Meine Liebe

Transcription

Meine Liebe
Studentereksamen december 2008 • Tysk fortsættersprog A-niveau
Meine Liebe
(STX083-TFA)
Aufgaben:
1. Übersetze den dänischen Text auf Seite 1 ins Deutsche
oder
Schreibe eine deutsche Zusammenfassung des dänischen Textes auf Seite 4
(ca. 150 Wörter).
2. Schreibe über die Beziehung zwischen Ina und Torsten.
Berücksichtige dabei Folgendes:
– die erste Begegnung der beiden
– die Entwicklung der Beziehung.
3. Beantworte eine der folgenden Aufgaben:
a. Welchen Eindruck hast du von Ina?
b. Kommentiere das Geschenk, das Ina von Torsten bekommt (Siehe Zeile
77–81).
c. Analysiere den Aufbau der Spannung im Text.
d. Nimm zur folgenden Behauptung Stellung: »Ina nutzt Torsten aus, weil
sie ihm nicht sofort die Wahrheit erzählt.«
e. Schreibe den Brief, den Ina Torsten gibt.
f. Kommentiere das Gedicht »Die Liebe« auf Seite 3, eventuell in Bezug auf
den Text »Meine Liebe«.
g. Beschreibe und kommentiere das Bild »Gefangen« auf Seite 4, eventuell in
Bezug auf den Text »Meine Liebe«.
Side 1 af 4
Meine Liebe
Fortælleren i den følgende tekst er den 30-årige Ina M. Hendes liv har slet ikke
udviklet sig sådan, som hun havde forventet, da hun var helt ung.
Unge mennesker har ofte bestemte forestillinger om, hvordan deres liv skal
være. Nogle drømmer om en god uddannelse og om en fremtid med familie og
børn. Andre vil gerne have et friere liv, som giver dem muligheden for at planlægge en karriere. Det går imidlertid ikke altid som planlagt. Tilfældige begivenheder får undertiden en afgørende indflydelse på mulighederne i livet. Man står
pludselig foran et valg og træffer måske en beslutning, der kan have store konsekvenser.
Det skete for Ina M. Hun befinder sig nu i en situation, hvor hendes muligheder er blevet begrænset.
Zu Ostern war es, im vorigen Jahr. Ich hatte meine Eltern und meine Tochter
besucht. Stand nun in Calau auf dem Bahnhof und wartete auf den Zug nach
Lübbenau. Das ist so ein kleiner Bummelzug mit Viererabteilen. Ich stieg ein,
setzte mich in eine Ecke und nahm ein Buch aus der Tasche.
5
Als ich einmal aufschaute, erblickte ich schräg gegenüber einen jungen Mann,
in seine Zeitschrift vertieft. Gar nicht schlecht, dass du nicht allein hier hockst,
dachte ich. Sah wieder hin und merkte, dass er mich auch wahrgenommen hatte.
Es war mir nicht unangenehm, aber ich las weiter. So ging es eine ganze Weile.
Blick hin, Blick zurück, bis wir beide lachen mussten. Er legte seine Zeitschrift aus
10 der Hand und kam zu mir herüber. Wir plauderten über belanglose Sachen. Die
Zeit verging schnell. Im Nu waren wir in Lübbenau, verabschiedeten uns, und
jeder ging seiner Wege. Meiner führte zum Zug nach Berlin.
Wer stieg die Treppe hoch und stellte sich prompt in meine Nähe? Mein Reisebegleiter aus dem Bummelzug. Nach Berlin wollte er also auch, und das freute
15 mich.
Wieder gingen die Blicke hin und her. Na, fahren wir zusammen weiter, quatschen wir noch ein bisschen? Nicht, dass ich das gesagt hätte. Aber gedacht hatte ich es. Und er wohl auch.
