Protokoll zur Informationsveranstaltung am 04. April

Transcription

Protokoll zur Informationsveranstaltung am 04. April
Integriertes Quartierskonzept Ernst
Ortsgemeinde Ernst
Informationsveranstaltung
Termin am 04. April 2016, 19:00 Uhr
Ortsgemeinde Ernst
Teilnehmer:
Funktion
Telefon
Barden, Joachim
Brechenser, Axel
Ortsbürgermeister Ernst
Mitarbeiter SLp
06742/8780-20
Münch, Michael
Hoheisel, Isabel
Projektleiter TSB
Mitarbeiterin TSB
Verteiler:
TN/Gemeinderatsmitglieder (über OB Hr. Barden)
Nichtanwesende:
Berens, Thomas
Michels, Peter
von Bredow, Sebastian
Hachenberg, Philipp
Klimaschutzmanager ukcz
VG Cochem
Mitarbeiter SLp
Mitarbeiter SLp
E-Mail
[email protected]
[email protected]
06721/98424-264 [email protected]
06721/98424-258 [email protected]
02671/61-216
02671/608413
[email protected]
[email protected]
Protokoll
1. Einführung
Ziel des Integrierten Quartierskonzepts ist eine nachhaltige Weiterentwicklung der Ortsgemeinde
Ernst. Durch geeignete Maßnahmen sollen Energie und somit auch klimaschädliche Emissionen
eingespart werden. Hierbei sind jedoch nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische, soziale
und kulturelle Aspekte zu beachten. Die Ortsgemeinde Ernst wird durch den Weinbau und den
Tourismus geprägt und lebt von seinem baukulturellen Erbe. Daher soll dieses erhalten und weiterentwickelt werden. Energiespar- und Klimaschutzmaßnahmen müssen so konzipiert werden, dass
sie die Struktur des Ortes berücksichtigen und das Ortsbild positiv weiterentwickeln statt es zu beeinträchtigen.
Bevor die energetische Ausgangssituation analysiert und die Machbarkeit verschiedener Maßnahmen berechnet wird, soll daher eine städtebauliche Analyse die Rahmenbedingungen klären, die
berücksichtigt werden müssen.
Integriertes Quartierskonzept Ernst - Informationsveranstaltung – 4. April 2016 -
1/7
2. Präsentation der Analyseergebnisse – Städtebau
Baukultur
Die städtebauliche Analyse der Ortsgemeinde Ernst basiert vor allem auf den Ergebnissen der Bestandsaufnahme, die im Januar von Mitarbeitern des Büros Stadt-Land-plus durchgeführt wurde.
Die erhobenen Daten wurden durch die Antworten aus den eingegangenen Fragebögen korrigiert
bzw. ergänzt. Insgesamt wurden 56 Fragebögen beantwortet, 26 beziehen sich auf Gebäude im
Quartier. Die Antworten von außerhalb der Quartiersabgrenzung wurden auch ausgewertet, um
Rückschlüsse auf vergleichbare Gebäude ziehen zu können.
Die Analyse der Baualtersklassen zeigt, dass es zwei historische, dichte Bereiche gibt – die Ortskerne
Nieder-Ernst und Ober-Ernst. In diesen beiden Bereichen am östlichen und westlichen Ende des
Quartiers gibt es fast ausschließlich Gebäude, die vor 1957 gebaut wurden (16. bis 19. Jahrhundert).
Dort konzentrieren sich auch die denkmalgeschützten Gebäude.
Der mittlere Bereich „Auf der Winneburg“ ist weniger dicht bebaut und wird von neueren Gebäuden (70er bis heute) geprägt. In diesem Bereich gibt es viele Gärten und Freiflächen. Entlang der
Moselstraße gibt es eine weitestgehend geschlossene Bebauung aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
Auffällig ist für das gesamte Quartier eine relativ homogene Bebauung. Über 60 % der Gebäude
wurden vor 1957 gebaut, die übrigen Baualtersklassen sind relativ ausgewogen mit je ca. 10 % vertreten. Die Gebäude sind vorwiegend zwei-geschossig, einige haben auch drei Vollgeschosse. Es
gibt 61 % Einfamilienhäuser aber auch jeweils ein Drittel Reihen- und Mehrfamilienhäuser (darunter
auch Hotels). Das Ortsbild wird durch die vielen unverputzten Bruchsteingebäude geprägt. Diese
fallen durch eine schlichte, symmetrische Fassadengestaltung auf und unterscheiden sich v.a. durch
kleine Details am Gauben und Fensterrahmen – Vielfalt in der Einheit.
