Saddam Hussein

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Saddam Hussein (arabisch: ‫ﺻدام ﺣﺳﻳن ﻋﺑد اﻟﻣﺟﻳد اﻟﺗآرﻳﺗﻲ‬
Saddām Husain Abd al-Madschīd at-Tikrītī, DMG addām
usain Abd al-Ma īd al-Tikrītī; (* 28. April 1937 in al-Udscha bei
Tikrit, Irak) war von 1979 bis 2003 Staatspräsident des Irak.
Inhaltsverzeichnis
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1 Kindheit und Jugend
2 Politische Karriere
„ 2.1 Beginn
„ 2.2 Aufstieg
„ 2.3 Der erste Golfkrieg
„ 2.4 Der zweite Golfkrieg
„ 2.5 Weitere politische Leistungen
„ 2.6 Der Irakkrieg
3 Strafverfolgung
„ 3.1 Saddam Husseins Festnahme
„ 3.2 Die Anklage
„ 3.3 Der Prozess
„ 3.4 Das Urteil
„ 3.5 Stellungnahmen Dritter zum Prozess
4 Familie Saddam Husseins
5 Werke
6 Literatur
7 Weblinks
8 Quellen
Saddam Hussein vor Gericht
Kindheit und Jugend
Saddam Hussein, mit vollständigem Namen Husain at-Tikriti, wurde als uneheliches Kind seiner
Mutter Subha Tulfah in einer Bauernfamilie geboren. Die uneheliche Schwangerschaft galt als
Schande und dieser Umstand wird als Einflussgröße auf Husseins psychosoziale Entwicklung
gewertet. Saddam Husseins leiblicher Vater starb nach seiner Geburt durch Selbstmord. Nachdem
Husseins Mutter neun Jahre später einen Mann namens Ibrahim al-Hasan heiratete, gab sie den
Jungen zu seinem Onkel Khairallah Tulfah, einem Offizier einer irakischen Einheit, die einen
Aufstand gegen den König Faisal II. im Jahre 1941 organisierte. Als Folge dieses Aufstandes erhielt
Husseins Onkel eine mehrjährige Gefängnisstrafe. Zwischen 1936 und 1941 gab es insgesamt
sechs Umsturzversuche.
1955 zog Hussein mit seinem Onkel in die Hauptstadt Bagdad. Ihm wird Khairallah Tulfas älteste
Tochter Sadschida versprochen, die er heiraten sollte. Er besuchte die al-Karch-Schule. Mit
neunzehn Jahren beging Saddam Hussein im Auftrag des Tikrit-Clans, zu welchem der Onkel enge
Beziehungen pflegte, einen Mord an einem entfernten, rivalisierenden Onkel namens Saadi. Er
absolvierte das Abitur auf einem Gymnasium in Bagdad mit gutem Erfolg.
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Politische Karriere
Beginn
Saddam Hussein trat 1956 der damals noch verbotenen Baath-Partei bei und nahm 1957 an einem
erfolglosen Putschversuch gegen den irakischen König Faisal II. teil. 1958 unterstützte er eine
andere, von General Abd al-Karim Qasim geführte Gruppe.
In der Folge eines misslungenen Attentats auf Premierminister Qasim 1959 war Hussein
gezwungen, über Syrien nach Ägypten zu fliehen. Er wurde in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
Der amtierende Chef der Baath-Partei, Fuad ar-Rikabi, wurde wegen des fehlgeschlagenen
Attentats durch einen entfernten Verwandten Saddam Husseins, Madschid, ersetzt.
Erste Kontakte zur CIA hatte Hussein vermutlich während eines Studiums an der juristischen
Fakultät der Universität Kairo geknüpft, wobei umstritten ist, ob er dort tatsächlich ein Studium
absolvierte. Zumindest lässt sich ein Studienabschluss seinerseits dort nicht nachweisen[1]. Am 8.
Februar 1963 kehrte er nach einem erfolgreichen Putsch der Ba th-Partei, in dem Premier Qasim
und viele Führungspersonen ihr Leben verloren, in den Irak zurück. Nach dem Machtwechsel
(Ramadanrevolte) wurde er 1964 zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, flüchtete aber mit Hilfe Tahir
Yahyas 1967.