Studentereksamen december 2008 • Tysk fortsættersprog A-niveau
Der Zug fuhr ein. Er half mir, mein Gepäck einzuladen, und da waren wir wieder beisammen. In der Mitropa1 fanden wir zwei Plätze, bestellten Kaffee und
kamen uns schon vor wie alte Bekannte. Unser Gespräch drehte sich nicht mehr
ums Wetter. Wir erzählten uns, was wir in Berlin zu tun haben. Ich erfuhr, dass er
als Computerfachmann in einer Baufirma arbeitet, und berichtete von meiner
Umschulung.
25
Plötzlich: Berlin-Lichtenberg. Aussteigen. Auf Wiedersehen sagen. Ich hatte
gar keine Lust dazu. Ob ich ihn noch zu einer Tasse Kaffee einlade? Was denkt er
dann von mir? Womöglich findet er das ungehörig und aufdringlich? Ach was,
ich fasste mir ein Herz und fragte ihn. Er war überrascht. Gestand mir, dass er
auch schon überlegt habe, ob er mich einladen solle. Aber er habe sich das nicht
30 getraut. So gehe es ihm immer, und hinterher ärgere er sich dann. Dass eine Frau
da keine Bedenken habe, das fand er bewundernswert. Wenn du wüsstest, dachte
ich.
Wir suchten uns das nächste Café, setzten uns hin und redeten uns derartig
fest, dass wir die Zeit vergaßen. Entsetzt fuhr ich auf, als ich merkte, wie spät es
35 schon war. Packte meine Sachen und rannte los. Kaum, dass ich mich von ihm
verabschiedete.
Später musste ich immer mal an ihn denken. Schade, dass ich nicht wusste,
wie er heißt und wo er zu finden ist. Sehr bedauerlich. Aber immerhin: Eine angenehme Erinnerung.
20
Side 2 af 4
Die Fahrt nach Berlin war wunderbar. Aber diesmal hatte ich keine Zeit für ihn.
Diesmal durfte ich nicht zu spät kommen. Auf keinen Fall. Er war traurig. Wollte
wissen, wann wir uns treffen können. Ich wand mich wie ein Aal. Ich konnte
55 mich nicht einfach so verabreden. Natürlich begriff er nicht, warum. Dabei ist es
ganz leicht zu begreifen. Aber es ist ungeheuer schwer zu erklären. Für mich.
»Mitte Juli bin ich wieder in Calau. Zu einer Geburtstagsfeier. Da kannst du
mich zur gewohnten Zeit auf dem Bahnhof finden.« Das war alles, was ich mir
abringen konnte. Verstört blieb er auf dem Bahnsteig zurück.
Meine Güte, dachte ich. Jetzt hast du dich festgelegt. Was sollst du bloß ma60
chen? Hast ihm alles Mögliche erzählt. Stimmt ja. Aber nur halb. Die Umschulung zur Schneiderin, mein Hobby jetzt zum Beruf machen – das ist ja ganz plausibel. Das Kind bei Oma und Opa in Calau, bis der Job gefunden ist und eine
Wohnung. Alles stimmt. Und trotzdem ist es weniger als die halbe Wahrheit. Du
65 willst ihn wiedersehen, den Torsten. Er gefällt dir. Er gefällt dir sehr.
70
40
Es war zu Pfingsten, als ich wieder auf der gleichen Strecke fuhr. Ich hatte ihn
nicht vergessen und guckte mich auf dem Bahnsteig in Calau um. Keiner da.
Wäre ja auch zu schön gewesen. Selbst in Lübbenau ließ ich meine Blicke schweifen. Und siehe da, einer stieg durch die Menge, verrenkte sich suchend den Hals.
Das war er. Ich sah ihn zwar nur von hinten, doch ich war mir sicher. Am liebs45 ten hätte ich gerufen. Aber wie? Hallo oder so? Das ging nicht.
