Rundbrief 1/2009 - Ev. Forum Westfalen

Transcription

Rundbrief 1/2009 - Ev. Forum Westfalen
Evangelisches
Forum
Westfalen
Rundbrief
1/2009
Landesverband der EAiD e.V.
Kultur
Termine
Ruhr 2010 - "Musik der
Synagoge" als Projekt
offiziell angenommen
Veranstaltungen des
Ev. Forums Westfalen
1/2009
Seite 7
Seite 14
Dr. Susanne Paus
Südwall 4a
46397 Bocholt
Zum Thema
Faszination Garten
Wenn man selber so ganz und gar leidenschaftlich einem Hobby verfallen ist, befremdet es einen
schon sehr, auf Menschen zu treffen, die diese
Leidenschaft überhaupt nicht nachvollziehen
können. Wenn es um das Thema Garten geht,
dann könnten einem diese Menschen sogar Leid
tun, denn sie wissen ja gar nicht, was ihnen entgeht. Jürgen Dahl hat es trefflich formuliert: „Es
gibt wirklich Menschen, die von sich behaupten,
sie brauchten keinen Garten – aber wahrscheinlich sind gerade sie es, die ihn am ehesten nötig
hätten: um zu staunen, um zu lernen, um zu jubeln, um sich seinen eigenen Salat zu erschaffen
und um zu erfahren, dass sie ihn gar nicht erschaffen, sondern damit beschenkt werden.“
Jürgen Dahl lebte bei Kleve. Er war ein Gesellschaftskritiker unserer Zeit, ein Mensch mit philosophischer Ader, ein Ökologe und - wie soll es
anders sein - ein leidenschaftlicher Gärtner.
Über die Eröffnung der Ausstellung freuen sich (von links): Der Vorsitzende des
Evangelischen Forums Westfalen, Dr. Manfred Keller, Direktorin Ute Wilmsmeier,
der Leiter des Archivs der Evangelischen Kirche von Westfalen, Dr. Jens Murken,
sowie Professor Günter Brakelmann. Foto: Westfalen-Blatt
Thementag „Hans Ehrenberg – Emigration und Heimkehr“
Annäherungen an den „dritten
Lebensabschnitt“ eines
unbekannten Theologen
Fortsetzung und Vertiefung der Thematik nach der Jahrestagung des Ev.
Forums (siehe Rundbrief 2/2008) am 15.11.2008 im Hans-EhrenbergGymnasium Bielefeld-Sennestadt
Mich hat das Gartenvirus schon in der Kindheit
befallen - es war ganz einfach familiär bedingt und irgendwann war es dann nicht mehr im
Zaum zu halten. Schon als Studentin hatte ich
meinen ersten Garten, in dem ich pflanzen und
hacken, säen und ernten und meine Kreativität
ausleben konnte. Alsbald verbrachte ich aber fast
ebenso viel Zeit in den Gärten anderer Leute wie
im eigenen. Denn für Gartenliebhaber gibt es
kaum etwas Schöneres als Gärten zu besichtigen
Was die zahlreichen Teilnehmer dieser Veranstaltung zu erwarten hatten,
war keine „leichte Kost“. Es galt, sich zu befassen mit einer widersprüchlichen Persönlichkeit, einem Lebensweg mit bizarren Brüchen und Wendungen, aber auch mit einem Menschen, der tiefgreifende Denkanstöße
und beachtliche geistige Impulse gegeben hat. Dies gilt auch dann, wenn
diese bei seinen Zeitgenossen nicht immer auf fruchtbaren Boden fielen
und manche ihn schon fast vergessen haben.
Fortsetzung Seite 2
Fortsetzung Seite 3
In zwei Vorträgen über „Emigration und Heimkehr“(Referent: Landeskirchenrat i.R. Karl-Heinz Potthast) und „Ehrenbergs Schriften aus dem Nach-
Aus dem Forum
Rundbrief 1/2009
Zum Thema
Faszination Garten
Fortsetzung von Seite 1
– sieht man von der Betätigung auf
der eigenen Scholle einmal ab. Hier
kann man andere Gartenfreunde treffen, fachsimpeln, alte Gartenweisheiten austauschen und die neuesten
Trends in Sachen Gartengestaltung
und Pflanzenzucht diskutieren. Schon
Vita Sackville-West, die gemeinsam
mit ihrem Mann auf Sissinghurst
Castle einen der berühmtesten Gärten
Englands schuf, holte sich Anregungen in den Gärten anderer Leute. So
ist es nicht verwunderlich, dass „Gartenspionage“ in England schon seit
langem zu einer Art Volkssport geworden ist.
Von England über die Niederlande
ist die Welle dann vor gut einem Jahrzehnt zu uns übergeschwappt. Immer
mehr stolze Gartenbesitzer laden zur
Gartenvisite ein und zeigen freizügig
her, was sich hinter Hecken und Mauern verbirgt. Für mich hat sich dadurch
ein weiteres Faible ergeben: ich führe
Menschen in die allerschönsten Gärten, von denen ich jedes Jahr wieder
neue entdecke. Kaum sind Narzissen
und Tulpen erblüht, rollt ein Bus voll
besetzt mit Gartenenthusiasten ganz
regelmäßig ins Münsterland, an den
Niederrhein und über die grüne Grenze. Von der gleichen Leidenschaft
getrieben ist man gerne gemeinsam
unterwegs, um neue Gartenoasen
und Pflanzenschätze zu erkunden.
Denn „Zum schönsten Erlebnis des
Gärtners gehört die Erfahrung, dass
Pflanzen- und Gartenfreude in so
hohem Maße menschenverbindend
wirkt“ – der berühmte Pflanzenzüchter Karl Foerster hat es gesagt. Auch
wenn Sie nicht ganz so „gartenverrückt“ sind, werden Sie es sicher spüren. In diesem Sinne lade ich Sie herzlich ein, mich einmal zu begleiten.
Gelegenheit bietet sich auf einem
Tagesausflug im April, einer Frühlingsgartenreise (s. Seite 15).
2
Dr. Ursula Olpp erhält Bundesverdienstkreuz
Hohe Auszeichnung für Ex-Vorsitzende
Unsere ehemalige weibliche Vorsitzende
des Landesverbandes Westfalen der EAiD,
Dr. Ursula Olpp, wurde am 20.Januar
dieses Jahres im Kreishaus Recklinghausen mit dem Verdienstkreuz am Bande der
Bundesrepublik Deutschland geehrt.
Dr. Ursula Olpp, die im Oktober vergangenen Jahres 90 Jahre alt wurde und sich
trotz mancher altersgemäßer Erkrankungen und eines schweren Unfalls in Indien
erstaunlicher Beweglichkeit und geistiger
Frische erfreut, hat neben ihrer Berufstätigkeit als Chemikerin bei den Chemischen Werken Hüls in Marl immer ihre
Kräfte und finanziellen Möglichkeiten für
kirchliche, soziale und ökumenische Arbeit eingesetzt. Für die Evangelische Akademikerschaft und ihre Hauskreise und
Initiativen war sie eine charmante und
gleichzeitig energische Werberin. Nach
kurzer Bekanntschaft landeten wir in einem der Marler Hauskreise und schlossen
uns der EAiD in den späten 60er Jahren
als Mitglieder an. Die Teilnahme an einer
Vertreterversammlung, auf ihren Vorschlag hin gewählt, weckte mein Interesse
an der Mitarbeit im damals sehr grossen
westfälischen Vorstand und an den von
ihr geleiteten Epiphanias-Tagungen von
Frauen für Frauen, die damals im Diakonissemhaus in Münster stattfanden und dieses Jahr zum 53. Mal - immer noch
lebendig weitergehen.
Ursula Olpp fand über die Evangelische
Akademikerschaft Westfalen den Weg in
die bundesweit tätige Deutsche KalkuttaGruppe, die über mehrere Mitglieder mit
der EAiW eng verbunden war und von ihr
unter dem Titel „Ökumenische Zusammenarbeit“ finanziell und praktisch durch
Ausstellungen kunsthandwerklicher Erzeugnisse aus Kalkutta und Westbengalen auf Tagungen unterstützt wurde. Der
DKG-Vorsitzende Donner und die Familien Coers, Firgau und Steffler sollten hier
nicht vergessen werden. Bis heute nimmt
Dr.Olpp mit wenigen Unterbrechungen an
den Sitzungen sowohl der DKG als auch
an Veranstaltungen der EA teil. Sie ist
Ehrenvorsitzende des Ausschusses für
Ökumene, Mission und Weltverantwortung des Kirchenkreises Recklinghausen,
Mitgründerin des Arbeitskreises “Marler
Gratulation an Dr. Ursula Olpp von Landrat
Jochen Welt.
Wege zum Frieden” und des “Marler
Asylkreises”. Für ihren Einsatz zur Integration ausländischer Mitbürger und deren
Begleitung z.B. bei Behördengängen und
Arztbesuchen sowie die Betreuung einer
kurdischen Familie im Kirchenasyl wurde
Dr. Olpp als Mitglied des Christlich-Islamischen Arbeitskreises Marl von der Evangelischen Landeskirche von Westfalen mit
dem Friedenspreis geehrt. Sie arbeitet bis
heute im Tansania-Arbeitskreis des Kirchenkreises Recklinghausen mit und ist
als Tochter eines Missionars in Indonesien
auch mit der dortigen kirchlich-sozialen
Arbeit verbunden.
„Ehrenamtliches oder bürgerschaftliches
Engagement sind keine weit verbreitete
Tugend, sondern blühen und gedeihen
eher im Verborgenen“, sagte Landrat
Jochen Welt bei der Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik
Deutschland an Dr. Ursula Olpp. Wir sind
stolz auf unser langjähriges Mitglied und
gratulieren herzlich!
Ursula Schmidt
Farben des Lichts
Drei Evangelische Kirchengemeinden in
Herne gestalten ihre Gottesdienste in
der Osterzeit 2009 mit Bildern aus dem
Zyklus „Farben des Lichts“. Eine Ausstellung der Bilder findet parallel statt in der
Christuskirche, der Dreifaltigkeitskirche
und in der Lutherkirche. - Ein Dank an
alle, die das Projekt „Farben des Lichts“
durch ihre Jahresspende 2008 unterstützt haben.
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Aus dem Forum
Thementag
Hans Ehrenberg
Fortsetzung von Seite 1
kriegsdeutschland – Theologisch-politische Reflexionen nach der Katastrophe“
(Referent: Prof. Dr. Günter Brakelmann)
wurde über seinen „dritten Lebensabschnitt“ eingehend informiert und lebhaft diskutiert.
Karl-Heinz Potthast hatte engen persönlichen Kontakt zu Hans Ehrenberg und
seiner Familie. So ergaben sich zahlreiche
Gespräche und ein intensiver Gedankenaustausch. Daher war der Referent in der
Lage, detailliert und präzise über den
„dritten Lebensabschnitt“ zu berichten.
Ehrenberg gab die Dozentenlaufbahn in
Philosophie an der Heidelberger Universität auf, studierte evangelische Theologie
und wurde Gemeindepfarrer in Bochum.
Mit vollem Einsatz war er tätig, und der
Erfolg blieb nicht aus. Nach 1933 war er
Mitbegründer der Bekennenden Kirche
und Mitformulierer des Bochumer Bekenntnisses über die jüdischen Wurzeln
des Christentums. Da konnte es nicht
ausbleiben, dass er ins Visier der Nazis
geriet. Nach vielerlei Drangsalierungen
wurde er 1938 mit einem „Predigt- und
Redeverbot“ belegt, nach den NovemberPogromen wurde seine Wohnung zerstört, und er kam ins KZ Sachsenhausen.
