und Zusammenfassungen - Deutsches Archäologisches Institut

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und Zusammenfassungen - Deutsches Archäologisches Institut
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts 124, 2009
Inhalt und Zusammenfassungen
Inhalt
Sabine Pabst
Bevölkerungsbewegungen auf der Balkanhalbinsel am Beginn der Früheisenzeit und die
Frage der Ethnogenese der Makedonen
Bernhard Schmaltz
Die Kore Akropolis Inv. 682. Versuch einer Rekonstruktion
Hans Peter Isler
Die Siedlung auf dem Monte Iato in archaischer Zeit
J. M. Barringer
The Olympic Altis before the Temple of Zeus
Andreas Scholl
Ὀλυμπίου ἔνδοθεν αὐλή – Zur Deutung des Pergamonaltars als Palast des Zeus
Dirk Steuernagel
Romanisierung und Hellenismós. Drei Fallstudien zur Gestaltung und Nutzung griechischer
Tempel in den römischen Provinzen Achaia und Cyrenaica
Michaela Fuchs
Ein panegyrisches Denkmal – oder: Zur Historizität des Parthermonuments von Ephesos
Hinweise für Autoren
Zusammenfassungen
Sabine Pabst
Bevölkerungsbewegungen auf der Balkanhalbinsel am Beginn der Früheisenzeit und die
Frage der Ethnogenese der Makedonen
Mit dem Beginn der Früheisenzeit sind in verschiedenen Gebieten der Balkanhalbinsel
Frauentrachten zu beobachten, die sich von ihrer phänotypischen Struktur her
entsprechen. Auf der Grundlage überregional vergleichender Untersuchungen zu den
Trachten, den Trachtbestandteilen und weiteren Fundgruppen sind als Erklärungsmodell
für die herausgestellten vestimentären Beziehungen in erster Linie Migrationsprozesse in
Betracht zu ziehen. Nach Ausweis der archäologischen Hinterlassenschaften gingen im
11./10. Jh. v. Chr. von nordwestbalkanischem und südwestpannonischem Gebiet
Bevölkerungsbewegungen aus, die in den südalbanisch-makedonischen Raum führten.
Spezielle Beziehungen sind dabei vor allem zwischen bestimmten Regionen des
Nordwestbalkans (Lika, Hyllis) und der zentralmakedonischen Hügelnekropole von Vergina
zu konstatieren. Weitere Einblicke in die postulierten früheisenzeitlichen
Migrationsvorgänge bieten Nachrichten aus jüngeren, griechischen Schriftquellen sowie die
Ergebnisse onomastischer Untersuchungen auf der Balkanhalbinsel. Mithilfe dieser Quellen
kann letztlich die Ethnogenese der Makedonen näher beleuchtet werden. Im Ergebnis der
Untersuchung ist davon auszugehen, daß sich die ab dem 7. Jh. v. Chr. in griechischen
Schriftquellen erscheinenden Makedonen in der Zeit vom 11./10.–8. Jh. v. Chr. aus
Bevölkerungsteilen unterschiedlicher regionaler Herkunft formierten. Neben einer starken
nordwestbalkanischen Komponente und weniger markanten karpatenländischen Einflüssen
sind ebenfalls einheimische, vermutlich dorische bzw. makednische Elemente vertreten.
Balkanhalbinsel • Makedonen • Früheisenzeit • Migration • Frauentracht
Bernhard Schmaltz
Die Kore Akropolismuseum Inv. 682. Versuch einer Rekonstruktion
Unter den Akropoliskoren ist im Hinblick auf plastischen Bestand und Bemalungsreste die
Figur 682 am besten erhalten. Zudem wurden kurz nach ihrer Ausgrabung von L. É. Gilliéron
Aquarelle angefertigt, die die damals erhaltenen Farben festhielten, und unmittelbar nach
1911 wurde ein Gipsabguß hergestellt, der wohl vom Sohn E. É. Gilliéron nach den
Aquarellen sowie nach den seinerzeit vorhandenen Farbresten ›koloriert‹ wurde. Dieser
Abguß wurde erneut abgegossen; der ›Zweitabguß‹ läßt bei scharfem Streiflicht noch
zahlreiche oxydierte Farbreste des Originals als feines Oberflächenrelief erkennen, dazu
viele einst geritzte Muster als dünne Linien. Somit sind die Motive der Bemalung in ihrer
Anlage und Verteilung weitgehend gesichert. Dieser Abguß wurde hinsichtlich der
fehlenden Mantelzipfel, Unterarme etc. ergänzt, anschließend versiegelt und mit
Pigmentfarben unter Verwendung von Kasein und Sumpfkalk bemalt. Ungeachtet mancher
Unsicherheiten veranschaulicht die Rekonstruktion den Stellenwert der Bemalung, die das
plastische Konzept der Figur neu gewichtet: Traditionelle Wertungen im Sinne von Statik,
Tektonik oder Gestaltrhythmus erweisen sich als irreführend; prägend sind vielmehr die
Einheit von Körper und Gewand, die Dominanz der farbigen Bordüren-Schrägen, eine
lebhafte, doppelte Drehung der Figur um die eigene Achse und ein dynamisches Aufragen
der Figur jenseits jeglicher Schwerkraft – ein Menschenbild von vitaler Lebenskraft und
ungebrochenem Selbstvertrauen.
Spätarchaische Plastik • Schrägmantelkore • Polychromie • Spätarchaisches Frauenbild
Hans Peter Isler
Die Siedlung auf dem Monte Iato in archaischer Zeit
Die älteste Siedlung auf dem Monte Iato war ein Hüttendorf, das noch wenig bekannt ist. Die
einheimische Kultur geriet in der Folge der griechischen Kolonisationsbewegung seit der
zweiten Hälfte des 8. Jhs. v. Chr. zunächst indirekt in Kontakt mit der griechischen Kultur.