1968 unterstützte er einen erfolgreichen Staatsstreich von Baath-Partei und Armee.
Aufstieg
Als die Baath-Partei 1968 im Irak an die Macht kam, wurde Saddam Hussein in der neuen
Regierung stellvertretender Generalsekretär des Revolutionären Kommandorates sowie Chef des
Ministeriums für Staatssicherheit und des Propagandaministeriums. 1969 wurde er Vizepräsident.
Am 1. Juni 1972 leitete er die Verstaatlichung westlicher Ölfirmen ein, die ein Ölmonopol im Irak
hatten. Mit den Öleinnahmen entwickelte er das Land zu einer regionalen militärischen Großmacht.
Die Einnahmen aus dem Ölverkauf sorgten aber auch für den Wohlstand breiterer
Bevölkerungsschichten.
Am 1. Juli 1973 wurde er vom Revolutionsrat zum Drei-Sterne-General der irakischen Streitkräfte
ernannt. Später ernannte er sich selbst zum Feldmarschall.
Am 6. März 1975 schloss er als Vizepräsident mit dem iranischen Schah Mohammad Reza Pahlavi
das Abkommen von Algier über den Grenzverlauf im Schatt al-Arab und die gegenseitige
Nichteinmischung in innere Angelegenheiten.
1979 ernannte Präsident Ahmad Hasan al-Bakr Saddam Hussein im Alter von 42 Jahren zum
Vorsitzenden der Partei und zu seinem Nachfolger. Am 11. Juli 1979 wurde er Generalsekretär der
Ba th-Partei und am 16. Juli 1979 übernahm er die Macht als Staats- und Regierungschef. In
dieser Position diffamierte Hussein öffentlich Mitglieder der Ba thpartei, woraufhin sie ohne
Prozess zum Tode verurteilt und sofort liquidiert wurden. Andere Mitglieder der Partei wurden durch
dieses Exempel auf die Linie Husseins eingeschworen. Hussein verhinderte so auch den geplanten
Zusammenschluss mit dem ebenfalls baathistischen Regime Syriens.
Dennoch war Saddam Husseins Autorität noch nicht völlig unbeschränkt. Nach dem Tausch seines
Amtes mit al-Bakr blieb dieser faktisch Vizepräsident bis zu seinem Tode im April 1982. Ein Gerücht
handelt von dessen Vergiftung. Saddam Hussein jedenfalls nutzte diese erste Zäsur einer
Machterweiterung bereits im Juli zu einem folgenträchtigen Alleingang: Er gab den Rückzugsbefehl
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für die irakischen Truppen in einer entscheidenden Phase des Golfkrieges gegen den Iran. Die
zweite Zäsur war 1989. Mit dem Tod des Ba th-Partei-Gründers und Vizepräsidenten Michel Aflaq,
ein Gerücht besagt, dass auch dieser vergiftet worden sei, und dem Tod des als Kriegsminister im
Golfkrieg populär gewordenen Chairallah Talfah durch einen unaufgeklärten Hubschrauberabsturz
im gleichen Jahr, gab es keine rivalisierende moralische Autorität mehr außer dem Präsidenten, die
seine Entscheidung zum Krieg gegen Kuwait hätte beeinflussen können.
Der erste Golfkrieg
Etwa ein Jahr nach der Revolution im Iran gegen den prowestlichen Mohammad Reza Pahlavi
kündigte Saddam Hussein am 17. September 1980 das Abkommen von Algier, welches zuvor auch
der Iran als nicht mehr bindend erklärt hatte. Der Irak verweigerte daraufhin die Räumung der 1975
abgetretenen Grenzgebiete, die seit dem 4. August unter iranischem Beschuss lagen. Am 22.
September 1980 befahl Hussein der irakischen Armee, den Iran mit neun von insgesamt zwölf
Divisionen auf einer 600 km breiten Front anzugreifen. Dies bildete den Auftakt für den fast acht
Jahre dauernden Ersten Golfkrieg.
