedürfe. So würde eine unkontrollierte oder unüberlegte Spielweise, wie sie in vielen Kneipen praktiziert werde, nicht unter den Begriff Sport gefasst werden können. „Also, für mich persönlich ist es schon Sport. Man kann sich natürlich auch einfach an den Tisch stellen und unkontrolliert ein bisschen gegen die Bälle hauen. Das wäre dann KEIN Sport.“ Person 2, 00:09:19-9 Um Tischfußball als Sport zu bezeichnen, seien stattdessen vor allem die physischen und taktischen Aspekte, die ein professionelles Spielniveau auszeichneten, ausschlaggebend. Unter sportspezifischen Gesichtspunkten sei Tischfußball, laut Aussage der Profispieler, generell mit dem Leistungsanspruch der anerkannten Sportarten Dart oder Billard vergleichbar. Zusätzlich werde im Tischfußball auch ein sozialer Aspekt angesprochen, der sich mit der Definition von Sport decke. Ein weiterer Proband beschrieb diesbezüglich auch einen Wandel seiner Beurteilung. So wäre Tischfußball für diesen zunächst ein bloßes Kneipenspiel gewesen und habe erst durch seine gesammelten Vereinserfahrungen den Charakter eines Sportes angenommen. Sportliche Leistungen beständen bei professionellen Tischfußballspielern allgemein in Form schneller, präziser Bewegungen sowie speziell auf Turnieren in einer enormen Kraftausdauer. In diesem Zusammenhang nannten die Vereinspieler für einen erfolgreichen Tischfußballspieler vor allem auch mentale Stärken als wichtigste Charaktereigenschaft. Entscheidungsschnelligkeit seien Eine ebenso dauerhafte wie Konzentration, Taktik, Ruhe und Ehrgeiz und Gelassenheit spielentscheidende Fähigkeiten. Über die perfekte Beherrschung der Schusstechniken hinaus ,stelle für ein erfolgreiches Spiel auf hohem Spielniveau somit auch die schnelle Analyse des gegnerischen Abwehrverhaltens einen wichtigen Faktor dar. Alle befragten Vereinsspieler besaßen umfassende Kenntnisse von nationalen und internationalen Organisationsstrukturen des Tischfußballs. Auf die Frage, was passiere, wenn der Ball das Spielfeld verließe, antworteten die interviewten Profispieler mit Auslegung der offiziellen ITSF-Regeln für diesen Sonderfall. Für einen guten Tischfußballtisch sind nach Ansicht der Vereinsspieler vielseitige Eigenschaften erforderlich. Als wichtigste Eigenschaft wurde die Stabilität genannt. Daneben zeigten sich jedoch weitere präzise Vorstellungen und teilweise hohe Ansprüche der Vereinsspieler an das Spielmaterial. Dabei wurden qualitative Eigenschaften von Bällen, Stangen, Figuren und der Spielfläche angesprochen, die für optimale Spielverhältnisse den offiziellen Normen entsprechen müssten. Ein Proband berichtet sogar, er würde öffentliche Tische aufgrund mangelhafter Spieleigenschaften weitgehend meiden. Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler 53 Einer Anerkennung des Tischfußballs als Sportart stimmten die interviewten Profispieler einstimmig zu. Als Begründung wurden unter anderem offizielle Regelwerke und die professionelle Organisation von nationalen und internationalen Wettkämpfen genannt. 5.3 Diskussion der erhobenen Daten Vergleicht man die Aussagen der Amateur- und Profitischfußballspieler, so zeigen sich sowohl deutliche Unterschiede, als auch weitgehende Übereinstimmungen in der Sichtweise dieser beiden Spielergruppen. Bei der eigenständige Formulierung wichtiger Kriterien für eine Sportdefinition teilen Amateur- und Profispieler grundsätzlich die Auffassung, dass Sport einer körperlichen Aktivität entspricht, die unter besonderem Kraftaufwand, aber auch mit speziellen technischen Fähigkeiten ausgeführt wird. Merkmale wie Ausdauer oder Konzentration als Leistungsfaktoren werden von beiden Untersuchungsgruppen ebenso angegeben, wie Entspannung oder Erholung durch Sport als Alltagsausgleich. Bei der Bewertung der sportspezifischen Ansprüchen des Tischfußballs zeigen sich jedoch wesentliche Abweichungen. Für die befragten Profispieler erfüllt Tischfußball definitiv sportliche Ansprüche und wird einstimmig als vollwertige Sportart bewertet. Im Vordergrund steht dabei die wettkampforientierte Ausrichtung des Tischfußballs, bei der, durch regelmäßige Trainingszeiten und spezielle Trainingsmethoden, gezielt Effektivität und Leistung verbessert werden sollen. Dieser sportliche Leistungsgedanke professioneller Vereinsspieler steht jedoch im Gegensatz zu den Ansprüchen der interviewten Amateurspieler. Tischfußball nimmt für diese Spielergruppe vielmehr den Charakter eines Gesellschaftsspieles an, das zur Unterhaltung zusammen mit Freunden und Bekannten im Rahmen eines gesellschaftlichen Ereignisses ausgeübt wird. Vorrangig werden dabei alltägliche Situationen wie Mittagspausen oder Kneipenbesuche beschrieben. Soziale Aspekte stehen im Mittelpunkt dieser Treffen. Aus diesem Grund zeigen sich auch bezüglich Trainingsmethoden und Trainingszeiten Unterschiede der beiden Spielergruppen. Im Gegensatz zu den interviewten Profispielern verfolgen die befragten Amateurspieler neben ihrer spaßzentrierten Spielweise keinerlei methodische Trainingskonzepte. „Also, was wir eigentlich sowieso nicht machen, ist üben.“ Person 1, 00:04:46-3 Grundlegende Übungseffekte entstehen dabei ausschließlich in zufälligen Spielsituationen, bei denen jedoch ein gezieltes Training einzelner Bewegungsausführungen weitgehend vernachlässigt wird. Manche Amateurspieler belächeln dagegen ein systematisches Einzeltraining bestimmter Schüsse oder Pässe oder lehnen dieses Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler 54 strikt ab. „...dann muss man sich eigentlich stumpf alleine da hinstellen, den Ball die ganze Zeit da hinlegen und den üben.“ Person 1, 00:04:46-3 In puncto Trainingsdauer bestehen ebenfalls enorme Unterschiede zwischen beiden Vergleichsgruppen. Dem intensiven Einzeltraining eines befragten Profispielers von teilweise zwölf Stunden pro Woche steht dabei eine Spielzeit amateurhafter Spieler von maximal vier bis sechs Stunden in der Woche gegenüber. Die trainingsspezifische Diskrepanz zwischen interviewten Amateur- und Profispielern verdeutlicht die unterschiedlichen Leistungsansprüche an den Tischfußball. Als weiterer Indikator für diesen Gegensatz kann auch der Konsum von Alkohol während des Tischfußballspielens betrachtet werden. Die befragten Amateurspieler geben in diesem Zusammenhang übereinstimmend an, bei einem Tischfußballspiel prinzipiell Alkohol zu konsumieren, wenn dieses im gesellschaftlichen Rahmen eines Kneipenbesuches stattfinde. Das „Bierchen“ mit Freunden in der Kneipe ist in der Regel Ausgangspunkt für das gemeinsame Spiel am Tischfußballtisch. „Also, Bierchen trinken und so was ist ja für mich doch eher im Vordergrund.