Peter Meier-Hirschi Abendschule VBG Referat Fasten: medizinische

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Peter Meier-Hirschi Abendschule VBG Referat Fasten: medizinische
Peter Meier-Hirschi
Abendschule VBG
Referat
Fasten: medizinische Aspekte und praktische Tipps
Gliederung
1. Vorstellung meiner Person
2. Ablauf Abend
3. Was ist Fasten? und was nicht?
4. Körperliche Aspekte
5. Seelisch-soziale Aspekte
6. Spirituell-geistliche Aspekte
7. Phasen und Ablauf des Fastens
8. Adressen, Kontakte
9. Literaturhinweise
1. Vorstellung meiner Person
Ich bin 47 jährig, ursprünglich Ostschweizer und nun in der Nähe von Sissach wohnhaft.
Beruflich bin ich Allgemeininternist oder Hausarzt und habe seit 1992 eine
Praxisgemeinschaft mit meiner Ehefrau Verena. Wir haben vier Kinder im Übergang zum
Erwachsenenleben und ein erwachsene Pflegetochter.
Ich kenne die VBG durch meine aktive Mitarbeit in der Schüler- und Studentenarbeit. Nach
Studienende folgte eine Phase des Engagements in der Landeskirche und in Freikirchen.
1996 begann ich eine Beratungs- und Kontemplationsausbildung bei Hans Bürki, dem ersten
Sekretär der VBG. In dieser Zeit nahmen meine Frau und ich erneut engere Kontakte zur
VBG auf, speziell zu Rasa, einem der Kurszentren der VBG im Centovalli. 1999 folgte eine
Ausbildung in Bewegungspädagogik, einer Anleitung zu behutsamem Bewegen mit dem
Körper ohne Einschränkungen durch Körpergewohnheiten, und danach Tanzpädagogik für
Kreistänze. Seit 2001 leiten Verena und ich in Rasa eine Woche mit Meditation, Stille und
Bewegung. Im gleichen Jahr nahm ich an einer Fastenwoche in Rasa teil. Seit 2002 leite ich
diese Fastenwoche in Rasa.
Das Fasten habe ich ähnlich wie Schweigezeiten als sehr intensive Zeit erlebt. Im
Unterschied zum Schweigen allein, ist beim Fasten der Körper stärker ins Geschehen
eingebunden. Die Reduktion von den Einflüssen der Aussenwelt führt zu einer Konzentration
auf eigenen innere Prozesse und sensibilisiert auf eine feine Stimme im Innern und von Gott.
So entstehen in solchen Zeiten Anlässe zu Veränderungen und Wegmarken auf dem
eigenen geistlichen Weg. Deswegen möchte ich Fastenzeiten und Schweigezeiten in
meinem Leben nicht mehr missen.
2. Ablauf des Abends
Nach der Einführung und der Vorstellung meiner Person will ich Ihnen zuerst eine Definition
und Klärung des Begriffs „Fasten“ geben, dann gehe ich auf die verschiedenen
Auswirkungen des Fastens auf Körper, Seele und Geist ein. Ich zeige Ihnen den Ablauf
eines typischen Fastens und gebe Ihnen zum Schluss Hinweise zur Vertiefung der Fragen
ums Fasten und Adressen von Institutionen und Gruppen, die das Fasten in der Schweiz
pflegen. Dazu gibt es Platz für Fragen aus Ihren Reihen.
3. Was ist Fasten? Und was nicht?
Fasten ist bewusstes Enthalten von körperlicher Nahrung unter genügender täglicher
Flüssigkeitszufuhr. Es kann durch Massnahmen, die die Ausscheidung und Entschlackung
fördern, begleitet sein.
a. bewusst
Ich stelle mich selber in diese Situation durch einen Entscheid. Ich bin nicht einfach den
Umständen ausgeliefert. Ich sage ja dazu.
Dies hat Einfluss auf meine psycho-somatische Befindlichkeit, sogar auf die Art, wie der
Stoffwechsel seine Reserven mobilisiert, so dass es nicht einfach zum Muskelabbau kommt,
sondern zu einer Entschlackung, zum Abbau und zur Ausscheidung unnötigen, nicht
brauchbaren Eiweisses.
