Rundbrief 1/2009 - Ev. Forum Westfalen
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Rundbrief 1/2009 - Ev. Forum Westfalen
Evangelisches Forum Westfalen Rundbrief 1/2009 Landesverband der EAiD e.V. Kultur Termine Ruhr 2010 - "Musik der Synagoge" als Projekt offiziell angenommen Veranstaltungen des Ev. Forums Westfalen 1/2009 Seite 7 Seite 14 Dr. Susanne Paus Südwall 4a 46397 Bocholt Zum Thema Faszination Garten Wenn man selber so ganz und gar leidenschaftlich einem Hobby verfallen ist, befremdet es einen schon sehr, auf Menschen zu treffen, die diese Leidenschaft überhaupt nicht nachvollziehen können. Wenn es um das Thema Garten geht, dann könnten einem diese Menschen sogar Leid tun, denn sie wissen ja gar nicht, was ihnen entgeht. Jürgen Dahl hat es trefflich formuliert: „Es gibt wirklich Menschen, die von sich behaupten, sie brauchten keinen Garten – aber wahrscheinlich sind gerade sie es, die ihn am ehesten nötig hätten: um zu staunen, um zu lernen, um zu jubeln, um sich seinen eigenen Salat zu erschaffen und um zu erfahren, dass sie ihn gar nicht erschaffen, sondern damit beschenkt werden.“ Jürgen Dahl lebte bei Kleve. Er war ein Gesellschaftskritiker unserer Zeit, ein Mensch mit philosophischer Ader, ein Ökologe und - wie soll es anders sein - ein leidenschaftlicher Gärtner. Über die Eröffnung der Ausstellung freuen sich (von links): Der Vorsitzende des Evangelischen Forums Westfalen, Dr. Manfred Keller, Direktorin Ute Wilmsmeier, der Leiter des Archivs der Evangelischen Kirche von Westfalen, Dr. Jens Murken, sowie Professor Günter Brakelmann. Foto: Westfalen-Blatt Thementag „Hans Ehrenberg – Emigration und Heimkehr“ Annäherungen an den „dritten Lebensabschnitt“ eines unbekannten Theologen Fortsetzung und Vertiefung der Thematik nach der Jahrestagung des Ev. Forums (siehe Rundbrief 2/2008) am 15.11.2008 im Hans-EhrenbergGymnasium Bielefeld-Sennestadt Mich hat das Gartenvirus schon in der Kindheit befallen - es war ganz einfach familiär bedingt und irgendwann war es dann nicht mehr im Zaum zu halten. Schon als Studentin hatte ich meinen ersten Garten, in dem ich pflanzen und hacken, säen und ernten und meine Kreativität ausleben konnte. Alsbald verbrachte ich aber fast ebenso viel Zeit in den Gärten anderer Leute wie im eigenen. Denn für Gartenliebhaber gibt es kaum etwas Schöneres als Gärten zu besichtigen Was die zahlreichen Teilnehmer dieser Veranstaltung zu erwarten hatten, war keine „leichte Kost“. Es galt, sich zu befassen mit einer widersprüchlichen Persönlichkeit, einem Lebensweg mit bizarren Brüchen und Wendungen, aber auch mit einem Menschen, der tiefgreifende Denkanstöße und beachtliche geistige Impulse gegeben hat. Dies gilt auch dann, wenn diese bei seinen Zeitgenossen nicht immer auf fruchtbaren Boden fielen und manche ihn schon fast vergessen haben. Fortsetzung Seite 2 Fortsetzung Seite 3 In zwei Vorträgen über „Emigration und Heimkehr“(Referent: Landeskirchenrat i.R. Karl-Heinz Potthast) und „Ehrenbergs Schriften aus dem Nach- Aus dem Forum Rundbrief 1/2009 Zum Thema Faszination Garten Fortsetzung von Seite 1 – sieht man von der Betätigung auf der eigenen Scholle einmal ab. Hier kann man andere Gartenfreunde treffen, fachsimpeln, alte Gartenweisheiten austauschen und die neuesten Trends in Sachen Gartengestaltung und Pflanzenzucht diskutieren. Schon Vita Sackville-West, die gemeinsam mit ihrem Mann auf Sissinghurst Castle einen der berühmtesten Gärten Englands schuf, holte sich Anregungen in den Gärten anderer Leute. So ist es nicht verwunderlich, dass „Gartenspionage“ in England schon seit langem zu einer Art Volkssport geworden ist. Von England über die Niederlande ist die Welle dann vor gut einem Jahrzehnt zu uns übergeschwappt. Immer mehr stolze Gartenbesitzer laden zur Gartenvisite ein und zeigen freizügig her, was sich hinter Hecken und Mauern verbirgt. Für mich hat sich dadurch ein weiteres Faible ergeben: ich führe Menschen in die allerschönsten Gärten, von denen ich jedes Jahr wieder neue entdecke. Kaum sind Narzissen und Tulpen erblüht, rollt ein Bus voll besetzt mit Gartenenthusiasten ganz regelmäßig ins Münsterland, an den Niederrhein und über die grüne Grenze. Von der gleichen Leidenschaft getrieben ist man gerne gemeinsam unterwegs, um neue Gartenoasen und Pflanzenschätze zu erkunden. Denn „Zum schönsten Erlebnis des Gärtners gehört die Erfahrung, dass Pflanzen- und Gartenfreude in so hohem Maße menschenverbindend wirkt“ – der berühmte Pflanzenzüchter Karl Foerster hat es gesagt. Auch wenn Sie nicht ganz so „gartenverrückt“ sind, werden Sie es sicher spüren. In diesem Sinne lade ich Sie herzlich ein, mich einmal zu begleiten. Gelegenheit bietet sich auf einem Tagesausflug im April, einer Frühlingsgartenreise (s. Seite 15). 2 Dr. Ursula Olpp erhält Bundesverdienstkreuz Hohe Auszeichnung für Ex-Vorsitzende Unsere ehemalige weibliche Vorsitzende des Landesverbandes Westfalen der EAiD, Dr. Ursula Olpp, wurde am 20.Januar dieses Jahres im Kreishaus Recklinghausen mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland geehrt. Dr. Ursula Olpp, die im Oktober vergangenen Jahres 90 Jahre alt wurde und sich trotz mancher altersgemäßer Erkrankungen und eines schweren Unfalls in Indien erstaunlicher Beweglichkeit und geistiger Frische erfreut, hat neben ihrer Berufstätigkeit als Chemikerin bei den Chemischen Werken Hüls in Marl immer ihre Kräfte und finanziellen Möglichkeiten für kirchliche, soziale und ökumenische Arbeit eingesetzt. Für die Evangelische Akademikerschaft und ihre Hauskreise und Initiativen war sie eine charmante und gleichzeitig energische Werberin. Nach kurzer Bekanntschaft landeten wir in einem der Marler Hauskreise und schlossen uns der EAiD in den späten 60er Jahren als Mitglieder an. Die Teilnahme an einer Vertreterversammlung, auf ihren Vorschlag hin gewählt, weckte mein Interesse an der Mitarbeit im damals sehr grossen westfälischen Vorstand und an den von ihr geleiteten Epiphanias-Tagungen von Frauen für Frauen, die damals im Diakonissemhaus in Münster stattfanden und dieses Jahr zum 53. Mal - immer noch lebendig weitergehen. Ursula Olpp fand über die Evangelische Akademikerschaft Westfalen den Weg in die bundesweit tätige Deutsche KalkuttaGruppe, die über mehrere Mitglieder mit der EAiW eng verbunden war und von ihr unter dem Titel „Ökumenische Zusammenarbeit“ finanziell und praktisch durch Ausstellungen kunsthandwerklicher Erzeugnisse aus Kalkutta und Westbengalen auf Tagungen unterstützt wurde. Der DKG-Vorsitzende Donner und die Familien Coers, Firgau und Steffler sollten hier nicht vergessen werden. Bis heute nimmt Dr.Olpp mit wenigen Unterbrechungen an den Sitzungen sowohl der DKG als auch an Veranstaltungen der EA teil. Sie ist Ehrenvorsitzende des Ausschusses für Ökumene, Mission und Weltverantwortung des Kirchenkreises Recklinghausen, Mitgründerin des Arbeitskreises “Marler Gratulation an Dr. Ursula Olpp von Landrat Jochen Welt. Wege zum Frieden” und des “Marler Asylkreises”. Für ihren Einsatz zur Integration ausländischer Mitbürger und deren Begleitung z.B. bei Behördengängen und Arztbesuchen sowie die Betreuung einer kurdischen Familie im Kirchenasyl wurde Dr. Olpp als Mitglied des Christlich-Islamischen Arbeitskreises Marl von der Evangelischen Landeskirche von Westfalen mit dem Friedenspreis geehrt. Sie arbeitet bis heute im Tansania-Arbeitskreis des Kirchenkreises Recklinghausen mit und ist als Tochter eines Missionars in Indonesien auch mit der dortigen kirchlich-sozialen Arbeit verbunden. „Ehrenamtliches oder bürgerschaftliches Engagement sind keine weit verbreitete Tugend, sondern blühen und gedeihen eher im Verborgenen“, sagte Landrat Jochen Welt bei der Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Dr. Ursula Olpp. Wir sind stolz auf unser langjähriges Mitglied und gratulieren herzlich! Ursula Schmidt Farben des Lichts Drei Evangelische Kirchengemeinden in Herne gestalten ihre Gottesdienste in der Osterzeit 2009 mit Bildern aus dem Zyklus „Farben des Lichts“. Eine Ausstellung der Bilder findet parallel statt in der Christuskirche, der Dreifaltigkeitskirche und in der Lutherkirche. - Ein Dank an alle, die das Projekt „Farben des Lichts“ durch ihre Jahresspende 2008 unterstützt haben. 