MUSIK ZUR PASSION UND IHRER ÜBERWINDUNG

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MUSIK ZUR PASSION UND IHRER ÜBERWINDUNG
MUSIK ZUR PASSION UND
IHRER ÜBERWINDUNG
Werke von Tomás Luis de Victoria,
Wolfgang Amadeus Mozart,
Anton Bruckner, Martin Lindenthal
und anderen
KAMMERCHOR INNSBRUCK Leitung: Martin Lindenthal
HERBERT WALSER-BREUSS Trompete
ENSEMBLE BLÄSERHERZ
KONZERTTERMINE
PROGRAMM
SEE IM PAZNAUN, PFARRKIRCHE
Samstag, 5. März 2016, 19.30 Uhr
Anton Bruckner (1824-1896)
Ave Maria
Tomás Luis de Victoria (1548-1611)
Tenebrae factae sunt
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Ave verum
Tomás Luis de Victoria (1548-1611)
Animam meam dilectam
Recessit pastor noster
Martin Lindenthal (geb. 1966)
Sopra i monti degli aromi
Tomás Luis de Victoria (1548-1611)
O vos omnes
Ecce quomodo moritur
Sepulto domino
Martin Lindenthal (geb. 1966)
Allweiser Du
Tomás Luis de Victoria (1548-1611)
Caligaverunt oculi mei
Anton Bruckner (1824-1896)
Locus iste
Benefizkonzert zugunsten der Opfer der Murenkatastrophe
Ermöglicht durch die TIROLER VERSICHERUNG
KAMMERCHOR INNSBRUCK Leitung: Martin Lindenthal
HERBERT WALSER-BREUSS Trompete
EINTRITT Freiwillige Spenden
UNTERMIEMING, PFARRKIRCHE
Sonntag, 6. März 2016, 18.00 Uhr
KAMMERCHOR INNSBRUCK Leitung: Martin Lindenthal
HERBERT WALSER-BREUSS Trompete
EINTRITT Solidaritätsbeitrag 8 Euro
INFO www.mieming.at
VÖLS, PFARRKIRCHE
Freitag, 11. März 2016, 20.00 Uhr
Jubiläumskonzert des Kulturkreises Völs
KAMMERCHOR INNSBRUCK Leitung: Martin Lindenthal
ENSEMBLE BLÄSERHERZ
EINTRITT Freiwillige Spenden
INFO www.kulturkreis-voels.at
Trompetenimprovisationen (Mieming, See)
Bläsermusik von Johann Christian Bach (1735-1782) (Völs)
WERKBESCHREIBUNGEN
Tomás Luis de Victoria (1548-1611)
Tenebrae Responsorien
Tomás Luis de Victoria, geboren 1548 in Ávila und verstorben 1611 in Madrid,
gilt als einer der bedeutendsten Komponisten Spaniens. Nach dem frühen Tod
seines Vaters sorgte dessen Bruder, der Pfarrer war, für ihn. Seine Schul- und
Gesangsausbildung erhielt er am Jesuitengymnasium und an der Kathedrale von
Ávila. Als 17-Jähriger verließ er seine Heimat, um in Rom am Collegium Germanicum, dem Priesterseminar der Jesuiten, zu studieren. Als Nachfolger von
Giovanni Pierluigi da Palestrina leitete er ab dem Jahr 1571 als Moderator Musicae die Kapelle des Collegiums. Im Jahr 1585 kehrte er als persönlicher Kaplan
von Kaiserin Maria und Leiter der Kapelle des kaiserlichen Klosters der barfüßigen Nonnen, des Convento De las Descalzas de Santa Clara, nach Spanien
zurück. Bis zu seinem Lebensende war er als Konventorganist des Klosters tätig.
Tomás Luis de Victoria komponierte eine Vielzahl an Vokalwerken, dem Geist
der Zeit entsprechend ausschließlich für religiöse Anlässe. Zu seinem berühmten Officium Sanctae Hebdomadae zählen 37 Einzelgesänge, die an Tagen
der Karwoche frühmorgens gesungen wurden. Als Symbol für die Finsternis,
welche die Erde während der Kreuzigung und Bestattung Jesu Christi bedeckte,
wurden alle Kerzen außer einer einzigen ausgelöscht. Die Tenebrae (Dunkelheit,
Schatten, lat.) gelten als einer der Höhepunkte des mehrstimmigen Gesanges
in der Epoche der Renaissance. Mit seinem klaren Stil und der Ausgewogenheit
zwischen Worten und Vertonung hat de Victoria bis heute einen hohen Stellenwert und bleibt ein Vorbild für Komponistinnen und Komponisten.
