Vergiftungen durch Pflanzen Inhaltsverzeichnis

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Vergiftungen durch Pflanzen Inhaltsverzeichnis
Vergiftungen durch Pflanzen
Inhaltsverzeichnis
Vergiftungen durch Pflanzen...................................................................................................... 1
Inhaltsverzeichnis ....................................................................................................................... 1
Allgemeine Anmerkungen .......................................................................................................... 2
Welche Wildkräuter werden mit Giftpflanzen verwechselt? .................................................... 3
Erste Hilfe-Maßnahmen nach Aufnahme von Giftpflanzen ....................................................... 4
Klinische Therapie ...................................................................................................................... 4
Giftpflanzen ................................................................................................................................ 5
Blauer und Gelber Eisenhut - Aconitum napellus, A. vulparia, Ritterspornarten Delphinium elatum, Consolida regalis und C. ajacis ............................................................. 5
Herbstzeitlose - Colchicum autumnale .................................................................................. 6
Gefleckter Schierling - Conium maculatum............................................................................ 7
Eibe - Taxus baccata ............................................................................................................... 8
Europäisches Pfaffenhütchen - Euonymus europaea ............................................................ 9
Rizinus - Ricinus communis .................................................................................................. 10
Gemeiner und Rosmarin-Seidelbast - Daphne mezereum, D. cneorum............................. 11
Schwarzes Bilsenkraut - Hyoscyamus niger, Tollkirsche - Atropa bella-donna, Alraune Mandragora officinarum und Stechapfel - Datura stramonium , Engelstrompete –
Brugmansia sanguinea ......................................................................................................... 12
Kartoffel - Solanum tuberosum, Schwarzer Nachtschatten - S. nigrum, Bittersüßer
Nachtschatten - S. dulcamara und Tomate - Lycopersicon lycopersicum ........................... 13
Adonisröschen - Adonis vernalis, Maiglöckchen - Convallaria majalis, Schwarze Nieswurz –
Helleborus niger, Oleander - Nerium oleander, Fingerhut - Digitalis species ..................... 14
Goldregen - Laburnum anagyroides..................................................................................... 15
Lupinen-Arten - Lupinus species und Besenginster – Cytisus scoparius (Syn. Sarothamnus
scoparius) ............................................................................................................................. 16
Kirschlorbeer – Prunus laurocerasus, Eberesche – Sorbus aucuparia, Zwergmispel –
Cotoneaster species, Bittermandel – Prunus dulcis var. amara .......................................... 17
Steinkleearten - Melilotus species, Waldmeister - Galium odoratum, Weinraute - Ruta
graveolens, Riesenbärenklau - Heracleum mante-gazzianum, Wiesenbärenklau - H.
sphondylium ......................................................................................................................... 18
Rote und weiße Zaunrübe – Bryonia cretica (Synonym: Bryonia dioica) und Bryonia alba 19
Wolfsmilch-Arten - Euphorbia species wie z.B. Zypressenwolfsmilch - E. cyparissias....... 20
Stechpalme - Ilex aquifolium ................................................................................................ 21
Kornrade - Agrostemma githago, Efeu - Hedera helix, Einbeere - Paris quadrifolia........... 22
S. 1
Dieffenbachien - Dieffenbachia species, Sauerklee - Oxalis acetosella, Polygonaceae:
Ampfer-Arten - Rumex species, Rhabarber-Arten - Rheum species .................................... 23
Aronstab - Arum maculatum ................................................................................................ 24
Hahnenfußgewächse wie z.B. Hahnenfuß - Ranunculus species, (Busch)Windröschen Anemone species, Küchenschelle - Pulsatilla species, Leberblümchen - Hepatica species,
Nieswurz - Helleborus species.............................................................................................. 25
Schwarzer Holunder, Zwerg- und Traubenholdunder - Sambucus nigra, S. ebulus, S.
racemosa, Gemeiner und Wolliger Schneeball: Viburnum opulus, V. lantana,
Heckenkirschen - Lonicera species....................................................................................... 26
Fragen zur Lernkontrolle ...................................................................................................... 27
Literatur ................................................................................................................................ 27
Internetseiten (auch mit zahlreichen Pflanzenbildern) ....................................................... 27
Allgemeine Anmerkungen
Wie kommt es zu Vergiftungen durch Pflanzen?
• Missbräuchliche Anwendung von Pflanzen, die Halluzinationen hervorrufen.
• Schwere Pflanzenvergiftungen werden vornehmlich durch Tollkirsche (Atropa belladonna), Stechapfel (Datura stramonium) und Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) hervorgerufen
• Kinder, die mit Pflanzenteilen spielen und sie dabei essen.
• Der Goldregen (Laburnum anagyroides) verursacht z.B. bei Kindern, die mit Früchten
und Samen spielen, häufiger Vergiftungen.
• Verwechslungen mit essbaren Wildkräutern
• Immer wieder werden auch durch den Verzehr von Blättern der Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) nach Verwechslung mit Bärlauchblättern (Allium ursinum) Todesfälle registriert. Obwohl Maiglöckchen (Convallaria majalis) erst später im Jahr mit ihren Blättern erscheinen und blühen, werden sie vor der Blüte ebenfalls mit Bärlauch
verwechselt, der Ende April, Anfang Mai jedoch schon zu blühen beginnt.
S. 2
Welche Wildkräuter werden mit Giftpflanzen verwechselt?
Wildkraut
Bärlauchblätter
Wiesenkerbelblätter
Tannen- oder
Fichtennadeln
Lorbeerblätter
(eigentlich nicht
heimisch)
Wilde Sauerkirschen
Mit zu verwechselnden Giftpflanzen
Blätter der Herbstzeitlose oder des Maiglöckchens (Achtung: wenn
der Bärlauch zu blühen anfängt, erscheinen oft an den selben
Standorten Maiglöckchenblätter. Aus dem Grund wird während der
Bärlauchblüte vom Sammeln der Blätter abgeraten).
Maiglöckchenkraut ist nicht tödlich giftig, führt zu Übelkeit,
Erbrechen und Durchfall, während die Herbstzeitlose tödlich giftig ist!
mit Blättern des gefleckten Schierlings (tödlich giftig), des Taumeloder Knollenkälberkropfes (führen vermutlich zu zentral-nervösen
Störungen wie zum Beispiel Taumeln etc.)
mit Nadeln der Eibe (tödlich giftige Verwechslung, wenn Tannenoder Fichtennadeln zur Hustensirupherstellung verwendet werden
sollen)
Blätter des Kirschlorbeers (nicht zwingend tödliche Verwechslung)
Faulbaumbeeren (führen zu drastischen Wasserverlusten
einhergehend mit Austrocknungsgefahr!)
Rosmarinblätter
Rosmarinheide (Blätter von Andromeda polifolia), unproblematische
Verwechselung
Sauerampferblätter Junge Blätter des Aronstabes (in roher Form verwendet führen sie zu
starken Reizungen im Verdauungstrakt, gekocht keine Vergiftungen,
da Scharfstoffe flüchtig sind)
HopfensprossZaunrübensprossspitzen (Blätter der beiden Pflanzen sehen sich
Spitzen
ähnlich; Zaunrübe führt zu sehr starken Reizungen im
Verdauungstrakt)
Wacholderbeeren
Beeren des Sadebaums (Juniperus sabina) (ggf. tödlich giftig)
Mahonienbeeren mit Stechpalme (zwar sind die Beeren der Stechpalme rot, wer das aber
blauer Farbe
nicht weiß, kann die Pflanzen aufgrund der ähnlichen Blattgestalt
verwechseln; jedoch besitzt die Mahonie Fiederblätter, die
Stechpalme hat nicht zusammengesetzte Blätter);
Stechpalmenfrüchte sind eher als mindergiftig einzustufen
Veilchenblätter
Scharbockskrautblätter (die jedoch nicht behaart sind und glänzen)
führen allenfalls zu Reizungen im Verdauungstrakt
Holunderbeeren
Attichbeeren (Attich ist als Staude nicht auffällig verholzt),
Traubenholunderbeeren sind rot, Attichbeeren sind schwarz. Sie
rufen Übelkeit und Erbrechen hervor
Rote Johannisbeeren Heckenkirschenbeeren, hier sind aber immer zwei Beeren
miteinander verwachsen, Schneeballbeeren (wachsen in
Scheindolden und nicht wie Johannisbeeren in Trauben), rufen
Übelkeit und Erbrechen hervor
S. 3
Erste Hilfe-Maßnahmen nach Aufnahme von Giftpflanzen
In diversen Giftpflanzenbüchern wird geraten, dass nach Aufnahme von Giftpflanzen unter
der Voraussetzung, dass der Betroffene bei Bewusstsein ist und bleibt, Erbrechen ausgelöst
werden sollte. Diese Erste Hilfe-Maßnahme ist umstritten, weil Erbrochenes in die Lunge
geraten kann und dort zu Verätzungen oder auch zu Ersticken führen kann. Die wichtigste
Erste Hilfe-Maßnahme ist die Gabe von medizinischer Kohle (bindet Giftstoffe) und danach
die Verabreichung von Natriumsulfatlösung (abführende Wirkung schleust Gifte aus dem
Körper).
