Der heisseste Outsourcing-Deal
Transcription
Der heisseste Outsourcing-Deal
ITRESELLER Der heisseste Outsourcing-Deal 29. März 2005 - Das «Outsourcing 2006» der SBB gilt als der Deal des Jahres. An den Verhältnissen im Markt wird sich aber trotz der öffentlichen Ausschreibung nichts oder nur wenig ändern. EDS und CSC sind bereits aus dem Rennen. Ende November letzten Jahres hat der Zentralbereich Informatik SBB drei Outsourcing-Aufträge im Schweizerischen Handelsamtsblatt ausgeschrieben. Der Deal gilt als einer der grössten und wichtigsten des Jahres: Das Umsatztotal aller drei Lose wird auf einen dreistelligen Millionenbetrag pro Jahr geschätzt. Entsprechend heiss sind die Anbieter darauf. Drei fette Fische im Teich Zur Ausschreibung kommt es, weil die bestehenden Verträge mit HP (SAP-Betrieb und -Support seit 2001) und T-Systems (Mainframe- und Desktop-Betrieb seit 1998) Ende Jahr auslaufen. Im Rahmen von «IT-Outsourcing 2006» suchen die SBB deshalb für alle drei Bereiche einen Partner. Nachdem die Anbieter bis am 14. Januar dieses Jahres ihre Teilnahmeanträge hatten einreichen können, wurden einige von ihnen in die nächste Runde vorgelassen: Im Rahmen des «Request for Proposals» dürfen sie jetzt ein detailliertes Angebot einreichen und weiter auf die SBB-Millionen hoffen. «Da wir aktuell die beiden Lose Mainframe und Desktop betreuen, sind wir daran interessiert, dies auch weiterhin zu tun», sagt Senta Klager, Sprecherin von T-Systems Schweiz. Ob T-Systems den Vorstoss in die zweite Runde geschafft hat, will Kleger dann aber nicht kommentieren. Auch bei den anderen Anbietern gibt man sich bedeckt: Anfragen zum aktuellen Stand des Ausschreibeverfahrens beantworte ausschliesslich die SBB-Pressestelle, heisst es unisono. Doch auch in Bern hüllt man sich in Schweigen: «Wie bei jedem Ausschreibungsverfahren informieren wir erst nach dem Abschluss», sagt SBB-Mediensprecher Roland Binz. Vier Anbieter noch im Rennen Hinter vorgehaltener Hand ist dann bei einigen Gesprächspartnern allerdings ein klein wenig mehr zu erfahren: So sollen sich mittlerweile noch vier Anbieter auf der «Shortlist» befinden. Teilnahmeanträge dürften so gut wie alle nationalen und internationalen Outsourcing-Dienstleister eingereicht haben: IBM, EDS, CSC, T-Systems, HP und Swisscom IT Services. Wie IT Reseller von einem Insider in Erfahrung bringen konnte, handelt es sich bei den verbliebenen Anbietern um IBM, T-Systems, HP und Swisscom IT Services. Bereits in der Vorausscheidung gescheitert und zur Kür nicht zugelassen worden sind offenbar die Riesen EDS und CSC. An der mangelhaften Erfahrung mit Eisenbahnen dürfte dies aber nicht liegen, denn schliesslich verfügen auch IBM und Swisscom nicht über einen entsprechenden Hintergrund. Natürlich sehen sich sämtliche Outsourcing-Anbieter ganz generell hervorragend für den Job geeignet: «Die Stärken von IBM liegen in der Erfahrung, flexiblen Preis- und Verrechnungsmodellen sowie der nationalen wie internationalen Ausrichtung», sagt IBM-Sprecher Jochen Reinhardt floskelhaft. Ähnlich informativ auch T-Sytems: «Wir haben die Kompetenz, den Kunden und seine Anforderungen zu verstehen», sagt Senta Kleger von der Pressestelle. «Kein Kommentar», heisst es bei Swisscom IT Services auf die Frage, wie man es als nationales Unternehmen bewerkstelligen wolle, die verlangten Outsourcing-Dienstleistungen an den SBB-Standorten in Italien und Deutschland zu erbringen. Vorteil für T-Systems und HP Für Branchenkenner scheint allerdings klar, dass T-Systems und HP als jetzige Leistungserbringer auch für die nächste Periode so gut wie gesetzt sind. So blickt etwa T-Systems in Sachen SBB auf eine fast achtjährige Erfahrung aus dem bestehenden Vertrag zurück: «Wir arbeiten heute teilweise mit Personal, das diese Dienstleistungen bereits bei den SBB erbrachte, bevor es ausgelagert wurde», so Kleger. Hinzu kommt, dass ein Wechsel weg von T-Systems und HP für die SBB mit hohen Transitionskosten verbunden wäre. Auch wäre es offenbar so gut wie unmöglich, den Mainframe- und Rechenzentrums-Betrieb kurzerhand einem anderen Anbieter als T-Systems zu übertragen, ohne dass diesem Anbieter erhebliche Unannehmlichkeiten entstehen würden: «Das Rechenzentrum, in dem T-Systems Dienstleistungen für die SBB erbringt, ist zu verzahnt mit anderen Kunden des Outsourcers wie der Coop-Bank», sagt ein Insider zu IT Reseller. (bor) SBB IT-Outsourcing 2006 Im Schweizerischen Handelsamtsblatt Nr. 231 vom Freitag, den 26. November 2004, wurden folgende Aufträge ausgeschrieben: SAP: «... Betrieb und Support der SAP-Plattform ... Bezüglich Mengengerüst muss gesamthaft auf allen SAP-Systemen mit rund 6000 Endanwendern verteilt über die ganze Schweiz sowie an den SBB-Aussendienststellen (Italien, Deutschland) ausgegangen werden.» Beginn ist am 1. Januar 2006. Mainframe: «Betrieb und Support von Mainframe-Rechnern und allen betriebsnotwendigen Middleware- und Application-Services ... Bezüglich Mengengerüst muss von rund 15’000 Endanwendern verteilt über die ganze Schweiz, rund 500 Client-Applikationen und über 200 Mainframe sowie Nicht-Mainframe-Applikationen ausgegangen werden.» Beginn ist am 1. April 2006. Service Desk & Desktop: «Betrieb und Support von Service-Desk- und Desktop-Infrastruktur inklusive den nötigen Filer, Citrix Farm und Desktop-Printing-Kapazitäten ...» Beginn ist am 1. April 2006. IT Reseller meint Die SBB haben das «Outsourcing 2006» zwar, wie es sich für die öffentliche Hand nach WTO- und GATT-Richtlinien gehört, öffentlich ausgeschrieben, an den herrschenden Verhältnissen im Schweizer Outsourcing-Markt dürfte sich aber wenig bis gar nichts ändern. T-Systems und HP scheinen als Partner gesetzt, und IBM oder Swisscom IT Services könnten mit dem einen oder anderen Häppchen für ihre aufwendige Offertstellung «belohnt» werden. (bor) Copyright by Swiss IT Media 2017