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b. feste Nahrung
Der Körper besteht zu knapp 2/3 aus Wasser. Alle Stoffwechselprozesse laufen in Wasser
ab. Wasser wird durch die Haut ausgeschieden zur Temperaturkontrolle, durch die Nieren
zur Ausscheidung von Abbauprodukten im Urin, durch die Lunge nach der Aufwärmung und
Befeuchtung der Einatmungsluft und durch den Darm zum Weichhalten des Stuhls. So geht
täglich 1-1.5l Wasser dem Körper verloren und muss ersetzt werden, da sonst innert 2-3
Tagen schwere Schäden bis zum Tode auftreten können. Gegen Hunger ist der Körper
durch Anlegen von Fettdepots besser gewappnet und kann bis sicher 40 Tage ohne
Nahrung auskommen (biblische Zeugnisse: Jesus nach der Taufe, Elia auf dem Weg zum
Sinai, Mose auf dem Sinai).
c. diverse Angebote und Ausprägungen, Gründe zum medizinischen Heilfasten und
Gegengründe
Fasten wird heute von verschiedenen Gruppierungen angewandt: Im Gesundheits- oder neu
Wellness-Bereich zum Entschlacken, zur Gewichtsreduktion oder zum Einleiten einer
Änderung der Essgewohnheiten. Im spirituellen Bereich ohne spezielle christliche Prägung
zur Förderung der ganzheitlichen Gesundheit mit Öffnen der spirituellen Wege zur Natur
oder zu einem unpersönlichen Gott. Und neu im spirituellen Bereich mit christlicher Prägung
zur vertieften Begegnung mit unserem persönlichen Gott, zur Auseinandersetzung mit
seinem Wort in unser Leben und auch zur allgemeinen Busse.
Grundsätzlich gibt es das Fasten für Gesunde als so genanntes ambulantes Fasten oder
Fasten im Alltag im Rahmen einer Fastengruppe, zu Hause in der gewohnten Umgebung bei
normaler oder reduzierter beruflicher Tätigkeit (auch Kochen für die Familie) oder als
stationäres Fasten in einem Kurs oder einer Institution ausserhalb des gewohnten sozialen
Umfeldes und ausserhalb der beruflichen Tätigkeit
Gründe zum medizinischen Heilfasten in einer Fastenklinik sind v.a. die Beeinflussung der
kardiovaskulären Risikofaktoren Übergewicht, erhöhte Cholesterin- und Blutfettwerte, Stress,
Zuckerkrankheit ohne Insulinbehandlung, Bluthochdruck. Weiter Gründe sind das Fasten als
Hilfsmittel in der Behandlung von Herzgefässerkrankungen, Herzinsuffizienz,
Durchblutungsstörungen der Beine, Venenleiden, Arthrose und Arthritis (auch bei
rheumatoider Arthritis und M. Bechterew), funktionelle Darmerkrankungen, chronischentzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulzerosa und M. Crohn), chronische Verstopfung,
chron. Leberkrankheit, Erschöpfungszustände, depressive Verstimmung, chronische
Müdigkeit, Infektanfälligkeit der oberen Atemwege, Migräne und Kopfschmerzen, Allergien,
Störungen in der Menopause, prämenstruelles Syndrom, Fibromyalgie, Akne.
Bei folgenden Leiden wird unbedingt vom Fasten abgeraten: extremes Untergewicht,
Magersucht, Fress-Brechsucht, entgleiste und nicht eingestellte Schilddrüsenfunktion,
fortgeschrittene Störung der Gehirndurchblutung, fortgeschrittene Leber- oder
Niereninsuffizienz, Schwangerschaft und Stillzeit. Menschen mit folgenden Leiden sollten nur
unter Leitung eines erfahrenen Fastenarztes das Fasten durchführen: Alkoholsucht, Magenoder Zwölffingerdarmgeschwür, Netzhautablösung, Psychose, Zuckerkrankheit mit
Insulinbehandlung, Krebs.
