DIE ORESTIE Glossar: (die römischen und die
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DIE ORESTIE Glossar: (die römischen und die
DIE ORESTIE Glossar: (die römischen und die folgenden lateinischen Zahlen hinter den Begriffen verweisen auf den jeweiligen Band und die entsprechende Spaltenzahl im Lexikon der Antike, „Der kleine Pauly“, aus dem die Informationen zusammengefasst wurden.) Hom oder homer. = Homer, bzw. homerisch myken.= mykenisch; röm. = römisch griech. = griechisch Aischyl. = Aischylos Hes. = Hesiod Eur. = Euripides Chton. = chtonisch A Achaia/ Achaier I, 32 Die Geltung der homer. Bezeichnung für die Heimat der griech. Helden, ist in histor. Zeit eingeengt auf die thessalische, zu Phythia gehörige Perioiken-Landschaft Achaia und auf die nordpeloponn. Küstenlandschaft zwischen der W.-Grenze von Sikyon und der NO.-Grenze von Elis, die nach S. an Arkadien grenzt. Die Besiedlung setzt mit der Einwanderung der Griechen ein, ist in der myken. Blütezeit noch selten nachweisbar, dagegen für die Epoche 1230-1000 durch viele Fundorte an der Küste, in der tief landeinwärts ziehenden Anbauzone von Pharai-Chalandritsa, in der Vorhöhenzone und (zuletzt) bis ins Gebirgsland belegt. Acheron I, 45 1. Fluß in Thesprotien in Epirus im Molosser-Gebiet entspringend und in den Golf von Elea mündend, also der heutige Mavros, Lakkiotikos, dann Glykys. - 1 - 2. A. ist primär der Totenfluß, vielleicht etymol. der Fluß des Stöhnens. Als solcher wird er gegen Sonnenuntergang angesetzt und rückt mit der Erweiterung der Erdkenntnis immer weiter nach W.: zuerst nach Thesprotien, zuletzt nach NW.Europa. Die röm. Dichter folgen den griechischen Dichtern mit der Verwendung von A. für „Unterwelt“. Als myth. Gestalt wird A. mit Orphne bzw. Gorgo-Gorgyra als Gattin verbunden. Agamemnon I, 111 Ursprünglich ein an verschiedenen Orten der Peloponnes und Boiotiens verehrter Heros chthonischen Charakters, gelegentlich Beiname des Zeus. Altertümliche Verehrung genoß A. in Chaironeia in Gestalt eines hölzernen Stabes, dem der jeweilige Priester täglich Speiseopfer darbrachte. Verehrt wurde A. auch bei heißen Quellen in der Gegend von Smyrna und Klazomenai. Sein Grab zeigte man in Mykenai und Amyklai, hier im Heiligtum der Alexandra (=Kassandra). Bei Hom. erscheint A. als Sohn des Pelopiden Atreus, Bruder des Menelaos und Gemahl des Klytaimestra; seine Kinder sind Chrysothemis, Laodike, Iphianassa (nach Aristarch identisch mit Iphigenea) und Orestes. Nachdem der Troer Paris dem Menelaos die Gattin Helene entführt hat, ist A. die Seele des Rachezuges. Stesichoros machte Klytaimestra zur Hauptschuldigen und zur Mörderin ihres Gatten beim Bade; bei ihm schon tötet Orestes auf Apollons Geheiß die Mutter, nachdem die Geschwister, Elektra und Orestes, sich am Grabe des Vaters erkannt haben. Die Tragödie schließt sich in den Hauptzügen an die Darstellung der Lyriker an, bietet aber natürlich in Motivierung und Darstellung manche neue Erfindung und Übersteigerung. So führte z.B. Aischylos den bösen Geist des Atridenhauses ein. Auch wurde die Jugendgeschichte der Atriden weiter ausgebildet: Atreus ließ Aerope wegen ihrer Buhlschaft mit Thyestes ins Meer werfen. Thyestes und sein Sohn Aigisthos ermordeten Atreus und erwarben so die Herrschaft über Mykenai. A und Menelaos flüchteten nach Sparta zu Tyndareos und vermählten sich mit dessen Töchtern. Sie vertrieben Thyestes und Aigisthos, und A. wurde König in Mykenai, Menelaos in Sparta. Zur Entlastung Klytaimestras erzählt dann z.B. Eur. Iph. A. habe ihren ersten Gemahl, Tantalos, erschlagen, ihr ihr Kind entrissen und sie mit Gewalt zur Heirat gezwungen. - 2 - Aisa I, 189 Der von der Gottheit zugewiesene Schicksals“anteil“. Personifiziert als Spinnerin des Schicksalsfadens, Trägerin des Racheschwertes, Tochter der Nyx. Alastorschweren I, 230/ Alastor Dämon des auf dem Frevel ruhenden Fluches, besonders der auf dem Hause des Atreus lastende Rachegeist, der einen Frevel rächt, indem er einen neuen hervorruft, der wiederum frevelnde Rache veranlaßt. Auch der Schuldige selbst wird als A. bezeichnet. A. ist auch Beiname rächender Gottheiten wie der Erinnyen. Alkmene I, 271 Tochter des Elektryon, Königs von Mykenai (oder Tiryns) und der Anaxo (oder anderer). Über ihre Verlobung, Flucht nach Theben und den Taphierkrieg: siehe Amphitryon. Kurz vor Amphitryons siegreicher Heimkehr naht ihr Zeus in dessen Gestalt, bringt ihr als Wahrzeichen eins von dessen Beutestücken, und wohnt ihr in dreifach verlängerter Nacht bei. In derselben (oder nächsten) Nacht empfängt sie auch von dem wahren Amphitryon, und so gebiert sie Zwillinge, vom Gott den Herakles, vom Menschen den Iphikles. Aphrodite I, 425 Griech. Göttin der weiblichen Schönheit und des Liebeslebens. Bei Homer ist A. Tochter des Zeus und der Dione, einer alten indogerm. Himmelsgöttin, die im Epos schon stark verblaßt und zurückgedrängt erscheint. Anmut, Schönheit und Verführung sind in ihrer Erscheinung und Wirkung dominierend. Apollon I, 