Dabei spielten auch verschiedene westliche Staaten eine führende Rolle, die den Irak wegen der
drohenden Niederlage gegen den Iran massiv unterstützten, wie z. B. Frankreich und Deutschland
als Rüstungsexporteure und Lieferanten für Nuklear- sowie Chemieanlagen (Pestizide und Giftgas).
Die USA gehörten bezüglich des Volumens der Waffenlieferungen eher zur zweiten Riege.
Allerdings belieferte Washington beide Seiten. Hauptunterstützer des Iraks waren die Sowjetunion,
Frankreich und die Volksrepublik China, die allerdings auch den Iran belieferte. Auf einer vom
Stockholmer SIPRI-Institut erstellten Übersicht folgen die USA erst an elfter Stelle.
Eine besondere Bedeutung hatten weiterhin die sunnitischen bzw. wahabitischen Golfstaaten als
Kreditgeber und Finanziers des ersten Golfkrieges. Das Unvermögen, die Kredite zurückzuzahlen,
wird allgemein als einer der Gründe für die versuchte Annektierung Kuwaits durch den Irak
betrachtet. Während des Krieges gegen den Iran ließ Saddam Hussein Giftgas einsetzen, wobei
Hunderttausende Menschen ums Leben kamen (Kriegsverbrechen, Demozid). Sehr kritisch
betrachtet werden Vermutungen, denen zufolge der US-Geheimdienst dem Irak Satellitenbilder der
iranischen Stellungen zur Verfügung stellte sowie die Zurückhaltung bzw. teilweise stillschweigende
Billigung eines Großteils der Staatengemeinschaft.
Um die Neutralität der schiitischen Bevölkerungsmehrheit Iraks im Krieg gegen den Iran zu sichern,
trat Saddam Hussein 1981 im Beisein des damaligen Großayatollahs Chu′i formal zur Schia über.
Am 18. Juli 1988 willigte der Iran in die Waffenstillstandsbedingungen der UN-Resolution 598 ein,
die Saddam Hussein bereits zuvor akzeptiert hatte. Ayatollah Chomeini kommentierte dies mit dem
Zusatz „Lieber hätte ich Gift genommen“. Am 8. August 1988 wurde ein
Waffenstillstandsabkommen geschlossen, das am 20. August 1988 in Kraft trat. Zum Abschluss
eines Friedensvertrages ist es seither nicht gekommen.
Am 16. März 1988 wurde die kurdische Stadt Halabdscha von der irakischen Luftwaffe mit Giftgas
angegriffen, wobei etwa 5.000 Zivilisten zu Tode kamen. Im Gegensatz zu früheren Einsätzen von
Giftgas wurde dieser Giftgasangriff auf Halabdscha von der westlichen Presse mit Entsetzen und
Empörung zur Kenntnis genommen. Staatliche Seiten verhielten sich weiterhin zurückhaltend.
Der zweite Golfkrieg
Am 2. August 1990, zwei Jahre nach dem Waffenstillstand, ließ Saddam Hussein Kuwait mit der
Behauptung besetzen, es würde illegal Ölfelder des Irak anzapfen. Die Besetzung erfolgte,
nachdem Kuwait die Ölfördermenge erhöht und die Ölpreise gesenkt hatte. Der Irak hatte starke
Interessen an einem lukrativen Ölgeschäft, zumal das Land sich im Wiederaufbau nach dem ersten
[2]
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Golfkrieg befand. Die amerikanische Regierung signalisierte vor der Besetzung, dass sie im Falle
einer Besetzung nicht intervenieren würde. Dies sehen Kritiker als Motivierung Husseins zur
Besetzung.
Im Zweiten Golfkrieg wurde die irakische Armee Anfang 1991 durch die von den USA geführte
Koalition fast vollständig geschlagen. Auf dem Weg nach Bagdad zogen sich die USamerikanischen Truppen aber in Erwartung heftigeren Widerstandes zurück, zumal die
Verbündeten der USA nicht weiter mitzogen. Der von westlichen Kräften ermutigte Aufstand der
Schiiten im südlichen Irak gegen Saddam Hussein wurde durch die militärisch immer noch
überlegenen Regierungstruppen trotz Einrichtung einer Flugverbotszone brutal niedergeschlagen.
