Binnenschifffahrt der Ur - Historische Archäologie

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Binnenschifffahrt der Ur - Historische Archäologie
Binnenschifffahrt der Ur- und Frühgeschichte in Schleswig-Holstein
- im Vergleich mit Mecklenburg-Vorpommern
Bachelorarbeit
im Ein-Fach-Studiengang, Prähistorische und Historische Archäologie
der Philosophischen Fakultät
der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
vorgelegt von
Miriam Bohnenkamp
Erstgutachter: Prof. Dr. Ulrich Müller
Zweitgutachter: Florian Huber, M.A.
Kiel, September 2013
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung……………………………………………………………………. 3
2. Forschungsstand……………………………………………………………… 4
3. Fundspektrum in Fließgewässern……………………………….………..… ..5
3.1. die Treene………………………………………………………………... 6
4. Fundspektrum in Binnenseen……………………………………………….....9
4.1. Schierensee………………………………………………………………. 10
4.2. Einfelder See…………………………………………………………….. 11
4.3. Stolper See………………………………………………………..............12
4.4. Bornhöveder See………………………………………………..………...14
4.5. Lanker See und Scharsee……………………………………………….....15
4.6. Großer Plöner See………………………………………………………... 17
4.7. Stocksee……………………………………………………………….......20
4.8. Trammer See……………………………………………………………....21
4.9. Behler See………………………………………………………………....22
4.10.
Dieksee…………………………………………………………......23
4.11.
Großer Eutiner see……………………………………………….....24
5. Vergleich mit der Mecklenburgischen Seenplatte………………………..........26
6. Auswertung…………………………………………………………………… 30
7. Fazit………………………………………………………………..…………. 34
8. Literaturverzeichnis…………………………………………………………...37
9. Anhang……………………………………………………………………….. 41
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1. Einleitung
Zum Glück hinterließen Menschen durch ihr Leben in allen Zeiten sichtbare Spuren. Das
erst ermöglicht es der Wissenschaft, sie und ihre Lebensweisen aufzuspüren und in ihrer
Existenz in ihren Lebensräumen möglichst zu allen Zeiten nachzuweisen. Das Element
Wasser, unsere Meere, Flüsse und Seen, beinhalten gut verwahrt noch viele dieser
Spuren, mit denen wir ehemalige Lebensräume rekonstruieren können.
In meinem Fall bearbeite ich im Zuge meiner Bachelorarbeit das Thema
Binnenschifffahrt in Schleswig-Holstein auf der Ostholsteinischen und der anliegenden
Wankendorfer Seenplatte. Aufgrund des Umfanges einer Bachelorarbeit beziehe ich mich
hierbei auf den Zeitraum vom Neolithikum bis zum Mittelalter und reiße die Neuzeit nur
kurz an. Hierfür werde ich zunächst die Fließ- und Stehgewässer der Landschaft mit deren
Entstehung beschreiben, um dann anhand der dort gefundenen Artefakte eine
Überquerung der Binnengewässer durch Wasserfahrzeuge sowie eine Nutzung der
Gewässer zur Nahrungsbeschaffung und zu Kommunikationszwecken nachzuweisen.
Abschließend vergleiche ich die Ergebnisse mit der Arbeit von Ralf Bleile zu
Untersuchungen in den Binnenseen Mecklenburg-Vorpommerns (BLEILE 2005).
Topographisch befindet sich das Arbeitsgebiet im östlichen Hügelland SchleswigHolsteins (Abb.1) zwischen der Kieler Förde und der Lübecker Bucht, mit dem Großen
Plöner See im Zentrum (Abb.2). Trotz der Konzentration auf die Holsteinische Seenplatte
werde ich in Bezug auf die Fließgewässer eine Ausnahme machen und einen Fundort an
der Treene, im Kreis Schleswig-Flensburg, vorstellen. Die Grenzen des von mir zu
bearbeitenden Gebiets beziehen sich jedoch auf die Wankendorfer und die
Ostholsteinische Seenplatte. Die Grenzen verlaufen im Norden im Bereich des Postsees,
die westliche Grenze auf Höhe des Schierensees und des Einfelder Sees, im Osten
verläuft sie im Bereich des Großen Eutiner Sees und im Süden etwa 2,5 km südlich des
Seedorfer und Seekamper Sees.
Diese Landschaft ist als Gebiet der Jungmoränen entstanden - sie wurde durch die
Weichsel-Kaltzeit zwischen 70.000 und 50.000 v. Chr. geprägt. Die großen Seen der
Seenplatte entstanden durch Gletscherverschiebungen. Die Gletscher der WeichselEiszeit trafen auf eine Landschaft, die schon durch die Kaltzeiten Elster und Saale geprägt
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war. Dort schufen sie durch Bewegungen mehrere Rinnenbecken. In ihnen blieben noch
nach dem Ende der Eiszeit mehrere Jahrtausende Toteis. Nach dem Abschmelzen des
Toteises füllten sich die Rinnebecken mit Wasser (MUUß u. a. 1973, 8 f).
So befinden sich heute über 700 stehende Gewässer, wie Seen, Teiche und
Tümpel, in einem Arbeitsgebiet mit einer Fläche von etwa 20 x 30 km (LÜTH 2012, 13
ff). Darüber hinaus bildet das Gewässersystem der Schwentine einen wichtigen Aspekt in
der Forschung um die Binnengewässer in Schleswig-Holstein, da die Alte Schwentine
Teil des früh- und hochmittelalterlichen Limes Saxoniae bildete, welcher als Grenze
zwischen sächsischem und slawischem Gebiet festgeschrieben war. An ihr entlang, und
damit auch entlang der Ostholsteinischen Seenplatte, liegen verschiedene mittelalterliche
Siedlungen, Anlagen und Depots (LÜTH 2012, 144 f). Damit scheint die Schwentine eine
rausragende Bedeutung im Siedlungsspektrum zu haben. Das an die Schwentine
gebundene Gewässersystem bedarf dadurch besonderer Berücksichtigung. Es bleibt
zudem die Frage nach dem Ausmaß einer Besiedlung an Binnengewässern sowie die
Klärung einer Nutzung jener Gewässer im wirtschaftlichen Gefüge.
2. Forschungsstand
Die ersten archäologischen Studien in diesem Gebiet setzten im 19. Jahrhundert durch die
Archäologin Johanna Merstorf sowie die Archäologen W. Splieth und C. Rothmann ein.
Anfang des 20. Jahrhunderts begannen dann auch die Arbeiten der archäologischen
Landesaufnahme von Schleswig-Holstein ein, nachdem 1928 durch A. Tode die
archäologischen Grundlagen einer systematischen Landesaufnahme erarbeitet wurden
(LÜTH 2012, 23).
Diese Arbeiten bildeten die archäologische Grundlage für erfolgreiche
Forschungen in Schleswig-Holstein. Dennoch rückten die Binnengewässer SchleswigHolsteins erst vor einigen Jahren in den Fokus. So zum Beispiel durch die Arbeiten von
R. Bleile (u. a.) von 2008 und 2009. Er untersuchte mit seinem Team die slawenzeitliche
Nutzung von Inseln im Plauer See und dem Großen Plöner See.
Die Deutsche
Forschungsgemeinschaft (im Folgenden mit DFG abgekürzt) leitet zudem seit 2007 das
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Forschungsprojekt „Funktion von Inseln in den Binnengewässern der holozänen
Siedlungslandschaft
Schleswig-Holsteins“.
Diese
Arbeiten
erforschten
die
Kulturlandschaft und Umwelt der Binnengewässer und setzten die Ergebnisse in
Zusammenhang mit archäologischen, historischen und palynologischen Funden.
Hauptziel des Forschungsprojekts war es, die Funktion von Inselnutzung und die
holozänen Wasserspiegelschwankungen an exemplarischen Gewässerregionen heraus zu
arbeiten (BLEILE, u. a. 2010, 25 f).
Deren Forschungsergebnisse werde ich in meiner Arbeit zur Binnenschifffahrt auf der
ostholsteinischen Seenplatte heranziehen und mit diesen vergleichenden Ergebnissen
Aussagen über Anfänge und Verbreitung der Schiff- und Bootsfahrt auf limnischen
Gewässern unserer Kulturlandschaft aufstellen. Aussagekräftige Funde sind jedoch trotz
vieler historischer Schrift- und Bildquellen, die eine Binnenschifffahrt nachweisen, eher
rar. Wrackfunde stehen nur sehr wenig zur Verfügung. Durch eine durchgehende
Nutzung der Binnengewässer durch Forscher, Sporttaucher, Angler, Schwimmer und
Fischer, lässt sich die geringe Funddichte an vollständigen Befunden aber erklären. Die
von mir zu bearbeitenden Funde sind überwiegend kleinere Fundstücke, wie Reste von
Einbäumen oder Kaffenkähnen. Durch die Hilfe ortsansässiger Fischer kamen aber auch
weitere Funde, wie zum Beispiel Anker, Paddel oder Netzsenker zutage. Auch
Siedlugsspuren auf Inseln der Binnenseen werde ich in meine Arbeiten mit einbeziehen.
Da diese ohne Brückenanbindung an das Festland auf eine Beschiffung der Gewässer
deuten, sollte dieser Aspekt der Gewässernutzung nicht ausgelassen werden.
3. Fundspektrum in Fließgewässern
Die frühgeschichtlichen Funktionen der Flüsse werden hier anhand eines exemplarischen
Beispiels vorgestellt werden. Für den regionalen sowie den überregionalen Handel waren
Flüsse als Wasserstraßen von großer Bedeutung. Im Gegensatz zum Landweg konnten
größere Güter ohne Lasttiere schnell Transportiert werden. Auch war der Landweg häufig
gefährlicher und länger, sofern er nicht ohnehin, wie bei den Nord und Süd verbindenden
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Landwegen, entlang des Flusslaufes verlief. Zudem war der Verlauf der Flüsse durch ihre
starke Präsenz in der Landschaft gut kalkulierbar, weshalb er größeren Reisen dienen
konnte. Damit waren Flüsse „Träger der Kommunikation und der Vermittlung kultureller
Einflüsse“ (BIERMANN 2007, 1f). In Fließrichtung des Flusses konnte man relativ einfach
und auch weit vorwärts kommen. Für die Fahrt entgegen der Strömung wurden
verschiedene Techniken entwickelt, um den beschwerlichen Weg zu bewerkstelligen. So
beispielsweise das Staken, wobei kleinere Kähne und Boote durch Zuhilfenahme einer
langen Stange und durch abstoßen am Grund des Gewässers fortbewegt werden konnten.
Oder auch das Treideln, wobei die Schiffe gezogen wurden (BIERMANN 2007, 2).
Flussläufe boten außerdem natürliche Barrieren und Grenzen zwischen Reichen. So
konnten Burgen am Fluss gut beschützt werden. Der Fluss bot auf der einen Seite schon
Sicherheit. An den großen Seen sind viele Ufer stark bewachsen, sumpfig oder steil
abfallend. Eine Überquerung an solchen Stellen ist somit kaum machbar. Auf der
Landseite konnten wallartige Befestigungen zur Abriegelung gegen Eindringlinge
errichtet werden. Des Weiteren wurden die Gewässer in die Wirtschaft mit eingebunden.
Ein Fluss wurde nicht nur als Handelsroute in Gebrauch genommen, sondern auch zur
Versorgung mir Waren des wirtschaftlichen Gefüge. Angelhaken, Reusen und Netzsenker
weisen nach, dass hier der Fischerei nachgegangen wurde. Flusskrebse und Fische
wurden zum Verzehr gefangen oder auch Biber zur Pelzgewinnung gejagt. Der Pelz
diente dem eigenen Nutzen, konnte jedoch auch gehandelt werden. Binsen wurde am
Rand der Ufer gesammelt, um dann dem Eindecken der Häuser zu dienen (BIERMANN
2007, 4).
3.1 die Treene
Im Folgenden Abschnitt setze ich mich mit den in der Treene gefundenen Sintelfunden
auseinander. Die Treene ist neben der Eider mit einer Länge von 73 km und einem
Einzugsgebiet von 80 000 Hektar eines der größten Fließgewässer Schleswig-Holsteins.
