28.08.2010 Blick nach Irland - eine Athletin im

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28.08.2010 Blick nach Irland - eine Athletin im
Sophies AuPair-Aufenthalt in Irland 2009/2010
Seit Oktober 2009 bin ich für ein Auslandsjahr als AuPair in Irland. In der zweitgrößten Stadt Irlands,
Cork, passe ich tagsüber auf die Kinder einer Familie auf und wohne mit der Familie zusammen. Mit
der Familie komme ich super zurecht, die Kinder haben mich lieb und ich sie und mit den Eltern gab
es auch noch nie Probleme und sie haben mich sehr zu schätzen gelernt.
Bereits bevor ich herkam stand für mich fest, dass ich Leichtathletik hier betreiben wollte, allerdings
etwas lockerer und entspannter. Ich fand auch gleich einen Verein mit gutem Trainer und netten
Leuten und starte also im Moment für den Leevale AC.
Ziemlich bald stellte ich dann auch raus, dass das Training doch anders ist als in Deutschland und vor
allem aus Tempoläufen besteht. Ich fing auch an regelmäßig zu trainieren, ab Januar allerdings wurde
wegen einer Überflutung hier (die es sogar in die Tagesschau schaffte) der Platz für drei Monate
gesperrt. Mein erster Wettkampf hier wurde wegen schlechter Wetterbedingungen (Schnee und Eis)
abgesagt. Der zweite Hallenwettkampf fand in Nenagh statt. Von außen sieht die Halle eher wie eine
Scheune aus und drinnen zieht es etwas und es ist kalt, aber wir hatten Glück und es regnete nicht.
Danach war ich auf einen Besuch in Berlin und lief bei den Berlin- Brandenburger Meisterschaften die
200m in einer Bestzeit. Zu dieser Zeit trainierte ich nur noch einmal die Woche im Kraftraum. Zu den
Irischen Hallenmeisterschaften sind wir mit dem Flugzeug geflogen, denn diese fanden in Belfast
statt. Ich erreichte hier das 60m Halbfinale und war im B-Endlauf über 200m. Es waren sehr schöne
und interessante Erfahrungen die ich in dieser Hallensaison machte.
Allerdings hörte dann auch das Krafttraining bald auf und ich fing erst wieder im April mit dem
Training an. Es freuten sich jedoch alle, dass ich wieder auftauchte. Das Training hat sich auch
verändert, ich trainiere einmal die Woche bei einem Hürdentrainer, habe auch Fortschritte gemacht
und er Ehrgeiz mich weiterhin zu verbessern ist auf jeden Fall vorhanden.
Ich habe auch bereits einige Wettkämpfe unter der Freiluft bestritten. Mein erster Wettkampf waren
die Junior and U 23 Munster Championships im heimischen Cork und ich gewann sogar die
Silbermedaille über die 100m.
Zwei weitere Medaillen gewann ich bei den All Ireland Junior and U23 Track & Field Championships
in Tullamore über 100m (Bronze) und über 100m Hürde (Silber). Die 100m lief ich auch endlich
wieder und ohne viel Training unter 13 Sekunden und über die Hürden lief ich an meine Bestleistung
heran. Nach dem Hürdenlauf passierte mir wohl eines der Erlebnisse, die ich in Erinnerung behalten
werde. Es kam eine Frau auf mich zu und sagte als zweite in meinem Lauf wäre ich zur Dopingprobe
ausgelost worden. Super, dachte ich mir und nach zweieinhalb Litern und drei Stunden warten war
ich dann auch fertig und hatte meine 90ml abgegeben. Die Probe allerdings wird nach Deutschland
geschickt und die Iren haben damit nichts weiter zu tun. Ich war übrigens im gesamten Wettbewerb
eine von vier ausgelosten Athleten. Auf jeden Fall ein weiteres Erlebnis, dass ich nicht vergessen
werde.
Die anderen Wettkämpfe bei denen ich startete ist die National League. Das sind insgesamt drei
Wettkämpfe, man tritt als Mannschaft an und sammelt Punkte für die Mannschaft. Das heißt ich lief
an einem Tag 100m Hürden, 200m, die 4x100 und 4x400m Staffel in Tullamore. Der zweite
Wettkampf war einen Monat später in Dublin und ich sprintete „nur“ 100m Hürden, 100m und die
4x100m Staffel. Das Finale fand wieder in Tullamore statt. Ich trat trotz anhaltender Knieschmerzen
über 100m Hürden an, im Weitsprung und lief wieder beide Staffeln. Die 100m Hürde durfte ich
rennen, weil die Silbermedaillengewinnerin aus Barcelona Derval O´Rourke nicht für unser Team
antreten konnte. Bei der 4x100m Staffel wechselte ich auf die irische Rekordhalterin über 100m. Es
war wieder ein langer und anstrengender Tag, der aber mit der Silbermedaille als Irlands zweitbestes
Team belohnt wurde. Ein super Abschluss der Saison!
Was auf jeden Fall erwähnenswert ist, dass jeder einzelne Athlet hier so ziemlich alles für seine
Mannschaft tut um Punkte zu sammeln. So kann es passieren, dass eine Sprinterin den Drei- und
Weitsprung macht, ein Dreispringer die Kurz- und Langhürden oder sich eine Weitspringerin den
Hammer schnappt obwohl vorher noch nie in der Hand gehabt. Das sind Dinge, die einen umso mehr
für das Team kämpfen lassen. Also ein großes Lob an meine Mannschaft und die Teamfähigkeit bei
der alle zusammenhalten.
Ich hab natürlich auch die Chance genutzt Land und Leute hier kennenzulernen, einige Trips gemacht
und mich von der wunderschönen Landschaft Irlands überzeugt und gelernt, dass die Busse häufig
Verspätung haben, man sich aber auch daran gewöhnt, man abends im Pub bei einem Pint viele
nette Leute kennen lernen kann. Denn das muss man den Iren lassen, sie sind sehr gesprächige,
offene und nette Menschen und freuen sich immer neue (und deutsche) Gesprächspartner zu
treffen. Auch wenn mich das Guinness nicht überzeugt hat und das Wetter manchmal doch sehr
irisch ist, der Rest von Irland ist fantastisch.
Sophie Heinsch