3 Aus dem Forum Thementag Hans Ehrenberg Fortsetzung von Seite 1 kriegsdeutschland – Theologisch-politische Reflexionen nach der Katastrophe“ (Referent: Prof. Dr. Günter Brakelmann) wurde über seinen „dritten Lebensabschnitt“ eingehend informiert und lebhaft diskutiert. Karl-Heinz Potthast hatte engen persönlichen Kontakt zu Hans Ehrenberg und seiner Familie. So ergaben sich zahlreiche Gespräche und ein intensiver Gedankenaustausch. Daher war der Referent in der Lage, detailliert und präzise über den „dritten Lebensabschnitt“ zu berichten. Ehrenberg gab die Dozentenlaufbahn in Philosophie an der Heidelberger Universität auf, studierte evangelische Theologie und wurde Gemeindepfarrer in Bochum. Mit vollem Einsatz war er tätig, und der Erfolg blieb nicht aus. Nach 1933 war er Mitbegründer der Bekennenden Kirche und Mitformulierer des Bochumer Bekenntnisses über die jüdischen Wurzeln des Christentums. Da konnte es nicht ausbleiben, dass er ins Visier der Nazis geriet. Nach vielerlei Drangsalierungen wurde er 1938 mit einem „Predigt- und Redeverbot“ belegt, nach den NovemberPogromen wurde seine Wohnung zerstört, und er kam ins KZ Sachsenhausen. Nach fünf Monaten Aufenthalt „in der Hölle“ ergab sich für ihn ein wunderbarer Glücksfall: Durch die Intervention des englischen Bischofs George Bell durfte er mit seiner Familie nach England emigrieren. Er genoss nun persönliche Freiheit in bislang unbekanntem Ausmaß; er durfte sich um deutsche Kriegsgefangene kümmern; mit Bell zusammen wurden Gedanken ausgetauscht und Pläne entwickelt, wie künftig die ökumenische Arbeit voranschreiten könnte. Die Rückkehr 1947 brachte ihn in eine komplizierte Situation. Die von ihm vielleicht zu verklärt gesehene Arbeit in der früheren Gemeinde-Pfarrstelle konnte nicht fortgesetzt werden, weil die 6. Pfarrstelle in Bochum besetzt war und ein Bemühen um „Verdrängung“ eines Amtsbruders für ihn natürlich nicht in Frage kam. Auch sonst waren alle Stellen besetzt. Die Beziehungen zu Bodelschwingh, dem deutsch-national gesinnten Karl Koch und Hardt waren nicht immer unproblematisch. Brüderliche Worte und verhaltene politische Gegensätze trafen sich im freien Raum. Trotz der Abtrennung der westfälischen Kirche von der altpreußischen Union konnte von einer von Ehrenberg als dringend notwendig erachteten Kirchenreform keine Rede sein. Ehrenberg erhielt dann eine Stelle in der Erwachsenenbildung in Bethel; vor allem im Lindenhof war er tätig. 1953 zog er sich nach Heidelberg zurück und verbrachte dort die letzten fünf Jahre seines Lebens. Dem Referenten gelang es vortrefflich, Ehrenbergs schreckliche und grauenhafte, aber auch wunderbare und erlösende Erfahrungen, die Brüche, Abstürze und Aufstiege seines Lebens in einer irrwitzig bewegten Zeit darzustellen. Günter Brakelmann erläuterte vor allem Texte aus der Nachkriegszeit. Es ging darum, Einsichten und Erkenntnisse über die Frage zu gewinnen, worin der Grund für die Situation des offenbar „glücklichen Englands“ lag, und warum der Weg Nazideutschlands in einer totalen Katastrophe endete. Mit Hilfe von Textauszügen konnten Zuhörer zur Mitarbeit veranlasst werden, und es ergab sich zeitweise eine lebhafte Diskussion. Ehrenbergs entsetzliche Erlebnisse im KZ zum einen und die Eindrücke in England zum anderen verdeutlichen die absolute „Anti-Haltung“ der Nazi-Ideologie: Sie ist anti-aufklärerisch, anti-liberal, anti-sozial, anti-demokratisch, anti-republikanisch und vor allem anti-semitisch! Der Mensch schwingt sich auf zum Herren über Leben und Tod, die Gewissensbindung an objektive Gesetze ist abgerissen. Der konsequente Kantianer Ehrenberg erkennt: In letzter Zuspitzung ist der deutsche Idealismus satanisch! Dieser kennt nur das „Entweder – Oder“ im Gegensatz zum pragmatischen englischen „Sowohl als auch“, das sich philosophisch vorgezeichnet und begründet findet bei Hume, Locke, Hobbes und anderen. Daraus erwächst Mäßigung, Bereitschaft zum Kompromiss, Realitätssinn, kühle Distanz und Nüchternheit. Im Falle von politischen Krisen, Konflikten oder Kriegen zeigt sich die Fähigkeit des „langen Atems“ und zur „Härte im Nehmen“ sowie die souveräne, treffliche Überprüfung und Einschätzung eigener Möglichkeiten und Grenzen. Rundbrief 1/2009 Hier gab es für die Zuhörer viel Stoff zum Nachdenken. Es wurde eine mögliche Antwort gegeben auf die Frage: „Warum ist England offenbar stets auf der Siegerseite, während sich Deutschland eisern konsequent in die Katastrophe reitet?“ Da gab es manche, die nie geglaubt hätten, von Ehrenberg wäre eine mögliche Antwort auf diese Frage gekommen, und für die die Ausführungen Brakelmanns eine plötzliche erlösende Erhellung bedeuteten. Die scharfe Prägnanz, das deutlich zu spürende Engagement und auch die starke emotionale Betroffenheit des Referenten hatten eine geradezu mitreißende Wirkung auf die Zuhörer. Jens Murken, Leiter des Archivs der Ev. Kirche von Westfalen, eröffnete zum Abschluss des Thementages eine Ausstellung, bestehend aus 14 Tafeln, auf denen Leben und Wirken Hans Ehrenbergs mit zahlreichen Dokumenten, Texten, Zeichnungen, Grafiken und Fotos dargestellt ist. Murken hat diese immens fleißige, akribisch genaue und vor allem sehr anschauliche Leistung im Rahmen eines Universitäts-Seminars „Christen jüdischer Herkunft“ gemeinsam mit Studenten geplant und erstellt. Einige zusätzliche Informationen konnte der aufmerksame Betrachter hier gewinnen, z.B. eine soziale Komponente (in der Dissertation ging es u.a. auch um die Probleme der Arbeiterschaft); Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg; Mitglied eines Arbeiter- und Soldatenrates; Mitarbeiter bei den religiösen Sozialisten. Zweifellos war Ehrenberg Vor-, Nachund Querdenker, mutiger Widerständler gegen sich verfestigende Strukturen auch im Nachkriegsdeutschland, Brückenbauer in der Ökumene, aber auch Warner und Mahner, Ratgeber und Helfer. Das macht ihn auch heute noch wichtig und bedeutend. Höchst zufrieden und enorm bereichert konnten die Teilnehmer der Veranstaltung den Heimweg antreten. Rolf Bellmann Rundbrief 1/2009 Aus dem Forum/Religionen Lesung und Gespräch mit Prof. Kuschel Appell für eine Annäherung der Religionen Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel spricht wie er schreibt, er erklärt wie er liest: verständlich und unverschnörkelt, wissenschaftlich und dennoch spannend. Diese fesselnde Gabe hat nicht jeder Buchautor. Noch dazu berührte jeden der rund vierzig Besucher im Dorothee-Sölle-Haus in Ahaus das besondere Thema des letzten Buches von Kuschel. „Juden Christen Muslime. Herkunft und Zukunft“ betitelte er das Werk. Das Evangelische Forum Westfalen und die evangelische Christus-Gemeinde Ahaus hatten Kuschel zur Vorstellung des Buches eingeladen. Der Autor, 1948 in Oberhausen geboren, ist Professor an der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen. Er lehrt dort die Theologie der Kultur und des interreligiösen Dialogs. Spätestens seit 1994 mischt sich Kuschel mit zahlreichen Publikationen öffentlich in die Annäherung des Judentums, des Christentums und des Islam mit wachsendem Erfolg ein. Damals erschien sein erstes Buch „Streit um Abraham“. Das politische Schlüsseljahr war für ihn 1979, als Ajatollah Chomeini von Paris nach Teheran zurückging und den Schah stürzte. Nur ein Jahr vorher, bedauerte er in seinem langen Prolog vor der eigentlichen Lesung, habe ihn in Jerusalem das häufige Rufen des Muezzin gestört. „Ich hatte überhaupt nicht realisiert, dass dort auch Muslime leben und das schon seit über 1000 Jahren“, so Kuschel heute. Vor 1979 habe man sich in Deutschland mit dem Judentum auseinandergesetzt, während die Existenz des Islam verdrängt wurde. Kuschel ging es nicht um Abgrenzung und Angstmacherei, sondern um Annäherung, Verständnis und die Entdeckung der Gemeinsamkeiten. Alle drei Religionen verehren nur einen Gott, sind prophetisch und manchmal auch mystisch verankert. „Einem Juden und einem Muslim brauche ich nicht zu erklären, wer Noah, Josef, Johannes der Täufer sei. Er kennt sie aus der Bibel und aus dem Koran. Abraham ist der Stammvater aller drei Religionen“, fasst Kuschel die verbindenden Elemente zusammen. Genau diese Intention wurde in den gelesenen Passagen aus dem Buch deutlich. Als Katholik übte er abschließend Kritik an der Haltung der evangelischen Kirche: „Man ist nicht bereit, sich mit dem Hass Luthers auf das Judentum und erst recht nicht mit dem Hass Luthers auf den Islam konstruktiv auseinander zu setzen.“ Elvira Meisel-Kemper Mitglieder werben - eine harte Nuss In jedem Jahr verliert das Evangelische Forum Westfalen altersbedingt durchschnittlich 12 bis 15 Mitglieder. Der Vorstand bittet alle Mitglieder, dabei zu helfen, dass diese Verluste durch neue Mitglieder ersetzt werden. Helfen Sie bei der Konsolidierung des Verbands. Drei harte Nüsse sind zu knacken: Foren aufbauen - Mitglieder werben - Finanzen stärken. Im vergangenen Jahr haben wir ein einladendes Faltblatt erstellt, um auch Ihre Mitgliederwerbung zu unterstützen. Die beste Werbung ist die persönliche Empfehlung. Bitte laden Sie Freunde und Bekannte zu den Veranstaltungen und zur Mitgliedschaft ein. Die von Ihnen benötigte Anzahl der Faltblätter sendet Ihnen gern: Elisabeth Gallhoff, Tel. 02324/45557, E-Mail: [email protected]. Drei Fragen an Prof. Dr. Kuschel Sie sprachen 1978 von ihrem privaten Schlüsselerlebnis in Jerusalem. Was passierte da genau? Ich war damals für ein Jahr in Jerusalem, um meine Habilitation vorzubereiten. Zum Ausgleich las ich erstmals ganz intensiv das Alte Testament auf der Jerusalemer Stadtmauer. Der Ort war idyllisch, nur das Rufen des Muezzin zum Gebet störte mich. 1990 hatte ich das zweite Schlüsselerlebnis auf dem Trialog-Treffen von Vertretern aller drei Religionen in den USA. Erstmals hörte ich den Namen Abrahams aus dem Mund eines Muslim. Außerdem bin ich ein Schüler von Hans Küng. Ich verdanke ihm, dass er mich in diese Welt der Religionen mitgenommen hat. Wie sehen Sie sich, als reiner Theologe, Rufer in der Wüste oder Mittler zwischen Religion und Politik? Ich war nie reiner Theologe, sondern immer auch Literaturwissenschaftler. Als Vermittler sehe ich mich im besten Sinne bis in die Gemeinden hinein. Was könnte jeder von uns tun, um Juden, Christen und Muslime einander