Betriebliche Beschäftigungssysteme
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Betriebliche Beschäftigungssysteme
404 Call for Papers Call for Papers Betriebliche Beschäftigungssysteme hrsg. von Dorothea Alewell und Olaf Struck Schwerpunktheft der Industriellen Beziehungen. Zeitschrift für Arbeit, Organisation und Management Die Zeitschrift Industrielle Beziehungen ruft dazu auf, Beiträge für ein Schwerpunktheft zum Thema „Betriebliche Beschäftigungssysteme“ einzureichen. Betriebliche Beschäftigungssysteme sind jeweils spezifische Kombinationen von personalwirtschaftlichen Maßnahmen und Instrumenten sowie von sozialen Praktiken. Im Regelfall sind in Betrieben mehrere Beschäftigungssysteme vorhanden. Diese sind dann in unterschiedlichem Maße für interne oder externe Zugänge von Beschäftigten geöffnet bzw. geschlossen. Sowohl aufgrund der spezifischen Kombination von Maßnahmen der Personalbeschaffung, dem Arbeitseinsatz, der Qualifizierung, der Motivation und der Entlohnung etc. in den jeweiligen Beschäftigungssystemen als auch durch das Zusammenwirken von unterschiedlichen Beschäftigungssystemen in einem Unternehmen können dann beispielsweise Komplementaritäts- und Synergieeffekte auftreten oder Wirkungen auf bestimmte personalwirtschaftliche Ziele wie High Commitment, High Performance, und High Flexibility erzeugt werden. Die Forschung zu diesem Themenbereich ist interdisziplinär und sehr vielfältig: In der soziologischen und arbeitsmarkttheoretischen Forschung wurden die Segmentierung von Arbeitsmärkten und die daraus folgenden unterschiedlichen Personalpolitiken von Firmen untersucht (vgl. Lutz 1987; Sengenberger 1987; Köhler u.a. 2008). Neuere Forschungsstränge in der Soziologie richten sich u.a. auf die Frage der Beschäftigungs(in)stabilität, Flexibilitäts- und Shareholder-Value-Strategien von Betrieben (vgl. Struck 2006) und der potentiellen Prekarisierung von bestimmten Beschäftigungsverhältnissen (vgl. Dörre 2005). Die auf betriebsinterne und betriebsübergreifende Arbeitsmarktsegmente gerichtete Literatur findet auf der Ebene der Finanz-, Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme Entsprechungen in der Varieties of Capitalism-Forschung, die ebenfalls die Frage nach den Wirkungen und Veränderungen von Systemen stellt (vgl. z. B. Beyer 2009). Die ökonomische Literatur hat sich lange mit der Logik der Externalisierung und der Internalisierung von Beschäftigungsstrategien beschäftigt und hier die unterschiedlichsten Theorieansätze (z.B. Transaktionskosten und Prinzipal-AgentenTheorie, Optionstheorie) verwendet, um die ökonomische Rationalität und Logik sowie Anreiz- und Humankapitalwirkungen verschiedener Strategien und Systeme (z. B. Interne Arbeitsmärkte, High-Performance-Work-Systems, etc.) zu untersuchen (vgl. Osterman 1975; Alewell 1993; Pull 2003, 2008; Alewell/Hansen 2010). In der personalwirtschaftlichen Forschung werden unter Stichworten wie HR Architecture (z. B. Lepak/Snell 2002), Employment Modes (Lepak/Snell 1999), Employment (Sub)systems (Osterman 1997) oder dem Strategischen Personalmanagement (Arthur/Boyles 2007; Becker/Huselid 2006; Boxall/Purcell 2000; Delery/Doty 1996; Kang/Snell 2009; Hansen 2010) Fragen nach den Voraussetzungen, Eigenschaften und Wirkungen von Beschäftigungssystemen gestellt. Ungeachtet der vielfältigen Forschungsansätze ist sowohl der theoretische als auch der empirische Forschungsstand insgesamt noch deutlich ausbaufähig. Auf diesem Hintergrund rufen wir dazu