Klein, aber fein - Bauer

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Klein, aber fein - Bauer
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11 + 12 / 2011
Fachblatt für Digitale Orgeln
Klein, aber fein
Die Johannus Studio 150
im Expertentest von
Christoph Klüh
I
November / Dezember 2011
O RG EheLute
Bei einem EntertainerKeyboard oder einer EOrgel macht man sich in
regelmäßigen Abständen
Gedanken über Bedienkonzepte, über das Spielgefühl oder das Design.
Bei einer Sakralorgel
scheinen sich all diese
Fragen erst einmal gar
nicht zu stellen, weil der
Maßstab klar ist. Es gibt
ein Vorbild in Form einer
akustischen, „echten“
Pfeifenorgel, und deren
Bedienkonzept ist seit
Jahrhunderten mehr oder
weniger unverändert.
Johannus Studio 150
U
nd doch, selbst wenn man an einem Punkt angekommen
ist, wo man denken könnte „was will man jetzt noch groß
machen?“, gibt es immer wieder neue Instrumente, neue Ideen
– wie bei Autos. So auch bei Johannus, einem der führenden
Hersteller digitaler Sakralorgeln aus Holland. An einem spätsommerlich schönen Herbstmontag im Oktober treffen wir uns
im Hause Orgel Bauer in Heusenstamm-Rembrücken bei Frankfurt zum Test. Orgel Bauer (inzwischen eigentlich „Bauer Music“)
verfügt über ein ansehnliches Sakralorgel-Studio mit einem erkennbaren Schwerpunkt auf Johannus. Marco Bouw, für Europa
zuständiger Verkaufsmanager von Johannus, ist eigens aus Holland angereist, um wertvolle Informationen zu liefern und für
den Test Rede und Antwort zu stehen. Näher unter die Lupe
nehmen wollen wir die neue Johannus Studio 150.
B
evor die ersten Töne erklingen, unterhalten wir uns erst
einmal eingehend über das Konzept der neuen Orgel, und
hier kommt schon die erste Überraschung: Johannus fängt in
seiner Preispolitik normalerweise bei zirka 4600 Euro an und
liefert dafür Orgeln mit kleiner Disposition. Mit der neuen Studio
150 liegt man jetzt erstmals unter 4000 Euro. „Ziel war es, eine
‚richtige‘ Johannus zu bauen, die preislich interessant ist und
trotzdem gut klingt“, zeigt sich Marco Bouw stolz. Und eigens
dafür hat man für diese Orgel sogar eine neue Technologie entwickelt. Wie diese funktioniert, wird natürlich immer nur sehr
ansatzweise verraten, weil sich die Hersteller (aus nachvollzieh-
O RG EheLute
baren Gründen) nicht allzu tief in die Karten gucken lassen wollen, auch Spitzenköche in Restaurants hängen ihre Rezepte
nicht ans schwarze Brett. Allzu viele technische Details interessieren hier eigentlich auch gar nicht. Verraten sei zum Konzept
an dieser Stelle so viel: die Orgel arbeitet noch immer mit
Sampling, es ist nach wie vor ein real-time Sampling (Abspielen
von Samples in Echtzeit). Die Idee ist aber: weniger Hardware,
mehr Software. Denn: „Auf die Software können wir mehr Einfluss nehmen, da kann man mehr selbst entwickeln – und weiterentwickeln“, erklärt Marco Bouw. Doch, und auch diese Erkenntnis scheint klar: „Am Ende entscheidet der Klang!“
Ausstattung
S
chauen wir uns die Ausstattung der Studio 150 einmal näher an: 28 Register auf zwei Manualen hat sie an Bord. Der
Maßstab ist und bleibt ja die „echte“ Kirchenorgel, und eine Orgel dieser Größenordnung ist, als akustische Pfeifenorgel gebaut, schon ein recht stattliches Instrument. In vielen Kirchen
stehen deutlich kleinere Instrumente, und (nicht nur) zum Üben
sollte das zunächst mal völlig ausreichend sein. Was nun hier
hinzu kommt: Es gibt vier verschiedene Sample-Bänke, und zwar
in den Intonationen historisch, barock, romantisch und sinfonisch. Die gewünschte Intonation wird einfach per Knopfdruck
unterhalb des Hauptwerks in der Reihe der Setzerkombinationen
umgeschaltet. So ist jeder Registerschalter also vierfach belegt.
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standardmäßig wie möglich auf
die Orgeln.