Nach fünf Monaten Aufenthalt „in der
Hölle“ ergab sich für ihn ein wunderbarer
Glücksfall: Durch die Intervention des
englischen Bischofs George Bell durfte er
mit seiner Familie nach England emigrieren.
Er genoss nun persönliche Freiheit in
bislang unbekanntem Ausmaß; er durfte
sich um deutsche Kriegsgefangene kümmern; mit Bell zusammen wurden Gedanken ausgetauscht und Pläne entwickelt,
wie künftig die ökumenische Arbeit voranschreiten könnte.
Die Rückkehr 1947 brachte ihn in eine
komplizierte Situation. Die von ihm vielleicht zu verklärt gesehene Arbeit in der
früheren Gemeinde-Pfarrstelle konnte
nicht fortgesetzt werden, weil die 6. Pfarrstelle in Bochum besetzt war und ein
Bemühen um „Verdrängung“ eines Amtsbruders für ihn natürlich nicht in Frage
kam. Auch sonst waren alle Stellen besetzt. Die Beziehungen zu Bodelschwingh,
dem deutsch-national gesinnten Karl
Koch und Hardt waren nicht immer unproblematisch. Brüderliche Worte und
verhaltene politische Gegensätze trafen
sich im freien Raum. Trotz der Abtrennung der westfälischen Kirche von der
altpreußischen Union konnte von einer
von Ehrenberg als dringend notwendig
erachteten Kirchenreform keine Rede sein.
Ehrenberg erhielt dann eine Stelle in der
Erwachsenenbildung in Bethel; vor allem
im Lindenhof war er tätig. 1953 zog er
sich nach Heidelberg zurück und verbrachte dort die letzten fünf Jahre seines
Lebens.
Dem Referenten gelang es vortrefflich,
Ehrenbergs schreckliche und grauenhafte,
aber auch wunderbare und erlösende
Erfahrungen, die Brüche, Abstürze und
Aufstiege seines Lebens in einer irrwitzig
bewegten Zeit darzustellen.
Günter Brakelmann erläuterte vor allem Texte aus der Nachkriegszeit. Es ging
darum, Einsichten und Erkenntnisse über
die Frage zu gewinnen, worin der Grund
für die Situation des offenbar „glücklichen Englands“ lag, und warum der Weg
Nazideutschlands in einer totalen Katastrophe endete. Mit Hilfe von Textauszügen konnten Zuhörer zur Mitarbeit veranlasst werden, und es ergab sich zeitweise
eine lebhafte Diskussion.
Ehrenbergs entsetzliche Erlebnisse im KZ
zum einen und die Eindrücke in England
zum anderen verdeutlichen die absolute
„Anti-Haltung“ der Nazi-Ideologie: Sie ist
anti-aufklärerisch, anti-liberal, anti-sozial,
anti-demokratisch, anti-republikanisch
und vor allem anti-semitisch! Der Mensch
schwingt sich auf zum Herren über Leben
und Tod, die Gewissensbindung an objektive Gesetze ist abgerissen. Der konsequente Kantianer Ehrenberg erkennt: In
letzter Zuspitzung ist der deutsche Idealismus satanisch! Dieser kennt nur das „Entweder – Oder“ im Gegensatz zum pragmatischen englischen „Sowohl als auch“,
das sich philosophisch vorgezeichnet und
begründet findet bei Hume, Locke, Hobbes und anderen. Daraus erwächst Mäßigung, Bereitschaft zum Kompromiss,
Realitätssinn, kühle Distanz und Nüchternheit. Im Falle von politischen Krisen,
Konflikten oder Kriegen zeigt sich die
Fähigkeit des „langen Atems“ und zur
„Härte im Nehmen“ sowie die souveräne,
treffliche Überprüfung und Einschätzung
eigener Möglichkeiten und Grenzen.
Rundbrief 1/2009
Hier gab es für die Zuhörer viel Stoff
zum Nachdenken. Es wurde eine mögliche
Antwort gegeben auf die Frage: „Warum
ist England offenbar stets auf der Siegerseite, während sich Deutschland eisern
konsequent in die Katastrophe reitet?“
Da gab es manche, die nie geglaubt hätten, von Ehrenberg wäre eine mögliche
Antwort auf diese Frage gekommen, und
für die die Ausführungen Brakelmanns
eine plötzliche erlösende Erhellung bedeuteten. Die scharfe Prägnanz, das deutlich zu spürende Engagement und auch
die starke emotionale Betroffenheit des
Referenten hatten eine geradezu mitreißende Wirkung auf die Zuhörer.
Jens Murken, Leiter des Archivs der Ev.
Kirche von Westfalen, eröffnete zum Abschluss des Thementages eine Ausstellung, bestehend aus 14 Tafeln, auf denen
Leben und Wirken Hans Ehrenbergs mit
zahlreichen Dokumenten, Texten, Zeichnungen, Grafiken und Fotos dargestellt
ist. Murken hat diese immens fleißige,
akribisch genaue und vor allem sehr anschauliche Leistung im Rahmen eines
Universitäts-Seminars „Christen jüdischer
Herkunft“ gemeinsam mit Studenten
geplant und erstellt. Einige zusätzliche
Informationen konnte der aufmerksame
Betrachter hier gewinnen, z.B. eine soziale
Komponente (in der Dissertation ging es
u.a. auch um die Probleme der Arbeiterschaft); Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg;
Mitglied eines Arbeiter- und Soldatenrates; Mitarbeiter bei den religiösen Sozialisten.
Zweifellos war Ehrenberg Vor-, Nachund Querdenker, mutiger Widerständler
gegen sich verfestigende Strukturen auch
im Nachkriegsdeutschland, Brückenbauer
in der Ökumene, aber auch Warner und
Mahner, Ratgeber und Helfer. Das macht
ihn auch heute noch wichtig und bedeutend.
Höchst zufrieden und enorm bereichert
konnten die Teilnehmer der Veranstaltung
den Heimweg antreten.
Rolf Bellmann
Rundbrief 1/2009
Aus dem Forum/Religionen
Lesung und Gespräch
mit Prof. Kuschel
Appell für eine
Annäherung der
Religionen
Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel spricht wie er
schreibt, er erklärt wie er liest: verständlich
und unverschnörkelt, wissenschaftlich
und dennoch spannend. Diese fesselnde
Gabe hat nicht jeder Buchautor. Noch
dazu berührte jeden der rund vierzig Besucher im Dorothee-Sölle-Haus in Ahaus
das besondere Thema des letzten Buches
von Kuschel. „Juden Christen Muslime.
Herkunft und Zukunft“ betitelte er das
Werk. Das Evangelische Forum Westfalen
und die evangelische Christus-Gemeinde
Ahaus hatten Kuschel zur Vorstellung des
Buches eingeladen.
Der Autor, 1948 in Oberhausen geboren, ist Professor an der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen. Er lehrt dort die Theologie der Kultur
und des interreligiösen Dialogs. Spätestens seit 1994 mischt sich Kuschel mit
zahlreichen Publikationen öffentlich in die
Annäherung des Judentums, des Christentums und des Islam mit wachsendem
Erfolg ein. Damals erschien sein erstes
Buch „Streit um Abraham“.
Das politische Schlüsseljahr war für ihn
1979, als Ajatollah Chomeini von Paris
nach Teheran zurückging und den Schah
stürzte. Nur ein Jahr vorher, bedauerte er
in seinem langen Prolog vor der eigentlichen Lesung, habe ihn in Jerusalem das
häufige Rufen des Muezzin gestört. „Ich
hatte überhaupt nicht realisiert, dass dort
auch Muslime leben und das schon seit
über 1000 Jahren“, so Kuschel heute. Vor
1979 habe man sich in Deutschland mit
dem Judentum auseinandergesetzt, während die Existenz des Islam verdrängt
wurde.
Kuschel ging es nicht um Abgrenzung
und Angstmacherei, sondern um Annäherung, Verständnis und die Entdeckung der
Gemeinsamkeiten. Alle drei Religionen
verehren nur einen Gott, sind prophetisch
und manchmal auch mystisch verankert.
„Einem Juden und einem Muslim brauche
ich nicht zu erklären, wer Noah, Josef,
Johannes der Täufer sei. Er kennt sie aus
der Bibel und aus dem Koran. Abraham
ist der Stammvater aller drei Religionen“,
fasst Kuschel die verbindenden Elemente
zusammen. Genau diese Intention wurde
in den gelesenen Passagen aus dem Buch
deutlich.
Als Katholik übte er abschließend Kritik
an der Haltung der evangelischen Kirche:
„Man ist nicht bereit, sich mit dem Hass
Luthers auf das Judentum und erst recht
nicht mit dem Hass Luthers auf den Islam
konstruktiv auseinander zu setzen.“
Elvira Meisel-Kemper
Mitglieder werben - eine harte Nuss
In jedem Jahr verliert das Evangelische Forum Westfalen altersbedingt durchschnittlich 12 bis 15 Mitglieder. Der Vorstand bittet alle Mitglieder, dabei zu helfen, dass
diese Verluste durch neue Mitglieder ersetzt werden. Helfen Sie bei der Konsolidierung des Verbands. Drei harte Nüsse sind zu knacken: Foren aufbauen - Mitglieder
werben - Finanzen stärken.
Im vergangenen Jahr haben wir ein einladendes Faltblatt erstellt, um auch Ihre Mitgliederwerbung zu unterstützen. Die beste Werbung ist die persönliche Empfehlung. Bitte laden Sie Freunde und Bekannte zu den Veranstaltungen und zur Mitgliedschaft ein. Die von Ihnen benötigte Anzahl der Faltblätter sendet Ihnen gern:
Elisabeth Gallhoff, Tel. 02324/45557, E-Mail: [email protected].
Drei Fragen an
Prof. Dr. Kuschel
Sie sprachen 1978 von ihrem privaten
Schlüsselerlebnis in Jerusalem. Was
passierte da genau?
Ich war damals für ein Jahr in Jerusalem, um meine Habilitation vorzubereiten. Zum Ausgleich las ich erstmals
ganz intensiv das Alte Testament auf
der Jerusalemer Stadtmauer. Der Ort
war idyllisch, nur das Rufen des Muezzin zum Gebet störte mich. 1990 hatte
ich das zweite Schlüsselerlebnis auf
dem Trialog-Treffen von Vertretern
aller drei Religionen in den USA. Erstmals hörte ich den Namen Abrahams
aus dem Mund eines Muslim. Außerdem bin ich ein Schüler von Hans
Küng. Ich verdanke ihm, dass er mich
in diese Welt der Religionen mitgenommen hat.
Wie sehen Sie sich, als reiner Theologe, Rufer in der Wüste oder Mittler
zwischen Religion und Politik?
Ich war nie reiner Theologe, sondern
immer auch Literaturwissenschaftler.
Als Vermittler sehe ich mich im besten
Sinne bis in die Gemeinden hinein.
Was könnte jeder von uns tun, um
Juden, Christen und Muslime einander näher zu bringen?
Das Wahrnehmen in der Präsenz des
Anderen. Das ist die Arbeit von guter
Nachbarschaft. Das „Abrahambuch“
hat in dieser Richtung viel bewirkt.