“ Person 1, 00:14:04-7 Im Vergleich dazu wird von den interviewten Profispielern der Alkoholkonsum während der Trainingszeiten weitgehend vermieden oder generell abgelehnt. „Ähm, ja, also wenn ich in einer Kneipe spiele, ähm, auf jeden Fall. Dann trinke ich Alkohol. Beim Training weniger, also zumindest in dem Maße, dass es mich nicht sonderlich beeinflusst.“ Person 2, 00:02:32-4 Diese Abstinenzhaltung, die darauf abzielt, bestmögliche Spielergebnisse zu erreichen, unterstreicht die leistungsorientierte Trainingsausrichtung dieser Spielergruppe. Des Weiteren werden auch durch die differenzierten Regelauslegungen von Amateur- und Profispielern die unterschiedlichen sportlichen Ansprüche an den Tischfußball verdeutlicht. Die interviewten Amateurspieler richten dabei ihr Spiel nach oberflächlichen Regelungen und Ritualen aus, die sich jedoch individuell und auch situationsbedingt voneinander unterscheiden. Im Gegensatz dazu werden von den befragten Profispielern offizielle und international gebräuchliche Regelungen eingehalten. Diese Vorgehensweise entspricht einem weiteren sportspezifischen Kriterium von Röthig & Prohl (2003, S. 494) nach dem Sport „nach spezifischen, sozial definierten Mustern“ stattfindet. Auch in Hinsicht auf qualitative Ansprüche an das Spielmaterial sind enorme Differenzen festzustellen. So wird von beiden Spielergruppen primär ein stabiler, schwerer Tisch bevorzugt, jedoch von den befragten Profispielern präzise Erwartungen an ein Tischmodell formuliert, die sich nach genormten Maßen richten. Auch dieser Gegenstandsbereich deutet auf eine leistungsorientierte Ausprägung der interviewten Profispieler, die festgelegt auf Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler 55 spezielle Normen und Richtlinien eine bewusste, vergleichbare Spielweise ermöglichen. Als Extrembeispiel kann dabei ein Profispieler gelten, der kompromisslos Kneipenkicker meide. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass diverse Unterschiede in Anspruch und Ausprägung der Spielpraxis interviewter Amateur- und Profispieler bestehen. Tischfußball wird dabei von den Amateurspielern vor allem aufgrund seiner sozialen Aspekte ausgeübt. Für professionellen Spieler stehen demgegenüber in erster Linie leistungsorientierte Aspekte im Vordergrund. Sowohl in Bezug auf Trainingszeiten und Trainingsmethoden, als auch in Hinblick auf Alkoholkonsum und angewendete Spielregeln unterscheiden sich die Handlungsweisen der befragten Amateur- und Profispieler grundlegend. Zwar stimmen beide Spielergruppen einer möglichen Anerkennung des Tischfußballs als Sportart prinzipiell zu, jedoch wird dabei nur von den befragten Profispielern Tischfußball auch persönlich als Sportart bewertet. Die befragten Amateurspieler begründen ihre Einschätzung nicht durch eine Bewertung der persönlichen Leistung, sondern ebenfalls auf der leistungsorientierten Ausprägung von Profispieler. „Kickern ist eigentlich schon ein Sport, weil, wenn man es so richtig professionell betreibt, kann es ja auch schon anstrengend sein.“ Person 1, 00:08:19-5 Zusammenfassung 56 6 Zusammenfassung Unabhängig von verschiedenartigen Entstehungsgeschichten ist Tischfußball ursprünglich als eine Spielform konzipiert worden, die damals wie heute zum reinen Vergnügen ausgeübt wurde und wird. Das Kneipenspiel Tischfußball kommt dabei häufig in Verbindung mit Alkoholkonsum zur Anwendung. Festgelegte Spiel- oder Verhaltensregeln werden, ebenso wie der Einsatz eines einheitlichen Spielgerätes, meist weitgehend vernachlässigt. Abseits von dieser unstrukturierten Spielweise entwickelte sich auch eine organisierte Form des Tischfußballs in Deutschland, die auf der Grundlage einheitlicher Regeln und Tischmodelle ein leistungsorientiert praktiziert wurde. Vergleichbar mit dem System vieler Sportarten entstand in diesem Zusammenhang im Jahre 1969 ein bundesweiter Dachverband, der seither reguläre Tischfußballbundesligen organisiert. Parallel dazu wurde im Jahre 2001 eine Spielervereinigung gegründet, die eigene, große Tischfußballturniere in Deutschland veranstaltet. Diese organisierten Ausprägungen des Tischfußballs sind jedoch vielen Menschen in Deutschland weitgehend unbekannt. Aus diesem Grund besteht das Hauptziel des DTFB darin, den organisierten Tischfußball in Deutschland weiter zu fördern und zu vereinheitlichen, um die nötigen Voraussetzungen für eine Anerkennung als Sportart zu schaffen. Auf diese Anerkennung klagen deutsche Tischfußballspieler allerdings schon seit zirka 25 Jahren. Im Juni 2010 ist dem DTFB jedoch durch die Anerkennung der Gemeinnützigkeit ein wichtiger Teilschritt in diesem Rechtsstreit gelungen. Laut Gesetzeslage ist mit diesem Beschluss Tischfußball in Deutschland als Förderer des Sports anerkannt. Ein Hauptziel dieser Arbeit bestand darin, eine weiterführende Betrachtung sportlicher Ansprüche des Tischfußballs in Deutschland aus einer sportwissenschaftlichen Perspektive zu analysiert. Dabei konnten deutliche Übereinstimmungen der tischfußballspezifischen Anforderungen mit gängigen theoretischen Modellen der Sportwissenschaft festgestellt werden. Die Untersuchung der Sportbezüge verschiedener Spielergruppen zeigt hierzu bestätigende Ergebnisse, indem einer Anerkennung des Tischfußballs als Sportart von den interviewten Spielern definitiv zugestimmt wird. Dennoch werden auch Differenzen der sportlichen Bezüge zwischen Profi- und Amateurspielern erkennbar. Es bestehen deutliche Unterschiede sowohl in Trainingszeiten und -methoden, als auch in der Beurteilung des persönlichen Leistungsbezugs dieser beiden Untersuchungsgruppen. Für die befragten Profispieler stellt Tischfußball aufgrund hoher Anforderungen an vielfältige motorische sowie an psychische Fähigkeiten eindeutig einen persönlichen Leistungsbezug dar. Für die befragten Zusammenfassung 57 Amateurspieler dagegen stehen besonders die sozialen Aspekte des Tischfußballspiels im Vordergrund. Ein persönlicher Leistungsbezug wird nicht beschrieben, sondern stattdessen beispielhaft die Spielweise professioneller Spieler als mögliche sportspezifische Ausprägung