Erfahrungsbericht KAU WS20102011SoSe2011

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Erfahrungsbericht KAU WS20102011SoSe2011
Erfahrungsbericht
WS 2010/2011 + SS 2011
Karlstad
Schweden hat 21 Provinzen (schwedisch: län). Karlstad gehört zu der Provinz Värmlands. Die Städte in
Schweden sind von der Größe überhaupt nicht mit Großstädten in Deutschland zu vergleichen. So gehört
Karlstad mit seinen ca. 70.000 Einwohnern zu den größten Städten Schwedens. Die Angaben zu den
Einwohnerzahlen können variieren. Man findet Angaben zwischen 50.000 und 80.000 Einwohnern. Dies
hängt davon ab, welches Umland in die Zahl mit einbezogen wird. Karlstad liegt direkt an am Vänern. Der
Vänern ist der größte See in Schweden und der drittgrößte See in Europa. Karlstad ist eine eher gemütliche
Stadt, die aber einiges zu bieten hat. So gibt es in der Stadt, alle Geschäfte die man braucht und auch einige
Cafés, Bars und Nachtclubs. Die Lage von Karlstad ist ideal für Ausflüge. Die Entfernung nach Oslo (220
km), Göteborg (260 km) und Stockholm (300 km) ist ungefähr identisch.
Vorbereitungen
Nachdem man die Zusage von der Heimathochschule erhalten hat, wartet man erst mal für ein paar Wochen
ab. Dann kommt so einiger Papierkram auf einen zu. Dies stellt aber kein Problem dar, da die Unterstützung
durch die FH eine große Hilfe ist. Man kann jederzeit nachfragen, wenn man Hilfe benötigt. Zuerst erhält
man den „Letter of Acceptance“ von der Universität Karlstad. Dann kann man mit der Kurswahl loslegen.
Informationen zu den englischsprachigen Kursen findet man auf der Homepage der Universität Karlstad.
Man sollte vorher mit seinen Professoren in Deutschland abklären, ob man die Kurse auch nach dem
Auslandsaufenthalt an der FH Köln angerechnet bekommt. Dies sollte man sich bereits vorher
unterschreiben lassen. Die Kurswahl wird im „Learning Agreement“ festgehalten, das von beiden
Hochschulen unterzeichnet werden muss. Nachdem die Kurswahl erledigt ist, schickt man noch das
„Transcript Of Records“ der Heimatuniversität nach Karlstad, um zu gewährleisten, dass man die nötigen
Voraussetzungen für die einzelnen Kurse besitzt. Außerdem bewirbt man sich zu diesem Zeitpunkt schon für
ein Wohnheim in Karlstad. Die nötigen Unterlagen bekommt man mit allen Unterlagen zusammen von der
Universität in Karlstad. Die Unterlagen für das Zimmer sollte man so schnell wie möglich wegschicken, wenn
man gerne sein Wunschzimmer hätte.
Sobald man alle Formalitäten geklärt hat, sollte man sich um seine Anreise kümmern. Ich selbst bin mit dem
Auto gefahren, um in Schweden so flexibel wie möglich zu sein und um kleinere Reisen unternehmen zu
können. Entscheidet man sich für das Flugzeug, sind Oslo, Göteborg oder Stockholm die Ankunftsflughäfen.
Von dort kann man mit der schwedischen Bahn (http://www.sj.se) oder mit Bussen
(http://www.swebusexpress.se) günstig nach Karlstad gelangen.
Ankunft
Die Ankunft in Schweden ist durch die Universität sehr gut organisiert. Schon im Vorhinein wird man einer
„host-group“ zugeordnet, die aus ca. 10 Austauschstudenten unterschiedlicher Nationalitäten besteht und in
der Regel von zwei schwedischen Studenten betreut wird. Wenn man möchte, hat man hier schon vorher die
Gelegenheit mit den anderen Studenten oder seinen „hosts“ in Kontakt zu treten. Die Universität Karlstad
organisiert für ihre ausländischen Studenten die sogenannten „arrival-days“ und eine Orientierungswoche,
bevor das Studium dann richtig losgehen kann. So wird sich zum Beispiel darum gekümmert, dass man vom
Bahnhof abgeholt wird, wenn man mit dem Flugzeug und Bahn anreist. Da ich mit dem Auto schon einen
Tag vor den offiziellen arrival-days angekommen bin, habe ich mich mit meinem host-student getroffen, der
mir den Schlüssel für mein Zimmer besorgt und übergeben hat. In der Orientierungswoche wird alles erklärt,
was man für sein Studium an der Universität benötigt. Außerdem organisiert sie so einige Freizeitaktivitäten,
die einem die Gelegenheit geben Stadt und Leute kennenzulernen. Die Universität Karlstad macht einem die
Ankunft wirklich sehr leicht und man kann sich sehr schnell an sein neues „schwedisches“ Leben gewöhnen.