Animam meam dilectam
Animam meam dilectam tradidi in manus iniquorum,
et facta est mihi haereditas mea, sicut leonis in silva.
Dedit contra me voces adversarius meus.
Congregamini, et properate ad devorandum illum.
Posuerunt me in deserto solitudinis,
et luxit super me omnis terra.
Quia non est inventus me agnosceret, et faceret bene.
Insurrexerunt in me viri absque misericordia,
et non pepercerunt animae meae.
Meine geliebte Seele gab ich in die Hand der Ungerechten,
mein Erbteil wurde mir wie der eines Löwen im Wald.
Der Feind hat gegen mich die Stimme erhoben.
Auf, kommt zusammen und eilt, ihn zu verschlingen.
Sie setzten mich in die Wüste der Einsamkeit,
und die ganze Welt trauerte um mich.
Denn keiner ließ sich finden, der mich erkannte und mir Gutes tat.
Die Männer standen gegen mich auf ohne jedes Erbarmen,
Und sie verschonten meine Seele nicht.
Caligaverunt oculi mei
Caligaverunt oculi mei a fletu meo,
quia elongatus est a me, qui consolabatur me.
Videte, omnes populi, si est dolor similis sicut dolor meus.
O vos omnes, qui transitis per viam,
attendite, et videte, si est dolor similis sicut dolor meus.
Meine Augen verdunkelten sich durch mein Weinen,
da sich der von mir entfernt hat, der mich getröstet hat.
Schaut her, ihr all ihr Völker, ob ein Schmerz dem meinen gleicht.
O ihr alle, die ihr des Weges kommt,
schaut her und seht, ob ein Schmerz dem meinen gleicht.
Ecce quomodo moritur
Sepulto domino
Ecce quomodo moritur justus, et nemo percipit corde.
Et viri justi tolluntur et nemo considerat.
A facie iniquitatis sublatus est justus
et erit in pace memoria eius.
Tamquam agnus coram tondente se obmutuit,
et non aperuit os suum de angustia,
et de judicio sublatus est.
Sepulto Domino, signatum est monumentum,
volventes lapidem ad ostium monumenti.
Ponentes milites, qui custodirent illum.
Accedentes principes sacerdotum ad Pilatum petierunt illum.
Sieh, wie der Gerechte stirbt, und niemand nimmt daran Anteil.
Gerechte Männer werden hinweggerafft, und niemand bedenkt es.
Der Gerechte wird im Angesicht der Ungerechtigkeit ausgelöscht,
in Frieden wird man sich an ihn erinnern.
Wie ein Schaf vor seinem Scherer verstummte er,
und er öffnete seinen Mund nicht aus Angst,
und das Urteil wurde vollstreckt.
O vos omnes
O vos omnes qui transitis per viam,
attendite et videte si est dolor similis sicut dolor meus.
Attendite, universi populi, et videte dolorem meum,
si est dolor similis sicut dolor meus.
O ihr alle, die ihr des Weges kommt,
schaut her und seht, ob ein Schmerz dem meinen gleicht.
Gebt acht, ihr Völker der Welt, und schaut auf meinen Schmerz,
ob ein Schmerz dem meinen gleicht.
Recessit pastor noster
Recessit pastor noster, fons aquae vivae,
ad cuius transitum sol obscuratus est.
Nam et ille captus est, qui captivum tenebat primum hominem.
Hodie portas mortis et seras pariter Salvator noster disrupit.
Destruxit quidem claustra inferni, et subvertit potentias diaboli.
Unser Hirte ist von uns gegangen, unser Lebensquell,
bei seinem Weggang verdunkelte sich die Sonne.
Denn jener wurde gefangen, der den ersten Menschen gefangen hielt.
Heute hat unser Erlöser die Pforten und Schlösser des Todes gleichermaßen aufgebrochen.
Er hat die Pforten der Hölle überwunden und die Macht des Teufels gebannt.
Der Herr wurde begraben, das Grab versiegelt,
sie wälzten den Stein vor den Eingang des Grabes.
Die Soldaten, die ihn bewachten, taten dies.
Die Hohepriester gingen zu Pilatus und bedrängten ihn mit Bitten.
Tenebrae factae sunt
Tenebrae factae sunt, dum crucifixissent Jesum Judaei.
Et circa horam nonam exclamavit Jesus voce magna:
Deus meus, ut quid me dereliquisti?