Die romantische Disposition
bzw. Intonation der Studio 150
ist von holländischen Originalen geprägt. Das erstaunt
zunächst insofern, als dass die
Epoche der sogenannten Romantik bezüglich der Orgelmusik sicher nicht die große
Zeit der Niederländer war, sondern die war deutlich früher,
denkt man etwa an Komponisten wie Sweelinck. Trotzdem
seien diese Klangfarben sehr
passend für holländische
Choralmusik, lautet die Erklärung. Bei den anderen
Intonationen hingegen orientiert man sich auch gerne an
Pedal
Schwellwerk
Hauptwerk
Orgeln in Deutschland, da der
Prinzipal 16'
Hohlflöte 8'
Bordun 16'
deutsche Markt sehr wichtig
Subbass 16'
Viola di Gamba 8'
Prinzipal 8'
sei, so Marco Bouw.
Oktavbass 8'
Vox Coelestis 8'
Rohrflöte 8'
Überhaupt habe es im Hause
on welchen Original-InstruGedeckt 8'
Prinzipal 4'
Oktave 4'
Johannus eine lange Diskussimenten gesampelt wurde,
Choralbass 4'
Koppelflöte 4'
Offenflöte 4'
on über die Disposition der Stuwird eigentlich nie verraten, von
Posaune 16'
Quintflöte 2 2/3'
Quinte 2 2/3'
dio 150 gegeben. Man habe eikeinem Hersteller, das zählt zu
Trompete 8'
Waldflöte 2'
Oktave 2'
nen Blick in alle Länder geworden wohlgehüteten BetriebsHW/PD-Koppel
Terz 1 3/5'
Kornett IV
fen, in die geliefert wird. So sieht
geheimnissen. So auch bei
SW/PD-Koppel
Scharff III
Mixtur IV
es ungewöhnlich aus, dass wir
Johannus. Bemerkenswer t
MIDI-Koppel
Fagott 16'
Trompete 8'
im Schwellwerk ein Fagott 16‘
allerdings: Selbst innerhalb eiOboe 8'
Tremulant
finden. Das ist vielleicht auch
ner bestimmten Intonation (zum
Tremulant
SW/HW-Koppel
nicht so entscheidend in
Beispiel Barock) stammen nicht
MIDI-Koppel
MIDI-Koppel
Deutschland, aber in Frankalle Samples von derselben
reich schon wieder wichtig. UmOrgel! So kann zum Beispiel die
„Rohrflöte“ von Orgel A aufgenommen worden sein, die „Okta- gekehrt sei speziell für Deutschland ein Prinzipal 4‘ im Schwellve“ von Orgel B (beides natürlich barocke Orgeln), und beide werk dazugekommen.
finden sich in einer Disposition.
as weiterhin auffällt, ist die sehr gute Klangabstrahlung
der Studio 150. Für die Wohnung beim häuslichen Üben
mmer wieder fällt auf, dass die Sakralorgeln verschiedener
Hersteller auch unterschiedlich klingen – wie es die „echten“ mehr als ausreichend, das Tutti lässt einem sogar die HosenPfeifenorgeln der einzelnen Orgelbauer ja auch tun. So banal beine flattern, wenn man am Spieltisch sitzt. Bei einer Lautstärdiese Erkenntnis auf der einen Seite klingt, so bemerkenswert ke von rund 100 Dezibel würden sich die Nachbarn sogar beist sie andererseits dennoch, wenn es hier ja theoretisch darum danken, wenn man allabendlich zwei Stunden damit übt – oder
geht, ein Original durch Sampling-Technik so naturgetreu wie vielleicht auch, wenn man wieder damit aufhört.
möglich abzubilden. Deshalb interessiert in so einem Zusammenhang die Frage: Was macht dann eigentlich den „Johannusber bei all dem stellt sich nun die Frage: Warum ist diese
Sound“ aus? Marco Bouw erklärt hierzu: „Wir haben schon seit
Orgel so kostengünstig, wo wird denn nun am Preis eingeJahren denselben Sound-Engineer, der hauptverantwortlich ist. spart? Zunächst einmal handelt es sich hier ganz einfach um
Das ist unser Herr Koudys.“ Klar, dass der dann die Klang- eine Serienfertigung in größeren Stückzahlen. Das betrifft zum
philosophie von Johannus genauestens kennt. Die Samples, die Beispiel auch das Gehäuse, das sich sehr kompakt, aber zeitin Kirchen aufgenommen wurden, werden zunächst noch weiter- gemäß und elegant präsentiert. Man kann zwischen Eiche dunbearbeitet. Ein Parameter, dem man dabei Beachtung schenkt, kel oder Eiche hell wählen, beim Pedal zwischen gerade oder
ist zum Beispiel die Attack-Zeit, der Einschwingvorgang also. geschweift (ein wichtiger Aspekt), aber ansonsten ist alles fix.
