13 Januar 2014
Transcription
13 Januar 2014
DEUTSCHE AUSGABE 13. JANUAR 2014 F I FA B A L L O N D ’ O R Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904 Tränen der Freude W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY F IFA BALL ON D’OR weitere Bilder und Videos auf → http://www.fifa.com FIFA Ballon d’Or – Männer Cristiano Ronaldo (POR) FIFA Ballon d’Or – Frauen Nadine Angerer (GER) FIFA Puskás Award Zlatan Ibrahimovic (SWE) Fair Play Award Fussballverband Afghanistan FIFA Ballon-d’Or Ehrenpreis Pelé (BRA) FIFA Presidential Award Jacques Rogge (BEL) FIFA/FIFPro World XI 2013: Tor: Manuel Neuer (GER/Bayern München) Verteidigung: Philipp Lahm (GER/Bayern), Dani Alves (BRA/Barcelona), Thiago Silva (BRA/Paris Saint-Germain), Sergio Ramos (SPA/Real Madrid) Mittelfeld: Xavi (SPA/Barcelona), Andrés Iniesta (SPA/Barcelona), Franck Ribéry (FRA/Bayern) Sturm: Cristiano Ronaldo (POR/Real Madrid), Lionel Messi (ARG/Barcelona), Zlatan Ibrahimovic (SWE/Paris Saint-Germain Inhalt: Mike Hewitt Frauen-Trainer des Jahres Silvia Neid (GER) Wer ist der beste Fussballer der Gegenwart? Wer ist der grösste Fussballer der Geschichte? Eine abschliessende Meinung kann nie alle zufriedenstellen. Für das Jahr 2013 haben wir ein verbindliches Urteil. Die Experten des Weltfussballs, die Nationaltrainer und Kapitäne der 209 Nationalverbände sowie ausgewählte Journalisten, haben den hochverdienten Sieger erkoren: Mit Cristiano Ronaldo gewinnt der Spieler den FIFA Ballon d’Or, der die überragenden individuellen Highlights gesetzt hat. Ronaldo demonstriert nicht nur auf dem Feld Grösse. Obwohl er in den vergangenen Jahren stets damit rechnen musste, dass er bei der Vergabe des Ballon d’Or gegen Lionel Messi den Kürzeren zieht, beehrte er die Gala immer mit seiner Anwesenheit, zollte den Gegnern und der ganzen Fussball-Gemeinde seinen Respekt. Davor ziehe ich den Hut. Denn bekanntlich zeigt sich die wahre Grösse erst im Moment der Niederlage. Dass Ronaldo nach fünfjähriger Wartezeit heute zum zweiten Mal mit dem Ballon d’Or ausgezeichnet wurde, ist indirekt auch eine Ehrung der portugiesischen Fussballkultur – und eine Referenz an einen anderen überragenden Exponenten unseres Sports: Eusébio da Silva Ferreira – kurz Eusébio. Der in Mosambik geborene Portugiese war einer der dominierenden Spieler der 1960er-Jahre, Symbolfigur von Meistercupsieger Benfica Lissabon und WM-Torschützenkönig 1966. Er steht für eine Epoche, in der sich die Wege einiger der grössten Legenden unseres Sports kreuzten: Pelé, Alfredo Di Stéfano, Ferenc Puskás und Eusébio. Wie Di Stéfano und Puskás wurde Eusébio nie Weltmeister. Doch mit seiner technischen Brillanz, der Durchschlagskraft und Abschlussstärke setzte er Massstäbe. Vor acht Tagen verabschiedete er sich in die Ewigkeit. Neben vielen anderen Auszeichnungen gewann der “Schwarze Panther” 1965 den Ballon d’Or. Gerade sein Beispiel macht deutlich, welche Bedeutung individuelle Auszeichnungen in einem Mannschaftssport haben können. Die Krönung des Einzelnen muss unabhängig von der Mannschaftsleistung möglich sein. Eusébio war an der WM 1966 der dominierende Spieler. Doch im Halbfinale scheiterte Portugal an England. An