Weitere politische Leistungen
Saddam Hussein überlebte zahlreiche Putschversuche und Attentate, auch von ausländischen
Geheimdiensten. Er förderte aktiv die Modernisierung der irakischen Wirtschaft und den Aufbau von
Industrie, Verwaltung und Polizei. Er leitete den Ausbau des irakischen Landes, die Mechanisierung
der Landwirtschaft und die Bodenreform sowie die Volksbildung. Er beförderte eine vollständige
Neuentwicklung der Energiewirtschaft, förderte den öffentlichen Dienst sowie Transport und
Erziehung. Er brachte eine nationale Alphabetisierungskampagne auf den Weg und führte die
Schulpflicht ein. Vor 1990 war die Analphabetenrate bei Mädchen auf unter 10 Prozent gesunken,
nach der Zerstörung der Schulen in den Kriegen von 1991 und 2003 stieg sie auf 76 Prozent, so die
UNESCO.
Seit dem 29. Mai 1994 war er Premierminister, Vorsitzender der Ba'ath-Partei und
Oberkommandierender der Armee. Im Oktober 1995 ließ er sich ohne Gegenkandidaten mit 97 %
der abgegebenen Stimmen auch offiziell zum Präsidenten wählen. Die Gratulation durch den
ehemaligen Staatspräsidenten Abd ar-Rahman Arif verlieh dieser „Wahl“ einen beinahe legitimen
Anstrich.
1995 flüchteten Husseins Schwiegersöhne sowie der Geheimdienstchef und dessen Bruder wegen
Meinungsverschiedenheiten nach Jordanien. Angeblich durch Hussein begnadigt, kehrten sie in
den Irak zurück, wo sie im Februar 1996 inhaftiert und hingerichtet wurden.
Die Vereinten Nationen hatten seit dem Golfkrieg ein ununterbrochenes Handelsembargo über das
Land verhängt. 1996 akzeptierte das irakische Parlament den „Oil For Food“-Plan des UNOSicherheitsrates, der dem Irak den Verkauf begrenzter Mengen Erdöls ermöglichte, um dringende
humanitäre Bedürfnisse zu decken. Im Oktober 2002 wurde Saddam Hussein in einer offensichtlich
fingierten Wahl mit fast 100 Prozent der Stimmen als Führer des Landes für weitere sieben Jahre
im Amt bestätigt.
Der Irakkrieg
Im Irakkrieg (Beginn: 20. März 2003) marschierten Truppen der USA und verbündeter Staaten in
den Irak ein, schlugen die irakische Armee und besetzten das Land vollständig. Die USA
begründeten dies damit, dass der Irak durch Entwicklung und Besitz von
Massenvernichtungswaffen gegen die über ihn verhängten UN-Resolutionen verstoße, und dass
Saddam Hussein terroristische Organisationen wie al-Qaida unterstützen würde. Beides konnte
jedoch durch den Geheimdienstausschuss des US-Senats nicht bewiesen werden [3]. Auf Saddam
Hussein und eine Reihe von führenden Angehörigen der Regierung wurde ein Kopfgeld von 25
Millionen US-Dollar ausgesetzt.
Nach Kriegsende tauchten Tonbandaufnahmen auf, in denen eine männliche Stimme dazu aufrief,
„die Invasoren aus unserem Land zu vertreiben“. Es wird als wahrscheinlich angesehen, dass es
sich dabei um die Stimme Saddam Husseins handelte.
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Seine Söhne Udai und Qusai, die für ihre Grausamkeit gefürchtet waren, kamen am 22. Juli 2003
bei einem US-Angriff auf ihren Unterschlupf in Mosul nach heftigen Kämpfen ums Leben. Sein
dritter und jüngster Sohn (Ali Hussein) ist untergetaucht.