Bei einer echten Orgel kann es zum Beispiel vorkommen, dass, Ein Aspekt, der sich im Preis niederschlägt, ist, dass diese Orgelwenn sie schlecht intoniert ist, einzelne Töne innerhalb eines reihe nicht so frei individualisierbar ist wie größere Baureihen
Registers langsamer ansprechen als andere und als überhaupt es dann sind. So sind zum Beispiel auch keine eigenen Samples
gewünscht. Johannus bearbeitet Samples nun dahingehend, konfigurierbar, man kann keine Samples aus einer Johannusdass etwa das Einschwingverhalten einzelner Töne, die sich im Bibliothek erwerben und sich auf seine Orgel laden und eigene
Original nicht so verhalten wie gewünscht, verändert wird.
Dispositionen zusammenstellen. Die Disposition ist festgelegt.
„Einerseits übernimmt man ‚Fehler‘ der Orgel, weil man es ja Nicht hingegen die Intonation. Die kann man durchaus veränschön findet, dass sie immer anders klingt, andererseits macht dern. Das funktioniert allerdings mit Hilfe einer externen
man die Orgel perfekt“, erklärt Bouw. Perfekter als das Original Computersoftware, die nicht Bestandteil des Lieferumfangs ist,
sozusagen. Allerdings bearbeitet Johannus die Samples nicht sondern separat erworben werden muss. Bevor man allerdings
durch Equalizer, sondern gibt sie bezüglich ihrer Klangfarbe so munter drauflos die Lautstärke-Abstimmung einzelner Register
Um hier keine Missverständnisse entstehen zu lassen: die Disposition in sich bleibt immer
gleich, das heißt auf dem
Registerschalter „Rohrflöte“
liegt immer eine Rohrflöte, nur
mit vier verschiedenen
Samples im Hintergrund,
einmal barock intoniert, einmal
romantisch usw. Zwischen den
„historischen“ und den barocken Samples sind die Unterschiede gar nicht so riesig groß.
Das Historische ähnelt dem
Barocken schon sehr, wurde
aber von (noch) älteren Instrumenten aufgenommen. So
kommen zum Beispiel mehr
Nebengeräusche, etwa in Form
von Anblasgeräuschen, hinzu,
die das Ganze authentisch klingen lassen.
Disposition Johannus Studio 150
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verändert, sollte man schon sehr genau wissen, was man da
tut. Mit diesem Programm ist dann auch der Einsatz von Equalizern zur Veränderung einzelner Klangfarben möglich,
beispielsweise um sie an den Raum anzupassen. Sogar lassen
sich einzelne Register zwischen den Dispositionen austauschen. Wie oben schon gesagt
wurde, kann man zwar keine grundlegend eigenen Dispositionen erstellen, doch kann man
zum Beispiel sagen „die Rohrflöte gefällt mir in
der barocken Disposition besser als in der romantischen“ und kann sie innerhalb derer austauschen. Wenig Möglichkeiten sind das für
eine Orgel unter 4000 Euro gewiss nicht.
A
uch der eingebaute Kathedral-Hall weiß zu
überzeugen. Er ist
über einen Drehregler
stufenlos dosierbar,
und es gibt insgesamt
zwölf verschiedene
Hall-Presets, von denen jeweils verschiedene pro Disposition
verfügbar sind. Verschiedene Stimmungen sind gleichermassen vorhanden, auch
zwölf an der Zahl, und
jede Stimmung ist mit
jeder Disposition frei
kombinierbar. Zwar
würde es nicht viel
Sinn machen, eine
Kirnberger-Stimmung mit der
romantischen Intonation zu kombinieren, doch
grundsätzlich eröffnet natürlich auch diese freie
Zuweisbarkeit eine Vielzahl an Möglichkeiten.
D
ie Klangabstrahlung wurde oben schon angesprochen. Über
drei Kanäle verfügt die Studio 150, einen Subwoofer und
zwei weitere Kanäle. Die größere Vivaldi-Serie beginnt im Vergleich dazu erst bei fünf Kanälen. Die verwendeten Lautsprecher hingegen sind aber dieselben. So ist die Studio 150 zwar
zu schwach für eine Kirche, wohl aber ideal fürs Wohnzimmer.