Sie entspringt im Jungmoränengebiet im Treßsee, südlich von Flensburg und entstand,
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wie auch die nachfolgenden Binnengewässer, am Ende der letzten Eiszeit vor etwa
12.000 Jahren als Schmelzwasserrinne (Abb.3) (MUUß, u.a. 1973, 93).
Die Treene gehört zum Eider-Treene-Flusssystem. Dadurch ist sie mit dem östlichen
Nordseeraum verbunden. Über die Rheider Au hat sie eine Anbindung an Schleswig, das
wiederum mit der Schlei an die westliche Ostseeregion angebunden ist. Sie befindet sich
somit in einer wirtschaftlich günstigen Lage zwischen den Nord- und Ostseegebieten. Die
Landbrücke zwischen der Treene und der Schlei hat gerade mal eine Breite von 16 km.
Dies macht diese Stelle zu einem einzigartigen Abschnitt auf der Kimbrischen Halbinsel.
Auf der gesamten Länge von 450 km nähern sich nur an der Schleswiger Landenge
schiffbare Gewässer der Nord- und Ostsee so nah einander an (SIEGLOFF 2004). Zur Zeit
der Wikinger und des hohen Mittelalters konnten über diese Verbindung Handelszentren
des Ostseeraums mit denen des Rheinmündungsgebiets verbunden werden. Nicht nur,
dass die Passage über Jütland gefährlicher wäre, auch die Kürze der Strecke machte sie zu
einer forteilhaften Handelsroute. Die Händler konnten von der Nordsee aus erst die Eider,
dann die Treene hochfahren. 16 km weiter liegt die Schlei, die 38 km tief ins Land reicht.
Diese nutzten die Schiffer, um so in die Ostsee zu gelangen (SIEGLOFF 2004).
Die Tatsache, dass sich am Ende der Schlei der Transithafen von Haithabu und
später der von Schleswig befand, legt die Vermutung nahe, dass es an der
Verbindungsstelle zur Nordsee auch einen Hafen gegeben haben muss. Hollingstedt an
der Treene wurde bereits durch das DFG-Projekt unter der Leitung von Dr. Klaus Brandt
von 1995 bis 2001 als dieses ausfindig gemacht und ausgegraben (Abb.4). Die Grabung
hatte zum Ziel, neben dem Schleswiger Ostseehafen eine Hafensiedlung an der Nordsee
zu finden, die eine Gleichzeitigkeit zu Schleswig und auch zu Haithabu aufweist. Zudem
erforschte Brandt den mittelalterlichen Verlauf der Treene sowie der Eider. Die
Untersuchungen ergaben, dass sich Eider- und Treeneverlauf während des frühen und
hohen
Mittelalters
deutlich
vom
heutigen
unterschieden
und
zwischenzeitig
Schwankungen durch anthropogene Einenflüse unterlagen. Am Fundort Hollingstedt
durchläuft der Fluss eine Art Zwangsstelle, durch einen Nordwest-Südost verlaufenden
Dünenzug in der Talniederung. Dadurch kam es an dieser Stelle jedoch zu keinen
Veränderungen des mittelalterlichen Flusslaufes (BRANDT 2012, S. 19).
Mittlerweile wurden aus den Grabungen, den Oberflächenfunden und dem Baggergut
zum einen Siedlungsspuren ausfindig gemacht, und zum anderen auch eiserne
Schiffsteile, Kalfatklammern und Niete gesammelt. Durch diese Fundstücke kann eine
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schiffbare Verbindung über die Binnengewässer nachgewiesen werden. Die 191
aufgefundenen Kalfatklammern, sogenannte Sinteln, sind „eiserne, durchschnittlich 4 bis
7 cm lange Klammern, mit deren Hilfe die Kalfaterung eines Schiffes befestigt und
gesichert wird“ (SIEGLOFF 2004, S. 4). Sie sind Bauteile der mittelalterlichen
Schiffsbauweise einer Kogge. Diese Art der Kalfaterung, eine Dichtung gegen von außen
eindringendes Wasser, ist sowohl für den Nord-, als auch den Ostseeraum nachweisbar
(Abb.5). Die Abbildung zeigt, dass die Sinteln entlang der Küsten ausfindig gemacht
wurde, die Verbreitung sich aber auch an den Verläufen der großen Flüsse orientiert.
Dargestellt wird hier eine zeitlich differenzierte Verbreitung publizierter Sitelfunde
Nordeuropas. Der Punkt 29 auf der Abbildung 5 zeigt den hier bearbeiteten Fundort
Holligstedt an der Treene. Schleswig wird durch die Nummer 44 dargestellt. Die
Verbreitungskarte zeigt deutlich eine Verteilung der Sintelfunde im gesammten Ost- und
Nordseeraum. Auch die Handelsroute über Jütland scheint zum Teil genutzt worden zu
sein. Die Funde in Bremen (Nr. 26), Mandelsloh (Nr. 27), Köln (Nr. 1), Krefeld (Nr. 2)
und Duisburg (Nr. 3) zeige aber auch eine deutliche Verbreitung entlang der größeren
Flussläufe an. Ebenfalls ist die Bauweise dokumentiert und aufgenommen worden.
Bei dieser Bauweise wurde ein sogenanntes Werg, eine Kalfatmasse bestehend aus Moos
und Pech, zwischen die Fugen des Schiffes gerieben. Darauf wurde eine Druckleiste
gelegt und mit Sinteln, vor allem an den Übergängen der Plankengänge, befestigt
(Abb.6). Die Sinteln tauchen in den Funden von 900 n. Chr. bis 1250 n. Chr. auf. Aus der
Zeit um 900 n. Chr. sind nur Bodenfunde überliefert. Der erste Wrackfund mit Sinteln
war die Kollerupkogge (Abb.7). Sie wurde vor Jütland gefunden und weist die typische
Koggen-Bauweise auf - einmastige, flachbodige Schiffe mit geraden Steven. Der Boden
ist in Kravelbauweise beplankt, die Bordwände dagegen wurden bei dieser Bauweise
geklinkert. Der flachbodige Bau war den Gegebenheiten einer Fahrt auf den häufig
flacheren Binnengewässern
angepasst. Durch die weiträumige Verbreitung der
Koggenbauweise im Nord- und Ostseeraum, weisen auch die Sinteln ein großes
Formenspektrum auf. Für den Nordseeraum war schon seit 1996 eine Typologie durch
Vliemann vorhanden. Eicke Siegloff stellte dann 2004 eine weitere für den Ostseeraum
auf und verglich beide (Abb.8). In diesen Typologien wird deutlich, dass überwiegend der
Typ 1A benutzt wurde. Dieser fand im 10. und 11. Jahrhundert Verwendung. Daraufhin
wurde der Typ 1B bis in die 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts verwendet (BRANDT 2012, 46
ff). Dies spricht für eine Veränderung der Koggenbauweise im Zuge der
Wasserstandveränderungen, die scheinbar durch einen, in den Schriften erwähnten
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Deichbau des 11. und 12. Jahrhunderts entstanden. So konnten auch skandinavische
Schiffe mit größeren Tiefgang und einer höheren Ladekapazität die Treene hinauf fahren
und sich damit am Handel beteiligen. Durch eine größere Ladekapazität wurde ein
intensiverer Handel ermöglicht (SIEGLOFF 2004, 170).
Ein weiteres Indiz für den Rückgang der nordischen Bauweise von kleineren
Schiffen und für einen Aufschwung der skandinavischen Schiffsbauart, sind die während
der Grabungen gefundenen Schiffsnieten (Abb. 9). Das Erscheinen von polygonalen
Schiffsnieten mit rechteckigem Schaftquerschnitt nimmt im Verlauf des 12. und 13.
Jahrhunderts stark ab. Die veränderten Sinteln und der Rückgang der Schiffsnite mit
rechteckigem Schaft, zeichnen nach SIEGLOFF (2004) den Rückgang der nordischen
Schiffsbauweise ab (SIEGLOFF 2004, 171). Auch dadurch zeigt sich, dass die veränderte
Bauweise
im
Zusammenhang
mit
den
anthropogen
beeinflussten
Wasserstandsschwankungen gelegen haben muss.
Nachgewiesen ist damit jedoch auch, dass der Transitverkehr über die Binnengewässer
Eider und Treene, zur Zeit der Wikinger an Bedeutung zunahm. Um keine gefährlichen
Umwege über die Spitze von Jütland fahren zu müssen, nahmen die Seefahrer für ihren
Handel zwischen den Regionen der Nord- und der Ostsee, den Weg über die
Binnengewässer Eider, Treene und Schlei. Dies zeichnet sich in der Schiffsbauweise ab.
Die Schiffe mussten für eine Fahrt über die Flusssysteme zunächst kleiner sein und
weniger Tiefgang haben, damit sie dort nicht auf Grund liefen. Nach dem Bau des
Deiches im 11. und 12. Jahrhundert, veränderte sich der Strom des Flusssystems und die
Schiffsbauweise konnte zu Gunsten des Warenhandels mit einer größeren Ladekapazität
verändert werden.
4. Fundspektrum in Binnenseen
Im weiteren Verlauf meiner Arbeit beschäftige ich mich nun mit 11 Seen der
Jungmoränenlandschaft Schleswig-Holsteins. Es befinden sich nahezu 300 Seen in dem
von Binnengewässern stark geprägten Gebiet. Diese entstanden zur Zeit der letzten
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Eiszeit als Schmelzwasserrinnen. Nachzuweisen ist nun, in wie weit sie von den
Menschen befahren wurden und in welchen Umfang diese anthropogenen Einflüsse den
Flussverlauf
und
die
naheliegende
Landschaft
veränderten.
Das
Flüsse
als
Kommunikations- und Handelswege beansprucht wurden, ist im vorhergehenden Kapitel
deutlich geworden. Allein schon als Grenzziehung konnten diese gut sichtbaren Marken
in der Landschaft dienen. Doch in welcher Weise ist dies auf die Binnenseen übertragbar?
Dies gilt es für mich im Folgenden zu untersuchen und auszuwerten.
4.1. Großer Schierensee
Der Große Schierensee ist ein kalkreicher, geschichteter Tieflandsee in der gleichnamigen
Gemeinde Schierensee im Kreis Rendsburg-Eckernförde (Abb.10, Nr.2). Mit 11,4 km²
hat der Schierensee ein relativ großes Einzugsgebiet. Er ist 51,44 ha groß und seine
maximale Wassertiefe liegt bei 14,8 m (MUUß, u.a. 1973, 148).
In diesem Binnensee wurde 1968 nahe der Au ein Einbaum gefunden, bei dem es
sich nach HIRTE (1987) um ein Fischerboot handeln könnte. Dieser wurde aus einer
vermoorten Schicht in 1,3 bis 1,6 m Wassertiefe geborgen. Das erhaltene Stück ist nur 1,5
m lang, ca. 0.3 m hoch und im Innern 0,4 m breit. Es weist zudem einen einfachen,
kastenförmigen Querschnitt auf. Aufgrund der schlechten Erhaltungsbedingungen sind
jedoch keine weiteren Angaben hierzu möglich (HIRTE 1987, 47).
Durch neue einfache Bauweise weist es auf eine frühe Binnenschifffahrt im
Schierensee hin. Außerdem lässt sich dadurch feststellen, dass die Gewässer der
Nahrungsversorgung dienten. HIRTE (1987) fügt jedoch hinzu, dass es sich ebenso um
einen einfachen Kasten handeln könnte. Die weiteren Beispiele zur Binnenschifffahrt
sollen jedoch meine Ansicht der Nutzung von Seen bestärken.
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4.2 Einfelder See
Die Funde des Einfelder Sees liegen in den Räumen des Plöner Kreismuseums
aufbewahrt. Darunter sind unter anderem ein Paddel (Abb.11) sowie ein Einbaum
(Abb.12). Sie wurden unter der damaligen Leitung des Museums von Dr. Karl Hucke bei
Arbeiten im Einfelder See gefunden. Das Holzpaddel misst im geborgenen Zustand eine
Länge von 1,60 m. Das Riemenblatt ist dabei 60 mal 12 cm groß und damit in einem sehr
guten Erhaltungszustand. Jedoch wurden an diesem und dem drauf folgenden Fund keine
weiteren Analysen zur Altersbestimmung oder Holzart vorgenommen. Die Art des
Holzes, die Maserung und die Häufigkeit des Holzvorkommens lässt jedoch auf die
Verwendung eines Eichenstammes (Quercus sp.) vermuten. Ebenso wenig ist zu dem
ausgestellten Einbaumfragment bekannt. Es misst jedoch noch heute eine Länge von 1,70
m und immerhin eine Breite von 45 cm.