Elvira Meisel-Kemper
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Rundbrief 1/2009
Aus dem Forum/Andacht
Anne Will sagte Talkshow zum Nahost-Konflikt ab
Evangelisches Forum Westfalen protestierte
Der Vorsitzende des Evangelischen Forums Westfalen, Manfred Keller, hat gegen die Absetzung der Debatte über den
Krieg in Gaza in der Sendung »Anne Will« protestiert. Für Sonntag den
11.Januar 2009. hatte die
Redaktion der Talkshow
eine hochkarätige Diskussionsrunde eingeladen:
Rupert Neudeck, Daniel
Barenboim, Sumaya Farhat-Naser, Joschka Fischer
und Avi Primor.
Ohne Angabe von Gründen wurde diese Sendung
kurzfristig abgesetzt und
durch eine Debatte über
„Selbsttötung“ ersetzt. Das Evangelische
Forum Westfalen kritisierte diesen Vorgang in einem offenen Brief, der über den
Evangelischen Pressedienst bundesweit
verbreitet wurde. Die Diskussion in der
ARD-Sendung, so Keller, wäre angesichts
des aktuellen Konfliktes zwischen Israel
und den Palästinensern und der unerträglichen Situation der Menschen in Gaza
Was zählt?
Zahlen haben mich schon immer fasziniert. Schon als Kind lernte ich von meinem Vater einige Rechentricks, und natürlich kenne ich meine Konto- und
Pinnummer auswendig. Zwar geht das
bei mir nicht so weit wie bei einem Patienten, dem ich vor vielen Jahren in der
Betheler Ortschaft Eckardtsheim begegnete. Er wusste zu jedem beliebigen
Datum längst vergangener Jahre auch
den Wochentag, so gut arbeitete seine
innere Rechenmaschine.
Neulich hörten wir in unserem Hauskreis einen interessanten Vortrag über
das Zahlensystem: natürliche, rationale,
irrationale Zahlen und das Unendliche
in Mathematik und Religion.
Zahlen spielen in unserer Zeit ja eine
ungeheure Rolle: Ob es der Dax und die
ungleich wichtiger gewesen als eine Debatte über das dauerhaft drängende Thema Suicid.
Das Evangelische Forum
Westfalen, das seit Jahren
die Probleme Israels und
der palästinensischen Gebiete thematisiert, verwies
auf eine eMail von Sumaya
Farhat-Naser, in der sie ihre
Enttäuschung und Entmutigung zum Ausdruck brachte. Die mehrfach ausgezeichnete Friedensvermittlerin hatte im März 2008 auf
Einladung des Forums
Westfalen ihr jüngstes
Buch „Disteln im Weinberg“ bei Veranstaltungen in Ahaus, Bielefeld, Bochum und Dortmund vorgestellt.
Der Protest wurde von vielen Mitgliedern spontan unterstützt. Sie brachten
ihre Zustimmung in Telefonanrufen und
eMails an den Vorsitzenden zum Ausdruck.
Aktienkurse sind, die Arbeitslosenquote
oder die Defizite der öffentlichen Kassen,
das Bruttosozialprodukt oder die Ozonwerte. Und wie wichtig Puls, Blutdruckwerte und Cholesterinwerte sind, erfahren wir, wenn wir krank werden. Ohne
Zahlen geht nichts. Das Wunderwerk des
Computers ist ja auf das binäre Zahlensystem aufgebaut.
angedacht
Von dem Hirtenvolk der Massai in den
Steppengebieten Ostafrikas wird etwas
Seltsames erzählt. Der ganze Stolz und
Reichtum eines Massai ist seine Rinderherde. Der Besitzer kennt jedes einzelne
Tier, aber niemals würde er es wagen, die
Rinder zu zählen. Ob die Massai wissen,
dass Zahlen keine Sicherheit geben?
Erweiterte Nutzung von
Kirchen – wirtschaftlich?
„Konzeption und Wirtschaftlichkeit
einer erweiterten Nutzung evangelischer
Kirchengebäude in Deutschland“ – so
lautet das Thema der Diplomarbeit, mit
der unser Mitglied Joachim Gallhoff sein
Zweitstudium als Wirtschaftsingenieur
erfolgreich abgeschlossen hat. Die mit
„Sehr gut“ bewertete Arbeit ist aus dem
Projekt „Kirchen öffnen und erhalten“
hervorgegangen, in dem der junge Architekt aus Hattingen seit drei Jahren mitarbeitet. Die „sehr engagierte und kompetente Untersuchung" , so heben die Gutachter hervor, komme zu „konkreten und
praxisrelevanten Ergebnissen“.
Aus diesem Grunde ist geplant, die
wichtigsten Erträge der Diplomarbeit zu
veröffentlichen. Vorgesehen ist ein Arbeitsheft für Kirchengemeinden und
Kommunen, die vor der Frage stehen, wie
sie die Zukunft ihrer Kirchengebäude
sichern können. Für die Finanzierung der
Veröffentlichung sucht der Arbeitskreis
„Kirchen öffnen und erhalten“ nun Unterstützung beim Bundesverband und
den Landesverbänden der EAiD sowie bei
privaten Förderern.
Was zählt also in unserem Leben?
Unsere Zeugnisnoten, unser Kontostand, unsere Rentenhöhe, unsere Gesundheitswerte? All das ist wichtig, aber
entscheidender ist das, was man nicht
zählen kann: Die Freude an einer Blume,
der Gesang eines Vogels, die Begegnung mit anderen Menschen und Kulturen, vor allem aber die Zuwendung
eines anderen Menschen, die mir Geborgenheit gibt. Über allem aber die
Tatsache, dass wir auch vor Gott nicht
einfach nur eine Nummer sind, sondern
dass er uns mit Namen kennt. Er weiß
um unsere persönlichen Freuden und
Sorgen, unsere Erfolge und unser Versagen. Und er hat uns lieb.
Elmar Jasper
Herford
Rundbrief 1/2009
Aus dem Forum/Religionen
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Scientology
Der Griff nach Macht und Geld
Vortrag und Diskussion mit Ursula
Caberta aus Hamburg am Dienstag, 28. Oktober 2008, im Gemeindehaus der Neustädter Marienkirche
Gemeinsame Veranstaltung des
Regionalen Forums Ostwestfalen
des Ev. Forums und der MarienKirchengemeinde Bielefeld
„Eine Kirche ist die ScientologyOrganisation auf gar keinen Fall,
sondern eine straff durchorganisierte, extremistische politische
Organisation“ sagte Ursula Caberta (Bild unten) in dieser Veranstaltung.
Der Gründer dieser erstmals 1952/53
auftretenden Bewegung, Ron Hubbard,
scheint sich in den Fehlern, Schwächen
und Anfälligkeiten der menschlichen
Psyche gut ausgekannt zu haben. Die
Wirksamkeit der „positiven Propaganda“
der Scientologen
(Entfaltung der Persönlichkeit, höhere
Stufe der Leistungsfähigkeit und des
Selbstbewusstseins,
Erfolg und Geld) ist
immer wieder erstaunlich. Und beharrlich versuchen sie, Einfluss zu gewinnen in Politik und Wirtschaft, aber auch
im Erziehungs- und Bildungswesen (z.B.
Organisation von Nachhilfeunterricht).
Man versucht, sich wichtigen Personen zu
nähern und sie zu beeinflussen, selbst
auch in Stellungen zu gelangen, wo Kommunikationsstränge genutzt werden können und Personalpolitik im Sinne der
eigenen Ideologie getrieben werden
kann. Beim Umgang mit neu Angeworbenen beginnt man mit Befragungen und
Beratungen, Erwecken von Hoffnungen,
Erfolgsprognosen bei entsprechendem
Handeln. Stundenlanges lautloses Fixieren
spielt eine Rolle. Es werden abstruse
Fremdwörter gebraucht („Dianetik“) oder
Wörtern ein anderer Sinn unterlegt.
Höchst merkwürdige Instrumente (“EMeter“ mit diversen Walzen, Drähten und
Die Homepage von Scientology Deutschland
zeigt Videos, in denen erfolgreiche Menschen
davon berichten, wie sie durch Scientology ihr
Glück fanden.
Anzeigern) zeigen den „Entwicklungsfortschritt“ eines zu Prüfenden an.
Äußerst wichtig ist innerhalb der Organisation die absolute Kontrolle jedes Mitglieds gegenüber einem anderen, die
geschlossene und nach außen streng
abgeschottete Struktur, der rücksichtslose
und unnachgiebige Dogmatismus, strikte
Unterordnung des Einzelnen, Kollektivismus und Führerkult. Allen neueren gesellschaftlichen Errungenschaften (Freiheit
der Person, des Denkens und des Wortes,
Glaubens- und Gewissensfreiheit, individuelle Rechte und Schutz vor Willkür) ist
diese Organisation abhold. Die in aller
Öffentlichkeit vollzogene Hofierung des
Filmschauspielers und Scientologen Tom
Cruise wurde in diesen Kreisen natürlich
als absoluter Höhepunkt und Sieg sowie
leuchtendes Vorbild und Ansporn zum
Nacheifern gefeiert. Übrigens ist die
Pflicht zu rastlosem Tun (z.B. 12-StundenTag) gerade bei den „niederen Chargen“
typisch für totalitäre Gruppen: Es soll
möglichst keine Zeit zum Nachdenken
über sich selbst bleiben.
Der starke Gruppendruck macht ein
Aussteigen schwierig; Zweifler versucht
man in einer Art „Reha-Camp“ wieder
„auf Vordermann“ zu bringen. Die Wiedereingliederung in die normale Gesellschaft ist schwierig, weil die Selbstach-
tung der ehemaligen Mitglieder
zerstört wurde. Personen und
Institutionen, die gegen Scientology Front machen, versucht man
unter Druck zu setzen. Gelegentlich kommt es, örtlich und zeitlich begrenzt, zu Kampagnen
gegen unliebsame Kritiker. Das
besonders in den USA übliche
Verspotten und Lächerlichmachen durch verkleidete und maskierte Menschengruppen (ähnlich den alemannischen Fastnachtsfiguren) missfällt den Scientologen außerordentlich; da
zieht man sich meist hinter geschlossene
Türen zurück (Vgl. TV-Sendung auf ARD
abends am 14. 01. 09).
Verbreitet ist Scientology vor allem in
den USA (Zentrum: Los Angeles), in Dänemark und in Deutschland. Hier sind Hamburg, Hannover, Düsseldorf und Berlin
(mit neu erbautem repräsentativem Zentrum) zu nennen. Die Mitgliederzahl in
Deutschland wird von der Organisation
mit 30 000 angegeben, vom Verfassungsschutz mit 6000. Zwar geht keine unmittelbare Bedrohung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung von Scientology aus, aber dennoch ist höchste Wachsamkeit geboten. Die wirklichen Absichten der Organisation werden sorgfältig
verschleiert. Umso mehr lohnen sich Aufklärung, sorgfältig geplantes Gegensteuern sowie Beratung und Hilfe für Gefährdete und Ausstiegswillige. Ggf. kann
auch ein Verbot ins Auge gefasst werden,
was aber politisch und juristisch nicht
einfach ist.
Die Diskussion war überaus lebhaft. Das
Erscheinen zahlreicher Oberstufenschüler
und Studenten zeigte das große Interesse
an diesem Thema. Die Veranstaltung mit
der kompetenten, engagierten und lebhaften Referentin war ein voller Erfolg.