441 Griech. Gott der Mantik und Musik, dessen umfassende Kompetenz sich jedoch auf nahezu alle Bereiche göttlichen Waltens erstreckt. - 3 - Arachnaion I, 485 Kahler o.w. streichender Gebirgszug zwischen der argolischen Ebene und Epidauros, mit Altären des Zeus und der Hera, bei Aischyl. als Standort des letzten Feuersignals von Troia her genannt. Ares I, 526 Griech. Gott des Krieges, Inbegriff des blutigen Schlachtenmords und des wütenden Kampfgetümmels. Hom. nennt A. rasend, verderblich und wankelmütig, gesetzlos und verräterisch, den Menschenschlächter, der als einziger von den Göttern sich dazu erniedrigt, die Sterblichen mit eigener Hand hinzumorden und den die Gefallenen mit ihrem Blut sättigen. Artemis I, 618 Griechische Göttin, Tochter des Zeus und der Leto, Schwester des Apollon. Die olymp. Religion Homers und seiner Nachfolger läßt Gestalt und Wirkungsfeld der A. schon eingeengt erscheinen. Die unnahbare Jungfrau, die bogenbewehrte Jägerin und die Todesgöttin sind nur Teilaspekte einer aus dem Kulturbestand erschließbaren weitaus umfassenderen Wesenheit, deren Hauptmerkmale – Tierherrin, jungfräuliche Geburtshelferin, Kurotrophos, tötende, lebengebende Muttergöttin – das Bild einer großen hellenischen Potnia vermitteln. Es werden auch an der jagdliebenden hellen. Zeustochter, die im Erymanthos Ebern und Hirschen nachstellt, sich am Lärm der wilden Hetze erfreut, auf Bergeshöhen schweift und im Kreise ihrer Nymphen Reigentänze aufführt, die ambivalenten Züge der großen Förderin und Vernichterin des Lebens noch sichtbar: sie verleiht den Frauen rasche und schmerzlose Geburt, ist Säugamme und Schützerin des wilden Getiers, aber auch Patronin der Pferde, ferner himml. Kurotrophos, Gefährtin des keuschen Jägers Hyppolitos, dem die Jugend Troizens das Haar weihte. Darüber hinaus ist sie ganz allgemein die große Heilerin und Retterin. Auf Delos, wo sie im Bannkreis des Letoidenkults neben dem Bruder Apollon Anteil an dem alten min. Keraton-Altar hatte, brachten ihr die Frauen Haaropfer dar. Die konträre Einheit der Jungfrau-Mutter hat A. ebenso wie die Rolle der Tierherrin aus dem rel. - 4 - Vorstellungsgut des mittelmeerisch-vorderasiat. Raumes mitgebracht. Die Wurzeln dieser Einheit liegen in der wesenhaften Verbundenheit mit Erde, Wasser und Vegetation. Ate I, 673 Die „Verblendung, Schuld“. Bei Hom. ist A. Tochter des Zeus, die, aus dem Olymp auf die Erde verstoßen, die Menschen mit verderblichen Schäden heimsucht. Bei Hesiod wirkt A. als Tochter der Eris neben der Dysnomia eher allegorisch; rein ethisch-begrifflich aufgefaßt erscheint sie in Solons Musenelegie. Kräftigere dämonische Züge verleiht ihr Aischylos. Athena/Athene Griech. Göttin, Tochter des Zeus. Der Sage nach mutterlos seinem Haupt entsprungen verkörpert sie den Typus der männergleichen, mit physischer Kraft und geistiger Energie begabten kämpferischen Jungfrau. Eine in indoatlantischer Sprach- und Kulturschicht beheimatete bewaffnete Hierodulengöttin als Vorfahrin der hellen. Pallas zu erschließen, erscheint im Zusammenhang mit Artemis aufgewiesene göttliche Amazone und Hierodule des vorderasiatisch-mediterranen Raumes beachtenswert. Die neuerdings wieder vorgetragene Ansicht, A. sei ein von der Stadt hergeleitetes Ortsappelativ, Pallas A. bedeute also „das Mädchen aus Athen“ kann nur bedingt aufrecht erhalten werden. Die Knossos-Tafeln sichern mit dem Beleg A-ta-na po-ti-ni-ja für die mttelmykenische Periode (ab 1500 v.Chr.) die gemeinhellen. Verehrung einer „mächtigen Herrin A.“, deren Zentrum und Ausgangspunkt das damals recht unbedeutende Athen schwerlich gewesen sein kann. In dieser kämpferischen Potnia des myken. Kriegeradels dürften idg. und mittelmeer. Vorstellungen vermischt sein. Zu den ersteren wird man die dem „hochdonnernden“ Himmelsvater entsprossene, echtbürtige Tochter, die von ihm bevorzugte und ihm allein gehorsame helläugige Schildjungfrau rechnen, aber auch die gewaltige Streitwagenlenkerin und Herrin der Pferde, welche die Aigis, die Blitzwaffe des Gewitterherrn Zeus, schwingend unter den erobernden achäischen Heerkönigen zur Schlacht auszog, ihre Scharen antrieb, ihre Einzelkämpfer schirmte und ihnen die Beute sicherte. Sie thronte ob zu Mykenai oder Athen, auf den von - 5 - Ringmauern umgebenen Burgen und Herrensitzen dieser Fürsten, ein so wichtiges Faktum, dass es von Homer auf das achäerfeindliche Troia abgespiegelt wurde. Doch von den Palastnumen und der Schildgottheit abgesehen, gibt es noch anderweitige Anteile der mediterranen Religion an der Gestalt der A. Ihr Schlangenattribut, ihre Vogelepiphanien, die nicht selten in Beziehung zum Meer stehen, der im Eulen- und Olivensymbol möglicherweise noch nachklingende Konnex mit Baum- und Tierkult lassen wesentliche Aspekte der großen weiblichen Gottheit des Mittelmeerraumes erkennen. Zu diesem Erbe gehört auch das Gorgoneion der Aigis, mit dem zugleich die strahlenäugige Zeustochter ihrer überwundenen ägäischen Vorgängerin, der chton. Medusa, etwas von der Vernichtungskraft des dämon. Blicks abgewonnen hat, der die lichte Klarheit ihrer olymp. Natur zuweilen trübt. Hinweis auf den Athos und seine Erklärung der A.