4. Körperliche Aspekte
a. Energiereserven des Körpers
aa. Phosphatverbindungen (ATP, Kreatinphosphat): Reserven in jeder Zelle vorhanden, sind
sogleich als Energielieferanten verfügbar, auch ohne O2, Dauer Sekunden
bb. Kohlehydrate (Glykogen): in der Muskel- und der Leberzelle gespeichert, rasch
einsetzbar, mit oder ohne O2, Dauer Minuten
cc. Fett: in speziellem Fettgewebe gelagert, muss zuerst aus der Fettzelle gelöst werden und
zu den verbrauchenden Organen (Muskel, Herz, Niere) transportiert werden, diese können
die freien Fettsäuren direkt in Energie umwandeln, braucht aber viel O2, Dauer Stunden bis
Tage. Zusätzlich werden in der Leber vorwiegend Eiweiss in Glukose umgewandelt, die dann
vom Hirn und Knochenmark in Energie umgewandelt werden kann Diese Organe können nur
langsam innert 2-3 Wochen auf Fettverbrennung umstellen.
.
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Physiologische Grundlagen - Regulation des Stoffwechsels im Hungerzustand
- Regulation des Stoffwechsels während des Fastens
•
Erfolgt während einer bestimmten Zeit keine Energiezufuhr (Fasten), stellt der
Organismus auf eine katabole Stoffwechsellage um
•
Priorität hat die Aufrechterhaltung einer adäquaten Glukosekonzentration im Blut
(ZNS!) mit Hilfe der gegenregulatorischen Hormone Glukagon, Adrenalin und Kortisol
Stoffwechsel beim kurzzeitigen Fasten (12-24h):
Auch im Hungerzustand erfolgt eine gewisse «basale» Insulinsekretion, damit katabole
Stoffwechselprozesse nicht entgleisen
Stoffwechsel beim längeren Fasten (>24h):
Bei längerem Fasten treten folgende Umstellungen im Stoffwechsel auf:
•
•
•
•
•
•
Glykogen ist verbraucht (reicht für ca. 12-24h)
Fettabbau >>> Glukoneogenese
Proteinkatabolismus vermehrt
Muskulatur nutzt vermehrt FFS für die Energiegewinnung
Cori-Zyklus (Reduktion von Pyruvat zu Laktat) und Ketonkörpersynthese gesteigert
ZNS metabolisiert auch Ketonkörper (Glukose aber immer noch zusätzlich
notwendig)
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b Stoffe, die der Körper zur Lebenserhaltung unbedingt braucht:
aa. Vitamine, Spurenelemente
Bereich mg/Tag es bestehen Reserven für
mehrere Tage bis Wochen
eine Substituierung ist frühzeitig nötig und wird in der Methode nach Buchinger durch das
Trinken von Gemüsesäften, Gemüsebrühen und Obstsäften täglich erreicht
bb. gewisse Aminosäuren, Fettbestandteile Bereiche g/Tag
werden im Körper durch
Abbau von unnötigen, nicht brauchbaren Strukturen (=Schlacke) beschafft, ein Rückgriff auf
lebensnotwendige Strukturen findet erst nach Wochen statt
eine Substitution ist beim Fasten erst ab einer Dauer von >2 Wochen nötig
c Auswirkungen auf die Organe
aa Magen-Darm-Trakt
Zunge und Mundhöhle werden mechanisch nicht mehr belastet, es entsteht häufig ein
harmloser Belag
Magen / Bauchspeicheldrüse / Gallensekret (aber auch schon Mundspeicheldrüsen):
Reduktion der Sekretproduktion (etwa 1.5l/Tag), dadurch Einsparung von Eiweissen, Säure,
Bikarbonat, Gallensäuren
Darm (Fläche eines Fussballfeldes): transportiert nicht mehr Stoffe in den Körper hinein
sondern nach gewisser Umstellung aus dem Körper hinaus. Körperabwehrsystem der
weissen Blutkörperchen muss nicht mehr Fremdstoffe an der Darmoberfläche kontrollieren,