Unterkunft
Die Universität Karlstad bietet ihren Austauschstudenten unterschiedliche Wohnmöglichkeiten an und jeder
bekommt ein Zimmer garantiert. Man bewirbt sich zuvor für ein Zimmer und kann eine Rangfolge angeben,
welches Zimmer man bevorzugt. Folgende Möglichkeiten stehen zur Verfügung: „Campus Futurum“,
„Tallen“, Wohngemeinschaft oder „CityHostel“. Auf dem Campus kann man zwischen einem großen Zimmer,
einem kleinen Zimmer oder einem Zimmer, dass man sich noch mit einer anderen Person teilt wählen. Die
Preise unterscheiden sich dann dementsprechend. Der Campus ist wie eine kleine Studentenstadt. Die
Entfernung zur Uni beträgt zu Fuß zwischen 10 und 15 Minuten. Die Häuser sind zwei- oder dreistöckig, auf
jedem Flur wohnen 10 bis 12 Studenten zusammen, man hat sein eigenes Badezimmer, teilt sich eine
Küche und einen Waschraum, der mit Waschmaschine und Trockner ausgestattet ist. Ich selber habe in
einem kleinen möblierten Zimmer auf dem Campus gewohnt und habe damit sehr gute Erfahrungen
gemacht. Ich habe mit 8 Schweden und einem weiteren Austauschstudenten zusammen auf einem Flur
gelebt, wodurch ich die Gelegenheit hatte auch etwas vom schwedischen Leben mitzubekommen.
Außerdem hatte man so die Möglichkeit seine erlernten schwedischen Kenntnisse aus der Uni ein wenig
anzuwenden. Die Verteilung auf die Häuser ist sehr unterschiedlich; so wohnen in manchen Häusern zum
Beispiel nur Schweden und in manchen Häusern nur internationale Studenten. In diesem Fall bleibt man
dann eher in seiner kleinen Erasmus-Welt und es ist schwerer auch Schweden kennenzulernen. In welchem
Haus man letztendlich einen Platz bekommt, kann man nicht beeinflussen. Ich hatte sehr viel Glück mit
meinem Zimmer. Zu Beginn muss man sich allerdings erst mal an die „Sauberkeit“ der Küche und der Flure
gewöhnen. Die Organisation bleibt hier jeder Flurgemeinschaft selbst überlassen und dementsprechend
sieht es oft sehr dreckig aus. Ich bin immer sehr froh gewesen, dass ich zumindest mein eigenes
Badezimmer hatte.
In „Tallen“ teilen sich zwei Studenten ein Appartement mit Küche und Badezimmer und liegt direkt neben
dem Campus. Hier wohnen überwiegend internationale Studenten. Das garantiert eine Menge Parties, aber
halt kaum Kontakt zu Schweden. Kennt man hier jemanden, mit dem man sich das Appartement teilen
möchte, kann man das angeben. Ansonsten wird man jemanden zugeteilt.
Das CityHostel befindet sich in der Stadt und man braucht mit dem Bus ca. 20 Minuten zur Uni. Dort teilt
man sich ein Zimmer mit einer anderen Person. Es hat Vorteile in der Stadt zu wohnen, allerdings bekommt
man von dem Campus-Leben und von dem schwedischen Leben so gut wie gar nichts mit. Jedoch war das
Hostel für seine guten Parties im letzten Semester bekannt.
Ich kann für mich nur sagen, dass der Campus genau das Richtige für mich war. Ein Zimmer zu teilen,
würde für mich nur als letzte Option in Frage kommen, da man dann kaum Raum und Zeit für sich hat.
In Karlstad bezahlen die Studenten im Juni und Juli keine Miete für ihre Zimmer. Sollte man sich also
entscheiden, den schönen schwedischen Sommer im Anschluss des Semesters dort zu verbringen, kann
man dort noch kostenlos wohnen.
Uni und Studium
Das System an der Universität in Karlstad unterscheidet sich in einigen Punkten zu dem System an der FH
Köln. Für alle Kurse ist immer eine Anmeldung erforderlich, da die Kurs ist bezüglich der Personenanzahl
beschränkt sind. So ist gewährleistet, dass die Gruppen grundsätzlich kleiner sind. Es fühlt sich manchmal
ein bisschen an wie früher in der Schule. So sagen die Schweden zum Beispiel auch grundsätzlich ich gehe
zur Schule und sprechen von Lehrern und nicht von Professoren. Außerdem ist Mitarbeit gefragt und die
Professoren beziehen die Studenten immer aktiv mit in den Unterricht ein und es gibt Raum für
Diskussionen. Der workload ist von Kurs zu Kurs sehr unterschiedlich. In der Regel haben die Kurse 7,5
oder 15 cp, manchmal auch 30 cp. Das Semester ist zweigeteilt und pro Semester hat man 15 cp. Jeder
Kurs wird direkt im Anschluss mit einer Prüfung, Hausarbeit, Gruppenarbeit oder einer Präsentation,
manchmal auch mit einer Prüfung, die zu Hause am Computer erledigt werden muss, abgeschlossen. Kurz
vor Beginn des Kurses wird der Stundenplan bekannt gegeben, der aber in der Regel noch sehr flexibel ist
und von den Professoren auch schon mal kurzfristig geändert werden kann. Die wöchentliche Stundenzahl
unterscheidet sich von 2 h pro Woche bis 15 h pro Woche und Kurs. Der Rest ist dann in der Regel
Eigenarbeit. Noten spielen hier nicht so eine große Rolle. So gibt es in Schweden z.B. nur drei
unterschiedliche Noten: IG (failed), G (passed), VG (passed with distinction). Außerdem werden die
Prüfungen nicht unter Zeitdruck geschrieben und so hat man oftmals 5 Stunden Zeit, ist aber nach 2
Stunden schon mit der Prüfung fertig.
