Die Rettung der Fuchsbabys

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Die Rettung der Fuchsbabys
MITTWOCH, 25. APRIL 2007
DAS TAGESTHEMA
SEITE 18
Akte Tier
Die Rettung der Fuchsbabys
Reaktionen &
Diskussionen
will im Jäger einen Heger
und Pfleger sehen und keinen selbsternannten Herren
über die Natur. Für Jagdreisen fehlt uns mittlerweile
das Verständnis, schon gar
für die höfische Jagd aus
Frankreich, bei der z.B. Hirsche, an deren Körpern sich
Jagdhunde festgebissen haben, ins Wasser flüchten….
Man sieht inzwischen wieder das Leben und seine liebe Not. Ich weiß es doch,
weil ich immer wieder Anrufe bekomme, die von geretteten Frischlingen berichten, von verlassenen Rehkitzen und verletzten Krähen.
Sie werden gefunden, und
man versucht, sie in Sicherheit zu bringen.
Die Gesellschaft entwickelt zunehmend ein Herz
+++ Anruf einer tz-Leserin bei der AkteTier-Redaktion: „Ich
habe am Mittwoch,
18.April, in der S-Bahn
von Zorneding nach München einen jungen Mann
beobachtet, der seinen
Hund Toro übel geschlagen, getreten und misshandelt hat.“ Die Leserin hatte sich eingemischt, wurde jedoch
vom Tierhalter bedroht.
Sie sucht nun weitere
Zeugen für eine Anzeige
bei der Polizei. +++
+++ Erfolg für die
Tierschutzorganisation
„Vier Pfoten“: Mitarbeiter hatten die grausamen Bedingungen gefilmt, unter denen
Mastkaninchen gehalten
werden und den Film an
große Handelsketten geschickt. REWE als
zweitgrößter Lebensmittelhändler in Deutschland hat daraufhin den
Verkauf von Kaninchenfleisch aus tierquälerischer Haltung gestoppt, Tengelmann und
Kaiser’s zogen nach.+++
in Fuchs riss ab und an ein
Huhn. Es freute den
EFuchs,
aber nicht den Bauern, weshalb man kurz darauf zur Fuchsjagd blies. Nun
lebten die Hühner, aber der
Fuchs war tot. Als die Jäger
feststellten, dass „er“ eine
Füchsin war und Mutter,
suchten sie nach dem Bau.
Sie fanden fünf Babys, circa
zwei bis drei Tage alt. Angesichts der hilflosen Würmchen wurde die Jagdgesellschaft weich und wusste
nicht recht, was sie tun sollte. Der Mensch ist bisweilen
ja besser als sein Ruf, und
hat von Grund auf die Tendenz, Leben schützen zu
wollen. Also rief man auf
Gut Aiderbichl an, und wir
holten die Fuchsbabys zu
uns.
Unser Tierpfleger Rico
erklärte sich bereit, den
Kleinen zu jeder vollen
Stunden ein Fläschchen zu
geben, und vier haben die
ersten Wochen pumperlgesund überlebt. Rico ist kein
hysterischer Tierschützer,
aber Vater einer kleinen
Tochter, die er heranwachsen sieht. Er hat es erfahren,
das Wunder Leben, und will
nun auch die kleinen Füchse
daran teilhaben lassen.
Manche dürfen Rico dann
in seinem Zimmer beim Füttern
beobachten,
sind
gerührt und begeistert. Keiner findet das überflüssig
oder lächerlich oder würde
sagen „es gibt eh genug
Füchse“. Jetzt gibt es auf
Aiderbichl eine Allianz zwischen Jägern, einem Tier-
Michael
Aufhauser
Meine
Geschichte der Woche
pfleger und mir. Da darf
man getrost sagen, dies sei
zeitgenössisch und dem Jahr
2007 angemessen. Da haben
wir die 70er Jahre hinter uns
gelassen, in denen unser
Jagdgesetz entstand.