500 Setzerkombinationen gibt es auf der Studio 150. Auch diese Zahl dürfte wohl keinesfalls zu wenig üppig sein. Verzichtet
hat man lediglich auf Fußpistons.
Weiterhin hat Johannus vorprogrammierte Registrierungen von
Pianissimo bis zum Tutti eingebaut, die aber jederzeit überschreibbar sind.
die volle Breite des Stereopanoramas genutzt. Das Prinzip der
„Virtual Pipe Position“ von Johannus simuliert genau dieses
Verhalten, das heißt die Töne wandern durch das Stereopanorama, getreu dem Prinzip des Vorbilds, dass es eine CLade, eine Cis-Lade usw. gibt.
Die Polyfonie der Studio 150 ist die gleiche wie die der OpusSerie, die preislich immerhin erst bei 5300 Euro anfängt. An
Tastaturen wurden Fatar-Tastaturen mit Druckpunkt verbaut, die
sich gut spielen lassen. Holzklaviaturen sind in dieser Preisklasse dann eben doch nicht möglich.
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in echtes Highlight ist „VPP“, was „Virtual Pipe Position“
bedeutet. Dies sei kurz erklärt: Bei einer Pfeifenorgel gibt
es das Prinzip der Registerkanzelle oder alternativ das der Tonkanzelle. Registerkanzelle bedeutet, dass alle Pfeifen, die zu
einem bestimmten Register gehören, auf einer Windlade zusammenstehen, von tief bis hoch. Beim Prinzip der Tonkanzelle
stehen alle Pfeifen, die denselben Ton (dieselbe Tonhöhe) erzeugen, in einem bestimmten Abschnitt zusammen, und zwar
quer gemischt durch alle Register der Orgel. Das Prinzip der
Tonkanzelle, das in den allermeisten Fällen bevorzugt verwendet wird, hat den riesigen Vorteil, dass es für unser Gehör viel
durchmischter und „spannender“ klingt. Es kommt also nicht per
se und immer gleich Register A aus der einen Ecke, Register B
aus einer anderen, sondern bei einer gut gebauten Orgel wird
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Der Klangeindruck
ach all diesen sehr faktischen Informationen stellt sich natürlich noch die Frage, wie sich die Orgel denn nun
überhaupt spielt. Hierzu kann ich nur sagen: sehr überzeugend,
zumindest habe ich dies auch ausgiebig getestet. Und es wäre
kein Problem gewesen, sondern hätte mir Spaß gemacht, noch
eine weitere halbe Stunde daran sitzen zu bleiben. Der Klang
ist ausgewogen und rund, an Registern ist alles da, was man im
Alltagsbetrieb braucht, das Spielgefühl ist angenehm, die Ergonomie (wie man daran sitzt und was man wie gut erreichen kann)
ist gut, der Hall überzeugt, der Druck, der aus den Lautsprechern kommt, überrascht.
Erwähnt werden sollte auch noch, dass es für jedes Werk (Hauptwerk, Schwellwerk, Pedal) jeweils eine Registerwippe mit der
Aufschrift „Midi“ gibt. So ist es möglich, die komplette Orgel
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stumm zu schalten und über Aktivierung der MidiFunktion völlig leicht ein externes Klangmodul oder
auch einen Computer anzusteuern – und das ggf.
sogar noch mit den eingebauten Klangfarben zu
kombinieren.
Und auch ein Transposer gehört natürlich zur
Grundausstattung. Dass überdies ein Kopfhöreranschluss vorhanden ist, sollte eigentlich nicht erwähnt
werden müssen.
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ibt’s auch was zu mäkeln? Allein die Bank hätte
ich mir höhenverstellbar gewünscht, die
Standardversion war für mich eigentlich zu hoch und
führte deshalb zu ein bisschen Unsicherheit im
Pedalspiel. Aber gegen Aufpreis ist die Bank natürlich auch höhenverstellbar erhältlich. Hier sollte man
ggf. mal probesitzen. Ansonsten aber wusste das
getestete Instrument rundherum zu überzeugen.
Was man ein bisschen im Auge behalten muss, ist
die Zusammenstellung der Disposition. Hier muss
sich jeder selbst fragen, was er am meisten spielt und zukünftig
spielen will. Nicht ganz so üppig sieht es mit der Ausstattung an
Zungenregistern aus. Vermutlich wird sich die Auswahl der Literatur vor allem auf barocke und vielleicht noch frühromantische
Werke, etwa eine Mendelssohn-Orgelsonate, konzentrieren. Bei
César Franck hingegen stößt man schon da und dort an Grenzen. Wer sich also auf französische Romantik oder noch später
spezialisiert hat und Sinfonien von Vierne oder Werke von Dupré
oder Duruflé spielen will, ist mit dieser Orgel vielleicht nicht so
gut beraten, sondern braucht eine andere Disposition und sollte sich vielleicht ohnehin nach was Dreimanualigem umschauen. Doch das ist natürlich auch wieder eine Frage des Preises.