genannt. Grundsätzlich zeichnen sich zwei sehr heterogene Variationen des Tischfußballs in Deutschland ab, die einerseits durch eine professionelle und andererseits durch eine amateurhafte Spielweise vertreten sind und - abgesehen von der Bezeichnung ihrer Tätigkeiten - wenig Gemeinsamkeiten aufweisen. Generell besteht jedoch für eine ausführliche Behandlung dieses Themas weiterhin Forschungsbedarf der Sozialwissenschaft. Fazit und Ausblick 58 7 Fazit und Ausblick “Table football is still a game that you can pick up in your local and then go and conquer the world.” (Arthur Taylor in Played at the Pub 2009, S.138) Als Quintessenz lässt sich festhalten, dass die Frage Tischfußball – Kneipenspiel oder Leistungssport? nicht eindeutig geklärt werden kann. Die Beantwortung muss aus beiden Perspektiven erfolgen. Aus sportwissenschaftlicher, rechtlicher und auch aus Sicht der Spieler selbst ist Tischfußball als Sport zu bewerten. Auf einem professionellen Spielniveau kann Tischfußball darüber hinaus auch durchaus als Leistungssport bezeichnet werden. Als bloßes Kneipenspiel betrieben, entspricht Tischfußball jedoch keiner Anerkennung als Sport. Auch die befragten Amateurspieler selbst bestätigen diese Einschätzung. Da Sport ein heterogenes soziales Konstrukt ist, entsteht die Bewertung einer körperlichen Aktivität als Sport stets durch eine individuelle Betrachtungsweise und Interpretation (vgl. Heinemann 1983, S. 204). Aufgrund der Tatsache, dass den meisten Menschen in Deutschland die organisierte Form des Tischfußballs unbekannt ist, überwiegt eine generelle Ablehnung der Anerkennung dieses Sports. Die fahrlässige Mischung unterschiedlicher Tischfußballspiele in gerichtlichen Verfahren bestätigt die weitreichende Unkenntnis der Bevölkerung. Mit der Anerkennung von Gemeinnützigkeit und aufgrund umfangreicher Maßnahmen des DTFB bezüglich Imagepflege und Strukturverbesserung zeigen sich jedoch aktuell deutlich positive Entwicklungen im deutschen Tischfußballsport. Um für den Tischfußball die Sportanerkennung auf nationaler Ebene zu erhalten, wird in diesem Zusammenhang vom DTFB intensiv an der Umsetzung der Kriterien des DOSB gearbeitet (vgl. DTFB 2010, S. 8). Ein entscheidendes Anerkennungskriterium des DOSB ist eine Verbandsmitgliederanzahl von mindestens 10.000 Personen. In Betrachtung des steten Wachstums der Mitgliederanzahl des DTFB (13% im Jahre 2010) erscheint aber auch die Erfüllung dieser Forderung als ein in naher Zukunft erreichbares Ziel.72 Es wird wohl nur noch eine Frage der Zeit sein, bis Tischfußball auch in Deutschland als Sport anerkannt sein wird. 72 Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=674:dtfb-jahresrueckblick& catid=1&Itemid=26 (Zugriff am 13.04.2011). 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Letzter Zugriff am 04.04.2011 unter http://www.qualitativeresearch.net/index.php/fqs/article/view/1132/252 66 Anhang Anhang Anhang 1: Leitfaden der qualitativen Erhebung Anhang 2: Transkript des Interviews mit Person 1 Anhang 3: Transkript des Interviews mit Person 2 Anhang 4: Eidesstattliche Erklärung Anhang Anhang 1: Leitfaden der qualitativen Erhebung Interviewbeginn: Projekt: Bachelorarbeit (Thema / Titel), Schutz der Anonymität, Einwilligung der Tonaufnahme Einleitungsfrage: Das Thema meiner Bachelorarbeit ist ja Tischfußball. (Kickern) Stell dir vor Du spielst Tischfußballspiel! Wie würde das für gewöhnlich aussehen? Kannst eine häufige Situation beschreiben? (Ort, Zeit, Anwesende, Alkohol dabei?) Persönlicher Teil: Kannst Du mir erzählen, was Tischfußball für Dich bedeutet? Wie lange spielst Du schon Tischfußball? Du spielst ja schon seit einiger Zeit Tischfußball. Kannst Du mir erzählen wie Du zum Tischfußball gekommen bist? Manche Tischfußballspieler üben mehrere Stunden am Tag. Andere wiederum nur ab und zu. Wie sieht das bei Dir aus? Hast Du eine bestimmte Trainingsmethode? Welche genau? Sportspezifischer Teil: Angenommen Du solltest „Sport“ definieren, welche Kriterien wären für Dich dabei wichtig? Was macht Sport für Dich aus? Ist Tischfußball für Dich ein Sport? Warum genau? Was macht einen guten Tischfußballspieler für Dich aus? Derzeit wird in Deutschland diskutiert ob Tischfußball als Sport anerkannt werden soll. Was denkst Du darüber? Fachspezifischer Teil: Was passiert mit dem Ball wenn er während des Spiels aus dem Spielgerät geschossen wird? Welche Eigenschaften sind für einen Tischfußballtisch wichtig? Was weißt du über die organisierten Strukturen des Tischfußballs in Deutschland? Wie groß schätzt du die Anzahl der Tischfußballvereinsspieler in Deutschland? Abschlussfrage: Ich würde Dir gleich gerne noch einige Fragen zu Deiner Person stellen. Hast Du aber zuvor noch eigene Ergänzungen, die Du für wichtig hälst, die bisher nicht angesprochen wurden? Kurzfragebogen: Alter? Hobbys? Derzeitiger Beruf? Kannst Du Dir vorstellen mit Tischfußball Geld zu verdienen? Ende: Ich hab jetzt alle Fragen an Dich gestellt. Vielen Dank. Wenn Dir noch etwas einfällt, kannst Du mich gerne anrufen. Anhang Anhang 2: Transkript des Interviews mit Person 1 Interviewer: Das Thema meiner Bachelorarbeit ist Tischfußball oder "Kickern". Und meine erste Frage ist: Stell Dir vor, Du spielst Tischfußball! Wie würde das gewöhnlich bei Dir aussehen? Kannst Du eine häufige Situation beschreiben? 00:00:21-6 Person 1: Also, (...) meistens (...) Also, wir spielen in der Mittagspause hier in der Uni Kicker. Ähm, die Uni-Kicker sind aber ja ziemlich scheiße. Kann man... Oder schlecht möchte ich mal sagen. Ähm, spielen aber immer dann quasi Doppel. Also, Einzel spielen wir selten. Und ansonsten gehen wir im Durchschnitt vielleicht einmal die Woche, nicht ganz, äh, an einem besseren Kicker hier im NAME DER KNEIPE 1 spielen. Aber auch immer zu viert. Und, ähm, ja, also auch immer zum Spaß. Das ist jetzt... Wir mischen ja auch immer die Teams durch. Wir zählen zwar die Punkte und gewonnene Spiele, aber ich möchte sagen, alles noch auf einem sehr spaßigen Level, also wir trinken dabei auch Bier und... Hier in der Uni natürlich nicht, aber am Montagabend dann halt. 00:01:11-1 Interviewer: Okay, aber das macht ihr schon regelmäßig, dass ihr euch da trefft? 00:01:10-9 Person 1: Ja, also wenn nicht zufällig jemand weg ist, machen wir es - mehr oder weniger jeden Montag. 00:01:25-8 Interviewer: Okay, kannst Du mir erzählen, was Tischfußball für Dich bedeutet? 