Das Bobathkonzept
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Das Bobathkonzept
Das Bobath Konzept Im Rahmen unserer Weiterbildung haben wir einen BIKA Grundkurs von 9 Tagen gemacht, wir wollen daher das Bobath Konzept kurz vorstellen. Berta und Karel Bobath Die Gründer des Bobath Konzept sind Berta und Karel Bobath. Sie wurden Anfang des 20. Jahrhunderts in Berlin geboren und kannten sich schon als Jugendliche. Beide waren jüdischer Abstammung, mussten in den 30 Jahren fliehen und arbeiteten später in England, wo sie sich wieder trafen und heirateten. Berta Bobath war Gymnastiklehrerin und später auch Physiotherapeutin. In ihren Ausbildungen setzte sich Berta Bobath besonders mit den gesunden normalen Bewegungsabläufen auseinander, die heute eine Grundlage für das Bobath Konzept sind. Außerdem lernte und lehrte sie Atemtechniken die muskuläre Verspannungen lösen konnten und ihr später in ihrem Konzept halfen den Muskeltonus bei Patienten zu beeinflussen. Karel Bobath studierte Medizin und wurde Facharzt für Neurologie, er lieferte die neurophysiologischen Erklärungen für das Konzept. Das Bobath Konzept ist ein empirisches Konzept, das aufgrund der Erfahrungen der beiden im Umgang mit Patienten entstand. Es war ihnen sehr wichtig dass sich dieses Konzept weiterentwickelt und sich immer wieder neuen Krankheitsbildern sowie neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen anpasst. Die normale Bewegung Die physiologischste Bewegung ist die normale Bewegung. Was aber ist die normale Bewegung? Bei einem intakten Bewegungsapparat sind folgende Kriterien zu nennen: Normale Bewegung ist: zielgerichtet ökonomisch der Situation angepasst koordiniert individuell Das Bobath Konzept vermittelt Möglichkeiten einen erkrankten Menschen nach physiologischen Bewegungsabläufen zu mobilisieren und anzuleiten. Lagerungen Bei den Lagerungen gelten, wie auch sonst, die Grundsätze des Bobath Konzept, wichtig ist dass: - die Unterstützungsfläche so genützt wird, dass der Muskeltonus entspannt bleibt - der Patient stabil gelagert ist um ihm Ruhe zu vermitteln, insbesondere bei Wahrnehmungsstörungen des eigenen Körpers. ( Stabilität geht vor Mobilität ) - die Schlüsselregionen so zueinander ausgerichtet sind, dass Patienten sich in der jeweiligen Lage leicht bewegen können. Zu den wichtigsten Lagerungen im Bobath Konzept zählen: - Die Rückenlage - Die Seitenlage auf der mehr betroffenen Seite - Die Seitenlage auf der weniger betroffenen Seite Wir wollen nun genauer auf die Rückenlage, unter den oben genannten Aspekten eingehen. Da jeder Körper einzigartig und jedes Krankheitsbild sehr unterschiedlich ist, soll die nun beschriebene Lagerung nur ein Beispiel sein und kein Rezept. Jede Lagerung muss immer sehr individuell auf den jeweiligen Patienten angepasst sein. Die Kissen sind in einer A-Lagerung angeordnet, der Kopf ist evtl. noch zusätzlich unterlagert, dadurch kommen die proximalen Schlüsselpunkte (Schulter)und der Kopf vor den Zentralen Schlüsselpunkt ( Sternum ), diese Position macht es dem Patienten leichter seine Arme zu bewegen, um z.B. ans Nachtkästchen zu kommen und gibt ihm mehr Orientierung im Raum, da er einen besseren Überblick hat. Um so viel Unterstützungsfläche wie möglich zu geben, sollte der Rücken ganz aufliegen, ein Hohlkreuz sollte vermieden werden. Dafür stellt man die Beine des Patienten an und stabilisiert mit der Achsel des einen Armes das mehr betroffene Bein und geht mit beiden Händen unter das Gesäß des Patienten. Nun unterstützt man den Patienten sein Becken anzuheben indem man sein eigenes Gewicht Richtung Boden verlagert und mit den Händen kippt man das Becken des Patienten nach vorne. Um diese Position bei zu behalten und die Unterstützungsfläche der Beine zu nutzen unterlagert man nun die Oberschenkel, Knie und Unterschenkel. Dabei ist zu beachten dass die Beine locker aufliegen und der Muskeltonus im gesamten Bein entspannt ist. Zur Stabilisation wird der mehr betroffene Arm unter dem Ellenbogen unterstützend am Körper gelagert. Häufig dreht sich das mehr betroffene Bein nach außen, um dies zu vermeiden unterlagert man die mehr betroffene Hüfte mit einem Kissen. Ein Handtuch wird zur Stabilisation überkreuzt um die Füße gewickelt und ein zusätzliches Kissen wird leicht an die Unterseite der Füße gelegt um diese vor der Schwerkrafteinwirkung Richtung Matratze zu schützen. Der Patient liegt nun stabil, kann jedoch seinen weniger betroffenen Arm gut bewegen und nützt soviel Unterstützungsfläche wie möglich. Die Mundpflege Bei Patienten mit neurologischen Erkrankungen kommen verschiedene Problematiken in Bereich des Mundes auf die Pflegekräfte zu. Der Patient: - versteht nicht was man machen will, bekommt Angst und wehrt sich gegen die Mundpflege. - hat eine Apraxie, also unkoordinierte Bewegungen, sowohl