-Geburt aus dem Haupt des Zeus als Aufstieg der ägäischen Höhengöttin aus ihrem Berg bekommt Hintergrund, wenn man einerseits an die min. Felsenherrin Diktynna-Britomaris, andererseits an die Schwangerschaft anatol. Berggottheiten in hurrit. Mythen denkt. Die geneal. Verknüpfung des idg. Himmels- und Wettergottes mit der altägäischen bewaffneten Berggöttin deutet eine Präponderanz des patriarchal. Prinzips gegenüber maternaler Urkraft an. Kühle und Klarheit des Verstandes, Rat und praktische Hilfe, Eigenschaften, die nicht erst bei der Begleiterin des Dulders Odysseus, sondern schon bei der kraftvollen Kämpferin der Ilias auftreten, schlagen die Brücke zu Hephaistos, dem Gott kunstreicher Invention. Als Hephaisteia und Ergane hat sie den geistigen und wirtschaftlichen Aufstieg ihrer Stadt begleitet; ihr Symboltier, die Eule, ist zum Wahrzeichen abendländischer Weisheit und Erfindungsgabe geworden. Athos I, 707 Der Name ist sicher vorgriechisch, wahrscheinlich thrakisch. Der höchste Berg auf der östlichsten der drei chalkidischen Landzungen der Halbinsel Akte, die später fast durchweg Athos hieß. Die Athoshalbinsel ist über 45km lag und hat eine Gesamtfläche von etwa 321qkm. Mit dem Festland ist sie nur durch eine niedrige und kaum 2km breite Landenge verbunden. Den größten Teil der Halbinsel nimmt ein einziger mächtiger, mit üppigem Wald bewachsener Bergrücken ein. A. ist berühmt durch den Schiffbruch, den die pers. Flotte unter Maronios 492 hier erlitt, ferner durch - 6 - den Kanalbau des Xerxes. Die Bevölkerung bestand aus Pelasgern, Thrakern und Griechen. Atriden/Atreus, I, 714 f Enkel des Tantalos, Sohn des Pelops und der Hippodameia. Mit seinem Bruder Thyestes ermordet er den Steifbruder Chrysippos. Von Pelops verflucht, gehen sie nach Argos. Die Feindschaft der Brüder entzündet sich an einem Lamm mit goldenem Fell, das einst in der Herde des A. erschien und das dieser trotz eines Gelübdes an Artemis als Unterpfand der Herrschaft über Mykenae behielt. Thyest entwendet es ihm mit Hilfe der Frau seines Bruders Aerope, die er verführt hat. A. vertreibt den Ehebrecher und stürzt Aerope ins Meer. Inzwischen hat Thyest einen Sohn des A., Pleisthenes, als eigenes Kind aufgezogen und stiftet den Herangewachsenen zur Ermordung des A. an, der aber dem Anschlag zuvorkommt und ahnungslos den eigenen Sohn tötet. Bei einer angeblichen Versöhnungsfeier setzt A. Thyest dessen eigene Kinder zum Mahle vor. Thyest verflucht ihn und die Sonne ändert ihren Lauf. Kurz darauf heiratet A. Pelopeia, nicht wissend, dass sie Thyestes Tochter ist, der diese wiederum vergewaltigt hatte. A. hält ihr von Thyestes stammendes Kind, Aigisthos, für seinen eigenen Sohn und schickt ihn, herangewachsen, zur Ermordung Thyests aus, wie vorher Thyest mit Pleisthenes verfahren war. Doch Vater und Sohn erkennen sich rechtzeitig und Aigisth erschlägt A. (nach anderen Quellen ist Aigisth zu jenem Zeitpunkt noch ein Kind im Alter von 7 Jahren). Thyest wird Herrscher von Argos. Mit Hom. betrachtet die Vulgata Agamemnon und Menelaos als Söhne des A; nach Hesiod und Aischylos stamen sie von Pleisthenes, dem Sohne des A., und A. ist ihr Ziehvater. Pleisthenes wird in verschiedener Weise in die Genealogie des Pelopidenhauses eingeordnet. In dem größten Kuppelgrab in Mykene sah schon das Altertum das „Schatzhaus des A.“ Aulis I, 754 Ortschaft an der boiotischen Küste Euboia gegenüber auf einem Felskap beim heutigen Dorf Vathy zwischen zwei Hafenbuchten, einer kleineren n. und einer größeren s., als Sammelpunkt der Griechen für den Zug gegen Troia und deshalb danach viel genannt. - 7 - C Chalkis I, 1125 + II, 397 1. Bedeutendste Stadt Euboias am Euripos, der engsten Stelle der Meerenge von Eurobia, in verkehrspolitisch wichtigster Lage. Siedlungen in der Nähe bereits seit früher Bronzezeit. Die Hauptbedeutung von Ch. lag in der archaischen Zeit. Ch. verfügte über ein ausgedehntes Landgebiet von z.T. üppiger Fruchtbarkeit, ferner war die Fischerei auch auf Purpurschnecken von Bedeutung und Handwerkszweige wie Töpferei und bes. Metallhandwerk. Von Ch. gingen viele griechische Kolonien im O. und W. aus. Chtonische Götter I,1172 Im Gegensatz zu den himmlischen Mächten des Olymp die geheimnisvollen Gewalten der Erdtiefe, deren düsteres Wirken der Grieche mit ehrfurchtsvollem Grauen anerkannte. Einerälteren, vorhom. Schicht entstammend, von meist furchterregender Erscheinung (Hunde- und Schlangengestalt), bilden sie, getrennt von der lichten Welt der Olympier, ein besonderes Reich mit eigenen, urtümlichen Ordnungen. Die Hades-Gattin Persephone zählt schon als Tochter der Getreideherrin Demeter zu den chton. Göttern. Beide sind Sonderformen der Erdgöttin, die in der Kosmologie des Pherekydes von Syros unter dem Namen Chtonie dem Himmelsgott Zas verbunden ist. An der stark ausgeprägten weiblichen Seite