Z i n g s t Divinationstechniken im Alten Ägypten (Orakel, Omina und

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Z i n g s t Divinationstechniken im Alten Ägypten (Orakel, Omina und
Fischer-Elfert
30.05. – 03.06.2012
Zingst
Divinationstechniken im Alten Ägypten
(Orakel, Omina und Traumdeutung)
Wie schon in der Vorbesprechung erläutert, macht es wenig Sinn, die Traumdeutung
losgelöst von den übrigen praktizierten Divinationstechniken zu betrachten. Zudem sind
beträchtliche Quellen dazu, besonders in Demotisch, entweder unzureichend oder noch
gar nicht ediert. Deshalb ist das Programm um die Punkte Orakel und (andere) Omina
erweitert worden.
Die aktive Mitarbeit an dem Seminar soll diesmal ohne Referate auskommen, stattdessen liegt der Focus auf dem Studium, der Lektüre der Quellen selbst (ad fontes!).
Diese werden dabei befragt nach folgenden Kritierien:
-
Alter und Genese,
Verlautbarungssituationen und »Sitz-im-Leben«,
Verschriftungskonventionen,
Applikationen (und ggf. begleitenden Vignetten) z.B. auf Tempelwänden; Papyri
oder anderen Text- und Bildträgern (Stichwort: Lesbarkeit resp.
Nichtlesbarkeit)
„accessability“: Wer hatte Zugang zu und Kenntnis von diesen Texten?
welche praktischen Auswirkungen könnte z.B. der sog. Tägewählkalender im
alltäglichen Leben gezeitigt haben? (Abgleich zwischen Prognosen und
datierten dokumentarischen Quellen (bis auf eine bibl. Ausnahme) bislang
inexistent in der Fachliteratur; probates Masterthema!)
Die Erarbeitung der angegebenen Quellen soll in Teamarbeit geschehen; Interessenten
tragen sich bitte als Gruppe unter den entsprechenden Themen ein. Das Material ist auf
der homepage unter Studiendokumente abrufbar.
Basislektüre (wird bei allen Teilnehmern als bekannt vorausgesetzt):
A. v. Lieven, „Divination in Ägypten“, in: Altorientalische Forschungen 26 (1999), 77-126
Sie unterscheidet folgende Kategorien: Orakel, Omina und Traumdeutung. Von diesen haben
traumdeutende Texte auch einen ausgeprägt „omenhaften“, d.h. Zukünftiges prognostizierenden Charakter, gehören somit strukturell zum Corpus der Omina dazu.
Do. 31.05.
Beispiele für Orakel
> Orakel = Kommunikationsmuster Mensch → Gott → Mensch
09.15 – 12:15 Das Puntorakel der Hatschesput
Amun beauftragt die Königin zur Expedition ins Gottesland
Quelle: Inschrift im Deir el-Bahari-Tempel, ed. E. Naville, The Temple of Deir el-Bahari, III
(EEF 16, 1898), Pl. 82-84; s.a. K. Sethe, Urkunde des Ägyptischen Altertums IV (1906),
342,9-348,17
Lit.:
I. Shirun-Grumach, Offenbarung, Orakel und Königsnovelle (ÄAT 24, 1993), 69-100
Team: ____________________________
12:15 - 14:00
Mittagspause
14:00 – 15:30 Orakeldekret für Djedchonsu-iuefanch
Götterdekrete aus Theben zum Schutz von Neugeborenen und Kleinstkindern vor diversen
tödlichen Gefahren
Quelle: Pap. Berlin P. 3059 (unpubl.; 3. Zwzt.) – in Transkription (wird von mir gestellt)
Lit.: vgl. I.E.S Edwards, Oracular Amuletic Decrees Vol. I-II (1960); bitte in Vol. I auch die
Introduction lesen.
Übers. zweier Exx. ins Deutsche bei C. Peust, in: TUAT Neue Folge Band 4 Omina, Orakel,
Rituale und Beschwörungen (2008), 324-330, und H.-W. Fischer-Elfert, Altägyptische
Zaubersprüche (2005), Nr. 90. – In den Bänden von Edwards (Transkr. + Photos) und (Übers.
+ Anm.) finden sich Paralleltexte, in den sämtliche Phrasen der Berliner Variante zu finden
sind. Die Texte unterscheiden sich wesentlich in der Auswahl und in der Anordnung der
Phrasen.