Rolf Bellmann
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Rundbrief 1/2009
Kultur
Ruhr 2010: Musik & Kultur der Synagoge
Projekt des Evangelischen Forums Westfalen
offiziell angenommen
Applaus beim Abschlusskonzert im Saal der
neuen Gelsenkirchener Synagoge
Der Chor „Bat Kol David“ aus Dortmund
begeistert mit synagogalen Gesängen.
Dr. Manfred Keller stellt den Chor und das
Konzept der Biennale vor. Fotos: Dirk Vogel
Jüdische Musik ist heute für viele Menschen in Deutschland gleichbedeutend
mit Klezmer und Folklore. Nur wenige
kennen die große Tradition synagogaler
Musik, die bis in biblische Zeiten zurückreicht. Im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert erlebte die jüdisch-liturgische
Musik europaweit eine besondere Blüte.
Neben den Sologesang des Kantors trat
der Chorgesang (zunächst nur Männerchöre) und – in Gemeinden der liberalen
Richtung – auch die Orgel. Die musikalische Tradition, die sich aus unterschiedlichen ost- und westeuropäischen Quellen
speist, wurde nach Jahrhunderten der
mündlichen Überlieferung in diesem Zeitraum schriftlich fixiert. Außerdem wurden
neue Melodien und Bearbeitungen im Stil
der Zeit komponiert.
sen in Herne, wirkte Mendel in Bochum
von 1922 bis zur Pogromnacht 1938 an
der Synagoge. Nach seiner erzwungenen
Emigration baute er ab 1941 in Philadelphia (USA) eine der weltweit größten
Sammlungen jüdischer Musik (mit 15.000
Katalognummern) auf, komponierte und
arrangierte Melodien für den jüdischen
Gottesdienst und war Dozent für synagogale Musik. (Ausführlich dazu die Besprechung des Buchs: „Erich Mendel /Eric
Mandell: Zwei Leben für die Musik der
Synagoge“ im Rundbrief 1/2007, S. 14
u.15)
Konzert von „Bat Kol David“ (= Echo der
Stimme Davids), dem Chor des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden Westfalens.
Als in der Pogromnacht 1938 die Synagogen niedergebrannt und durch die
Shoa in Europa die jüdischen Gemeinden
ausgelöscht wurden, ging diese Musikkultur fast verloren. Hier setzt das Projekt
„Biennale: Musik der Synagoge“ des
Evangelischen Forums Westfalen an. Es
will die sakrale jüdische Musik in Erinnerung rufen und dazu beitragen, dass diese Musik neu belebt und kontinuierlich
gepflegt wird.
Ausgangspunkt des ambitionierten
Projektes, das mit Blick auf die Kulturhauptstadt 2010 entwickelt wurde, ist die
„Entdeckung“ des bedeutenden jüdischen Kantors Erich Mendel. Geboren im
münsterländischen Gronau, aufgewach-
Im Herbst 2008, siebzig Jahre nach dem
Novemberpogrom, veranstaltete das Evangelische Forum Westfalen in Bochum und
Gelsenkirchen drei Konzerte mit synagogaler Musik. Den Auftakt gestalteten
„mendels töchter“, ein junges Ensemble
aus Münster, mit Werken von Erich Mendel und eigenen Kompositionen in der
Tradition Mendels. Der Andrang in der
neuen Bochumer Synagoge am ErichMendel-Platz war so groß, dass immer
neue Stuhlreihen gestellt werden mussten. Für das zweite Konzert konnte der
„Leipziger Synagogalchor“ gewonnen
werden. Dieser international bekannte
Chor widmet sich seit mehr als vierzig
Jahren der Pflege und Bewahrung synagogaler Musik des 19. und 20. Jahrhunderts. Die Presse berichtete ausführlich
über dieses ebenfalls gut besuchte Konzert, das im Thürmer-Saal in Bochum stattfand. Den gefeierten Abschluss in der
Gelsenkirchener Synagoge bildete ein
Weitaus größer soll das Programm der
nächsten Biennale „Musik der Synagoge“
im Jahr 2010 sein. Die Aussichten dafür
stehen gut, denn das Vorhaben wird ein
offizielles Projekt der „Kulturhauptstadt
Ruhr“. Sah das Konzept des Evangelischen Forums Westfalen bisher nur Konzerte, Workshops, Vorträge, Seminare und
Symposien vor, so kann nach den Vorstellungen der RUHR 2010 GmbH die Palette
um Lesungen, kulinarische Angebote und
Ausstellungen erweitert werden.
Die Zielsetzung aber bleibt erhalten: Mit
dem Projekt „Musik & Kultur der Synagoge“ (so der Arbeitstitel) soll ein anspruchsvolles, internationales Musik- und
Kulturprogramm gemeinsam mit den
jüdischen Gemeinden des Ruhrgebiets
und weiteren Kooperationspartnern realisiert werden. Darüber hinaus will das
Projekt die Basisarbeit in den jüdischen
Gemeinden unterstützen, indem sie Kantoren, Chöre und Instrumentalisten fördert. Der nächste Schritt bei der Umsetzung des Projekts wird die Bildung eines
Steuerungskreises sein. Rabbiner Dr. Henry Brandt hat seine Mitarbeit bereits zugesagt.
Manfred Keller
Aus dem Forum
Rundbrief 1/2009
8
Epiphanias-Tagung vom 23. – 25.Januar 2009 im Haus Villigst, Schwerte
„Kreuz und Schleier“
Zwei Symbole, die uns und die Welt bewegen
Dieses Thema hatte Frauen aus allen
Regionen Westfalens nach Villigst gelockt. Diese Tagungsstätte erschien nach
den Veranstaltungen im Haus der Frauenhilfe in Soest und bei den Jahrestagungen im Haus Ortlohn zunächst durch ihre
Weitläufigkeit etwas abweisend. Man
gewöhnte sich aber bald an die Wege
und konnte die sehr schönen Räumlichkeiten genießen. Der Freitagnachmittag
führte die Teilnehmerinnen zunächst heran an das Kreuz durch aufgestellte Kreuze
und Kreuzesabbildungen , die in großer
Zahl die Mitte des Raumes ausfüllten.
“Warum habe ich dieses Kreuz ausgewählt ?“ war der Beitrag aller Frauen, da
jede sich eines der Kreuze aussuchen
durfte. Brigitte Klask führte dann umfassend in die Erscheinungsformen von
Kreuzen ein. Wo, wie, wann begegnen wir
Kreuzen. Das Kreuz als Schmuck nimmt
breiten Raum ein. Das Kreuz begegnet
uns in den Flaggen vieler Länder, in Symbolen wie dem Roten Kreuz, im Straßenbild und Landschaft (Wegekreuz, Gipfelkreuz, Andreaskreuz, Unfallkreuz…) und
in vielen Redewendungen und Redensarten ( kreuzbrav, kreuzdumm, zu Kreuze
kriechen, drei Kreuze machen…). Mit dem
Tageslichtschreiber wurden die verschiedensten Kreuzformen aus anderen Kulturen, aus antiken und christlichen Bereichen vorgestellt und erklärt.
Der Abend klang mit drei Kurzfilmen
aus, -„Frontière“, „Schwarzfahrer“ und
„The Cookie Thief“ -, die alle indirekt ein
Thema hatten: „Was habe ich für Bilder
im Kopf?“
Siegeszeichen - in der Geschichte der
Kreuzzüge und später des Imperialismus.
Für die Nachfolger/innen Christi war seine
Kreuzigung zunächst ein Schock, sie mussten sich an den Sinn seines Leidens herantasten. Noch bei Timotheus finden wir
kein Bekenntnis zum Kreuz als Zeichen
des Opfers und der Erlösung. Johannes
und Matthäus beziehen sich dann auf die
Propheten und deuten den Kreuzestod
vom Vater/Sohn- Verhältnis her als ein
Sühneopfer.
Pfarrerin August gab uns drei Deutungsmodelle des Kreuzes: I. Gott will, dass die
Schöpfung so erhalten bleibt, wie sie
eigentlich gewollt ist und opfert dafür
seinen Sohn, also das Modell der Liebe
Gottes. II. Christus hat sich geopfert, um
die Werke des Teufels zu zerstören, sein
Widerstand gilt allem Lebensfeindlichen,
bildlich oft dargestellt durch das Lamm,
das die Siegesfahne trägt. III. Christus ist
für uns gestorben, um den Vater mit uns
Menschen und unseren Sünden zu versöhnen (Satisfaktionslehre).
Ulla August, Pfarrerin der Evangelischen
Stadt-Kirchengemeinde Marl und Sprecherin der Christlich-Islamischen AG Marl
beschäftigte sich mit dem Bedeutungswandel des Kreuzes durch die Jahrhunderte. Bis etwa 500 nach Christi Geburt war
das Kreuz Folterinstrument für Hochverräter, vor allem Juden, aber es wurden auch
Frauen und Kinder gekreuzigt. Aber schon
ab Kaiser Konstantin und der Erfüllung
seines Traums vom Sieg über Rom (320
n.Chr.) wurde das Kreuz politisch zum
Luther hat das Kreuz als Ausdruck des
Gerichtes Gottes gedeutet: Gott hat sich
selbst geopfert ,sich so mit den sündigen
Menschen versöhnt und uns frei gemacht
von Angst vor dem Gericht. Von da gingen die Deutungen von Zinzendorf (Herzensreligion), Karl Barth (Trinitätstheologie) und die Kreuzestheologie von Moltmann aus: Gott ringt mit sich selbst, Gott
erleidet den Tod seines Sohnes.
Die feministisch-theologische Kritik an
diesen Deutungen fragt nach den Folgen
Kreuze in großer Vielfalt
im Zusammenleben der Christen: Bringt
nur das Leiden Erlösung? Verfestigt die
Kreuzestheologie die patriarchalische
Ordnung? Halten wir das aus, auf den
toten Christus am Kreuz zu schauen, ohne
mit der Wimper zu zucken?
In der anschließenden Gruppenarbeit
haben wir „Die Sicht von uns Frauen auf
das Kreuz" erarbeitet. Das Kreuz als Ausdruck für Glauben und Geborgenheit, für
konsequentes Einstehen (z.B. bei Sölle),
als Abbild unserer Realität (Bonhoeffer,
Moltmann-Wendel), als Trost für Menschen in intensiven Leidenssituationen
(Tamez, Esquival), das Kreuz als Lebensbaum (Wartenberg-Potter, Schottroff ).
Ursula August fasste unsere Kommentare
so zusammen: Frauen haben ihre Geschichte mit dem Kreuz: Symbol der Unterdrückung oder Mahnmal und Zeichen des Protestes und des Widerstandes, eigenes Leiden oder Hoffnung auf
Auferstehung, Befreiung, Heilwerden
und Erlösung.
Samstagnachmittag referierte die Professorin für Kunst und materielle Kultur,
Seminar für Kulturanthropologie des
Textilen an der Universität Dortmund, Dr.