Die Uni hat eine sehr neue und gute Bibliothek und es stehen ausreichend PCs, Drucker und Scanner zur
Verfügung. Zu Beginn des Aufenthalts erhält man Unterstützung mit der Einrichtung des WLAN, das in der
ganzen Uni kostenlos zur Verfügung steht. Sollte man also in seinem Zimmer kein Internet haben und
möchte kein zusätzliches Geld dafür ausgeben, hat man hier jederzeit die Möglichkeit ins Internet zu gehen.
Außerdem kann ich jedem nur die Schwedisch Kurse, die an der Uni angeboten werden, empfehlen. Die
haben mir sehr geholfen mich in meinem alltäglichen Leben zu Recht zu finden; auch wenn man mit
Englisch sehr weit kommt.
Alltag und Freizeit
In Karlstad hat man alles was man braucht und auch ohne Auto kommt man mit öffentlichen Verkehrsmitteln
überall hin. Das Leben in Schweden ist teuer. So muss man schon für Lebensmittelmit manchmal mit bis zu
50% Aufschlag rechnen. Die billigsten Supermärkte sind ICA und Lidl, die beide sehr gut mit dem Bus zu
erreichen sind. Die Preise für Alkohol sind zwei oder dreimal so hoch wie in Deutschland und Alkohol ist hier
nur in extra dafür vorgesehenen staatlichen Geschäften erhältlich. Da muss man sich im Anfang erst mal
dran gewöhnen; insbesondere da die Öffnungszeiten nicht ganz so komfortabel sind. Da heißt es dann am
Samstag schon mal: „Warst du schon im Systembolaget? Die schließen um 15 Uhr.“ Systembolaget ist der
Name der staatlichen Verkaufsstelle für Alkohol in Schweden. In Supermärkten kann man Alkohol nur bis 3,5
% kaufen.
Die Schweden feiern gerne. Auf dem Campus findet man immer eine Party und am Wochenende hat man in
vier unterschiedlichen Nachtclubs in der Stadt die Möglichkeit zu feiern. Der letzte Bus zum Campus fährt
kurz nach halb drei, da die Clubs hier alle schon um zwei Uhr schließen. Dann gibt es aber in der Regel
noch mehrere Afterparties (schwedisch: efterfest) auf dem Campus.
Ansonsten kann man von Karlstad aus sehr viele Ausflüge unternehmen. Oslo, Göteborg oder Stockholm
sind sehr gut mit dem Bus oder Zug zu erreichen. Bucht man die Tickets früh genug, bezahlt man manchmal
nur 10 € pro Fahrt. Ich selber war Ende November für ein paar Tage in Lappland; das war ein ziemlich tolles
Erlebnis. Hier werden organisierte Trips über ISAC (Studentenorganisation) angeboten; man kann es aber
auch auf eigene Faust organisieren. In Karlstad selbst kann man im Sommer bis Ende August mit dem
Busboot fahren. Es werden unterschiedliche Touren angeboten und der Preis ist der gleiche wie für eine
normale Busfahrt. Du benötigst kein besonderes Ticket dafür und die normale Buskarte ist ausreichend.
Interessiert
man
sich
mehr
für
Sport,
sollte
man
sich
bei
KAUIF
(http://www3.idrottonline.se/KarlstadUniversitetsIF-Akademiskidrott/) dem Hochschulsport der Universität
anmelden. Dort wird ein sehr gutes Programm mit allen möglichen Ballsportarten und Fitnesskursen
angeboten. Entscheidet man sich nur für Ballsport, kostet das im Semester 350 SEK und möchte man
zusätzlich noch die Fitnesskurse besuchen, bezahlt man 800 SEK. Ich habe dort viele nette Leute
kennengelernt und es nie bereut.
Im Sommer ist der Vänersee natürlich absolut traumhaft. Dort kann man schwimmen, Minigolf spielen, Kanu
fahren oder Beachvolleyball spielen.
Fazit
Ich kann Schweden und insbesondere die Universität in Karlstad nur jedem empfehlen. Das war ein ganz
besonderes Jahr für mich. Mir hat es so gut gefallen, dass ich sogar überlege mich für ein Masterprogramm
in Schweden zu bewerben. Ich bin im Nachhinein sehr froh, dass ich mich für zwei Semester entschieden
habe. So hat man die Möglichkeit Land und Leute richtig kennenzulernen. Wenn man sich nur für ein
Semester entscheidet, fährt man nach gut vier Monaten schon wieder nach Hause und ich hatte in fast 12
Monaten die Chance alle Jahreszeiten in Schweden kennenlernen zu dürfen.