dadurch Beruhigung des Immunsystems, Abnahme von Allergien und Reaktionen auf andere
Fremdstoffe
Stuhl: Volumen wird geringer aber nicht Null, Konsistenz trockener, klebriger
bb Lunge, Atemwege: scheiden ebenfalls vermehrt Schadstoffe aus, u.a. Säure, die so aus
dem Körper wegtransportiert wird, Mundgeruch
cc Haut: produziert normalerweise Schweiss und Talg, um die Haut mit einer Fettschicht
gegen Kälte / Wasser / Umwelteinflüsse zu schützen, Talganteil wird reduziert, die Haut
trocknet leichter aus, das Schwitzen nimmt zu, da im Schweiss ebenfalls Abbauprodukte
ausgeschieden werden, dadurch entstehe ein strenger Körpergeruch
dd Nieren: Wie schon gesagt, lebt der Körper während dem Fasten vom Abbau von
Fettreserven und nicht mehr benötigten Strukturen (z.B. falsch gebildete Eiweisse, räumlich
falsch gefaltete Eiweisse, bei Entzündungsprozessen oxidierte Eiweisse, die im Gewebe
abgelagert sind), es entstehen Abbauprodukte und es werden Umweltgifte, die vorläufig im
Fettgewebe deponiert worden waren, wieder ins Blut gelöst und über die Nieren
ausgeschieden, die Kapazität der Niere zur aktiven Ausscheidung wird beim Fasten erhöht
ee Herz / Kreislauf: es etabliert sich ein Vagotonus, d.h. das vegetative Nervensystem zur
Ernährung und Regeneration überwiegt über die Bereitstellung des Körpers auf körperliche
Aktivität bis zu Extremleistungen oder auf Stress, so werden körperliche Stressreaktionen
abgebaut: Puls verlangsamt, Herzschlag so kräftiger spürbar, Blutdruck sinkt ab,
Muskeldurchblutung wird reduziert und dadurch die Hauttemperatur herabgesetzt
ff Muskulatur: wenn die Muskulatur nicht täglich benutzt wird, reduziert der Körper die
Muskelmasse bis auf ein Mass, das der aktuellen Bewegung dient
gg Sinnesorgane: Gehör / Geruch / Geschmack und Sehkraft werden während des Fastens
feiner eingestellt, alle Sinneseindrücke werden bewusster wahrgenommen
5. seelisch – soziale Aspekte
Der Körper ist leistungsfähig, verlangt aber doch mehr Ruhezeiten. So entsteht ein
Tagesablauf mit Wechsel von Trinken – Ruhen – Aktivität. Sinneseindrücke von aussen
werden meist bewusst reduziert, es wird einem fast zu viel, die Tagesnachrichten der
Zeitung oder im Radio oder TV zu konsumieren. Die seelischen Energien werden auf eigene
persönliche Inhalte gelenkt. Der Fastende wird so wie offener und weitsichtiger für Vorgänge,
die die Tiefe der Seele bewegen, und empfindsamer für emotional Berührendes und auch
Verletzungen. Dies kann bis zu einem Aufbruch seelischer Strukturen führen, die bisher
verhärtet waren. Die Gefahr ist auch, dass bei gewisser Veranlagung eine Depression
einbrechen kann oder eine Psychose ausbrechen kann.
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Deswegen kann es ratsam sein, gerade die ersten Fastenerfahrungen ausserhalb der
normalen sozialen Umgebung im Schutz einer Gruppe Gleichgesinnter in einem Kurs oder
einer Institution durchzuführen.
Grundsätzlich werden aber nach einigen Tagen des Fastens die körpereigenen
Überträgerstoffe Serotonin und Endorphin vermehrt gebildet, so dass eine glückliche und
positiv gefärbte Stimmung entsteht.
Daneben besteht im christlich-kirchlichen Umfeld die Tradition, das Geld, das fürs Zubereiten
der üblichen Speisen in der Fastenzeit eingespart wurde, Bedürftigen zu spenden.
