Biografiearbeit mit Kindern und Jugendlichen mit

Transcription

Biografiearbeit mit Kindern und Jugendlichen mit
Ressourcenorientierte Biografiearbeit
Erinnerungen wecken – Erfahrungen „be-greifbar“ machen
Glück ist wichtig, aber wichtiger ist Sinn.
Wilhelm Schmid
Symposium
Alter und Behinderung
Glücklich bis ans Lebensende – Gelingende Beziehung gestalten
© 2015 Karlheinz H. Arndt
„Segelplan“
 Biografisches-4-Ecken-Spiel
- Wer bin ich? Wer bist Du?
 Ressourcenorientierte Biogafiearbeit
- beziehungs- und sinnstiftend
 Ressourcen – ja, wo sind sie denn?
- biografische Arbeiten mit den Ressourcen
 Fragen... Nachsinnen...
Biografisches-4-Ecken-Spiel
Wer bin ich?
Wer bist Du?
3
Biografisches-4-Ecken-Spiel
Das war mein liebstes Schulfach:
Ecke 1: Rechnen / Mathematik
Ecke 2:
Ecke 3:
Ecke 4:
4
Turnen / Sport
Werken / Handarbeit
Geschichte / Sozialkunde / Erdkunde
Biografisches-4-Ecken-Spiel
Als Kind habe ich am liebsten gespielt mit:
Ecke 1: Puppe
Ecke 2:
Spielzeugauto
Ecke 3:
Ecke 4:
5
Ball
Wasser
Biografisches-4-Ecken-Spiel
Wenn ich zu meinem Beruf gefragt werde,
dann erzähle ich über:
Ecke 1: Ausbildung /Berufsbezeichnung
Ecke 2:
Klienten / Zielpersonen / Hilfeempfänger
Ecke 3:
Ecke 4:
6
KollegenInnen
Vorgesetzte / Gehalt
Glück ist
wichtig,
aber
wichtiger
ist Sinn.
Wilhelm Schmid
7
Biografische Benachteiligungen
8
Biografische Benachteiligungen
9
Biografische Benachteiligungen
10
Glück
ist das Einzige,
das sich verdoppelt,
wenn man es teilt.
Albert Schweitzer, dt. Theologe, Mediziner u. Philosoph, 1875 – 1965
11
Theorie zum Dasein
Pflege der Frucht und
das Einbringen der
Ernte
Aussaat,
Keimen, Wachstum
Bereitung des Bodens
12
Alter im Spannungsfeld zwischen
Gewinnen und Verlusten
Der Umgang mit Belastungen im Alter
ist von biografischen Vorerfahrungen
beeinflusst,
die vor allem mit der Verarbeitung
von belastenden,
aber auch fördernden Ereignissen
in früheren Lebensabschnitten
zu tun haben.
13
„Die Zeit,
die du für deine
Rose verloren hast,
sie macht deine Rose
so wichtig.“
Antoine de Saint-Exupéry, Der Kleine Prinz
Eine Geschichte haben!
Die Notwendigkeit „eine Biografie zu haben“
und dies anderen mitzuteilen,
ist dann gegeben,
wenn der Mensch
einer Erläuterung und einer Anerkennung bedarf,
wenn ihn
die Gesellschaft an den Rand drängt
und allein lässt
und stattdessen „Leistung“ und „Geist“ fördert.
Eine Geschichte haben
ist eine soziale Notwendigkeit.
Es kann nur existieren,
wer seine Vergangenheit belegen kann.
Eine „Geschichte zu haben“
macht Menschen individuell und in Maßen erklärbar.
Ohne darstellbare Geschichte
können wir offenbar nicht funktionieren.
Es fehlen für andere die Anschlussmöglichkeiten,
wir sind nicht sichtbar, nicht erkennbar, nicht begreifbar.
Lebensgeschichte
als Schlüssel zur Person
 sich besser verstanden fühlen
 andere besser verstehen
 tägliches Miteinander erleichtern
 Einstellungen, Verhaltensweisen werden




17
verständlicher
Zusammenhänge herstellen
Bedürfnisse früher wahrnehmen und respekieren
Interessen, Fähigkeiten wieder-beleben
Bewältigungsstrategien entwickeln
Was meint Biografie
 