Gabriele Mentges, über „Be-Hauptungen“, kulturelle Identitäten und Symbolsprache der Kopfbedeckungen. Dieser
Vortrag war besonders deshalb wichtig
für das Tagungsthema, da die Diskussion
um Kopftuch und Schleier bei uns nur auf
dem Geschichtshintergrund zu verstehen
ist. Zunächst wurde das Haupt in seiner
doppelten Bedeutung untersucht: als
hervorragender physischer Körperteil und
in seiner symbolischen Bedeutung als
Spitze in der Hierarchie. Spannend war für
die Zuhörerinnen der Exkurs durch die
Geschichte der Kopfbedeckungen für
Männer und Frauen in Deutschland und
Europa. Die Form der Hüte veränderte sich
im Laufe der Jahrhunderte, wie die Kleiderordnung überhaupt. Die Größe der
Hüte wuchs mit der Würde, dem Stande
der Person. Die Ständepyramide wurde
darin sichtbar. Große Herren tauschten als
Ehrenbezeugung ihre Hüte. Bis in die
9
Aus dem Forum
neuere Zeit trug der Mann sogar in den
Räumen seinen Hut. Bei den Frauen war
die Kopfbedeckung ähnlich wichtig. Ab
der Heirat wurde sie für Frauen Pflicht. Es
gab die Haubenform, die spitze Form, das
Barett, auch hohe Formen mit Schleier. An
der Höhe wurde auch der Stand sichtbar.
Am Kopf der Frau zeigte sich ihre Sittsamkeit. Die weiblichen Haare als Zeichen der
Erotik und des Schmuckes (bei Männern
Zeichen der Stärke) mussten verborgen
werden. „Gefallene“ Mädchen mussten
bei der Hochzeit eine Haube aus Stroh
tragen. Im 19. Jahrhundert vollzog sich
bei der männlichen Kopfbedeckung eine
Politisierung. Der Hut des amerikanischen
Demokraten wird zum Bürgerhut in
Deutschland. Bei der Frau gab es keine
Politisierung, aber die Haubenpflicht für
alle wurde eingeführt. Um 1900 wurden
bei der bürgerlichen Frau große Hüte
modern. In allen Jahrhunderten war in
Europa die Kopfbedeckung nicht zum
Verhüllen oder Verstecken da, sondern zur
Sichtbarmachung des Standes. Das Gesicht musste gesehen werden, die Person
erkennbar sein. Die Anweisung eines
Klosterbuches verlangt einen Schleier für
alle Frauen, aber ein freies Gesicht. Dennoch gab es im 18. Jahrhundert als Zeichen eines modernen Lebensstils bei
hochgestellten Frauen kurzfristig eine
Verschleierung.
Im Orient ist die Verschleierung in Urbankulturen wegen der Enge dort entstanden. Im Koran wird die Verschleierung
nicht verlangt. In Algerien und im türkisch-osmanischen Reich trugen den
Schleier adlige Damen, um sich von ihren
Dienerinnen abzugrenzen. Erst im 19.
Jahrhundert, während der Kolonialisierung, wurde die Schleierfrage ein Politikum zur Abgrenzung gegen den Westen,
gegen die Kolonialherren. Ein Sultan erließ sogar eine verbindliche Kleiderordnung für Männer und Frauen zur Unterscheidung von den Europäern. Atatürk
bestand wieder auf westlicher Kleidung,
auf der Entschleierung der Frau wie in
Arabien. Die Burka kam in den zwanziger
Jahren als modisches, ja witziges Accessoire für die Oberschicht aus Indien nach
Kabul. Erst von den Taliban wurde die
Burka als religiöses Kleid verpflichtend
eingeführt. .In der lebhaften Diskussion
wurden die verschiedenen Gründe zusammengestellt, warum viele Muslima das
Kopftuch tragen, vor allem bei uns.
Am Abend erwartete die Gruppe in ei-
Rundbrief 1/2009
nem gemütlichen Raum ein besonderer
Kunstgenuss. Mona Lichtenhof aus Bergkamen, eine Frau mit bezaubernder Ausstrahlung, sang zur Gitarre Lieder und
Chansons. Im ersten Teil brachte sie Kompositionen von Männern über Frauen, im
zweiten Teil Lieder von Frauen über starke
Frauen. Die Auswahl und die Darbietung
waren faszinierend. An Applaus wurde
nicht gespart.
Konzentrierte Teilnehmerinnen
Bei der sonntäglichen Andacht mit
Abendmahl, das den Frauenkreis um den
Altar und das Kreuz mit der Dornenkrone
miteinander verband, sprach Pfarrerin Dr.
Elga Zachau (Möve und St.Petri u. Nicolai
in Dortmund) zum Thema „Der entschleierte Gott“, ausgehend von Exodus 3,l4
„Ich werde sein, der ich sein werde“. Der
„brennende“ Dornbusch vor dem Altar
symbolisierte dazu Gott, der sich uns
immer wieder zeigt und entzieht.
Unseren thematischen Bezug zur Lebenswirklichkeit stellten danach Frau
Nigar Yardim vom islamischen Kulturverein in Duisburg und Sr. Rosemarie Hopp,
ehem. Oberin des Diakonissenhauses in
Bethel, her. Frau Yardim, die schon mehrmals mit Ulla August zusammen z.B. bei
Kirchentagen Bibel- und Koranarbeiten
gemacht hat, ging kurz darauf ein, dass
der Koran direkt nichts zum Kopftuchtragen der Frauen sagt, lediglich empfiehlt,
sich in der Öffentlichkeit zu bedecken.
Das Tragen der Kopfbedeckung sei eine
persönliche Entscheidung der Muslima,
die ganz unterschiedliche Zugänge zu
Kleidung und Verhüllung haben. Viele
junge Frauen haben die Mutter als Vorbild
oder folgen der Familientradition und der
patriarchalischen Struktur ihrer Umgebung. Andere fühlen sich geschützt durch
das Tuch, wenn sie im städtischen Raum
leben, obwohl es keinen absoluten Schutz
bietet. Es kann als eine persönliche religiöse Aussage verstanden werden, als ein
selbstbewusstes „Ich zeige, wo sich stehe“ oder als ein keckes „Hey, ich bin eine
Muslima“, kombiniert mit dem modischen freien Bauchnabel und als Widerstand gegen die Normen der anderen
Kultur. In ihrer ruhigen, selbstbewussten
Art vermittelte uns Frau Yardim ein anderes Bild zumindest von den jungen muslimischen Frauen, die bei uns leben.
Eigentlich nannte Sr. Rosemarie Hopp
ganz ähnliche Gründe der Diakonissen für
das Tragen der Tracht mit der Haube. Gegründet im l9. Jahrhundert durch Pfarrer
Fliedner in Kaiserswerth vor demnächsst
l40 Jahren, boten diese Frauenverbände
nicht nur Schutz, sondern auch Selbständigkeit und ein Statussymbol für die unverheiratete Frau, die so „unter die Haube
kam“.Es waren bürgerliche Frauen, die
sich den Diakonissen anschlossen. Durch
den geistlichen Charakter der diakonischen Tätigkeit bekamen Haube und
Tracht eine Würde und Unangreifbarkeit.
In Bielefeld wurden die Diakonissen daher
anfangs als „Nonnen“ bezeichnet. Die
Kaiserswerther Hausordnung hatte, fanden die Tagungsteilnehmerinnen, stark
preussische Züge. Von l958 bis 1976
trugen die Betheler Diakonissen drei verschieden gefältelte Hauben, an denen
man die Rangordnung der Schwestern
ablesen konnte, nicht aber, ob es sich um
Krankenschwestern oder geistliche
Schwestern handelte. Seit l996 tragen die
Betheler Diakonissen statt der Haube eine
von ihnen selbst entworfene Kette mit
einem Strahlenkreuz als Anhänger, in
dessen Mitte je ein individueller Stein
angebracht ist. Dieses Strahlenkreuz ist
ein Hoffnungszeichen für die Trägerin
und weist auf deren geistliche Heimat hin.
In der Vorstellung vieler Menschen tragen
Diakonissen immer noch die Haube. „Frau
Oberin, Sie haben Ihre Haube vergessen!“
wurde Sr. Rosemarie einmal gemahnt.
Zum Abschluss der Tagung wurden die
Frauen befragt: Was nehmen Sie mit, was
lassen Sie hier? Die Antwort war oft: Ich
habe hier Vorurteile über Bord geworfen
und werde ganz anders an interreligiöse
Gespräche herangehen“.
Ursula Schmidt und Ingrid Bellmann
Rundbrief 1/2009
Reise
10
Auf Luthers Spuren
Studienreise in die Urprungsländer der Reformation
Eisleben, Wittenberg, Torgau,
Wörlitz, Erfurt und Eisenach waren
die Stationen, zu denen die Herbstreise des Ev. Forums vom 3. bis 7.
Oktober letzten Jahres führte. „Die
Stätte, die ein guter Mensch betrat,
ist eingeweiht; nach hundert Jahren
klingt sein Wort und seine Tat dem
Enkel wieder“, stellt Goethe in „Torquato Tasso“ fest. Luthers Enkel
waren auf dieser Reise zwar nicht
dabei, doch Wort und Tat des Reformators klangen uns Reiseteilnehmern an den genannten Stätten
eindrucksvoll und auf zu Herzen
gehende Weise wieder.
Während der Anreise, die durch die
wunderschöne Herbstlandschaft des
Eichsfeldes und der Goldenen Aue führte,
bereiteten die beiden Reiseleiter – der
Bergbauingenieur Dr. Manfred Hampel
und der Theologe Dr. Manfred Keller – die
Gruppe kulturgeschichtlich, historisch
und theologisch auf die kommenden
Tage vor.
Die „Lutherstadt Eisleben“ erreichten
wir gegen Mittag des ersten Tages. Wir
logierten im stilvoll renovierten Hotel
„Graf von Mansfeld“. Schon hier fanden
sich erste Spuren Luthers. Der mittelalterliche Vorgängerbau des Hotels war das
Stadtschloss der Grafen von Mansfeld. Sie
hatten schon frühzeitig Luthers Bedeutung erkannt und riefen ihn öfters nach
Eisleben. Dort wurde Luther am 10. November 1483 geboren. In dieser Stadt
starb er auch, am 18. Februar 1546, nachdem er einen Erbstreit der Mansfelder
Grafen erfolgreich geschlichtet hatte.
Deshalb erinnern in Eisleben nicht nur
das Geburtshaus, sondern auch das Sterbehaus mit vielen Gegenständen, Schriften und Büchern an den Reformator. Wir
besuchten die Taufkirche St. Petri und
Pauli, die Pfarrkirche St. Andreas mit der
Kanzel, auf der Luther seine letzte Predigt
hielt, und die St. Annenkirche mit dem
Augustinerkloster, das ihm unterstellt war,
und das er öfters visitierte.
Wärme nur vor. Deshalb drängen
wir in die Schlosskirche, wie auch
die vielen anderen Besuchergruppen aus aller Welt. Das Innere der
Kirche wurde im 18. Jahrhundert
zu einer repräsentativen Gedenkstätte der Reformation ausgestaltet. An die Tür dieser Kirche soll
Martin Luther am 15. Oktober
1517 seine 95 Thesen gegen den
Ablasshandel angeschlagen haben.
Eisleben: Lutherdenkmal von Rudolf Siemering
vor dem Rathaus, im Hintergrund die Andreaskirche, in der Luther seinen letzten Gottesdienst hielt.
An weiteren historischen Stätten erfuhren wir mehr über die wechselvolle Geschichte Eislebens: Reiche Funde von Kupfer und Silber führten im Mittelalter zum
intensiv betriebenen Erzbergbau und in
Folge zu einer mehrere hundert Jahre
dauernden Blütezeit. Von ihr legen in der
Altstadt heute noch stattliche, sorgfältig
renovierte Gebäude Zeugnis ab, von denen viele leider leer stehen. Eisleben hat
eine hohe Arbeitslosigkeit, viele Bewohner erkennen hier keine Perspektiven
mehr für sich und verlassen die Stadt.