der herausragenden Leistung des portugiesischen Stars ändert das nichts. Wir werden Eusébio ein weltmeisterliches Andenken wahren – als Fussballer und als Mensch. Å The FIFA Weekly Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA); Internet: www.FIFA.com/TheWeekly; Herausgeberin: FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich, Tel.: +41 (0) 43 -222 7777; Fax: +41-(0)43-222 7878; Präsident: Joseph S. Blatter; Generalsekretär: Jérôme Valcke; Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Walter De Gregorio; Chefredakteur: Thomas Renggli; Art Director: Markus Nowak; Redaktion: Perikles Monioudis (stellv. Chefredakteur), Alan Schweingruber, Sarah Steiner; Ständige Mitarbeiter: Jordí Punti, Barcelona; David Winner, London; Hanspeter Kuenzler, London; Roland Zorn, Frankfurt/M.; Sven Goldmann, Berlin; Sérgio Xavier Filho, São Paulo; Luigi Garlando, Mailand; Bildredaktion: Peggy Knotz; Produktion: Hans-Peter Frei (Leitung), Richie Krönert, Marianne Bolliger-Crittin, Mirijam Ziegler, Peter Utz; Korrektorat: Nena Morf; Übersetzung: Sportstranslations.com; Kontakt: [email protected]; Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus dem The FIFA Weekly – auch auszugsweise – ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (© The FIFA Weekly, 2014) erlaubt. Das FIFA-Logo ist ein eingetragenes Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt. 2 T H E F I FA W E E K LY Cover: Getty Images Trainer des Jahres Jupp Heynckes (GER) SPIELER DES JAHRES CRISTIANO RONALDO Lars Baron/Getty Images Thomas Renggli Keiner schiesst präziser, keiner trifft regelmässiger, keiner ist besser: Cristiano Ronaldo, Ballzauberer, Modellathlet, Selbstdarsteller – und am Montagabend in Zürich zum zweiten Mal nach 2008 mit dem Ballon d’Or ausgezeichnet. In den vergangenen beiden Jahren jeweils von Lionel Messi auf den zweiten Platz verwiesen, setzte Ronaldo 2013 den Massstab: mit Real Madrid TorschützenLeader in der Champions League und Topscorer in der Primera División, für die portugiesische Nationalmannschaft wichtigster Wegbereiter an die WM nach Brasilien. Sein Meisterstück lieferte der 28-jährige Portugiese in den Playoff-Spielen der WM-Qualifikation gegen Schweden: Mit vier Toren (bei einem Gesamtscore von 4:2) kippte er die Skandinavier im Alleingang aus dem Rennen. Selbst der schwedische Star Zlatan Ibrahimovic, ebenfalls kein Muster an Demut und Bescheidenheit, musste in diesem Moment den Hut ziehen. Auf dem Rasen der Friends Arena in Solna applaudierte er seinem Widersacher zu – konsterniert, bewundernd, ohnmächtig. Ronald kommt, Ronaldo trifft, Ronaldo gewinnt. Wurde er früher (zu Unrecht) auf seine Freistösse und Distanzschüsse reduziert, ist dieses Missverständnis nun aus dem Weg geräumt. Ronaldo erzielt die Tore auf alle erdenklichen Arten: mit dem rechten Fuss, mit dem linken, nach Solovorstössen oder Kombinationen – aber auch im Stil eines Strafraumstürmers, der dorthin geht, wo es weh tut. Als er das Hinspiel gegen Schweden mit einem gewagten Flugkopfball entschied, dachte er bestimmt nicht an seine Frisur. Sein grosses Vorbild, der vor acht Tagen verstorbene portugiesische Ausnahmefussballer Eusébio, sagte über