Auf einmal drehte er sich um. Unsere Blicke trafen sich. Seine Augen leuchteten auf. Er kam schnell auf mich zu. Wir stiegen ein, und im Zug fragte ich ihn:
»Wie du eben ausgesehen hast, da schien es mir, als hättest du auf mich gewartet.« Das Du rutschte mir ganz selbstverständlich heraus. »Ja«, antwortete er. »Je50 des Wochenende habe ich Ausschau nach dir gehalten und gehofft, dich wiederzusehen.«
75
80
85
1
Mitropa (her) spisevogn
Je näher meine Reise nach Calau rückte, desto unwohler wurde mir. Nachts
schlief ich schlecht. Träumte und wurde oft wach. So konnte es nicht weitergehen. Eines Nachts stand ich auf, nahm mir einen Stift und schrieb. Einen Brief
für Torsten. Einen Brief über mein Leben. Über das, was stimmte, und über das,
was nicht stimmte. Vor allem aber, warum es nicht stimmte. Als ich fertig war,
ging es mir besser. Nun komme, was wolle.
Mein Wochenende in Calau war schön. Die Familie brachte mich zum Bahnhof. Ein heiterer Abschied. Die Geschenke, die Blumen, die Küsse meiner Tochter. Im Abteil schon Torsten, der die Plätze freihielt. Und in meiner Tasche steckte der Brief.
»Oh«, sagte Torsten, »das war wohl dein Geburtstag, den du hier gefeiert hast.«
Es stimmte. Mein dreißigster war es. Torsten griff in seinen Rucksack, zog einen
Stein hervor und überreichte ihn mir. In der Freiberger Gegend hatte er ihn aus
einem alten Stollen geholt und zum Schleifen gebracht. Der Stein sah aus wie ein
Abbild des Kosmos. Dunkel, mit farbigen Einsprengseln. Sternenfelder und
Milchstraßen in meiner Hand.
Das Geschenk rührte mich. Noch mehr aber die Art, wie er schenkte. Ganz
aus dem Bauch heraus, ohne den Gedanken, ob so ein Stein mir gefalle. Mir
wurden die Knie weich, und ich musste mich setzen. Zu viel Aufregung. Das
war ich nicht gewöhnt.
Studentereksamen december 2008 • Tysk fortsættersprog A-niveau
Gut. Und jetzt die Augen zu und durch. Ich nahm den Brief aus der Tasche
und schaute Torsten an. »Ich muss dir was sagen. Aber ich kann es nicht. Deshalb habe ich alles aufgeschrieben. Willst du es lesen?« Ahnungslos griff Torsten
nach dem Brief. »Ja, klar. Zeig her.«
Er setzte sich neben mich. Sonst hatten wir einander immer gegenüber geses90
sen. Er öffnete den Umschlag, nahm die Seiten heraus und begann. Ich kannte
den Text, wusste genau, an welcher Stelle er war. Tränen traten mir in die Augen, es schnürte mir die Kehle zu. Wird er je wieder ein Wort mit mir reden? Mit
mir, einer Frau, die im Knast sitzt, schon acht Jahre lang? Mit einer Frau, die ei95 nen Menschen umgebracht hat? Wird er begreifen, warum ich das tat?
Ich bebte. Torsten legte den Arm um mich. »Das ist furchtbar«, sagte er. Aber
er nahm den Arm nicht weg. Da brachen in mir alle Schleusen. Alle Beherrschung fiel von mir, und ich heulte wie in meinem Leben nie.
»Dein Brief ändert nichts an meinem Gefühl für dich«, flüsterte Torsten. »Ich
100 nehme dich so, wie du heute bist. Mehr kann ich jetzt nicht sagen. Das muss ich
erst verkraften. Weine ruhig. Schäme dich nicht.« Und er hielt mich ganz fest.
Seitdem sehen wir uns regelmäßig und nicht nur auf Bahnhöfen. Ich habe für
Torsten eine Sprecherlaubnis erwirkt, er kann mich also im Gefängnis besuchen.