00:01:25-8 Person 1: Ähm, ich finde es macht eigentlich Spaß. Man kann... Also es, äh, mich streng es jetzt nicht sonderlich an. Also, die meisten Kollegen, mit denen ich dann da hingehe, ähm, die fangen auch tatsächlich... Für die ist das richtig anstrengend, aber, ähm, mich strengt das nicht an. Das heißt, sie... ich schwitze eigentlich nie. Also, oder so. Also, ich finde es einfach witzig. Und es macht Spaß. Äh, ich kann es für einen Amateur, möchte ich sagen, eigentlich ganz gut. Das heißt, wenn man hier irgendwo hingeht.. Man wird nie total verprügelt, auch wenn die richtig gut sind. Und es macht einfach Spaß. So... 00:02:10-2 Interviewer: Wie lange spielst Du schon Tischfußball? 00:02:10-2 Person 1: Oh... Also, ich sag jetzt, VIEL spiel ich erst seit zwei Jahren. Ich hab auch ganz Anhang früher mal im Jugendheim gekickert immer mal wieder. Aber ganz wenig, also sagen wir mal, was weiß ich, alle zwei drei Wochen mal. Und äh... Da war ich auch nicht wirklich gut. Nicht, dass ich jetzt besser bin, aber, wenn man häufiger spielt an einem guten Kicker oder regelmäßig... Das macht schon was aus. Also, ich würde sagen, seit anderthalb bis zwei Jahren regelmäßig. 00:02:42-5 Interviewer: Okay, und wie hat das genau angefangen? Also, wie bist Du zum Tischfußball gekommen? 00:02:40-8 Person 1: Per Zufall. Die haben hier in der Uni die Kicker aufgebaut und die waren, naja, ja nun nicht so toll. Und dann hab ich von einem anderen Kollegen gehört: Wir treffen uns im NAME DER KNEIPE 2, das war so ne Kneipe, hier gegenüber, die jetzt dicht gemacht hat. Die hatten auch einen ganz anständigen Kicker. Das war eine urige Kneipe. Da war halt nie jemand drin. Das heißt der Kicker war da immer frei. Und da hat es dann angefangen, dass wir uns dann montags abends zum Kickern getroffen haben. Und dann hat die irgendwann zu gemacht und dann sind wir zur anderen Kneipe gezogen. 00:03:13-4 Interviewer: Ja, und jetzt NAME DER KNEIPE 1... 00:03:13-4 Person 1: Ja, also eigentlich kann man es hart sagen: Wir wollten nicht direkt nach der Mittagspause wieder an die Arbeit gehen. Und dann haben wir gedacht, gehen wir doch mal zu diesen Kickern hin, als die da neu aufgestellt worden sind. Und so ist das dann halt gekommen. 00:03:29-4 Interviewer: Du hat gesagt, ihr spielt schon viel, aber nicht so viel. Also, es gibt Profispieler, die mehrere Stunden am Tag spielen und andere spielen ab und zu. Wie würdest Du das bei Dir beschreiben? 00:03:39-4 Person 1: Also, was wir eigentlich sowieso nicht machen, ist "üben". Was ein bisschen schade ist... Das heißt, äh, wir spielen halt immer, ähm,... Man kann dadurch recht schlecht neue Tricks einüben, weil die,... äh, ich sag mal, wenn Du ein schnellen... Wenn Du irgendwelche neuen Tricks siehst und denkst: Ach, den würde ich auch gern mal können, dann muss man sich eigentlich stumpf alleine da hinstellen, den Ball die ganze Zeit da hinlegen und den üben. Also, im Spiel: Erstens kriegt man den nicht so häufig in den Sturm, Anhang wie man den haben will und zweitens will man den ja auch, wenn Du zehn mal diesen Versuch machst und die ersten neun Mal ist total schrecklich, dann sagt dein anderer Mitspieler auch: Komm, spiel mal gescheit, mach doch mal, was Du kannst! Dann greift man halt wieder auf seine alten Tricks zurück. Das heißt, wir üben de facto gar nicht. Sondern spielen relativ viel und wenn wir dann spielen, würde ich sagen zwischen zwei und drei St... zwischen zwei und VIER Stunden. Oder, ah, zwischen anderthalb und vier. Mit immer wieder unterbrochen von Biertrink- und Rauchpausen. 00:04:46-3 Interviewer: Das heißt, ähm, also so ne bestimmte Trainingsmethode habt ihr nicht? 00:04:46-9 Person 1: Nee. Ja, wir probieren halt, das wir... Also, an den guten Kickern, probieren wir schon ein bisschen anständiger zu spielen, hier an den Kickern ist uns mittlerweile eigentlich alles egal, aber an den guten Kickern, ähm, halt auch mit ein paar Regeln, hier, was weiß ich: Fairer Einwurf und, ähm, möglichst keine Mittelfeldtore und, ähm, also schon ein bisschen gezielter und ein bisschen besseres Niveau zu spielen als hier an der Uni. Weil, hier an der Uni sind wir so acht Leute, wovon - würde ich sagen, eine ganze Menge nicht wirklich Kickern können. Wir spielen da halt nur an den Kickern und mit denen, mit denen wir uns immer am Montag treffen, die können schon ein bisschen mehr. Also, das heißt, da ist nicht jeder Angriff Zufall, so... Möchte ich es mal so formulieren. 00:05:37-1 Interviewer: Du hast gesagt, ihr spielt auch richtig nach Regeln. Eine Frage meines Fragebogens lautet: Was passiert, wenn der Ball, während des Spiels aus dem Spielgerät hinausgeschossen wird? 00:05:44-7 Person 1: Oh, Gott. Ich weiß... Ich weiß nur wie wir das spielen... Ähm, entweder wenn, äh, also, wenn er hinten rausfliegt, machen wir immer Eckball. Ich weiß nicht, ob das korrekt ist. Wenn er in der Mitte rausfliegt oder nicht genau klar ist, dann fairer Einwurf, also heißt: Einfach Einwurf und derjenige, der ihn kriegt, kriegt ihn dann. Ähm, und ich glaube, Gott... Wenn das zwischen Sturm... Wenn wir jetzt hier... Ich hab Stifte ohne Ende. Nehmen wir mal an, das wäre der Torwart, dann ist das die Abwehrreihe und das der Sturm. Ich mein, wenn er hier liegen bleibt, wird er auch in der Mitte eingeschmissen, zumindest machen wir das so. Ich weiß nicht, ob das die Regeln sind... Das sind einfach die Regeln, die wir so machen. Wir spielen aber auch halbwegs ohne Foul... ähm, also, ich kenne so ein paar Foulregeln, aber wir Anhang probieren die, also, bei mit vielen, mit denen wir spielen, macht das kein Sinn. Also, es gibt so zwei drei Leute, die deutlich besser sind als der Rest, ähm, wenn ich mit den spiele gegen andere, dann probiere ich diese Formregeln einzuhalten, hier, von wegen: Nicht mit dem Mittelfeld dagegen hauen oder wenn ich, äh, der Ball wird nicht berührt und ich kriege ihn dadurch nicht in den Sturm, dann ist das ja ein Foul und solche Dinger. Ähm, die probieren wir dann einzuhalten, aber wenn ich halt mit den anderen spiel, dann macht das kein Sinn. Sagen wir so hinten: Ganz ruhig, Freunde oder so was, aber, äh, wir fordern da keine Fouls. 00:07:14-0 Interviewer: Angenommen Du solltest Sport definieren, welche Kriterien wären für Dich dabei wichtig? Was Sport für Dich ausmacht? 