Ronaldo: “Er hat Magie in den Füssen – ist unglaublich schnell und kraftvoll. Er hat eine grossartige Technik und eine aussergewöhnliche Ballkontrolle. Er weiss, dass er mit dem Ball alles machen kann und das macht ihn zu einem ganz speziellen Spieler.” Der Waliser Ryan Giggs lernte Ronaldo während dessen Zeit bei Manchester United (zwischen 2003 und 2009) schätzen: “Wenn Ronaldo an den Ball kommt, kannst du ihn einfach machen lassen – und er dribbelt Spieler um Spieler aus.” T H E F I FA W E E K LY Ronaldo macht das, was im modernen Fussball immer schwieriger wird: Tore schiessen. Der Stürmer ist im heutigen Fussball oft ein Einzelkämpfer gegen perfekt organisierte, athletisch ausgereifte Verteidigungsreihen. Doch Ronaldo überwindet jedes Abwehrbollwerk. In der ewigen Klubstatistik von Real Madrid stehen nur noch die Legenden Carlos Santillana, Alfredo Di Stéfano und Raul Gonzalez vor ihm. CR7. Im Weltfussball gibt es derzeit kein verlässlicheres Qualitätssiegel – und keines, das mehr polarisiert. “Die Leute sind neidisch auf mich, weil ich gut aussehe, reich und ein grossartiger Fussballer bin”, sagte er einmal. Cristiano Ronaldo – das ist auch Eitelkeit, Extravaganz, Glamour und eine eigene Modelinie. Doch an der wichtigsten Tatsache ändert das nichts: Cristiano Ronaldo spielt phänomenal Fussball. Der verdiente Gewinn des FIFA Ballon d’Or 2013 ist ein weiterer Beweis dafür. Å 3 SPIELERIN DES JAHRES NADINE ANGERER Zum ersten Mal in der Geschichte des Ballon d’Or gewinnt eine Torhüterin die Kategorie “Beste Spielerin”. Nadine Angerer war 2013 ein Rückhalt, den sich jede Equipe wünscht – eine Torhüterin, die ihrem Team mit Talent und Leidenschaft viele Siege rettete. Und zudem eine Kapitänin, die für die Anliegen ihrer Mitspielerinnen einstand. Die Wahl der 35-Jährigen vor den früheren Ballon-d’Or-Gewinnerinnen Marta und Abby Wambach spiegelt dies perfekt. Zwei gehaltene Elfmeter im EM-Finale gegen Norwegen machten Angerer in Deutschland zur Legende und “Schwarz-Rot-Gold” zum Europameister. Die Torfrau wurde zur Europas Fussballerin des Jahres gekürt. Die Karriere der Deutschen ist beeindruckend: Weltmeisterin 2003 und 2007, Europa4 meisterin 1997, 2001, 2005, 2009 und 2013, Deutsche Meisterin 2004 und 2006, Pokal siegerin 2004, 2005, 2006 und 2011, UEFA-Womens-Cup-Siegerin 2005. Angefangen hat Nadine Angerer ihre Karriere erstaunlicherweise nicht zwischen den Torpfosten. Sie war Stürmerin beim ASV Hofstetten. Als sich die Torhüterin verletzte und Angerer ihren Platz einnahm, wurde ihr Talent entdeckt. Über den 1. FC Nürnberg und dem FC Wacker München kam sie zum FC Bayern München, bevor sie mit dem 1. FFC Turbine Potsdam ihren ersten Vereinstitel gewann. 2008 führte Angerers Weg für eine Saison ins Ausland zum schwedischen Erstligisten Djugarden Damtfotboll, bevor sie bis im Juni 2013 für den 1. FFC Frankfurt im Tor stand. Nach einer längeren Verletzungspause spielte Angerer an der EM das Turnier ihres Lebens und wechselte dann in die australische T H E F I FA W E E K LY W-League zu Brisbane Roar. Ihr grosses Ziel blieb aber die amerikanische NWSL. Gleichzeitig mit der Auszeichnung des Ballon d’Or erfüllt sich Angerer auch diesen