Erste direkte Kontakte gehen ins späte 7. Jh. v. Chr. zurück, als erste griechische Gefässe aus
korinthischer und ionischer Produktion sowie bald auch etruskischer Bucchero in die
Siedlung gelangten. Seit etwa 580 v. Chr. setzt der Import attisch schwarzfiguriger Gefässe
ein.
Um 550 v. Chr. beginnen sich griechische Bevölkerungselemente in Iaitas festzusetzen. Die
Siedlung verändert sich, an die Stelle von Hütten treten bald Viereckbauten. Im späteren 6.
und frühen 5. Jh. entstanden mehrere Kultbauten griechischer Art. Gegen 500 v. Chr. wird
für einen Griechen das grosse spätarchaische Hofhaus errichtet. Dessen Bewohner
integrierte sich in den lokalen Kontext, behielt aber, soweit möglich, den Lebensstil eines
Polisbürgers eines kulturellen Zentrums bei. Die griechische Kultur hat die einheimischen
Traditionen zunehmend abgelöst. Nach 450 v. Chr. sind aus Iaitas keinerlei Zeugnisse für ein
Fortleben der einheimischen Lebensart mehr bekannt.
Iaitas • Sizilien • Archaik • Wohnbau • Symposion
J. M. Barringer
The Olympic Altis before the Temple of Zeus
We have no evidence of an architectural predecessor for the Temple of Zeus, built in the
Altis at Olympia ca. 470–456 B. C. Yet the in situ bases of votive monuments, several of them
military victory monuments, erected in the Altis before the Temple form a clear pattern
that delineates the space filled by the later temple and partially articulates a space to the
east of it. This article explores the form, theme, placement, function, and meaning of these
bases with regard to each other and in the context of Olympia's athletics and religious
activities, and the site's social and political history. When considered against the
background of Olympia's other votives, we can hypothesize how and why contemporary
viewers were meant to engage with these monuments both before and after the Temple of
Zeus was completed.
Olympia • Altis • Votives • Honorary Monuments • Statue Bases
Andreas Scholl
Ὀλυμπίου ἔνδοθεν αὐλή – Zur Deutung des Pergamonaltars als Palast des Zeus
Während die berühmten Relieffriese des Pergamonaltars immer wieder unter allen nur
denkbaren Aspekten diskutiert worden sind, hat sich die archäologische Forschung mit der
bautypologischen und semantischen Herleitung der architektonischen Gestalt des
Monuments weit weniger intensiv beschäftigt. Der vorliegende Beitrag soll zeigen, daß die
Entwicklung und Verwendung der spiegelsymmetrischen Risalitstoa in der klassischen
Architektur und vor allem als Bühnenpalast im griechischen Theater neue Anhaltspunkte
für eine Gesamtdeutung des Monuments bieten. Der Pergamonaltar wird als die
künstlerische Konkretisierung einer im Mythos über Jahrhunderte präfigurierten
Vorstellung interpretiert, als gebautes Bild der schon von Homer beschriebenen aulē des
Zeus auf dem Olymp.
Pergamon • Pergamonaltar • Palast • Zeus • Bühnenarchitektur
Dirk Steuernagel
Romanisierung und Hellenismós. Drei Fallstudien zur Gestaltung und Nutzung griechischer
Tempel in den römischen Provinzen Achaia und Cyrenaica
Der Aufsatz behandelt drei griechische Tempel archaischer bzw. klassischer Zeit
(Arestempel in Athen, Apollontempel in Korinth, Zeustempel in Kyrene). Untersucht
werden die Baugeschichte der Tempel während der römischen Kaiserzeit, ihre
architektonische Neugestaltung und die Veränderung von religiösen und sozialen
Funktionen. Ein wichtiges Thema der Forschung ist der Einfluss, den Rom und die Römer
entweder durch unmittelbare persönliche Beteiligung oder aber durch allgemeinere
Tendenzen kultureller Überformung im Reichszusammenhang ausgeübt haben sollen. Ein
anderes Untersuchungsfeld ist die Rolle der Tempel bei der Schaffung einer dezidiert
›griechischen‹ Identität unter römischer Herrschaft. Besondere Aufmerksamkeit gilt den
kommunikativen Funktionen von Tempeln in Prozessen von sozialer Neustrukturierung
infolge sozialen Wandels und sozialer Konflikte.
Athen • Korinth • Kyrene • römische Kaiserzeit • Tempel
Michaela Fuchs
Ein panegyrisches Denkmal – oder: Zur Historizität des Parthermonuments von Ephesos
Im Vorfeld der Publikation des sog. Partherdenkmals ist eine Diskussion entstanden, die des
ordnenden Eingriffs bedarf. Es geht dabei vor allem um die Revision des sich in der neueren
Forschung durchsetzenden Datierungsansatzes in die frühe Regierungszeit des Antoninus
Pius. Der Beitrag gliedert die Debatte, sie kritisch auswertend, nach historischepigraphischen sowie kunst- und kulturgeschichtlichen Gesichtspunkten. Es wird des
Weiteren der Frage nach den historischen Realitäten nachgegangen, an denen die
ideologische Aussage des Denkmals exemplifiziert wird, und versucht, die darin zum
Ausdruck gebrachte, umfassende panegyrische Huldigung des antoninischen Kaiserhauses
in den Kontext der für hellenistische Herrscher entwickelten und in der Kaiserzeit in den
östlichen Provinzen des Reiches fortlebenden Tradition zu stellen.
Sog. Historische Reliefs • Römisches Porträt • Prosopographie und Epigraphik • Kaisergeschichte •
Partherreich