Malerisches Aix-en

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Malerisches Aix-en
28i
reise
Die Leichtigkeit des Seins in Südfrankreich
Malerisches Aix-en-Provence
Legendärer Künstlerort. Gemütliche Studentenstadt. Eleganter Sommersitz frankophiler Hollywood-Stars. Aix-en-Provence hat viele Gesichter. Wer es von seiner entspannten Seite kennen lernen möchte, besucht es außerhalb der touristischen Hochsaison. Sein kunstvolles Lebensgefühl lässt sich auch in den milden Wintermonaten
oder zu Frühjahrsbeginn erleben.
„Es war der Berg, der mich anzog, wie noch nichts
im Leben mich angezogen hatte ...“ Peter Handke
„Das kleine Versailles der Provence“
Urlaubstage in Aix sind glanzvoll. Für
die architektonische Schönheit der
Stadt ist auch heute noch die „goldene Zeit“ des 17. und 18. Jahrhunderts
verantwortlich. Damals wurde Aix mit
neuen Vierteln, Palais und Schauachsen
zum „kleinen Versailles der Provence“
aufgewertet. Im Schachbrettmuster
konzipiert, nach Pariser Vorbild, ist das
barocke Nobelviertel „Quartier Mazarin“
wie geschaffen für inspirierende Spaziergänge. Es liegt südlich vom laufstegartigen Prachtboulevard „Cours Mirabeau“, sein Herz ist der „Place des
Quatre-Dauphins“ mit pittoreskem
Brunnen und grandioser Schauachse hin
zur gotischen Kirche St-Jean-de-Malte.
Neben dieser ist das „Musée Granet“
mit acht Werken von Paul Cezanne einen Besuch wert. Der legendäre Maler
ist auch mehr als hundert Jahre nach
seinem Tod omnipräsent. Immer wieder fällt der Blick auf das bronzene „C“
des „Parcours Paul Cézanne“ am Trottoir.
Der ausgeschilderte Weg auf den Spuren
des in Aix geborenen und gestorbenen
Impressionisten (1832 – 1906) folgt
Cézanne von seinem Stammcafé „Deux
Garcons“ in die Rue Boulegon 23, wo er
1906 starb, und zum Jas de Bouffan, wo
er fast 40 Jahre lang lebte. Sein „Atelier Les Lauves“, natürlich mit Blick auf
den Sainte-Victoire, befand sich etwa
zwei Kilometer außerhalb von Aix. Es
wird heute museal geführt und kann besichtigt werden. Auch sein Stammcafé,
das „2G“, wie es Eingeweihte nennen,
hat noch immer geöffnet, dessen altehrwürdiger Louis-Philipp-Saal steht unter
Denkmalschutz. Auf Grund seiner Geschichte und seiner berühmten Gäste in
der Vergangenheit – darunter auch Zola,
Picasso oder Churchill – genießt es Kultstatus. Wirklich gerecht wird das gastronomische Angebot diesem aber nicht.
Eine wenig überzeugende Gastfreundschaft macht aus dem einstigen Künst-
lertreff eine schmucke Touristenabfertigung.
Müßiggang leicht gemacht
Um die mediterrane Leichtigkeit der Kulturmetropole aufzusaugen, gibt es viele
Gelegenheiten. An Dienstagen lockt in
der Altstadt der idyllische Gemüse- und
Delikatessenmarkt am „Place Richelme“.
Die ideale Chance um authentische Produkte der Provence zu kaufen und danach bei einem „Café au Lait“ und einem „Pain au Chocolat“ in einem der
angrenzenden Lokale den Tag auf sich
zukommen zu lassen. Der Platz ist mit
seinen netten Bars auch ein guter Ort
um einen abendlichen Aperitif, womöglich einen Pastis oder ein Glas Wein, mit
ein paar Bissen selbstgemachter Oliventapenade zu sich zu nehmen. Wer in Aix
mit offenen Augen unterwegs ist, wird
immer wieder „den perfekten Ort“ finden, um sich dem Müßiggang zu verschreiben und die Sonnenstrahlen in
einem Gastgarten oder auf einer öffentlichen Parkbank zu genießen. Die entspannte Lebenslust mediterraner Straßenszenen ist einzigartig.
Viele Ausflugsmöglichkeiten rund
um Aix
Tom Shannon, Spot
Aix ist nicht nur ein genialer Ort, um
sich im Hier und Jetzt zu verlieren.
Die Stadt bietet auch viele Möglichkeiten um die angrenzende Region zu erkunden. Die Provence ist für ihre RoséWeine weltberühmt: drei Appellationen
und 600 Winzer mit wunderschönen
Weingütern fügen sich in die hügelige
Landschaft ein. Besonders angesagt ist
das „Château La Coste“, das von der irischen Investorenfamilie McKillen gekauft, neu ausgerichtet und mit einem
eindrucksvollen Kunstzentrum erweitert
wurde. Künstler aus aller Welt werden
dazu eingeladen, ihre Ideen am Anwesen zu verwirklichen. Das Ergebnis ist
Sternekoch Bérard ...