Traum. Mit 35 Jahren ist sie noch lange nicht am Ende ihrer Laufbahn angelangt. Entsprechend ihrer Reaktion auf die Nomination (“Der Wahnsinn geht weiter! Unfassbar – ich bin sehr stolz!”) geht das Fussballerleben der Deutschen in die nächste Runde – mit dem grossen Ziel WM 2015. Bis dahin wird Angerer schier unglaubliche 19 Jahre für die Nationalelf gespielt haben. Å Moritz Schmid Sarah Steiner TR AINER DES JAHRES SILVIA NEID Alan Schweingruber laci Perenyi, Kurth/nph Wenn Silvia Neid will, kann sie ganz böse dreinschauen. Dann zum Beispiel, wenn ihre Nationalspielerinnen den Kampfgeist in der Kabine lassen und sie an der Seitenlinie mitansehen muss, wie Frauen in fremden Tenues die Tore schiessen. Die gelernte Fleischfachverkäuferin gilt als Perfektionistin. Als ehrgeizige Frau, die es nicht JUPP HEYNCKES versteht, wenn sich jemand mit 95 Prozent zufriedengibt. Vergangenen Juli aber, da strahlte die 49-Jährige. Sie hatte zwei Jahre nach dem frühen WM-Aus im eigenen Land, das ihr Kritik einbrachte, allen Grund dazu. Mit viel Herzblut gewannen die Deutschen das EM-Finale gegen Norwegen 1:0. Neid hatte es geschafft, das Maximum aus einem sehr jungen Team herauszuholen. “Das Turnier und die Spielerinnen – mit ihrer Leiden- Thomas Renggli Das Beste zuletzt – wovon die meisten Fussballer und Trainer nur träumen, setzte Jupp Heynckes in die Realität um: Er führte Bayern München in der vergangenen Saison zu Meisterschaft, deutschem Pokal und Champions League und verabschiedete sich dann in den Ruhestand. Heynckes ist eine Legende des deutschen Fussballs – und eine aussergewöhnlich T H E F I FA W E E K LY schaft und ihrem Charakter – haben mich zehn Jahre jünger gemacht.” Mit dem Triumph der neuen Generation feierte sie als Nationaltrainerin nach der WM 2007 und der EM 2009 ihren dritten grossen Titel. Neid, die als Fünfjährige mit dem Fussballspielen anfing, erhält zum zweiten Mal die Ballon-d’OrAuszeichnung “Trainerin des Jahres”. Å vielseitige Persönlichkeit. Als Spieler war er dank Schusskraft, Schnelligkeit und Intuition neben Gerd Müller der beste deutsche Stürmer seiner Zeit, wurde Europameister (1972) und Weltmeister (1974). Als Trainer erreichte er seine Ziele durch Beharrlichkeit, Disziplin und Arbeitsethos. Rückschläge, wie das mit Bayern München 2012 verlorene Champions-LeagueFinale gegen den FC Chelsea, spornten ihn an, noch härter zu arbeiten. Auch als er 1998 bei Real Madrid wusste, dass sich der Klub nach der Saison von ihm trennen wird, ging er unbeirrbar seinen Weg und gewann erstmals die Champions League. Im vergangenen Mai erreicht er den höchsten Gipfel im europäischen Fussball das zweite Mal – und hinterliess seinem Nachfolger Pep Guardiola eine perfekt funktionierende Mannschaft. So gesehen hat Heynckes auch grossen Anteil an den ersten beiden Titelgewinnen des Spaniers mit Bayern. Spekulationen über seine Zukunft begegnet er mit historischen Vergleichen: “Wenn ich sehe, dass Adenauer mit 71 Bundeskanzler geworden und Papst Franziskus mit 76 ins Amt eingeführt worden ist – dann habe ich auch das Recht, mit 68 darüber nachzudenken, ob ich noch irgendwas mache”, sagte er. Frei nach dem Motto: “Es gibt keine alten