Biografie ist die Lebensbeschreibung einer Person
&
zeigt wie der Mensch seine Lebensereignisse
wahrgenommen, bewertet,
&
in sein Leben eingeordnet hat,
&
welche Deutungsmuster er bevorzugt.
Begriff „Biografie“
nach Gudjons 1999, 16
„Biographie als ein in einem lebenslangen Prozess
erworbene Aufschichtung von Erfahrungen, die bewusst
oder unbewusst geronnen in unser Handeln eingehen.
Biographie ist keine ahistorische / ungesellschaftliche
„Privatsache“, vielmehr werden Erfahrungen in konkreten
geschichtlichen und gesellschaftlichen Bezügen erworben.
In der Lebensgeschichte des einzelnen Menschen spiegeln
sich die historischen / gesellschaftlichen / kulturellen und
familialen Bedingungen, vor deren Hintergrund sich die
biographischen Erfahrungen aufgeschichtet haben.“
19
Biografie & Lebenslauf
Biografie
Lebenslauf
„Innenseite des Lebens“
„Außenseite des Lebens“
retrospektiv, subjektiv
chronologisch, objektiv
sozial-emotional
kognitiv
persönlich, lebendig
sachlich, nüchtern
Bezug zu Bezugspersonen
und zur alltäglichen
Lebenswelt
Bezug zur gesellschaftlichen, kulturellen,
historischen Erwartungen
„sinnorientiert“
„faktenorientiert“
Das ist Biografiearbeit!
Ausgehend von einem ganzheitlichen Menschenbild ist
Biografiearbeit „...eine strukturierte Form der Fremd- und
Selbstreflexion in einem regelhaften professionellen
Setting, einem professionell gestalteten oder einem
intentional gesteuerten Umfeld.
In der Biografiearbeit geschieht Erinnerung, Aktualisierung und Einbeziehung der Vergangenheit in die
Gegenwart mit Blick auf eine mögliche Zukunft.
Rückblickend wird versucht, Lebenserfahrungen zu
ordnen und ihnen Bedeutungen zuzuschreiben bzw. die
bisher vorgenommenen Bedeutungen zu ergänzen,
erweitern oder zu korrigieren.
21
Das ist Biografiearbeit!
Biografiearbeit bemüht sich um Reframing, d.h.
Bekanntes in einen neuen Rahmen zu stellen und
dadurch verstehbar oder akzeptierbar zu machen. Dies
geschieht jenseits des qualitativ Messbaren.
Biografiearbeit will die biografische Kompetenz stärken,
damit der Erinnernde sich mit der eigenen Vergangenheit
auseinandersetzt und das Erinnerte als Bestandteil des
eigenen Lebens begreift.“ (Ruhe 2014, 33)
„... Durch eine Einbettung der individuellen Lebensgeschichte in den gesellschaftlichen und historischen
Zusammenhang sollen neue Perspektiven eröffnet und
Handlungspotenziale erweitert werden.“ (Miethe 2011, 24)
22
Kerngedanke der Biografiearbeit
Gegenwartsverbundenheit
Wenn Menschen mit einer geistigen Behinderung beispielsweise
darüber berichten, wie sie den Wechsel in ein Behindertenheim
erlebten und welche Bedeutung diese für ihr Leben hat, dann
haben wir es hier mit Äußerungen zu tun, auf die exakt zutrifft,
was man nach Schulze (1993b, 189) unter lebensgeschichtlichen
Äußerungen versteht. Diese Äußerungen sind vor allem
Selbstzweck, weil sie der Selbstfindung oder Selbstvergewisserung dienen und als solche von dem Bemühen um die
Erzeugung und Erhaltung der eigenen Identität bzw. eines
Selbstkonzeptes bestimmt. Es gilt auch für Menschen, die nicht
lebenslang geistig behindert waren, dass sie sich, wenn sie sich
erinnern, an solche individuellen Kategorien orientieren, die
bedeutungsvolle lebensgeschichtliche Ereignisse zum Ausdruck
bringen.
Dass diese lebensgeschichtlichen Äußerungen von Menschen mit
geistiger Behinderung nicht chronologisch verortet werden
können, berechtigt nicht zu der Aussage, dass diese Menschen
„gleichsam ein geschichtsloses Leben“ führen. (vgl. Lindmeier 2006, 18ff)
Unter dem Spiegel des Meeres,
ist es ganz still.
25
Ressourcen
 Quelle  hervorquellen
=
Innere Potenziale, Stärken, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Kenntnisse,
Geschicke, Kompetenzen, Neigungen, Talente, Erfahrungen,
unterstützende Beziehungen

Kraftquellen,
die zur Bewältigung alltäglicher Anforderungen und Lebensaufgaben von
zentraler Bedeutung sind,
auch Heilungsprozesse fördern.