Der Einfelder See befindet sich mit einem Einzugsgebiet von 9,2 km² in der Nähe von
Neumünster im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Damit bilden er und der Schierensee die
westliche Grenze des von mir einbezogenen Gebietes der Ostholsteinischen Seenplatte.
Mit einer Fläche von 177,50 Hektar gehört der Einfelder See zu den größeren Seen in
Schleswig-Holstein. Der See ist 3 km lang und 700 m breit. Die tiefste Stelle des Sees ist
8,4 m tief, dennoch liegt die durchschnittliche Tiefe bei 3,73 (MUUß u.a. 1973, 143).
Die beiden Funde dienen in diesem Fall zu reinen Aufnahmezwecken. Sie stellen
die typischen und besten Fundarten dar, die für eine Binnenschifffahrt als Nachweise
dienen können. Mit dem Einbaum und dem Paddel könnte der See überquert, Halbinseln
erreicht werden oder sie wurden genutzt, um damit auf See zufahren und nach Nahrung
zu suchen. Zu den Funden wurden bisher jedoch keine weiteren Untersuchungen
vorgenommen.
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4.3 Stolper See
Südöstlich des Einfelder Sees liegt die Wankendorfer Seenplatte. Sie setzt sich aus den
fünf Seen Stolper See, Schierensee, Belauer See, Schmalsee und Bornhöveder
See
zusammen (Abb. 2). Der Stolper See liegt mit dem Schierensee im Norden der Seenplatte.
Seine Tiefste Stelle beträgt 14,6 m, bei einer Durchschnittstiefe von 6,9 m. Er besitzt eine
Fläche von 1,32 km² und ein großes Einzugsgebiet mit 58,99 km². Der See ist ein sehr
eutropher, damit überdüngter, kalkreicher, geschichteter Tieflandsee, dessen einzige Zuund Abflüsse die Alte Schwentine und die Schierenseer Au bilden. Die Alte Schwentine
mündet im Südosten im Stolper See und fließt im Norden ab. Die Schierenseer Au
mündet südlich in den See ein (BLEILE, u. a. 2010, 33f).
Das Gewässersystem der Schwentine ist im gesamten Arbeitsgebiet von großer
Bedeutung. Es durchfließt das gesamte Gebiet und mündet bei Kiel in die Ostsee. Das
System besteht aus der Alten Schwentine im Westen ihres Einzugsgebietes und der
Bungsberg-Schwentine im Norden und Osten des Gebietes. Dabei wird eine Fläche von
72 800 Hektar entwässert (BLEILE, u. a. 2010, 27 ff). Zudem war die Alte Schwentine von
Bedeutung für den Limes Saxoniae. Die Schwentine bildete einen Teil des Limes, eine
Grenze zwischen sächsischem und slawischem Einzugsgebiet während des frühen und
hohen Mittelalters (Abb. 13). Die Grenze wurde 810 n. Chr. durch Karl den Großen, als
Folge einer Schlacht von 798 n. Chr. bei Bornhöved, gesetzt (LÜTH 2012, 144 ff). Im von
mir untersuchten Gebiet verlief der Limes Saxoniae entlang der Tensfelder Au im Süden
bis zum Stocksee, dann entlang der fünf Seen der Bornhöveder Seenplatte und folgte
daraufhin dem Verlauf der Alten Schwentine bis zum Postsee (Abb. 13).Die Seen lagen
dadurch entlang eines territorial verteidigten Grenzgebietes.
Die Forschungen am Stolper See finden andauernd statt. In den 1970er Jahren fanden
Forscher durch echographische Aufnahmen der Bodenprofile eine hügelartige, isolierte,
110 x 17 m große Erhebung (Abb. 14), welche sich heute 1,8 m unter der
Wasseroberfläche befindet. Untersuchungen ergaben, dass es sich hierbei nicht um eine
anthropogen beeinflusste Aufschüttung handeln könne. Der Hügel steht in einem
Zusammenhang galzifluvialer Prozessen. Er entstand zusammen mit dem Stolper See
durch Gletscherverschiebungen während der letzten Eiszeit. Durch taucharchäologische
Untersuchungen am Hügel wurden daraufhin zahlreiche Pfosten sowie Keramik des 13.
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Jahrhunderts ausfindig gemacht. O. HARCK (1985, S. 442) deutet den Befund aus dem
Stolper See als Kemlade. Hinzu kommen drei Flintbeile, die er zu einem neolithischen
Depot ordnet (HARCK 1985, 440). Erneute Untersuchungen fanden im Jahr 2008 durch
das Forschungsprojekt „Funktion von Inseln in den Binnengewässern der holozänen
Siedlungslandschaft Schleswig-Holsteins“ statt. Dieses seit 2007 von der DFG geförderte
Projekt wurde vom Lehrstuhl für frühgeschichtliche Archäologie des Instituts für Ur- und
Frühgeschichte der Universität in Kiel wahrgenommen. Das Projekt befasste sich vor
allem mit offenen Fragen der Wasserspiegelschwankungen. Das Ziel war es die
Inselnutzung anhand von exemplarisch ausgewählten Binnenregionen in Norddeutschland
herauszuarbeiten (BLEILE u. a. 2010, 26). Unter der Nutzung von diachron angelegten
Methoden, darunter archäologische, historische, palynologische sowie pedologische,
fanden durch das Projekt Tauchuntersuchungen, Ausgrabungen und Bohrungen an über
30 Inseln statt. Das Forschungsgebiet bezog sich auf Teile der Ostholsteinische und
Wankendorfer Seenplatten. Es umfasste 20 x 30 km. Mit dem großen Plöner See im
Zentrum des Arbeitsraumes, befinden sich dort rund 100 Seen, Tümpel und Teiche. In 16
Seen liegen die insgesamt 63 Inseln. Allein im Großen Plöner See wurden 25 Inseln
ausfindig gemacht (BLEILE u. a. 2010, 27).
Durch das Forschungsprojekt wurde das Pfahlfeld im Stolper See am 4 m hohen
Hügel erneut untersucht. Hierbei fanden die Forscher heraus, dass es sich um eine
sogenannte Kame, eine natürlich entstandene Aufschüttung, und eine hölzerne
Turmhügelburg handle. Die 25 Pfahlstümpfe sind überwiegend aus Eichenholz (Quercus
sp.). Sie
liegen 3 bis 112 cm hoch über dem Sediment und haben einen
durchschnittlichen Durchmesser von 11 bis 20 cm. Die dendrochronologischen
Untersuchungen ergaben ein Fällungsdatum im Winter 1180/81 n. Chr. (BLEILE u. a,
2010, 34). Des Weiteren wurden neben dem Pfahlfeld Keramik aus dem 17. und 13.
Jahrhundert sowie neuzeitliche Eisenfunde, darunter ein 29 cm langer Ruderdollen, zur
Befestigung eines Ruders am Boot, gefunden. Mittelalterliche Funde, die eine Nutzung
des Binnensees nachweisen sind zudem ein Netzsenker und die Reste eines
Riemenblattes, eines Paddels. Der Netzsenker (Abb. 15, 5) ist auf der Abbildung als Nr. 5
gekennzeichnet. Zu sehen ist ein eiförmiges Gebilde aus Zement mit Schnurresten. Der
Netzsenker ist 8 cm lang, hat eine Durchschnittsdicke von 7,2 cm. Die breiteste Stelle
beträgt 9 cm. Der Rest des Holzpaddels (Abb. 16) hat sich sehr gut im Wasser erhalten.
Das Riemenblatt hat immer noch eine Länge von 47 cm und eine Breite von 33 cm. Die
Funde wurden nach den Untersuchungen in die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts eingeordnet
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und geben damit einen Nachweis für die Binnenschifffahrt im hohen Mittelalter (MÜLLER
1985, 447 ff).
Ein weiterer Fund, 1934, weist auf die Binnenschifffahrt im Stolper See hin. In Depenau
in der Gemeinde Stolpe, Kreis Plön, wurden nach Angaben des Landesmuseums
Schleswig Fragmente eines Einbaums und daneben Flintartefakte aus dem Mesolithikum
aufgelesen (HIRTE 1987, 13). Die Artefakte blieben bis 1955 in Privatbesitz und wurden
dann dem Heimatmuseum in Plön übergeben. Zu dem weiteren Verbleib gibt es jedoch
laut C. HIRTE (1987, 13) keine Angaben. Der Einbaum war in einem schlechten Zustand.
Lediglich der Boden ist erhalten geblieben. Das Fragment war 1,60 m lang und 45 cm
breit. Zu den Enden hin hob sich der Boden an (HIRTE 1987, 13).
Die Funde des Stolper Sees, der Netzsenker, der Einbaum, das Holzpaddel, der
Ruderdollen, deuten auf eine kontinuierliche Nutzung des Binnensees spätestens ab dem
12. Jahrhundert bis in die Neuzeit. Der Befund des Pfahlfeldes und weitere Kleinfunde im
Bereich der Kame zeigen ebenso deutlich, dass die Insel während des hohen Mittelalters
genutzt wurde. Auf ihr wurde im Winter 1180 n. Chr. eine Anlage gebaut, vermutlich
eine Motte, eine Turmhügelburg, die aufgrund eines Konfliktes nur kurz in Benutzung
war. Brandspuren an einigen der Pfähle deuten auf einen Abbruch der Nutzung durch
eine Auseinandersetzung. Da entlang der Insel jedoch keine Überreste einer
Brückenkonstruktion auffindbar sind, spricht dieses indirekt für eine schiffbare Nutzung
des Sees. Des Weiteren weist das neolithische Depot von Flintartefakten auf dem Hügel
auf eine viel frühere Nutzung der Insel und möglicherweise auf eine Nutzung des
Binnensees während des Neolithikums hin (MÜLLER 1985, 447 ff).
4.4 Bornhöveder See
Ebenfalls an das Gewässersystem der Schwentine angeschlossen ist der Bornhöveder See.
Er befindet sich südöstlich des Stolper Sees, direkt unter dem Belauer See und dem
Schmalsee auf der Wankendorfer Seenplatte. Der Binnensee gehört zur gleichnamigen
Gemeinde Bornhöved im Kreis Segeberg. Mit einer Größe von 78,44 Hektar ist er um
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einiges größer als der benachbarte Schmalsee. Der Bornhöveder See erreicht zudem eine
maximale Wassertiefe von 17,0 m bei einer Durchschnittstiefe von 6,0 m (MUUß u. a.
1973, 142).
In einem Bericht des Archäologischen Landesmuseums Schleswig von 1899 wird
ein Einbaum erwähnt, welcher beim Fischen im Bornhöveder See 1898 geborgen wurde.
Der Einbaum sei aus einem Eichenstamm (Quercus sp.) gefertigt worden und messe 6 m
Länge und 0,85 m Breite. Über den Verbleib des Bootes ist jedoch auch hier nichts weiter
bekannt.
4.5 Lanker See und Scharsee
Den letzten großen See im Mittelabschnitt des Schwentinelaufs stellt der Lanker See mit
seinen 438 Hektar dar (Abb. 17). Der Lanker See befindet sich südöstlich von Preetz,
wobei sein nördlicher Teil bis in das Stadtgebiet reicht (MUUß u. a. 1973, 37). Zudem
bildet er mit dem Postsee die nördliche Grenze des Arbeitsgebietes auf der
ostholsteinischen Seenplatte (Abb. 2). Wasser erhält der See über Zuflüsse der
Schwentine, über den Kührener Teich im Süden, dem Kolksee, dem Wielener See und
dem Scharsee im Norden. Die Schwentine durchfließt den See auf ganzer Länge (3,2 km),
wobei die Uferlänge 15 km beträgt. Die breiteste Stelle des Sees beträgt 3000 m, die
Kleinste 300 m. Aber auch in seiner Tiefe variiert der See stark zwischen 3,6 bis 23,0 m
(MUUß u. a. 1973, 146). Der See teilt sich in einen Nord- und einen Südteil. Beide Teile
werden von einer gerade einmal 1 m tiefen Schwelle getrennt. Die Topographie des Sees
wird durch mehrere Erhebungen stark geprägt. Darunter fallen auch mehrere Halbinseln
sowie 7 Inseln, die sich im Nordteil des Sees niederschlagen (BLEILE u. a. 2010, 35). Vor
allem die Insel Probstwerder geriet durch zahlreiche slawenzeitliche Funde in den Fokus
des Projektes „Funktion von Inseln in den Binnengewässern der holozänen
Siedlungslandschaft Schleswig-Holsteins“. Die Insel hat eine 2 bis 2,5 m hohe Erhebung
und erstreckt sich hufeisenförmig auf 500 m Länge und 270 m Breite. Neben
slawenzeitlichen und frühdeutschen Scherbenfragmenten wurde während der Arbeiten an
der Insel im Uferrandbereich ein Pfahlfeld aus 12 Spaltbohlen entdeckt. Die Pfähle waren
14
15
zweireihig in südöstlicher Richtung gesetzt und erstreckten sich auf 4 m Länge.
