B(n,x)
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B(n,x)
1.) Zusammenfassung: Folgen, Kombinatorik, Konstruktion der Zahlbereiche . Wiederhole die obigen Themen der letzten Worksheets. Wir stellen Fragen im Testat! 2.) Eulersche Exponential- und Newtonsche Binomialreihe: formal Aufbauend auf: "Formale Potenzreihen", "Neue Sicht der Binomialkoeffizienten" Aufgaben: 3 > restart; Eulersche Exponentialreihe MATH: Wir beginnen mit einem Experiment, welches sich mit für natürliche Zahlen beschäftigt. > for n from 1 to 10 do expand((1+x/n)^n); end do;n:='n': (2.1.1) (2.1.1) Man erkennt Muster in den Koeffizienten. Zum Beispiel im Koeffizient von > map(n->coeff((1+x/n)^n,x,2),[$1..100]); : (2.1.2) > map(n->(n-1)/(2*n),[$1..100]); (2.1.3) ÜBUNG [01]: 1.) Zeige: Der Koeffizient von in ist . 2.) Was ist der Grenzwert der Folge 3.) Bestimme den Koeffizient für von in 4.) Was ist der Grenzwert der Folge 5) Sei . Bestimme den Koeffizient ? von bei MATH: Wir sehen also: Der Koeffizient von strebt diese Folge gegen . für 6) Was ist der Grenzwert der Folge festes ? für in . ? in ist und für gegen unendlich. > map(k->expand(binomial(n,k)/n^k),[$3..6]); (2.1.4) > map(i->limit(i,n=infinity),%); (2.1.5) MATH: Wir nehmen dies als Anregung, die formale Potenzreihe durch > Exp:=x->Sum(x^k/k!,k=0..infinity); (2.1.6) zu definieren. MAPLE kennt sie schon mit Namen: > convert(Exp(x),sum); sum(x^k/k!,k=0..infinity); exp(x); (2.1.7) ex ex ex (2.1.7) > convert(exp(x),FormalPowerSeries); (2.1.8) MATH: Man nennt dies die Eulersche Exponentialreihe. Um ihre fantastischen Eigenschaften zu studieren, brauchen wir noch etwas Vorbereitung im nächsten Abschnitt. Newtonsche Binomialreihe MATH - IDEE: Vor Euler hatte bereits Newton viele Potenzreihen definiert. Er ließ sich inspirieren durch die binomische Formel, die wir z. B. für hier wiedergeben: > expand((1+x)^5); (2.2.1) allgemeiner: > sum(binomial(n,k)*x^k,k=0..n)=Sum(binomial(n,k)*x^k,k=0..n); (2.2.2) MATH - ANSATZ: Newton stellte sich die Frage, was passiert, wenn keine natürliche Zahl ist. Einen Fall kennen wir schon: : > Sum(binomial(-1,k)*x^k,k=0..infinity)=sum(binomial(-1,k)* x^k,k=0..infinity); (2.2.3) > Sum((-1)^k*x^k,k=0..infinity)=sum((-1)^k*x^k,k=0..infinity); (2.2.4) MATH - FRAGESTELLUNG: Wir müssen uns mit Newton fragen, was ist, wenn zwar k noch eine nicht negative ganze Zahl ist aber n nur noch irgendeine (reelle oder sogar komplexe) Zahl, z. b. : > binomial(-1,3); factor(expand(binomial(n,3))); (2.2.5) (2.2.5) MATH - KONZEPT: ist ein Polynom in von Grad , genauer > map(i->factor(expand(binomial(n,i))),[$0..5]); (2.2.6) Die Reihe > B:=(n,x)->Sum(binomial(n,k)*x^k,k=0..infinity); (2.2.7) heißt die Newtonsche Binomialreihe. Maple kennt sie schon: > convert(B(n,x),sum); n (2.2.8) Für uns ist sie vorläufig eine formale Potenzreihe in , also ein Element von , welches durch einen Parameter indiziert ist. ÜBUNG [02]: 1.) Zeige: Die Newtonsche Binomialreihe , falls . 