Victor Hugo - Biographie
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Victor Hugo - Biographie
Victor Hugo – Leben und Werk Victor Hugo (1802-1885), gilt als einer der bedeutendsten französischen Schriftsteller. Er schrieb Gedichte, Romane und Dramen und betätigte sich als Publizist. Victor Hugo wird am 26. Februar 1802 in Besancon als Sohn eines 1811 geadelten napoleonischen Generals geboren. Als Kind ist er durch den stets herumreisenden Vater viel im Ausland (u. a. in Spanien). Ab 1809 lebt er mit seiner Mutter und seinem älteren Bruder Eugène in Paris, wo er das Lycée Louisle-Grand besucht. Im Alter von 14 Jahren beginnt er zu schreiben, mit 17 (1819) gründet er gemeinsam mit seinem Bruder Eugène eine literarische Zeitschrift Le Conservateur littéraire und erhält eine Auszeichnung in einem Dichtwettbewerb. 1820 bringt ihm seine Ode sur la mort du duc de Berry (eines von einem Attentäter erschossenen Neffen von Louis XVIII) eine Gratifikation ein. 1822 erscheint sein erster Gedichtband Odes et poésies diverses, der ihn als Chateaubriand-Verehrer und Royalisten zeigt und ihm die sehr erfreuliche königliche Pension von 1000 Francs jährlich einträgt, von der eine bescheidene Einzelperson fast leben kann. Nach dem Tod seiner Mutter und der Wiederverheiratung seines Vaters heiratet er 1822 die 19jährige Adèle Foucher, eine Freundin aus gemeinsamen Kinderzeiten. 1823 erscheint sein erster Roman, die Schauergeschichte Han d'Islande, die ihm eine weitere Pension von 2000 Francs einbringt. Ein erstes Kind stirbt bald nach der Geburt. 1824 erscheinen Nouvelles Odes. 1825 wird Hugo zum Chevalier de la Légion d'Honneur ernannt und ist geladener Gast bei der Krönung von Charles X, dem jüngeren Bruder und Nachfolger von Louis XVII, in der Kathedrale von Reims. Bald hiernach ändert er aber seine politische Einstellung und mutiert vom Royalisten zum oppositionellen Liberalen: 1826 erscheint Bug-Jargal, ein Roman über den Sklavenaufstand, durch den Haïti 1791 die Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Frankreich erreichte. 1827 schreibt Hugo ein erstes (kaum spielbares) Versdrama Cromwell. Das Vorwort, die berühmte Préface de Cromwell, wird jedoch zum Manifest des neuen romantischen Theaters und überhaupt der romantischen Schule, deren unbestrittener Chef Hugo inzwischen ist. 1829 schreibt er Le dernier jour d'un condamné à mort, ein Plädoyer gegen die Todesstrafe und indirekte Regimekritik. 1829 verfasst er die melodramatischen historischen Stücke Marion Delorme, das vor der 1 Aufführung als regimekritisch verboten wird, und Hernani. Dessen Uraufführung am 25. Februar 1830 ist als "bataille d'Hernani" in die Literaturgeschichte eingegangen, als lautstark ausgetragene Auseinandersetzung zwischen den Vertretern des klassizistischen Regeltheaters und den Adepten des neuen romantischen Theaters, das vor allem die "Wahrheit" der Darstellung intendierte. 1831 publiziert Hugo den historischen Roman Notre Dame de Paris und die Gedichtsammlung Les feuilles d'automne. In den nächsten Jahren verfasst er hauptsächlich historische Stücke: 1833 1834 1835 1838 Le Roi s'amuse (nach einigen Aufführungen verboten), Lucrèce Borgia und Marie Tudor, Angelo, Ruy Blas. Doch schreibt und publiziert er ständig auch Gedichte, die von Zeit zu Zeit gesammelt erscheinen: 1835 Les Chants du crépuscule, 1837 Les Voix intérieures, 1840 Les Rayons et les ombres. 1838 erwirbt ein Verlag für enorme 300.000 Francs die Rechte an seinen bisherigen Werken. 1841 wird Hugo nach mehreren Anläufen endlich in die Académie gewählt. 1843 wird sein Drama Les Burgraves ein kompletter Misserfolg, der ihm für immer die Freude am Theater verdirbt. 