Dendrochronologische Untersuchungen an zehn der Hölzer ergaben Fälljahre zwischen
818 und 848. Eines der Hölzer wurde auf 700 n. Chr. datiert. Vermutlich ist dieser eine
slawenzeitlicher Inselzugang gewesen. Weitere Untersuchungen durch das Projekt sollten
dies noch genauer feststellen. Eine Prospektion auf einer Fläche von 2400 km² ließ jedoch
keine weiteren Bebauungen auf der Insel erkennen (BLEILE u. a. 2010, 36).
Die Funde weisen dennoch darauf hin, dass die Insel und auch das Gewässer zur
Slawenzeit in Benutzung waren. Eine Binnenschifffahrt ist damit jedoch noch nicht
nachgewiesen, da die Spaltbohlen in dem Bereich an einem, durch bathymetrische
Untersuchungen nachgewiesenen Sporn liegen, der auf das Festland zuläuft und
möglicherweise eine Brückenanbindung bildete (BLEILE u. a. 2010).
Nördlich des Lanker Sees liegt der Scharsee, ein 42,39 Hektar großer See, mit einer
maximalen Wassertiefe von nur drei Metern (MUUß u. a. 1973, 148). Am östlichen Ufer
des Sees gelegen ist eine etwa 400 m lange Halbinsel, an deren Nordrand eine
slawenzeitliche Anlage liegt. Die Burg von Scharstorf, Kreis Plön, wurde hier in
mehreren Kampagnen seit 1886 untersucht und ergraben. Die größeren und besser
dokumentierten Grabungen fanden durch K. W. Struve 1959 sowie den 70er Jahren statt.
Der Hauptteil besteht aus einem zweiphasigen, ringförmigen Wall mit Einbauten aus
Holz. Der Ringwall ist über einen 6 – 7 m breiten Wegedamm mit dem östlichen
Vorburgplateau verbunden (Abb. 20). Das Plateau wiederum wird durch einen
Abschnittswall vom Festland abgetrennt (LÜTH 2012, 140).
Dort wurde 1949 parallel zum Ufer gelegen ein Stammboot entdeckt und geborgen. Das
Boot ragte laut einem Bericht des Landesamtes Schleswig nur wenig aus dem sumpfigen
Boden raus. Es handelte sich hierbei um einen stark drehwüchsigen und verästelten
Eichenstamm (Quercus sp.), der fast vollkommen erhalten geblieben ist. Lediglich die
Enden der Bordwände seien beschädigt gewesen. Das Boot hatte eine stattliche Länge
von 4,60 m und eine Breite von 0,76 m. Die beschädigten Bordwände waren noch 0,36 m
hoch. 40 cm vor dem Heckinnern war ein Absatz in den Boden gelassen. Dadurch wurde
die achtere Bodenpartie des Bootes verstärkt. Die Kimm zog dabei spitz nach vorne und
hatte einen ausgeprägten Querschnitt (HIRTE 1987, 45 ff). Datiert wurde das Boot ins 9.
bis 10. Jahrhundert n. Chr. C. HIRTE (1987) setzte das Boot in seinen Forschungen zu
monoxylen Wasserfahrzeugen zudem in einen Zusammenhang mit der slawischen
Burganlage, die dort auf der Halbinsel, eine durch ihre Schutzlage für die Menschen
16
15
günstige Siedlungslandschaft, lag.
Die Gewässerbezogenheit slawenzeitlicher Siedlungen und Anlagen, wird auch im
Folgenden deutlich. Durch das DFG-Projekt „Inselnutzung“ konnte nachgewiesen
werden, dass fast alle Inseln des Untersuchungsgebiets, zu verschiedenen Zeitperioden
besiedelt waren. Sowohl Inseln, als auch Halbinseln sind ein bis dato wenig untersuchtes
Element der Siedlungslandschaft. P. LÜTH (2012, 196 ff) stellte die Ergebnisse des
Projekts in einen Zusammenhang und arbeitete die Veränderung der Siedlungsstandorte
in seiner Arbeit heraus.
4.6 Großer Plöner See
Den größten See des untersuchten Gebietes stellt wohl der Große Plöner See dar (Abb. 2).
Er ist zudem der größte Binnensee in Schleswig-Holstein. Der Plöner See umfasst zwei
Seensysteme. Das erste Seensystem besteht aus dem Großen Plöner See, dem Stocksee
und dem Bischofssee. Das zweite Seensystem umfasst den Kleinen Plöner See und den
Trammer See. Beide sind Teile der Bungsberg-Schwentine.
Der Große Plöner See umfasst eine Fläche von 3038 Hektar, bei einem
Einzugsgebiet von 382 km². Im Gegensatz zum Kleinen Plöner See mit einem
Einzugsgebiet von 399 km², ist dies ein relativ klein umfasstes Gebiet. Die maximale
Tiefe des Plöner Sees reicht bis 58 m tief. Die durchschnittliche Tiefe liegt durch viele
Erhebungen nur bei 13,5 m. Damit ist jedoch allein die Durchschnittstiefe schon beinahe
doppelt so tief wie die maximale des Einfelder Sees. Durch die Prinzeninsel wird der See
in einen West- und einen Ostteil getrennt. Zudem gliedert sich der See durch eine
Erhebung in zwei Hauptbecken, dem Plöner und dem Ascheberger Beckenabschnitt
(BLEILE u. a. 2010, 29 f).
Im Rahmen der Arbeiten des oben bezeichneten Forschungsprojektes „Funktionen von
Inseln in den Binnengewässern der holozänen Siedlungslandschaft Schleswig-Holsteins“
wurden von 25 Inseln des Plöner Sees 19 untersucht (ebd. 30 f). Forschungen durch W.
DÖRFLER (2009) brachten anhand von Pollenanalysen und C14-Analysen an Torfen eine
Aktualisierung der Wasserstandskurve des Großen Plöner Sees. Dadurch wurden
16
17
Wasserstandschwankungen sowie Überflutungen zur Zeit des Neolithikums, der
Römischen Kaiserzeit und der Slawenzeit in einzelnen Schichten nachgewiesen (Abb.18).
Dargestellt werden auf der Abbildung 18 Die Wasserstandsschwankungen vom
Paläolithikum bis zur Neuzeit. Zu sehen sind stärkere Schwankungen während des
Subboreals zwischen 3500 und 3200 v. Chr. Im Verlaufe des Subatlantikums unterlagen
die Wasserstände einem stetigen Anstieg bis zur Zeit 0, einem Abfall zur Römischen
Kaiserzeit und dem darauf folgenden Anstieg während der Völkerwanderungsszeit.
Während der Slawenzeit unterlagen die Wasserstände dann zwei Überflutungsereignissen
kurz nach 1000 n. Chr. sowie einem stetigen Anstieg während des Hohen und Späten
Mittelalters.
Durch
diese
Analysen
konnten
auch
die
Schwankungen
der
Gewässerlandschaft an den Inseln nachvollzogen werden und damit wurde der Blick auf
die Nutzung der Inseln fokussiert. Da die vor- und frühgeschichtliche Nutzung von Inseln
in Binnengewässern indirekt eine Befahrung der Seen mit Schiffen oder Booten voraus
setzt, sofern keine brückenartige Verbindung zum Festland besteht, habe ich mich im
Laufe meiner Arbeiten auch umfassend mit dem Thema Inselnutzung auseinander gesetzt.
Dazu muss außerdem gesagt werden, dass eine Brückenanlage eine Binnenschifffahrt auf
keinen Fall ausschließen muss.
Mit den Anlagen von Bosau-Bischofswarder und der Olsborg liegen uns im
Großen Plöner See zwei zentrale Plätze der Slawenzeit vor. Daneben befindet sich im
Gebiet der Ostholsteinischen Seenplatte noch ein dritter Zentralplatz der Slawen: die
Befestigung von Scharstorf im Scharsee. Nordwestlich des Ufers der Insel
Bischofswarder wurde im Rahmen der Seegrundkartierung durch Kiefermann, 1978, ein
Pfahlfeld in einer Torfschicht dokumentiert. Es ließen sich mehrere Pfostenreihen sowie
rechteckige Strukturen aus Pfosten und Spaltbohlen ausmachen. 7 Hölzer der heute
subaquatisch liegenden Siedlung „Slawendorf“ wurden dendrochronologisch untersucht
und ergaben ein Gründungsdatum der Siedlung um 726. Die Burg wurde um 800 jedoch
durch eine Zerstörung wieder aufgegeben (LÜTH 2012, 125 ff). Damit ist BosauBischofswarder für die frühslawische Besiedlung des Plöner Umlandes von großer
Bedeutung. Neben dem „Slawendorf“ wurde nordöstlich von Bosau die Siedlung BosauMöhlenkamp ausfindig gemacht und in den Jahren 1974 bis 1979 von H. Hinz untersucht.
Hinz stellte hier Parallelen zur Siedlungsgründung mit der zweiten Wallphase der
Siedlung Bischofswarder her, da hier völkerwanderungszeitliche sowie slawenzeitliche
Funde gemacht wurden. Es handle sich nach H. Hinz hierbei um eine Verlagerung des
„Slawendorfes“ in den Bereich von Bosau. Durch intensive Grabungen konnte eine
18
17
Siedlungskontinuität bis ins 13. Jahrhundert ausgemacht werden (LÜTH 2012, 125 ff).
Südlich der Insel Bischofswarder befand sich zudem noch das sogenannte Bosau-Dorf im
Dorfkern von Bosau. Dies wurde 1971 bis 1975 ergraben. Neben spätslawischen
Scherben wurde hier eine Uferbefestigung, ein Kastenbrunnen sowie Hausbefunde mit
Spaltbohlen freigelegt. Der Hausbefund wurde dendrochronologisch untersucht und auf
1176 n. Chr. datiert. Der Mühlenstau des 13. Jahrhunderts führte hier zu einem
Seespiegelanstieg. Nachdem Bau der ersten Mühlen stieg der Seespiegel des Großen
Plöner Sees während des Mittelalters und der frühen Neuzeit stetig an. Der Wasserstand
stieg dauerhaft um 1,8 m. Dies hatte eine Überflutung der nahen Ufer, starke Erosionen
sowie ein Absinken der Inseln zufolge (LÜTH 2012, 20).
Südöstlich der heutigen Stadt Plön wurde auf der Insel Olsborg eine weitere
slawische und frühdeutsche Siedlung aufgedeckt. In den 1950er Jahren fanden hier
Sondagen und in den Jahren 2004 bis 2009 Grabungen statt. Hier wurde eine Siedlung
des 10. bis 12. Jahrhunderts sowie eine spätslawenzeitliche Brückenkonstruktion
ausfindig gemacht (Abb. 19). Die Brücke verband in spätslawischer Zeit den
nordöstlichen Teil der Insel Olsborg mit dem Festland. Die Brückenreste zeigen zudem,
dass die Insel zu der Zeit wesentlich größer gewesen sein muss. Auf der Westseite der
Insel wurde zusätzlich eine slawenzeitliche Uferbefestigung aus 80 Holzpfählen ausfindig
gemacht. Die Pfähle standen in einer Reihe an der Abbruchkante in 1 bis 4 m
Wassertiefe. Die Untersuchung der Hölzer ergab ein Datum von 1063 bis 1155 n. Chr.
Dies bildete somit die späte Phase der Inselnutzung (BLEILE u. a. 2010, 32).
