ImmobilienManager Göpel verkauft Mehrheit seiner Holding an Briten

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ImmobilienManager Göpel verkauft Mehrheit seiner Holding an Briten
LEIPZIG
NR. 279 | MITTWOCH, 2. DEZEMBER 2015
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Öko­Klo als Mini­Kraftwerk
Am Leipziger Umweltforschungszentrum steht ein stilles Örtchen im Dienst der Wissenschaft
VON MARIO BECK
Dieses stille Örtchen gehört zu einer
Innovation, bei der forschungsmäßig
noch einiges zu klären ist. Etwas versteckt steht auf dem Gelände des Wissenschaftsparkes an der Permoserstraße
ein hölzernes Häuschen mit eingesägtem Herz der Marke „Ökolocus“, das
Umweltchemiker Falk Harnisch und
Biotechnologe Jörg Kretzschmar als
Substrat-Sammelstelle bezeichnen. Wer
sich auf dem gut durchlüfteten Plumpsklo niederlässt und sein Geschäft verrichtet, der steuert seinen Anteil zum
Gelingen des Projektes „Mikrobielle
Brennstoffzellen in Latrinen“ bei. Denn
die Fäkalien werden nicht entsorgt, sondern kommen ins Labor, wo das Wissenschaftlerduo nichts geringeres vorhat
als daraus Strom zu produzieren.
„Die Nase rümpft hier keiner über
unser Vorhaben, aber belächelt wurde
es anfangs schon etwas“, erzählt Harnisch, der am Helmholtz-Zentrum für
Umweltforschung (UFZ) arbeitet. Auf
einer Konferenz in Mexiko hatte der
33-Jährige im letzten Jahr seine Idee
von einem Abort vorgestellt, in dem aus
den
Exkrementen durch eine Art
Schlammbatterie Energie gewonnen
und zugleich der Klärprozess vorangetrieben wird. Bei der renommierten
Electrochemical Society stieß der
Gedanke auf fruchtbaren Boden. Harnisch bekam dafür einen mit 50 000 Dollar dotierten Preis, finanziert von der Bill
& Melinda Gates-Stiftung. Mit dem Geld
wurden der Ökolocus angeschafft und
Versuchsreihen gestartet, um das Verfahren technologisch auszuprobieren
und zu optimieren.
Was ins Klo gewandert ist, dient als
Rohstoff in einem Labor des an den Wissenschaftspark angrenzenden Biomasseforschungszentrums. Unverfänglich
nennt der 34-Jährige Kretzschmar den
braunen Brei, mit dem dort gläserne
Versuchsbehälter
befüllt
werden,
„Humanfraktion“. Eine Dunstabzugshaube nimmt dem Ganzen etwas die
Anrüchigkeit. „Als
wir mit den Experimenten begannen,
habe ich Ohropax
zweckentfremdet
und in die Nase
gestopft, aber geholfen hat das kaum“,
so
Kretzschmar.
Mittlerweile
sind
schon diverse Versuchsreihen erfolgt,
bei denen auch der
Stromfluss in Gang
kam. Und das funktioniert so: Ins Fäkalien-Gemisch kommen zwei Elektroden aus verkohlter
Wellpappe, wobei
an der Anode mit
tatkräftiger bakterieller Hilfe die Oxidation läuft. An der
Kathode wiederum vollzieht sich eine
Sauerstoffreduktion – hinten
raus
kommt elektrische Energie.
Erinnerung an
Mordversuch
ausgelöscht
Auch der vermeintliche Top-Zeuge konnte den mühsamen Indizienprozess um
einen Mord und einen Mordversuch in
Grünau nicht spürbar voranbringen. Gestern ging am Landgericht die mehrtägige
Vernehmung des Anschlagsopfers Brian
H. (20) zu Ende. Doch es bestätigte sich
erneut, was schon zu Beginn deutlich
wurde: Der gebürtige Kubaner kann sich
an fast nichts erinnern. Er hatte zwar
bestätigt, für den Angeklagten Sebastian
T. (30) Postsendungen angenommen und
auch ein Konto für diesen eröffnet zu
haben. Die Erinnerung an den Mordanschlag auf ihn scheint hingegen ausgelöscht zu sein.
