Tutorial zur Herstellung einer Solid-Core Zylindershell
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Tutorial zur Herstellung einer Solid-Core Zylindershell
Tutorial zur Herstellung einer Solid-Core Zylindershell Vorwort Der Bau einer solchen "Solid-Core-Bombette" ist recht aufwendig. Ich benötige für diese Geschosse zwei bis drei Stunden um sie fertig zu stellen - die Herstellung der Füllung nicht mit gerechnet. Zwischen den Schritten liegen Trockenzeiten von bis zu 14 Tagen, abhängig vom Kaliber. Ich bin aber der Meinung, dass sich der Aufwand lohnt, da ich mit diesem Verfahren reproduzierbare Effekte erreichen kann. Der Einfachheit halber bespreche ich hier den Bau eines Kaliber 50 mm "Klorollen"Modells. Andere Baugrössen lassen sich aus diesem Verfahren ableiten, dann müssen die Aussenzylinder aber von Hand hergestellt werden. Darüber hinaus halte ich 50 mm für eine sehr effektive Grösse für diese Art von Effekten: Dies sind alles Breaks von 50 mm - Geschossen, die nach meinem hier beschriebenen Verfahren hergestellt wurden. Benötigte Werkzeuge: Stift, Lineal, Schere, Pinsel, Zirkel, 3 mm - Bohrer, Waage, Löffel, Rundstück für die Zerlegerseele (z. B. Zigarrenhülse 20 mm), Rundstück zum Andrücken des Corematerials (z. B. 8 mm - Bohrer). Für die Herstellung des typischen Corematerials (Willow, Tigertail oder Firedust) benötigen wir darüber hinaus noch: einen Kochtopf sowie zwei Mischgefäße und ein derbes Leinentuch (z. B. Einkaufstasche). Benötigte Materialien: 2 Pappzylinder (Klorollen),1 dicker Pappbogen (Aktenordnerdeckel reicht für viele Bombetten), Holzleim, Wasser, Kreppklebeband (Malerband), 2 Stück green Visco: 5 cm und min. 7 cm, SP (Meal oder ungekörnt bzw. fein), 8g SP mit 1 - 4 mm Körnung, NC-Lack (1 Tischtennisball in 150 ml Aceton), Zutaten für den Core und Zerleger (Mg 50µ, KNO3, S, C, SGRS oder Dextrin, Spiritus, Wasser), Leinenstoffbahn (z. B. von einer Einkaufstasche), ggf. weitere Effektsätze wie Sterne. Nun aber ans Werk. Zunächst wird eine der Papphüllen der Länge nach aufgeschnitten... ...um sie dann in die andere einzulegen. Wegen dem kleineren Radius entsteht ein überstehendes Ende welches wir als Markierungshilfe benutzen und dort einen Strich ziehen. Nun biegen wir die geschnittene und markierte Hülle auf und schneiden an der Markierungslinie entlang einen Streifen ab. Somit haben wir die Rolle an den richtigen Innendurchmesser angepasst. Der Innenzylinder soll nicht nur der Verstärkung der Verdämmung dienen, er soll vielmehr eine gute Auflagefläche für die Verschlussdeckel bilden, damit diese weder vom Abschußdruck nach innen, noch von der Zerlegerexplosion einfach nach aussen gedrückt werden können. Jetzt ziehen wir am oberen und unteren Rand in etwa 5 mm Entfernung zum Rand eine Hilfslinie Diese dient als Einschnitthilfe, denn nun schneiden wir die Pappe oben und unten etwa alle 5 mm bis zur Linie ein. Jetzt lassen sich die "Kragen" um 90° nach innen klappen. Die Pappe wird großflächig mit leicht verdünntem Holzleim bestrichen... ...und möglichst gerade in den Außenzylinder eingeklebt. Dabei ist darauf zu achten, dass die nach innen gestellten Kragenstücke nicht mitgeklebt werden. Daher sollten die Randstücke noch einmal nach innen gefaltet werden, wie hier auf dem Bild zu sehen. Diese Konstruktion sollte nun 20 Minuten trocknen. Jetzt benötigen wir zwei Deckel für die Shell. Hierfür messen wir den Innendurchmesser des Aussenzylinders, um mit Hilfe des Zirkels zwei entsprechend große Kreise auf die starke Pappe zu zeichnen. Die beiden Kreise sollten recht sorgfältig ausgeschnitten werden und beim Einlegen in unsere Zylinderkonstruktion nicht zu locker sitzen. Einer der beiden Deckel kann nun in die Shell eingesetzt, aber noch nicht eingeklebt, werden. Der andere Deckel wird mittig mit dem 3mm-Bohrer durchbohrt. Jetzt präparieren