Die Ergebnisse der Untersuchungen zur Inselnutzung im Großen Plöner See weisen
darauf hin, dass der Schwerpunkt der slawenzeitlichen Besiedlung in der Mitte des Sees
gelegen haben muss. Zwar wurde eine Brückenkonstruktion an der Olsborg ausfindig
gemacht, doch die Besiedlung zeigt dennoch. dass der See beschifft gewesen sein muss.
Spätestens während des 16. Jahrhunderts wird ein reger Verkehr auf dem See gewesen
sein, wie uns die Abbildung 20 zeigt. Sie stellt den Bereich des Großen Plöner Sees dar.
Unten links im Bild sind Graf Heinrich Ranzov II. auf einem Pferd, seine Frau sowie
seine Tochter abgebildet. Dieser wollte sein Anwesen, oben links im Bild, in der Civitates
orbis terrarum festhalten lassen. Da sein Anwesen zu klein dafür war, verschob er es für
das Bild um einige Kilometer nach rechts in die Nähe von Plön, um damit eine zu der Zeit
übliche Gleichzeitigkeit abbilden lassen zu können. Dem Bild lässt sich entnehmen, dass
es im Jahre 1593 entstanden ist. Zu sehen sind Ascheberg rechts am Plöner See, die Stadt
18
19
Plön in der Mitte und der Große Plöner See. Auf dem See herrscht ein reges Treiben der
Fischer und Seefahrer. Zudem sind mehrere Bootsanleger, eine Wassermühle am Seeufer
bei Plön und eine Windmühle bei Ascheberg abgebildet.
Relativ zentral im Großen Plöner See liegt im Bereich des Naturschutzgebietes Störland
die Insel Konau. Diese wurde im Rahmen des DFG-Projektes „Inselnutzung“ im Jahr
2009 taucharchäologisch untersucht, da hier im Vorfeld schon Funde aus dem Mittel- und
Spätneolithikum zutage kamen. Dabei umrundeten nun zwei Taucher den Bereich um die
Insel. Sie stießen dabei auf zwei Randleistenbeile (Abb. 21). Die Beile lagen in einer
Entfernung von 25 – 30 m vom Ufer in einer Wassertiefe von etwa 1,05 m. In der Nähe
fanden sie zudem noch ein dünnackiges Flintbeil vom Alten Typ und ein trapezförmiges
Flachbeil des Spätneolithikums (LÜTH 2012 b, 78). 10 m südlicher fanden die Taucher
vier Holzpfosten (Abb. 22), die in die Römische Kaiserzeit datiert wurden. C14-Analysen
ergaben ein Datum von 234-354 cal. AD und von 226-355 cal. AD (LÜTH 2012 b, 78).
Die Funde zeigen, dass die Insel Konau intensiv seit dem Neolithikum genutzt
wurde (Abb. 23). Zudem weisen die Funde auf eine dauerhafte Nutzung hin. Da vorerst
keine Brückenkonstruktionen nachgewiesen werden konnten, lässt sich darauf schließen,
dass der Große Plöner See auch in diesem Bereich schon seit dem Mittelneolithikum
befahren wurde. Die Nutzung der Insel weist demnach indirekt auf eine Binnenschifffahrt
im Plöner See hin.
4.7 Stocksee
Unterhalb des Großen Plöner Sees liegt im Kreis Segeberg der Stocksee, ein 207,02
Hektar großer Tieflandsee. Der See weist eine mittlere Wassertiefe von 12 m, und eine
maximale Tiefe von 30 m auf und entstand wie die meisten Seen der ostholsteinischen
Seenplatte durch Gletscherverschiebungen der letzten Eiszeit (MUUß u. a. 1973).
In den 1980er Jahren fanden Taucher im See ein Stammboot und bargen es. Das
Boot war in einem sehr guten Erhaltungszustand. Es wies lediglich Beschädigungen an
Heck und Bordwänden auf. Das Holz wurde als Eichenholz erkannt. Das Boot wies einen
spitzovalen Umriss, mit ausgeprägten konvex verlaufenden Seiten, die vorne spitz
20
19
zusammen liefen, auf. Zum Heck hin waren die Enden gerade abgeschnitten. Die größte
Breite, 0,7m bei einer Länge von 5,02 m, besaß das Boot am Achtern, also hinter der
Mitte zum Heck hin verlaufend. Diesbezüglich konnte das Boot als Kaffenkahn
identifiziert werden, wobei der Bug als Spitzkaffe ausgeprägt war. Der Boden des Kahns
war durchgängig flach und die Kimm winkelig ausgebildet. Am Boden ließen sich zudem
deutliche Bearbeitungsspuren erkennen. Eine Holzanalyse ergab ein Alter von etwa 700
Jahren. Das Boot wurde somit zwischen 1240 und 1350 n. Chr. erbaut und weist damit
auf eine Befahrung des Stocksees zu dieser Zeit durch Wasserfahrzeuge hin (HIRTE 1987,
48).
4.8 Trammer See
Nördlich des Plöner Seen Systems liegt in den Gemeinden Plön und Rathjensdorf der
Trammer See mit seinen 171,11 Hektar (Abb. 2). Durch viele Erhebungen und
Senkungen befindet sich in dem See ein Tiefenunterschied von bis zu 25,5 m. Dadurch ist
das Milieu des Sees relativ nährstoffarm. Die maximale Tiefe beträgt 33,0 m. die mittlere
Tiefe liegt jedoch nur bei 7,5 m. Zuflüsse hat der Trammer See nur vom Unteren
Ausgrabensee im Nordosten. Abflüsse fließen von ihm aus in den Trentsee im Süden und
den kleinen Plöner See im Südwesten. Im Östlichen Teil des Sees liegt die Halbinsel
Uhlenkroog (Abb. 24). Die Halbinsel ragt 400 m in den See hinein. Südlich der Insel
befindet sich eine bewachsene Flachwassererhebung, in deren Bereich in den 1950er
Jahren spätneolithische Funde gesammelt wurden (LÜTH 2012 b, 74). Im Rahmen der
Arbeiten des DFG-Projektes „Inselnutzung“, wurde unter der Leitung von Ralf Bleile und
Ulrich Müller der Flachwasserbereich und das nahe liegende Ufer der Halbinsel
Uhlenkroog erneut prospektiert. Neben roter Irdenware, Grauware der Var. A und einem
großen Schleifstein, wurden in dem Bereich zahlreiche Pfosten ausfindig gemacht. Einer
der deutlich bearbeiteten Pfosten wurde zu Datierungszwecken geborgen. Die Datierung
ergab ein Datum aus der älteren Römischen Kaiserzeit - 168-214 cal. AD (LÜTH 2012 b,
75). Bohrungen und Untersuchungen der 62 cm dicken Torfschicht an der Abbruchkante
der Halbinsel ergaben zudem weitere zeitliche Daten. So wiesen sie für die
20
21
Torfakkumulation auf einen Zeitraum von Chr. Geburt bis 1100 n. Chr. hin, woraus LÜTH
(2012 b) schließt, dass der Seespiegel während der älteren Römischen Kaiserzeit etwa
einen halben Meter unter dem heutigen Niveau lag. Pollenanalysen ergaben zudem, dass
die Halbinsel als Ackerland und Viehweide genutzt wurde. Die im Jahr 2009 zusätzlich
gefundenen Holzpfähle ergaben einen Nutzungszeitraum
des Flachwasserbereichs
zwischen der Slawenzeit und dem frühen Mittelalter. Eines der Kiefernhölzer wurde
durch C14-Datierung auf 1032-1161 cal. AD bestimmt (LÜTH 2012 b, 85).
Der Bereich der Halbinsel und des Flachwassers wurde somit seit dem späten
Neolithikum intensiv und durchgängig genutzt. So stieg der Wasserspiegel zwar zur Zeit
der Römischen Kaiserzeit noch weiter an, doch die spätere Nutzung des
Flachwasserbereiches weist trotzdem indirekt darauf hin, dass hier eine Befahrung des
Sees stattgefunden haben mag. Nur durch weitere taucharchäologische Untersuchungen
im Bereich des Trammer Sees könnte dies definitiv belegt werden. So gibt es hier bisher
dennoch einen indirekten Hinweis auf eine Beschiffug des Trammer Sees.
4.9 Behler See
Der Behler See ist ein kleiner See nordöstlich des Ortes Timmendorf, im Kreis
Ostholstein. Der See nimmt eine Fläche von 329,84 Hektar ein. Seine tiefste Stelle reicht
bis zu 43 m tief (MUUß u. a. 1973, 142). In den See reichen zwei Halbinseln und eine
Insel hinein: die Insel Großer Warder und die beiden Halbinseln Grotwarder und
Schwumb. Auf allen drei Inseln sowie Halbinseln (dazu ist zu sagen, dass auch hier der
Begriff Halbinsel individuell genutzt wird) wurden Überreste
früherer menschlicher
Handlungen gefunden. Die Halbinsel Grotwarder, auf der sich eine Burganlage befindet,
reicht spornartig im Nordosten in den See hinein. Die Anlage besteht aus
Abschnittswällen und einem Burgberg, ein Hügel, der sich bis zu 2,5 m erhebt. Dieser
bildet den Hauptteil der Anlage (Abb. 25). Nach Norden hin wird der Hügel durch einen
230 m langen Abschnittswall abgeschirmt. Damit bietet der Standort einen gut
geschützten Siedlungsplatz. Der Abschnittswall ist 80 cm hoch und 12 – 16 m breit. Ein
ähnlicher Wall verläuft parallel zum Ufer in nordsüdlicher Richtung. Durch das DFG22
21
Projekt „Inselnutzung“ wurde das Umfeld unterseeisch prospektiert und in 70 m
Entfernung in einer Tiefe von 2 – 3 m ein Pfostenfeld lokalisiert. Zwei der Hölzer wurden
geborgen und weiter untersucht. Die dendrochronologischen Untersuchungen der Hölzer
Ergaben Daten für die Jahre um 649 und 763 ± 10 n. Chr. (LÜTH 2012 b, 78 f). Die
Funktion der Burg konnte bisher jedoch noch nicht geklärt werden.
Im Rahmen des Projektes wurden ebenfalls an der Insel Großer Warder Untersuchungen
durchgeführt (Abb. 26). Die Insel erstreckt sich mit einer Länge von rund 350 m im Osten
des Behler Sees. Im Norden zieht sich ihre Breite auf etwa 170 m, wobei sie sich zum
Süden hin auf 50 m verjüngt. Durch die langgestreckte Form des Inselkörpers, trennt sie
den See von einem kleineren Gewässer, dem Langensee, ab (LÜTH 2012 b, 79).
Im Zuge der Arbeiten des DFG-Projektes wurde bei den Auswertungen der
LIDAR-Daten im nördlichen Teil der Insel ein kreisförmiger, 20 – 30 cm hoher Wall
entdeckt. Bei den Begehungen fanden die Forscher zusätzlich im südlichen Teil
zahlreiche Pfosten, neuzeitliche Scherben, Knochen, einige Abschläge und gebrannten
Flint (LÜTH 2012 b, 79). Zwar erwiesen sich die Pfosten als neu eingeschlagene Hölzer,
so wurden aber während der Tauchuntersuchungen im Sommer 2009 zwei Baumstämme
nahe dem nördlichen Ufer gefunden und analysiert. Sie schienen durch natürliche
Prozesse ins Wasser gelangt zu sein. Die Hölzer wurden durch C14-Analysen in die
mittlere Bronzezeit (KIA40222 1270-1055 cal. BC) und die jüngere Bronzezeit sowie die
ältere Vorrömische Eisenzeit (KIA40221 812-752 cal. BC) datiert (LÜTH 2012 b, 80). Die
Wallanlage konnte jedoch trotz der Prospektion keinen weiteren Funden zugeordnet
werden. P. LÜTH (2012 b) geht jedoch davon aus, dass sich der Wall mit der
slawenzeitlichen Anlage auf der nahegelegenen Halbinsel Schwumb in zeitliche und
räumliche Verbindung bringen ließe.