Vielleicht erklärt die desolate Situation,
was uns bei der Anreise in Dörfern und
Städtchen unterwegs bereits auffiel und
nun auch am Rathaus in Eisleben: Am 3.
Oktober, dem „Tag der Deutschen Einheit“, war an öffentlichen Gebäuden
nirgends die schwarz-rot-goldene Nationalfahne gehisst – Protest oder Resignation?
Die Weiterreise am nächsten Morgen
führte uns nach Wittenberg, zur Geburtsstätte und zum Zentrum der Reformation.
Um wie viel attraktiver „Luther-Touristen“
diese Stadt im Vergleich zu Eisleben finden, ist erkennbar an der Zahl der Busse,
die hier parken. Wir stehen fröstelnd vor
dem Schloss Kurfürst Friedrichs des Weisen, Luthers Förderer, und lassen uns
zunächst die Geschichte der Stadt und
ihrer Herren erzählen. Die Sonne täuscht
Mit unserer ebenso kundigen
wie eloquenten„Hobby-Stadtführerin“ (von Haus aus Juristin)
durch Wittenberg zu gehen, ist die reine
Freude. Voller Begeisterung zeigt sie uns
die Schönheiten und Besonderheiten
ihrer Heimatstadt. Alle wichtigen Baudenkmäler – häufig mit Gedenktafeln für
berühmte Männer aller Epochen – reihen
sich in der Schlossstrasse und der Collegienstraße aneinander wie Perlen an einer
Schnur.
Ein Renaissanceportal schmückt die
Durchfahrt zu den Cranachhöfen, die
wohl auf jeden Besucher eine große Anziehungskraft ausüben. Lucas Cranach,
der Hofmaler Friedrichs des Weisen und
ein enger Freund Luthers, war nicht nur
ein großer Künstler, sondern auch ein
genialer Geschäftsmann. Seit 1512 ließ er
sich nach und nach ein ganzes Ensemble
von Häusern in hintereinander gestaffelten Höfen errichten: Wohnhäuser und
Werkstätten mit insgesamt 84 Räumen
und 16 Küchen. Was für ein Leben muss
damals dort geherrscht haben! Bei unserem Besuch wirken die Häuser verlassen
und die Höfe leicht verwahrlost.
Zur Besichtigung freigegeben ist nur die
alte Druckerei, wo ein junger Mann Drukke von historischen und modernen Vorlagen produziert und gleichzeitig sein Publikum mit Späßen unterhält. Einst arbeitete hier Melchior Lotter, der 1522 in
dieser Druckerei die von Lucas Cranach
selbst illustrierte Erstausgabe des Lutherschen Neuen Testaments („Septemberbibel“) druckte. So vermittelt uns die Druck-
11
Rundbrief 1/2009
Reise
werkstatt heute wenigstens noch einen
Hauch von Authentizität an dieser Stätte
vergangenen Lebens.
Nach dem Besuch der Stadtkirche führt
unser Weg vorbei an der „Leucorea“,
einem mittelalterlichen Collegiengebäude, dessen schlichte Architektur die hohe
Bedeutung des Bauwerks kaum ahnen
lässt: Hier dozierten berühmte Gelehrte
wie Andreas Bodenstein von Karlstadt
während und nach der Reformation, und
hierher zog es deshalb Studenten, die
dann später ebenso berühmt wurden, wie
z.B. Ulrich von Hutten. Wir verlassen den
Komplex und gehen weiter zum nahe
gelegenen Lutherhaus.
Es ist das alte Augustinereremitenkloster, das ein Jahr nach Luthers Hochzeit
mit Katharina von Bora für rund 40 Jahre
zum Wohnsitz der Familie Luther wurde.
Auch wenn Luther später – nicht gerade
galant – den Ausspruch tat: „Wenn ich
noch eine freien sollte, so wollte ich mir
ein gehorsam Weib aus einem Stein hauen“, so hatte er mit seinem „Herrn Käthe“ doch das große Los gezogen. Souverän stand sie dem immer größer werdenden Haushalt vor, zu dem nicht nur die
Familie zählte. Täglich kamen Gäste, Studenten, Kollegen der Leucorea, Theologen aus ganz Europa. Heute beherbergt
das Lutherhaus die umfangreichste reformationsgeschichtliche Sammlung der
Welt. Der imponierende Gebäudekomplex
wurde zwischen 1504 und 2008 ständig
verändert, nicht immer zu seinem Vorteil.
Wir verlassen die Lutherstadt Wittenberg
nicht, ohne Luthers engstem Freund und
Mitstreiter Philipp Melanchthon einen
Kurzbesuch abzustatten. Sein Haus, ein
geräumiges Steinhaus im Stil der Renaissance mit Kreissegmentgiebeln war ein
Geschenk des Kurfürsten an Melanchthon, der an der Seite Luthers auf behutsame und kluge Weise die Reformation mitgestaltete. Dieses Haus hat die
Jahrhunderte nahezu unverändert überdauert. Der Kräutergarten erinnert an die
botanischen und pharmazeutischen Interessen des umfassend gebildeten Reformators. Sein Grab ist neben dem Luthers
in der Schlosskirche.
Am Spätnachmittag brechen wir auf zur
dritten Station, nach Wörlitz. – Was hat
Wörlitz mit Luther zu tun? Wir alle kennen
es als Weltkulturerbe „Gartenreich Dessau-Wörlitz“, das unter der Regierung des
gebildeten und kunstsinnigen katholischen Fürsten Leopold III. Friedrich Franz
von Anhalt-Dessau im 18. Jahrhundert
Vergnügen. Der Gondoliere, ein Forstmann, erzählt ausführlich die Geschichte
der Gartenanlage und begleitet uns danach durch den Park, bereit, alle noch
offenen Fragen zu beantworten.
Die vorletzte Station unserer Reise ist
Erfurt. Martin Luther hat über diese Stadt
gesagt: „Erfurt steht am besten Ort, ist
eine Schmalzgrube“. Wenn man sich
einige Stunden in Thüringens Landeshauptstadt aufhält, ist man versucht, Luthers Spruch spontan auch auf heute
anzuwenden: Baustellen an vielen Orten,
Renovierungen an Häusern, hübsche
Auslagen in Geschäften, Gourmetläden,
in denen Leute einkaufen, belebte Straßen.
Erfurt: Dom St. Marien und Severikirche.
Im Dom wurde Luther 1507 zum Priester
geweiht.
entstanden ist. Nach dem Augsburger
Reichstag 1530 baten die Wörlitzer Fürsten Luther um Hilfe bei der Einführung
der Reformation, und Luther reiste mehrere Male dorthin, predigte in der Stadtkirche und schickte der Gemeinde einen
„lutherischen“ Pfarrer.
Gegen Abend erreichen wir unsere Bleibe für zwei Tage, das komfortable Hotel
„Landhaus Wörlitzer Hof“, das uns mit
Fackelleuchten den Weg zum Eingang
weist. Wir freuen uns auf Licht und wohltuende Wärme und lassen uns das
Abendessen im behaglichen Restaurant
schmecken.
Ziel am Sonntagmorgen ist Torgau. Wir
beginnen mit der täglichen Andacht,
heute zum ersten Mal in einer Kirche,
sonst im Bus oder im Hotel. Die gut erhaltene Marienkirche ist die letzte Ruhestätte
der Katharina von Bora. Sie starb auf der
Flucht vor der Pest, als sie kurz vor Torgau
mit ihrem Wagen verunglückte.
Am Nachmittag erwartet uns eine Gondelfahrt durch das Wörlitzer Gartenreich.
Wetterfeste Kleidung ist angesagt. Am
Bootssteg teilt sich die Gruppe, der erste
Gondoliere wartet bis seine Gondel besetzt ist und tuckert davon. Gelächter
ertönt, er scheint seine Gäste gut zu unterhalten. Auch für die zweite Gruppe ist
die Gondelfahrt trotz des Regens ein
Unsere erste Besichtigung führt ins Augustinerkloster. Wir werden durch das alte
Kloster geführt und nehmen im Speisesaal ein bescheidenes Mittagsmahl ein.
Gegenüber dem alten Gemäuer wird auf
einer riesigen Baustelle trotz des Regens
auf Hochtouren gearbeitet: Die Klosterkirche erhält ein neues Dach und das Kloster
– es ist für die vielen Lutherpilger zu klein
geworden – ein neues Gästehaus mit
Tagungsräumen.
Am Nachmittag erleben wir eine sehr
eindrucksvolle Führung durch den Dom,
in dem Martin Luther nach seiner Novizenzeit zum Priester geweiht wurde. Der
Chor ist 25 m hoch und weist als große
Kostbarkeit fünfzehn Chorfenster mit
starkfarbigen Glasmalereien auf, von
denen zwölf aus dem 14.Jahrhundert
stammen – sie sind wunderschön!
Ein ganz anderes, aber ebenfalls beeindruckendes Erlebnis ist ein Bummel über
die Krämerbrücke. Unter uns plätschert
die Gera und oben gehen wir Shoppen.
Die kleinen Schaufenster ziehen mit ihren
Auslagen vor allem Touristen
an…Souvenirs, Souvenirs. Eine Überraschung allerdings ist ein vorzüglich sortiertes Antiquariat am Ende der Brücke.
Manche könnten hier Tage zubringen!
Der Abend bringt noch ein hübsches
Highlight: Unsere Reiseleitung hat einen
Spaziergang durch Erfurts Altstadt mit
einem Nachtwächter organisiert. Nach
einer längeren Wartezeit taucht er endlich
mit Laterne und Spieß im Hotelfoyer auf.
Er ist Student und Erfurter und nimmt uns
Rundbrief 1/2009
nun mit hinaus ins nächtliche Erfurt.
Munter und beredt führt er uns durch
Straßen, Gassen und Gässchen, zeigt uns
Plätze und Ecken, die wir am Tag übersehen haben, und bringt uns nach diesem
vergnüglichen Spaziergang von fast zwei
Stunden wohlbehalten zurück ins Hotel.
Am nächsten Morgen erreichen wir
schon früh Eisenach und fahren unmittelbar zur Wartburg hinauf. Wir sind etwas
enttäuscht: Hier gibt es keine individuelle
Führung für uns wie an den anderen Lutherstätten. Mit mehr als fünfzig weiteren
Personen müssen wir uns durch die Burgräume drängen. Erinnerungen an Luther
auf der Wartburg sind in der offiziellen
Führung nicht enthalten; denen darf sich
jeder Besucher individuell widmen. Wir
suchen die Vogtei mit der Lutherstube
auf. Als „Junker Jörg“ lebte Luther fast
Reise/Aus dem Forum
ein Jahr auf der Wartburg. Im Dezember
1521 begann er dort mit der Übersetzung
des Neuen Testaments aus dem Griechischen: Allen sollte die Bibel verständlich
sein, den Laien wie den Priestern
Zurück in Eisenach steuern wir das Cottahaus an. Es bleibt noch Zeit für eine
Führung durch die etwas verstaubte Luthergedenkstätte. Umso erfreulicher war
anschließend der mittägliche Bummel
durch die sehr lebendige Stadt. Dann wird
in den Bus gestiegen, ein letztes Mal
„durchgezählt“ und abgefahren. Wohlbehalten kommen wir alle zu Hause an,
erfüllt von den starken Eindrücken, die wir
auf unserer Lutherreise in guter und fröhlicher Gemeinschaft bekommen haben.
