Broschüre - Fischereimanagement Simon Phillipson

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Broschüre - Fischereimanagement Simon Phillipson
Simon Phillipson (HNDipl. Fish Farming/Fisheries Management)
„Sachgerechtes Bewirtschaften,
Abfischen und Besetzen
von oberschwäbischen Weihern“
für Angler und Teichwirte
Abfischen am Neuravensburger Weiher 2007
gefördert von
1. Einführung
Die Weiher in Oberschwaben sind ein wichtiger Teil unserer Kulturlandschaft und Lebensraum einer Vielzahl von teilweise seltenen Pflanzen- und
Tierarten. Weiher sind künstliche Gewässer, die ursprünglich fast ausschließlich zur Aufzucht und Produktion von Fischen angelegt und genutzt
wurden. Heute werden sie meist mehr oder weniger intensiv fischereilich
bewirtschaftet. Diese Nutzung kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf das ökologische Gefüge eines Weihers haben.
Weiher können sich im Hinblick auf Morphologie, Wasserqualität, Nährstoffverhältnisse
und Nutzung deutlich unterscheiden. Infolge
dieser unterschiedlichen Grundvoraussetzungen sind einheitliche Aussagen über die Bewirtschaftung nur schwer zu treffen. Sie
bedürfen jedoch alle einer gewissen Pflege
und Unterhaltung, damit sie als Lebensraum
und Fischgewässer erhalten werden können.
Dennoch gibt es gewisse fischereiliche Grundregeln, welche bei der Bewirtschaftung zu beachten sind, vor allem beim Abfischen und
Besetzen eines Weihers.
Insbesondere sind auch Fische als Lebewesen
zu respektieren und entsprechend sorgsam zu
behandeln.
Das PLENUM (Projekt des Landes zur Erhaltung und Entwicklung von Natur
und Umwelt) möchte hierzu einen Beitrag leisten und hat dabei u.a. folgende allgemeine Ziele:
• Sicherung und naturnahe Entwicklung der wichtigsten Stillgewässer
und Riede.
• Sicherung und Verbesserung der biologischen Vielfalt und Erhaltung
der landschaftlichen Eigenart.
• Sicherung und Förderung von angemessenen Nutzungsmöglichkeiten.
PLENUM fördert die Beratung von Weiherbewirtschaftern vor Ort sowie
die Erstellung dieser Broschüre.
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2. Fischereiliche Bewirtschaftung
Fischzüchter oder Landwirte, Einzelpersonen oder Angelvereine können
Nutzer von Weihern sein.
Auch die Nutzungsarten sind verschieden, von der Produktion von Speisekarpfen in einheitlicher Größe bis hin zur intensiven Angelfischerei, bei der
ein Weiher von zahlreichen Tageskartenanglern frequentiert wird.
Hauptunterschiede in der Bewirtschaftung: Teichwirtschaft und Angelfischerei
2.1 Teichwirtschaft
- wenige Arten, kurze Bespannungsphasen
Die vergleichsweise intensive Produktion von
Speise- und Besatzfischen wird auch heute
noch in einigen Weihern im Haupt- oder Nebenerwerb betrieben. Erzeugt werden vor
allem Karpfen, aber auch Schleien, Hechte
oder Rotaugen. Daneben bewirtschaften auch
einige Fischereivereine ihre Weiher nach teichwirtschaftlichen Grundsätzen und produzieren Besatzfische zum Besetzen ihrer Angelge–
wässer.
Abfischen am Schwaigfurter Weiher, Bad Schussenried 2006
Merkmale einer teichwirtschaftlichen Nutzung:
• Es werden Fische einzelner oder weniger Arten, meist in jüngeren Altersklassen, in einer optimalen Anzahl eingesetzt, die nach einem bestimmten Zeitraum einen möglichst hohen Ertrag ergeben.
• Der Teichwirt versucht den Fischzuwachs zu optimieren. Teilweise wird
zugefüttert. Eine Düngung, wie sie in früheren Jahrzehnten üblich war,
wird heute an oberschwäbischen Weihern nicht mehr praktiziert.
• Die Zeiträume, in der die Weiher bespannt bleiben, sind i.d.R. nur
1-3 Jahre, sodass die Fische möglichst bald und in der erwünschten, einheitlichen Größe geerntet werden können.
• Die Produktivität eines Weihers nimmt erfahrungsgemäß mit der Länge
der Bespannungszeit ab.
• Eine regelmäßige Winterung nach dem Ablassen, als wichtiger Bestandteil der Teichpflege, dient zur Desinfektion und Mineralisierung des Bodens (Schlammabbau), zur Erhöhung der Produktivität und dem langfristigen Gewässererhalt.
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2.2 Angelfischerei
- weit verbreitet, Erholung und Freizeit
Die meisten Weiher in unserer Region werden von Anglern genutzt und
bewirtschaftet.
Als der Bedarf an Speisefischen aus regionalen Weihern gesunken ist, wurde
die teichwirtschaftliche Nutzung an den meisten Weihern aufgegeben. An
ihre Stelle trat in der 2. Hälfte des letzten Jahrhunderts die angelfischereiliche Bewirtschaftung. Diese hat damit wesentlich dazu beigetragen, die
Weiher durch entsprechende Maßnahmen weiterhin zu pflegen und zu erhalten.
Merkmale einer angelfischereilichen Nutzung:
• An Stelle des einmaligen Ertrages beim Abfischen eines Weihers steht
hier ein laufender jährlicher Fangertrag von Fischen verschiedener
Arten im Vordergrund.