4.10 Dieksee
Der Dieksee ist ein 385,78 Hektar großer Tieflandsee der Ostholsteinischen Seenplatte in
der Gemeinde Malente in Ostholstein. Über die Schwentine ist auch er mit den
umliegenden Seen verbunden. Das Wasser des Sees gelangt über Zuflüsse vom Kellersee
22
23
und der Schwentine in den Dieksee und verlässt ihn über die Schwentine, den Langensee
und den Behler See. Seine tiefste Stelle erreicht der Dieksee bei 38,0 m. Die mittlere
Tiefe des Sees beträgt 14,0 m (MUUß u. a. 1973, 143). Im östlichen Bereich des Sees
befindet sich die Insel Langenwarder (Abb. 27). Die Insel besteht aus einem
langgestreckten, etwa 350 m langen und 2 – 3 m hohen Geestrücken. Durch Sammlungen
der Archäologischen Landesaufnahme sind von hier schon zahlreiche Funde des
Neolithikums und der späten Slawenzeit bekannt. Im Rahmen der Projektarbeiten der
DFG wurden dann 2008 weitere Funde zu Tage gebracht, darunter Keramik der
spätslawischen Zeit und eine Reihe von Abschlägen auf dem Geestrücken (Abb. 28)
(LÜTH 2012 b, 80 f).
Weitere Feststellungen konnten bisher jedoch noch nicht
gemacht werden. Zu sehen ist aber durch die Prospektionsarbeiten des Projektes
„Inselnutzung“, dass
auch die Insel Langenwarder, wie viele andere Inseln der
Ostholsteinischen Seenplatte zu verschiedenen Kulturphasen besiedelt wurde, und damit
der Dieksee befahren gewesen sein müsste. Deutlich wird nun, dass es sich auch auf
dieser Insel überwiegend um Funde des Neolithikums und der Slawenzeit handelt. Dies
bringt die Frage auf, welcher Bedeutung die Insel oder sogar der See unterlag.
4.11 Großer Eutiner See
Am östlichen Rand des von mir bearbeiteten Gebietes liegt im Kreis Ostholstein der
Große Eutiner See (Abb.2). Der See befindet sich südlich des Kellersees und nordöstlich
der Stadt Eutin in der holsteinischen Schweiz. Er setzt die Grenze zur Ostholsteinischen
Seenplatte. Zu- und Abflüsse besitzt der See nur durch die Schwentine. Sie fließt an der
Fissauer Bucht, dem durch die Bebensundbrücke abgetrennten Westteil des Sees, ein und
verlässt den See etwas weiter westlich (BLEILE u. a. 2010, 32). Mit 232,51 Hektar ist der
Große Eutiner See ein relativ großer Tieflandsee. Sein Einzugsgebiet beträgt dabei 56,2
km². Auch bei diesem See gibt es starke Schwankungen der geologischen Topographie.
Die tiefste Stelle des Sees beträgt 17,0 m, die mittelere Tiefe liegt dabei aber nur bei 5,3
m (MUUß u. a. 1973, 143).
24
23
Im Westen des Großen Eutiner Sees liegen zwei Inseln, die Fasaneninsel und die etwas
kleinere Liebesinsel. Die bisherigen Forschungsarbeiten bezogen sich überwiegend auf
den Bereich der Fasaneninsel, die mit der Burg „Utin“ im 9. Jahrhundert bedeutend für
die Slawen war (BLEILE u. a. 2010, 32). Taucher der DLRG klärten 1976 die Frage nach
einer Festlandanbindung. Zwischen der Fasaneninsel und der Schlosshalbinsel führten sie
Tauchgänge durch und machten eine im Bereich des Wassertempels gelegene
Aufschüttung aus fest gelagertem Kies und einigen Holzpfählen ausfindig. Zudem
wurden ein im Schlamm liegendes flaches Stück Holz und Fundstücke, wie Knochen und
Keramik, geborgen. Anhand einer der Scherben wurde die Aufschüttung, die wohl ein
Damm oder eine Brücke gewesen sein muss, ins 10. Jahrhundert datiert (BLEILE u. a.
2010, 32).
2008 wurde der Bereich zwischen Fasaneninsel und Schlosshalbinsel erneut
prospektiert. Im Rahmen des oben genannten DFG-Projektes fanden unter der Leitung
von Ralf Bleile und Ulrich Müller auch hier diachrone Untersuchungen statt. Hierbei
wurden in 3 – 4 m Wassertiefe liegende Holzpfähle untersucht (Abb. 29). Die Pfähle
standen in zwei Reihen senkrecht im Boden und liefen direkt aufs Festland zu. Zwischen
den zwei Reihen bestand ein Abstand von 5,60 m. Die C14-Daten datierten den Befund in
die späte Slawenzeit. Untersuchungen der Arbeiten aus den 1970er Jahren datierten ein
geborgenes Holz ebenfalls in die Slawenzeit (780–1030 AD) (BLEILE u. a. 2010, 33).
Weitere Untersuchungen fanden überwiegend auf der Fasaneninsel selbst statt.
Hier erfolgten Begehungen, Bohrungen sowie eine geomagnetische Prospektion. Die
Untersuchungen lieferten neue Erkenntnisse zum Inselaufbau, zur Landschaftsstruktur
und Paläoumwelt sowie Funde der Neuzeit. Die Insel ist aus einem glazialen Kern im
Südwesten und holozänen, nacheiszeitlichen Ablagerungen im Nordosten aufgebaut. Die
palynologischen Ergebnisse brachten Erkenntnisse über den Wasserstand. Zur Zeit des
Atlantikums lag der Wasserstand nahezu 2 m tiefer als zur heutigen Zeit.
Holzkohlepartikel der Fasaneninsel sprechen für eine Anwesenheit des Menschen zu
dieser Zeit auf der Insel. Die Forscher finden es sehr wahrscheinlich, das Jäger und
Fischer des Mesolithikums die Insel und ihr Umland als Jagdgebiet nutzten. Damit
zeichnet sich nicht nur die Verfügbarkeit von Wild auf der Insel ab, sondern auch
gleichzeitig die Nutzung des Sees während des Mesolithikums (BLEIBE u. a. 2010, 33).
Damit ist indirekt eine Binnenschifffahrt auf dem Großen Eutiner See zu dieser Zeit
nachgewiesen. Zwar war der Wasserstand zu der Zeit von nur zwei Meter Tiefe, doch
24
25
müssen die Jäger und Fischer dennoch über einen kleinen Wasserabschnitt auf die Insel
gelangt sein. Die Nutzung von Wasserfahrzeugen ist sehr wahrscheinlich.
5. Vergleich mit der Mecklenburgischen Seenplatte
Im Folgenden stelle ich nun die Auswertungen des Forschungsprojektes zu
unterwasserarchäologischen
Untersuchungen
in
den
Binnenseen
Mecklenburg-
Vorpommerns (2000-2004) in einen Zusammenhang mit meinen Ergebnissen der
Gewässerlandschaft Schleswig-Holsteins. Anhand des Vergleiches versuche ich die Frage
nach einer Binnenschifffahrt im gesamten Raum Norddeutschlands zu klären und eine
eventuelle Entwicklung der Binnenschifffahrt in diesem Bereich herauszuarbeiten.
Im
Rahmen
eines
interdisziplinären
Forschungsprojektes
des
Lehrstuhls
für
Osteuropäische Geschichte der Ernst-Moritz-Universität Greifswald und des Landesamtes
für Bodendenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommerns fanden in den Jahren 2000 bis
2004 unterwasserarchäologische Untersuchungen an slawenzeitlichen Inselsiedlungen satt
(Abb. 30). Gefördert wurde das Projekt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, das
Kultusministerium
Mecklenburg-Vorpommern,
den
Landesverband
für
Unterwasserarchäologie Mecklenburg-Vorpommern, die Lübzer-Pils Brauerei sowie der
Sparkasse Lübz (BLEILE 2005, 103). Die Untersuchungen fanden an sieben Seen der
Mecklenburgischen Seenplatte statt. Mehr als 60 slawenzeitliche Fundplätze auf Inseln
wurden dabei ausfindig gemacht. Hinzu kommen Siedlungsplätze und Burgwälle an
Halbinseln, Seeufern und in den Verladungsgebieten, die im Hochmittelalter auf Inseln
gelegen haben können (BLEILE 2005, 117).
Im Mittelpunkt der Untersuchungen stand die Kohlinsel im Plauer See (Abb. 31).
Da dieser See ein breites Fundspektrum bietet, und alle Charakteristikas einer
Siedlungslandschaft an und in Binnenseen wiederspiegelt, stelle ich diesen See im
Folgenden beispielhaft für die weiter untersuchten Seen vor.
Der Plauer See liegt
zentral im Süden Mecklenburg-Vorpommerns im Landeskreis Mecklenburgische
Seenplatte. An seinem Westufer liegt die namensgebende Stadt Plau. Nördlich der Stadt
ist die Kohlinsel 120 m vom Ufer entfernt anzutreffen. Die Insel hat eine Länge von 100
26
25
m und eine Breite von 50 m. Sie liegt maximal 1 m über dem Wasserstand. Zur Zeit des
mittelalterlichen Wassermühlenstaus lag die Insel zwischenzeitig ganz unter Wasser, bis
der Seespiegel im 19. Jahrhundert wieder abgesenkt wurde (BLEILE 2005, 108). Während
des 19. Jahrhunderts wurde die Insel mir der slawischen Burg Cuscin aus der
Slawenchronik von Helmold von Bosau in Verbindung gebracht. Bei Begehungen der
Insel fand G. C. F. Lisch eine heute nicht mehr sichtbare viereckige Wallkonstruktion,
und brachte diese ebenfalls mit der slawenzeitlichen Zentralburg Cuthin, oder auch
Cuscin, in Verbindung (ebd. 108). Während mehrerer Grabungen wurden bis heute
zahlreiche slawische Funde zu Tage gefördert. In den Jahren 2000 bis 2003 führten die
Forscher
der
Ernst-Moritz-Universität
Greifswald
und
des
Landesamtes
für
Bodendenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern zahlreiche Untersuchungen durch.
Sonaruntersuchungen,
archäologische
Sondagegrabungen,
Bohrungen,
Magnetometerkatierungen sowie unterwasserarchäologische Tauchgänge, hatten zum
Ziel, die Insel mit einer bedeutenden Fürstenburg zu identifizieren und Aussage zum
slawenzeitlichen Wasserstand zu treffen. Bis in eine Wassertiefe von 70 cm wurden an
Nord- und Ostufer Hölzer und Pfähle ausfindig gemacht, die zu einer Kastenkonstruktion
eines Burgwalls gehörten. Im südlichen Abschnitt vor der Kohlinsel wurde zudem eine 5
– 8 m breite Brückentrasse zur Insel hin ausfindig gemacht (Abb. 32). 30 m vor dem
Nordufer wurde in 1,8 – 2 m Wassertiefe eine Uferböschung sichtbar, an der mehrere
Birken- und Eichenpfähle entdeckt wurden. Der Seegrund war an dieser Stelle aus einer
Kulturschicht mit mittel- und spätslawischer Keramik sowie Tierknochen bedeckt.
Aufgrund der Beschaffenheit des Fundmaterials geht R. BLEILE (2005) davon aus, dass
die Kulturschicht einst im Trockenen gelegen haben muss. Das Material weist keine
verrollten Spuren oder Verwaschungen durch einen Wassertransport auf. Somit muss der
Wasserstand zur Slawenzeit mindestens 2 m niedriger gelegen haben (ebd. 109).
Dendrochronologische Untersuchungen eines der Palisadenhölzer ergaben ein Fälljahr
des Eichenpfahls von 1089 n. Chr. Dies lässt einen Anstieg des Wasserspiegelstandes im
11. Jahrhundert vermuten. Die dendrochronologischen Untersuchungen an Hölzern der
Kastenkonstruktion der Burgwallfront datierten ebenfalls in das ausgehende 11.
Jahrhundert (1095 n. Chr.) (ebd. 110). Weitere slawenzeitliche Funde kamen während der
Kartierungsarbeiten zutage. Darunter zahlreiche spätslawische Keramikfragmente,
Tierknochen, die auf Nahrungsabfall hindeuten, ein Netzsenker, der zudem ein Indiz für
Binnenschifffahrt darstellt, Kleidungsreste, ein eiserner Angelhaken und einige weitere
Metallfunde. Unter den Metallfunden datierten Silbermünzen einen Prägezeitraum von
26
27
1040 – 1060 n. Chr. Das älteste Datum datierte ein Eichenholzrost im Schnitt I in die
zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts (983±10 AD) (ebd. 110). Dendrodaten der
Burgwallhölzer weisen auf drei Bauphasen hin. Zudem wurde der Wall um 1100 bis
1121±10 n. Chr. aufgeschüttet, und dann 1132 n. Chr. verlagert. Die Pfähle der
Brückenkonstruktion datierten, mit Ausnahme einiger Jochbalkenbruchstücke des 10.