Besonders wenn möglicherweise tödlich giftige Pflanzen aufgenommen wurden, ist
unverzüglich ein Arzt aufzusuchen oder der Rettungsdienst zu benachrichtigen, da weitere
klinische Maßnahmen erforderlich werden können.
Sollten Hilfesuchende in die Apotheke kommen, ist nach Vorlage von Pflanzenteilen
• die Pflanze zu identifizieren
• das Giftpotential abzuschätzen
• Erste Hilfe zu leisten (Gabe von Aktivkohle)
• und je nach Schweregrad der möglichen Vergiftung einen Notarzt zu rufen.
Der Hilfesuchende erwartet eine präzise Auskunft, welche Folgen die Aufnahme von
Pflanzenteilen für den Betroffenen haben wird. Hier sind Erklärungen erforderlich, dass
darüber auch bei möglich tödlich giftigen Pflanzen keine Aussagen möglich sind, denn:
• genaue Mengen, die verzehrt wurden, sind oft nicht bekannt
• Pflanzen verfügen in der Regel über variable Gehalte an Inhaltsstoffen
Es ist zur Ergreifung adäquater Maßnahmen vorteilhaft zu wissen, welche Pflanzen
möglicherweise tödlich giftig sein können und bei welchen Pflanzen allenfalls
gastrointestinale Beschwerden auftreten können.
Sollte der Aufwand zur Identifizierung einer Pflanze jedoch zu hoch sein und zu lange
dauern, ist es ratsam Aktivkohle zu geben und einen Notarzt zu informieren bzw. einen Arzt
aufzusuchen. Auch bei (noch) fehlender Vergiftungssymptomatik kann es sinnvoll sein, einen
Patienten unter ärztliche Beobachtung zu stellen.
Klinische Therapie
In der Klinik erfolgt die Entfernung von Giftstoffen mittels Magenspülung und durch Gabe
von Aktivkohle, die Giftstoffe an sich bindet. Darüber hinaus sind unterschiedliche ärztliche
Maßnahmen zur Linderung von Symptomen erforderlich. Ursächliche Therapie ist bei Giftpflanzen nach Resorption von Giftstoffen oft nicht möglich, da es mit Ausnahme der cyanogenen Glykoside (Blausäurevergiftung) jeweils kein bekanntes Antidot bei tödlich giftigen
Pflanzen gibt.
S. 4
Giftpflanzen
Blauer und Gelber Eisenhut - Aconitum napellus, A. vulparia,
Ritterspornarten - Delphinium elatum, Consolida regalis und C. ajacis
Giftstoffe
Veresterte Diterpen- und unveresterte Nor-Diterpen-Alkaloide,
z.B. Aconitin. Unveresterte Verbindungen sind weniger giftig als
veresterte. Unterschiede der Analysenergebnisse über das
Alkaloidmuster beruhen auf Umwandlungen beim Trocknen
und Lagern der jeweiligen Pflanzenteile, bevor sie analysiert
werden (beim Trocknungsvorgang erfolgt eine Esterhydrolyse).
Der Blaue Eisenhut (A. napellus) enthält als Frischpflanze in
allen Pflanzenteilen Aconitin (Knolle 0,3-2%, Blatt 0,2-1,2%,
Samen: 1-2%). Die letale Dosis beträgt für Erwachsene 3-6 mg
Aconitin  wenige Gramm Frischpflanze können schon tödlich
sein.
In Rittersporn-Arten sind offenbar weniger toxische AconitinDerivate enthalten.
Inzidenz
Innerhalb der letzten 25 Jahre kamen etwa 150 Beratungsfälle vor, nachdem Kinder eine
ungewisse Menge an Pflanzenteilen verzehrt hatten oder nach Aufnahme in suizidaler
Absicht. Da die Pflanze in der TCM therapeutisch genutzt wird, besteht die Gefahr von
Intoxikationen, indem von den dort gebräuchlichen Zubereitungsweisen zur Herabsetzung
der Toxizität der Pflanzenteile abgewichen wird, die zu Esterhydrolyse von Aconitin und
dessen veresterten Derivaten führen.
Vergiftungssymptome
Die Aufnahme der Giftstoffe erfolgt über unverletzte Haut oder nach oraler Aufnahme über
Schleimhäute des Verdauungstraktes.
Nach wenigen Minuten kommt es zu Brennen im Mund und Kribbeln in Fingern und Zehen,
Schweißausbrüchen, Verlangsamung des Pulses, Durchfall und Koliken und heftigen Schmerzen im ganzen Körper. Danach kommen Frösteln und Abnahme der Körpertemperatur, Lähmungen der Skelettmuskulatur, Herzrhythmusstörungen vor. Der Tod erfolgt bei vollem Bewusstsein unter ständiger Abnahme der Körpertemperatur nach 1 bis 3 Stunden durch Herzstillstand und Atemversagen.
Erste Hilfe
Gabe von Aktivkohle. Notarzt rufen und Aufnahme in die Klinik mit Notarztbegleitung.
Klinische Therapie
Magenspülung, Gabe von weiterer Aktivkohle. Es ist kein Antidot verfügbar, so dass nur eine
symptomatische Therapie erfolgt: Gabe hochdosierten Magnesiums und ggf. Antiarrhythmika zur symptomatischen Therapie von Herz-Rhythmusstörung, bei starker Bradykardie Gabe
von Atropin.
S. 5
Herbstzeitlose - Colchicum autumnale
Giftstoffe
Colchicin, ein Pseudoalkaloid. Alle Pflanzenteile enthalten Colchicin (höchster Gehalt in der Samenschale).
Inzidenz
Verwechselung der Blätter der Herbstzeitlosen mit Bärlauchblättern führen alle ein bis zwei Jahre zu Schlagzeilen in Tageszeitungen und verlaufen in der Regel letal. Die Kräuterliebhaber haben
sich als „markantes Merkmal“ für die Herbstzeitlose nur die Bogennervatur gemerkt und wunderten sich nicht über den fehlenden Geruch oder den abscheulich bitteren Geschmack des vermeintlichen „Bärlauch-Pestos“. Zuweilen wurden Drogen wie Heroin mit Colchicin gestreckt - mit entsprechend letalem Ausgang Drogenabhängiger. Auch bei therapeutischer Gabe von Colchicin sind Vergiftungen möglich.
Beachte unterschiedliche Standorte und Merkmale:
Bärlauch bevorzugt feuchte Standorte in Buchenwäldern, die Herbstzeitlose wächst auf
feuchten Auenwiesen.
Herbstzeitlose blüht im Herbst mit rosafarbenen Blüten. Der unter der Erde befindliche
Fruchtknoten wächst als Frucht im Frühjahr mit den wechselständig am Stängel angeordneten Blättern aus dem Boden (siehe Abbildung).
Ein Bärlauchblatt sitzt an einem eigenen Blattstiel.
Vergiftungssymptome
Bis zu 6 Stunden nach Verzehr treten keine Symptome auf.
