Exklusiv zum Examen
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Exklusiv zum Examen
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MAI 2012 SONDERBEILAGE DER F I N AN CI A L TI M E S D E U T S CH L AN D Executive Education FTD/Marek Haiduk www.ftd.de/ beilagen Kirschblütenkarriere Die Europäische Union schickt junge Manager zur Fortbildung nach Japan und Korea. Dort lernen sie die Sprachen und Eigenheiten des asiatischen Marktes kennen – und sind gut gewappnet für künftige Geschäftsbeziehungen ........................................................................................................................ Wenn Michael Löfflad morgens zur Arbeit kommt, sagt er nicht „Hallo“ oder „Guten Morgen“. Das würde wahrscheinlich auch kaum einer seiner Kollegen richtig verstehen. Bei ihm heißt es „Konnichiwa“ – als Begrüßung auf Japanisch. Löfflad ist seit 2008 Chef der japanischen Niederlassung von Würth, Weltmarktführer im Handel mit Schrauben und Werkzeug. Am Standort in Yokohama, der zweitgrößten Stadt nach Tokio, ist der 46-Jährige verantwortlich für 50 japanische Mitarbeiter. Die Geschäftssprache ist zu 90 Prozent Japanisch, mit Kunden verkehrt er ausschließlich in der Landessprache. „Ich kann mich heute völlig frei und ohne Barrieren auf allen Ebenen der japanischen Wirtschaft bewegen“, sagt der gebürtige Münchner, der nun seit rund elf Jahren in Fernost lebt. Zu verdanken habe er das vor allem einem Weiterbildungsangebot der Europäischen Union. Die Rede ist vom „Executive Training Programme“ (ETP). Führungskräfte und Unternehmen aus Europa sollen sich damit intensiv auf geplante Geschäfte auf dem asiatischen Markt vorbereiten können. Bereits seit 1979 schickt die EU dazu jährlich junge Manager mit eigenen Mitteln nach Japan. Korea ist seit 2002 im Programm. Die Union will so vor allem mehr europäische Unternehmen für zwei ihrer wichtigsten Exportmärkte begeistern sowie sprachliche und kulturelle Barrieren abbauen. Zu den typischen Teilnehmern zählen Führungskräfte im Alter von Ende zwanzig bis Ende dreißig. Dazu kommen großes kommunikatives Geschick, ausgeprägter Teamgeist, hohe Lernbereitschaft und eine internationale Ausrichtung. Wer sich bewirbt, muss zunächst zum Assessment Center nach Brüssel. Am Ende werden maximal 45 Teilnehmer für das Japanprogramm und bis zu 15 weitere für Korea zugelassen. „In der heutigen globalen Geschäftswelt ist das Bewusstsein für interkulturelle Besonderheiten unerlässlich für den internationalen Erfolg“, sagt Jusuke JJ Ikegami, Koordinator des Japanprogramms und Professor an der japanischen Waseda Universität. Deshalb startet die insgesamt 45-wöchige Fortbildung auch mit einer Einführungsveranstaltung zu Kultur, Geschichte und Gesellschaft Japans oder Koreas. Für knapp acht Monate geht es anschließend an eine Universität im jeweiligen Land zu Sprach- und Wirtschaftskursen. Den Abschluss macht ein dreimonatiges Praktikum bei einem japanischen oder koreanischen Unternehmen. Löfflad ist besonders überzeugt von der intensiven Sprachausbildung. Von 9 bis 15.30 Uhr büffelte er täglich Fernost im Fokus Deutsche Direktinvestitionen in Japan und Korea in Mrd. € Japan Korea 10,60 8,93 8,11 4,22 2008 4,60 2009 5,88 2010 FTD/jst; Quelle: Deutsche Bundesbank 2012 Lara Sogorski in einer Drei-Mann-Klasse. Jeden Tag wurden die Hausaufgaben kontrolliert und zudem zwei Tests geschrieben. „Nach einer Weile findet man Gefallen an der Geschwindigkeit des Lernens, und ich bin heute überzeugt, dass es nur durch diese intensive Betreuung überhaupt möglich war, in einem solch kurzen Zeitraum die Sprache mehr oder weniger fließend sprechen zu lernen.