• Mit Hecht, Zander, Karpfen, Wels, Barsch, Schleie oder auch Rotauge und Rotfeder als sogenannte Futterfische werden meistens
mehrere verschiedene Arten eingesetzt.
• Nach dem Bespannen und dem Erstbesatz wird oft jährlich nachbesetzt um die Erträge in den folgenden Jahren zu garantieren.
• Teilweise werden größere Fische, z.B. dreisömmrige Karpfen eingesetzt;
bei kurzen Ablass- und Winterungsrhythmen oder bei hoher Prädation
durch Kormorane oder andere fischfressende Vögel kann diese Maßnahme vorübergehend durchaus sinnvoll sein.
• Bespannzeiten bis zu 12 Jahren, teilweise auch länger, sind je nach
Nährstoffbelastung und Zustand des Weihers üblich.
Insbesondere in nährstoffreichen Weihern, die
lange bespannt sind, können sich Arten wie
Rotaugen oder Brachsen stark vermehren, was
große Auswirkungen auf den Gesamtfischbestand, das äußere Erscheinungsbild („Wasserqualität“) und die Erträge haben kann.
Entspannung am Girasweiher, Bergatreute
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Die meisten Fischereivereine haben einen
sehr guten Überblick über den Fischbestand
und nutzen jahrzehntelange Erfahrungen an
ihren Weihern, um diese im Sinne einer ordnungsgemäßen Fischerei, unter Beachtung
des Natur- und Artenschutzes, zu bewirtschaften. An manchen Weihern sind jedoch
auch Defizite bei der fischereilichen Bewirtschaftung vorhanden.
2.3 Angelfischereiliche Nutzung
- von der teichwirtschaftlichen Praxis profitieren
So unterschiedlich im Einzelnen die Nutzung von Weihern durch Teichwirte und durch Angelfischer sein mag, ein gemeinsames Ziel haben beide
Bewirtschafter:
Gutes Fischwachstum – vor allem von den jeweils gewünschten
Fischarten!
Werden die Bewirtschaftungs- und Besatzregeln eines Fischzüchters beachtet und für angelfischereilich genutzte Weiher entsprechend angepasst,
können davon auch Angelfischer profitieren.
• Nur Arten einsetzen, deren Besatz nach Fischereirecht zugelassen ist und die zu dem
Gewässer passen.
• Arten besetzen, die man ernten oder fangen will.
• Nicht überbesetzen, damit die einzelnen
Fische gut wachsen können.
• Zur richtigen Zeit die Erträge abschöpfen.
• Wenn das Fischwachstum merklich nachlässt, oder die Artenzusammensetzung von
einigen wenigen Arten wie Brachsen oder
Rotaugen dominiert wird, abfischen, wintern und neu besetzen.
Unter Beachtung dieser Regeln können die Fischerträge auch in der Angelfischerei optimiert werden.
Ziele der Weiherbewirtschaftung können sein:
• Jährlich gute Fangerträge.
• Abfischen eines Fischbestandes, der sich für Speise- oder Besatzzwecke
eignet und einen finanziellen Wert darstellt.
Weiher haben gegenüber Seen den großen Vorteil, dass man sie ablassen
und die Fische entnehmen kann. Zudem besteht in Weihern nach dem Ablassen, Wintern und Neubespannen die Möglichkeit, durch einen gezielten
Besatz den Fischbestand wie gewünscht zu gestalten. Warum sollten die
Vorteile, welche die Weiherbewirtschaftung bietet, nicht genutzt werden?
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3. Ablassen
3.1 Ablassen: ja oder nein?
Manche Angler sagen "Wir sind keine Teichwirte, wir wollen bloß angeln".
Jeder, der einen Weiher pachtet um dort zu angeln, muss sich bewusst sein,
dass eine gewisse Pflege des Gewässers notwendig ist und dazu gehört
auch das Ablassen und Wintern. Je nährstoffreicher und damit produktiver
und ertragreicher ein Weiher ist, desto häufiger sollte er abgelassen und gewintert werden.
Um den Zustand eines Weihers und seines Fischbestandes besser beurteilen zu können, sind folgende Punkte und Hinweise hilfreich:
• Fischbestand beobachten - Fangerträge aus Aufzeichnungen von
Anglern auswerten, auch Entwicklung anderer Arten berücksichtigen.
• Bei Rückgang der Angelfänge helfen nicht immer neue Besatzmaßnahmen, evtl. ist ein Ablassen, Wintern und Wiederbesatz sinnvoll.
• Eine starke Trübung und der massive Rückgang von Wasserpflanzen
können Zeichen dafür sein, dass möglicherweise einige unerwünschte
Arten überhand nehmen.
• Die Qualität des Weihers als Lebensraum kann sich nach längerer Bespannung verschlechtern, was zu einer Verminderung der Vielfalt von
Fauna und Flora führt.
Der Nährstoffgehalt ist ausschlaggebend für
die Produktivität im Weiher, er hat Einfluss auf
das Wachstum und die Größe eines Fischbestandes und somit auch auf die Fangerträge.
Nährstoffe (insbesondere Phosphate) welche
das Wachstum von Pflanzen und Tieren im
Weiher über Gebühr anfachen, kommen heute
in erster Linie von landwirtschaftlich genutzten Flächen. Vor allem bei starken Niederschlägen steigen diese Einträge extrem an. Es
wird deshalb versucht, über Beratung und eine
extensivere Nutzung kritischer Flächen diese
Einträge zu verringern.
Starke Algenblüte im Wagenhauser Weiher,
Bad Saulgau 2007 (Foto A. Trautmann)
Weiterführende Literaturhinweise mit ausführlicher Information zu dieser Thematik sind am Ende dieser Broschüre aufgeführt.