Team: ____________________________
15:30 – 16:00
Kaffee- und Teepause
16:00 – 17:30 Aus dem Brooklyn Oracle Papyrus
Quelle: Pap. Brooklyn 47.218.3 Kol. A.1 – B.5 = Pl. 2 -3 (Zt. Jahr 14 Psammetich I)
Gottesentscheid über den Amtswechsel eines Priesters; berühmt für seine ca. 1m lange
Vignette mit der Göttersänfte und den sie tragenden Priestern.
Lit.: R.A. Parker, A Saite Oracle Papyrus (1960), Pl. 1-3 (davon Pl. 2-3 mit dem Wortlaut des
Orakels)
Team: ____________________________
Fr. 01.06.
Beispiele für Omina
> Omen = Kommunikationsmuster [Gott] → Zeichen → Mensch
09:15-12:15
Tagewählerei / Hemerologie = Prognosen über Gute und Schlechte Tage
Quelle: zwei Papyri aus der Zeit Ramses’ II. (pCairo JdE 86667 und pSall. IV rt.). Daraus die
Einträge zu folgenden Tagen, die sämtlich Blindheit in der Götter- bzw. Menschenwelt
prognostizieren:
I. Ax.t 13 = S. 25ff.
IV. Ax.t 20 = S. 175f.
IV. Ax.t 23 = S. 180f. (vgl. Komm. zu I. Ax.t 13 und II. Ax.t 24 !)
IV. Smw 18 = S. 407f. (s. wieder zu II. Ax.t 24 !)
Lit.: C. Leitz, Tagewählerei. Das Buch HAt nHH pHyw Dt und verwandte Texte (ÄgAbh 55,
1994); dazu die Rez. von J.F. Quack, in: LingAeg 5 (1997), 277-287.
Team: ____________________________
12:15 - 14:00
Mittagspause
14:00 – 15:30
Menologie = Prognosen über die Monate des Jahres
Quelle: Holztafel aus der 18. Dynastie
Lit.: P. Vernus, Omina calendériques et comptabilité d’offrandes sur uns tablette hiératique
de la XVIIIe dynastie, in: RdÉ 33 (1981), 89-106 und 119-120; H.-W. Fischer-Elfert,
Altägyptische Zaubersprüche (2005), Nr. 88.
Daraus der Abschnitt über den I. Ax.t = Z. 1-3
Team: ____________________________
15:30 – 16:00
Kaffee- und Teepause
16:00 – 17:30
Dekane als Krankheitsboten oder der Einfluß von Gestirnen auf das Leben in Ägypten
Quelle: Naos aus der Zeit Nektanebos’ I. (380-362)
Lit.: A.S. von Bomhard, The Naos of the Decades. From the Observation of the Sky to
Mythology and Astrology 2008)
Daraus die folgenden Dekaden: Decade 1-6 = S. 112-121
Team: ____________________________
Sa. 02.06.
Traumdeutung
09:15-12:15
Lektüre des Traumbuches auf pChester Beatty III (19.-20. Dyn.)
Lit. A.H. Gardiner, Hieratic Papyri in the British Museum. Third Series. Chester Beatty Gift.
Vol. I-II; Auswahl in Übers. in: H.-W. Fischer-Elfert, Altägyptische Zaubersprüche (2005),
Nr. 86; K. Szpakowska, Behind closed eyes. Dreams and nightmares in Ancient Egypt (2003);
ead., „Demons in the dark: nightmares and other nocturnal enemies in ancient Egypt“, in: P.
Kousoulis (ed.), Ancient Egyptian Demonology. Studies on the Boundaries between the
Demonic and the Divine in Egyptian Magic (OLA 175, 2011), 63-76 (dort weitere Lit. zum
Thema)
Daraus pCh B III (BM EA 10683), Kol. 6-10 = Vol. I, 9-11 und 15-19; Vol. II, pl. 6-8
12:15 - 14:00
Mittagspause
14:00 – 15:30
Fortsetzung der Lektüre
16.00-17:30
Abschluß der Lektüre
Team: ____________________________ (in Anbetracht des Textumfangs sollte dieses
Team personell das größte sein; die Arbeit kann also auf mehrere Personen verteilt werden,
z.B. kolumnenweise)