2.) Faktorisiere dieses Polynom! ist ein Polynom in vom Grad MATH: Später werden wir sehen, dass die formalen Potenzreihen, die wir hier diskutiert haben, also die Eulersche Exponentialreihe und die Newtonschen Binomialreihen, für gewisse konvergieren und die Grenzwerte das sind, was man erwartet. Z. B. für > B(1/2,x); (2.2.9) wird für hinreichend kleine x wirklich den Wert > convert(B(1/2,x),sum); (2.2.10) ergeben. Wir kommen später auf diese Konvergenzfragen zurück ÜBUNG [03]: > Wir hatten im Abschnitt "Formale Potenzreihen" gesehen: > Sum(binomial(i+k,k)*q^i,i = 0 .. infinity)=1/(1-q)^(k+1); (2.2.11) 1) Drücke die rechte Seite dieser Gleichung mit Hilfe der Newtonschen Binomialreihe aus. 2) Wir haben also auf zwei Arten als formale Potenzreihe geschrieben. Beweise durch einen Koeffizientenvergleich, dass diese beiden Potenzreihen gleich sind. 3.) exp(x)*exp(y)=exp(x+y): formal Aufbauend auf: "Der Körper der komplexen Zahlen", "Eulersche Exponential- und Newtonsche Binomialreihe: formal" Aufgaben: 3 > restart; Multivariate Potenzreihenringe MATH: Das Produkt bei formalen Potenzreihen war definiert als Die Koeffizienten des Produktes sind also MATH: Dies reicht nicht aus, um überhaupt nur hinzuschrieben, denn wir haben plötzlich zwei Variablen. Also müssen wir etwas allgemeiner definieren: MATH: Eine -wertige Doppelfolge ist eine Abbildung . Analog zum Cauchyprodukt für einfache Folgen definiert man das Cauchyprodukt für Doppelfolgen: Für ist definiert durch Man kürzt auch ab durch und nennt K mit der komponentenweisen Addition und der Cauchymultiplikation den formalen Potenzreihenring in den zwei Variablen , . Man kann und als Teilringe von auffassen. Ein weiterer wichtiger Teilring ist der Polynomring , welcher aus denjenigen besteht mit für alle bis auf endlich viele . > expand((1-x)*(1-y)); (3.1.1) ist invertierbar in , aber nicht in : > (1-x)*(1-y)*Sum(x^i,i=0..infinity)*Sum(y^i,i=0..infinity)= normal((1-x)*(1-y)*sum(x^i,i=0..infinity)*sum(y^i,i=0.. infinity)); (3.1.2) exp(x)*exp(y)=exp(x+y): formal MATH: Jetzt können wir die Gleichung im formalen Potenzreihenring verstehen: Sie ist äquivalent zu den unendlich vielen Polynomgleichungen in gegeben durch für ganz. Dies ist aber einfach der binomische Lehrsatz: > Sum(x^k/k! * y^(n-k)/(n-k)!,k=0..n)=(x+y)^n/n!; is(convert(lhs(%),sum)=rhs(%)); true (3.2.1) Wir haben gesagt, dass wir in formale Potenzreihen aus keine beliebigen einsetzen dürfen, sondern nur die . Analog können wir auch keine beliebigen in formale Potenzreihen aus einsetzen, sondern nur . Wir können allerdings andere Potenzreihen einsetzen: MATH: Ist und , so kann man in für . Das Einsetzen einsetzen und ist eine Potenzreihe aus ist ein Algebrenhomomorphismus. DENKANSTOSS: Formuliere die entsprechende Aussage für BEISPIEL: Fasse folgende Potenzreihe als Element von > Sum(a[i]*x^i, i=0..infinity); . auf. (3.2.2) Setze für die Potenzreihe ein: > subs(x=y, Sum(a[i]*x^i, i=0..infinity)); (3.2.3) ÜBUNG [01]: 1) Bestimmte die ersten für Koeffizienten der Reihe, die entsteht wenn man in die Potenzreihe 2) Warum kann man einsetzt. nicht f ü r die Potenzreihe einsetzen? Jetzt, wo wir gewissen Potenzreihen in andere Potenzreihen einsetzen können, können wir Ausdrücke wie und interpretieren. ÜBUNG [02]: Zeige: 1.) 2.) in für . in . Erste Anwendung: Additionstheoreme für und MATH: Wir können den Körper der komplexen Zahlen für einsetzen und somit als Element von auffassen. Multiplizieren wir mit der vierten Einheitswurzel , wird Maple wach: > convert(exp(I*x), trig); (3.3.1) > convert(cos(x), FormalPowerSeries); (3.3.2) > convert(sin(x), FormalPowerSeries); (3.3.3) > convert(exp(I*x), FormalPowerSeries); (3.3.4) ÜBUNG [03]: 1) Kommentiere die letzten vier Befehle im Lichte von > map(k->I^k,[$0..20]); (3.3.5) und begründe damit die Gleichheit . 