des Chtonischen vertreten sie den freundlichen Aspekt. Gestalen wie die Zauberin Hekate oder die Erinyen den schrecklichen. Manche großen Götter, die einen Sitz im Olymp errungen haben, tragen chton. Züge, die je nach Entwicklung un d Ausprägung der einzelnen Gestalt mehr oder weniger dominieren, so die Zeusgattin Hera, der einst hippomorphe Erdhalter Poseidon, dem Hades in vielem verwandt, der Totengeleiter Hermes; Dionysos, Gott der sich erneuernden Vegetation, aber auch Herr der Seelen. - 8 - D Daulis I, 1398 Stadt in Phokis, nach der älteren Sage Heimat des Tereus, in sehr fester Lage auf einem Ausläufer des Parnaß. Dike II, 24 Von dem bei Hom. schon manchmal gestalthaft gebrauchten Begriff der Themis hat sich D. für das Gebiet des Rechtslebens abgespalten. Bei Aischyl. vollstreckt sie Zeus Willen auf Erden ohne Ansehen der Person; ihr Attribut ist das Schwert, und sie ist von Poine, Erinys und Aisa begleitet. E Erinys II, 358 „Zorn , Rachedrang“ der Seele des Ermordeten, auch die Fluchkraft des grollenden Vaters oder der gekränkten Mutter; personifiziert als Rachedämon dem Bereich der Unterwelt zugeordnet; Tochter der Nyx. H Hades II, 903 Urspr. Bezeichnung des Gottes der Unterwelt, einer der drei Kronossöhne, der im Titanenkampf die Hadeskappe und danach bei der Teilung der Welt durchs Los die Unterwelt zugeteilt bekam. Als Zeichen seiner Herrschaft trägt H. das Zepter, als Hadeswächter auch den Schlüssel. Zu seiner Begleitung gehört der dreiköpfige Kerberos. Die andere Seite des H., die ihn zum Walter über die Schätze der Erde machte, zu dem man um Wachstum und Gedeihen flehte brachte den Wandel zum gütigen und wohltätigen Pluton zustande, der im Laufe des 5. Jhr. Und sicher unter dem Einfluss des eleusin. Kultes tatsächlich an die Stelle des H. tritt. - 9 - Helena/Helene II, 989 Vorgriech. Vegetationsgöttin, die zur sagenberühmten Heroine wurde. Eine Insel an der O.-Küste Attikas trägt ihren Namen. Die Vorstellung, dass sie Schiffern in Gestalt eines Flämmchens (St.-Elms-Feier) als gutes oder böses Vorzeichen erschiene, ist wohl von ihren Brüdern, den Dioskuren, auf sie übertragen. Aus dem reichen Sagenkranz, der sich früh um sie rankte, verrät vielleicht das Entführungs- und das Entrückungsmotiv die alte Vegetationsgöttin. Außerdem mühte sich die Sage, eine doppelte Vaterschaft (Zeus und Tyndareos) und eine doppelte Mutterschaft (Nemesis und Leda) für sie zu vereinigen. Nach den Kyprien, die Wesentliches für das Werden des H.-Mythos leisteten, ist sie Tochter der Nemesis, die vor Zeus flieht und von ihm verfolgt, schließlich in Gans- oder Schwanengestalt überwältigt, ein Ei gebiert. Diesem Ei, von einem Hirten gefunden und der Leda übergeben, entstammt H. Echte sage ist ihre Entführung durch Theseus und Peirithoos nach Aphidna in Attika, eine Weiterbildung ihre Wiedergewinnung in Theseus´ Abwesenheit durch ihre Brüder, die Dioskuren. Dem Theseus gebar sie Iphigeneia (diese Version hat sich neben der allgemeinen Ansicht, dass sie die Tochter Agamemnons und Klytaimnestras sei, behaupten können; Helene überließ ihrer Schwester Klytaimnestra Iphigeneia, die sie als eheliches Kind von Agamemnon ausgab und aufzog.) - eine Genealogie, die aus dem nachbarlichen Verhältnis der Kulte in N.-Attika oder auch in der Argolis hervorgegangen ist. Ähnlich versteht sich ihr eheliches Verhältnis zu Menelaos aus ihrem gemeinsamen Kult in Therapne. Auf den Rat des Odysseus, der selbst um H. freit, lässt Tyndareos die Freier schwören, dem, der erwählt werde, in jedem Kampf um ihren Besitz beizustehen. Aus ihrem Ehebunde mit Menelaos geht eine Tochter hervor, Hermione, nach Hesiod auch ein Sohn, Nikostratos. Es folgt die 2. Entführung durch Paris, die Sammlung der Freier zum Zuge gegen Troia, die vergebliche Gesandtschaft des Odysseus und Menelaos, der 10jährige Krieg. Nach Paris´ Tod wird sie Gattin des Deiphobos und gerät mit den Troerinnen in Gefangenschaft. Menelaos, trotz aller Rachepläne durch ihren Reiz gefangen, nimmt sie als Gemahlin mit auf die Heimfahrt; sie teilt seine Irrfahrten. - 10 - Helepolis II, 993 Belagerungsmaschine. Da sowohl die Aufführung von Dämmen wie die Erbauung von Türmen unmittelbar an der Mauer des belagerten Platzes sich als zeitraubend und seit dem Einsatz von Geschützen auch als sehr schwierig erwies, schritt man zum Einsatz von Wandeltürmen, die über eine glatte und feste Bahn an die Mauer herangeschoben wurden. Mit einer Sturmbrücke gelangten die Angreifer dann vom Turm auf die Mauer. Herakles II, 1049 Sohn des Zeus; von Hera verfolgt. Sie schickt ihm schon als Knaben Schlangen und später u.a. einen schweren Wahnsinnsanfall, in dem er seine Kinder tötet. Hermes II, 1069 Griechischer Gott, Sohn des Zeus und der Maia. Sein Name ist von dem griechischen Wort für Steinhaufen abzuleiten. Demnach wäre H. die Personifikation eines polylith. Hügelmals bzw. des ursprünglichen aus ihm herausragenden monolith. Pfeilers als Typus des Pfahlgötzen oder des verlebendigten Phallos im Bereich des anikon. Stein- oder Klotzkults. Immerhin werden, wenn man in H. ein Numen des Grenz-, Grab- und Wegsteins sieht, die wichtigen Funktionen des Hüters der Türen und Tore, der Wege und Wanderer, des Grenzgängers und nächtlichen Geleiters, auch in die Totenwelt, darin bereits angesprochen, während die offenbar sekundäre Stimmsteinaetiologie im Zusammenhang mit der Auffassung vom Steinhaufen als Fluch- und Sühnmal wohl zurückweist auf die Verbindung zwischen dem Unterweltsbezug des H. und seiner Rolle als Beseitiger weg- und lebensbedrohender Ungeheuer. I Ida II, 1336 Bergzüge s.