und jungen Trainer. Es gibt gute und schlechte.” Å 5 PEOPLE Der Fussball trägt Gala Ruud Gullit, Adriana Lima, Ronaldo und Neymar Cristiano Ronaldo, Cristiano jr. und Irina Shayk Zlatan Ibrahimovic und Thiago Silva Pelé und Sepp Blatter 6 Günter und Elvira Netzer T H E F I FA W E E K LY PEOPLE Sepp Blatter und Cristiano Ronaldo Franck Ribéry und Wahiba Belhami Pilar Rubio und Sergio Ramos Getty Images, freshfocus, Keystone, AFP Jupp Heynckes und Roy Hodgson Franz Beckenbauer Marta Antonella Roccuzzo und Lionel Messi Zinédine Zidane T H E F I FA W E E K LY 7 “Du musst jede Woche gut spielen, um ein Champion zu werden.” Ruud Gullit u 1999 Ru d Gullit 1956 Sir Stan ley Mat thews History Die Geschichte des FIFA Ballon d’Or ist die Geschichte der Besten im (europäischen) Fussball: Johan Cruyff, Michel Platini und Marco van Basten gewannen die Trophäe je dreimal. Der Argentinier Lionel Messi ist mit vier Triumphen der Rekordhalter. Neben Cristiano Ronaldo stehen zwei weitere Portugiesen in der Siegerliste – Luis Figo (2000) und Eusébio (1965). Ein Blick in die Ehrengalerie der prestigeträchtigen Auszeichnung. 1971, 1 9 73, 197 4 Johan Cruy ff 1968 George Bes t (mit dem 8 Ballon d’Or) - Sir Bobby Charlton links von ihm. T H E F I FA W E E K LY “Beckenbauer ist der Held unserer Nation. Aber das ist ihm nicht zugefallen, das hat er sich erarbeitet.” Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder 1972 , 1976 Fr (beglück wü 1965 Eusébio nscht von sein em Vorgänge anz Beckenba uer r Denius Law) “Wenn ich als Kind mit meinen Freunden gespielt habe, wollte ich immer Platini sein.” Zinédine Zidane 1983, 1984 1988, 1989, 1992 Marco van Basten T H E F I FA W E E K LY , 1985 Mic hel Platini 9 THE SOUND OF FOOTBALL W E E K LY T O P 11 “Ha! Ho! Heja Heja he!” Hanspeter Kuenzler “Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom” – lautet das Lebensmotto des deutschen Schlagerproduzenten Horst Nussbaum, alias Jack White. Bestimmt dachte er an diesen Spruch, als er sich 1973 daran machte, die deutschen Fussball-Nationalspieler in supercoole Hitparadenstürmer zu verwandeln. Die Frisuren stimmten, ohne dass es einer trendbewussten Korrektur bedurft hätte: den Moden der Zeit folgend trug die “Band” das Haar mittellang und hätte durchaus glaubwürdig gewirkt auf dem Plattenumschlag einer englischen BeatKombo in den 1960-er Jahren. Zudem lagen Fussball-Nationalmannschaften, die als Popstars auftraten, im Trend. Vor der WM 1970 in Mexiko hatte das englische Team mit dem Lied “Back Home” drei Wochen lang die Spitze der britischen Charts belegt. Der Song war von Bill Martin und Phil Coulter komponiert worden, die zuvor für die Eurovisions-Knüller “Puppet on a String” und “Congratulations” verantwortlich gezeichnet hatten. Das Portfolio von Jack White umfasste Lieder wie “Schöne Maid” und “So wie ein Regenbogen”, wo es ihm auf pionierhafte Weise gelungen war, Schunkelromantik mit pfundigen Rhythmen zu einem neuen, deutschen Volkspopstil zu vereinen. Als Ex-Fussball-Profi (u.a. TSC Zweibrücken, PSV Eindhoven) hatte 10 White keine Verständigungsprobleme mit seinen Schützlingen. Aber als Gesangslehrer stiess er mit seinen Fähigkeiten an seine