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3.2 Wie häufig ablassen
- wann ist es Zeit?
Wie häufig ein Weiher abgelassen werden soll, muss immer im Einzelfall
entschieden werden, da dies vom jeweiligen Zustand des Gewässers und
seines Fischbestandes abhängig ist.
In der folgenden Tabelle werden die Abfischerträge von zwei ähnlich großen Weihern verglichen. Beide werden angelfischereilich genutzt, ihre Bespannungszeiten und Erträge sind aufgrund einer ungleichen Nährstoffsituation jedoch sehr unterschiedlich.
Hinterweiher,
Leutkirch (8,8 ha)
Trophiestufe: eutroph
Neuravensburger Weiher,
Wangen (9,8 ha)
Trophiestufe: polytroph
Ablassen 2006, nach 11 Jahren
Ablassen 2006, nach 3 Jahren
Fischart
Gewicht [kg]
Karpfen
450
Hecht
350
Schleie
40
„Weißfische“
100
Fischart
Gewicht [kg]
Karpfen
3.170
Hecht
450
Schleie
830
„Weißfische“
2.910
Wels
75
Gesamt:
7.435
Gesamt:
940
Bei den sogenannten „Weißfischen“ handelt es sich um Brachsen, Rotaugen u.a.
Die Produktivität am polytrophen Neuravensburger Weiher ermöglichte ein enormes
Wachstum der Rotaugen (die 0+ Fische wurden vermutlich nicht mit erfasst, so dass der
tatsächliche Ertrag noch höher war). Am nährstoffärmeren Hinterweiher ist der Bestandsaufbau hingegen noch ausgeglichen.
Die Entwicklung dieser beiden Fischbestände
zeigt deutlich, wie unterschiedlich die Produktivität von Weihern sein kann. Die Ablassrhythmen beider Gewässer sind ihrem
jeweiligen Zustand angepasst. Der Ablassturnus ist für jeden Weiher individuell festzulegen.
„Weißfische“, überwiegend Rotaugen, aus dem Kreuzweiher 2007
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3.3 Ablassturnus
Viele eutrophe und angelfischereilich genutzte Weiher in Oberschwaben
werden mit einem Ablassturnus von 6 Jahren mit anschließender Winterung bewirtschaftet (Ausnahmen s.o.).
• In diesem Zeitraum kann sich ein Fischbestand natürlich entwickeln
(konform mit der Hegepflicht gemäß Fischereigesetz) und sich ein
angelfischereilich interessanter Fischbestand etablieren.
• Der Arbeitsaufwand und die Kosten für das Ablassen entstehen nur alle
6 Jahre.
• Die meisten Pachtverträge laufen 12 Jahre, d.h. der Weiher könnte im
leeren Zustand übernommen, besetzt und nach 6 Jahren und zum
Pachtende bei Pächterwechsel abgefischt werden.
Obwohl ein regelmäßiges Wintern (bei kürzerem Ablassturnus) viele positive Effekte im
Weiher hervorrufen kann, ist es oft schwer mit
der jeweiligen Nutzung zu vereinbaren. Teilweise werden hohe Pachtpreise verlangt, welche die Pächter nur durch hohe
Mitgliederzahlen oder durch den Verkauf von
Tageskarten finanzieren können.
Für manche Weiher sind Ablassturnusse von
3, 4 oder 5 Jahren notwendig.
Im Sanierungsfall mit kurzem Turnus muss die
Gute Sichttiefe (Foto P. Sieber)
Angelnutzung teilweise stark reduziert werden, folglich sind auch die Einnahmen geringer. Hier ist es ggf. angemessen, wenn der Eigentümer einen
entsprechenden Pachtnachlass gewährt: sein Weiher wird hierdurch gepflegt und erhalten.
Ein kurzer Ablassturnus
• erhöht die Produktivität des Gewässers, d.h. es sind auch mehr Zooplankton und Nährtiere vorhanden.
• bewirkt i.d.R. eine bessere Sichttiefe, so dass sich durch den Lichteinfall
größere Wasserpflanzen besser ansiedeln können. Diese stehen in Konkurrenz zu den Algen und können deren Wachstum hemmen – d.h. klareres Wasser, Wasserpflanzen und stabile Verhältnisse.
Selbst die Aufzuchtweiher (z.B. Ellerazhofer Weiher) haben, trotz eines
hohen Fischbestandes, im Vergleich zu manch lange bespannten Weihern gute Sichttiefen.
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In einigen oberschwäbischen Weihern entwickelten sich nach langer Bespannungszeit große Brachsenbestände.
Fallbeispiel: Holzmühleweiher Kißlegg (23,8 ha)
Bespannungszeit:
12 Jahre
6 Jahre
Gewicht an Brachsen:
3.200 kg
400 kg
Anteil am Gesamtbestand:
52%
10%
Auch in einigen anderen oberschwäbischen Weihern wurde beim Abfischen
nach langer Bespannungszeit ein hoher Brachsenanteil festgestellt, z.B.
Wuhrmühleweiher Kißlegg (27,7 ha) nach 14 Jahren oder Metzisweiler Weiher Bad Wurzach (26,8 ha) nach 20 Jahren.
Solche Mengen Brachsen sind weder für den Verzehr, noch für den Besatz
geeignet und müssen in einer Tierkörperbeseitigungsanstalt (z.B. in Warthausen bei Biberach) oder einer Biogasanlage verwertet werden. Es muss im
Vorfeld ermittelt werden, welcher Betrieb diese Fische abnehmen kann.