00:07:25-5 Person 1: Schwierig zu sagen, weil ja Schach eigentlich ja auch ein Sport ist, aber wenn ich ehrlich bin, ist für mich Schach auch kein Sport. Also, man muss zumindest so ein bisschen (...) es muss eine körperliche Tätigkeit sein, finde ich und da reicht das Figurenschieben für mich nicht. Ähm, durch Training sollte man besser werden können. Wäre auch nicht schlecht. Also, ist es so... So Kickern schon so an der... Na, Kickern ist eigentlich schon ein Sport, weil wenn man es so richtig professionell betreibt, kann es ja auch schon anstrengend sein. Ähm, Schwitzen ist nicht unbedingt ein... ähm was, was ich mit Sport verbinde. Ich gebe aber zu, dass man meistens, wenn man etwas ausdauernd macht, durchaus ins Schwitzen kommen kann beim Sport, also, weiß ich nicht... Ich hab keine Ahnung, wie die offizielle Definition ist. 00:08:19-5 Interviewer: Okay, also Du würdest schon sagen, dass... Tischfußball würdest Du schon mit als Sport einordnen? 00:08:24-1 Person 1: Ja. 00:08:32-6 Interviewer: Und warum genau? Was macht Tischfußball... Welche sportlichen Ansprüche gibt es da für Dich? 00:08:33-0 Person 1: Weil es doch stark auf die Reaktion ankommt. Also, ähm, man mit Übung vielleicht nicht Weltmeister wird, aber zumindest eine totale Gurke kann viel Übung, ein bisschen richtigem Training, äh, anständig werden, glaube ich. Also, ich habe schon gegen ein Anhang paar Leute gespielt, die richtig anständig sind, wo ich sage: Großartiges Talent möchte ich denen aber trotzdem nicht zusprechen. Dann heißt das, die sind zwar gut, die mögen mich vielleicht auch schlagen, aber dann merkt man, da ist irgendwo trotzdem begrenztes Level nach oben. Und das ist ja auch Sport, weil es kann ja nicht... Auch nicht jeder wird ein Ronaldinho im Fußball oder so ne... 00:09:18-7 Interviewer: Aber was macht einen guten Tischfußballspieler für Dich aus? 00:09:19-9 Person 1: Schnelle Reaktionen. Das auf jeden Fall. Ähm, (...) Das ist ziemlich wichtig würde ich sagen: Reaktion. Ähm, ordentlich Power im Handgelenk, weil sonst kriegt man einfach nicht genug Speed dahinter. Äh, ja, die richtige Technik und (...) ganz sicherlich ist auch Konzentration wichtig. Also, wenn man da nicht konzentriert ist oder sich nicht länger konzentrieren kann, das ist immer schlecht, weißt Du. 00:10:06-1 Interviewer: Okay, derzeit gibt es in Deutschland eine Diskussion, ob Tischfußball anerkennt werden soll. Und deswegen schreibe ich ja auch meine Arbeit. Was denkst Du darüber? Wie ist da Dein Standpunkt? 00:10:21-8 Person 1: Pfff... Also, von mir aus, könnten sie es anerkennen. Ich gebe zu, es ist ja auch nicht so leicht zu vermarkten, weil wenn man das im Fernsehen zeigt, die wirklich guten sind ja dermaßen schnell, das siehst Du ja gar nicht mehr die Bälle. Da hast Du ein Grundproblem, weil Darten ist ja, sag ich mal, von der Anstrengung, naja das ist noch weniger anstrengend, aber das ist langsam. Man sieht wie die werfen, man sieht das Ergebnis. Bei Fußball: Du siehst immer das Ergebnis. Es gibt ganz wenige Sportarten, wo es so schnell ist, dass man es nicht mehr nachvollziehen kann. Vielleicht noch... Mit Abstrichen vielleicht noch Eishockey oder so was, aber ich wüsste halt auch nicht wie man das wirklich gut vermarkten kann. Fußball, es macht mir Spaß zu spielen und ich gucke auch gerne zu, aber ich könnte mir vorstellen über einen... Zur Vermarktung ist es nicht ganz so einfach, aber ich bin auf jeden Fall dafür. Ich meine, wenn Schach Sport ist, äh, irgendwelche E-Sport-Sachen mittlerweile Sport sind, wieso sollte es Kickern nicht auch sein? 00:11:20-0 Interviewer: Okay, ähm, der letzte Teil sind ein paar fachspezifische Fragen zum Tischfußball. Zum Beispiel: Welche Eigenschaften sollte ein guter Tischfußballtisch für Dich haben? 00:11:34-8 Anhang Person 1: Ähm, halbwegs schwer muss er sein damit er nicht verrückt, klar. Die Stangen müssen leichtgängig sein. Und, ja, möglichst diese Hohlraumstangen, damit die nicht zu schwer sind, damit man richtig Speed dahinter kriegt. Ähm, dann ist es immer eine Frage: Unten abgerundete Figuren ist klar, denke ich. Es gibt hier... Hier in der Uni sind die zum Beispiel diese eckigen Dinger da. Das ist ja grausam, ne. Ist halt zu viel Zufall dabei, wenn man den trifft. Ähm, ja dann gibt es halt ein paar Sachen, ob man die gut findet oder schlecht ist halt... Es gibt schon... Die Kicker sind schon unterschiedlich schnell. Ich sag mal, die richtig guten sind zwar schnell, aber wenn Du zum Beispiel von hinten schießt über die Bande und so, sind die nicht ganz so schnell. Das mag sicherlich absichtlich sein, aber wenn ich jetzt mal den Kicker aus der alten Kneipe da, die zugemacht hat, der auch ein guter Kicker war, der war insgesamt ein bisschen schwerer. Da waren die Figuren ein bisschen schwerer. Äh, dadurch bist Du ein bisschen langsamer, aber kriegst natürlich UNglaubliche Geschwindigkeiten drauf mit dem Ball. Das ist, äh... Finde ich witzig. Ob es nun... Ich habe mich jetzt an die anderen gewöhnt, aber ab und zu denke ich: Ach, so mal so einen Ball einfach mit totaler Urgewalt irgendwie über die Bande wäre auch wieder schön. Das geht mit den anderen nicht ganz so gut. Und, ähm, ja was muss er sonst noch haben? Nö, eigentlich muss er sonst... Die Figuren, ähm, dürfen nicht zu kurz sein. Es gibt ab und zu Kicker, da sind die so dermaßen kurz, dass Du, sobald es auch nur ein bisschen schräg ist, Du nicht mehr an den Ball kommst da vorne. Aber... Ja, das war es eigentlich. Und wenn möglich elf Bälle. Man spielt ja immer nur bis neun. Äh, ich weiß, mit fünf vier ist ja schon gewonnen in der Liga, müsste man eigentlich... Die spielen, glaube ich, nur mit neun Bällen. (...) Auf jeden Fall sieht man mittlerweile ganz viele Kneipen mit neun Bällen und das finde ich irgendwie uncool. Ich finde elf Bälle besser. Je mehr Bälle, desto günstiger. 00:13:52-1 Interviewer: Weißt Du auch etwas über die organisierten Strukturen des Tischfußballs in Deutschland? 