Strafverfolgung
Saddam Husseins Festnahme
Am 14. Dezember 2003 wurde Saddam Hussein von
amerikanischen Besatzungstruppen festgenommen. Nach USamerikanischer Darstellung wurde er im Zuge einer Razzia in
einem Dorf etwa 15 Kilometer von seiner Heimatstadt Tikrit
entfernt aufgegriffen. Dabei soll kein Schuss gefallen sein. Er soll
sich in einem Haus in einem gemauerten Erdloch versteckt und
einen Vollbart getragen haben. Bei ihm soll Bargeld im Wert von
etwa 750.000 US-Dollar gefunden worden sein. Der von der
amerikanischen Führung verbreitete Hergang der Festnahme und
der konkrete Zeitpunkt wird durch den Anwalt Saddam Husseins
sowie ihm selbst bestritten. Der ehemalige US-Soldat Nadim Abou
Rabeh sagte im März 2005, dass die Szene mit dem sogenannten
Erdloch gestellt worden sei, Saddam Hussein in einem Haus
gelebt habe und die US-Soldaten bei der Festnahme auf
Widerstand gestoßen seien.
Saddam Hussein nach seiner
Festnahme
Seine Identität wurde nach amerikanischen Angaben durch eine
DNA-Probe sowie anhand von Zähnen und Narben nachgewiesen.
Die offizielle Bestätigung der Festnahme erfolgte am 14. Dezember 2003 um etwa 13 Uhr MEZ
durch den britischen Premierminister Tony Blair und kurz danach in einer Pressekonferenz durch
Paul Bremer, den US-amerikanischen Zivilverwalter im Irak.
Saddam Hussein ist im Hochsicherheitsgefängnis Camp Cropper inhaftiert. Am 10. Januar 2004
gab die US-amerikanische Regierung bekannt, Saddam Hussein sei nun offizieller
Kriegsgefangener der USA. Der Status des Kriegsgefangenen ermöglicht unter anderem, dass
unabhängige Beobachter und Hilfsorganisationen, z. B. das Rote Kreuz, mit dem Ex-Diktator in
Kontakt treten können, um sich von dessen Unversehrtheit und den Haftbedingungen ein Bild
machen zu können. Am selben Tag forderte der irakische Regierungsrat die Vereinigten Staaten
auf, Hussein als einen Kriminellen der irakischen Justiz zu übergeben. Am 30. Juni 2004, zwei Tage
nach der offiziellen Machtübergabe der USA an die irakische Übergangsregierung, wurde Hussein
der irakischen Justiz übergeben.
Die Anklage
Das irakische Justizsystem wurde in den 1920er Jahren von den Briten aufgebaut. Für die
Schulung im internationalen Recht für diesen Prozess hatten die irakischen Juristen nur ein Jahr
Zeit.
Ein Sondertribunal beschäftigte sich mit ihm und elf weiteren Politikern und Militärs des Iraks. In
einer ersten Anhörung ohne Anwalt am 1. Juli 2004, welche überwiegend ohne Ton, wegen USZensur, im Fernsehen übertragen wurde, stritt er jede Schuld ab und erkannte das Tribunal nicht
an. Er sieht sich weiterhin als Präsident: „Ich bin Saddam Hussein, der Präsident des Irak“. Er bleibt
unter Bewachung der USA. Gemäß irakischem Recht wurde Saddam Husseins Einmarsch in
Kuweit vor dem Tribunal verhandelt. Davon ausgenommen sollte der Überfall auf den Iran 1980
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nicht als Angriffskrieg verhandelt werden. Die iranische Regierung beabsichtigte, in Bagdad zu
klagen, da Saddam Hussein 1980 den Krieg gegen Iran begonnen und Chemiewaffen eingesetzt
hatte.[4] Saddam Hussein wurden die in diesen Kriegen verübten Kriegsverbrechen sowie
Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Last gelegt. Laut Human Rights Watch wurden bis zu
290.000 Menschen ermordet.[5]
Die US-Regierung hat sich sehr bemüht, ein funktionsfähiges Tribunal aufzubauen. Die
Ermittlungen wurden laut New York Times vom FBI und einer Einheit des US-Justizministeriums
geführt. Die irakischen Juristen erhielten Unterstützung von ausländischen Experten. Salam
Tschalabi, der Gerichtsdirektor, wurde in den USA ausgebildet.[6][7]
Der Prozess
Der Prozess gegen Saddam Hussein und sieben Mitangeklagte begann am 19. Oktober 2005. In
erster Instanz entschied eine Kammer aus fünf Richtern, wobei zunächst Richter Raouf Abdul
Rahman den Vorsitz hatte, nachdem der ursprünglich dem Gericht vorsitzende Rizgar Muhammad
Amin sein Amt niederlegte.[8] In der Berufung entscheiden neun Richter. Das Gericht hatte
Jurisdiktion über Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen sowie
über drei weitere aus dem irakische Recht abgeleitete Verbrechen, unter ihnen etwa die unerlaubte
Einmischung in die Justiz, die während Saddams Präsidentschaft von 1979 bis zum Beginn der
Okkupation durch die Koalitionstruppen 2003 begangen wurden.