möglich in den Händen und Armen wie in der Zunge. - hat eine Dsyphagie (Schluckstörung) und läuft in die Gefahr einer Aspiration. - mit Sensibilitätsstörungen insbesondere bei Facialisparesen, merkt nach den Essen nicht dass sich noch Essensreste, häufig in der betroffenen Backentasche, befinden. - kann einen erhöhten Tonus im Kiefergelenk haben. - ist Soor und Parotitis gefährdet. Aufgrund dieser Problematiken sollte die Mundpflege dreimal täglich nach dem Essen geschehen. Durchführung: Wichtig für die Mundpflege ist als erstes eine gute Ausgangsstellung. Das kann eine aufrechte Sitzposition im Bett sein, das Sitzen am Waschbecken oder bei Schwerstbetroffenen auch die Seitenlage im Bett. Vor der eigentlichen Mundpflege sollte eine Anbahnung durchgeführt werden. Das geschieht falls möglich mit der Hand/ den Finger des Patienten die geführt erst über die Wangen und anschließend über die Lippen streichen. Als Utensilien werden entweder eine Zahnbürste, der Finger des Patienten oder der Finger der Pflegekraft verwendet. Über Handschuhe wird um den Finger eine feuchte Kompresse gewickelt. Klemmen mit Tupfer oder Wattestäbchen werden nicht verwendet. Die eigentliche Mundpflege kann von dem Patenten selbstständig übernommen werden, er kann geführt werden oder aber die Pflegekraft übernimmt diese völlig. Es ist wichtig dass die Durchführung immer in derselben Reihenfolge erfolgt und ein Rhythmus für den Patient entsteht, z.B. immer von Links nach Rechts. Beim Ausspucken kann der Patient unterstützt werden, indem man den seinen Oberkörper nach vorne beugt und die Pflegende mit ihrem Zeigefinger und Daumen die Wangen vom Kiefergelenk bis zum Mund ausstreicht. Der normale Haltungstonus: Berta Bobath beschrieb den normalen Haltungstonus als: Normaler Haltungstonus ist hoch genug, um der Schwerkraft entgegenzuwirken und gleichzeitig niedrig genug, um Bewegung zu erlauben. Allgemeine Faktoren, die den Haltungstonus beeinflussen: • Sensibilitätsstörung • unsicherer Boden • Erlernen von neuen Bewegungen • lange, verbale Erklärungen • Zeitnot • emotionale Situation • Medikamente • kalte Hände • plötzlich lautes Geräusch • Notdurft • neuer Kontakt • fehlende Orientierung • Unsicherheit • Schmerzen, Angst vor Schmerzen • Schlüsselpunktregionen Schlüsselpunkte-/ regionen: Berta Bobath nannte bestimmte Regionen des Körpers Schlüsselpunkte. In diesen Regionen befindet sich eine hohe Dichte an Propriozeptoren, die die Informationen an das ZNS weitergeben. Schlüsselpunkte sind Regionen innerhalb des Körpers, durch die der Haltungs- und Bewegungstonus angepasst werden kann. Sie dienen der Anbahnung und Fazilitation von Bewegung. Schlüsselpunkte werden eingeteilt in: • zentraler Schlüsselpunkt • proximale Schlüsselpunkte • distale Schlüsselpunkte Der zentrale Schlüsselpunkt liegt ungefähr in Höhe des 7. und 8. Brustwirbels. Es ist der Bereich des Oberkörpers, der den Schwerpunkt des Oberkörpers hält und um den die Extremitäten bewegt werden. Er wird zentral genannt, weil er in der Mitte der anderen Schlüsselpunkte liegt. Proximale Schlüsselpunkt: Ist der Bereich des rechten und linken Schultergürtels und des Beckens mit beiden Hüften. Distale Schlüsselpunkt: Sind die Hände und Füße. Über die Hände nehmen wir Kontakt zur Umwelt auf. • • Ist der zentrale Schlüsselpunkt vor dem proximalen Schlüsselpunkt, so liegt der Haltungstonus in Richtung Extension. Ist der zentrale Schlüsselpunkt hinter dem proximalen Schlüsselpunkt, so liegt der Haltungstonus in Richtung Flexion. Transfers: 1. Tiefer Transfer über die betroffene Seite 2. Tiefer Transfer über die weniger betroffene Seite 3. Hoher Transfer Vorraussetzungen zu 1.: • Mit dem Füßen Bodenkontakt aufnehmen können • Tonus muss im betroffenen Bein vorhanden sein, sodass Gewicht übernommen werden kann • Rumpfverkürzung auf der betroffen Seite Vorraussetzungen zu 2.: • Instabiles Knie und Hüfte • Körper- und Raumwahrnehmungsstörungen (Neglect) • Bestehende Rumpfinstabilität • Rumpfverkürzung auf der weniger betroffenen Seite • Wenn der Mensch den Transfer selber lernen will Vorraussetzungen zu 3.: • Rumpfstabilität • Selektive Beckenkippung nach vorne möglich • Kniestabilität • Gewichtsverlagerung auf beide Beine möglich Rumpfwickel: Wann ist die Maßnahme sinnvoll? • bei Bewegungsübergängen vom Liegen zum Sitzen • sitzen an der Bettkante • stabiler Sitz im Bett • stehen • gehen • bei schwer betroffenen Patienten im Liegen Ziel des Rumpfwickels: Stabilität im unteren Teil des Rumpfes. Das ist die Voraussetzung für: • Stabilität im oberen Teil des Rumpfes • Nachlassen des Tonus in den Extremitäten und Nackenbereich • Assoziierte Reaktionen werden weniger • Kopf kann gehalten werden Bettina Specht und Karin Voitenleitner Kurs 9 Quelle: Buch: Bobath-Konzept in der Pflege, Autor: Birgit Dammshäuser, Verlag: Elsevir