Weiterführend kann eine bewusste Solidarisierung mit den ungeschützt Leidenden (Arme,
soziale Ungerechtigkeit, Globalisierung, Umweltzerstörung im Rahmen von Erhalt von
Schöpfung, Friede und Gerechtigkeit stattfinden.
6. spirituell – geistliche Aspekte
die Empfindsamkeit und Feinfühligkeit, das Beschäftigen mit den eigenen Grundfragen führt
über die eigene Person, die eigene Gruppe hinaus zu Fragen:
Was ist der Sinn meines Lebens? Was ist der Sinn der Welt?
Woher komme ich / kommt sie? Wozu bin ich da / ist sie da?
Und eröffnet den Blick auf spirituelle Fragen.
So wird in den Traditionen verschiedener Religionen das Fasten bewusst eingesetzt, um
religiöse Erfahrungen vorzubereiten. Auch die jüdisch-christliche Tradition kennt dies:
Mose
Verweilen 40 Tage auf dem Berg Sinai beim Empfang der Gesetzestafeln und
der Anordnungen zum Bau der Stiftshütte
Elia
Wanderung 40 Tage zum Horeb ohne zu Essen und dort Gottesbegegnung
mit den letzten drei Aufträgen für den Propheten
Jesus
Rückzug in die Wüste für 40 Tage mit Versuchung durch Satan vor dem
ersten öffentlichen Auftreten
Häufig ist das Fasten verbunden mit intensivem Bitten und Fürbitten:
Volk Israel
in Notzeiten (Richter, Könige, Propheten)
David
als der erste Sohn der Bathseba erkrankte
Esther und das ganze jüdische Volk in Susa
bevor Esther vor den Thron ihres
persischen Königsgatten tritt
Diese spezielle Empfänglichkeit für Gottes Reden und seine Weisung ist in der
Kirchengeschichte vielfach berichtet (Franz von Assisi, Niklaus von der Flüe, Ignatius von
Loyola)
Fasten mit betendem Verweilen vor Gott, dem Studium seines Wortes kann zu
prophetischen Offenbarungen für das eigene Leben, das Leben anderer führen, zur Klärung
von Fragen, zu Neuorientierung im Leben und zu einer Erfahrung von unmittelbarer
Gottesnähe führen
7. Ablauf einer Fastenzeit
a Vorbereitung zum Fasten (1 Woche bis 2 Tage vor Fastenbeginn)
aufhören mit Suchtmitteln (Nikotin, Alkohol, Koffein (Kaffee / Schwarztee / Grüntee)
geruhsameren Tagesablauf üben, Zeiten der Entspannung, körperliche Bewegung
leichte Kost (Obst, Reis, Haferbrühen, Gemüsebrühen)
Vorbereiten aller benötigten Hilfsmittel und Lebensmittel:
Warme Kleidung, Wärmeflasche
Genügend Unterwäsche zum Wechseln
Sportzeug
Hautcrème, Hautöl, evtl. Trockenbürste
Evtl. Einlaufgefäss
Lebensmittel: Wasser ohne Kohlesäure 1l/Tag
Kräutertees (nicht sauer, nicht koffeinhaltig, abwechslungsreich im Geschmack)
Obstsaft ca. 0.25l/Tag
Gemüse zur Herstellung von Brühen (ca. 400g, nicht Kohlarten oder Lauch)
Gemüsesäfte ca. 0.25l/Tag
Zitronen bis 1/Tag
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Glaubersalz 30-40g zum Abführen am 1. Fastentag
San Pellegrino oder Leinsamen 10-20g alle 2-3 Tage
b Entlastungstag (1 Tag)
bewusst Mahlzeiten reduziert bezüglich Fett und Eiweiss und reich an Kohlehydraten
((komplexe Zuckerverbindungen): Rohobst, Rohgemüse, Haferschleim, Reisschleim,
Gemüsesuppen
Die Verdauungssäfte können reduziert werden, die unteren Darmabschnitte werden bereits
von der Verdauungsarbeit entlastet.