00:13:58-9 Person 1: Nö. Ich weiß, es gibt eine Bundesliga. Ich weiß, es gibt in Göttingen einen Verein. Ich weiß, dass die auch regelmäßig trainieren, weil ich immer mal wieder hin wollte, aber nie gemacht hab. Immer wieder eingeladen, aber, äh, wenn ich ehrlich bin, ist ja für mich auch der soziale Aspekt da... Also, Bierchen trinken und so was ist ja für mich doch eher im Vordergrund und... Wenn ich trainierten wollte... Halt wo ich immer wieder Lust zu habe, aber habe ich eigentlich keine Zeit zu. Also, von daher weiß ich eigentlich nichts. Ich weiß, es Anhang gibt eine Bundesliga und es gibt Vereine. Punkt. Ich weiß noch nicht mal ob es eine zweite Liga gibt. Ich glaube es gibt eine, weil es gibt auch noch... Ich meine, die hier in Emden haben mindestens eine dritte Mannschaft, wenn nicht sogar eine vierte Mannschaft und die spielen ja nicht alle in der Bundesliga. 00:14:49-7 Interviewer: Okay, also, für Dich ist das eher so, ab von diesen Leistungskriterien, ein bisschen Spaßfaktor? 00:14:52-4 Person 1: Ja, ich gewinn schon gern. Auf Dauer zu verlieren ist schon frustrierend, so ist es nicht, aber es, äh, der Spaß muss im Vordergrund stehen. 00:15:04-3 Interviewer: Wie groß schätzt Du denn die Anzahl der Tischfußballvereinsspieler in Deutschland? 00:15:07-5 Person 1: Oh, Gott. Das ist schwer. Ich glaub, das ist auch von Stadt zu Stadt massiv unterschiedlich. Ich glaube, wenn viele Studenten da sind, sind es mehr. Vereinsspieler in Deutschland... oh, Mann. Sagen wir mal, hier in Göttingen vielleicht 50. So eine durchschnittliche Stadt... 200 Vereine... pfff... 5.000 geraten, ich weiß es nicht, aber ich glaub das ist schon hoch. 5.000! 00:15:51-4 Interviewer: Okay, gleich würde ich Dir gerne noch ein paar Fragen zu Deiner Person stellen, aber erstmal bin ich mit dem Fragebogen fertig. Hast Du selber noch eigene Ergänzungen? Irgendetwas, was Du für wichtig hält, was wir noch nicht angesprochen haben? 00:16:04-3 Person 1: Nö. Ich glaube: Nö. 00:16:11-7 Interviewer: Okay, darf ich Dich fragen, wie alt Du bist? 00:16:18-0 Person 1: 32. 00:16:18-0 Interviewer: Und hast Du noch andere Hobbys außer Tischfußball spielen? 00:16:22-3 Person 1: Ähm, Arbeiten, Fußball spielen... Ja, ich hab schon, also, noch normale Sportarten, Anhang möchte ich sagen, Das ist halt für mich einen Abend mit jemanden in der Kneipe treffen. Das ist für mich Tischfußball. 00:16:39-5 Interviewer: Okay, und Dein derzeitiger Beruf? 00:16:43-8 Person 1: Wissenschaftlicher Mitarbeiter hier, also Doktorant. 00:16:57-7 Interviewer: Meine letzte Frage: Kannst Du Dir vorstellen mit Tischfußball Geld zu verdienen? 00:16:54-3 Person 1: Ja, aber ich bin zu schlecht dafür. Also das... Da muss man glaube ich massiv... Ich habe schon mal gegen Leute gespielt, wo ich denke: Oh, die könnten damit Geld verdienen, aber, ich glaube, man verdient damit auch einfach viel zu wenig mit. Also, das ist, äh... Dafür müsste ich massiv viel Zeit reinstecken und ich verdiene, glaube ich, nicht mal annähernd das, was ich sonst verdienen würde und ich habe auch Angst, dass es mir dann irgendwann auf den Senkel gehen würde. Also, das wäre nichts. Also, das wäre für mich keine Alternative. Dafür kicker ich zu gerne und, ich glaube, wenn ich das dauernd machen würde, würde es mir vielleicht auf den Senkel gehen. 00:17:31-0 Interviewer: Wäre das dann überbeansprucht quasi? 00:17:36-7 Person 1: Ja, ich merke das nur, wenn wir montags Abend Kickern waren, dann habe ich dienstags eigentlich keine Lust hier zu kickern. Und dann denke ich: Ach nö, ich gehe schon mal hoch. Und von daher, glaube ich, dass das bei mir schnell eintreten würde die Überkickerung. Und außerdem tut es richtig weh das Handgelenk. Also, wenn man so fünf, sechs Stunden gespielt hat, dann merkt man schon was am nächsten Tag im Handgelenk. 00:18:03-2 Interviewer: Gut.. Ich habe jetzt alle Fragen gestellt. Wenn Du noch Fragen hast oder Dir noch irgendetwas einfällt, kannst Du Dich gerne noch mal bei mir melden. Vielen Dank. 00:18:22-3 Anhang Anhang 3: Transkript des Interviews mit Person 2 Interviewer: Meine Bachelor behandelt das Thema "Tischfußball", also "Kickern". Stell Dir vor Du spielst Tischfußball. Wie würde das gewöhnlich aussehen? Kannst Du eine häufige Situation geschreiben? 00:00:20-5 Person 2: Äh, eine häufige Situation ist bei uns im Vereinsraum, ähm, im Training, äh, wo ich dann zum Einen häufig alleine trainiere. Bestimmte Schüsse immer wiederhole und, äh, mir dann, wenn es konkret um das Spielen geht aber eben auch Gegner suche bei uns aus dem Verein und, ähm, gegen die spiele. Und dann eben teilweise Sachen ausprobiere. Verschiedene Positionen ausprobiere, verschiedene Schüsse ausprobiere und, ja, versuche da mich zu verbessern. 00:01:02-9 Interviewer: Okay. Das heißt, Du hast da ein paar Leute, mit denen Du spielst im Vereinsraum? Gibt es da feste Zeitpunkte, zu denen ihr euch trefft? 00:01:07-9 Person 2: Äh, wir haben derzeit zwei feste Trainingstage, wo wir uns treffen. Wer da ist, ist immer ein bisschen anders. So, kann man vorher nicht genau sagen. Ähm, dann, ähm, gucke ich eben schon, dass ich auch mal, wenn mal ein stärkerer Spieler mal da ist, dass ich dann auch gegen den spiele, um davon zu profitieren zu können und da neue Sachen zu lernen. Gucken, ob ich auch gegen den mit meiner Technik zurechtkomme. 00:01:40-0 Interviewer: Spielst Du nur im Vereinsraum oder auch noch woanders? 00:01:41-5 Person 2: Ähm, ich spiele auch immer noch in der Kneipe, mehr oder weniger regelmäßig. Also, ich spiele schon, äh, regelmäßig bei uns im Trainingsraum und gelegentlich mal in einer Kneipe, wenn es sich ergibt. Dann allerdings auch mit anderen Ansprüchen. Also, dann, äh, mache ich wirklich das worauf ich Lust habe und nicht unbedingt das, was am effektivsten ist oder was am ehesten zum Erfolg führt. 00:02:09-1 Interviewer: Und trinkst Du dabei Alkohol? Ist das ein Thema dabei oder eher nicht? 00:02:13-9 Anhang Person 2: Ähm, ja, also wenn ich in einer Kneipe spiele, ähm, auf jeden Fall. Dann trinke ich Alkohol. Beim Training weniger, also zumindest in dem Maße, dass es mich nicht sonderlich beeinflusst. 00:02:32-4 Interviewer: Du hast gesagt, dass Du auch in der Kneipe spielst. Kannst Du mir erzählen wie Du zum Tischfußball gekommen bist? Hat das auch in einer Kenipe angefangen? 00:02:45-2 Person 2: Das hat in der Kneipe angefangen, genau. Und, ähm, da hab ich, ich glaube, seit ich 17, 18 war ungefähr, ähm... Mit einem aus der Schule bin ich häufiger mal in die Kneipe gegangen. Wir haben in der Schule an sich angefangen zu spielen. Haben dann gemerkt, dass bei uns in der, äh, in der Kneipe der Tisch einfach besser ist. Dass es mehr Spaß macht. Ähm, dass man da auch mehr für das Geld, das man in den Tisch schmeißt einfach mehr Gegnwet bekommt. Dann sind wir da regelmäßig hingegangen und haben da eigentlich sehr lange gespielt, auch gegen bessere Spieler. Und haben und dann mehr oder weniger überreden lassen mal in den Verein einzutreten, mal vorbei zu schauen. Und, äh, sind dann allerdings auch sofort gefangen worden. Vom Sport! 