“ Geholfen habe auch die Zeit bei Gastfamilien, um das Erlernte in der Praxis einzuüben. Sein Praktikum absolvierte der 46-Jährige bei Nippon Cable, einem sehr alten, traditionell geprägten japanischen Unternehmen. Anders als bei Firmen wie Sony, Nissan Motor oder Samsung sprach hier niemand Englisch. „Das war zu Beginn sehr schmerzvoll, aber äußerst hilfreich für den Lernfortschritt.“ Die ersten Meetings waren hart: „Es dauerte einige Zeit, bis ich mich an die unterschiedliche Sprachgeschwindigkeit und das Vokabular in Unternehmen gewöhnt hatte.“ Andererseits durfte er von Anfang an mit dem Eigentümer an einem Tisch sitzen und lernte etwa, wie in einem japanischen Unternehmen Entscheidungen gefällt werden. Zudem kann sich die Zeit auch beruflich auszahlen. Manche Teilnehmer bauen enge Freundschaften zu ihren Praktikumsbetrieben auf, die sich zum Teil zu Geschäftsbeziehungen entwickeln. So arbeitete etwa ein Teilnehmer während seines Praktikums bei Sony offiziell an der Entwicklung eines neuen Produkts mit. Auch Eberhard Bähr ist ehemaliger ETP-Teilnehmer. Vor seiner Zeit als Leiter der japanischen Abteilung Animal Health bei Bayer Health Care arbeitete er noch zweimal in unterschiedlichen Funktionen in Japan. Dabei profitierte er in beiden Fällen von den im EU-Programm gewonnenen Sprach- und Japankenntnissen. Die Eingewöhnungszeit für Neuankömmlinge sei in Japan normalerweise im Vergleich zu anderen Ländern ungewöhnlich hoch. „Die Programmteilnehmer sind dagegen in der Lage, sofort einen positiven Beitrag zu leisten“, erläutert er. Erleichterter Einstieg Bis heute haben mehr als 1000 Führungskräfte teilgenommen. Davon befassen sich laut Europäischer Kommission heute noch 83 Prozent mit der Wirtschaft in Fernost. „Eine Reihe großer Unternehmen vertraut auf die Leistung von ETP-Absolventen bei ihren Positionen für Führungskräfte“, weiß Löfflad, der auch Vorsitzender der Vereinigung für ehemalige Teilnehmer (ETP Association) ist. Und auch für die Betriebe lohnt es sich: „Am Ende verfügt ein teilnehmendes Unternehmen über eine realistische Strategie, um in den jeweiligen Markt einzusteigen“, sagt Tung-Lai Margue, Leiter der Abteilung Foreign Policy Instruments Service (EEAS) der Europäischen Kommission. Japan ist derzeit nach China der zweitgrößte Exportmarkt für deutsche Produkte in Asien. Und über eine dortige Präsenz kommen Unternehmen immer häufiger mit Japanern auf Drittmärkten ins Geschäft. „Der Umsatz vieler deutscher Unternehmen mit Japanern außerhalb Japans übersteigt den dortigen Umsatz oft um ein Vielfaches“, berichtet Manfred Hoffman, Delegierter der Deutschen Wirtschaft in Japan. Einerseits können Fir- ............................................................................................................. „Ich kann mich heute völlig frei und ohne Barrieren auf allen Ebenen der japanischen Wirtschaft bewegen“ MICHAEL LÖFFLAD, Chef der japanischen Niederlassung von Würth ....................................................................................................... INHALT ....................................................................................................... Wirtschaftsprüfer Weshalb die vier größten Firmen der Branche zusammen mit Hochschulen einen eigenen Masterstudiengang initiiert haben. Seite 2 Luxusmanager Wie die europäische Luxusgüterbranche ihre Führungskräfte für das spezielle Geschäft mit dem Exklusiven weiterbildet. Seite 3 Lernexpedition Was sich Manager verschiedener Generationen von einer gemeinsamen Reise ins Ausland versprechen. Seite 3 men lukrative Nischen finden, wenn sie technologisch hoch entwickelte Produkte und innovative Lösungen im Angebot haben. Aber in vielen Branchen herrscht bereits ein starker Wettbewerb. „Der Markteintritt erfordert immer intensive Vorbereitung, um sich auf die lokalen Spielregeln, die hohen Ansprüche der Kunden und die komplexen Distributionssysteme einzustellen.