Erika Keller
Vermächtnis - Dank und Anregung
Wir sind sehr dankbar, dass Frau Hildegard Broche aus Bielefeld dem Evangelischen Forum Westfalen ein Vermächtnis hinterlassen hat. In ihrem Testament bestimmte Frau Broche, dass
unser Verband aus ihrem Erbe einen
Betrag von 500 Euro erhält. Das Vermächtnis wurde uns im vergangenen
Jahr zugeleitet. Wir werden das Andenken von Frau Broche in Ehren halten.
Wenn auch Sie erwägen, das Evangelische Forum Westfalen in dieser Weise
zu unterstützen, bitten wir um ein Vermächtnis zugunsten unseres Verbandes. Sie erklären dann in Ihrem Testament, dass eine bestimmte Geldsumme
oder ein Gegenstand auf das Evangelische Forum Westfalen e.V. übertragen
wird. Die Erben sind somit verpflichtet,
Ihr Vermächtnis zu erfüllen. Was das
Vermächtnis konkret beinhaltet, legen
Sie in Ihrem Testament fest. Mit einem
Vermächtnis helfen Sie, das an der
Bibel orientierte Engagement unseres
Verbandes in Kirche und Gesellschaft
durch Stärkung seiner finanziellen
Unabhängigkeit nachhaltig zu stärken.
Als gemeinnützige Organisation ist das
Evangelische Forum Westfalen von der
Erbschaftssteuer befreit. Ein Vermächtnis zu Gunsten unseres Verbandes
fließt daher ohne steuerliche Abzüge
in unsere Arbeit ein. Der Vorstand des
Evangelischen Forums Westfalen wird
in seiner Sitzung am 25. Februar 2009
in Hamm die Arbeitsgruppe „Finanzen
stärken“ neu konstituieren. Dabei wird
auch die hier gegebene Anregung
weiter beraten. Für Rückfragen stehe
ich als Vorsitzender gern zur Verfügung
(Tel. 0234 / 43 05 05).
Manfred Keller
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13
Rundbrief 1/2009
Literatur
Buchvorstellung am Gedenktag 27. Januar
Moltke: Tagebücher und Briefe aus der Haft
Im voll besetzten Raum zwischen den
brück machte er – so Brakelmann – „seine
lebendiges Bild von Moltke als Mitbehohen Bücherwänden konnte man die
Zelle zu einer Studierstube und zu einer
gründer und spiritus rector des „Kreisauer
sprichwörtliche Stecknadel fallen hören.
kleinen Kapelle“. Moltke las Kant und
Kreises“. Die bisher unveröffentlichten
So still und gesammelt war die AtmoGoethe, beschäftigte sich mit historischen
Briefe, die alle durch die Zensur im KZ
sphäre in der Buchhandlung Napp am
und kirchenhistorischen Werken. Vor
gehen mussten, zeigen weniger den
Bochumer Schauspielhaus, als dort am
allem aber las er immer intensiver die
Mann des politischen Widerstands als
27. Januar 2009 das neue Buch „Im Land
Schriften Martin Luthers und die Bibel,
vielmehr den Menschen Moltke. Sie fühder Gottlosen“ von Hellmuth James von
um sich ein Fundament für den persönliren – zusammen mit den Ravensbrücker
Moltke vorgestellt wurde. Zu der Buchprächen Glauben und das praktische Ethos
Tagebuchaufzeichnungen – eindrücklich
sentation am Gedenktag für die Opfer
zu schaffen. „Die Rückbesinnung auf die
vor Augen, wie Moltke trotz zunehmendes Nationalsozialismus hatte das EvangeUrspungstexte der jüdisch-christlichen
der Drangsalierung durch die SS-Verhöre
lische Forum Westfalen eingeladen. GünTradition“, so Brakelmann in seiner Einund den zermürbenden KZ-Alltag sich
ter Brakelmann stellte als
führung, „stabilisieren
Herausgeber das Buch vor,
für ihn sein radikales
„Erinnerung birgt Hoffnung. Aber sie ist auch Auftrag. Licht
Manfred Keller las Auszüge
Nein zur NS-Weltansoll hervorleuchten, auch heute. Widerstand ist notwendig,
aus Moltkes Briefen und
schauung und der ihr
Tagebüchern.
damals wie heute, ein Eintreten für das Leben ist gefragt. Nur entsprechenden Politik.“
wer das akzeptiert, wird dem Erbe gerecht, das so aufrechte
Professor Brakelmann,
Theologe und Zeitgeschicht- Christen wie Helmuth James von Moltke uns hinterlassen
Allen Hauskreisen im
ler an der Ruhr-Universität
Evangelischen
Forum
haben. Ja, dieses Erbe macht Mut. Wir dürfen uns in DankBochum (und Mitglied des
Westfalen sei die Lektübarkeit erinnern und wissen: es gibt Licht in der Finsternis.“
Evangelischen Forums Westre und Besprechung des
falen), hatte die Ravensbrük- Bischöfin Margot Käßmann, Hannover
bewegenden Buches
ker Briefe und Tagebücher
nachdrücklich empfohfür seine große Moltkelen. Der Herausgeber
Biographie erstmals auswerten können.
würde sich wohl auch als Gesprächspartund andere nicht aufgegeben hat, sonAuf seine Bitte gab Freya von Moltke nun
ner gewinnen lassen, wenn die Einladung
dern bis zum Schluss zumindest geistigen
auch diese stärker persönlichen Aufzeichihn überzeugt – und seine Zeit es erlaubt.
Widerstand leistete.
nungen zur Veröffentlichung frei. Im Geleitwort der Dokumentation schreibt die
Manfred Keller
Um den Leser mit dem Leben des Juri97jährige: „Als meine beiden kleinen
sten und schlesischen Gutsherrn vertraut
Söhne und ich im Oktober 1945 Schlesien
zu machen, hat Brakelmann dem Buch
verließen, konnte ich zwar nicht viel andeeinen biographischen Überblick vorangeHelmuth James von Moltke,
res, aber alle Briefe Hellmuths als meinen
stellt. Der informative Text ruft zunächst
Im Land der Gottlosen
höchstpersönlichen Schatz mitnehmen.“
die prägenden Erfahrungen der Kindheit
Tagebuch und Briefe aus der Haft 1944/45
und Jugend in Erinnerung und fasst anHerausgegeben und eingeleitet von Günter
Ein großer Teil von Moltkes Briefen wurschließend prägnant zusammen, wie
Brakelmann
de bereits im Jahr 1988 unter dem Titel
Moltke nach seiner Verhaftung im Januar
Mit einem Geleitwort von Freya von Moltke
„Briefe an Freya“ herausgegeben. Das
1944 an seinem „inneren Menschen“
2009. 350 S.: Mit 17 Abbildungen. In Leinen
Buch, das inzwischen ein Klassiker der
arbeitete, um als Person überleben zu
C.H.Beck ISBN 978-3-406-58235-6
Widerstandsliteratur ist, vermittelt ein
können. Im Konzentrationslager Ravens-
Deutscher Evangelischer Kirchentag in Bremen
Mensch, wo bist Du!
So lautet das Motto des 32. Deutschen Evangelischen Kirchentags vom
20. bis 24. Mai in Bremen. Mit dabei ist auch wieder die Evangelische
Akademikerschaft in Deutschland. Sie wird eine "Koje" mit dem Thema
"Gerechtigkeit" besetzen.
Veranstaltungsprogramm 1.2009
www.ev-forum-westfalen.de
Evangelisches
Forum
Westfalen
Dienstag, 17. März 2009, 19.30 h, Bielefeld, Gemeindehaus der Neustädter Mariengemeinde, Papenmarkt
Ware Bildung – Schule und Universität unter dem Diktat der Ökonomie
Vortrags- und Diskussionsabend mit Prof. Dr. Jochen Krautz
Schüler stöhnen unter PISA-Tests und Vergleichsarbeiten. Eltern sind unsicher, ob ihre Kinder der Schulzeitverkürzung und dem Konkurrenzdruck
gewachsen sind. Wer keinen Nachhilfeunterricht bezahlen kann, hat Pech gehabt. An den Hochschulen soll schneller und effizienter studiert werden. Studiengebühren und internationale Abschlüsse werden eingeführt. Bildung gerät zunehmend unter den Druck von Kennzahlen. Schulen und
Hochschulen werden wie Unternehmen geführt, Rektoren werden zu Managern. Der Staat zieht sich zunehmend aus der Verantwortung, Konzerne diktieren die Bildungsinhalte. Welche Bildung brauchen Kinder, Jugendliche und Studierende wirklich? Dass man Menschenbildung nicht
messen oder zählen kann, gerät zunehmend in Vergessenheit. Bildung wird zur Ware. Das gleichnamige Buch des Referenten, erschienen 2008, ist
an diesem Abend erhältlich.
Regionales Forum OWL in Kooperation mit der Evangelischen Neustädter Mariengemeinde.
Eintritt: 5,- Euro; erm.: 3,- Euro
Samstag, 21. März 2009, 10.30 – 16.30h – Gemeindehaus der Ev. St . Mariengemeinde, Kleppingstraße 5, Dortmund-Mitte
Jahrestagung 2009 des Evangelischen Forums Westfalen
Professor Dr. theol. Dr. rer.nat. Dr. hc Günter Altner, Berlin
Professor Dr.-Ing. Hermann-Josef Wagner, Bochum
Die Zukunft der Energieversorgung
Wir stehen vor der globalen Herausforderung, unsere Energieversorgung langfristig zu sichern und zugleich den Ausstoß von Treibhausgasen durch
die Verbrennung fossiler Energieträger zu verringern. Der Bochumer Ingenieurwissenschaftler wird zu den technischen und wirtschaftlichen Aspekten des Themas, insbesondere auch zu den Stichworten Energievorräte und –verbrauch, Stellung nehmen. Der Berliner Theologe und Biologe wird
über die Zukunft der Energieversorgung unter dem Blickwinkel christlicher Weltverantwortung und sozialethischer Grundsätze referieren. – Zur
Jahrestagung erscheint ein ausführliches Programm.
Kosten: (incl. Tagungsgebühr und Stehkaffee) pro Pers 12,50 Euro - Mittagessen: pro Pers. 7,50 Euro (bitte angeben).
Anmeldungen bitte schriftlich bis zum 12. März 2009 an Elisabeth Gallhoff, Papenberg 3, 45529 Hattingen, E-Mail: [email protected]
Drei Veranstaltungen mit Pfarrer Christian Führer, Leipzig
Montag, 11. Mai 2009, 19.30 h in Bielefeld, Gemeindehaus der Marienkirche
Dienstag, 12. Mai 2009, 19.30 h in Bochum, Kirchenforum im Unicenter Querenburg
Mittwoch, 13. Mai 2009, 19.30 h in Ahaus, Dorothee-Sölle-Haus
Und wir sind dabei gewesen - Die Revolution, die aus der Kirche kam
Lesung und Vortrag über die Ereignisse um den 9. Oktober 1989 in Leipzig
In seinem neuen Buch berichtet der Autor umfassend über die Ereignisse um den 9. Oktober 1989. Dieser Tag wurde zum Sinnbild für die friedliche
Revolution in der DDR. Christian Führer erzählt von Begegnungen, die ihm wichtig waren. Er erinnert sich an seine Visionen zur Wendezeit und
resümiert, was heute davon geblieben ist. Christian Führer war fast 30 Jahre lang Pfarrer an der Nikolaikirche in Leipzig. Seit der Wende setzt er
sich besonders für Arbeitslose ein. 2005 erhielt er zusammen mit Michael Gorbatschow den Augsburger Friedenspreis.