auf, für das Schwerpunktheft „Betriebliche Beschäftigungssysteme“ Forschungsarbeiten zu diesem Themenkomplex einzureichen, die sich u.a. auf die folgenden Teilfragestellungen beziehen könnten: Industrielle Beziehungen, 17(4): 404-407 Unter welchen Voraussetzungen existieren überhaupt betriebliche Beschäftigungssysteme im Sinne systematisch gestalteter Bündel von Personalmaßnahmen oder historisch gewachsener Üblichkeiten? Welche Einflussfaktoren spielen dabei eine Rolle? Wie lassen sich Beschäftigungssysteme empirisch identifizieren und operationalisieren? Auf welcher Ebene (Arbeitsgruppe, Abteilung, Hauptabteilung, Produktionsbereich, Betrieb, Unternehmen etc.) sind diese abgrenzbar? Welche Typen von Beschäftigungssystemen lassen sich empirisch identifizieren? Unter welchen Bedingungen treten sie auf bzw. welche Einflussfaktoren erklären betriebliche Beschäftigungssysteme? Mit welchen Theorieansätzen können Beschäftigungssysteme umfassend analysiert werden? Können Beschäftigungssysteme angesichts von Globalisierung, Umstrukturierungen und Anpassungszwängen von Unternehmen überhaupt stabil sein bzw. bleiben? In welcher Weise sind betriebliche Beschäftigungssysteme mit überbetrieblichen Teilarbeitsmärkten und mit weiteren Institutionensystemen sowie Strukturen in der Arbeitswelt, der Familie und im Bildungssystem verknüpft? Welche Akteure gestalten ggf. diese Systeme und welche Gegebenheiten machen ihre Existenz wahrscheinlicher? Unterscheiden sich z.B. große und kleine, öffentliche und private Unternehmen hinsichtlich der Existenz und Ausprägung von Beschäftigungssystemen und wie ist dies zu erklären? Sind Beschäftigungssysteme in ihrer Ausprägung den handelnden Akteuren überhaupt bewusst? Wenn ja, welchen Akteuren und mit welchen Konsequenzen? Welche Wirkungen gehen von den jeweiligen Beschäftigungssystemen aus und wie lassen sich diese theoretisch erklären? Haben Systeme andere Wirkungen als Einzelmaßnahmen? Welche Wirkungen auf Humankapital, Sozialkapital, Motivation, Commitment, Personalkosten, Flexibilität, Beschäftigungsstabilität, Arbeitsbedingungen haben diese Systeme und welche Trade-Offs zwischen verschiedenen Zieldimensionen sind mit ihnen verbunden? Welche Rolle spielen die Industriellen Beziehungen für die betrieblichen Beschäftigungssysteme? Spielen z.B. Tarifverträge eine deutliche Rolle für deren Stabilität und Ausprägung? Welche Rolle spielt das Arbeitsrecht mit seinen Regelungen für die Ausprägung von betrieblichen Beschäftigungssystemen? Welche Zusammenhänge bestehen zwischen den Varieties of Capitalism oder bestimmten Branchenkulturen und -merkmalen auf der einen Seite und der Ausprägung von betrieblichen Beschäftigungssystemen andererseits? Das Schwerpunktheft soll spätestens als Heft 2/2012 erscheinen. Der weitere Zeitplan sieht wie folgt aus: 10.01.2011 01.03.2011 30.07.2011 15.10.2011 bis zum 31.11.2011 bis zum 15.01.2012 bis zum 31.03.2012 spätestens April 2012 Einreichung von dreiseitigen Abstracts Auswahl der Abstracts Frist für die Einreichung der Full Papers für die Begutachtung Rückmeldung anhand der Gutachten Ggf. Überarbeitung Ggf. Nachbegutachtung und endgültige Entscheidung über die Publikation Ggf. zweite Überarbeitung Drucktermin für das Schwerpunktheft Prof. Dr. Dorothea Alewell, Universität Hamburg, Fachbereich Betriebswirtschaft Von-Melle-Park 5, D – 20146 Hamburg E-mail: [email protected] 405 406 Call for Papers Call for Papers Generalthema „Industrielle Beziehungen im Dienstleistungsbereich“ Call for Papers für die GIRA-Jahrestagung 2011 in Düsseldorf, 13./14.10.2011 Seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts sind die meisten westlichen Gesellschaften keine „Industriegesellschaften“ mehr, sondern „Dienstleistungsgesellschaften“. Der größte Teil der Erwerbstätigen arbeitet im Dienstleistungssektor – und der Trend zur Tertiarisierung hält weiter an. Die ‚neuen’ Arbeitsverhältnisse im Dienstleistungsbereich sind jedoch weit heterogener als jene ‚alten’ Beschäftigungsverhältnisse des industriellen Sektors. Hoch qualifizierte Wissensarbeit kommt ebenso vor wie Tätigkeiten für die keine oder nur geringe Ausgangsqualifikationen benötigt werden; atypische und prekäre Formen von Erwerbsarbeit breiten sich aus. Arbeitsidentitäten und ArbeitnehmerInnentypus weichen häufig von traditionellen Mustern verberuflichter qualifizierter Facharbeit ab; der Frauenanteil ist überproportional hoch; flexible Selbstvermarktung und individualisiertes Arbeitskraftunternehmertum sind gefragt. Der oft niedrige gewerkschaftliche Organisationsgrad ist ein weiterer Grund dafür, dass sich die kollektive Regulierung der Arbeitsbeziehungen im Dienstleistungsbereich häufig problematisch gestaltet. Der Dienstleistungsmarkt war zudem in der Vergangenheit einem besonders starken Wettbewerbsdruck ausgesetzt (etwa im Zuge der EU-Dienstleistungsrichtlinie); ab 2011 wird durch die EU-weite Öffnung der Arbeitsmärkte eine erneute Zunahme der Konkurrenz v.a. im Bereich einfacher Dienstleistungsarbeit erwartet. Die Erforschung der Industriellen Beziehungen und der Arbeitsbeziehungen im Dienstleistungsbereich sind insofern ein hoch relevantes sowie aktuelles Thema. Das Forschungsgebiet umfasst Teilfragestellungen wie z.B.: Arbeit, Leistung und Interessenhandeln im hoch qualifizierten Dienstleistungsbereich tarifliche und nicht-tarifliche Regelung von Entgelt und Arbeitsbedingungen Prekarisierung der Beschäftigungsverhältnisse im Dienstleistungssektor? Personalpolitische Strategien von Arbeitgebern im Dienstleistungsbereich Branchenstudien aus dem Dienstleistungsbereich Arbeitskonflikte und Organizing im Dienstleistungsbereich: ein neues Terrain für Gewerkschaften? Dienstleistungsarbeit und Genderverhältnisse Dienstleistungsarbeit und europäische bzw. internationale Migration Freizügigkeit im Dienstleistungssektor Die German Industrial Relations Association (GIRA) lädt dazu ein, Beiträge zu dem oben genannten Thema für die Jahrestagung 2011 einzureichen. Darüber hinaus sind Industrielle Beziehungen, 17(4): 404-407 auch Vorträge zu anderen Themen für einen Freien Themenblock erwünscht und können eingereicht werden. Die eingereichten Abstracts sollen Aufschluss über Fragestellung, methodische Herangehensweise und verwendete Datengrundlagen geben, den theoretischen Bezug des Beitrags erläutern und seinen Neuigkeitswert gegenüber bereits vorliegenden Arbeiten deutlich machen. Auch Beiträge mit international angelegten Themenstellungen sind erwünscht. Einreichung für die Tagung: Die Vorschläge sollen aus einem Arbeitstitel und einem Abstract von ca. 3 Seiten bestehen und müssen bis zum 30.04.11 in elektronischer Form als PDF-Datei bei der GIRA-Geschäftsstelle eingereicht werden. Akzeptierte Abstracts müssen bis zum 30.09.2011 als Full Papers für die Tagung eingereicht werden. GIRA-Geschäftsstelle Universität Hamburg, Fachbereich Betriebswirtschaft Prof. Dr. Dorothea Alewell Von-Melle-Park 5 D – 20146 Hamburg E-mail: [email protected] 407