Anschließend bis spätestens nach 12 Stunden ergeben sich
• Brennen und Kratzen im Mund- und Rachenraum und Schluckbeschwerden
• choleraähnliche Magen-Darm-Probleme (blutiger Durchfall, kolikartige Schmerzen),
Austrocknung, Störungen des Mineralhaushaltes, Krämpfe,
• Erstickungsgefühl und Blaufärbung der Haut durch zu geringe Sauerstoffaufnahme.
Später erfolgen
• Knochenmarksschädigungen und damit verbunden auch Blutgerinnungsstörungen,
• Organschädigung,
• aufsteigende Lähmung
Der Tod tritt durch Herzstillstand, Atemlähmung bzw. Organversagen infolge von Sepsis nach
2-3 Tagen ein. Die tödliche Dosis für Erwachsene beträgt 7- 200mg (im Mittel 20-80 mg) Colchicin, entsprechend etwa 5g Samen (Erwachsene) oder 50-60g Blätter (Erwachsene).
Erste Hilfe
Schocklagerung, Wärmezufuhr (warmen Tee oder Kaffee), Frischluft, sofort Notarzt verständigen und Einweisung in eine Klinik veranlassen.
Klinische Therapie
Magenspülung (Giftelemination kommt meist zu spät wegen langer Latenzzeit), Absaugen
von Duodenalsaft über Sonde und Aktivkohlegabe, (Unterbrechung des enterohepatischen
Kreislaufes). Ansonsten symptomatische Therapie, es gibt kein Antidot.
S. 6
Gefleckter Schierling - Conium maculatum
Giftstoffe
Der Giftstoff (Piperidinalkaloide z.B. Coniin und γ−Conicein)
kommt in allen Pflanzenteilen vor. Die noch nicht
ausgereiften Früchte weisen den höchsten Gehalt (3%,
bezogen auf das Trockengewicht) auf. Getrocknetes Kraut
enthält aufgrund der Flüchtigkeit des Coniins im Vergleich
zur frischen Pflanze einen geringeren Gehalt.
Inzidenz
Da der gefleckte Schierling nicht sehr verbreitet ist, spielt er
in der Beratungspraxis eher eine untergeordnete Rolle (die
Berliner Giftzentrale registrierte in 24 Jahren nur 37 Beratungsfälle). Bei Kindern, die Pflanzenteile verzehrt haben,
kam es häufig nur zu gastrointestinalen Beschwerden, da
der Geruch nach Mäuseurin und der Geschmack vor Aufnahme großer Mengen abhält. Einzelfallberichte von Kindern, die größere Mengen verzehrt haben, kommen aber vereinzelt
vor, die letal endeten.
Es ist nicht mehr praxisrelevant, dass aus Anbau stammenden Anisfrüchten Schierlingsfrüchte beigemengt sind.
Allenfalls könnte die Verwechslung mit dem in der Wildkräuterküche verwendeten Wiesenkerbel (hat gekerbte Stängel, die velourartig behaart sind) möglich sein, was jedoch bislang
noch nicht berichtet wurde, auch weil Wiesenkerbel eine im Spätfrühjahr blühende Apiaceae
ist, während der Gefleckte Schierling erst im Sommer blüht und fruchtet.
Vergiftungssymptome
Aufnahme über unverletzte Haut und oral über Schleimhäute (Mund und Magen-DarmTrakt).
Beginn der Symptome innerhalb von 1-2 Stunden:
Brennen im Mund, Lähmungen der Zunge und Erbrechen, Muskelzittern.
Danach erfolgt aufsteigende Lähmung, Kältegefühl und Gefühllosigkei, nach 1h –5h Tod
durch Atemlähmung.
Klinische Therapie
Magenspülung, Aktivkohlegabe Absaugen von Duodenalsaft über Sonde (Unterbrechung des
enterohepatischen Kreislaufes), Elektrolytsubstitution, Azidoseausgleich durch
Natriumbicarbonat, ggf. Intubation und Sauerstoffbeatmung, ansonsten symptomatische
Therapie.
S. 7
Eibe - Taxus baccata
Giftstoffe
Pseudoalkaloidgemisch bestehend aus Polyhydroxy-Diterpenen mit Taxan-Grundgerüst
(Vorkommen: in den Nadeln, dem Samen - nicht im Samenmantel - und der Rinde).
Inzidenz
In der Regel erfolgt die Einnahme letaler Mengen bei Erwachsenen in suizidaler Absicht,
wobei eine „Hand voll“ Nadeln bis zu einigen Esslöffeln von Nadeln aufgekocht wurden und
der Absud getrunken wurde.
Von Kindern werden häufig die mit einem roten, saftigen Samenmantel (Arillus) umgebenen
Samen verzehrt. Bleibt dabei der Samen unzerkleinert, sind keine Vergiftungen zu
befürchten. Eine statische Auswertung über einen Zeitraum von 10 Jahren aus den USA
zeigte, dass bei 11000 Ingestionsfällen mit Früchten, Kinder unter 6 Jahren bis zu 92,7%
beteiligt waren und davon 93% keinerlei Symptome und 7% geringfügige Beschwerden
aufwiesen, während bei nur 30 Kindern ernstere Intoxikationen erlitten.
Denkbar sind Vergiftungen durch Verwechslung der Eibennadeln mit Tannennadeln (aus
Tannennadeln kann ein schleimlösender Sirup hergestellt werden).
Vergiftungssymptome
1h nach Aufnahme von zerkauten Beeren (unter Zerstörung der Samen, möglicherweise zusätzliche Zufuhr von Nadeln) kommt es zu schmerzhaftem Durchfall, Weitstellung der Pupillen (Mydriasis) und Schwindel. Zunächst sind Atmung wie auch Puls vorrübergehend beschleunigt, dann langsamer werdend, es kommt zum Schwinden des Bewusstseins unter
starker Gesichtsblässe, Verlangsamung des Herzschlags (Bradykardie), Herzrhythmusstörungen (Arrhythmie), Blutdruckabfall sowie u.U. bereits nach 2 Stunden zu Koma und Tod durch
Kreislaufstillstand und Atemlähmung. Es ist unbedingt ein Arzt aufzusuchen.
Klinische Therapie
Magenspülung, Gabe von Aktivkohle, ansonsten symptomatische Therapie. Eine Kontrolle
der Blutgerinnung und der Leber- und Nierenwerte ist ratsam. Jedoch haben künstliche
Beatmung, Herzschrittmacher und andere Maßnahmen häufig den Tod nach Aufnahme
großer Mengen nicht verhindern können (Einzelfallbericht einer Rettung nach Gabe von
Lidocain i.v.).
Taxus baccata
Nacktsamer bringen keine Beeren
hervor!!!
Samen (giftig) mit rotem Samenmantel
(ungiftig)
Nadeln sind elastisch und flach
S. 8
Europäisches Pfaffenhütchen - Euonymus europaea
Giftstoffe
Pseudoalkaloide (Polyester eines Sesquiterpen-Polyols, z.B. Evonin) und herzwirksame Glykoside (z.B. Evoninosid mit Digitoxigenin als Aglykon).
Beide Inhaltsstoffgruppen sind in den Samen enthalten, über die Fruchtwand liegen keine
Untersuchungen vor. Blätter wie auch die Rinde enthalten herzwirksame Glykoside.
Inzidenz
Innerhalb eines Zeitraumes von 6 Jahren (1996 – 2002) berichtete die Berliner Beratungsstelle über 127 Beratungsfälle für das Europäische Pfaffenhütchen, das auch als Parkpflanze neben natürlichen Vorkommen anzutreffen ist. Die auffällig roten Früchte verleiten Kinder zum
Verzehr der sich wegen des bitteren Geschmacks in Grenzen hält. In jüngerer Zeit wurde
deswegen nur über leichte Vergiftungen berichtet. Nach Aufnahme von etwa 5 Früchten
(Kinder 2 Früchte) sind schwere Vergiftungen zu befürchten. Oft kommt es infolge von Übelkeit zu spontanem Erbrechen.
Vergiftungssymptome
Nach einer symptomfreien Zeit von 8-15 Stunden erfolgt zunächst Übelkeit, Beschwerden im
Magen-Darm-Trakt mit Erbrechen, Koliken, blutigen Durchfällen, Fieber, Kreislaufstörungen,
dann Herzrhythmusstörungen und tetanusartige Krämpfe.