Daneben sind folgende Punkte wichtig: Ankommen in dieser Fastenzeit, Ausschlafen, zur
Ruhe kommen, Einstimmen.
c 1. Fastentag
Dieser Tag führt zum Umschalten von der äusseren Ernährung zur inneren Ernährung. Dazu
hilft eine gründliche Darmentleerung: in unproblematischen Fällen genügt am Morgen ein
Glas Sauerkrautsaft oder Buttermilch. Meistens wird aber 30g Glaubersalz (bei Übergewicht
oder Verstopfung 40g) mit viel Flüssigkeit eingenommen, das innert der nächsten 1-2 Std. zu
wässrigen Entleerungen führt. Empfindliche Personen können mit Bauchschmerzen
reagieren (20g Glaubersalz). Eine Alternative ist der Einlauf von 1l körperwarmen Wassers
mit einem Einlaufgefäss und einem Darmrohr. Die Ernährung besteht aus Kräutertees am
Morgen, Zitrone, Gemüsebrühe am Mittag und verdünnten Gemüse- oder Obstsäften am
Abend.
d Fastentage
Der zweite Tag kann zu kleinen Krisen führen, bis die Umstellung ganz erfolgt ist:
Hungergefühle (1 Glas Wasser trinken, evtl. Tee mit 1 Löffel Honig), Schwäche- und
Schwindelgefühle (kaltes Wasser, Bewegung, evtl. kurzes Hinlegen, Wermut-Tee, Ingwer),
Muskel- und Gliederschmerzen (warmer Wickel, Fussbad, aufsteigendes Bad), seelischer
Kater und Zweifel (sich etwas Gutes gönnen, nicht zum Essen). Ab dem 3. Tag ist die
Umstellung meist erfolgt, so dass nun eine stabile, leistungsfähige Phase beginnt. Wichtig
sind nun folgende Punkte: An jedem 2. Tag soll die Darmentleerung mit Bittersalz, San
Pellegrino (je 15-20g) oder einem Einlauf gefördert werden, um die Ausscheidung über den
Darm zu fördern. Ein Morgenritual hilft, den Kreislauf anzuregen: eine kalte Dusche oder
kalte Körperwäsche, eine Morgengymnastik mit Dehnen und Lockern oder ein Luftbad unter
dem geöffneten Fenster. Um die Ausscheidung und Entschlackung zu fördern viel (mehr als
der Durst eigentlich benötigt) trinken, regelmässige Stuhlentleerung herbeiführen,
regelmässig duschen und anschliessend einreiben der Haut mit Ölen oder Lotionen,
regelmässig lüften der Zimmer und regelmässig geniessen von frischer Luft, putzen der
Nase, räuspern, hüsteln, abbürsten der Zunge mit einer Zahnbürste, regelmässig essen von
Zitronenschnitzen, aufschreiben von Träumen und Tagphantasien (die auch Beunruhigendes
oder Quälendes beinhalten können) und auch mit jemandem darüber sprechen.
Regelmässige Bewegung (nicht sprintartig, sondern im Ausdauerbereich, davon einmal
täglich bis zur eigenen Leistungsgrenze) helfen die Muskelmasse zu bewahren und die
Leistungsfähigkeit zu erhalten. Schöpferisch-Kreatives Tun kann plötzlich intensiver möglich
sein während dem Fasten. Massage, Sauna, Bäder können zur Entspannung helfen ebenso
regelmässige Ruhezeiten im Liegen (Das Liegen vermehrt die Leberdurchblutung und die
Entgiftung durch die Leber. Zusätzlich kann dies durch einen warmen Wickel der
Lebergegend gefördert werden). Entspannung durch Meditation, Atemschule,
Entspannungsübungen helfen auch. Die Nachtruhe gezielt vorbereiten durch einen
Abendspaziergang, gutes Lüften des Zimmers, eine niedere Zimmertemperatur, eine warme
Bettflasche oder ein aufsteigendes Fussbad und das Hören von Lieblingsmusik. Beim Fasten
ist der Schlaf meist ungestört und tief, vielleicht etwas kürzer als gewohnt. Bei dennoch
auftretenden Schlafstörungen diese gelassen nutzen und Tagebuch führen über die
Gedanken, die einen im Moment bewegen. Vielleicht findet sich so plötzlich der Schlüssel für
ein Lebensproblem. Gegen Kälte im Körper hilft lockere Kleidung von Naturfasern,
Bewegung, eine warme Bettflasche oder ein aufsteigendes Fussbad (dem lauwarmen
Fussbad immer wieder warmes Wasser zufügen, so dass die Temperatur nicht abkaltet,
sondern kurzfristig immer wieder ansteigt).
