Ein Donnerhall der nicht vergessen wird
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Ein Donnerhall der nicht vergessen wird
Pferd & Reiter ■ BAUERNBLATT l 3. Januar 2015 Schleswig-Holsteins Pferdezüchter im Portrait: Otto Gärtner Ein Donnerhall der nicht vergessen wird Donnerhall war ein Ausnahmehengst und ist noch heute durch seine unzähligen Kinder und Enkel in fast jeder Dressurprüfung der Welt vertreten. Nicht so bekannt wie der Hengst ist seine Herkunft. Er wurde im Kreis Segeberg im Stall von Otto Gärtner geboren. Der Züchter bekam in diesem Jahr eine Auszeichnung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Schon in seiner Kindheit hatte Otto Gärtner mit Pferden zu tun. „Wir fuhren Rappen vorm Pflug und vorm Wagen“, erzählt der heute 88-Jährige, dessen Eltern in Niederschlesien bei Breslau Oldenburger züchteten. Damals waren die Pferde noch schwer und kalibrig. Sie mussten kräfziehen, tig Knieaktion zeigen, dynamisch sein und für die Familie Gärtner mussten sie schwarz sein. Mit 17 Jahwurde Otto Gärtner wurde ren in diesem Jahr ge- der Bauernsohn, Otto ehrt. Foto: Kikki Beelitz Gärtner, eingezogen. Nach dem Krieg wurde er aus der Gefangenschaft nach Hamburg entlassen. Er pachtete eine Hofstelle im Herzogtum Lauenburg, bis er in Travenhorst eine landwirtschaftliche Siedlung übernehmen konnte. Für den jungen Mann war klar, dass er weiter züchten wollte. „Zuerst waren es Holsteiner. Ich musste ja erst einmal ankommen“, erinnert er sich. Als er eine Oldenburger Stute angeboten bekam, konnte Gärtner nicht wiederstehen und so stellte der Landwirt seine Zucht wieder um. Auf schwarze Oldenburger. Um den Stutenbestand zu erhalten, kaufte er irgendwann Ninette, eine Enkeltochter des Englischen Vollblüters Manolete xx. „Das war eine modernde Stute“, erklärt Gärtner, der bis heute den schweren Kutschenpferden nachtrauert. „Aber man musste ja mit der Mode gehen.“ Die Oldenburger Rappstute war Beispielhaft für die Umzucht vom Kutsch- zum Sportpferd. Auf der Suche nach einem Rapphengst, denn das Fohlen sollte ja schwarz werden, und siebter der Einzelwertung sowie und sind Olympia- und Weltmeisterdie Bronzemedaille in der Kür neh- schaftsgewinner, Siegerhengste und men Rehbeins und Donnerhall mit Prämienstuten. Seine Nachkommen sind für Rittigkeit und Intellekt benach Hause. Mit den Jahren werden unzählige kannt. Jan Tönjes, Chefredakteur erfolgreiche Nachkommen vorge- der Fachzeitschrift St. Georg, stellt. Donnerhall selbst geht im schreibt: „Ohne Zweifel ist DonSport, bis er 1998 in Rom verabschie- nerhall der bedeutendste Dressurdet wird. Bei den Weltreiterspielen hengst der Gegenwart. Ohne Zweihätte es fast noch einmal für eine Ein- fel ist er ein Linienbegründer. Einer, zelmedaille gereicht, doch die Reh- von dem auch im Jahr 2050 mit beins wollen den Hengst bei bester Respekt gesprochen werden wird.