Grenzen. Gerd Müller, Helmut Schön, Sepp Meier & Co. röhrten aus voller Kehle “Blau blüht der Enzian”, “Frohsinn und Gemütlichkeit” und “Ich fang für euch den Sonnenschein”. Das Titelstück “Fussball ist unser Leben” wurde gar zum offiziellen Song für die WM 1974 in Deutschland gekürt. Es existiert auf Youtube ein Clip vom Auftritt in der TV-Show “ZDF Kultnacht”. “Eines der bedeutendsten Chorwerke der modernen profanen Chorliteratur, das Schicksalslied der Profis”, sagte Wim Toelke und grinste auf den Stockzähnen. “Ha! Ho! Heja heja he!” brüllten die Fussballprofis. Nur Gerd Müller schien den Text nicht auswendig zu können, derweil der zerknirschte AmonDüül-Fan Paul Breitner krampfhaft versuchte, nicht wahrzunehmen, was er da so dahersang. Natürlich ist “Fussball ist unser Leben” heute einer der ganz grossen Evergreens in den Rängen der deutschen Fussballstadien. Å Die Deutsche Fussball-Nationalmannschaft, “Fussball ist unser Leben” (Polydor Records) T H E F I FA W E E K LY 1 “Ich habe nie verheimlicht, dass es mein Ziel ist, der Beste zu werden.” 2 “Vielleicht hassen sie mich, weil ich zu gut bin.” 3 “Manche Fans pfeifen mich aus, weil ich gutaussehend, reich, und ein grossartiger Fussballer bin. Sie sind neidisch auf mich.” 4 “Eure Liebe macht mich stark, euer Hass macht mich unaufhaltsam.” 5 “Ich wäre sehr stolz, wenn man mich eines Tages so sehr schätzen würde wie George Best oder David Beckham. Darauf arbeite ich sehr hart hin.” 6 “Wenn ich Auszeichnungen gewinne, denke ich an meinen Vater.” 7 “Mein Freistoss-Geheimnis? Ich schaue einfach aufs Tor und sage mir ‘Schiess jetzt, Cristiano.’ ” 8 “Das Trikot mit der Nummer 7 bedeutet Ehre und Verantwortung. Ich hoffe, es bringt mir viel Glück.” 9 “Ich lebe einen Traum. – Und ich will nie daraus erwachen.” 10 “Ich liebe das Toreschiessen. Das ist für mich das glücklichste Gefühl der Welt. Dabei ist es völlig egal, ob es ein leichtes Tor aus kurzer Distanz, ein Fernschuss oder der Abschluss eines Dribblings um mehrere Verteidiger ist. Ich liebe es einfach, Tore zu schiessen.” 11 “Ich verstehe die Schiedsrichter nicht. Es scheint, als dürften manche Spieler nicht einmal berührt werden, aber bei mir darf jeder so fest zutreten wie er kann.” Sion Ap Tomos Die besten Sprüche von Cristiano Ronaldo Der PUSK AS PREIS Taekwondo-Meister Zlatan Ibrahimovic ist mit dem Ferenc-Puskás-Preis für den Treffer des Jahres ausgezeichnet worden. Ohne Taekwondo-Schulung wäre “Ibra” aber nicht einmal auf die Idee gekommen, zu diesem spektakulären Tor anzusetzen. Perikles Monioudis Scanpix, offside D em Schweden gelang am 13. November 2012 mit seinem Nationalteam in Stockholm gegen England das 4:2 mittels eines Kabinettstückens. Dem mirakulösen Treffer des grossartigen Zlatan Ibrahimovic eignete kein Gewicht. Schwerelos legte sich der schwedische Hüne in die Luft, katapultierte sein ausgestrecktes rechtes Bein in die Höhe und trat den Ball in einer Art Fallrückzieher durch den Abendhimmel. Der Ball schlug nach seiner hohen Bahn hinter dem englischen Torhüter ins Netz. Wie kam Ibrahimovic dazu, auf diese Art skoren zu wollen? Man kannte vom legendären Klaus Fischer den erfolgreichen Fallrückzieher, der von