hanan turk
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AFRIKA FILMTAGE 2010 FILMZENTRUM IM RECHBAUERKINO Rechbauerstrasse 6 8010 Graz Tel: 0316 83 05 08 e-mail: [email protected] Web: www.filmzentrum.com Für den Inhalt verantwortlich: Beate Bachträgl Grafikdesign: Cornelia Bachträgl In Kooperation mit: Wir danken für die Unterstützung: 10. BIS 17. JUNI 2010 FILMZENTRUM IM RECHBAUERKINO Do, 10.6.2010, 18:00 Uhr: ON THE RUMBA RIVER - WENDO Kongo 2007 – 85 Min. – Lingala OmU - Regie: Jacques Sarasin Im Jahr 1925 geboren und als «lebendes Denkmal» der kongolesischen Musik bekannt, verdankt Papa Wendo seinen Ruhm dem Lied «Marie-Louise», dem man im Volk magische Kräfte zuschrieb. Da es angeblich Tote wieder zum Leben zu erwecken oder die Flussgeister zum Tanzen zu bringen vermochte, wurde sein Interpret von den belgischen Missionaren exkommuniziert. Wendos Leben gleicht einem Roman: Schon früh zum Waisen geworden, war er zehn Jahre lang Fährmann und anschließend Boxer, bevor er Sänger wurde. Jacques Sarasin zeigt nicht nur Wendos Wiedersehen mit seinen alten Musikern, sondern auch wunderbare Szenen aus dem Alltagsleben, Aussagen von Nahestehenden und weitere Begegnungen. Als roter Faden auf dieser Suche nach der Musik eines Mannes und eines Landes dient eine Geschichte, die mitschwingt: Beschimpft von seiner Frau, für die er den Schatten seines Baums verlässt, um sich nach neuen Verträgen umzusehen, nimmt Papa Wendo Kontakt zu seinen früheren Gefährten auf und vereint 30 junge und ältere Musiker, mit denen er die kongolesische Rumba dem heutigen Zeitgeschmack anpassen will. Mo, 14.6.2010, 18:00 Uhr: TSOTSI Südafrika/GB 2005 – 94 Min. – Taal OmU – Regie: Gavin Hood Mit: Presley Chweneyagae, Mothusi Magano, Kenneth Nkosi, Zenzo Ngqobe Der 19jährige Tsotsi schlägt sich im Township von Johannesburg kompromisslos durchs Leben. Mit seinen Kumpanen Boston, Butcher und Aap geht er auf Beutezug. In der U-Bahn töten sie einen Geschäftsmann, um an dessen Geld zu kommen, das er sich kurz zuvor besorgt hat. In einer Bar im Township ärgert sich Tsotsi über seinen Freund Boston und schlägt ihn unvermittelt brutal zusammen, was bleibende Schäden hinterlassen wird. Seinen nächsten Coup unternimmt Tsotsi allein. Er schleicht sich in die reiche Wohngegend der Stadt und überfällt eine junge Frau vor ihrer Hauseinfahrt. Tsotsi will das Auto klauen, schießt dann auf das Opfer und rast davon. Nach einer Weile stellt er fest, dass auf dem Rücksitz ein Baby liegt. Tsotsi ist zunächst einmal verwirrt, dann nimmt er den Säugling mit nach Hause… TSOTSI basiert auf dem 1980 erschienenen gleichnamigen Roman von Athol Fugard. Der in Johannesburg geborene Regisseur und Drehbuchautor Gavin Hood renovierte die in den 50er Jahren spielende Vorlage entsprechend der heutigen Zeit - die Essenz blieb aber erhalten. Fr, 11.6.2010, 18:00 Uhr: DUNIA Ägypten 2006 – 112 Min. – Arab. OmU – Regie: Jocelyne Saab Mit: Hanan Turk, Mohamed Mounir, Walid Aouni, Fathi Abdelwahab Nach Abschluss ihrer Literaturstudien im pulsierenden Kairo möchte Dunia Tänzerin werden, wie ihre Mutter es war. Gleichzeitig ist die attraktive junge Frau fasziniert vom Sufismus und seiner Poesie. Was Liebe und Zärtlichkeit bedeuten können, erfährt Dunia, als sie