“ Auch der koreanische Markt ist nicht zu unterschätzen. „Die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Korea haben sich in den vergangenen Jahren stark intensiviert,“ sagt Carsten Lienemann, stellvertretender Geschäftsführer der Deutsch-Koreanischen Industrie- und Handelskammer. 2011 betrug das koreanisch-deutsche Handelsvolumen 21,3 Mrd. Euro. Dagegen lag das japanisch-deutsche bei 35,2 Mrd. Euro. Ähnlich wie in Japan dreht sich die Nachfrage vor allem um High-TechProdukte. Dazu genießt die Marke „Made in Germany“ besonders hohes Ansehen bei Koreanern. „Der Handel mit einem koreanischen Kunden baut in der Regel auf einer langfristigen Geschäftsbeziehung auf“, sagt Lienemann. Ein erstklassiger Service sei dabei das A und O. „Koreanische Kunden wollen sofort bedient werden, wenn es beispielsweise ein Problem mit einem Produkt gibt oder Ersatzteile fehlen.“ Dabei akzeptierten sie auch keine deutschen Feiertage. Korea unterscheide sich kulturell doch sehr stark von Deutschland. Und nur wer ein Verständnis dafür entwickle, könne in diesem Land auch geschäftlich erfolgreich sein. „Das EU-Programm kann dafür eine gute Grundlage vermitteln.“ ................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................. FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND FREITAG, 25. MAI 2012 Executive Education B2 Exklusiv zum Examen Die vier großen Wirtschaftsprüfer haben gemeinsam mit Unis ein Studium entwickelt, das den Abschluss erleichtert In Lüneburg, wo in diesen Tagen die ersten angehenden Wirtschaftsprüfer ihr Studium aufnehmen, arbeitete man sechs Jahre an dem neuen Studiengang. Neben Fächern wie Wirtschaftsrecht und Rechnungslegung steht auch hier die Vermittlung von Soft Skills ganz oben. „Wir wollen künftigen Wirtschaftsprüfern nicht nur eine exzellente Ausbildung anbieten, sondern auch Werte vermitteln. Daher legen wir sehr großen Wert auf ergänzende Veranstaltungen und Themen, wie etwa Ethik oder Didaktik“, sagt Dörte Mody, Professorin für Betriebswirtschaftslehre an der Lüneburger Leuphana. Davon ist auch ihre Kollegin Christel Stix, Professorin für Wirtschaftsrecht in Lüneburg, überzeugt: „Bei der Arbeit mit den Kunden zählt nicht nur das reine Fachwissen – analytisches Denken und interpersonale Fähigkeiten sind ebenso gefragt.“ Nicola Schuldt-Baumgart ................................................................................................................................................................... Sie prüfen Jahresabschlüsse und Bilanzen, beraten Mandanten bei Unternehmenskäufen, Börsengängen oder Sanierungen und erstellen Ratings und Gutachten. Die Rede ist von der Königsklasse der Unternehmensberatung: der Wirtschaftsprüfung. Bislang glich die Ausbildung zum Wirtschaftsprüfer einem Marathonlauf. Nach dem Hochschulstudium, vorzugsweise der Betriebswirtschaftslehre, folgte eine mindestens dreijährige Berufspraxis, an die sich wiederum die aufwendige Examensvorbereitung anschloss. Das ist nicht mehr zeitgemäß – so lautete jetzt die Einschätzung von Experten. Gemeinsam mit ausgewählten Hochschulen und dem Institut der Wirtschaftsprüfer, dem Dachverband der Branche, starteten die vier weltweit führenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Deloitte, Ernst & Young, KPMG und PricewaterhouseCoopers in diesem Jahr einen berufsbegleitenden Masterstudiengang. Das Programm nennt sich „AuditXcellence – The Master Program in Auditing“ und soll die eigenen Ausbildungsprogramme der Prüfungsgesellschaften ergänzen. „Damit wollen wir eine zusätzliche Bindung unserer zukünftigen Führungskräfte an unser Unternehmen erreichen und der in den vergangenen Jahren steigenden Fluktuation unserer Mitarbeiter entgegenwirken“, erklärt Klaus Dyck, Partner bei Ernst & Young, die Motive der Branche. FTD/Marek Haiduk