aufdecken, aktivieren, stärken, verankern, verfügbar machen

Lebenserhaltung / Lebensverbesserung
psychische Gesundheit
26
Ressourcen
1. Befriedigung von Grundbedürfnisse,
2. Bewältigung altersspezifischer Entwicklungs-
aufgaben,
3. gelingende Bearbeitung von belastenden
Alltagsanforderungen,
4. Realisierung von langfristigen Identitätszielen
und damit zur Sicherung ihrer psychischen
Integrität, zur Kontrolle von Selbst und Umwelt
sowie zu einem umfassenden biopsychosozialen
Wohlbefinden.
(Herringer 2006, 3)
27
Ressourcen
Lebensgeschichte
als
Ressource
nutzen!
28
Lernziele
als
Ressource
nutzen!
Ressourcenaktivierung
Warum haben Sie diesen Bereich ausgewählt? Was hat sie angesprochen?
(Inspiration/Motivation)
Stellen Sie sich vor, dass Sie in einer Situation mit den Gegenständen sind?
Was machen Sie, damit es Ihnen dort gut geht? Welche Fähigkeiten entdecken sie (wieder)?
(Vergangenheit/Erinnerung/Aktivität)
Sind Sie dort allein oder wer ist bei Ihnen?
(Vergangenheit/Erinnerung/Beziehung)
Was sehen, hören, riechen, schmecken, Sie, was möchten sie berühren?
(Gegenwart/Sinne/Achtsamkeit)
Wie fühlen Sie sich? Welche Gefühle nehmen Sie wahr?
(Gegenwart/Innere Gefühle/Achtsamkeit)
Was brauchen Sie noch, um aus dieser Situationen Kraft zu schöpfen?
(Ressourcen)
Wie werden Sie morgen/ übermorgen damit leben?
Was wird mit dieser Kraft in absehbarer Zukunft möglich sein?
(Zukunft)
29
Fragen
 Wie geht es Ihnen jetzt?
 Was haben Sie entdecken können?
 Wie ist es Ihnen mit dieser biografischen
Methode ergangen?
 Was könnte ressourcenorientiertes biografisches
arbeiten für Ihr Arbeitsfeld bedeuten?
30
Pilotprojekt 2015-2016
KEB im Bistum Regensburg
Rahmendaten
 sechs Module mit jeweils 8 Doppelstunden
 Freitag, Beginn 14.00 Uhr bis Samstag, Ende 17.00 Uhr
Module
M 1: Grundlagen der Biografiearbeit
M 2: Biografische Selbsterfahrung und Selbstreflexion
M 3: Wertschätzende biografische Kommunikation
M4: Mit Mut und Methode biografisch arbeiten...
M 5: Didaktik des Biografischen Arbeitens
M 6: Präsentationswerkstatt Biografischer Projekte mit
Zertifizierung nach LebensMutig e.V., München
Noch Fragen?
32
Quellenangaben
Brentrup,Martin; Geupel, Brigitte (2012): Selbstwert, Selbstfürsroge und Achtsamkeit.
Dortmund: Borgmann Media.
Bucay, Jorge (2011): Drei Fragen. Wer bin ich? Wohin gehe ich? Und mit wem?. Frankfurt: S.
Fischer.
Caby, Andrea; Caby, Filip (2011): Die kleine Psychotherapeutische Schatzkiste. Teil 2. Basel:
SolArgernt Media.
Gudjons, Herbert, et al (1999): Auf meinen Spuren. Die Entdeckung der eigenen
Lebensgeschichte. 5. Auflage. Hamburg: Bergmann und Helbig.
Güllner, Manfred; Raffelhüschen, Bern (2014): Deutsche Post Glücksatlas 2014.1. Auflage,
München: Albrecht Knaus.
Hölzle, Christina; Jansen, Irma (Hrsg.) (2009): Ressourcenorientierte Biografiearbeit.
Grundlagen – Zielgruppen – Kreative Methoden. 1. Auflage, Wiesbaden: Verlag für
Sozialwissenschaften.
Literatur
Kerkhoff, Barbara, Halbach, Anne (2002): Biografisches Arbeiten. Beispiele für die Umsetzung.
Hannover: Vincentz.
Klingenberger, Hubert (2003): Lebensmutig. 1. Auflage, München: Don Bosco.
Lindmeier, Christian (2006): Biografiearbeit mit geistig behinderten Menschen. Ein Praxisbuch
für Einzel- und Gruppenarbeit. 2. Auflage. Weinheim und München: Juventa.
Osborn, Caroline u.a. (1997): Erinnern. Eine Anleitung zur Biografiearbeit mit alten Menschen.
Freiburg im Breisgau: Lambertus.
Ruhe, Hans Georg (2007). Methoden der Biografiearbeit. Lebensspuren entdecken und
verstehen. 3. Auflage. Weinheim und München: Juventa.
35