1845 erhebt König Louis-Philippe ihn in den Adelsstand und ernennt ihn zum Pair, d.h. zum Lebenszeitmitglied der Chambre des Pairs, des französischen Oberhauses – eine Institution, die allerdings nach der Februar-Revolution 1848 abgeschafft wird. 1847 beginnt er einen sozial engagierten Roman in der Manier von Eugène Sues Les mystères de Paris, der aber erst 1862 als Les Misérables herauskommen wird. Bei der Februarrevolution 1848 ist Hugo zunächst begeistert, schlägt sich nach dem Juni-Aufstand der Pariser Arbeiter aber auf die Seite des "Parti de l'ordre" und dann auf die des neugewählten Präsidenten Louis-Napoléon Bonaparte. Zum konservativen Abgeordneten gewählt, konsterniert er jedoch seine Parteifreunde durch sozial engagierte und politisch liberale Reden. Als er sich gegen den Staatsstreich Bonapartes auflehnt, wird er kurz verhaftet und muss ins Exil. Er lässt sich nieder auf der Kanalinsel Jersey, von wo aus er Bonaparte, der sich am 2. Dezember 1852 zum Kaiser hat ausrufen lassen, als "Napoléon le Petit", satirisch attackiert. Aber auch sonst bleibt er enorm produktiv: 1862 erscheint erfolgreich Les Misérables, ein monumentaler melodramatischer Roman, der vor allem auf das Elend der proletarisierten Arbeitermassen aufmerksam machen soll, die Paris inzwischen 2 beherbergt. Daneben kommen immer wieder Gedichtsammlungen heraus: 1853 Châtiments, 1856 Contemplations, 1859 Chansons des rues et des bois und La Légende des siècles. 1866 erscheint Les Travailleurs de la mer, ein Roman, der das harte Leben der Küstenfischer schildert, 1869 L'Homme qui rit (Roman), 1874 Quatre-vingt-treize, ein historischer Roman über den politischen Terror des Schreckensjahres 1793. 1871, nach dem Sturz von Kaiser Napoléon III, kann Hugo wieder zurück nach Frankreich, doch misslingen zunächst seine Versuche, sich in der Politik der jungen Dritten Republik zu etablieren. Erst 1876 wird er zum Sénateur gewählt. Nach einem Gehirnschlag 1878 lässt seine Schaffenskraft nach, doch kann er noch einige Jahre seinen Ruhm genießen. Victor Hugo stirbt am 22. Mai 1885 in Paris. Obwohl er heute – mit Ausnahme von Les Misérables – nicht mehr allzuviel gelesen wird, vor allem seine sehr pathetische Lyrik erscheint aus heutiger Sicht problematisch, gilt Victor Hugo vielen Franzosen als das, was Goethe für die Deutschen ist. Werke Etwa ein Viertel von Victor Hugos Werk nach 1849 ist politisch motiviert und engagiert. Seine Einstellung scheint auf den ersten Blick widersprüchlich: Er verteidigt die Bereicherung und spricht sich gleichzeitig gegen soziale Ungleichheiten aus. Er ist liberal, aber gegen die Reichen, die ihre Profite kumulieren, statt sie wieder zu investieren. Er verabscheut Krieg und Gewalt, aber ruft zu den Waffen, wenn es gilt, die Demokratie zu verteidigen. Mehrere seiner Werke wurden vom Vatikan auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt. Romane • Die schwarze Fahne (Bug-Jargal), 1826 • Der letzte Tag eines Verurteilten (Le dernier jour d'un condamné), 1829 • Han der Isländer (Han d'Islande), 1831 • Der Glöckner von Notre Dame (Notre Dame de Paris), 1831 (Vorlage für die Oper Notre Dame von Franz Schmidt) • Vom Leben und Sterben des armen Mannes Gueux (Claude Gueux), 1834 • Die Elenden (Les Misérables), 1862 (Vorlage für das Musical Les Misérables von ClaudeMichel Schoenberg) • Die Arbeiter des Meeres (Les travailleurs de la mer), 1866 • Der lachende Mann (L'homme qui rit), 1869 • 1793 (Quatre-vingt-treize), 1874 Dramen • Cromwell (mit programmatischer Vorrede), 1827 • Marion Delorme, 1829 (Vorlage für die Oper Marion Delorme von Amilcare Ponchielli) • Hernani, 1830 (Vorlage für die Oper Ernani von Giuseppe Verdi, und das gleichnamige Opernfragment von Vincenzo Bellini) • Le roi s'amuse, 1832 (Vorlage für die Oper Rigoletto von Giuseppe Verdi) 3 • Lucrèce Borgia, 1833 (übersetzt von Georg Büchner) (Vorlage für die Oper Lucrezia Borgia von Gaetano Donizetti) • Maria Tudor, 1833 (übersetzt von Georg Büchner) • Angelo, tyran de Padoue, 1834 (Vorlage für die Opern Il giuramento von Saverio Mercadante und La Gioconda von Amilcare Ponchielli) • Ruy Blas, 1838 (Vorlage für die Oper Ruys Blas von Filippo Marchetti) • Les burgraves (Die Burggrafen), 1843 Polemiken • Napoleon le Petit (Zum Staatsstreich Napoleons III.), 1851 Reden • La défense du littoral • La condition féminine • L'enseignement religieux • Plaidoyer contre la peine de mort Filmographie Aufgelistet sind einige sehenswerte Verfilmungen von Romanen Hugos. In Klammern das Ursprungsland. 