Vereinzelt gibt es auch Fachwerkgebäude in der Ortsgemeinde Ernst, einige davon stehen unter
Denkmalschutz. In ihrer gestalterischen Vielfalt prägen sie die Identität der einzelnen Nachbarschaften. Informationstafeln an einigen Gebäuden informieren den Betrachter über dessen Besonderheiten.
Einige Hotelgebäude aus dem 1970er Jahren versuchen sich durch ihre Fassaden- und Dachgliederung in die kleinteiligen, historischen Strukturen einzufügen. Aus heutiger Sicht ist deren Gestaltung
jedoch nicht gelungen bzw. es gibt Potenzial für eine Weiterentwicklung. Auch bei den Neubauten
zwischen den alten Ortskernen kann man keinen regionalen Bezug erkennen. Dies ist typisch für deren Bauzeit in einer zunehmend globalisierten Welt und individualisierten Gesellschaft.
Für eine nachhaltige Weiterentwicklung des Ortes sollte das baukulturelle Erbe gestärkt und bei Sanierung sowie Neubau auf lokale, natürliche Materialien und eine ortstypische Gestaltung geachtet
werden. So kann ein besonderer moselländischer Ort erhalten werden, der von Besuchern geschätzt wird. Die Energie- und Klimaschutzmaßnahmen sollen dazu beitragen, dass die Ortsgemeinde Ernst auch für die Bewohner langfristig attraktiv bleibt.
Gebäudetypologie
19; 13%
Baualtersklassen
14; 8%
9; 6%
bis57
EFH
61; 41%
37; 25%
RH
MFH
NWG
58-68
22; 13%
69-78
15; 9%
107;
64%
79-94
95-heute
31; 21%
Integriertes Quartierskonzept Ernst - Informationsveranstaltung – 4. April 2016 -
2/7
Sanierungszustand
Die Daten zum Sanierungszustand der Gebäude kommen aus der Befragung.
Über die Hälfte der Befragten haben seit 1981 ihre Fenster erneuert. Die Hälfte der Modernisierungen fand nach 2000 statt. Die Fassadendämmung ist hingegen eine selten umgesetzte Maßnahme in
der Ortsgemeinde Ernst (10 von 56).
Dies ist aufgrund der historischen Bausubstanz weder verwunderlich noch schlecht. 29 von 56 Befragten haben bereits ihr Dach gedämmt, die Kellerdecke wurde hingegen nur 6 mal genannt. Abhängig davon wie viele Gebäude unterkellert sind, könnte das eine vielversprechende Maßnahme
sein.
Nutzungen
Das Quartier ist gut durchmischt. Nach dem Wohnen ist das Gastgewerbe die häufigste Nutzung.
Viele Gebäude sind gemischt genutzt. Bspw. die Weingüter, die sowohl dem Gewerbe, als auch
Wohnen, Handel oder Gastgewerbe zugeordnet werden können. Die öffentlichen Gebäude konzentrieren sich zentral im Gebiet um die Kirche. Das Gastgewerbe ist vorwiegend an der Mosel zu
finden. Neben einigen Hotels gibt es in der Ortsgemeinde Ernst auch viele kleinere Angebote, von
Weingütern über Pensionen, Ferienwohnungen bis zu Gästezimmern.
Die steigenden Übernachtungszahlen zeigen, dass in der Ortsgemeinde Ernst von seinen Besuchern
geschätzt wird aber auch, wie wichtig die Besucher für den Ort sind.
Integriertes Quartierskonzept Ernst - Informationsveranstaltung – 4. April 2016 -
3/7
3. Präsentation der Analyseergebnisse – Energie
Die Auswertung der Beheizungsstruktur über die Fragebögen zeigt, dass Erdgas, gefolgt von Heizöl,
in der Ortsgemeinde Ernst die wichtigsten Energiequellen sind. Demnach ist auch die Abhängigkeit
von nicht beeinflussbaren Faktoren groß und die Energieversorgung der Gemeinde unterliegt starken Preisschwankungen. Auffällig ist auch der hohe Anteil von Scheitholz – die traditionelle, dörfliche Form der erneuerbaren Energieversorgung.