Jahrhunderts, in das 12. Jahrhundert (ebd. 110 f). Damit ist von einer durchgängigen
Besiedlung der Insel ab der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts bis um 1200 n. Chr.
auszugehen. Das Fehlen neuzeitlicher Funde lässt die Annahme zu, dass die Besiedlung
der Insel um 1200 n. Chr. abbrach. Die Pfähle der Brückentrasse aus dem 12. Jahrhundert
könnten auf einen Anstieg des Wasserstandes zu dieser Zeit hinweisen. Da terrestrische
oder telmatische Sedimente in der Mudde der Holzpfähle fehlen, ist jedoch davon
auszugehen, dass die spätslawenzeitliche Burg trotz des niedrigeren Wasserstandes (1,8-2
m niedriger als heute) auf einer Insel gelegen haben muss. Die älteren Jochbalken lassen
darauf schließen, dass hier vor dem Anstieg des Wasserpegels ein Bohlenweg angelegt
wurde (ebd. 111). Die Anzahl der Pfähle pro Öse der Jochbalken und die Anzahl der
Auskehlungen an Hölzern, lassen R. BLEILE (2005, 111) davon ausgehen, dass dadurch
eine Pfahlfundamentierung belegt ist und die Ansprüche einer über Wasser führenden
Brücke gewährleistet seien.
Die Funde der weiteren Arbeiten in Mecklenburg-Vorpommern weisen auf mehr als 60
slawenzeitliche Fundplätze auf Inseln in Binnenseen hin. Einige Plätze zeichneten sich
durch reiche Fundkomplexe, wie Befestigungen, aus und lassen eine besondere Stellung
oder Funktion des Ortes vermuten. Beispielhaft dafür sind die Burg Kutin auf der
Kohlinsel im Plauer See und aber auch Inselsiedlungen, wie die im Langen See bei
Weisdin, bei der das umfangreiche Fundmaterial auf Handelsverbindungen hinweist (ebd.
116 f). Der Einbaumfund im Langen See (Abb. 33) spricht zudem für das Argument, dass
eine Brückenkonstruktion an einer Inselsiedlung, die Binnenschifffahrt nicht ausschließt,
sondern eher einer Aktivität in und an dem See zuspricht. Der Einbaum wurde in der
Nähe der Inselsiedlung in 2 m Wassertiefe gefunden. Es handelte sich dabei um die Reste
eines 2,9 m langen, 63 cm breiten und etwa 20 cm hohen Bootes. In diesem Fundkomplex
wurden zudem slawenzeitliche Scherben des Typs Vipperow und Teterow und ein
spätslawisches Schwert gezählt. Letzteres bestärkt die rausragende Bedeutung der
Inselsiedlung. Zudem lässt es eine Datierung der Funde in das 11. und 12. Jahrhundert zu
(ebd. 116 f). Insgesamt wurde auf drei der untersuchten sechs Inseln Wasserfahrzeuge
28
27
gefunden. Die dendrochronologischen Untersuchungen an den Hölzern der Fahrzeuge
lassen einen unmittelbaren Bezug zu den Inselsiedlungen zu (ebd. 117). Generell
scheinen die Inselsiedlung in Mecklenburg-Vorpommern überwiegend zur Slawenzeit
aufzutreten.
Die Ergebnisse des interdisziplinären Forschungsprojektes bestätigen die Annahme, dass
die Besiedlung auf den meisten Inseln in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts
begannen. Da die slawenzeitliche Inselnutzung nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern,
sondern auch in Schleswig-Holstein auftritt, scheint dies ein charakteristisches Muster der
Slawenzeit in Norddeutschland zu sein (ebd. 117 f). Ebenfalls scheinen steinzeitliche
Funde in das Chema der Inselnutzung in Norddeutschland zu passen, da sowohl in
Mecklenburg-Vorpommern, als auch in Schleswig-Holstein überwiegend steinzeitliche
und slawische Funde ausfindig gemacht wurden. Auch die Brückenreste scheinen in
Norddeutschland Parallelen aufzuweisen (BLEILE u. a. 2010, 38).
Des Weiteren scheinen sich hier in beiden Landesteilen Parallelen im
Fundkomplex aufzutun. So weisen die reichen Fundplätze auf Zentralorte oder
bedeutendere Siedlungen und Befestigungen hin. Die Zentralorte wurden zudem
schriftlich festgehalten, so beispielsweise die Burg Cuscin im Plauer See (MP), die
Helmold von Bosau erwähnte, oder auch die Olsborg im Großen Plöner See (SH), die
sowohl Adam von Bremen, als auch etwas später Helmold von Bosau in ihren Schriften
erwähnten (BLEILE u. a. 2010; BLEILE 2005).
Der mittelalterliche Mühlenstau und die Wasserstandsschwankungen wurden
ebenfalls in ganz Norddeutschland an den Inseln und den Binnengewässern
nachgewiesen. Der Bau von Wassermühlen und die Anstauung scheint gleichsam
verbreitet gewesen zu sein. Den niedrigeren Wasserstand zu Slawenzeit wies BLEILE
(2005) in allen untersuchten Gewässern Mecklenburg-Vorpommerns nach. Die Pegel
lagen dort 1,8 – 2 m unter dem heutigen Niveau. Eine Ausnahme bildet der Pinnower See,
bei dem der Wasserstand mehr als 2,5 m niedriger als heute gewesen sein muss (BLEILE
2005, 118). In Schleswig-Holstein wurden diese Wasserstandsschwankungen ebenfalls
nachgewiesen. Die Gewässerlandschaft entstand größtenteils im Spätglazial, als die
Gletscher der Weichseleiszeit abschmolzen und das Wasser im Präboreal Toteislöcher,
Gletscherzungen und Schmelzwasserrinnen füllte. Seit dem Boreal stieg der Seespiegel
stetig an. Im Atlantikum erreichte dieser Anstieg eine Geschwindigkeit von 1-2 m pro
Jahrtausend (BLEILE u. a. 2010, S. 26 f). So lag der Wasserstand des Großen Eutiner Sees
28
29
beispielsweise im Atlantikum 1,5-2 m tiefer als heute (BLEILE u. a. 2010, 33). Die
Wasserstandsrekonstruktionen durch W. DÖRFLER (2009) machen deutlich, dass der
Pegel stetigen Schwankungen durch anthropogene Einflüsse, als auch durch Erosionen,
unterlag (Abb.18). So gab es starke Schwankungen der Wasserstände während des
Holozäns, während der Pegel im älteren Atlantikum und dem mittleren Subboreal sowie
dem älteren Subatlantikums wiederum niedriger lag. Darauf folgte ein kontinuierlicher
Seespiegelanstieg, jedoch mit stagnierenden Wasserstandsperioden während der
Römischen Kaiserzeit und der Slawenzeit (DÖRFLER 2009; BLEILE u. a. 2010, 37).
6. Auswertung
Abschließend
werte
ich
die
Ergebnisse
zur
Fragestellung
einer
Vor-
und
Frühgeschichtlichen Binnenschifffahrt in Schleswig-Holstein aus und setzte sie, durch
den Vergleich mit den Funden Mecklenburg-Vorpommerns, in einen Zusammenhang.
Das Arbeitsgebiet erstreckt sich von der Treene im Nordwesten Schleswig-Holsteins, bis
zur Ostholsteinischen sowie der Wankendorfer Seenplatte. Der Große Plöner See liegt
markant in der Mitte des Gebietes. Das Ende markiert der Große Eutiner See in der
Holsteinischen Schweiz. Die Arbeiten bezogen sich auf 12 Binnengewässer, darunter 11
Binnenseen
sowie
die
Treene
als
Repräsentant
der
Fließgewässer.
Die
Jungmoränenlandschaft Schleswig-Holsteins wird durch über 360 Seen geprägt, die zum
großen Teil im Spätglazial durch Gletscherverschiebungen entstanden. Durch
Forschungen des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität
Kiel und der Deutschen Forschungsgemeinschaft, wurde die Landschaft und die
Gewässer der Ostholsteinischen und der Wankendorfer Seenplatte untersucht, um
Klimaschwankungen,
Seespiegelveränderungen
und
die
Binnenlandschaft
zu
rekonstruieren. Die Ergebnisse hielten die Forscher in mehreren Berichten und Artikeln
fest (BLEILE u. a. 2010; HUBER u. a. 2009; LÜTH 2010; HUBER u. a. 2008/09; DÖRFLER
2009). Die Arbeiten haben gezeigt, dass die Binnenseen der Holsteinischen Seenplatte
nicht von allen Kulturgruppen im gleichen Maße genutzt wurden. Die
Verbreitung der
lithischen Fundplätze zeigt, dass die Menschen zu dieser Zeit überwiegend an den großen
30
29
Seen der Ostholsteinischen Seenplatte siedelten. Insgesamt weisen 743 Fundplätz des
Lithikums auf eine Siedlung an Seen oder Flüssen hin. An 67 Fundplätzen wurden
Keramikscherben und Großgeräte gefunden, die auf eine Nutzung im Neolithikum
hinweisen. Kern- und Scheibenbeile, die auf eine endmesolithische Nutzung hinweisen,
wurden vor allem an größeren Seen gefunden (LÜTH 2012). An folgenden Seen wurden
Funde des Neolithikums und des Mesolithikums gefunden: im Bereich des Stolper See,
des Großen Plöner Sees, dem Großen Eutiner See und dem Trammer See und am
Dieksee. Im Rahmen der Arbeiten am Stolper See ordnet HARCK (1985) drei Flintbeile
einem neolithischen Depot zu. Die steinzeitlichen Funde des Großen Plöner Sees wurden
auf der Insel Konau 2009 gefunden. Dabei kamen dünnackige Flintbeile des mittleren
Neolithikums sowie trapezförmige Flachbeile des Spätneolithikums zutage (LÜTH 2012).
Die neolithischen Funde des Dieksees befanden sich ebenfalls im Befund einer Insel. Die
des Trammer Sees auf einer Halbinsel. Auf der Fasaneninsel im Großen Eutiner See
fanden die Forscher des DFG-Projektes zur Inselnutzung Holzkohlepartikel, die darauf
hinweisen, dass die Insel von mesolithischen Menschenzur Jagd genutzt wurde (BLEILE u.
a. 2010). Die Mesolithischen und Neolithischen Fundplätze beschreiben eine Nutzung der
Seen zur Nahrungsbeschaffung. Die Seen und Flüsse wurden zu dieser Zeit zum Fischen
genutzt, auf den Inseln konnte nachgewiesen werden, dass hier einst Wild geweidet hat,
welches gejagt werden konnte. Außerdem wuchsen dort Pflanzen und Beeren, die
gesammelt werden konnten.
Aus der Bronzezeit habe ich bisher nur den Fund aus dem Behler See erwähnt.
Auf der Insel Großer Warder wurden im südlichen Uferbereich im Sommer 2009
zahlreiche Pfosten ausfindig gemacht. Einige der Hölzer wurden untersucht und datierten
in die mittlere und die jüngere Bronzezeit sowie in die ältere Vorrömische Eisenzeit:
1270-1055 v. Chr. und 812-752 v. Chr.) (LÜTH 2012 b, 80). Alle bronzezeitlichen Funde
wurden bisher auf Inseln ausfindig gemacht, jedoch keine auf Halbinseln. Dies zeigt, dass
den Inseln eine besondere Bedeutung zugeteilt wurde. Die geringe Fundzahl macht
deutlich, dass die Inseln zudem nicht als Siedlungsplätze genutzt wurden. Die Funde
stammen aus Opfer- und Deponierungszusammenhängen, was für die Annahme spricht,
dass die Inseln in der Bronzezeit eine besondere Bedeutung hatten. Vermutlich wurden
diese für Ritual- und Opferhandlungen in Gebrauch genommen (LÜTH 2012). Damit
haben wir neben dem Nahrungserwerb eine weitere Nutzung der Gewässer. Zuletzt bleibt
noch die Nutzung der Binnenseen und der Schifffahrt im Zuge einer wirtschaftlichen
Handlung, die ich im Folgenden erläutern werde.