Eintritt: 5,- Euro, ermäßigt 3,- Euro
Samstag, 20. Juni 2009, 10.30 Uhr bis 17.30 Uhr
Mitgliederversammlung 2009 in Soest
Am Vormittag kunst- und kulturgeschichtlicher Streifzug durch Soest. Mittagessen im Haus der Evangelischen Frauenhilfe von Westfalen; anschließend Mitgliederversammlung. Alle Mitglieder erhalten dazu im Mai 2009 eine Einladung. Gäste sind willkommen.
Dienstag, 30. Juni 2009, 19.30 Uhr – Evangelische Stadtakademie Bochum, Klinikstraße 20, Bochum
Professor Dr. Traugott Jähnichen, Ruhr-Universität Bochum
Professorin Dr. Adelheid Puttler, LL.M., Ruhr-Universität Bochum
„Aus Gottes Frieden leben – für gerechten Frieden sorgen“
Die Anforderungen der EKD-Friedensdenkschrift aus der Sicht christlicher Ethik und des Völkerrechts Internationaler Terrorismus, gewaltsame
regionale Konflikte, Zerfall staatlicher Autorität, Privatisierung der Gewalt in Händen von Warlords und Bürgerkriegsparteien – wie kann den akuten Friedensgefährdungen auf rechtsförmige, wirksame und nachhaltige Weise begegnet werden? Worin besteht der Friedensbeitrag d er Christen und der Kirche? Die Friedensdenkschrift des Rates der EKD von 2007 versucht, darauf Antworten zu geben.
Im Leitbild des „gerechten Friedens“ wird der Zusammenhang von Frieden und Gerechtigkeit, der in der christlichen Ethik unauflöslich ist, begrifflich artikuliert. Welche Anforderungen an eine globale Friedensordnung als Rechtsordnung folgen aus diesem Leitbild?
Dr. Adelheid Puttler, LL.M., ist Professorin für Öffentliches Recht, insbesondere Europarecht, Völkerrecht und Internationales Wirtschaftsrecht.
Dr. Traugott Jähnichen ist Professor für Christliche Gesellschaftslehre.
Eintritt: 4,- Euro; ermäßigt 2,- Euro · Kooperationsveranstaltung mit der Evangelischen Stadtakademie Bochum.
Veranstaltungsprogramm 1.2008
STUDIENREISE
Kurzmitteilungen
aus dem Verband
Studienreise vom 7. bis 14. August 2009
Auf den Spuren von Johannes Calvin
ins Elsass und in die Schweiz
Leitung: Dr. Manfred Keller, Bochum
Im Jahr 2009 jährt sich zum 500. Mal der Geburtstag von Johannes Calvin,
neben Luther der bedeutendste Reformator des 16. Jahrhunderts. Aus
diesem Anlass lädt das Evangelische Forum Westfalen dazu ein, den
Spuren dieses Mannes an den Hauptorten seines Lebens und Wirkens zu
folgen und seine Aktualität neu zu entdecken. Die achttägige Busreise
führt über Straßburg, Basel und Bern nach Genf, seiner wichtigsten
Wirkungsstätte. Auf dem Rückweg geht es über Lausanne und Zürich nach
Bochum.
Reisepreis (pro Person): 1.235,- Euro (DZ); 295,- Euro. Zuschlag für das
Einzelzimmer.
Ausführlicher Prospekt, Beratung und Anmeldung bei: Biblische Reisen
Stuttgart, Frau Susann Lorenz,
Silberburgstraße 121, 70176 Stuttgart, Tel. 0711/ 619 25 59, Email:
[email protected]
BOCHUMER RUNDE
Programminformationen bei Prof. Dr. Heiner Pfost, Telefon 0234/461754
Dienstag, 3. März 2009, 18.00 Uhr
Synagoge Bochum, Erich-Mendel-Platz 1, Bochum
Dr. Michael Rosenkranz, Bochum
Grundzüge des jüdischen Gottesdienstes
Vortragsreihe
Unter dem Titel „Schacharith yom col“ steht im ersten
Teil der Vortragsreihe der jüdische Morgengottesdienst
an einem der ehemaligen Markttage im Mittelpunkt.
Dabei werden die grundlegenden Elemente und der Aufbau eines jüdischen Gottesdienstes dargestellt. Mit besonderen Abwandlungen bilden
diese Bestandteile auch das Grundgerüst aller anderen jüdischen Gottesdienste.
Dr. Michael Rosenkranz leitet den Gottesdienstausschuss der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen.
Eintritt: 4,- Euro; ermäßigt 2,- Euro.
Gemeinsam mit: Jüdische Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen, Evangelische Stadtakademie Bochum und Katholisches Forum Bochum. Die
weiteren Termine der Vortragsreihe werden in der ersten Veranstaltung besprochen und später in der Tagespresse bekanntgegeben.
Samstag, 25. April 2009, 8.00 bis ca. 18.30 Uhr – Treffpunkt: Bochum Hbf (Busbahnhof)
Gartenreise in den niederrheinischen Frühling
Leitung: Dr. Susanne Paus, Bocholt
Im Anschluss an den Vortrag vom 4. September 2008 über „Blühende Paradiese – Gärten am Niederrhein“ führt eine Exkursion mit dem Bus zu
einigen dieser Gartenparadiese. Unter der Leitung von Gartenexpertin Dr. Susanne Paus werden Gärten in Bedburg-Hau, Geldern und Xanten
besucht: Gärten, in denen unzählige Tulpen blühen, ein verwunschener Schattengarten und ein blühendes Paradies rund um ein altes Bauernhaus.
Kosten für Busfahrt, Eintritte und Führung: 30,– Euro. – Gelegenheit zum Mittagessen. – Schriftl. Anmeldungen erbeten bis zum 23. März
2009 an Prof. Dr. Heiner Pfost, Oppelner Str. 31, 44795 Bochum; [email protected]
Donnerstag, 7. Mai 2009, 19.30 Uhr – Evangelische Stadtakademie Bochum, Klinikstraße 20, Bochum
Professor Dr. Michael Beintker, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Regierungen als Beschützer der Freiheit – Calvin und die moderne Demokratie
Der maßgeblich von Calvins Reformation in Genf beeinflusste reformierte Protestantismus bildete in vielen europäischen Ländern eine Opposition gegen den fürstlichen Absolutismus und hat unverkennbar auf die politische Entwicklung Westeuropas eingewirkt. In den reformierten
Kirchenordnungen sind demokratische Strukturen vorgebildet. Von daher stellt sich die Frage nach Calvins Lehre von den politischen Angelegenheiten und seinem Beitrag für den Weg zur modernen Demokratie.
Prof. Dr. theol. Dr. h.c. Michael Beintker ist Direktor des Seminars für Reformierte Theologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Eintritt: 4,- Euro; ermäßigt 2,- Euro. Kooperationsveranstaltung mit der Evangelischen Stadtakademie Bochum.
Rundbrief 1/2009
Aus dem Forum
Programm des
1. Halbjahres 2009
16
Der Vorstand
des Ev. Forums
Westfalen
Bisher festgelegte Themen
Hauskreis Bielefeld
des Evangelischen Forums
(Regionales Forum OWL)
„Der Stern von Bethlehem und die drei
heiligen Könige – Astrologie im Neuen
Testament?“
Referent: Friedrich Hönecke (Mitglied des
Hauskreises)
Dr. Manfred Keller, 1.Vorsitzender
Im Ostholz 39, 44879 Bochum,
T. 02 34 / 43 05 05,
Fax 02 34 / 9 47 03 93;
eMail: [email protected]
Elisabeth Gallhoff, 1.Vorsitzende
Papenberg 3, 45529 Hattingen,
Tel.02324/45557, Fax: 02324/945732
eMail: [email protected]
„Heil und Heilung im Neuen Testament“;
Referent: Pfr. i.R. Jochen von Falck (Mgl.)
„Jesus am Kreuz – Brauchte Gott ein blutiges Opfer?“ Referent: Werner Siegert
(Lemgo), Theologe und Religionslehrer
„Bernhard Schlinks neues Buch „Das
Wochenende“ – Seine Sicht auf die Studentenbewegung und den Terrorismus“;
Referenten: Ingrid und Dietrich Lipps,
Senne I
„Wege nach innen. Das Wechselspiel von
Herz und Hirn - Betrachtungen mit Beispielen aus der Phylo- und Ontogenese,
der Psychosomatik, Kulturgeschichte,
Religion, Literatur/Sprache“;
Referent: Dr. Jürgen Conradi
Informationen bei Christian Stolze,
Diesterwegstr. 50, 33604 Bielefeld;
Tel.: 0521/297856
Christoph Kändler (Schriftführer)
Kleine Gartenstr. 11, 32049 Herford,
T. 0 52 21 / 8 05 74, Fax 17 91 23
eMail: [email protected]
Ursula Richter, Schatzmeisterin
Unterfeldstr, 12, 44797 Bochum
T + Fax: 0234/791784
eMail: [email protected]
Ingrid Bellmann, Rundbrief-Redakteurin
Rolf Bellmann, Rundbrief-Redakteur,
Kontaktperson im AK „Gerechtigkeit“
Naggertstr. 39, 33729 Bielefeld,
T. 05 21 / 7 66 23,
eMail: [email protected]
willkommen
Ganz herzlich begrüßen wir acht neue Mitglieder in unserem Landesverband:
Frau Helga Hampel
Herrn Jost Klammer
Frau Dr. Dorothea Langewellpott
Herrn Dr. Wilhelm Langewellpott
Frau Mechthild Schwarzenberger
Frau Renate Siebrasse
Frau Beate Wuschka
Herrn Michael Wuschka
Bochum
Dortmund
Oerlinghausen
Oerlinghausen
Herdecke
Bochum
Bochum
Bochum
Martin Maschke, Kontaktperson im AK
Ost, Rathausstr.1, 33803 Steinhagen,
T. 0 52 04 / 37 08; Fax 88 06 02
Vielleicht fühlen Sie sich als Interessierte ermutigt, diesen Schritt auch zu tun.
Ferner begrüßen wir sehr herzlich Herrn Reinhard Blum, der aus dem LV Bayern zu uns
nach Bad Oeynhausen gezogen ist.
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m
p
r
Der Rundbrief wird herausgegeben vom
Ev. Forum Westfalen, dem Landesverband
der Ev. Akademikerschaft in Deutschland,
und erscheint mindestens halbjährlich.
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s
s
Brigitte Klask, Redakteurin der
Homepage
des EFW; Tätigkeitsfeld: Frauenarbeit
Böckenholt 5 – 7, 48324 Sendenhorst
T 02526/1676
eMail: [email protected]
u
m
Gestaltung: Mario Leisle
Redaktion: Ingrid und Rolf Bellmann,
Naggertstraße 39, 33729 Bielefeld,
Tel. 05 21 - 7 66 23
Neue Kontoverbindung: KD-Bank, Kto. 2 100 108 014, BLZ 350 601 90
Matthias Surall, ESG Paderborn
Am Laugrund 3, 33098 Paderborn
T 05251/63158
eMail: [email protected]
Karl-Ludwig Galle
Mitgliederbetreuung
Westerwaldstr. 17, 48527 Nordhorn
T. 0 59 21 / 1 29 46
eMail: [email protected]
Homepage des Ev. Forums Westfalen:
www.ev-forum-westfalen.de