00:03:35-6 Interviewer: Das war hier in Göttingen, richtig? 00:03:35-6 Person 2: Das war hier in Göttingen. 00:03:36-9 Interviewer: Okay, und wie lange ist das jetzt her? 00:03:37-8 Person 2: Ähm, muss ich jetzt überlegen. Wir waren noch in der Schule - das müsste, äh, äh, müsste so acht, neun Jahre her sein. Und im Verein spiel ich jetzt seit 2008, also seit drei Jahren, nicht ganz drei Jahren. 00:04:01-7 Interviewer: Das heißt, in der Schule hat das angefangen. Hattet ihr da so einen Pausenraum, in dem ihr gespielt habt? 00:04:07-0 Person 2: Ja, genau. Da hatten wir so einen Pausenraum. Da stand ein Tisch drin. Der war theoretisch auch ganz in Ordnung, aber eben verdreckt, wenig gepflegt, häufig fehlten die Bälle. Da konnte man schon ein bisschen spielen, aber, ähm, gelernt hab ich da so zu sagen gar nichts, also gelernt hab ich dann, äh, später in der Kneipe. Auch von anderen Spielern vor Anhang allem. 00:04:31-7 Interviewer: Manche Tischfußballspieler üben mehrere Stunden am Tag. Andere wiederum nur ab und zu in der Woche. Wie sieht das bei Dir aus? Wie würdest Du das einschätzen? 00:04:38-2 Person 2: Ähm, ich würde auch gerne täglich üben. Das ist aber schwierig, wenn man keinen Tisch zu Hause hat. Äh, das ist dann einfach eine zeitliche Sache. Ich übe, ähm, zwei- bis dreimal die Woche mehrere Stunden. 00:04:56-4 Interviewer: Okay, also schon regelmäßig? 00:04:56-4 Person 2: Ja, schon. Also, zweimal regelmäßig und dann nur noch mal zwischendurch. Vor Turnieren, vor Ligaspielen ein bisschen häufiger, ähm, wenn gerade Winterpause ist oder so etwas weniger, aber grundsätzlich schon so zwei- dreimal regelmäßig, ja. 00:05:17-5 Interviewer: Hast Du dabei eine bestimmte Trainingsmethode dabei? Eine Trainingsmethode, nach der Du vorgehst? 00:05:21-8 Person 2: Jein. Es hängt immer ein bisschen davon ab, ähm, wer noch so beim Training ist. Äh, also, wie die Gesamtkonstellation ist. Ich sehe normalerweise schon zu, dass ich eine gewisse Zeit alleine traininere, was an sich auch immer möglich ist. Ähm, wo ich mich dann einfach an den Tisch stelle und eine halbe Stunde lang ein und denselben Pass und ein und denselben Schuss mache. Ähm, also, eine gewisse Methodik habe ich schon dabei. Äh, wenn sich aber grade eine andere Gelegenheit ergibt, was anderes zu trainieren oder wenn mich einer fragt, ob wir nicht mal irgendwie gemeinsam die Sache XY trainieren wollen, dann mache ich das schon auch. Also, ich hänge da an meiner Methode nicht so hundertprozentig fest. Und ich habe jetzt, ähm, ich habe keinen langfristigen Trainingsplan, sage ich mal, sondern guck´ mir dann immer... überleg´ mir am Tag so zu sagen: Was will ich heute mal machen und, äh, mache das dann. 00:06:14-1 Interviewer: Aber man spielt schon zusammen? Also, man unterstützt sich oder versucht sich gegenseitig irgendwas beizubringen? 00:06:28-5 Anhang Person 2: Ja, genau, genau. 00:06:28-5 Interviewer: Okay, kannst Du mir erzählen, was Tischfußball für Dich bedeutet? 00:06:30-5 Person 2: Was es.. oh! Ähm... Das, äh, ist im Moment, äh, einfach mein größstes Hobby, würde ich sagen. Also, ähm, ich hab jetzt auch schon von Leuten gehört, irgendwie, das ist, äh, so zu sagen, mein größster Lebensinhalt - soweit würde ich jetzt nicht gehen. Ähm, aber es ist einfach, äh, eine Ablenkung von den anderen alltäglichen Sachen, äh, die mir sehr viel Spaß machen. Es ist schon mein größstes Hobby, worauf ich die meiste Zeit auch verwende, neben Studium und, äh, Privatem. 00:07:11-0 Interviewer: Okay, jetzt kommt ein zweiter Frageteil, der ein bisschen sportspezifischer ist. Die erste Frage ist: Angenommen, Du solltest "Sport" definineren, welche Kriterien wären für Dich dabei wichtig? Was macht für Dich Sport aus? 00:07:29-1 Person 2: Puh... Was macht für mich Sport aus...? Ähm, (...) Ja, das ist schwierig. Also, ich würde sagen, grundsätzlich, ähm, hat Sport meistens einen physischen Aspekt in irgendeiner Form. Ähm, es hat in der Regel Wettkampfcharakter und, äh, ich sag´ mal: Ausnahmen bestätigen die Regel. Also, ich könnte mir auch irgendwie Sachen vorstellen, äh, natürlich, wenn man, wenn man... Ja, müsste ich jetzt überlegen, wenn man jeden Tag eine halbe Stunde joggen geht, ob das Sport ist oder ob man das als Fitness bezeichnet oder so... Kommt darauf an. Also, ich würde schon sagen in der Regel: Wettkampfcharakter und, ähm, und physische Aspekte. 00:08:33-3 Interviewer: Okay, und bezogen auf Tischfußball: Ist Tischfußball für Dich ein Sport? 00:08:39-3 Person 2: Ähm, man kann es so oder so betreiben. Ähm, ich würde sagen, für mich persönlich ist.. Ich sehe es schon als Sport, als sportliche Betätigung. Ich merke ja auch irgendwie, ähm, wie, wie fertig ich einfach bin nach einem Turniertag oder so. Ähm, ich merke mit dem Ehrgeiz, den... den Ehrgeiz, mit dem ich in den Wettkampf gehe... Also, für mich persönlich ist es schon Sport. Man kann sich natürlich auch einfach an den Tisch stellen und unkontrolliert ein bisschen gegen die Bälle hauen. Das wäre dann KEIN Sport. Aber, ähm, man kann es auf jeden Fall als Sport betreiben, ja. Es gibt halt sehr viele Leute auch, die Anhang das machen. 00:09:19-9 Interviewer: Okay, das heißt, damit es Sport wird, muss es schon gewisse Voraussetzungen erfüllen. Also, so einfach loslegen, spielen, das wäre dann kein Sport für Dich? 00:09:33-6 Person 2: Würde ich sagen, ja. Ähm, da, ja, da fehlt dann auch einfach der physische und der taktische Aspekt, so, wenn man sich einfach irgendwie an Tisch fletzt und irgendwie unüberlegt ein paar Dinge macht. 00:09:50-6 Interviewer: Was macht denn einen guten Tischfußballspieler für Dich aus? 00:09:59-5 Person 2: Einen guten Tischfußballspieler macht aus: Ähm, ein hohes Maß an Konzentrationsfähigkeit, ähm, ein hohes Maß an Entscheidungsfähigkeit. Auch Entscheidungen schnell zu treffen. Ähm, und, ähm, ja, wie soll ich sagen... Durchhaltevermögen, Ehrgeiz im Training auch. Also, die Techniken grundsätzlich, äh, perfekt zu beherrschen, bringt einem natürlich schon sehr viel weiter. Dazu irgendwie Konzentrationsfähigkeit... Das dann im Turnierspiel umsetzen zu können. 