näher zu bringen? Das Wahrnehmen in der Präsenz des Anderen. Das ist die Arbeit von guter Nachbarschaft. Das „Abrahambuch“ hat in dieser Richtung viel bewirkt. Elvira Meisel-Kemper 4 5 Rundbrief 1/2009 Aus dem Forum/Andacht Anne Will sagte Talkshow zum Nahost-Konflikt ab Evangelisches Forum Westfalen protestierte Der Vorsitzende des Evangelischen Forums Westfalen, Manfred Keller, hat gegen die Absetzung der Debatte über den Krieg in Gaza in der Sendung »Anne Will« protestiert. Für Sonntag den 11.Januar 2009. hatte die Redaktion der Talkshow eine hochkarätige Diskussionsrunde eingeladen: Rupert Neudeck, Daniel Barenboim, Sumaya Farhat-Naser, Joschka Fischer und Avi Primor. Ohne Angabe von Gründen wurde diese Sendung kurzfristig abgesetzt und durch eine Debatte über „Selbsttötung“ ersetzt. Das Evangelische Forum Westfalen kritisierte diesen Vorgang in einem offenen Brief, der über den Evangelischen Pressedienst bundesweit verbreitet wurde. Die Diskussion in der ARD-Sendung, so Keller, wäre angesichts des aktuellen Konfliktes zwischen Israel und den Palästinensern und der unerträglichen Situation der Menschen in Gaza Was zählt? Zahlen haben mich schon immer fasziniert. Schon als Kind lernte ich von meinem Vater einige Rechentricks, und natürlich kenne ich meine Konto- und Pinnummer auswendig. Zwar geht das bei mir nicht so weit wie bei einem Patienten, dem ich vor vielen Jahren in der Betheler Ortschaft Eckardtsheim begegnete. Er wusste zu jedem beliebigen Datum längst vergangener Jahre auch den Wochentag, so gut arbeitete seine innere Rechenmaschine. Neulich hörten wir in unserem Hauskreis einen interessanten Vortrag über das Zahlensystem: natürliche, rationale, irrationale Zahlen und das Unendliche in Mathematik und Religion. Zahlen spielen in unserer Zeit ja eine ungeheure Rolle: Ob es der Dax und die ungleich wichtiger gewesen als eine Debatte über das dauerhaft drängende Thema Suicid. Das Evangelische Forum Westfalen, das seit Jahren die Probleme Israels und der palästinensischen Gebiete thematisiert, verwies auf eine eMail von Sumaya Farhat-Naser, in der sie ihre Enttäuschung und Entmutigung zum Ausdruck brachte. Die mehrfach ausgezeichnete Friedensvermittlerin hatte im März 2008 auf Einladung des Forums Westfalen ihr jüngstes Buch „Disteln im Weinberg“ bei Veranstaltungen in Ahaus, Bielefeld, Bochum und Dortmund vorgestellt. Der Protest wurde von vielen Mitgliedern spontan unterstützt. Sie brachten ihre Zustimmung in Telefonanrufen und eMails an den Vorsitzenden zum Ausdruck. Aktienkurse sind, die Arbeitslosenquote oder die Defizite der öffentlichen Kassen, das Bruttosozialprodukt oder die Ozonwerte. Und wie wichtig Puls, Blutdruckwerte und Cholesterinwerte sind, erfahren wir, wenn wir krank werden. Ohne Zahlen geht nichts. Das Wunderwerk des Computers ist ja auf das binäre Zahlensystem aufgebaut. angedacht Von dem Hirtenvolk der Massai in den Steppengebieten Ostafrikas wird etwas Seltsames erzählt. Der ganze Stolz und Reichtum eines Massai ist seine Rinderherde. Der Besitzer kennt jedes einzelne Tier, aber niemals würde er es wagen, die Rinder zu zählen. Ob die Massai wissen, dass Zahlen keine Sicherheit geben? Erweiterte Nutzung von Kirchen – wirtschaftlich? „Konzeption und Wirtschaftlichkeit einer erweiterten Nutzung evangelischer Kirchengebäude in Deutschland“ – so lautet das Thema der Diplomarbeit, mit der unser Mitglied Joachim Gallhoff sein Zweitstudium als Wirtschaftsingenieur erfolgreich abgeschlossen hat. Die mit „Sehr gut“ bewertete Arbeit ist aus dem Projekt „Kirchen öffnen und erhalten“ hervorgegangen, in dem der junge Architekt aus Hattingen seit drei Jahren mitarbeitet. Die „sehr engagierte und kompetente Untersuchung" , so heben die Gutachter hervor, komme zu „konkreten und praxisrelevanten Ergebnissen“. Aus diesem Grunde ist geplant, die wichtigsten Erträge der Diplomarbeit zu veröffentlichen. Vorgesehen ist ein Arbeitsheft für Kirchengemeinden und Kommunen, die vor der Frage stehen, wie sie die Zukunft ihrer Kirchengebäude sichern können. Für die Finanzierung der Veröffentlichung sucht der Arbeitskreis „Kirchen öffnen und erhalten“ nun Unterstützung beim Bundesverband und den Landesverbänden der EAiD sowie bei privaten Förderern. Was zählt also in unserem Leben? Unsere Zeugnisnoten, unser Kontostand, unsere Rentenhöhe, unsere Gesundheitswerte? All das ist wichtig, aber entscheidender ist das, was man nicht zählen kann: Die Freude an einer Blume, der Gesang eines Vogels, die Begegnung mit anderen Menschen und Kulturen, vor allem aber die Zuwendung eines anderen Menschen, die mir Geborgenheit gibt. Über allem aber die Tatsache, dass wir auch vor Gott nicht einfach nur eine Nummer sind, sondern dass er uns mit Namen kennt. Er weiß um unsere persönlichen Freuden und Sorgen, unsere Erfolge und unser Versagen. Und er hat uns lieb. Elmar Jasper Herford Rundbrief 1/2009 Aus dem Forum/Religionen 6 Scientology Der Griff nach Macht und Geld Vortrag und Diskussion mit Ursula Caberta aus Hamburg am Dienstag, 28. Oktober 2008, im Gemeindehaus der Neustädter Marienkirche Gemeinsame Veranstaltung des Regionalen Forums Ostwestfalen des Ev. Forums und der MarienKirchengemeinde Bielefeld „Eine Kirche ist die ScientologyOrganisation auf gar keinen Fall, sondern eine straff durchorganisierte, extremistische politische Organisation“ sagte Ursula Caberta (Bild unten) in dieser Veranstaltung. Der Gründer dieser erstmals 1952/53 auftretenden Bewegung, Ron Hubbard, scheint sich in den Fehlern, Schwächen und Anfälligkeiten der menschlichen Psyche gut ausgekannt zu haben. Die Wirksamkeit der „positiven Propaganda“ der Scientologen (Entfaltung der Persönlichkeit, höhere Stufe der Leistungsfähigkeit und des Selbstbewusstseins, Erfolg und Geld) ist immer wieder erstaunlich. Und beharrlich versuchen sie, Einfluss zu gewinnen in Politik und Wirtschaft, aber auch im Erziehungs- und Bildungswesen (z.B. Organisation von Nachhilfeunterricht). Man versucht, sich wichtigen Personen zu nähern und sie zu beeinflussen, selbst auch in Stellungen zu gelangen, wo Kommunikationsstränge genutzt werden können und Personalpolitik im Sinne der eigenen Ideologie getrieben werden kann. Beim Umgang mit neu Angeworbenen beginnt man mit Befragungen und Beratungen, Erwecken von Hoffnungen, Erfolgsprognosen bei entsprechendem Handeln. Stundenlanges lautloses Fixieren spielt eine Rolle. Es werden abstruse Fremdwörter gebraucht („Dianetik“) oder Wörtern ein anderer Sinn unterlegt. Höchst merkwürdige Instrumente (“EMeter“ mit diversen Walzen, Drähten und Die Homepage von Scientology Deutschland zeigt Videos, in denen erfolgreiche Menschen davon berichten, wie sie durch Scientology ihr Glück fanden. Anzeigern) zeigen den „Entwicklungsfortschritt“ eines zu Prüfenden an. Äußerst wichtig ist innerhalb der Organisation die absolute Kontrolle jedes Mitglieds gegenüber einem anderen, die geschlossene und nach außen streng abgeschottete Struktur, der rücksichtslose und unnachgiebige Dogmatismus, strikte Unterordnung des Einzelnen, Kollektivismus und Führerkult. Allen neueren gesellschaftlichen Errungenschaften (Freiheit der Person, des Denkens und des Wortes, Glaubens- und Gewissensfreiheit, individuelle Rechte und Schutz vor Willkür) ist diese Organisation abhold. Die in aller Öffentlichkeit vollzogene Hofierung des Filmschauspielers und Scientologen Tom Cruise wurde in diesen Kreisen natürlich als absoluter Höhepunkt und Sieg sowie leuchtendes Vorbild und Ansporn zum Nacheifern gefeiert. Übrigens ist die Pflicht zu rastlosem Tun (z.B. 12-StundenTag) gerade bei den „niederen Chargen“ typisch für totalitäre Gruppen: Es soll möglichst keine Zeit zum Nachdenken über sich selbst bleiben. Der starke Gruppendruck macht ein Aussteigen schwierig; Zweifler versucht man in einer Art „Reha-Camp“ wieder „auf Vordermann“ zu bringen. Die Wiedereingliederung in die normale Gesellschaft ist schwierig, weil die Selbstach- tung der ehemaligen Mitglieder zerstört wurde. Personen und Institutionen, die gegen Scientology Front machen, versucht man unter Druck zu setzen. Gelegentlich kommt es, örtlich und zeitlich begrenzt, zu Kampagnen gegen unliebsame Kritiker. Das besonders in den USA übliche Verspotten und Lächerlichmachen durch verkleidete und maskierte Menschengruppen (ähnlich den alemannischen Fastnachtsfiguren) missfällt den Scientologen außerordentlich; da zieht man sich meist hinter geschlossene Türen zurück (Vgl. TV-Sendung auf ARD abends am 14. 01. 