Zudem besteht die Möglichkeit, sie als Tierfutter in einen Zoo oder Tierpark
zu liefern.
Es ist sinnvoll, im Vorfeld einer unerwünschten Bestandsentwicklung
mit einer sachgemäßen Bewirtschaftung und einem vernünftigen Ablassturnus entgegen zu wirken und so die Entsorgung gesunder Fische
zu vermeiden.
Morgendämmerung – das Abfischen ist fast fertig, Holzmühleweiher Kißlegg 2006
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3.4 Weiher als Lebensraum
Winterlibelle
(Foto P. Smit)
Zwergtaucher
(Foto G. Heine)
Ablassbare Weiher sind spezielle Lebensräume. Ein kurzer Ablassturnus mit
Trockenlegung (Wintern oder Sömmern), welcher Jahrhunderte lang in
Oberschwaben praktiziert wurde, nutzt seltenen Arten wie dem Laubfrosch
oder der Winterlibelle, die sonst eher von sogenannten "Allerweltsarten"
verdrängt werden. Viele gefährdete Arten sind auf solche Gewässer angewiesen, ihr Verschwinden in den letzten Jahrzehnten hängt auch mit den
längeren Bespannungsphasen zusammen. Ebenfalls wird vermutet, dass der
starke Rückgang brütender Wasservögel an einigen Weihern mit deren langen Bespannungsphasen zusammenhängt. So sind beispielsweise Arten wie
Zwergtaucher oder Schwarzhalstaucher an manchen Gewässern mit dem
Übergang zu langen Bespannungszeiten nahezu verschwunden.
Durch das regelmäßige Wintern eines Weihers wird der Teichboden durchlüftet und somit als Lebensraum für Bodenorganismen und Wasserpflanzen verbessert. Dieser Effekt kann durch das Sömmern noch verstärkt
werden.
Eine Sömmerung erlaubt den Pflanzenarten der Teichbodenvegetation
(z. B. Eleocharis ovata – Eiförmige Sumpfbinse, gefährdet RL3) erneut zu keimen, zu blühen und zu fruchten. Diese Auffrischung der Diasporenbank
konnte in den letzten Jahren in allen gesömmerten Weihern beobachtet werden. Nachteilig war in einigen Fällen, dass der Rohrkolben während des Sömmerns großflächig aufkam. Diesem konnte jedoch durch wiederholte Mahd im
bespannten Zustand entgegen gewirkt werden (z.B. Neuweiher, Daisendorf).
Eine Sömmerung sollte, wegen der positiven ökologischen Auswirkung und
der starken Schlammmineralisierung, deshalb
als Maßnahme zur Teichpflege nicht außer Acht
gelassen werden.
Das Ablassen eines Weihers dient also nicht ausschließlich der Fischentnahme. Durch das
Trockenlegen wird das Gewässer gepflegt und
als Biotop für viele seltene Arten erhalten.
Die Fischerei geht mit dem Naturschutz
"Hand in Hand", die Bedeutung dieser Maßnahmen muss allen Bewirtschaftern bewusst
sein.
Sömmerung am Fuchsweiher, Rot a. d. Rot 2003
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Weiterführende Literaturhinweise mit ausführlicher Information zu dieser Thematik sind am Ende dieser Broschüre aufgeführt.
4. Abfischung
Das sachgerechte Abfischen eines Weihers erfordert Fachkenntnisse.
Viele Pächter besitzen diese bereits und haben sich eine Grundausstattung von Gerätschaften angeschafft. Immer wieder verläuft das Abfischen jedoch nicht optimal. Die Folgen können nicht nur unnötiger
Verlust von Fischen sein, sondern beispielsweise auch die Verunreinigung des unterhalb gelegenen Gewässers.
4.1 Vorbereitung
- auf das "Unerwartete" vorbereitet sein
Viele Wannen, Kescher und Eimer, viel Wasser und viele Helfer sind Voraussetzung für ein gutes Gelingen des Abfischens. Die Abfischung muss
sorgfältig geplant (u.U. Sachverstand einholen) und von erfahrenen Personen geleitet werden.
Wasser
Ausreichende Behälter mit Frischwasser bereitstellen, wenn möglich an
Hydranten anschließen.
Fische im Restwasser vor dem Mönch
Wasserverteilung
Wasserzufuhr
Der Wasserzulauf zum Weiher wird oft vergessen und sollte vor dem Abfischen überprüft werden. Wie viel fließt zu, kann man die Wassermenge
ggf. regeln, d.h. beim Abfischen schließen oder bei Bedarf öffnen, um Fische in einer Restwasserfläche vor dem Mönch mit Frischwasser zu versorgen?
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Sauerstoff
Sachgemäßes Abfischen, Hältern und Transportieren von Fischen ist nur
mit Zufuhr von Sauerstoff (02) möglich (die Behauptung, dass die Kiemen
der Fische durch zu viel Sauerstoff verbrannt werden können, stimmt nur
bei extrem hohen Konzentrationen, welche bei
normaler Belüftung des Wassers nie erreicht
werden).
Kompressoren sind nur ein Notbehelf und
können Sauerstoff nicht ersetzen.
Bezug von Sauerstoff
Regional bietet beispielsweise die Firma Linde
den Sauerstoff über ein gutes örtliches Vertreternetz an. Flaschen können nach Bedarf
ohne Vertrag dort geholt und wieder abgegeben werden, ob voll oder leer. Eine Liste von
Lieferstellen kann unter www.linde-gas.de abSauerstoffflaschen mit Ausströmern und Verteilern
gerufen werden, wenn man als Suchwort
"Lieferstellensuche" eingibt. Dort kann man die gewünschte Postleitzahl
eingeben und die entsprechenden Lieferstellen werden genannt.