Die entrüsteten Reaktionen auf den Abschuss des
Bären Bruno, die Freude
darüber, dass Eisbär Knut
weiterleben durfte, zeigen
doch deutlich, dass eine
Jagdgesetzreform ansteht.
Die Mehrheit der Menschen
Rico mit einem seiner kleinen Schützlinge. Der Tierpfleger
ist rund um die Uhr für die Fuchsbabys da
für Tiere. Glauben denn unsere Entscheidungsträger
wirklich, sie könnten sich
mit knallharten Gesetzen
und einer aus der Mode gekommenen Raubeinigkeit
dagegen wehren?
Über die Medienlobby
verfügen inzwischen Bruno
und Knut. Schon deshalb
brauchen wir jetzt Gesetze,
die allen Tieren Schonzeiten
gewähren. In unseren Wäldern dürfen nur noch Heger
und Pfleger das Sagen
haben.
+++ Traurige Jagdsaison im Frühjahr +++
Kein Recht auf Schonzeit
raditionell
beginnt das
Jagdjahr am
1. April –
und die eigentliche
Jagdzeit am 1. Mai.
Noch haben fast alle Wildtierarten
Schonzeit. Das ist
der Zeitraum, in
dem Fang und Jagd
gesetzlich verboten sind. Unter
Schutz steht stets
die Zeit der Aufzucht der Jungen
und häufig auch
die Paarungszeit.
Die
Schonzeit
dient der Erhaltung der Arten. Es
gibt jedoch Tiere,
die als Schädlinge
gelten und immer
gejagt werden dürfen. Dazu zählen in
Bayern
Füchse,
Wildkaninchen,
Waschbären, Marderhunde, Nutria
(Biberratten) und
Rabenvögel sowie
bei Wildschweinen
die kleinen Frischlinge
und Überläufer (junge
Tiere bis 2 Jahre).
Diese
ganzjährige
Abschuss-Erlaubnis für
einige Tierarten wird
von immer mehr Politikern, Forschern und
auch Jägern kritisch gesehen. Alle Versuche,
das Jagdgesetz aus dem
Jahr 1976 zu reformieren, scheiterten jedoch
bisher. Einigkeit besteht darin, dass Jäger
einen wichtigen Beitrag
zum Arten- und Naturschutz leisten sollen.
Die Jagd soll sich jedoch
auch nach den Bedürf-
T
Für diese Tiere ist immer Jagdzeit
Wer darf in
Deutschland jagen?
Die Frage
Bei uns gibt es
eine Jagdpflicht:
Die von den
staatlichen Stellen kontrollierzum Thema
ten Abschusspläne müssen
vom Grundstückbesitzer erfüllt
werden. Jagen darf jedoch nur,
wer einen Jagdschein erworben hat. Dafür muss zum Beispiel in Bayern ein umfangreicher Lehrgang absolviert, praktische Arbeit unter Anleitung eines erfahrenen Jägers in einem Revier nachgewiesen, sowie die staatliche Jägerprüfung
bestanden werden.
?
Marderhunde,
Rabenkrähen
und
Waschbären sind in
Deutschland
nicht
besonders
beliebt
und genießen
daher
keine
Schonzeit
Fotos: dpa
nissen des Tierschutzes
orientieren und jedes
Tier als leidensfähiges
Mitgeschöpf akzeptieren.
So fordern zum Beispiel Naturschützer, die
Jagdzeiten sinnvoll zu
verkürzen und vor allem
auf
Herbst
und
Frühwinter zu konzentrieren. Die Schonzeit
zur
Jungenaufzucht
sollte für alles Wild eingeführt werden. Denn
wenn es für manche Tiere keine Ruhe gibt und
es ständig im Revier
knallt, werden auch die
Tiere verschreckt, die
eigentlich
Schonzeit
haben. Die Verkürzung
der Jagdzeiten könnte
dazu führen, dass viele
Arten ihre Scheu verlieren, den Menschen wieder mehr vertrauen und
so für alle Waldspaziergänger wieder besser zu
beobachten sind.