00:10:46-2 Interviewer: Okay, derzeit wird in Deutschland diskutiert, ob Tischfußball als Sport anerkannt werden soll. Deshalb schreibe ich ja auch meine Arbeit darüber. Was denkst Du darüber, was ist da Dein Standpunkt? 00:10:59-6 Person 2: Ähm, ja, ich hab das ja auch ein bisschen verfolgt. Ich denke schon, dass das anerkannt werden sollte. Also, ähm, wenn ich sehe, wie professionell solche Turniere mittlerweile organisiert sind und wie professionell, äh, in Anführungsstrichen, sich die Spieler darauf vorbereiten, ähm, dann denke ich schon, dass das ganz klar als Sport gewertet werden sollte, unter diesen Voraussetzungen. 00:11:29-7 Interviewer: Okay, der letzte Fragenteil ist ein wenig fachspezifischer zum Tischfußball. Die erste Frage: Was passiert mit dem Ball, wenn er während des Spiels aus dem Spielgerät geschossen wird? 00:11:44-7 Person 2: Ähm, er wird wieder eingelegt. Nach aktuell gültigen Regeln, auf der Verteidigerseite, also, die Seite, die den Ball NICHT nach draußen befördert hat. Im Torraum. Anhang 00:12:04-2 Interviewer: Welche Eigenschaften sind für einen Tischfußballtisch, also das Gerät, wichtig? Was würdest Du da sagen, was wichtig ist? 00:12:12-6 Person 2: Ähm, ja da spielen viele Sachen zusammen. Also, es gibt bestimmte Normen, nach denen diese Tische gebaut sind. Was die Ausmaße des Spielfeldes angeht, was, ähm, die Anzahl der Figuren natürlich angeht, die Aufteilung, die, äh, die Stangen, die Griffe. Ähm, diese Normen sollten schon erfüllt sein. Ansonsten gibt es halt eben Tische, wo man den Ball sehr gut klemmen kann, das sind die in Deutschland üblichen Modelle mit, äh, weichen Plastikbällen. Ähm, ich spiele auch sehr gerne andere Tische, wie den amerikanischen Tisch, der eben diese grundsätzliche Spielfeldaufteilung auch hat, aber der Ball sich nicht so leicht klemmen lässt, was aber durchaus noch möglich ist. Also, ich würde sagen: Ein Tisch muss einfach stabil gebaut sein. Das muss schwer sein, dass man ihn nicht sofort verrückt, muss die grundsätzlichen Abstände haben, die sich , äh, bewert haben und dann ist das wohl ein guter Tisch. Es gibt natürlich immer noch ein paar kleine Macken, die einen Tisch schlecht machen können, die wir jetzt nicht alle auszählen können, aber das sind so die grundsätzlichen Sachen. 00:13:25-4 Interviewer: Was weißt Du über die organisierten Strukturen in Deutschland? 00:13:28-7 Person 2: Der Tischfußball in Deutschland: Äh, es gibt einen deutschen Tischfußballverband, der so ähnlich des DFB, sage ich mal, versucht Tischfußball zu organisieren. Der deutsche Meisterschaften organisiert, eine Turnierserie organisiert, ähm, der Untergliederungen in regionale Landesverbände hat, die wiederum Ligasysteme und, äh, Landesmeisterschaften organisieren. Und der dem Weltverband, dem ITSF angeschlossen ist, welcher Weltmeisterschaften und eine internationale, äh, Pro-Tour, sag´ ich jetzt mal, ausrichtet. Ähm, das ist die eine Seite, die andere Seite ist, äh, der Players4Players e.V., der größte Turnierveranstalter in Deutschland, äh, ein eigenständiger Verein, so zu sagen, natürlich gewachsen, ähm, seit 2000 gibt es den jetzt, glaube ich. Hat die... Vorher gab es eine andere Turnierserie, der dann, ähm, von diesem Playsers4Playsers, so zu sagen, übernommen wurde, nachdem der Sponsor wegging. Und das sind so die beiden wesentlichen Dinge, wobei, ähm, die größsten und hochklassigsten Turnieren nur vom P4P-Verein veranstaltet werden. 00:14:48-6 Anhang Interviewer: Das war ja schon eine ganze Menge. Die letzte Frage erstmal: Wie groß schätzt Du die Anzahl der Tischfußballvereinsspieler in Deutschland? 00:15:01-9 Person 2: Ähm, ich schätze zirka, ähm, ich sage mal 3.000 bis 4.000 Vereinsspieler. (...) Die im DTFB organisiert sind. Wobei, ähm, jetzt die Frage ist: Da spielen einige sicherlich jedes Wochenende und einige nicht so häufig, aber ich sage mal so 3.000 bis 4.000. 00:15:30-2 Interviewer: Okay, ich würde Dir gleich gerne noch einige Fragen zu Deiner Person stellen. Aber hast Du zuvor noch eigene Ergänzungen, die Du für wichtig hälst, die bisher noch nicht angesprochen wurden? 00:15:43-7 Person 2: Mmh, nö, wüsste ich jetzt nichts. 00:16:01-0 Interviewer: Okay, das spricht für meinen Fragebogen ;-) Verrätst Du mir wie alt Du bist? 00:16:03-1 Person 2: Ich bin 27. 00:16:04-4 Interviewer: Okay, hast Du noch andere Hobbys außer Tischfußball? 00:16:07-6 Person 2: Ähm, ich spiele noch, ähm, Computerspiele, Videiospiele, aber, ähm, würde ich nicht wirklich als Hobby bezeichnen. Ansonsten habe ich im Moment keine großen Hobbys. 00:16:37-5 Interviewer: Und Dein derzeitiger Beruf? Du studierst noch? 00:16:37-0 Person 2: Ich studiere noch, ja. 00:16:39-3 Interviewer: Was studierst Du? 00:16:39-3 Person 2: Ich studiere Sozialwissenschaften, ähm, hauptsächlich Politikwissenschaften. 00:16:46-0 Anhang Interviewer: Letzte Frage: Kannst Du Dir vorstellen mit Tischfußball Geld zu verdienen? 00:16:50-4 Person 2: Äh, nein. Also, zumindest nicht als Spieler, da ist im Moment einfach... Da ist zu wenig Geld drin und, ähm, die Topleute, da muss man dann wirklich zwei, drei Stunden am Tag trainieren um irgendwie in die Preisgelder zu kommen und dann, äh... Die, die wirklich eine bestimmte Menge rauskriegen über das was sie auch ausgeben, indem sie zu Turnieren fahren und Startgelder bezahlen und so weiter, die kann man, glaube ich, an einer Hand abzählen im Moment in Deutschland. Solange sich da nichts ändert und solange ich nicht irgendwie unfasbar viel mehr Zeit zum Trainieren finde, glaube ich das eher nicht. Die andere Sache wäre eben, dass man irgendwie, äh, mit Tischfußball Geld verdient, indem man selber versucht Turniere zu veranstalten und da irgendwie was zu machen, aber... sehe ich im Moment bei mir auch nicht. 00:17:45-0 Interviewer: Okay, vielen Dank. Ich habe jetzt alle Fragen gestellt. Wenn Du noch Fragen hast oder Dir noch irgendetwas einfällt, kannst Du Dich gerne noch mal bei mir melden. Vielen Dank. 00:18:20-0 Anhang Anhang 4: Eidesstattliche Erklärung “Ich versichere, dass ich die Arbeit selbstständig verfasst habe und keine anderen als die angegeben Quellen und Hilfsmittel genutzt habe. Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäß aus Veröffentlichungen entnommen sind, sind als solche kenntlich gemacht.“ ---------------------------------