Energetische Sanierung
Unabhängig von der Energieversorgung sollte versucht werden, möglichst wenig Energie zu verbrauchen. Der Energieverbrauch ist abhängig von:
 Aufbau der Gebäudehülle (verwendeten Baustoffen und Konstruktionen)
 Anlagentechnik
 Nutzerverhalten
Zur Darstellung von Energie- und Kosteneinsparpotenzialen der privaten Wohngebäude werden Gebäudesteckbriefe nach Gebäudetypen und Baualtersklassen erstellt:
 EFH bis 1957
 EFH 1958 – 1968
 EFH 1969 – 1978
 EFH 1979 – 1974
 EFH 1995 – heute
Diese Steckbriefe sollen exemplarisch für die jeweilige Gebäudegruppe den typischen Aufwand und
Nutzen verschiedener Sanierungsmaßnahmen zeigen. Verglichen mit den (eingesparten) Kosten einer Erdgasheizung wird dargestellt, wann sich die einzelnen Maßnahmen amortisieren – selbst finanzieren. Außer dem Austausch von Fenstern amortisieren sich im gezeigten Beispiel alle Bauteile
innerhalb ihrer Lebenszeit.
Integriertes Quartierskonzept Ernst - Informationsveranstaltung – 4. April 2016 -
4/7
Individuelle Energieberatung
Die Steckbriefe sollen Gebäudeeigentümern als Entscheidungshilfe dienen.
Am Freitag, den 29. April 2016 gibt es zusätzlich die Möglichkeit eine individuelle und kostenfreie
Energieberatung der Verbraucherzentrale in Anspruch zu nehmen. Zwischen 09:30 Uhr und 16:30
Uhr können Bürger aus der Ortsgemeinde Ernst sich nach vorheriger Terminvereinbarung im Bürgerhaus beraten lassen.
4. Nahwärme: Zwischenergebnisse und weitere Schritte
In der Befragung äußerten 34 Bürger und Bürgerinnen Interesse an einem Nahwärmeanschluss, 16
gaben an kein Interesse zu haben (im Quartier: 16 ja; 5 nein). Das entspricht knapp 70 % (im Quartier: 62 %). Dieses Ergebnis kann nicht auf die restlichen Bürger, die keine Angaben gemacht haben,
übertragen werden. Es ist davon auszugehen, dass der Fragebogen vorwiegend von Bürgern beantwortet wurde, die sich für das Thema interessieren und aufgeschlossen sind.
Allgemeines
 Nahwärme ist eine Chance für die Wärmeversorgung der Zukunft.
 Die Netze sind nahezu unabhängig vom eingesetzten Energieträger auf lange Zeit nutzbar ->
Infrastrukturmaßnahme.
 Der Betrieb von großen zentralen Wärmeerzeugern birgt große Effizienzpotenziale (Modernisierung amortisiert sich in der Regel relativ schnell).
Vorteile für den Hausbesitzer
 Kein Wartungs- und Reinigungsaufwand für den einzelnen Hausbesitzer
 Durch Preisstabilität sind die jährlichen Heizkosten planbarer (geringere Schwankung der an
Brennstoffpreise gebundenen, verbrauchsabhängigen Kosten)
 Auf Dauer in der Regel niedrigere Heizkosten
 Platzgewinn bei Ersatz eines HEL-Kessels durch den Wegfall der Öltanks
Integriertes Quartierskonzept Ernst - Informationsveranstaltung – 4. April 2016 -
5/7
Einer der größten Kostenpunkte bei einem Nahwärmenetz sind die Tiefbauarbeiten im Zuge der Kanalverlegung. Ziel sollte es daher sein, mit einer möglichst kurzen Leitung so viel Wärme, wie möglich zu verteilen.
In einem ersten Schritt wurde daher der Wärmeverbrauch des gesamten Quartiers bestimmt. Würden sich alle Gebäudeeigentümer an ein zukünftiges Nahwärmenetz anschließen, könnten wirtschaftliche Wärmegestehungskosten erreicht werden. Allerdings kann dieses Szenario bereits jetzt
ausgeschlossen werden. Daher werden diverse Insellösungen untersucht. Eine Nahwärmeinsel für
alle öffentlichen Gebäude, ggf. auch mit den benachbarten privaten Gebäuden, ist nach den ersten
(zurückhaltenden) Berechnungen möglich und kann wirtschaftlich umgesetzt werden.
Ab einem Wert von 500 kWhth/a fördert die KfW Nahwärmenetze. Unter Energieberatern gilt ein
Wert um die 1.000 kWhth/a als guter Wert. Demnach erreichen fast alle abgegrenzten Gebiete positive Werte.