Erste Hilfe (zusätzlich)
Nach Gabe von Aktivkohle und Verständigung des Notarztes warmen Tee trinken lassen und
Schockprophylaxe durchführen (Ruhe, Wärme).
Klinische Therapie
Magenspülung, Gabe von Aktivkohle, anschließend Elektrolytsubstitution durchführen.
Ansonsten symptomatische Therapie. Eine Kontrolle der Nierenfunktion ist anzuraten.
4-lappige, purpurrote Kapseln enthalten in ihren 4 bis 5 Fächern je einen mit orangefarbenen Samenmantel umgebenen
Samen. Diese hängen an Fäden aus den aufgesprungenen
Früchten heraus.
S. 9
Rizinus - Ricinus communis
Giftstoffe
Lektine (= Glyoproteine, z.B. Ricin), die besonders in den Samen lokalisiert sind.
Lektine sind auch in Samen von Fabaceae (Schmetterlingsblütlern) enthalten:
• Paternostererbse - Abrus precatorius,
• Feuerbohne - Phaseolus coccineus,
• Gartenbohne - Phaseolus vulgaris,
• Robinie - Robinia pseudoacacia
Inzidenz
Der ausgesprochen gute Geschmack verleitet Kindern wie auch Erwachsene dazu, den tödlich giftigen Rizinussamen zu verzehren. Obschon ein Rizinussame potentiell die erforderliche Menge an letalen Lektindosen überschreitet, hängt der Schweregrad der Vergiftung vom
Zerkleinerungsgrad des Samens ab, so dass Erwachsene den Verzehr von 15 Samen überlebt
haben (Einzelfallbericht).
Durch das Tragen von Ketten aus Rizinussamen kann es über Verletzungen zur Aufnahme
des Ricins kommen und allergene Proteine können hier anaphylaktische Reaktionen auslösen (Einzelfallbericht).
Vergiftungssymptome
Ricin und Lektine aus Fabaceaen-Samen sind gegenüber Proteinasen im Magen-Darm-Trakt
resistent. Sie werden rasch im Magen-Darm-Trakt resorbiert und nur geringfügig im Körper
durch Proteinasen inaktiviert. Sie führen zu verschiedenen Vergiftungserscheinungen wie
• Übelkeit, Durchfall, Schwindel,
• Thrombosen (durch Agglutination von Erythrozyten),
• Organschäden insbesondere bei der Leber, der Niere und Bauchspeicheldrüse (durch
Proteinsynthesehemmung),
• nach spätestens 2-3 Tagen Tod durch Kreislaufkollaps.
Da die Proteinsynthesehemmung sich erst nach einiger Zeit symptomatisch bemerkbar
macht, treten schwerwiegende Vergiftungserscheinungen oft mit einer Latenz von bis zu 24
Stunden auf.
Klinische Therapie
Giftelemination und symptomatische, krampflösende Therapie
Ricinus communis
S. 10
Gemeiner und Rosmarin-Seidelbast - Daphne mezereum, D. cneorum
Giftstoffe
Veresterte Diterpenoide (z.B. Daphnetoxin, Mezerein)
Inzidenz
Der scharfe und bittere Geschmack der roten Beeren schreckt vor übermäßigem Verzehr ab.
Jedoch reichen schon kleine Mengen („eine Hand vol“ Beeren) aus, um schwere Vergiftungen hervorzurufen. Daphnetoxin wurde in der Rinde und Mezerein in den Früchten von
Daphne mezereum nachgewiesen. Die Giftstoffe kommen vermutlich in allen Pflanzenteilen
mit Ausnahme des Fruchtfleisches vor. Bis in das 19. Jahrhundert wurde die Rinde (Cortex
Mezerei) zur Ableitungstherapie bei rheumatischen Beschwerden genutzt, ebenso die scharf
schmeckenden Früchte als Pfefferersatz. Heute sind die Drogen obsolet und Vergiftungen
deshalb selten. Allenfalls nachdem Kinder die wohlriechenden Blüten verzehren, kann es zu
Vergiftungen kommen (Einzelfallberichte).
Vergiftungssymptome
Vergiftungserscheinungen beim Menschen umfassen Niesen, Kratzen, Brennen im Mund,
Lippen- und Gesichtsschwellungen, Übelkeit, Fieber, Gastroenteritis, Koliken, Krämpfe, Benommenheit, Nierenschädigung, Herzjagen und zuletzt Kreislaufkollaps. Bei äußerlicher Einwirkung auf die Haut kommt es zu (Mundschleim)Hautrötung mit Blasenbildung. Bei Erwachsenen gelten 10-12 Beeren, bei Kindern bereits 6 Beeren als tödlich.
Klinische Therapie
Magenspülung, Gabe von Aktivkohle, Elektrolytsubstitution, Azidoseausgleich mit
Natriumbicarbonat, Kontrolle der , ansonsten symptomatische Therapie. Bei Reizungen auf
der Haut kühlende Umschläge, anaesthesierende Salben auf Hydrogelbasis.
S. 11
Schwarzes Bilsenkraut - Hyoscyamus niger, Tollkirsche - Atropa belladonna, Alraune - Mandragora officinarum und Stechapfel - Datura
stramonium , Engelstrompete – Brugmansia sanguinea
Giftstoffe
Tropanalkaloide (z.B. L-Hyoscyamin und Scopolamin) in allen Pflanzenteilen.
Inzidenz
Vergiftungen mit Früchten, Samen oder Blättern kommen eher in missbräuchlicher Absicht
vor. Erstaunlicherweise gibt es diverse Berichte über Menschen, die in Unkenntnis über die
Toxizität einen Blattsalat zubereitet haben oder die Samen als Gewürz oder als Antidot gegen Schlangenbisse verzehrt haben. Todesfälle werden besonders während heißer Sommertage durch Tollkirschen verursacht, da das Ausbleiben des Schwitzens zu Hyperthermie und
Tod durch Hitzschlag führte und die Betroffenen dieses offenbar bei der Dosierung nicht
einkalkuliert hatten.
Vergiftungssymptome
Tropanalkaloide werden schnell über Schleimhäute, aber auch über die intakte Haut in den
Körper aufgenommen.
Niedrige Giftstoffmengen führen zur Schwächung der Drüsentätigkeit, was mit verringerter
Verdauungssekretbildung (einhergehend mit spürbarer Mundtrockenheit) aber auch geringerer Schweißbildung mit Hyperthermie einhergeht. Gleichzeitig kommt es zur Beschleunigung der Herzfrequenz. Bei Erwachsenen führen höhere Dosen als 5mg L-Hyoscyamin zu
Halluzinationen, Weitstellung der Pupillen, Sprechstörungen, Herzjagen, zuletzt Koma und
Tod durch Atemlähmung.
Scopolamin wirkt peripher wie L-Hyoscyamin, führt aber in geringerem Umfang zu den oben
genannten Herzbeschwerden. Beim Scopolamin überwiegt die Lähmung des zentralen Nervensystems (ZNS = Gehirn und Rückenmark) unter gleichzeitiger, in hohen Dosen nicht umkehrbarer (irreversibler) Lähmung des Atemzentrums.
Klinische Therapie
Frühzeitige Magenspülung mit paraffingeöltem Schlauch, Gabe von Aktivkohle und
symptomatische Therapie.
Atropa belladonna
S. 12
Hyoscyamus niger
Datura stramonium
Kartoffel - Solanum tuberosum, Schwarzer Nachtschatten - S. nigrum,
Bittersüßer Nachtschatten - S. dulcamara und Tomate - Lycopersicon
lycopersicum
Giftstoffe
Pseudoalkaloide wie z.B. α-Solanin, vor allem in grünen Pflanzenteilen
Konkrete Aussagen über das Vorkommen der Inhaltsstoffe und ihren Gehalt in unterschiedlichen Pflanzenorganen lassen sich schwer treffen, da es innerhalb der Arten verschiedene
chemische Rassen gibt. Darüber hinaus variieren die Inhaltsstoffe abhängig vom Entwicklungszustand der Pflanzenorgane. In den Früchten einiger Rassen erfolgt während der Reife
zum Teil oder vollständig eine Umwandlung der Giftstoffe zu Stoffen, die eine geringere Giftigkeit aufweisen.