09). Verbreitet ist Scientology vor allem in den USA (Zentrum: Los Angeles), in Dänemark und in Deutschland. Hier sind Hamburg, Hannover, Düsseldorf und Berlin (mit neu erbautem repräsentativem Zentrum) zu nennen. Die Mitgliederzahl in Deutschland wird von der Organisation mit 30 000 angegeben, vom Verfassungsschutz mit 6000. Zwar geht keine unmittelbare Bedrohung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung von Scientology aus, aber dennoch ist höchste Wachsamkeit geboten. Die wirklichen Absichten der Organisation werden sorgfältig verschleiert. Umso mehr lohnen sich Aufklärung, sorgfältig geplantes Gegensteuern sowie Beratung und Hilfe für Gefährdete und Ausstiegswillige. Ggf. kann auch ein Verbot ins Auge gefasst werden, was aber politisch und juristisch nicht einfach ist. Die Diskussion war überaus lebhaft. Das Erscheinen zahlreicher Oberstufenschüler und Studenten zeigte das große Interesse an diesem Thema. Die Veranstaltung mit der kompetenten, engagierten und lebhaften Referentin war ein voller Erfolg. Rolf Bellmann 7 Rundbrief 1/2009 Kultur Ruhr 2010: Musik & Kultur der Synagoge Projekt des Evangelischen Forums Westfalen offiziell angenommen Applaus beim Abschlusskonzert im Saal der neuen Gelsenkirchener Synagoge Der Chor „Bat Kol David“ aus Dortmund begeistert mit synagogalen Gesängen. Dr. Manfred Keller stellt den Chor und das Konzept der Biennale vor. Fotos: Dirk Vogel Jüdische Musik ist heute für viele Menschen in Deutschland gleichbedeutend mit Klezmer und Folklore. Nur wenige kennen die große Tradition synagogaler Musik, die bis in biblische Zeiten zurückreicht. Im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert erlebte die jüdisch-liturgische Musik europaweit eine besondere Blüte. Neben den Sologesang des Kantors trat der Chorgesang (zunächst nur Männerchöre) und – in Gemeinden der liberalen Richtung – auch die Orgel. Die musikalische Tradition, die sich aus unterschiedlichen ost- und westeuropäischen Quellen speist, wurde nach Jahrhunderten der mündlichen Überlieferung in diesem Zeitraum schriftlich fixiert. Außerdem wurden neue Melodien und Bearbeitungen im Stil der Zeit komponiert. sen in Herne, wirkte Mendel in Bochum von 1922 bis zur Pogromnacht 1938 an der Synagoge. Nach seiner erzwungenen Emigration baute er ab 1941 in Philadelphia (USA) eine der weltweit größten Sammlungen jüdischer Musik (mit 15.000 Katalognummern) auf, komponierte und arrangierte Melodien für den jüdischen Gottesdienst und war Dozent für synagogale Musik. (Ausführlich dazu die Besprechung des Buchs: „Erich Mendel /Eric Mandell: Zwei Leben für die Musik der Synagoge“ im Rundbrief 1/2007, S. 14 u.15) Konzert von „Bat Kol David“ (= Echo der Stimme Davids), dem Chor des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden Westfalens. Als in der Pogromnacht 1938 die Synagogen niedergebrannt und durch die Shoa in Europa die jüdischen Gemeinden ausgelöscht wurden, ging diese Musikkultur fast verloren. Hier setzt das Projekt „Biennale: Musik der Synagoge“ des Evangelischen Forums Westfalen an. Es will die sakrale jüdische Musik in Erinnerung rufen und dazu beitragen, dass diese Musik neu belebt und kontinuierlich gepflegt wird. Ausgangspunkt des ambitionierten Projektes, das mit Blick auf die Kulturhauptstadt 2010 entwickelt wurde, ist die „Entdeckung“ des bedeutenden jüdischen Kantors Erich Mendel. Geboren im münsterländischen Gronau, aufgewach- Im Herbst 2008, siebzig Jahre nach dem Novemberpogrom, veranstaltete das Evangelische Forum Westfalen in Bochum und Gelsenkirchen drei Konzerte mit synagogaler Musik. Den Auftakt gestalteten „mendels töchter“, ein junges Ensemble aus Münster, mit Werken von Erich Mendel und eigenen Kompositionen in der Tradition Mendels. Der Andrang in der neuen Bochumer Synagoge am ErichMendel-Platz war so groß, dass immer neue Stuhlreihen gestellt werden mussten. Für das zweite Konzert konnte der „Leipziger Synagogalchor“ gewonnen werden. Dieser international bekannte Chor widmet sich seit mehr als vierzig Jahren der Pflege und Bewahrung synagogaler Musik des 19. und 20. Jahrhunderts. Die Presse berichtete ausführlich über dieses ebenfalls gut besuchte Konzert, das im Thürmer-Saal in Bochum stattfand. Den gefeierten Abschluss in der Gelsenkirchener Synagoge bildete ein Weitaus größer soll das Programm der nächsten Biennale „Musik der Synagoge“ im Jahr 2010 sein. Die Aussichten dafür stehen gut, denn das Vorhaben wird ein offizielles Projekt der „Kulturhauptstadt Ruhr“. Sah das Konzept des Evangelischen Forums Westfalen bisher nur Konzerte, Workshops, Vorträge, Seminare und Symposien vor, so kann nach den Vorstellungen der RUHR 2010 GmbH die Palette um Lesungen, kulinarische Angebote und Ausstellungen erweitert werden. Die Zielsetzung aber bleibt erhalten: Mit dem Projekt „Musik & Kultur der Synagoge“ (so der Arbeitstitel) soll ein anspruchsvolles, internationales Musik- und Kulturprogramm gemeinsam mit den jüdischen Gemeinden des Ruhrgebiets und weiteren Kooperationspartnern realisiert werden. Darüber hinaus will das Projekt die Basisarbeit in den jüdischen Gemeinden unterstützen, indem sie Kantoren, Chöre und Instrumentalisten fördert. Der nächste Schritt bei der Umsetzung des Projekts wird die Bildung eines Steuerungskreises sein. Rabbiner Dr. Henry Brandt hat seine Mitarbeit bereits zugesagt. Manfred Keller Aus dem Forum Rundbrief 1/2009 8 Epiphanias-Tagung vom 23. – 25.Januar 2009 im Haus Villigst, Schwerte „Kreuz und Schleier“ Zwei Symbole, die uns und die Welt bewegen Dieses Thema hatte Frauen aus allen Regionen Westfalens nach Villigst gelockt. Diese Tagungsstätte erschien nach den Veranstaltungen im Haus der Frauenhilfe in Soest und bei den Jahrestagungen im Haus Ortlohn zunächst durch ihre Weitläufigkeit etwas abweisend. Man gewöhnte sich aber bald an die Wege und konnte die sehr schönen Räumlichkeiten genießen. Der Freitagnachmittag führte die Teilnehmerinnen zunächst heran an das Kreuz durch aufgestellte Kreuze und Kreuzesabbildungen , die in großer Zahl die Mitte des Raumes ausfüllten. “Warum habe ich dieses Kreuz ausgewählt ?“ war der Beitrag aller Frauen, da jede sich eines der Kreuze aussuchen durfte. Brigitte Klask führte dann umfassend in die Erscheinungsformen von Kreuzen ein. Wo, wie, wann begegnen wir Kreuzen. Das Kreuz als Schmuck nimmt breiten Raum ein. Das Kreuz begegnet uns in den Flaggen vieler Länder, in Symbolen wie dem Roten Kreuz, im Straßenbild und Landschaft (Wegekreuz, Gipfelkreuz, Andreaskreuz, Unfallkreuz…) und in vielen Redewendungen und Redensarten ( kreuzbrav, kreuzdumm, zu Kreuze kriechen, drei Kreuze machen…). Mit dem Tageslichtschreiber wurden die verschiedensten Kreuzformen aus anderen Kulturen, aus antiken und christlichen Bereichen vorgestellt und erklärt. Der Abend klang mit drei Kurzfilmen aus, -„Frontière“, „Schwarzfahrer“ und „The Cookie Thief“ -, die alle indirekt ein Thema hatten: „Was habe ich für Bilder im Kopf?“ Siegeszeichen - in der Geschichte der Kreuzzüge und später des Imperialismus. Für die Nachfolger/innen Christi war seine Kreuzigung zunächst ein Schock, sie mussten sich an den Sinn seines Leidens herantasten. Noch bei Timotheus finden wir kein Bekenntnis zum Kreuz als Zeichen des Opfers und der Erlösung. Johannes und Matthäus beziehen sich dann auf die Propheten und deuten den Kreuzestod vom Vater/Sohn- Verhältnis her als ein Sühneopfer. Pfarrerin August gab uns drei Deutungsmodelle des Kreuzes: I. Gott will, dass die Schöpfung so erhalten bleibt, wie sie eigentlich gewollt ist und opfert dafür seinen Sohn, also das Modell der Liebe Gottes. II. Christus hat sich geopfert, um die Werke des Teufels zu zerstören, sein Widerstand gilt allem Lebensfeindlichen, bildlich oft dargestellt durch das Lamm, das die Siegesfahne trägt. III. Christus ist für uns gestorben, um den Vater mit uns Menschen und unseren Sünden zu versöhnen (Satisfaktionslehre). Ulla August, Pfarrerin der Evangelischen Stadt-Kirchengemeinde Marl und Sprecherin der Christlich-Islamischen AG Marl beschäftigte sich mit dem Bedeutungswandel des Kreuzes durch die Jahrhunderte. Bis etwa 500 nach Christi Geburt war das Kreuz Folterinstrument für Hochverräter, vor allem Juden, aber es wurden auch Frauen und Kinder gekreuzigt. Aber schon ab Kaiser Konstantin und der Erfüllung seines Traums vom Sieg über Rom (320 n.Chr.) wurde das Kreuz politisch zum Luther hat das Kreuz als Ausdruck des Gerichtes Gottes gedeutet: Gott hat sich selbst geopfert ,sich so mit den sündigen Menschen versöhnt und uns frei gemacht von Angst vor dem Gericht. Von da gingen die Deutungen von Zinzendorf (Herzensreligion), Karl Barth (Trinitätstheologie) und die Kreuzestheologie von Moltmann aus: Gott ringt mit sich selbst, Gott erleidet den Tod seines Sohnes. Die feministisch-theologische Kritik an diesen Deutungen fragt nach den Folgen Kreuze in großer Vielfalt im Zusammenleben der Christen: Bringt nur das Leiden Erlösung? Verfestigt die Kreuzestheologie die patriarchalische Ordnung? Halten wir das aus, auf den toten Christus am Kreuz zu schauen, ohne mit der Wimper zu zucken? In der anschließenden Gruppenarbeit haben wir „Die Sicht von uns Frauen auf das Kreuz" erarbeitet. Das Kreuz als Ausdruck für Glauben und Geborgenheit, für konsequentes Einstehen (z.B. bei Sölle), als Abbild unserer Realität (Bonhoeffer, Moltmann-Wendel), als Trost für Menschen in intensiven Leidenssituationen (Tamez, Esquival), das Kreuz als Lebensbaum (Wartenberg-Potter, Schottroff ). Ursula August fasste unsere Kommentare so zusammen: Frauen haben ihre Geschichte mit dem Kreuz: Symbol der Unterdrückung oder Mahnmal und Zeichen des Protestes und des Widerstandes, eigenes Leiden oder Hoffnung auf Auferstehung, Befreiung, Heilwerden und Erlösung. Samstagnachmittag referierte die Professorin für Kunst und materielle Kultur, Seminar für Kulturanthropologie des Textilen an der Universität Dortmund, Dr. Gabriele Mentges, über „Be-Hauptungen“, kulturelle Identitäten und Symbolsprache der Kopfbedeckungen. Dieser Vortrag war besonders