ö. der Troas im kleinasiatischen Mysien (h. Kazdag). Lage und Begrenzung: im W. das Vorgebirge Lekton, im N. eine Höhe bei Zeleia, im S. Gargaron, an dessen Fuß der adramytt. Meerbusen mit der Stadt Gargara liegt. - 11 - Höchste Erhebung der Gargaros mit 1770 m, auf dem Kybele und Zeus verehrt wurden. Inachos II, 1384 Sohn des Okeanos und der Tethys, zugleich erster König von Argos und Stammvater der argivischen Fürsten. Entschied in dem Streit zwischen Hera und Poseidon um Argos zu Heras Gunsten und führte deren Kult ein, wofür Poseidon den Strom trocken legte . K Kalchas III, 55 Berühmter Vogelschauer und Seher der Achaier in Aulis und vor Troia, Kyprien und Ilias, Sohn des Thestor. In Aulis deutet er Sperlingszeichen auf die Dauer des troianischen Krieges, verlangt Mitnahme Achills und Opferung Iphigeneias, führt dadurch die Schiffe nach Troia, d.h. macht den Weg frei. Im 10. Kriegsjahr deutet er Apollons Zorn und fordert Rückgabe der Chryseis. Nach Späteren ist er auch an der List des hölzernen Pferdes und dem Anschlag auf Philoktetes beteiligt und fordert die Opferung von Astyanax und Polyxene. Kassandra III, 145 Troerin, Tochter von Priamos und Hekabe, Zwillingsschwester des Helenos, als Gattin des Othryoneus vorgesehen, der aber vorzeitig fällt. Apollon macht die Sehergabe, die er ihr verliehen, zu ihrem Fluch, als sie sich ihm verweigert; sie soll stets nur drohendes Unheil wahrsagen, aber nirgends Glauben finden. Der Fluch erfüllt sich bei der Geburt des Paris, bei dessen Ausfahrt zu Menelaos, beim Bau des hölzernen Pferdes. Beim Untergang Trojas wird sie durch den Lokrer Aias vom Kultbild der Pallas fortgerissen, nach späterer Darstellung geschändet. K. muss Agamemnon als Beutefrau folgen und wird mit ihm von Klytaimnestra und Aigisthos umgebracht. Kithairon III, 222 - 12 - Das w. Grenzgebirge zwischen Attika und Boiotien , über das die wichtigsten Straßen gingen, bis 1408m hoch, noch h. großenteils bewaldet. Der K. ist besonders reich an Kulten und Sagen, Kult hatten im K. Dionysos, Zeus, Hera und die Nymphen. Klytaimnestra III, 258 Tochter des Tyndareos und der Leda, Schwester Helenes und der Dioskuren, Gattin von Agamemon, Mutter von drei bzw. vier Töchtern und einem Sohn. In der Telemachie der Od. wird K. nach langem Widerstand und nach Entfernung des zu ihrem Schutz bestellten Sängers von Aigisthos verführt, aber an dem Mord hat sie keinen direkten Anteil. Dagegen in der Nekyia ist sie es, die den Mord an Agamemnon „erdacht“ und den an Kassandra ausgeführt hat. Die Ausgestaltung von K.s dämon. Charakter ist Aischylos eigenes, unübertroffenes Werk. In Sophokles´ Elektra erscheint sie weniger männlich, sie peinigt Elektra, möchte Orestes töten und freut sich über die Nachricht von seinem Tode. Euripides gibt der alternden K. weichere Züge und begründet ihre Untat außer mit der Opferung Iphigeneias auch noch mit der Ermordung ihres ersten Gemahls Tantalos, Sohnes des Thyestes, durch Agamemnon. Kokytos III, 270 Einer der Unterweltsflüsse. Kratos III , 331 Griech. Rhetor augusteischer Zeit in Rom, entschiedener Feind des Attizismus. L Lemnos III, 553 Große Insel in der n. Aegaeis, 447qkm, hauptsächlich aus Schiefern mit eingelagerten vulkan. Gesteinen zusammengesetzt, zumeist niedriges Hügelland mit höchster Erhebung von 470m und stark gegliederter Küste mit tief eingreifenden Buchten, im ganzen recht fruchtbar, aber h, fast baumlos. - 13 - M Makistos III, 920 Ortschaft in Triphylien am S.-Fuß des Kaiaphagebirges, zu deren Gebiet das Heiligtum des samischen Poseidon an der W.-Spitze des Gebirges in der h. Klidi genannten Enge und weitere Heiligtümer am Minthegebirge und in der Küstenebene s. des Kaiaphagebirges gehörten. Mantik III , 968 M. bedeutet ursprünglich das geistige Erregtsein , die durch außernatürliche Kräfte hervorgerufene Begeisterung. 1. In der M. versucht der in seinem Wissen beschränkte Mensch in außerrationaler Weise an der Allwissenheit Gottes teilzunehmen, um Kenntnis der zukünftigen Ereignisse und Weisung für sein Handeln zu erlangen. Wissen und Wille Gottes werden als mit der Zukunft identisch betrachtet; Erkundung dieser Zukunft ist Empfang göttl. Offenbarung. Zur natürlichen M. gehören alle Arten der Inspirationsromantik: Ekstase, Traum, Orakeldivination. Die künstliche M. umfaßt die unzähligen Formen der Vorhersage, die oft bei Anwendung bestimmter Technik beruhen. 