Vergiftungssymptome
α-Solanin bewirkt eine direkte Reizung der Schleimhäute im Magen-Darm-Trakt und verursacht bei Aufnahme in den Blutkreislauf eine Auflösung der roten Blutkörperchen. Nach Verzehr erfolgt zunächst Übelkeit, Durchfall, dann Weitstellung der Pupillen, Schwindel, Krämpfe, Fieber, Blut im Urin, Atemprobleme, Kreislaufkollaps (ggf. Abnahme der Atemfrequenz),
zuletzt Tod durch zentrale Atemlähmung. Zudem werden die Nieren geschädigt, da αSolanin z.T. unverändert über die Nieren ausgeschieden wird. Durch Hitze (beim Kochen)
wird der Giftstoff nicht unschädlich gemacht! Es ist unbedingt ein Arzt aufzusuchen.
Klinische Therapie
Magenspülung, Elektrolytsubstitution, ggf. Azidoseausgleich mit Natriumbicarbonat, bei
Krämpfen Diazepam i.v., bei Atemlähmung Intubation und Sauerstoffbeatmung, Kontrolle
der Nierenfunktion und des Blutbildes.
Solanum dulcamara (Bittersüßer Nachtschatten)
S. 13
Adonisröschen - Adonis vernalis, Maiglöckchen - Convallaria majalis,
Schwarze Nieswurz – Helleborus niger, Oleander - Nerium oleander,
Fingerhut - Digitalis species
Giftstoffe
Herzwirksame Glykoside
Inzidenz
Im Frühjahr kommt es sehr häufig zu Verwechselung von Bärlauchblättern mit Maiglöckchenblättern, die beide zuweilen am selben Standort anzutreffen sind. Die roten Beeren des
Maiglöckchens laden Kinder zum Verzehr ein. Dabei sind gastrointestinale Beschwerden
(Übelkeit, Erbrechen und Diarrhoe) auf das Vorhandensein von Saponinen in Maiglöckchenblättern und Beeren zurückzuführen. Aufgrund der sehr hydrophilen herzwirksamen Glykoside in Maiglöckchenblättern, werden diese kaum resorbiert und schnell eliminiert, so dass
kardiotoxische oder tödliche Vergiftungen unbekannt sind. Ähnlich verhält es sich bei Adonis-Arten, deren Aglyka auch sehr hydrophil sind (leiten sich von k-Strophantidin ab). Vergiftungen mit Adonis-Arten sind in der Literatur nicht bekannt. Helleborus-Intoxikationen bei
Menschen sind unbedeutend, hingegen gibt es Beratungsbedarf bei Oleanderblättern oder
-blüten, die von Kindern in geringer Menge aufgenommen wurden (meist mit gastrointestinalen Beschwerden) oder von Erwachsenen in suizidaler Absicht (10-15 Blätter) gekaut werden. Intoxikationen mit isolierten Digitaloiden kommen eher bei der therapeutischen Nutzung durch Überdosierung vor. Zwei bis drei Digitalisblätter wären zwar letal, jedoch kommt
es wegen des bitteren Geschmacks nicht zur Aufnahme derartiger Mengen und nach Aufnahme geringerer Mengen eher zu Übelkeit und Erbrechen.
Vergiftungssymptome
Die qualitative Wirkung aller herzwirksamen Glykoside ist gleich. Aufgrund unterschiedlicher
Verfügbarkeit der Herzglykoside ist die jeweilige Ausprägung der Giftigkeit unterschiedlich.
Leichte Vergiftungssymptome sind Übelkeit, Erbrechen, Koliken; schwerere äußern sich in
Atemnot, gestörtes Farbsehen, Benommenheit, Schwindel, psychotische Zustände,
Verwirrtheit, Blutdrucksteigerung, Arrhythmie, Verlangsamung des Herzschlags, Hemmung
der Reizleitung im Herzen bis hin zu Herzstillstand.
Klinische Therapie
Magenspülung, Gabe von Colestyramin (Durchbrechen des enterohepatischen Kreislaufs),
EKG- und Elektrolytkontrolle. Ansonsten symptomatische Therapie. Bei schwerer Vergiftung
auch Gabe von Digitalis-Antitoxin vom Schaf (Handelspräparat: Digitalis-Antidot BM).
Adonis vernalis
S. 14
Convallaria majalis Nerium oleander
Digitalis purpurea
Helleborus niger
Goldregen - Laburnum anagyroides
Giftstoffe
Der Giftstoff (Chinolizidin-Alkaloide, z.B. Cytisin) kommt in allen Pflanzenteilen vor und ist
besonders in reifen Samen angereichert. In den Samen sind auch Triterpensaponine
enthalten.
Inzidenz
Samen werden häufig von Kindern beim Spielen verzehrt. Deswegen nimmt der Goldregen in
der Beratungspraxis der Giftzentralen einen vorderen Rang ein. Aber auch die gelben Blüten
sind nicht unproblematisch: durch die Verwechselung mit Robinienblüten, die zuweilen als
Würzmittel verwendet werden, kann es zu Vergiftung kommen.
Vergiftungssymptome
Nach ¼h - 1h: Brennen im Mund und Rachen, Speichelfluss, Schweißausbrüche, Weitstellung
der Pupille und Schwindel. Dann folgt (oft blutiges) Erbrechen - bei Früchten auch bedingt
durch Saponine spontan auftretend, Tachykardie, Halluzinationen. Bei letalen Dosen erfolgt
Atemlähmung oder Kreislaufversagen. Tödliche Ausgänge nach Verzehr der Samen wurden
in der Vergangenheit auch in anderen Ländern nicht verzeichnet, da nach der Aufnahme von
Pflanzenteilen das Erbrechen häufig rasch einsetzt und eine Aufnahme größerer Giftstoffmengen verhindert. Bei Kindern können bereits zwei Samen leichte bis mittelschwere Intoxikationen hervorrufen.
Erste Hilfe
Anschließend nach den allgemeinen Maßnahmen viel warmen Tee trinken lassen.
Eine Einweisung in die Notfallaufnahme ist zu empfehlen, der Patient sollte unter Beobachtung stehen.
Klinische Therapie
Magenspülung, Instillation von Aktivkohle, Elektrolytsubstitution, ansonsten
symptomatische Therapie.
S. 15
Lupinen-Arten - Lupinus species und Besenginster – Cytisus scoparius
(Syn. Sarothamnus scoparius)
Giftstoffe
Chinolizidin-Alkaloide, z.B. Spartein (im Besenginster mit Chinidin-ähnlicher Wirkung), Lupanin (in der Lupine). In allen Pflanzenteilen des Besenginsters sind Alkaloide, insbesondere
Spartein gefunden worden. Die Samen beider Pflanzen enthalten Triterpensaponine.
Inzidenz
Vergiftungen wurden bei Kindern nach Verzehr von Lupinensamen beobachtet (94% der Fälle verliefen symptomlos, in nur 6% der Fälle kam es zu gastrointestinalen Beschwerden aufgrund der Saponine). Es gibt Süßmutanten der Lupine mit geringerem Alkaloidgehalt, die zu
Futterzwecken für Tiere verwendet werden. Zu Besenginster gibt es einen Fallbericht in der
Literatur, bei dem eine Humanintoxikation beschrieben wird, nachdem ein Mann über mindestens 6 Tage mehrere Tassen Besenginstertee pro Tag getrunken hatte.
Vergiftungssymptome
Nach Aufnahme von 0,01-0,1g Spartein kommt es nach ca. 20 Minuten mit einem Maximum
der Symptome nach 4 Stunden zu einem Abfall der Herzfrequenz und des Blutdrucks. Bei
leichteren Vergiftungen überwiegen Kopfschmerzen, Benommenheit, Augenflimmern, Doppelbildsehen, Anpassungsschwierigkeiten des Auges, Herzklopfen, Herzschmerzen, Prickeln
in den Gliedmaßen, Kraftverlust in den Beinen, feuchte und gerötete Haut.