Der erste Anklagepunkt vor dem Gericht bestand aus einer Vergeltungstat, die in Folge eines
misslungenen Attentats auf Saddam Hussein in der Stadt Dudschail 1982 stattgefunden haben soll.
143 Männer und Jungen wurden hingerichtet bzw. starben bei „Vernehmungen“ durch staatliche
Behörden. Die weiteren zwölf geplanten Anklagen reichten vom Giftgasangriff auf Kurden in der
sogenannten Anfal-Kampagne und dem Angriff auf die Stadt Halabdscha 1988 bis hin zur Tötung
zehntausender Schiiten nach deren Aufstand 1991. Das Gericht hatte zudem Anklage gegen
Saddam wegen Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie Kriegsverbrechen im
Rahmen eines internen Konfliktes im Rahmen der Anfal-Aktivitäten erhoben.
Mit Saddam Hussein standen sieben weitere Personen vor Gericht. Unter ihnen waren Taha Jassin
Ramadan, Iraks früherer Vize-Präsident, Barsan Ibrahim al-Tikriti, ein jüngerer Halbbruder Husseins
und gleichzeitig ehemaliger Direktor des Sicherheitsdienstes Mukhabarat sowie Awad Hamed alBander, früherer Vorsitzender des „Revolutionary Court“, der unter anderem für die Todesurteile in
Dujail zuständig gewesen ist.
Nachdem zwei Verteidiger von Husseins Mitangeklagten Anschlägen zum Opfer fielen, ein
Mordkomplott gegen den Ermittlungsrichter Dschuhi aufgedeckt sowie ein Anschlag auf das
Gerichtsgebäude vereitelt wurde und einige Verteidiger sich aus diesem Grund zurückzogen, wurde
vom damaligen Vorsitzenden Amin die Verlegung des Prozesses in die weniger instabilen
kurdischen Regionen erwogen. Der Prozess wurde allerdings weiterhin in Bagdad geführt. Der USamerikanische Anwalt Ramsey Clark, früherer US-Justizminister und prominenter Gegner des IrakKriegs, gehört ebenfalls zu dem Team, das Saddam im Prozess verteidigt. Er hatte schon Slobodan
Milošević verteidigt. Ein weiterer Anwalt Saddam Husseins, Najib al-Nawimi, ehemaliger katarischer
Justizminister, versuchte die Legitimität des Gerichts anzuzweifeln, da große Teile seines Statuts
während der Besetzung durch die USA geschrieben worden seien.
In Bagdad wurde der Prozess unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen abgehalten. Zeugen gegen
Saddam Hussein wurde Anonymität aufgrund der Furcht vor Anschlägen zugestanden. Der Prozess
wird von Anhängern Saddam Husseins und US-kritischen Stimmen als "Schauprozess" und als
"Siegerjustiz" interpretiert. Menschenrechtsorganisationen zweifeln an der rechtmäßigen
Einsetzung des Tribunals. Human Rights Watch betonte zudem, die Rechte der Angeklagten
würden beschnitten. Ein Menschenrechtsbeobachter der Vereinten Nationen erklärte, das Gericht
[9]
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werde internationalen Standards für solche Verfahren nicht gerecht. Saddam Hussein begann am
7. Juli einen Hungerstreik, um gegen die mangelhafte Sicherheit für seine Anwälte zu protestieren.
Ab dem 23. Juli wurde er deswegen in einem Krankenhaus zwangsernährt.