deshalb wichtig für das Tagungsthema, da die Diskussion um Kopftuch und Schleier bei uns nur auf dem Geschichtshintergrund zu verstehen ist. Zunächst wurde das Haupt in seiner doppelten Bedeutung untersucht: als hervorragender physischer Körperteil und in seiner symbolischen Bedeutung als Spitze in der Hierarchie. Spannend war für die Zuhörerinnen der Exkurs durch die Geschichte der Kopfbedeckungen für Männer und Frauen in Deutschland und Europa. Die Form der Hüte veränderte sich im Laufe der Jahrhunderte, wie die Kleiderordnung überhaupt. Die Größe der Hüte wuchs mit der Würde, dem Stande der Person. Die Ständepyramide wurde darin sichtbar. Große Herren tauschten als Ehrenbezeugung ihre Hüte. Bis in die 9 Aus dem Forum neuere Zeit trug der Mann sogar in den Räumen seinen Hut. Bei den Frauen war die Kopfbedeckung ähnlich wichtig. Ab der Heirat wurde sie für Frauen Pflicht. Es gab die Haubenform, die spitze Form, das Barett, auch hohe Formen mit Schleier. An der Höhe wurde auch der Stand sichtbar. Am Kopf der Frau zeigte sich ihre Sittsamkeit. Die weiblichen Haare als Zeichen der Erotik und des Schmuckes (bei Männern Zeichen der Stärke) mussten verborgen werden. „Gefallene“ Mädchen mussten bei der Hochzeit eine Haube aus Stroh tragen. Im 19. Jahrhundert vollzog sich bei der männlichen Kopfbedeckung eine Politisierung. Der Hut des amerikanischen Demokraten wird zum Bürgerhut in Deutschland. Bei der Frau gab es keine Politisierung, aber die Haubenpflicht für alle wurde eingeführt. Um 1900 wurden bei der bürgerlichen Frau große Hüte modern. In allen Jahrhunderten war in Europa die Kopfbedeckung nicht zum Verhüllen oder Verstecken da, sondern zur Sichtbarmachung des Standes. Das Gesicht musste gesehen werden, die Person erkennbar sein. Die Anweisung eines Klosterbuches verlangt einen Schleier für alle Frauen, aber ein freies Gesicht. Dennoch gab es im 18. Jahrhundert als Zeichen eines modernen Lebensstils bei hochgestellten Frauen kurzfristig eine Verschleierung. Im Orient ist die Verschleierung in Urbankulturen wegen der Enge dort entstanden. Im Koran wird die Verschleierung nicht verlangt. In Algerien und im türkisch-osmanischen Reich trugen den Schleier adlige Damen, um sich von ihren Dienerinnen abzugrenzen. Erst im 19. Jahrhundert, während der Kolonialisierung, wurde die Schleierfrage ein Politikum zur Abgrenzung gegen den Westen, gegen die Kolonialherren. Ein Sultan erließ sogar eine verbindliche Kleiderordnung für Männer und Frauen zur Unterscheidung von den Europäern. Atatürk bestand wieder auf westlicher Kleidung, auf der Entschleierung der Frau wie in Arabien. Die Burka kam in den zwanziger Jahren als modisches, ja witziges Accessoire für die Oberschicht aus Indien nach Kabul. Erst von den Taliban wurde die Burka als religiöses Kleid verpflichtend eingeführt. .In der lebhaften Diskussion wurden die verschiedenen Gründe zusammengestellt, warum viele Muslima das Kopftuch tragen, vor allem bei uns. Am Abend erwartete die Gruppe in ei- Rundbrief 1/2009 nem gemütlichen Raum ein besonderer Kunstgenuss. Mona Lichtenhof aus Bergkamen, eine Frau mit bezaubernder Ausstrahlung, sang zur Gitarre Lieder und Chansons. Im ersten Teil brachte sie Kompositionen von Männern über Frauen, im zweiten Teil Lieder von Frauen über starke Frauen. Die Auswahl und die Darbietung waren faszinierend. An Applaus wurde nicht gespart. Konzentrierte Teilnehmerinnen Bei der sonntäglichen Andacht mit Abendmahl, das den Frauenkreis um den Altar und das Kreuz mit der Dornenkrone miteinander verband, sprach Pfarrerin Dr. Elga Zachau (Möve und St.Petri u. Nicolai in Dortmund) zum Thema „Der entschleierte Gott“, ausgehend von Exodus 3,l4 „Ich werde sein, der ich sein werde“. Der „brennende“ Dornbusch vor dem Altar symbolisierte dazu Gott, der sich uns immer wieder zeigt und entzieht. Unseren thematischen Bezug zur Lebenswirklichkeit stellten danach Frau Nigar Yardim vom islamischen Kulturverein in Duisburg und Sr. Rosemarie Hopp, ehem. Oberin des Diakonissenhauses in Bethel, her. Frau Yardim, die schon mehrmals mit Ulla August zusammen z.B. bei Kirchentagen Bibel- und Koranarbeiten gemacht hat, ging kurz darauf ein, dass der Koran direkt nichts zum Kopftuchtragen der Frauen sagt, lediglich empfiehlt, sich in der Öffentlichkeit zu bedecken. Das Tragen der Kopfbedeckung sei eine persönliche Entscheidung der Muslima, die ganz unterschiedliche Zugänge zu Kleidung und Verhüllung haben. Viele junge Frauen haben die Mutter als Vorbild oder folgen der Familientradition und der patriarchalischen Struktur ihrer Umgebung. Andere fühlen sich geschützt durch das Tuch, wenn sie im städtischen Raum leben, obwohl es keinen absoluten Schutz bietet. Es kann als eine persönliche religiöse Aussage verstanden werden, als ein selbstbewusstes „Ich zeige, wo sich stehe“ oder als ein keckes „Hey, ich bin eine Muslima“, kombiniert mit dem modischen freien Bauchnabel und als Widerstand gegen die Normen der anderen Kultur. In ihrer ruhigen, selbstbewussten Art vermittelte uns Frau Yardim ein anderes Bild zumindest von den jungen muslimischen Frauen, die bei uns leben. Eigentlich nannte Sr. Rosemarie Hopp ganz ähnliche Gründe der Diakonissen für das Tragen der Tracht mit der Haube. Gegründet im l9. Jahrhundert durch Pfarrer Fliedner in Kaiserswerth vor demnächsst l40 Jahren, boten diese Frauenverbände nicht nur Schutz, sondern auch Selbständigkeit und ein Statussymbol für die unverheiratete Frau, die so „unter die Haube kam“.Es waren bürgerliche Frauen, die sich den Diakonissen anschlossen. Durch den geistlichen Charakter der diakonischen Tätigkeit bekamen Haube und Tracht eine Würde und Unangreifbarkeit. In Bielefeld wurden die Diakonissen daher anfangs als „Nonnen“ bezeichnet. Die Kaiserswerther Hausordnung hatte, fanden die Tagungsteilnehmerinnen, stark preussische Züge. Von l958 bis 1976 trugen die Betheler Diakonissen drei verschieden gefältelte Hauben, an denen man die Rangordnung der Schwestern ablesen konnte, nicht aber, ob es sich um Krankenschwestern oder geistliche Schwestern handelte. Seit l996 tragen die Betheler Diakonissen statt der Haube eine von ihnen selbst entworfene Kette mit einem Strahlenkreuz als Anhänger, in dessen Mitte je ein individueller Stein angebracht ist. Dieses Strahlenkreuz ist ein Hoffnungszeichen für die Trägerin und weist auf deren geistliche Heimat hin. In der Vorstellung vieler Menschen tragen Diakonissen immer noch die Haube. „Frau Oberin, Sie haben Ihre Haube vergessen!“ wurde Sr. Rosemarie einmal gemahnt. Zum Abschluss der Tagung wurden die Frauen befragt: Was nehmen Sie mit, was lassen Sie hier? Die Antwort war oft: Ich habe hier Vorurteile über Bord geworfen und werde ganz anders an interreligiöse Gespräche herangehen“. Ursula Schmidt und Ingrid Bellmann Rundbrief 1/2009 Reise 10 Auf Luthers Spuren Studienreise in die Urprungsländer der Reformation Eisleben, Wittenberg, Torgau, Wörlitz, Erfurt und Eisenach waren die Stationen, zu denen die Herbstreise des Ev. Forums vom 3. bis 7. Oktober letzten Jahres führte. „Die Stätte, die ein guter Mensch betrat, ist eingeweiht; nach hundert Jahren klingt sein Wort und seine Tat dem Enkel wieder“, stellt Goethe in „Torquato Tasso“ fest. Luthers Enkel waren auf dieser Reise zwar nicht dabei, doch Wort und Tat des Reformators klangen uns Reiseteilnehmern an den genannten Stätten eindrucksvoll und auf zu Herzen gehende Weise wieder. Während der Anreise, die durch die wunderschöne Herbstlandschaft des Eichsfeldes und der Goldenen Aue führte, bereiteten die beiden Reiseleiter – der Bergbauingenieur Dr. Manfred Hampel und der Theologe Dr. Manfred Keller – die Gruppe kulturgeschichtlich, historisch und theologisch auf die kommenden Tage vor. Die „Lutherstadt Eisleben“ erreichten wir gegen Mittag des ersten Tages. Wir logierten im stilvoll renovierten Hotel „Graf von Mansfeld“. Schon hier fanden sich erste Spuren Luthers. Der mittelalterliche Vorgängerbau des Hotels war das Stadtschloss der Grafen von Mansfeld. Sie hatten schon frühzeitig Luthers Bedeutung erkannt und riefen ihn öfters nach Eisleben. Dort wurde Luther am 10. November 1483 geboren. In dieser Stadt starb er auch, am 18. Februar 1546, nachdem er einen Erbstreit der Mansfelder Grafen erfolgreich geschlichtet hatte. Deshalb erinnern in Eisleben nicht nur das Geburtshaus, sondern auch das Sterbehaus mit vielen Gegenständen, Schriften und Büchern an den Reformator. Wir besuchten die Taufkirche St. Petri und Pauli, die Pfarrkirche St. Andreas mit der Kanzel, auf der Luther seine letzte Predigt hielt, und die St. Annenkirche mit dem Augustinerkloster, das ihm unterstellt war, und das er öfters visitierte. Wärme nur vor. Deshalb drängen wir in die Schlosskirche, wie auch die vielen anderen Besuchergruppen aus aller Welt. Das Innere der Kirche wurde im 18. Jahrhundert zu einer repräsentativen Gedenkstätte der Reformation ausgestaltet. An die Tür dieser Kirche soll Martin Luther am 15. Oktober 1517 seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel angeschlagen haben. Eisleben: Lutherdenkmal von Rudolf Siemering vor dem Rathaus, im Hintergrund die Andreaskirche, in der Luther seinen letzten Gottesdienst hielt. An weiteren historischen Stätten erfuhren wir mehr über die wechselvolle