Wie berichtet, geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass Sebastian T. ihm
am 11. September 2013 ein starkes Beruhigungsmittel in den Drink mixte. Den
bewusstlosen Brian H. soll er dann auf die
Zuggleise an der Bahnstrecke zwischen
Rückmarsdorf und Markranstädt gelegt
haben. Brian H. überlebte den Anschlag
schwer verletzt. Er wisse nur noch, dass
Sebastian T. mit ihm zu einer Stelle gehen
wollte, wo angeblich Cannabis zu holen
sei. Sie seien bei der Sparkasse und bei
einer Brücke gewesen, so der Zeuge,
danach setzt offenbar der Blackout ein.
Brian H. räumte ein, zu diesem Zeitpunkt
bereits vier Tage nicht geschlafen und
Crystal konsumiert zu haben.
Laut Staatsanwaltschaft wollte der
Angeklagte womöglich gefährliche Mitwisser seiner Betrügereien loswerden. Er
wird auch beschuldigt, am 16. September
2013, kurz nach dem Anschlag auf der
Bahnstrecke, seinen Kumpel Adriano H.
(22) in den Fahrstuhlschacht eines Grünauer Hochhauses gestoßen und getötet
haben.
Der Prozess ist noch bis März 2016
geplant.
F. D.
Auf dem
„Ökolocus“:
Falk Harnisch
(links) und
Jörg Kretzschmar
betreiben am
Leipziger
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung ein
Projekt, bei dem
das Plumpsklo –
im Ganzen auf dem
kleinen Foto zu
sehen – zum
Mini-Kraftwerk
werden soll.
Fotos: Wolfgang Zeyen
Im Labormaßstab
ist die Ausbeute
noch sehr gering,
aber bei größeren
Fäkalienmengen
würde sie beispielsweise
für
den
Betrieb von LEDLampen oder zum
Aufladen von Handys reichen. „Das
Ganze firmiert als Low-Tech-System,
weil die Konstruktionsphilosophie relativ einfach ist“, meint Harnisch, der vor
seinem Wechsel ans UFZ an der Technischen Universität Braunschweig wirkte.
Von dort kommt auch die zu Elektroden
karbonisierte Wellpappe, deren Wabenstruktur für eine große Reaktionsoberfläche sorgt.
Bis zum Jahresende reicht die
Anschubfinanzierung der Gates-Stiftung, „dann müssen wir uns nach neuen
Fördermöglichkeiten umsehen und hoffen dabei auch auf Praxispartner in der
Wirtschaft“, erklärt Kretzschmar. Für
das Öko-Klo als Mini-Kraftwerk sehen
die beiden Experten viel Potenzial – vor
allem auch in Ländern der Dritten Welt.
Harnisch hat gerade die nächste Ehrung
abgefasst – den mit 10 000 Euro dotieren
UFZ-Forschungspreis. Mit beeindruckender Geschwindigkeit habe er eine
Nachwuchsforschergruppe aufgebaut
und zum Erfolg geführt, die sich mit Bioelektro-Katalyse und –Technologie
befasst, hieß es in der Laudatio. Seine
Kollegialität werde ebenso geschätzt
wie seine Bodenhaftung. „So viel Lob
auf einmal muss ich erst mal verdauen“,
witzelt Harnisch mit einem vielsagenden Blick auf den Locus energeticus.
Immobilien­Manager Göpel verkauft
Mehrheit seiner Holding an Briten
GRK-Gründer: Exzellente Plattform für bundesweite Expansion
VON KLAUS STAEUBERT
Bewegung am Leipziger Immobilienmarkt: Die Activum SG des Londoner
Investors Saul Goldstein wird Mehrheitseigentümer des erfolgreichen Leipziger
Altbausanierers GRK-Holding. Zum Kaufpreis und zur genauen Höhe des Anteils
äußerten sich beide Seiten nicht.