(Zu beachten: Verschraubungen an Druckflaschen nicht mit Fett in Verbindung bringen).
Kescher mit verschiedenen Maschenweiten sind notwendig
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Ausrüstung
• Die notwendige Ausrüstung richtet sich
nach der Größe des Weihers und dem
erwarteten Abfischertrag. GFK-Behälter,
Sauerstoffausströmer, Druckminderer, Verteiler usw. können bei größeren Angelvereinen oder Fischzüchtern ausgeliehen werden. Dort können auch weitere Informationen zur benötigten Ausrüstung eingeholt
werden.
• Es werden viele Kescher gebraucht, wobei
auch kleinere Maschenweiten von 6-8 mm
für Jungfische dabei sein sollten. Da normalerweise Fische aller Größenklassen und
Sorten gemischt abgefischt werden, muss
die Maschenweite der Kescher nicht größer
als 15 mm sein.
• Günstige Fischereigeräte findet man z.B. unter www.blaschke-fischenreiten.de, Transportbehälter und Sauerstoffzubehör z.B. unter
www.linn-geraetebau.de, Netze und Kescher unter www.heberle-netze.de.
• Große Sortiertische helfen nur, wenn viele Hände sortieren. Die Fische
sollten nicht zu lange auf dem Sortiertisch liegen.
Sortiertische an Neuravensburger Weiher und Hinterweiher Leutkirch 2006
• Alle Geräte sowie Kescher, Eimer, Stiefel, Wathosen etc. müssen vor
und nach dem Abfischen desinfiziert werden. Damit die Desinfektion
wirkungsvoll ist, müssen sie zuvor gründlich gereinigt werden und es
muss auf korrekte Dosierung, Einwirkzeit und den richtigen Temperaturbereich (nur wenige Desinfektionsmittel wirken <10°C) geachtet
werden. Eine Desinfektion ist nicht
notwendig, wenn die Ausrüstungsgegenstände über einen Zeitraum
von mindestens 6 Monaten
trocken gelagert werden. Weitere
Infos zu Anwendung und Bezug
erhält man beim Fischgesundheitsdienst Aulendorf unter
Tel: 07525/942-0.
• Falls kein Strom am Weiher vorhanden ist, kann ein Notstromaggregat von Vorteil sein, um
Pumpen und ggf. Beleuchtung zu
Von einer Winde angetriebener Fischlift, Holzmühleweiher Kißlegg 2006
betreiben.
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Abfischkasten
Die meisten Weiher haben einen Abfischkasten hinter dem Mönch, was ein
einfaches und die Fische schonendes Abfischen ermöglicht.
Zu beachten ist, dass im Abfischkasten das Gitter aus senkrecht verlaufenden Stäben gebaut sein sollte, Abstand i.d.R. 12-16 mm. Es darf kein Maschendraht oder ähnliches eingesetzt werden, da diese Materialien
verstopfen und während des Abfischens nicht gereinigt werden können.
Abfischkasten aus Holz
Abfischkasten aus Beton
Geeignete Abfischgitter aus Metall oder Holz
Ungeeignetes Gitter
Ist ein Abfischen am Ablauf nicht möglich,
muss in der Restwasserfläche vor dem Mönch
(ggf. mit einem Zugnetz) abgefischt werden.
Abfischen vor dem Mönch mit Zugnetz, Hinterweiher,
Leutkirch 2006
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4.2 Durchführung
Fast alle Weiher in Oberschwaben werden im Herbst abgelassen. Im Oktober und November ist die Wachstumsphase der Fische beendet und sie sind
stark und robust. Das Wasser ist kalt und sauerstoffreich. Die Fische werden ruhig und lassen sich gut mit dem abfließenden Wasser treiben.
Tipps zur Beachtung beim Abfischen:
• Gut planen und vorbereiten, ggf. Sachverstand einholen.
• Potentielle Abnehmer finden, Fischtransport organisieren.
• Helfer sollten in ausreichender Zahl eingeteilt sein, jedoch nicht zu viele.
• Genug Becken aufstellen und früh genug befüllen, solange das Wasser
noch klar ist.
• Weiher an den Tagen zuvor weit absenken
und darauf achten, dass dem Restwasser
genug Wasser zufließt. Ohne Zufluss zum
Weiher ist besondere Vorsicht geboten. In
der Nacht vor dem Abfischen den Wasserstand beobachten und ggf. weiter absenken.
• Möglichst in den frühen Morgenstunden,
bevor es hell wird, mit dem Abfischen beginnen. Durch die Dunkelheit und das kalte
Wasser treiben die Fische zum Mönch und
schwimmen hindurch. Die verschiedenen
Fischarten kommen i.d.R. getrennt (zuerst
Zander u. Hecht, dann Weißfische, zum
Das Abfischen beginnt früh, Holzmühleweiher Kißlegg 2006
Schluss Karpfen), was das Abfischen und
Sortieren schonender und leichter macht.
Bei Tageslicht bemerken die Fische die Aktivität am Damm und schwimmen vom Ablauf weg ins Flachwasser und bleiben dort oft im Schlamm
liegen. Das Abfischen wird dadurch schwieriger und dauert viel länger.
• Keine Personen in Mönch-/Dammnähe, die Fische sollen nicht unnötig
beunruhigt werden (s.o.).
• An heißen Herbsttagen kann sich das Restwasser im Weiher sehr schnell
erwärmen. Auch deshalb sollte möglichst früh abgefischt werden.