Geschichte Eislebens: Reiche Funde von Kupfer und Silber führten im Mittelalter zum intensiv betriebenen Erzbergbau und in Folge zu einer mehrere hundert Jahre dauernden Blütezeit. Von ihr legen in der Altstadt heute noch stattliche, sorgfältig renovierte Gebäude Zeugnis ab, von denen viele leider leer stehen. Eisleben hat eine hohe Arbeitslosigkeit, viele Bewohner erkennen hier keine Perspektiven mehr für sich und verlassen die Stadt. Vielleicht erklärt die desolate Situation, was uns bei der Anreise in Dörfern und Städtchen unterwegs bereits auffiel und nun auch am Rathaus in Eisleben: Am 3. Oktober, dem „Tag der Deutschen Einheit“, war an öffentlichen Gebäuden nirgends die schwarz-rot-goldene Nationalfahne gehisst – Protest oder Resignation? Die Weiterreise am nächsten Morgen führte uns nach Wittenberg, zur Geburtsstätte und zum Zentrum der Reformation. Um wie viel attraktiver „Luther-Touristen“ diese Stadt im Vergleich zu Eisleben finden, ist erkennbar an der Zahl der Busse, die hier parken. Wir stehen fröstelnd vor dem Schloss Kurfürst Friedrichs des Weisen, Luthers Förderer, und lassen uns zunächst die Geschichte der Stadt und ihrer Herren erzählen. Die Sonne täuscht Mit unserer ebenso kundigen wie eloquenten„Hobby-Stadtführerin“ (von Haus aus Juristin) durch Wittenberg zu gehen, ist die reine Freude. Voller Begeisterung zeigt sie uns die Schönheiten und Besonderheiten ihrer Heimatstadt. Alle wichtigen Baudenkmäler – häufig mit Gedenktafeln für berühmte Männer aller Epochen – reihen sich in der Schlossstrasse und der Collegienstraße aneinander wie Perlen an einer Schnur. Ein Renaissanceportal schmückt die Durchfahrt zu den Cranachhöfen, die wohl auf jeden Besucher eine große Anziehungskraft ausüben. Lucas Cranach, der Hofmaler Friedrichs des Weisen und ein enger Freund Luthers, war nicht nur ein großer Künstler, sondern auch ein genialer Geschäftsmann. Seit 1512 ließ er sich nach und nach ein ganzes Ensemble von Häusern in hintereinander gestaffelten Höfen errichten: Wohnhäuser und Werkstätten mit insgesamt 84 Räumen und 16 Küchen. Was für ein Leben muss damals dort geherrscht haben! Bei unserem Besuch wirken die Häuser verlassen und die Höfe leicht verwahrlost. Zur Besichtigung freigegeben ist nur die alte Druckerei, wo ein junger Mann Drukke von historischen und modernen Vorlagen produziert und gleichzeitig sein Publikum mit Späßen unterhält. Einst arbeitete hier Melchior Lotter, der 1522 in dieser Druckerei die von Lucas Cranach selbst illustrierte Erstausgabe des Lutherschen Neuen Testaments („Septemberbibel“) druckte. So vermittelt uns die Druck- 11 Rundbrief 1/2009 Reise werkstatt heute wenigstens noch einen Hauch von Authentizität an dieser Stätte vergangenen Lebens. Nach dem Besuch der Stadtkirche führt unser Weg vorbei an der „Leucorea“, einem mittelalterlichen Collegiengebäude, dessen schlichte Architektur die hohe Bedeutung des Bauwerks kaum ahnen lässt: Hier dozierten berühmte Gelehrte wie Andreas Bodenstein von Karlstadt während und nach der Reformation, und hierher zog es deshalb Studenten, die dann später ebenso berühmt wurden, wie z.B. Ulrich von Hutten. Wir verlassen den Komplex und gehen weiter zum nahe gelegenen Lutherhaus. Es ist das alte Augustinereremitenkloster, das ein Jahr nach Luthers Hochzeit mit Katharina von Bora für rund 40 Jahre zum Wohnsitz der Familie Luther wurde. Auch wenn Luther später – nicht gerade galant – den Ausspruch tat: „Wenn ich noch eine freien sollte, so wollte ich mir ein gehorsam Weib aus einem Stein hauen“, so hatte er mit seinem „Herrn Käthe“ doch das große Los gezogen. Souverän stand sie dem immer größer werdenden Haushalt vor, zu dem nicht nur die Familie zählte. Täglich kamen Gäste, Studenten, Kollegen der Leucorea, Theologen aus ganz Europa. Heute beherbergt das Lutherhaus die umfangreichste reformationsgeschichtliche Sammlung der Welt. Der imponierende Gebäudekomplex wurde zwischen 1504 und 2008 ständig verändert, nicht immer zu seinem Vorteil. Wir verlassen die Lutherstadt Wittenberg nicht, ohne Luthers engstem Freund und Mitstreiter Philipp Melanchthon einen Kurzbesuch abzustatten. Sein Haus, ein geräumiges Steinhaus im Stil der Renaissance mit Kreissegmentgiebeln war ein Geschenk des Kurfürsten an Melanchthon, der an der Seite Luthers auf behutsame und kluge Weise die Reformation mitgestaltete. Dieses Haus hat die Jahrhunderte nahezu unverändert überdauert. Der Kräutergarten erinnert an die botanischen und pharmazeutischen Interessen des umfassend gebildeten Reformators. Sein Grab ist neben dem Luthers in der Schlosskirche. Am Spätnachmittag brechen wir auf zur dritten Station, nach Wörlitz. – Was hat Wörlitz mit Luther zu tun? Wir alle kennen es als Weltkulturerbe „Gartenreich Dessau-Wörlitz“, das unter der Regierung des gebildeten und kunstsinnigen katholischen Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau im 18. Jahrhundert Vergnügen. Der Gondoliere, ein Forstmann, erzählt ausführlich die Geschichte der Gartenanlage und begleitet uns danach durch den Park, bereit, alle noch offenen Fragen zu beantworten. Die vorletzte Station unserer Reise ist Erfurt. Martin Luther hat über diese Stadt gesagt: „Erfurt steht am besten Ort, ist eine Schmalzgrube“. Wenn man sich einige Stunden in Thüringens Landeshauptstadt aufhält, ist man versucht, Luthers Spruch spontan auch auf heute anzuwenden: Baustellen an vielen Orten, Renovierungen an Häusern, hübsche Auslagen in Geschäften, Gourmetläden, in denen Leute einkaufen, belebte Straßen. Erfurt: Dom St. Marien und Severikirche. Im Dom wurde Luther 1507 zum Priester geweiht. entstanden ist. Nach dem Augsburger Reichstag 1530 baten die Wörlitzer Fürsten Luther um Hilfe bei der Einführung der Reformation, und Luther reiste mehrere Male dorthin, predigte in der Stadtkirche und schickte der Gemeinde einen „lutherischen“ Pfarrer. Gegen Abend erreichen wir unsere Bleibe für zwei Tage, das komfortable Hotel „Landhaus Wörlitzer Hof“, das uns mit Fackelleuchten den Weg zum Eingang weist. Wir freuen uns auf Licht und wohltuende Wärme und lassen uns das Abendessen im behaglichen Restaurant schmecken. Ziel am Sonntagmorgen ist Torgau. Wir beginnen mit der täglichen Andacht, heute zum ersten Mal in einer Kirche, sonst im Bus oder im Hotel. Die gut erhaltene Marienkirche ist die letzte Ruhestätte der Katharina von Bora. Sie starb auf der Flucht vor der Pest, als sie kurz vor Torgau mit ihrem Wagen verunglückte. Am Nachmittag erwartet uns eine Gondelfahrt durch das Wörlitzer Gartenreich. Wetterfeste Kleidung ist angesagt. Am Bootssteg teilt sich die Gruppe, der erste Gondoliere wartet bis seine Gondel besetzt ist und tuckert davon. Gelächter ertönt, er scheint seine Gäste gut zu unterhalten. Auch für die zweite Gruppe ist die Gondelfahrt trotz des Regens ein Unsere erste Besichtigung führt ins Augustinerkloster. Wir werden durch das alte Kloster geführt und nehmen im Speisesaal ein bescheidenes Mittagsmahl ein. Gegenüber dem alten Gemäuer wird auf einer riesigen Baustelle trotz des Regens auf Hochtouren gearbeitet: Die Klosterkirche erhält ein neues Dach und das Kloster – es ist für die vielen Lutherpilger zu klein geworden – ein neues Gästehaus mit Tagungsräumen. Am Nachmittag erleben wir eine sehr eindrucksvolle Führung durch den Dom, in dem Martin Luther nach seiner Novizenzeit zum Priester geweiht wurde. Der Chor ist 25 m hoch und weist als große Kostbarkeit fünfzehn Chorfenster mit starkfarbigen Glasmalereien auf, von denen zwölf aus dem 14.Jahrhundert stammen – sie sind wunderschön! Ein ganz anderes, aber ebenfalls beeindruckendes Erlebnis ist ein Bummel über die Krämerbrücke. Unter uns plätschert die Gera und oben gehen wir Shoppen. Die kleinen Schaufenster ziehen mit ihren Auslagen vor allem Touristen an…Souvenirs, Souvenirs. Eine Überraschung allerdings ist ein vorzüglich sortiertes Antiquariat am Ende der Brücke. Manche könnten hier Tage zubringen! Der Abend bringt noch ein hübsches Highlight: Unsere Reiseleitung hat einen Spaziergang durch Erfurts Altstadt mit einem Nachtwächter organisiert. Nach einer längeren Wartezeit taucht er endlich mit Laterne und Spieß im Hotelfoyer auf. Er ist Student und Erfurter und nimmt uns Rundbrief 1/2009 nun mit hinaus ins nächtliche Erfurt. Munter und beredt führt er uns durch Straßen, Gassen und Gässchen, zeigt uns Plätze und Ecken, die wir am Tag übersehen haben, und bringt uns nach diesem vergnüglichen Spaziergang von fast zwei Stunden wohlbehalten zurück ins Hotel. Am nächsten Morgen erreichen wir schon früh Eisenach und fahren unmittelbar zur Wartburg hinauf. Wir sind etwas enttäuscht: Hier gibt es keine individuelle Führung für uns wie an den anderen Lutherstätten. Mit mehr als fünfzig weiteren Personen müssen wir uns durch die Burgräume drängen. Erinnerungen an Luther auf der Wartburg sind in der offiziellen Führung nicht enthalten; denen darf sich jeder Besucher individuell widmen. Wir suchen die Vogtei mit der Lutherstube auf. Als „Junker Jörg“ lebte Luther fast Reise/Aus dem Forum ein Jahr auf der Wartburg. Im Dezember 1521 begann er dort mit der Übersetzung des Neuen Testaments aus dem Griechischen: Allen sollte die Bibel verständlich sein, den Laien wie den Priestern Zurück in Eisenach steuern wir das Cottahaus