Bei Überdosierung kann es nach 2-3 Stunden zu Lähmungen, Krämpfen und später Tod
durch Atemlähmung kommen. Tödliche Vergiftungen sind aufgrund der Saponine selten.
Erste Hilfe (zusätzlich)
Anschließend nach den allgemeinen Maßnahmen Schocklagerung, Wärme und
Frischluftzufuhr. Es ist unbedingt ein Arzt aufzusuchen.
Klinische Therapie
Magenspülung, Elektrolytsubstitution, Azidoseausgleich
mit Natriumbicarbonat, ggf. Plasmaexpandergabe, bei
Krämpfen Diazepam i.v., gegen Darmspasmen Atropin
(1mg alle zwei Stunden s.c.), ggf. Intubation und
Sauerstoffbeatmung. Empfohlen wird eine
Giftelimination
bei Aufnahme
von mehr als 2
Samen.
S. 16
Kirschlorbeer – Prunus laurocerasus, Eberesche – Sorbus aucuparia,
Zwergmispel – Cotoneaster species, Bittermandel – Prunus dulcis var.
amara
Giftstoffe
Cyanogene Glykoside (Blausäure an Zucker) setzen durch Spaltung der Zucker und anschließender Reaktion mit Salzsäure des Magens Blausäure frei. Obwohl sie in vielen Pflanzenfamilien verbreitet sind (besonders bei Rosaceae: Früchte von Eberesche, Zwergmispel, Blätter
und Früchte von Kirschlorbeer und Samen von Pfirsich, Aprikose und Bittermandel), sind
Vergiftungen selten.
Sorbus aucuparia (Eberesche, Vogelbeeren) verfügt über Pseudosorbinsäure, die eine stark
durchfallerregende Wirkung aufweist. Erst beim Kochen entsteht daraus Sorbinsäure, die
auch als Konservierungsstoff verwendet wird.
Inzidenz
Verwechselungen der Kirschlorbeerblätter mit Lorbeerblättern (keine heimische Pflanze!)
sind möglich. Die Früchte des Kirschlorbeers ähneln denen der Süßkirschen.
Schwerwiegende Intoxikationen in suizidaler Absicht sind nur nach Verzehr von größeren
Mengen an Bittermandeln und Aprikosensamen (aus Wildvorkommen stammend enthalten
sie einen höheren Gehalt an cyanogenen Glykosiden als die Kulturformen) zu erwarten
(tödliche Dosis von bitteren Mandeln bei Erwachsenen 50-80 Stück, bei Kindern 5-10 Stück).
Das liegt zum einen an der sehr langsamen Entstehung der Blausäure im Körper, zum
anderen an einer effektiven Selbstentgiftung des Körpers durch Rhodanasen, so dass eine
tödliche Blausäuredosis von 1mg/kg Körpergewicht nur schwer erreicht werden kann.
Zwar sind auch die Samen des Kirschlorbeers Amygdalinreich, aber Blausäurevergiftungen
sind nicht üblich, solange die Samen nach Verzehr der Früchte (enthalten auch geringe
Mengen an cyanogene Glykosiden) ausgespuckt werden.
Vergiftungssymptome
Es treten bei Vergiftungen Rotfärbung der Haut, Erbrechen, Krämpfe und Tod durch
Atemlähmung auf.
Klinische Therapie
Sauerstoffbeatmung, Zufuhr von Aktivkohle wirkt nicht, da sie Cyanid-Ionen kaum bindet,
Gabe von Methämoglobinbildnern (4-DMAP) oder Hydroxocobolamin (Cobalt weist eine
höhere Affinität zu Cyaniden auf als dreiwertiges Eisen). Das Antidot hebt die durch Cyanide
verursachte Blockade der Cytochromoxidasen unter Bildung von Cyanocobolamin auf, so
dass die mitochondriale Atmungskette wieder hergestellt werden kann.
Prunus laurocerasus (Kirschlorbeer)
S. 17
Steinkleearten - Melilotus species, Waldmeister - Galium odoratum,
Weinraute - Ruta graveolens, Riesenbärenklau - Heracleum mantegazzianum, Wiesenbärenklau - H. sphondylium
Giftstoffe
Cumarine oder Furanocumarine
Melilotus officinalis
Galium odoratum
Ruta graveolens
Heracleum sphondyllium
Vergiftungssymptome
Waldmeister und Steinkleekraut enthalten Cumarine.
Furanocumarine, die eine Lichtsensibilisierung hervorrufen,
sind in Weinraute und den beiden Bärenklau-Arten enthalten.
Von Cumarinen sind akute Vergiftungserscheinungen beim
Menschen einhergehend mit zentraler Lähmung und Atemstillstand aufgrund niedriger Konzentrationen nicht zu erwarten. Theoretisch denkbar ist jedoch eine Verstärkung
der Blutgerinnungshemmung nach Genuss von z.B. Waldmeisterbowle durch Wechselwirkungen mit gerinnungshemmenden Medikamenten wie z.B. Antikoagulantien vom
Cumarintyp (Vitamin-K-Antagonisten). Nach Verzehr größerer Mengen kann es zu Kopfschmerzen, Benommenheit,
Schwindel und Erbrechen kommen.
Furanocumarine sind phototoxisch. Das führt zu Rötungen
und Schwellungen der Haut, Blasenbildungen und Ablösung der äußeren Hautschichten (Epidermis) unter Schädigung der Basalzellschicht.
Erste Hilfe
Sterile Abdeckung der betroffenen Hautstellen (Furanocumarine); nach Verzehr von Pflanzenteilen, die Furanocumarine oder Cumarine enthalten, siehe allgemeine Erste HilfeMaßnahmen.
Klinische Therapie
Lokale Applikation von Hydrocortison (bei Photodermatitis durch Furanocumarine).
Bei Cumarinüberdosierung: Magenspülung, Aktivkohle, ggf. nach Verzehr toxischer
Cumarindosen Intubation und Beatmung sowie Kontrolle der Blutgerinnung.
S. 18
Rote und weiße Zaunrübe – Bryonia cretica (Synonym: Bryonia dioica)
und Bryonia alba
Bryonia cretica
Giftstoffe
Tetrazyklische Triterpenderivate, z.B. Cucurbitacine.
Einheimische, wildwachsende Pflanzen sind rote Zaunrübe
(Bryonia cretica) oder auch weiße Zaunrübe (Bryonia alba),
die schwarze Beeren hervorbringt. In den Wurzeln von
Bryonia cretica wurde neben Cucurbitacinen auch Lektine
gefunden. Die Beeren enthalten neben den Cucurbitacinen
auch ein giftiges Protein (Brydiofin).
Inzidenz
Nach älterer Literatur sollen 40 Beeren für Erwachsene und
15 Beeren für Kinder tödlich sein. Nach 6-8 Beeren kommt
es bereits zu Erbrechen. Schwerere Vergiftungssymptome
sind von der Berliner Giftzentrale berichtet worden.
Vergiftungssymptome
Cucurbitacine schmecken sehr bitter (deswegen ist zwar der Verzehr großer Mengen eher
selten, kommt aber in der Praxis vor) und sind hautreizend. Nach Verzehr kommt es zu
Erbrechen, blutigem Durchfall, vermehrtem Speichelfluss, Schwindel, Nierenreizung, Koliken,
Krämpfen, Nierenreizungen und Atemlähmung. Bei der Aufnahme von mehr als drei Beeren
von der Zaunrübe ist eine Beobachtung des Patienten in der Klinik zu empfehlen.
Erste Hilfe
Bei äußerlichem Kontakt, Haut und Schleimhäute (auch Augen) gut spülen, bei lokaler Reizung Hautblasen steril abdecken.
Nach Verzehr: Gabe von Aktivkohle.
Klinische Therapie
Magenspülung (CAVE: Inhaltsstoffe reizen, ggf. umstritten, da die Schleimhäute der Speiseröhre durch das Spülen doppelt geschädigt werden), Instillation von 10g Aktivkohle und Natriumsulfat ansonsten symptomatische Therapie.