Der irakische Generalstaatsanwalt forderte im Prozess wegen des Massakers von Dudschail die
Todesstrafe für Saddam Hussein. Auch der ehemalige Vizepräsident Taha Jassin Ramadan und
Saddams Halbbruder Barsan al-Tikriti sollten hingerichtet werden, forderte der Staatsanwalt in
seinem Schlussplädoyer. Für vier weitere Angeklagte beantragte er Haftstrafen.
Saddam Hussein will nicht „wie ein einfacher Krimineller“ gehängt, sondern erschossen werden. [10]
[11][12]
Das Urteil
Hussein wurde am 5. November 2006 zum Tod durch den Strang verurteilt. Er wollte sich zur
Urteilsverkündung vor dem Sondertribunal nicht erheben, lenkte jedoch ein, als ihm letztlich mit
Zwang gedroht wurde. [13]
Die Berufungsverhandlung in der Berufungskammer des Sondertribunals, die bei jedem Todesurteil
automatisch angeordnet wird, bestätigte das Urteil schließlich am 26. Dezember 2006. Eine zügige
Exekution innerhalb von maximal 30 Tagen, d.h. bis zum 26. Januar 2007, wurde außerdem
vorgeschrieben.
Stellungnahmen Dritter zum Prozess
Der kurdischstämmige irakische Staatspräsident Dschalal Talabani sprach sich gegen die
Todesstrafe für Saddam Hussein aus und erklärte nach Medienberichten, er werde ein Todesurteil
nicht unterzeichnen. Dennoch zweifelt er nicht an seiner Schuld: Saddam Hussein habe
„massakriert“ und „unsere Städte abgebrannt und zerstört.“ Der neue Irak, der gerade im Entstehen
sei, müsse deshalb die Rechte der kurdischen Bevölkerung achten: „Wenn der Irak diese
Verpflichtung nicht anerkennt, wird das das Ende der irakischen Einheit sein“.[14] Der NahostDirektor von Amnesty International Malcolm Stuart erklärte „Jeder Angeklagte hat das Recht auf
einen fairen Prozess, unabhängig von dem Ausmaß der Vorwürfe gegen ihn.“ „Hier wurde eine
Gelegenheit verpasst, und die Verhängung der Todesstrafe macht das noch schlimmer.“[15]
Familie Saddam Husseins
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1. Ehefrau Sadschida Talfah (Heirat 1963)
„ Sohn Udai Hussein (* 1964, † 22. Juli 2003)
„ Sohn Qusai Hussein (* 1966, † 22. Juli 2003)
„ Tochter Raghad Hussein (* 1968)
„ Tochter Rana Hussein (* 1969)
„ Tochter Hala Hussein (* 1979)
2. Ehefrau Samira Schahbandar (Heirat 1986)
„ Sohn Ali Saddam Hussein (* 1980 oder 1983)
3. Ehefrau Nidal al-Hamdani (Heirat 1990)
Werke
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Zabibah und der König, eine Liebesgeschichte, editio defacto (http://www.editio-defacto.de/),
Kassel, ISBN 3-9808561-2-7
Literatur
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Jörg Haider. Zu Gast bei Saddam. Im „Reich des Bösen“. Ibera Verlag, Wien 2003. ISBN
3850521605
Latif Yahya. Ich war Saddams Sohn. Goldmann Wilhelm Verlag, 2003. ISBN 3442152496
Angeli Mesnier, Notre allié Saddam. Orban, 1992. ISBN 2855656583.
Mylroie Miller. Saddam Hussein. Presses de la Cité, 1993. ISBN 2258033691.
Andrew Cockburn / Patrick Cockburn. L'énigme Saddam - Enquête explosive au cœur du
système irakien. First, 1999. ISBN 2876914468.
Jean-Michel Cadiot. Quand l'Irak entra en guerre, la Qadissiyah de Saddam. L'Harmattan,
2000. ISBN 2738401295.
Abdul Majid Saman. Les années Saddam. Fayard, 2003. ISBN 2213617511.