Win-Win-Situation Gute Partner, straffes Programm Für ihr Projekt haben sich die Wirtschaftsprüfer wissenschaftliche Partner aus ganz Deutschland gesucht. Bisher wird der Studiengang an insgesamt sechs Hochschulen – Lüneburg, Münster, Bochum, Frankfurt School of Finance, Mainz und Mannheim – angeboten. Ein wesentliches Merkmal des Programms ist die enge Verzahnung von Studium und Beruf. Studien- und Praxisphasen wechseln einander ab. Von November bis April arbeitet der Nachwuchs im Unternehmen. Sobald die Jahresabschlüsse stehen, wird studiert – meistens an den Wochenenden. „Damit ist eine Anwendung und Vertiefung des ge- ...................................................................... „Der Studiengang ist kein Exklusivprogramm für die Big Four“ JENS WÜSTEMANN, Mannheim Business School lernten Stoffes im Unternehmensalltag gewährleistet“, betont Dyck. Wer zum Studium zugelassen wird, entscheiden unternehmensinterne Auswahlverfahren und die Zulassungsklausuren der Hochschulen. „Es handelt sich bei dem Studiengang aber keineswegs um ein Exklusivprogramm für die Big Four. Unser Angebot ist auch für mittelständische Wirtschaftsprüfungsund Steuerberatungsgesellschaften ein ideales Weiterbildungsangebot“, betont Jens Wüstemann, Präsident der Mannheim Business School (MBS). Die Ausbildung vermittle neben den notwendigen Fachkenntnissen auch die für Führungspositionen unverzichtbaren Schlüsselqualifikationen. So sei beispielsweise zur Verbesserung der Teamfähigkeit die Gruppenarbeit ein wesentlicher Bestandteil des Studienprogramms der MBS. „Kurse, in denen Soft Skills trainiert werden, ein individuell auf den Studiengang zugeschnittenes Coachingprogramm und zahlreiche Veranstaltungen mit namhaften Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft runden unser Angebot in Mannheim ab“, beschreibt Wüstemann die Vorzüge des Programms. Es ist ein Deal, von dem alle Beteiligten etwas haben: Die vier Wirtschaftsprüfergesellschaften garantieren den Hochschulen eine Mindestteilnehmerzahl von 30 bis 35 Studierenden und die entsprechenden Studiengebühren. Die Hochschulen gewährleisten im Gegenzug eine hochwertige universitäre Ausbildung sowie die optimale fachliche Vorbereitung auf das Berufsexamen. Und auch für die zukünftigen Wirtschaftsprüfer scheint die Rechnung aufzugehen. „Neben der Vorbereitung auf die Examen werden auch wissenschaftliche Hintergründe vermittelt. Zusammen mit der eigenverantwortlichen Prüfungsvorbereitung war ich am Ende sehr gut auf die Examen vorbereitet", sagt Matthias Koeplin, Absolvent des MBS-Wirtschaftsprüferexamens von 2010 und heute Manager bei KPMG. In Mannheim haben 82 Prozent der ehemaligen Studierenden das Examen erfolgreich abgelegt. Damit liegt die Bestehensquote deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von etwa 60 Prozent. Auch Dyck von Ernst & Young zeigt sich zufrieden mit dem neuen Masterstudiengang: „Unsere bisherigen Erfahrungen in Mannheim zeigen, dass dies nicht nur die Ausbildungsdauer bis zum Wirtschaftsprüferexamen verkürzt, sondern auch zu einer höheren Erfolgsquote im Examen führt.“ Das Wichtigste drucken wir auf lachsfarbenes Papier. Reifeprüfung für die Wirtschaft. MBA in Deutschland Masterstudiengänge Berufliche Weiterbildung Ingenieure MBA – Executive Ranking Karriere in der Finanzbranche 15. 06. 2012 06. 07. 2012 24. 08. 2012 14. 09. 2012 26. 10. 2012 09. 11. 2012 Bei Interesse an einer Anzeigenschaltung wenden Sie sich bitte an: Murat Kalavaoglu 040/37 03-33 39 oder [email protected] Machen Sie aus einem Spielzeug ein Businesstool. Die FTD-App. Auch fürs iPad: www.ftd.de/iPad ............