Denn wie Prof Dr. Josef Reichholf von der
Zoologischen Staatssammlung in München
bei einer Anhörung erklärte, macht die Jagd
im herkömmlichen Sinn
die Wildtiere scheu, also wild. Zudem ist die
Abschaffung
der
Ein Fuchs hat keine Ruhe, er ist immer auf der Flucht. Denn Füchse
gehören zu den Tieren, die das ganze
Jahr über gejagt werden dürfen
Schonzeit für Füchse
und Krähenvögel zum
Beispiel eher kontraproduktiv. So sind
Füchse eigentlich mo-
nogam und leben in Familienverbänden. Nur
die ranghöchste Füchsin wird gedeckt. In Gebieten mit hohem Jagd-
den Vögeln, die umso
mehr
Nachkommen
produzieren, je mehr
Alttiere
geschossen
werden.
Heute machen nur noch
Forscher Jagd auf Luchse
Hier fällt kein Schuss
W
ährend manche Tiere als Schädlinge
gelten und immer getötet werden
dürfen, gilt für andere ein absolutes
Jagdverbot. Darunter fallen Wisent, Elchwild, Steinwild, Schneehase, Murmeltier, Wildkatze,
Luchs, Fischotter, Wachtel,
Seehund, Auer-, Birk- und
Rackelhühner, Haselwild,
Alpenschneehuhn, Säger,
Haubentaucher,
Großtrappe, Graureiher,
Greife, Falken (im Bild
ein Turmfalke) und der
Kolkrabe.
druck jedoch, gerät dieses soziale Gefüge in
Chaos, alle weiblichen
Tiere bekommen Junge. Ähnlich ist es mit
ahe Zwiesel wurde im Jahr 1846
der letzte Luchs im Bayerischen
N
Wald erschossen. Die Ausrottung
Wieder da: ein Luchs im
Bayerischen Wald
des Luchses erfolgte wie beim
Wolf und Bär in zwei Etappen:
Erst wurden die Großraubtiere in
für Menschen unzugängliche Gebiete zurückgedrängt und später,
als die Menschen auch diese Bereiche immer intensiver nutzten,
gnadenlos bejagt. In den achtziger
Jahren des letzten Jahrhunderts
wurden in Tschechien 17 Tiere aus-
gewildert, die sich tapfer vermehrt
haben und wieder in den Bayerischen Wald eingewandert sind.
Dort machen Forscher nun nur
noch mit Hightech Jagd auf die
Tiere. Fünf Luchse wurden mit
Peilsendern versehen, um ihre
Wanderungen
zu
verfolgen.
Außerdem wurden 54 Rehe und 44
Rothirsche mit Sendern ausgestattet, wodurch die Beziehung zwischen den Großkatzen und den
Beutetieren erforscht werden soll.
+++ Tiger müssen nach
Ansicht der Umweltstiftung WWF auch künftig
vom Handel ausgeschlossen bleiben. Höchstens
7000 der gestreiften
Großkatzen gebe es noch
auf der Erde. Vor 100
Jahren seien es noch
100 000 gewesen. Der WWF
appelliert an China,
sein Handelsverbot für
Tigerprodukte beizubehalten: „Knickt China
ein, ist das der Todesstoß für den Tiger.“+++
+++ Am gestrigen Tag
des Versuchstieres
mahnte der Deutsche
Tierschutzbund, dass in
diesem Jahr schon 6,5
Prozent mehr Tiere bei
Versuchen leiden mussten als im Vorjahr.
Präsident Wolfgang Apel
fordert: „Tierversuche
dürfen nicht mehr nach
bestimmten Regeln erlaubt sein. Sie müssen
grundsätzlich verboten
werden.“ +++
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