Weblinks
Commons: Saddam Hussein
(http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Saddam_Hussein?uselang=de) – Bilder,
Videos und/oder Audiodateien
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Literatur von und über Saddam Hussein (http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=4.1/REL?
PPN=118835300) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
wienerzeitung: Mängel im Saddam-Prozess, 11. Jänner 2006
(http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3856&Alias=wzo&cob=214443)
Trial Watch: Der Prozess gegen Saddam Hussein, Seite aufgerufen am 29. September 2006
(http://www.trial-ch.org/trialwatch/profiles/de/facts/p125.html)
Christian Eckart, Cornell Law School: Saddam Hussein's Trial in Iraq, Fairness, Legitimacy &
Alternatives, a Legal Analysis, 1. Mai 2006 (http://lsr.nellco.org/cornell/lps/papers/13)
2004, Dokumentarfilm 52' von Michel Vuillermet: Saddam Hussein, the master of Bagdad
[Watch on line (http://www.documen.tv/asset/Saddam_Hussein_film.html)]
Quellen
1. ↑ boell.de-DOSSIER: DER IRAK-KONFLIKT (http://www.boell.de/de/04_thema/1863.html)
2. ↑ iran-azad.de: Irak, Kuwait und das Öl, Seite aufgerufen am 29. September 2006 (http://www.iranazad.de/D/DUuP/Irak.htm)
3. ↑ Süddeutsche Zeitung: Saddam Hussein hatte keine Verbindungen zu al-Quaida, 9. September 2006
(http://www.sueddeutsche.de/,tt1l2/ausland/artikel/177/85092/)
4. ↑ NZZ: Iran will gegen Saddam Hussein klagen, 4. Juli 2004 (http://www.nzz.ch/2004/07/04/al/pagenewzzDW8WKYZG-12.html)
5. ↑ Human Rights Watch: The Mass Graves of al-Mahawil, Mai 2003
(http://www.hrw.org/reports/2003/iraq0503/)
6. ↑ Süddeutsche Zeitung: Ein Tribunal von Amerikas Gnaden, 1. Juli 2004
(http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/539/34505/)
7. ↑ FAZ: Wie unabhängig ist das Sondertribunal?, 18. Oktober 2005
(http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~E1D6C6BBA12494EF2B6303A
8. ↑ NZZ: Richter Rizgar Muhammad Amin tritt zurück (http://www.nzz.ch/2006/01/14/al/newzzEIG71IFL12.html)
9. ↑ Zu den juristischen und politischen Problemen vgl. Stephen Lendman: A Trial Giving Kangaroos A
Bad Name (http://www.zmag.org/content/showarticle.cfm?ItemID=11362) (ZNet, 8. November 2006)
10. ↑ NZZ: Turbulente Verhandlung im Saddam-Prozess, 6. Dezember 2005
(http://www.nzz.ch/2005/12/06/al/articleDDY1N.html)
11. ↑ New York Times - Topics: Saddam Hussein
(http://topics.nytimes.com/top/reference/timestopics/people/h/saddam_hussein/index.html)
12. ↑ Yahoo News - 5. November 2006 (http://de.news.yahoo.com/05112006/3/saddam-tod-strangverurteilt.html)
13. ↑ Irakisches Gericht verurteilt Saddam Hussein zum Tode - Süddeutsche Zeitung, 5. November 2006
(http://www.sueddeutsche.de/,tt1m5/ausland/artikel/676/90586/)
http://de.wikipedia.org/wiki/Saddam_Hussein
29.12.2006
Saddam Hussein - Wikipedia
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14. ↑ bbv: Kurdenführer lehnt Todesstrafe für Saddam ab, 1. Juli 2004 (http://www.bbvnet.de/public/article/nachrichten/politik/special/hussein/52947)
15. ↑ Bush feiert "junge Demokratie" - ntv.de, 5. November 2006 (http://www.n-tv.de/729115.html)
http://de.wikipedia.org/wiki/Saddam_Hussein
29.12.2006