Et inclinato capite, emisit spiritum.
Exclamans Jesus voce magna ait: Pater, in manus tuas commendo spiritum meum.
Dunkelheit brach herein, als die Juden Jesus kreuzigten.
Um die neunte Stunde rief Jesus mit lauter Stimme:
„Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Und er neigte sein Haupt und hauchte seinen Geist aus.
Jesus rief mit lauter Stimme: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.“
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Ave verum
Ave, verum corpus, natum de Maria virgine,
vere passum, immolatum in cruce pro homine.
Cuius latus perforatum fluxit unda et sanguine.
Esto nobis praegustatum in mortis examine.
Sei gegrüßt, wahrer Leib, geboren von Maria, der Jungfrau,
der wahrhaft litt und geopfert wurde am Kreuz für den Menschen.
Dessen durchbohrte Seite von Wasser floss und Blut.
Sei uns Vorgeschmack in der Prüfung des Todes!
Anton Bruckner (1824-1896)
Ave Maria
Ave Maria, gratia plena, dominus tecum.
Benedicta tu in mulieribus,
et benedictus fructus ventris tui, Jesus.
Sancta Maria, mater dei, ora pro nobis peccatoribus,
nunc et in hora mortis nostrae. Amen.
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir.
Du bist gebenedeit unter den Frauen,
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.
Anton Bruckner (1824-1896)
Locus iste
Locus iste a deo factus est,
inaestimabile sacramentum,
irreprehensibilis est.
Dieser Ort ist von Gott geschaffen,
ein unschätzbares Geheimnis,
kein Fehl ist an ihm.
Martin Lindenthal (geb. 1966)
Allweiser du
Der österreichische Geistliche Provikar Dr. Carl Lampert (geb. 1894 in Göfis,
gest. 1944 in Halle an der Saale) wurde wegen seines Auftretens gegen das
nationalsozialistische Regime und seiner Treue zu Kirche und Priestertum
mehrmals inhaftiert, deportiert und schließlich hingerichtet. Die Textzeilen des
Allweiser Du sind dem Abschiedsbrief, den Carl Lampert in der Gefängniszelle
vor seiner Hinrichtung schrieb, entnommen. Martin Lindenthal vertonte sie
anlässlich der Seligsprechung von Carl Lampert im Jahr 2011 in Dornbirn.
Ein kleiner Sonnenstrahl
stiehlt sich durchs Kellerfenster in meine Zellengruft.
Allweiser Du,
und dankend preis ich Dich für Glück und Leid und Tod, Allweiser Du.
Allweiser Du,
anbetend knie ich vor Dir, mein Gott, und hol mir einen Tropfen Sonne ins Herz, ins gequälte.
Allweiser Du,
wie Schalen offen sind mir die Hände mein, was meiner Seele frommt, leg Du hinein.
Allweiser Du,
und dankend preis ich Dich für Glück und Leid und Tod, Allweiser Du.
Martin Lindenthal (geb. 1966)
Sopra i monti degli aromi
Die im Juli 2013 entstandene Vertonung eines Textes des biblischen Hohelied
der Liebe setzt sich musikalisch mit einem Paradoxon auseinander, das auch in
mystischen Texten anderer Religionen immer wieder thematisiert wird: Alles
zu versuchen und zugleich „zu Füßen der Lotusblume des Herrn“ zu verweilen.
Der Maler Pablo Picasso formulierte dies für kreative Prozesse, nicht nur in der
Kunst: „Ich suche nicht, ich finde.“
Sopra i monti;
Non destate, non scuotete dal sonno l’amore, finché non lo desideri.
Àlzati, amica mia, mia bella vieni!
Perché, ecco, l’inverno è passato, è cessata la pioggia, se n’è andata.
I fiori sono apparsi nei campi, il tempo del canto è tornato, ecco.
Sopra i monti;
Prima che spiri la brezza del giorno, e si allunghino le ombre,
ritorna, amato mio, sopra i monti degli aromi.
Über die Berge;
Erregt und erwecket die Liebe nicht, bis es ihr selbst gefällt!
Mache dich auf, meine Freundin, komm her, meine Schöne!
Denn, siehe, der Winter ist vorüber, der Regen hat sich auf und davon gemacht,
die Blumen zeigen sich auf dem Lande, die Zeit des Gesanges ist da.
Über die Berge;
Bis der Tag kühl wird und die Schatten fliehen,
kehre um, mein Geliebter, über die Balsamberge!