... in La Cadière d’Azur
Provence pur im Park des
Hotel „Le Pigonnet“
ein Skulpturenpark der Extraklasse mit
Werken von Franz West, Tom Shannon,
Sean Scully, Louise Bourgeois und anderen. Eineinhalb Stunden dauert die
Führung, danach genießt man hervorragenden Wein in einem futuristischen
Hauptgebäude, konzipiert von Tadao
Ando. (www.chateau-la-coste.com)
Einen Ausflug wert ist natürlich auch der
von Aix 70 km entfernte Berg, SainteVictoire. Wer seinen Gipfel besteigen
möchte, fährt nach Vauvenargues, jenem kleinen Ort am Fuße des Berges,
in dem Pablo Picasso einst ein Schloss
besaß. Der Aufstieg dauert etwa eineinhalb Stunden, die spektakuläre Aussicht
vom Gipfelkreuz „La Croix de Provence“
entschädigt den mühsamen Weg.
Aix liegt im Zentrum der Provence, so
gut wie jede Stadt und jeder Ort ist
mühelos in kurzer Fahrtzeit erreichbar. Nach Marseille sind es gerade einmal 40 Minuten, nach Nizza eineinhalb
Stunden. Ein Geheimtipp ist ein Ausflug nach „Cardière-d’Azur“, ein kleiner
mittelalterlicher Ort im Hinterland von
Bandol. Berühmt ist dieser aber nicht
nur wegen seiner historischen Altstadt,
sondern gleichermaßen für das Michelin-Stern-Restaurant von René Bérard
und dessen Sohn Jean-Francois.
„Le Pigonnet“ – das legendäre Hotel
in Aix-en-Provence
Das „Pigonnet“ ist das älteste 5-SterneHotel der Stadt und wurde über Generationen hinweg als Familienunternehmen
geführt. Vor wenigen Monaten hat die
Familie ihr Lebenswerk verkauft Haupteigentümer ist nun Hollywood-Star Christopher Lambert, der sich damit einen
lang gehegten Wunsch erfüllt: ein eigenes Hotel nach seinen Vorstellungen umzusetzen. Und eines ist klar: Man darf
sich viel erwarten, denn Lambert wohnte
zeit seiner Schauspielkarriere ausschließlich in Hotels. Als Direktorin fungiert
seine Tochter Tatiana Halimi. Während
der familiäre Charme des Hauses erhalten
bleiben soll, setzt man gastronomisch zu
neuen Höhenflügen an. Das „Pigonnet“
soll in Zukunft für sein Restaurant gleichermaßen berühmt werden, wie es bereits für seinen traumhaften Park und
seine luxuriösen Zimmer ist. Aus diesem
Grund geht der „Highlander“ mit Küchenchef Thierry Balligand immer wieder auf
Recherchereise. Erst kürzlich war man in
Paris und testete etliche Sterne-Restaurants. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, gekocht wird authentisch provenzalisch, jedoch mit einem gehörigen
Schuss Innovation und Leichtigkeit.
Das „Pigonnet“ führt seine Gäste in
Versuchung: Es entspricht der romantischen Vorstellung von einem ProvenceUrlaub dermaßen, dass man Gefahr läuft
seine Urlaubstage ausschließlich im Ho-
Die malerischen Gassen in Aix
Luxuriöse Zimmer
im „Le Pigonnet“
tel zu verbringen. Zu verlockend ist das
Setting des traumhaften Parks mit seinem schicken Swimmingpool. Na gut,
im Winter und im Frühjahr sind Badetage ohnehin keine Option – könnte
man meinen. Da der Pool beheizt ist,
und Temperaturen um die 20 Grad ab Februar keine Seltenheit sind, bleibt das
Risiko bestehen, auf Erkundungstouren
zu verzichten und einfach in den Tag hineinzuleben. In einem gemütlichen Liegestuhl mit einem Glas Rosé und Blick
durch malerische Pinienalleen auf das
Lieblingsmotiv von Paul Cézanne. SZ www.hotelpigonnet.com
Traumküche von Thierry Balligand
Der Brunnen am Cours Mirabeau in Aix
Fotos: Le Pigonnet
Es ist Jänner. Aufgewärmt von der kräftigen Nachmittagssonne lässt sich das
herrliche Wetter bei einem gut gekühlten
Glas Rosé im mondänen Park des Hotels
„Le Pigonnet“ genießen. Viele Bäume
und Sträucher haben ihr Grün in den
Wintermonaten nicht komplett verloren
und das intensive Blau des Himmels soll
in der kalten Jahreszeit sogar noch kräftiger sein. Auch mit wenig Fantasie erinnert es an ein impressionistisches Ölgemälde. Früher oder später zieht die
Aussicht auf „den heiligen Berg“, den
Montagne Sainte-Victoire, den Betrachter in seinen Bann. „Es war der Berg,
der mich anzog, wie noch nichts im Leben mich angezogen hatte ...“, schreibt
über ihn Peter Handke in einer seiner
Kurzgeschichten und spricht damit aus,
was Künstler in der Provence seit Jahrhunderten fühlen. Kein Wunder also,
dass der Berg immer wieder zum begehrten Motiv weltberühmter Maler wie
Vincent van Gogh oder Paul Cézanne,
dem „Meister von Aix“, wurde. Letzterer malte den von Wind und Wetter abgenagten Berg insgesamt 60-mal. Eines
dieser Bilder entstand im heutigen Hotelpark des „Pigonnet“.
Christopher Lambert und sein Team