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... B3 Executive Education FREITAG, 25. MAI 2012 FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND Zeigen, was man hat Manager in maßgeschneiderten Anzügen, Notizbücher aus Straußenleder, dunkle Tische aus Mahagoni – Nein, so könne man sich den Unterricht nicht vorstellen, lacht Claudia Probst, Absolventin des Studienschwerpunkts Luxury Management an der Munich Business School. Doch auch Probst war sich zu Beginn nicht sicher, was man im Luxusmanagement lernt. Per Definition gehören Mode, Kosmetik, Uhren und Schmuck sowie Automobile dazu. Doch das Wie und Warum der Branche wurde an deutschen Hochschulen bisher wenig bis gar nicht hinterfragt. Dabei wähnt sich die internationale Luxusgüterindustrie als Fels in der Brandung: Während europäische Regierungsvertreter in kargen Räumen über die finanzielle Zukunft Europas verhandeln, rechnete die Managementberatung Bain & Company im Bereich Luxusgüter für 2011 mit einer Umsatzsteigerung von zwischen neun und elf Prozent. Das wären 191 Mrd. Euro. In Frankreich und Italien, den Wiegen der Luxusbranche, weiß man genau, dass ein solch umsatzstarker Markt kundige Manager braucht: „Die Art und Weise, ein Luxusbusiness zu führen, ist nicht vergleichbar mit der Konsumgüterindustrie. Die Codes sind andere, und es werden andere Managementfähigkeiten benötigt“, sagt Simon Nyeck, Direktor des MBA-Programms International Luxury Brand Management an der französischen Essec. Frankreich erweist sich als Luxusguru: Allein in und um Paris gibt es 15 Programme zur Weiterbildung für den erlesenen Markt. An der Essec gibt es bereits seit 1995 ein Vollzeit-MBA-Programm. Die Ausbildung, an der L’Oreal, LMVH und Hermès beteiligt sind, soll einen tieferen Einblick in die Industrie verschaffen. Die Teilnehmer bringen im Schnitt sieben Jahre Berufserfahrung mit und zahlen für das Luxuspaket rund 37 000 Euro. Seit dem letzten Jahr geht es auch kürzer: In Kooperation mit Mastercard gibt es ein viertägiges Executive Programm, dass in Singapur oder Shanghai stattfindet. Neben allgemeinem Luxus-Knowhow wird hier besonderes Augenmerk auf den chinesischen Markt gelegt. Kosten: rund 5700 Euro. Auch die SDA Bocconi in Mailand bietet in Kooperation mit der HEC in Paris ein Luxusbootcamp an: Seit letztem Jahr läuft ein zweiwöchiges Executive Programme, das in Paris und Mailand stattfindet. In flottem Tempo soll den Teilnehmern ein RundumPaket in Sachen Luxusgütermarkt vermittelt werden: Wie man sich abgrenzt. Wie man richtig kommuniziert. Und vor allem, wie es die Großen Exquisite Entwicklung Deutscher Luxusmarkt in Mrd. € 2010 2011 Automobil 4,3 Parfüm/Kosmetik 2,7 2,8 Schmuck/Uhren 2,1 2,6 5,1 FTD/jst; Quelle: Roland Berger 2012 Vivian Alterauge ........................................................................................................................ machen. Denn die Erfahrungswerte von Armani und Co. werten die theoretische Basis zusätzlich auf. Im Gegensatz zu Italien und Frankreich steckt die deutsche Weiterbildungsbranche für den Luxussektor noch in den Kinderschuhen. Das ist auch eine kulturelle Frage: „Luxus hatte in Deutschland allgemein nicht die Bedeutung wie in anderen großen europäischen Ländern und wurde eher kritisch betrachtet. Dies ändert sich aber zur Zeit merklich“, erklärt Thomas Schnädter, Geschäftsführer von Montblanc Deutschland. Wo Luxus eher hinter verschlossenen Türen gelebt wird, haben sich Hochschulen bisher schwergetan, Luxusmanagement-Programme auszubauen. Dabei sind die Jobaussichten vielversprechend: Eine Studie von Roland Berger zeigt, dass allein im letzten Jahr ein Umsatzplus von 16 Prozent erzielt wurde. „Es gibt so viele Luxusunternehmen, von denen man gar nicht glaubt, dass sie deutsch sind“, sagt Petra-Anna Herhoffer, Dozentin an der MBS. Aus diesem Grund hat sie 2009 das Schwerpunktangebot Luxusmanagement initiiert. Jährlich lernen circa 30 Studenten, worauf es bei der Arbeit in der