30
31
Die Arbeiten am Fundort Hollingstedt an der Treene und an dem oben genannten
Projekten zeigen eine Verbreitung der Funde im gesamten Raum Schleswig-Holsteins.
Der Großteil der Funde war jedoch von der Ostholsteinischen Seenplatte geborgen
worden. Überwiegend handelt es sich hierbei um Funde einer slawenzeitlichen
Besiedlung. Die Forschungen des Forschungsprojektes „Inselnutzung“ bezogen sich auf
eine frühgeschichtliche Nutzung der Inseln. Durch die gute Dokumentation und die
langen Arbeiten in diesem Rahmen, konnten hier viele Funde ausfindig gemacht werden.
In diesen Bereichen fanden bisher nur wenige anderweitige Arbeiten statt. Dadurch lässt
sich die geringe Funddichte aus weiteren Zeitperioden möglicherweise erklären. Deutlich
wird jedoch, dass das Umland der Binnengewässer zu allen Zeiten gesucht wurde. Die
slawenzeitlichen Siedlungsplätze waren auf Inseln oder Halbinseln anzutreffen. Ein
charakteristisches Merkmal der slawischen Besiedlung Norddeutschland, wie auch die
Forschungen
von
BLEILE
(2005)
in
Mecklenburg-Vorpommern
zeigen.
Das
Forschungsprojekt „Inselnutzung“ wies nach, dass fast alle Inseln der beiden schleswigholsteinischen Seenplatten zu unterschiedlichen Zeitpunkten und von verschiedenen
Kulturen genutzt wurden. Die Besiedlung der Inseln bot den Kulturen eine durch Wasser
geschützte und abgeschirmte siedlungsgünstige Landschaft. Die umliegende Landschaft
ließ sich von einemhöher gelegenen Punkt auf einer Insel gut beobachten. Die Halbinseln
konnten mit wallartigen Konstruktionen befestigt werden und Sicherheit liefern.
archäozoologische
Untersuchungen
ergaben,
dass
die
Inseln
auch
schon
im
Endmesolithikum und Neolithikum als Weideland von Wild genutzt wurden. Somit
lieferte diese schon in der Vorgeschichte verschiedenste lebensnotwendige Ressourcen:
das Wild konnte gejagt werden, die Pelze und das Leder vieler Tiere (Otter, Hirsch,
Wildschwein, Eichhörnchen, u.a.) dienten der Kleidungsherstellung und wurden in der
Frühgeschichte zudem gehandelt. Die Gewässer boten nicht nur überlebenswichtiges
Trinkwasser, sondern auch Fische. Die fruchtbare Erde wurde später auch als Ackerfläche
genutzt. Somit muss die Besiedlung einer Binnenlandschaft sehr begehrt gewesen sein.
Sie stellte noch heute eine wichtige Quelle im wirtschaftlichen Gefüge dar. Mit den
umliegenden Flüssen und dem Gewässersystem der Schwentine stellte dieses Land eine
gute Anbindung an Handelsnetzwerke dar. Die Nähe zum Limes Saxoniae, der Grenze
zwischen slawischen und sächsischen Gebieten, zeigt auch, dass der Schutz, den die
Gewässer der Binnenlandschaft boten, gesucht war. Unter den Anlagen auf den Inseln der
Ostholsteinischen Seenplatte fanden die Forscher auch Zentralplätze der Slawen.
Darunter beispielsweise die Olsborg und die Burg Cutin. Beide wurden im Mittelalter
32
31
schon schriftlich erwähnt und nun dort ausfindig gemacht. Durch die Anbindung an das
Gewässersystem der Schwentine sind die Seen dieser Landschaft mit dem Zentralort in
Alt-Lübeck verbunden. Doch nicht nur zur Slawenzeit wurde die Binnenlandschaft
bewohnt. Die Untersuchungen machten eine kontinuierliche Besiedlung ab dem frühen
Mittelalter deutlich. Funde aus der römischen Kaiserzeit konnten bisher nur an zwei
Fundplätzen ausfindig gemacht werden. Auch aus der älteren Bronzezeit ließ sich ein
Fundort auf einer Insel zuordnen (LÜTH 2012, 196 ff).
Der etwas entfernter liegende Fundort Hollingstedt an der Treene liefert einen
weiteren Beweis für die frühgeschichtliche Binnenschifffahrt. An diesem Beispiel wird
ebenso die Bedeutung der Binnenschifffahrt deutlich. Während des frühen und hohen
Mittelalters wurde die Eider und die Treene als Handelsroute genutzt, um den langen und
gefährlicheren Weg um die Spitze Jütlands zu umgehen. Die Eider und die Treene
wurden bis Hollingstedt hinaufgefahren (SIEGLOFF 2004). Dort wird ein wichtiger
Umschlagspunkt vermutet, weshalb der Fundort in mehreren Kampagnen unter der
Leitung von Dr. K. Brandt untersucht wurde. Von Hollingstedt an der Treene aus fuhren
die mittelalterlichen Händler einen kurzen Landweg entlang und konnten daraufhin an der
Schlei in Haithabu oder später auch in Schleswig in die Ostsee gelangen und ihre Güter in
den
Ostseeraum
verschiffen
(BRANDT
2012,
19).
Handelszentren
des
Rheinmündungsgebiets standen so in Verbindung mit denen der Ostseegebiete, wodurch
ein reger Güteraustausch stattfinden konnte. Die Grabungen des DFG-Projektes unter
Brandt lieferten 191 Sintelfunde, die für die Kaffenbauweise verwendet wurden. Die
Kalfatklammern tauchten in den Fundspektren von Boden- sowie Wrackfunden von 900
n. Chr. bis 1250 n. Chr. auf. Durch das breite Fundspektrum stellten die Forscher eine
Chronologie der Sinteln auf, womit eine Änderung in der Schiffsbauweise nachgewiesen
wurde. Diese Veränderung stand wohl im Zusammenhang mit dem vermehrten
Güteraustausch und den Schwankungen der Seespiegelstände. Nach dem Bau eines
Deiches im 11. und 12. Jahrhundert änderte sich die Strömung zu Gunsten des
Transitverkehres. Die Schiffe konnten durch diesen Vorteil größer und bauchiger werden,
um eine größere Ladekapazität zu erreichen und den Handel anzutreiben (SIEGLOFF
2004).
Die Formenvielfalt der Funde verdeutlicht, dass Binnengewässer zu allen Zeiten genutzt
wurden und ihnen von den verschiedenen Kulturgruppen auch unterschiedliche
Bedeutung zugeteilt wurde.
32
33
7. Fazit
Abschließend lässt sich durch eine gestützte Beweislage eine Binnenschifffahrt während
der Vor- und Frühgeschichte in Schleswig-Holstein bestätigen. Die Binnenseen der
Ostholsteinischen Seenplatte wurden zu allen Zeiten von verschiedenen Kulturgruppen in
unterschiedlichster Weise genutzt. Während des Mesolithikums nutzten Jäger und
Sammler die Seen zum Fischen und fuhren auf die Inseln der größeren Gewässer, um das
dort weidende Wild zu jagen. Im Neolithikum begannen die Menschen sesshaft zu
werden. Sie nutzten nun auch die Inseln als Weideland für ihre Herden. Doch auch die
Fische in den Seen waren für sie wichtig zum Überleben. Wenige Funde der Eisenzeit
weisen eine Bebauung auf der Fasaneninsel im Großen Eutiner See nach und wie bereits
erwähnt, wurde den Inseln während der Bronzezeit eine besondere Bedeutung
beigemessen, weshalb auf ihnen nicht gesiedelt oder gejagt wurde. Sie wurden stattdessen
für Opferrituale genutzt. Auch für die römische Kaiserzeit gibt es bislang nur wenig
Funde. Eine Arbeit darüber verfasste 2003 Ulrike Teigelake im Rahmen ihrer
Dissertation. Sie untersuchte die eisenzeitliche und kaiserzeitliche Binnenschifffahrt in
Norddeutschland und machte dabei Handelsrouten über Flusssysteme deutlich
(TEIGELAKE 2003). Für das Mittelalter sieht die Quellenlage besser aus. Schrift- und
Bildquellen erwähnen Handelsrouten und Umschlagplätze der Wikingerzeit, wie die an
der Treene, oder stellen den regen mittelalterlichen Verkehr auf dem Großen Plöner See
dar. Die Arbeiten des Forschungsprojektes „Funktionen von Inseln in der limnischen
Kulturlandschaft Norddeutschlands“ stellten die Nutzung von Inseln durch die Slawen in
den Vordergrund. So nutzten die Menschen der Slawenzeit Inseln und Halbinseln für
Siedlungszwecke, bauten hier Befestigungsanlagen und nutzten den Schutz, den die
Gewässer boten. Für das Projekt fanden Untersuchungen in über 30 Seen statt. Die
Ergebnisse zeigten dabei, dass fast alle Inseln zu verschiedenen Zeitperioden von
unterschiedlichen Kulturgruppen genutzt wurden.
Die Tatsache, dass Binnengewässer zu allen Zeiten seit dem Mesolithikum genutzt
wurden, verdeutlicht die hohe Bedeutung, die die Menschen den Gewässern zuteilen. Es
wird jedoch auch deutlich, dass die Forschung der Binnenschifffahrt in Norddeutschland
noch in den Anfängen steht. Das breite Fundspektrum fordert eine intensivere Forschung
heraus. Die Forschung der Binnenschifffahrt in Norddeutschland bietet großes Potenzial
34
33
an neuen Ergebnissen, da das Fundspektrum der Schifffahrt beweist, dass den
Binnengewässern scheinbar ein hoher Stellenwert beigemessen wurde.
34
35
8. Literaturverzeichnis
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LÜTH 2012 b:
P. Lüth, Besiedlung und Nutzung von Inseln in den Seen der Holsteinischen Seenplatte. Vorbericht
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2012 b) 73 – 83.
38
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MÜLLER 1985:
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(Neumünster 1973).
•
SIEGLOFF 2004:
E. Siegloff, Studien zu den Sintelfunden an der Schleswiger Landenge (Neumünster 2004).

TEIGELAKE 2003:
U. Teigelake, Eisen- und kaiserzeitliche Binnenschiffahrt in Norddeutschland und ihre Rolle im
regionalen und überregionalen Austausch (Kiel 2003).
37
39
9. Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abb.1: http://www.maps.google.com
Abb.2: Lüth 2012, 14
38
41
Abb.3: http://www.wasser.sh/de/wassererleben/schulprojekte/nps/treene_kartegross.jpg
Abb. 4: Brandt 2012, 13
42
39
Abb.5: Siegloff 2012, 122
40
43
Abb.6: Siegloff 2012, 120
Abb.7: Siegloff 2012, 172
44
41
Abb.8: Siegloff 2012, 167
42
45
Abb.9: Siegloff 2012, 245
46
43
Abb.10: MUUß, u.a. 1973
44
47
Abb.11: Einfelder
48
Abb. 12: Einfelder
45
Abb.13: Lüth 2012, 145
46
49
Abb. 14: Müller 1985, 450
Abb.15: Harck 1985, 439
50
47
Abb.16: Harck 1985, 441
Abb.17: Bleile u. a. 2010, 35
48
51
Abb.18: Bleile u. a. 2010, 28
Abb.19: Bleile u. a. 2010, 31
52
49
Abb.20: Lüth 2012, 178
Abb.21: Lüth 2012 b, 77
50
53
Abb.22: Lüth 2012 b, 77
Abb.23: Lüth 2012 b, 77
54
51
Abb.24: Lüth 2012 b, 74
Abb.25: Lüth 2012, 141
52
55
Abb.26: Lüth 2012 b, 79
Abb.27: , Lüth 2012 b, 80
56
53
Abb.28: Lüth 2012 b, 81
Abb.29: Bleile u. a. 2010, 32
54
57
Abb.30: Bleile 2005, 103
Abb.31: Bleile 2005, 108
58
55
Abb. 32: Bleile 2005, 109
Abb.33: Bleile 2005, 117
56
59
Erklärung
Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne fremde Hilfe
angefertigt und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet
habe.
Die eingereichte schriftliche Fassung der Arbeit entspricht der auf dem elektronischen
Speichermedium.
Weiterhin versichere ich, dass diese Arbeit noch nicht als Abschlussarbeit an anderer
Stelle vorgelegen hat.
Datum, Unterschrift
57