2) Begründe, warum jetzt > convert(exp(I*(x+y)),trig)=expand(convert(exp(I*x), trig)* convert(exp(I*y), trig)); (3.3.6) sowohl die Additionstheoreme für Cosinus und Sinus > cos(x+y)=expand(cos(x+y)); (3.3.7) > sin(x+y)=expand(sin(x+y)); (3.3.8) beweist, als auch leicht zu merken macht. 4.) B(n,x)*B(m,x)=B(n+m,x): formal Aufbauend auf: "exp(x)*exp(y)=exp(x+y): formal" Aufgaben: 2 > restart; B(n,x)*B(m,x)=B(n+m,x): formal > B:=(n,x)->Sum(binomial(n,k)*x^k,k=0..infinity); (4.1.1) (4.1.1) > B(n,x)*B(-n,x); (4.1.2) > convert(%,sum); 1 (4.1.3) MATH: Hinter dieser letzten Berechnung verstecken sich unendlich viele Identitäten für Biniomialpolynome. Die erste Identität ist der Koeffizient von , welcher sich berechnet als > binomial(n,0)*binomial(-n,0); 1 (4.1.4) und die zweite Identität als > binomial(n,1)*binomial(-n,0)+binomial(n,0)*binomial(-n,1); 0 (4.1.5) ÜBUNG [01]: 1) Schreibe alle Identitäten allgemein hin. 2) Wiederhole kurz, warum die obige Rechnung diese Identitäten bereits bewiesen hat. MATH: Allgemeiner gilt . Hier ein Vergleich der Koeffizienten von : > map(k->factor(expand(add(binomial(n,k-i)*binomial(m,i),i=0.. k))),[$0..4]); (4.1.6) > map(k->factor(expand(binomial(n+m,k))),[$0..4]); (4.1.7) MATH: Hinter jeder der Identitäten für verbergen sich unendlich viele Identitäten für Binomialpolynome: für alle ganz. Zum Beweis gehen wir so vor: Für jedes feste in und auf, z. B. für : > factor(expand(binomial(n+m,3))); fasse beide Seiten als Polynome (4.1.8) Weiter wissen wir, dass für natürliche Zahlen n und m immer richtig ist, eine sehr triviale Folgerung aus dem binomischen Lehrsatz. Haben wir für alle , also sind die beiden Seiten als Polynome in und gleich. Jetzt kann man mit Hilfe dieser Formel viele Potenzreihen direkt hinschreiben. ÜBUNG [02]: Fasse als Potenzreihe in auf und gib explizit eine Formel für ihre Koeffizienten an. 5.) Konvergenz von Reihen Aufbauend auf: "Konvergenz von Folgen, Eulersche Zahl e", "Formale Potenzreihen" Aufgaben: 3 Wir haben früher bereits den Summations- und den Differenzenoperator auf reell- oder komplexwertige Folgen angewendet, um neue Folgen zu konstruieren. Der Unterschied zum damaligen Standpunkt besteht hauptsächlich darin, dass die Aussagen über die Teilsummenfolge (z. B. Konvergenzkriterien) in der Sprache der ursprünglichen Folge formuliert werden. > restart; Konvergenz von Reihen M A T H: Wir haben eine lineare Abbildungen auf : mit linearer Linksinverser . Die Folge heißt Teilsummenfolge von , das Paar bezeichnet man auch mit Reihe. Letztere . Man sagt, dass die Reihe konvergent ist, falls konvergiert. In diesem Fall bezeichnet man den Grenzwert ebenfalls mit . KOMMENTAR: Manchmal arbeitet man mit statt . Die vorzunehmenden Änderungen sind klar. Man beachte jedoch, dass ein Unterschied zu den früher diskutierten Differenzen- und Summenoperatoren besteht, wie ein Vergleich der Indizes zeigt. Hier ist der Summenoperator rechtsinvers zum Differenzenoperator, damals war es umgekehrt. M A T H: Ist die Reihe konvergent, so zeigt das Cauchykriterium sofort, dass die Folge gegen Null konvergiert. Die harmonische Reihe hat uns schon früher gezeigt, dass die Umkehrung falsch ist. > Limit(1/i, i=infinity)=limit(1/i, i=infinity); Sum(1/i,i=1..infinity)=sum(1/i,i=1..infinity); (5.1.1) Das folgende Beispiel zeigt eine