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Wenn eigentliche Fastenflauten auftreten mit Lustlosigkeit, Müdigkeit, Schwäche und
Schwindel hilft meist sich aufraffen zu Bewegung. Bei niederem Blutdruck sind diese Flauten
gewöhnlich stärker. Hier kann es nützlich sein, am Morgen Schwarztee mit etwas Honig zu
trinken und langsam die Bewegung anzugehen. Nach mehrtägigem Fasten können auch
Krisen auftreten mit Flauheit, Gereiztheit, Schwermut, „alten Gebresten“, die wie aus
heiterem Himmel einbrechen. Hier hilft effektiv die Ruhe, Wärme und ein Einlauf. Oft wird in
solchen Krisen Krankhaftes aus dem Gewebe herausgelöst. Erst ab der dritten Fastenwoche
braucht es zusätzlich Vitamin- und Mineralsalzergänzung durch entsprechende Präparate.
Ein Zusatz von Eiweissen in kleinen Portionen ist nur in der Rekonvalszenz und im Alter
nötig, damit der Körper nicht nur von den eigenen Reserven leben muss.
e Fastenbrechen
Dies ist wie der Entscheid zum Fasten ein bewusster Willensakt. Im französischen
Sprachgebrauch kennen wir mit dem Wort „déjeuner“ und im englischen mit „breakfast“ die
Idee, dass am Morgen mit dem Frühstück die nächtliche Fastenruhe gebrochen wird. Das
Fastenbrechen geschieht zuerst mit einer kleinen Portion eines kohlehydratreichen
Lebensmittels: ein Apfel, eine Schale Kompott, ein Bissen Brot. Langsam und gut kauen, die
Nahrung einspeicheln, den Geschmack auf der Zunge zergehen lassen. Es ist ein herrlicher
Abschluss des Fastens.
f Nahrungsaufbau (2-3 Tage nach 7 Tagen Fasten, 4-5 Tage nach 10 Tagen Fasten)
In den ersten Tagen muss der Fastende wieder neu sich an die äussere Ernährung
gewöhnen (u.a. Verdauungssäfte bereitstellen). Gleichzeitig kann er so neue
Essensgewohnheiten einüben. In dieser Phase werden die Körperreserven wieder aufgebaut
(Glykogen im Muskel, Fett) und gewisse Eiweissstrukturen (in Verdauungssäften, an der
Darmoberfläche, in der Muskulatur) neu gebildet. Die regelmässige Darmtätigkeit mit seiner
Entleerung beginnt ebenfalls. Dies kann bis 4 Tage dauern. Ballaststoffe wie Vollkornbrot,
Rohgemüse, Rohobst, Kleie, Dörrpflaumen oder Leinsamen könne dazu behilflich sein.
Wasser wird im Körper wieder eingelagert, um Verdauungssäfte und Feuchtigkeit für die
Schleimhäute zur bilden. Bei einem belastenden Essen können Blähungen, Völlegefühl und
Bauchschmerzen oder Schwächezustände auftreten. Deshalb soll das Essen gut ausgewählt
werden: reich an Kohlehydraten, langsamer Aufbau der Kalorienmenge und langsames
Hinzufügen von Eiweiss und Fett über den oben genannten Zeitraum. Wichtig ist das Hören
auf den Körper: Habe ich wirklich Hunger? Wann habe ich genug und bin satt? Sich Zeit
nehmen zum Essen, viel und gründlich Kauen (Nahrung zerkleinern und einspeicheln, den
Darm für die Nahrungsaufnahme vorbereiten) und sich ausschliesslich dem Essen widmen
und schweigen (ohne Nachrichten am Radio oder TV, ohne Zeitung, ohne Gesprächsstoff
über Geschäftliches).