mit dem Schriftsteller Beshir das Vergnügen der Sinne kennenlernt und erlebt, wie eng dieses mit dem Vergnügen der Worte verknüpft ist. Intime Träume und sinnliche Zitate aus der Literatur klingen in Jocelyne Saabs traumwandlerisch zartem Film an und erzählen von einem Ägypten, das auf halbem Weg nach den ersehnten Idealen steckt. Und von einer Frau, die behutsam zu sich selber finden will und eine Wunde der Kindheit zu überwinden sucht, die nicht nur eine Wunde des Körpers ist. Eine Entdeckung und ein in mancherlei Hinsicht hochaktueller Film. Mit ihrem einfühlsamen Spielfilm Dunia schafft es die gebürtige Libanesin Jocelyne Saab, Begriffen wie Liebe oder Sinnlichkeit ein Gesicht zu geben, Bilder, Rhythmen und Stimmungen. Und deutlich zu machen, dass Liebe etwas ist, was man suchen und anstreben kann - und leben muss. Di, 15.6.2010, 18:00 Uhr: BAB’AZIZ – DER TANZ DES WINDES Tunesien 2005 – 98 Min. – Arab./Pers. OmU – Regie: Nacer Khemir Mit: Parviz Shahinkhou, Maryam Hamid, Nessim Kahloul, Mohamed Grayaa Zwei einsame Gestalten in einem Meer aus Sand: Ishtar, ein lebensfrohes Mädchen, und Grossvater Bab‘Aziz, ein blinder Derwisch. Ihr Ziel ist das große Derwisch-Treffen, das alle 30 Jahre stattfindet, dessen Ort sich aber nur jenen offenbart, die mit dem Herzen der unermesslichen Stille der Wüste zu lauschen vermögen und sich von ihr leiten lassen. Auf dem Weg durch die endlose Weite begegnen sie anderen: Osman, der sich nach den schönen Mädchen verzehrt, die er am Grunde eines Brunnens gefunden hat; Zaid, der mit seinem Gesang eine hinreissende Frau verführt und wieder verloren hat; dem Prinzen, der sein Reich aufgibt, um Derwisch zu werden. Ein uraltes Märchen, das Bab‘Aziz Ishtar auf ihrer Wanderung erzählt… Der alte Derwisch, der da mit seiner Enkelin unterwegs ist, sieht außen nichts mehr, dafür ist sein inneres Auge scharfsichtig. Er kündet uns von den Geschichten, die in Geschichten schlummern, vom Glück, das in uns ruht und vom Weg, den wir gehen, um an jenem Punkt anzukommen, an dem wir eins werden mit unseren Träumen… Sa, 12.6.2010, 18:00 Uhr: ZULU LOVE LETTER Südafrika 2004 – 100 Min. – Engl. OmU – Regie: Ramadan Suleman Mit: Pamela Nomvete, Mpumi Malatsi, Sophie Mgcina Während der größte Teil der südafrikanischen Bevölkerung die Zeit der Rassentrennung möglichst schnell vergessen will, ist dies für Thandi unmöglich. Die Journalistin war damals verhaftet worden, als sie Zeugin der Ermordung der jungen Freiheitskämpferin Dineo wurde. In der Haft gefoltert, brachte Thandi eine behinderte Tochter zur Welt, Mangi. Jahre später die Apartheid ist längst Geschichte, Mangi ist mittlerweile 13 Jahre alt wird die erfolgreiche Journalistin von den Gespenstern der Vergangenheit eingeholt. Sie verschließt sich zunehmend gegenüber Mangi, die umso stärker um die Zuwendung ihrer Mutter kämpft. Auch Mangi leidet unter der unbewältigten Vergangenheit der Mutter. Aber vor allem ihrer Großmutter gelingt es immer wieder, Mangi aufzuheitern; sie bringt ihr auch die traditionelle Zulu-Kunst der Perlenstickerei bei. So beginnt Mangi, einen Zulu Love Letter anzufertigen, dessen Bedeutung sich aus der Kombination der farbigen Perlen und der Stoffapplikationen erschließt… MI, 16.6.2010, 18:00 Uhr: L’ENFANT ENDORMI