1923 1928 1934 1935 1939 1943 1948 1950 1953 1955 1958 1966 1982 1982 1995 1996 1997 1998 Der Glöckner von Notre Dame - Regie: Wallace Worsley (USA) The Man who laughs - Regie: Paul Leni (USA) mit Conrad Veidt Les Misérables - Regie: Raymond Bernard (Frankreich) Les Misérables - Regie: Richard Boleslawski (USA) mit Fredric March und Charles Laughton Der Glöckner von Notre Dame - Regie: William Dieterle USA) mit Charles Laughton und Maureen O'Hara Les Misérables - Regie: Ferando A. Rivero (Mexiko) I Miserabili - Regie: Riccardo Freda (Italien) Les Misérables - Regie: Lewis Milestone (USA) mit Debra Paget und Sylvia Sidney Sea Devils - Regie: Raoul Walsh (USA) mit Rock Hudson Notre Dame de Paris - Regie: Jean Delannoy (Frankreich/Italien) mit Anthony Quinn und Gina Lollobrigida Les Misérables - Regie: Jean-Paul Le Chanois (Frankreich/Italien/DDR) mit Jean Gabin, Bourvil und Elfriede Florin Marie Tudor - Regie: Abel Gance (Frankreich) Der Glöckner von Notre Dame - Regie: Michael Tuchner (England) mit Anthony Hopkins und Lesley-Anne Down Les Misérables - Regie: Robert Hossein (Frankreich) mit Lino Ventura Les Misérables - Regie: Claude Lelouch (Frankreich) mit Jean-Paul Belmondo Der Glöckner von Notre Dame - Disney-Zeichentrickfilm (USA) Der Glöckner - Regie: Peter Medak (USA) mit Mandy Patinkin, Salma Hayek und Richard Harris Les Misérables - Regie: Bille August (USA, England, Deutschland) mit Liam Neeson, Uma Thurman und Geoffrey Rush) 4 2000 Les Misérables - Gefangene des Schicksals - Regie: Josée Dayan (Frankreich, Italien, Spanien, Deutschland, USA) mit Gérard Depardieu, John Malkovich und Veronica Ferres 2002 Ruy Blas - Regie: Jacques Weber (Frankreich) mit Carole Bouquet und Gérard Depardieu) Einige Werke Hugos wurden sehr oft verfilmt, so gibt es zum Beispiel gut 50 verschiedene Verfilmungen von Les Misérables. Biographische Daten nach Prof. Gert Pinkernell (Französische Literatur) Quelle für Werkverzeichnis: http://de.wikipedia.org/wiki/Victor_Hugo Sekundärliteratur Gerda Achinger: Victor Hugo in der Literatur der Puskinzeit (1823-1840). Die Aufnahme seiner Werke und seine Darstellung in der zeitgenössischen Literaturkritik. Köln u.a.: Böhlau. 1991. Michael Backes: Die Figuren der romantischen Vision. Victor Hugo als Paradigma. Tübingen: Narr. 1994. Karlheinrich Biermann: Victor Hugo. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. Norbert Glas: Im Zeichen des Saturn. Victor Hugo - Leben und Gestalt. Stuttgart: Mellinger. 1975. Peter Heidenreich: Textstrategien des französischen Sozialromans im 19. Jahrhundert am Beispiel von Eugene Sues Les mystères de Paris und Victor Hugos Les misérables. München: Tuduv. 1987. Thomas Hilberer: Victor Hugo. Les contemplations. Struktur und Sinn. Bonn: Romanistischer Verlag. 1987. Rosemarie Hübner-Bopp: Georg Büchner als Übersetzer Victor Hugos. Unter Berücksichtigung der zeitgleichen Übersetzungen von "Lucrèce Borgia" und "Marie Tudor" sowie der Aufnahme Victor Hugos in der deutschen Literaturkritik von 1827 bis 1835. Frankfurt am Main u.a.: Lang. 1990. Eugène Ionesco: Das groteske und tragische Leben des Victor Hugo. München: Popa. 1985. Fritz Peter Kirsch: Probleme der Romanstruktur bei Victor Hugo. Wien: Verlag der Österr. Akad. d. Wiss. 1973. 5 Ralf Nestmeyer: "Französische Dichter und ihre Häuser". Frankfurt am Main 2005. Jörg W. Rademacher: Victor Hugo. München: dtv. 2002. Harald Wentzlaff-Eggebert: Zwischen kosmischer Offenbarung und Wortoper. Das romantische Drama Victor Hugos. Erlangen: Universitätsbund ErlangenNürnberg u.a. 1984. Horst Jürgen Wiegand: Victor Hugo und der Rhein. Le Rhin (1842/45), "Les Burgraves" (1843). Bonn: Bouvier. 1982. Adolf Wild: Victor Hugo und Deutschland. Zeichnungen - Bücher Dokumente. 6. Februar - 31. März 1990. Gutenberg-Museum Mainz. Mainz: Schmidt. 1990. 6