• Möglichst den Abfluss nicht unterbrechen, sondern mit einer stetigen
Strömung laufen lassen.
• Bei starken Niederschlägen und entsprechend hoher Zulaufmenge dauert das Abfischen wesentlich länger und der Schlammaustrag kann sich
stark erhöhen. Vor dem Abfischen Wetterbericht im Auge behalten.
Ggf. sollte das Abfischen verschoben werden.
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• Besonders große Fische sollten bei geringem Rohrdurchmesser vor dem
Mönch entnommen werden (ggf. grobes Gitter davor stellen).
• Wenn das Sortieren nicht unbedingt notwendig ist, sollte darauf verzichtet werden, um den Fischen unnötigen Stress und Verletzungen zu
ersparen. Für die weitere Hälterung oder den Transport ist es erforderlich, die barschartigen Fische von anderen Arten zu trennen, da ihre
rauen Schuppen die Schleimhaut der anderen Arten verletzen kann.
Fische nur mit nassen Händen anfassen! (Weiß jeder, wird jedoch
immer wieder missachtet).
• Nach Empfehlung des Fischgesundheitsdienstes Baden-Württemberg
gilt für die Hälterung und den Transport von Fischen folgender Faustwert: 10 kg Fische pro 100 l Hältervolumen.
• Beim Umsetzen der Fische soll der Temperaturunterschied des Wassers
nicht mehr als 3°C betragen, um Schäden an den Fischen zu vermeiden.
• Es ist zu bedenken, dass alle Fische (ob Hecht o. Rotauge) Lebewesen
sind und eines sorgfältigen Umgangs bedürfen. Alle Fische müssen bei
der Abfischung vorsichtig behandelt werden, egal was mit ihnen anschließend passieren soll. Falls Fische verenden, müssen diese eingesammelt und entsorgt/verwertet werden (herumliegende tote Fische geben
ein schlechtes Image für die Fischerei).
• Der aktuelle Marktpreis für Rotaugen liegt bei ca. 3,00 €/kg (etwa wie
für Karpfen). Es ist folglich auch aus diesem finanziellen Aspekt lohnend,
entsprechend sorgsam abzufischen.
• In den meisten Fällen ist es sinnvoll, einen Teil des Bestandes zu verkaufen und einen Teil für den Neubesatz nach der Winterung zu hältern.
Hierbei können auch größere, laichfähige Fische zurückgesetzt werden.
Geeignete Hälterweiher vorab organisieren (Fischzüchter/Angelvereine).
Große Raubfische werden entnommen, Girasweiher 2006
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Abfischen am Grundweiher, Wangen 2006
5. Schlammaustrag
Beim Ablassen und anschließenden Trockenlegen eines Weihers ist der
Schlammaustrag nicht zu unterschätzen.
Bei Weihern, die lange nicht abgelassen wurden, besteht die Gefahr, dass
die unterliegenden Gewässer als Lebensräume teilweise auf mehrere Kilometer erheblich belastet werden. Ein Absterben der Fische und Kleintiere
kann dort die Folge sein.
Um den Schlammaustrag unmittelbar nach
dem Abfischen zu minimieren empfiehlt es
sich, einige Bretter in den Mönch zu stecken,
damit eine kleine Restwasserfläche entsteht.
Der zufließende Schlamm kann sich dort absetzen. Auch bei starken Niederschlägen muss
darauf geachtet werden, dass ausreichend
Bretter gesteckt sind, um die Gefahr des
Schlammausspülens zu verringern.
Der Schlammaustrag kann für die Organismen im
abfließenden Bach tödlich sein
Der Bewirtschafter haftet für Schäden
durch Schlammaustrag!
Bei größeren Weihern sind Absetzbecken erforderlich, um den Vorfluter zu entlasten.
Das Becken sollte mit einer Zufahrt geplant
werden, damit der abgesetzte Schlamm dort
ausgebaggert und abtransportiert werden
kann. Nachdem eine Schlammprobe auf
Schadstoffe untersucht worden ist, kann er
auf Ackerflächen ausgebracht werden.
Wenn ein Absetzbecken nicht vorhanden ist
oder nicht gebaut werden kann, sollte man
versuchen, beim Ablassen Grünlandflächen zu
überfluten, auf denen sich der Schlamm absetzen kann. Schlammsperren im Hauptschluss
des Baches sind nur sinnvoll, wenn der
Schlamm dort anschließend auch wieder entfernt werden kann (wasserbauliche Anlagen
dürfen nur mit Genehmigung der Unteren
Wasserbehörde errichtet werden).
Neu gebautes Absetzbecken am Stockweiher, Wolfegg 2002
Räumung des Absetzbeckens am Stockweiher nach
Abtrocknung im Frühjahr 2004
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6. Besatz
Besatzmaßnahmen müssen sorgfältig geplant werden und an den jeweiligen Weiher und Fischbestand angepasst sein, um negative Folgen für die
Fische und den Weiher zu vermeiden.
Die Erfahrungswerte der letzten Abfischungen geben dem Weiherbewirtschafter genaue Hinweise über die Entwicklung der einzelnen Arten.
Durch Verbesserungen des Zustandes und der Produktivität des Weihers
(z.B. durch regelmäßiges Ablassen und Wintern) und durch gezielte Erstbesatzmaßnahmen nach der Neubespannung, kann man einen besseren
Zuwachs der Fische erzielen und somit Besatzmaterial einsparen.