Manchmal habe ich Ausgang. Dann begleitet er mich. Er versteht, warum ich
105 zurückzucke, wenn er mich zu sehr drückt und küsst. »Ich weiß, du brauchst
Zeit«, sagt er dann. »Ich werde dir niemals etwas aufzwingen, was du nicht ertragen kannst.«
(Aus Ina M: Meine Liebe. In Erika Berthold und Claudia von Zglinicki: Ich – zwischen Liebe und Hass.
Potsdam 1993)
Side 3 af 4
Heinz Kahlau:
Die Liebe
Manchmal
kommt es,
dass die Liebe
uns einreden
will,
wir könnten
andere sein,
als wir sind.
Wir glauben es
auch,
solange die
Liebe
noch lauter ist
als wir selber.
Wehe aber,
die Liebe muss
Atem holen.
Dann hören wir
wieder
auf uns,
dann können wir
nicht mehr sein,
wie wir wollen,
dann müssen
wir sein,
wie wir sind.
(http://www.smaragdangel.de/Lyrik/Lyrik-Kahlau.htm)
Studentereksamen december 2008 • Tysk fortsættersprog A-niveau
Jimmy længes efter hverdagen
Af Robert Andersen
Godt nok bliver danskerne den ene gang efter den anden udråbt til verdens lykkeligste folk, men det gælder ikke alle danskere,
30-årige Jimmy H. har tilbragt mere end en tredjedel af sit liv i fængsel. 14 år fik
han for grov vold med døden til følge, og han har været tvangsmedicineret i lan5 ge perioder, fordi han var farlig. Nu vil han gerne have sin del af lykken. Vi sidder
i et af kontorerne i den nye kirke på Møgelkær. På hver sin stol midt på gulvet.
Udenfor jager skyerne over himlen, men undgår mirakuløst at skygge for solen.
Side 4 af 4
Før var det de hurtige penge i narkomiljøet, der trak, men nu er han sikker på, at
man ikke kan købe sig til tilfredshed. Lykken ligger et andet sted. I den helt normale hverdag. Håber han.
(Fra Horsens Folkeblad, 7.4.2008)
Det har de ikke altid gjort for Jimmy H. Han har levet det meste af sit liv på skyggesiden. Op ad bakke i modvind det meste af tiden. Men trods al modgang beva10 rer han kampgejsten og troen på et nyt og bedre liv, når han kommer ud. Og han
er på vej ud. Efter at have tilbragt mange år i de sikreste fængsler i Danmark er
han nu endt på Møgelkær, der er et åbent fængsel.
Senere skal han på en pension, der hører under fængselsvæsnet for at blive akklimatiseret. Udsluset. Så bliver forandringen fra at være indsat til at være en fri
15 mand ikke så stor.
For det skræmmer ham. Pludselig at stå der uden de daglige faste rammer i
fængslet, der har været hans hjem i så mange år, at læne sig op ad.
Meget har dog ændret sig, siden han begyndte sin afsoning. Han har fået afklaret
sit forhold til sin familie, og han har fået en kæreste. Når tilværelsen går i sort, og
20 han bliver trist, så er familien der til at støtte. Hans mor og to søstre fortæller små
historier om, hvordan det går derhjemme, og fortæller ham, at han er god nok.
– De har været med hele vejen. […]
Han kalder familien en slags affaldscontainer, hvor han kan komme af med alle
de ting, der nager ham.
Kæresten har han kendt i tre år, og de har været kærester i ét.
25
– Når jeg er pissesur, så kan hun få vendt det om, siger han. Det må være lykken at kunne sove sammen med hende hver nat. Og at vågne hver dag og vide,
at det bare er en helt almindelig dag, hvor man skal på arbejde. Hvor hver dag
bare er en almindelig dag i et helt almindeligt liv.
– Ja. Det er lige det. Bare at leve et normalt liv og få et barn, siger han med et af
30
sine få smil. […]
Titel: Paul Klee »Gefangen« (1940)
(http://www.dl.ket.org/webmuseum//wm/paint/auth/klee/klee.captive.jpg)

Similar documents