S. 19
Wolfsmilch-Arten - Euphorbia species wie z.B. Zypressenwolfsmilch - E.
cyparissias
Giftstoff
Im Milchsaft sind reizende und cocarcinogene Diterpene
und Diterpenester (z.B. Euphorbiol) enthalten. Nur der
Weihnachtsstern (Euphorbium pulcherrima) waren keine
Diterpenester im Milchsaft enthalten.
Offenbar nimmt der Gehalt an Giftstoffen mit dem Alter der
Pflanzen zu. Bei Euphorbia cyparissias wurden im August/September stärkere hautreizende Effekte beobachtet
als im April/Mai.
Inzidenz
Kinder können beim Spielen, Erwachsene beim Gärtnern mit
dem Milchsaft in Berührung kommen. Zuweilen sind alte Überlieferungen (als Haarwuchsmittel oder zur Entfernung von Warzen) für Reizungen auf der Haut verantwortlich. Besonders im Herbst wird über Hautreizungen des Milchsaftes berichtet. Auch beim Stutzen von
succulenten Euphorbiaceae kann es zu Berührung mit dem Milchsaft kommen. Die Dauer
des Kontaktes sowie die Milchsaftmenge sind für Hautreizungen entscheidend. Wegen des
brennenden Geschmacks des Milchsaftes kommt es eher nicht zur Aufnahme toxisch relevanter Mengen.
Vergiftungssymptome
Die Milchsäfte wirken hautreizend. Bei äußerlicher Einwirkung kann es nach zwei bis acht
Stunden zu Rötung und Schwellung kommen, die nach 12 Stunden in Blasenbildung und
Gewebeschädigung (Nekrose) übergeht sowie auf den Schleimhäuten zur Zerstörung des
Gewebes führt, was am Auge zu Bindehautentzündung und zu Hornhautdefekten bis hin zu
Erblindung führen kann.
Nach Verzehr kommt es zu entzündlichen Schleimhautreizungen im Mund und
Gastrointestinaltrakt, Erbrechen und Durchfall. Nach oraler Zufuhr und Resorption sind
Weitstellung der Pupillen, Herzrhythmusstörungen, Delirien, Lähmungen und
Kreislaufkollaps möglich.
Erste Hilfe
Nach Kontakt mit dem Milchsaft sind Schleimhäute und Hautpartien unverzüglich mit Wasser abzuspülen, so dass es nicht zur Ausbildung der Reizerscheinungen kommt.
Gegen die Reizungen im Magen-Darm-Trakt Gabe von schleimhaltigen Drogen wie Eibischblättertee oder vorgequollene indische Flohsamenschalen.
Klinische Therapie
Bei Krämpfen Diazepam, ggf. Vitaltherapie.
S. 20
Stechpalme - Ilex aquifolium
Giftstoff
Triterpensaponine, nicht cyanogene Nitrile
Inzidenz
Stechpalme wird mit roten Früchten und den glänzend ledrigen Blättern als Weihnachtsdekoration verwendet, wobei Kinder die auffällig roten Beeren zuweilen essen.
Vergiftungserscheinungen
Vergiftungen äußern sich allenfalls in Form von Übelkeit und Erbrechen, Schmerzen im
Magen-Darm-Trakt und Durchfall. Für Erwachsene ist erst bei Verzehr größerer Mengen an
Stechpalmenbeeren (ca. 20-30) eine schwere Vergiftungssymptomatik zu erwarten. Bei
Kindern können zwei Beeren zu Erbrechen führen. Gemäß Literatur (Frohne, Pfänder) kam es
nur in 7% von 1000 Beratungsfällen zu Beschwerden im Magen-Darm-Trakt. Todesfälle sind
in neuerer Zeit nicht beschrieben worden und sind nur in älterer Literatur erwähnt worden.
Klinische Therapie
Nach Verzehr von bis zu 5 Beeren ist außer Flüssigkeitsausgleich keine Maßnahme
erforderlich. Bei Verzehr von mehreren Beeren Gabe von Aktivkohle und ggf. Magenspülung
(ist auch nach mehreren Stunden sinnvoll).
Verwechselung
Die Blätter der Stechpalme werden zuweilen mit den Fiederblättern der Mahonie
verwechselt. Mahonienbeeren sind weitgehend unproblematisch. Sie sind blau gefärbt und
weisen Gerbstoffe auf. Die Mahonienbeeren wurden früher zur Färbung von Rotwein
eingesetzt.
 Ilex aquifolium
Mahonia aquifolium 
S. 21
Kornrade - Agrostemma githago, Efeu - Hedera helix, Einbeere - Paris
quadrifolia
Giftstoffe
Saponine
Inzidenz
In der Vergangenheit führte die saponinhaltige Kornrade (Agrostemma githago) durch Verunreinigung des Getreides durch ihre Samen zu Reizungen der Schleimhäute im MagenDarm-Trakt. Der Verzehr von Efeubeeren (Hedera helix), die auch im reifen Zustand bitter
schmecken (und vor übermäßigem Verzehr abschrecken), führte zu leichten Vergiftungserscheinungen insbesondere bei eineinhalb- bis fünfjährigen Kindern mit Bauchkrämpfen, Erbrechen, Gesichtsrötung und Schläfrigkeit, was vorwiegend auf die Saponine zurückzuführen
ist. Dagegen kommt es beim Zurückschneiden des Efeus aufgrund weiterer Inhaltsstoffe (Polyine wie z.B. Falcarinol) zu Reaktionen auf der Haut (Kontaktdermatitis).
Vergiftungen mit Beeren der Einbeere (Paris quadrifolia) sind selten.
Vergiftungserscheinungen
Neben Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Engstellung der Pupillen wurden in der Vergangenheit keine schweren Vergiftungssymptome durch die aufgeführten Saponin-Pflanzen
registriert. Die Steroidsaponine aus Paris quadrifolia sind resorbierbar und führen im Tierversuch in Dosen von 1-10 mg/kg/KG zu Blutdrucksenkung, und Anstieg der Herzamplitude
und des Tonus. Einbeerenfrüchte führten aber neben den für Saponine bekannten Beschwerden allenfalls in der Vergangenheit zu Miosis.
Erste Hilfe
Gabe von Aktivkohle, Elektrolytausgleich, Flüssigkeitszufuhr.
Klinische Therapie
Magenspülung, Instillation von 10g Kohle und Natriumsulfat. Symptomatische Therapie, insbesondere nach Resorption von Saponinen.
Agrostemma gitargo
Paris quadrifolia
Hedera helix
S. 22
Dieffenbachien - Dieffenbachia species, Sauerklee - Oxalis acetosella, Polygonaceae: Ampfer-Arten - Rumex species, Rhabarber-Arten - Rheum
species
Giftstoffe
Oxalsäure
Inzidenz
Spektakulär sind die Calciumoxalat-Nadeln in ampullenförmigen Zellen von Dieffenbachia
species, die bei Berührung „explodieren“ und unter die Haut „geschossen“ werden. Es
kommt zu starken Hautreizungen nach Berührung dieser Zierpflanze.
Vereinzelt sind Vergiftungsfälle aus der Familie der Polygonaceae bekannt, nachdem z.B. ein
Kind rohe Blätter von Rheum rhabarbarum (Gartenrhabarber) verzehrt hatte oder ein gesundheitlich vorgeschädigter Mann mit einer Suppe nach Verwechselung von Krausem Ampfer etwa 6-8 Gramm freie Oxalsäure aufgenommen hatte, was für ihn letal verlief. Zu beachten ist, dass verschiedene Polygonaceaen in den Blättern und Wurzeln auch Anthranoide
enthalten.
Vergiftungserscheinungen
Oxalsäure wirkt lokal reizend auf Haut und Schleimhäuten. Nach Aufnahme über den Darm
in das Blut und Verteilung im Körper kann es zu Kristallisation von schwer löslichem
Calciumoxalat in Geweben und damit verbundenen Organschädigungen kommen (dabei sind
Schwellungen und Entzündungen verschiedener Organe bis hin zu Organversagen
beschrieben worden). Bei Überdosierung sind Nierenversagen und Ikterus bei einem Kind
nach Verzehr von Gartenrhabarberblättern beschrieben worden.
Erste Hilfe
Sofort viel Milch trinken.