6.1 Fallbeispiel Häcklerweiher
Die Bedeutung des Erstbesatzes ist nicht zu unterschätzen, er gibt die Richtung für den Fischbestandsaufbau der kommenden Jahre vor.
Der Fischzüchter Anton Jung, welcher über Jahrzehnte lange Erfahrungen
in der Bewirtschaftung oberschwäbischer Weiher verfügt, hat folgenden
Besatzplan als Beispiel zur Verfügung gestellt:
• Häcklerweiher, 13,5 ha, geplante Bespannungszeit 3 Jahre.
• Produktivität oberschwäbischer Moorweiher max. 50 kg/ha/Jahr.
• Der Weiher wurde im Herbst 2002 abgelassen und musste wegen Baumaßnahmen im Häckler Ried gleich wieder bespannt werden (ohne
Winterung).
Häcklerweiher mit Buchsee, Fronreute (Foto: F. Hofmann)
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Häcklerweiher, Blitzenreute 13,5 ha, eutroph
Besatz - Herbst 2002 bis 2004
2005 - Ertrag nach 3 Jahren
Fischart
Gewicht [kg]
Fischart
Gewicht [kg]
2002
2004
Karpfen (K2)
380
200
Karpfen
1.400
Schleie (S2)
200
0
Schleie
150
Hecht
0
0
Hecht
450
Zander (Z2)
80
0
Zander
80
Rotauge
200
200
Rotauge
300
Barsch
55
Gesamtbesatz:
1.260 kg
Gesamtertrag:
2.435 kg
Der Besatz betrug etwa 90 kg/ha und es wurden 180 kg/ha abgefischt, was einen Fischzuwachs von 30 kg/ha/Jahr bedeutet.
Der Häcklerweiher ist ein oberschwäbisches
Gewässer mit vergleichsweise niedrigem Nährstoffeintrag, sein Besatz war den Verhältnissen angepasst.
Beim Ablassen haben sich offensichtlich
Hechte im Zulaufgraben aufgehalten und sind
nach dem Bespannen (Weiher wurde nicht gewintert) wieder in den Weiher gelangt, wo sie
sich vermehrt und entsprechenden Fraßdruck
auf die eingesetzten Arten ausgeübt haben.
Eine Zuwanderung anderer Arten aus dem Zulauf oder oberhalb liegenden Gewässern wird
auch an anderen Weihern immer wieder beobachtet.
Besatzkarpfen
6.2 Besatzmaßnahmen
Der Verband Deutscher Fischereiverwaltungsbeamter und Fischereiwissenschaftler e.V. (VDFF) hat im Herbst 2007 ein Heft über die "gute fachliche
Praxis fischereilicher Besatzmaßnahmen" veröffentlicht.
Diesem sind folgende Hinweise zum Besatz zu entnehmen:
• Bei der Planung von Fischbesatzmaßnahmen sind stets grundlegende
ökologische Voraussetzungen des Besatzgewässers zu beachten und der
im Gewässer vorhandene Fischbestand ist zu berücksichtigen.
• Zum Besatz sollten grundsätzlich junge Altersstadien (Brut, ein- und
zweisömmrige Fische) verwendet werden.
• Den Erfolg des Besatzes kontrollieren, ggf. nicht wiederholen.
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• Eine Habitataufwertung (dazu gehören auch Weiherpflege, Ablassen,
Trockenlegen) kann auch zur Ertragssteigerung führen, ohne Besatzmaßnahmen durchführen zu müssen.
• Ein Besatz mit sogenannten "Futterfischen" ist in vielen Fällen unnötig
und kann die Übertragung von Krankheitserregern in bisher gesunde
Fischbestände zur Folge haben.
"Ziel und möglicher Erfolg jeder Besatzmaßnahme sollten künftig stärker
als bisher hinterfragt werden. Eine Kosten-/Nutzen-/Risiko-Abwägung muss
zum Standardrepertoire jeder Besatzplanung werden“ (VDFF).
Abfischen Lausheimer Weiher 2001 (Foto: A. Trautmann)
Weitere Besatzempfehlungen:
Art
Hecht
Karpfen
Schleie
Alter
Größe
[cm]
Brut, fressfähig
1 cm
vorgestreckt
2 cm
1-sömmrig
15-20 cm
1-sömmrig
5-10 cm
2-sömmrig
18-28 cm
2-sömmrig
10-15 cm
St./ha od.
kg/ha
Bemerkung
1.000 St.
100 St.
20-30 St.
60-90 St.
10-30 St.
300 St.
Wenn Bestand vorhanden, oft kein Besatz nötig,
ggf. EU-Zulassung beachten
Rotauge
2-3-sömmrig
10-15 cm
5kg
Zander
2-sömmrig
15-20 cm
5-10 St.
Wels
2-sömmrig
300-500 g
1 St.
Vorschläge zu Besatzmengen (orientiert an VDFF)
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Besatzmenge nur in enger Beziehung
zu Rückfangmenge
Besatz nur in geeigneten Weihern (flach, reich
an Wasserpflanzen)
I.d.R. reicht ein geringer Erstbesatz, um einen
Bestand aufzubauen. Bei rückgehenden Fängen
evtl. Zeit abzulassen und neu zu besetzen
Besatz von Zandern in den flachen Weihern
Oberschwabens ggf. nicht sinnvoll
Notwendigkeit des Besatzes und evtl. Raubdruck
auf Fischbestand vor dem Besatz überlegen
• Aale waren früher in den oberschwäbischen Weihern verbreitet. Der
starke Rückgang von Aalen in Europa und die sehr hohen Preise für Besatzmaterial werden vermutlich dazu führen, dass der Aal in unserer Region bald nicht mehr verbreitet sein wird. Da die meisten Weiher in Forellen- und Äschenregionen münden und die Gefahr des Abwanderns
besteht, sollten Aale gemäß Fischereigesetz
nicht besetzt werden.