konvergente Reihe: > Sum(1/i^2,i=1..infinity)=sum(1/i^2,i=1..infinity); (5.1.2) MAPLE: Für Maple ist bereits der Grenzwert der Reihe, falls dieser existiert. Offenbar weiß Maple mehr über solche Grenzwerte, als wir mit den derzeitigen Hilfsmitteln zeigen können. Immerhin wollen wir die Konvergenz für das zweite Beispiel zeigen: M A T H: Eine monotone, beschränkte, reelle Folge ist bereits konvergent. Wir wollen also die Beschränktheit der Folge der Partialsummen unserer Reihe zeigen, da diese monoton steigend ist. > convert(1/(i*(i-1)),fullparfrac,i); (5.1.3) > normal(%); 1 Damit haben wir die Reihe (5.1.4) als Teleskopreihe sicher im Griff inklusive Konvergenz und Grenzwert: > 1+sum(1/(i*(i-1)),i=2..infinity); 2 Offenbar ist (5.1.5) wegen > normal(1/i^2-1/((i-1)*i)) < 0; is(%) assuming i>1; true und damit ist eine obere Schranke von (5.1.6) . Man beachte, die Bestimmung des Grenzwertes liegt wesentlich tiefer. Oben bekommen wir nur eine Abschätzung. ÜBUNG [01]: Benutze das obige Verfahren, um die Konvergenz der folgenden Reihen zu zeigen: 1.) für jedes 2.) > Sum(1/n^i,n=1..infinity); Sum(1/n!,n=0..infinity); (5.1.7) > DENKANSTOSS: Betrachte das obige Verfahren aus Sicht des Majorantenkriteriums aus dem Abschnitt Absolute Konvergenz von Reihen. Beispiel: Ein weiteres Beispiel, in dem Maple den Grenzwert bestimmen kann: > sum((-1)^i/i,i=1..infinity); (5.1.8) Die Konvergenz folgt aus dem Leibnizkriterium: M A T H: Ist eine monoton fallende Nullfolge, dann konvergiert die Reihe . ist eine monoton fallende Nullfolge. Wieder ist die Bestimmung des Grenzwertes schwierig. Überhaupt lässt sich an dieser Stelle das Wort Bestimmung nicht so klar fassen. Gemeint ist: Der Grenzwert ist eine Zahl, die wir bereits aus einem anderen Kontext kennen. Es könnte auch in einem schwächeren Sinne bedeuten, dass wir die Zahl mit Fehlerschranke approximieren können. Letzteres ist mehr, als nur einige Partialsummen auszuwerten: > Digits:=5: map(n->evalf(sum((-1)^i/i,i=1..n)),[$100..120]); map(n->evalf(sum((-1)^i/i,i=1..n)),[$1000..1020]); map(n->evalf(sum((-1)^i/i,i=1..n)),[$5000..5020]); Digits:=10: (5.1.9) > evalf(-ln(2)); (5.1.10) Man sieht die langsame Konvergenz, müsste aber noch arbeiten, um dies quantitativ zu fassen. M A T H: Wenn Reihen nicht konvergieren, kann dies verschiedene Ursachen haben. Wir belassen es bei zwei einfachen Übungsaufgaben dazu. ÜBUNG [02]: 1) Zeige, dass die beiden Reihen > sum((-1)^i,i=1..infinity); (5.1.11) und > sum(1/sqrt(i),i=1..infinity); (5.1.12) nicht konvergieren. 2) Erkläre anschaulich die Unterschiede in der nicht-konvergenz der beiden Reihen. Formale Potenzreihen und konvergente Potenzreihen Wir möchten abschließend noch Potenzreihen betrachten. In eine formale Potenzreihe oder können wir erst einmal immer nur die einsetzen. Manchmal ist mehr möglich: M A T H: Ist eine Reihe eine formale Potenzreihe, so liefert jedes , welche konvergent sein kann oder auch nicht. BEISPIEL: > Sum(q^n,n=0..infinity)=sum(q^n,n=0..infinity); (5.2.1) ist auf zwei Arten aufzufassen: Entweder als Identität in , wo wir als Unbestimmte auffassen, oder in , wo wir als komplexe Zahl auffassen. Im zweiten Fall muss aber gelten, weil sonst die Reihe divergiert. ÜBUNG [03]: Zeige die Divergenz von im Fall a) durch Anwendung der endlichen geometrischen Summe, b) durch Konvergenzbetrachtung der zugehörigen Folge . >