wir den Verzögerungszünder. Die 5 cm lange Visco wird mit einem 2 x 5 cm breiten Klebestreifen umwickelt, wobei die 5 cm die Stärke und die 2 cm die Länge der Isolierung bilden. Die 5 cm ergeben bei dem hier verwendeten Klebeband eine Dicke von 3 mm. Diese kann je nach Marke aber variieren, dies muß beim Umwickeln berücksichtigt werden: Die isolierte Visco sollte später fest in der Bohrung sitzen. An einem der beiden Enden der Isolierung sollte nicht mehr als 2 - 3 mm Visco hervorragen. Dieses Ende wird geprimed, indem wir es in NC-Lack und gleich darauf in SP-Meal tauchen. Ich höre oft das es auch reicht, die Visco schräg anzuschneiden oder mit einer scharfen Klinge zu spalten. Meine Methode ist nicht sehr aufwendig und es hat bis heute noch keine Fehlzündung beim Abschuss gegeben, daher bleibe ich dabei. Die so vorbereitete Visco wird nun durch das Loch des Pappdeckels gesteckt, sodaß auf der einen Seite des Deckels nicht viel mehr als 1 mm der Isolierung herausragt. Das Klebeband wird von beiden Seiten durch einen Tropfen Holzleim fixiert. So sollte das Zwischenergebniss in etwa aussehen.Wir sind jetzt an einem Punkt angekommen, an dem es möglich ist, einen Deckel einzukleben, das Geschoss mit Sternen und Zerlegerladung zu befüllen, den zweiten Deckel einzukleben und mit der Stoffumwicklung weiter zu machen. Das wäre dann die Herstellungsvariante für eine “normale” Zylindershell. Wobei man dann aber daüber nachdenken sollte, die Shell abschließend noch mit Schnur zu umwickeln, um eine bessere Verdämmung zu erreichen. Für eine “Solid-Core-Shell” muß nun jedoch das Core-Material hergestellt werden. Es ist wichtig, dies unmittelbar vor dem Befüllen zu tun, denn die Masse muß feucht eingefüllt werden. Hier nun eine kurze Anleitung für die Herstellung der Core-Mischung. Zunächst sollten die Zutaten so fein wie möglich sein. Am besten wird die Kohle 1-2 Tage kugelgemühlt, und zwar mit dem Schwefel und dem Bindemittel (Dextrin oder SGRS) zusammen. Nun wird die angegebene Wassermenge in einen Topf gefüllt und das KNO3 dazugegeben. Jetzt das Wasser auf dem Herd erwärmen und umrühren, bis sich das KNO3 vollständig gelöst hat. Nun werden die gemahlenen Zutaten dazugegeben und solange gerührt und weiter erwärmt, bis sich ein dickflüssiger Brei gebildet hat und die Kohle nicht mehr auf dem Wasser schwimmt. Ist dieser Brei entstanden, wird der Topf vom Feuer genommen und der Spiritus, den man einige Stunden vorher ins Eisfach des Kühlschranks getan hat, möglichst schlagartig und unter ständigem Rühren dazugegeben. Nun wird der Brei in ein Tuch eingeschlagen und möglichst viel von der Flüssigkeit herausgewrungen. Hier dazu einige Rezepte für verschiedene Core´s (Shimizu): Firedust-Mix: C: 75, KNO3: 132, S: 16, SGRS: 11 Wasser: 100, Spiritus 140 Tigertail-Mix: KNO3: 47, C: 44, S: 7, SGRS: 5 Wasser: 55, Spiritus: 60 Willow-Mix: KNO3: 127, S: 40, C: 150, SGRS: 17 Wasser175, Spiritus225 Schwefellos (z. B. als Träger für Chloratsterne): KNO3: 45, C: 50, SGRS: 5 Wasser: 60, Spiritus: 65 Ich ziehe die Verwendung von Klebreismehl (SGRS) dem Dextrin vor. Klebreismehl ist sehr billig, in jedem Asia-Shop erhältlich und hat sehr gute Bindeeigenschaften. Sollte trotzdem Dextrin verwendet werden, ist es empfehlenswert, die Dextrinmenge auf 2-3% herabzusetzen - das wäre bei den vorgestellten Rezepten dann jeweils etwa die Hälfte der verwendeten SGRS-Menge. Dextrin hat die unangenehme Eigenschaft, beim Trocknen an die Oberfläche des Materials zu wandern und dort eine Schicht zu bilden. Daher sollten mit Dextrin gebundene Sterne nur sehr langsam getrocknet werden. Grundsätzlich kann aber auch jede andere Sternmischung, die feucht verarbeitet wird, direkt als Corematerial eingesetzt werden. Als nächstes soll die Shell befüllt werden. Hierfür stellen wir sie mit dem Kopf auf einen passenden Sockel (er kann z.B. aus einer eingekürzten Papprolle bestehen). Die Shell sollte beim Befüllen direkt auf ihrem Deckel und nicht auf dem Außenzylinder stehen, damit der Deckel durch das Festklopfen der Mischung nicht herausgedrückt wird. Der untere Kragen (der jetzt nach oben zeigt) wird vorläufig wieder hochgeklappt. Mit der einen Hand stellen wir nun das Rundstück für die Zerlegerseele mittig in die Shell und versuchen es beim Befüllen möglichst gerade zu halten. Mit der anderen Hand wird die Kernmischung eingefüllt. Nachdem eine kleine Menge eingefüllt wurde, wird selbige rundherum festgedrückt. Dies gestaltet sich am Anfang etwas schwierig. Ist jedoch erst genug Füllung vorhanden, muß das Rundstück für die Seele nicht mehr festgehalten werden. Dann klopfe ich mit der einen Hand die Mischung fest, während die andere langsam den Zylinder weiterdreht. Auf dem Bild sieht man, dass ich hierfür einen Bohrer verwende, dessen scharfes Ende ich mit Klebeband umwickelt habe. Im Wechsel mit der Füllung können nun Sterne oder grobe Späne in die Shell gegeben werden. Diese "Fremdkörper" im Kern sorgen für eine bessere Verteilung beim Break. Dann folgt wieder etwas Kernmaterial, woraufhin wieder festgedrückt wird. Die beiden letzten Schritte werden nun wiederholt, bis die Shell bis zum oberen “Kragen” gefüllt ist. Vorsichtig und mit einer leichten Drehbewegung wird das Rundstück aus der Seele gezogen. Nun kann der eingelegte Deckel wieder entfernt werden, um den Luftdurchzug und damit ein schnelleres Trocknen des Satzes zu ermöglichen. Dies lässt sich z. B. durch einen kleinen Stoß mit einem Stift durch die Seele auf den Deckel bewerkstelligen, während die Shell in der Hand gehalten wird. Nun kann sie zum Trocknen weggelegt werden. Ich kontrolliere den Trocknungsprozess, indem ich einmal am Tag das Gewicht ermittle. Verändert sich dasGewicht der Shell innerhalb von 24h um weniger als 1g, betrachte ich den Kern als getrocknet. Dies ist hier nach etwa nach 4 - 6 Tagen der Fall. Ist der “Solid-Core” trocken, geht es an die Fertigstellung. Als nächstes kann der Kopfdeckel nun richtig eingeklebt werden. Dazu wird zunächst der Kragen mit Leim bestrichen. Dann kann der Deckel eingesetzt werden. Abschließend wird der Deckel noch mit dem Außenzylinder “versiegelt”, wie auf dem Bild zu sehen. Das macht es dem Explosionsdruck noch schwerer, den Deckel herauszudrücken, da ja der Klebstoffrand überwunden werden muss. Nun wird die Shell wieder auf den Kopf gestellt, und wir beginnen mit dem Einfüllen der Zerlegerladung. Wer den Effekt des “Blumenstempels” mag (oben bei den Shellbreaks bei allen Breaks ausser dem in der Mitte zu sehen), kann nun Späne (z.B. Mg, Titan) oder Aluminiumfolienfetzen einfüllen. Ich befülle den Hohlraum etwa bis zur Hälfte mit groben Spänen. Anschließend kommen dann etwa 7-8 g KNO3/Mg-Flash (3:2) mit hinein. Beim Einfüllen des Flashpulvers etwas klopfen, damit das Pulver in die Hohlräume zwischen den Spänen rieseln kann. Hier ist die fertig befüllte Shell zu sehen. Jetzt wird der untere Deckel verklebt. Dabei wird genau wie beim Kopfdeckel verfahren: Erst den Kragen bestreichen... ...dann den Deckel einsetzten, einen Moment lang andrücken und schließlich wieder versiegeln. Als nächstes wird die Aussenhülle mit einer robusten Stoffummantelung verstärkt. Auch hier leisten die Stofftragetaschen die man hierzulande an fast allen Ladenkassen bekommt sehr gute Dienste. Wir benötigen eine Bahn von etwa 12 x 16 cm. Sie sollte das Geschoss oben und unten etwa 5 - 10 mm überragen. Die Stoffbahn wird ganzflächig mit dem Aussenzylinder verklebt. Hierfür wird wieder leicht mit Wasser verdünnter Holzleim verwendet. Die überstehenden Enden der Stoffbahn werden, nachdem sie von innen mit Leim bestrichen wurden, auf die Deckel geklebt. Danach wird nochmals eine Schicht unverdünnter Leim