2. Grundlage aller M. ist der Glaube an die Möglichkeit einer Verbindung zwischen Mensch und Gott. 3. Die Formen der natürlichen M beruhen alle auf göttl. Inspiration a) In der Ekstase löst sich der Geist von aller Körperlichkeit und wird von göttl. Pneuma erfüllt. Daher ist der Mensch in diesem Zustand über alle Formen diskursiven Denkens erhoben und gewinnt Einsicht auch in die Zukunft. Solche Besessenheit zeigt sich nach außen in Schmerzunempfindlichkeit und Veränderung. Die E kann als urspr. Form religiöser Offenbarung jedem Menschen zuteil werden, engt sich aber in späterer Entwicklung auf bes. begnadete Personen ein. b) Träume : Da auch im Schlaf die Seele sich vom Körper trennt und auf sich selbst versammelt, können auch Träume die Zukunft eröffnen. Nach dieser Vorstellung haben vor allem Sterbende mant. Fähigkeiten. - 14 - c) Beim Orakel tritt meistens der Seher zwischen den Antwort suchenden Menschen und den offenbarenden Gott. Er erfährt ekstat. die Wahrheit und vermittelt sie als Werkzeug Gottes. d) Nekromantie: Eine schon früh, bes. im Orient verbreitete Form der Inspirationsmantik stellt die Einholung des Totenorakels dar. Bei den Römern war die N. beliebter als bei den Griechen; sie hielt sich bis ins MA. Von den Totenseelen besitzen vor allem die mit Gewalt aus ihrer Leiblichkeit befreiten Zukunftswissen. Daher legt man sich an Gräbern oder am Eingang zur Unterwelt nieder, um nach Vollzug entsprechender Riten von den Toten Aufschluß über eine Frage zu erhalten. Menelaos III , 1207 Myth. König von Sparta bei Hom. und in der ihm folgenden Tradition jüngerer Sohn von des Pelopiden Atreus, Bruder Agamemnons. Nachhom. Überlieferung gibt ihm Aerope, die verbuhlte Tochter des Kreters Katreus, zur Mutter und Anaxibia zur Schwester. Aischylos nennt die beiden Atreiden. Für die Doppelbenennung fand sich eine künstliche Erklärung: Pleisthenes sei früh gestorben, Großvater Atreus habe dessen Kinder erzogen, die deshalb für seine gehalten wurden. Nach Thyestes` Thronbesteigung flüchten die Brüder zu Tyndareos nach Sparta, der Agamemnon seine Tochter Klytaimnestra zur Frau gibt und ihm das väterliche Reich wiedergewinnen hilft, den M. aber, der aus der zahlreichen Schar der Freier seiner anderen Tochter Helene als Sieger hervorgegangen ist, mit dieser vermählt. Moiren III, 1392 Man hat von der Grundbedeutung Teil, Portion, Anteil auszugehen. Die Portion beim Mahle, Beuteanteil, der Anteil eines Gottes an der Herrschaft über die Welt, Zeitabschnitt, der Plural bezeichnet sogar die Stücke vom Fleisch. Von der Vorstellung der konkreten Portion an Leben und Lebensglück, welche der einzelne Mensch bekommt, geht die Entwicklung zur Vorstellung des Schicksals. Wie die Fleischportion, die beim Mahle in myken. Z. gereicht wurde, nicht für jeden gleich groß und gleich gut war, so unterscheidet sich auch die M. der einzelnen Menschen quantitativ und qualitativ. Die Überlegung, dass Quantität und Qualität der M. in - 15 - einem Konkurrenzverhältnis stehen könnten, tritt schon früh auf, stellt aber bereits eine spekulative Weiterbildung dar. Das Schicksal des Einzelnen steht aber auch in enger Verbindung zum Schicksal des anderen, obwohl M. dadurch nicht zu einem generellen abstrakten Weltschicksal geworden ist. N Nike IV, 100 N. gehört zu den Personifikationen und drückt das Phänomen Sieg zugleich als Sache und doch auch als göttliche Person aus. Die Vielzahl von N., die etwa auf der Balustrade des N.-Tempels in Athen begegnet, sollte durch Quantität die Intensität des Sieges anschaulich machen. Parallelerscheinungen dieser Übertragung finden sich bei den Horen, Musen, Chariten. N. erscheint allein, aber auch in die Vorstellung einer komplexen Gottheit einbezogen. So wird das Athene-N.-Verhältnis verstehbar . O Orakel IV, 323 Spruchmäßig fixierte und örtl. instituierte Form der Mantik. Entwicklung zu sakr. Korporation im Dienst einer bestimmten O.-Gottheit mit legitimiertem Anspruch der Vermittlung göttl. Revelationen an profane Konsultanten nach traditionell festgelegtem Ritus. P Paian IV, 406 Ursprünglich bezeichnet P. einen selbstständigen , später mit Apollon, Asklepios u.a. verglichenen Heilgott, dann den Ruf und Gesang zu Ehren dieser Götter wie auch zu anderen Anlässen, wonach schließlich in klass. und späterer Z. unter P. die neben dem Dithyrambos wichtigste Form griech. Chorlyrik zu verstehen ist. - 16 - Paris IV, 514 Tro. Prinz , Sohn von Priamos und Hekabe, Entführer Helenes. Er trägt einen Doppelnamen; P. ist wohl ungriech., Alexandros die griech. Übersetzung. Die Kyprien behandeln die Kindheitssage, beginnend mit dem Traum der Mutter von der Troia einäschernden Fackel. Auf dem Ida ausgesetzt und von einer Bärin gesäugt, wächst er unter Hirten als Hirte auf. Nach anderer Version schickte Priamos selbst ihn als Aufseher zu den Herden. Eine jüngere aiol. Lokalsage, von Hellanikos aufgenommen, von Hermesianax ausgebaut, erzählte von der Liebe des P. zu Oinone und von der Rache und Reue der um Helenes Willen Verstoßenen Korythos. Peitho