Angesichts dieses Preises kam ich sogar in Versuchung, selbst
zuzugreifen.
Fazit
U
m den erstaunlich niedrigen Preis der Studio 150 zu erzielen, ist man bei Johannus Kompromisse eingegangen, die
eigentlich nicht wirklich welche sind. Dass manche Samples auf
einer Orgel für 30.000 Euro noch „besser“ klingen mögen – geschenkt. Doch dieser Begriff erscheint hier sehr relativ und ist
angesichts des eigentlich unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnisses Jammern auf hohem Niveau. Drücken wir es einmal
anders aus: hier wurde extrem zielgruppengerecht gedacht. Zielgruppe sind eben nicht Kirchen, die das Instrument aufstellen
wollen, sondern die Studio 150 versteht sich eben als eine Stu-
dio-Orgel fürs Wohnzimmer und zu Übezwecken. Dabei hat man
Profis ebenso im Blick wie Studenten oder auch private Lernende, sogar Beginner. Und das Konzept scheint aufzugehen:
Erst wenige Monate auf dem Markt, verkauft sich die Studio
150 bereits ausgesprochen gut, freut sich Marco Bouw. Auf
einmal komme man auch an ganz andere Zielgruppen heran.
Dass das ein Schritt in die richtige Richtung sei, sieht auch
Thomas Barth, Geschäftsführer von Orgel Bauer, so: „Man muss
sich nur mal anschauen, auf welchen Instrumenten gerade LandOrganisten manchmal üben. Im Winter in der kalten Kirche.
Gerade in Deutschland gibt es gegen digitale Orgeln in Kirchen
noch immer große Vorbehalte. Viele haben ihre Vorstellungen
auch immer noch von der Analogzeit geprägt und denken, dass
so ein Instrument nach zehn Jahren hinüber ist, wie es vor 20
Jahren mal war. Aber diese Zeiten sind vorbei. Die kommen dann
hierher und fallen fast vom Glauben ab, wenn sie hören, wie
bombastisch ein Instrument für 4000 Euro heute klingt und was
man damit machen kann. Manchmal wird es fast schwer, denen
überhaupt noch was anderes zu zeigen.“
Der offizielle Listenpreis ist tatsächlich mit 4495,- Euro notiert.
Zu haben ist das Instrument aber derzeit noch zum Preis von
3995,- Euro, der sich als Einführungspreis versteht. Dafür wird
das Instrument sogar mit Bank geliefert, also komplett. Wie lange dieser Preis noch gilt, steht noch nicht fest, darüber wird
derzeit diskutiert. Wer also ohnehin ein Instrument sucht, sollte
vielleicht schnell zugreifen.
Christoph Klüh
Ebenfalls neu: die Johannus Vivaldi-Reihe
N
eben der Studio-Serie bringt Johannus auch drei
neue Vivaldi-Modelle heraus: Die zweimanualigen Orgeln Vivaldi 150 bzw. 250 und
die dreimanualige Vivaldi 350 treten die
Nachfolge der bisherigen Modelle Vivaldi
15, 25 und 35 an.
Für die drei neuen Modelle stehen
jeweils drei Dispositionen zur Auswahl
(Englisch, Deutsch, Französisch). Die
Vivaldi 150 bietet dabei je 34 Stimmen
in den Stilrichtungen Romantisch,
Symphonisch, Barock und Historisch,
bei der 250 sind es 47 und bei der dreimanu-
VII
aligen 350 sogar 57 Stimmen pro Stilrichtung. Es können zudem 12 Intonationen in den Instrumenten gespeichert werden, wobei mit „Klassik“,
„Solo“ und „Trio“ bereits drei Intonationen voreingestellt sind.
C/Cis-Ladentrennung, ein aufwändiges 4.1
Nachhallsystem und ein Blasebalgsimulator
sollen den Klang noch authentischer machen.
Die drei neuen Vivaldi-Orgeln sind in Eiche
hell oder dunkel lieferbar, andere Gehäusefarben sind gegen Aufpreis lieferbar. Ein Testbericht zur neuen Vivaldi-Reihe von Johannus
ist natürlich in Vorbereitung.
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