• Besatzmaßnahmen mit fischereilich nicht
genutzten Arten (z. B. Kleinfischarten wie
der Bitterling) sollen generell vorher mit
der Fischereibehörde abgesprochen werden
(Gefahr der genetischen Vermischung).
Durch solche Besatzmaßnahmen werden
auch Fremdarten verbreitet, z.B. wurde der
amerikanische anstatt des europäischen Bitterlings eingesetzt. Der amerikanische
Aalfang am Lindenweiher, Hochdorf 2005
Signalkrebs wurde fälschlicherweise
als Edelkrebs in freie Gewässer eingesetzt,
wo er nun teilweise erhebliche Bestände
aufgebaut hat.
• Die nicht heimischen Gras- und Silberkarpfen sind in den Gewässern Oberschwabens noch verbreitet und werden immer
wieder bei Abfischungen festgestellt.
Teils werden diese Fische versehentlich
mit Jungkarpfen eingesetzt, teils werden
sehr große Exemplare zur Pflanzenbekämpfung und zum Beangeln nach dem AbfiGraskarpfen
schen gehältert und wieder besetzt. Der
Besatz von Gewässern mit nicht heimischen Fischen bedarf nach §14 (2) Fischereigesetz einer Erlaubnis der Fischereibehörde, die im Einvernehmen mit der Naturschutzbehörde erteilt werden muss; solche
Fische müssen deshalb entnommen und
verwertet werden.
• Ein Besatz mit Regenbogenforellen ist in
den Bodenseezuflüssen (inklusive der Weiher!) zum Schutz der Seeforelle nicht erlaubt. In EU-zugelassenen Gebieten dürfen Silberkarpfen
Salmoniden zudem nur aus EU-zugelassenen Betrieben eingesetzt werden (Fischseuchen-Verordnung vom 20. Dezember 2005 BGBl. IS. 3563).
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Unabhängig davon, was besetzt wird, hat Qualität Priorität beim Besatzmaterial, d.h., die Fische müssen gesund sein. Ob anzeigepflichtige Krankheiten (VHS oder IHN bei Salmoniden, Frühlingsviraemie oder Koi-HerpesVirus bei Karpfen) oder Parasiten wie Kiemenläuse bei Schleien oder der
Befall mit Fischegeln – ein Besatz mit von Krankheitserregern befallenen Fischen kann weit reichende Folgen für den gesamten Fischbestand des Gewässers, aber auch für die gesamte Region haben.
Seit 2007 ist der Koi-Herpes-Virus auch in Baden-Württemberg eine aktuelle Gefahr, der von Koi-Karpfen auf Nutzkarpfen übertragen wird und zu
hohen Verlusten in Weihern führen kann. Es gab bereits Ausfälle. In anderen Bundesländern ist der Koi-Herpes-Virus bereits in Freigewässer gelangt.
Diese und andere Krankheiten können nicht nur von Fischen, sondern auch
mit der Ausrüstung (Kescher, Stiefel, Behälter, usw.) und dem Wasser übertragen werden. Angler sollten darauf achten, dass Stiefel und Geräte nach
dem Aufenthalt am Gewässer oder nach dem Angelurlaub im Ausland gut
gereinigt und getrocknet werden.
Der Zukauf von Besatzfischen sollte prinzipiell von regionalen EU-zugelassenen Fischzüchtern erfolgen, deren Betriebe regelmäßig vom Fischgesundheitsdienst überwacht werden. Die Fische werden regional produziert
und sind an die Verhältnisse vor Ort angepasst. Nicht zuletzt werden dadurch unnötig weite Transportwege vermieden.
Große Barsche werden in eutrophen Weihern selten gesehen
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Kontakte
• PRO REGIO OBERSCHWABEN GmbH,
Frauenstraße 4, 88212 Ravensburg, 0751/85-9610
• Fischereiforschungsstelle des Landes Baden Württemberg,
Argenweg 50/1, 88085 Langenargen, Tel. 07543/9308-0
• Fischgesundheitsdienst Aulendorf,
Löwenbreitestraße 18/20, 88326 Aulendorf, Tel. 07527/942-0
• Regierungspräsidium Tübingen, Fischereibehörde
Konrad-Adenauer-Straße 20, 72072 Tübingen, Tel. 07071/757-3342
Weiterführende Literatur
• "Fische in Baden-Württemberg - Lebensraum Seen und Weiher",
Ministerium Ländlicher Raum, 2000 (Bezug: Fischereiforschungsstelle
Langenargen)
• "Leitfaden für die Sanierung oberschwäbischer Seen und Weiher"
PRO REGIO GmbH, 2008
• "Management Stehgewässer",
Zintz, Poschlod, Landesanstalt für Umweltschutz B.-W., 1996
• "Gute fachliche Praxis fischereilicher Besatzmaßnahmen",
Verband Deutscher Fischereiverwaltungsbeamter und Fischereiwissenschaftler e.V., Bezug über [email protected]
• "Lehrbuch der Teichwirtschaft",
4. Auflage, Schäperclaus, von Lukowicz, Parey 1998
Bildautor: S. Phillipson, wenn nicht anders angegeben
In Zusammenarbeit mit der PRO REGIO OBERSCHWABEN GmbH,
dem Fischereisachverständigen des Regierungspräsidiums Tübingen
und der Fischereiforschungsstelle des Landes Baden-Württemberg.
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