Marokko 2005 – 95 Min. – Arab. OmU - Regie: Yasmine Kassari Mit: Rachida Brakni, Mounia Osfour, Aïssa Abdessamie Im Nordosten Marokkos erlebt die hübsche Zeinab ihr Hochzeitsfest und muss zusehen, wie der Ehemann am Tag danach ins Ausland abreist, um in Europa irgendwo Arbeit zu suchen. Wann er wiederkehrt, ist unklar, klar ist einzig, dass Zeinab schwanger ist. Auf den Mann wartend macht die junge Frau, was in ihrer Heimat einer alten Tradition entspricht: Sie lässt das ungeborene Kind in ihrem Körper schlafen in der Hoffnung, dass der Vater eines Tages wieder kommen möge und sie dann gemeinsam das Kind zur Welt bringen können. Was ungewohnt scheinen mag, entspricht im Maghreb einem alten Brauch… Die Region, in der diese Geschichte angesiedelt ist, kennt Regisseurin Yasmine Kassari bestens, da sie als Kind oft dort weilte und sogar viel Zeit in der Nähe des Flusses verbrachte, an dem sie drehte. Das war auch der Ort, an dem sie zum ersten Mal von diesem Mythos des schlafenden Kindes reden hörte. Heute noch fahre man in der Region mit dem «Einschlafen» fort, so, wie man das im Film sehen kann. So, 13.6.2010, 18:30 Uhr: AU LOIN DES VILLAGES Tschad 2009 – 76 Min. – Dajo OmU – Regie: Olivier Zuchuat Im April 2006 flohen 13.000 Dajos und fanden Unterschlupf auf der Ebene von Gouroukoun im Osten des Tschad. Alle sind sie Überlebende des Krieges in Darfur. Sie haben ein Lager gebaut und eingerichtet, haben sich eingeschlossen und eine Form des Überlebens erfunden. Der Autor seinerseits hat sich in dieses Gefängnis ohne Mauern begeben. In ruhigen, geduldigen Aufnahmen erzählt er von der endlos wirkenden Zeit des Wartens. Ein Leben in Zeitlupe, das schwebt ausgesetzt in der Armut. Flüchtlinge erzählen, Kinder machen Zeichnungen vom Krieg, Mädchen singen Kriegslieder: Ein Film vom Krieg ohne ein einziges Kriegsbild. Au loin des villages gewann beim 18. Internationalen Film Festival Innsbruck 2009 den Preis für den besten Dokumentarfilm, weiters wurde er am internationalen Dokumentarfilm Festival in Marseille ausgezeichnet, bevor er am Joris Ivens-Wettbewerb in Amsterdam teilnahm und in der Kategorie Bester Dokumentarfilm für den Schweizer Filmpreis QUARTZ 2009 nominiert wurde. Do, 17.6.2009, 18:00 Uhr: OUAGA SAGA Burkina Faso 2005 – 85 Min. – Franz. OmU – Regie: Dani Kouyaté Mit: Amidou Bonsa, Sébastien Bélem, Aguibou Sanou Ouagadougou ist die Hauptstadt von Burkina Faso. Der Name allein ist schon Musik. Ouagadougou ist aber auch das Mekka des schwarzafrikanischen Kinos, denn hier findet alle zwei Jahre das Fespaco statt, das wichtigste Festival des Kontinents. Wenn der burkinabische Theater- und Filmemacher Dani Kouyaté nun einen Film gestaltet hat, den er gewitzt „Ouaga Saga“ betitelt, so hat dies denn auch verschiedenste Gründe. Zunächst einmal ist das ganz einfach eine aberwitzige Komödie mitten aus dem Leben in Afrika, das auf der Leinwand in seiner ganzen Buntheit blüht. Es ist eine städtische Komödie, die vor Augen führt, dass ein Land wie Burkina Faso auch von einem städtischen Leben geprägt ist. Dann ist es eine Hommage ans Kino in Ouagadougou und in Afrika überhaupt, denn alles dreht sich in „Ouaga Saga“ immer wieder um den Film und den Ort, an dem die Menschen Filme anschauen und genießen.