auf die umgefalteten Stoffenden verteilt. Das erhöht abermals die Festigkeit der Deckel, was gerade für den unteren Deckel, der den Abschussdruck abhalten muß, wichtig ist. Ausserdem wird so nochmals sichergestellt, dass keine Flammen ins Innere des Geschosses vordringen können. Bevor weitergebaut werden kann, sollte die Shell etwa 1 - 2 Stunden trocknen. Wir kommen nun zur Anbringung der Treibladung. Dafür benötigen wir ein etwa 10 x 12 cm großes Stück Packpapier. Der Aussenzylinder wird unten etwa 1 cm hoch mit leicht verdünntem Leim bestrichen und das Packpapier dort aufgeklebt. Auch das Packpapier selbst wird längs der Überlappung verklebt. Jetzt kann das gekörnte SP eingefüllt werden. Shells dieser Größe wiegen erfahrungsgemäß zwischen 90 und 120g. Die zu verwendende Menge hängt natürlich maßgeblich von der Qualität des Schwarzpulvers ab. Auch die Mörserrohrlänge und einige weitere Faktoren spielen eine Rolle. Ich verwende für Shells dieser Größe etwa 8g SP, das bringt sie auf Höhen von etwa 80 - 110 m. Eine mindestens 7 cm lange Visco wird für die Zündung verwendet. Es ist darauf zu achten, das die Visco beim Verschliessen des Pulverbeutels weit genug hineinragt, um sicher zu zünden. Nun wird das Ende des Packpapiers kunstvoll zusammengefaltet und zusammen mit der Visco und Hilfe eines kleinen Stück Klebebandes fixiert. Sicherheitshalber sollte die Zündschnur nun an der Bombette hochgeführt werden, damit das brennende Ende beim Aufprall des Geschosses im Mörserrohr nicht vorzeitig mit dem Pulverbeutel in Berührung kommt, was höchstwahrscheinlich eine vorzeitige Zündung zur Folge hätte. Fertig ist die “Solid-Core-Shell”. Zum Abfeuern wird das Geschoss halb in das Abschussrohr gesteckt, angezündet und in das Rohr fallen gelassen. Eine 7 cm lange Visco sollte mindestens 5 Sekunden Zeit zum Entfernen geben, was ich jedem eindringlich empfehlen möchte. Nach Fehlzündungen niemals den Kopf über das Mörserrohr halten, etwa um hinein zu schauen. Variationen Zu guter letzt möchte ich noch auf den Bau eines Dreifachgeschosses eingehen, dessen Bauweise grundsätzlich auf der der “Solid-Core-Shell” beruht. Hier sind die einzelnen Elemente wärend des Zusammenbaus zu sehen: Diese Shell besteht quasi aus drei halbhohen “Solid-Core-Shells”, von denen zwei nicht von der Treibladung, sondern vom Break der vorigen Shell gezündet werden. Die erste und die zweite Shell haben jeweils ein Loch im Kopfdeckel, damit die Visco der nachfolgenden Stufe mitsamt der Klebebandumwicklung hineinragen kann. Beim Einfüllen der Zerlegerladung wird dieses Loch vorübergehend mit etwas Klebeband abgeklebt, damit nichts herausrieselt. Die Verzögerung der ersten Stufe besteht aus einer etwa 2,5 cm langen Isolierung, die der zweiten und dritten Shell sollte jedoch so kurz wie möglich gehalten werden. Sie beträgt in der Praxis etwa 10 mm. Um die Strecke zwischen den Shells möglichst kurz zu halten, sollten über die Deckel ragende Pappränder abgeschnitten werden. Die so vorbereiteten Shells werden nun einfach zusammengesteckt und an den Stirnflächen miteinander verklebt (die umgefalteten Stoffenden mit unverdünntem Holzleim bestreichen). Abschließend wird die Konstruktion in Packpapier gewickelt, welches auch gleich die Treibladungstasche bilden kann (siehe Bild, unten). Das fertige Geschoss wiegt erfahrungsgemäß zwischen 140 u. 160 g. Als Treibladung werden etwa 10 g gekörntes SP verwendet. Viel Erfolg beim Basteln und allzeit gut Schuss Heinz , den 03.11.2004 Die Herstellung, Lagerung und der Abbrand von pyrotechnischen Gegenständen ist in Deutschland ohne die entsprechenden Qualifizerungsnachweise und Genehmigungen nicht gestattet. Der Autor übernimmt keinerlei Gewährleistung für die Richtigkeit der Angaben, noch kann jegliche Haftung für hieraus entstehende Personen- und Sachschäden übernommen werden.