an. Es bleibt noch Zeit für eine Führung durch die etwas verstaubte Luthergedenkstätte. Umso erfreulicher war anschließend der mittägliche Bummel durch die sehr lebendige Stadt. Dann wird in den Bus gestiegen, ein letztes Mal „durchgezählt“ und abgefahren. Wohlbehalten kommen wir alle zu Hause an, erfüllt von den starken Eindrücken, die wir auf unserer Lutherreise in guter und fröhlicher Gemeinschaft bekommen haben. Erika Keller Vermächtnis - Dank und Anregung Wir sind sehr dankbar, dass Frau Hildegard Broche aus Bielefeld dem Evangelischen Forum Westfalen ein Vermächtnis hinterlassen hat. In ihrem Testament bestimmte Frau Broche, dass unser Verband aus ihrem Erbe einen Betrag von 500 Euro erhält. Das Vermächtnis wurde uns im vergangenen Jahr zugeleitet. Wir werden das Andenken von Frau Broche in Ehren halten. Wenn auch Sie erwägen, das Evangelische Forum Westfalen in dieser Weise zu unterstützen, bitten wir um ein Vermächtnis zugunsten unseres Verbandes. Sie erklären dann in Ihrem Testament, dass eine bestimmte Geldsumme oder ein Gegenstand auf das Evangelische Forum Westfalen e.V. übertragen wird. Die Erben sind somit verpflichtet, Ihr Vermächtnis zu erfüllen. Was das Vermächtnis konkret beinhaltet, legen Sie in Ihrem Testament fest. Mit einem Vermächtnis helfen Sie, das an der Bibel orientierte Engagement unseres Verbandes in Kirche und Gesellschaft durch Stärkung seiner finanziellen Unabhängigkeit nachhaltig zu stärken. Als gemeinnützige Organisation ist das Evangelische Forum Westfalen von der Erbschaftssteuer befreit. Ein Vermächtnis zu Gunsten unseres Verbandes fließt daher ohne steuerliche Abzüge in unsere Arbeit ein. Der Vorstand des Evangelischen Forums Westfalen wird in seiner Sitzung am 25. Februar 2009 in Hamm die Arbeitsgruppe „Finanzen stärken“ neu konstituieren. Dabei wird auch die hier gegebene Anregung weiter beraten. Für Rückfragen stehe ich als Vorsitzender gern zur Verfügung (Tel. 0234 / 43 05 05). Manfred Keller 12 13 Rundbrief 1/2009 Literatur Buchvorstellung am Gedenktag 27. Januar Moltke: Tagebücher und Briefe aus der Haft Im voll besetzten Raum zwischen den brück machte er – so Brakelmann – „seine lebendiges Bild von Moltke als Mitbehohen Bücherwänden konnte man die Zelle zu einer Studierstube und zu einer gründer und spiritus rector des „Kreisauer sprichwörtliche Stecknadel fallen hören. kleinen Kapelle“. Moltke las Kant und Kreises“. Die bisher unveröffentlichten So still und gesammelt war die AtmoGoethe, beschäftigte sich mit historischen Briefe, die alle durch die Zensur im KZ sphäre in der Buchhandlung Napp am und kirchenhistorischen Werken. Vor gehen mussten, zeigen weniger den Bochumer Schauspielhaus, als dort am allem aber las er immer intensiver die Mann des politischen Widerstands als 27. Januar 2009 das neue Buch „Im Land Schriften Martin Luthers und die Bibel, vielmehr den Menschen Moltke. Sie fühder Gottlosen“ von Hellmuth James von um sich ein Fundament für den persönliren – zusammen mit den Ravensbrücker Moltke vorgestellt wurde. Zu der Buchprächen Glauben und das praktische Ethos Tagebuchaufzeichnungen – eindrücklich sentation am Gedenktag für die Opfer zu schaffen. „Die Rückbesinnung auf die vor Augen, wie Moltke trotz zunehmendes Nationalsozialismus hatte das EvangeUrspungstexte der jüdisch-christlichen der Drangsalierung durch die SS-Verhöre lische Forum Westfalen eingeladen. GünTradition“, so Brakelmann in seiner Einund den zermürbenden KZ-Alltag sich ter Brakelmann stellte als führung, „stabilisieren Herausgeber das Buch vor, für ihn sein radikales „Erinnerung birgt Hoffnung. Aber sie ist auch Auftrag. Licht Manfred Keller las Auszüge Nein zur NS-Weltansoll hervorleuchten, auch heute. Widerstand ist notwendig, aus Moltkes Briefen und schauung und der ihr Tagebüchern. damals wie heute, ein Eintreten für das Leben ist gefragt. Nur entsprechenden Politik.“ wer das akzeptiert, wird dem Erbe gerecht, das so aufrechte Professor Brakelmann, Theologe und Zeitgeschicht- Christen wie Helmuth James von Moltke uns hinterlassen Allen Hauskreisen im ler an der Ruhr-Universität Evangelischen Forum haben. Ja, dieses Erbe macht Mut. Wir dürfen uns in DankBochum (und Mitglied des Westfalen sei die Lektübarkeit erinnern und wissen: es gibt Licht in der Finsternis.“ Evangelischen Forums Westre und Besprechung des falen), hatte die Ravensbrük- Bischöfin Margot Käßmann, Hannover bewegenden Buches ker Briefe und Tagebücher nachdrücklich empfohfür seine große Moltkelen. Der Herausgeber Biographie erstmals auswerten können. würde sich wohl auch als Gesprächspartund andere nicht aufgegeben hat, sonAuf seine Bitte gab Freya von Moltke nun ner gewinnen lassen, wenn die Einladung dern bis zum Schluss zumindest geistigen auch diese stärker persönlichen Aufzeichihn überzeugt – und seine Zeit es erlaubt. Widerstand leistete. nungen zur Veröffentlichung frei. Im Geleitwort der Dokumentation schreibt die Manfred Keller Um den Leser mit dem Leben des Juri97jährige: „Als meine beiden kleinen sten und schlesischen Gutsherrn vertraut Söhne und ich im Oktober 1945 Schlesien zu machen, hat Brakelmann dem Buch verließen, konnte ich zwar nicht viel andeeinen biographischen Überblick vorangeHelmuth James von Moltke, res, aber alle Briefe Hellmuths als meinen stellt. Der informative Text ruft zunächst Im Land der Gottlosen höchstpersönlichen Schatz mitnehmen.“ die prägenden Erfahrungen der Kindheit Tagebuch und Briefe aus der Haft 1944/45 und Jugend in Erinnerung und fasst anHerausgegeben und eingeleitet von Günter Ein großer Teil von Moltkes Briefen wurschließend prägnant zusammen, wie Brakelmann de bereits im Jahr 1988 unter dem Titel Moltke nach seiner Verhaftung im Januar Mit einem Geleitwort von Freya von Moltke „Briefe an Freya“ herausgegeben. Das 1944 an seinem „inneren Menschen“ 2009. 350 S.: Mit 17 Abbildungen. In Leinen Buch, das inzwischen ein Klassiker der arbeitete, um als Person überleben zu C.H.Beck ISBN 978-3-406-58235-6 Widerstandsliteratur ist, vermittelt ein können. Im Konzentrationslager Ravens- Deutscher Evangelischer Kirchentag in Bremen Mensch, wo bist Du! So lautet das Motto des 32. Deutschen Evangelischen Kirchentags vom 20. bis 24. Mai in Bremen. Mit dabei ist auch wieder die Evangelische Akademikerschaft in Deutschland. Sie wird eine "Koje" mit dem Thema "Gerechtigkeit" besetzen. Veranstaltungsprogramm 1.2009 www.ev-forum-westfalen.de Evangelisches Forum Westfalen Dienstag, 17. März 2009, 19.30 h, Bielefeld, Gemeindehaus der Neustädter Mariengemeinde, Papenmarkt Ware Bildung – Schule und Universität unter dem Diktat der Ökonomie Vortrags- und Diskussionsabend mit Prof. Dr. Jochen Krautz Schüler stöhnen unter PISA-Tests und Vergleichsarbeiten. Eltern sind unsicher, ob ihre Kinder der Schulzeitverkürzung und dem Konkurrenzdruck gewachsen sind. Wer keinen Nachhilfeunterricht bezahlen kann, hat Pech gehabt. An den Hochschulen soll schneller und effizienter studiert werden. Studiengebühren und internationale Abschlüsse werden eingeführt. Bildung gerät zunehmend unter den Druck von Kennzahlen. Schulen und Hochschulen werden wie Unternehmen geführt, Rektoren werden zu Managern. Der Staat zieht sich zunehmend aus der Verantwortung, Konzerne diktieren die Bildungsinhalte. Welche Bildung brauchen Kinder, Jugendliche und Studierende wirklich? Dass man Menschenbildung nicht messen oder zählen kann, gerät zunehmend in Vergessenheit. Bildung wird zur Ware. Das gleichnamige Buch des Referenten, erschienen 2008, ist an diesem Abend erhältlich. Regionales Forum OWL in Kooperation mit der Evangelischen Neustädter Mariengemeinde. Eintritt: 5,- Euro; erm.: 3,- Euro Samstag, 21. März 2009, 10.30 – 16.30h – Gemeindehaus der Ev. St . Mariengemeinde, Kleppingstraße 5, Dortmund-Mitte Jahrestagung 2009 des Evangelischen Forums Westfalen Professor Dr. theol. Dr. rer.nat. Dr. hc Günter Altner, Berlin Professor Dr.