Für genauere Berechnungen ist es wichtig, potenzielle Nahwärmeinseln zu identifizieren. Welche
Nachbarschaften sollten nach Meinung der Bürgerinnen und Bürger näher untersucht werden? Gibt
es Nachbarn, die sich vorstellen können, ihre Gebäude zukünftig gemeinsam zu beheizen? Wo passen Baustruktur, Beheizungsstruktur und Eigentümerstruktur möglichst optimal zusammen?
Solche Bereiche zu identifizieren und zu benennen ist nun die Aufgabe des Gemeinderates und der
interessierten Bürgerinnen und Bürger. Bitte reden Sie in der Ortsgemeinde Ernst über die Vor- und
die Nachteile dieser möglichen Infrastrukturmaßnahme. Die Zahlen für die gewünschten Gebiete
können dann von den Projektbearbeitern berechnet werden.
Integriertes Quartierskonzept Ernst - Informationsveranstaltung – 4. April 2016 -
6/7
5. Fragen und Diskussion
Müssen für jede Nahwärmeinsel eigene Heizzentralen gebaut werden oder werden sie durch Anschlussleitungen verbunden?
Beides ist möglich. Aber eine lange Leitung ohne Anschlüsse ist nicht sinnvoll. Die Heizzentrale für
eine kleine Wärmeinsel, bspw. für 5 benachbarte Gebäude, passt in einen normalen Heizungskeller.
Eine größere Heizzentrale könnte auch in einem leerstehenden Gebäude untergebracht werden.
Müssen die Gebäude bei einem Nahwärme-Anschluss mit Niedrigtemperatur geheizt werden?
Nein. Die Temperatur ist abhängig von der Art der Heizungsanlage und liegt bei den in-Frage-kommenden (vor allem Holzfeuerung) im üblichen Bereich von bis zu 80 °C Vorlauftemperatur.
Auch der Anschluss der Kirche ist möglich.
Das Bürgerhaus und das Vereinsheim werden zusammen geheizt aber haben zwei Heizkessel. Laut
Energieberater sollte einer am besten direkt abgestellt werden. Ist das eine sinnvolle Sofortmaßnahme?
Ja, unbedingt. Der gemeinsame Betrieb beider Heizkessel (abwechselnd und bei hohem Wärmebedarf zusammen) spart die Strahlungsverluste eines Kessels. In dem Zusammenhang sollten unbedingt die zwei älteren der drei Heizkreispumpen modernisiert werden. Die Beratungsergebnisse der
gemeinsamen Wärmeversorgung beider Gebäude mit Kirche und Kindergarten sollten noch abgewartet werden – in dem Fall ist eine neue Heizung erforderlich.
Was sollen Gebäudebesitzer tun, die Interesse an Nahwärme haben, aber deren Heiztechnik neu und
noch nicht abgeschrieben ist?
Auch für sie kann die Diskussion über Nahwärme interessant sein. Dann können schon frühzeitig
Interessengruppen für eine spätere Umsetzung gebildet werden. Kooperation und Kommunikation
sind für die gemeinschaftliche Wärmeversorgung notwendig!
6. Aufgaben
Welche Nachbarschaften sollen näher untersucht werden?
Bitte teilen Sie uns Ihre Wünsche mit:
Welche Gebäude könnten Ihrer Meinung nach gemeinsam beheizt werden?
Haben Sie Vorschläge, wo die Leitungen möglichst einfach und somit kostengünstig verlegt werden
können? (Kann die Leitung auf Ihrem Grundstück durch den Garten/Hof gelegt werden, sodass sie
nicht unter der Straße verlegt werden muss?)
Haben Sie weitere Ideen/Wünsche, welche Maßnahmen zum Energiesparen/Klimaschutz in der
Ortsgemeinde Ernst untersucht werden sollten? Teilen Sie uns diese bitte mit.
Sollten innerhalb der nächsten 3 Tage keine Einwände oder Ergänzungen von den im Verteiler
genannten Beteiligten gegen diesen Aktenvermerk vorgebracht werden, gehen wir von der Richtigkeit aus.
i.A. Axel Brechenser
M.Sc. Stadt- und Regionalplanung
Stadt-Land-plus, Boppard-Buchholz, den 06.04.2016
Integriertes Quartierskonzept Ernst - Informationsveranstaltung – 4. April 2016 -
7/7