einer Scherenbewegung der Beine in der Luft ausgeht. Ibrahimovic aber verzichtete darauf. Er setzte sein rechtes Bein umso wuchtiger ein – ermöglicht durch seine grosse Körperbeherrschung und seine Ausbildung in Taekwondo. Der Paris-Saint-Germain-Profi trägt den Schwarzen Gürtel in der koreanischen Kampfsportart, die seit Sydney 2000 olympisch und bei der die Fusstechnik wichtiger als T H E F I FA W E E K LY in den meisten anderen Kampfsportarten ist. Ibrahimovic arbeitete schon als Knabe im Taekwondoklub Enighet (“Einheit”) zu Malmö an seiner meisterlichen Fusstechnik. Auch am 19. Oktober 2013 gegen Bastia (4:0) legte der Preisträger Zeugnis von seiner Taekwondo-Fusstechnik ab, als er im Strafraum den Ball mittels eines Kicks mit dem rechten Unterschenkel hinter seinem Rücken ins Netz beförderte. Mit seinen erfolgreichen Cross-Over-Bewegungen hat er nicht nur den Puskás-Preis erlangt, sondern auch die Trainingslehre bereichert. Å 11 FR AGEN SIE DIE FIFA! Antwort von Thomas Renggli, Chefredakteur: Der König des Fussballs ist auch der König der Torschützen: Edson Arantes do Nascimento – Pelé. In 1363 Spielen traf er 1281-mal. Das entspricht einer Trefferquote von 0,94 pro Spiel. Mit 77 Toren führt er auch das Ranking in der brasilianischen Nationalmannschaft an. 541 seiner Tore erzielte er in Erstliga-Partien. In dieser Rangliste stehen der tschechisch- österreichische Doppelbürger Josef Bican (518 Tore) und der Ungare Ferenc Puskás (511) auf den Plätzen 2 und 3. DIE PREISSTÜRMER 53 Stürmer und offensive Mittelfeldspieler gewannen bisher den Ballon d’Or – von 58 ausgezeichneten insgesamt. Als Verteidiger schaff- 12 Fussball mit Biss. Thun, Schweiz. 10. März 2013. Im Meisterschaftsspiel zwischen dem FC Thun und dem FC Zürich stürmt ein Marder den Platz und verursacht einen mehrminütigen Unterbruch – bis FCZ-Keeper David Da Costa das Tier mit einer Reflexbewegung unter Kontrolle bringt. Die Episode hat für die Direktbeteiligten ein Happy End: Der FCZ gewinnt 4:0. Der Marder wird auf einer Wiese in die Freiheit entlassen. 11 D I E W E LT M E I S T E R Ballon d’Or-Gewinner schafften es auch zu weltmeisterlicher Ehre – Bobby 0 DER ÜBERGANGENE ten es Franz Beckenbauer Charlton (im Jahr 1966), Gerd (zweimal) Matthias Sammer Müller, Franz Beckenbauer und Fabio Cannavaro in die (beide 1974), Paolo Rossi (1982), Ehrengalerie. Als Torhüter steht Lothar Matthäus (1990), der Sowjetrusse Lew Jaschin (im Zinédine Zidane (1998), Bild) einsam in der Siegerliste. So Rivaldo (2002), Ronaldo (1994), gesehen, ist der Sieg von Nadine Ronaldinho (2002), Fabio wahlberechtigt. Maradona spielte damals schon Angerer bei den Frauen in diesem Cannavaro (2006/im Bild) wieder in seiner Heimat. Ab 2006 ist die Wahl für Jahr eine sporthistorische Sensation. und Kaká (2002). alle Spieler der Welt offen. mal hat Diego Maradona die prestigeträchtige Trophäe gewonnen. Der Argentinier war dazu meistens nicht berechtigt: Erst 1995 waren NichtEuropäer, die in Europa unter Vertrag stand, T H E F I FA W E E K LY Christian Pfander/freshfocus, Getty Images, Imago Wer ist der Spieler, der in seiner Karriere am meisten Tore erzielte? Fritz Marti, Kiel C AT CH OF T HE Y E AR