Luxusgüterbranche wirklich ankommt. Das fängt schon im Kleinen an: Träger von Discounterschuhen etwa können sich auf einen Rüffel von Herhoffer gefasst machen. Schließlich sei ein gepflegtes Auftreten immens wichtig in der Branche. Neben dem richtigen Auftreten lernen die Manager hauptsächlich, welche Strategien im Luxusgütersektor zum Erfolg führen und was für jeden Luxusmarkt charakteristisch ist. „In den asiati- FTD/Marek Haiduk Teure Uhren, edle Geschmeide: Die deutsche Luxusbranche wächst und sucht spezielle Führungskräfte. Ein lukrativer Markt für Hochschulen schen Ländern ist das zum Beispiel die Marke“, sagt Luxusmanagerin Probst, die heute im Salesbereich eines deutschen Modeunternehmens arbeitet. „Derzeit ist das Studium noch sehr theoretisch“, gibt Dozentin Herhoffer zu. Deshalb versucht sie, ihren Zöglingen auch das notwendige Gespür für Design und ästhetisches Empfinden einzuhauchen. Ohne das geht es nicht. „Man muss die Story hinter den Produkten, die man verkauft, verinnerlichen“, meint auch Schnädter von Montblanc. Eine hohe Identifikation mit den Gütern sei – anders als in der Konsumgüterbranche – essenziell. Oder wie Herhoffer es ausdrückt: „Wer in der Luxusbranche arbeitet, braucht Leidenschaft für die Produkte.“ ............................................................................................................. „Ein Luxusbusiness zu führen ist nicht vergleichbar mit der Konsumgüterindustrie“ SIMON NYECK, Direktor International Luxury Brand Management, Essec ............................................................................................................. Dies möchte sie zukünftig auch gestandenen Luxusmanagern näherbringen: Ab Oktober dieses Jahres bietet die Munich Business School ein Executive Programme für Luxus an. Angelehnt an die Workshops an der Essec soll an sieben Wochenenden die Quintessenz des guten Luxusmanagements vermittelt werden. Auch Schnädter setzt sich für die Weiterbildung im Luxussegment ein: Erst kürzlich trat er als Gastdozent an der WHU Otto Beisheim School of Management in Vallendar auf. „Ich hoffe, dass wir bald, ähnlich wie Frankreich und Italien, eigene Programme entwickeln können, die sich ausschließlich mit der Luxusbranche auseinandersetzen.“ Darum kümmert sich zukünftig auch eine Interessenvertretung der Luxusbranche, bei der Schnädter Präsidiumsmitglied ist. Der Ausschuss möchte das Image deutscher Luxusprodukte verbessern: „Die Branche bewahrt sehr viele traditionelle Werte und Berufe, das sollte auch geschlossen nach außen kommuniziert werden", so der Montblanc-Chef. Führungskräfte auf Bildungsreise Auf einer Expedition ins Ausland sollen Jung- und Altmanager voneinander lernen Nicola Schuldt-Baumgart ........................................................................................................................ Samuel Müller, Europa-Chef von WDHB Strategic Learning, ist viel unterwegs. Er organisiert Reisen zu Themen wie „Mobile Lebensstile“ oder „Modelle sozialer Kollaboration“ und begleitet Manager nach Amerika oder Asien. Für ihn ist ein Tag perfekt, wenn alles wie am Schnürchen klappt und sich die oft wochenlange Vorbereitung einer Expedition für Topführungskräfte gelohnt hat. „Lernexpeditionen sind ein Instrument der Personal- und Unternehmensentwicklung für Führungskräfte“, sagt Müller. Dabei ginge es vor allem um das intensive Eintauchen und den direkten Austausch vor Ort. Statt in ihren Büroräumen fänden sich die Teilnehmer beispielsweise mitten im geschäftigen Treiben der indischen Metropole Bangalore wieder. Das Fremde sei ein wichtiger Aspekt: „Die kulturelle Distanz unterstützt den Lernprozess“, so Müller. Dennoch wird das Reiseziel nicht beliebig ausgewählt. „Die Wahl basiert auf einem genauen Briefing des Kunden“, so der WDHB-Experte. Dazu