-Ing. Hermann-Josef Wagner, Bochum Die Zukunft der Energieversorgung Wir stehen vor der globalen Herausforderung, unsere Energieversorgung langfristig zu sichern und zugleich den Ausstoß von Treibhausgasen durch die Verbrennung fossiler Energieträger zu verringern. Der Bochumer Ingenieurwissenschaftler wird zu den technischen und wirtschaftlichen Aspekten des Themas, insbesondere auch zu den Stichworten Energievorräte und –verbrauch, Stellung nehmen. Der Berliner Theologe und Biologe wird über die Zukunft der Energieversorgung unter dem Blickwinkel christlicher Weltverantwortung und sozialethischer Grundsätze referieren. – Zur Jahrestagung erscheint ein ausführliches Programm. Kosten: (incl. Tagungsgebühr und Stehkaffee) pro Pers 12,50 Euro - Mittagessen: pro Pers. 7,50 Euro (bitte angeben). Anmeldungen bitte schriftlich bis zum 12. März 2009 an Elisabeth Gallhoff, Papenberg 3, 45529 Hattingen, E-Mail: [email protected] Drei Veranstaltungen mit Pfarrer Christian Führer, Leipzig Montag, 11. Mai 2009, 19.30 h in Bielefeld, Gemeindehaus der Marienkirche Dienstag, 12. Mai 2009, 19.30 h in Bochum, Kirchenforum im Unicenter Querenburg Mittwoch, 13. Mai 2009, 19.30 h in Ahaus, Dorothee-Sölle-Haus Und wir sind dabei gewesen - Die Revolution, die aus der Kirche kam Lesung und Vortrag über die Ereignisse um den 9. Oktober 1989 in Leipzig In seinem neuen Buch berichtet der Autor umfassend über die Ereignisse um den 9. Oktober 1989. Dieser Tag wurde zum Sinnbild für die friedliche Revolution in der DDR. Christian Führer erzählt von Begegnungen, die ihm wichtig waren. Er erinnert sich an seine Visionen zur Wendezeit und resümiert, was heute davon geblieben ist. Christian Führer war fast 30 Jahre lang Pfarrer an der Nikolaikirche in Leipzig. Seit der Wende setzt er sich besonders für Arbeitslose ein. 2005 erhielt er zusammen mit Michael Gorbatschow den Augsburger Friedenspreis. Eintritt: 5,- Euro, ermäßigt 3,- Euro Samstag, 20. Juni 2009, 10.30 Uhr bis 17.30 Uhr Mitgliederversammlung 2009 in Soest Am Vormittag kunst- und kulturgeschichtlicher Streifzug durch Soest. Mittagessen im Haus der Evangelischen Frauenhilfe von Westfalen; anschließend Mitgliederversammlung. Alle Mitglieder erhalten dazu im Mai 2009 eine Einladung. Gäste sind willkommen. Dienstag, 30. Juni 2009, 19.30 Uhr – Evangelische Stadtakademie Bochum, Klinikstraße 20, Bochum Professor Dr. Traugott Jähnichen, Ruhr-Universität Bochum Professorin Dr. Adelheid Puttler, LL.M., Ruhr-Universität Bochum „Aus Gottes Frieden leben – für gerechten Frieden sorgen“ Die Anforderungen der EKD-Friedensdenkschrift aus der Sicht christlicher Ethik und des Völkerrechts Internationaler Terrorismus, gewaltsame regionale Konflikte, Zerfall staatlicher Autorität, Privatisierung der Gewalt in Händen von Warlords und Bürgerkriegsparteien – wie kann den akuten Friedensgefährdungen auf rechtsförmige, wirksame und nachhaltige Weise begegnet werden? Worin besteht der Friedensbeitrag d er Christen und der Kirche? Die Friedensdenkschrift des Rates der EKD von 2007 versucht, darauf Antworten zu geben. Im Leitbild des „gerechten Friedens“ wird der Zusammenhang von Frieden und Gerechtigkeit, der in der christlichen Ethik unauflöslich ist, begrifflich artikuliert. Welche Anforderungen an eine globale Friedensordnung als Rechtsordnung folgen aus diesem Leitbild? Dr. Adelheid Puttler, LL.M., ist Professorin für Öffentliches Recht, insbesondere Europarecht, Völkerrecht und Internationales Wirtschaftsrecht. Dr. Traugott Jähnichen ist Professor für Christliche Gesellschaftslehre. Eintritt: 4,- Euro; ermäßigt 2,- Euro · Kooperationsveranstaltung mit der Evangelischen Stadtakademie Bochum. Veranstaltungsprogramm 1.2008 STUDIENREISE Kurzmitteilungen aus dem Verband Studienreise vom 7. bis 14. August 2009 Auf den Spuren von Johannes Calvin ins Elsass und in die Schweiz Leitung: Dr. Manfred Keller, Bochum Im Jahr 2009 jährt sich zum 500. Mal der Geburtstag von Johannes Calvin, neben Luther der bedeutendste Reformator des 16. Jahrhunderts. Aus diesem Anlass lädt das Evangelische Forum Westfalen dazu ein, den Spuren dieses Mannes an den Hauptorten seines Lebens und Wirkens zu folgen und seine Aktualität neu zu entdecken. Die achttägige Busreise führt über Straßburg, Basel und Bern nach Genf, seiner wichtigsten Wirkungsstätte. Auf dem Rückweg geht es über Lausanne und Zürich nach Bochum. Reisepreis (pro Person): 1.235,- Euro (DZ); 295,- Euro. Zuschlag für das Einzelzimmer. Ausführlicher Prospekt, Beratung und Anmeldung bei: Biblische Reisen Stuttgart, Frau Susann Lorenz, Silberburgstraße 121, 70176 Stuttgart, Tel. 0711/ 619 25 59, Email: [email protected] BOCHUMER RUNDE Programminformationen bei Prof. Dr. Heiner Pfost, Telefon 0234/461754 Dienstag, 3. März 2009, 18.00 Uhr Synagoge Bochum, Erich-Mendel-Platz 1, Bochum Dr. Michael Rosenkranz, Bochum Grundzüge des jüdischen Gottesdienstes Vortragsreihe Unter dem Titel „Schacharith yom col“ steht im ersten Teil der Vortragsreihe der jüdische Morgengottesdienst an einem der ehemaligen Markttage im Mittelpunkt. Dabei werden die grundlegenden Elemente und der Aufbau eines jüdischen Gottesdienstes dargestellt. Mit besonderen Abwandlungen bilden diese Bestandteile auch das Grundgerüst aller anderen jüdischen Gottesdienste. Dr. Michael Rosenkranz leitet den Gottesdienstausschuss der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen. Eintritt: 4,- Euro; ermäßigt 2,- Euro. Gemeinsam mit: Jüdische Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen, Evangelische Stadtakademie Bochum und Katholisches Forum Bochum. Die weiteren Termine der Vortragsreihe werden in der ersten Veranstaltung besprochen und später in der Tagespresse bekanntgegeben. Samstag, 25. April 2009, 8.00 bis ca. 18.30 Uhr – Treffpunkt: Bochum Hbf (Busbahnhof) Gartenreise in den niederrheinischen Frühling Leitung: Dr. Susanne Paus, Bocholt Im Anschluss an den Vortrag vom 4. September 2008 über „Blühende Paradiese – Gärten am Niederrhein“ führt eine Exkursion mit dem Bus zu einigen dieser Gartenparadiese. Unter der Leitung von Gartenexpertin Dr. Susanne Paus werden Gärten in Bedburg-Hau, Geldern und Xanten besucht: Gärten, in denen unzählige Tulpen blühen, ein verwunschener Schattengarten und ein blühendes Paradies rund um ein altes Bauernhaus. Kosten für Busfahrt, Eintritte und Führung: 30,– Euro. – Gelegenheit zum Mittagessen. – Schriftl. Anmeldungen erbeten bis zum 23. März 2009 an Prof. Dr. Heiner Pfost, Oppelner Str. 31, 44795 Bochum; [email protected] Donnerstag, 7. Mai 2009, 19.30 Uhr – Evangelische Stadtakademie Bochum, Klinikstraße 20, Bochum Professor Dr. Michael Beintker, Westfälische Wilhelms-Universität Münster Regierungen als Beschützer der Freiheit – Calvin und die moderne Demokratie Der maßgeblich von Calvins Reformation in Genf beeinflusste reformierte Protestantismus bildete in vielen europäischen Ländern eine Opposition gegen den fürstlichen Absolutismus und hat unverkennbar auf die politische Entwicklung Westeuropas eingewirkt. In den reformierten Kirchenordnungen sind demokratische Strukturen vorgebildet. Von daher stellt sich die Frage nach Calvins Lehre von den politischen Angelegenheiten und seinem Beitrag für den Weg zur modernen Demokratie. Prof. Dr. theol. Dr. h.c. Michael Beintker ist Direktor des Seminars für Reformierte Theologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Eintritt: 4,- Euro; ermäßigt 2,- Euro. Kooperationsveranstaltung mit der Evangelischen Stadtakademie Bochum. Rundbrief 1/2009 Aus dem Forum Programm des 1. Halbjahres 2009 16 Der Vorstand des Ev. Forums Westfalen Bisher festgelegte Themen Hauskreis Bielefeld des Evangelischen Forums (Regionales Forum OWL) „Der Stern von Bethlehem und die drei heiligen Könige – Astrologie im Neuen Testament?“ Referent: Friedrich Hönecke (Mitglied des Hauskreises) Dr. Manfred Keller, 1.Vorsitzender Im Ostholz 39, 44879 Bochum, T. 02 34 / 43 05 05, Fax 02 34 / 9 47 03 93; eMail: [email protected] Elisabeth Gallhoff, 1.Vorsitzende Papenberg 3, 45529 Hattingen, Tel.02324/45557, Fax: 02324/945732 eMail: [email protected] „Heil und Heilung im Neuen Testament“; Referent: Pfr. i.R. Jochen von Falck (Mgl.) „Jesus am Kreuz – Brauchte Gott ein blutiges Opfer?“ Referent: Werner Siegert (Lemgo), Theologe und Religionslehrer „Bernhard Schlinks neues Buch „Das Wochenende“ – Seine Sicht auf die Studentenbewegung und den Terrorismus“; Referenten: Ingrid und Dietrich Lipps, Senne I „Wege nach innen. Das Wechselspiel von Herz und Hirn - Betrachtungen mit Beispielen aus der Phylo- und Ontogenese, der Psychosomatik, Kulturgeschichte, Religion, Literatur/Sprache“; Referent: Dr. Jürgen Conradi Informationen bei Christian Stolze, Diesterwegstr. 50, 33604 Bielefeld; Tel.: 0521/297856 Christoph Kändler (Schriftführer) Kleine Gartenstr. 11, 32049 Herford, T. 0 52 21 / 8 05 74, Fax 17 91 23 eMail: [email protected] Ursula Richter, Schatzmeisterin Unterfeldstr, 12, 44797 Bochum T + Fax: 0234/791784 eMail: [email protected] Ingrid Bellmann, Rundbrief-Redakteurin Rolf Bellmann, Rundbrief-Redakteur, Kontaktperson im AK „Gerechtigkeit“ Naggertstr. 39, 33729 Bielefeld, T. 05 21 / 7 66 23, eMail: [email protected] willkommen Ganz herzlich begrüßen wir acht neue Mitglieder in unserem Landesverband: Frau Helga Hampel Herrn Jost Klammer Frau Dr. Dorothea Langewellpott Herrn Dr. Wilhelm Langewellpott Frau Mechthild Schwarzenberger Frau Renate Siebrasse Frau Beate Wuschka Herrn Michael Wuschka Bochum Dortmund Oerlinghausen Oerlinghausen Herdecke Bochum Bochum Bochum Martin Maschke, Kontaktperson im AK Ost, Rathausstr.1, 33803 Steinhagen, T. 0 52 04 / 37 08; Fax 88 06 02 Vielleicht fühlen Sie sich als Interessierte ermutigt, diesen Schritt auch zu tun. Ferner begrüßen wir sehr herzlich Herrn Reinhard Blum, der aus dem LV Bayern zu uns nach Bad Oeynhausen gezogen ist. i m p r Der Rundbrief wird herausgegeben vom Ev. Forum Westfalen, dem Landesverband der Ev. Akademikerschaft in Deutschland, und erscheint mindestens halbjährlich. e s s Brigitte Klask, Redakteurin der Homepage des EFW; Tätigkeitsfeld: Frauenarbeit Böckenholt 5 – 7, 48324 Sendenhorst T 02526/1676 eMail: [email protected] u m Gestaltung: Mario Leisle Redaktion: Ingrid und Rolf Bellmann, Naggertstraße 39, 33729 Bielefeld, Tel. 05 21 - 7 66 23 Neue Kontoverbindung: KD-Bank, Kto. 2 100 108 014, BLZ 350 601 90 Matthias Surall, ESG Paderborn Am Laugrund 3, 33098 Paderborn T 05251/63158 eMail: [email protected] Karl-Ludwig Galle Mitgliederbetreuung Westerwaldstr. 17, 48527 Nordhorn T. 0 59 21 / 1 29 46 eMail: [email protected] Homepage des Ev. Forums Westfalen: www.ev-forum-westfalen.de