“ Für seinen Züchter Otto Gärtner Gesundheit verabschieden. Es folgt Von Schleswig-Holstein war Donnerhall der größte Erfolg. eine große Abschiedstour durch in die Welt Deutschland, mit Station in der Kieler Der „Vollblut-Landwirt“, wie er sich Als Absetzer wird Donnerhall an Ostseehalle. Doch Züchterisch war selbst beschreibt, hat den Betrieb schon längst an den Sohn weitergeOtto Schulte-Frohlinde, den Inhaber damit noch längst nicht Schluss. geben. Doch die Pferdezucht liegt in des Gestüts Grönwohld, verkauft. seinen Händen. „Mein Sohn hat kein „Der kam in die richtigen Hände“, Züchterisch nicht mehr Interesse an Pferden“, erklärt Gärtist sich Gärtner noch heute sicher. Als wegzudenken ner und fügt hinzu: „Die Ära geht Junghengst auf der Körung in OlDer Ausnahmevererber wurde zu Ende, wenn ich tot bin“. Doch denburg fällt der Dunkelfuchs kaum auf. Keine Prämie, lediglich gekört auch in anderen Verbänden, unter noch lebt der „erfolgreichste Züchlautet das Urteil. Spannender ist da anderem in Schleswig-Holstein, und ter Europas“, wie Gärtner vom Olschon das Ergebnis der Hengstleis- dem Ausland anerkannt. Donnerhall denburger Verband genannt wird. tungsprüfung in Adelheisdorf. Un- gilt als Begründer einer eigenen Gerührt nahm er in diesem Jahr die ter den Augen seines Züchters wird Hengstlinie. Seine Nachkommen er- Goldene Plakette für hervorragende der Dreieinhalbjährige zum Reserve- zielten Spitzenpreise auf Auktionen Leistungen in der Pferdezucht der Deutschen Reiterlichen Versieger gekürt. Nach diesem Erfolg wechselt der Hengst in einigung entgegen. „Das den Stall von Karin und Herwar schöner als ein Sechser bert Rehbein. „Donni“ wie er im Lotto“, erzählt Gärtner jetzt genannt wird, entwickelt über die minutenlangen sich prächtig. Standing Ovations die er Ein Meilenstein steht 1986 bei der Ehrung bekam. an. Bei der DLG-Ausstellung, Auch Heiner Kanowski, Gedie meist von Beschälern aus schäftsführer des OldenCelle oder Warendorf gewonburger Verbandes, zeigte nen wird, setzte sich der Olsich beeindruckt: „Das so denburger durch. Nun ist der ein hoch emotionaler JuHengst begehrt und in aller bel im Pferde-Zentrum Munde. Karin Rehbein stellt Vechta aufbrandet und ihn auf der Equitana vor. Trotz einen Weltklassezüchter des Trubels bleibt der junge hoch leben lässt, ist ein Hengst immer ruhig und geGeschenk für die gesamte lassen. Seine Losgelassenheit Oldenburger Zucht. Dies ist legendär. geschah aus der vollen Nur zwei Jahre später geÜberzeugung von tausenwinnt Donnerhall seinen ersden Zuschauern, die geten Grand Prix. Inzwischen sind nau wissen und miterlebauch die ersten Nachkommen ten, dass der Jahrhunderterfolgreich. 1992 wird mit hengst Donnerhall die Donnerschwee ein Sohn DonOldenburger zur weltweit nerhalls Spitzenpferd der führenden Zucht von DresFrühjahrsauktion. Er kostet surpferden gemacht hat.“ 220.000 Mark. So viel wie noch Für das kommende Jahr kein anderes Pferd einer deutist Otto Gärtner zu den schen Verbandsauktion zuvor. Europameisterschaften in Zwei Jahre später macht DonAachen eingeladen. Auch nerhall im Sport von sich redort sind bestimmt wieder den. Er wird erst Deutscher viele Nachkommen des Meister und fährt als Ersatz Bei der DLG-Ausstellung 1986 siegt der Oldenburger Donnerhalls am Start. Die zu den Weltreiterspielen nach Donnerhall. Sein Züchter, Otto Gärtner, ist dabei. Ära ist noch nicht zu Ende. Foto: Werner Ernst Den Haag. Mannschaftsgold Lena Höfer traf der ambitionierte Züchter auf den Hannoveraner Hengst Donnerwetter. Er stand auf dem Grönwohldhof südlich von Bad Oldesloe. Die Stute wurde gedeckt und brachte ein Hengstfohlen zur Welt: Donnerhall. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass es ein Fuchs wird“, erinnert sich der Züchter an die Geburt des Ausnahmehengstes. „Immerhin war es ein Dunkelfuchs.“ 57