IV, 591 „Überredung“ , Tochter des Okeanos, Gemahlin des Phoroneus oder des Argos . Kult in Thasos seit dem 5.Jh. Pelops IV, 607 1. Sohn des Tantalos und der Dione , vom Vater geschlachtet, gekocht und den Göttern zum Mahle vorgesetzt, um ihre Allwissenheit zu prüfen. Sie erkannten den Frevel, bestraften Tantalos und gaben durch Hermes` Zauberpraktiken dem P. das Leben zurück. Für das Schulterstück, von dem Demeter unachtsam aß, erhielt er Ersatz aus Elfenbein. Nach der gewöhnlichen Sage ist P. ein Lyder oder Phryger, den der Troer Ilos vom Siplyos vertrieb. Damit vertrüge sich die Annahme, dass die Wettfahrt urspr. über das Wasser von Lesbos nach Euboia ging. Doch scheint P. eine argiv. Gestalt zu sein, die von Auswanderern nach Kleinasien mitgenommen und dort angesiedelt wurde. 2. P., Sohn des sog. Ersten Tyrannen Lykurgos, war König von Sparta unter Vormundschaft des Machanidas. Phokis IV, 804 Landschaft in Mittelgriechenland vom Korinth. Golf im S. bis zur Meerenge von Euboia im N., solange Daphnus zu P. gehörte. Nachbarn im W. die w. Lokrer und - 17 - Doris, im N. die ö. Lokrer und im O. Boiotien. Im s. Teil eingenommen vom Parnaß und dem s.ö. anschließenden Bergland, im n. Teil von der mittleren Kephisosebene, Fläche ungefähr 1615qkm. Pleisthenes IV, 924 Eine in den Pelopidenstammbaum an verschiedenen Stellen eingefügte Gestalt. a) Er erscheint in der 1. und 3. Namensliste der Kinder des Pelops und der Hippodameia als Bruder des Atreus, Thyestes und Pittheus. b) Pelops hat außer den 15 Kindern mit Hippodameia einen Bastard Chrysippos. Atreus und Thyestes stürzen diesen in einen Brunnen, werden von Pelops verflucht und siedeln im triphyl. Makestos. Dort heiratet Atreus Kleola und zeugt den P. Diesem gebiert Eriphyle Agamemnon, Menelaos und Anaxibia . Priamos IV , 1127 Der letzte König von Troia. P. ist der Sohn des Laomedon und der Leukippe. Er hat 19 Söhne von Hekabe, 31 von Nebenfrauen. Seine erste Gattin Arisbe gab er an Hyrtakos ab. Die meisten Söhne sind entweder gefallen oder als Gefangene verkauft. Die bekanntesten: Hektor, Paris-Alexandros, Deipheibos, Helenos, Lykaon, Trodos. Von den 12 Töchtern ist die mythol. bedeutsamste Kassandra. Pythia IV, 1275 Die prophet. Priesterin des Apollon. In der delph. Hierachie spielte die P. nur eine sekundäre Rolle; andererseits kam ihr als dem Organ der Verkündung eine gewisse Schlüsselposition zu, so dass es an Versuchen der Beeinflussung aus polit. Gründen nicht gefehlt hat. S - 18 - Strophios V, 399 Herrscher von Krisa, seit Eur. als Gemahl einer Schwester Agamemnons mit den Pelopiden verwandt, Vater des Pylades. Zu dem greisen S. brachte Klytaimnestra vor der Heimkehr ihres Gatten den jungen Orestes. T Tartaros V, 530 Gebilde myth. Kosmologie, in Hes. theog. Im Anschluß an den Sturz der Titanen in einer Reihe von Visionen beschrieben, die sich zu einer nicht genealog. Spekulation über die Ursprünge des Alls erweitert. Der T. ist ein bes. Teil des Alls, so tief unter der Erde wie der Himmel über ihr. Ein finsterer, modriger Raum mit ehernen Mauern und Toren. Bis dorthin reichen die Wurzeln von Erde und Meer. Der Hals ist in drei Schichten von Nacht umhüllt. Hier sind die eigentlichen Quellen nicht nur von Himmel, Erde und Meer, sondern auch des T. widerwärtig , modrig, gottverhaßt. Ein ungeheurer Schlund von Moder und Wirbelstürmen erfüllt, selbst für Götter unheimlich. Hier ist die Nacht zu Hause. Teukros V , 635 1. Eponym der Teukrer, ältester König in der Troas, Sohn des Skamandros und der Idaia. Er gibt seine Tochter Bateia dem Dardanos zur Frau, der sein Nachfolger wird. Viele glauben er sei aus Kreta eingewandert. 2. Salaminier, Troiakämpfer, Sohn des Telamon und der Hesione, Bruder und treuer Waffengefährte des großen Aias. Hervorragender Bogenschütze, aber auch Lanzenkämpfer. Nur göttlicher Einfluß hindert ihn an Hektors Erlegung. Thrake V, 777 Trotz der großen Zahl der Thrakerstämme gegen E. 7. und bes. Anf. 5.Jh. werden bei Homer lediglich zwei erwähnt: die Sinter auf der Insel Lemnos und die Kikonen auf dem thrak. Festland. Das hom. Epos scheint nur diese, oder besser, die s.ö. Randgebiete gekannt zu haben. Von dem thrak. besiedelten Länderkomplexen des Rhodope- und bes. n. des Haimosgeb. scheinen die hom. Sänger eine sehr unklare - 19 - Vorstellung gehabt zu haben. Erst gegen E. des 7. Jh.s wurden die Ereignisse der griech. Kolonisation an der pont. Küste Thrakiens greifbarer. Nur wenig früher wurden die Thrakerstämme im Inneren des Landes seßhaft. In den hom. Hymnen und bei Hesiod wird Th. noch seltener erwähnt als bei Homer, was sicherlich mit der geogr. Lage der Heimat dieser Dichter zusammenhängt. Bereits die frühen griech. Lyriker kannten aber Th. besser. Bereits damals, jedenfalls vor E. 7. Jh.s v. Chr., brachten die Griechen in Erfahrung, dass die ganze ö. Hälfte der Haimoshalbinsel von Thrakern und z.T. von nahe verwandten Stämmen besiedelt war. Als wesentlicher Grundzug der thrak. Religion ist die hervorragende Rolle