zählen in der Regel Großunternehmen und weltweit tätige Konzerne. Zu einem typischen Programm gehört die Teilnahme an einem Ideenworkshop mit einer Designfirma oder eine Diskussion mit Wissenschaftlern. Später sollen die Führungskräfte das Gelernte in ihrem Job anwenden. Learning Expeditions sind nach Auffassung von Experten dann erfolgreich, wenn die Unternehmensleitung dahintersteht und das Thema einer Lernreise sich mit den strategischen Unternehmenszielen deckt. Bei dem internationalen Technologiekonzern EADS schätzt man solche Reisen seit Langem. „Die Erfahrungen, die unsere Führungskräfte in den fremden Kultu- ren machen, eröffnen neue Perspektiven und stärken die Fähigkeiten, strategisch zu handeln“, sagt Louise Croquette, Manager Leadership Development & Learning bei EADS Deutschland. Dabei handle es sich bei den Programmen keineswegs um teure Spielereien für Manager. Vielmehr sei jede Reise für die Teilnehmer mit einem klaren Arbeitsauftrag verbunden, der sich aus der Unternehmensstrategie ableite. „Der Return on Investment für EADS ist beträchtlich“, so Croquette. Auch bei IBM Deutschland schätzt man solche Lernexpeditionen, jedoch möchte man diese nicht als Expeditionen bezeichnen. Seit 2008 werden im Rahmen der unternehmenseigenen Corporate-Service-Corps-Programme ....................................................................................................... IMPRESSUM ....................................................................................................... Financial Times Deutschland Am Baumwall 11 · 20459 Hamburg · Tel. 040/37 03-0 www.ftd.de; E-Mail: [email protected] Redaktion: Volker Bormann (verantw.), Barbara Domschky, Johanna Hergt Gestaltung: Nicolai Gogoll, Annika Häussler Bildredaktion: Christian Kollrich Infografik: Jens Storkan Bildbearbeitung: EBV der G+J Wirtschaftsmedien Chefin vom Dienst: Dr. Hiltrud Bontrup Korrektorat: Stefanie Helbig Verlag: G+J Wirtschaftsmedien AG & Co. KG Verlagsgeschäftsführerin: Ingrid M. 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KG, 58099 Hagen; Mannheimer Morgen Großdruckerei und Verlag GmbH, 68167 Mannheim die Mitarbeiter in Schwellenländern eingesetzt. „Wir wollen, dass unsere Mitarbeiter echte Erfahrungen machen und dabei in Projekten vor Ort helfen“, sagt Peter Kusterer, bei IBM Deutschland zuständig für das Thema Corporate Citizenship. Auch das Gefühl, als IBMer etwas Brauchbares abliefern zu müssen, ohne auf zusätzliche Ressourcen zurückgreifen zu können, führe bei den Teilnehmern zu einer neuen Wertschätzung der Teamarbeit. Dieser Zusammenhalt bliebe auch nach der Rückkehr bestehen: „Neue Netzwerke jenseits der formalen Organisationsstrukturen entstehen – davon profitiert auch unsere Firmenkultur. Sie wird schneller und innovativer und sichert unsere Wettbewerbsfähigkeit", sagt Kusterer. Die Lernreisen helfen auch beim Verständnis fremder Kulturen. Dabei muss es nicht gleich eine Fernreise sein. „Die meisten Entscheidungsträger im deutsch-französischen Umfeld wissen zu wenig über die Kultur in ihrem Nachbarland und verschenken 40 Prozent des gemeinsam möglichen Umsatzes“, sagt Marion de Vriès von SAM International. Der Vorteil einer Learning Expedition: Ein umfassender Überblick über das Land und dessen Geschäftskultur. Und die Teilnehmer können sich dabei gut auf die Zusammenarbeit in einem internationalen Projekt vorbereiten oder neue Marketingstrategien und Führungsstile kennenlernen. „Die neuen Eindrücke verbessern nicht nur die interkulturelle Kompetenz, sondern verändern auch den Blick auf das eigene Unternehmen“, sagt de Vriès. So würde Bestehendes auch mal hinterfragt und verändert – in der globalisierten Welt eine Kernkompetenz, die viele erfolgreiche Manager entweder nicht besitzen oder aber nicht einsetzen würden.