MITWIRKENDE
KAMMERCHOR INNSBRUCK
Seit Herbst 2013 leitet Martin Lindenthal den
Kammerchor Innsbruck. Seine qualitätsvolle Arbeit mit
unkonventionellen Mitteln eröffnet den Sängerinnen
und Sängern eine neue Sichtweise auf Chorgesang und
Vokalwerke.
Zu musikalischen Höhepunkten des Jahres 2015 zählten
die Aufführung des Verdi-Requiems im Rahmen des 3.
Symphoniekonzertes zusammen mit Tiroler Chören, eine
einwöchige Chorreise nach Griechenland mit der Aufführung der Zigeunerlieder von Brahms in Zusammenarbeit mit der Pianistin Athina Giliopoulou und
ein gemeinsames Konzert mit dem Tiroler Kammerorchester InnStrumenti in
der Wallfahrtskirche Götzens. Weiters wurde der Kammerchor Innsbruck mit
dem Tiroler Landespreis für Chöre und Vokalensembles 2015 ausgezeichnet.
HERBERT WALSER-BREUSS
Seit seiner Gründung im Oktober 2001 widmet sich der Kammerchor Innsbruck
vorwiegend A-cappella-Literatur in allen Facetten, von der Renaissance bis hin
zur Gegenwart, mit dem Ziel, durch Klangfarbenreichtum und lebendige Interpretationen Zuhörerinnen und Zuhörer zu erfreuen. Der Kammerchor Innsbruck
möchte Sängerinnen und Sängern die Möglichkeit zur Erarbeitung und Aufführung anspruchsvoller Werke bieten. Da das Kollektiv im Vordergrund steht,
werden gewisse stimmliche Vorbildungen, jedoch keine solistischen Qualitäten
gefordert. Zu den knapp 30 Mitgliedern zählen junge sowie erfahrene Sängerinnen und Sänger, auch eine Vielfalt an Berufen ist vertreten.
Bis zum Jahr 2009 wurde der Kammerchor Innsbruck von seinem Gründer,
Thomas Kranebitter, geleitet. Für seine musikalische Flexibilität und chorische
Vielfältigkeit erhielt er die Silberne Stimmgabel 2008, den Preis der Freunde
Ferdinand Grossmann. In den Jahren 2009 bis 2013 sang der Chor unter der
Leitung von Oliver Felipe-Armas, dessen spanische Wurzeln sich auch in den
Neuzugängen des Repertoires widerspiegelten.
Der Trompeter Herbert Walser-Breuß ist Absolvent des
Vorarlberger Landeskonservatoriums und der Musikuniversität Mozarteum. Seit 1991 konzertiert er regelmäßig mit
Nikolaus Harnoncourts Concentus Musicus und Il Giardino
Armonico Milano. Er ist Gründungsmitglied des Vorarlberger Barockorchesters Concerto Stella Matutina. Im
Bereich des Jazz spielt er u.a. mit den Dirty Horns, dem
Jazzorchester Vorarlberg, der KDR-Society, der Formation
Heartbeat mit dem norwegischen Perkussionisten Helge
Norbakken, den Erben mit Florian Bramböck, den Scruffy Herberts des Bassisten Peter Herbert und in verschiedenen Formationen des Collective of Improvising Artists mit dem Pianisten Peter Madsen. Mit den genannten Formationen
sind bislang rund 90 Tonträger entstanden.
Herbert Walser-Breuß ist u.a. Dozent für Trompete und Improvisierte Musik am
Vorarlberger Landeskonservatorium. Er lebt mit Frau und drei Kindern in Feldkirch.
ENSEMBLE BLÄSERHERZ
Das Ensemble Bläserherz spielt in der Tradition der Harmoniemusik anspruchsvolle und unterhaltende Musik verschiedenster Stile und Richtungen. Von der
Kammermusik für Bläser der Klassik über Wiener Walzer bis zu neueren, von
Jazz und ethnischen Einflüssen geprägten Stücken.
Besetzung: Klaus Dengg (Horn), Bernhard Desing (Fagott), Christof Gapp (Horn),
Stefan Matt (Klarinette), Stefan Moosmann (Klarinette), Erhard Ploner (Fagott)
KONTAKT
KAMMERCHOR INNSBRUCK | Obfrau Christine Erlacher
Bertha-von-Suttner-Weg 9 | 6020 Innsbruck
T 0650/7516816 | M [email protected]
www.kammerchorinnsbruck.at
www.facebook.com/kammerchorinnsbruck