Statement von Luk Joossens, Experte für Tabakkontrolle, Brüssel

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Statement von Luk Joossens, Experte für Tabakkontrolle, Brüssel
Statement
Luk Joossens
Pressekonferenz zum Welt-Nichtrauchertag
Berlin, 26. Mai 2009
Bildliche Warnhinweise auf Tabakverpackungen gibt es bereits in 24 Ländern1. Sie
werden im nächsten Jahr auch in der Schweiz und in Lettland eingeführt. Farbige und
Bild gestützte Warnhinweise sind viel wirksamer als Texthinweise.2 Die
Weltgesundheitsorganisation (WHO)3, 4 und der EU-Kommissar für Gesundheit5
unterstützen die bildlichen Warnhinweise. Für sie und die Europäische Vereinigung
der Krebsgesellschaften (ECL) gibt es mindestens zehn Gründe, die dafür sprechen,
bildliche Warnhinweise auf allen Tabakverpackungen abzubilden und keinen Grund,
warum man sie nicht einführen sollte.
Als erstes, führendes Prinzip nennt das FCTC (WHO-Rahmenabkommen zur
Tabakkontrolle): Jede Person sollte über die Gesundheitsfolgen, Suchtpotential und
tödliche Bedrohung informiert werden, die durch den Tabakkonsum und das
Passivrauchen entstehen (§ 1, Absatz).
Wir haben zehn Gründe ermittelt, die die Notwendigkeit von bildlichen
Warnhinweisen für Raucher rechtfertigen:
1. Auffallend:
„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“, denn ein Bild kann oft stärker wirken als
Texte.
2. Informativ:
In Kanada beinhalten bildliche Warnhinweise auch Information über die Risiken von
Impotenz. Studien in vier Ländern haben gezeigt, dass Raucher in Kanada fast
dreimal mehr der Tatsache zustimmen, dass Rauchen impotent macht, als Raucher
in den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Australien.6
3. Motivierend für aufhörwillige Raucher:
44 Prozent der Raucher in Kanada gaben an, dass die bildlichen Warnhinweise ihre
Motivation zum Ausstieg aus der Tabaksucht erhöhten.7
4. Weniger attraktiv für junge Menschen:
48 Prozent der belgischen Raucher im Alter von 15 bis 17 Jahren sagten aus, dass
die neuen Warnhinweise die Verpackungen unattraktiv machen.8
5. Wirkt unterstützend für ein umfassendes Tabakwerbeverbot:
Tabakverpackungen sind Werbeträger. Bildliche Warnhinweise sind daher ein
wichtiger Schritt zur Durchsetzung von so genannten „generischen“ Verpackungen
(Verpackungen ohne Markendesign). Diese Schritte helfen, zukünftig jede Form der
Tabakwerbung zu unterbinden.9
6. Auskunft zum Aufhören geben:
In Australien, Brasilien, Neuseeland und Singapur werden auf den
Tabakverpackungen die Telefonnummern von Beratungs-Hotlines zum Ausstieg aus
der Tabaksucht abgebildet. In den meisten europäischen Ländern werden diese
Telefonnummern nur in einem von 14 Warnhinweisen erwähnt. Die Hälfte der
Raucher in Belgien wünscht sich, dass die Beratungsnummern auf allen
Tabakverpackungen abgebildet werden. In der Schweiz ist geplant, die
Beratungsnummer auf allen Verpackungen abzubilden.
7. Wichtiges Element einer umfassenden Tabakkontrollpolitik:
Bildliche Warnhinweise auf Tabakverpackungen machen das Produkt weniger
attraktiv. Darüber hinaus informieren sie Raucher über die tabakassoziierten
Gesundheitsrisiken. Sie sind damit ein wesentlicher Bestandteil einer umfassenden
Tabakkontrollpolitik.10
8. Gesetzlich durchsetzbar:
Gemäß der Tabakprodukt-Direktive (2001/37/EC) wird EU-Mitgliedstaaten erlaubt,
bildliche Warnhinweise auf Tabakverpackungen zu verwenden. Der Gebrauch von
bildlichen Warnungen muss Bestimmungen entsprechen, die von der EUKommission am 5. September 2003 verabschiedet wurde. Hierin ist der Gebrauch
von Farbfotografien oder anderen Illustrationen als Warnhinweis auf
Tabakpauschalangeboten (2003/641/EC) geregelt.11
9. Technisch durchführbar:
Bildliche Warnhinweise auf Tabakverpackungen gibt es bereits in 24 Ländern.
