Bericht_Festival de film arabe_20.10.2012 - ROMANISTIK-BLOG

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Bericht_Festival de film arabe_20.10.2012 - ROMANISTIK-BLOG
Exkursion zum Festival du Film Arabe – Filmische Eindrücke aus Nordafrika
Am Samstag, den 20.10.2012 traf sich morgens um 9 Uhr eine bunte Gruppe aus 19
kinointeressierten Studentinnen und Studenten am Busbahnhof des Campus, um unter Leitung
von Frau Dr. Gilzmer einen Tagesausflug zum „Festival du Film Arabe“ zu untenehmen.Nach
ca. zwei Stunden Fahrt erreichten wir den etwa 20 km hinter Metz liegenden kleinen Ort
Fameck,
wo
das
arabische
Filmfestival alljährlich in der Cité
Social stattfindet. Bei unserer
Ankunft war der samstägliche
Markt in vollem Gange und man
glaubte sich beinahe in Nordafrika.
Um 11 Uhr starteten wir mit einer
spannenden Kurzfilmreihe, die aus
den fünf Kurzfilmen On ne mourra
pas, Brûleurs, Mollement un samedi
martin, J’ai habité l’absence deux
fois und En Héritage bestand. Die
ersten vier Kurzfilme gaben
verschiedene Einblicke in das
alltägliche Leben der Menschen in
Nordafrika, zeigten die vorhandenen Problematiken und diverse Versuche diesen zu
entfliehen, bzw. sie zu bekämpfen. Brûleurs handelt beispielsweise von einer Gruppe
jugendlicher Algerier, die mit einer Videokamera letzte Erinnerungen ihrer Heimat, Freunde
und Familie filmen, um dann nachts heimlich auf einem Boot das Land zu verlassen. Der
letzte Film, der von Organtransplantation handelt und im Science-Fiction-Stil realisiert ist,
passte thematisch nicht zu den vorhergehenden und bildete einen etwas verstörenden
Abschluss der Filmreihe.
Im Anschluss machten wir eine kleine Mittagspause, die wir in einem nahegelegenen
Kebabhaus verbrachten um dort einen Imbiss zu uns zu nehmen. Manch einer traute sich auch
an bisher unbekannte Spezialitäten heran, wie beispielweise der Sauce Andalouse oder den
Algérien. Nebenan gab es auch
einen
kleinen
arabischen
Supermarkt, in dem man sich mit
weiteren Köstlichkeiten, wie z.B.
Helva und Baklava eindecken
konnte
Nach dieser Stärkung trafen wir
uns mit Majouba Ait Bennasser,
einer Mitarbeiterin der ligue de
l’enseignement,
die
Mitveranstalter des Festivals
sind. Sie erzählte uns über die
Entstehung des Festivals und
konnte
uns
auch
einige
interessante Fakten zum Maghreb
und zum arabischen Film geben.
Unter anderem erfuhren wir, dass das Festival in diesem Jahr zum 23. Mal stattfand und dass
entweder Filme gezeigt werden, die bereits für nur kurze Zeit im Kino liefen oder solche, die
noch nie gezeigt wurden. Für das Filmfestival sollen Professionelle und Amateure des
arabischen Films zusammengebracht werden. Interessant ist auch, dass die ligue de
l’enseignement Fortbildungen für Jugendliche anbietet, die deren kritischen Blick auf Filme
schulen soll. Außerdem bilden jedes Jahr einige Schüler des Lycée de Fameck eine Jury
Jeunesse, die bei dem Festival mitarbeitet. Das Ziel des Festivals ist es, Besucher ins Kino zu
locken, die normalerweise keine Kinogänger sind, welche in Fameck die Bewohner der
umliegenden Sozialwohnungen darstellen. Nach diesem kurzen Vortrag hatten wir dann um
15 Uhr die Wahl zwischen den Filmen Indigène und Les femmes du bus 678.
In Indigène zeigt Rachid
Bouchareb das Leben und
Kämpfen
vierer algerischer
Soldaten, die im zweiten
Weltkrieg für Frankreich gegen
die
deutsche
Besatzung
kämpften. Die Gruppendynamik
unter den Soldaten
wird
aufgezeigt,
wobei
die
Unterschiede
zwischen
französischstämmigen Soldaten
und Soldaten aus den Kolonien
deutlich werden.
Der von Mohamed Diab
realisierte Film Les femmes du
bus 678 handelt von drei jeweils
aus unterschiedlichen sozialen
Milieus stammenden Frauen, die alle Opfer sexueller Übergriffe werden. Durch einige Zufälle
treffen die drei aufeinander und beschließen, gemeinsam gegen die bisher unbestraft
gebliebenen sexuellen Belästigungen zu kämpfen.
Anschließend konnten wir uns zwischen dem Film Hors la loi, der Fortsetzung von Indigenes,
und dem Film Militantes entscheiden. Letzterer begleitet Frauen durch den ersten
demokratischen Wahlkampf in Tunesien.
Zwischen den Filmen hatte man die Möglichkeit in der gemütlichen arabisch geschmückten
Sitzecke „Thé à la menthe“ zu sich zu nehmen, an einer kleinen Bude Fritten oder
Sandwiches zu kaufen oder über eine kleinen Büchermarkt zu schlendern. In der großen Halle
der Cité gab es abends außerdem ein großes Couscous-Essen, begleitet von eindrucksvoller
Live-Musik und nebenan auf einer Empore bot eine bebilderte Ausstellung weitere
Informationen über Algerien.
Zum Abschluss sahen wir noch den Dokumentationsfilm La langue de Zarah, welcher von
einer älteren Frau handelt, die aus der algerischen Region stammt, in der man die berberische
Sprache Kabylisch spricht. Sie ist vor vielen Jahren nach Frankreich gekommen, hat sich
jedoch nie in die französische Gesellschaft integrieren können oder wollen, was sich v.a. darin
äußert dass sie die Sprache nie lernte.
Nach diesem letzten Film traten wir gegen 23 Uhr erschöpft und voller neuer Eindrücke die
Heimreise an.
Wir danken Frau Gilzmer sehr herzlich für Ihr Engagement und hoffen auf viele weitere
spannende Exkursionen!