„Die GRK-Holding mit ihrem MarktKnow-how und exzellenten Prozessmanagement ist insbesondere auch aufgrund
ihrer Modernisierungsexpertise und regionalen Ausrichtung eine ideale Ergänzung
für unser Portfolio“, kommentierte Goldstein das Geschäft, das noch in diesem
Jahr über seine holländische Beteiligung
Formart Holding B. V. abgeschlossen werden soll. Goldstein, der seit 1999 die deutsche und europäische Immobilieninvestmentsparte für den internationalen
Finanzinvestor Cerberus verantwortete,
hatte im Jahr 2007 den europaweit agierenden Immobilienfondsmanager Activum
SG gegründet (13 Mitarbeiter, Sitz: britische Steueroase Jersey).
GRK ist der zweite Projektspezialist,
den Activum übernimmt. Erst im Oktober
2014 angelte sich der Fonds den deutschen
Wohnungsentwickler Formart, der bis
dahin zum Essener Baukonzern Hochtief
gehörte. Goldstein will mit Formart und
GRK „die bundesweit führende Projektentwicklungsgruppe im Wohnungsbereich“ etablieren. Die sich ergänzenden
Firmen bildeten eine „ideale Basis, um in
den nächsten Jahren insbesondere in den
starken Metropolregionen und Großstädten überdurchschnittlich zu wachsen“.
Während Formart mit seinen bislang
sieben Niederlassungen in den wichtigs-
ten deutschen Ballungsräumen in BadenWürttemberg, Bayern, Berlin, Hamburg,
Nordrhein-Westfalen und Rhein-Main auf
Neubauten spezialisiert ist, besitzt GRK
seit 1991 vor allem in der Sanierung von
Bestandsund
denkmalgeschützten
Immobilien weitreichende Expertise.
Formart betreut gegenwärtig rund 45 Projekte mit einem Gesamtvolumen von etwa
1,5 Milliarden Euro. In Leipzig setzte sich
das Unternehmen mit seinem preisgekrönten Trias-Haus am Martin-Luther-Ring ein
architektonisches Denkmal.
Die GRK-Holding, die in der Wächterstraße ihren Sitz hat und 55 Mitarbeiter
GRK-Firmengründer Steffen Göpel.
Foto: Agentur Westend
beschäftigt, war 1991 von dem früheren
Rennfahrer Steffen Göpel gegründet worden. Bislang firmierte sie als Aktiengesellschaft. Erst in der vergangenen Woche
wurde sie als GmbH beim Amtsgericht
neu eingetragen (Stammkapital: eine Million Euro). Alleinige Gesellschafter sind
Steffen Göpel und seine Ehefrau Lorita.
Für die Belegschaft der GRK-Holding,
deren Namen weiter bestehen soll, werde
sich mit dem Deal nichts ändern, hieß es
gestern bei GRK. Die beiden Geschäftsführer Torsten Kracht und Andreas Rühle
blieben auf ihren Posten. Auch auf die
GRK-Hausverwaltung GmbH habe das
Geschäft mit Activum keinen Einfluss. Für
die GRK-Gruppe sind derzeit insgesamt
110 Mitarbeiter tätig, das jährliche
Geschäftsvolumen liegt laut Unternehmensangaben bei 100 Millionen Euro.
„Der Einstieg von Activum SG als
Eigentümter der GRK ist wichtig zur langfristigen Umsetzung unserer Wachstumsziele, da uns die Formart eine exzellente
Plattform für bundesweite Expansion bietet“, erklärte Göpel. Über seine Beteiligung „am künftigen Formart-GRK-Konzern“ äußert sich der 50-Jährige nicht. Er
werde in einem Lenkungsausschuss an
der Weiterentwicklung beider Unternehmen mitwirken. Göpel hatte sich erst in
diesem Jahr aus dem operativen Geschäft
zurückgezogen. Sein Versuch, beim Leipziger Internet-Unternehmen Unister einzusteigen, wehrte im August das sächsische Oberverwaltungsgericht ab. Das
karitative Engagement der GRK, die allein
mit der diesjährigen Golf Charity 1,4 Millionen Euro für wohltätige Zwecke einspielte, soll auch mit dem neuen Mehrheitseigentümer fortgeführt werden.