10. Geringe Kosten:
Durch bildliche Warnhinweise entstehen Kosten für die Tabakindustrie, aber fast
nicht für Regierungen. Trotz dieser Argumente für die Einführung von bildlichen
Warnhinweisen bleibt die Frage unbeantwortet, warum sich Regierungen nach wie
vor sträuben, um diese Warnungen obligatorisch einzuführen. Zweifel könnten darin
begründet sein, dass viele Politiker meinen, dass der Gebrauch von schockierenden
Abbildungen nicht der beste Weg sei, um Raucher zu informieren. Dennoch: Studien
in Großbritannien haben eindeutig bewiesen, dass Bilder dann am effektivsten
wirken, wenn sie Schock, unmittelbare Betroffenheit und Mitgefühl verursachen.
Raucher sprechen auf Schockbilder an die aufrütteln und abstoßend sind.12 Studien
in Belgien haben ähnliche Resultate ermittelt: Besonders plastische und aufwühlende
Warnhinweise hinterließen den größten Eindruck.13
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1
Australia, Belgium, Brazil, Canada, Chile, Hong Kong, India, Jordan, New Zealand, Panama, Singapore, Thailand, Uruguay,
Venezuela , Romania, United Kingdom, Egypt, Cook Islands, Brunei, Malaysia (2009), Peru (2009), Kyrgyzstan (2009), Djibouti
(2009), Mauritius (2009), Iran (2009), Latvia (2010), Switzerland (2010).
2
Hammond D., Fong G.T., Borland R., Cummings K.M., McNeill A., Driezen P., “Text and Graphic Warnings on Cigarette
Packages: Findings from the International Tobacco Control Four Country Study” American Journal of Preventive Medicine
2007;32(3): 210-217.
3
World Health Organization, WHO Report on the Global Tobacco Epidemic, Geneva, February 2008.
4
Guidelines for implementation of Article 11 of the WHO Framework Convention on Tobacco Control (Packaging and labelling
of tobacco products), Geneva, 2009. http://www.who.int/fctc/guidelines/article_11.pdf.
5
Markos Kyprianou, European Commissioner for Health, The Role of Pictorial Health Warnings in Europe's Tobacco Control
Policy, Inaugural address, Photo Exhibition, The Power of Communications Against Tobacco, Bibliothèque Solvay, Brussels, 31
January 2007.
6
Hammond D, Fong GT, McNeill A, Borland R, Cummings KM, effectiveness of cigarette warning labels in informing smokers
about the risks of smoking: findings from the International Tobacco Control (ITC) Four Country Survey, Tobacco control, 2006;
15 (suppl III): 19-25.
7
Environics Research Group, Evaluation of new warnings on cigarette packs, Toronto, Ontario, January 2002.
Press release Belgian Foundation against Cancer, Première diminution significative du nombre de fumeurs en cinq ans, 22
November 2007. www.cancer.be.
9
Freeman B, Chapman S, Rimmer M, The case for the plain packaging of tobacco products, University of Sydney, 2007.
10
Research voor Beleid. Kleurenfoto's op tabaksverpakkingen - Ervaringen in andere landen. Een onderzoek in opdracht van
het ministerie van VWS, Leiden, 22 januari 2007. http://www.research.nl/index.cfm/28,4072,c,html/VGP-2745670B.pdf.
11
Official Journal of the European Union, 10 September 2003, L226/24-6.
12
Department of Health, Consultation on the introduction of picture warnings on tobacco packs, Report on consultation, London,
August 2007.
13
Press release Belgian Foundation against Cancer, Première diminution significative du nombre de fumeurs en cinq ans, 22
November 2007. www.cancer.be.
8