g Ernährungsumstellung
Die Fastenerfahrung hilft die eigenen Ernährungsgewohnheiten zu überdenken: Kann ich
weissen Zucker reduzieren? Trinke ich täglich in ausreichender Menge? Vermeide ich
starken Salzkonsum? Vermeide ich zuviel Fett im Essen? Enthält mein Essen genügend
Ballaststoffe und frisches Gemüse und Obst (als Vitaminlieferanten)? Ist die
Zusammensetzung der Nahrung richtig (50-60% Kohlehydrate, 30-35% Fett, 12-15%
Eiweiss)? Ist mein Essen naturbelassen und frisch? Nehme ich mir genügend Zeit zur
Herstellung und zum Verzehr des Essens? So können die günstigen Einflüsse des Fastens
im Alltag weiter behalten werden und ein weiteres Fasten in der Zukunft führt zu einer weiter
greifenden Gewichtsabnahme und Entgiftung des Körpers und so zu mehr wohlbefinden und
Gesundheit.
8. Adressen, Kontakte
http://zh.ref.ch/content/e3/e1144/e1161/e1163/index_ger.html theolog. Aspekte des Fastens
http://www3.stzh.ch/internet/swz/home/ges_tipps/ernaehrung/fasten.html kurze Anleitung (Kt
ZH)
http://www.evbg.ch/fk/vbg_ferien_2006.pdf Angebot der VBG in Rasa (Seite 23)
http://www.lassalle-haus.org/kurs/k_fasten_descr.php Angebote des Lassalle Hauses,
Erlinsbach ZG
http://www.laebeshuus.ch/TaDetail/Fasten.htm CVJM-Haus bei Heiligenschwendi BE
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http://www.fernblick.ch/htm_fernblick/programm/0603fasten.html Fastenangebot in Teufen
AR
http://www.symptotherm.ch/fr/jeune.php Angebot zum spirituellen Fasten in Sornetan (Berner
Jura) in französischer Sprache
http://www.refbejuso.ch/content/default.htm anklicken Erwachsenenbildung, Kursangebote,
Spiritualität, Fastenwoche: gleiches Angebot in Sornetan (Berner Jura) in deutscher Sprache
http://www.fastenwandern.ch/cms/index.php geführte Fastenwanderwochen
http://www.hohnegg.ch/fasten.html Fastenwanderwoche in Saas Fee
http://www.schloss-steinegg.ch Fastenklinik im Kt. TG
http://www.livenet.ch/www/index.php/D/article/451 Fastentage mit Gebet
http://www.fastengebet.ch Infokalender für die 40 tägige Fastenzeit
http://www.horizonte-aargau.ch/cms/index.asp?TopicID=120 Link zu Fastengruppen im Kt.
AG
Fasten im Alltag in vielen katholischen Kirchgemeinden
9. Literaturhinweise
Dr. med. Helmut Lützner, Wie neugeboren durch Fasten, GU Ratgeber Gesundheit, ISBN 3742-1462-4
Dr. med. Helmut Lützner, Richtig Essen nach dem Fasten, GU Ratgeber Gesundheit, ISBN
3-7742-3207-5
Dr. med. Françoise Wilhelmi de Toledo, Buchinger Heilfasten - Ein Erlebnis für Körper und
Geist, Trias Verlag. ISBN 3-8304-3080-9
Pater Kilian Saum, OSB und andere, Fasten nach der Klosterheilkunde, Zabert Sandmann
Verlag, ISBN 3-89883-087-X
Niklaus Brantschen, Nicht vom Brot allein – Unterwegs für Frieden und Gerechtigkeit,
Benziger Verlag, ISBN 3-545-20148-1
Niklaus Brantschen, Fasten neu erleben, Herder Spektrum, ISBN 3-451-04058-1
Arthur Wallis, Fasten – Was sagt die Bibel dazu?, Herold Verlag, ISBN 3-88936-015-7