hervorzuheben, die den chthon. Gottheiten, den weiblichen wie den männlichen, zukam. Mit Ausnahme von Ares, der zweifelsohne Kriegsgott war, weisen nicht nur Bendis, Kotyto, Sabazios chthon. Züge auf, sonder auch Dionysos und seine Begleiter und Begleiterinnen, sowie die Kulte des Megas Theos und des thrak. Reiterheros, die bes. in hellenist. und röm. Z. aufblühten. Chthon. Charakter hatte auch der starkverbreitete Nymphenkult in den thrak. besiedelten Ländern; dies gilt für die klass. Frühz. wie auch für die hellenist. und die röm. Kaiserzeit. Neben den Kulten der chthon. Gottheiten, die die Grundbeschäftigung der Thraker, den Ackerbau und die Viehzucht getreu widerspiegeln, traten auch die anderen Gottheiten allmählich auf, die einerseits von der zunehmenden Vielfalt des Lebenunterhalts und der Bereicherung der Vorstellungswelt der Thraker, andererseits aber auch von der Intensivierung der fremden Einflüsse, speziell der griech., später der hellenist. und röm. Religion, in Thrakien zeugen. Verhältnismäßig frühzeitig drang auch das Christentum in Th. ein. Der Apostel Paulus war einer der ersten Prediger des neuen Glaubens in Thessalonike. Früh war das Christentum auch in Philippopolis, Serdica, im Strymontalund der h. Dobrudza sowie an der Schwarzmeerküste Thrakiens verbreitet, um von Byzantion und anderen Städten an der S.-Küste Th.s zu schweigen. Das ekstatische Element blieb den thrak. Kulten erhalten, auch als sie in die hellenist. und in die röm. Religion Aufnahme fanden. Threnos V, 788 Totenklage, Vorsänger bei der Totenklage - 20 - Troia V, 977 Das vorhist. und das hom. T.: Die richtige Lage von T. scheint im 15. Jh. bekannt gewesen zu sein. Der ursprünglich flache Burghügel aus Kalkstein von T. liegt 6km von der W.- Küste und 4,5 km von den Dardanellen entfernt in der weiten Skamanderebene am r. Ufer des Flusses zwischen diesem und dem weiter unterhalb von r. einmündenden Simoeis. Die früheste Besiedelung beginnt erst in der späteren Steinkupferz. Die Z. von T. I scheint recht gut datiert durch den der gleichen Stilperiode angehörenden , aber doch sehr mysteriösen Fund von Dorak, womit man in die Z. des Pharao Sahure der 5. Dynastie geführt würde. Schon dieses kleine T. I mit 90m Dm. und 10 Bauphasen war ein ummauerter Fürstensitz mit großem Megaron als Haupthaus. Das nach dem Brand entstandene T. II bedeutet die erste Glanzzeit des Herrschersitzes mit 8 Bauphasen , der nun bes. nach S. bedeutend vergrößert wurde, etwa 8000qm umfaßte mit hoher Burgmauer mit Steinsockel und Lehmziegelmauer, Toren mit hinaufführenden gepflasterten Rampen und mehreren Megara im Inneren. Aus dieser Z. stammen der in einer Lehmziegelmauer versteckt gewesene, aus Tausenden von Einzelstücken bestehende berühmte Schatz des Priamos und 16 weitere ebenso kostbare, aber kleinere Schatzfunde. Dieses glanzvolle T. II ging in einer riesigen Brandkatastrophe zugrunde, die wegen der reichlichen Holzverwendung im Oberteil der Mauern eine fast 2m hohe Brandschicht hinterließ. Die Reste der Burg benützten die nächsten Perioden T. III-V mit zusammen 13 Bauphasen. Es waren sehr bescheidene Orte mit kleinen Häusern und engen Gassen. Die glanzvollste Z. T.s ist T. VI mit 8 Bauphasen, das myken. T. Die Burg ist noch einmal bedeutend vergrößert und umfaßt bei einer Ausdehnung von 150:200m und 540m Mauerumfang etwa 20000qm Fläche. Die zu verschiedenen Z.en gebaute Burgmauer läuft am Fuß des Hügels, von der N.-Mauer ist aus keiner Periode etwas erhalten. T. VI war eine bedeutende Siedlung der Zeit mit lebhaften Handelsbeziehungen vor allem zur myken. Welt und reichem Import von dort: Zeitl. entspricht es in Griechenland der mittelhellad. und myk. Z. Daraus, dass mit T. VI neue Keramik, neue Formen des Bronze- und sonstigen Geräts, neue Hausformen und Grabriten und das Pferd auftreten, entnehmen die Ausgräber, dass T. VI einer neuen Bevölkerung zu zuweisen sei, ohne dass aber irgendwelche Spuren einer gewaltsamen Eroberung vorhanden sind und ohne dass die Frage beantwortet - 21 - werden kann, um was für eine andere Bevölkerung es sich handeln und woher sie gekommen sein könnte. Tyndareos V, 1020 Myth. König von Sparta, Sohn von Oibalos und Bateia. Von seinem Halbbruder Hippokoon aus Sparta vertrieben, ging er ins Exil, nach Lakonien oder Messenien, oder nach Aitolien zu Thestios, dem er im Kriege beistand und dessen Tochter Leda er heiratete. Herakles führte ihn nach Sparta zurück. T. ist der irdische Vater der Dioskuren, Kastor und Polydeukes, die vielfach Tyndariden genannt werden, und der Helene, wenn diese auch meist als Tochter des Zeus erscheint. Weitere Kinder: Timandra, Klytaimnestra und Phylonoe. Textnachweise: Das Glossar wurde zusammengestellt nach: Der kleine Pauly. Lexikon der Antike, München 1979; Impressum Materialien zu: DIE ORESTIE; Erscheinungsort: Internetseite Theater Ulm als PDF-Datei; Herausgeber: Theater Ulm, Spielzeit 2006 / 2007; Intendant: Andreas von Studnitz; Redaktion: Lars Vogel; Redaktionsschluß: 6/2006 - 22 -