Klinische Therapie
Magenspülung mit Calciumgluconatzusatz; ggf. 20%ige Calciumgluconatlösung i.v., Kontrolle
der Nierenfunktion, ggf. Vitaltherapie.
Dieffenbachia species (Dieffenbachie)
Oxalis acetosa (Sauerklee)
S. 23
Aronstab - Arum maculatum
Giftstoffe
Oxalsäure und deren Salze in allen Pflanzenteilen, flüchtige Scharfstoffe unbekannter chemischer Natur in den Blättern
Inzidenz
Kinder verzehren zuweilen die süßlich schmeckenden, roten Beeren. Junge Blätter des
Aronstabes können mit Sauerampferblättern verwechselt werden. Werden die Pflanzenteile
gekocht oder getrocknet, werden flüchtige Scharfstoffe abgereichert.
Vergiftungssymptome
Die flüchtigen Scharfstoffe führen zu Schmerzen auf Schleimhäuten (auch im Mund). Reizungen im Gastrointestinaltrakt können auf Oxalsäure und/oder Scharfstoffe zurückzuführen
sein. Nach Frohne, Pfänder gleichen Intoxikationen denen einer Oxalsäurevergiftung.
Erste Hilfe
Gabe von Mucilaginosa (gequollene indische Flohsamenschalen), Aktivkohle
Klinische Therapie
Primäre Giftelimination nach Aufnahme größerer Mengen; symptomatische Therapie.
S. 24
Hahnenfußgewächse wie z.B. Hahnenfuß - Ranunculus species,
(Busch)Windröschen - Anemone species, Küchenschelle - Pulsatilla species, Leberblümchen - Hepatica species, Nieswurz - Helleborus species
Giftstoffe
Protoanemonin (4-Hydroxy-penta-2,4-diensäure), das sich beim Trocknen in das unwirksame
Dimere Anemonin umwandelt. Protoanemonin bindet an SH-Gruppen von Enzymen und
inaktiviert diese.
Inzidenz
Intoxikationen mit Hahnenfuß-Arten sind selten. Schabockskraut (Ranunculus ficaria), das
wegen seines Vitamin-C-Gehaltes im Frühjahr als Salatbeigabe verwendet wird, ist die Aufnahme größerer Mengen möglich (eine Person berichtete über Übelkeit und Erbrechen nach
Zubereitung eines Salates). Frohne, Pfänder berichten, dass Kinder zuweilen HahnenfußArten gegessen haben, wobei es in nur 10% der Fälle zu Übelkeit und Erbrechen kam. Vergiftungen beim Menschen sind mit Buschwindröschen, Küchenschelle, Leberblümchen eher
unwahrscheinlich.
Vergiftungserscheinungen
Protoanemonin wirkt haut- und schleimhautreizend. Nach Verzehr kann es zu Störungen im
Magen-Darm-Trakt kommen.
Erste Hilfe
Mucilaginosa gegen Schleimhautreizungen geben.
Klinische bzw. ärztliche Therapie
Nach Verzehr größerer Mengen Magenspülung, Instillation von 10g Aktivkohle, Elektrolytsubstitution (ggf. symptomatische Therapie).
Ranunculus species
(Hahnenfuß)
Ranunculus ficaria
(Schabockskraut)
S. 25
Schwarzer Holunder, Zwerg- und Traubenholdunder - Sambucus nigra,
S. ebulus, S. racemosa, Gemeiner und Wolliger Schneeball: Viburnum
opulus, V. lantana, Heckenkirschen - Lonicera species
Giftstoffe
Saponine, bei Sambucus-Arten: Harze, die durch Hitzeeinwirkung (Abkochen, Verarbeitung
zu Marmeladen) inaktiviert werden, bei Sambucus nigra: wenig (unproblematische) cyanogene Glykoside in den Früchten, höherer Gehalt in den Blättern
Inzidenz
Kinder verzehren die auffällig gefärbten Beeren, so dass jährlich zahlreiche Anfragen bei
Giftzentralen eingehen. Heckenkirschen weisen stets zwei sich gegenüberstehende Früchte
mit roter oder schwarzer Farbe auf.
Vergiftungssymptome
Nach Verzehr der Früchte aller aufgeführten Arten kann es zu gastrointestinale Beschwerden
kommen. Bei Heckenkirschen-Arten sind dafür etwa 30 Beeren erforderlich, bei
Holunderarten (besonders Sambucus ebulus) reichen wenige roh verzehrte Beeren aus, um
Brechreiz und Diarrhoe zu verursachen
Klinische Therapie
Bei Einnahme weniger Beeren sollte man sich abwartend verhalten und den Betroffenen
beobachten. Bei schweren Beschwerden sind symptomatische Maßnahmen erforderlich.
Verwechselung
Häufig wird der wollige Schneeball aufgrund der Gestalt der Blätter mit Johannisbeeren
verwechselt. Beeren des giftigen Attichs können mit schwarzem Holunder verwechselt
werden, Attich ist stets krautig und bildet keine verholzten Stängel aus.
 Viburnum opulus (gemeiner Schneeball)
Sambucus ebulus (Attich)↓
 Sambucus
racemosa
(Traubenholunder)
S. 26
Fragen zur Lernkontrolle
•
Nennen Sie Pflanzen, die tödlich giftig sein können, die auf der Haut zu Reizungen führen
und die Magen-Darm-Störungen wie Übelkeit und Erbrechen hervorrufen können.
• Welche Erste Hilfe-Maßnahmen sind nach dem Verzehr giftiger Pflanzen vorzunehmen?
• Welche Giftpflanzen sind Ihnen in Ihrer unmittelbaren Umgebung (auch zur Apotheke)
aufgefallen?
• Mit welchen Pflanzen können folgende Giftpflanzen verwechselt werden?
o Stechpalme
o Gefleckter Schierling
o Sauerampfer
o Sauerklee
o Herbstzeitlose
o Maiglöckchen
o Attich
o Aronstab
o Eibe
Literatur
Frohne, Pfänder: Giftpflanzen, 5. Auflage 2004, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH
Stuttgart
 Informationen über Toxizität sind mit aktuellen Informationen der Giftzentralen abgeglichen; am Ende des Buches sind Blätter abgebildet, die eine Bestimmung erleichtern sollen;
ansonsten sind die Pflanzen nach (überalteter) Familieneinteilung geordnet und es dauert
ggf. lange, bis man vorgelegte Pflanzen mit Hilfe des Buches identifiziert hat. Die Pflanzen
und Pflanzenteile sind sehr detailliert bebildert.
Nowack: Notfallhandbuch Giftpflanzen, 1997, Springer Verlag
 Informationen über Toxizität lehnen sich an ältere Literatur an und sind nicht mit aktuellen Informationen von Giftzentralen abgestimmt. Der nach Merkmalen gegliederte Bestimmungsschlüssel ist, in Bezug auf botanische Fachbegriffe dilettantisch. Abbildungen von
Pflanzen sind weniger detailliert als bei Frohne, Pfänder. Das Buch ist von einem Notfallmediziner verfasst und liefert für Ärzte Informationen in Bezug auf die klinische Therapie von
Vergiftungen durch Pflanzen.
Roth, Daunderer, Kormann: Giftpflanzen Pflanzengifte, 4. Auflage 1994, ecomed verlagsgesellschaft AG&CO. KG, bzw. Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Sehr umfassendes Buch. Giftstoffe in Pflanzen werden detailliert aufgeführt, jedoch wird
die Toxizität der Pflanzen nur in Bezug auf die giftigen Inhaltsstoffe vorgenommen und nicht
mit aktuellen Erfahrungen der Giftzentralen nach Aufnahme von Pflanzenteilen abgeglichen.
Die Gliederung der aufgeführten Pflanzen erfolgt in alphabetischer Reihenfolge, weswegen
das Buch für die Bestimmung von Giftpflanzen ungeeignet ist.
Internetseiten (auch mit zahlreichen Pflanzenbildern)
www.giftinfo.uni-mainz.de/Deutsch/Pflanzen/Pflanzen-Index.html
www.meb.uni-bonn.de/giftzentrale/pflanidx.html
www.giftpflanzen.com
S. 27